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DKWE Info Diözesankommission für Weltkirche und Entwicklungszusammenarbeit 2019/2 AMAZONIEN-SYNODE Kirche nimmt Anlauf für eine dreifache Umkehr Das bedrohte Amazonien: Indios und ihre Mitwelt Vorbereitung einer Ortskirche auf die Synode Die Amazonien-Synode und ihre Bedeutung für uns

Diözesankommission für Weltkirche und ......Das bedrohte Amazonien: Indios und ihre Mitwelt Vorbereitung einer Ortskirche auf die Synode Die Amazonien-Synode und ihre Bedeutung für

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  • DKWE InfoDiözesankommission für Weltkirche und Entwicklungszusammenarbeit2019/2

    AMAZONIEN-SYNODE

    Kirche nimmt Anlauf für eine dreifache Umkehr

    Das bedrohte Amazonien: Indios und ihre Mitwelt

    Vorbereitung einer Ortskirche auf die Synode

    Die Amazonien-Synode und ihre Bedeutung für uns

  • Liebe Leserinnen und Leser!

    Im Herbst findet das Bischofstreffen

    zu Amazonien statt. Auch Bischof

    R. Flock aus der Partnerdiözese San

    Ignacio wird an dem Treffen teilneh-

    men. Deshalb sind wir an dieser Ver-

    sammlung interessiert. Und natürlich

    hängt alles mit allem zusammen, im

    Bereich der Ökologie, der Landwirt-

    schaft, des Klimas und einfach des-

    halb, weil wir diesen Planeten ge-

    meinsam bewohnen. Auf die Frage

    nach der Bedeutung der Amazonien-

    Synode bringt es der philippinische

    Kardinal Luis A. Tagle bei seinem

    Österreichbesuch im März 2019 auf

    den Punkt: „Amazonien ist überall!“

    Bei der Amazonien-Synode wird am

    Beispiel des Amazonasgebietes dis-

    kutiert werden, wie die Kirche sich

    für Indigene, für Menschenrechte und

    die Bewahrung unserer Mitwelt ein-

    setzen kann und welche Wege der

    Evangelisierung und des Kirche-

    Seins in Zukunft möglich sein wer-

    den. Und diese Diskussionen werden

    dann in einen weltkirchlichen Zusam-

    menhang gestellt. Kardinal Cláudio

    Hummes aus Brasilien hat vor kur-

    zem deutlich gemacht: „Wir werden

    nicht zur Synode gehen, um bereits

    Gesagtes zu wiederholen, so wichtig,

    schön und theologisch bedeutsam es

    auch sein mag.“ Hummes ist davon

    überzeugt, dass sich die Seelsorge

    und die katholische Soziallehre durch

    die Amazonien-Synode weiterentwi-

    ckeln wird. (Interview mit „La Civil-

    ta Cattolica; 13.5.2019)

    M. Büker schreibt in seinem Grund-

    satzartikel, um was es bei der Ama-

    zonien-Synode im Oktober gehen

    wird (S. 2/3). W. Heindl schildert die

    Situation von indigenen Völkern in

    Brasilien (S. 4). A. Silva dos Santos

    berichtet wie sich unsere Partnerdiö-

    zese San Ignacio de Velasco auf die

    Amazonien-Synode vorbereitet (S.

    5). Und A. Appel stellt uns die Frage,

    was Amazonien mit uns zu tun hat

    (S. 6).

    Ich wünsche Ihnen / Euch eine inte-

    ressante Lektüre über die Zusammen-

    hänge von Amazonien und uns, von

    Ökologie und Evangelisierung.

    Markus Roßkopf

    Geschäftsführer der DKWE

    Seite 2 Amazonien-Synode

    Kirche nimmt Anlauf für eine dreifache Umkehr

    Bei der bevorstehenden Amazonien-Synode hängt alles mit allem zusammen

    Bei der vom 6. bis 27. Oktober 2019 in Rom stattfindenden „Sonder-

    versammlung der Bischofssynode für das Amazonas-Gebiet“ werden drei

    Fragen zur Zukunft der katholischen Kirche im Zentrum stehen: Wie

    setzt sich die Kirche für die Bewahrung des Ökosystems in Amazonien

    ein? Wie trägt sie dazu bei, die Rechte aller dort lebenden Menschen zu

    verteidigen? Wie schreitet sie bei der Anerkennung indigener Völker und

    deren Weisheit voran? Was in Amazonien vor Ort geschieht, ist für Kir-

    che und Politik weltweit relevant.

