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1 DAS VERHALTEN des MUSLIMS gegenüber MUSLIMEN, MUSHRIKUN, KAFIRUN, FEINDEN, ANDEREN MITMENSCHEN und ANDEREM ganz ALLGEMEIN Zusammenstellung & Übersetzung: M.M. HANEL Anbei sind relevante Textstellen aus dem Qur'an (Muhammad ASAD, Übersetzung M.M. HANEL) gelistet. Eine Diskussion werde ich über diese Zitate schriftlich hier nicht führen, da ohnehin ausgiebige Kommentare von Muhammad ASAD beigefügt wurden. Allerdings bitte ich darum, Augenmerk darauf zu legen, welche qur'anischen Gebote sich explizit an die Muslime richten oder an Gläubige und andere Menschen (Frauen und Männer, Kinder Adams) ganz allgemein gemünzt und als ganz allgemeine Verhaltensvorschriften jedenfalls auch für Muslime gegenüber ALLEN Menschen aufzufassen sind. Natürlich gibt es für den Suchenden noch weit viel mehr Belege für die korrekte islamische Behandlung der Nächsten in Qur'an und Sunna zu finden. Vielleicht ist diese Zusammenfassung für manche ein Ansporn, nach diesen zu suchen? HADITH Der Prophet (Friede und Segen auf ihm) sagte: "Der Beste unter Euch ist der, der am besten zu seiner Frau ist, und ich bin ein Vorbild in der Behandlung meiner Familie.“ (Tirmizî) Er sagte auch: " “Der Beste, der Muslime, ist der, von dessen Hand und Zunge, die Menschen sicher sind.” [Muslim] “Die besten Menschen sind diejenigen, die den meisten Nutzen für den Rest der Menschheit erbringen.” [Daraqutni] „Der Beste unter Euch, ist der, der den Menschen am Nützlichsten ist" „Ihr werdet das Paradies nicht betreten, bevor ihr nicht barmherzig handelt“. Seine Anhänger sagten: „Wir sind doch alle barmherzig“. Er sagte: „Es ist nicht (nur) die Barmherzigkeit unter Euresgleichen, sondern die Barmherzigkeit gegenüber allen (Menschen); er wiederholte: die Barmherzigkeit gegenüber allen.“ “Die besten Menschen sind diejenigen, die bei der Erfüllung der Rechte, die besten sind.” [Ibn Majah] “Der beste Freund aus der Sicht Allahs, des Erhabenen, ist derjenige, welcher seinen Gefährten am besten behandelt, und der beste Nachbar aus der Sicht Allahs, des Erhabenen, ist derjenige, welcher seinen Nachbarn am besten behandelt.” [At-Tirmidhi] “Die beste Sadaqa ist, einen hungrigen Magen zu speisen.” [Baihaqi] “Die beste Tat nach dem Glauben an einen Gott ist die Nächstenliebe.” [Tabarani] “Zu den besten von euch gehören wahrlich diejenigen, die den besten Charakter haben!” [Bukhari] “Meidet die Extreme. Die beste Tat ist die Mittlere.” [Bayhâqî] „Die beste Art, euch untereinander zu begrüßen, ist der Handschlag.” [Ahmad Ibn Hanbal, Tirmidhi] “Die besten von euch sind die, die sich am besten benehmen.” [Bukhari, Muslim]

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DAS VERHALTEN des MUSLIMS

gegenüber MUSLIMEN, MUSHRIKUN, KAFIRUN, FEINDEN, ANDEREN MITMENSCHEN und ANDEREM ganz ALLGEMEIN

Zusammenstellung & Übersetzung: M.M. HANEL Anbei sind relevante Textstellen aus dem Qur'an (Muhammad ASAD, Übersetzung M.M. HANEL) gelistet. Eine Diskussion werde ich über diese Zitate schriftlich hier nicht führen, da ohnehin ausgiebige Kommentare von Muhammad ASAD beigefügt wurden. Allerdings bitte ich darum,

Augenmerk darauf zu legen, welche qur'anischen Gebote sich explizit an die Muslime richten oder an Gläubige und andere Menschen (Frauen und Männer, Kinder Adams) ganz allgemein gemünzt und als ganz allgemeine Verhaltensvorschriften – jedenfalls auch für Muslime gegenüber ALLEN Menschen aufzufassen sind. Natürlich gibt es für den Suchenden noch weit viel mehr Belege für die korrekte islamische Behandlung der Nächsten in Qur'an und Sunna zu finden.

Vielleicht ist diese Zusammenfassung für manche ein Ansporn, nach diesen zu suchen?

HADITH Der Prophet (Friede und Segen auf ihm) sagte: "Der Beste unter Euch ist der, der am besten zu seiner Frau ist, und ich bin ein Vorbild in der Behandlung meiner Familie.“

(Tirmizî) Er sagte auch: " “Der Beste, der Muslime, ist der, von dessen Hand und Zunge, die Menschen sicher sind.” [Muslim] “Die besten Menschen sind diejenigen, die den meisten Nutzen für den Rest der Menschheit erbringen.”

[Daraqutni] „Der Beste unter Euch, ist der, der den Menschen am Nützlichsten ist" „Ihr werdet das Paradies nicht betreten, bevor ihr nicht barmherzig handelt“. Seine Anhänger sagten: „Wir sind doch alle barmherzig“. Er sagte: „Es ist nicht (nur) die Barmherzigkeit unter Euresgleichen, sondern die Barmherzigkeit gegenüber allen (Menschen); er wiederholte: die

Barmherzigkeit gegenüber allen.“ “Die besten Menschen sind diejenigen, die bei der Erfüllung der Rechte, die besten sind.”

[Ibn Majah] “Der beste Freund aus der Sicht Allahs, des Erhabenen, ist derjenige, welcher seinen Gefährten am besten behandelt, und der beste Nachbar aus der Sicht Allahs, des Erhabenen, ist derjenige, welcher seinen Nachbarn am besten behandelt.” [At-Tirmidhi] “Die beste Sadaqa ist, einen hungrigen Magen zu speisen.” [Baihaqi]

“Die beste Tat nach dem Glauben an einen Gott ist die Nächstenliebe.” [Tabarani] “Zu den besten von euch gehören wahrlich diejenigen, die den besten Charakter haben!” [Bukhari] “Meidet die Extreme. Die beste Tat ist die Mittlere.” [Bayhâqî]

„Die beste Art, euch untereinander zu begrüßen, ist der Handschlag.”

[Ahmad Ibn Hanbal, Tirmidhi] “Die besten von euch sind die, die sich am besten benehmen.” [Bukhari, Muslim]

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Eigenschaften muslimischen Benehmens QUR'AN

1. Wahrhaftigkeit: 33: 70 O Ihr, die ihr zum Glauben gelangt seid! Bleibet Gottes eingedenk, und sprecht [stets] mit der Absicht, [nur] das herauszubringen, was gerecht und wahr ist - 1 9: 119 O IHR, die ihr zum Glauben gelangt seid! Bleibet Gottes eingedenk und seid unter jenen, die ihrem Wort treu und wahrhaftig bleiben!

2. Aufrichtigkeit: 61: 3 Höchst abscheulich ist es vor dem Antlitz Gottes, dass ihr sprecht, was ihr nicht tut!

3. Selbstlosigkeit: 3: 92 [Doch für euch, O ihr Gläubigen,] niemals werdet ihr wahrhaftigen Glauben erreichen, solange ihr für andere nicht von dem gebt, was ihr selber schätzt; und was immer ihr gebt, wahrlich, Gott weiß alles darüber.2 76: 8

(Die wahrhaft Gläubigen sind die), welche Essen an Bedürftige geben – egal wie groß ihr eigener Wunsch danach ist,3 und an den Waisen, und den Gefangenen,4 76: 9 [die in ihren Herzen sprechen] "Wir speisen euch allein um Gottes Willen: wir wollen weder Vergeltung von euch, noch Dank: 74: 6 Und versuche nicht durch dein Geben zu bekommen,5

4. Demut: 25: 63 Denn die [wahren] Diener des Allgnädigsten sind [nur] jene, welche sanft auf Erden wandeln, und die, wenn Dummheit sie angeht,6 mit [Worten zum] Frieden antworten; 31: 18

1 Der Ausdruck qawl sadid bezeichnet wörtlich, "eine Aussage, die den Kern trifft", d.h., die wahr, angebracht

ist und den Kern trifft. Beim einzigen weiteren Vorkommen dieses Ausdrucks im Qur'an (am Ende von 4:9), kann er passender Weise mit, "auf rechte Weise zu sprechen" übertragen werden; in vorliegendem Fall jedenfalls, bezieht sich er sich auf eine Art zu reden, die ohne alle verborgene Bedeutungen, Unterstellungen und bösartiger Verdächtigungen auskommt und auf nicht mehr oder weniger als nur die Wahrheit aus ist. 2 Nachdem jenen, welche die Wahrheit absichtlich abstreiten, mitgeteilt wurde, dass nicht einmal ihre

wohltätigen Ausgaben, die sie in der diesseitigen Welt getätigt haben, ihnen am Tag des Gerichts von Nutzen sein werden, erinnert der Qur'an die Gläubigen andererseits daran, dass ihr Glaube an Gott nicht als vollständig erachtet werden kann, solange er ihnen nicht die materiellen Bedürfnisse ihrer Mitmenschen bewusst macht. (vgl. 2:177). 3 Oder, wie in 2:176, "wie sehr sie auch selbst es schätzen mögen [d.h., "brauchen"]; vgl. auch 90:14-16. Es ist

zu beachten, dass in diesem Zusammenhang die Vorstellung von "Nahrung geben" jegliche Art der Hilfestellung und Fürsorge bedeutet, sowohl materieller, wie auch moralischer Art. 4 Der Begriff asir bezeichnet jeden der ein "Gefangener" ist, entweder im wörtlichen Sinn (z.B. ein Häftling) oder

in bildlichem, z.B. ein Gefangener der Umstände, die ihn hilflos werden ließen; so sagte der Prophet, "Dein Schuldner ist dein Gefangener; sei daher wirklich freundlich zu deinem Gefangenen" (Zamakhshari, Razi, et al.). Die Vorschreibung, freundlich zu allen Hilfsbedürftigen zu sein – und die daher "Gefangene" in einem oder anderen Sinne sind – bezieht sich auf Gläubige und Ungläubige gleichermaßen (Tabari, Zamakhshari), und offenbar auch auf vom Menschen abhängige Tiere. 5 Wörtl., "und gewähre keine Gefallen, um Vermehrung zu bekommen". 6 Sc., "mit der Absicht sie zu verspotten oder gegen ihren Glauben zu streiten".

