48
Hans-Joachim Werner Preisgekrönter Quantenchemiker Felix Ensslin Vielseitiger Kunstphilosoph Norbert Schreier Weitblickender Mobilitätsforscher Dhusenti Manoharan Engagierte Agrarwissenschaftlerin AUSGABE APRIL 2013 … typisch Hochschul- und Wissenschaftsregion Stuttgart. HG Merz Geschichtsbewusster Gestalter Heike Tiemann Visionäre Pädagogin 7 Hans Martin Bury Politischer Stratege Sarah Salvini Mutige Sozialarbeiterin die welt verändern.

Die Welt verändern - Ausgabe 7

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Zwei Dutzend Universitäten, Hochschulen und Akademien, mehr als 59.000 Studierende und zahlreiche öffentliche und private Forschungseinrichtungen machen die Region Stuttgart zu einem herausragenden Hochschul- und Wissenschaftsstandort. Mit Porträts, Meldungen, Infos und vielen unterhaltsamen Elementen steht beim neuen Magazin "Die Welt verändern" die Hochschul- und Wissenschaftsregion Stuttgart im Mittelpunkt

Citation preview

Hans-Joachim WernerPreisgekrönter Quantenchemiker

Felix EnsslinVielseitiger Kunstphilosoph

Norbert SchreierWeitblickender Mobilitätsforscher

Dhusenti ManoharanEngagierte Agrarwissenschaftlerin

AUSGABEAPRIL 2013

…typisch Hochschul- und Wissenschaftsregion Stuttgart.

HG MerzGeschichtsbewusster Gestalter

Heike TiemannVisionäre Pädagogin

Nº7

Hans Martin BuryPolitischer Stratege

Sarah SalviniMutige Sozialarbeiterin

die welt verändern.

22

Weitere Informationen rund um Studienmöglichkeiten, Forschungseinrichtungen und kooperierende Unternehmen in der Region Stuttgart finden Sie in unserem Internetportal:

www.campus.region-stuttgart.de

+

Sarah Salvini | Evangelische Hochschule Ludwigsburg

Guter Hoffnungam Kap Seite 4Hans-Joachim Werner | Universität Stuttgart

Professor fürQuantensprünge Seite 8Hans Martin Bury | Duale Hochschule Stuttgart

Politikerwar gestern Seite 12Dhusenti Manoharan | Universität Hohenheim

Petersilie aufdem Campus Seite 16Norbert Schreier | Hochschule Esslingen

Revolution im Service Seite 20Heike Tiemann | Pädagogische Hochschule Ludwigsburg

Einfach nuranders gleich Seite 24Felix Ensslin | Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart

Zwischen den Welten Seite 28HG Merz | Universität Stuttgart

Demut stattDominanz Seite 32

Nach der Vorlesung: der persönliche Tipp Seite 36Studierende übers Studieren Seite 38Lehre und Forschung in der Region Stuttgart Seite 40Leben in der Region Stuttgart Seite 46Hochschul- und Wissenschaftsregion Stuttgart e.V. Seite 47Impressum Seite 47

Nº7AUSGABE

APRIL 2013

3

Editorial

as Reisen ist fürwahr eine schöne Sache. Man lernt dabei nicht nur mehr über die

Welt, sondern oft auch über sich selbst. „Die beste Bildung“, befand Johann Wolfgang von Goethe, „findet ein gescheiter Mensch auf Reisen.“ Mit die-ser Erkenntnis lag der Meister gedanklich auf einer Linie mit seinem Zeitgenossen Alexander von Hum-boldt, welcher das Reisen aufs Dringlichste empfahl. „Die gefährlichste Weltanschauung“, so warnte der Naturforscher, „ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.“ Womit wir bei Martin Bury wären, der sich seine Sicht auf die Welt bei vielen Reisen in poli-tischer Mission gezimmert hat. Besonders häufig unterwegs war er in seiner Zeit als Minister bei Gerhard Schröder, wobei sich Bury schon früher auf den Weg gemacht hatte, um seinen Horizont zu weiten. Mit 22 schloss er sein Studium an der Berufsakademie in Stuttgart ab, die heute Duale Hochschule heißt. Mit 24 zog er in den Deutschen Bundestag ein, mit 33 wurde der Genosse Kanzler-amtsminister, mit 39 startete er durch in der freien Wirtschaft. Inzwischen ist er 46 und lebt in Berlin, wo er sich trotz seines prallvollen Terminkalenders Zeit nahm für ein Gespräch, was auch insofern be-merkenswert ist, als er das Licht der Öffentlichkeit seit seinem Rückzug aus der Politik meidet. Als Politiker hat Bury versucht, die Welt im Kleinen und manchmal auch im Größeren zu ver-ändern. Jetzt bringt er seine Erfahrung als „Ma-naging Partner“ bei Hering Schuppener ein, dem führenden Kommunikationsberater, wenn es um Fusionen und Übernahmen geht. 32 große Deals mit deutschen Firmen hat das Unternehmen im vergangenen Jahr begleitet, der Gesamtwert der Transaktionen lag bei mehr als 42 Milliarden Euro. Als er in Berlin noch als Minister in Amt und Würden war, schrieb der „Spiegel“ von „der mär-chenhaftesten Karriere der rot-grünen Ära“. Lange her. Martin Bury hat mittlerweile reichlich Distanz zur Politmanege. „Angesichts solcher Superlative kann ich nur Papst Johannes XXIII zitieren“, sagt er beim Gespräch. „Giovanni, nimm Dich nicht so wichtig.“ Geblieben ist ihm aus dem alten Leben das Reisen, welches er zur Bildung der Persönlichkeit auch in fortschreitendem Alter nicht missen mag. „Das Reisen bringt uns zu uns zurück“. Der Satz stammt von Albert Camus, und dass etwas dran ist an diesem Befund, kann wie Martin Bury auch Sarah Salvini bestätigen, Studentin an der Evangelischen Hochschule in Ludwigsburg. Mit ihr befasst sich im neuen Magazin ein Porträt, für das eine weitere Anreise nötig war. Für sechs Monate hat sich die Studentin der Internationalen

Sozialarbeit im Rahmen ihrer Ausbildung ans Kap der guten Hoffnung begeben, um in den lokalen Townships zu arbeiten. Einen Tag hat sie sich dort für den eingeflogenen Besuch aus Deutschland genommen und von ihrem Einsatz für die Armen erzählt, der sie persönlich bereicherte. Für die kleine Hilfsorganisation „Mercy Aids“ klärte Sarah Salvini während ihrer studienbeding-ten Auslandsreise über eine Krankheit auf, die weitgehend aus den Schlagzeilen der westlichen Welt verschwunden, in Wirklichkeit aber sehr prä-sent ist. In keinem Land gibt es mehr HIV-Positive als in Südafrika, wo nach Schätzungen 5,5 Milli-onen Menschen infiziert sind. Jedes Jahr sterben mehr als 300.000 an den Folgen. Das Schlimme daran: In vielen Familien wissen die Kinder nicht, dass sie den Virus in sich tragen, weil ihre Eltern aus Scham kein Wort darüber reden. Einer, der sich bestens auf das Reden ver-steht, ist Professor Felix Ensslin von der Stuttgar-ter Akademie der Bildenden Künste. In der neuen Ausgabe steht er Rede und Antwort. Ensslin - der Name kommt einem bekannt vor. Felix Ensslin ist der Sohn von Gudrun Ensslin, der RAF-Terroristin, wobei anzumerken ist, dass er weit mehr ist als das und leider allzu oft auf diesen Umstand redu-ziert wird. Felix Ensslin versucht die Welt auf seine Art zu verändern, als genialer Kunstprofessor, als gefragter Regisseur, als weit gereister Philosoph – vor allem aber als Mensch. Verreisen kann man freilich nicht nur im Flug-zeug, sondern auch am Schreibtisch, und zwar ge-danklich ziemlich weit, wie die Lebensgeschichte von Hans-Joachim Werner nahe legt, dem gleich-falls ein Porträt in der neuen Ausgabe des Hoch-schulmagazins „Die Welt verändern“ gewidmet ist. Der Professor, der an der Uni Stuttgart lehrt, ist ein Aushängeschild der Stuttgarter Spitzenfor-schung. Als Quantenchemiker vor Jahren bereits mit dem bedeutenden Leibniz-Preis bedacht, wur-de er jüngst vom Europäischen Forschungsrat mit einem ERC Advanced Grant ausgezeichnet, dem renommiertesten Forscherpreis in Europa, der mit 2,45 Millionen Euro dotiert ist. In Zeiten knapper Etats für Hochschulen ein wahrer Geldregen. Schon früh suchte Werner für sich nach neu-en Koordinaten auf einer persönlichen Landkarte, indem er sich auf den Weg in bisher unberührte Gegenden machte, in denen sich Atome und Mo-leküle tummeln. Das hat ihn zu wissenschaftlichen Anhöhen geführt. Eine von vielen Erfolgsgeschich-ten des Hochschul- und Wissenschaftsstandorts. Lassen Sie sich mitnehmen auf diese und andere Reisen. Wir wünschen eine anregende Lektüre.

d

Dr. Walter RoggGeschäftsführer

Wirtschaftsförderung

Region Stuttgart GmbH

Prof. Dr.-Ing. Wolfram ResselVorsitzender Hochschul-

und Wissenschaftsregion

Stuttgart e. V.

Thomas S. BoppVorsitzender

Verband Region

Stuttgart

DIE WELT VERÄNDERN.

44

5«FORTSETZUNG

DIE WELT VERÄNDERN.

ie Sonne über dem Constantiaberg pinselt zitternde Schattenspiele auf die Wellblech-hütten im Township. In der Luft hängt eine

Brise faules Ei. An der Nelson Mandela Road klet-tern Kinder auf die Betondächer der öffentlichen Klos, vor denen ein paar dürre Hühner im Käfig auf den Suppentopf warten. Ein Morgen wie viele andere im Armenviertel von Imizamo Yethu, das sein Elend wie ein Kleid trägt. Zwei junge Frauen schlendern in Riemchensan-dalen durch ein Spalier der Ungerechtigkeit. Sie wir-ken wie hineinkopiert in eine staubige Kulisse von unwirklicher Schönheit, deren Anmut sich in Gesich-tern von Halbwüchsigen spiegelt, die weit weg sind von deutschem Bürgerwohnglück und umso näher an der fröhlichen Leichtigkeit des Seins. Sarah Salvini, 23, hat mit ihrer Kommilitonin Tatjana Dietz schwäbische Bausparkassenidylle ge-gen südafrikanischen Hüttenzauber eingetauscht. Eine halbe Autostunde von Kapstadt entfernt sind sie an diesem Morgen im Township von Hout Bay unterwegs. Ein pittoresker Ort am Chapman’s Peak, der weltberühmten Klippenstraße. Die beiden Studentinnen der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg befassen sich mit Klip-pen anderer Art. Für ein halbes Jahr arbeiten die angehenden Sozialarbeiterinnen in den Townships am Kap der guten Hoffnung, die noch immer eine Hoffnung wider besseren Wissens ist. Für die kleine Hilfsorganisation „Mercy Aids“ klären sie auf über eine Krankheit, die weitgehend aus den Schlagzeilen der westlichen Welt verschwunden, in Wirklichkeit aber sehr präsent ist. In keinem Land gibt es mehr HIV-Positive als in Südafrika, wo nach Schätzungen 5,5 Millionen Menschen infiziert sind. Jedes Jahr sterben mehr als 300.000 an den Folgen. In vielen Familien wissen die Kinder nicht, dass sie den Virus in sich tragen, weil ihre Eltern nicht darüber reden. Ärzte kämpfen gegen Un-wissenheit und Vorurteile. Aids-Aufklärung be-rührt sensible Bereiche wie Sexualität, Prostitution und häuslichen Missbrauch. Die Studentinnen aus Schwaben setzen beim Klinikpersonal im Town-ship an. Ärzte, Schwestern und Pfleger sollen El-tern davon überzeugen, den Kindern die Wahrheit zu sagen statt sie ins Verderben rennen zu lassen. Es ist noch viel zu tun. „Es gibt Männer hier, die Mädchen im Säuglingsalter vergewaltigen, weil sie glauben, auf diese Weise könnten sie Aids von sich abstreifen“, sagt Sarah Salvini, die an der Ta-

felbucht in zwei Welten lebt, welche unterschiedli-cher kaum sein könnten. Sie wohnt in einer streng bewachten Siedlung voller Villen mit feinen Pools. Von dort fährt sie in die heruntergekommenen Apartheidsstädte, die nicht viel gemein haben mit dem zur Schau gestellten Postkarten-Layout der Regenbogennation, über der noch immer die Aura der Rassentrennung wie Mehltau liegt. Im Jahr 1913 verbot der Native Land Act den Schwarzen, sich in den gepflegten Siedlungen der Weißen niederzulassen. Die Schwarzen hausten in Ghettos, die Weißen bauten hübsche Häuser und zementierten ihre Macht. Auch ohne Ausbildung kamen sie leicht an Jobs und wurden von den Be-hörden bevorzugt. Mit dem Sturz des rassistischen Apartheid-Regimes 1994 dominieren Nelson Man-delas politische Erben das Land. Sie säen Hoff-nung, die Ernte aber ist eher bescheiden. Im Township von Imizamo Yethu unter-halten sich die deut-schen Studentinnen mit Mombeko, die auf eine bessere Zukunft für ihre Tochter und ein Leben außerhalb des Armen-viertels hofft, das 1991 für 2.500 Menschen gebaut wurde. Jetzt leben 35.000 am Fuße des Constantiabergs, der bei Re-gen eine schlammige Brühe zu den Blechbuden schickt. 200 Familien teilen sich vier Toiletten und in mancher Hütte machen Ratten den Kindern ihren Schlafplatz streitig. „Die Arbeitslosenquote liegt hier bei 40 Prozent“, sagt Mombeko. Die Xhosa-Frau, deren Sprache voller Klicklaute ist, zeigt stolz die neue Schule und den Kindergarten, beide von Deutschen finanziert. Daneben ragen ver-kohlte Bäume in den blauen Himmel. „Das Schlimms-te ist das Feuer“, sagt Mombeko. „Manchmal kommen die Leute betrunken nach Hause, zünden Kerzen an und schlafen ein. Wenn es dann brennt, springt das Feuer von einer Hütte zur anderen.“ Die alleinerziehende Mutter verdient ein bisschen Geld, indem sie Touristen an ihrem Leben teilhaben lässt und durchs Township führt. Von 300 Euro im Monat leben die meisten Familien in Imizamo Yethu. Viele von ihnen sind bei Weißen angestellt, denen sie im Garten oder Haushalt zur Hand gehen.

Sechs Monate ist Sarah Salvini,

Studentin an der Evangelischen

Hochschule Ludwigsburg, in den

Townships von Kapstadt gewesen.

Der Einsatz im Armenviertel

hat sie bereichert.

Guter Hoffnung am Kap

d

6

«

DIE WELT VERÄNDERN.

Seit August sind die beiden Studentinnen in Kapstadt. Kennengelernt haben sie sich an

der Evangelischen Hochschule, wo sie seit 2010 im Studiengang Internationale Soziale Arbeit einge-schrieben sind. Sarah Salvini stammt aus Ulm. Vor dem Studium hat sie die Mittlere Reife gemacht, danach eine Lehre als Erzieherin und die Fachhoch-schulreife. „Als Erzieherin kam ich an Grenzen“, sagt sie. „Ich wollte mehr.“ Sie bewarb sich um einen der begehrten Plätze an der Ludwigsburger Hochschule für Soziale Arbeit, Diakonie und Religi-onspädagogik und wurde angenommen. „Wir haben dort ein tolles Lernklima. Die Dozen-ten kennen einen hier mit Namen. Das gibt es sonst nicht oft im deutschen Bildungsbetrieb“, sagt die Studentin. Für ihr Praxissemester wählte sie Südafri-ka und schloss sich mit ihrer Studienkollegin Tatjana einer christlichen Organisation an. „Wir wollen keine Missionare sein“, sagt Sarah Salvini. „Wenn man an-deren hilft, ist das allein schon im Sinne Gottes.“ Ihren Einsatz verstehen die beiden Frauen als fortgesetzten Versuch, die Dinge behutsam von innen zu ändern. Im Township Fisantekraal haben sie einen Kinderclub aus der Taufe gehoben, der von Einheimischen fortgeführt werden soll. Mit 20 Schützlingen fingen sie an. Jetzt sind es 120. Die Kinder von Fisantekraal sollen einen Ort haben, an dem sie sicher sind und gedüngt werden mit Selbstbewusstsein. Mit Hula Hoop-Reifen machen die schwäbischen Sozialarbeiterinnen den Mädchen klar, dass es Bereiche gibt, in die keiner vordringen darf. „Jeder Mensch ist wertvoll, ganz egal, was pas-siert“, sagt Sarah Salvini. „Das ist unsere Botschaft.“ Vor einigen Wochen gingen die Studentinnen, die lange auf diese Reise gespart haben, mit jungen Südafrikanern aus, die nicht verstehen konnten, dass weiße Frauen im Township arbeiten. „Was macht ihr da? Die Schwarzen nehmen uns die Jobs weg und ruinieren dieses Land.“ Abgrenzung erleben die Deutschen aber auch in den Armenvierteln selbst, wo ihnen Eltern unterschiedlicher Nationen wechsel-seitig unterstellen, die Kinder der anderen zu bevor-zugen. „Alle Probleme werden hier auf den Rassis-mus geschoben“, erzählt Sarah Salvini. Angst hätten sie nicht in den Townships im Western Cape, sagen sie, was auch daran liege, dass sie zu zweit seien und offen dafür, die Vorurteile von Touristen in Kapstadt mit der Wirklichkeit abzuglei-chen. Das Township habe seinen eigenen Sound, nicht nur Moll, sondern auch Dur. „Man muss die Gruselgeschichten aus dem Kopf bekommen, die man von zu Hause mitgenommen hat“, sagt Tatjana Dietz. „Die Menschen sind hier unglaublich freund-lich. Sie haben fast nichts und freuen sich trotzdem am Leben. Davon könnten wir uns in Deutschland ein gutes Stück abschneiden.“ In ein paar Wochen geht es zurück in die Hei-mat. Sie nehmen viele Eindrücke mit. „Es kann kom-men was will. Irgendwie geht es immer weiter. Das habe ich hier gelernt“, sagt Sarah Salvini. Ein paar Kinder umringen sie und wollen ihre langen brau-nen Haare berühren. Neulich hat sie ein schwarzer Junge „weißer Engel“ genannt. Irgendwann werden die Engel davon fliegen. Vielleicht kommen sie zu-rück. Vielleicht kommen andere. Die Luft flimmert derweil über dem Labyrinth der schwindsüchtigen Wellblechhütten von Imizamo Yethu, was übersetzt so viel heißt wie „Unser Kampf“.

Kleine aber feine HochschuleIm Jahr 1998 traf die württembergischen Landeskirche die Entscheidung, ihre Fachhochschularbeit neu zu konzipieren. Damit wurde die Evangelische Hochschule Ludwigsburg auf den Weg gebracht. Die Zusammenführung von Reutlinger und Karlshöher Ausbildungstraditionen kann als „schwere Geburt“ bezeichnet werden – aber wie bei manch’ anderer schwerer Geburt: Das Ergebnis ist bemer-kenswert und das Kind kann sich sehen lassen. An der Evangelischen Hochschule in Ludwigsburg kann heute Diakoniewissenschaft, Frühkindliche Bildung & Erziehung, Inklusive Pädagogik & Heilpä-dagogik, Religionspädagogik sowie Soziale Arbeit, auch mit internationalem Profil, studiert werden. Der Campus auf der Ludwigsburger Karlshöhe ist bequem erreichbar und liegt am grünen Rand der Sport- und Kulturstadt. Das Gelände bietet beste Studienbedingungen für rund 1.000 Studierende, die von 30 Professorinnen und Professoren sowie 80 weiteren Lehrkräften unterrichtet werden. // www.eh-ludwigsburg.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / NORD-SÜD FRAGEN / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Für eine gerechtere WeltDie Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg (SEZ) ist eine gemeinnützige, unabhängig arbeitende Einrichtung des Landes Ba-den-Württemberg. Als Servicebüro und Beratungsstelle für Nord-Süd-Fra-gen ist sie Ansprechpartnerin und Dienstleisterin für entwicklungspolitisch Engagierte und Interessierte im Land. Ihr Auftrag ist es, die baden-würt-tembergische Bevölkerung für globale Themen und die Notwendigkeit

der Entwicklungszusammenarbeit zu sensibilisieren. Die Stiftung bietet aber auch die Gelegenheit für Praktika und studentische Abschlussarbeiten im sozialen Sektor. // www.sez.de

//////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////

7

AUSGEWÄHLTE STUDIENANGEBOTE:

Evangelische Hochschule LudwigsburgSoziale Arbeit (Bachelor/Master)Internationale Soziale Arbeit (Bachelor)Inklusive Pädagogik und Heilpädagogik (Bachelor)Diakoniewissenschaft (Bachelor/Master)Frühkindliche Bildung und Erziehung (Bachelor)Religions- und Gemeindepädagogik (Bachelor)Besonderes: Europäischer Master-Studiengang Diakonie // www.eh-ludwigsburg.de

Pädagogische Hochschule LudwigsburgBildungswissenschaft/Lebenslanges Lernen (Bachelor)Frühkindliche Bildung und Erziehung (Bachelor/Master)Erwachsenenbildung (Master)Bildungsmanagement (Master)Besonderes: Bildungsforschung (Master)// www.ph-ludwigsburg.de

Universität StuttgartSozialwissenschaften (Bachelor)Soziologie (Bachelor)Besonderes: Empirische Politik- und Sozialforschung (dt.-franz)// www.uni-stuttgart.de

Hochschule EsslingenSoziale Arbeit (Bachelor/Master)Pflegewissenschaften (Master)Besonderes: Pflege/Pflegemanagement (Bachelor)// www.hs-esslingen.de

Duale Hochschule Baden-Württemberg StuttgartSoziale Arbeit im Gesundheitswesen (Bachelor)BWL-Gesundheitswirtschaft (Bachelor)Besonderes: Angewandte Gesundheitswissenschaften mit 2 Abschlüssen (Bachelor und staatl. anerkannter Ausbildungsabschluss)// www.dhbw-stuttgart.de

S

BB

WN

ES GP

LB

/ / / / / / HOCHSCHULREGION STUTTGART / / / / / // / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / ARCHITEKTUR UND ENTWICKLUNGSHILFE / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

UKUQALAUKUQALA – ist Xhosa, eine der elf offiziellen Sprachen Südafrikas, und heißt Anfang. Diesen haben zwanzig Architekturstudenten der Universität Stuttgart gemacht: Als Seminarteilnehmer sind sie im Feb-ruar 2011 nach Südafrika gereist, um die Organisation Thembalitsha in Grabouw bei Kapstadt tatkräftig zu unterstützen. Auch im Jahr 2012 planten 25 Studierende ehrenamtlich in Grabouw bei Kapstadt ein Kinderhaus für Aidswaisen. Das vielbeachtete Projekt soll im Wintersemester 2013/14 in die nächste Runde gehen. Das wäre dann schon die vierte. // www.uni-stuttgart.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / F.I.N.E.P. / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Know How

Das Forum für internationale Planung und Entwicklung, kurz f.i.n.e.p., in Esslingen ist eine gemeinnützige Beratungs- und Pla-nungsorganisation für die Themen Umwelt, Entwicklungshilfe und Nachhaltigkeit. Dazu entwickelt f.i.n.e.p. gemeinsam mit Partner-organisationen in Europa und weltweit Pro-jekte und setzt sie um. Einer der Partner ist die Hochschule Esslingen, mit der f.i.n.e.p. unter anderem im Bereich der Entwicklungs-hilfeforschung zusammenarbeitet.// www.finep.org

/ / / / / / / / / / / / / / / / UNVERZICHTBAR / / / / / / / / / / / / / / / /

Nicht nur inDeutschland

Mehr als 900 Tafel-Projekte gibt es in Deutsch-land. Sie leisten unverzichtbare soziale Arbeit und sorgen dafür, dass auch diejenigen, die sich keine gute Ernährung leisten können, zu gesundem Essen kommen. Die Tafeln sind da-bei aber kein rein deutsches Phänomen. Unter dem Namen „food banks“ und anderen Be-zeichnungen bestehen sie auch in vielen an-deren Nationen weltweit. Allein in Deutsch-land verwerten sie über 100.000 Tonne Essen pro Jahr. // www.tafel.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / ANLAUFSTELLE / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Einsatz im Ausland

