3
ZfP-Zeitung 70 • Juni 2000 63 Fachbeiträge Die F-GZP informiert: Das interne Audit K. Kolb Die Pflicht zur Durchführung inter- ner Audits ist ein Bestandteil der QS- Module aus der DIN EN ISO 9000- Reihe sowie des QS-Paketes für die Akkreditierung. Die Standarddefini- tion für ein Qualitätsaudit allgemein lautet (EN ISO 8402:1995): „Systematische und unabhängige Un- tersuchung um festzustellen, ob die qualitätsbezogenen Tätigkeiten und damit zusammenhängende Ergeb- nisse den geplanten Anordnungen entsprechen, und ob diese Anordnun- gen tatsächlich verwirklicht und ge- eignet sind, die Ziele zu erreichen.“ Das Qualitätsaudit wird typischer- weise auf ein Qualitätsmanagement- system oder auf Elemente davon, auf Prozesse oder auf Dienstleistun- gen angewendet. Solche Qualitäts- audits werden „Systemaudit“, „Ver- fahrensaudit“, „Dienstleistungs- audit“ genannt. Qualitätsaudits werden durch Perso- nen durchgeführt, die keine direkte Verantwortung in den zu auditieren- den Bereichen haben, wobei es aber wünschenswert ist, daß sie mit dem betreffenden Personal zusammenar- beiten. Der Zweck eines Qualitätsaudits ist die Beurteilung der Notwendigkeit von Verbesserungen oder Korrek- turmaßnahmen. Ein Qualitätsaudit sollte nicht mit Tätigkeiten der „Überwachung“ oder der „Prüfung“ verwechselt werden, die zum Zweck der Prozeßlenkung durchgeführt werden. Für den Sektor Zerstörungsfreie Werkstoffprüfung oder verbunden damit Technische Inspektionen sind zwei Auditarten hervorzuheben: Das Systemaudit. Darunter versteht man das Bewerten der Umsetzung und der Wirksamkeit von eingeführ- ten (Management-)Systemen, z.B. Qualitätsmanagementsystem, Um- weltmanagementsystem, Sicher- heitsmanagementsystem. Das Verfahrensaudit. Dieses wird angewandt zur Bewertung der Wirk- samkeit von Abläufen und Prozessen in einem Unternehmen oder einer Organisation. Ziel ist dabei die Be- wertung und Verbesserung der Ab- läufe zur Leistungserbringung. Dabei sind sowohl technische als auch ad- ministrative Prozesse zu betrachten. Diese Audits werden in Form von in- ternen Audits vom Unternehmen selbst durchgeführt. Sie dienen der kontinuierlichen Eigenbewertung von Systemen und Verfahren. In den Jahren der früheren Kompe- tenzbestätigung durch die GZP standen die Verfahrensaudits im Vor- dergrund. Mit Einführung der Akkre- ditierung Anfang der 90er Jahre und der aufgezwungenen Kreditnahme aus den 20 QM-Elementen der DIN EN ISO 9000-Serie setzte eine Ent- wicklung ein, welche sich nicht mehr so sehr an den Kernprozessen eines ZfP-Unternehmens orientiert, sondern schwerpunktmäßig an der strikten Ausrichtung mit Blick auf die 20 Qualitätselemente. Dies bedeutet, daß ein ZfP-Unter- nehmen in seiner Organisation durch die 20 Qualitätselemente be- schrieben wurde, welche sich teil- weise oder vielfach nicht am Arbeits- ablauf des ZfP-Unternehmens orien- tierten. Die Folge war ein Qua- litätsmanagementhandbuch, das zwischen den Audits im Akten- schrank deponiert wurde, da es nur mit Mühe und nur eingeschränkt anwendbar war. Die Folge war aber auch, daß bei ZfP-Unternehmen (und auch bei an- deren Institutionen!) zunehmend der Schwerpunkt auf Systemaudits und weniger auf Verfahrensaudits gelegt wurde. Um den derzeitigen Stand zu veran- schaulichen, werden nachfolgend die Inhalte des internen Verfah- rensaudits und Systemaudits näher beleuchtet. In Tabelle 1 sind die Charakteristika eines Verfahrensau- Tabelle 1: Gegenüberstellung von Auditarten Verfahrens-Audit Im Vordergrund steht die Beherr- schung eines Verfahrens/ Prozesses/ Ablaufes. Dazu werden alle Maß- nahmen, die hierzu getroffen sind, beurteilt. Mittel Verfahrensanweisungen (PAs, AAs), Richtlinien, Prozeßfähigkeit von Geräten, Protokolle / Dokumentation usw. Gegenstand des Audits Ein Prozeßverfahren in der ZfP, Einkauf, Vertrieb, Personalwesen oder schnittstellenübergreifend Wer wird informiert? Führungskräfte z.B. Einsatzleiter für ZfP System-Audit Hier wird die Wirksamkeit aller be- schriebenen QS-Maßnahmen im gesamten Unternehmen beurteilt. Mittel Gesamte allgemeine Dokumentation, Handbuch (QMH), Qualitätsaufzeichnungen (Audits, QM-Reviews, Prüfberichte) usw. Gegenstand des Audits Das Gesamt-System in einem Teil- bereich oder Gesamtunternehmen Wer wird informiert? Geschäftsleitung

