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Deloitte Radar 2017 Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Österreich

Deloitte Radar 2017 · 04 Das Jahr 2017 bietet die Chance für eine Trend umkehr: Die Konjunktur zieht an, die Investitionen der Unternehmen steigen insgesamt wieder und

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Deloitte Radar 2017Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Österreich

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Aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit wurde auf die weibliche Form bzw. die Kombination von männlicher und weiblicher Form verzichtet. Es sind selbstverständlich unabhängig von der gewählten Form jeweils beide Geschlechter gleichberechtigt angesprochen.

Executive Summary 03

Cockpit 04

Österreich im globalen Standortwettbewerb 06

Analyse der Standortfaktoren 10

1. Politisches und makroökonomisches Umfeld 12

2. Unternehmensinfrastruktur und Umfeld 16

3. Regulatorisches Umfeld 22

4. Kosten 28

5. Digitalisierung, Innovation, Forschung und Technologie 32

6. Verfügbarkeit von Arbeitskräften 42

7. Lebensqualität 48

Inhalt

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Executive SummaryErstmals seit Jahren zeichnet sich für den Wirtschafts­standort Österreich ein Ende des Abwärtstrends ab. Für eine nachhaltige Trendumkehr braucht es eine ambitionierte Vision: Top 10 weltweit und Top 3 in Europa.

Österreich hat in den letzten zehn Jahren kontinuierlich an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber aufstrebenden Volkswirtschaften eingebüßt. Vor 2008 zählte der Standort noch zu den erfolgreichsten Wirtschaftsnationen der Welt. Seit mehreren Jahren liegt das Land in den relevanten Rankings nur mehr auf Plätzen zwischen 18 und 24. Österreich hat sich unter den Industrienationen somit im Mittelfeld festgesetzt. Das führt unter den Wirtschaftstreibenden in Österreich zu angeregten Diskussionen und zahlreichen Forderungen.

Seit Mitte des vergangenen Jahres zeichnet sich ein Ende des bisherigen Abwärtstrends ab. Nicht zuletzt auf Grund einer dynamisierten Weltwirtschaft verbessern sich die makroökonomischen Kennzahlen und die Zuversicht vieler Unternehmer steigt wieder.

Das drückt sich auch in den internationalen Rankings aus, die erstmals seit dem Erscheinen des Deloitte Radar vor vier Jahren eine positive Entwicklung zeigen.

Österreich hat die Voraussetzungen und das Potenzial um in der Topliga mitzuspielen. Ziel muss eine Top 3 Platzierung in Europa und eine Top 10 Position unter den weltweit führenden Industrienationen bis 2025 sein.

Jetzt gilt es dranzubleiben und das positive Momentum zu nutzen. Österreich kann das schaffen.

Bernhard GröhsManaging Partner

Claudia FritscherChairwoman

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Das Jahr 2017 bietet die Chance für eine Trend­umkehr: Die Konjunktur zieht an, die Investitionen der Unternehmen steigen insgesamt wieder und seitens der Politik wurden zahlreiche Vorhaben auf den Tisch gelegt. Herausfordernd stellen sich noch Außenwirtschaft und Arbeitsmarkt dar.

Österreich muss alles daran setzen, durch Förderung der Innovations­Outputs zu den Innovation Leaders in Europa aufzuschließen. Die innovationswilligen Unternehmen und Mitarbeiter sind eine gute Basis, um auch die Herausforderungen der Digitalisierung zu nutzen.

Der richtige Weg wurde inzwischen eingeschlagen. Dennoch muss das klare Ziel der kommenden Jahre eine kontinuierliche Senkung der Steuer­ und Abgabenquote mit einer ausgabenseitigen Gegenfinanzierung und Vereinfachungen des Systems sein. Noch besteht dringender Handlungsbedarf.

Ein Ende des Abwärtstrends bei der globalen Wettbewerbs­fähigkeit Österreichs zeichnet sich ab: Der Indexwert über die sieben von Deloitte analysierten Standortfaktoren steigt leicht von 2,86 auf 3,00 von fünf möglichen Punkten.

CockpitPolitisches und

makroökonomisches Umfeld

Kosten

Digitalisierung, Innovation, Forschung und

Technologie

Vorjahr

Vorjahr

Vorjahr

Tendenz

Tendenz

Tendenz

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Unternehmens- infrastruktur und

Umfeld

Regulatorisches Umfeld

Verfügbarkeit von Arbeitskräften

Lebensqualität

Die positiven Konjunkturprognosen und die steigenden Einnahmen ermöglichen dem öffentlichen Sektor eine Ausweitung zielgerichteter Investitionen in die digitale Infrastruktur, den Ausbau erneuerbarer Energien und ein zukunftstaugliches Bildungsangebot.

Die Fülle an regulatorischen Auflagen und der hohe Bürokratieaufwand stellen ein unternehmerisches Risiko sowie eine Hürde für Innovationen dar. Ansätze für Deregulierung sind vorhanden, aber deren Umsetzung steht weitgehend noch aus. Parallel kommen immer wieder neue Vorgaben hinzu.

Das einstige Musterland für Beschäftigung hat seit zwei Jahren mit steigender Arbeitslosigkeit einerseits und Engpässen bei gut ausgebildeten Fachkräften andererseits zu kämpfen. Dabei werden auch einige Erwerbspotenziale in Österreich noch nicht optimal genutzt.

Materieller Wohlstand, ein hochentwickeltes Sozial­ und Gesundheitssystem sowie die überdurchschnittlichen Werte bei Lebenszufriedenheit, Sicherheitsempfinden und Umweltschutz bedeuten eine sehr hohe Lebensqualität am Standort. Diese gilt es mit Zukunftschancen für die nächsten Generationen zu verbinden.

ll l l l l l l l l l l l l l

Dringender HandlungsbedarfHandlungsbedarfGute Basis für notwendige VerbesserungStandortvorteil mit VerbesserungspotenzialKlarer Standortvorteil

Vorjahr

Vorjahr

Vorjahr

Vorjahr

Tendenz

Tendenz

Tendenz

Tendenz

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Österreich im globalen StandortwettbewerbIm Wettbewerb der Wirtschaftsstandorte zählen volkwirtschaftliche Performance und das Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit eines Landes. Österreich wurde in den letzten zehn Jahren von mehreren Volkswirtschaften überholt – dieser Abwärtstrend konnte gestoppt werden.

Der Standortwettbewerb ist eine Realität und die einzelnen Länder müssen sich diesem aktiv stellen, wenn sie den Wohlstand und die Weiterentwicklung für ihre Gesellschaft sicherstellen möchten. Seit Beginn der Finanzkrise 2008 wurden die Karten teilweise neu gemischt. Regierungen mussten ihrer Wirtschaft in unterschiedlichem Ausmaß unter die Arme greifen, Strukturen wurden aufgebrochen und die Digitalisierung forciert einen stärkeren globalen Wettbewerb. Reformwillige und innovative Nationen können diese Veränderungen für sich nutzen, während eher trägere Volkswirtschaften mittelfristig an Stellenwert verlieren werden.

Globale BenchmarksSeit vier Jahren vergleicht Deloitte die Wirtschaftsstandorte anhand anerkannter Indizes, volkswirtschaftlicher Kennzahlen und eigener Studien. In dieser mehrjährigen Betrachtung zeigt sich, dass die Wettbewerbsfähigkeit einiger Standorte von einer sehr breiten positiven Wahrnehmung getragen wird.

Die Schweiz, Schweden und die Vereinigten Staaten (USA) nehmen in allen fünf untersuchten Indizes eine Top 10­Platzierung ein. Viele weitere nord­ und mitteleuropäische Staaten, die Stadtstaaten Singapur und Hong Kong sowie Kanada und Neuseeland sind in allen untersuchten Rankings zumindest unter den Top 20 gereiht.

Zukunftsweisend Die hochentwickelten Wirtschaftsstandorte stehen insbesondere in einem Wettstreit hinsichtlich Innovation und Digitalisierung. Informations­ und Kommunikationstechnologien bilden das Rückgrat einer innovativen Wissensgesellschaft und daher wird im Deloitte Radar 2017 erstmals auch der Networked Readiness Index in die Analysen mit aufgenommen. Dieser wird jährlich im Zuge des Global Information Technology Reports des Weltwirtschaftsforums veröffentlicht und untersucht den Reifegrad eines Landes in Bezug auf das Vorhandensein und die Anwendung von IKT. In diesem Index nimmt Singapur die Spitzenposition ein. Europäische Spitzenreiter sind Finnland, Schweden, Norwegen und die Niederlande. Österreich kommt insgesamt auf den 20. Rang und ist damit unter den EU­Staaten nur an achter Stelle zu finden.

“Im globalen Wettbewerb muss unser Standort für 2025 die Top 10 anpeilen –

dafür müssen wir unter die Top 3 in der EU.“

Bernhard Gröhs | Managing Partner

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Rang Global Competitiveness Index (WEF) 2016

World Competitiveness Index (IMD) 2016

Global Innovation Index (INSEAD) 2016

Networked Readiness Index (WEF) 2016

Better Life Index (OECD) 2016

1 Schweiz Hong Kong Schweiz Singapur Norwegen

2 Singapur Schweiz Schweden Finnland Australien

3 USA USA UK Schweden Dänemark

4 Niederlande Singapur USA Norwegen Schweiz

5 Deutschland Schweden Finnland USA Kanada

6 Schweden Dänemark Singapur Niederlande Schweden

7 UK Irland Irland Schweiz Neuseeland

8 Japan Niederlande Dänemark UK Finnland

9 Hong Kong Norwegen Niederlande Luxemburg USA

10 Finnland Kanada Deutschland Japan Island

11 Norwegen Luxemburg Korea, Rep. Dänemark Niederlande

12 Dänemark Deutschland Luxemburg Hong Kong Deutschland

13 Neuseeland Katar Island Korea, Rep. Luxemburg

14 Taiwan, China Taiwan, China Hong Kong Kanada Belgien

15 Kanada Vereinigte Arab. Emirate Kanada Deutschland Österreich

16 Vereinigte Arab. Emirate Neuseeland Japan Island UK

17 Belgien Australien Neuseeland Neuseeland Irland

18 Katar UK Frankreich Australien Frankreich

19 Österreich Malaysia Australien Taiwan, China Spanien

20 Luxemburg Finnland Österreich Österreich Slowenien

Österreich (Rang 24)

Herausgeber World Economic Forum / WEF (Schweiz)

International Institute for Management Development / IMD (Schweiz)

Cornell University (USA), INSEAD (Frankreich) und World Intellectual Property Organization (Schweiz)

World Economic Forum / WEF (Schweiz)

Organisation für internationale Zusammenarbeit und Entwicklung / OECD (Frankreich)

Anzahl der untersuchten Nationen

138 Volkswirtschaften 61 Industrienationen 128 Volkswirtschaften 139 Volkswirtschaften 36 OECD Staaten (plus Brasilien, Russland)

Veröffentlichung Seit 1979, jährlich, zuletzt im September 2016

Seit 1989, jährlich, zuletzt im Mai 2016

Seit 2008, jährlich, zuletzt im August 2016

Seit 2001, jährlich, zuletzt im Juli 2016

Seit 2011, jährlich, zuletzt im Mai 2016

Erhebungs­methode

Umfassende Executive Opinion Survey (ca. 14.000 Teilnehmer) sowie statistische Kennzahlen internationaler Institutionen (z.B. OECD, Währungsfonds, WHO)

Umfassende Executive Opinion Survey (ca. 5.500 Teilnehmer) sowie statistische Kennzahlen internationaler Institutionen (z.B. OECD, World Bank)

Analyse der Innovationsfähigkeit und –unterstützung anhand diverser Indikatoren in Bereichen wie Infrastruktur, Bildung, Knowledge, Kapazitäten und Innovations­Output

Umfassende Executive Opinion Survey (ca. 14.000 Teilnehmer) sowie statistische Kennzahlen internationaler Institutionen (z.B. OECD, Währungsfonds, WHO)

Beschreibung der allgemeinen Lebensqualität auf Basis zusammengesetzter Indikatoren, Berechnung anhand amtlicher Datenquellen

Top-Nationen in internationalen Standortrankings

Deloitte Radar | Österreich im globalen Standort-Wettbewerb

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Quellen: Global Competitiveness Index 2016, World Competitiveness Index 2016, Global Innovation Index 2016, Networked Readiness Index 2016, Better Life Index 2016

*beim Better Life Index nicht bewertet

Anzahl der Platzierungen 2016

1. Schweiz lllll 15. Luxemburg lllll2. Schweden lllll 16. Neuseeland lllll3. USA lllll 17. Australien llll4. Niederlande lllll 18. Island lll5. Finnland lllll 19. Österreich llll6. Singapur* llll 20. Taiwan* lll7. Dänemark lllll 21. Belgien ll8. UK lllll 22. Korea, Rep. ll9. Norwegen llll 23. Frankreich ll

10. Deutschland lllll 24. Vereinigte Arab. Emirate* ll11. Kanada lllll 25. Katar* ll12. Hong Kong* llll 26. Spanien l13. Irland lll 27. Slowenien l14. Japan lll 28. Malaysia* l

Deloitte Radar | Österreich im globalen Standort-Wettbewerb

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23

1918

20

26

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2020

1715

0

5

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15

20

25

30

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016

Indizes Ranking Österreich 2008 - 2016

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016

Global Competitiveness Index 14 17 18 19 16 16 21 23 19

World Competitiveness Index 14 16 14 18 21 23 22 26 24

Global Innovation Index 15 15 21 19 22 23 20 18 20

Networked Readiness Index 15 16 20 21 19 19 22 20 20

Better Life Index 14 16 13 15 17 15

Rang

Deloitte Radar | Österreich im globalen Standort-Wettbewerb

Seit 2008 hat Österreich in fast allen relevanten Standortvergleichen an Vertrauen eingebüßt. Während vor der Krise stets die Top 15 erreicht wurden, schafft es der Standort in den letzten Jahren nur mehr ans untere Ende der Top 20.

Bei einem Vergleich aller Index­Platzierungen kommt Österreich in vier von fünf Indizes unter die Top 20­Länder. Das bedeutet insgesamt den 19. Rang im „Deloitte Medaillenspiegel“. Gegenüber dem Vorjahr konnte sich Österreich in drei Standortrankings verbessern. Eine Verschlechterung gab es lediglich im Global Innovation Index (­2 Plätze), was auf

einen Rückgang bei den Output­Faktoren zurückzuführen ist. Im Networked Rediness Index blieb Österreich auf Rang 20. Verbesserte Platzierungen gab es bei den beiden umfassendsten Standortvergleichen – dem Global Competitiveness Index (+4 Ränge) und World Competitiveness Index (+2) – sowie beim Better Life Index (ebenfalls +2). Insgesamt endet damit eine mehrjährige Abwärtsbewegung.

Ob das auch schon eine Trendumkehr bedeutet, wird die wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Entwicklung 2017 zeigen. Die massiven Diskussionen zum Standort haben in

den letzten Jahren zu einer Vielzahl an Konzepten geführt. Viele davon kommen zu ähnlichen Vorschlägen, die auch im zuletzt veröffentlichten Arbeitsprogramm der Regierung sowie in Positionspapieren der Parteien Eingang gefunden haben. Wenn diesen Vorhaben nun auch konkrete Taten folgen, wird der damit verbundene Schwung auch den Standort beleben.

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Analyse der StandortfaktorenDeloitte analysiert im Deloitte Radar die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Österreich im Ländervergleich. Die Bewertung beruht auf internationalen Indizes, fachspezifischen Studien und der eigenen Expertise aus der Beratungspraxis.

Unternehmer und Manager bewerten Unternehmensstandorte anhand quantitativer und qualitativer Faktoren. Für den Wirtschaftsstandort Österreich analysiert, vergleicht und verdichtet Deloitte bereits seit 2014 verschiedenste Quellen:

• Metastudie zu umfangreichen und mehrjährigen Standortvergleichen renommierter, internationaler Organisationen (WEF, IMD, INSEAD, OECD)

• Zusätzliche Standortvergleiche zum Thema Digitalisierung (UN, Europäische Kommission)

• Berücksichtigung quantitativer Daten anerkannter Institutionen (EUROSTAT, OECD, Statistik Austria, WKO)

• Durchführung und Berücksichtigung eigener Studien zu ausgewählten Themen

• Bewertungen und Empfehlungen durch die Fachexperten

Durch die Verknüpfung internationaler Analysen mit eigenen Studien und Expertenmeinungen berücksichtigt der Deloitte Radar auch die Spezifika Österreichs mit einer stark KMU-dominierten Wirtschaft und einem sozialpartnerschaftlich geprägten Unternehmensumfeld.

Indikatoren und Standortfaktoren Wirtschaftliche Kennzahlen, rechtliche Rahmenbedingungen, Verfügbarkeit von Ressourcen, aber auch Einschätzungen und Erwartungen hinsichtlich künftiger Entwicklungen führen zur Bewertung von 41 ausgewählten Indikatoren. Mehrere Indikatoren werden schließlich zu sieben wesentlichen Standortfaktoren zusammengefasst:

1. Politisches und makroökonomisches Umfeld

2. Unternehmensinfrastruktur und Umfeld

3. Regulatorisches Umfeld

4. Kosten

5. Digitalisierung, Innovation, Forschung und Technologie

6. Verfügbarkeit von Arbeitskräften

7. Lebensqualität

Die ebenfalls dargestellte Tendenz zu den einzelnen Standortfaktoren berücksichtigt die Entwicklung der Indikatoren über die letzten Jahre sowie aktuelle Entwicklungen.