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Und wende deine Wange nicht in [falschem] Stolz von Leuten ab, und wandle nicht hochmütig auf

Erden; denn, siehe, Gott liebt keinen, der aus Selbstgefälligkeit auf überhebliche Weise handelt. 53: 32 … erachtet also euch selbst nicht rein – [denn] Er weiß am Besten, wer Seiner eingedenk ist.7 5. Geduld: 3: 146

… denn Gott liebt jene, die im Unglück standhaft bleiben; 2: 153 O IHR, die ihr zum Glauben gelangt seid! Suchet Hilfe in unerschütterlicher Geduld und standhaftem Gebet; denn seht, Gott ist mit jenen, die im Missgeschick geduldig sind.

6. Vergebung und Barmherzigkeit: 24: 22 Daher, [selbst wenn euch durch üble Nachrede Unrecht geschah,] lasst nicht jene unter euch, die mit Gottes Gunst und sorglosem Leben begnadet wurden, darin nachlassen, [den irrenden unter]

der Verwandtschaft, dem Bedürftigen und jenen, welche um Gottes Willen wegen, den Bereich des Bösen verlassen haben,8 zu helfen,9 sondern lasst sie vergeben und ertragen. [Denn,] wünscht ihr nicht, dass Gott euch eure Sünden vergebe, wo ihr doch erkennt, dass Gott der Viel-Vergebende,

der Barmherzigkeit Spendende ist?10 3: 134 Die Gottesbewussten … die [in Seiner Sache] spenden, sowohl in Zeiten der Fülle, wie in knappen Zeiten, und die ihren Zorn in Schach halten, und ihren Mitmenschen vergeben, weil Gott die Gutes-Tuenden liebt; 42: 37 die, immer wenn sie zum Zorn bewegt sind, bereitwillig vergeben;

42: 40 Doch [bedenkt, dass das Bestreben] Böses zu vergelten, auch etwas Böses werden kann:11 daher, wer immer [seinem Gegner] vergibt und Frieden stiftet, sein Lohn ist bei Gott – denn, wahrlich Er liebt keine Übeltäter.12 42: 43 Doch, wenn einer obendrein im Unheil geduldig bleibt und vergibt – das, wisset, ist wahrlich

etwas, um sein ganzes Herz daran zu hängen!13

7 D.h., "gebt niemals wegen eurer eigenen Reinheit an", sondern bleibt demütig und erinnert euch daran, dass

"Gott es ist, der den rein sein lässt, den Er rein sein lassen möchte" (4:49). 8 Für eine Erklärung dieser Übertragung des Ausdrucks al-muhajirun (oder an anderer Stelle alladhina hajaru),

siehe 2:218. 9 Oder: "Schwören, dass sie fortan nicht helfen würden [wörtl., "zu geben"] …", etc. Beide dieser Bedeutungen

– "er schwor [dass]" und "er ließ nach [im, (bei)]" – sind dem Verb ala beigefügt, welches hier in der Form ya ala vorkommt. Meine Übertragung dieses Verbs gründet auf der Interpretation des großen Philologen Abu Ubayd al-Qasim al-Harawi (Vgl. Lane I, 84). 10 Im Allgemeinen geht man davon aus, dass dieser Vers auf Abu Bakr Bezug nimmt, der geschworen hatte,

seinem armen Verwandten, dem muhajir Mistah, nie wieder zu helfen (welchen er bis dahin unterstützt hatte), nachdem er sich an den Verleumdungen an seiner Tochter Aishah (siehe die Anmerkung zu Vers 11 oben) beteiligt hatte. Kein Zweifel daran, dass diese Annahme wohl begründet ist, besteht doch ebenfalls kein Zweifel daran, dass die ethische Zielsetzung obigen Verses zeitlos, und daher, unabhängig von den damit verknüpften Tatsachen oder historischem Geschehen ist. (Diese Ansicht findet zusätzliche Unterstützung durch die verwendete Pluralform in obigem Abschnitt.) Der Aufruf "zu vergeben und zu ertragen" steht in völliger Übereinstimmung mit der qur'anischen Lehre, dem Üblen mit Gutem zu entgegnen (siehe 13:22 und die entsprechende Anmerkung dazu). 11 Wörtl., "ist [oder "kann] ein gleiches Böses [sein"]". Mit anderen Worten neigt der erfolgreiche Kampf gegen die

Tyrannei (dies ist die Bedeutung des Wortes baghy des vorigen Verses) oft dazu, zu einer ähnlich tyrannischen Haltung gegenüber den ehemaligen Tyrannen zu entarten. Daher heben die meisten der klassischen Kommentatoren (z.B., Baghawi, Zamakhshari, Razi, Baydawi) das absolute Verbot hervor, "über das Rechte (itida) hinauszugehen", wenn man sich gegen Tyrannei und Unterdrückung zur Wehr setzt. (Vgl. die Passage, welche den Kampf gegen "jene, die gegen euch Krieg führen" in 2:190 ff. behandelt.) 12 D.h., in diesem Kontext, jene, welche der Versuchung erliegen, in unangemessener Weise ihren vormaligen

Unterdrückern zu vergelten. 13 Vgl. 41:34 -35, und auch die Anmerkung zu 13:22.

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Als der Prophet Muhammad (Friede und Segen auf ihm) seine Feinde (Kafirun) in Mekka besiegte und als Eroberer in diese Stadt einzog, vergab er ihnen mit folgenden Worten, die auch Josef (Friede und Segen auf ihm) zu seinen Brüdern sprach, die seinen Tod gewünscht und herbeizuführen gesucht hatten. 12: 92 Er sprach: "Kein Tadel soll heute gegen euch ausgesprochen werden. Möge Gott euch eure Sünden vergeben: denn Er ist der Gnädigste der Gnädigen!

7. Reinheit und Sauberkeit: 87: 14 Zur Glückseligkeit [im nächsten Leben] wird wahrlich jener gelangen, der Reinheit [in diesem Leben] erreicht,

74: 4 Und dein inneres Selbst reinige!14 74: 5 Und jede Verunreinigung meide!

8. Ehrlichkeit:

17: 34 Und rührt nicht das Vermögen eines Waisen an, außer um es zu vermehren, bevor er das Reifealter erreicht.15 Und haltet jedes Versprechen – denn, wahrlich, [am Tag des Gerichts] werdet ihr für jedes Versprechen welches ihr gegeben habt zur Verantwortung gezogen!16 17: 35 Und gebt volles Maß wenn ihr bemesst, und wägt mit richtiger Waage:17 dies wird zu eurem eigenen Wohle und am Ende das Beste sein.

2: 188 UND verschlingt nicht euer Eigentum untereinander in ungerechter Weise, und bemüht auch keinerlei rechtlichen Schliche,18 in der Absicht unrechtmäßiger Aneignung von etwas, von dem ihr wisst, dass es von Rechts wegen jemand anderem gehört.19

9. Güte und Freundlichkeit anderen gegenüber: 16: 90 WISSET, Gott gebietet Gerechtigkeit und rechtschaffenes Handeln und Großzügigkeit gegenüber [jemandes] Mitmenschen;20 und Er verbietet alles was schändlich ist und der Vernunft

14 Wörtl., "deine Kleider (thiyab) reinige": doch fast alle Kommentatoren führen aus, dass das Wort thawb und

sein Plural thiyab oft metaphorisch auf das angewandt wird, was ein Gewand bedeckt, d.h., den "Körper" einer Person oder in weiterem Sinne, sein "Selbst" oder "Herz" oder sogar seine "spirituelle Verfassung" oder "Verhalten" (Taj al-'Arus). So lenkt Zamakhshari in seinem Kommentar obigen Verses die Aufmerksamkeit des Lesers auf die wohl bekannte Redewendung tahir ath-thiyab (wörtl. "jemand, der in seinen Kleidern sauber ist") und danis ath-thiyab (jemand, der in seinen Kleidern schmutzig ist), und hebt die bildliche Bedeutungen von "frei von Fehlern und Lastern" und "lasterhaft und hinterhältig" hervor. Razi stellt zustimmend fest, dass, "nach den meisten der [früheren] Kommentatoren die Bedeutung dieses Verses ist, "reinige dein Herz von allem Tadelswerten"". 15 Siehe die erste Anmerkung zu Sure 6:152. 16 Wörtl., "nach jedem Versprechen wird gefragt" oder "nachgeforscht". 17 Wörtl., "gerader" (mustaqim) – ein Begriff, der im Qur'an stets spirituelle oder moralische Bedeutung hat.

Daher bezieht sich obiges Gebot, wie der gleiche Ausdruck in 6:152, nicht nur auf geschäftliche Transaktionen, sondern auf alle zwischenmenschlichen Handlungen. 18 Wörtl., "und werft es nicht den Richtern vor" – d.h., in der Absicht damit von ihnen ein unrechtes Urteil zu

erwirken (Zamakhshari, Badawi). 19 Wörtl., "einen Teil [anderer] Leute Besitz". 20 Wörtl., "das Geben an [jemandes] Angehörige (dhu 'l-qurba)". Dieser Begriff wird üblicherweise gebraucht,

um "Verwandte" zu bezeichnen, entweder solche über Bluts- oder Heiratsbande; da er aber in diesem Zusammenhang einer umfassenden sittlichen Ermahnung gebraucht wird, spielt er offensichtlich auf des Menschen "Verwandtschaft" im weitesten Sinne an, nämlich auf seine "Mitmenschen".