Das interne Audit - ndt. · PDF fileZfP-Zeitung 70 • Juni 2000 63 Fachbeiträge Die F-GZP informiert: Das interne Audit K. Kolb Die Pflicht zur Durchführung inter-ner Audits ist

  • Upload
    dangnga

  • View
    219

  • Download
    2

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Das interne Audit - ndt. · PDF fileZfP-Zeitung 70 • Juni 2000 63 Fachbeiträge Die F-GZP informiert: Das interne Audit K. Kolb Die Pflicht zur Durchführung inter-ner Audits ist

ZZffPP--ZZeeiittuunngg 7700 •• JJuunnii 22000000

63

Fachbeiträge

Die F-GZP informiert:

Das interne AuditK. Kolb

Die Pflicht zur Durchführung inter-ner Audits ist ein Bestandteil der QS-Module aus der DIN EN ISO 9000-Reihe sowie des QS-Paketes für dieAkkreditierung. Die Standarddefini-tion für ein Qualitätsaudit allgemeinlautet (EN ISO 8402:1995):

„Systematische und unabhängige Un-tersuchung um festzustellen, ob diequalitätsbezogenen Tätigkeiten unddamit zusammenhängende Ergeb-nisse den geplanten Anordnungenentsprechen, und ob diese Anordnun-gen tatsächlich verwirklicht und ge-eignet sind, die Ziele zu erreichen.“

Das Qualitätsaudit wird typischer-weise auf ein Qualitätsmanagement-system oder auf Elemente davon,auf Prozesse oder auf Dienstleistun-gen angewendet. Solche Qualitäts-audits werden „Systemaudit“, „Ver-fahrensaudit“, „Dienstleistungs-audit“ genannt.

Qualitätsaudits werden durch Perso-nen durchgeführt, die keine direkte

Verantwortung in den zu auditieren-den Bereichen haben, wobei es aberwünschenswert ist, daß sie mit dembetreffenden Personal zusammenar-beiten.

Der Zweck eines Qualitätsaudits istdie Beurteilung der Notwendigkeitvon Verbesserungen oder Korrek-turmaßnahmen. Ein Qualitätsauditsollte nicht mit Tätigkeiten der„Überwachung“ oder der „Prüfung“verwechselt werden, die zum Zweckder Prozeßlenkung durchgeführtwerden.

Für den Sektor ZerstörungsfreieWerkstoffprüfung oder verbundendamit Technische Inspektionen sindzwei Auditarten hervorzuheben:

Das Systemaudit. Darunter verstehtman das Bewerten der Umsetzungund der Wirksamkeit von eingeführ-ten (Management-)Systemen, z.B.Qualitätsmanagementsystem, Um-weltmanagementsystem, Sicher-heitsmanagementsystem.

Das Verfahrensaudit. Dieses wirdangewandt zur Bewertung der Wirk-samkeit von Abläufen und Prozessenin einem Unternehmen oder einerOrganisation. Ziel ist dabei die Be-wertung und Verbesserung der Ab-läufe zur Leistungserbringung. Dabeisind sowohl technische als auch ad-ministrative Prozesse zu betrachten.

Diese Audits werden in Form von in-ternen Audits vom Unternehmenselbst durchgeführt. Sie dienen derkontinuierlichen Eigenbewertungvon Systemen und Verfahren.

In den Jahren der früheren Kompe-tenzbestätigung durch die GZPstanden die Verfahrensaudits im Vor-dergrund. Mit Einführung der Akkre-ditierung Anfang der 90er Jahre undder aufgezwungenen Kreditnahmeaus den 20 QM-Elementen der DINEN ISO 9000-Serie setzte eine Ent-wicklung ein, welche sich nichtmehr so sehr an den Kernprozesseneines ZfP-Unternehmens orientiert,sondern schwerpunktmäßig an derstrikten Ausrichtung mit Blick auf die20 Qualitätselemente.