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Unternehmens- infrastruktur und

Umfeld

Wirtschaftsleistung

Wirtschaftswachstum

Arbeitslosigkeit

Staatsverschuldung

Öffentliche Verwaltung

Bedeutung des Finanzplatzes

Handelsbilanz

Investitionen

Politisches und makroökonomisches

Umfeld

Basisinfrastruktur

Transportwesen

Energieversorgung

Telekommunikation

Breitbandausbau

Immobilien

Regulatorisches Umfeld

Bürokratie

Regulierung

Rechtsstaatlichkeit

Unternehmensgründung

Kosten

Steuer­ und Abgabenquote

Komplexität des Abgabensystems

Effektivität der Fiskalpolitik

Steueradministration

Digitalisierung, Innovation, Forschung

und Technologie

Kooperation Wirtschaft und Wissenschaft

F&E Quote

Risikokapital

Staatliches Förderwesen

Anzahl Forscher und Entwickler

Technologische Voraussetzungen

Innovationskraft der Unternehmen

Lebensqualität

Lebenszufriedenheit

Sicherheit

Gesundheitswesen

Verfügbares Einkommen

Umwelt

Zivilengagement

Bildung

Weiterbildung

Flexibilität des Arbeitsmarktes

Chancengleichheit

Arbeitsleistung

Attraktivität für Arbeitskräfte

Verfügbarkeit von Arbeitskräften

Deloitte Radar | Analyse der Standortfaktoren

Tendenz

2016

2017

2016

2016

2016

2016

2016

2016

2017

2017

2017

2017

2017

2017

Tendenz

Tendenz

Tendenz

Tendenz

Tendenz

Tendenz

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1. Politisches und makroökonomisches UmfeldDas Jahr 2017 bietet die Chance für eine Trendumkehr: Die Konjunktur zieht an, die Investitionen der Unternehmen steigen insgesamt wieder und seitens der Politik wurden zahlreiche Vorhaben auf den Tisch gelegt. Herausfordernd stellen sich noch Außenwirtschaft und Arbeitsmarkt dar.

Politisches und makroökonomisches

Umfeld

Österreich rangiert mit einem Brutto­inlands produkt pro Kopf von rund EUR 37.300 (nach Kaufkraftstandards) auf dem vierten Platz innerhalb der EU. Auch in der Arbeitslosenstatistik liegt der Wirtschaftsstandort nach wie vor unter den besten fünf Nationen Europas. Nachdenklich stimmten in den letzten drei Jahren die Entwicklungen wichtiger makroökonomischer Kennzahlen: Die Wachstumsraten des BIP waren flach und stets unter dem EU­Durchschnitt,

das Investitionsvolumen ging drei Jahre in Folge zurück, die Staatsverschuldung stieg an und auch die ehemalige Spitzenposition in Hinblick auf die geringe Arbeitslosenquote ging verloren.

Erfreulicherweise zeigen aktuell mehrere Indikatoren nach oben: Beim BIP­Wachstum kann Österreich insbesondere wegen einer starken Binnennachfrage erstmals wieder mit der EU­Entwicklung mithalten. Bei vielen Unternehmen sind dadurch Optimismus

und Investitionsfreude zurückgekehrt. Mit dem überarbeiteten Arbeitsprogramm signalisiert die Regierung Reformbereitschaft in einigen sehr wichtigen Themen. Die notwendigen Stoßrichtungen sind lange bekannt: Vereinfachungen und Einsparungen in den Strukturen einerseits sowie Wachstumsimpulse durch gezielte öffentliche Investitionen und Kostensenkungen für Wirtschaft und Arbeitnehmer andererseits. Jede gelungene Reform macht Österreich wettbewerbsfähiger.

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€ €€

Wirtschaftsleistung

Wirtschaftswachstum

Arbeitslosigkeit

Staatsverschuldung

Öffentliche Verwaltung

Bedeutung des Finanzplatzes

Handelsbilanz

Investitionen

Quellen: Eurostat, OECD, Statistik Austria

Deloitte Radar | Politisches und makroökonomisches Umfeld

Dringender Handlungs­ bedarf

Handlungs­ bedarf

Gute Basis für notwendige Verbesserung

Standortvorteil mit Verbesserungs­potenzial

Klarer Standortvorteil

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Allgemeine Wirtschaftslage

Konjunktur im AufwärtstrendDas Wirtschaftswachstum lag seit 2013 hinter dem Durchschnittswachstum der 28 EU­Staaten und bereits seit 2010 hinter jenem von Deutschland zurück. Seit 2016 steigen die privaten Konsumausgaben und damit auch das Wirtschaftswachstum wieder stärker (real +1,5%). Dadurch zeichnet sich für heuer eine Angleichung an die Wachstumsprognosen für den gesamten EU­Raum ab (+1,6%).

Investitionen steigen moderatDie Investitionszuwächse (+3,7% in 2016) sind vor allem durch Ausrüstungsinvestitionen (Anlagen, Kfz) getragen, wohingegen die Bauwirtschaft Ende 2016 wieder einen leichten Rückgang zu verzeichnen hatte.1 Durch die anhaltend niedrigen Finanzierungskosten und die weltweit anziehende Konjunktur wird in ganz Europa mit steigenden Investitionen gerechnet. Die EU­Kommission geht in ihren Prognosen von +2,9% bzw. +3,4% in den kommenden beiden Jahren aus.2 Durch entsprechende Anreize und gezielte öffentliche Investitionen sollte Österreich auf ähnlich hohe Steigerungen abzielen – prognostiziert werden aktuell aber nur 2% bis 2,6%.

Arbeitslosenquote entwickelt sich entgegen EU-Trend In der Europäischen Union sinkt die durchschnittliche Arbeitslosenquote seit 2013. Im vergangenen Jahr betrug sie im Schnitt 8,5% der Erwerbsbevölkerung und die Prognosen der EU­Kommission deuten auf eine weitere Verbesserung hin. Österreich verzeichnet hingegen seit Jahren einen gegenläufigen Trend. 2016 liegt die Arbeitslosenquote nach EU­Berechnung bei 6,0%. Für die kommenden zwei Jahre wird mit einem weiteren – wenngleich auch moderaten – Anstieg gerechnet.

Public SectorIn den EU­Staaten hat sich die durchschnittliche Staatsverschuldung zuletzt entspannt und ist im Jahr 2015 erstmals seit Jahren gesunken. In Österreich lag der öffentliche Schuldenstand mit 85,5% des BIP zum ersten Mal über dem EU­Durchschnitt von 85,0% des BIP.3 Wesentlichen Einfluss darauf hatte das Bankenpaket, ohne das die Schulden bereits seit 2013 rückläufig wären4. Die EU­Kommission rechnet für Österreich mit einem Verschuldungsrückgang auf 79,3% bis 2018.5

Deloitte Radar | Politisches und makroökonomisches Umfeld

BIP-Wachstum im VergleichVeränderung in % zum Vorjahr

­8,0%

­6,0%

­4,0%

­2,0%

0,0%

2,0%

4,0%

6,0%

8,0%

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Österreich Deutschland Schweden EU (28 Länder)

p

EUROSTAT (Februar 2017)

0,0

2,0

4,0

6,0

8,0

10,0

12,0

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Österreich Deutschland

Schweden Europäische Union (28 Länder)

p p

Arbeitslosenquotein % der Erwerbsbevölkerung

EUROSTAT (Februar 2017)

1 WIFO-Quartalsrechnung (Februar 2017) 2 EU-Kommission Winterprognose (Februar 2017)

3 EUROSTAT (Februar 2017) 4 Statistik Austria (Februar 2017)5 EU-Kommission zitiert nach WKO (Februar 2017)

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SteiermarkArbeitslosenquote 2016 8,20%Veränderung zum Vorjahr ­1,40%Schuldenstand/EW 2015 3.334,84 BIP/EW 2015 35.400 BIP Wachstum 1,72%Gründungsintensität 9,01%

KärntenArbeitslosenquote 2016 10,90%Veränderung zum Vorjahr ­1,70%Schuldenstand/EW 2015 5.662,29 BIP/EW 2015 33.300 BIP Wachstum 1,83%Gründungsintensität 8,50%

VorarlbergArbeitslosenquote 2016 5,90%Veränderung zum Vorjahr -3,40%Schuldenstand/EW 2015 485,90 BIP/EW 2015 42.300 BIP Wachstum 2,42%Gründungsintensität 5,96%

TirolArbeitslosenquote 2016 6,40%Veränderung zum Vorjahr -7,70%Schuldenstand/EW 2015 249,94 BIP/EW 2015 42.000 BIP Wachstum 2,44%Gründungsintensität 6,32%

SalzburgArbeitslosenquote 2016 5,60%Veränderung zum Vorjahr -4,70%Schuldenstand/EW 2015 3.879,83 BIP/EW 2015 46.100 BIP Wachstum 2,67%Gründungsintensität 6,20%

OberösterreichArbeitslosenquote 2016 6,10%Veränderung zum Vorjahr ­0,20%Schuldenstand/EW 2015 1.309,52 BIP/EW 2015 40.300 BIP Wachstum 1,77%Gründungsintensität 7,51%

WienArbeitslosenquote 2016 13,60%Veränderung zum Vorjahr 1,30%Schuldenstand/EW 2015 3.495,38 BIP/EW 2015 47.700 BIP Wachstum 0,85%Gründungsintensität 8,60%

NiederösterreichArbeitslosenquote 2016 9,10%Veränderung zum Vorjahr 0,70%Schuldenstand/EW 2015 4.829,23 BIP/EW 2015 32.500 BIP Wachstum 2,20%Gründungsintensität 8,78%

BurgenlandArbeitslosenquote 2016 9,30%Veränderung zum Vorjahr ­0,60%Schuldenstand/EW 2015 3.647,96 BIP/EW 2015 27.500 BIP Wachstum 3,00%Gründungsintensität 10,80%

Regionale Wirtschaftsdaten

Österreichs föderale Strukturen sowie die damit einhergehende Verteilung von Kompetenzen sind im politischen Diskurs seit Jahrzehnten ein Dauerthema. Kein Reformkonzept für den Wirtschaftsstandort kann sich der Frage entziehen, auf welcher

Ebene die Entscheidungsbefugnis, die Umsetzung und deren Finanzierung je Sachgebiet am sinnvollsten zu verankern ist. Klar ist aber, dass in der Beseitigung von Doppelgleisigkeiten und im Ausbau einer übergreifenden Transparenz enormes Verbesserungspotenzial für Österreich liegt.

Deloitte Radar | Politisches und makroökonomisches Umfeld

Statistik Austria, WKO, AMS

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2. Unternehmens-infrastruktur und UmfeldDie positiven Konjunkturprognosen und die steigenden Einnahmen ermöglichen dem öffentlichen Sektor eine Ausweitung zielgerichteter Investitionen in die digitale Infrastruktur, in den Ausbau erneuerbarer Energien und in ein zukunftstaugliches Bildungsangebot.

Unternehmens- infrastruktur und

Umfeld

Österreich gehört mit seiner gut ausgebauten allgemeinen Infrastruktur zu den globalen Spitzenreitern. Aufholbedarf besteht aber insbesondere in der digitalen Infrastruktur, die für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit eine wesentliche Grundvoraussetzung darstellt. Die Politik forciert daher zurecht Investitionen in den flächendeckenden Breitbandausbau bis 2020 und in eine rasche Einführung der neuen 5G­Technologie. Derartige Investitionen sind leichter zu managen als die ebenfalls notwendige Digitalisierung des Schulsystems und die breite Verankerung digitaler Kompetenzen.

Einen Rückschlag hat der Standort durch die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts gegen die dritte Piste am Flughafen Wien erfahren, die den lange geforderten Ausbau zumindest auf Jahre hinweg verhindern wird.

Im Energiebereich wird die Entscheidung über eine mögliche Trennung der Strompreiszone mit Deutschland darüber entscheiden, wie sich die Strompreise kurzfristig entwickeln werden.

Umso bedeutsamer sind alle Initiativen zur Forcierung erneuerbarer Energien einzustufen – das gilt sowohl für die Erzeugung als auch für die Wachstumsmöglichkeiten in der Green Tech­Branche.

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Quellen: Global Competitiveness Index, World Competitiveness Index, Better Life Index, Deloitte Property Index

Basisinfrastruktur

Transportwesen

Energieversorgung

Telekommunikation

Breitbandausbau

Immobilien

Deloitte Radar | Unternehmensinfrastruktur und Umfeld

Dringender Handlungs­ bedarf

Handlungs­ bedarf

Gute Basis für notwendige Verbesserung

Standortvorteil mit Verbesserungs­potenzial

Klarer Standortvorteil

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Energiewirtschaft

Erneuerbare Energien sowie deren Förderung und Ausbau sind entscheidend für eine nachhaltige, zukunftsorientierte Entwicklung des Wirtschaftsstandortes. Österreich liegt in diesem Bereich EU­weit im Spitzenfeld. Sie decken bereits 78% der heimischen Energieproduktion ab. Während erneuerbare Energien (Was­serkraft ausgenommen) 2015 Zuwächse verzeichneten, ging die Förderung von fossilen Energien zurück. Auch ist die Auslandsabhängigkeit der österreichischen Energieversorgung 2015 deutlich gesunken: Die Nettoimportrate sank um 6%.1

Auch bei der Elektromobilität ist Österreich auf einem guten Weg und EU­Spitzenreiter beim Anteil der Elektroautos an den Neuzu­lassungen. Mit rund 3.800 Neuzulassungen im Jahr 2016 hat sich die Zahl gegenüber 2015 verdoppelt.2 Insgesamt geht Deloitte in einer aktuellen Automotive­Studie für 2025 davon aus, dass der E­Auto­Anteil in hochentwickelten Ländern bei Neuzu­lassungen bis zu 40% betragen wird.

Erneuerbare Energien in Österreich 2016Elektromobilität, erneuerbare Wärmeversorgung, Photovoltaik und eigene Stromspeicher liegen klar im Trend, wie die Studie „Erneuerbare Energien in Österreich 2016“ von Deloitte in Zusammenarbeit mit der WU und Wien Energie zeigt.

Die befragten Haushalte wünschen sich möglichst 100% Grünstrom aus Österreich. Auch im Wärmesektor geben rund 80% an, dass ihnen die Wärmeversorgung aus erneuerbaren Energien ein wichtiges Anliegen ist, aber nur rund ein Drittel der installierten Heizanlagen der befragten Haushalte nutzen diese bereits. Auch Photovoltaikanlagen und Stromspeicher sind gefragt: Bei rund 14% der befragten Personen ist bereits eine Photovoltaikanlage am Dach des Wohngebäudes installiert, bei 13% ist die Installation einer (weiteren) Anlage geplant. Ein Viertel der derzeitigen Photovoltaikanlagen­Besitzer plant einen Stromspeicher zu installieren, um den selbstproduzierten Strom auch zwischenzuspeichern.

Betreffend E-Mobilität lassen die Studienergebnisse darauf schließen, dass die Zahl der Elektroautos in Österreich rasch steigen wird: Fast die Hälfte der Befragten kann sich vorstellen, ein Elektroauto zu kaufen. In Anbetracht dessen, sollte das Netz an E­Tankstellen zügig ausgebaut werden.

Trotz einer generell positiven Einstellung zu erneuerbaren Energien und zum Thema E­Mobilität ist die Investitionsbereitschaft innerhalb der Bevölkerung im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken.

“Die Elektromobilität hat enormes Potenzial, denn die Österreicher sind bereit für die Veränderung. Politik

und Wirtschaft sollten das voll nützen.“

Gerhard Marterbauer | Partner | Energy & Resources

Deloitte Radar | Unternehmensinfrastruktur und Umfeld

1 BMWFW: Daten zur Entwicklung der Energiewirtschaft 2015 2 VCÖ 2017

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Der digitale EnergiekundeDie österreichischen Energieversorger sind Teil einer sich im Wandel befindlichen Branche. Auch der Energiesektor wird sich durch die Digitalisierung grundlegend verändern. Deloitte hat im Rahmen der Studie „Der digitale Energiekunde“ Manager aus der österreichischen Energiewirtschaft nach dem Digitalisierungsgrad ihrer Unternehmen befragt. Das Ergebnis offenbart digitalen Aufholbedarf bei den meisten Energieversorgern.

Zwar bieten fast alle österreichischen Energieunternehmen Online­Services an, doch sind die Geschäftsbeziehungen mit den Kunden noch nicht im digitalen Zeitalter angekommen: So werden immer

noch 90% der Rechnungen postalisch versandt und bei zwei Drittel der befragten Energieunternehmen werden weniger als 5% des Umsatzes durch E­Commerce erwirtschaftet. Nur drei von zehn Energieversorgern bieten ihren Kunden die Möglichkeit Produkte, Dienstleistungen und Tarife selbst zusammenzustellen oder an Einkaufsgemeinschaften teilzunehmen.

Kunden wollen immer häufiger Bench­marks – unter anderem auch beim Energieverbrauch. Jedoch bietet nur rund die Hälfte der befragten Energieversorger dieses Service zumindest teilweise an. Auch die Tools für einen solchen Vergleich sind noch ausbaufähig. Am häufigsten wird das Vergleichen mit anderen Kunden über

eine Online­Serviceplattform (57%) oder einen Newsletter (46%) angeboten. Auf die mobile Variante via App setzt überhaupt nur eine Minderheit der Energieversorger (18%).

Die Studienergebnisse zeigen: Die Ener­giebranche ist gefordert entsprechende Schritte im Bereich der Digitalisierung zu setzen, um auch zukünftig mit der inter­nationalen Entwicklung im Energiesektor mithalten zu können.