Studierende, die ein Praktikum oder ein Pra-xissemester im Ausland verbringen wollen, können sich mit Hilfe von „ProjectsAbroad“ informieren, wie sie an offene Stellen und interessierte Einrichtungen kommen. Die Organisation wurde 2001 in Großbritannien gegründet und ist inzwischen in 14 Nationen vertreten, darunter auch in Deutschland.// www.projects-abroad.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / VIRTUELLE KOOPERATION / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Across culture and technologyDas multilinguale Projekt „INTACT - Interactive teaching materials across culture and tech-nology“ der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg mit den Partnerländern Spanien, Irland, Ungarn, Rumänien und Portugal erhält für drei Jahre Fördermittel der EU. Das Pro-jekt stellt interaktive Materialien für den bilingualen Unterricht verschiedener Fächer zur Verfügung und macht so eine virtuelle Kooperation zwischen Schulen der ganzen Welt möglich. Neben natur- und sozialwissenschaftlichen Fächern stehen dabei auch Themen und Fragestellungen der Umwelterziehung und Interkulturalität im Mittelpunkt. Die inter-aktiven Lernmaterialien sollen auf einem Server zur Verfügung gestellt werden, sodass im Unterricht grenzübergreifend kollaborativ Aufgaben bearbeitet werden können. Geleitet wird das Projekt von Birgit May und Annika Jokiaho aus dem Bereich Neue Technologien in Lehre und Verwaltung der PH Ludwigsburg. // www.ph-ludwigsburg.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / DACHORGANISATION / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Zwischen den Kulturen

Das Forum der Kulturen Stuttgart e.V. steht für interkulturelle Vielfalt in der Region Stuttgart. An-fangs gegründet von 20 Vereinen, zählt das Forum der Kulturen heute 85 Mitgliedsvereine, betreut aber weit über 200 in Stuttgart aktive Migranten-organisationen. Das Forum ist aber nicht nur in der Migrationsarbeit engagiert, sondern auch eng mit Hochschulen in der Region verbunden. So war das Forum der Kulturen unter anderem Projektpartner der Hochschule Esslingen im Projekt „Internationale Dimensionen Sozialer Arbeit im Kontext entwick-lungspolitischer Herausforderungen“, welches 15 Studierende zu globalen sozialen Themen zusam-menführte. Zudem bietet das Forum der Kulturen auch Praktika und die Chance auf Arbeit nach dem Studium. // www.forum-der-kulturen.de

/ / / / / / / / / / / / / / / ARMUTSZEUGNIS / / / / / / / / / / / / / / / / /

15,1%Knapp über 15 Prozent der Deutschen gelten im Bundesdurchschnitt als armutsgefährdet. Dies hat der neue Armutsbericht 2012 zu Tage gefördert. Besonders gefährdet sind demnach die Menschen in Bremen und Mecklenburg-Vorpommern mit 22,3 Prozent und 22,2 Prozent Am besten schneiden die Bundesländer Bayern und Baden-Württem-berg mit 11,3 und 11,2 Prozent ab. // www.der-paritaetische.de

//////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////

GD

88

9«FORTSETZUNG

DIE WELT VERÄNDERN.

m Hamburger Flachland, dort, wo Hans- Joachim Werner aufgewachsen ist, sucht man vergebens nach hinreichenden Deutungen,

warum es ihn schon früh in die bewegte Welt der Atome und Moleküle gezogen hat. Die Berge und Täler im Süden der Republik, der längst zu seiner Heimat geworden ist, eignen sich dafür schon eher. Das Spezialgebiet des 63-jährigen Wissenschaftlers ist die Quantenchemie, eine Disziplin, die im wahrs-ten Sinne des Wortes schwer zu begreifen ist, weil sich ihr Wesen so abstrakt gibt, dass sich offenbar auch die klügsten Köpfe mitunter schwer damit tun. „Wer glaubt, die Quantentheorie verstanden zu ha-ben, hat sie nicht verstanden“, so hat der Physiker und Nobelpreisträger Richard Feymann diesen Um-stand einst auf den Punkt gebracht. So gesehen muss Hans-Joachim Werner wohl die rühmliche Ausnahme sein. Erst jüngst ist der Pro-fessor der Universität Stuttgart vom Europäischen Forschungsrat mit einem ERC Advanced Grant ausgezeichnet worden, dem renommiertesten For-scherpreis in Europa, der mit 2,45 Millionen Euro do-tiert ist. In Zeiten knapper Etats für Hochschulen ein wahrer Geldregen, der nun in Stuttgart niedergeht. Und das nicht zum ersten Mal: Vor wenigen Jahren wurde Werner für die Entwicklung neuer quanten-mechanischer Berechnungsmethoden bereits mit dem Gay-Lussac-Humboldt-Award ausgezeichnet, 1996 mit dem mit 300.000 Euro dotierten Max-Planck-Preis. Vor allem aber gehört er seit dem Jahr 2000 zum erlauchten Kreis der Leibniz-Preisträger, kann also auf einen „deutschen Nobelpreis“ verwei-sen, welchen die Deutsche Forschungsgemeinschaft gemeinhin nur den allerbesten ihrer Zunft zuteil werden lässt. Spätestens seit dieser Kür, die dem Institut für Chemische Theorie weitere 1,5 Millionen Mark an Forschungsgeldern beschert hatte, gilt der durch und durch bescheidene Professor als Aushän-geschild der Stuttgarter Spitzenforschung. Abgehoben hat der „Überflieger“, wie er sich selbst nie nennen würde, deshalb aber nicht, im Ge-genteil. Der Wissenschaftler sitzt in einem schlicht dekorierten Büro, das weniger die Aura des Preis-trägers verströmt als den Geist einer zweckmäßigen Finanzamtsstube. Der erste Blick aber täuscht. Bei Werner ist mehr Sein als Schein. Die Chemie stimme, sagen seine Studenten über den Quantenchemiker. Nicht von ungefähr gilt er als Sympathieträger unter den Profs, der sich trotz gewaltigen Arbeitspensums immer Zeit für jeden Einzelnen nimmt, stets ruhig und freundlich bleibt – und auch bei vermeintlich hoffnungslosen Fällen nicht die Geduld verliert. Grundsätzlich geht es in Werners Spezialgebiet darum, Eigenschaften und Reaktionen von Mole-

külen und Atomen berechnen und vorhersagen zu können. Nach Reagenzgläsern sucht man in seinem Institut aber vergeblich, ein solches Instrumentarium wäre viel zu ungenau für die unvorstellbar kleinen Teilchen, die es zu untersuchen gilt. Für seine For-schungsreise braucht er vor allem Hochleistungs-computer – und Bilder im Kopf. „In Tälern fühlen sie sich wohl“, sagt Werner, der ein leidenschaftlicher Wanderer und Skifahrer ist, damit aber die Atome und Moleküle meint, die ihn faszinieren und deren Pfade er ergründet. Die Bewegung der Atome bei chemischen Reaktionen könne man mit Kugeln ver-gleichen, die durch ein Gebirge rollen, erklärt er. Ein Stoß katapultiert das Atom den Berg hinauf, bei ge-nügend Energie kann ein Pass überwunden und das nächste Tal erreicht werden. Liegt dieses tiefer als der Ausgangsort, wird Energie frei, zum Beispiel in Form von Wärme bei einer Verbrennungsreaktion. Zur exakten Berechnung der Form des Gebirges, die von den vielgestaltigen Wechselwirkungen der Atomkerne und Elektronen bestimmt wird, haben Werner und seine Mitarbeiter in jahrelanger Tüft-lerarbeit Computerprogramme mit über zwei Millio-nen codierter Zeilen geschrieben, die mittlerweile in-ternational von vielen Hundert Forschergruppen an Universitäten und auch in der Industrie eingesetzt werden. Angefangen haben die Stuttgarter Theore-tiker dabei mit einfachen chemischen Reaktionen, die experimentell gut zu untersuchen sind, etwa der Umsetzung von Chlor oder Fluor mit Wasser-stoff. Weltweit hatten sich Wissenschaftler bis dahin vergeblich daran versucht. „Wir haben es geschafft, die Dynamik einfacher Reaktionen am Computer exakt zu simulieren und die Ex-perimente theoretisch bis ins letzte Detail zu beschreiben“, sagt der Professor. Ein Quantensprung in der Quantenchemie. Im Hamburger Stadtteil Fuhlsbüttel aufge-wachsen, hatte Werner als Schüler wesentlich we-niger Zeit im Abenteuerland des Hafens mit seinen Kränen und Frachtschiffen aus aller Welt verbracht als im unendlich weiten Kosmos der Naturwissen-schaften. Schon früh war ihm klar, wie er sagt, was seine Profession werden sollte. Weil die Physik, die er eigentlich studieren wollte, Ende der 60er Jah-re als „brotlose Kunst“ galt, schrieb es sich an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz für Chemie ein. Mitte der 80er Jahre, nachdem er

Hans-Joachim Werner gilt schon

lange als ein Aushängeschild

der Uni Stuttgart. Nun wurde dem

hochdekorierten Quantenchemiker

auch Europas renommiertester

Forscherpreis zuteil.

Professor für Quantensprünge

i

10

«

DIE WELT VERÄNDERN.

in Frankfurt habilitiert hatte, zog es ihn für ein Jahr ins amerikanische Los Alamos, an einen

Ort, an dem er mit den damals besten Großrechnern Grundlagenforschung betreiben konnte. Ein weiteres Stipendium führte ihn an die ehrwürdige University of Cambridge, ein kulturelles Kontrastprogramm für den Forscher, wie er heute sagt: „Vom wilden Westen ins traditionelle England.“ Nach weiteren Studien nahm Werner 1987, damals schon Vater von drei Söhnen, eine Professur an der Uni Bielefeld an, bevor er 1994 dem Ruf der Universität Stuttgart folgte und Direk-tor des Instituts für Theoretische Chemie wurde. „Ein Glücksfall“, wie er noch heute findet. Für das Institut gilt das in jedem Fall. Die bes-sere Ausstattung mit finanziellen Mitteln und Mitar-beitern, die dem Forscher seither vieles ermöglichte, hat er millionenfach zurückgegeben, wenn man es in harter Währung ausdrücken will. Das Leibniz-Preis-geld wurde seinerzeit vor allem für die Anstellung neuer, hochqualifizierter Mitarbeiter verwendet. Und auch die 2,45 Millionen Euro, die nun in das Institut fließen werden, sollen überwiegend für „exzellentes Personal“ verbraucht werden, sagt Werner. Auf fünf Jahre ist die Forschungsförderung festgeschrieben, was der Institutsleiter gleichermaßen als „große Ehre und enorme Herausforderung“ sieht. Mit sei-nem Team will der Wissenschaftler unter anderem Programme entwickeln, mit denen auch komplexe biochemische Reaktionen mit hunderten von betei-ligten Atomen berechnet werden können. Das Pro-blem dabei ist, dass bei traditionellen Methoden der Rechenaufwand mit der Molekülgröße sprunghaft steigt, weshalb die Computer schon für ein vierfach größeres Molekül 10.000 Mal länger brauchen wür-den. „Da helfen auch die größten Superrechner nicht weiter“, sagt Werner, der nach intensiver Forschung eine revolutionäre Lösung dafür gefunden hat: eine lineare Skalierung, die dank neuer Näherungswerte eingesetzt werden kann und jede Menge Zeit spart. Vierfache Molekülgröße bedeutet damit nur noch vierfache Rechenzeit. Statt einem Monat laufen die Maschinen nur noch eine Stunde. Dass der Spitzenforscher im Oktober 2012 auch noch zum Prorektor für Struktur und For-schung der Uni Stuttgart gewählt wurde, ehrt ihn, wie er sagt. Andererseits kommt ihm das zeitinten-sive Amt nun aber auch ein wenig mit seinem For-schungsauftrag in die Quere. Fast die Hälfte seiner Arbeitszeit verbringt er seit der Wahl nicht mehr als Forscher, sondern als eine Art strategischer Vordenker. Als solcher sieht er seine dringlichste Aufgabe vor allem darin, die Bedingungen für die Hochschule zu optimieren und die knappen Mittel gezielter und leistungsbezogener einzusetzen als bisher. „Deutsche Universitäten sind heutzutage drastisch unterfinanziert. Nur mit neuen Strukturen können wir dem internationalen Konkurrenzdruck standhalten“, sagt er. Ausgebaut werden sollen die Sonderforschungsbereiche und andere Pro-gramme, die im Erfolgsfall gut dotierte Preise und damit Forschungsgelder bringen, welche überle-benswichtig sind für die Hochschule. Die Uni als Bildungseinrichtung müsse dies bestmöglich unter-stützen und fördern. „Die Ideen und Initiativen“, sagt Hans-Joachim Werner, „müssen aber von den Wissenschaftlern selbst kommen.“

Edler Sensor aus DiamantEin neuer Sensor aus Diamant ist klein und empfindlich genug, um das Kernspin-Magnetfeld eines wenige Nanometer kleinen Volumens nachzuweisen. Das berichten Physiker der Uni Stuttgart sowie des IBM-Forschungszentrums Almaden/USA zeitgleich im Wissenschaftsma-gazin Science. Dieser Durchbruch könnte zur Entwicklung eines Nano-Kernspintomographen führen, einem sehr mächtigen Mikroskop, das dreidimensionale Aufnahmen einzelner Mole-küle ermöglicht. Ein solches Mikroskop würde nicht nur bisher unsichtbare Details sichtbar machen, sondern auch Einblicke in deren Eigenschaften wie etwa die chemische Zusammen-setzung geben. In Biologie und Medizin wie auch in den Materialwissenschaften käme ein solches Instrument einer Revolution gleich. // www.uni-stuttgart.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / FORUM FÜR JUNGE CHEMIKER / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Hier stimmt die…Seit 1998 besteht das Jungchemikerforum Stuttgart. Die jungen Chemi-ker treffen sich zu wissenschaftlichen Vorträgen, veranstalten Exkursionen und lernen im Austausch mit Vertretern der Berufspraxis das Berufsbild des Chemikers kennen. Langfristig planen sie, Schulen in der Stuttgarter Umgebung zu besuchen, um über das Chemiestudium zu informieren. Zusätzlich dazu sind sie auch beim Tag der Wissenschaft der Universität Stuttgart vetreten und versuchen dort, das Interesse an Chemie in der Bevölkerung zu steigern. // www.uni-stuttgart.de/jcf

//////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////

11

AUSGEWÄHLTE STUDIENANGEBOTE:

Universität StuttgartMathematik (Bachelor/Master)Chemie (Bachelor/Master)Chemie Lehramt (Staatsexamen)Lebensmittelchemie (Staatsexamen)Naturwissenschaft und Technik Lehramt (Staatsexamen)Technische Kybernetik (Bachelor/Master)Materialwissenschaften (Bachelor/Master)Physik (Bachelor/Master)Besonderes: Simulation Technology (Exzellenzstudiengang Bachelor) // www.uni-stuttgart.de

Hochschule EsslingenBiotechnologie (Bachelor) Besonderes: Chemieingenieurwesen/Farbe und Lack (Bachelor) // www.hs-esslingen.de

Hochschule für Technik StuttgartMathematik (Bachelor/Master)Besonderes: Vermessung und Geoinformatik (Bachelor)// www.hft-stuttgart.de

Universität HohenheimBiologie (Bachelor/Lehramt)Besonderes: Lebensmittelchemie (Staatsexamen)// www.uni-hohenheim.de

S

BB

WN

ES GP

LB

/ / / / / / HOCHSCHULREGION STUTTGART / / / / / // / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / BELLA ITALIA / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Studieren in Palermo Italien gilt bei Studierenden traditionell als eine gute Adresse für Auslandsaufenthalte. Die Universität Palermo ist mit rund 50.000 Studenten und 2.000 wissenschaftlichen Angestellten eine der größten Hochschulen in Italien. Sie gliedert sich zurzeit in 12 Fakultäten, wobei für den Studiengang Mathematik an der Hochschule für Technik Stuttgart die dortige Fakultät „Mathematik, Physik und Naturwissenschaf-ten“ hochinteressant ist und viel bietet. Im Studiengang Mathematik besteht seit dem Jahr 1991 ein Partnervertrag. Innerhalb des „Bilateral Agreement“ dürfen seit 1991 jedes Semester je zwei Studierende nach Palermo gehen und zwei im Gegenzug nach Stuttgart kommen. // www.hft-stuttgart.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / CHEM21 / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Moderne Pillendreher

Das Institut für Technische Biochemie an der Universität Stuttgart ist künftig ein wichtiger Partner im neuen Forschungsprojekt CHEM21, das chemische Produktionsmethoden für die Pharmaindustrie des 21. Jahrhunderts ent-wickeln wird. Dieses Projekt wird mit einem Budget von insgesamt 26.4 Millionen Euro mit Mitteln der Europäischen Union und ver-schiedener Pharmaunternehmen über einen Zeitraum von insgesamt vier Jahren gefördert.// www.chem21.eu

//////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////

GD

/ / / / / / / / / / / DATENVERARBEITUNG / / / / / / / / / / /

Auf dem Weg zumQuantencomputer

Quantencomputer sind der Traum in der Da-tenverarbeitung, denn sie berechnen komplexe Anwendungen wie beispielsweise die Zerle-gung großer Zahlen in Primzahlen deutlich schneller als heutige „klassische“ Computer. Eine der entscheidenden Grundlagen hierfür ist die sogenannte „Verschränkung“. Physikern der Universität Stuttgart ist es nun gemeinsam mit Partnern der Universitäten Ulm, Bochum und Darmstadt sowie des Helmholtzzentrums für Schwerionenforschung in Darmstadt ge-lungen, ein Quantenregister aus mehreren Quantenbits zu erzeugen, das einerseits Infor-mationen austauschen und andererseits diese Informationen auch für längere Zeit speichern kann. Die Ergebnisse sind ein erster Schritt, um die bisherige Begrenzung des Prozessors in Quantencomputern aufzuheben.// www.uni-stuttgart.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / WEBPORTAL / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

AlleswisserWer an Chemie interessiert ist, das Neues-te über die Chemieunternehmen in Baden-Württemberg wissen will, vielleicht auch ein Unternehmen für eine Abschlussarbeit oder Promotion sucht oder sich über berufliche Chancen informieren will, der ist beim Portal der chemischen Industrie in Baden-Württem-berg richtig. // www.chemie.com

/ / / / STEINBEIS-TRANSFERZENTRUM / / / /

Wissen-stransfer

Das Steinbeis-Transferzentrum Chemie und Technologie polymerer Werkstoffe engagiert sich an der Hochschule Esslingen bei der Herstellung, Analytik und Prüfung polyme-rer Werkstoffe und lackierter Kunststoffteile. So finden unter anderem Untersuchungen zu Oberflächenbehandlung und Lackierung von Kunststoffen statt, die Oberflächen vor-behandelter Kunststoffoberflächen werden analysiert und der Einfluss oxidativer Akti-vierung auf Morphologie und Oberflächen-spannung von Polyolefinen wird erforscht. // www.hs-esslingen.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / GUT VERTRETEN / / / / / / / / / / / / / / / /

435In Baden-Württemberg gibt es 435 Chemie-Unternehmen. Diese haben einen Jahresum-satz von rund 33 Milliarden Euro und rund 98.400 Beschäftigte. // www.chemie.com

/ / / / / / / / / / / / / / / / / EXPERIMENTIERLABOR / / / / / / / / / / / / / / / /

35.000Seit 2001 ist das Fehling-Lab als Projekt der Universitä-ten Stuttgart und Hohenheim aktiv. Mehr als 35.000 Schüler und fast 10.000 Lehrerinnen und Lehrer ha-ben die Einrichtung inzwischen besucht. Die Förde-rung des Interesses von Kindern und Jugendlichen an Chemie, die Fortbildung von Lehrern sowie die Ausbildung von Lehramtsstudierenden sind die Ziele des Experimentierlabors. Es wird vom Fonds der Che-mischen Industrie (FCI) nunmehr erneut mit 20.000 Euro unterstützt, um die äußerst erfolgreiche und besonders wertvolle Arbeit mit jungen Menschen zu würdigen. // www.fehling-lab.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / ZITAT / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

„Die Technik von heute ist das

Brot von morgen, die Wissenschaft von heute ist die Technik von

morgen.“ Richard von Weizsäcker, geboren 1920

in Stuttgart, Bundespräsident a.D.

1212

13«FORTSETZUNG

DIE WELT VERÄNDERN.

ein Gesicht ist jung, sein Haar grau wie der Nachmittag in Berlin. Draußen am Schiff-

bauerdamm treiben Eisschollen auf der Spree, drinnen wärmen alte Geschichten. Herr Bury, Vor-name Martin, sitzt in einem Konferenzraum und begegnet sich selbst. Er redet über den Politiker, der er einmal war. Früher stand er oft im Rampen-licht. Jetzt fühlt sich das irgendwie seltsam an. Er hat lange kein Interview mehr gegeben. Im Konferenzraum stehen 18 Ledersessel um einen ovalen Tisch, an dem für gewöhnlich eckige Probleme gelöst werden. Bury ist hier der Chef. Seit vier Jahren arbeitet er als Managing Partner bei Hering Schuppener, dem führenden Kommu-nikationsberater, wenn es um Fusionen und Über-nahmen geht. 32 große Deals mit deutschen Fir-men hat das Unternehmen im vergangenen Jahr begleitet, der Gesamtwert der Transaktionen lag bei mehr als 42 Milliarden Euro. Vor dem Fenster liegt Schnee auf den stei-nernen Visitenkarten der Geschichte. Der Admi-ralspalast wartet auf Kundschaft. In den goldenen Zwanzigern stand das Amüsierquartier an der Fried-richstraße für den expressiven Vergnügungsrausch Berlins. Die alten Zeiten kommen wieder. An der Fassade wirbt ein gewaltiges Plakat mit Karikaturen von Politikern für das aktuelle Kabarett-Programm. Die Politiker stapeln sich. Unten Schäuble, darüber Gabriel und ganz oben Trittin. Wahrscheinlich hätte Martin Bury heute ei-nen Platz auf dem Plakat, wenn er im Politzirkus geblieben wäre, in dem sich manche wie Artisten verbiegen und andere ihr Rückrat eher durchge-drückt lassen. Er gehört zur zweiten Fraktion und hat es trotzdem bis ganz nach oben geschafft, als Staatsminister ins Kanzleramt. Kanzler Schröder hatte den jungen Genossen aus Bietigheim 1999 für viele ziemlich überraschend die Schlüsselpos-ten in seiner Machtzentrale angeboten, auf die ein halbes Dutzend altgedienter Sozis aus waren. Der „Spiegel“ schrieb damals von „der märchenhaftesten Karriere der rot-grünen Ära“. Lange her. Martin Bury, 46, zuckt mit den Achseln. „Angesichts solcher Su-perlative kann ich nur Papst Johannes XXIII zitieren“, sagt er und schaut dabei hinaus auf das winterliche Berlin: „Giovanni, nimm Dich nicht so wichtig.“ Vielleicht ist das sein Erfolgsrezept gewesen in der Ära Schröder. Gesegnet mit der seltenen Gabe des lautlosen Strippenziehens, unterschied sich Bury nicht nur optisch von seinem Vorgänger, dem gewichtigen Kanzleramtsminister Bodo Hombach. Bury räumte Probleme weg, bereitete Strategien vor, hielt die Stellung im Headquarter, wenn sein Chef im Urlaub weilte. Das alles erledigte er im Duktus einer bewährten Devise aus seiner schwä-bischen Heimat: Des verträgt’s Schnaufen net!

