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Manuell vorbereiten – automatisch produzieren Modulares Kransystem ermöglicht flexible Verkettung unterschiedlicher Fertigungsprozesse Materialfluss, Warenwirtschaft und Logistik-Management www.foerdern-und-heben.de

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Manuell vorbereiten- automatisch produzieren

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Manuell vorbereiten – automatisch produzierenModulares Kransystem ermöglicht flexible Verkettung unterschiedlicher Fertigungsprozesse

Materialfluss, Warenwirtschaft und Logistik-Management

www.foerdern-und-heben.de

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KRANE UND HEBEZEUGE I TITEL

Manuell vorbereiten – automatisch produzierenModulares Kransystem ermöglicht flexible Verkettung unterschiedlicher Fertigungsprozesse

Bei dem Bau einer neuen

Beschichtungsanlage für

Aluminiumteile setzt ein

Türelemente-Hersteller bewusst

auf eine Kombination von

automatischer Förderstrecke und

manueller Vorbehandlung. Die

Brücke zwischen diesen Prozessen

bildet eine Hängekrananlage, die

mit parallel steuerbaren Doppel-

Kettenzügen ausgestattet ist.

Die Mecklenburger Bauelemente GmbH ist eine hundertprozentige Tochter der

Rodenberg Türsysteme AG, einer der markt-führenden Spezialisten für maßgefertigte Haustürfüllungen.

Das Werk des Tochterunternehmens in Cramonshagen bei Schwerin, bildet den nördlichsten der vier deutschen Produkti-onsstandorte. In dem 1992 eröffneten Kom-plex werden auftragsbezogen Elemente für Türfüllungen wie Rahmen, Halbfertigpro-dukte und Füllungen aus Aluminium her-gestellt.

Aufgrund der gestiegenen Auftragslage fuhr man die bestehende Beschichtungsan-lage seit längerem unter voller Auslastung im 24/6-Betrieb. Um diese Anlage zu entlas-ten und um weitere Kapazitäten zu schaf-fen, plante der Betreiber den Bau einer zweiten Beschichtungshalle. Innerhalb von nur neun Monaten wurde am Standort ein Neubau errichtet und die komplexe Anlage in Betrieb genommen.

In der 1 600 m² umfassenden Halle finden alle Arbeitsschritte der Beschichtung, von der Vorbereitung bis zur Oberflächen-veredelung, statt. Vier Spritzkabinen für den Auftrag des Farbpulvers und die Ein-brennöfen sind verbunden über eine auto-matisch betriebene Power-and-free-Anla-ge, die von der Sapp Anlagenbau aus Eslohe geplant und installiert wurde.

Dem Fertigungsbereich vorgelagert ist eine Zone zur Auftragsvorbereitung mit zehn Tauchbädern. Hier setzt der Betrei-ber bewusst auf manuelle Prozesse zur

Bei einer rein automatischen Anlage müsse man jedes Mal vorher die Zeiten einstellen, wie schnell die Bauelemente abtauchen und der Prozess bei der Vor-behandlung sei jedes Mal ein anderer. „Deshalb haben wir uns für eine manuelle Vorzone und manuell bedienbare Kran-technik zur Beschickung der Bäder ent-schieden. Bestärkt wurden wir dabei auch durch die Erfahrungen mit unserer beste-henden Anlage, die seit 17 Jahren zuverläs-sig im Einsatz ist.“

Einleitung der weiteren automatisierten Abläufe.

Michael Kock, Produktionsleiter bei der Mecklenburger Bauelemente GmbH, er-klärt die Gründe für diese Entscheidung: „An unserem Standort werden alle Bauteile nach Kundenvorgabe geplant und produ-ziert: Von der kleinen Applikation mit zehn Quadratzentimeter Größe bis zu Platten von eineinhalb mal drei Metern. Wir wollen das Material so anhängen wie es kommt und nicht erst nach Maßen sortieren.“

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tigung geschah mit systemeigenen Aufhängungen an der Hallen-struktur.

Eine 35 m lange Kranbahn aus KBK-II-R-Profilen mit einer Spur-weite von drei Metern überspannt die Aufnahme, die Bäder und die Übergabestation zur weiteren Fördertechnik. Durch die Ausstat-tung der Bahnprofile mit integrierter Schleifleitung liegt die Ener-gieversorgung geschützt innerhalb des Profils, eine Verkabelung entlang der Bahn ist damit nicht notwendig.

An dieser Zweischienenbahn verfahren drei baugleiche Katzen in bauhöhenoptimierter Ausführung, die mit jeweils zwei Doppel-Kettenzügen vom Typ LDC-Pro-D bestückt sind − Tragfähigkeit pro Haken: 125 kg. Jeder Doppel-Kettenzug verfügt über mechanisch synchronisierte Kettenabläufe, die das exakte Lasthandling von Tra-versen ermöglichen. Durch diese konstruktive Lösung wird eine längere Lebensdauer der Ketten erzielt, da keine zusätzlichen Ket-tenumlenkungen erforderlich sind. Die zweistufig arbeitenden Ket-tenzüge heben in zwei Hubgeschwindigkeiten von 4 und 16 m/min, mit denen ein feinfühliges Positionieren ebenso möglich ist wie der zügige Umschlag der Traversen.

