38
Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 2011 1

Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

Das griechische Problem

© Anselm Dohle-Beltinger 2011 1

Page 2: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

Wirtschaftliche Lage

© Anselm Dohle-Beltinger 2011 2

Die Maßnahmen zur Reduzierung der Staatsausgaben (Lohnkürzungen für Staatsdiener; allgemeine Rentenkürzungen; Abschaffung von vielen Subventionen und Transfers) verringern die Kaufkraft der Griechen und damit deren Konsum.Ebenso wirken die Preiserhöhungen, die vor allem durch die Anhebung der Steuern (z.B. MwSt.) verursacht sind, reduzierend auf die Güterkäufe.Zugleich werden die Zinsen für neue Kredite immer höher und damit viele Einsparungen aufgezehrt.

Hinzu kommt, dass Unternehmen und Haushalte auch immer weniger Kredit zu immer schlechteren Bedingungen bekommen, mit dem sie z.B. Immobilien, Maschinen etc. kaufen könnten

Page 3: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

© Anselm Dohle-Beltinger 2011 3

Per 12/2010 EU 27 Deutschland Griechenland

Arbeitslose 9,5 % 6,6 % 14,1 %

Inflation 2,7 % 1,9 % 5,2 %

Budgetdefizit/ BIP

6,4 % 3,3 % 10,5 %

Gesamtschuld 9.828 Mrd 2.080 Mrd 329 Mrd

Gesamtschuld /BIP

80 % 83,2 % 142,8 %

Änderung BIP 1,9 % 3,8 % -8,8 %

BIP 12.266 Mrd 2.499 Mrd 230 Mrd

BIP/Kopf PPP 100% 119 % 89 %

Außenbeitrag + 132 Mrd -19 Mrd

Quellen:Eurostat epp.eurostat.ec.europa.eu INSM-Ökonomenblog www.insm-oekonomenblog.de Hellenic Statistical Authority www.statistics.gr Statistisches Bundesamt www.destatis.de Stand: 25.06.2011

Page 4: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

Auslandsverflechtung• Griechenland hat viel

Kredit aus dem Ausland aufgenom-men um die Staatsausgaben (bei hoher Steuerhinter-ziehung) und das hohe Leistungs-bilanzdefizit zu finanzieren (Import von Leistungen aus dem Ausland, weil heimische Ware nicht konkurrenzfähig im In- und Ausland).

© Anselm Dohle-Beltinger 2011 4

Mehr Aus- als Einfuhr

Mehr Ein- als Ausfuhr

Page 5: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

© Anselm Dohle-Beltinger 2011 5

Zusatzproblem für Griechenland: heimisches Kapital wird viel im Ausland versteckt (Steuerflucht); deshalb noch mehr Abhängigkeit von ausländischen Krediten.

Page 6: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

© Anselm Dohle-Beltinger 2011 6

Page 7: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

© Anselm Dohle-Beltinger 2011 7Kredite an Kreditnehmer in europäischen Risikostaaten lt. Stresstest der Europäischen Bankenaufsicht, veröffentlicht 15. Juli 2011

Page 8: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

Frankreichs Rolle

© Anselm Dohle-Beltinger 2011 8http://7marketspot.com/archives/5042

Page 9: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

© Anselm Dohle-Beltinger 2011 9

Read more: http://www.businessinsider.com/bis-europe-exposure-2010-6?op=1#ixzz1PqhHenSE

Page 10: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

Länderrisiko deutscher Banken lt. Stresstest Juli 2011

© Anselm Dohle-Beltinger 2011 10

Commerzbank demnach: 19.820 Mio € Forderungen

Page 11: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

Nach Murphy‘s Law könnte der Schaden noch steigen Bsp.: Commerzbank Zwischenbericht per 30.06.2011

• Angegebener Wert berücksichtigt für Griechenland eine Abschreibung von 21 % = 760 Mio € ausschließlich auf Staatsschuldtitel