    1. Entwicklungsmodell

    Die Regierungen Lateinamerikas setzen für die wirtschaftliche Ent-

    wicklung auf Export von Bodenschätzen und landwirtschaftlichen

    Produkten. Dazu geben sie geschützte Gebiete frei für Bergbau, Öl-

    und Gasförderung, Staudämme, Forst- und Weidewirtschaft und den

    Anbau von Soja, Mais und Baumwolle in riesigen Monokulturen.

    Die Erschließung funktioniert nur mit der entsprechenden Infrastruk-

    tur, weswegen neue Straßen und Wohngebiete gebaut und somit be-

    stehende Naturräume zerstört werden. Über Jahrtausende eingespiel-

    te sensible Wechselwirkungen zwischen Mensch, Natur und Klima

    stehen auf dem Spiel.

    Die Amazonien-Synode reflektiert die Rolle der Kirche in diesem

    Prozess und verschränkt die soziale und ökologische Problematik.

    Insofern wird Amazonien zum Ernstfall nicht nur für die Glaubwür-

    digkeit der Kirche, sondern der Weltgemeinschaft. Angesichts der

    permanenten Verletzung der Menschenrechte in Amazonien ist fest-

    zuhalten: Menschenrechte gelten selbstredend auch für die dort le-

    bende Bevölkerung. Was trägt Kirche in Amazonien und weltweit da-

    zu bei, damit hinreichende Maßnahmen ergriffen werden, um hier die

    Agenda 2030 und das Pariser Klimaabkommen umzusetzen?

    2. Anerkennung der Weisheit der Ursprungsvölker

    Ein Grundanliegen der Synode ist es, die Ursprungsvölker selber zu

    Wort kommen zu lassen und sichtbar zu machen. Es war und ist dem-

    nach Sache der Indigenen, Nähe und Distanz, Akzeptanz und Wider-

    stand gegen christlichen Glauben und ihre Sozialgestalt, die Kirche, zu

    definieren. Amazonien wird zum Ernstfall für den Umgang westlichen

    Denkens mit kultureller Alterität. Es geht nicht nur darum, die Grenzen

    der eigenen Lebens- und Wirtschaftsformen zu verstehen, sondern auch

    ihre zweifelhafte Universalisierung durch Regenwaldbewohner in Frage

    stellen zu lassen. Wird es der katholischen Kirche, nicht nur in der Kritik

    des Entwicklungsmodells, sondern auch in ihrer Theologie gelingen, ihre

    Form des westlichen Universalismus zu überwinden? Die Amazonien-

    Synode wird zum Testfall der heilsamen Dezentralisierung des Glaubens,

    von der Franziskus in Evangelii Gaudium 16 spricht.

    3. Neue Modelle von Kirche

    Wer die Kommodifizierung allen Lebens und der Natur in der kapi-

    talistischen Wirtschaft kritisiert, der muss nach Strategien suchen,

    mit dieser zu brechen und ihr wirkungsvolle Alternativen entgegen

  • Amazonien-Synode Seite 3

    Foto: Kopp / Misereor

    zu setzen. Die Synode wird Konsequenzen aus der

    Anerkennung der indigenen Kulturen, ihrer Le-

    bensweisen und Theologien ziehen müssen. Eine

    neue Beziehungsgestaltung zwischen Kirche und

    indigenen Völkern muss die historische Verantwor-

    tung klar benennen. Bei der Amazonien-Synode

    geht es also auch um Machtfragen; ein Thema, das

    die Kirche zurzeit an verschiedensten Stellen trifft,

    doch eine gemeinsame Basis hat: Wie lebt sie das

    Evangelium? Geht sie neu an die Ränder der Ge-

    sellschaft und solidarisiert sich mit den Armge-

    machten, hier: mit den Ursprungsvölkern und den

    anderen Bewohnern des Regenwalds?

    Bei der Amazonien-Synode wird das Programm von

    Evangelii Gaudium (2013), Laudato si' (2015) und

    Episcopalis Communio (2018) durchgespielt: eine Kir-

    che zu werden, die sich von Rändern her versteht, die

    zuhört und die Synodalität ernster zu nehmen versucht.

    Auf der Synode wird auch der Umgang der Kirche mit

    dem Zölibat diskutiert werden. Dabei geht es um die

    Funktion, die die verheirateten Männer und die Ge-

    meinden in einer „Kirche mit amazonischem Gesicht"

    auszufüllen haben. Franziskus macht damit den Um-

    gang mit dem Zölibat zu einer pastoralen, nicht zu ei-

    ner dogmatischen Frage. Über die Gleichberechtigung

    von Frauen in einer amazonischen Kirche ist damit

    aber noch gar nicht diskutiert.