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zuwiderläuft,21 wie auch den Neid; [und] Er ermahnt euch [wiederholt], damit ihr [all dies] im

Gedächtnis behalten mögt. 10. Die Berücksichtigung Anderer und Respekt ihnen gegenüber: 24: 27 O IHR, die ihr zum Glauben gelangt seid! Betretet nicht die Häuser, außer eure eigenen, ohne zuvor Erlaubnis erhalten zu haben und ihre Bewohner gegrüßt zu haben. Dies ist [euch] zu eurem

eigenen Guten [auferlegt], auf dass ihr achtsam [auf eure gegenseitigen Rechte] sein mögt.22 24: 28 Daher, [selbst] wenn ihr niemanden in ihnen antrefft, betretet sie nicht, bis es euch erlaubt wird;23 und wenn euch gesagt wird, "Kehrt um", dann kehrt um. Dies wird eurer Reinheit höchst zuträglich sein; und Gott hat vollständiges Wissen von all dem, was ihr tut. 49:10

Alle Gläubigen sind doch Brüder.24 Daher, [wenn sie einander meiden,] schließt Frieden zwischen euren beiden Brüdern, und bleibet Gottes eingedenk, sodass Ihr mit Seiner Barmherzigkeit gesegnet werden möget. 49:11

O IHR, die ihr zum Glauben gelangt seid! Keine Männer sollen [andere] Männer verspotten: es mag gut möglich sein, dass jene [die sie verspotten] besser als sie selbst sind; und keine Frauen [sollen andere] Frauen [verspotten]: es mag gut möglich sein, dass jene [die sie verspotten]

besser als sie selbst sind.25 Und auch sollen sie einander nicht verleumden, noch einander durch Schimpfworte beleidigen: übel ist alles Bezichtigen der Frevelhaftigkeit nach dem [jemand zum] Glauben [gelangt ist];26 und jene, welche [sich dessen schuldig machen und] nicht bereuen – sie sind es, welche die Übeltäter sind! 49:12 O ihr, die ihr zum Glauben gelangt seid! Vermeidet das meiste an Mutmaßungen [über einander]27 – denn, seht, einige [solcher] Vermutungen sind [schon in sich selbst] eine Sünde; und spioniert

nicht einander hinterher, und erlaubt euch nicht, hinter jemandes Rücken schlecht voneinander zu reden. Würde denn einer von euch das Fleisch seines toten Bruders essen wollen? Nein, verabscheuen würdet ihr es! Und seid Gottes eingedenk. Wahrlich, Gott ist ein Reue Annehmender, ein Spender der Barmherzigkeit! 4: 86 Doch wenn ihr mit einem Gruß [des Friedens] gegrüßt werdet, antwortet mit einem noch

21 Der Begriff al-munkar (an anderer Stelle von mir mit, "das, was falsch ist" übertragen) hat hier seine

ursprüngliche Bedeutung von, "das, was die Vernunft [oder das moralische Empfinden] zurückweist", bzw. "zurückweisen sollte". Zamakhshari geht mehr ins Detail und erklärt diesen Begriff in obigem Kontext mit der

Bedeutung, "das, was die Vernunft [des Menschen] ablehnt" oder "als unwahr erklärt" (ma tunkiruhu al-'uqul): in anderen Worten, alles, was der Vernunft und dem Hausverstand zuwiderläuft, was nicht mit dem verwechselt werden darf, was jenseits des Erkenntnisbereichs des Menschen liegt). Diese höchst überzeugende Erklärung bezieht sich nicht nur auf intellektuell unannehmbare Vorstellungen (im abstrakten Sinn des Wortes), sondern auch auf größtenteils unvernünftige und deshalb verwerfliche Handlungen oder Haltungen und steht deshalb völlig in Übereinklang mit der rationalen Herangehensweise des Qur'ans an ethische Fragen, wie auch mit seinem Bestehen auf Vernünftigkeit und Maßhaltung in des Menschen Betragen. Daher meine Übertragung von al-munkar an dieser und an ähnlichen Stellen mit, "alles, was der Vernunft zuwiderläuft". 22 Dieses kategorische Verbot knüpft an den vorigen Abschnitt insofern an, als es als zusätzlicher Schutz des

Einzelnen gegen mögliche Verleumdung dient. Desweiteren setzt es die Unverletzlichkeit der Privatsphäre und des Privatlebens fest. (Für die sozialpolitischen Auswirkungen dieses Prinzips, siehe Staat und Regierung im Islam, Seite 84 ff.) 23 D.h., durch den rechtmäßigen Besitzer oder Verwalter. 24 Das Pluralwort ikhwah ("Brüder" oder "Bruderschaft") hat hier natürlich eine ideologische Bedeutung und umfasst

Männer und Frauen gleichermaßen; gleiches gilt für die folgende Erwähnung von "ihr beiden Brüder". 25 Womit auch gemeint ist, dass Gläubige, seien sie Männer oder Frauen, einander niemals verhöhnen sollen

(Zamakhshari, Baydawi). 26 Dies gilt für den Glauben des Beleidigers nicht weniger als für den des Beleidigten (Razi): vgl. 6:82 – "[jene] welche

ihren Glauben nicht durch Übeltaten verdunkelt haben". 27 D.h., Vermutungen die zu unbegründeten Verdächtigungen in Bezug der Motive anderer Personen führen könnten.

Siehe die Anmerkung zu 24:19.

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besserem Gruß, oder [wenigsten] mit einem gleichen darauf.28 Wahrlich, Gott hält Rechenschaft

über alle Dinge. 11. Mut: Hier wurde eine kleine Gruppe der Muslime angesprochen, die sich einem übermächtigen Feindn gegenübersahen: 3: 173

jene, die von anderen gewarnt wurden,29 "Hört, der Feind hat Stellung gegen euch bezogen; so hütet euch vor ihm!" was aber nur ihren Glauben verstärkt hat, sodass sie antworteten, "Gott ist genug für uns; welch ein vorzüglicher Hüter Er doch ist!" 12. Mäßigung:

7: 31 O KINDER Adams! Verschönt30 euch für jede gottesdienstliche Handlung, und esst und trinkt [nach Laune], doch verschwendet nicht: wahrlich Er liebt die Verschwender nicht! 17: 29

Und erlaube deiner Hand weder an deinen Hals gefesselt zu bleiben,31 noch strecke sie bis zum äußersten [deiner Möglichkeiten] aus, damit du dich nicht [vor deinen, von dir Abhängigen] beschämt findest oder gar verarmt.

33: 35 WAHRLICH, für alle Männer und Frauen, die sich Gott ergeben haben, und alle gläubigen Männer und gläubigen Frauen, und die wahrhaft gehorsamen Männer und wahrhaft gehorsamen Frauen, und alle Männer und Frauen, die zu ihrem Wort stehen, und alle Männer und Frauen, die im Unglück standhaft sind, und alle Männer und Frauen, die sich [vor Gott] demütigen, und alle Männer und Frauen die Almosen geben, und alle sich selbst beschränkenden Männer und Frauen,32 und alle Männer und Frauen, die ihre Scham bewahren,33 und alle Männer und Frauen, die Gottes

unablässig gedenken; für [alle] die hat Gott Vergebung der Sünden und mächtigen Lohn bereitet.

28 Wörtl., "grüßt mit einem besseren oder erwidert ihn". In obigem Kontext bezieht sich dies offenbar auf ein

Friedensangebot von Leuten, die mit den Gläubigen Krieg führten und auch auf Einzelpersonen, die, wenn sie auch zum Feind gehören, doch gegen allen äußerlichem Anschein nach, friedliche Absichten hegen. In Übereinstimmung mit der Vorschreibung "wenn sie dem Frieden zugeneigt sind, sei auch du ihm zugeneigt" (8:61), und "wenn sie (vom Kämpfen) abstehen, dann sollen alle Feindseligkeiten eingestellt werden" (2:193), sind die Gläubigen verpflichtet, mit dem Feind Frieden zu schließen, wenn er deutlich gemacht hat, dass er zu einem gegenseitigen Einvernehmen gelangen möchte; gleichzeitig müssen sie alle Rücksicht auf jede Einzelperson nehmen, die nicht aktiv am Kampfgeschehen beteiligt ist (siehe auch Vers 94 dieser Sure). 29 Wörtl., "jene, zu denen Leute sagten". 30 Wörtl., "nehmt zu eurem Schmuck (zinah)". Gemäß Razi (wie in Lane III, 1279 f. zitiert), ist die richtige

Bedeutung von zinah "eine [verschönernde] Sache, die nicht entwürdigt oder nicht als unziemlich erachtet wird … weder in dieser Welt, noch im Jenseits": daher bezeichnet das Wort alles, sowohl physisch, wie auch

moralisch Schöne. 31 Eine Metapher, die Geiz umschreibt und im Besonderen die Unwilligkeit, anderen zu helfen (vgl. Einen

ähnlichen Ausdruck in 5:64). 32 Der Begriff saim, üblicherweise mit "fasten" übertragen, hat hier seine ursprüngliche Bedeutung von

"jemand, der [von etwas] absteht" oder "sich selbst [etwas] verweigert"; vgl. 19:26, wo das Hauptwort sawm "sich des Redens enthalten" bedeutet. 33 Wörtl., "die Männer, welche ihre intimen Körperteile behüten und die Frauen, welche [sie] behüten"; siehe

die Anmerkung zu 24:30.

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Des Muslims Benehmen gegenüber anderen Leuten

1. Eltern und älteren Menschen: 33: 35 WAHRLICH, für alle Männer und Frauen, die sich Gott ergeben haben, und alle gläubigen Männer und gläubigen Frauen, und die wahrhaft gehorsamen Männer und wahrhaft gehorsamen Frauen, und alle Männer und Frauen, die zu ihrem Wort stehen, und alle Männer und Frauen, die im Unglück standhaft sind, und alle Männer und Frauen, die sich [vor Gott] demütigen, und alle Männer und Frauen die Almosen geben, und alle sich selbst beschränkenden Männer und Frauen,34

und alle Männer und Frauen, die ihre Scham bewahren,35 und alle Männer und Frauen, die Gottes unablässig gedenken; für [alle] die hat Gott Vergebung der Sünden und mächtigen Lohn bereitet. Der Prophet sagte, dass es eine der größten Sünden ist, wenn jemand seine Eltern beschimpft. Jemand fragte ihn, wie das denn möglich wäre, dass jemand seine eigenen Eltern beschimpfe? Er sagte: "Indem jemand die Eltern von jemand anderem beschimpft und diese Person nun im

Gegenzug die seinen beschimpft." (Bukhari)

2. Anderen nahen Verwandten: 4: 36 … Und tut Gutes euren Eltern, und euren nahen Verwandten, und den Waisen, und dem Bedürftigen, und dem Nachbarn aus euren Leuten, und dem Nachbarn, der ein Fremder ist,36 und

dem Freund an deiner Seite, und dem Reisenden, und dem, den du rechtens besitzt.37 Wahrlich, Gott liebt keinen jener, die voll der Egozentrik, in überheblicher Weise handeln; 17: 26 Und gib das Gebührende dem nahen Verwandten,38 wie auch dem Bedürftigen und dem Reisenden,39 aber verschwende [deinen Unterhalt] nicht sinnlos.40

34

Der Begriff saim, üblicherweise mit "fasten" übertragen, hat hier seine ursprüngliche Bedeutung

von "jemand, der [von etwas] absteht" oder "sich selbst [etwas] verweigert"; vgl. 19:26, wo das

Hauptwort sawm "sich des Redens enthalten" bedeutet. 35

Wörtl., "die Männer, welche ihre intimen Körperteile behüten und die Frauen, welche [sie]

behüten"; siehe die Anmerkung zu 24:30. 36

D.h., "ob er nun zu deiner oder einer anderen Gemeinschaft gehört". Dass der Ausdruck "aus euren

Leuten" (dhu l-qurba) sich nicht auf die eigenen tatsächlichen Verwandten bezieht, geht daraus hervor, dass "nahe Verwandtschaft" bereits zuvor im Satz erwähnt wurde. Der Prophet hob oft die moralische Verpflichtung des Gläubigen in Bezug auf seinen Nachbarn, egal welchen Glaubens, mit den Worten hervor, "Wer an Gott und den Jüngsten Tag glaubt, lasst ihn Gutes seinem Nachbarn tun" (Bukhari, Muslim und andere Sammlungen). 37