Dabei war der Hans Martin, wie ihn die Parteifreun-de in Bietigheim nennen, wo er 1966 das Licht der Welt erblickte, zu Anfang seiner politischen Karriere alles andere als ein Leisetreter. Er sprühte vor Ideen und ließ die Welt reichlich daran teilhaben. Er war jung, er war frech und er war gut. Nach dem Abitur am Wirtschaftsgymnasium studierte er 1985 Betriebswirtschaft an der Berufs-akademie in Stuttgart, heute landesweit bekannt als Duale Hochschule. Das Studium, welches Lernen und Arbeiten kombiniert, entsprach seinem Wesen, alles möglichst praxisnah, gewissenhaft und schnell zu machen. „Eine gute Grundlage für alles, was danach kam“, sagt Bury im Rückblick. „Bis heute greife ich immer wieder auf das Handwerkszeug zurück, das ich mir damals erworben habe.“ In seiner Studienzeit trat er in die SPD ein, weil ihm Chancengleichheit und Gerechtigkeit am Herzen lagen und er eine emotionale Nähe zu Willy Brandt und Helmut Schmidt spürte. Bury übernahm den Vorsitz des Juso-Kreisverbands und wurde Stadtrat in Bietigheim. Sein Geld verdiente er nach seinem Ab-schluss als Vorstandsassistent in der Volksbank. Eigentlich wollte er dort auch bleiben und wäre da nicht dieses Wochenende mit zwei Kumpels am Bodensee gewesen, wer weiß? Sie saßen damals anno 1989 in Meers-burg zusammen und sprachen über die an-stehende Wahl und da-rüber, dass sie in ihrem heimischen Sprengel keiner der SPD-Kandida-ten so richtig überzeug-te. Da kam in geselliger Runde die Idee auf, es doch selbst zu machen und weil Buy der einzige von den dreien war, der bereits fertig studiert hatte, fiel die Wahl auf ihn. Entschlossen zog er ins Rennen und ließ die lo-kalen Mitstreiter hinter sich. Allerdings postierten ihn die Parteifreunde für die Bundestagswahl chancenlos auf dem letzten Platz ihrer Landesliste. Bury konterte auf seine Art, indem er kurzerhand zur Kampfkan-didatur auf Platz drei ansetzte und eine fulminante Rede hielt. Es knirschte im Gebälk der Genossen und am Ende ging ein Raunen durch den Saal. Der New-comer hatte sich durchgesetzt und zog mit 24 in den ersten gesamtdeutschen Bundestag ein. Schon damals empfand er die Politik nur als Ge-fährtin auf Zeit. Fraktionschef Hans-Jochen Vogel bat die Neuen in Bonn um eine kurze Vorstellung und fast alle sprachen davon, mit dem Mandat als Krönung ihrer Laufbahn endlich am Ziel zu sein. Bury empfand das anders: „Ich bin am Anfang.“

Carpe diem – Martin Bury

lebt danach. Mit 22 hat er sein

Studium an der Berufsakademie

abgeschlossen, mit 33 wurde er

Minister, mit 39 startete er in

der freien Wirtschaft durch.

Politikerwar gestern

s

14

«

DIE WELT VERÄNDERN.

Er sollte recht behalten. Der Banker aus Bie-tigheim ließ immer wieder aufhorchen, wur-

de wiedergewählt, machte sich einen Namen als Wirtschaftsexperte, der Umsatz und Grundsatz zu vereinen sucht. Das blieb Gerhard Schröder nicht verborgen, der ihn ins Kanzleramt holte. Bury kann sich noch gut an den Anruf erinnern. „Ich könnte mir vorstellen, dass du das machst“, sagte Schrö-der. „Ich mir auch“, antwortete keck der Kandidat. Als Staatsminister mischte er mit in den wich-tigsten Zirkeln. Die einen klopften ihm auf die Schul-ter, die anderen lästerten hinter seinem Rücken. Hajo Schumacher hat ihn damals im „Spiegel“ so beschrieben: „Bury gehört zur Sorte Volksvertreter, die man zugleich achten und fürchten muss. Ach-ten, weil sie besser sind als der Durchschnitt, fürch-ten, weil sie so superperfekt sind, dass etwas nicht stimmen kann mit ihnen.“ Natürlich war er nicht perfekt und wollte es auch gar nicht sein. Aber er machte seinen Job per-fekt geräuschlos in einer schreiend lauten Zeit. Der 11. September 2001 brachte alles ins Wanken. Bury war mittendrin im politischen Geschäft, in dem sich wahre Größe manchmal im Kleinen offenbart. Einmal lief Schröder zu Fuß an Handwerkerfrauen aus dem Osten vorbei, die sich seit Tagen vor dem Brandenburger Tor im Hungerstreik befanden, weil ihre Firmen nach der Wende in Not geraten waren. „Der Martin soll sich darum kümmern“, sagte der Boss. Bury übernahm den Auftrag und führte etli-che Gespräche. Am Ende sagte die Wortführerin: „Wir vertrauen keinem Politiker mehr, aber ihnen vertrauen wir, dass Sie was tun.“ In solchen Mo-menten spürt einer wie er die Bürde des Amtes. Er hielt Wort und half den Familien so gut er konnte. Die Politik ist ein verlockendes Geschäft. Es gibt viele, die Macht einmal geschmeckt haben und diesen Geschmack nie mehr los werden. Bury, zwi-schenzeitlich Staatsminister für Europa, wollte noch andere Geschmacksnoten für sich entdecken. Nach vier Legislaturperioden stieg er aus. „Man muss sich bewusst sein, dass der rote Teppich nicht der Per-son gilt, sondern dem Amt“, sagt er. Er hatte das auch schon mit 23 bei seiner ersten Nominierung betont. „Ich will nicht abhängig werden vom politi-schen Mandat“, hieß damals seine Botschaft. Mit 39 fühlte er sich nicht zu alt für das Neue. Bewusst vollzog der Betriebswirt nicht nur den Berufs-, sondern auch den Ortswechsel. Er legte alle Ämter nieder und heuerte in Frankfurt bei der US-Investment Bank Lehman Brothers an, die 2008 infolge der Finanzkrise Insolvenz anmeldete. Es gibt angenehmere Aufgaben und Bury fand sie bei He-ring Schuppener Consulting, wo er heute nach au-ßen ähnlich lautlos arbeitet wie zu seiner Zeit als Staatsminister. Er lebt jetzt mit seiner Frau in Berlin, der Sohn studiert. Konserviert hat er das Gespür für wichtige Themen und den Sinn für das, was immer gilt. Bury versucht seine Gesprächspartner aus den Chefetagen großer Firmen dafür zu sensibilisieren, dass nicht nur die Bewertungen des Kapitalmarkts das Handeln bestimmen. Er hat dafür gute Argu-mente. Man könnte ihm stundenlang zuhören. Draußen trägt die Stadt den Winter wie einen Anzug. Der Staatsminister a.D. zupft an seiner Kra-watte. Er hat noch einen Termin. Achtlos schlendert er vorbei am Plakat mit den Politikern der Gegen-wart. Einige von ihnen sehen aus, als hätte sie die Zeit zurück gelassen. Bei Martin Bury ist es anders. Er hat die Zeit zurück gelassen.

Lernen in Theorie und PraxisDie Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Stuttgart gehört mit rund 8.000 Studieren-den zu den größten Hochschulen in den Regionen Stuttgart und Oberer Neckar. In Zusammen-arbeit mit 2.500 ausgewählten Unternehmen und sozialen Einrichtungen, den Dualen Partnern, bieten die Fakultäten Wirtschaft, Technik und Sozialwesen mehr als 40 national und international anerkannte Bachelor-Studienrichtungen an. Das Ingenieurstudium setzt sich aus übergreifenden technischen Grundlagendisziplinen und studiengangspezifischen Lehrinhalten zusammen. Über-greifende Studienfächer sind zum Beispiel Mathematik, Informatik, Fremdsprachen und Grundla-genkenntnisse in den verschiedenen Ingenieurdisziplinen. Nach einem breiten Grundlagenstudi-um erfolgt ab dem zweiten Jahr die Vertiefung in ausgewählten Funktionen und Einsatzbereichen. // www.dhbw-stuttgart.de

//////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / BEDEUTUNG DES NEUEN BAHNKNOTENS / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Wirtschaft und GesellschaftStuttgart 21 spielt eine besondere Rolle für den Wirtschaftsstandort Stuttgart und die An-bindung an die europäischen Verkehrsnetze, es hat aber auch eine große gesellschaftspo-litische Bedeutung. Unter dem Titel „Stuttgart 21. Ein Großprojekt zwischen Protest und Akzeptanz“ hat Franz Brettschneider von der Universität Hohenheim zusammen mit Alt-Oberbürgermeister Wolfgang Schuster ein Buch herausgebracht. Auf 268 Seiten beschäf-tigen sich 16 Autoren in 14 Beiträgen mit der gesellschaftlichen Debatte über Stuttgart 21. // www.uni-hohenheim.de

15

AUSGEWÄHLTE STUDIENANGEBOTE:

Universität HohenheimWirtschaftsinformatik (Bachelor)Wirtschaftswissenschaften (Bachelor)Management (Master)Economics (Master)Besonderes: International Business & Economics (Master)// www.uni-hohenheim.de

Universität StuttgartWirtschaftsinformatik (Bachelor, in Kooperation mit Universität Hohenheim)Betriebswirtschaftslehre (Bachelor, Nebenfach)Volkswirtschaftslehre (Bachelor, Nebenfach)Besonderes: Technisch orientierte Betriebswirtschaftslehre (Bachelor)// www.uni-stuttgart.de

Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-GeislingenBetriebswirtschaft (Bachelor)Internationales Finanzmangagement (Bachelor)International Finance (Master)Volkswirtschaft (Bachelor) Besonderes: Immobilienwirtschaft (Bachelor)// www.hfwu.de

Hochschule EsslingenTechn. Betriebswirtschaft/Automotiblindustrie (Bachelor)Wirtschaftsingenieurwesen (Bachelor)Wirtschaftsinformatik (Bachelor)Besonderes: International Industrial Management (MBA)// www.hs-esslingen.de

Hochschule der Medien StuttgartMedienwirtschaft (Bachelor)Wirtschaftsinformatik (Bachelor)Besonderes: International Business (MBA)// www.hdm-stuttgart.de

Hochschule für Technik StuttgartBetriebswirtschaft (Bachelor)Infrastrukturmanagement (Bachelor)Wirtschaftsinformatik (Bachelor)Besonderes: General Management (Master) mit Auslandsemester und Doppelabschluss// www.hft-stuttgart.de

Duale Hochschule Baden-Württemberg StuttgartBetriebswirtschaftslehre (Bachelor)Wirtschaftsinformatik (Bachelor)Besonderes: BWL-International Business (Bachelor)// www.dhbw-stuttgart.de

Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen LudwigsburgPublic Management (Bachelor)Rentenversicherung (Bachelor)Allgemeine Finanzverwaltung (Bachelor)Besonderes: Public Management (Master)European Public Administration (Master)// www.hs-ludwigsburg.de

FOM Hochschule für Oekonomie & Management Business Administration (Bachelor/Master)Besonderes: Management Accounting & Finance (Master)// www.fom-stuttgart.de

MHMK – Macromedia Hochschule für Medien und KommunikationMedien- und Kommunikationsdesign (Bachelor)Medienmanagement (Bachelor)Besonderes: Journalistik (Bachelor)// www.mhmk.de

S

BB

WN

GD

ES GP

LB

/ / / / / / HOCHSCHULREGION STUTTGART / / / / / /

/ / / / / / / / / / / / / / / TIERHALTUNG OST / / / / / / / / / / / / / / /

In der Weite der Taiga

Die Universität Hohenheim erforscht die Finanzlage und Kreditwürdigkeit russischer Tierhaltungsbetriebe unter besonderer Be-achtung der politischen und wirtschaftlichen Unsicherheit. // www.uni-hohenheim.de

/ / / / / / / / / / / / / / / ARBEITSPLÄTZE / / / / / / / / / / / / / / /

75.334Insgesamt 75.334 Beschäftigte hat die Daim-ler AG in der Region Stuttgart. Dies heißt im Umkehrschluss, dass knapp ein Drittel der ins-gesamt über 260.000 Beschäftigten des Kon-zerns im Mittleren Neckarraum in Lohn und Brot sind. // www.stuttgart.ihk24.de

/ / / / / / / / / / / / / IMMOBILIENBRANCHE / / / / / / / / / / /

Marketing-AwardFrüher hat Marketing in der Immobilien-branche oft ein Schattendasein geführt. Kleine Unternehmen verzichteten oft ganz auf Marketingaktivitäten. Große Unterneh-men mit nur einem Marketing-/Öffentlich-keitsmitarbeiter waren keine Seltenheit. Inzwischen ist der hohe Nutzwert von Mar-keting allgemein anerkannt. In diesem Sinne wird der Immobilien-Marketing-Award, den es seit 10 Jahren gibt, von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geis-lingen organisiert. // www.hfwu.de

/ / / / / / / / / / / FORSCHUNGSNETZWERK / / / / / / / /

Verwaltung als Dienstleistung

Die Ludwigsburger Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen verfügt über ein europäisches Forschungsnetzwerk, welches sich mit Forschungsfragen in Verwaltung und Politik befasst. Der europäische Austausch wird über Workshops, Kolloquien, Konferen-zen und Kooperationen befördert. Ein For-schungsschwerpunkt bildet die Umsetzung der europäischen Dienstleistungsrichtlinie im Hinblick auf die Frage der Verwaltungsmoder-nisierung. // www.fh-ludwigsburg.de

/ / / / / / / / / / / STUTTGARTER PARKETT / / / / / / / / / /

Immer gut informiert

Seminare, Messen, Konferenzen, Aktionstage: Wer in der Region Stuttgart Wirtschaftswis-senschaften studiert, der sollte einen Blick auf den Veranstaltungskalender der Stuttgarter Börse werfen. Viele Veranstaltungen sind auch für die Generation der heranwachsenden Bör-sencracks und Finanzfachleute von Interesse. // www.boerse-stuttgart.de

//////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / ZITAT / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

„Die Krise hat dazu geführt, dass der Blick auf die Finanz-

wirtschaft realistischer geworden ist.“

Heinrich Haasis, geboren 1945, ehemaliger Präsident des Deutschen

Sparkassen und Giroverbandes, Absolvent der HVF Ludwigsburg

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / PFIFFIGE IDEE / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Unternehmer von Morgen„Need 2 Read“ heißt die Geschäftsidee, für die Dimitri Petrik, Tobias Herter und Ionko Lazarov, drei Studierende des Master-Studiengangs technisch orientierte Betriebswirt-schaftslehre der Uni Stuttgart, jüngst bei einem Businessplan-Wettbewerb den ersten Platz gewannen. Ihre Idee: Eine App für eine mobile elektronische Bibliothek mit in-tegriertem Abo-Modell. Den potentiellen Kunden soll damit ein neues, einzigartiges Leseerlebnis geboten werden. Die drei Studierenden erhalten als Preis für ihren über-zeugenden Businessplan ein professionelles Gründungs-Coaching von der Technologie Transfer Initiative (TTI) der Uni Stuttgart. // www.uni-stuttgart.de

1616

17«FORTSETZUNG

DIE WELT VERÄNDERN.

ine lange Tafel vor der Mensa der Uni Hohen-heim. Gegessen wird, was Studierende selbst

geerntet und zubereitet, und was sie vor dem Müllei-mer bewahrt haben, weil das Gemüse Macken hatte und vor den Anforderungen der Lebensmittelindust-rie keine Gnade fand. Ein fröhliches Happening. Stu-denten tun sich gütlich an einer Kartoffelsuppe und am Salatbuffet und nehmen sich Zeit für die Pause. Ganz anders als sonst, wenn sie oft in fünf Minuten ihr Mensaessen freudlos herunterschlingen. Zwei Mal im Semester findet ein solches „Eat-In“ in Hohenheim statt. Dhusenti Manoharan hat die lange Tafel mit anderen aus der Taufe gehoben. Die 27-jährige Studentin ist Gründungsmitglied von Fresh – der Food Revitalisation & Eco-Gastronomic Society of Hohenheim. Vor vier Jahren wurde die kleine Initiative gegründet – mit großer Wirkung. Die Idee kam den Studierenden der Agrarwis-senschaft um Dhusenti Manoharan, wie sollte es anders sein, bei einem guten Essen. Als sie speisten und plauderten, tauchte die Frage auf, wie es sein kann, dass ihnen in der Mensa Kängurufleisch und Blauhaisteak serviert wird, obwohl sich die Univer-sität Nachhaltigkeit und Innovation auf die Fahnen geschrieben hat? Und noch etwas trieb die Runde vor dem Hintergrund des damals viel diskutierten Weltagrarberichts um: „Wieso leiden weltweit im-mer mehr Menschen Hunger, obwohl die Erträge in der Landwirtschaft immer weiter steigen?“ Schwierige Fragen, auf die es keine einfachen Antworten gibt. Aber irgendwo muss man ja an-fangen. Dhusenti Manoharan, die von allen Dusha genannt wird, hat gemeinsam mit zehn Mitstreitern einen internationalen Kongress organisiert, um an diesen Fragen zu arbeiten. Zehn Wochen Vorbe-reitung in den Semesterferien mussten genügen, um Vortragende verschiedener Fachrichtungen aus dem In- und Ausland anzufragen, Workshops vor-zubereiten und Sponsorengelder einzusammeln. Normalerweise kümmern sich Professoren um Kongresse, in Hohenheim haben die Studierenden die Sache selbst in die Hand genommen. Der Kongress von 2008 war der Anstoß, da-nach trat Fresh erst Recht auf vielen Feldern in Aktion. Zum Beispiel am Rande des Unigeländes von Hohenheim. Dort haben die Studenten einen Garten angelegt, um selbst einen Bezug zur Praxis zu bekommen. Schließlich kann man Agrarwissen-schaft studieren, ohne jemals einen Krümel Erde zwischen den Fingern gespürt zu haben. Wer das verkehrt findet und sich praktisch erden will, der kommt donnerstags in den Studentengarten, ei-

nem Feld von rund 300 Quadratmetern, das Fresh von der Univerwaltung zugeteilt bekam. Dort wachsen Möhren und Mangold, Kapuzinerkresse und Astern. Ein Idyll, das harte Arbeit erfordert. Was im Studentengarten geerntet wird, das wird gemeinsam verkocht – zum Beispiel beim großen „Eat-In“. Dass nicht jedes Radieschen auf Anhieb gedeiht, haben die studentischen Feldarbeiter oft genug erlebt. „Aber wir haben bei uns eine Gärt-nergöttin, die sehr viel weiß“, erzählt Dusha beim Gang über die von Petersilie gerahmten Parzellen. Wer mit Dhusenti Manoharan über den Cam-pus läuft, muss oft stehen bleiben. Hier ein Hallo, dort ein kurzes Gespräch, da ein freundliches Ni-cken. Die zierliche junge Frau mit der leisen Stimme wirkt eher zurückhaltend und scheint doch überall bekannt. Von wegen Untergehen in der anonymen Masse der rund 9.200 Studierenden in Hohenheim. „Hätte es das Engagement mit Fresh nicht gege-ben, wäre ich bestimmt nicht so lange hier geblie-ben“, sagt sie. „Viele Studenten hier kennen die Uni nur aus dem Hörsaal, ich habe auch die ande-re Seite erlebt. Und da-von viel profitiert, auch wenn die Vorlesungen manchmal etwas unter Fresh gelitten haben.“ Im Sommer hat sie ih-ren Masterabschluss ge-macht hat, jetzt arbeitet sie in einem Forschungs-projekt und als wissen-schaftliche Mitarbeiterin an der Uni. „Nicht gegen die Universität, sondern mit ihr“, lautet ein wichtiges Grundprinzip von Du-sha. Sie will etwas verändern und die Leute überra-schen, ohne sie vor den Kopf zu stoßen. Theorie ist das eine, die Umsetzung in die Pra-xis ist das andere. Dusha ist es ein Anliegen, ergeb-nisorientiert zu arbeiten: „Ich will nicht nur in der Theorie baden, ich will sie auch anwenden.“ So hat sie auch die Lehren aus dem Kongress gezogen und sie in die Lehre an der Uni Hohenheim umgesetzt. „Ethik in den Agrarwissenschaften“ ist ein Pflicht-wahlfach, das von Fresh und von Dusha Manoha-ran als Lehreinheit entwickelt wurde und seit 2010 in jedem Wintersemester angeboten wird. Dieses Modul verlangt aktive Beteiligung von den Studen-ten, die hier nicht nur Wissen konsumieren, son-dern dazu gebracht werden sollen, „über den eigenen Tellerrand hinaus zu blicken“, wie es

Man kann als Studentin der

Agrarwissenschaft seine Stunden

im Hörsaal absitzen. Dhusenti

Manoharan hat es anders gemacht

und dabei die Lehre an der

Universität Hohenheim verändert.

Petersilie auf dem Campus

e

18

«

DIE WELT VERÄNDERN.

die Wissenschaftlerin formuliert. „Im Idealfall bekommt hier jeder das Handwerkszeug, um

kritisch denken zu können.“ Dieses Handwerkszeug wird von verschiedenen Seiten bereitgestellt: Betei-ligt sind Landwirte ebenso wie Vertreter von nicht-staatlichen Organisationen wie Brot für die Welt. Aber auch Lehrende von der Uni Tübingen, die das Fach Ethik in den Wissenschaften vertreten. „Sage mir, was du isst, und ich sage dir, was du bist“, schrieb der französische Schriftsteller Jean Anthèlme Brillat-Savarin und meinte damit, dass un-sere Essgewohnheiten auch unsere Werte und un-sere Weltsicht spiegeln. Dhusenti Manoharan sieht das ähnlich. Das Ethikmodul an ihrer Universität ist mittlerweile fester Bestandteil des Lehrprogramms. Im vergangenen Jahr hat die Initiative sogar den Rit-terschlag der Vereinten Nationen bekommen. Die Aktivitäten von Fresh laufen jetzt unter dem Siegel „Bildung für nachhaltige Entwicklung.“ Ein Erfolg, der freilich auch die Universität in Hohenheim adelt, in der ein solches Biotop entstehen konnte. Kein Wunder, dass viele Professoren die erfrischende Ini-tiative unterstützen und stolz auf die Studenten sind. Jeden Donnerstag gibt es in der Mensa ein veganes Essen und oft werden jetzt dort Bio-Produkte ver-kocht. Ein Anfang ist gemacht, Fresh sei Dank. Rund 25 Studenten sind mittlerweile aktiv dabei. Sie hinter-fragen kritisch, was da täglich auf den Teller kommt und wie die Lebensmittel produziert werden. Soviel Engagement ist manchmal anstrengend. Besonders, wenn es schon ein ganzes Leben dauert. Dhusenti Manoharan ist die Tochter tamilischer Bür-gerkriegsflüchtlinge aus Sri Lanka, deren Odyssee im Januar 1985 im kühlen Schwarzwald endete. Sieben Monate später wurde Dusha in Bad Wildbad gebo-ren. „Ich war das erste schwarze Baby in unserem Dorf. Aber ich habe mich hier nie fremd gefühlt.“ Die Eltern gingen arbeiten, die Töchter wurden von einer deutschen Tagesoma betreut. Als 2006 der Tsunami die Küste Sri Lankas überschwemmte, ist sie vier Tage später losgefahren, um zu helfen, hat übersetzt und sich darum gekümmert, dass die Hilfsgüter auch in den Norden der Insel gelangten. Sie hat dabei Schreckliches gesehen. Schon zuvor war sie auf Sri Lanka und hat dort zwei Monate in einem Waisenhaus gearbeitet. Dass sie bei den Agrarwissenschaftlern gelandet ist, hat auch mit der Zeit in Sri Lanka nach dem Tsu-nami zu tun: „Dort habe ich gesehen, wie groß die Angst der Menschen war, dass sie jetzt nichts mehr anbauen können, weil das Ackerland entweder ver-salzen oder ganz weggeschwemmt war. Und so er-fahren, wie elementar wichtig Landwirtschaft ist.“ Mal sehen, was die Zukunft bringt. Er könnte die junge Wahlschwäbin tiefer in die Wissenschaft führen und für die Tochter einer Putzfrau und eines Feinmechanikers mit dem Doktortitel enden. Ge-nauso könnte sie sich aber auch vorstellen, Beraterin zu werden, in Schulen über den Wert der Nahrung zu sprechen, die Verbindung zwischen dem Essen und der Welt herzustellen. Wenn es die Zeit zulässt, steht sie selbst gerne und oft am Herd. Gestern gab es tamilischen Gemüsereise mit Anis, Zimt und Nel-ken gewürzt, vorgestern Spaghettikürbis. „Essen ist für mich ein soziales Ereignis und auch ein Ausgleich zum Alltagsstress“, sagt sie. „Beim Kochen entspan-ne ich. Und manchmal ist Kochen sogar Kunst.“

Nahrung für die WeltDas Hohenheimer Institut für Pflanzenproduktion und Agrarökologie in den Tropen und Sub-tropen wurde 1983 gegründet. Es beschäftigt sich in Forschung und Lehre mit der elemen-taren Frage, wie die wachsende Weltbevölkerung zukünftig ernährt werden kann. Da die Grundnahrung des Menschen auf Nutzpflanzen beruht, ist das Institut der Uni Hohenheim bei diesem komplexen Problem besonders gefordert. Leitgedanke der breitgefächerten For-schungsgebiete ist es, Landnutzungssysteme zu entwickeln, die einerseits möglichst hohe Erträge liefern, andererseits aber auch den jeweiligen ökologischen Bedingungen gerecht werden. Bei den vielfältigen Forschungsprojekten in zahlreichen Ländern Südeuropas, Afrikas, Asiens und Südamerikas kooperieren die Wissenschaftler eng mit nationalen und internatio-nalen Forschungseinrichtungen. // www.uni-hohenheim.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / DEUTSCH-CHINESISCHES GRADUIERTENKOLLEG / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Smog-ForschungEin deutsch-chinesisches Graduiertenkolleg der Universität Hohenheim und der China Agricultural University erstellten eine Bestandsaufnahme zum Thema „Smog“ in China. Die starke Luftverschmutzung ist die Kehrseite der boomenden Wirtschaft: Kohle ist die wichtigste Energiequelle, die Zahl der Autos wächst exponentiell, und in der Landwirtschaft haben sich sowohl der Tierbestand als auch die Düngermenge auf den Feldern in den vergan-genen 30 Jahre verdreifacht. // www.uni-hohenheim.de

//////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////

19

//////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////

AUSGEWÄHLTE STUDIENANGEBOTE:

Universität HohenheimBiologie (Bachelor/Master)Agrarwissenschaften (Bachelor/Master)Agrarbiologie (Bachelor/Master)Agribusiness (Master)Agricultural Economics (Master)Agricultural Science in the Tropics and Subtropics (Master)Nachwachsende Rohstoffe und Bioenergie (Bachelor)Enzym-Biotechnologie (Master)Environmental Protection and Agricultural Food Production (Master)Organic Agriculture and Food Systems (Master)Technische Biologie (Bachelor/Master in Vorbereitung)Besonderes: Sustainable Agriculture and Integrated Watershed Management (Master)// www.uni-hohenheim.de

Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-GeislingenLandschaftsplanung und Naturschutz (Bachelor)Umweltschutz (Master)Agrarwirtschaft (Bachelor/Master)Besonderes: Pferdewirtschaft (Bachelor)// www.hfwu.de

Universität StuttgartUmweltschutztechnik (Bachelor/Master)Besonderes: Internationaler Masterstudiengang Air Quality Control, Solid Waste and Waste Water Process Engineering (WASTE)// www.uni-stuttgart.de

Hochschule EsslingenGebäude-, Energie- und Umwelttechnik (Bachelor)Energiesysteme und Energiemanagement (Master)Besonderes: Biotechnologie (Bachelor)// www.hs-esslingen.de

Hochschule für Technik StuttgartVermessung und Geoinformatik (Bachelor)Umweltschutz (Master)Besonderes: Sustainable Energy Competence (Master)// www.hft-stuttgart.de

S

BB

WN

ES GP

LB

/ / / / / / HOCHSCHULREGION STUTTGART / / / / / // / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / FEUCHTE FORSCHUNGSERGEBNISSE / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Wasser marsch!