Zwei Drittel

der österreichischen Energieunternehmen erwirtschaften weniger als 5% durch E-Commerce

90% der Rechnungen werden immer noch per Post versandt

18% der

Energieversorger setzen auf eine App zum Vergleich mit

anderen

Digitalisierung der

Energiewirtschaft

nur 3von 10 Unternehmen bieten die Möglichkeit zur Konfiguration von Produkten an

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Immobilienmarkt

Investitionen in Immobilien erfreuen sich ungebrochener Beliebtheit. Diese Asset­Klasse wird von Anlegern und Eigennutzern als sicherer Hafen gesehen, der insbesondere in Zeiten steigender Inflationserwartung den Erhalt des realen Wertes verspricht. Darüber hinaus bieten direkte Immobilienbeteiligungen weiterhin kompetitive Renditen im Vergleich zu verfügbaren Alternativen an internationalen Märkten.

Der daraus resultierende Kapitalstrom in den europäischen Immobiliensektor hat einen wirtschaftlichen Höhenflug der gesamten Branche zur Folge. Trotzdem bleibt auch die Immobilienwelt von disruptiven globalen Trends und deren Auswirkungen auf den Wettbewerb nicht unberührt.

Auswirkungen der Digitalisierung Die Herausforderungen der fortschreitenden Digitalisierung sind in der heimischen Immobilienbranche in den letzten Jahren zu einem zentralen Thema geworden.

Durch den Eintritt neuer Mitbewerber und Konkurrenzdruck unter bestehenden Unternehmen wird laufend nach Optimierungspotenzial gesucht. Dabei stellt die Suche nach kostengünstigeren und schnelleren Abläufen die größte Herausforderung dar. Oftmals werden die gewünschten Effekte durch den Einsatz neuer Technologien für die Automatisierung bestehender Prozesse erzielt. Von der weitgehend

automatisierten Fertigung von Gebäuden bis zur vollelektronischen operativen Verwaltung bleibt kein Bereich unangetastet.

Eine weitere Auswirkung ist die zunehmende Disintermediation über die gesamte Wertschöpfungskette. Beispielsweise können Unternehmen über Online­Plattformen bei Finanzierung und Vertrieb den Mittelsmann einsparen. Auf diese Weisen werden Transaktionskosten reduziert und der Zugang zu neuen Finanzierungsformen ermöglicht.

In Summe führen Automatisierung und Disintermediation für Mieter und Käufer zu einer höheren Transparenz, kürzeren Durchlaufzeiten und geringeren Kosten. Somit hat die Digitalisierung einen positiven Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Unternehmen und auf die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Österreich. Der Deloitte Property Index 2016 hat die aktuellen Zahlen über den heimischen Wohnimmobilienmarkt analysiert und mit anderen EU­Ländern verglichen.

Deloitte Property Index 20162015 wurden in Österreich europaweit erneut die meisten Wohnneubauten pro Einwohner errichtet. Im Schnitt wurden 6,2 Wohnungen pro 1.000 Einwohner fertiggestellt. Bewilligt bzw. mit dem Bau gestartet wurden 7,5 Wohnungen pro 1.000 Einwohner. Das bedeutet einen deutlichen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Damit befindet sich Österreich beim Wohnbau im Spitzenfeld und liegt 55% über dem Durchschnittswert der EU 28 Länder.

In einer weiteren Analyse wurden die Preise für Wohnraum verglichen. Dabei zeigte sich erneut ein deutliches Stadt­Land­Gefälle. In Österreich bekommt man für EUR 200.000 durchschnittlich eine etwa 80m² große Neubauwohnung, in Wien reicht dieser Betrag nur für etwa 51m². Zum Vergleich kann man in den größten europäischen Städten für diesen Betrag im Durchschnitt eine 89m² große Wohnung kaufen. Für denselben Kaufpreis erhält man in europäischen ländlichen Regionen durchschnittlich knapp 114m².

“Der österreichische Immobilienmarkt ist im europäischen Vergleich stabil aufgestellt.

Eine zunehmende Professionalisierung und Innovationsfreude ist deutlich zu

beobachten.“

Alexander Hohendanner | Partner | Real Estates

Deloitte Radar | Unternehmensinfrastruktur und Umfeld

Durchschnittliche Größe einer neuen Wohnimmobilie für EUR 200.000

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Risiken im Unternehmensumfeld

Unternehmen in Österreich werden in den nächsten Jahren von drei wesentlichen Risiken betroffen sein – der Umsetzung von bestehenden und neuen regulatorischen Herausforderungen, Cyberkriminalität und dem Einfluss von neuen Technologien auf Unternehmensabläufe und das wirtschaftliche Zusammenleben. Die österreichischen Unternehmen sollten sich präventiv mit diesen Risiken auseinandersetzen und sie gezielt managen.

Regulatorische HerausforderungenLaut dem Deloitte European CFO Survey 2016 sind aus Sicht der CFOs regulatorische Anforderungen das größte unternehmerische Risiko. In der Vergangenheit waren strenge Regularien vor allem für die Finanzbranche relevant. Künftig müssen auch andere Branchen vermehrt mit regulatorischen Vorgaben rechnen (zum Beispiel Datenschutzgrundverordnung, NIS Richtlinie). Unternehmen sind dadurch in Zukunft gefordert, entsprechende Management­Systeme zu implementieren und nachzuweisen. So kann ein erheblicher Aufwand für Unternehmen verursacht werden – vor allem wenn pro regulatorische Vorgabe ein eigenes siloartiges System erarbeitet wird, anstatt verfügbare Ressourcen durch Kombination von Kontrollsystemen möglichst effektiv zu nutzen.

Aufgrund der verschärften Sanktions­maßnahmen kann es zu hohen Straf­zahlungen kommen, wenn Unternehmen vor dem Inkrafttreten neuer Regularien nicht rechtzeitig und geplant Maßnahmen setzen.

CyberkriminalitätDie Reputations­ sowie monetären Schäden durch Cyberkriminalität steigen stetig. Laut dem Cybercrime Österreich 2015 Report hat die Zahl der Anzeigen 2015 um 11,6% im Vergleich zum Vorjahr zugenommen. Es wurden knapp 10.000 Fälle zur Anzeige gebracht – die Aufklärungsquote liegt jedoch nur bei 41,5%.

Ein großes Risiko bilden die weiterhin zunehmende Professionalisierung der Angriffe und das Zusammenwachsen von Cyberangriffen mit traditionellen Verbrechensformen. Ein Beispiel ist Ransomware: Die Unternehmensdaten werden verschlüsselt und stehen nach einem Angriff nicht zur Verfügung, solange nicht ein Lösegeld an die Erpresser bezahlt wird. Zusätzlich werden ganz gezielt einzelne Unternehmensfunktionen, wie das Rechnungswesen, von den Verbrechern ins Visier genommen.

Professionellen Angriffen kann nur mit abgestimmten Abwehrmaßnahmen im Dreieck „Mensch – Technik – Organisation“ erfolgreich begegnet werden.

Neue Technologien Die fortschreitende Digitalisierung verändert klassische Produktions­ und Dienstleistungen sowie deren Konzepte grundlegend.

Von virtuellen Währungen über Finanztransaktionen ohne Bank bis hin zu neuartigen Dienstleistungen und Produkten – viele dieser Neuerungen sind flexibler und attraktiver für Kunden und Dienstleister. Gleichzeitig besteht für traditionelle Geschäftsmodelle und Unternehmen hier ein Risiko, entscheidende Entwicklungen zu verpassen.

Dabei bleibt keine Branche unberührt, vom Einzelhandel bis zu mobilen Angeboten für Fahrgemeinschaften werden herkömmliche Geschäftsformen durch digitale Services oder Apps bedrängt oder ersetzt. Auch Finanzunternehmen sind durch neue Technologien wie Blockchain mit vielfältigen Veränderungen konfrontiert. In der Industrie und bei Konsumgütern setzt das Internet of Things seinen Eroberungszug fort. Eines steht fest: Die Vernetzung von Maschinen und Geräten wird die Arbeitswelt und das tägliche Leben wesentlich verändern – und dabei die Unternehmen auch mit neuen Risiken konfrontieren.

Deloitte Radar | Unternehmensinfrastruktur und Umfeld

“Der richtige Umgang mit Cyber­ und Datenrisiken, die Notwendigkeit für innovative Geschäftsmodelle sowie

die Nutzung der neuen digitalen Möglichkeiten sind erfolgskritisch.“

Alexander Ruzicka | Partner | Risk Advisory

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3. Regulatorisches Umfeld

Die Fülle an regulatorischen Auflagen und der hohe Bürokratieaufwand stellen ein unternehmerisches Risiko sowie eine Hürde für Innovationen dar. Ansätze für Deregulierung sind vorhanden, aber deren Umsetzung steht weitgehend noch aus. Parallel kommen immer wieder neue Vorgaben hinzu.

Regulatorisches Umfeld

Die spürbare Belastung durch Regulierung und Bürokratie ist eine Kombination aus EU­weiten Regeln, nationaler Umsetzung und einer teilweise auch sehr fragmentierten Anwendung (zum Beispiel regionale oder berufsgruppenspezifische Nuancen, Ausnahmen, unterschiedliche Anlaufstellen für einzelne Schritte). Vor zwei Jahren hat die von der Regierung eingesetzte Deregulierungskommission Reformvorschläge aus verschiedenen Quellen zusammengefasst. Mit dem inzwischen erarbeiteten Deregulierungsgesetz 2017 soll ein Maßnahmenbündel für die Bereiche E­Government, Finanzen, Arbeitsrecht, Gesundheit und Verkehr beschlossen werden. Auch im aktualisierten Arbeitsprogramm der Regierung sind unter den Schlagworten One­in­one­out, Golden Plating und Sunset Clause Absichtserklärungen zu einer fortschreitenden Eindämmung der Regulierung enthalten.

Einerseits sind diese Absichten sehr zu begrüßen. Andererseits wartet die Wirtschaft (noch) auf die wirklich großen Schritte. Beim Thema Arbeitszeitflexibilisierung sind vorerst die Sozialpartner am Zug, erst im dritten Quartal 2017 würde die Regierung einen eigenen Vorschlag erarbeiten. Die Gewerbereform 2016 hat lediglich zur Aufhebung von teilreglementierten Gewerben und einigen Verfahrensvereinfachungen geführt, nicht jedoch zu einer Reduktion der reglementierten Gewerbe. Das Unternehmensserviceportal wird auch nach den grundsätzlich positiv zu bewertenden Neuerungen nicht zu einem vollintegrierten One­stop­Shop für Gründungen. Und zu einer wirklichen Entbürokratisierung wäre ein One­in­two­out­Ansatz notwendig. Somit bleibt das regulatorische Umfeld weiterhin ein wesentliches Handlungsfeld.

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Dringender Handlungs­ bedarf

Handlungs­ bedarf

Gute Basis für notwendige Verbesserung

Standortvorteil mit Verbesserungs­potenzial

Klarer Standortvorteil

Bürokratie

Regulierung

Rechtsstaatlichkeit

Unternehmensgründung

Quellen: Global Competitiveness Index, World Competitiveness Index, Global Innovation Index, Networked Readiness Index

Deloitte Radar | Regulatorisches Umfeld

§§

§§§

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Deloitte Radar | Regulatorisches Umfeld

Financial Services Industry

Die Finanzdienstleistungsbranche ist seit jeher sehr stark reguliert und seit Jahren auch durch das makroökonomische Umfeld unter Druck. Insbesondere die schwachen Konjunkturprognosen, die niedrige Zinslandschaft, Negativzinsen, politische Unsicherheiten, der absehbare Umstieg von Kapitalanforderungen nach Säule 1 zu erhöhten Aufschlägen gemäß Säule 2 sowie anhaltend hohe Implementierungs­ und Compliancekosten erfordern nachhaltige Schritte der Banken.

Verschiebung des Geltungsbeginns Das Jahr 2016 war in der ersten Jahreshälfte von einer sehr großen Anzahl an publizierten Level II und Level III Rechtsakten zu der Markets in Financial Instruments Directive (MiFID II, MiFIR) geprägt. Der Geltungsbeginn für die nationale Umsetzung der MiFID II und für die Anwendung aller Normen in diesem Themenbereich wurde letztlich um ein Jahr auf Jänner 2018 verschoben.

Ebenfalls auf Beginn 2018 verschoben wurden – erst nach mehrmonatigen Diskussionen zwischen Branche, EU­Mitgliedstaaten und Gesetzgebern – das Inkrafttreten und die Finalisierung der PRIIP­VO. Dabei handelt es sich ebenfalls um eine Regelung im Bereich des Verbraucherschutzes beim Anbot von bestimmten komplexen Finanzinstrumenten. Selbst wenn die Institute nun ein Jahr mehr Vorbereitungs­zeit zur Umsetzung erhalten haben, muss die verbleibende Zeit aufgrund der Vielzahl an Regularien und der hohen Komplexität sowie des großen Implementierungsaufwands effektiv genutzt werden.

Finanzmarkt-GeldwäschegesetzDas Finanzmarkt­Geldwäschegesetz (FM­GwG) setzt die 4. Anti­Geldwäscherichtlinie in nationales Recht um und ist zum Großteil bereits seit Jänner 2017 anwendbar. Die Sorgfaltspflichten zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung wurden wesentlich überarbeitet und in einem eigenen Gesetz zusammengefasst. Die Anwendung dieser Vorschriften wurde vor allem wegen der zahlreichen Terrorakte in Europa um ein halbes Jahr vorverlegt. Weitere nationale Rechtsakte – vor allem weiterführende Gesetze, Verordnungen, Rundschreiben und Mindeststandards – werden für das laufende Jahr erwartet.

Entwurf einer EU-ProspektverordnungAls Schritt zur geplanten Kapitalmarktunion und Erleichterung des Zugangs zum Kapitalmarkt soll heuer auch die bestehende Prospektrichtlinie durch eine EU­Verordnung ersetzt werden und nach ihrem Inkrafttreten voraussichtlich das Kapitalmarktgesetz zumindest partiell aufheben.

Reform der Stabilitätsabgabe Im Jahr 2016 wurde die Höhe der Stabilitätsabgabe („Bankensteuer“) zwar deutlich gesenkt, allerdings auch die De­minimis­Grenze herabgesenkt. Damit sind Banken bereits ab einer Bilanzsumme von EUR 300 Mio. „steuerpflichtig“. Zudem müssen Kreditinstitute eine einmalige Sonderzahlung leisten und die Stabilitätsabgabe selbst ist nicht mehr als Betriebsausgabe abzugsfähig.

Wesentliche Überarbeitungen Nach einer kurzen Zeit der regulatorischen Ruhephase veröffentlichte die Europäische Kommission Ende November 2016 in ihren Konsultationsdokumenten weitere wesentliche, noch ausstehende Elemente des Basel III­Regimes, insbesondere die Anwendung der Net Stable Funding Ratio (NSFR) und der Leverage Ratio (LR). Die Total Loss Absorbing Capacity (TLAC)­Anforderung für globale systemrelevante Banken ist ein wichtiger Bestandteil der Initiative des Financial Stability Boards (FSB) zur Vermeidung von „too big to fail“. Für nicht systemrelevante Institute wird analog eine MREL­Quote eingeführt werden. Ebenso sollen gemäß dem Entwurf die Eigenmittelanforderungen vor allem im Bereich des Marktrisikos im Handelsbuch (FRTB), beim Gegenparteiausfallsrisiko und bei Risikopositionen gegenüber zentralen Gegenparteien risikosensibler gestaltet werden. Damit sollen jene Risiken besser berücksichtigt werden, denen Banken tatsächlich ausgesetzt sind. In diese Richtung zeigt auch die Verschärfung der Ansätze zur Messung des Zinsänderungsrisikos im Bankbuch, deren Anforderungen in Summe steigen werden.

Die Konsultationsdokumente zeigen auch eine nicht immer ganzheitliche Umsetzung der BCBS­/FSB­Vorgaben, da manche Initiativen nicht, nur teilweise oder anderslautend umgesetzt werden.

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Deloitte Radar | Regulatorisches Umfeld

Leitlinien zur CRR-OffenlegungAuf Basis des überarbeiteten Rahmenwerks für die Säule 3 (Revised Pillar 3 Framework, RPF) veröffentlichte die EBA auch Leitlinien zur Anpassung der CRR­Offenlegungsbestimmungen. Die Leitlinie umfasst insgesamt 56 Tabellen, Templates und inhaltliche Anleitungen. In Summe führen diese Anforderungen zu einem erheblichen Mehraufwand hinsichtlich der zu veröffentlichenden Informationen, deren Veröffentlichungsfrequenz und der Anforderungen an eine lückenlose Datenqualität für ausgewählte Großbanken.

Weitere regulatorische Initiativen, die ihren Ursprung 2016 hatten und die Branche auch noch 2017 beschäftigen werden:

• Ausweitung des SREP auf nicht durch die EZB beaufsichtigte Banken mit Erweiterung der CRR­Eigenmittel­vorschriften durch die SREP­Ratio

• Fit & Proper­Überprüfungen vor der Geschäftsleiterbestellung

• Verschärfte Anforderungen an das interne Kontrollsystem und die interne Governance

• Laufende Überarbeitungen des Regel­werks zu den Smart Cubes im regulatorischen Meldewesen und Anacredit

• Konkretisierung der Erheblichkeits­schwelle zur variablen Vergütung

• Österreichisches Vollzugsgesetz zur SFT­VO

• Definition des Default-Begriffes durch die EBA

• Inkrafttreten des Wirtschaftlichen Eigentümer Register­Gesetzes

• Angleichung der CRR­Optionen und Ermessensspielräume durch die EZB für alle Banken

• Grundlegende Überarbeitung des Stand­ardansatzes und der OpRisk­Anforderun­gen durch das BCBS

Ebenso sind die konkrete Regelung von Capital Floors durch das BCBS sowie die mögliche Berücksichtigung des IKT­Risikos im FMA­Fragebogen zum ICAAP noch nicht final entschieden.