Gemäß ‘Ali ibn Abi Talib, ‘Abd Allah ibn Mas’ud und anderen Gefährten ist mit "dem Freund an deiner

Seite" (as-sahib bi’l-janb) jemandes Ehefrau oder Ehemann gemeint (Tabari). Mit "dem, den du rechtens besitzt" (wörtl., "den deine rechte Hand besitzt"), sind in diesem Kontext Sklaven beiderlei

Geschlechts gemeint. Da dieser Vers "gute Taten" gegenüber allen Personen vorschreibt, mit welchen

man in Berührung kommt, und da das Beste, was man einem Sklaven tun kann, ihm die Freiheit zu schenken ist, ruft obiger Absatz in anderen Worten zur Freilassung von Sklaven auf (Manar V, 94). Siehe auch Sure 2, Vers 177 und auch 9:60, in welchen die Befreiung der Menschen aus Unfreiheit explizit als einer der Ziele erwähnt ist, welchem Einnahmen aus zakah zuzuführen sind. 38

Hier verweist "das ihm Gebührende" offensichtlich auf den Anteil liebevoller Berücksichtigung

hinsichtlich jemandes Verwandte (Zamakhshari und Razi); jene, welche sich in Bedürftigkeit

befinden, sind in der folgenden Erwähnung der "Bedürftigen" (al-miskin) mit eingeschlossen. 39

Hinsichtlich dieses Ausdrucks, siehe die dritte Anmerkung zu Sure 2:177. 40

Wörtl., "in [völliger] Verschwendung" (tabdhiran), d.h., sinnlos und für keinen guten Zweck. Es

sollte daran gedacht werden, dass der Begriff tabdhir sich nicht auf eine Menge bezieht, sondern vielmehr auf den Zweck von jemandes Ausgabe. Daher definierten Ibn 'Abbas und Ibn Mas'du (beide von Tabari zitiert) tabdhir mit "Ausgabe ohne einen guten Zweck" oder "für eine leichtfertige

8

3. Kindern: 17: 31 Daher, tötet eure Kinder nicht aus Angst vor Armut:41 Wir sind es, welche den Unterhalt für sie, wie auch für euch bereiten werden. Wahrlich, sie zu töten ist eine große Sünde. Ein Mann kam zum Propheten (Friede und Segen auf ihm) und sagte: "Du küsst Deine Kinder, aber

wir küssen sie nicht". Der Prophet (Friede und Segen auf ihm) sagte: "Habe ich irgendeine Macht über Dich, wenn Allah die Barmherzigkeit aus Deinem Herzen genommen hat?" (Bukhari) 4. Waisen und bedürftigen Kindern: 4: 5

Und vertraut euren Besitz, den Gott euch für [deren] Unterhalt anvertraut hat,42 nicht jenen an, die schwach an Entscheidungskraft sind; doch lasst sie davon ihr Auskommen haben, und bekleidet sie, und sprecht in freundlicher Weise mit ihnen. 4: 6

Und prüfet die Waisen [in eurer Obhut] bis sie das Heiratsalter erreicht haben; dann, wenn ihr sie mit reifem Verstand findet, übergebt ihnen ihre Besitztümer; und gebt diese nicht aus in Verschwendung, und voreilig, bevor sie erwachsen wurden. Und lasst jenen, der reich ist, völlig

[von seines Mündels Besitz] Abstand halten; und lasst den, der arm ist, davon in geziemender Weise Anteil haben. Und wenn ihr ihnen ihren Besitz übergebt, stellt ihnen einen Zeugen zur Seite – auch wenn niemand so abrechnen kann, wie Gott es tut. "Ich und jemand, welcher eine Waise aufzieht, werden im Pardies so sein", sagte der Prophet (Friede und Segen auf ihm) und hielt seinen Zeige- und seinen Mittelfinger eng zusammen. (Bukhari)

5. Armen und Bedürftigen: 2: 177 Wahre Frömmigkeit besteht nicht darin, eure Gesichter gegen Osten oder Westen zu wenden43 - vielmehr ist der wahrlich fromm, der an Gott glaubt, und an den Jüngsten Tag; und an die Engel,

und die Offenbarung,44 und an die Propheten; und der aus seinem Vermögen spendet – soviel ihm

(balit) Sache": und von Mujahid wird berichtet (ebd.) dass er gesagt hat, "wenn ein Mann all sein Vermögen für eine rechtschaffene Sache ausgäbe, könnte es nicht als Verschwendung bezeichnet werden; doch wenn er selbst einen kleinen Betrag für eine leichtfertige Sache ausgibt, ist es

Verschwendung". 41

Historisch mag dies eine Referenz auf die vorislamische, arabische Gewohnheit sein, ungewollte

weibliche Kinder lebendig zu begraben (siehe die Anmerkung zu 81:8-9).wie auch auf das gelegentliche – wenn auch viel selteneres – Opfer männlicher Kinder für einige ihrer Götter (siehe Zamakhsharis Kommentar zu 6:137). Darüber hinaus hat aber obiges Verbot eine zeitlose Gültigkeit, insofern es sich auf Abtreibungen aufgrund von "Angst vor Armut", d.h., aus rein ökonomischen Gründen bezieht. 42

Wörtl., "eure Besitztümer, welche Gott euch zugewiesen hat". Der Zusammenhang macht deutlich,

dass es sich hier um den Besitz der Waisen handelt, die noch nicht mündig geworden sind und daher

"schwach an Entscheidungskraft", (Wörtl.; "geistig schwach") sind. 43

Somit hebt der Qur'an das Prinzip hervor, dass die bloße Übereinstimmung mit der äußeren Form

nicht die Voraussetzungen der Frömmigkeit erfüllt. Der Hinweis auf die Hinwendung im Gebet in die eine oder andere Richtung schließt an den vorherigen Abschnitt an, die sich mit dem Thema der Qiblah befasste. 44

In diesem Zusammenhang trägt der Ausdruck "Offenbarung", gemäß den meisten

Kommentatoren, eine grundsätzliche Bedeutung: er verweist ganz allgemein auf die Tatsache göttlicher Offenbarung. Was den Glauben an die Engel betrifft, wird diese hier vorausgesetzt, weil es durch diese geistigen Wesen oder Kräfte geschieht (die zum Zweig des al-ghaib gehören, d.h. einer Realität, jenseits menschlicher Wahrnehmungsfähigkeit), dass Gott Seinen Willen den

Propheten offenbart und somit der gesamten Menschheit.

9

beliebt – zugunsten seiner nahen Verwandtschaft, und der Waisen, und der Bedürftigen, und der

Reisenden,45 und der Bittenden, und der Befreiung der Menschen aus Knechtschaft;46 90: 12-18 Und was macht dich wissen, was dieser steile Weg nach oben ist? Es ist die Befreiung eines Nackens [von der Last der Sünde],47 oder die Sättigung [von jemandes] Hunger für einen Tag, eines Waisen aus naher Verwandtschaft, oder eines, im Staub liegenden [Fremden] – und, solcherart ist er von jenen, die den Glauben erlangt haben, und die einander zur Geduld im Unglück mahnen, und füreinander Mitgefühl

gebieten. Solche sind es, die Rechtschaffenheit erlangt haben;48 107: 1-3 HAST DU jemals [jene Sorte Mensch] ins Auge gefasst, welcher alle sittliche Gesetzgebung der Lüge zeiht?49 Siehe, es ist [jene Sorte Mensch], welcher den Waisen verstößt, und keine Veranlassung

empfindet, den Bedürftigen zu speisen.50 70: 24-25 "(Die wahrhaft Gottesbewussten sind jene) in deren Besitz sich ein angemessener, [von ihnen] anerkannter Anteil befindet, bestimmt für die [um Hilfe] Bittenden und solche, die benachteiligt

sind [an dem, was das Leben an Gutem bietet];51

45

Der Ausdruck ibn as-sabil (wörtl., "Sohn des Weges") meint jede Person, die sich weit von

Zuhause fort befindet, besonders jene, die nicht genügend Mittel haben, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten (vgl. Lane IV, 1302). In weiterem Sinne bzeichnet er eine Person, die, aus welchen Gründen auch immer, nicht in der Lage ist, kurzzeitig oder für immer nach Hause zurückzukehren: zum Beispiel, ein politischer Flüchtling oder Vertriebener. 46

Ar-raqabah (ar-riqab; Pl.) bedeutet wörtlich, "der Nacken", bezeichnet aber auch eine ganze

Person. Metonomisch bedeutet der Ausdruck fi 'r-riqab "um Menschen von Knechtschaft zu befreien" und bezieht sich auf die Befreiung von Gefangenen und auch Sklaven. Da der Qur'an

solche Ausgaben als frommes Tun bezeichnet, impliziert der Qur'an damit, dass die Befreiung der Menschen aus Knechtschaft (Abhängigkeit; MMH) = Abschaffung der Sklaverei – eine der sozialen Aufträge des Islams darstellt. Zur Zeit der Offenbarung des Qur'an war die Sklaverei eine

weltweite, institutionalisierte Einrichtung und eine sofortige Abschaffung wäre ökonomisch nicht möglich gewesen. Um diese Schwierigkeit zu bewältigen und gleichzeitig die mögliche Abschaffung aller Sklaverei zu bewirken, schreibt der Qur'an in 8:67 vor, dass von nun an nur mehr Gefangene

in einem gerechten Krieg (jihad) als Sklaven genommen werden dürfen. Doch auch in Hinblick auf jene Menschen, die zur Zeit dieser Offenbarung (8:67) oder davor irgendwie in Sklaverei gefallen waren, hebt der Qur'an den großen Verdienst hervor, der in der Befreiung von Sklaven liegt und sieht diese als Sühne für verschiedene Überschreitungen vor (siehe z.B. 4:92, 5:89, 58:3). Zusätzlich hat der Prophet bei vielen Gelegenheiten betont, dass für Gott die bedingungslose Befreiung eines Menschen aus einer Knechtschaft unter die rühmenswertesten Taten fällt, die ein Muslim verrichten könne. (Eine kritische Analyse und Diskussion all dieser authentischen

Überlieferungen zu diesem Thema, siehe Nayl al-Awtar VI,199 ff.) 47

So lkrimah, von Baghaw zitiert; auch von Razi. Alternativ kann der Ausdruck fakk raqabah mit

"Befreiung eines Menschen aus Sklaverei" übertragen werden (vgl. die letzte Anmerkung zu 2:177), wobei alle Formen von Unterdrückung und Ausbeutung – sozial, ökonomisch oder politisch - mit eingeschlossen sind, und der somit zu Recht mit "Sklaverei, Knechtschaft" beschrieben

werden kann. 48 Wörtl., "Gefährten (ashab) der rechten Seite": siehe die Anmerkung zu 74:39. 49

D.h., der leugnet, dass der Religion als solches, jegliche objektive Geltung in Hinblick auf sittlich,

moralische Gesetzgebung zukommt (was eine der wesentlichen Bedeutungen des Ausdrucks din ist – vgl. die Anmerkung zu 109:6). Einige der Kommentatoren sind der Meinung, dass in obigem Kontext, din "Gerichtsbarkeit" bedeutet, d.h. Tag des Gerichts und sie übersetzen diesen Ausdruck

mit, "der den Tag des Gerichts eine Lüge nennt". 50

Wörtl., "sich nicht [selbst] gemahnt (veranLasst, drängt, anhält; MMH)" 51

Sc., "die nicht betteln oder nicht betteln wollen": siehe Razis Kommentar zu einem gleichen

Ausdruck in 51:19, der in meiner entsprechenden Anmerkung zitiert wird.