© Anselm Dohle-Beltinger 2011 11

CRE: Commercial Real Estate = Finanzierung von UnternehmensimmobilienLaR: Loans and Receivables = Die Anleihe wird mit dem Kaufpreis bilanziert und über die Zeit hinweg auf 100% herauf oder herunter geschrieben. Ein mark-to-market gibt es hier nicht. Abschreibungen (Impairment) erfolgen nur dann, wenn die Zahlungen nicht wie vereinbart erfolgen. Das ist jetzt bei Griechenland der Fall.AFS: Available for Sale = Es erfolgt mark to market-Bewertung. Die Kursveränderungen reduzieren oder erhöhen direkt das Eigenkapital und laufen nicht über die Gewinn und Verlustrechnung (GuV). Erst im Impairmentfall erfolgt eine Belastung der GuV - wie jetzt für Griechenland.

Page 12: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

Ausfallrisiko

© Anselm Dohle-Beltinger 2011 12

26,4 Mrd 10,4 Mrd 11,4 Mrd 50 Mrd 5,6 Mrd 5,5 Mrd 5,4 Mrd

Kursiv rot: bilanzielles Eigenkapital per 30.06.2011

Unklar ist inwieweit Wertberichtigungen auf die Forderungen schon vorgenommen und berücksichtigt sind sowie der Umfang des Klumpenrisikos Quellen: Süddeutsche Zeitung 13.10.2011, S. 19; Zwischenberichte der Banken zum 30.06.2011

Page 13: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

Funktionsweise der BankenKrisenanfälligkeit und Krisenmanagement

Überlegungen zu den aktuellen Rettungsplänen für den Euro

13© Anselm Dohle-Beltinger 2011

Page 14: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

Die Banken als Finanzintermediäre• Das Klassische Finanzgeschäft der Banken sind Einlagen und

Kredite• Beides hängt miteinander zusammen:

– Banken können nur Geld ausleihen, das sie vorher eingesammelt haben

– Banken können Anlegern nur Zinsen auf deren Einlagen zahlen, wenn sie selber dafür mehr als diese Zinsen erlösen

• Banktypen: – Geschäftsbanken (GB; i.d.R. Geschäftsbeziehungen zu privaten

Haushalten und allen Unternehmen sowie Teilen des Staates) sammeln Einlagen und vergeben Kredite

– Zentralbank (ZB; Geschäftsbeziehungen nur zu Unternehmen des Finanzsektors und dem Staat) gibt das gesetzliche Zahlungsmittel aus, bekämpft Inflation, überwacht die Geschäftsbanken

– Geschäftsbanken-Modelle: • Trennbanken: Investmentbanken ↔ Kreditbanken (commercial banks)• Universalbanken

14© Anselm Dohle-Beltinger 2011

Page 15: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

Das Prinzip

GB

Konto-Kredite an private Haushalte

Konto-Kredite an oder SV von Unternehmen (U Ausgeber)

Konto-Kredite an oder SV vom Staat (St Ausgeber)

Anlage von Über-schüssen bei anderen GB oder ZB

Eigenkapital

Kontoguthaben der Kunden Erlöse aus dem

Verkauf von eigenen SV (GB Ausgeber)

Schuldverschreibung (SV; andere Begriffe: Renten, Anleihen, Obligationen, Festverzinsliche, selten: variable verzinsliche): Ein Kredit, der „verbrieft“ ist und i.d.R. an der Börse ge- und verkauft werden kann; Ausgeber schuldet dem Käufer Rückzahlung und Zins; Zins niedriger als für Kontokredit, aber hohe Ausgabekosten nur für sehr große Kredite geeignet

Kredite von anderen GBwollen z.T Pfand

ZB-Kreditewill ein Pfand

„Basel II“; i.d.R. 8%

der Kreditsumme

15© Anselm Dohle-Beltinger 2011

Page 16: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

Basel II

• Damit kein Bankkunde sein Kontoguthaben verliert, wenn von vielen Krediten wenige nicht zurückgezahlt werden, wurde vereinbart, dass Banken weltweit für jedes Risikogeschäft Eigenkapital bereitstellen müssen.