Auf nationaler Gesetzesebene werden 2017 zudem das ZaDIG 2017 zur Umsetzung der PSD II, das WAG 2017 zur Umsetzung von MiFID II sowie das WiEReG zur gesamthaften Umsetzung der 4. Geldwäscherichtlinie erwartet.

“Die Finanzdienstleistungsindustrie sieht sich weiterhin regulatorischen und makroökonomischen Herausforderungen

gegenüber, wodurch mit einer noch stärkeren Fokussierung und weiteren Konsolidierungstendenzen zu rechnen ist.“

Dominik Damm | Partner | FSI Advisory

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Deloitte Radar | Regulatorisches Umfeld

• Finalisierung der CRD IV / CRR / BRRD-Amendements

• Umsetzung des Wirtschaftlicher Eigentümer Register-Gesetzes als weiteres Arbeitspaket zur 4. Geldwäscherichtlinie

• ZaDIG 2017 als Umsetzung der Payment Services Directive II

• WAG 2017 als Umsetzung der MiFID II / MiFIR

• Mögliche weitere Level II und Level III Dokumente zu MiFID II / MiFIR

• Ungewisser Umsetzungsfahrplan des BCBS, v.a. hinsichtlich Standardansatz NEU, IRB Ansatz NEU, OpRisk NEU und Capital Floors

• Finale Standards und weitere Konkretisierungen zur PRIIP-VO

• Massive Erweiterungen im Bereich der Offenlegung NEU

• Weiterführende SREP Assessments für alle Banken, auch LSI

• Umfassende Einführung der MREL als weitere regulatorische Ratio

• Datenqualität und -verfügbarkeit – BCBS 239

• EBA und EZB Stresstests

• IFRS 9 Umstellung

• EZB Fokus auf Non-Performing Loans

• Finalisierung der Default-Definition auf europäischer Ebene

• EBA/ESA-Leitlinien zur Konkretisierung variabler Vergütung, zur Eignung von Geschäftsleitern (Fit & Proper) und zur internen Governance

• EBA-Konkretisierungen zur Änderung der unionsrechtli-chen Meldebestimmungen unter Berücksichtigung der Liquidity Coverage Ratio, der Net Stable Funding Ratio und der Leverage Ratio

Ausblick auf wesentliche aufsichtsrechtliche FSI-Themenstellungen im Jahr 2017

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Deloitte Radar | Regulatorisches Umfeld

Start­up Branche

Der Start­up­Trend der vergangenen Jahre ist ungebrochen. Innovative Ideen junger, motivierter Teams rücken immer mehr in den Fokus auch internationaler Investoren, die das Potenzial und die Entwicklung heimischer Projekte genau verfolgen.

Die damit einhergehende mediale Aufmerksamkeit für das Thema hat auch die Politik auf den Plan gerufen. So hat die Bundesregierung im Juli 2016 mit dem Start­up­Paket ein Bündel an quantitativen Maßnahmen im Wert von EUR 185 Millionen über drei Jahre angekündigt, um die Rahmenbedingungen für Start­ups zu verbessern. Der Großteil dieser Maßnahmen für Start­ups wie die Wagniskapitalprämie für Eigenkapitalinvestitionen, die Lohnneben­kostenentlastung für die ersten drei Mitarbeiter in den ersten drei Jahren, aws seed und pre­seed Förderungen, Gründungs­Fellowships und die Aufstockung des aws Business Angel Fonds sind als Förderungen ausgestaltet.

Daneben wurde eine Reihe qualitativer Maßnahmen angekündigt, wie die Schaffung eines digitalen One-Stop-Shop für sämtliche Interaktionen mit Behörden im Gründungsprozess sowie eine Verlinkung von Behörden und Registern. Die Umsetzung wurde bereits für das erste Quartal 2017 geplant und sollte eine Halbierung der Gründungsdauer bewirken.

Mit dem Deregulierungsgesetz tatsächlich umgesetzt wurde bislang die e­Gründung für Einpersonen­GmbHs, die jedoch aufgrund diverser Restriktionen wie die Einschränkung auf Einpersonen­Projekte für die allermeisten skalierbaren Start­ups nicht relevant sein wird.

Die gesetzten Maßnahmen sind definitiv ein Schritt in die richtige Richtung und haben Signalwirkung für die Start­up­Community. Angesichts einer Abgabenquote deutlich über dem EU­Schnitt überrascht jedoch, dass nach wie vor Förderungen der Vorzug vor direkten Entlastungen für Start­ups und deren Investoren gegeben wird. Ebenso muss der seit Jahren angestrebte Bürokratieabbau für Gründer noch entschlossener vorangetrieben werden. Es ist auch darauf zu achten, dass neue Initiativen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Start­ups nicht wieder mit zusätzlichem Verwaltungsaufwand einhergehen.

Bei der Diskussion über die Rahmen­bedingungen des Wirtschaftsstandortes darf nicht übersehen werden, dass die Probleme, mit denen Start­ups kämpfen, sich nicht so sehr von jenen unterscheiden, die etablierten Unternehmen Kopfzerbrechen bereiten, wie man zunächst vermuten würde – mit dem Unterschied, dass sie für Start­ups oftmals existenzbedrohlich sind, während sie für die etablierten Unternehmen „nur“ wachstumshemmend wirken.

Exemplarisch seien hier die Lohn­nebenkosten zu nennen. Der Beschäftigungs bonus für Betriebe, die neue Arbeitsplätze schaffen, sowie die Lohnnebenkostensenkung für Start­ups (beides Förderungen, keine direkten Entlastungen) sollen hier in einzelnen Bereichen Abhilfe schaffen. Auch das Auseinanderklaffen von angebotenen und nachgefragten Qualifikationen auf dem Arbeitsmarkt trifft beide Gruppen empfindlich, wenngleich sie bei Start-ups mit ihrem verstärkten Technologie­Fokus offenkundiger sind, da insbesondere diese Branchen einen Mangel an qualifizierten Fachkräften beklagen. In Zeiten von Rekordarbeitslosigkeit würden daher eine generelle Lohnnebenkostensenkung und entschlossene Schritte zu einer echten Bildungsreform den gesamten Wirtschaftsstandort beleben.

Die österreichische Start­up­Szene ist ihren Kinderschuhen mittlerweile definitiv entwachsen. Um nicht den Anschluss an andere europäische Standorte zu verlieren, werden weitere Schritte zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für innovative Unternehmensgründer erforderlich sein. Man wird sich aber wohl an den Gedanken gewöhnen müssen, dass diese sowohl aufgrund der Umsetzbarkeit im politischen System als auch wegen ihrer Wirksamkeit wie beispielsweise im Bildungswesen erst mittel­ und langfristig Früchte tragen werden.

„Start­ups und etablierte Unternehmen sind mit ähnlichen Schwierigkeiten in den Rahmenbedingungen konfrontiert – nur sind die Auswirkungen für Gründer viel unmittelbarer. Es braucht dringend flächendeckende Entlastungen für beide Gruppen.“

Barbara Edelmann | Partnerin | Tax

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4. Kosten

Der richtige Weg wurde inzwischen eingeschlagen. Dennoch muss das klare Ziel der kommenden Jahre eine kontinuierliche Senkung der Steuer­ und Abgabenquote mit einer ausgabenseitigen Gegenfinanzierung und Vereinfachungen des Systems sein. Noch besteht dringender Handlungsbedarf.

Kosten

Der Standort Österreich ist bei der Steuer­ und Abgabenbelastung stets im Spitzenfeld der Hochsteuerländer. Überdurchschnittlich hohe Steuer­sätze sind ein schlechtes Signal für Unternehmensansiedlungen, auch wenn begleitend noch so viele Anreize angedacht werden. Mit der Steuerreform 2015/16 wurde die langjährige Forderung nach Senkung der Einkommensbesteuerung umgesetzt, um

damit die jahrelange kalte Progression und den Reallohnverlust in Österreich zu kompensieren.

Österreichs Fiskalpolitik wird in internationalen Vergleichen aber auch hinsichtlich ihrer Lenkungseffekte für Arbeitsmarkt und Investitionen kritisch gesehen. Im aktualisierten Arbeitsprogramm nimmt sich die Regierung einige Maßnahmen zur

Belebung der Investitionen und der Beschäftigung vor. Doch der Handlungsspielraum ist aufgrund der angespannten Budgetsituation und der ohnehin schon hohen Staatsquote beschränkt. Daher müssen Kostensenkungen und stimulierende Maßnahmen gemeinsam mit öffentlichen Einsparungen Hand in Hand umgesetzt werden.

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Steuer­ und Abgabenquote

Komplexität des Abgabensystems

Effektivität der Fiskalpolitik

Steueradministration

Quellen: Global Competitiveness Index, World Competitiveness Index, Networked Readiness Index

Deloitte Radar | Kosten

Dringender Handlungs­ bedarf

Handlungs­ bedarf

Gute Basis für notwendige Verbesserung

Standortvorteil mit Verbesserungs­potenzial

Klarer Standortvorteil

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0 10 20 30 40 50

DänemarkBelgien

SchwedenLuxemburgFrankreich

FinnlandNiederlande

ÖsterreichDeutschland

Vereinigtes Königreich (UK)IrlandItalien

SpanienSlowenien

ZypernGriechenland

PortugalMalta

EstlandSlowakei

Tschechische RepublikKroatien

PolenUngarn

LettlandLitauen

RumänienBulgarien

Steuern und Abgaben

Österreich sendet mit vergleichsweise hohen Steuersätzen ein schlechtes Signal für Betriebsansiedlungen aus, auch wenn parallel dazu ein sehr umfangreiches Fördersystem geboten wird.

Bei der Körperschaftsteuer weist Öster­reich mit 25% einen der höchsten Steuer­sätze in der EU auf, denn angesichts des globalen Wettbewerbs haben viele Regierungen die KÖSt­Sätze reduziert. Nur Frankreich (33,33% plus Zuschlag), Belgien (33,99%) und Italien (27,5%) weisen noch höhere Sätze auf.

Bei der Einkommensteuer finden sich in Europa einerseits Flat­Rate­Modelle mit teilweise sehr niedrigen Sätzen und andererseits progressive Staffelungen. Bei den Spitzensteuersätzen liegt Österreich seit der Steuerreform 2015/16 mit 55% hinter Schweden (59,7%) und Dänemark (55,8%) an dritter Stelle. Auch wenn der Höchststeuersatz nur auf sehr wenige Steuerpflichtige zutrifft, verfestigt dieser den Ruf der hohen Steuerbelastung für Erwerbstätigkeit.

Mit der Steuerreform 2015/16 kam es zur langjährig geforderten Entlastung bei der Lohnsteuer. Das Fünf­Milliarden­Euro­Paket hat die Kaufkraft merklich gesteigert und nach Jahren des unterdurchschnittlichen Wirtschaftswachstums zu einem Anziehen der Konjunktur im letzten Jahr beigetragen (reales BIP­Wachstum von +1,5%). Dieser Effekt wird langsam wieder abflachen, wenn nicht weitere Entlastungen sowie Maßnahmen gegen die kalte Progression gesetzt werden.

ArbeitskostenZu Lohnsteuer und Sozialversicherungs­abgaben kommen außerdem noch eine Vielzahl an Sonderzuschlägen und Kommunalabgaben, die die Arbeitskosten insgesamt auf einem hohen Niveau halten. Bezüglich der absoluten Höhe der Arbeitskosten lag Österreich 2015 – also noch vor der Steuerreform – hinter den skandinavischen Ländern, den BENELUX­Staaten und Frankreich knapp vor Deutschland an der achten Position. Daneben ist insbesondere die Kostenentwicklung im Vergleich zur Entwicklung der Arbeitsproduktivität im Auge zu behalten. Entwicklungsbedingt legen vor allem einige osteuropäische EU­Mitgliedstaaten Jahr für Jahr überdurchschnittlich zu. Unter den westlichen EU­Staaten hatte aber Österreich 2015 mit +3,3% den zweihöchsten Anstieg bei den Arbeitskosten zu verzeichnen. Nur im UK stiegen die Arbeitskosten pro Stunde noch stärker an (+3,9%).1

Compliance-KostenZusätzlich zu den Steuern und Abgaben sind Österreichs Unternehmen in steigendem Maße von Kosten durch höhere Compliance­Anforderungen belastet. Die Zunahme an Betriebsprüfungen, die erhöhten Meldeverpflichtungen und die komplexe Steuergesetzgebung, insbesondere verbunden mit Formulierungen von neuen Gesetzen, die zu erhöhter Unsicherheit bezüglich der Interpretation dieser Gesetze führt, stellen eine große Verwaltungsbelastung für die Unternehmen dar.

Deloitte Radar | Kosten

Arbeitskosten im EU-VergleichEUR pro geleisteter Arbeitsstunde1

“Smarter Staat, einfachere Regeln und geringere

Kosten – Österreich muss in der Steuergesetzgebung und ­administration wieder

zu einem Vorreiter in Europa werden.“

Herbert Kovar | Partner | Tax & Legal

1 WKO auf Basis von EUROSTAT-Daten (Februar 2017)

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Deloitte Radar | Kosten

Lenkungseffekte Anfang 2017 hat sich die Bundes regierung unter dem Titel „Für Österreich“ ein Arbeitsprogramm für die verbleibende Legislaturperiode gegeben. Neben Schwer punkten im Bereich Sicher heit und Integration enthält es auch Maßnahmen zur Förderung des Wirt schafts standortes.

Arbeitsmarkt & Kaufkraft stärkenUnter dem Titel Beschäftigungsbonus sollen den Unternehmen ab Juli 2017 für jeden zusätzlich geschaffenen Vollzeit­arbeitsplatz 50% der Lohnnebenkosten für die nächsten drei Jahre rückerstattet werden. Die Abwicklung soll über das aws (austria wirtschaftsservice) erfolgen. Für die Inanspruchnahme muss die aufgenom­mene Person entweder arbeitslos gemeldet gewesen sein, in Österreich den Job wechseln, aus einer österreichischen Ausbildungsstätte kommen oder ein Beschäftigungsverhältnis auf Basis einer Rot­Weiß­Rot­Karte vorweisen.

Ebenfalls ab Juli 2017 soll für Betriebe bis zehn Mitarbeiter der bereits bestehende AUVA­Zuschuss auf 75% der Entgeltfortzahlung angehoben werden, um Kleinstunternehmen im Krankheitsfall ihrer Mitarbeiter besser vor existenziellen Schwierigkeiten zu schützen.

Anfang 2017 kam es bereits beim Dienst­geberbeitrag (DB) zum Familienlastenaus­gleichsfonds zu einer Reduktion von 4,5% auf 4,1%. Nächstes Jahr wird der DB noch auf 3,9% gesenkt und für ältere Dienstne­hmer kann dieser im Rahmen des Bonus/Malus­Systems um weitere 0,1% fallen.

Um die wachstumsfördernden Effekte der Steuerreform 2015/16 nachhaltiger wirken zu lassen, sollen die beiden untersten Tarifstufen (EUR 11.000 bzw. EUR 18.000) ab 5% aufgelaufener Inflation automatisch indexiert werden. Dies soll

80% der sogenannten kalten Progression ausgleichen und regelmäßig zu einer Entlastung führen. Strittig ist der Umgang mit den höheren Tarifstufen, für die im Arbeitsprogramm kein Automatismus vereinbart wurde.

Investitionsanreize schaffenBetriebe mit mehr als 250 Mitarbeitern sollen für Investitionen in körperliche Anlagen (ausgenommen Gebäude und PKW) von 1.3. bis 31.12.2017 eine vorzeitige Abschreibung iHv 30% geltend machen können. KMU sollen in den Jahren 2017 und 2018 die im Ministerrat bereits beschlossene Investitionszuwachsprämie in Anspruch nehmen können (Abwicklung durch das aws). Das Erfolgsmodell Forschungsprämie soll ab 2018 weiter gestärkt werden, indem dieses Instrument der indirekten/steuerlichen Förderung von Forschungstätigkeit von 12% auf 14% angehoben wird.

Heimisches Stiftungsvermögen soll durch eine Flexibilisierung des Stiftungsrechts besser mobilisiert werden, indem bei entsprechendem Stifterwillen die Einflussmöglichkeiten der Begünstigten gestärkt werden sollen. Im Zuge des sogenannten Start­up­Pakets sind außerdem noch weitere Mobilisierungsanreize für Risiko­ und Wagniskapital für Start-ups, Spin-Offs und Wachstumsunternehmen vorgesehen.

Mit dem vorgeschlagenen MiFiGG 2017 sollen die Rahmenbedingungen für Mittelstandsfinanzierungsgesellschaften (MIFIG) attraktiver gestaltet und so potenziellen Investoren schmackhaft gemacht werden. Leider widersprechen die regulatorischen Beschränkungen des Gesetzesentwurfs der rechtspolitischen Zielsetzung, dass private Investoren wieder in Finanzmediäre (Private Equity Fonds) investieren. Die Einschränkung auf

Frühphasenunternehmen schließt ganze KMU­Segmente sowie Industriezweige mit Wachstumspotenzial und Kapitalbedarf aus. Ebenfalls verhindert die Einschränkung auf Minderheitsbeteiligungen Investments in wachstumsorientierte KMU und junge Unternehmen auf der Suche nach Anschlussfinanzierungen.

Gewinnverschiebungen vermeidenOnline­Unternehmen ohne Sitz in Österreich sollen hierzulande in Zukunft effizienter besteuert werden. Als Beispiel für eine nationale Maßnahme wurde die Ausdehnung der Werbeabgabe auf den Online­Sektor unter gleichzeitiger Senkung des Steuersatzes angeführt. Bereits beschlossene internationale Maßnahmen unter dem Schlagwort Base Erosion and Profit Shifting (BEPS) beschäftigen derzeit Konzernunternehmen (Country­by­Country Reporting) und auch die Finanzverwaltung (Prüfung).

