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Kaiser - stadt FOTOPRAXIS | REISEN www.colorfoto.de Fotos: Siegfried Layda 42 ColorFoto 12/2012

Fotopraxis | reisen Kaiserstadt · 2015-08-11 · Wien. In der ehemaligen Kaiserstadt Wien – zwischen Hof-burg und Stephansdom, zwischen Schloss Schönbrunn und Café Central –

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Kaiser-stadt

Fotopraxis | reisen

www.colorfoto.deFotos: Siegfried Layda42 ColorFoto 12/2012

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HofburgManchmal helfen freundliche

Worte, um von einem nicht öffentlich zugänglichen Standort

fotografieren zu dürfen. Im späten, seitlichen Nachmittags-

licht erscheinen die beiden Kup-peln der Hofburg plastisch und die Szene beherrschend (Con-tax 645, 4,5 x 6 cm, digitalisiert

mit Nikon SuperCoolscan 8000, 210 mm, ISO 100, Bl. 16, 1/60 s).

Wien. In der ehemaligen Kaiserstadt Wien – zwischen Hof-burg und Stephansdom, zwischen Schloss Schönbrunn und Café Central – weht der Hauch der Geschichte inten-siver als anderswo. Reisefoto graf Siegfried Layda lässt dies in seinen Bildern spürbar werden.

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LichtspieleWenn die Lichter angehen, schließt das

Belvedere. Ein bisschen überziehen darf man aber schon mal, und so fotografierte

ich hier noch rasch die illuminierte Haupt-fassade des Oberen Belvedere, bevor ich

dem Park den Rücken kehrte (Canon G12, 8 mm (ca. 35 mm KB), ISO 100, Bl. 7,1, 3,2 s).

GlorietteDie prachtvolle Gloriette

steht im Schlosspark Schönbrunn. Hier spiegelt sich der Abendhimmel in

den Glasscheiben, und die Fassade erhält noch genügend Licht zur Wie-

dergabe der Strukturen (EOS 5D Mk III, 24 mm TS,

ISO 100, Bl. 11, 1/5 s).

„Am ersten Tag lasse ich mich gernetwas treiben“

Siegfried Layda ist pro-fessioneller Reisefotograf.

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DiagonaleDas Seitenlicht lässt die Hauptfassade des Oberen Belvedere plastisch hervortreten, die Skulptur im Vordergrund und die diago-nale Linie der Fassade strukturieren das Bild. Mit dem 24-mm-Tilt/Shift vemied ich stürzende Linien (EOS 5D Mk III, 24 mm TS, ISO 100, Bl. 13, 1/200 s).

Wien ist eine grandiose Stadt mit mächti-gen Wurzeln in der Österreichisch-Un-

garischen Donaumonarchie, auch „k.u.k Doppelmonarchie“ genannt. Schloss Schön-brunn, das Belvedere mit seinem schönen Park und natürlich die Hofburg, früher Resi-denz der Habsburger in Wien und heutiger Amtssitz des österreichischen Bundespräsi-denten, sind exponierte Zeugen dieser glor-reichen Vergangenheit.Was sich weniger leicht in Bildern festhalten lässt als Prunkbauten, Kirchen und Kaffee-häuser, ist das „Wienerische“ als Dialekt und – noch mehr – als Befindlichkeit. Im „Wie-nerlied“ werden Gemütlichkeit und Leicht-lebigkeit ebenso besungen wie Vergänglich-keit und Todesnähe. Humor, auch schwarzer, mischt sich mit Melancholie, Parodie und bissigem Spott wie etwa bei den Satirikern Georg Kreisler („Tauben vergiften im Park“) oder Helmut Qualtinger („Der Herr Karl“). Sie stehen stellvertretend für den Gegenpol zur „Wiener Gemütlichkeit“, personifiziert durch Schauspieler wie Paul Hörbiger oder Hans Moser. Nicht immer haben die Wiener die Kritiker aus den eigenen Reihen geliebt – Helmut Qualtinger soll zeitweise sogar Morddrohungen erhalten haben. Längst aber hat er, wie alle ehrbaren Wiener, auf

Fiaker-PorträtMit einem Fiaker-Kutscher verabredete ich mich für ein paar frühmorgendliche Aufnah-men. Der Neue Markt bildet hier die erwünschte Kulisse (Contax 645, 4,5 x 6 cm, digi-talisiert mit Nikon SuperCoolscan 8000, 35 mm, ISO 100, Bl. 6,5, 1/30 s).