    Der Vorbereitungsprozess

    Angekündigt hatte Papst Franziskus die Synode am

    15.10.2017. Zwei Hauptziele formulierte er: neue We-

    ge der Evangelisierung besonders für die indigenen

    Völker zu finden und der ökologischen Krise des

    Amazonas-Regenwaldes zu begegnen.

    Vorbereitet wurde die Synode mit einer Umfrage, in de-

    ren Verlauf bis Ende Februar 2019 in 45 regionalen Ver-

    sammlungen und thematischen Foren die Erfahrungen

    zusammengetragen wurden und an der 85.000 Menschen

    teilnahmen. (Dt. Fassung des Dokuments auf

    www.misereor.de).

    Getragen werden die Umfragen von REPAM (Red

    Eclesial Panamazónica), dem kirchlichen Netzwerk für

    Gesamtamazonien. An seiner Spitze stehen die Kardi-

    näle Pedro Barreto SJ (Peru) und Claudio Hummes

    OFM (Brasilien). Das Generalsekretariat in Quito

    (Ecuador) führt Mauricio López. Die Lineamenta, das

    Arbeitsdokument der Bischöfe während der Synode

    wird im Juni veröffentlicht. Zur Synode eingeladen

    werden rund 250 Personen, allen voran die Bischöfe

    aus den 107 Jurisdiktionsbezirken der Region und wei-

    tere Vertreter aus Lateinamerika, ebenso Leiter rele-

    vanter Dikasterien im Vatikan und Vertreter der konti-

    nentalen Bischofskonferenzen. Nur die Bischöfe haben

    Stimmrecht. Hinzu kommen Experten und weitere Ein-

    geladene. Bewohnerinnen und Bewohner Amazoniens

    sollen ausdrücklich angehört werden, auch wenn sie

    nur wenige sind. Der Anteil von Frauen wird gering

    sein.

    Fazit

    Wird es eine kirchenreformerische, eine missionari-

    sche oder eine entwicklungspolitisch bedeutsame Sy-

    node? Damit die Kirche Menschen und Natur wir-

    kungsvoller verteidigen kann, muss sie sich inhaltlich,

    organisatorisch und institutionell weiterentwickeln.

    Wird sie damit sogar zum Testlauf für ähnlich gelager-

    te Synoden zu Asien und Ozeanien, zu Afrika, zum

    Mittleren und Nahen Osten und auch zu Nordamerika

    und Europa?

    Dr. Markus Büker

    MISEREOR, Theologische Grundfragen

    http://vvww.misereor.de

  • Seite 4 Amazonien-Synode

    Ende April haben mehr als 4.000 Indios aus allen Tei-

    len des Landes im Regierungsviertel von Brasilia drei

    Tage lang demonstriert. Für ihre Rechte und für ihr

    Land. Sie sind aus den entlegensten Teilen Amazoniens

    in die Hauptstadt gekommen, weil ihre Schutzgebiete

    und sie selbst in Gefahr sind. Präsident Bolsonaro will

    die Verfassung ändern und sämtliche Schutzgebiete ab-

    schaffen.

    „Wir sind sehr besorgt wegen der neuen Regierung. Sie

    bedroht uns. Wir haben Angst,“ erklärt der fast 90 jäh-

    rige Raoni Metuktire vom Volk der Kayapo. Gemein-

    sam mit Bischof Erwin Kräutler, der oft die Dörfer der

    Kayapo besucht hat und auch ihre Sprache spricht, setzt

    er sich seit Jahren am Xingu für die Indios und den Er-

    halt des Regenwaldes ein.

    In Brasilien leben heute 305 bekannte indigene Völker,

    die 274 verschiedene Sprachen sprechen. Von den rund

    200 Millionen Einwohner/innen Brasiliens sind nicht

    einmal eine Million Indios. Es sind dies die wenigen

    Überlebenden einer über 500 Jahre andauernden Unter-

    drückungsgeschichte.

    Die Verfassung schützt die Indios …

    Brasilien ist flächenmäßig das fünftgrößte Land der Er-

    de und hat gerade mal 1299 indigene Territorien er-

    fasst. Davon haben nur 402 eine rechtliche Absiche-

    rung. Dies obwohl die Verfassung von 1988, die nach

    der Militärdiktatur verabschiedet wurde, im Artikel 231

    klarstellt:

    㤠2. Das im traditionellen Besitz der Indios befindli-

    che Land ist zu ihrem dauernden Besitz bestimmt, ihnen ist die ausschließliche Nutznießung der vorhandenen

    Ressourcen des Bodens, der Flüsse und Seen vorbehal-ten.[…] § 4. Das Land im Sinne dieses Artikels ist un-

    veräußerlich und unverfügbar, und die Rechte an ihm

    sind unabdingbar.“

    30 Jahre sind seither vergangen. Die bescheidene Zahl

    indigener Gebiete mit rechtlicher Absicherung zeigt,

    dass in all den Jahren die indigene Frage den meisten

    Regierungen kein Anliegen war. Zu groß sind die Ver-

    flechtungen mit Bergbaukonzernen, Energiewirtschaft

    und dem Agrobusiness, das den Regenwald für die Rin-

    derzucht und den genmanipulierten Sojaanbau abholzt.