• Für „normale“ Kredite (Unternehmen ohne Rating) sind das 8% der Kreditsumme, für schlechte Kreditnehmer 12 % und bei Leistungsstörungen (durch gewinnmindernde Wertberichtigung bzw. Ausbuchung) 100% der Kreditsumme

• Konsequenz: – je größer die Zahl der schlechten Kreditnehmer, desto weniger

Eigenkapital steht für neue, gute Kunden zur Verfügung; – evtl. fehlt auch für alte gute Kredite das Eigenkapital; diese müssen ggf.

sogar gekündigt werden, da die schlechten meist keiner mehr abnimmt– macht die Bank Verluste, so verringert sich das Eigenkapital der Bank

und damit deren Fähigkeit, Kredite zu vergeben

16© Anselm Dohle-Beltinger 2011

Page 17: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

Bond-Ratings im VergleichStandard & Poor / Fitch

Moody‘s Bedeutung

AAA, AA Aaa, Aa erstklassige Industrie-, Bank- und Staatsadressen bzw. Schuldtitel, die dem Anleger eine risikolose Anlage bieten

A, BBB A, Baa Unternehmen mit einem guten bis durchschnittlichen Marktstanding. Deren Schuldtitel sind bei stabilen wirtschaftlichen Verhältnissen i.d.R. als sichere Wertpapieranlage anzusehen.

BB, B, CCC, CC Ba, B, Caa, Ca

Papiere mit spekulativem Charakter. Die Emittenten befinden sich in wirtschaftlichen bzw. finanziellen Schwierigkeiten, Zins- und Tilgungsleistungen sind nicht immer gewährleistet.

C, D C notleidende Titel; derzeit keine Zahlungen

© Anselm Dohle-Beltinger 2011 17

Einige Symbole werden von S&P und Fitch darüber hinaus noch mit Plus- oder Minuszeichen versehen, von Moody's mit Ziffern. Die Zusätze geben die relative Bedeutung des Schuldners innerhalb einer Bewertungsstufe wieder Quelle: Deutsche Bank AG

Page 18: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

Eigenkapitalbedarf nach Basel II

© Anselm Dohle-Beltinger 2011 18

Exposure (grob): In Anspruch genommener Kredit zzgl. Risiko aus bisher ungenutzter Kreditlinie abzüglich Kontoguthaben und evtl. einige wenige weitere Sicherheiten des Kreditnehmers, sowie abzgl. evtl. bereits erfolgte Wertberichtigungen auf den Kredit.

Hauptansatz von Basel III:Erhöhung Eigenkapitalforderung

Page 19: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

Geschäftspolitische Folgen von Basel II

• Wegen Knappheit von Eigenkapital und zugleich Suche nach hoher Rendite:– Stärkere Probleme geschwächter Unternehmen und Staaten

bei der Kreditsuche (weiter hierzu s.u.)– Präferenz der Staatskredite vor Unternehmens- und

Geschäftsbankenkrediten bei allgemein niedrigen Zinsmargen (vermehrt bei Niedrigzins)

– Präferenz für off-balance-Geschäfte (Beratung, teilweise Investment Banking und Wertpapierhandel, aber auch „special purpose vehicles“ der deutschen Banken zu Kauf und Verwaltung amerikanischer Subprime-Loans bzw. deren Derivaten) gegenüber normalem Kreditgeschäft

© Anselm Dohle-Beltinger 2011 19

Page 20: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

© Anselm Dohle-Beltinger 2011 20

Corporate Bonds(BBB)

Corporate Bonds(A)

Corporate Bonds(AA)

Jumbo-Pfandbriefe

Euro-Staatsanleihen

Bundesanleihen (AAA)

BörseStuttgart,>Tools/ Services>Zinsstruktur-kurve Stand 19.05.2009 / 18.05.2010

Page 21: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

Pfandsicherheit

• SV von erstklassigen Ausgebern (U, St) stellen eine gute Sicherheit für Kredite dar, da sie bei Zahlungsverzug sofort an der Börse verkauft werden können und damit Kredit und Zins bezahlt sind.