Regulierung und Verwaltung eindämmenNeben finanziellen Maßnahmen sieht das Arbeitsprogramm auch ein Grundsatzgesetz zur Entlastung von bürokratischen Lasten vor. So sollen darin der von Deloitte seit Jahren geforderte Grundsatz One­in­one­out für Gesetze und Förderungen sowie die bedachte Umsetzung europarechtlicher Regulierungen vorgesehen werden. Dem Golden Plating, also der Übererfüllung europäischer Vorgaben, sollte weitest­gehend Einhalt geboten werden. Auch zeitlich befristete Regulierungen (Sunset Clauses) sollen künftig üblich werden. Und die Behörden sollen bei Kleinstforderungen, die in keinem Verhältnis zum getätigten Aufwand stehen, auf eine Einforderung verzichten. Diese Maßnahmen würden die Verwaltungskosten sowohl auf Behörden­ als auch auf Unternehmensseite reduzieren.

“Im Rahmen der BEPS­Maßnahmen wurde zwar der Anwendungsbereich des Verrechnungspreis dokumentations­

gesetzes mit Augenmaß festgelegt, aber es gibt noch Unsicherheiten hinsichtlich des Umfanges der Dokumentation.“

Gabriele Holzinger | Partnerin | Transfer Pricing

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5. Digitalisierung, Innovation, Forschung und TechnologieÖsterreich muss alles daran setzen, durch Förderung der Innovations­Outputs zu den Innovation Leaders in Europa aufzuschließen. Die innovationswilligen Unternehmen und Mitarbeiter sind eine gute Basis, um auch die Herausforderungen der Digitalisierung zu nutzen.

Digitalisierung, Innovation, Forschung und

Technologie

Die österreichischen Unternehmen können sich hinsichtlich ihrer Innovationsfähigkeit und Bereitschaft für F&E Investitionen im Spitzenfeld positionieren. Auch die Forschungskooperation zwischen den Bildungseinrichtungen und der Wirtschaft sowie die Fähigkeiten der verfügbaren Arbeitskräfte werden dem Innovationsstandort positiv angerechnet. Mit der Forschungsprämie hat Österreich ein einfaches und wirksames Instrument der indirekten Förderung, das durch die Anhebung auf 14% künftig noch

attraktiver werden soll. All das führt dazu, dass Österreich bei der Forschungsquote über dem EU­Schnitt liegt und für die notwendige Weiterentwicklung von einer guten Basis starten kann.

Im European Innovation Scoreboard der EU liegt Österreich an der zehnten Stelle und damit 13,3% über der durchschnittlichen Innovationskraft aller EU28­Staaten. Die wesentlichen Ansatzpunkte für Verbesserungen liegen bei den Outputfaktoren (Lizenz­ und Patentumsätze im Ausland, Export von

IKT­Dienstleistungen, Foreign Direct Investments) sowie bei der Verfügbarkeit von Venture Capital. Alle aktuell diskutierten Lösungsansätze beschäftigen sich mit den Themen Risikokapital, digitaler Infrastruktur und Kompetenzentwicklung sowie der Förderung einer modernen Start­up­Kultur in Österreich. Auch wenn andere Länder in der Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle voraus sind, so bietet sich für ganze Industriezweige (zum Beispiel Automobilzulieferung, Maschinenbau, Industrial Design) noch großes Innovationspotenzial.

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Kooperation Wirtschaft und Wissenschaft

F&E Quote

Risikokapital

Staatliches Förderwesen

Anzahl Forscher und Entwickler

Technologische Voraussetzungen

Innovationskraft der Unternehmen

Quellen: Global Competitiveness Index, World Competitiveness Index, Global Innovation Index, Networked Readiness Index, ICT Development Index, The Digital Economy and Society Index, European Innovation Scoreboard

Deloitte Radar | Digitalisierung, Innovation, Forschung und Technologie

Dringender Handlungs­ bedarf

Handlungs­ bedarf

Gute Basis für notwendige Verbesserung

Standortvorteil mit Verbesserungs­potenzial

Klarer Standortvorteil

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Deloitte Radar | Digitalisierung, Innovation, Forschung und Technologie

Standortwettbewerb um die Zukunft

Die Digitalisierung und der Aufstieg neuer Wirtschaftsräume haben in den letzten Jahren den Standortwettbewerb in Bewegung gebracht. Die klassischen Standort faktoren wie Infrastruktur, Arbeits kräfte, Investitionskapazität und rechtliche Rahmenbedingungen sind damit ebenfalls einer Transformation ausgesetzt. Je schneller sich die Wirtschaft und die Politik eines Landes auf diese neuen Möglichkeiten ausrichten, desto wettbewerbsfähiger wird ihr Standort wahrgenommen. Dadurch haben auch bisher weniger wettbewerbsfähige Länder die Chance, sich in Teilbereichen internationale Aufmerksamkeit zu erarbeiten – wie die Beispiele Estland (digitale Anwendungen) und Israel (Start­up­Szene) zeigen. Um im globalen Wettbewerb mitmischen zu können, muss Österreich jedenfalls innerhalb der EU zu den Top­Nationen zählen.

Infrastruktur als BasisIm Bereich der Infrastruktur sind flächendeckende und kostengünstige Breitbandverbindungen essenziell, denn sie sichern den raschen Zugang zu Datenbeständen und internet­basierten Geschäftsmodellen. Die Breitbandstrategie der Regierung verfolgt das Ziel, bis 2020 flächendeckende Übertragungsraten von mindestens 100 MBit/s verfügbar zu machen. Mit Hilfe der Breitbandmilliarde sollen auch weniger dicht besiedelte Regionen eine ultraschnelle Anbindung erhalten. Im aktualisierten Arbeitsprogramm zielt die Regierung zudem auf eine Vorreiterrolle beim Ausbau der 5G­Technologie ab, der bis 2020 in allen Landeshauptstädten umgesetzt sein soll.

Neben der Verfügbarkeit schneller Datenverbindungen müssen aber auch die Haushalte, Unternehmen und Bildungseinrichtungen zur Nutzung dieser Bandbreiten bewegt werden. Die Kosten stellen dabei in Österreich kein Hindernis dar. Laut Digital Economy and Society Index der EU müssen die Österreicher nur etwa 0,9% ihres Einkommens für einen Breitbandanschluss ausgeben, während in der gesamten EU durchschnittlich 1,2% dafür aufzuwenden sind. Auch im Networked Readiness Index des WEF liegt Österreich bei der „Affordability“ auf Rang 5 von 139 untersuchten Ländern.

Anwendung als ChanceEinen wesentlichen Erfolgsfaktor für die Digitalisierung stellen die Kompetenzen und die Verfügbarkeit gut ausgebildeter Arbeitskräfte dar. Doch gerade Absolventen der MINT­Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) sind in manchen Regionen schwer verfügbar. Und auch wenn die Förderung der digitalen Kompetenzen an den Schulen ab sofort hohe Priorität genießt, werden die Erfolge daraus erst in mehr als fünf Jahren wirksam werden. Damit herrscht ein Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften aus dem Ausland.

Bezüglich der Entwicklung der digitalen Wirtschaft und Gesellschaft rangiert Österreich laut Digital Economy and Society Index der EU im europäischen Mittelfeld (Rang 10 von 28 EU­Staaten). Für die heimischen Unternehmen deuten die Erhebungen zu diesem Index Entwicklungspotenzial beim Online­Handel an. Derzeit nutzen nur rund 15% der KMU digitale Vertriebskanäle. Auf Konsumentenseite kaufen bereits 68% der Bevölkerung im Online­Handel. Laut ICT Development Index der UN liegt der Internet­Nutzungsgrad bei 83,93% der Gesamtbevölkerung. Auch bei der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung positioniert sich Österreich im Spitzenfeld (Rang 5/28 im Digital Economy and Society Index). Mit der Digital Roadmap Austria bündelt die Regierung erstmals die verschiedenen Maßnahmen ihrer Ressorts, um Österreichs Wirtschaft bei der digitalen Transformation zu unterstützen.

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“Um die Chancen der digitalen Transformation

zu nutzen, sollte das Management des

Unternehmens die Entwicklung einer

Digitalstrategie priorisieren.“

Bernhard Göbl Director | Operations & Technology

Rang Global Innovation Index (INSEAD) 2016

The Networked Readiness Index (WEF) 2016

ICT Development Index (UN) 2016

The Digital Economy and Society Index (EU) 2017

European Innovation Scoreboard (EU) 2016

1 Schweiz Singapur Korea Dänemark Schweden

2 Schweden Finnland Island Finnland Dänemark

3 UK Schweden Dänemark Schweden Finnland

4 USA Norwegen Schweiz Niederlande Deutschland

5 Finnland USA UK Luxemburg Niederlande

6 Singapur Niederlande Hong Kong Belgien Irland

7 Irland Schweiz Schweden UK Belgien

8 Dänemark UK Niederlande Irland UK

9 Niederlande Luxemburg Norwegen Estland Luxemburg

10 Deutschland Japan Japan Österreich Österreich

11 Korea, Rep. Dänemark Luxemburg Deutschland Frankreich

12 Luxemburg Hong Kong Deutschland Malta Slowenien

13 Island Korea, Rep. Neuseeland Litauen Zypern

14 Hong Kong Kanada Australien Spanien Estland

15 Kanada Deutschland USA Portugal Malta

16 Japan Island Frankreich Frankreich Tschechische Republik

17 Neuseeland Neuseeland Finnland Slowenien Italien

18 Frankreich Australien Estland Tschechische Republik Portugal

19 Australien Taiwan Monaco Lettland Griechenland

20 Österreich Österreich Singapur Slowakei Spanien

Österreich (23)

Herausgeber Cornell University (USA), INSEAD (Frankreich) und World Intellectual Property Organization (Schweiz)

World Economic Forum / WEF (Schweiz)

International Telecommunication Union (ITU) der United Nations (UN)

Europäische Kommission

Europäische Kommission

Anzahl der untersuchten Nationen

128 Volkswirtschaften 139 Volkswirtschaften 175 Volkswirtschaften 28 EU­Länder 28 EU­Länder

Veröffentlichung zuletzt im August 2016 zuletzt im Juli 2016 zuletzt im November 2016

zuletzt im März 2017 zuletzt im Juli 2016

Erhebungs ­ methode

Analyse der Innovationsfähigkeit und –unterstützung anhand diverser Indikatoren in Bereichen wie Infrastruktur, Bildung, Knowledge, Kapazitäten und Innovations­Output

Umfassende Executive Opinion Survey (ca. 14.000 Teilnehmer) sowie statistische Kennzahlen internationaler Institutionen (z.B. OECD, Währungsfonds, WHO)

Analyse von Daten der nationalen Statistik Institutionen, Ministerien und Behörden

Analyse anhand von EUROSTAT Daten sowie für die Europäische Kommission erstellten Studien

Analyse anhand von EUROSTAT Daten sowie weiteren fundierten Quellen

Standortrankings zu Digitalisierung und Innovation

Deloitte Radar | Digitalisierung, Innovation, Forschung und Technologie

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Deloitte Radar | Digitalisierung, Innovation, Forschung und Technologie

Innovationsförderung in Österreich

Ein Ziel der Europa­Strategie 2020 der Europäischen Kommission ist es, bis zum Jahr 2020 3% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der EU in Forschung und Entwicklung zu investieren. Österreich hat sich dabei zum Ziel gesetzt, eine Forschungs­ & Entwicklungsquote von sogar 3,76% zu erreichen.

Seit dem Jahr 2014 hat Österreich eine Forschungsquote von über 3% des BIP erreicht und seither über diesem Schwellenwert gehalten. Nach 3,1% im Jahr 2015 wird die Quote 2016 voraussichtlich 3,07% betragen. Die durchschnittliche Forschungsquote der EU beträgt 2,03%. Österreich lag 2015 somit im Spitzenfeld der EU­Länder auf einem ähnlichen Niveau wie Finnland und Schweden (jeweils rund 3,2%) und noch vor Dänemark (3,05%) und Deutschland (2,87%). Grundsätzlich ist die Forschungsquote allein nicht geeignet, um die Effektivität und Effizienz der Ausgaben für Forschung & Entwicklung (F&E) abzubilden. Sie ist lediglich ein Indikator, welchen Stellenwert Neuentwicklungen für öffentliche und privatwirtschaftliche Investitionen haben.

Durch das Ziel, die F&E­Quote nachhaltig über den Zielwert für das Jahr 2020 zu hieven, soll der Standort Österreich zu einer innovativen und wettbewerbsfähigen Volkswirtschaft ausgebaut werden. Die Gesellschaft profitiert dabei in weiterer Folge durch die Schaffung von nachhaltigem Wohlstand sowie mehr Arbeitsplätzen und einer Erhöhung der Beschäftigungsquote.

Insgesamt sind die österreichischen F&E­Ausgaben im Jahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 2,9% auf EUR 10,7 Mrd. gestiegen. Diese Steigerung konnte insbesondere durch die wachsende Zahl an innovations­ und forschungsaktiven Unternehmen in Österreich erreicht werden. Diese tragen mit EUR 5,1 Mrd. (rund 48% aller Forschungsausgaben) den größten Anteil an den Forschungsausgaben. Vor allem österreichische Leitbetriebe steigern ihre F&E­Investitionen laufend und bewirken damit auch positive Übertragungseffekte auf das innovative Ökosystem in Österreich.

Bund und Länder tragen rund 34% zu den gesamten Forschungsausgaben bei, 16% der F&E­Ausgaben werden vom Ausland und dabei überwiegend von Tochterunternehmen internationaler Konzerne finanziert. Führend sind dabei Unternehmen aus Deutschland (47%) und der Schweiz (11,7%).1

Österreich als ForschungsstandortViele internationale Unternehmen schätzen Österreich als Forschungsstandort. Hinsichtlich wissens­ und technologiebasierter Exporte nimmt Österreich weltweit eine führende Rolle ein. Insbesondere Technologien, Know­how und Produkte aus der Pharmaindustrie, dem Maschinenbau, der Halbleitertechnik sowie der Umwelt­, Energie­, Entsorgungs­ und Medizintechnik genießen im Ausland hohes Ansehen.

Österreich punktet insbesondere mit gut ausgebildeten Arbeitskräften, einem gut ausgebauten Zugang zu Informations­ und Kommunikationstechnik (IKT) sowie der hohen Lebensqualität. Dies kommt auch im Monitoring Report 2016 der Wirtschaftskammer zum Ausdruck, der Österreich im oberen Drittel der untersuchten Wirtschaftsstandorte ausweist und dies unter anderem auch auf eine attraktive Förderlandschaft zurückführt.2

Im Bereich der direkten Förderungen ist das österreichische System durch die vergleichsweise hohe Anzahl unterschiedlicher Instrumente und subsidiärer Zuständigkeiten sehr komplex und weniger transparent. Aufgrund der teilweise zu engen inhaltlichen Abgrenzung, die einen hohen administrativen Aufwand mit sich bringt, empfiehlt sich die Durchführung einer wissenschaftlich fundierten Evaluierung wesentlicher Förderinstrumente.

Bei der indirekten Förderung will die Bundesregierung hingegen den sehr positiven Weg der Forschungsprämie weiter verfolgen und diese neuerlich anheben – und zwar von 12% auf 14%. Damit soll im stärker werdenden Standortwettbewerb ein sichtbarer Anreiz gesetzt werden, um Unternehmen in Österreich zu halten und neue hinzu zu gewinnen.

1 Statistik Austria: Statistiken zu Forschung (F&E)

2 WKO: Monitoring Report 2016

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IT-Verfahren und Organisation vereinheitlichen und modernisierenIm Zuge der Modernisierung bietet es sich an, das interne System zur Verarbeitung von Förderanträgen österreichweit zu vereinheitlichen und vollständig zu digitalisieren. Das Ziel der bundesweiten Vereinheitlichung der Förderabwicklung könnte durch eine Orientierung an existierenden OECD­weiten Standards erreicht werden. Von der durch den einheitlichen Abwicklungsprozess erzielbaren Effektivitätssteigerung würden nicht nur Förderwerber, sondern auch die Verwaltung selbst profitieren.

Als mögliche Vorbilder könnten hier Südkorea, Deutschland, Polen und UK dienen. Durch die Bereitstellung eines Förderassistenten – also einer einheitlichen Benutzeroberfläche für Unternehmen – könnte eine Vereinfachung und Beschleunigung der Förderverfahren erzielt werden.

Denkbar wäre die Schaffung einer „National/Austrian Cloud“. Somit wäre die Verwaltung der Rechte in Österreich sichergestellt und die Einhaltung inländischer Datenschutzbestimmungen könnte gewährleistet werden.

Vernetzung interner/externer KommunikationDie Kommunikation im Förderwesen muss sowohl als systeminterner als auch als gesellschaftspolitischer Faktor gesehen werden. Einerseits empfiehlt es sich den Vorbildern UK, Polen und Deutschland zu folgen, die durch eine gute Kommunikationskultur zwischen Bund und Ländern bedarfsorientierte Förderkapazitäten geschaffen haben. Andererseits muss die Kommunikation zwischen Politik und Öffentlichkeit gefördert werden, um das Bewusstsein in der Bevölkerung hinsichtlich der F&E­Leistungen in Österreich und deren Beitrag zur Entwicklung des Standortes zu stärken.