    Letztes Jahr sind in Brasilien 13.500 km2 Tropenwald

    verloren gegangen. Das entspricht der Fläche der Bun-

    desländer Salzburg, Vorarlberg und

    Burgenland zusammen - oder 10 Fuß-

    ballfeldern pro Minute.

    … und soll deshalb verändert werden

    Seit dem Wahlkampf letztes Jahr und

    dem Machtantritt Bolsonaros wird zum

    Generalangriff auf die Indios getrom-

    melt: Die staatliche Indiobehörde

    FUNAI wurde entmachtet, für indigene

    Gebiete ist das Landwirtschaftsministe-

    rium zuständig und das indigene Ge-

    sundheitssystem soll abgeschafft wer-

    den. Konzerne und Großgrundbesitzer

    fühlen sich ermutigt und besetzten ein-

    fach indigenes Land. Wer sich wehrt,

    wird getötet. Die von evangelikalen

    Fundamentalist/innen und Militärdikta-

    tur-Bewunderern geprägte Regierung

    bedroht jene, die sich für indigene

    Rechte einsetzen und hat sogar den Ge-

    heimdienst auf die Amazonien-Synode angesetzt.

    Weltkirche hilft

    Die wichtigste Einrichtung zum Schutz der brasiliani-

    schen Indios ist Cimi, der Rat der brasilianischen Bi-

    schofskonferenz für die indigenen Völker. Bischof

    Kräutler und sein Nachfolger als Cimi-Präsident Erzbi-

    schof Paloschi kämpfen unbeirrt weiter. Durch die

    weltkirchliche Unterstützung, vor allem aus Deutsch-

    land (Misereor, Adveniat) und Österreich (Drei-

    königsaktion, Sei So Frei) hat Cimi die Möglichkeit,

    unabhängig von staatlichen Geldern und Regierungs-

    einfluss, die Rechte der Indios zu schützen.

    Wolfgang K. Heindl

    Sei So Frei

    Das bedrohte Amazonien:

    Indios und ihre Mitwelt

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    Weltweit größte indigene Demonstration für das Recht auf ihr (angestammtes) Land

  • Amazonien-Synode Seite 5

    In Bolivien gibt es neun Diözesen/Prälaturen, die zum

    bolivianischen Amazonasgebiet gehören, jede hat einen

    Delegierten, es gibt ein Sekretariat des REPAM

    (kirchliches Netzwerk Pan-Amazonien), das mit der

    Caritas von Trinidad-Beni verbunden ist. Präsident von

    REPAM-BOLIVIA ist Bischof Eugenio Coter; mit

    diesem Team treffen wir uns zweimal im Jahr für drei

    Tage in der Stadt Cochabamba, um die Aktionen in den

    einzelnen Diözesen zu planen. Im Jahr 2017 arbeiteten

    wir an der Verbreitung der Enzyklika “Laudato Sí”. In

    der Diözese fanden Workshops statt mit Leitern in den

    Dörfern und Katechisten in den entferntesten

    Gemeinden. In San Ignacio haben wir mit der Umwelt-

    abteilung der Stadt einen Tag der Weiterbildung

    veranstaltet und dann eine konkrete

    Aktion durch-geführt. An einem

    Morgen haben wir zusammen mit

    Jugendlichen aus einigen Schulen eine

    Reinigung in einem Teil der Stadt

    durchgeführt und Bäume in der Stadt

    gepflanzt. In diesem Verbreitungs-

    prozess bot REPAM eine Schulung für

    Medienschaffende aus den Diözesen

    an, so nutzen wir die Medien, Radio

    und Fernsehen, um mehr Menschen

    mit dem Thema Umweltschutz zu

    erreichen.