• Geliehen bekommt der Sicherheitengeber (hier die GB) 80-90% des aktuellen Börsenwertes der Anleihen

• Sinkt der Börsenwert einer Anleihe, so sinkt auch das damit besicherbare Kreditvolumen, das die GB von anderen GB und der ZB bekommen kann.

21© Anselm Dohle-Beltinger 2011

Page 22: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

Wie entstehen die Marktrenditen• Die Renditen auf den Märkten für die gleiche Schuldverschreibung ändern

sich laufend• Gründe:

– Änderung des Schuldnerrisikos: größeres Rückzahlungsrisiko (=schlechteres Rating) → höhere Rendite als Ausgleich

– Änderung der Kreditrestlaufzeit: wenn allgemein für kürzere Laufzeiten geringere Zinsen gezahlt werden, als für längere Kreditlaufzeiten, dann sinkt die Rendite im Laufe der Zeit

– Änderung des Inflationsrisikos: Geldanleger wollen am Ende der Anlagedauer nicht den Original-Geldbetrag zuzüglich Wartezuschlag, sondern den Original-Wert des Geldes (Menge erwerbbarer Güter muss gleich bleiben) zuzüglich Wartezuschlag. Bei Erwartung dauerhaft höherer Preisniveauanhebungen also höhere Renditen als Ausgleich

– Renditeverschiebungen für alternative Anlagen: die möglichen Käufer einer SV haben sowohl andere SVen wie auch andere Anlageformen (Kontoanlagen, Aktien etc.) zur Auswahl. Steigt die Rendite der Alternativen, sinkt das Angebot an Kapital für die SVen, sofern sie nicht eine höhere Rendite bieten → steigende Renditen.

– Kosten der Geldanlage: ändern sich die Kosten, die für die Anlageformen anfallen relativ zueinander, wir dies z.T. mit den Renditen ausgeglichen (z.B. Steuern nur auf Anleihen, nicht auf Aktien → höhere Renditen werden vereinbart)

– Änderung von Angebot und Nachfrage nach Kapital insgesamt: ändert sich die Relation Angebot /Nachfrage , so ändert sich die Rendite (geringeres Angebot → steigende Renditen)

22© Anselm Dohle-Beltinger 2011

Page 23: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

Verkäuflichkeit von Anleihen• Anleihen finden nur dann einen Käufer, wenn der Ausgeber der Anleihe

(Schuldner) bei der Kreditaufnahme (=Ausgabe/Emission) einen Zins dafür zahlt, der der aktuellen Rendite für Kreditpapiere gleicher Qualität entspricht

• Bei den meisten Anleihen ist der Zinssatz für die Laufzeit festgeschrieben

• Wie können bei veränderten Marktrenditen die Anleihen vom bisherigen Gläubiger weiterverkauft werden, wenn er Geld braucht?

• Durch Variation des Kaufpreises (KP; angegeben in % des Nominalbetrages)

• Höherer KP bedeutet– mehr Geld für den gleichen Zinsbetrag (Festzins*Nominalbetrag

der Anleihe) aufwenden → Rendite sinkt– bei KP > 100% mehr Geld bezahlt als i.d.R. zurückbezahlt wird

(normalerweise 100 % vom Nominalbetrag) Kapitalverlust, der ≙vom Zins ausgeglichen werden muss 23© Anselm Dohle-Beltinger 2011

Page 24: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

Kursverlauf Staatsanleihe Schuldner Griechenland; Fälligkeit 18.03.2011; ISIN CH0018062676