Digitale Kompetenzen stärken Der österreichische Wirtschaftsstandort zeichnete sich immer noch durch hochqualifizierte Arbeitskräfte aus. Dieser Pool an Fachkräften umfasst nicht nur die in Österreich ausgebildeten Personen, sondern insbesondere auch zugezogene Fachkräfte aus den CEE­Ländern, die die Mobilitätsmöglichkeiten der EU nutzen, um am attraktiven österreichischen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.

Durch die neue Zuzugsbegünstigungs­verordnung von September 2016 wurde ein weiterer Impuls gegeben, um vermehrt internationale Wissen schaftler und Forscher ins Land zu holen.

Um jedoch das Qualifizierungsniveau der Arbeitskräfte in Österreich aufrechterhalten zu können, muss auch maßgeblich in den Bildungsnachwuchs in Österreich investiert werden. Die Digitalisierung erfordert insbesondere eine deutlich breitere Vermittlung von IKT­Kompetenzen und technischem Know­how. Eine Möglichkeit dies zu fördern wäre daher eine stärkere Fokussierung auf Medienkompetenz und digitale Weiterbildung an Schulen. Das kann auch helfen, Lücken bei pädagogischen Nutzungskompetenzen zu schließen.1

“Die Forschungsprämie hat sich im internationalen Vergleich sehr bewährt – sowohl für Start­ups und

kleinere Betriebe als auch für Leitbetriebe mit positiven Spill-Over-Effekten für ganze Regionen.“

Herbert Kovar | Partner | Förderungsberatung

1 BIFIE: Bildungsbericht 2015

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Aufholbedarf bei der Digitalisierung

Trotz der Innovationskraft der öster­reichischen Unternehmen haben diese noch Aufholbedarf bei der Digitalisierung. Das zeigt auch der aktuelle Deloitte CIO Survey, bei dem rund 1.200 IT­Verantwortliche aus 48 Ländern – darunter auch Österreich – befragt wurden. Hierzulande sind CIOs (Chief Information Officers oder IT-Leiter) vor allem mit der Modernisierung und Absicherung der IT­Systeme beschäftigt. Ihre internationalen Kollegen haben die Zeichen der Zeit bereits erkannt und setzen verstärkt auf Innovation und neue Technologien im Digitalbereich. Trotz der teils deutlichen Unterschiede zwischen internationalen und österreichischen CIOs ist der grundsätzliche Wandel der Rolle des CIOs weg vom internen Dienstleister hin zum strategischen Partner im Kerngeschäft überall feststellbar.

Kunden sind im Fokus Passend zu diesem Rollenwandel nennen die CIOs einhellig die Kunden als Top­Priorität ihrer Tätigkeit. Auf dem zweiten Platz folgt bei den öster­reichischen CIOs die Performance. Innovation hat in Österreich mit Platz 3 wie im Vorjahr ebenfalls einen hohen Stellenwert, international liegt sie nur auf dem fünften Platz. Ein gravierender Unterschied ist beim Stellenwert von Wachstum ersichtlich: Dieses nimmt international den zweiten, in Österreich allerdings nur den sechsten Platz ein.

Cyber Security als Priorität in ÖsterreichInternational erwarten die CIOs, dass neue Technologien aus dem Digitalbereich sowie der Bereich Analytics einen immer größeren Einfluss auf das Geschäft nehmen. In Österreich spielen diese beiden Themen noch eine etwas kleinere Rolle. Für die IT­Leiter steht in den kommenden beiden Jahren das Thema Cyber Security an oberster Stelle im Technologiebereich, gleich dahinter kommt weiterhin die Modernisierung der bestehenden Systeme. Diese ist international kein großes Thema mehr.

Auch bei der Frage nach den Investitionsschwerpunkten zeigt sich der Aufholbedarf der Österreicher: Global soll am meisten in kognitive Technologien investiert werden, während hierzulande noch kaum ein derartiger Handlungsbedarf gesehen wird. Wichtigstes Investitionsziel bei neuen Technologien ist in Österreich mit 88% das Internet of Things, welches auch international am zweiten Platz liegt. Der größte Unterschied zwischen Österreich und den internationalen Benchmarks zeigt sich beim 3D­Druck, der in Österreich als wichtiges Investitionsfeld angesehen wird während er im globalen Vergleich nur ein Randthema darstellt.

Umsetzungsstärke und Produktivität wichtiger als VisionenDie konservativ­pragmatische Herangehensweise der Österreicher an das Thema IT spiegelt sich auch bei den Antworten auf die Frage nach den besonderen Merkmalen für IT­Verantwortliche wider: International werden technische Visionen als wichtigstes Merkmal erfolgreicher CIOs gesehen – nicht so in Österreich, wo im Vergleich mehr auf Umsetzungsstärke und Mitarbeiterproduktivität gesetzt wird.

“Um die Chancen der digitalen Transformation zu nutzen, sollte das Management des Unternehmens die Entwicklung einer Digitalstrategie priorisieren.“

Bernhard Göbl | Director | Operations & Technology

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Deloitte Radar | Digitalisierung, Innovation, Forschung und Technologie

Digitalisierung interner Prozesse

Eine große Herausforderung für die österreichischen Unternehmen stellt die Digitalisierung auch in Hinblick auf die Modernisierung bestehender und Implementierung neuer Prozesse dar. Der Großteil der österreichischen KMU hat die Relevanz der Digitalisierung für ihren Geschäftsalltag grundsätzlich erkannt.

Automatisierung im RechnungswesenLaut der Deloitte Studie „Automatisierung und Digitalisierung im Rechnungswesen“ halten 95% der befragten Unternehmen dieses Thema für wichtig. Zudem sind sich fast alle Befragten einig, dass Automatisierung und Digitalisierung in den nächsten zehn Jahren eine sehr große Rolle spielen werden. Der Digitalisierungsgrad der einzelnen Unternehmen ist aber derzeit noch sehr unterschiedlich und es besteht häufig Modernisierungsbedarf. Gerade im Rechnungswesen werden viele Prozesse weiterhin analog oder nur teilweise digitalisiert abgewickelt.

Bereits digital erstellte Eingangs­ und Ausgangsrechnungen werden in mehr als der Hälfte der Unternehmen immer noch ausgedruckt. Die möglichen Vereinfachungen einer Digitalisierung werden noch zu wenig genutzt. Deshalb bewirken vereinzelte

digitalisierte Arbeitsschritte häufig sogar Mehraufwand an Stelle von Zeit­ und Kostenersparnis. Einer effektiven Umsetzung von Digitalisierungs­ und Automatisierungsmaßnahmen muss in der Regel eine Überarbeitung und Anpassung der Prozesse vorangestellt werden. Eine erhebliche Optimierung kann die E­Rechnung bringen. 65% der befragten Unternehmen sehen darin das größte Zukunftspotenzial.

Hürden für UnternehmenEs gibt derzeit noch eine Reihe von Hindernissen, die eine schnellere Digitalisierung im Rechnungswesen behindern:

• Unübersichtliches Angebot: Die große Auswahl an technischen Lösungen und Systemanbietern macht es schwierig, den Marktüberblick zu behalten und die richtigen Entscheidungen zu treffen.

• Fachkräftemangel: Das erforderliche (IT­)Know­how ist in den mittelständischen Unternehmen oft noch nicht ausreichend vorhanden. Die Unternehmen sehen sich mit einem Mangel an qualifizierten Mitarbeitern konfrontiert.

• Rechtsunsicherheit: Die Gesetzgebung hat bisher nur vereinzelt die entsprechenden verpflichtenden Rahmenbedingungen geschaffen. Gerade bei digitalen Dokumenten herrscht noch Rechtsunsicherheit.

Vorteile durch erhöhten Digitalisierungsgrad Gut durchdachte, digital umgesetzte Prozesse ermöglichen erst ein weitgehend automatisiertes Rechnungswesen. Der Nutzen digitaler Daten ist dabei vielfältig: Digitale Belege bringen Zeitersparnis durch Automatisierung und erleichtern Arbeitsprozesse. Außerdem wird das Ablagesystem vereinfacht und beschleunigt und insgesamt die Transparenz erhöht.

“Die österreichischen Mittelstands unternehmen

sind sich bewusst, dass die Digitalisierung ihre

Geschäfts welt nachhaltig verändern wird. Noch ist

der Digitalisierungsgrad in den Unternehmen gering.“

Gerald Vlk | Partner | Business Process Services

Prozentsatz der Unternehmen

Digitalisierungsgrad in %

Wie hoch schätzen Sie den Grad der Digitalisierung in Ihrem Unternehmen ein?

0% 90 %10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 %

6 %7 % 7 %

9 %

15 %

9 %

12 %

15 %

4 %

100 %

0%

19 %

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Blockchain – eine Distributed Ledger Technologie revolutioniert die Geschäftswelt

Die digitale Revolution wird durch eine Reihe von neuen Technologien getrieben. Neben dem Internet of Things wird vor allem die Blockchain die Geschäftswelt grundlegend und nachhaltig verändern. Hinter der Blockchain steht die Idee Werte oder Vermögen weltweit austauschen zu können, ohne eine beaufsichtigende Institution oder Intermediäre, ohne extra Kosten oder komplexe Verifizierungsprozesse zu benötigen.

Hohe Sicherheit als VorteilSomit ist die Blockchain eine Plattform, um Eigentum beziehungsweise Vermögenswerte in einer digitalen Welt mit einem hohen Grad an Sicherheit zu verwalten. Als großer Vorteil kann dabei die Historie der Werte nicht verändert werden, womit alles komplett nachvollziehbar wird. Trotz dieser Transparenz ist dennoch die Anonymität der Besitzer gewährleistet. Als weitere Besonderheit wird in der Blockchain die Echtheit der Werte sowie die Gültigkeit von Transaktionen nicht von einer zentralen Organisation bestätigt, sondern von der Mehrheit der Akteure im Netzwerk. Wenn 51% der Teilnehmer mit einer Gegebenheit einverstanden sind, wird diese zur Realität und die Transaktion hat Gültigkeit.

Ein Beispiel zur Veranschaulichung: Wenn eine Person ihr Auto verkauft und vom Käufer zwar den Kaufpreis überwiesen bekommt, aber das Netzwerk der Korrektheit der Transaktion nicht zustimmt, verliert der Kauf seine Gültigkeit. Genauso kann in der Blockchain ein Diebstahl sehr schnell von den Mitgliedern des Netzwerks identifiziert und sofort rückgängig gemacht werden. Beim klassischen Bankkonto ist das nicht möglich, weshalb dieses derzeit keine hundertprozentige Sicherheit hinsichtlich der Legalität von Transaktionen bietet.

Die Blockchain kann den Unternehmen in vielen Bereichen verstärkte Sicherheit bieten und außerdem in fast allen Branchen Anwendung finden. So können beispielsweise Fahrzeugteile mit einer Seriennummer versehen werden. Wenn alle erzeugten Teile digital in der Blockchain registriert werden, weiß man woher jedes Teil stammt. Gestohlene oder auch gefälschte Waren können so schneller entdeckt werden, was wiederum zu mehr Gewissheit führt. Auch im Kunstmarkt, bei dem sehr viel Energie in die Prüfung der Echtheit von Werken fließt, kann dieser Umstand hilfreich sein.

Basis für neue GeschäftsmodelleZu Beginn wurde die Blockchain von Aktivisten initiiert, die eine neue Weltordnung schaffen und unabhängig von Dritten sein wollten. Mittlerweile hat sich die Idee aber stark weiterentwickelt und die Effizienz der Technologie wird weltweit immer öfter als Basis für neue Geschäftsmodelle genutzt. Gerade für österreichische Banken, Versicherungen und den öffentlichen Sektor bietet Blockchain zahlreiche Möglichkeiten für bessere, schnellere und einfachere Geschäftsmodelle. Die große zukünftige Herausforderung bei der Implementierung der Blockchain wird die richtige Balance zwischen Effizienz und Produktivität sowie Privatsphäre und Sicherheit sein.

Deloitte Radar | Digitalisierung, Innovation, Forschung und Technologie

“Die Blockchain wird sich viel schneller etablieren als das Internet – österreichische Unternehmen müssen

genau prüfen, inwieweit sie die Möglichkeiten der innovativen Technologie für sich nutzen können. Die

wirtschaftlichen Potenziale sind enorm.“

Kurt Blecha | Partner | Innovation Leader

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Deloitte Radar | Digitalisierung, Innovation, Forschung und Technologie

Wo sehen Sie die größten Chancen und Risiken der Digitalisierung? Die meisten Unternehmen sehen in der Digitalisierung eine reine Effizienzsteigerung. Sie tun das, was sie immer getan haben – nur schneller und günstiger. Das ist nicht per se falsch. Jedoch ergreifen diese Unternehmen nicht die Chancen, die die Digitalisierung eigentlich bereithält. Wir müssen umdenken und uns die Frage stellen: Wie können Unternehmen in Zukunft aussehen? Durch die Digitalisierung können neuer Mehrwert geschaffen, neue Geschäftsmodelle entwickelt und Kundenbeziehungen neu definiert werden. Wir dürfen keine Angst vor den Veränderungen haben, sondern müssen diese als Chance für neue Möglichkeiten sehen.

Wie kann der Wirtschafts standort Österreich die Chancen der Digitalisierung am besten nutzen?Für einen modernen Wirtschafts­standort ist es heute essenziell global zu denken. Das gilt nicht nur für die Märkte, die man erreichen will, sondern auch in Bezug auf die Talente, die man für sich gewinnen und halten will. Durch die Digitalisierung wird der potenzielle Einflussbereich unendlich. Nur wenn wir unsere Horizonte erweitern, können wir langfristig erfolgreich sein. Kleinere Länder sind in Bezug darauf meist erfolgreicher, denn sie sind gezwungen neue Wege zu finden, da nicht alles in ihrem kleinen Land zur Verfügung steht. Israel ist dafür ein

Paradebeispiel. Die Digitalisierung bietet sowohl Potenzial für große bereits bestehende Unternehmen als auch für neue Marktteilnehmer. Wenn die bestehenden Unternehmen im Land also nicht selbst die Chance der Digitalisierung nutzen, dann werden andere kommen.

Was müssen Länder wie Österreich neben dem globalen Denken noch beachten?Moderne Infrastruktur ist ein entscheidender Faktor. Sehr schnelle Breitbandverbindungen und flächendeckendes Wifi werden entscheidend für den digitalen Fortschritt sein. Vor allem das Internet of Things wird für einen großen Umbruch sorgen und großen Datenverkehr verursachen. Um für das Internet der Zukunft den Weg zu ebnen, muss die Infrastruktur für die vernetzte Welt und somit für das Internet der Dinge aufgebaut und entwickelt werden. In Bereichen der Logistik und Fertigung, der Energie, dem vernetzten Verkehr und vielen anderen können die Sensoren der vernetzten Dinge wichtige Informationen zur Verfügung stellen.

Daten werden von und zwischen Gegenständen gesendet und empfangen. So wird das Unsichtbare sichtbar und messbar gemacht. Treten Störungen oder Auffälligkeiten auf, kann sofort reagiert werden. Auch Prozesse können so verfolgt und Abläufe optimiert werden.

Wie kann man in einem Land wie Österreich Innovation fördern? Ideen und Inspirationen kommen oft von außen und auf diese müssen Unternehmen eingehen. Für Veränderungen und Innovationen muss man daher vom Push­ zum Pull­Prinzip übergehen – also Einflüsse von außen zulassen, und nicht primär im gewohnten Umfeld über potenziellen neuen Ideen brüten. Neben der Offenheit gegenüber Neuem ist es vor allem wichtig, ein Bewusstsein für Innovationen zu schaffen. Die meisten haben kein klares Verständnis, welche Technologien es bereits gibt und welche Möglichkeiten diese heute schon bieten. Es müssen wichtige Chancen und Möglichkeiten definiert werden, die die Menschen inspirieren etwas Innovatives zu schaffen. Auch das Risiko von Misserfolg muss minimiert werden. Scheitern darf kein Makel sein – es braucht eine positive Kultur des Scheiterns.

Interview mit John Hagel zum Thema Digitalisierung

John Hagel ist Co­Chairman des Center for the Edge von Deloitte US. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit dem Thema

Digitalisierung und ist Experte beim Thema Verschränkung von Unternehmensstrategie und Informationstechnologie.

Er ist Gründer von zwei Silicon Valley Startups und berät Unternehmen zu Fragen der digitalen Transformation.

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Eine innovative Wissensgesellschaft lebt von einer Bevölkerung, die gut ausgebildet ist und ihr Können den individuellen Stärken entsprechend einsetzen kann. Eine exzellente, an den Erfordernissen des Arbeitsmarktes orientierte Basis im Bildungssektor ist Voraussetzung für einen erfolgreichen Zugang zum Arbeitsmarkt. Die Weiterbildung in den Unternehmen baut darauf auf. Die Vermittlung digitaler und persönlichkeitsbildenden Kompetenzen stellt die größte Herausforderung der kommenden Jahre dar.

Im Standortvergleich hinkt Österreich insbesondere im Bereich Flexibilität nach – bei der Vergütung, der tatsächlichen Gestaltung von Arbeitszeitmodellen und der Ausgestaltung von Dienstverträgen. Die Regierung hat die Arbeitszeitflexibilisierung richtigerweise ins aktualisierte Arbeitsprogramm aufgenommen, doch vorerst den Sozialpartnern zur Diskussion überantwortet.

Auch bei der Chancengleichheit gibt es in Österreich noch Aufholbedarf. Nicht nur ältere Arbeitnehmer, Menschen mit Behinderung und Migranten sind betroffen, sondern auch 50% der potenziell Erwerbstätigen – die Frauen. Dieser nachweisliche Mangel an Gleichstellung ist nicht nur sozialpolitisch, sondern auch ökonomisch ein Problem und verlangt nach stärkeren nachhaltigen Maßnahmen.