    Im Jahr 2018 vertieften wir das Thema

    der ganzheitlichen Ökologie und es

    begann die Vorbereitung des Syno-

    denprozesses in den Diözesen. Von

    Juni bis November erfolgte die

    Beantwortung des Synodenfrage-

    bogens mit 30 Fragen, um die Kirche

    von San Ignacio de Velasco zu den

    neuen Wegen und einer ganzheitlichen

    Ökologie anzuhören, ihre Herausforderungen,

    Hoffnungen und Vorschläge kennenzulernen. Die

    Diözese hat 25 Pfarren, einige mit großen

    Entfernungen, Erdstraßen, auf denen man bei Regen

    nirgends hinkommt. Um dort die Menschen mit der

    synodalen Umfrage zu erreichen, setzen wir die

    Konsultation bei den Hauptgruppen an: Priester,

    Ordensleute, Religionslehrer. Wir führten thematische

    Foren mit Pfarrgruppen durch, und diese Gruppen

    wiederholten die Konsultation mit ihren verbundenen

    Gruppen. Die Ergebnisse der Konsultation wurden in

    der Diözese systematisiert, an REPAM in Bolivien und

    dann an das internationale Sekretariat von REPAM

    geschickt, das die Ergebnisse an den Vatikan

    weitergeleitet hat. Im Juli 2019 werden wir das

    Ergebnis dieser Konsultation in Form eines Dokuments

    von Rom zurückbekommen, um die Arbeit in unserer

    Diözese weiterzumachen.

    Bei dieser Vorbereitung auf die Synode haben wir

    einen langen Weg in unserer Diözese vor uns. Erstens

    arbeiten wir daran, die Menschen zu sensibilisieren,

    dass sie sich als integraler Bestandteil dieser

    Schöpfung wahrnehmen, ihre Probleme erkennen und

    sie verwandeln können. Die Bräuche und Traditionen

    der Menschen zu fördern, ohne dabei die Weisheit der

    Vorfahren zu vergessen. Wir wollen ein Bewusstsein

    für die Sorge um das gemeinsame Haus bei allen

    Bewohnern des Ortes schaffen. Alles, was uns umgibt,

    ist heilig. Es ist Gottes Schöpfung und derzeit

    respektieren wir nichts, was uns anvertraut wurde. Wir

    kümmern uns nicht um die Erde und alles, was in ihr

    ist. Es mangelt an Respekt vor dem Leben. Es fehlt das

    Bewusstsein, dass wir, wenn wir uns nicht um all das

    kümmern, in der Zukunft große Probleme haben

    werden. Es ist notwendig, den Wert und die Würde der

    menschlichen Person anzuerkennen, als Zentrum der

    Schöpfung und als Sohn/Tochter Gottes. Wir müssen

    den Zusammen-hang (integrale Ökologie) aller

    Dimensionen des Lebens sehen. Auf diese Weise

    bereiten wir uns auf die Amazonien-Synode vor.

    Sr. Aline Silva dos Santos

    REPAM-Verantwortliche in San Ignacio de Velasco

    Übersetzung aus dem Spanischen: Roßkopf / Holl

    Sr. Aline Silva dos Santos bei einem Besuch

    Vorbereitung einer Ortskirche auf die Synode

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  • Seite 6 Amazonien-Synode

    In einem weit verbreiteten Reflex tun viele die kom-

    mende Synode als Regionalsynode ab. Es ist korrekt,

    dass sie eine konkrete Region in den Blick nimmt, dies

    aber als Beispiel, um die päpstlichen Dokumente Evan-

    gelii Gaudium und Laudato Si im konkreten Kontext

    zu verstehen. Amazonien ist hier paradigmatisch als

    Region benannt für die vielen anderen auf der Welt, die

    in einer ähnlichen Situation sind, d.h. in einer Situati-

    on, die geprägt ist von ökonomischer Ausbeutung bis

    hin zu Raubbau, Umweltzerstörung, starke soziale

    Spannungen zwischen Bevölkerungsgruppen, Diskri-

    minierung und Bedrohung von Minderheiten. Deren

    Situation ist ein Spiegel für die Dringlichkeit des Wan-

    dels, spirituell, sozial, ökologisch und ökonomisch, den

    Papst Franziskus in Laudato Si einmahnt.

    Gefragt sind dabei vor allem wir, die BewohnerInnen

    der reichen und mächtigen Staaten, die mit ihrem Le-

    bensstil und ihrer Wirtschaftsform, den ökonomischen

    „Hunger“ nach Ressourcen und Finanzerträgen anfa-

    chen. Die Synode ist als synodaler Prozess bereits ein

    Weg der Auseinandersetzung und möchte im Oktober

    ein Ort konkreter Begegnung sein: die Synodenteilneh-

    mer und die Weltkirche sollen sich berühren lassen,

    von dem und der Anderen und den jeweiligen Lebens-

    und Glaubensrealitäten, ihren Zugängen zu Gott und

    zur Schöpfung.