Dies bedeutet, daß ein ZfP-Unter-nehmen in seiner Organisationdurch die 20 Qualitätselemente be-schrieben wurde, welche sich teil-weise oder vielfach nicht am Arbeits-ablauf des ZfP-Unternehmens orien-tierten. Die Folge war ein Qua-litätsmanagementhandbuch, daszwischen den Audits im Akten-schrank deponiert wurde, da es nurmit Mühe und nur eingeschränktanwendbar war.

Die Folge war aber auch, daß beiZfP-Unternehmen (und auch bei an-deren Institutionen!) zunehmendder Schwerpunkt auf Systemauditsund weniger auf Verfahrensauditsgelegt wurde.

Um den derzeitigen Stand zu veran-schaulichen, werden nachfolgenddie Inhalte des internen Verfah-rensaudits und Systemaudits näherbeleuchtet. In Tabelle 1 sind dieCharakteristika eines Verfahrensau-Tabelle 1: Gegenüberstellung von Auditarten

Verfahrens-Audit

Im Vordergrund steht die Beherr-schung eines Verfahrens/ Prozesses/Ablaufes. Dazu werden alle Maß-nahmen, die hierzu getroffen sind,beurteilt.

Mittel

Verfahrensanweisungen (PAs, AAs),Richtlinien,Prozeßfähigkeit von Geräten,Protokolle / Dokumentationusw.

Gegenstand des Audits

Ein Prozeßverfahren in der ZfP,Einkauf, Vertrieb, Personalwesenoder schnittstellenübergreifend

Wer wird informiert?

Führungskräftez.B. Einsatzleiter für ZfP

System-Audit

Hier wird die Wirksamkeit aller be-schriebenen QS-Maßnahmen imgesamten Unternehmen beurteilt.

Mittel

Gesamte allgemeineDokumentation,Handbuch (QMH),Qualitätsaufzeichnungen (Audits,QM-Reviews, Prüfberichte) usw.

Gegenstand des Audits

Das Gesamt-System in einem Teil-bereich oder Gesamtunternehmen

Wer wird informiert?

Geschäftsleitung

Page 2: Das interne Audit - ndt. · PDF fileZfP-Zeitung 70 • Juni 2000 63 Fachbeiträge Die F-GZP informiert: Das interne Audit K. Kolb Die Pflicht zur Durchführung inter-ner Audits ist

ZZffPP--ZZeeiittuunngg 7700 •• JJuunnii 22000000

64

Fachbeiträge

dits und eines Systemaudits gegenü-bergestellt.

In Tabelle 2 wird schematisch dieAnwendung auf Verfahren wie Un-ternehmensleitung, Qualitätsmana-gement, ZfP-Einsatzleitung, ZfP-Ver-fahren und Verwaltung dargestellt.

Während das Systemaudit zum Er-gebnis eine Bestätigung der Konfor-mität (oder auch eine Nichtbestäti-

gung) zum Ergebnis hat, muß durchdas Verfahrensaudit die erforderlicheKompetenz bestätigt werden.

Für die Systemaudits gibt es eineVielzahl von publizierten Checkli-sten. Dies dürfte auch der Grundsein, warum schwerpunktmäßigmehr System- als Verfahrensauditsdurchgeführt werden. Zwei Bei-spiele für Verfahrensauditbausteine

werden nachfolgend für den BereichMetallografie (Labor) in Tabelle 3und Durchstrahlungsprüfung (orts-veränderlich oder ortsfest) in Tabelle4 ohne Anspruch auf Vollständigkeitwidergegeben.

Diese Art von Checklisten müssenfür alle Fachbereiche/Prozesse (linkeSpalte von Tabelle 2) ZfP-unterneh-mensspezifisch erstellt und verwen-det werden.

Mit der Vorgabe insbesondere derneuen Norm DIN EN ISO/ IEC17025, welche die Konformitätsbe-stätigung nach DIN ISO 9001 oder9002 und die Kompetenzbestäti-gung nach DIN EN 45001 und nachISO Guide 25 zu einem Ganzen ver-eint, wird folgendes zu erwartensein:

Die Struktur der neuen QS-Papiere(DIN EN ISO/ IEC 17025 und ISO9001: 2000) wird sich an der zu be-schreibenden Organisation/ZfP-Un-ternehmen orientieren. Die Kernpro-zesse des Unternehmens bilden künf-tig den roten Faden des QM-Hand-buches.

Dies hat zur Folge, daß die Darstel-lung des QM-Systems das Tagesge-schäft des Unternehmens transpa-renter widergibt als dies in denzurückliegenden 10 Jahren der Fallwar. Dies hat automatisch zur Kon-sequenz, daß den Verfahrensauditswieder der Platz eingeräumt wird,den sie in den 80er Jahren insbeson-dere bei der GZP hatten.