Anlässlich des Weltwassertags, der dieses Jahr unter dem Motto „Wasser und Zusammenarbeit“ stand, hat die Universität Hohenheim eine Expertenliste über aktuelle Forschungsthemen im Bereich des Was-sers herausgegeben. Themen sind unter anderem: Wie lassen sich natürliche Wasserkreisläufe effek-tiver für die Landwirtschaft nutzen? Wie muss sich die Landwirtschaft in Gegenden ändern, die unter temporärer Trockenheit leiden? Wie kann Wasser so genutzt werden, dass ökonomischer Nutzen und ökologische Folgen in optimalem Verhältnis zueinander stehen? Wie wirken sich politische Regelungen auf die Nutzung von Wasser aus? // www.uni-hohenheim.de/experten-wasser

GD

/ / / / / RESSOURCENMANAGEMENT / / / / / / /

SüdostasienKooperation

Hohe Bevölkerungsdichte und Migration füh-ren zu Land-, Wasser- und Kapitalknappheit, verkürzten Brachezeiten, Erosion und abneh-mender Bodenfruchtbarkeit, was wiederum zu Hunger und Armut führt – dieses komplexe Problem zu bekämpfen hat sich der Hohenhei-mer Sonderforschungsbereich 564 zur Aufga-be gemacht. Die Forscher arbeiten am Thema „Nachhaltige Landnutzung und ländliche Ent-wicklung in Bergregionen Südostasiens“ zu-sammen mit Partneruniversitäten in Thailand und Vietnam und suchen wissenschaftliche Lösungen für die ökologisch sensiblen Bergre-gionen. // www.uni-hohenheim.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / GAS GEBEN / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

7.320So viele Biogasanlagen gab es im Jahr 2011 in Deutschland. Für das Jahr 2013 sagt der Fachverband Biogas e.V. die Zahl 7874 voraus. Damit könnten 6,5 Millionen Haushalte in Deutschland mit Biogas versorgt werden. // www.biogas.org

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / NEUES BUCH / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

GetreideschätzeGoldgelbes Mehl zum Backen gefällig? Dies und noch viel mehr bieten alte Getreidear-ten. Dr. Friedrich Longin und Prof. Dr. Thomas Miedaner von der Universität Hohenheim haben ihnen jetzt ein Buch gewidmet: „Un-terschätzte Getreidearten. Einkorn, Emmer, Dinkel & Co.“ Darin informieren sie detailliert über Herkunft, Vorzüge, Produkt- und Verar-beitungsqualitäten sowie ernährungsphysio-logische Eigenschaften. Wer nach der Lektüre Lust hat, selbst einmal Brot und Brötchen aus selten gewordenen Getreidearten zu backen, findet im Buch auch einige Rezeptideen. // www.uni-hohenheim.de

/ / / / / / / / AFRESH HEALTH CONNECT / / / / / / / /

Essen und Innovation

Im Rahmen der AFRESH Health Connect, der Konferenz für Experten aus ganz Europa in den Feldern Bewegung, Ernährung und Gesund-heit, treffen sich am 7. und 8. Mai 2013 im Maritim Hotel Stuttgart Wissenschaftler, Politi-ker und Vertreter der Wirtschaft, um unter an-derem über innovative Ernährungskonzepte zu diskutieren. // www.health-connect.eu

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / BIOTECHNOLOGIE / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Wie beeinflusst uns Amarant? Wissenschaftler der Hochschule Esslingen entwickeln ein Testsystem zur Analyse der Wirkung von Lebensmitteln auf Zellen. „Wir wollen herausfinden, ob und wie Nahrungsmittel die DNA menschlicher Zellen beeinflussen“, erläutert die Professorin für Angewandte Naturwissenschaften im Studiengang Biotechnologie der Hochschule Esslingen, Bettina Weiß. „Wir haben uns entschieden, dies zunächst mit Amarant zu testen“, erläutert Weiß, die auch das Labor für Zell-kulturtechnik und Bioanalytik leitet. Das Forschungsvorhaben ist Teil eines Projektes des Netzwerks „Bioaktive Pflanzli-che Lebensmittel“, in dem sich insgesamt 20 Partner aus Industrie, Forschung und Marketing zusammengeschlossen haben, um das Thema „Bioaktivität und Gesundheit“ gemeinsam voranzutreiben. Amarant galt schon zu Zeiten der Azteken als eine Art „Wunderkorn“. Wir haben uns für die Forschung mit Amarant entschieden, weil es glutenarm ist, über einen hohen Proteinanteil verfügt und neben essentiellen Aminosäuren auch mehrfach ungesättigte Fettsäuren besitzt und darüber hinaus auch einen hohen Nährwert hat“, sagt Bettina Weiß. Wenn die Arbeiten mit Amarant ab-geschlossen sind, soll die Wirkung weiterer Lebensmittel getestet werden. // www.hs-esslingen.de

2020

21«FORTSETZUNG

DIE WELT VERÄNDERN.

as Auto, so heißt es, sei des Deutschen liebstes Kind. Ein Sprichwort mit hohem Wahrheits-

gehalt, wie aktuelle Branchenzahlen belegen. Fast 83 Prozent der 40 Millionen Haushalte in Deutsch-land verfügen heute über mindestens einen Wagen, 29 Prozent besitzen sogar zwei oder mehr. Heilix Blechle, so fragen sich die Auguren auch und gerade in der vom Automobil abhängigen Re-gion Stuttgart, wie wird es wohl aussehen, das Fahrzeug der Zukunft mehr als 125 Jahre nach der Erfindung des Automobils durch Carl Benz. Wird es leichter sein, grüner und noch schneller? In jedem Fall wird es kommunikativer. Sagt Norbert Schreier. Der Mann stochert nicht im Ab-gasnebel, er sorgt auf der Basis von Fakten und Daten dafür, dass er sich lichtet. Seit mehr als zehn Jahren tut er das als Professor an der Hochschule Esslingen in der Fakultät Fahrzeugtechnik. Es ist früher Morgen in der Kanalstraße. Der Winter verliert sich gerade an den Frühling. Der hochgewachsene Professor ist in einen gut sitzenden Anzug gewandet. Mit der Autorität des einsamen Propheten steht er in der Autowerkstatt der Hoch-schule, in der gerade ein Kleinwagen aus Indien zu Forschungszwecken seziert wird. Umgeben von He-bebühnen und moderner Messtechnik forschen jun-ge Wissenschaftler an diesem Ort, der nicht einfach „Werkstatt“ heißt, sondern „Center of Automotive Service Technology“. In die Werkstatt ging man frü-her, wenn das Auto kaputt war. Im Center of Auto-motive Service Technology wird darauf hingearbei-tet, dass es erst gar nicht so weit kommt. Der Service ist ein wichtiges Thema in einem wichtigen Wirtschaftssektor. Weltweit sind 2012 fast 69 Millionen Autos verkauft worden. Zwanzig Prozent davon stammen aus der Produktion deut-scher Konzernmarken, wobei die Autos Made in Germany im weltweiten Premiumsektor sogar einen Marktanteil von 80 Prozent haben. Damit das auch in Zukunft so bleibt, geben deutsche Automobilbau-er mehr als 20 Milliarden Euro pro Jahr für Forschung und Entwicklung aus. An den Neuwagen bleiben den Herstellern und Händlern allerdings oft nur ge-ringe Margen. „Service ist der große Renditebringer“, sagt Schreier in vorausgreifender Gewissheit. „Davon leben in Deutschland 38.000 Servicebetriebe mit 450.000 Beschäftigten.“ Sie verdienen vor allem an den Ersatzteilen, die sie in Autos verbauen, welche im Schnitt neun Jahre alt werden. „Das ist fast wie bei den Druckern“, sagt Schreier. „Sie kosten immer weniger, teuer sind hingegen die Farbpatronen.“ Während die Produktforscher der Autokonzer-ne an der Neuerfindung des Automobils arbeiten, sich mit leichten Werkstoffen und energiesparen-den Antriebstechniken beschäftigen, geht der Esslinger Wissenschaftler die Revolution von einer

anderen Seite an. „Wir stehen vor einem gewal-tigen Umbruch in der Mobilitätssicherung“, sagt er. Das Auto werde Teil eines Informationsnetz-werks. In absehbarer Zeit melde sich nicht mehr der Kunde beim Autohaus, sondern das Fahrzeug.“ Schreier macht den beschleunigten Gang der Din-ge an einer kleinen Zeitreise deutlich. „1997 waren Navigationssysteme in Automobilen noch Proto-typen, 2007 gehören sie zur Standardausrüstung. Und 2017 wissen die ersten Autos vielleicht schon selbst, wohin sie fahren und wie sie sich in die Ver-kehrsströme einfädeln müssen.“ Der Spaß am Auto und das, was aus ihm wird, ist bei Norbert Schreier nicht aufgesetzt, er kommt von innen. Noch immer wärmt er sich am Feuer der Begeisterung für den fahrbaren Untersatz, mit dem einst schon sein Vater das Geld für die Familie ver-dient hat. Er war Buchhalter in einem Opel-Haus, und kaum kam der neue „Rekord“ auf den Markt, saßen die Schreiers auch schon drin. Sowas prägt. 1969 in München geboren, wuchs Norbert Schreier im Dunstkreis von Autos auf, wobei er sich schon damals weniger für die Schrauben im Mo-torraum interessiert hat als für die Stellschrauben zwischen Mensch und Technik. Nach dem Abitur schrieb er sich an der Universität in Karlsruhe ein und wurde Wirtschaftsingenieur. Danach zog es ihn zurück nach Bay-ern, wo er 1995 bei der BMW-Group als Trainer im internationalen Kun-dendienst anheuerte. Tüftler wollen Au-tos bauen, aber was ist, wenn sie kaputt gehen? Diese Frage hat ihn schon damals für sich eingenommen. Als neue Motoren und Modelle auf den Markt kamen, schulte er altgediente Meister in der Kunst der Wartung und Reparatur künftiger Modelle. Schreier baute Motoren auseinander und wieder zusammen, drehte Lehrvideos, ersann innovative Dienstleistungen. Bei alledem zog eine Erkennt-nis in die Festung seiner Gedanken ein: „Es macht Spaß, Wissen zu vermitteln.“ Mindestens genauso viel Spaß machte es ihm, den eigenen Horizont zu weiten. „Ich möch-te immer was dazulernen“, sagt er. Diese Neugier treibt ihn nicht nur beruflich. Beim Wandern, sagt er, „gehe ich immer einen anderen Weg zurück.“ Vielleicht kam er deshalb auch auf diesen Pfad, der eigentlich gar nicht auf seiner persönlichen Land-karte eingezeichnet war. Norbert Schreier war bei BMW inzwischen für die langfristige

Sätze, die mit Autos beginnen,

hören bei Norbert Schreier oft

mit „Service“ auf. Der Professor

an der Hochschule Esslingen befasst

sich mit den kommunizierenden

Fahrzeugen von morgen.

Revolutionim Service

d

22

«

DIE WELT VERÄNDERN.

Unternehmensplanung und wichtige Model-le innerhalb Europas zuständig und hatte ne-

benbei über „Computergestützte Expertensysteme im Kfz-Service“ promoviert. Zufällig entdeckte er 2002 eine Stellenanzeige der Hochschule in Ess-lingen. „Die suchen eigentlich mich“, sagte er sich - und wagte den Schritt. Es sollte ein besonderes Jahr für ihn werden. Erst heiratete er, dann ging er frisch vermählt auf Weltreise und schließlich fing Schreier im Oktober in der Neckarstadt als Profes-sor für Betriebswirtschaft, Informationstechniken, Qualitätsmanagement und Marketing in der Fahr-zeugtechnik und im Fahrzeugservice an. An der Fachhochschule gab es eine großes „Hallo“, zumal der Neue aus dem Hause BMW kam und zugleich eine der ersten Stiftungspro-fessuren von Daimler übernahm. Er brachte auch das irgendwie zusammen und widmete sich einem einzigartigen Studienschwerpunkt, der neben den fahrzeugtechnischen Lehrgebieten die Bedeutung der Kundenorientierung im gesamten Automobil-bereich sowie Methoden und Werkzeuge aus Ser-vice, Vertrieb und Marketing vermittelt. „Wir brau-chen nicht mehr nur Tüftler im stillen Kämmerlein“, sagt Schreier. „Wir brauchen junge Menschen, die anspruchsvolle Projekte managen können und als Verbindungsingenieure zu den Märkten agieren.“ Dem Geist des Aufbruchs blieb er auch in der neuen Stelle treu, wo der Professor bald schon besondere Pfade anlegte und die Kooperation mit der Tongji-Universität in Shanghai mit Leben füll-te, was insofern bemerkenswert ist, als die Kader-schmiede in China 56.000 Studenten zählt, wäh-rend in Esslingen nur 5.000 eingeschrieben sind. Der Ruf der Schwaben ist trotzdem so gut, dass sich der große Bruder im Reich der Mitte auf die Partnerschaft mit dem kleinen Bruder im Süden Deutschlands einließ und jetzt sogar Doppelab-schlüsse an beiden Hochschulen möglich sind. Gemeinsam ist den Studenten die Faszination der Mobilität. So manche Innovation hat deshalb von der Werkstatt der Hochschule ihren Weg in die Welt gefunden, was einige namhafte Sponso-ren des Studiengangs besonders freut, die aus der Automobilbranche kommen. Verwaltet werden die eingehenden Zuschüsse von Professor Schreier, der sie weidlich zu nutzen weiß. „Seit 1997 haben wir mehr als eine Million Euro eingenommen und wie-der in die Lehre und Forschung gegeben.“ Wer jeden Tag mit den Autos von Morgen zu tun hat, so denkt man sich, wird sich vermutlich eines High-Tech-Modells aus Stuttgart oder Mün-chen bedienen und darin zur Arbeit fahren. Irrtum! Norbert Schreier, der mit seiner Frau und den bei-den Söhne bodenständig im Eigenheim hinter der Esslinger Burg wohnt, nimmt meistens den Draht-esel zur Hochschule. Er ist halt auf seine Art un-konventionell, der Herr Professor, den es beruflich wie privat immer wieder in neue Regionen zieht, die er noch nicht kennt. Vielleicht hat er deshalb mit 40 das Klavierspielen angefangen, vielleicht liest er deshalb gerade noch einmal alle Bände von Karl May. Und vielleicht hat er aus diesem Grund an der Hochschule in Esslingen noch immer Lust auf Endeckungsreise zu gehen, wobei er zumindest in einem Punkt bereits fündig geworden ist: „Mein Job ist der beste auf der Welt“, sagt er. „Und das Schöne ist: es gibt ihn nur ein Mal.“

//////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / TAG DER AUTOMOBILWIRTSCHAFT / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Stelldichein der ExpertenAm 17. Oktober 2013 findet in Nürtingen der „Tag der Automobilwirtschaft“ statt. The-menschwerpunkte des Kongresses sind die Zukunftsperspektiven des Automobilhandels sowie eine Podiumsdiskussion zum Thema: „Digital oder real – Wie werden Automobilver-trieb und Service im Jahr 2020 aussehen?“. Eröffnet wird der Kongress durch den AUDI-Vorstandsvorsitzenden Norbert Stadler. Über 500 Teilnehmer werden erwartet. Der Kon-gress dient der Vernetzung zwischen akademischer Ausbildung und Branchenpraxis und ist einer der größten seiner Art in Europa. // www.ifa-info.de

Schaufenster der MobilitätDie Bundesregierung hat vier Regionen in Deutschland ausgewählt, in denen die Entwick-lung von alternativen Antrieben gezielt gefördert wird – eine davon ist Baden-Württemberg. Insgesamt stellt der Bund für das gesamte Schaufensterprogramm 180 Millionen Euro bereit. Das Land Baden-Württemberg und die Region Stuttgart unterstützen zusätzlich das baden-württembergische Schaufenster Elektromobilität mit eigenen Fördermitteln. Im LivingLab BWe mobil erforschen mehr als 100 Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft und öffentlicher Hand Elektromobilität in der Praxis. Die rund 40 Projekte konzentrieren sich mit ihren Aktivitäten auf die Region Stuttgart und die Stadt Karlsruhe und sorgen auch international für Sichtbarkeit. Koordiniert wird das Projekt von der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH sowie der Landesagentur für Elektromobilität und Brennstoffzellentechnologie e-mobil BW GmbH. // www.e-mobilbw.de

23

AUSGEWÄHLTE STUDIENANGEBOTE:

Hochschule EsslingenTechnische Betriebswirtschaft/Automobilindustrie (Bachelor)Fahrzeugtechnik (Bachelor)Maschinenbau (Bachelor)Automatisierungstechnik (Bachelor)Feinwerktechnik (Bachelor)Elektrotechnik (Bachelor)Technische Informatik (Bachelor)Automotive Systems (Master)Besonderes: Design and Development in Automotive and Mechanical Engineering (Master)// www.hs-esslingen.de

Universität StuttgartMechatronik (Bachelor/Master)Maschinenbau (Bachelor/Master in Vorbereitung)Elektrotechnik und Informationstechnik (Bachelor/Master)Materialwissenschaft (Bachelor/Master) Automatisierungstechnik/Mechatronik (Bachelor)Fahrzeug- und Motorentechnik (Bachelor/Master)Besonderes: Computional Mechanics of Materials and Structures (COMMAS), englichsprachiger Masterstudiengang// www.uni-stuttgart.de

Duale Hochschule Baden-Württemberg StuttgartMaschinenbau (Bachelor)Elektrotechnik (Bachelor)Mechatronik (Bachelor)Wirtschaftsingenieurwesen (Bachelor)Besonderes: Vertiefung Mechatronik/Fahrzeugelektronik und Maschinenbau/Fahrzeug-System-Engineering als Grundlage für Tätigkeiten im Automotive-Umfeld// www.dhbw-stuttgart.de

Hochschule für Technik StuttgartKonstruktiver Ingenieurbau (Master)Besonderes: International Master of Interior-Architectural Design (IMIAD)// www.hft-stuttgart.de

Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-GeislingenAutomobilwirtschaft (Bachelor)Besonderes: Automotive Management (Master)// www.hfwu.de

S

BB

WN

ES GP

LB

/ / / / / / HOCHSCHULREGION STUTTGART / / / / / /

//////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / HOCHSCHULE ESSLINGEN UND FRAUNHOFER / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

KEIMDas Kürzel steht für „Kompetenzzentrum für energetische und informationstechnische Mobilitätsschnitt-stellen“. Dieses wird von der Hochschule Esslingen und der Fraunhofer-Gesellschaft betrieben. Partner der Hochschule ist das Fraunhofer IAO in Stuttgart. Im Zentrum stehen die Elektromobilität und alle mit ihr einhergehenden Forschungs- und Anwendungsfragen. Die Forschungsschwerpunkt sind dabei denkbar praxisorientiert: Informationen, wie beispielsweise Verkehrsdaten, Identifizierungsdaten, Präferenzen und Abrechnungsdaten müssen zwischen den Nutzern, den Fahrzeugen, den Anbietern und der Infrastruktur ausgetauscht werden und bedürfen einer Auswertung und Interpretation. // www.iao.fraunhofer.de.

GD

/ / / / / / / / / / / FUSSGÄNGERSICHERHEIT / / / / / / / / /

Projekt lässt aufhorchen

Fußgängerunfälle sind im deutschen Straßen-verkehr die zweithäufigste Unfallart mit Todes-folge. Dieses Problem wird in Zukunft durch geräuscharme Elektrofahrzeuge noch ver-schärft. Besonders gefährdet sind ältere Men-schen und Kinder. Solche Unfälle zu vermeiden ist das Ziel eines neuen Forschungsprojekts an den Instituten für Verbrennungsmotoren und Kraftfahrwesen (IVK) sowie für Straßen- und Verkehrswesen (ISV) der Uni Stuttgart, die in Kooperation mit der ZF Friedrichshafen AG und der Adam Opel AG neue Fahrerassistenz-systeme für Elektrofahrzeuge untersuchen. // www.uni-stuttgart.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / E-MOBIL ANNO 1900 / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Lohner PorscheDas erste allradbetriebene Elektroauto weltweit entwickelte Ferdinand Porsche für den Wiener Kutschenbauer Lohner bereits Ende des 19. Jahr-hunderts und präsentierte es auf der Pariser Welt-ausstellung im Jahre 1900.