• Ausstattung: fester Zinssatz 2,75 % p.a.; Währung: sfr = Schweizer Franken) • Bei z.B. 1 Mio sfr ursprünglichem Kreditbetrag = Nominalbetrag der Anleihe (=

i.d.R. Kaufpreis bei Ausgabe): jährlicher Zinsbetrag 27.500 sfr

Rendite bei Kurswert (= An- und Verkaufspreis)102,7% in 09/2009 1.027.000 ≙sfr Kaufpreis für 1 Mio sfr Rückzahlung und 27.500 sfr Zins p.a. ca. 0,93 % p.a.;(Grobabschätzung: verliere bis 03/2011 2,7% Kurswert und gewinne 1,5 * 27.500/1.270.000 Zins = 1,5*2,68%)

86,5 % in 05/2010 865.000 sfr ≙Kaufpreis Rendite ca. 21,9 % p.a. (gewinne 13,5% Kurswert und 27,5Hauptgrund für Änderung: Ratingverschlechterung 24© Anselm Dohle-Beltinger 2011

Quelle: Comdirect.de, 19.05.2010

Page 25: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

Die Bankbilanz

AktivaSachanlagenForderungen

gegen Kunden andere GB

ZBFinanzanlagen

AktienSV

PassivaEigenkapital

Grundkapital± Gewinn/Verlust

FremdkapitalVerbindlichkeiten ggüber

KundenVerb. aus eigenen SVVerb. ggüber GBVerb. ggüber ZB

Verringert sich der Wert der SVen, so wird im Gegenzug das EK verringert, sofern die Gewinne in anderen Geschäftszweigen nicht zur Kompensation reichen;Folgen: weniger Kreditfähigkeit wegen EK und schlechtere Bewertung durch andere GB; weniger Pfandmasse für Liquiditätsleihe

25© Anselm Dohle-Beltinger 2011

Page 26: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

Fremd-

kapital

Fremd-

kapital

Zusammenhänge mit der Kreditvergabemöglichkeit

© Anselm Dohle-Beltinger 2011 26

Fremdkapital von Kunden

Eigenkapital

Ge-samtliquidität

Fremdkapital von GB und ZB

Mögliches Kredit-volumenNicht flächen-kongruent dargestellt zur Liquidität

Mindest-reserve

Erhöhung durch ZB

Konto-abhe-bun-gen

VerlusteAuffüllen der Liquiditätslücken mit Krediten von anderen Geschäftsbanken nur

z.T. möglich, da Misstrauen gegenüber betroffenem Institut bzw. gleiches Problem (bei Mindestreserve und evtl. Abhebungen = Bankenrun) evtl Kündigung vorhandener Kredite unausweichlich wenn ZB nicht hilft

EK-Anteil

EK-Anteil

Weniger Sicherheitenwert

Page 27: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

Aufgaben der Banken

1. Kapitalsammlung und Größentransformation– sammelt Einlagen aller Größenordnungen und

vergibt daraus Kredite in abweichenden Größen2. Risikotransformation

– schützt den Anleger vor Einzel-Ausfallrisiko der Kreditnehmer durch Zusammenstellung von Kreditportfolios

3. Fristentransformation und Zinsmanagement– bringt Fristen von Anlage und Kredit zum

Ausgleich und erwirtschaftet Erträge für Zinszahlungen an Anleger

27© Anselm Dohle-Beltinger 2011

Page 28: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

Zwei Klassen von Geschäftsrisiken

• Wertänderung

• Verfügbarkeit

28© Anselm Dohle-Beltinger 2011

Page 29: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

Probleme der Risikotransformation

1. Mengenkredit– Kredite im Mengengeschäft (z.B. Dispokredit)

ohne Einzelfallprüfung; Schutz vor Ausfall nur durch schiere Masse und hohe Zinsen

Dispo-Portfolio Einzelfall-PortfolioDurch Prüfung kleiner, aber risikoärmer

29© Anselm Dohle-Beltinger 2011

Schlechteres Risiko

bedeutet einen höheren EK-Bedarf und damit weniger Kreditvolumen; gleicher Ertrag des EK nur durch höhere Gewinne nach Risikoprämie

Page 30: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

Probleme der Risikotransformation2. Konjunkturelle Verschlechterung

– die Verschlechterung des Risikos erhöht sukzessive den Eigenkapitalbedarf für den Einzelkredit

– senkt Kreditfähigkeit und –willigkeit der Bank bei Alt- und Neukunden prozyklische Wirkung = in Wirtschaftskrise keine Überbrückungskredite und keine Investitionsfinanzierung für angeschlagene U.