    Amazonien bringt Bewegung

    Aus dieser Begegnung heraus soll Bewegung entste-

    hen, Bewegung hin zu einer ökologischen und transfor-

    mierenden Spiritualität, in der die Schöpfung den ihr

    würdigen Platz als göttliches Werk einnimmt und uns

    Menschen hin zu einem Leben ohne Habgier führt; ei-

    ne Bewegung verstanden als Mobilisierung für ein an-

    deres miteinander Leben und Wirtschaften; eine Bewe-

    gung hin zur Realisierung der gemeinsamen Vision von

    einem guten Leben für alle; eine Bewegung hin zur

    Schaffung nötiger Strukturen bzw. struktureller Mög-

    lichkeiten, um den christlichen Auftrag mit seinen

    Grundvollzügen erfüllen zu können. Und eine Bewe-

    gung hin zu tiefer Ehrlichkeit uns selbst und der und

    dem Anderen gegenüber, der Ignoranz gewahr wer-

    dend, die wir in der christlichen Familie vor dem

    Schicksal der und des Anderen in anderen Regionen

    haben, sobald unsere eigene „Komfortzone“ infrage

    gestellt wird.

    Die Herausforderung annehmen

    In Laudato Si, in jedem Weltklimabericht und auch im

    bisherigen synodalen Prozess bis hin zur Zusammen-

    kunft der Bischöfe im Oktober werden die Folgen be-

    nannt, die unser Leben bisher hatte.

    Fernab jeder Theatralik sollte jeder Christin / jedem

    Christen klar sein, dass die Menschheit als Teil der

    Schöpfung nur als Familie wird überleben können. Die

    „Sorge um das gemeinsame Haus“ kann nur miteinan-

    der fruchtbar sein. Daher braucht es ein Verständnis

    nicht nur als religiöse, spirituelle Akteurin, sondern

    auch als politische. Wir kommen nicht weiter ohne ma-

    ximale Kooperation und ohne ernsten politischen Streit

    um die Verteilung von Ressourcen, seien es ökonomi-

    sche oder Machtressourcen: Diese Herausforderung,

    um die es auf der Amazonien-Synode geht, müssen wir

    ernst- und annehmen, weil wir sonst keine Zukunft ha-

    ben, nicht als Kirche, nicht als Menschen.

    Gefragt sind von uns also eine radikale innere Umkehr,

    ein bedingungsloser Einsatz für die Menschen und die

    Schöpfung, eine globale Glaubens-, Solidar-, Lern- und

    Weggemeinschaft.

    Dr. Anja Appel

    KOO-Geschäftsführerin

    Die Amazonien-Synode und ihre Bedeutung für uns

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  • AKTUELLES Seite 7

    VORGESTELLT:

    Dr. Cornelius Inama

    Ich bin seit 22 Jahren verheiratet,

    Vater von 5 Kindern zwischen 21

    und 8 Jahren. Seit 2014 als Sek-

    retär und Büroleiter des Erzbi-

    schofs im kirchlichen Dienst. 3

    Jahre bei einem Steuerberater,

    Jusstudium, 16 Jahre in der Bau-

    wirtschaft. Beruflich sehe ich

    mich als sehr breiten Generalisten

    in den Bereichen Wirtschaft,

    Recht und Bau. Kirchlich enga-

    giere ich mich seit meinem Studi-

    um im ehrenamtlichen Bereich.

    Persönlich war es mir immer ein

    Anliegen, meinen Glauben und

    meinen Beruf miteinander zu ver-

    binden. Direkt im Herzen der

    Kirche macht mir das besondere

    Freude, hier kann und will ich

    Verantwortung übernehmen.

    Finanzen und Weltkirche. Wie

    passt das zusammen? Unsere

    Herausforderung formuliert Papst Franziskus: Geht hinaus an

    die Ränder, nicht nur zu den Ar-men, sondern vor allem zu den

    Personen – weg vom eigenen ich,

    hin zum Du neben mir. Weiß ich eigentlich, wie es meinem Nach-

    barn geht, was er vielleicht gera-de an Zuspruch braucht? Erken-

    nen wir die Einsamkeit der Men-

    schen? Hier müssen wir mit ver-

    einten Kräften ansetzen, das ist

    unsere Mission und unser Auftrag.

    Wir sind Teil der Katholischen

    Kirche – einer Weltkirche. So ist

    es auch selbstverständlich, unsere

    Hilfe dort bereit zu stellen, wo sie

    benötigt wird.