/ / / / / / / / / / / / / / / IMMER NOCH MEHR / / / / / / / / / / / /

7.173.076

Baden-Württemberg liegt nach einer Studie des Kraftfahrtbundesamtes aus dem Jahr 2012 mit knapp 7,2 Millionen auf Platz 3 in der Rangliste der Bundesländer mit den meisten zugelasse-nen Kraftfahrzeugen. Auf Platz 1 und 2 liegen wenig überraschend die Länder Nordrhein-Westfalen mit 10,7 und Bayern mit 9 Millionen Fahrzeugen. // www.kba.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / EINZIGARTIG / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Elektromobilitätstudieren

Deutschlandweit einzigartig: Die staatlichen Hochschulen der Hochschulföderation Süd-West (HfSW) bieten ab Herbst 2013 ein ge-meinsames, berufsbegleitendes Masterstudi-um „Elektromobilität“ mit Abschluss Master of Engineering an. Der viersemestrige Mas-terstudiengang bietet dabei eine umfassende Weiterqualifizierung für Ingenieurinnen und Ingenieure, die sich zukünftigen Herausforde-rungen im Bereich der nachhaltigen Entwick-lung in der Automobilindustrie und damit ei-nem zentralen Zukunftsthema stellen wollen. // www.hfsw.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / ZITAT / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

„Wie eng die ungewollte Verbin-dung von Kunstwerk und Produktform ist, zeigt die Gegenüber-

stellung von Plastiken und Autos aus den

gleichen Zeiten.“ Max Bense, geboren 1910 in Straßburg,

gestorben 1990 in Stuttgart, deutscher Philosoph, Kunsttheoretiker und Publizist

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / ZITAT / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

„Wir brauchen andere Autos.“Ministerpräsident Winfried Kretschmann,

bei den Naturschutztagen in Radolfzell

/ / / / / / / / / / / TECHNOLOGIEFÜHRER / / / / / / / / / / / / / /

Hautnah erlebenAn der Universität Stuttgart kann man die Automobilindustrie und ihre führenden Un-ternehmen hautnah erleben. Im Rahmen der Vorlesungsreihe „Technologieführer“ halten Experten namhafter Partnerunternehmen aus dem Automotive-Sektor Vorträge zu aktuel-len Themen aus Forschung, Entwicklung und Produktion. Veranstalter sind die Universität Stuttgart, Bosch und das Forschungsinstitut für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren Stuttgart (FKFS). // www.fkfs.de

2424

25«FORTSETZUNG

DIE WELT VERÄNDERN.

anchmal, wenn es der Kalender hergibt, zieht es Heike Tiemann wie früher hinaus

zum Tempelhofer Feld. Dort, wo bis vor wenigen Jahren noch Ferienflieger über das Startfeld des Hauptstadtflughafens rollten, lässt sie dann mit „ihrer Truppe“ den Ball rollen. Die Professorin spielt in der Parkanlage leidenschaftlich gerne zusammen mit Freunden aus alten Tagen Fußball, und das noch immer so unkonventionell wie einst: irgendwo auf der Wiese, mit Sporttaschen als Torpfosten. „Und hinterher gehen wir Kuchen essen.“ Die „waschechte Berlinerin“, als die sich die 49-jährige Professorin selbst bezeichnet, genießt die Stunden in ihrer Heimatstadt, in der sie an den meisten Wochenenden im Jahr lebt, sofern es der Lehrplan, ihre Forschungsaufträge und die vielen Reisen als Referentin in aller Welt zulassen. Ihr zweites Zuhause ist aber längst das Barock-städtchen Ludwigsburg geworden, mit dessen Pädagogischer Hochschule sie seit vielen Jahren verbandelt ist. Damals wie heute liegt der Exper-tin für Inklusionsfragen, die nach einigen Jahren als Akademische Rätin seit April 2011 Professorin an der Fakultät für Kultur- und Naturwissenschaf-ten in der Abteilung Sport ist, vor allem eines am Herzen, wie sie sagt: Mit ihrer Arbeit „zu einer wertschätzenden Grundhaltung gegenüber dem Anders-Sein von Menschen“ beizutragen. Das „Anders-Sein“ von Menschen. Es hat sie schon beschäftigt, lange bevor es Inklusions-Beauf-tragte gab, UN-Behindertenkonventionen und För-dertöpfe für allerlei Programme und Projekte. Der Impuls dazu war von den damals bundesweit ers-ten integrativen Schulen in Berlin Anfang der 80er Jahre ausgegangen, für die sich die Pädagogin früh interessiert hat. „Die Idee, Schüler mit und ohne Be-einträchtigungen gemeinsam zu unterrichten, fand ich toll und überzeugend“, erinnert sich Heike Tie-mann, die gerne und oft das Wort Wertschätzung benutzt, wenn sie über ihr Spezialgebiet spricht und erklärt, wie der Umgang mit Menschen mit Behin-derung früher war, wo die Gesellschaft heute steht und welchen Wunschgedanken sie für die Zukunft hegt: ein Leben ohne Grenzen und Kategorien, in die sich Menschen einteilen lassen. In ihrem kleinen Büro im zweiten Stock der Hochschule arbeitet die Professorin unermüdlich daran, dass diese Fiktion einmal Wirklichkeit wird. Auch an diesem Vormittag zieht es sie dazu in die Sporthalle der Hochschule, die sie von ihrem Fenster aus sehen kann. Bei aller Theorie, die sie ihren Studierenden beibringt, ist ihr vor allem der Anschauungsunterricht wichtig. Die angehenden Lehrer und Pädagogen sollen eine konkrete Vorstel-lung davon bekommen, wie theoretische Konzepte in Bewegung umgesetzt werden können, wie der

Sportunterricht gelingen kann, wenn Schüler mit verschiedensten Behinderungen ganz selbstver-ständlich daran teilnehmen – was nicht nur eine Herausforderung ist, sondern gleichermaßen Be-reicherung, wie Heike Tiemann findet. Vielfalt im Sportunterricht sei immer schon Realität gewesen, betont sie, auch ohne integrative Konzepte. Es gebe schlanke Schüler und übergewichtige, unmotivierte und ungebremste, geübte und ungeschickte, man-che hielten sich an Regeln, andere nicht. Auch diese unterschiedlichen motorischen, kognitiven, sozialen und emotionalen Möglichkeiten seien ein „Anders-Sein“, sagt die Sportpädagogin, die nicht in Kate-gorien wie „Geschlecht“, „soziale Benachteiligung“, ethnische Zugehörigkeit“ oder „Behinderung“ den-ken will, sondern in Begriffen wie Gleichheit und Differenz. Einerseits sollen alle die gleichen Rechte haben, in gleichem Maße teilnehmen können am Sportunterricht. „Gleichzeitig gibt es aber auch ein Recht auf Unterschiedlichkeit.“ Für die feinen Unterschiede hat sie sich mit ihrem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit eigent-lich schon immer interessiert. Im Mai 1963 in Berlin geboren, studierte die später aktive Handballerin zunächst an der Freien Universität Berlin Sport und Biologie, wobei sie schon damals „Stern-chenfächer“ wie Sport-förderunterricht und Schulsonderturnen be-legte. Nach einem Auf-baustudium in Belgien und England absolvierte sie im Jahr 2000 zu ih-ren regulären Examen eine zusätzliche Staats-prüfung im Fach Sonderpädagogik. Später unter-richtete sie dann an allgemeinen Schulen und an Sonderschulen, was unterschiedlicher kaum hätte sein können und ihr den Blick weiter öffnete. Es gab Sonderschulklassen, mit denen sie arbeitete, in denen keines der Kinder sprechen konnte. „Tris-ter geht es kaum. Die Schüler hatten keine spre-chenden Kinder als Vorbild.“ Gleichzeitig habe es viele Schüler an Gymnasien gegeben, die noch nie Kinder gesehen hatten, die anders sind. „Das kann es nicht sein“, befand Heike Tiemann. Dass es heute noch vielfach so ist, liegt ih-rer Ansicht nach vor allem an der ungenügenden Ausbildung der Pädagogen, die nicht selten über-fordert seien mit Schülern, die besondere Auf-merksamkeit und ein anderes Angebot brauchen. Oft seien auch die Rahmenbedingungen an den Schulen nicht gut, es fehle an vielem oder al-lem, sagt die Professorin, die nicht nur lehrt,

Heike Tiemann ist eine gefragte

Expertin für das Thema Inklusion

im Sport. Mit ihrer Arbeit will

die Professorin der Pädagogischen

Hochschule Ludwigsburg zu einem

Leben ohne Kategorien beitragen.

Einfach nur anders gleich

m

26

DIE WELT VERÄNDERN.

«sondern auch forscht und erst jüngst Inter-views mit Schullehrern geführt hat, um sich

ein Bild davon machen zu können, wie der Sportun-terricht heute aussieht und welche neuen Aus- und Fortbildungsmaterialien vielleicht entwickelt werden müssen. Ein zentrales Anliegen der Professorin ist es, die Ausbildung der Pädagogen zu verbessern, was sie vorzugsweise auch in der Sporthalle macht. Um vorzuführen, wie man in einem gemeinsamen Spiel dennoch jeden einzelnen nach seinen Möglichkeiten fördern kann, lässt sie ihre Studenten beispielsweise eine Art gemischtes Rollstuhlbasketball spielen oder Zonenfußball, wobei das Feld dabei in drei Abschnit-te unterteilt wird. Die Idee ist, in jeder Zone gleich starke Schüler beider Teams gegeneinander spielen zu lassen, in der Mitte etwa geistig Behinderte. Um ein Tor zu erzielen, muss der Ball durch alle drei Zo-nen laufen. „Jeder bekommt dabei sein Futter. Und jeder trägt gleich zum Erfolg bei“, sagt die Sport-pädagogin, die auch Seminare zur Lehrerfortbildung anbietet, die derzeit hoffnungslos überlaufen sind. Eine gefragte Expertin ist Heike Tiemann auch immer dann, wenn sich im Nachgang Olympischer Spiele behinderte Athleten zu ihren eigenen Wett-kämpfen im Zeichen der Ringe treffen. Schon bei den Paralympics 1992 in Barcelona hatte sie mit der Berliner Uni eine Machbarkeitstudie zu „Anspruch und Wirklichkeit“ mitgeleitet. Und auch in Albert-ville, Lillehammer, Athen und zuletzt London hat die Professorin im Umfeld der Paralympics Untersuchun-gen angestellt. Interessiert hat sie dabei auch, wie die Spiele behinderter Athleten und die Menschen selber in den Medien dargestellt werden: „Heute ist das anders als früher“, lautet ihr Befund. In den 80er Jahren seien vor allem noch die Schicksalsge-schichten erzählt worden und der Rollstuhl auf dem Foto sei wichtiger als der Mensch darin gewesen. Heute ist die Berichterstattung eher dort angekom-men, findet sie, wo sie hingehört: im Sportteil. „Der Mensch und seine Leistung steht immer mehr im Vordergrund“, sagt Heike Tiemann, die 2007 mit dem Frauenförderpreis der Hochschule ausgezeich-net wurde und seit einem Jahr Gleichstellungsbeauf-tragte der Ludwigsburger Bildungseinrichtung ist. Dass Menschen mit Handicap noch immer stig-matisiert und ausgegrenzt werden, will sie nicht ak-zeptieren. Der Sport ist für die Pädagogin, die sich in Ludwigsburg zusammen mit drei Kollegen eine Professoren-WG teilt, daher auch ein gutes Beispiel, um zu zeigen, wie Inklusion ohne Grenzen in den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen gelingen kann. „Man muss bereit sein, neue Wege zu gehen.“ Als Beraterin des Innenministeriums, für das sie Positionspapiere entwickelt und derzeit die Welt-sportministerkonferenz 2014 mit vorbereitet, ver-sucht die Professorin daher auch, den politischen Willen voranzutreiben, im Schulunterricht und an-derswo Vielfalt als bereicherndes Element kennen und schätzen zu lernen. Die Ängste mancher Eltern, dass ihre Kinder später in inklusiven Klassen nicht mehr genug lernen, weil es schon jetzt sehr große Klassen gibt, relativieren sich sehr schnell, sagt Heike Tiemann, die für die Bundesregierung auch in Län-dern wie Polen und Frankreich Vorträge zum Thema hält und mit ihrem Wissen helfen soll, die UN-Behin-dertenkonvention von 2008 umzusetzen. Sie weiß, dass der Weg dahin noch weit ist, wünscht sich aber unermüdlich, dass Menschen einmal gesehen wer-den, wie sie sind: einzigartig und anders gleich.

Mit der Bildung geht’s aufwärtsDie Pädagogische Hochschule in Ludwigsburg ist international vernetzt. Sie pflegt mit über 70 Partnerhochschulen enge Kontakte und bietet einer großen Zahl von Studierenden die Möglichkeit eines Auslandsaufenthalts. Mehr als 190 ausländische Studierende schreiben sich jedes Jahr an der PH Ludwigsburg ein. Die Hochschule am Favoritepark ist auch ein Ort viel-fältigen Campuslebens. So wird am Mittwoch, 17. Juli 2013, auf dem Campus bereits zum dritten Mal das Lernfestival gefeiert. Kinder, Jugendliche und Erwachsene sind eingeladen, in kostenlosen Workshops, Vorträgen, durch Aktionen und Präsentationen das Thema Bildung aktiv zu erleben. Dies wird ermöglicht dank der Initiative und dem Engagement der Studieren-den, Dozierenden und Mitarbeiter der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg.// www.ph-ludwigsburg.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / SPORTLERTREFFEN MIT KULTSTATUS / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

BarockturnierDas Barockturnier wird nunmehr seit mehr als 30 Jahren an der PH Ludwigsburg ausgetragen und besitzt Kultstatus. Es findet je-weils in den Herbstferien statt. Mehrere hundert Studierende aus Nah und Fern – auch aus dem internationalen Raum – „wohnen“ für ein paar Tage in den Sporthallen an der PH und tragen in den umliegenden Sporthallen der Stadt Ludwigsburg ihrer Mixed-Tur-niere in ausgewählten Mannschaftssportarten aus. Abends wird getanzt und gefeiert. // www.ph-ludwigsburg.de

//////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////

27

/ / / / / / / / / / / / / / / / / IM TAKT DER MUSIK / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Rollstuhl-Tanz im Mai

Von 10. bis 12. Mai 2013 finden die Ludwigsburger Rollstuhltanztage statt. Während dieser Zeit geht es im Tanzsportzentrum des 1. Tanzclub Ludwigsburg um Drehungen, Figuren und Takt. Fünf der zehn Tänze des Welttanzprogramms stehen im Mittelpunkt der Work-shops. Auf quietschenden Reifen bewegen sich die Sportlerinnen und Sportler schon zum 18. Mal bei der Veranstaltung. // www.rollstuhltanztage.de

/ / / / / / / / / / / / / / FLINKES VORBILD / / / / / / / / / / / / / / / / /

Blindes Vertrauen

Im Alter von 20 Jahren verlor er infolge ei-nes Unfalls sein Augenlicht. Inzwischen ist er Fußball-Nationalspieler und Fitnesstrai-ner. Mulgheta Russom wurde mit dem MTV Stuttgart drei Mal deutscher Fußballmeister der Blinden. „Der Sport hat mir den Spaß am Alltag wieder zurückgegeben“, sagt er heute. Mulgheta Russom will Behinderten ein Vorbild sein, ihnen Mut machen, ihr Le-ben zu leben und sich Ziele zu setzen.// www.nikolauspflege.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / OLYMPISCH / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Hartes Training in Stuttgart

Stuttgart ist Olympiastützpunkt. Der Stütz-punkt dient der Optimierung der Leistungs-fähigkeit der Kader-Athleten für höchste Be-lastungen im internationalen Spitzensport. Er leistet wissenschaftliche Beratung und Unter-stützung bei allen Fragen zu den Themen Be-wegung, Analyse und Training. Die Experten beraten bei der Erstellung von spezifischen und individuellen Trainingsplänen und bei der Entwicklung von Maßnahmen zur Trainings-erfolgskontrolle. Zusammengearbeitet wird auch mit dem Institut für Sport- und Bewe-gungswissenschaft der Universität Stuttgart. Vertretene Sportarten sind unter anderem Leichtathletik, Tennis, Turnen und Volleyball.// www.osp-stuttgart.org

/ / / / / / / / / / / / / / PARALYMPICS 2012 / / / / / / / / / / / / / /

10Zehn olympische Medaillen in sechs verschie-denen Disziplinen gewannen behinderte Sport-lerinnen und Sportler aus Baden-Württemberg bei den olympischen Spielen 2012 in London. Viel beachtet bei dem Wettbewerb: Tischten-nisspieler Jochen Wollmert vom Olympiastütz-punkt Stuttgart gewann eine Goldmedaille an der Platte. // www.lsvbw.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / SPORTANGEBOTE / / / / / / / / / / / / / / / /

Top fit!Top fit sind die Sportlerinnen und Sportler des Behindertensportvereins Stuttgart. Leicht-athletik, Schwimmen, Wintersport und Roll-stuhlsport sind im Angebot des Vereins. Aber nicht nur in Stuttgart gibt es Vereinsange-bote für behinderte Sporttreibende. Auch in den anderen Städten der Region finden sich Vereine, die interessante Programme bieten. Sie sind Mitglied im Württembergischen Be-hinderten- und Rehabilitationssportverband. // www.wbrs-online.net

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / GUTE SACHE / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Hilfe fürs LebenDie Lebenshilfe e.V. ist eine Organisation, die das inklusive Leben behinderter Menschen zum Ziel hat. Menschen mit Behinderungen sollen in die Schule gehen, sie sollen Sport treiben, sie sollen arbeiten und sie sollen am gesellschaftli-chen Leben teilhaben können. Die Lebenshilfe ist aber nicht nur Selbsthilfeorganisation von Familien mit behinderten Angehörigen, sie ist auch mögliche Praktikumsstelle oder Arbeitge-ber für die Studierenden und Absolventen der Hochschulen in der Region Stuttgart. // www.lebenshilfe-stuttgart.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / SOZIALE ARBEIT / / / / / / / / / / / / / / / /

Inklusives StudiumIm Rahmen ihrer Studienangebote zur Sozialen Arbeit bietet die Hochschule Esslingen auch eine Schwerpunktsetzung in der inklusiven Ar-beit mit Menschen mit Behinderung und mit Menschen mit chronischer Erkrankung, wobei das Augenmerk insbesondere auf Kinder mit entsprechenden Beeinträchtigungen gerichtet wird. Dabei ist vor allem das Thema Inklusion in Bildungsinstitutionen für Kinder von 0 bis 10 Jahren und die damit verbundene Frühför-derung von großer Bedeutung. // www.hs-esslingen.de

AUSGEWÄHLTE STUDIENANGEBOTE:

Pädagogische Hochschule LudwigsburgLehramt Sonderpädagogik (Staatsexamen)Bildungswissenschaft/Lebenslanges Lernen (Bachelor)Frühkindliche Bildung und Erziehung (Bachelor/Master)Berufspädagogik/Ingenieurwissenschaften (Bachelor/Master)Bildungsforschung (Master)Erwachsenenbildung (Master)Bildungsmanagement (Master)Besonderes: Besonderes: Erweiterungsstudiengänge, u.a. Islamische Religionspädagogik, Interkulturelle Erziehung, Spiel- und Theaterpädagogik// www.ph-ludwigsburg.de

Universität StuttgartSportwissenschaft (Bachelor)Sportwissenschaft: Gesundheitsförderung (Master)Besonderes: Master:Online Integrierte Gerontologie (berufsbegleitend)// www.uni-stuttgart.de

Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-GeislingenGesundheits- und Tourismusmanagement (Bachelor)// www.hfwu.de

Universität HohenheimHealth Care & Public Management (Master)// www.uni-hohenheim.de

Evangelische Hochschule LudwigsburgDiakoniewissenschaft/Soziale Arbeit (Bachelor)Internationale Soziale Arbeit (Bachelor)Frühkindliche Bildung und Erziehung (Bachelor/Master)Inklusive Pädagogik und Heilpädagogik (Bachelor)Besonderes: Religionspädagogik (Master, in Kooperation mit der PH Ludwigsburg)// www.eh-ludwigsburg.de

S

BB

WN

ES GP

LB

/ / / / / / HOCHSCHULREGION STUTTGART / / / / / /

//////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / KAMPF DEM ÜBERGEWICHT / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Durch Dick und DünnWeltweit sterben gegenwärtig mehr Menschen durch krankhaftes Übergewicht als an Hunger. Jeder vier-te Europäer und jeder dritte Deutsche ist zu dick. Die Volkskrankheit Adipositas, mit dramatischen Folgen durch Krankheiten wie Diabetes, Schlaganfall, Herz- und Kreislauferkrankungen sowie Krebs, steigt in breiten Schichten der Bevölkerung unaufhörlich an. Diesen Problemen nimmt sich das von der EU geförderte Projekt AFRESH an. Wissenschaftler, Politiker und Wirtschaftsvertreter aus acht Nationen arbeiten an erfolgverspre-chenden Strategien für die europäischen Regionen. Geleitet wird das Projekt von der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart und der Universität Stuttgart. // www.afresh-project.eu

GD

2828

29«FORTSETZUNG

DIE WELT VERÄNDERN.

us seinem Professorenzimmer kann Felix Ensslin zu den Wiesen der Schwäbischen

Alb blicken, in der anderen Richtung liegt Stamm-heim. Auf der Schwäbischen Alb wurde er groß, in Stammheim starb seine Mutter. Es sind die Pole sei-nes Lebens.“ Mit dieser Passage hat vor nicht allzu langer Zeit im „Spiegel“ eine Geschichte über Felix Ensslin begonnen – allein, die Realität hat eine an-dere Sicht der Dinge. Wer in Ensslins Büro an der Akademie der Bildenden Künste am Stuttgarter Weißenhof aus dem Fenster schaut, sieht auch bei größter Anstrengung weder die Schwäbische Alb noch bis Stammheim, schon gar nicht den Knast. Allenfalls die letzten Schwünge des Remstals mit seinen Weinbergen zeigen sich verschwommen in der Ferne als grüner Pinselstrich. Umso deutlicher zeigt die Geschichte dafür ei-nes: Es fällt offenbar schwer, Felix Ensslin einfach nur als das zu sehen, was er ist: Kunstprofessor, Regisseur, Philosoph, Mensch. Weil er gleichzeitig auch als Sohn von Gudrun Ensslin geboren wurde, der RAF-Terroristin, bekommt er in Interviews allzu oft Fragen gestellt, die er schon tausend Mal gehört hat. Darauf geantwortet hat er nicht ganz so oft. Der 45-jährige Wahl-Stuttgarter trägt an die-sem Vormittag schwarze Jeans und einen grasgrü-nen Rollkragenpulli, was nichts zu bedeuten hat, aber womöglich besser zu seiner Biografie passt als die immer gleichen Geschichten über Stammheim, das berüchtigte Gefängnis-Hochhaus und den deut-schen Herbst, den berühmten. Acht Jahre lang hat Ensslin für die Grünen gearbeitet, für die Umwelt- und Ökopartei, die Ende der 90er Jahre erstmals in Deutschland mitregieren konnte. Sein Job war es zunächst, sich als wissenschaftlicher Referent von Antje Vollmer, damals erste grüne Vizepräsidentin des Bundestags, mit gewichtigen Themen wie der deutsch-tschechischen Aussöhnung oder der Fra-ge auseinanderzusetzen, wie die Verwaltung von Grund auf reformiert werden kann. Später wurde er dann Büroleiter und Redenschreiber von Rezzo Schlauch. In beiden Ämtern sei er ziemlich gut ge-wesen, sagen jene, die ihn aus dieser Zeit kennen. Vergessen haben sie den „unzeitgemäßen Sprachkünstler“ ohnehin nicht. Bei der Antrittsrede, die Professor Felix Ensslin an einem heißen Sommer-tag an der Akademie der Bildenden Künste in Stutt-gart hielt, saß Rezzo Schaluch wie selbstverständlich im Publikum und lauschte den Worten seines frühe-ren Beraters - was nicht nur dem studierten Juristen einiges an Konzentration abverlangt hat. „Ding, Lee-re, Sublimation“ war der Titel von Ensslins Vortrag, der kein Freund der leichten Kost ist. Der Philosoph in ihm argumentiert lieber wissenschaftlich und abs-trakt, als Professor für Kunstvermittlung und Ästhetik

gilt sein Interesse vor allem den feinkörnigen Wahr-nehmungsstrukturen, der Auseinandersetzung mit der Kunstbetrachtung, dem Zusammenhang zwi-schen Kunst und Psychoanalyse. „Kunst verursacht immer auch nicht vorhersehbare Wirkungen. Die spannende Frage ist, welche Strukturen diese Reak-tion auslösen“, sagt Ensslin, dessen Ziel es ist, die be-sondere Eignung der Psychoanalyse zum Verständnis des „Eigentümlichen der Kunst, ihrer Rezeption und Produktion“ darzulegen. Solcherlei Gedanken brauchen länger, bis sie gereift sind. Im Mai 1967 in Berlin geboren, wuchs Ensslin in Undingen auf der Schwäbischen Alb bei Pflegeeltern auf, den Seilers. Sein Pflegevater war Landarzt, die Pflegemutter leitete den Kirchenchor. „Ein bildungsbürgerlicher Haushalt“, sagt Ensslin, dessen Großvater Pfarrer und zugleich passionierter Maler war. An seinen leiblichen Vater, den Schrift-steller Bernward Vesper, kann er sich so wenig er-innern wie an seine Mutter, die er damals bewusst zum ersten Mal auf einem Fahndungsplakat ge-sehen hat. Nach dem Abitur studierte er in New York Theaterre-gie und Philosophie, Mitte der 90er Jahre, nachdem seine erste Ehe mit einer Ameri-kanerin in die Brüche gegangen war, zog es ihn nach Deutschland zurück - in die Politik, ans Theater nach Wei-mar, an die Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart, an der er 2009 die neu geschaffene Theorieprofessur Ästhetik und Kunstvermittlung übernommen hat. Das Reizvolle an dem Lehrstuhl liegt für Ensslin im Wechsel von praktischer zeitgenössischer Kunst und handfester Theorie, einer Synthese, die auch seine Biografie prägt, so der Professor, der sich als Grenzgänger zwischen den Feldern versteht, wie er sagt. Als solcher soll er die junge Disziplin zum Le-ben bringen, was sich einer wie Ensslin nicht zwei-mal sagen lässt. „Ein Fach, das sich umfassend mit Kunstphilosophie beschäftigt, ist dringend nötig“, erklärt er. Rund hundert Studenten pro Semester führt der Professor an der renommierten Kunstaka-demie nun etwa in die Geschichte der Ästhetik ein, in die grundlegenden Gedanken von Platon und Aristoteles, von Adorno, Benjamin, Heidegger und Freud. „Harte philosophische Arbeit“ nennt er sei-ne Überblicksvorlesungen, in denen es auch darum geht, die Facetten der Kunst zu reflektieren. Gleichzeitig sollen seine Studenten aber auch

Er hat großes Theater gemacht,

Ausstellungen kuratiert, für

Rezzo Schlauch geschrieben. Seit

2009 lehrt Professor Felix

Ensslin an der Stuttgarter

Akademie der Bildenden Künste.