10

Der Prophet (Friede und Segen auf ihm) sagte: "Die Person, welche sich um die Angelegenheiten

der Witwe oder der Armen kümmert, ist wie eine, die hart auf dem Wege Allahs kämpft." (Bukhari) 6. Nachbarn: 4: 36 … Und tut Gutes … dem Nachbarn aus euren Leuten, und dem Nachbarn, der ein Fremder ist, …

Der Prophet (Friede und Segen auf ihm) sagte: "Der ist kein Gläubiger, der seinen Bauch füllt, wohingegen sein Nachbar hungrig ist." "Der Engel Gabriel hörte nicht auf damit, mir die gute Behandlung des Nachbarn nahezulegen, so sehr, dass ich glaubte, dass er ihn zum Erben von jemandes Vermögen mache." (Bukhari)

7. Ehegatten: 2: 187 … sie (eure Frauen) sind wie ein Gewand für euch und ihr seid wie ein Gewand für sie. 30: 21

Und unter Seinen Wundern ist dies: Er erschafft für euch Partner aus eurer eigenen Art,52 damit ihr euch zu ihnen hingeneigt fühlen mögt, und Er erweckt Liebe und Zärtlichkeit zwischen euch; darin, seht, sind wahrlich Botschaften für Leute die denken!

4: 34 MÄNNER sollen für die Frauen mit ihrer Gabe, die Gott ihnen mehr als den zweiteren gewährte, die volle Versorgungsverantwortung übernehmen,53 und mit dem, was sie aus ihrem Besitz ausgeben. Und die rechtschaffenen Frauen sind wahrhaftig die demütig glaubenden, die ihre Intimsphäre wahren, wie Gott sie zu bewahren [vorgeschrieben hat].54 Und für jene Frauen, deren Böswilligkeit55 ihr zu fürchten habt, ermahnt sie [zuerst], dann meidet sie im Bett; dann schlaget sie,56 und wenn sie dann auf euch hören, sucht ihnen nicht weh zu tun.

Seht, Gott ist wahrlich der Allerhöchste, Große!

52

Wörtl., "aus euch selbst" (siehe 4:1). 53 Wörtl., "mehr für einige von ihnen, als für andere". – Der Ausdruck qawwam ist eine Steiger-

ungsform von qa'im ("einer der verantwortlich ist, für" oder "für jemanden oder etwas "Sorge

trägt", "darauf achtet"). Daher bezeichnet qama ala l-mar'ah, "er übernahm die Versorgung für die Frau" oder "er sorgte für ihren Unterhalt" (siehe Lane VIII, 2995). Die grammatikalische Form qawwam ist umfassender als qa'im, und verbindet das Konzept physischen Unterhalts und Schutzes, wie auch die moralische Verantwortung: und es ist aufgrund des letztgenannten Faktors, dass ich diese Phrase mit, "Männer sollen die volle Versorgungsverantwortung für die Frauen übernehmen" übertragen habe. 54

Wörtl., "die behüten, was nicht wahrgenommen werden kann (al-ghayb), weil Gott [es zu] behüten

[wünschte]". 55

Der Begriff nushuz (Wörtl., "Rebellion" - hier mit "Böswilligkeit" übertragen) umfasst alle Arten

absichtlichen schlechten Benehmens einer Frau gegenüber ihrem Ehemann oder eines Ehemanns gegen seine Ehefrau, einschließlich dessen, was heute als "psychische Grausamkeit" beschrieben wird; in Bezug auf den Ehemann bezeichnet es auch "schlechte Behandlung" seiner Ehefrau in körperlichem Sinne (vgl. Vers 128 dieser Sure). In diesem Kontext schließt die "Böswilligkeit" einer Frau den

vorsätzlichen und andauernden Bruch ihrer ehelichen Verpflichtungen mit ein. 56

Aus vielen authentischen Überlieferungen geht hervor, dass der Prophet selbst die Idee zutiefst

verabscheute, die Ehefrau zu schlagen und nicht nur einmal sagte: "Könnte denn einer von euch seine Frau wie einen Sklaven schlagen, und sich dann abends zu ihr legen?" (Bukhari und Muslim). Gemäß

einer anderen Überlieferung verbot er das Schlagen jeder Frau mit den Worten, "Schlagt nie die Dienerinnen Gottes" (Abu Da'ud, Nasa'i, Ibn Majah, Ahmad ibn Hanbal, Ibn Hibban und Hakim, nach Iyas ibn 'Abd Allah; Ibn Hibban, nach 'Abd Allah ibn 'Abbas; und Bayhaqi, auf Gewähr von Umm Kulthum). Als der obige Qur'anvers offenbart wurde und das Schlagen einer renitenten Ehefrau autorisierte, wird überliefert, dass der Prophet gesagt hat: "Ich wollte das Eine, doch Gott hat das Andere gewünscht – und was Gott wünschte, muss das Beste sein" (siehe Manar V, 74). Weiters hob er in seiner Abschiedspredigt kurz vor seinem Tod hervor, dass das Schlagen, nur im Falle einer Frau

zur Anwendung kommen dürfe, die "sich erwiesenermaßen des unmoralischen Betragens schuldig gemacht habe", und dass es in einer Weise zu geschehen habe, dass es nicht schmerze (ghayr mubarrih)"; Authentische Traditionen dazu finden sich in Muslim, Tirmidhi, Abu Da’ud, Nasa’i und Ibn

11

Der Prophet (Friede und Segen auf ihm) sagte: "Die besten unter Euch sind jene, welche am liebenswürdigsten und freundlichsten zu ihren Frauen sind. (Tirmizi) Ein Mann erzählte: "Ich fragte Aishah (die Frau des Propheten (Friede und Segen auf ihm)): Was machte der Prophet so, wenn er zuhause war? Sie sage, `Er diente seiner Frau', womit sie meinte, dass er für seine

Frau Arbeit verrichtete." (Bukhari) 8. Angestellten und Dienern: 23: 8 (Die wahrhaft Gläubigen sind) die, welche das ihnen Anvertraute hüten und ihre Versprechen

halten, Der Prophet (Friede und Segen auf ihm) sagte: Es gibt 3 Personen, deren Gegener ich am Tage der Auferstehung sein werde: … (die dritte ist jene) welche einen Diener einstellt und vollständige

Leistung von ihm erhält und ihm dennoch seinen Lohn vorenthält." (Bukhari) Anas, ein Gefährte des Propheten (Friede und Segen auf ihm) erzählte:

"Ich diente dem Propheten (Friede und Segen auf ihm) zehn Jahre lang und nie sagte er zu mir "Hey!" und nie sagte er zu mir: "Warum hast Du dies oder jenes getan?" (Bukhari) 9. Tieren: 6: 38 sogar kein Getier auf Erden wandelt und kein Vogel auf seinen beiden Schwingen fliegt, der nicht

ein Geschöpf [Gottes]57 ist, wie ihr selbst; keine einzige Sache haben Wir in Unserem Beschluss unberücksichtigt belassen. Und noch einmal:58 zu ihrem Erhalter werden sie [allesamt] versammelt. Jemand fragte den Propheten (Friede und Segen auf ihm), "Gibt es für uns eine Belohnung (von Allah), wenn wir guten Taten an Tieren verrichten?"

Er antwortete: "In jedem Tier, welches eine Leber, frisch am Leben hat, liegt eine Belohnung." (Mishkat)

Majah. Auf Grundlage dieser Überlieferungen betonen alle Gelehrten, dass dieses Schlagen, wenn überhaupt darauf zurückgegriffen wird, mehr oder weniger nur symbolischer Natur sein sollte – "mit einem Zahnholz oder etwas ähnlichem" (Tabari, der Gelehrte aus der Frühzeit zitiert), oder sogar "mit einem gefalteten Taschentuch" (Razi); und einige der größten Gelehrten (z.B. Ash-Shafi) sind der Meinung, dass es gerade noch zulässig ist und besser gar nicht umgesetzt werden sollte: und sie begründen diese Meinung mit des Propheten persönlichen Gefühlen zu dieser Problematik. 57

Wörtl., "sie sind doch [Gottes] Geschöpfe (umam)". Das Wort ummah (wovon umam der Plural

ist) bedeutet primär eine Gruppe von Lebewesen, welchen bestimmte Merkmale oder Umstände

gemeinsam sind. Es ist daher oft synonym mit "Gemeinschaft", "Volk", "Nation", "Geschlecht", "Generation", und so weiter. Insofern jede dieser Gruppen durch die grundlegende Tatsache charakterisiert ist, dass jedes ihrer Mitglieder (sei es nun menschlich oder tierisch) mit Leben

begabt ist, bedeutet dieser Begriff manchmal "[Gottes] Geschöpfe" (Lisan al-Arab, mit besonderer Referenz auf diesen Qur'anvers; auch Lane 1, 90). Daher ist die Bedeutung obigen Absatzes folgende: Der Mensch kann die "Zeichen" Gottes oder Seine "Wunder" in allen ihn umgebenden Lebensphänomenen entdecken, und sollte sich daher mehr bemühen, diese in der Absicht "Gottes

Wege" (sunnat Allah) – was der qur'anische Begriff für das ist, was wir "Naturgesetze nennen" -zu verstehen, betrachten. 58

Das Wörtchen thumma wird meist als Bindewort gebraucht, um eine zeitliche oder systemische

Abfolge zu bezeichnen ("dann", "darauf" oder "danach"), und gelegentlich als simple Konjunktion, "und". Doch auch in einem weiterem Gebrauch, wie er öfter im Qur'an, wie auch in der vorislamischen Dichtkunst zum Einsatz kommt, hat thumma die Bedeutung der wiederholenden Betonung in Bezug auf etwas, was bereits festgestellt wurde und nun nochmals hervorgehoben wird. Dieser besondere Gebrauch wird am besten mit den Worten, "und noch ein Mal", von einem

Doppelpunkt gefolgt, wiedergegeben.