    Dr. Cornelius Inama

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    Zillertaler Hilfe für die Massei

    Es war im Spätsommer 2006. Die beiden Brüder Michael und Peter Knauer

    wollten die Ärztin Maria Schiestl beim Aufbau ihrer Krankenstation in Kenia

    unterstützen. Sie krempelten die Ärmel hoch und gründeten die Aktion

    „Sterntaler“. Die Idee war bestechend klar: Zillertaler und Zillertalerinnen

    helfen einer Zillertaler Ärztin in Afrika. Jeder Euro ist ein Sterntaler, und

    kommt den Maasai in den Loita Hills zu Gute. Maria Schiestl, die ein Jahr

    zuvor als Entwicklungshelferin die ärztliche Leitung der Krankenstation in

    Entasekera angetreten hatte, nahm die Unterstützung dankbar an. Sie konnte

    damit – wenn es mal knapp herging, was in Afrika immer wieder der Fall ist –

    Personalkosten oder der Einkauf von Medikamenten finanzieren. Auch die

    Infrastruktur der Krankenstation oder die Gesundheitsbildung in den abgele-

    genen Dörfern konnte ausbebaut werden. Noch vor ihrem überraschenden und

    viel zu frühen Tod im Mai 2017 hatte Maria Schiestl die ärztliche Leitung

    Isaiah Mootian übertragen. Er ist selbst Maasai und konnte mit Unterstützung

    der Sterntaler das Medizinstudium in Nairobi absolvieren. In ihrem Osterbrief

    von 2017 schrieb sie: „Dieses Vertrauen beflügelt ihn. Mit ihm habe ich einen

    guten Mitstreiter an meiner Seite, der die Visionen für Entasekera weitertra-

    gen und umsetzen wird.“

    Gemeinsam mit Sei So Frei, dem Land Tirol, Bruder und Schwester in Not,

    sowie dem Krankenhausteam vor Ort haben die Sterntaler einen Plan für die

    nächsten fünf Jahre ausgearbeitet und begleiten die Krankenstation in eine

    selbständige Zukunft.

    Weitere Infos: www.sterntaler.cc bzw. www.seisofrei.at/schiestl (mit zahlrei-

    chen Video, Radio- & Zeitungsberichten über Maria Schiestl)

  • Impressum: DKWE-Info Informationsunterlage für die Bildungsarbeit im Bereich Welt-kirche und Entwicklungszusammenarbeit der ED Salzburg. Spendenkonto: Salzburger Sparkasse IBAN: AT39 2040 4000 0000 0810, BIC: SBGSAT2SXXX Redaktionsteam: L. Erler, E. Feldbacher, G. Hechl, W. Heindl, O. Keglevic, M. Roßkopf Layout: P. Gasser; Cover-Design: selah design Medieninhaber: Diözesankommission für Weltkirche und Entwicklungszusammenarbeit, Kapitelplatz 6, 5020 Salzburg Tel.: 0662/8047-7610; E-Mail: [email protected] Internet: http://www.kirchen.net/weltkirche/home/ Druck: Druckerei der ED Salzburg Titelbild: Kopp/Misereor

    Termine/Aktuelles

    19. Juli 2019, ab 9:00 bis 20. Juli 2019, 15:00 Uhr Amazonien. spirituell Wandel gestalten weltkirche.tagung Ort: Schloss Puchberg bei Wels, OÖ Kosten: 95,- € Tagungsbeitrag, 40,- € Nächtigung Anmeldung und Infos: Birgit Gruber: [email protected]; 07245 28945-44 22. Juli 2019, 19:30 Uhr Die Zukunft der Kirche in Amazonien Wie bereitet sich eine Ortskirche auf die Amazonien-Synode vor? Vortrag Referentin: Sr. Aline Silva dos Santos, Bolivien Ort: Bildungszentrum St. Virgil Veranstaltungsnummer: 19-1664 Mi, 30.10.2019, 16:00 – 20:00 Uhr Nachsynodale Tagung zur Amazonien-Synode als Impuls für unsere Mission Synodenteilnehmer erzählen: Dom Roque Paloschi, Erzbischof von Porto Velho (Brasilien) und Prof. Dr. Dr.hc Paulo Suess (Brasilien)

    Do, 31.10.2019 Missionswissenschaftliche Reflexion: Die Amazoniensynode und unser Missionsverständnis Übersetzung in die (Arbeits)Praxis: Die Amazonien-Synode in unserer (welt)kirchlichen Arbeit Referent/innen: Dr. Judith Gruber, Leuven (B), Dr. Sebastian Pittl, Tübingen (D) Ort: St. Virgil, Salzburg Mehr Infos und Anmeldung: www.koo.at Neuer Bischof von Bokungu-Ikela P. Toussaint Iluku Bolumbo wird neuer Bischof von unserer kongolesischen Partnerdiözese Bokungu-Ikela. Papst Franziskus hat den 54jährigen Herz-Jesu-Missionar am 13. Mai 2019 zum Bischof ernannt. P. Toussaint Iluku Bolumbo war zuletzt Regionalsuperior der französischsprachigen afrikanischen Union (Rep. Kongo, Dem. Rep. Kongo, Senegal und Kamerun). Er wird am 21. Juli 2019 in Bokungu die Bischofsweihe empfangen. Wir wünschen dem neuen Bischof alles Gute und Gottes Segen für seine neue Aufgabe. 4,06 Millionen Euro für die Weltkirche im Jahr 2018 Die weltkirchlichen Organisationen in der Erzdiözese Salzburg konnten im ver-gangenen Jahr 2018 über 4,06 Millionen Euro Spenden für Projekte weltweit sammeln. Vielen Dank an alle, die dazu beigetragen haben. (siehe Beilage)