Zwischen den Welten

a

30

«

DIE WELT VERÄNDERN.

ausreichend Erfahrungen in der praktischen Umsetzung des Reflektierten machen kön-

nen, weshalb der Kunstprofessor regelmäßig Aus-stellungen inszeniert. Jüngst haben Studierende der Akademie unter seiner Leitung in der Regionaldi-rektion der Bundesagentur für Arbeit Werke aller Art ausgestellt, in denen sie sich mit der „gesell-schaftlichen Realität der Kontrollgesellschaft“ aus-einandergesetzt haben, mit jenen Zwängen also, die heutzutage nicht nur die Arbeitswelt oder die Politik im würgenden Klammergriff haben. Zuvor war Ensslin mit seinen Studenten während der Do-cumenta nach Kassel eingeladen worden, wo diese im Kreuzbergpavillon als „Chor der Arbeit“ eine viel beachtete Performance mit Texten zeitgenössischer Theoretiker veranstaltet haben. Kunst braucht immer einen offenen Raum, um ihr begegnen zu können, sagt Ensslin, der sei-ne Doktorarbeit zum Thema „Die Entbehrung des Absoluten. Eine philosophisch-psychoanalytische Untersuchung zum Subjekt der Nichtigkeit in Mar-tin Luthers Magnificat-Auslegung“ geschrieben und die Dissertation im Juli 2009 an der Universität Pots-dam verteidigt hat. Gesamtnote: summa cum laude. „Aber es ist schwierig, dass einer, der durch Gaben des Geistes ausgezeichnet ist, sich nicht überheben soll“, hat der Theologieprofessor und Reformator Luther einst in seinen Schriften notiert. Ein weises Wort, das vortrefflich zu Menschen wie Felix Ensslin passt, in dessen Leben die Arbeit deutlich dominiert, wie er selbst sagt, während der Rest darunter leidet. Zum Rest zählt auch, was kaum zu vermuten ist, der FC Bayern München, dessen Farben er seit Mitte der 70er Jahre trägt. Ein bekennender Linker als Bayern-Fan? Als Kind habe er die Bayern einmal im Neckarstadion spielen sehen, erzählt er, danach war alles zu spät. „Man kann im Leben alles Mögli-che wechseln, aber nicht den Verein.“ Vom Studentenausschuss Asta ist Felix Ensslin 2011 für den Landeslehrpreis nominiert worden, mit dem das Wissenschaftsministerium herausra-gende Leistungen in der Lehre würdigt. Das zeige ihm, wie er sagt, dass sein Angebot angenommen wird und bei der Studentenschaft gut ankommt. Seit er den Lehrstuhl inne hat, wohnt er mit seiner zweiten Frau im Stuttgarter Heusteigviertel, das ihm mit seinen Theatern, Museen, Läden und Ki-nos das „Gefühl von Stadt“ gibt. In Weimar hatte er einst das Angebot abge-lehnt, am Nationaltheater Chefdramaturg zu wer-den, weil er sich nicht fest an das Haus binden woll-te und „bei der Theaterarbeit keinen institutionellen Ehrgeiz“ hat. Abgelehnt hat er auch so manche Aufforderungen, sich zur Roten Armee Fraktion zu äußern, nur eine Offerte hat offenbar seine Leiden-schaft getroffen: die RAF-Ausstellung „Zur Vorstel-lung des Terrors“, die im Vorfeld so heftige Kontro-versen ausgelöst hatte, dass sogar die öffentliche Förderung zurückgezogen wurde, bevor die Schau 2005 in den Berliner Kunst-Werken dann doch ge-zeigt werden konnte. Und das mit großem Erfolg. Die Frage, ob ausgerechnet der Sohn von Gud-run Ensslin der Richtige war, solch eine Ausstellung zu kuratieren, sieht er seither beantwortet. Kein Wort mehr von Psychotherapie. „Es ist dabei nur um die Kunst gegangen, nicht um meine persönli-che Betroffenheit“ sagt der Ausstellungsmacher im Rückblick. Sagt Felix Ensslin, der aus seinem Profes-sorenzimmer längst weiter sieht als nach Stamm-heim und zur Schwäbischen Alb.

Geschichtsträchtige AkademieDie Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart ist mit ihren rund 900 Studierenden nicht nur die größte künstlerische Hochschule in Baden-Württemberg, sondern mit ihrer mehr als 250-jährigen Geschichte auch eine der traditionsreichsten Kunsthochschulen der Republik. Anno 1761 gründete Herzog Carl Eugen von Württemberg die Académie des Arts, „wo sich die Jugend bilden kann, wie junge Pflanzen in einer Baumschule“. Diese Academia artium Stuttgardensis wurde 1782 der Hohen Carlsschule angegliedert, einer an militärischer Disziplin orientierten Eliteschule, an der Carl Eugen die besten Köpfe des Landes für seinen Dienst ausbilden ließ. Einerseits von radikaler Modernität, andererseits von den absolutisti-schen Attitüden des Herzogs geprägt, war die Hohe Carlsschule zwar ein großer Wurf, aber auch umstritten. Es folgte eine bewegte Geschichte in deren Folge 1869 die Württembergi-sche staatliche Kunstgewerbeschule zur Förderung der deutschen Kunstindustrie gegründet wurde, zu der 1902 die Königlichen Lehr- und Versuchswerkstätten kamen. Daraus ging die heutige Kunstakademie hervor. // www.abk-stuttgart.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / AUSLAND ERFAHREN / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Vive la FranceDie deutsch-französische Freundschaft lebt auch und gerade vom Engagement der jungen Generation. In diesem Geist vergibt das deutsch-französische Jugendwerk (DFJW) Stipendien für einen Studienaufenthalt von zwei bis fünf Monaten an einer französischen Ecole d’art. Um diese Stipendien können sich Studierende an Kunsthochschulen, an Akademien für Bil-dende Kunst und Fachhochschulen für Design und Gestaltung in Deutschland bewerben. Die aufnehmende Hochschule in Frankreich kann von den Bewerbern frei gewählt werden, auch außerhalb einer bestehenden Kooperation. // www.dfjw.org

//////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////

31

AUSGEWÄHLTE STUDIENANGEBOTE:

Akademie der Bildenden KünsteIntegral Design (Master)Bühnen- und Kostümbild (Diplom)Bildende Kunst (Diplom)Kunstgeschichte (???)Besonderes: Kurse in den experimentellen Laboren/Werkstätten// www.abk-stuttgart.de

Universität StuttgartKunstgeschichte (Bachelor/Master)Philosophie (Bachelor/Master/Lehramt)Wissenskulturen (Master)Besonderes: Praxisorientierte Kulturphilosophie dt-frz. (Master)// www.uni-stuttgart.de

Akademie für Darstellende Kunst Baden-WürttembergSchauspiel (Bachelor)Theaterregie (Bachelor)Dramaturgie (Master)Bühnen- und Kostümbild (Diplom)Besonderes: Filmschauspielworkshop in Kooperation mit der Filmakademie Baden-Württemberg// www.adk-bw.de

Pädagogische Hochschule LudwigsburgKultur- und Medienbildung (Bachelor)Kulturwissenschaft- und management (Master)Besonderes: Kontaktstudium Kulturmanagement (Weiterbildung)// www.ph-ludwigsburg.de

MHMK – Macromedia Hochschule für Medien und KommunikationMedienmanagement (Bachelor)Besonderes: Medien- und Kommunikationsdesign mit Game Design (Bachelor)// www.mhmk.de

S

BB

WN

ES GP

LB

/ / / / / / HOCHSCHULREGION STUTTGART / / / / / // / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / GALERIEBETRIEB / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Junge KunstfreundeDie „Jungen Freunde Staatsgalerie“ sind eine Gruppe von jüngeren Menschen, die an Kunst interessiert sind oder ihr Interesse daran finden wollen. Neben ihrem Faible für Kunst ganz allgemein, widmen sich die Mitglieder der Arbeit für die Staatsgalerie Stuttgart aber auch der Suche nach anderen guten Beispielen in der Welt der Kunstmuseen. Für junge Kunststudierende in der Region Stuttgart eine gute Gelegenheit, wichtige Kontakte zu knüpfen! // www.stuttgarter-galerieverein.de

//////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////

/ / / / / / / SOCIAL NETWORK ID CARD / / / / / / / / /

IdentitätsfrageBeim „26. Stuttgarter Filmwinter - Festival for Expanded Media“ geht der „ARTE Creative Network Culture Preis“ an „Social Network ID Card“ des ehemaligen Merz Akademie-Stu-denten Tobias Leingruber. Der mit 2.500 Euro dotierte Preis wird für Netzwerkaktivitäten, Netzkunst und Interventionen im öffentlichen und virtuellen Raum vergeben. Das Preisgeld unterstützt den Gewinner bei der Realisierung einer neuen Arbeit, die bei ARTE Creative und beim Filmwinter 2014 präsentiert wird. // www.socialidbureau.com

/ / / / / / / / / / / / / STEINFUSS-THEATER / / / / / / / / / / / / / / /

EnsembleSeit 1990 besteht das nach einer Skulptur auf dem Vaihinger Campus benannte Steinfuß-Theater an der Universität Stuttgart. Seit 1995 schon ist es Teil des Studium Generale der Uni und damit Bestandteil des universitären Curri-culums. Das Ensemble setzt sich jedes Jahr neu aus Studierenden aller Fachrichtungen der Uni Stuttgart zusammen, steht aber auch Gasthö-rern und Mitarbeitern der Universität offen. Geprobt wird wöchentlich in den Räumen der Universität. // www.uni-stuttgart.de

/ / / / / / / / / / FORSCHUNGSVERBUND / / / / / / / / / / / / /

E. L. KirchnersMalweise

Seit August 2009 widmen sich Kunsttechno-logen, Restauratoren, Naturwissenschaftler und Kunsthistoriker in einem vom Bundesmi-nisterium für Forschung und Bildung geför-derten Forschungsverbund der Maltechnik und der Malweise Ernst Ludwig Kirchners (1880 – 1938). Beteiligt sind die ABK Stuttgart, das Kirchner Museum Davos, die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München und das Schweizerische Institut für Kunstwissen-schaft in Zürich. // www.abk-stuttgart.de

/ / / / / / / / GÜNSTIGE VORSTELLUNG / / / / / / / / / / /

Tickets online

Studierende in der Region Stuttgart können die günstigen Tickets des Staatstheaters auch online erwerben, wenn Sie sich einmal mit ihrer Studienbescheinigung registrieren und beim Internetportal anmelden. // www.staatstheater-stuttgart.de

/ / / / / / / / / / / / / / KUNSTHALLE GÖPPINGEN / / / / / / / / / / / / / / /

Unterm AlbtraufKunst wird nicht nur in Stuttgart großgeschrieben. Die Kunsthalle Göppingen hat sich seit 1989 zu ei-nem interessanten Ort internationaler zeitgenössi-scher Kunst entwickelt – Günther Uecker, James Tur-rell, Karin Sander und Jaume Plensa lassen grüßen. Außergewöhnlich sind die Räume der Kunsthalle Göppingen. Alle Räume haben eine klare Industrie-architektur, die der Kunst viel Möglichkeit zur Ent-faltung gewährt. Viele interessante Ausstellungen lohnen den Weg an den Albtrauf. // www.kunsthalle-goeppingen.de

GD

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / ZITAT / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

„Wir lernen

leichter durchs

Leben wandeln,

lernten wir nur

uns selbst

behandeln.“

Friedrich Theodor von Vischer (1807 – 1887), deutscher Philosoph, Lyriker,

Erzähler und Ästhetiker aus Ludwigsburg

/ / / / / / / / / / / / / / KLEINES MUSEUM / / / / / / / / / / / / / / / /

750Die Kunstsammlung der Akademie der Bilden-den Künste Stuttgart umfasst bis jetzt rund 750 Werke von Künstlerinnen und Künstlern, die mit der Akademie in Verbindung stehen oder standen. // www.abk-stuttgart.de

3232

33«FORTSETZUNG

DIE WELT VERÄNDERN.

er suchet, befand einst der Apostel Matthä-us, werde auch fündig. Zweitausend Jahre

später will die Frage nicht verstummen, wann sich das Finden einstellt. Hans Günter Merz ist noch nicht so weit. Er sucht seit langem, genau gesagt seit 65 Jahren. „Ich weiß jetzt, was ich nicht will“, sagt er. „Was ich aber will, weiß ich noch immer nicht.“ Im Stuttgarter Osten sitzt er an diesem Nach-mittag in einem lichtdurchtränkten Großraumbüro. Ein Dirigent, orchestriert von jungen Architekten, Historikern und Grafikern, unter denen er nicht weiter auffällt. Das Äußere korrespondiert bei ihm mit dem Inneren. HG Merz, einer der führende Museumsgestalter Europas, trägt Turnschuhe und verwaschene Jeans und ein weißes Hemd unter einem Pullover, der farblich zum Bart passt, in wel-chem die Jahre ins Grau gehen. „Alt werden ist ein herrliches Ding, wenn man nicht verlernt hat, was anfangen heißt.“ Ein Satz, der Martin Buber zugeschrieben wird, aber auch von Merz sein könnte, welcher das „HG“ seit der frühen Kindheit als Markenzeichen trägt, was mit dem Um-stand zu tun hat, dass auf der Schwäbischen Alb un-ter den Seinen im Jahrgang der Hans in aller Munde war und die Burschen deshalb oft einen zweiten Na-men führten. Es gab den Hans Peter und den Hans Ulrich und eben auch den Hans Günter, den alle ir-gendwann „HG“ riefen und so ist es geblieben. Der Vater war Architekt in Tailfingen, die Mutter skeptisch, ob aus HG etwas Gescheites werden würde. Geschichte hat ihn in der Schule interessiert und ansonsten war er schon damals eher unkonventionell unterwegs, um es vorsichtig auszudrücken. Er stellte alles in Frage und pro-bierte alles aus. An der Architektur, dem Metier des Vaters, gefielen ihm vor allem die schrägen Typen, die sich anders kleideten, die anders wohn-ten und anders lebten. „Die waren alle nonkon-formistisch.“ Genau das wollte er auch sein, was ihn nach dem Abitur schnurstracks an die Univer-sität Stuttgart führte, wo er sich in der Kunst des Bauens unterweisen ließ. „Das war für mich eine prägende Zeit“, sagt er. Vor allem Frei Otto und seine leichten Flächen-tragwerke habe er in höchstem Maße bewundert. Als es ans Diplom ging, beschäftigten sich an der Stuttgarter Universität freilich die meisten seiner Kommilitonen mit architektonischen Entwürfen, während HG Merz ein Thema entdeckte, das ihm in Zeiten der 68er weitaus prickelnder erschien. „Marxistisch-leninistische Analyse der amerika-nischen Mobile-Home-Industrie“. Es sei nur am Rande erwähnt, dass er die Prüfung mit Auszeich-nung bestand und auch noch ein Stipendium

einheimste, das ihn zu den Hippies nach Amerika brachte, die es verstanden, den Müll des Wohl-stands auf ihre Art zu verbauen. „Die abseitigen Aspekte der Architektur haben mich schon immer mehr interessiert als das klassi-sche Einfamilienhaus“, sagt HG Merz und schaut für einen Moment aus dem Fenster in der Ostend-straße auf das Gewoge der Stadt. Als er zurück kam aus den Vereinigten Staaten ließ er sich in Stuttgart nieder. Anfangs zeichnete er zu Hause in der Küche und ernährte sich von „Architektenpetersilie“, von kleineren Aufträgen, von Läden und Umbauten. Irgendwann Mitte der achtziger Jahre traf er bei einer Party auf den Stuttgarter Museumsgestalter Knut Lohrer, der ihm nicht nur eine neue Welt er-öffnete, sondern auch einen reizvollen Auftrag hat-te: den Umbau des alten Daimler-Benz Museums. So hat es angefangen, und wenn man so will, hat der Suchende damals zu seiner Profession ge-funden, nicht aber zu sich selbst. HG Merz grün-dete eine Familie. Sein Architekturbüro hatte er im Wohnhaus, damit er bei seinem Pensum auch noch was von den vier Kindern hatte. Er gewann mit sei-nem Team immer mehr Wettbewerbe, stellte Leu-te ein, holte namhafte Preise, zog mit seiner Firma in den Stuttgar-ter Osten und siedelte auch in Berlin eine De-pendance an. „Das alles kann man nicht planen“, sagt der Schwabe, der nicht zum Abheben neigt, was sich auch in der Internetseite des Architektenbüros spiegelt, auf der sich HG Merz, der Patron, wie selbstverständlich einreiht unter den Mitarbeitern. „Demut statt Dominanz“, lautet sein Motto, nicht nur im Marketing. Vielleicht liegt darin ein Geheimnis des Erfolgs, der sich in einer beeindruckenden Liste von Projek-ten manifestiert, denen der Umstand gemein ist, das sie zu einem guten Teil vom Atem der deutschen Geschichte umweht werden. Alte Nationalgalerie auf der Museumsinsel in Berlin. Staatsoper unter den Linden. Militärhistorisches Museum Dresden. Zeppelinmuseum in Friedrichshafen. Schlesisches Museum zu Görlitz. Ehemaliges Konzentrationsla-ger Sachsenhausen, eine Gedenkstätte, die Merz sein wichtigstes Werk nennt. Wie fühlt man sich, wenn man die Berliner Staatsbibliothek gestaltet, mehr als 350 Jahre alt und heute die größte Universalbibliothek

In seiner Branche hat er einen

großen Namen: HG Merz. Nach dem

Architekturstudium an der Uni

Stuttgart gestaltete er Museen,

bevorzugt solche, die vom Atem

der Geschichte umweht werden.

Demut statt Dominanz

w

34

«

DIE WELT VERÄNDERN.

Deutschlands, in deren Kammern wertvolle Schätze schlummern wie der Nachlass des

Theologen Dietrich Bonhoeffer, Autografe von Mozarts Zauberflöte und Handschriften von Bach? „Ich empfinde das nicht als Bürde, sondern als He-rausforderung“, sagt er. Den Orten will er gerecht werden. „Deutsche Geschichte hat mich immer in-teressiert. Ich suche sie und sie sucht mich.“ Damit ist dieses Phänomen in den Augen von HG Merz hinlänglich beschrieben. Bleiben noch zwei Stuttgarter Großprojekte zu erwähnen, die seinen Stempel tragen, was an sich schon eine kleine Sensa-tion ist, wenn man bedenkt, dass die Auftraggeber in nicht unerheblicher Konkurrenz zueinander stehen. Die Rede ist von den Musenhorten der Autodynas-tien Porsche und Daimler, beide von Weltrang. Dass ein und derselbe Museumsgestalter beide Museen konzipiert und die Ausstellungen gestaltet hat, mu-tet einigermaßen verwegen an. „Die Unternehmen hatten damit weniger Probleme“, sagt HG Merz im Rückblick. „Ich tat mich schwerer und spürte die Ver-antwortung.“ Das eine Museum durfte schließlich keinesfalls ein Aufwasch des anderen sein. Merz hat’s auf seine Art gelöst. „Das Mercedes-Benz Museum ist ein prächtiger Blumenstrauß, das Porsche- Museum eine schöne Calla“, sagt der Schöpfer über sein Werk. „Beim einen ist die Geschichte die Bühne, beim anderen das Objekt.“ Einen Wegweiser gibt es für Projektsucher in dieser Liga nicht, vertrauen kann einer wie Merz allenfalls auf die Härchen in der Nase und auf das Gespür für Menschen und Objekte. Er selbst sieht das ganz nüchtern. „Ich höre zu und versuche zu verstehen.“ Sagen das nicht alle anderen auch von sich? „Der Unterschied mag vielleicht darin liegen, dass ich es auch mache.“ Zu den Stärken des Stuttgarters gehört wohl auch, dass er seine Projekte behutsam denkt, das Neue achtet, ohne das Alte zu verachten. Authenti-zität statt Artefakt. Intellekt statt Inszenierung. Da-für steht er und dafür ackert er oft wie ein Pferd, als Chef im Büro und als Professor für experimentelles Gestalten an der Technischen Universität in Darm-stadt. Er will das so, anders ist er nicht denkbar. „Ich bin ein Ruheloser und das ist noch extremer geworden, seit meine Frau gestoben ist.“ Mehr als drei Tage pro Woche schläft er selten zu Hause in Stuttgart. Heute China, morgen Tirol, übermorgen Berlin. Urlaub gönnt sich der Unternehmer selten, abgesehen vom jährlichen Fliegenfischen in Alaska, bei dem er sich am Ufer in der Tiefe entspannt. Seine Augen wirken etwas müde unter der Hornbrille. Sie hatten länger keine Pause. Niemand kann ewig dem Blick in den Spiegel ausweichen. Ihm gelingt es erstaunlich gut. Noch immer geht er als Berufsjugendlicher durch, wie seine Töchter sa-gen, noch immer hört er ähnliche Musik wie seine Kinder und noch immer trägt er bevorzugt die sport-lichen Treter mit Gummisohlen, die ihn gedämpft durch die Welt tragen, von einem Ort zum anderen. Das wird sich in absehbarer Zeit nicht ändern. „Vie-le meiner Freunde sind längst angekommen“, sagt Hans Günter Merz. „Ich aber suche noch.“

PS am PorscheplatzAm Stammsitz der Porsche AG in Stuttgart-Zuffenhausen ist 2009 das neue Porsche-Museum eröffnet worden. Die Schau gilt als Visitenkarte des Unternehmens, dort werden nicht nur Besu-cher und Automobilfans empfangen, sondern auch internationale Kunden des Unternehmens. Das Museum präsentiert mehr als 80 Fahrzeuge und zahlreiche Kleinexponate in einer einzigar-tigen Atmosphäre. Neben weltberühmten Automobilikonen wie den Modellen 356, 550, 911 oder 917 werden auch die technischen Hochleistungen aus den frühen Jahren des 20. Jahrhun-derts von Professor Ferdinand Porsche ausgestellt. Über einen spektakulären Aufgang werden die Besucher vom Foyer in den weitläufigen Ausstellungsraum geleitet und können sich hier einen ersten Überblick über die eindrucksvolle Sammlung verschaffen, in deren Mittelpunkt die „Idee Porsche“ steht. // www.porsche.com/museum

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / LICHT UND SCHATTEN / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