12

"Seid achtsam bezüglich eurer Pflicht im Umgang mit dem stummen Vieh; reitet es, solange es sich

in gutem Zustand befindet, und esst von ihm, solange es sich in gutem Zustand befindet." (Abu Dawud) "Wer immer ein Feld bepflügt und Vögel und Tiere essen davon, der hat einen Akt der Mildtätigkeit getan." (Musnad of Ahmad) 10. Obrigkeiten:

Bezüglich der Wahl und der Ernennung von Personen in Autoritätspositionen, sagt der Qur'an: 4: 58 SEHT, Gott gebietet euch, alles, was euch anvertraut wurde, jenen zu übergeben, die Anrecht darauf haben, und immer wenn ihr zwischen den Leuten richtet, so richtet in Gerechtigkeit.59

Wahrlich, aufs Höchste vorzüglich ist, was Gott euch zu tun gemahnt: wahrlich, Gott ist Allhörend, Allsehend! 4: 59 O ihr, die ihr zum Glauben gelangt seid! Achtet Gott, und hört auf den Gesandten und auf jene

von euch, denen Autorität anvertraut wurde;60 und wenn ihr in bestimmten Dingen uneins seid, so legt sie Gott und dem Gesandten vor,61 wenn ihr wirklich an Gott und den Jüngsten Tag glaubt. Dies ist das Beste [für euch], und letztlich das Beste.62

Der Prophet (Friede und Segen auf ihm) sagte: "Gehorsam (gegenüber der Autorität) ist nur in guten Dingen verpflichtend", d.h. Befehle, welche falsches zu tun gebieten, müssen nicht befolgt werden. (Bukhari) Das erste Staatsoberhaupt der Muslime nach dem Propheten (Friede und Segen auf ihm), der berühmte Kalif Abu Bakr sagte in einer Ansprache nach seiner Wahl:

"Helft mir, wenn ich im Recht bin. Korrigiert mich, wenn ich irre. Gehorcht mir, solange ich Allah und Seinem Gesandten gehorche; sollte ich Allah und Seinem Gesandten nicht folgen, so habe ich keinen Gehorsam von euch zu beanspruchen." Der Prophet (Friede und Segen auf ihm) sagte: "Der vorzüglichste Dschihad ist, die Wahrheit einem ungerechten Herrscher ins Gesicht zu sagen. (Mishkat)

59

D.h., in juristischem Sinne, aber auch dann, wenn es darum geht, die Motive, Einstellungen und das

Benehmen anderer zu beurteilen. Der Begriff amanah bezeichnet alles, was jemandem anvertraut wurde, sei es in physischem oder moralischem Sinn (Razi). Wenn man dieses Gebot im Zusammenhang mit dem vorangegangenen und dem nachfolgenden Vers liest, wird offensichtlich,

dass hier die Botschaft gemeint ist, oder – den Plural amanat berücksichtigend – die Wahrheiten, welche den Gläubigen über die heilige Schrift anvertraut wurde und daher als heiliges Vermächtnis verstanden werden muss, welches jenen weiter gereicht werden muss "die Anrecht darauf haben" – d.h. an die gesamte Menschheit, für welche die Botschaft des Qur'an bestimmt ist. Dies sei aber kein Hindernis dafür, dieses Gebot auch in einem weiteren Sinne zu verstehen – nämlich in Hinblick darauf, dass auch materielle Dinge oder moralische Verantwortung gemeint sind, welche dem Gläubigen an-vertraut wurden – und im besonderen auf weltliche Macht und politische Souveränität einer

muslimischen Gemeinschaft oder eines muslimischen Staates, worauf im nächsten Vers hingewiesen

wird. 60

D.h., von den Gläubigen. 61

D.h., dem Qur'an und der Sunnah (den Aussagen und der Praxis) des Propheten. Siehe auch Vers 65

dieser Sure. 62

In Verbindung mit 3:26 gelesen, wo von Gott als dem "Herrn aller Herrschaft” gesprochen wird, und

somit als die erste und letzte Quelle aller moralischer und politischer Autorität – legt obiger Abschnitt eine grundlegende Regel für den einzelnen Gläubigen fest, wie auch die konzeptuelle Grundlage für die Führung des islamischen Staates. Politische Macht ist ein von Gott anvertrautes Gut (amanah); und Sein Wille, manifestiert in den Vorschreibungen des islamischen Rechts, ist die wirkliche Quelle aller

Souveränität. Die Betonung von "jene unter euch, denen Autorität anvertraut wurde" macht deutlich, dass die Träger der Autorität (ulu l-amr) im islamischen Staat Muslime sein müssen.

13

11. Muslims:

3: 103 Und haltet fest, alle zusammen, am Bund mit Gott, und trennt euch nicht von einander. Und gedenket der Gnaden, die Gott euch gewährt hat: wie, als ihr Feinde wart, Er eure Herzen zusammenschloss, sodass ihr durch Seine Gnade Brüder wurdet; … 49: 10-12 Alle Gläubigen sind doch Brüder.63 Daher, [wenn sie einander meiden,] schließt Frieden zwischen euren beiden Brüdern, und bleibet Gottes eingedenk, sodass Ihr mit Seiner Barmherzigkeit

gesegnet werden möget. O IHR, die ihr zum Glauben gelangt seid! Keine Männer sollen [andere] Männer verspotten: es mag gut möglich sein, dass jene [die sie verspotten] besser als sie selbst sind; und keine Frauen [sollen andere] Frauen [verspotten]: es mag gut möglich sein, dass jene [die sie verspotten] besser als sie selbst sind.64 Und auch sollen sie einander nicht verleumden, noch einander durch Schimpfworte beleidigen: übel ist alles Bezichtigen der Frevelhaftigkeit nach dem [jemand zum]

Glauben [gelangt ist];65 und jene, welche [sich dessen schuldig machen und] nicht bereuen – sie sind es, welche die Übeltäter sind! O ihr, die ihr zum Glauben gelangt seid! Vermeidet das meiste an Mutmaßungen [über einander]66 – denn, seht, einige [solcher] Vermutungen sind [schon in sich selbst] eine Sünde; und spioniert

nicht einander hinterher, und erlaubt euch nicht, hinter jemandes Rücken schlecht voneinander zu reden. Würde denn einer von euch das Fleisch seines toten Bruders essen wollen? Nein, verabscheuen würdet ihr es! Und seid Gottes eingedenk. Wahrlich, Gott ist ein Reue

Annehmender, ein Spender der Barmherzigkeit! 5: 2 O ihr, die ihr zum Glauben gelangt seid! … unterstützt einander vielmehr darin, Tugend und Gottbewusstsein zu verbreiten, und helft einander nicht, Bosheit und Feindschaft zu verbreiten; und bleibet Gottes eingedenk; denn, seht, Gott ist streng im Vergelten! 49:9 Daher, wenn zwei Gruppen der Gläubigen gegeneinander streiten,67 stiftet Frieden

zwischen ihnen; doch dann, wenn eine der beiden [Gruppen] fortfährt, sich unrecht gegen die andere zu betragen, so bekämpfet jene, welche sich unrecht verhält, bis sie zum Befehl Gottes zurückkehrt;68 und wenn sie umkehren, schließt Frieden zwischen ihnen in Gerechtigkeit, und verfahrt fair [mit ihnen]: denn wahrlich, Gott liebt die gerecht und fair Handelnden. Der Prophet (Friede und Segen auf ihm) sagte: "Hasst einander nicht und seid nicht eifersüchtig

aufeinander und boykottiert einander nicht, und seid Diener Allahs als Brüder; und es ist nicht rechtens für einen Muslim, seine Beziehung zu seinem Bruder mehr als drei Tage auszusetzen." (Bukhari) "Ihr werdet sehen, dass die Gläubigen Barmherzigkeit füreinander haben und in ihrer Liebe und Güte zueinander sind sie wie ein Körper: denn wenn ein Teil des Körpers leider, fühlt der ganze Körper mit und ein wehklagender Teil, lässt die anderen Schlaflosigkeit und Fieber erleiden." (Bukhari)

"Keiner von euch hat Glauben, solange er nicht für seinen Bruder liebt, was er für sich selbst liebt." (Bukhari)

63

Das Pluralwort ikhwah ("Brüder" oder "Bruderschaft") hat hier natürlich eine ideologische Bedeutung

und umfasst Männer und Frauen gleichermaßen; gleiches gilt für die folgende Erwähnung von "ihr beiden Brüder". 64

Womit auch gemeint ist, dass Gläubige, seien sie Männer oder Frauen, einander niemals verhöhnen

sollen (Zamakhshari, Baydawi). 65

Dies gilt für den Glauben des Beleidigers nicht weniger als für den des Beleidigten (Razi): vgl. 6:82 –

"[jene] welche ihren Glauben nicht durch Übeltaten verdunkelt haben". 66

D.h., Vermutungen die zu unbegründeten Verdächtigungen in Bezug der Motive anderer Personen

führen könnten. Siehe die Anmerkung zu 24:19. 67 Der Ausdruck "streiten" umfasst in diesem Zusammenhang alle Arten der Unstimmigkeiten und Auseinandersetzung,

sowohl in Wort als auch in der Tat, offensichtlich als ein Ergebnis von niederträchtigen Gerüchten, von welchen in Vers 6 die Rede war. 68 D.h., dass die Gläubigen als Brüder handeln sollen (siehe nächsten Vers).

14

12. Jenen, welche die Muslime beleidigen (Munafikun, Kafirun69):

20: 130 Deshalb, ertrage mit Geduld, was immer sie [welche die Wahrheit leugnen - Kafirun] sagen, und lobpreise deines Erhalters grenzenlose Herrlichkeit 33: 48 und gib nicht den [Vorlieben und Abneigungen der] Leugnern der Wahrheit und den Heuchlern nach, und missachte deren verletzendes Gerede,70 und setze dein Vertrauen in Gott, denn niemand ist so wie Gott vertrauenswürdig.

4: 140 Und, wahrlich, Er hat euch in dieser göttlichen Schrift auferlegt, dass, wann immer ihr Leute die Wahrheit der Botschaften Gottes leugnen und über sie spotten hört, sollt ihr ihre Gegenwart vermeiden, bis sie über andere Dinge zu sprechen beginnen71 - oder, wahrlich, ihr werdet wie sie. 7: 199 Berücksichtige in Angemessenheit des Menschen Natur,72 und gebiete Gutes zu tun; und lass all

jene allein, die sich entschieden haben, unwissend zu bleiben.73 3: 176 Und lasst euch nicht durch jene betrüben, die miteinander wetteifern die Wahrheit zu leugnen: wahrlich, sie können Gott nicht im Geringsten schaden. Es ist Gottes Wille, dass sie keinen Anteil

am [Segen] im Jenseits haben sollen;74 und schmerzliches Leid erwartet sie.