– die gleiche Wirkung tritt durch Arbeitsplatzgefährdung auch im Bereich der Dispos auf

schlechteres Risiko

verringert zugleich Möglichkeit, sich davon zu trennen, wenn nicht rechtzeitig erkannt

durch allgemein schlechtere Wirtschaftslage und Einzelfehler

30© Anselm Dohle-Beltinger 2011

Page 31: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

3. Zu starkes Bankwachstum

– Meist wollen Banken bei guter Konjunktur sehr rasch durch Neukunden ihre Marktanteile steigern und verschlechtern dabei ihr Durchschnittsrisiko, weil die schlechteren Kreditnehmer am leichtesten die Bank wechseln (und scheinbar mehr Gewinn liefern, da weniger zinsempfindlich)

– Bei konjunktureller Verschlechterung entstehen dann überproportional große Lasten, die zu einer extrem restriktiven Kreditpolitik führen

Probleme der Risikotransformation

Schlechteres Risiko

verringert zugleich Möglichkeit, sich davon zu trennen, wenn nicht rechtzeitig erkannt

wegen zu ehrgeiziger Wachstumsziele

31© Anselm Dohle-Beltinger 2011

Page 32: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

Probleme der Risikotransformation4. Klumpenrisiko

– wenn mehrere Kreditnehmer oder Sicherheitengeber ein gemeinsames Merkmal aufweisen

• gleiche Branche (Marktgeschehen kann die Bonität all dieser Unternehmen gleichzeitig herabsetzen; z.B. Ölpest)

• gleiches Land (private Haushalte, Unternehmen und öffentliche Hand sind von gleichartigen Risiken bedroht, da die Wirtschaftsleistung der selben Volkswirtschaft für die Zahlung von Zins und Tilgung herhalten muss; hinzu kommen Risikofaktoren, wie z.B. ein Banken-Moratorium, d.h. die vorübergehende Einstellung der Zahlungen, die alle Sektoren beträfe)

• gleiche Sicherheit (z.B. zwar verschiedene Immobilien, aber am selben Ort in räumlicher Nähe)

• gleicher Arbeitgeber (für Konsumentenkredite und Baufinanzierungen)– wird dies nicht erkannt und hierfür nicht vorab ein erträglicher

Maximalbetrag gefunden, so droht bei Risikorealisierung erheblicher Schaden

• Beispiele: Die Kreditausfallversicherungen (CDS – Credit Default Swap) für die amerikanischen Subprime-Kredite kamen überwiegend von der Versicherung AIG, die ohne Staatsbürgschaft pleite gegangen wäre. Ohne Staatseingriff wären die Banken z.T. insolvent gewesen (und eine der größten Lebensversicherungsgesellschaften der Welt hätte auf die Policen nicht mehr leisten können.

• 1993 wurde die Immobilienhausse in den neuen Bundesländern nach der Pleite von Jürgen Schneider schlagartig beendet, weil die Banken sahen, dass sie Bauträgern in großem Maße Hoffnungswerte statt Sachwerte finanziert hatten. In der Folge hatten viele Bauträger auch im Westen große Finanzierungsprobleme

© Anselm Dohle-Beltinger 2011 32

Page 33: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

Liquiditätsmanagement• Die Bank muss

– den Bedarf an Geld für Kredite – den Abfluss von Mitteln z.B. durch Überweisungen und

Barabhebungenvorweg einschätzen.