Tabelle 2: Systemaudit als Werkzeug zur Konformitätsbestätigung für bestimmte Verfahren

1. Erfolgt die Probennahme entsprechend den Vorgaben in den Prüfvorschriften?

2. Erfolgt die Durchführung des Versuchs entsprechend den Vorgabenin den Prüfvorschriften?

3. Ist sichergestellt, daß die Probenlage im Hinblick auf den Untersuchungszweck ausgerichtet ist?

4. Wird durch die Präparation eine Probenoberfläche gewährleistet,die einen Bearbeitungseinfluß ausschließt? (Kaltverformung, Wärmeeinfluß, Rauhtiefe u.ä.)

5. Werden die Prüfflächen von Schleifmittel- und Fettrückständen,Staub bzw. Zellstoff befreit und eventuell vorhandene Grate beseitigt?

6. Ist eine ausreichende Probendicke sichergestellt, so daß bei einerWiederholungsprüfung ein genügender Anschliff zur Beseitigungder Tiefenwirkung der Schwefelsäure erfolgen kann?

7. Wird bei Prüfung unterschiedlicher schwefelhaltiger Stähle der Tatsache Rechnung getragen, daß diese unterschiedlich auf die eingesetzte Schwefelsäure reagieren?

8. Durch welche Maßnahmen werden Verwechslungen bei der Zuordnung der Probe zum jeweiligen Papierabdruck verhindert?

9. Welche Kriterien führen zu einer Wiederholungsprüfung?

Tabelle 3: VerfahrensauditBereich Labor: Metallografische Prüfung (Baumann-Methode

Page 3: Das interne Audit - ndt. · PDF fileZfP-Zeitung 70 • Juni 2000 63 Fachbeiträge Die F-GZP informiert: Das interne Audit K. Kolb Die Pflicht zur Durchführung inter-ner Audits ist

ZZffPP--ZZeeiittuunngg 7700 •• JJuunnii 22000000

65

Fachbeiträge

1. Prüfgruppe gemäß Auflage aus zwei Mann bestehend?

2. Ausreichend Personal-Qualifikation (DIN EN 473)?

3. Gültige Sehtestzeugnisse (maximal 12 Monate alt)?

4. Geräte entsprechend dem Stand der Technik und der Genehmigung (Auflagenerfüllung nach RöV undStrlSchV)?

5. Strahlenschutzanweisung. Eine Ausfertigung zur Verfügung?

6. Strahlenschutzbelehrung. Doku der letzten Belehrung.

7. Einrichtung und Kennzeichnung des Kontrollbereiches.

8. Jährliche Wartung der Gamma-Strahlengeräte - Aufkleber am Gerät?

9. Kennzeichnung der Gamma-Strahlengeräte einschließlich der zugehörigen Peripherie?

10. Sachverständigenüberprüfung der Gamma-Strahlengeräte(3-Jahresturnus)/ Röntgengeräte (5-Jahresturnus) - Aufkleber am Gerät?

11. Buchführung über den Umgang mit radioaktiven Stoffen (Ausgangs- und Eingangsdoku täglich)?

12. Geeignete Strahlenmeßgeräte in ausreichender Zahl auf Baustelle?

13. ZfP-RT nach Regeln, Normen und Vorschriften?

14. Prüfanweisungen (objektspezifisch oder allgemein)?

15. Handhabung und Lagerung der Röntgenfilme?

16. Zustand der Dunkelkammer?

17. Duka-Konstanzprüfung nach DIN EN 584 (oder Strichliste)?

18. Entsorgung der Chemie (Entsorgungsnachweise)?

19. Folien brauchbar bei FW oder Vacupac?

20. Ausblendvorrichtungen und/ oder Kollimatoren?

21. Densitometer (Kalibrierung, Dokumentation)?

22. Kalibrierungsstreifen für Densitometer (Zertifikat)?

23. Kennzeichnung der Durchstrahlungsaufnahme ausreichend. Reproduzierbarkeit gewährleistet. Zuordnung zu RT-Protokoll?

24. Bildgütenachweis geregelt, geforderte BZ erreicht?

25. Auswertung nach Norm (Auswertebedingungen und Bewertungskriterien)?

26. Protokoll vollständig (Angaben zum Objekt, prüftechnische Angaben, Befundangaben), Rückverfolgbarkeit sichergestellt?

Tabelle 4: VerfahrensauditBereich Baustelle - mobile ZfP: Durchstrahlungsprüfung