69 Kafir ist das Subjekt des Verbes Kufr. Jemand, der Kufr tut, ist ein Kafir.

Kufr hat drei Bedeutungen:

verdecken, verbergen

undankbar sein

etwas leugnen oder zurückweisen

Die menschliche Beziehung der Muslime zu den Kafirun (des Islams) gründet auf der Brüderlichkeit aller Menschen, die

doch allesamt die Nachkommen eines Mannes und einer Frau sind. Ganz allgemein fordert der Islam seine Anhänger dazu

auf, geduldig aller Kreatur gegenüber zu sein. Von Muslimen wird erwartet, in höchst geziemlicher Art zu sprechen und sich

in vorbildlicher Weise allen Menschen gegenüber zu benehmen. Der Prophet (fsai) trug den schweren Marktsack einer alten,

nichtmuslimischen auf seinem Kopf bis zu ihr nach Hause. Er kümmerte sich um den Unterhalt einer alten

nichtmuslimischen Frau, als sie krank wurde, obgleich sie jeden Tag ihren Müll vom oberen Stockwerk ihres Hauses über ihn

auszuschütten pflegte. Er brachte seine nichtmuslimischen Besucher in der Moschee unterzubringen und kümmerte sich um

ihr Wohlergehen. Einmal urinierte ein Besucher absichtlich auf den Moscheeboden, um ihn zu ärgern – und doch reinigte er

den Boden mit eigenen Händen, wobei er keinerlei Hilfe von seinen Gefährten annahm und meinte, dass es doch schließlich

sein Gast wäre. …

70

Oder: "[trotz alldem] stehe davon ab, sie zu verletzen" (Zamakhshari) – was davon abhängt, ob

adhahum verstanden wird als "den durch sie verursachten Schmerz" oder "ihnen angetanes Leid". 71

Wörtl., "du sollst nicht bei ihnen sitzen, bis sie sich in ihrem Gespräch mit etwas anderem als diesem

beschäftigen". Das Gebot, auf welches hier verwiesen wird, ist in 6:68 zu finden, welches zu einer viel früheren Zeit offenbart worden war. 72

Wörtl., "akzeptiere, was so leicht [aus der menschlichen Natur heraus] kommt". Gemäß

Zamakhshari bedeutet, khudh al-'afw: "Nimm das an, was leicht zu dir kommt [oder "was dir willig mitgeteilt wird"], von den Taten und der Natur des Menschen, und mache die Dinge leicht [für sie], ohne ihnen ungebührliche Last aufzubürden (kulfah); und verlange nicht Mühen von ihnen, die zu schwer für sie sein könnten." Diese Interpretation – die auch von vielen anderen klassischen

Kommentatoren übernommen wurde – gründet auf einer gleichen Auslegung des Ausdrucks khudh

al-'afw von 'Abd Allah ibn az-Zubayr und seinem Bruder 'Urwah (Bukhari), wie auch der von 'A'ishah und, in der nächsten Generation von Hisham ibn 'Urwah und Mujahid (siehe Tabari, Baghawi und Ibn Kathir). Daher, in Übereinstimmung mit der qur'anischen Feststellung, dass "der Mensch schwach erschaffen ist" (4:28) und dass "Gott keinem Menschen eine Last auflädt, die er nicht gut zu tragen vermag" (2:286. 6:152, 7:42, 23:62), wird der Gläubige ermahnt, die menschliche Natur gebührend zu berücksichtigen und nicht allzu streng mit jenen zu sein, welche

irren. Diese Ermahnung ist umso bemerkenswerter, als sie unmittelbar auf einen Diskurs über die die unverzeihlichste aller Sünden folgt – der Zuschreibung göttlicher Mächte und Eigenschaften an irgendetwas oder irgendjemanden außer Gott. 73

Wörtl., "die Unwissenden" - d.h., jene, welche absichtlich den sittlichen Wahrheiten gegenüber

taub bleiben und nicht jene, welche sich ihrer einfach nicht bewusst sind. 74 Wörtl., "dass Er ihnen keinen Anteil zumisst".

15

"Der Gesandte Allahs und seine Gefährten pflegten den Götzendienern (Mushrikun) und den Leuten des Buches (Juden und Christen) zu vergeben, so wie Allah es ihnen geboten hatte und zeigten Geduld gegenüber verletzenden Worten. (Bukhari) 13. Feinden: 5: 2

… Und lasst euren Hass gegen Leute, die euch vor dem Unverletzlichen Haus der Anbetung zurückhalten, nicht zur Sünde der Aggression verleiten;75 …

5: 8 … bezeugt die Wahrheit in aller Gerechtigkeit, und lasst niemals den Hass auf andere euch verleiten,76 von der Gerechtigkeit abzuweichen 41: 34

Und [weil] das Gute und das Schlechte nicht gleich sein kann, weise du das [Schlechte] mit dem zurück, was besser ist - 77 und siehe, er, zwischen dem und dir Feindschaft war, [mag dann], als wäre er dir [schon immer] nahe gewesen sein!78 2: 109

Aus selbstsüchtiger Missgunst, wünschten viele der Anhänger früherer Offenbarung euch dazu [zurück] zu bringen, die Wahrheit zu leugnen, nachdem ihr zum Glauben gelangt seid … Nichts desto trotz, vergebet und haltet aus, bis Gott euch Seinen Willen offenkundig macht: Seht, Gott

hat die Macht alles zu wollen. 5: 13 … und von ihnen allen, ausgenommen einige wenige, wirst du Verrat erleben. Doch vergib ihnen und ertrage; wahrlich, Gott liebt die Rechtschaffenen. 61: 4 Wahrlich, Gott liebt [nur] jene, die in Seiner Sache in [festen] Reihen kämpfen,79 als wären sie eine starke und solide Festung.

3: 146 … und sie verzagten nicht auf Grund dessen, was sie in der Sache Gottes zu erleiden hatten, noch ermüdeten sie, noch erniedrigten sie sich [vor dem Feind], … 2: 191 Und erschlaget sie, wo immer ihr sie ergreift, und vertreibet sie von dort, von wo sie euch vertrie-ben haben – denn Unterdrückung ist sogar schlimmer als Töten.80 Und kämpft nicht gegen sie in

75

Insofern als diese Sure zweifellos im Jahre 10 n.H. offenbart wurde (Tabari, Ibn Kathir), ist es

schwer die Ansicht einiger Kommentatoren zu akzeptieren, dass obiger Vers auf jene Geschehnisse anspielen, die im Waffenstillstandsvertrag von Hudaybiyyah, in 6 n.H. endeten, wo es den heidnischen Quraysh gelungen war, den Propheten und seine Anhänger vom Betreten Mekkas im Zuge der Pilgerreise zu betreten. Zur Zeit der Offenbarung dieser Sure war Mekka bereits im Besitz der Muslime und das Problem, davon von den Quraysh, die fast alle den Islam angenommen hatten, abgehalten zu werden, existierte nicht mehr. Wir müssen daher davon ausgehen, dass obiges Gebot nicht über einen historischen Hintergrund beschränkt wird, sondern eine zeitlose,

allgemeine Bedeutung hat; in anderen Worten, dass es sich auf jeden bezieht, der versucht die Gläubigen – physisch oder metaphorisch – von der Erfüllung ihrer religiösen Pflichten (symbolisiert durch das "Unverletzliche Haus der Anbetung" abzuhalten und sie so von ihrem Glauben fortzuführen. In Hinblick auf den nächsten Satz scheint diese Interpretation die einzig plausible zu sein. 76 Wörtl., "auf Leute". 77 Siehe die Anmerkung zu 13:22. Hier verweist das Gebot "das Schlechte mit Besserem

zurückzuweisen" auf die niederträchtigen Einwände und feindselige Kritik gegen den Qur'an. Dieser ganze Abschnitt (Verse 33 ff.) ist mit Vers 26 verknüpft. 78 Vernichte den Hass mit Liebe und befreie jene aus der Sünde und mache sie zu deinen echten

Freunden. 79 D.h., in Einklang ihrer Taten mit ihren Glaubensbekundungen. Dieses moralische Erfordernis wird – durch ihr

Gegenteil – weiter in folgendem Hinweis auf Moses und seine widerspenstigen Anhänger illustriert. 80 In Hinblick auf vorangegangene Bestimmung, ist der Einschub, "und erschlaget sie, wo immer ihr sie ergreift"

nur gültig für Fälle, wo kriegerische Handlungen bereits im Gange sind (Razi), im Verständnis, dass "jene, die Krieg gegen euch führen", die Aggressoren oder Unterdrücker sind (ein Krieg der Befreiung als ein Krieg "um der Sache Gottes wegen"). Die Übersetzung von fitnah in diesem Zusammenhang mit "Unterdrückung" ist

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der Nähe des Unantastbaren Gotteshauses, außer sie bekämpfen euch dort zuerst,81 doch wenn

sie gegen euch kämpfen, tötet sie: dies soll der Lohn für jene sein, welche die Wahrheit leugnen. 2: 192 Doch wenn sie davon abstehen – siehe, Gott ist der Vieles-Vergebende, der Gnaden-Schenkende. 2: 193 Dennoch, kämpfet gegen sie, bis es keine Unterdrückung mehr gibt und aller Gottesdienst Gott alleine gewidmet ist;82 wenn sie allerdings davon abstehen, soll alle Feindseligkeit ruhen, außer gegen jene, die absichtlich Unrecht tun.

14. Nicht-Muslimen: 60: 8 Doch was jene [von den Ungläubigen] angeht, die euch nicht [eures] Glaubens wegen bekämpfen, und euch auch nicht aus eurer Heimat vertrieben haben, so verbietet euch Gott nicht, ihnen

gegenüber Freundlichkeit zu zeigen und in aller Gerechtigkeit mit ihnen zu verfahren:83 denn, wahrlich, Gott liebt die gerecht Handelnden. 60: 9 Gott verbietet nur, euch in Freundschaft jenen zuzuwenden, die euch des Glaubens [von euch]

wegen bekämpfen, und euch aus eurer Heimat vertrieben haben, oder [anderen] bei der Vertreibung geholfen haben: und jene [unter euch], die sich solchen in Freundschaft zuwenden; sie sind es, die wahrlich Übeltäter sind!

3: 113-115 [Aber] sie sind nicht alle gleich: unter den Anhängern früherer Offenbarung sind aufrechte Leute,84 die Gottes Botschaft während der ganzen Nacht rezitieren, und sich [vor Ihm] niederwerfen. Sie glauben an Gott und den Jüngsten Tag, und gebieten das Gute zu tun und verbieten falsches Tun, und wetteifern miteinander im Tun guter Werke: und diese sind unter den Rechtschaffenen. Und was immer sie an Gutem tun, niemals sollen sie um den Lohn dafür gebracht werden: denn,

Gott hat volles Wissen über jene, die sich Seiner bewusst sind. 5: 8 O IHR, die ihr zum Glauben gelangt seid! Bleibt stets standhaft in eurer Gottesergebenheit, bezeugt die Wahrheit in aller Gerechtigkeit, und lasst niemals den Hass auf andere euch verleiten,85 von der Gerechtigkeit abzuweichen. Seid gerecht; denn dies ist das Nahste zu Gottesbewusstsein.