• Mittelüberschüsse oder –defizite werden normalerweise über den Interbankenmarkt ausgeglichen

• gelingt dies nicht richtig, so wird sie insolvent, weil sie Kreditzusagen nicht erfüllen oder Überweisungen nicht ausführen kann.

• In Krisenzeiten stimmen die Standardannahmen über die normalen Zu- und Abflüsse nicht. Darüber hinaus kann der Interbankenmarkt illiquide sein (vgl. D Ende 2008)

© Anselm Dohle-Beltinger 2011 33

Page 34: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

Fristentransformation und Zinsmanagement

• Banken haben selten genau die Refinanzierungsmittel zur Verfügung, die sie auf der Kreditseite benötigen

• Beispiel Girokonten

• Deshalb werden viele Kredite nicht mit Geldanlagen gleicher Dauer refinanziert, sondern abschnittsweise

Jan Feb März April Mai...

Guthaben

Kredit

34© Anselm Dohle-Beltinger 2011

Page 35: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

Zusätzlicher Anreiz zur Fristentransformation

• Die Zinsen sind nicht für alle Laufzeiten von Geldanlagen und Krediten gleich hoch. Beispiel (Durchschnittsrenditen von Anleihen nach Restlaufzeit):

Es besteht ein Anreiz, zur Gewinnerhöhung langfristig ausgereichte Kredite (hoher Zinssatz) mit nur für kurze Zeit ausgeliehenem Geld (niedriger Zinssatz) zu refinanzieren.

Z.Zt. besteht Normalform der Zinsstrukturkurve

35© Anselm Dohle-Beltinger 2011

Quelle: Comdirect.de, 19.05.2010

Page 36: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

Mögliche Zusatzmarge Mögliche Zusatzmarge

Gewinnmaximierung durch Fristentransformation

© Anselm Dohle-Beltinger 2011 36

Zinssatz

Laufzeit

Einstandszins =Beschaffungskosten

KundenzinssatzNormalmarge

Page 37: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

Risiken der Fristentransformation

1. Beschaffungsrisiko– Kann der bisherige Refinanzierungsgeber immer

fristgerecht sein Geld zurückbekommen, weil man einen neuen Refinanzierungsgeber gefunden hat?

– Gilt eine Bank als ökonomisch schwachoder nicht einschätzbar, so erhält sie von den GB keinen Kredit mehr und mussKundenkredite kündigen oder wegen Illiquiditätschließen. = Situation weltweit nach Lehman und anscheinend in Spanien/Portugal vor Euro-Pakt

Kreditlaufzeit; z.B. 2 Jahre Refinanzierungsquellen z.B.ZB ZentralbankkreditTG Tagesgeldguthaben KundenKK GirokontoguthabenGB GeschäftsbankenkreditSV nicht verwendete Teile eigener SV

KK GB TG SV KK GB

37© Anselm Dohle-Beltinger 2011

Page 38: Das griechische Problem © Anselm Dohle-Beltinger 20111

Risiken der Fristentransformation2. Ertragsrisiko

– Diese Risikoart war 2008 bei der Depfa-Bank eingetreten: große Bestände einwandfreier Langzeitkredite waren nur kurzfristig refinanziert; wenn die Depfa überhaupt Geld von anderen Banken erhalten hätte, dann zu Zinssätzen, die zu enormen Verlusten geführt hätten

– Gleiches Risiko für südeuropäische Banken, wenn die Zinsen der Staatsanleihen steigen, da diese (u.a. wegen der Zuordnung zum Klumpenrisiko) vielfach den Referenzpreis für die eigene Geldbeschaffung bilden

KK GB TG SV KK GB KK TG KK GB

kalkulierte Zinseinnahme lt. Vertrag mit dem Kreditkunden

Tatsächliche Refinanzierungssätze

38© Anselm Dohle-Beltinger 2011

Kalkulierte Refinanzierungssätze