6. Verfügbarkeit von Arbeitskräften

Das einstige Musterland für Beschäftigung hat seit zwei Jahren mit steigender Arbeitslosigkeit einerseits und Engpässen bei gut ausgebildeten Fachkräften andererseits zu kämpfen. Dabei werden auch einige Erwerbspotenziale in Österreich noch nicht optimal genutzt.

Verfügbarkeit von Arbeitskräften

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Bildung

Weiterbildung

Flexibilität des Arbeitsmarktes

Chancengleichheit

Arbeitsleistung

Attraktivität für Arbeitskräfte

Quellen: Global Competitiveness Index, World Competitiveness Index, Networked Readiness Index, Social Progress Index

Deloitte Radar | Verfügbarkeit von Arbeitskräften

Dringender Handlungs­ bedarf

Handlungs­ bedarf

Gute Basis für notwendige Verbesserung

Standortvorteil mit Verbesserungs­potenzial

Klarer Standortvorteil

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Maßnahmen für den österreichischen Arbeitsmarkt

Die anhaltend hohen Arbeitslosenzahlen stellen den Standort vor große Herausforderungen. Arbeitsmarktexperten sind sich einig, dass es neben strukturellen Maßnahmen auch umfassende finanzielle Mittel braucht, um die Trendwende am Arbeitsmarkt anzustoßen. Die Bundesregierung setzt positiverweise Maßnahmen, wie die direkte Förderung des Arbeitgeberanteils an den Lohnnebenkosten oder die temporäre Beschäftigung älterer Arbeitnehmer in der öffentlichen Wirtschaft. Bei Investitionen sollte zwischen lang­, mittel­ und kurzfristigen Investitionen unterschieden werden, um einen nachhaltigen Effekt zu erzielen. Weitere Maßnahmen sollten folgen, hier ein Vorschlag:

Ein Drittel für langfristig WirksamesAuf lange Sicht kann nur eine Maßnahme eine nachhaltige Wirkung auf den Arbeitsmarkt haben – die direkte Investition in Bildung. Diese schafft die Grundvoraussetzungen für eine positive Entwicklung und fördert die Innovation von morgen. Die Basisbildung kann so sichergestellt und die digitalen Kompetenzen gezielt gefördert werden.

Konsequent gedacht sollte in eine Schulpflicht bis 18 investiert werden. Diese sollte mit dem unbedingten Gebot verbunden sein, keine Jugendlichen ohne Berufsabschluss und allgemeinem Bildungsniveau auf der Sekundarstufe in die Arbeitswelt von morgen zu entlassen.

Ein Drittel für mittelfristig WirksamesMittelfristig gesehen muss in zukunfts­taugliche Branchen und Geschäftsmodelle investiert werden. Diese Bereiche umfassen die Reduktion des Energie­ und Rohstoffverbrauchs bis hin zur Digitalisierung und Automatisierung als Kerngeschäft.

Die digitale Revolution wird zukünftig vor allem Routinejobs in Frage stellen. Umso wichtiger wird es mittelfristig sein, Unternehmen dabei zu unterstützen, die Höherqualifizierung der Angestellten zu fördern. Unternehmen werden die Entwicklung von Know­how verstärkt selbst in die Hand nehmen müssen. Aufgabe des Staates wird es sein, sie dabei zu unterstützen und diese Aufgabe attraktiver zu machen.

Wie Deloitte Studien zeigen, ist der digitale Wandel als Thema zwar bei den Unternehmen bereits angekommen, aber es fehlt noch an einer breiten Übersetzung in die Praxis. Der Staat sollte daher Unternehmen einladen, ihre Digitalisierungsexperten für einen bestimmten Zeitraum freizustellen, damit sie sich mit den Experten anderer Unternehmen vernetzen und austauschen können. Denn nur im gegenseitigen Austausch kann Innovation entstehen. Die Kosten dafür müssten zum Teil durch öffentliche Förderungen abgedeckt werden. Gekoppelt an eine Berichtspflicht wäre dies eine gute und nachhaltige Investition in die digitale Zukunft.

Ein Drittel für kurzfristig WirksamesFür eine möglichst schnelle Entspannung der Lage am Arbeitsmarkt braucht es kurzfristig eine direkte Investition in neue geförderte Arbeitsplätze für definierte Zielgruppen. Diese Investition ist zwar ein wichtiger psychologischer Impuls, allerdings per se noch nicht nachhaltig. In Kombination mit „sozialer Innovation“ wie Pilotversuchen, neuen Rahmenbedingungen und der Weiterentwicklung von Berufsausbildungen kann sie aber dann durchaus eine nachhaltige Wirkung entfalten. Jobs sollten vor allem im Gesundheits­, Sozial­ und Bildungswesen bis hin zu den zukunftstauglichen Bereichen wie E­Mobility, Infrastruktur und Digitalisierung geschaffen werden. Unumgänglich ist auch das Image von Mathematik und Informationstechnologie radikal zu verbessern. Experten sind sich einig, dass alle Arbeitsplätze zukünftig durch technologische Kompetenzen beeinflusst werden. Ausbildungsbezug in den sogenannten MINT­Fächern ist daher über alle Branchen hinweg von hoher Relevanz. Dazu wird es auch notwendig sein, die Rahmenbedingungen weiter zu verändern, sodass mehr Frauen diese Ausbildungen wahrnehmen.

Österreich hat viele verschiedene und komplexe direkte sowie indirekte Förderungen. Die Priorisierung und Umschichtung der finanziellen Mittel auf solche mit überdurchschnittlich positivem Einfluss auf die Arbeitswelt ist vorzunehmen.

Deloitte Radar | Verfügbarkeit von Arbeitskräften

„Die Trendwende am Arbeitsmarkt braucht neben strukturellen Maßnahmen auch zielgerichtete kurz­, mittel­ und langfristige Investitionen.“Christian Havranek | Partner| Human Capital

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Ungenutztes Potenzial am Arbeitsmarkt

Das Erwerbspotenzial in Österreich ist nicht komplett ausgeschöpft: Gerade ältere Arbeitnehmer, Menschen mit Behinderung, Migranten und Frauen haben es nachweislich schwerer, Zugang zum Arbeitsmarkt und später auch Anerkennung im Beruf zu finden. Diese strukturelle Ungleichheit ist ein großer Nachteil für die Gesellschaft, denn sie behindert eine bessere wirtschaftliche und soziale Entwicklung, indem sie das kreative und produktive Kapital der Bevölkerung einschränkt bzw. sich nicht entfalten lässt. Das schwächt den Standort über Generationen und erzeugt nicht nur Ungerechtigkeit, sondern ist unter sozialen, wirtschaftlichen und politischen Aspekten falsch.

Ein großes Problem für den Standort bildet hierbei vor allem die immer noch unzulängliche Gleichberechtigung von Frauen. Laut Global Gender Gap Report des Weltwirtschaftsforums wird es noch 170 Jahre dauern, bis Frauen und Männer dieselben Chancen erhalten.

Zwar ist die Erwerbstätigenquote der 16­ bis 64­jährigen Frauen in den letzten zehn Jahren angestiegen (von 61,1% in 2005 auf 67,1% in 2015), doch bei Männern liegt diese Quote viel höher (73,7% in 2005 und 75,1% in 2015). Der Anstieg der Frauenerwerbstätigkeit beruht in erster Linie auf einer Zunahme der Teilzeitarbeit. Die hohe Teilzeitquote bei Frauen (47,4%) verbunden mit den niedrigeren Einkommen schlägt sich auch in niedrigeren Pensionen sowie einem höheren Armutsrisiko nieder.

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit liegt noch in weiter Ferne. Der Gender Pay Gap ist in Österreich mit 22,2 % gemessen an den Bruttostundenverdiensten sehr hoch und hat sich in den letzten Jahren nur um wenige Prozentpunkte verbessert. Als Maßnahme der Regierung gibt es zwar die Pflicht der Erstellung eines Einkommensberichts für alle Unternehmen mit mehr als 150 Mitarbeitern, aber es gibt weder Sanktionen für Verstöße gegen diese Berichtspflicht noch eine öffentliche Transparenz über die Ergebnisse.

Um die Transparenz der Einkommen zu verbessern, braucht es folgende Maßnahmen:

• Verpflichtende Veröffentlichung der Einkommens­Transparenzberichte

• Optimierung im Berichtsaufbau und der Analysetiefe

• Bericht als Voraussetzung für öffentliche Vergaben an Bewerbungsunternehmen

Auch um die sogenannte gläserne Decke zu durchbrechen, reichen die derzeitigen Maßnahmen der Politik leider nicht aus. Ein erster Schritt in Richtung Gleichstellung ist die im Arbeitsprogramm der Regierung vorgesehene Frauenquote von 30% in Aufsichtsräten von börsennotierten Unternehmen sowie Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern, die bei Neubestellungen ab dem 1.1.2018 verpflichtend einzuhalten ist.

Eine Frauenquote von 50% in allen politischen Ämtern und staatseigenen Unternehmen sowie allen Unternehmen ab 1.000 Mitarbeitern wäre ein weiterer Ansatz. Das unbegründete Argument, dass qualifizierte Frauen nicht vorhanden seien, darf nicht länger Akzeptanz finden. Denn obwohl mehr Frauen eine akademische Ausbildung vorweisen können, finden sich dennoch mehr Männer in führenden Positionen.

Nur durch ambitionierte Ziele kann Bewegung in den Prozess der Gleichberechtigung kommen. Es braucht die Schaffung von günstigen Rahmenbedingungen wie entsprechenden Kinderbetreuungsmöglichkeiten und Regelungen für eine tatsächliche Fairness in Bezug auf die Karriere:

• Recht auf einen Kleinkinder­Betreuungsplatz ab dem Ende des Mutterschutzes

• Ganztagesschule als Normalität statt als Ausnahme

• Verkürzung der Elternteilzeit bis zum vierten Lebensjahr (ab diesem Zeitpunkt sind die Kinder durch das zweite verpflichtende Kindergartenjahr im Kindergarten)

• Bei zweijähriger Karenz: Aufteilung zwischen Mutter und Vater (20+4 Monate oder 18+6 Monate) und entsprechender Kündigungsschutz auch für Väter ab Meldung der Schwangerschaft (Männer haben derzeit erst ab der Geburt des Kindes Kündigungsschutz)

„Durch mehr Chancen für Frauen am Arbeitsmarkt könnte ein enormes Potenzial für die Wirtschaft

gehoben werden. Es ist höchste Zeit für offensivere Maßnahmen für echte Gleichstellung.“

Margareta Holz | Partnerin | Recruiting Services

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Leadership im digitalen Zeitalter

Digitale Technologien wie Cloud Computing, Robotics, Artificial Intelligence oder das Internet of Things verändern die Art und Weise, wie wir kommunizieren, interagieren, arbeiten und leben. Die Herausforderung der digitalen Transformation stellt sich früher oder später für alle Unternehmen. Das gilt gerade in einem Land wie Österreich, für das innovative Lösungen der entscheidende Faktor im globalen Wettbewerb sind. Bisherige Strategien, Geschäftsmodelle, Wertschöpfungsketten, Organisations­strukturen und operative Prozesse werden dadurch zunehmend in Frage gestellt.

Unternehmen, die mit digitalen Technologien groß geworden sind oder sich erfolgreich transformieren, ticken anders. Deloitte hat 23 Faktoren identifiziert, die deren digitale DNA ausmachen. Diese Unternehmen agieren schneller und agiler als ihr traditionell aufgestellter Mitbewerb. Sie sind in der Lage Daten zu verstehen und zu nutzen. Sie kennen ihre Kunden oft besser, als diese sich selbst. Sie experimentieren ständig, scheitern oft und lernen schnell. Sie arbeiten in vielfältigen Kooperationsformen über Organisations­, Branchen­ und Ländergrenzen hinweg.

Neue Anforderungen an FührungskräfteDamit ändert sich auch der Anspruch an Führungskräfte, die ihre Organisation durch die digitale Transformation führen sollen. Sie sind gefordert, mit zunehmender Komplexität umzugehen, rasche Entscheidungen zu ermöglichen, sich auf immer neu zusammengesetzte Teams einzulassen und trotz Unsicherheit eine klare Richtung zu entwickeln. Sie müssen kognitiv in der Lage sein, in Systemen und Möglichkeiten zu denken und zu handeln. Außerdem müssen sie emotional mit ständiger Veränderung sowie großen Risiken umgehen und ihr Verhalten an verschiedenartige Arbeitsweisen sowie unterschiedlichste Persönlichkeiten anpassen können.

Das alles erzeugt bei vielen Führungs­kräften Angst und Unsicherheit – diese Verunsicherung schränkt ihre Handlungsfähigkeit ein und verringert die Anpassungsgeschwindigkeit. Verstärkt wird diese Verunsicherung durch zwei häufige Missverständnisse: Einerseits einen viel zu starken Fokus auf die technologischen Aspekte der digitalen Transformation. Andererseits die falsche Annahme, dass all das, was bisher wirksame Führung ausgezeichnet hat, durch die Digitalisierung obsolet wird.

Richtig ist, dass Digital Leader die grundlegenden technologischen Entwicklungen sowie ihre Chancen und Risiken für das jeweilige Geschäft (er)kennen müssen. Die praktischen Erfahrungen und Studien von Deloitte zeigen aber, dass das Denken in neuen Geschäfts­ und Organisationsmodellen, die Veränderungskompetenz sowie die Entwicklung einer agilen Unternehmens­kultur noch erfolgskritischer sind.

Richtig ist auch, dass es neue Anforderungen an Führung gibt. Das führt unter anderem dazu, dass Aspekte wie Entscheidungsfreude, Anpassungsfähigkeit, Risikotoleranz, emotionale Intelligenz oder Resilienz noch wichtiger werden. Das ist zwar nicht grundsätzlich neu, findet aber jetzt in einem neuen Kontext statt und wird dadurch noch notwendiger.

Ein solcher differenzierter Blick macht die Herausforderung der digitalen Transformation nicht kleiner. Er ermöglicht es aber, sich ihr realistisch und erfolgreich zu stellen. Vor allem macht er den oft ungenutzten Handlungsspielraum und Wettbewerbsvorteil sichtbar, den Unternehmen durch die gezielte Entwicklung ihrer Führungskräfte zu Digital Leaders gewinnen können.

„Digitaler Wandel und disruptive Veränderungen brauchen Leadership – und das umfasst weit mehr als den sicheren Umgang mit digitalen Technologien.“Gundi Wentner| Partnerin | Human Capital

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Fehlende Digitalisierungsstrategie als Risiko für die Mitarbeiterbindung

Vielen Unternehmen fehlt nach wie vor eine adäquate Digitalisierungsstrategie. Das hat laut dem Digital Business Report von Deloitte und MIT Sloan Review, für den 3.700 Führungskräfte aus 131 Ländern befragt wurden, negative Auswirkungen auf die Mitarbeiterbindung.

Mehr als die Hälfte der Angestellten von Unternehmen mit niedrigem Digitalisierungs grad will in den nächsten drei Jahren kündigen. Bei Organisationen mit hohem Digitalisierungsgrad sind das nur 25%. Unter den befragten Führungskräften plant ein Drittel den Arbeitgeber im nächsten Jahr zu verlassen, sollten nicht ausreichend Ressourcen und Möglichkeiten zum digitalen Wandel geschaffen werden. Wenn jedoch ausreichende Ressourcen zur Verfügung stehen sind es nur 5% der Führungskräfte, die planen ihr Unternehmen innerhalb des nächsten Jahres zu verlassen. Dieser globale Trend kommt auch immer mehr in Österreich an.

Ein Blick auf den Digitalisierungsgrad der Unternehmen zeigt, dass viele noch nicht bereit für die digitale Transformation sind. Immerhin die Hälfte hält ihre Digitalisierungsstrategie für klar und kohärent. Allerdings geben 29% an, überhaupt keine solche Strategie zu haben. Gut auf die Digitalisierung vorbereitete Unternehmen haben deutlich bessere Chancen, neue qualifizierte Mitarbeiter zu finden. 71% der Unternehmen mit klarer Digitalisierungsstrategie schaffen es, damit die Aufmerksamkeit von Bewerbern auf sich zu ziehen. Unternehmen im digitalen Anfangsstadium fällt dies bedeutend schwerer.

Um im Digitalisierungswettlauf mithalten zu können, müssen Unternehmen ihre Prozesse auf allen Ebenen entsprechend adaptieren. Deloitte hat fünf entscheidende Faktoren dafür identifiziert: Strategie, Aufgaben und Erwartungen, Kultur, Personalentwicklung und Struktur. Diese fünf Elemente müssen im Prozess der digitalen Transformation ineinander greifen: So muss die digitale Strategie in die Gesamtstrategie eingebettet sein, die Kultur offen für Fehler sowie Risiken sein und die Strukturen flexibler werden. Paradoxerweise verlangt das auch ein gewisses Maß an Sicherheit für die Mitarbeiter: Nur wenn die Mitarbeiter an der digitalen Front vermittelt bekommen, dass auch ein ergebnisschwaches Quartal oder gar das Scheitern einer Initiative vorkommen darf, wird Neues ernsthaft und mit Risiko angegangen werden. Nur wenn die Mitarbeiter des derzeitigen Hauptgeschäftes (das die digitalen Versuche auch zumeist finanziert) vermittelt bekommen, dass sie in die digitale Zukunft mitgenommen und dort gebraucht werden, werden sie das Neue unterstützen anstatt es misstrauisch zu beargwöhnen.

Mitentscheidend für die erfolgreiche Arbeit an der digitalen Transformation ist daher der Fokus auf Aspekte der Unternehmenskultur und Personalentwicklung. Es braucht Klarheit über den Umgang mit Risiken und Fehlern sowie Klarheit über Aufgaben und Erwartungen aller Beteiligten.