16: 125 RUFE DU [alle Menschheit] zu deines Erhalters Weg auf mit Weisheit und schöner Ermahnung und debattiere mit ihnen auf freundlichste Art86 - denn, wisse, dein Erhalter weiß am Besten, wer von Seinem Weg abweicht, und Er weiß am Besten, wer die Rechtgeleiteten sind.

durch die Anwendung dieses Begriffs auf jede Art von Bedrängnis gerechtfertigt, welche den Menschen veranlassen, verloren zu gehen oder seinen Glauben in spirituelle Werte zu verlieren (vgl. Lisan al-'Arab). 81 Dieser Verweis auf kriegerische Auseinandersetzung in der Nähe von Mekka ist deswegen, weil zur Zeit der

Offenbarung dieses Verses sich die Heilige Stadt immer noch in Besitz der heidnischen Quraish befand, die feindlich gegenüber den Muslimen waren. Jedenfalls – wie immer bei geschichtlichen Bezügen im Qur'an – hat obige Vorschrift auch eine allgemeine Bedeutung und ist für alle Zeiten und Umstände gültig. 82 Wörtl., "und Religion Gott [alleine] gehört" – d.h. bis Gott ohne Angst vor Verfolgung angebetet werden kann

und niemand mehr gezwungen wird, sich in Ehrfurcht vor einem Menschen zu beugen. (Siehe auch 22:40.) Der Ausdruck din ist in diesem Zusammenhang passender mit "Gottesdienst" übersetzt, da dieser als solcher hier sowohl die Aspekte der Lehre, wie auch der Moral der Religion beinhaltet: will heißen, sowohl des Menschen Glauben, wie auch seine, sich aus dem Glauben ergebenden Verpflichtungen. 83

Der Ausdruck "Gott verbietet euch nicht", schließt in diesem Kontext eine positive Ermunterung

mit ein (Zamakhshari). Siehe auch die Anmerkung zu 58:22. 84

Wörtl., "eine aufrechte Gemeinschaft": ein Hinweis auf jene unter den Befolgern der Bibel, die

wahrhafte Gläubige sind (vgl. den letzten Satz in Vers 110 oben) und die den "Bund mit Gott und den Menschen aufrecht erhalten" (Vers 112). 85 Wörtl., "auf Leute". 86

Vgl. 29:46 - "und debattiere mit den Anhängern früherer Offenbarung nicht anders, als auf

freundlichste Weise". Diese Betonung auf Freundlichkeit und Höflichkeit und somit auf den Gebrauch der Vernunft in allen religiösen Diskussionen mit Anhängern anderer Glauben, steht in

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16: 126

Daher, wenn ihr auf einen [verbalen] Angriff zu antworten hast, entgegnet ihm nur in dem Ausmaß, wie er gegen euch geführt wurde;87 doch euch in Geduld zu fassen, ist weit besser für [euch, denn Gott ist mit] jene[n], die im Missgeschick geduldig sind. 29: 46 Und streite nicht mit den Anhängern früherer Offenbarung anders als auf freundlichste Art – außer es wären solche, die beharrlich Übles tun88 und sprich: "Wir glauben an das, was auf uns herabgesandt wurde, wie auch an das, was auf euch herabgesandt wurde; oder unser Gott und

euer Gott ist Ein und der Selbe, und Er ist es, dem wir [alle] uns ergeben." Ein Gefährte des Propheten (Friede und Segen auf ihm) erzählte: "Eine Begräbnisprozession zog am Propheten vorbei und dieser stand auf. Die Leute sagten zu ihm: "Das war das Beräbnis eines Juden. Er sagte: War dies nicht ein menschliches Leben?" (Bukhari)

15. Menschheit ganz allgemein: 2: 213 ALLE MENSCHHEIT war einst eine einzige Gemeinschaft;

49:13 O ihr Menschen, Wir haben euch alle aus einem Männlichen und einem Weiblichen erschaffen,89 und euch zu Nationen und Stämmen werden lassen, damit ihr einander kennen lernen mögt.90

Wahrlich, der Edelste unter euch ist vor dem Antlitz Gottes der, welcher am tiefsten Seiner eingedenk ist. Seht, Gott ist Allwissend, Allbewusst. 21: 107 Und [O Prophet,] Wir haben dich als [Beweis Unserer] Barmherzigkeit zu allen Welten gesandt.91

völliger Übereinstimmung mit dem grundlegenden, kategorischen Gebot, "Da soll kein Zwang in Angelegenheiten des Glaubens sein" (2:256). 87

Wörtl., "vergeltet [oder "antwortet"] mit dem Gleichen, womit ihr geplagt wurdet": hiermit

werden die Gläubigen ermahnt, in der Debatte mit Anhängern anderer Überzeugungen Selbstbeherrschung zu üben und niemals gegen gutes Betragen und intellektuelle Gerechtigkeit zu

verstoßen. Auch wenn die argumentative Vergeltung zulässig ist, wenn jemandes Integrität durch

einen Gegner verletzt wird, macht das Folgende doch klar, dass es moralisch vorzuziehen ist, davon ganz abzustehen und den ungerechten Angriff mit Geduld zu ertragen. 88

Sc., "und deshalb freundlicher Argumentation nicht zugänglich": womit auch gemeint ist, dass

jede Streiterei über religiöse Angelegenheiten ganz allgemein von vornherein zu vermeiden ist, siehe die Anmerkung zu 16:125. 89

D.h., "Wir haben jeden von euch von einem Vater und einer Mutter erschaffen" (Zamakhshari, Razi,

Baydawi) – womit auch gemeint ist, dass diese Gleichheit der biologischen Herkunft in der Gleichheit in der, allen Menschen gemeinsamen Würde reflektiert wird. 90

D.h., wisset, dass ihr alle zu einer menschlichen Familie gehört, ohne irgendeine inneliegende

Überlegenheit gegenüber anderen (Zamakhshari). Dies steht in Verbindung mit der Ermahnung in den beiden vorigen Versen, die Würde eines jeden zu respektieren und zu bewahren. In anderen Worten ist die Entwicklung der Menschen in "Nationen und Stämmen" vielmehr deswegen, um ihr gegenseitiges Interesse aneinander zu stärken und nicht zu vermindern, ihre wesenhafte menschliche Einheit zu

verstehen und zu begrüßen, die ihren äußerlichen Unterschieden zugrunde liegt; und dementsprechend sind alle rassischen, nationalen oder stammesbedingten Vorurteile (asabiyyah) zu verurteilen– implizit im Qur'an und ganz explizit durch den Propheten (siehe die zweite Hälfte der Anmerkung zu 28:15). Hinzu-

zufügen ist, dass der Prophet in Bezug auf Leute, welche sich ihrer nationalen oder familiären, tribalen Vergangenheit rühmten, sagte; "Hört, Gott hat von euch die Überheblichkeit der heidnischen Ignoranz (jahiliyyah), mit ihrer Prahlerei vom Ruhm der Vorväter genommen. Der Mensch ist nichts als entweder ein gottbewusster Gläubiger oder ein unglückseliger Sünder. Alle Völker sind die Kinder Adams und Adam wurde aus Staub erschaffen." (Fragment eines Hadiths, der von Tirmidhi und Abu Daud, auf Gewähr des Abu Hurayrah zitiert wird.) 91

D.h., zur ganzen Menschheit. Für eine Erläuterung dieser, der Botschaft des Qur'ans zugrunde

liegenden Lehre, siehe 7:158 und die entsprechende Anmerkung dazu. Die Allgemeingültigkeit der

qur'anischen Offenbarung erwächst aus dreierlei Faktoren: erstens richtet sie sich an die ganze Menschheit, ohne Rücksicht auf Abstammung, Rasse oder kulturellen Hintergrund; zweitens, die Tatsache, dass sie sich ausschließlich an den Verstand des Menschen richtet und somit kein

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2: 83

UND HÖRT! … und zu allen Leuten sollt ihr auf freundliche Art reden; … 4: 58 … und immer wenn ihr zwischen den Leuten richtet, so richtet in Gerechtigkeit.92

*

* * Vieles gäbe es noch zu sagen … doch vielleicht haben diese Ausführungen angeregt, selbst ein wenig die authentischen Quellen, die wahre Lehre des Islams zu erforschen und von den unflätigen Anwürfen der Böswilligen zu befreien und widersinnigen Auslegungen unbelehrbarer Ignoranten entgegenzutreten?

Hanel, 15.1.2012

Dogma voraussetzt, welches nur durch blinden Glauben übernommen werden müßte; und letztlich die Tatsache, dass der Qur'an - ganz anders als alle anderen in der Geschichte bekannt gewordenen geheiligten Bücher – seit seiner Offenbarung vor vierzehnhundert Jahren in seinem Wortlaut völlig unverändert geblieben ist und bleiben wird, weil, wie dies als göttliches Versprechen so deutlich geschrieben steht, "Wir sind es, die ihn [vor aller Verfälschung] bewahren werden" (vgl. 15:9 und die entsprechende Anmerkung dazu). Dank dieser drei Faktoren stellt der

Qur'an die letzte Stufe aller göttlichen Offenbarung dar und der Prophet, über welchen er der Menschheit überbracht wurde, wird daher als letzter der Propheten, nach qur'anischen Terminologie als das "Siegel" aller Propheten bezeichnet (vgl., 33:40). 92

D.h., in juristischem Sinne, aber auch dann, wenn es darum geht, die Motive, Einstellungen und das

Benehmen anderer zu beurteilen. Der Begriff amanah bezeichnet alles, was jemandem anvertraut wurde, sei es in physischem oder moralischem Sinn (Razi). Wenn man dieses Gebot im Zusammenhang mit dem vorangegangenen und dem nachfolgenden Vers liest, wird offensichtlich, dass hier die Botschaft gemeint ist, oder – den Plural amanat berücksichtigend – die Wahrheiten,

welche den Gläubigen über die heilige Schrift anvertraut wurde und daher als heiliges Vermächtnis verstanden werden muss, welches jenen weiter gereicht werden muss "die Anrecht darauf haben" – d.h. an die gesamte Menschheit, für welche die Botschaft des Qur'an bestimmt ist. Dies sei aber kein Hindernis dafür, dieses Gebot auch in einem weiteren Sinne zu verstehen – nämlich in Hinblick darauf, dass auch materielle Dinge oder moralische Verantwortung gemeint sind, welche dem Gläubigen an-vertraut wurden – und im besonderen auf weltliche Macht und politische Souveränität einer muslimischen Gemeinschaft oder eines muslimischen Staates, worauf im nächsten Vers hingewiesen

wird.