Exakt positionierbar

Aufgrund der hohen Beanspruchung innerhalb einer Arbeitsschicht sind die Ketten züge nach FEM-Gruppe 4m ausgelegt. Für einen dauerhaften Schutz verfügen die Hebezeuge bereits im Standard über einen hochwertigen Korrosionsschutz durch eine Pulver-beschichtung.

In die Prozesse integriert

Der Fertigungsprozess in Cramonshagen ist auf hohe Flexibilität ausgerichtet. Die Teile werden auftragsbezogen direkt aus den be-nachbarten Produktionshallen in der Be-schickungshalle angeliefert, per Barcode er-fasst und manuell in einen der 60 Wagen der Power-and-free-Anlage eingehängt. Kock: „Die eintreffenden Elemente – egal welche Größe – werden auftragsbezogen di-rekt in den laufenden Produktionsprozess zur Oberflächenveredelung eingetaktet, zeitnah bearbeitet und gelangen anschlie-ßend in die laufende Produktion zur End-montage zurück.“

Für die Handhabung der Bauteile wurde eine Zweischienenbahn aus dem Demag Kranbaukasten KBK mit Hubkatzen von Terex Material Handling installiert. Auf-grund der modularen Bauweise des KBK-Systems ließ sich die Anlage passgenau auf die Anforderungen zuschneiden. Die Befes-

01 Durch die exakte Positionierung der Traverse in der Förderstrecke, können die bestückten

Wagen direkt eingefahren werden

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03 Nach den Vorbereitungs-bädern übernimmt die dritte Katze die Traversen mit den Wagen und schleust diese in den Automatikablauf der Förderstrecke ein

Die exakte Positionierung der Katzen auf der Bahn übernehmen Reibrad-Fahrantriebe vom Typ RF 125 mit E22-C-Motor aus dem Systembaukasten, die wahlweise mit 7 oder 27  m/min verfahren werden.

Der Ablauf: Ein Bediener verfährt die erste Katze mit der an vier Haken angehängten Traverse (Bild 01) exakt in die Endposition der Förderstrecke und schließt dadurch den Streckenverlauf. Nun las-sen sich drei mit Aluminiumelementen bestückte Wagen nebenein-ander in die Traverse überführen. Im Anschluss hebt der Mitarbei-ter die Traverse aus der Bahn, verfährt die Katze über eines der vier Entfettungsbäder und senkt die Last darin ab. Mit Start des Tauch-gangs ist die Katze bereit für den nächsten Handlingsvorgang für eines der zehn Einzelbäder, in denen die zu beschichtenden Alumi-

niumprodukte gebeizt, gespült und für den folgenden Farbauftrag vorbereitet werden.

Nach Ablauf der individuell vorgegebenen Zeit in dem Tauch-becken wird die Traverse wieder aus dem Bad gehoben. Über einen Wahlschalter lassen sich die Züge mit zwei Kettenabläufen einzeln verfahren und die Traverse wird in Schrägstellung gebracht „Dieser Vorgang ist für das zügige Handling von großer Bedeutung“, so Kock. „Denn mit der Schrägstellung der Züge beschleunigen wir das Ablaufen der Flüssigkeit vor der Überfahrt zum nächsten Bad.“

Die Steuerung der beiden Doppel-Kettenzüge geschieht mit ei-nem leitungsgebundenen Steuerschalter DST  7, der über einen Ausleger in ergonomischer Position vom Laufsteg entlang der Bä-der aus bedient wird. Mit einem Wahlschalter lassen sich die Funk-tionen Einzel- oder Tandembetrieb einstellen (Bild 02). Die Tan-demfunktion sichert im gemeinsamen Betrieb der Züge die exakte Positionierung der vier Kettenabläufe. Im Falle des unbeabsichtig-ten Stopps eines Kettenzugs – z. B. durch Ansprechen eines End-schalters – wird auch der zweite Zug sofort angehalten.

Nach dem letzten Tauchbad nimmt die dritte Katze die Traverse auf (Bild 03) und setzt diese − analog zur Aufnahmestation − in die Förderstrecke ein. Von hier aus gelangen die Bauteile in den auto-matischen Ablauf der Förderstrecke und erhalten schließlich den vom Kunden gewünschten Farbauftrag (Bild 04). „Nach dem Hoch-lauf unserer Anlage hatten wir mit einem Durchsatz von 40 bis 60 Wagen pro Stunde geplant – abhängig von den einzelnen Baugrö-ßen“, so Kock. „Dieses Ziel haben wir mit dem Mix aus automati-schen Abläufen und manuellem Handling bereits nach kurzer Zeit erreicht. Die Krananlage zum Handling der Bauelemente trägt maßgeblich dazu bei, dass wir unsere gesteckten Ziele in Bezug auf Flexibilität und Qualität erfüllen können.“

Fotos: Terex MHPS

www.demagcranes.com

04 Mithilfe des Kransystems wird die Vorbehandlung zur Oberflächenveredelung bedient. Das Unternehmen kann mehr als 3 000 verschiedene Farbtöne direkt realisieren

KRANE UND HEBEZEUGE I TITEL

02 Die zwei mechanisch gekoppelten Doppel-Kettenzüge auf einer Katze lassen sich auch im Tandem einsetzen

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