    Mitherausgeber:

    Österreichische Post AG / SP 02Z030268 S Diözesankommission für Weltkirche u. Entwicklungszusammenarb. Kapitelpl.6, 5020 Salzburg

    Impressum: DKWE-Info Informationsunterlage für die Bildungsarbeit im Bereich Welt-kirche und Entwicklungszusammenarbeit der ED Salzburg. Spendenkonto: Salzburger Sparkasse IBAN: AT39 2040 4000 0000 0810, BIC: SBGSAT2SXXX Redaktionsteam: L. Erler, E. Feldbacher, G. Hechl, W. Heindl, O. Keglevic, M. Roßkopf Layout: P. Gasser; Cover-Design: selah design Medieninhaber: Diözesankommission für Weltkirche und Entwicklungszusammenarbeit, Kapitelplatz 6, 5020 Salzburg Tel.: 0662/8047-7610; E-Mail: [email protected] Internet: http://www.kirchen.net/weltkirche/home/ Druck: Druckerei der ED Salzburg Titelbild: Kopp/Misereor

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    19. Juli 2019, ab 9:00 bis 20. Juli 2019, 15:00 Uhr Amazonien. spirituell Wandel gestalten weltkirche.tagung Ort: Schloss Puchberg bei Wels, OÖ Kosten: 95,- € Tagungsbeitrag, 40,- € Nächtigung Anmeldung und Infos: Birgit Gruber: [email protected]; 07245 28945-44 22. Juli 2019, 19:30 Uhr Die Zukunft der Kirche in Amazonien Wie bereitet sich eine Ortskirche auf die Amazonien-Synode vor? Vortrag Referentin: Sr. Aline Silva dos Santos, Bolivien Ort: Bildungszentrum St. Virgil Veranstaltungsnummer: 19-1664 Mi, 30.10.2019, 16:00 – 20:00 Uhr Nachsynodale Tagung zur Amazonien-Synode als Impuls für unsere Mission Synodenteilnehmer erzählen: Dom Roque Paloschi, Erzbischof von Porto Velho (Brasilien) und Prof. Dr. Dr.hc Paulo Suess (Brasilien)

    Do, 31.10.2019 Missionswissenschaftliche Reflexion: Die Amazoniensynode und unser Missionsverständnis Übersetzung in die (Arbeits)Praxis: Die Amazonien-Synode in unserer (welt)kirchlichen Arbeit Referent/innen: Dr. Judith Gruber, Leuven (B), Dr. Sebastian Pittl, Tübingen (D) Ort: St. Virgil, Salzburg Mehr Infos und Anmeldung: www.koo.at Neuer Bischof von Bokungu-Ikela P. Toussaint Iluku Bolumbo wird neuer Bischof von unserer kongolesischen Partnerdiözese Bokungu-Ikela. Papst Franziskus hat den 54jährigen Herz-Jesu-Missionar am 13. Mai 2019 zum Bischof ernannt. P. Toussaint Iluku Bolumbo war zuletzt Regionalsuperior der französischsprachigen afrikanischen Union (Rep. Kongo, Dem. Rep. Kongo, Senegal und Kamerun). Er wird am 21. Juli 2019 in Bokungu die Bischofsweihe empfangen. Wir wünschen dem neuen Bischof alles Gute und Gottes Segen für seine neue Aufgabe. 4,06 Millionen Euro für die Weltkirche im Jahr 2018 Die weltkirchlichen Organisationen in der Erzdiözese Salzburg konnten im ver-gangenen Jahr 2018 über 4,06 Millionen Euro Spenden für Projekte weltweit sammeln. Vielen Dank an alle, die dazu beigetragen haben. (siehe Beilage)

    Mitherausgeber:

    Österreichische Post AG / SP 02Z030268 S Diözesankommission für Weltkirche u. Entwicklungszusammenarb. Kapitelpl.6, 5020 Salzburg Österreichische Post AG / SP 02Z030268 S

    Diözesankommission für Weltkirche u. Entwicklungszusammenarb. Kapitelpl.6, 5020 Salzburg

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