SchwarzbrotDie Schwarzbrot-Reihe der Universität Stuttgart ist nicht nur Fachleuten ein Begriff. Die von der Fachschaft Architektur organisierte Reihe hat schon viele große Ideen und Pläne ans Licht ge-bracht. Interessante Projekte und spannende Bauwerke von Kollegen und der offene Austausch darüber zwischen Studierenden und Fachleuten – dies ist das Konzept der Schwarzbrotreihe. Anders als bei herkömmlichen Werkvorträgen, die oft an der Oberfläche bleiben, geht es hier um die Entstehung eines Bauwerkes mit allen Licht- und Schattenseiten: eben nicht um Hoch-glanz, sondern ums tägliche (Schwarz-)Brot. // www.faus.de

//////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////

35

/ / / / / / / / / / / / HOCHSCHULRANKING / / / / / / / / / / / / /

Top LehreLaut aktuellem Hochschulranking ist die Architekturlehre der Akademie eine der besten Deutschlands: Beim deutschland-weit größten Hochschulranking zum Ar-chitekturstudium der Online-Ausgabe des Fachmagazins Detail X liegt die Akademie auf dem siebten Platz. // www.architektur.abk-stuttgart.de

/ / / / / / / / / / AUSGEZEICHNET LEICHT / / / / / / / / / / /

OrchideeDas Membrandach „Orchidee“ hatte das Projektziel, Pläne und Modelle eines Ent-wurfs, die an der Hochschule für Technik Stuttgart erarbeitet wurden, in ein reales Bauwerk an einem konkreten Ort unter re-alistischen Bedingungen umzusetzen. Damit soll die Lehre des Architekturstudiums durch Vermittlung einer praktischen Bauerfahrung kongenial ergänzt werden. Durch das Pro-jekt „Orchidee“ konnten die Studierenden von der ersten Entwurfsskizze bis zum fer-tigen Bauwerk alle Phasen der Planung und Ausführung verfolgen und daran aktiv teil-haben. Das Engagement der verschiedenen studentischen Arbeitsgruppen am Projekt wurde belohnt und mit dem Stuttgarter Leichtbaupreis 2012 ausgezeichnet.// www.leichtbauverein.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / NEUE PUBLIKATION / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Größer, höher, dichter

Unter dem Titel „größer, höher, dichter“ ist ak-tuell eine Publikation erschienen, die mit diesen drei Schlagworten den Wohnungsbau der 1960er und 1970er Jahre in der Region Stuttgart treffend charakterisiert. Das Buch ist aus einem Recher-cheprojekt entstanden, das die HFT Stuttgart im Auftrag des Landesamtes für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart durchgeführt hat. Es wurden ein umfassender Überblick über den verdichteten Wohnungsbau im Regierungsbezirk Stuttgart erstellt und die Besonderheiten in städ-tebaulicher, architektonischer und bautechnischer Hinsicht dokumentiert. Innerhalb eines Jahres wur-den in enger Zusammenarbeit beider Institutionen die wissenschaftlichen Grundlagen ermittelt, die Denkmalkriterien benannt und die Kulturdenkma-le begründet. Im Hinblick auf die Qualitäten, den Erhaltungszustand und die etwaigen Denkmalei-genschaften wurden exemplarische Zeugnisse des Wohnungs- und Siedlungsbaus der 1960er und 1970er Jahre in der Region Stuttgart zusammen getragen. // www.hft-stuttgart.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / SEMINARTAGE IM KLOSTER / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Orte prägenÖffentlich zugängliche Orte der Ruhe und der An-dacht sind außerhalb von Kirchenräumen selten. Gerade jüngere Beispiele für Kapellen in Flughäfen, Messen, Parlamentsgebäuden oder Stadien zeigen aber, dass Bedarf besteht. Warum nicht auch einen Kapellenraum auf einem großen Hochschulcam-pus vorsehen – multireligiös für Angehörige aller Religionen? Das war die Einstiegsaufgabe an der

HFT Stuttgart im Fach Raumgestaltung mit je 15 Studierenden bei Vertretungsprofessor Peter Krebs. Neben der ungewohnten Arbeitsweise, fast nur an großmaßstäblichen Papp-modellen (M 1:20), war vor allem der Arbeitsort prägend: die Seminartage wurden in das ehemalige Zisterzienser-Kloster in Bronnbach verlegt. // www.hft-stuttgart.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / ZITAT / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

„Architektur ist das kunstvolle,

korrekte und großartige Spiel der unter

dem Licht versammelten Baukörper.“ Le Corbusier, 1887 – 1965, schweizerisch-französischer Architekt und Künstler,

Architekt des Doppelhauses der Weißenhofsiedlung in Stuttgart

AUSGEWÄHLTE STUDIENANGEBOTE:

Universität StuttgartArchitektur und Stadtplanung (Bachelor/Master)Bauingenieurwesen (Bachelor/Master)Bauphysik (Master:Online, berufsbegleitend)Besonderes: Infrastructure Planning (Master, englischsprachig)// www.uni-stuttgart.de

Akademie der Bildenden KünsteArchitektur (Bachelor/Master)Industrial Design (Diplom)Kommunkationsdesign (Diplom)Integral Design (Master)Besonderes: Kurse in den experimentellen Laboren/Werkstätten// www.abk-stuttgart.de

Hochschule für Technik StuttgartArchitektur (Bachelor/ Master)Bauingenieurwesen (Bachelor)Innenarchitektur (Bachelor)Konstruktiver Ingenieurbau (Master)Stadtplanung (Master)Besonderes: International Master of Interior-Architectural Design (IMIAD)// www.hft-stuttgart.de

S

BB

WN

ES GP

LB

/ / / / / / HOCHSCHULREGION STUTTGART / / / / / /

//////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////

GD

/ / / / / / / / / / / MUSEUMSGESTALTUNG / / / / / / / / / / /

Didaktik und Akustik

Museen heute werden zunehmend als Bil-dungsinstitutionen und Lernorte verstan-den, die sich einer breiten Öffentlichkeit zur Vermittlung von kulturell bedeutsamen Inhalten öffnen. Räumlichkeiten, die für ganz andere Zwecke geplant wurden und unter Denkmalschutz stehen, mit den dafür erforderlichen technischen und multimedi-alen Mitteln auszustatten, ist jedoch oft eine große Herausforderung. Bauphysiker und Erziehungswissenschaftler der Univer-sität Stuttgart arbeiten gemeinsam daran, den Exponaten in akustisch eigentlich un-geeigneten Räumen „eine Stimme“ zu ver-leihen: Instrumenten ihren Klang, Personen ihre Sprache, Zeremonien ihr akustisches Ambiente. Zudem soll die Erklärung der Ex-ponate mit Audioguides optimiert werden. // www.lindenmuseum.de

/ / / / / / / / / / KUNST- UND KULTURGUT / / / / / / / / /

In SachenMuseumskunde

An der Akademie der Bildenden Künste Stutt-gart gibt es ein Institut für Museumskunde. Es dient der Förderung der Zusammenar-beit zwischen den Institutionen in Baden-Württemberg, welche sich mit Kunst- und Altertumswissenschaften, Kunsttechnologie und Erhaltung von Kunst- und Kulturgut be-fassen. Es bietet neben Beratungsleistungen auch Weiterbildungsprogramme an. Außer-dem führt das Institut Entwicklungs- und For-schungsvorhaben durch und hat eine Präsenz-bibliothek. // www.abk-stuttgart.de

Nach der VorlesungLena Kanzleiter ist 21 Jahre alt und studiert

seit 2011 Volkswirtschaftslehre an der Hochschule

für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen.

Aufgewachsen in Gechingen im Schlehengäu,

genießt sie ihre Studienzeit in der Stadt von

Hölderlin, Härtling und Harald Schmidt.

Ihre persönlichen Tipps und Wohlfühlorte.

36

DIE WELT VERÄNDERN.

Orte zum VerliebenDa ich in einem kleinen Ort aufgewachsen bin, war ich mir anfangs nicht sicher, ob ich in eine Stadt um-ziehen möchte. Doch meine Zweifel waren unbe-gründet. Mit 40 000 Einwohnern bietet Nürtingen genau die richtige Mischung aus städtischem Flair und Leben im Grünen. Bei einem Spaziergang am Neckar, Eis essen in der Altstadt oder einfach nur mit Freunden schwimmen gehen, kann man es hier wunderbar aushalten in einer Gegend, die geprägt ist von den landschaftlichen Reizen des Neckartales und der nahegelegenen Schwäbischen Alb. Und wer den Trubel will ist ohnehin in 25 Minuten in Stuttgart.

Bars und RestaurantsDie Gemarkung von Nürtingen besteht zu 30 Pro-zent aus Wald und zu 43 Prozent aus landwirt-schaftlichen Flächen. Nur 23 Prozent sind besiedelt. Es ist also eher eine kleine Stadt und deswegen wird hier nicht das typische studentische Nachtle-ben geboten. Allerdings gibt es viele kleine Bars, die wirklich gemütlich sind und in denen man ei-nen perfekten Tag ausklingen lassen kann. Bekannt ist vor allem die Green Lounge. Die modern einge-richtete Bar biete für jeden Getränkegeschmack et-was an und verhilft mit entspannter Lounge-Musik zu einem gemütlichen Abend. Wer lieber mitten im Trubel der Stadt etwas trinken gehen will, sollte in die Stadtmitte in die Zentralbar gehen. Im Sommer kann man seinen Cocktail auch draußen im Bier-garten der Brennbar trinken.

SparenWie jeder Student habe auch ich wenig Geld zur Verfügung. Deswegen ist es gut zu wissen, wo man als Student sparen kann. Wir gehen gerne zusammen schwimmen und deswegen ist es na-türlich großartig, dass das Nürtinger Hallenbad und Freibad Studenten eine Ermäßigung des Eintrittspreises gewährt. Wer beim Essen spa-ren will, sollte sich auf jeden Fall die Aktionstage von der Brennbar wie zum Beispiel „Steak Time“ oder „Pasta-Tag“ anschauen. Dort bekommt man leckeres Essen für relativ wenig Geld.

AusflügeFür Menschen die gerne spazieren gehen oder jog-gen, ist der Weg am Neckar eine perfekte Strecke. Auch wenn man einfach mal nichts tun möchte sind die Wiesen entlang des Neckars ein guter Platz, um sich auszuruhen. Diejenigen, die lieber zu einem Ziel wandern, sollten sich die Aussicht von der Burg Teck nicht entgehen lassen. Wenn ich nach einem stressigen Studententag meinen Kopf frei bekommen und mich entspannen möch-te, besuche ich gerne die Therme in Beuren. Und wenn man schon einmal in Nürtingen ist, sollte man sich unbedingt das Denkmal von Nürtingen anschauen: die Stadtkirche. Sie sticht in der Alt-stadt mit Flair besonders hervor.

ShoppenIn der schönen Altstadt von Nürtingen gibt es viele kleine Läden und Boutiquen. Ob Kleidung, Schuhe oder Drogeriewaren, da ist für jeden etwas dabei. Da ich gerne lese und kleine Aufmerksamkeiten verschenke, ist die Buchhandlung Zimmermann in Nürtingen meine bevorzugte Anlaufstelle. Hier findet man von Büchern über Postkarten bis zu Bastelutensilien fast alles. Wer aber gerne richtig shoppen und viel Geld ausgeben möchte, dem empfehle ich nach Stuttgart auf die Königsstraße oder nach Metzingen ins Outletcenter zu fahren.

37

„Mit 40.000 Einwohnern

bietet Nürtingen genau

die richtige Mischung

aus städtischem Flair

und Leben im Grünen“

MEINE LIEBLINGSADRESSEN:

Bar „Green Bar Lounge“www.green-bar-lounge.de

Therme Beurenwww.beuren.de

Hallenbad und Freibad Nürtingenwww.sw-nuertingen.de

Brennbar www.brennbar.de

Larissa Närdemann, 21Kultur- und Medienbildung,Pädagogische Hochschule Ludwigsburg

Eigentlich wollte ich Kamera studieren. Bei meiner Recherche im Internet stieß ich dann aber auf den Studiengang Kultur- und Me-dienbildung, in dessen Beschrei-bung ich eine Auflistung meiner liebsten Freizeitbeschäftigungen

sah. Ursprünglich aus Dortmund stammend und nach einem Jahr in Berlin wollte ich eigentlich auch auf keinen Fall nach Süd-deutschland, doch der Studiengang ist selten und so verschlug es mich nach Ludwigsburg an die Pädagogische Hochschule. Eigent-lich dachte ich, es wäre schwer, sich schon wieder in ein neues Umfeld einzuleben und neue Freunde zu finden. Doch es ging alles sehr schnell und mittlerweile zähle ich viele Kommilitoninnen und Kommilitonen zu meinem Freundeskreis. Eigentlich dachte ich, ich müsste keine Fremdsprache mehr lernen. Doch mittlerweile kann ich schon einige Worte schwäbisch. Ich ging auch eigentlich davon aus, ein Bachelorstudium wäre ein wenig wie Schule. Ist es auch, aber viele begleitende Projekte wie die Umsetzung eines Theaterstücks oder die Produktion eines Spielfilms gestalten das Ganze sehr spannend und unterhaltsam. Eigentlich dachte ich, während des Studiums bleibt keine Zeit mehr für Hobbys. Doch hier studiere ich mein Hobby und bin durch die Mitarbeit bei un-serem Campus-TV „LuPHe“ meinem anfänglich geplanten Kame-rastudium auch wieder ein bisschen näher gekommen. Darüber hinaus erlange ich Einblicke in Regiearbeit, Redaktionssitzungen, Lichtgestaltung und vieles mehr. Das Adverb „eigentlich“ kenn-zeichnet laut Duden einen meist halbherzigen, nicht überzeugen-den Einwand. Ich studiere jetzt im vierten Semester und das Ende der Regelstudienzeit naht. Was dann kommt? Ich weiß es noch nicht. Aber ich mache mir keine Sorgen – eigentlich.

Studierende übers Studieren

38

Sabine Wucher, 27Betriebswirtschaftslehre, Hochschule für

Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen

Thomas Müller, 22Luft- und Raumfahrttechnik,

Universität Stuttgart

Schon als kleines Kind war ich fasziniert von Maschinen, be-sonders von Flugzeugen. Meine Aufmerksamkeit galt vor allem

der Funktionsweise mechanischer oder technischer Geräte. Mein Traum war es Pilot zu werden, allerdings habe ich schnell erkannt, dass meine Sehstärke dafür nicht ausreicht. Also habe

ich eine Ingenieurlaufbahn angestrebt. Über meine damalige Schule bekam ich Kontakt zu einem Studenten der Luft- und

Raumfahrttechnik an der Universität in Stuttgart. Er hat mir seinen Studiengang vorgestellt und auch die Uni gezeigt. Faszi-

niert vom Leben der Studenten und von der Möglichkeit, meine beiden Kindheitsträume in diesem Studiengang zu vereinen,

habe ich mich entschieden, Student der Luft- und Raumfahrt-technik an der Universität Stuttgart zu werden. Noch immer

beeindrucken mich die Möglichkeiten moderner Technik und auch das Studieren im Allgemeinen. Ich habe in Stuttgart viel

gelernt und freue mich auf das, was noch kommt.

Nach einem Jahr in den USA, einer Ausbildung zur Finanz-assistentin bei der Bank und gesammelter Berufserfahrung stand für mich fest, dass das noch nicht alles sein konnte. Inzwischen studiere ich im fünften Semester BWL und bin

sehr froh, dass ich mich für ein Vollzeitstudium entschieden habe. Es macht Spaß noch einmal lernen zu dürfen! Nach

meinem Praxissemester freue ich mich jetzt in meinem letzten Jahr als Studentin die Vorlesungen selbst wählen

zu dürfen und mich auf einen Bereich zu spezialisieren. Es hat mich selbst überrascht, dass ich in Nürtingen gelandet bin, aber ich fühle mich an der Hochschule sehr wohl. Es ist leicht dort neue Freunde und Studenten aus anderen Studiengängen, besonders in den vielen Initiativen und

dem Hochschulsport, kennen zu lernen. Ich bin gerne aktiv und habe mich deshalb in zwei Initiativen engagiert und

nebenbei diverse Sportarten ausprobiert.

Manuela Kleinlagel, 19 Betriebswirtschaftslehre, DHBW Stuttgart

DIE WELT VERÄNDERN.

39

Ich habe mich schon früh für Computer interessiert und dafür, wie sie funktionieren. Von daher lag es nahe, nach dem Abitur tiefer in die Materie einzusteigen. Ich habe mich für ein Studium der Softwaretechnik an der Uni Stuttgart entschieden, weil sie erstens einen guten Ruf hat und zweitens das Wissen dort praxisnäher vermittelt wird als beispielsweise in der klassischen Informatik. Ich bin jetzt im zwei-ten Semester und fühle mich wohl in meinem Studiengang. Da wir in Ludwigsburg wohnen, habe ich kurze Wege und kann zu Hause pro-grammieren und überdies jenseits des Studiums auch alte Freundschaften pflegen.

Ferdinand Pfähler, 19Softwaretechnik,Universität Stuttgart

Raphaela Schniepp, 22Crossmedia-Redaktion,

Hochschule der Medien Stuttgart

Schon während der Schulzeit war es mein Traum als Journa-listin die Welt zu bereisen und

interessante Persönlichkeiten zu treffen. Nach dem Abitur habe ich

mich jedoch erst einmal für eine Ausbildung zur Medienkauffrau

Digital & Print entschieden, um die verschiedenen Facetten der Medienbranche kennen zu lernen. Die

kaufmännischen Aspekte der Ausbildung haben mir Spaß gemacht, doch das Recherchieren und Schreiben begeisterte mich immer noch

am meisten. Um meinem Traum weiter zu verwirklichen, wollte ich nach der Ausbildung unbedingt studieren. Genau zu diesem Zeitpunkt

entdeckte ich auf der Homepage der HdM den neuen Studiengang „Crossmedia-Redaktion“. Ich wollte einen der begehrten zehn Plät-

ze erhalten, doch die Konkurrenz war groß. Nach einem 20-minütigen Auswahlgespräch stand fest, dass ich einen Platz habe. Seit Oktober

2012 studiere ich nun an der Hochschule der Medien und die Freude über den Studienplatz lässt nicht nach. Studieren bedeutet für mich

meine Leidenschaft für Medien und Kommunikation jeden Tag zu erle-ben. Das Studium ermöglicht mir, mich in allem, worauf ich Lust habe,

auszuprobieren. Dadurch entdecke ich neue Talente und kann meine Stärken vertiefen. Außerdem lässt es der Stundenplan zu, neben dem Studium im journalistischen Bereich zu arbeiten. Intensives Arbeiten in Praxisseminaren kombiniert mit wissenschaftlichen Vorlesungen berei-

ten mich optimal auf den Beruf der Crossmedia-Redakteurin vor.

Marina Thoma, 25General Management,Hochschule für Technik Stuttgart

Nach sieben Semestern in Furtwangen sowie einem Auslandssemester in Indonesien habe ich vor zwei Jahren meinen Bachelor of Science in Wirtschaftsingenieurwesen an der Hochschule Furtwangen abgeschlossen. Nach einem Jahr Berufserfahrung in der Vertriebsabteilung der Robert Bosch GmbH entschloss ich mich, einen Master in General Management an der Hochschule für Technik in Stuttgart zu absolvieren. Innerhalb des Studiums werden insbesondere Fachwissen im internationalen Kontext sowie interkulturelle Besonderheiten vermittelt. Außerdem werden theo-retische Studieninhalte durch Lehrkonzepte wie Training, Teamarbeit und Planspiele weiter intensiviert. Im dritten Semester steht daher ein interna-tionales Praxisprojekt in einem international agierenden Unternehmen an. Die Möglichkeit, Gelerntes in der Praxis anzuwenden und auch die kleinen Studentengruppen überzeugen mich von dieser Art des Studiums.

Mein Name ist Manuela Kleinlagel und ich studiere im zweiten Semester BWL Industrie/Dienstleistungsmanagement an der DHBW Stuttgart. Für mein duales Studium bin ich vor knapp einem Jahr nach Stuttgart gezogen. Die Verbindung zwischen Theorie und Praxis macht ein duales Studium sehr attraktiv und zudem wird man in viel kleineren Kursen unterrichtet als in einem gewöhnlichen Studium, was mir persönlich sehr wichtig war. In meinen Praxisphasen bei Mann + Hummel in Ludwigsburg habe ich die Möglichkeit, viele verschiedene Abteilungen kennenzulernen und auch eine Zeit im Aus-land zu verbringen. Zudem kann ich dort die Theorie von den Vorlesungen direkt anwenden und habe nach meinem Studium bereits ein bisschen Berufserfahrung gesammelt und Einblicke in die Arbeitswelt bekommen. Die Theoriephasen sind anspruchsvoll und zeitaufwendig, da man einen vollen Vorlesungsplan hat und vor allem während der Klausurenpha-se mit Lernen und Vorbereiten beschäftigt ist. Dafür sind die Praxisphasen dann wieder etwas entspannter. Die Haupt-unterschiede zu einem Studium an der Universität sind die Vorgaben für das duale Studium, wie die festen Stundenpläne und Klausurtermine, aber auch ein geregelter Tagesablauf und nicht zuletzt die Ausbildungsvergütung.

40

UNIVERSITÄT STUTTGART

Staatliche Hochschule

Schwerpunkte:IngenieurwissenschaftenNaturwissenschaften und MathematikSprach- und KulturwissenschaftenWirtschafts- und Sozialwissenschaften

Studierende: ca. 24.600

Kontakt:Universität StuttgartKeplerstr. 770049 Stuttgart Telefon 0711 685-0 www.uni-stuttgart.de

UNIVERSITÄT HOHENHEIM

Staatliche Hochschule

Schwerpunkte:AgrarwissenschaftenBiologieErnährungs- und LebensmittelwissenschaftenWirtschafts- und Sozialwissenschaften

Studierende: ca. 9.600

Kontakt:Universität Hohenheim70593 StuttgartTelefon 0711 459-0www.uni-hohenheim.de

DUALE HOCHSCHULE BADEN-WÜRTTEMBERG STUTTGART

Staatliche Hochschule

Schwerpunkte:WirtschaftTechnikSozialwesen

Studierende: ca. 8.000

Kontakt:Duale Hochschule Baden-Württemberg StuttgartJägerstr. 5670174 StuttgartTelefon 0711 1849-632www.dhbw-stuttgart.de

Lehre und Forschung in der Region StuttgartDie Region Stuttgart ist ein herausragender Hoch-schul- und Forschungsstandort. Es finden sich hierzwei Dutzend Universitäten, Hochschulen und Akademien, mehr als 70.000 Studierende (Tendenz steigend), vier Fraunhofer-Institute, ein Fraunhofer-Informationszentrum, zwei Max-Planck-Institute, zahlreiche renommierte Forschungs- und Entwick-lungszentren der Privatwirtschaft sowie mehr als ein Dutzend regionale Kompetenz- und Innova-tionszentren, die mit Hilfe von Trägern aus Wirt-schaft, Wissenschaft und öffentlicher Hand und dem Ziel gegründet wurden, in Clustern innovative Kräfte zu bündeln sowie aus herausragender For-schung erfolgreiche Praxisprodukte zu entwickeln. Dabei sind nicht nur die bekannten Stärken Maschinenbau, Naturwissenschaft und Technik so-wie Architektur und Bauingenieurwesen prägend für die Hochschulen und Wissenschaftseinrichtun-

gen des Standorts. Auch in anderen Fachgebieten beweist der Standort außergewöhnlich gute Studi-enmöglichkeiten: so unter anderem in den Fächern Film und Medien, Wirtschaftswissenschaften, Ge-sundheitswissenschaften, Soziale Arbeit, Pädago-gik, Verwaltungsmanagement und Steuern. Die Wissenschaftseinrichtungen des Standorts arbeiten zum Beispiel in den Feldern Nanotechnolo-gie, Festkörperforschung, Mikro- und Nanorobotik, Oberflächentechnik, Automatisierung, Material-wissenschaft, Bioverfahrenstechnik, Bauphysik und Bautechnik. Nobelpreisträger, Leibnizpreisträger und mit vielen anderen Auszeichnungen dekorierte Akteure stehen für exzellente Forschung und Lehre. An dieser Stelle haben wir neben den Hoch-schulen auch die ersten Wissenschaftseinrichtun-gen des Standorts aufgenommen. Weitere werden in den nächsten Ausgaben folgen.