„Den Kampf um die besten Talente gewinnen Arbeitgeber, die glaubhaft

Leadership in der Digitalisierung zeigen.“Julian Mauhart | Partner | Human Capital Advisory

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7. Lebensqualität

Materieller Wohlstand, ein hochentwickeltes Sozial­ und Gesundheitssystem sowie die überdurchschnittlichen Werte bei Lebenszufriedenheit, Sicherheitsempfinden und Umweltschutz bedeuten eine sehr hohe Lebensqualität am Standort. Diese gilt es mit Zukunftschancen für die nächsten Generationen zu verbinden.

Lebensqualität

Die hohe Lebensqualität wirkt sich nicht nur positiv auf die private Lebenszufriedenheit aus. Ein hoch entwickelter und sicherer Lebensraum ist auch eine gute Basis für wirtschaftliche Entwicklung, hohe Produktivität und soziale Stabilität. Und auch auf den so wichtigen Tourismussektor oder den notwendigen Zuzug neuer Unternehmen und qualifizierter Arbeitskräfte wirken sich diese Faktoren positiv aus. Erst kürzlich wurde die Bundeshauptstadt Wien in der Mercer Studie zum achten Mal in Folge zur lebenswertesten Großstadt für Expatriates gekürt.

Im Better Life Index der OECD konnte sich Österreich 2016 wieder um zwei Plätze auf Rang 15 verbessern. Trotz der vieldiskutierten Herausforderungen durch erhöhte Zuwanderung kann Österreich in der OECD­Befragung sowohl beim Sicherheitsgefühl als auch beim subjektiven Wohlbefinden überdurchschnittliche Werte erzielen. Auch die Ergebnisse des Social Progress Index unterstreichen die hohen Werte

betreffend Grundlagen des Wohlbefindens und Abdeckung der Grundbedürfnisse. Bei den empfundenen Chancen und Möglichkeiten weisen andere Staaten mit vergleichbarem BIP pro Kopf hingegen bessere Zukunftsperspektiven auf. Durch konsequente Arbeit an allen Standortfaktoren könnte Österreich die hohe Lebensqualität noch besser in zukünftiges Wirtschaftspotenzial umlegen.

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Lebenszufriedenheit

Sicherheit

Gesundheitswesen

Verfügbares Einkommen

Umwelt

Zivilengagement

Quellen: Global Competitiveness Index, World Competitiveness Index, Better Life Index, Social Progress Index, Statistik Austria

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Dringender Handlungs­ bedarf

Handlungs­ bedarf

Gute Basis für notwendige Verbesserung

Standortvorteil mit Verbesserungs­potenzial

Klarer Standortvorteil

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Deloitte Radar | Lebensqualität

Gesundheitswesen

Der Deloitte Global Health Care Outlook prognostiziert bis 2020 einen weltweiten Anstieg der Ausgaben im Gesundheitswesen auf 8,7 Billionen US­Dollar. In Westeuropa ist in diesem Zeitraum mit einer Steigerung der Ausgaben um durchschnittlich 4% pro Jahr zu rechnen. Vor allem in den entwickelten Ländern häufen sich chronische Erkrankungen, wodurch die Gesundheitssysteme zunehmend belastet werden. Die Hälfte der Kosten entfällt dabei auf die Behandlung der drei häufigsten Todesursachen (Herz­Kreislauf­, Krebs­ und Atemwegserkrankungen).

In Österreich betrugen die Ausgaben für das Gesundheitswesen laut OECD Daten 2015 10,4% des BIP. Der Anstieg der Pro­Kopf­Ausgaben zum Jahr davor betrug real 1,4%. Trotz ausgezeichneten Rankings im internationalen Vergleich, die vor allem die hohe Patientenzufriedenheit und die gute medizinische Versorgung hervorheben, muss sich das österreichische Gesundheitswesen vielen Herausforderungen stellen und für diese kosteneffiziente Lösungen finden:

• Kostensenkung versus Versorgungssicherheit Die Entscheidungsträger im Gesundheitswesen stehen zunehmend vor der Herausforderung, einerseits Kosten zu senken und andererseits eine hohe Versorgungsqualität sicherzustellen. Regionale Bedarfsanalysen mit Berücksichtigung medizinischer Entwicklungen und ein integriertes Nutzenmanagement zur Sicherung des wirtschaftlichen Erfolgs können dazu beitragen, das österreichische Gesundheitssystem zukunftsfit zu machen.

• Modernisierung von Organisation und Prozessen Gesundheitseinrichtungen sind gefordert, Potenziale zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit und Leistungsfähigkeit zu heben. Dafür müssen Organisationsformen und interne Prozesse hinterfragt werden. Effektive Strukturänderungen können mittels bedarfsgerechter Planung und Prozessanpassungen realisiert werden.

• Alternative und neue Versorgungsformen Die Anpassung von Versorgungsmodellen stützt die Effizienzsteigerung im System. Behandlungen im Krankenhaus werden zukünftig immer häufiger durch dezentrale Modelle, wie ambulante Versorgungseinheiten und Home Care, ergänzt. Das österreichische Gesundheitssystem muss dabei einerseits die Primärversorgung sicherstellen und andererseits langfristige Behandlungen leistbar gestalten.

• Digitaler Wandel Technologische Innovationen wie Telemedizin, Wearables oder kommunizierende Implantate ändern Behandlungszugänge und werden den Umgang mit dem Thema Gesundheit verändern. Mobile Apps und persönliche Gesundheitsgeräte beziehen Patienten in Zukunft stärker in das Krankheitsmanagement ein. Auch können durch die Digitalisierung Prozesse effektiver gestaltet und Ressourcen kostengünstiger eingesetzt werden. Durch den sektorenübergreifenden Gesundheitsakt und neue Anwendungen wie Gesundheitsportale und Apps wird sich außerdem die Kommunikation der Anbieter von Gesundheitsdiensten mit den Patienten verändern.

• Qualitätsmanagement und Patientensicherheit Struktur­ und Prozessänderungen mit neuen Schnittstellen bedingen auch eine ständige Auseinandersetzung mit dem Thema Patientensicherheit. Klassische Ansätze des Qualitäts­ und Risikomanagements müssen dazu laufend angepasst und auch in neuen Versorgungsstrukturen implementiert werden. Die Gesundheitseinrichtungen müssen verstärkt Qualitätsstrategien entwickeln, entsprechende Qualitäts­ und Risikomanagementsysteme implementieren, Mitarbeiter schulen und last but not least Patienten und Angehörige entsprechend einbeziehen.

„Reorganisation medizinischer Versorgungsformen, Standortfragen und die Implementierung neuer Strukturen sind Herausforderungen für alle Systempartner.“Patrick A. Schöggl | Director | Life Sciences & Health Care

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Deloitte Radar | Lebensqualität

Tourismusbranche

Der Tourismus trägt in Österreich maßgeblich zum Bruttoinlandsprodukt bei. Mit einer direkten Wertschöpfung von rund 5,5% des BIP1 liegt die Alpenrepublik damit hinter den Sommerurlaubs­Destinationen im Mittelmeerraum im europäischen Spitzenfeld. Die Branche gerät aber immer mehr unter Druck, beispielsweise durch einen steigenden Anteil an Massentourismus mit einer sehr geringen Wertschöpfung pro Gast. Erschwerende Rahmenbedingungen, wie das Arbeitszeitgesetz und der Personalmangel in Westösterreich, stellen Touristiker vor große Herausforderungen.

Das World Economic Forum zeichnet in einer Studie die besten Tourismusdestinationen aus, indem es die Attraktivität und das Entwicklungspotenzial von über 140 Ländern bewertet. Österreich belegte dabei im Jahr 2015 Rang 12 und punktete insbesondere im Bereich touristische Infrastruktur.

Der Ruf Österreichs als sicheres Reiseziel mit guter Infrastruktur wird aber den Erfolg des Tourismus nicht auf Dauer garantieren. Vereinfachte rechtliche Rahmenbedingungen sind dringend notwendig, um auch weiterhin eine stetige Entwicklung des Tourismus in ganz Österreich zu ermöglichen.

Deloitte TourismusbarometerBereits zum zweiten Mal hat Deloitte 2016 die Stimmung unter den heimischen Touristikern erhoben und dabei mit Schwerpunkt auf die Topregion Tirol einen Tourismusbarometer erstellt. Der Indexwert von 2,93 (nach Schulnotensystem) zeigt, dass die Befragten vorsichtig optimistisch in die Zukunft blicken. Positiv stimmen vordergründig aktuelle Geschäftsentwicklungen.

In Zeiten geopolitischer Unruhen setzen Touristen vor allem auf Sicherheit – ein klarer Wettbewerbsvorteil für Österreich. Außerdem überzeugen die heimischen Betriebe mit exzellentem Service, hoher Serviceorientierung und einem attraktiven Angebot. Hier lassen sich auch künftig Wettbewerbsvorteile erzielen.

Pessimistisch stimmen die Touristiker der steigende Fachkräftemangel, die Kostensituation sowie die Vielzahl an Regularien. Trotz vielseitiger Bemühungen bei Personalsuche und ­bindung entwickelt sich der Mangel an motiviertem Fachpersonal zunehmend kritisch. Trotz der steigenden Arbeitslosigkeit werden verzweifelt qualifizierte Köche und Kellner gesucht.

Zudem führen immer strengere Auflagen zu hohem Investitionsbedarf, den viele Unternehmer nicht mehr leisten können oder in nächster Zeit nicht leisten wollen. Aufgrund der derzeitigen Steuer­ und Abgabensituation fühlen sich Österreichs Tourismusbetriebe im Vergleich zu anderen Branchen von der Gesetzgebung stark benachteiligt.

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2,93

„Der Tourismus als wichtiger Wirtschaftsfaktor – für eine nachhaltige Entwicklung braucht es vor

allem Investitionsanreize, Mobilität unter den Fachkräften und Augenmaß bei den Auflagen.“

Andreas Kapferer | Partner | Deloitte Tirol

1 Statistik Austria: Tourismus

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Gesellschaftliche Entwicklungen

Lebenswertes ÖsterreichDer von der NGO Social Progress Imperative unter Beteiligung von Deloitte und anderen Partnern erhobene Social Progress Index beurteilt seit 2013 jährlich 133 Länder anhand von über 50 sozialen und ökologischen Faktoren. Die drei untersuchten Hauptkategorien sind dabei „menschliche Grundbedürfnisse“, „Grundlagen des Wohlbefindens“ und „Chancen und Möglichkeiten“. Österreich schaffte es 2016 wie im Vorjahr auf Rang 13. Finnland führt den aktuellen Index als sozial fortschrittlichstes Land der Welt an, gefolgt von Kanada und Dänemark.

Auch der Better Life Index der OECD erhebt die Lebensqualität in 38 hoch entwickelten Staaten. Neben vielen anderen Merkmalen wird beispielsweise das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung erhoben. In der Umfrage geben 81,2% der Österreicher an, dass sie sich sicher fühlen ­ das sind deutlich mehr als der OECD­Durchschnitt von 68,3%. Auch die Lebenszufriedenheit der Österreicher erweist sich im Better Life Index als überdurchschnittlich – sie wird mit 7,1 von 10 Punkten angegeben. Überdurchschnittliche Werte werden weiters in den Bereichen Arbeit und Einkommen, subjektives Wohlbefinden, soziale Beziehungen sowie Umwelt und Bildung erzielt.

Insgesamt liegt Österreich im Better Life Index auf Rang 15, was eine Verbesserung um zwei Ränge im Vergleich zum letzten Jahr bedeutet. Im globalen Vergleich liegen – wie auch im Social Progress Index – Australien, die nordischen Länder (Norwegen und Dänemark), sowie Kanada und die Schweiz an der Spitze. Als Schwäche Österreichs werden die Kosten für Wohnraum bewertet, da überdurchschnittlich viel Geld (in Prozent des Einkommens) dafür aufgebracht werden muss.

Gesellschaftliche Herausforderungen Im Social Progress Index zeigt sich, dass Österreich bei den wahrgenommenen „Chancen und Möglichkeiten“ hinter Ländern mit einem ähnlich hohen BIP pro Kopf gereiht wird. Insbesondere bei den Themen Bildung, Toleranz und Chancengleichheit zeigt sich deutliches Potenzial nach oben. Über die nächsten Jahre hinweg wird die nachhaltige Integration von Asylberechtigten eine der größten gesellschaftspolitischen Herausforderungen für Österreich darstellen.

Die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung ist ein wichtiger Eckpfeiler für die Zukunft des Standortes und betrifft Politik, NGOs, Unternehmen und Privatpersonen gleichermaßen. Viele Einzelentscheidungen tragen dazu bei, neue Möglichkeiten und eine tatsächliche Chancengleichheit zu schaffen. Chancengleichheit bedeutet unter anderem auch, geflüchteten Menschen eine echte Perspektive in Österreich zu geben. Viele Unternehmen leisten bereits aktiv einen Beitrag. Laut der Deloitte Umfrage „Integration von Flüchtlingen in den österreichischen Arbeitsmarkt“ aus dem Sommer 2016 planen 43% der befragten Unternehmen die Anstellung von Geflüchteten, um durch Integration in den Arbeitsmarkt ein selbstständiges Leben mit Perspektiven zu ermöglichen.

Auch das soziale Engagement vieler Unternehmen durch die Unterstützung relevanter Projekte hat Vorbildwirkung und signifikanten Einfluss auf die Zukunft Österreichs. Das soziale Engagement von Unternehmen ist laut dem Deloitte Millennial Survey mittlerweile zu einer sehr wichtigen Entscheidungsgrundlage für oder gegen einen potenziellen Arbeitgeber geworden. Auch der Aufbau von Kompetenzen durch Freiwilligenarbeit ist nicht zu unterschätzen. Die Deloitte Volunteering Impact Research zeigt, wie sehr Corporate Volunteering die Fähigkeiten der Mitarbeiter, wie soziale Kompetenz und Führungskompetenz, erweitert.

Deloitte Österreich hat im Frühjahr 2016 seine Ressourcen gebündelt und den Deloitte Future Fund gegründet. Das erklärte Ziel ist es, einen nachhaltigen Beitrag zur Bewältigung aktueller Herausforderungen an der Schnittstelle von Gesellschaft und Wirtschaft zu leisten. Bis 2018 steht nun die Schaffung von Perspektiven für geflüchtete Menschen im Vordergrund. Dabei spielen insbesondere Bildung und Arbeitsplätze eine wichtige Rolle, die durch fokussierte Projekte mit Partnerorganisationen durch den Deloitte Future Fund ermöglicht werden.

Deloitte Radar | Lebensqualität

„Nur durch das Engagement aller kann Österreich die Integration der geflüchteten Menschen bewerkstelligen. So können sie langfristig zu einem wertschöpfenden Teil

der Gesellschaft werden.“Claudia Fritscher | Partnerin | Chairwoman

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ImpressumHerausgegeben von Deloitte Österreich, Renngasse 1/Freyung, 1010 Wien, Bernhard Gröhs (Managing Partner)

Autoren und Projektteam: Christian Radauer, Armin Nowshad, Marie­Therese Praniess, Verena Moosbrugger mit den jeweiligen Fachexperten und ihren TeamsBeratung: Sepp Tschernutter (klar.)Layout und Satz: Ilse Barth

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Making an impact that matters.

Deloitte Studien mit weiteren Insights zu den behandelten Themen

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Welche konkrete Dienstleistung auch gefragt ist: Wir prüfen und beraten ganzheitlich.

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Deloitte Österreich ist der führende österreichische Anbieter von Professional Services. Mit rund 1.350 Mitarbeitern in zehn Niederlassungen betreut Deloitte Unternehmen und Institutionen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Consulting und Financial Advisory. Kunden profitieren von der exzellenten Betreuung durch Top-Experten vor Ort sowie tiefgehenden Branchen-Insights der Industry Lines.

Deloitte versteht sich als smarter Impulsgeber für den Wirtschaftsstandort Österreich und bündelt seine breite Expertise, um aktiv an dessen Stärkung mitzuwirken. Als Arbeitgeber entwickelt sich Deloitte permanent weiter mit dem Anspruch, "Best place to work" zu sein.

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Deloitte bezieht sich auf Deloitte Touche Tohmatsu Limited, eine "UK private company limited by guarantee" („DTTL“), deren Netzwerk von Mitgliedsunter nehmen und deren verbundenen Unternehmen. DTTL und jedes ihrer Mitglieds unternehmen sind rechtlich selbstständige und unabhängige Unter nehmen. TTL (auch "Deloitte Global" genannt) erbringt keine Dienst leistungen für Kunden. Unter www.deloitte.com/about finden Sie eine detaillierte Beschreibung von DTTL und ihrer Mitgliedsunternehmen. Deloitte erbringt Dienstleistungen aus den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Consulting und Financial Advisory für Unternehmen und Institutionen aus allen Wirtschaftszweigen. Mit einem weltweiten Netzwerk von Mitgliedsgesellschaften in mehr als 150 Ländern verbindet Deloitte herausragende Kompetenz mit erstklassigen Leistungen und steht Kunden bei der Bewältigung ihrer komplexen unternehmerischen Herausforderungen zur Seite. „Making an impact that matters" – mehr als 244.000 Mitarbeiter von Deloitte teilen dieses gemeinsame Verständnis für den Beitrag, den wir als Unternehmen stetig für unsere Klienten, Mitarbeiter und die Gesellschaft erbringen. © 2017 Deloitte Services Wirtschaftsprüfungs GmbHGesellschaftssitz Wien | Handelsgericht Wien | FN 44840 t

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