DIE WELT VERÄNDERN.

41

HOCHSCHULE ESSLINGEN

Staatliche Hochschule

Schwerpunkte:WirtschaftTechnikSozialesPflege

Studierende: ca. 6.000

Kontakt:Hochschule EsslingenKanalstr. 3373728 Esslingen a.N.Telefon 0711 397-49www.hs-esslingen.de

PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE LUDWIGSBURG

Staatliche Hochschule

Schwerpunkte:Lehramt und BildungswissenschaftKulturwissenschaftBildungsforschung

Studierende: ca. 5.400

Kontakt:Pädagogische Hochschule LudwigsburgReuteallee 4671634 LudwigsburgTelefon 07141 140-0www.ph-ludwigsburg.de

HOCHSCHULE FÜR WIRTSCHAFT UND UMWELT NÜRTINGEN-GEISLINGEN

Staatliche Hochschule

Schwerpunkte:WirtschaftUmweltPlanungRecht

Studierende: ca. 4.300

Kontakt:HfWU – Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-GeislingenNeckarsteige 6 –1072622 NürtingenTelefon 07022 201-0www.hfwu.de

HOCHSCHULE DER MEDIEN STUTTGART

Staatliche Hochschule

Schwerpunkte:Druck und MedienElectronic MediaInformation und Kommunikation

Studierende: ca. 4.000

Kontakt:Hochschule der MedienNobelstr. 1070569 StuttgartTelefon 0711 8923-10www.hdm-stuttgart.de

HOCHSCHULE FÜR TECHNIK STUTTGART

TECHNIK STUTTGART

Staatliche Hochschule

Schwerpunkte:Architektur und BauingenieurwesenInformatik, MathematikVermessungWirtschaft

Studierende: ca. 3.700

Kontakt:Hochschule für Technik StuttgartSchellingstr. 2470174 StuttgartTelefon 0711 8926-0www.hft-stuttgart.de

PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULESCHWÄBISCH GMÜND

Staatliche Hochschule

Schwerpunkte:Lehramt und BildungswissenschaftFrühe BildungGesundheitsförderungInterkulturalität

Studierende: ca. 2.700

Kontakt:Pädagogische Hochschule Schwäbisch GmündOberbettringer Str. 20073525 Schwäbisch GmündTelefon 07171 983-0www.ph-gmuend.de

Standort GöppingenRobert-Bosch-Str. 1 73037 Göppingen Telefon 07161 679-0

42

AKAD HOCHSCHULE STUTTGART

Private Hochschule

Schwerpunkte:BetriebswirtschaftslehreInternational Business CommunicationMaschinenbauMechatronikWirtschaftsinformatikWirtschaftsingenieurwesen

Studierende: ca. 2.200

Kontakt:AKAD Hochschule StuttgartMaybachstr. 18 –2070469 StuttgartTelefon 0711 81495-0www.akad.de

HOCHSCHULE FÜR ÖFFENTLICHE VER-WALTUNG UND FINANZEN LUDWIGSBURG

Staatliche Hochschule

Schwerpunkte:VerwaltungManagementFinanzenSteuern

Studierende: ca. 1.600

Kontakt:Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen LudwigsburgReuteallee 3671634 LudwigsburgTelefon 07141 140-0www.hs-ludwigsburg.de

HFH HAMBURGER FERN-HOCHSCHULESTUTTGART

Private Hochschule

Schwerpunkte:Gesundheit und Pflege, Wirtschaft und Technik

Studierende: ca. 1.160

Kontakt:Studienzentrum Gesundheit und PflegeHackstr. 7770190 StuttgartTelefon 0711 9 23 71-33 Studienzentrum Wirtschaft und TechnikNordbahnhofstr. 14770191 StuttgartTelefon 0711 67 23 59-50 www.hamburger-fh.de

EVANGELISCHE HOCHSCHULE LUDWIGSBURG

Kirchliche Hochschule, staatlich anerkannt

Schwerpunkte:Soziale ArbeitDiakoniewissenschaftReligionspädagogikFrüh- und Heilpädagogik

Studierende: ca. 1.000

Kontakt:Evangelische Hochschule Ludwigsburg Paulusweg 671638 LudwigsburgTelefon 07141 9745-209www.eh-ludwigsburg.de

STAATLICHE AKADEMIE DER BILDENDEN KÜNSTE STUTTGART

Staatliche Hochschule

Schwerpunkte:Bildende KunstArchitekturDesignKunstwissenschaften/Restaurierung

Studierende: ca. 900

Kontakt:Staatliche Akademie der Bildenden Künste StuttgartAm Weißenhof 170191 StuttgartTelefon 0711 28440-0www.abk-stuttgart.de

STAATLICHE HOCHSCHULE FÜR MUSIK UND DARSTELLENDE KUNST STUTTGART

UND DARSTELLENDE KUNST STUTTGART

Staatliche Hochschule

Schwerpunkte:MusikTheaterSprechenMusikwissenschaft und Musikpädagogik

Studierende: ca. 770

Kontakt:Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende KunstUrbanstr. 2570182 StuttgartTelefon 0711 212-4620www.mh-stuttgart.de

DIE WELT VERÄNDERN.

43

FOM HOCHSCHULE STUTTGART

Private Hochschule

Schwerpunkte:Business AdministrationInternational ManagementWirtschaftsinformatikWirtschaftsrecht, SteuerrechtBanking und FinanceGesundheits- und Sozialmanagement Wirtschaftspsychologie

Studierende: ca. 1.200

Kontakt:FOM HochschuleRotebühlstr. 12170178 StuttgartTelefon 0711 342297-0www.fom-stuttgart.de

HOCHSCHULE FÜR GESTALTUNGSCHWÄBISCH GMÜND

Staatliche Hochschule

Schwerpunkte:InteraktionsgestaltungKommunikationsgestaltungProduktgestaltung

Studierende: 625

Kontakt:Hochschule für GestaltungSchwäbisch GmündMarie-Curie-Str. 1973529 Schwäbisch GmündTelefon 07171 602-600www.hfg-gmuend.de

FILMAKADEMIE BADEN-WÜRTTEMBERG LUDWIGSBURG

Staatliche Hochschule

Schwerpunkte:Film und MedienProduktionFilmmusik und Sounddesign

Studierende: ca. 450

Kontakt:Filmakademie Baden-WürttembergAkademiehof 1071638 LudwigsburgTelefon 07141 969-0www.filmakademie.de

MHMK MACROMEDIA HOCHSCHULE FÜR MEDIEN UND KOMMUNIKATION STUTTGART

Private Hochschule, staatlich anerkannt (Bayern)

Schwerpunkte:MedienmanagementJournalistikMedien- und Kommunikationsdesign

Studierende: ca. 300

Kontakt:MHMK – Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation StuttgartNaststr. 1170376 StuttgartTelefon 0711 2807380www.mhmk.de

MERZ AKADEMIE HOCHSCHULE FÜR GE-STALTUNG KUNST UND MEDIEN STUTTGART

Private Hochschule, staatlich anerkannt

Schwerpunkte:Gestaltung, Kunst und Medien Visuelle Kommunikation New Media, Film und Video

Studierende: ca. 280

Kontakt:Merz Akademie Hochschule für Gestaltung, Kunst und Medien Stuttgart Teckstr. 58 70190 Stuttgart Telefon 0711 268 66-77www.merz-akademie.de

FREIE HOCHSCHULE STUTTGART

Private Hochschule

Schwerpunkte:WaldorfpädagogikKlassen-, Fach- und Oberstufenlehrer an Waldorfschulen

Studierende: ca. 280

Kontakt:Freie Hochschule StuttgartSeminar für Waldorfpädagogik(Staatlich anerkannte Hochschule)Haußmannstr. 44a, 48 –5070188 StuttgartTelefon 0711 210940www.freie-hochschule-stuttgart.de

44

HOCHSCHULE FÜR KUNSTTHERAPIE NÜRTINGEN

Private Hochschule

Schwerpunkte:Kunsttherapie

Studierende: ca. 270

Kontakt:Hochschule für Kunsttherapie NürtingenSigmaringer Str. 15/272622 NürtingenTelefon 07022 93336-0www.hkt-nuertingen.de

AKADEMIE FÜR DARSTELLENDE KUNST BADEN-WÜRTTEMBERG LUDWIGSBURG

KUNST BADEN-WÜRTTEMBERG

Staatliche Hochschule

Schwerpunkte:SchauspielTheaterregieDramaturgieBühnen- und Kostümbild

Studierende: ca. 60

Kontakt:Akademie für Darstellende Kunst Baden-WürttembergAkademiehof 171638 LudwigsburgTelefon 07141 309960www.adk-bw.de

STEINBEIS-HOCHSCHULE BERLIN SHB STUTTGART

Private Hochschule

Schwerpunkte:Business ManagementTechnologyInternational ManagementFinancial Management

Studierende: deutschlandweit ca. 4.800

Kontakt:Steinbeis-Hochschule Berlin SHBKienestr. 3570174 StuttgartTelefon 0711 1839-5 www.steinbeis-hochschule.de

MAX-PLANCK-INSTITUT FÜR FESTKÖRPERFORSCHUNG

Schwerpunkte:Festkörperchemie und ElektrochemieKomplexe MaterialienKorrelierte ElektronensystemeNanowissenschaft und NanotechnologieNiedrigdimensionale Systeme

Kontakt:Max-Planck-Institut für FestkörperforschungHeisenbergstr. 170569 StuttgartTelefon 0711 689-0www.fkf.mpg.de

MAX-PLANCK-INSTITUT FÜR INTELLIGENTE SYSTEME

Schwerpunkte:Biologische SystemeHybride und Synthetische MaterialsystemeMaschinelles LernenMaschinelles SehenRobotik

Kontakt:Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme(ehemals MPI für Metallforschung)Heisenbergstr. 370569 StuttgartTelefon 0711 689-3094www.is.mpg.de

FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR PRODUKTIONSTECHNIK UND AUTOMATISIERUNG IPA

Schwerpunkte:UnternehmensorganisationAutomatisierungOberflächentechnik

Kontakt:Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPANobelstr. 1270569 StuttgartTelefon 0711 970-00www.ipa.fraunhofer.de

FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR GRENZFLÄCHEN- UND BIOVERFAHRENSTECHNIK IGB

Schwerpunkte:Grenzflächentechnologie und MaterialwissenschaftMolekulare BiotechnologiePhysikalische ProzesstechnikUmweltbiotechnologie und BioverfahrenstechnikZellsysteme und Tissue Engineering

Kontakt:Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGBNobelstr. 1270569 StuttgartTelefon 0711 970-44 01www.igb.fraunhofer.de

FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR ARBEITSWIRTSCHAFT UND ORGANISATION IAO

Schwerpunkte:Unternehmensentwicklung und ArbeitsgestaltungDienstleistungs- und PersonalmanagementEngineering-SystemeInformations- und KommunikationstechnikTechnologie- und Innovationsmanagement

Kontakt:Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAONobelstr. 1270569 StuttgartTelefon 0711 970-2124www.iao.fraunhofer.de

FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR BAUPHYSIK IBP

Schwerpunkte:AkustikBauchemie, Baubiologie, HygieneEnergiesystemeHygrothermikGanzheitliche BilanzierungRaumklima, KlimawirkungWärmetechnik

Kontakt:Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP Nobelstr. 12 70569 StuttgartTelefon 0711 970-00www.ibp.fraunhofer.de

FRAUNHOFER-INFORMATIONSZENTRUM RAUM UND BAU IRB

Schwerpunkte:Erschließung und Bereitstellung von Fachinformationen für den Bereich Planen und Bauen, Raumplanung Städtebau Wohnungswesen, Baurecht, Bauwirtschaft, BauforschungBauschäden, Bauen im Bestand, Denkmalpflege, Energie-effizientes Bauen | Bautechnik

Kontakt:Fraunhofer-Informationszentrum Raum und Bau IRBNobelstr. 12 70569 Stuttgart Telefon 0711 970-2500www.irb.fraunhofer.de

DEUTSCHES ZENTRUMFÜR LUFT- UND RAUMFAHRTSTUTTGART

Schwerpunkte:DLR-Institut für Bauweisen- und Konstruktionsforschung:Keramische Verbundstrukturen, Strukturelle Integrität, Raumfahrt Systemintegration,Rechnergestützte Bauteilgestaltung,Automatisierung und Qualitätssicherung in der Produktionstechnologie

DLR-Institut für Fahrzeugkonzepte:Alternative Antriebe und EnergiewandlungKraftstoff- und EnergiespeicherLeichtbau- und HybridbauweisenInnovative Fahrzeugsysteme und Technikbewertung

DLR-Institut für Technische Physik:Festkörperlaser und nichtlineare OptikAktive Optische SystemeHochenergielaser / COILStudien & Konzepte

DLR-Institut für Technische Thermodynamik:Thermische ProzesstechnikElektrochemische EnergietechnikSystemanalyse und Technikbewertung

DLR-Institut für Verbrennungstechnik:Verbrennung in GasturbinenChemische KinetikVerbrennungsdiagnostikNumerische Simulation

DLR-Solarforschung:Konzentrierende Solarsysteme zur Wärme-, Strom-, Brennstofferzeugung

Kontakt:Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)Pfaffenwaldring 38 – 4070569 StuttgartTelefon 0711 6862-480www.DLR.de/stuttgart

DIE WELT VERÄNDERN.

45

46

Unterwegs in Besigheim

Das Neckar Forum in EsslingenDas Kunstmuseum am Stuttgarter Schlossplatz Die Neckarschleife bei Mundelsheim

Ein Wahrzeichen der Region – der Stuttgarter Fernsehturm

Leben in der Region Stuttgart

Als die Welt erschaffen war und der Schöp-fer hernach sein Werk betrachtete, so wird berichtet, übte er sich in Demut. In der Bibel heißt es: „Und Gott sah, dass es gut war.“ Solche Sätze hört man heute kaum noch. Der Mensch neigt zur Übertreibung. Er wür-de dieser Tage wohl sagen: „Und Gott sah, dass es ein Jahrhundertprojekt war.“ Womit wir bei der Region Stuttgart wären, in der 2,7 Millionen Menschen leben. Nicht wenige von ihnen würden augenzwinkernd durchaus von einem Jahrtausendprojekt sprechen. Der Ballungsraum am Neckar ist ihre Heimat. Sie fühlen sich hier pudelwohl. Mit dem Begriff Heimat verbindet letztlich je-der etwas anderes. Er verweist auf eine Beziehung zwischen Mensch und Raum. Dieser Raum prägt. Er schafft Identität, er formt Mentalität, er gibt Halt. Heimat ist, wo man nicht nach dem Weg fragen und sich nicht erklären muss. „Ohne Heimat sein“, schrieb einst Dostojewski, „heißt leiden.“ Das wird einem oft erst bewusst, wenn man länger weg ist und den Sound der Hei-mat vermisst, die Art wie Menschen dort reden, die

Vertrautheit und die Seelenverwandtschaft und die ganz persönlichen Nischen. Die Region Stuttgart hat viele davon. Sie besteht aus 179 Städten und Ge-meinden, die alle ihren eigenen Charme haben. Von Kleinglattbach bis Großerlach. Schwäbisches Bürgerwohnglück paart sich hier mit steilen Rebhängen. Burgen und Schlösser prä-gen das Bild ebenso wie Fabriken, moderne Archi-tektur und Fachwerkveteranen. Dieser Lebensraum ist nicht verstaubt, sondern unverbraucht und frisch. Vor allem auch junge Menschen zieht es in die Städte der Region. Hier ist was los, hier ist was geboten. Es ist die Auswahl, die diesen Ballungsraum so unvergleichlich macht. Auch jene, wenn es um inte-ressante Jobs geht. Die Region Stuttgart ist nicht nur mit herausragenden Hochschulen und Forschungs-einrichtungen gesegnet, sondern gehört auch welt-weit zu den stärksten Wirtschafts- und Technologie-standorten. Die Arbeitslosenquote zählt bundesweit seit je zu den niedrigsten. Reichlich Auswahl gibt es auch in der Freizeit. Kunstsinnige haben die Wahl zwischen Hunderten von Museen und Galerien in der gesamten Region, allen voran die Neue Staats-galerie. Beeindruckend ist das breite Theater- und

Musikangebot, Musical, Varieté und Kabarett, Fi-gurentheater und Pantomime. Man denke an das vielfach ausgezeichnete Stuttgarter Staatstheater, das weltberühmte Stuttgarter Ballett oder auch die Ludwigsburger Schlossfestspiele. Es wird einem nie langweilig in dieser Heimat. Architekturdenkmale wie die Weißenhofsiedlung oder der Urvater aller Fernsehtürme sind Publi-kumsmagneten. Ein Alleinstellungsmerkmal hat die Wilhelma, Europas größter zoologisch-botanischer Garten. Wer bummeln will, kann sich in Städten wie Esslingen, Ludwigsburg und Stuttgart verlustie-ren, wer es individueller mag, findet Natur pur im Schwäbischen Wald sowie Rad- und Wanderwege am Albtrauf. Das alles ist buchstäblich um die Ecke. Ein Lebensraum ist frei nach Christoph Lichten-berg immer auch wie ein Spiegel. Wenn ein Affe reinschaut, kann kein Apostel rausschauen. Was die Region Stuttgart betrifft, überwiegen die Apostel. Sie ist jung und alt, sie ist bodenständig und modern. Sie macht Lust auf mehr und wird geprägt von Men-schen, denen der Drang zur Oberflächlichkeit fehlt. Diese Menschen eint das Gefühl, in dieser Zeit am rechten Ort zu sein. // www.region-stuttgart.de

DIE WELT VERÄNDERN.

Die nächste Ausgabe erscheint im Sommer 2013

Die Hochschul- und Wissenschaftsregion Stuttgart e.V.

Die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS)Die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) ist für die regional bedeutsame Wirtschafts-förderung verantwortlich, die dem Verband Regi-on Stuttgart per Landesgesetz übertragen wurde. Sie ist zentraler Ansprechpartner für Investoren und Unternehmen in der Stadt Stuttgart und in den fünf umliegenden Landkreisen. Die strategi-schen Aufgaben sind: Nationales und internati-onales Standortmarketing, Akquisition von Un-ternehmen, Investorenservices, das Initiieren von Branchen- und Technologienetzwerken, die Förde-rung regionaler Netzwerke und die Unterstützung der regionalen Unternehmen bei der Sicherung ihres Fachkräftebedarfs. Dabei arbeitet die WRS

eng mit Firmen, wissenschaftlichen Einrichtungen, kommunalen Wirtschaftsförderern und weiteren Partnern zusammen. Als modellhaft gelten die regionale Datenbank für Gewerbeimmobilien und die themenbezogenen Kompetenz- und Innovati-onszentren, die als Firmennetzwerk und Schnitt-stelle von Wirtschaft und Wissenschaft vor allem für kleine und mittlere Unternehmen von großem Nutzen sind. In Zusammenarbeit mit den Hoch-schulen und Forschungseinrichtungen der Region engagiert sich die WRS für eine optimierte Wahr-nehmung und bessere Vernetzung des Hochschul- und Forschungsstandorts Region Stuttgart. // www.wrs.region-stuttgart.de Nº8

IMPRESSUM

HerausgeberHochschul- und Wissenschaftsregion Stuttgart e.V.

Geschäftsstellec/o WirtschaftsförderungRegion Stuttgart GmbH (WRS)Friedrichstr. 1070174 StuttgartTelefon 0711- 228 35-0

[email protected]

GeschäftsführerDr. Walter Rogg

Konzept und RedaktionMichael OhnewaldMatthias Knecht

PorträttexteMichael OhnewaldMarkus Heffner

PorträtfotosReiner Pfisterer, Michael Ohnewald

GestaltungMichael Holzapfel/Atelier Felantix

RealisierungLose Bande /www.lose-bande.de

MitarbeitSebastian Menzel, Petra Weiduschat, Stefanie Frank

DruckUngeheuer + Ulmer KG GmbH + Co. Ludwigsburg

Gedruckt auf BVS matt der Papierfabrik Scheufelen in Lenningen mit FSC-Zertifizierungssiegel (fsc.org)

ISSN 2191-4087

Die Wirtschaftsförderung Region StuttgartGmbH ist eine Tochter des Verbands RegionStuttgart. www.region-stuttgart.de

BildnachweisReiner Pfisterer (S. 1, 6, 8, 10, 12, 13, 15, 16, 20, 22, 24, 26, 28, 32, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44); Michael Ohnewald (S. 1, 4); Projects Abroad (S. 7);Carsten Jünger (S. 9); Fehling Lab (S. 11); Niels Schubert (S. 14); Börse Stuttgart (S. 15); wikimedia (S. 17, 19, 23); Simon Gurney (S. 19); Daimler AG (S. 29); Shariff Che‘Lah/123RF (S. 25); Rainer Sturm/pixelio (S. 27); Rike/pixelio (S. 29); socialidbureau (S. 31); Kunsthalle Göppingen (S. 31); Julo (S. 33); Porsche AG (S. 34); Leichtbauverein Stuttgart (S. 35); Stuttgart Marketing GmbH (S. 46); Gemeinde Mundelsheim (S. 46); Pressefreigaben der Hochschulen und Forschungseinrichtungen

47

Im Sommer 2011 wurde der Verein Hochschul- und Wissenschaftsregion Stuttgart e.V. gegründet. Die Geschäftsstelle des Vereins ist bei der Wirtschafts-förderung Region Stuttgart GmbH eingerichtet worden. Der Verein hat das Ziel, die Hochschu-len, Wissenschaftseinrichtungen, Unternehmen, Gemeinden mit Hochschulen und Stiftungen am Standort zu vernetzen, Bildungsprojekte anzure-gen und hochschulübergreifende Angebote für Studierende und Fachkräfte zu fördern. Es bestehen bereits jetzt viele Kooperationen in der Hochschullandschaft der Region Stuttgart. Eine ganze Reihe von Möglichkeiten der Zusam-menarbeit zwischen Hochschulen und Forschungs-einrichtungen liegen aber noch brach. Weiterhin ist die Zusammenarbeit zwischen Wissenschafts-welt und prominenten Vertretern der Wirtschaft etabliert, Lehr- und Wissenschaftsinstitutionen und kleine sowie mittelständische Unternehmen haben aber vielerorts in der Region noch nicht im ge-wünschten Maß zu einer Vernetzung gefunden. Diese Erkenntnisse haben dazu geführt, dass vom Aufsichtsrat und Rektorat der Hochschule für Technik Stuttgart im Sommer 2009 die Bitte an den Verband Region Stuttgart herangetragen wur-de, ein Vernetzungsprojekt zu initiieren. Nachdem zwischen Sommer 2009 und Sommer 2010 großes Interesse seitens der regionalen Hochschulen be-kundet worden war, erschien im Dezember 2010 die erste Ausgabe des Magazins „die welt verän-dern“. Zugleich wurde ein Internetauftritt online

gestellt, der gegenwärtig weiter ausgebaut wird. Neben Magazin und Internetseite, die langfristig auch in englischer Sprache etabliert werden sollen, werden moderne Kommunikationsplattformen wie facebook, twitter und xing integriert, Konferen-zen zu Zukunftsthemen organisiert, europäische und nationale Netzwerkprojekte initiiert und ein regionales Alumni-Netzwerk aufgebaut. Über die Teilnahme an nationalen und internationalen Leit-messen wird der Standort zudem über die eigenen Grenzen hinaus als Hochschul- und Wissenschafts-standort kommuniziert werden. Zwischenzeitlich sind über 20 Hochschulen, Gemeinden und Verbände Mitglieder des Vereins. Weitere werden in den nächsten Monaten folgen. Erster Vorsitzender ist der Rektor der Universität Stuttgart, Wolfram Ressel. Ihm zur Seite stehen als Zweiter Vorsitzender Regionalpräsident Thomas Bopp und Schatzmeister Rainer Franke, der Rektor der Hochschule für Technik Stuttgart. Weitere Vor-standsmitglieder sind Matthias Knapp, der Kanzler der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Ma-rika Köpf, die Verwaltungsdirektorin der Akademie für Darstellende Kunst Ludwigsburg, Walter Maier, der ehemalige Rektor der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg, Franco Rota, der Prorektor der Hochschule der Medien Stutt-gart, Manfred Stilz, der Prorektor der Hochschule Esslingen und Werner Ziegler, Rektor der Hochschu-le für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen. // www.campus.region-stuttgart.de

www.campus.region-stuttgart.de

ISSN 2191-4087