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ZentralfriedhofFür den Zentralfriedhof ist ein Tag mit bedecktem Himmel keine schlechte Wahl – das trübe Wetter sorgt für schat-tenfreie Ausleuchtung und die „richtige Stimmung“. Hier schauen wir auf das Grabmal von Johann Strauss (EOS 5D Mk III, 65 mm, ISO 250, Bl. 10, 1/80 s).

SilhouetteNachts auf dem Weg ins Hotel entdeckte ich diese Skulptur als Silhouette auf dem

Dach der Salesianerinnen-Kirche. Der Mond stand dahinter und erzeugte bei diesigem Himmel einen kreisförmigen Regenbogen (EOS 5D MkIII, 270 mm,

ISO 100, Bl. 13, 20 s, Stativ).

dem Zentralfriedhof seine letzte Ruhe ge-funden.

Wien mit der Kamera entdeckenTrotz ihres Wandels zu einer modernen Groß-stadt hat die Metropole Wien den Charme des „typisch Wienerischen“ nicht verloren. Viele historische Bauten bewahren das Flair der Kaiserzeit, auch der Aufbruch in die Moderne (Jugendstil) hat seinen Anteil am Erschei-nungsbild der Stadt. Wien gliedert sich in 23 Gemeindebezirke; das Zentrum ist gleichbe-deutend mit dem 1. Bezirk (Innere Stadt). Mit über 1,7 Millionen Einwohnern ist Wien die mit Abstand größte Stadt Österreichs.Angekommen in der Stadt, lasse ich mich am ersten Tag gerne etwas treiben, rund um die Kärntner Straße und den Stephansplatz mit dem berühmten Stephansdom gibt es genug zu sehen. Wenn die Zeit reicht, kann man auch schon mal zur Türmerstube im 136 m hohen Südturm des Doms emporsteigen, nachdem man 3,50 Euro entrichtet hat – aber besser ohne viel Gepäck. Hier oben in im-merhin 72 m Höhe belohnt dann ein schöner Panoramablick über Wien die Mühe des Auf-stiegs. Die „Blaue Stunde“ kann man dann

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JugendstilDas schöne Innengewölbe der von Maximilian Hegele, einem Architekten des Jugendstils, erbauten Karl-Borromäus-Kirche am Zen-tralfriedhof fotografierte ich, indem ich die Kamera mit Optik nach oben auf die Bodenfliesen legte, wo sie sich exakt ausrichten ließ. Die Augenmuschel der EOS musste ich dazu abneh-men (EOS 5D Mk, 14 mm, ISO 100, Bl. 11, 1/4 s).

Dom-SchätzeDas Innere des Stephansdoms ist eine Schatzkammer für Foto-grafen. Hier fügen sich die beiden Statuen und andere Details in die-ser Nische zu einem völlig neuen Gesamteindruck zusammen – und alle Gegenstände erzählen eine Geschichte (EOS 5D Mk III, 210 mm, ISO 100, Bl. 14, 8 s).

vielleicht vor der Karlskirche verbringen, hier laden genügend Bänke zum Verweilen rund um den Spiegelteich ein.

Fototipps für trübe TageZwei trübe Tage waren mir durchaus will-kommen: Zeit zum Beispiel für den Zen-tralfriedhof, der neben den Ehrengräbern berühmter Komponisten, Musiker und öster reichischer Bundespräsidenten (Präsi-dentengruft) auch glanzvolle Bauwerke wie die im Jugendstil erbaute Karl-Borromäus-Kirche mit ihrem attraktiven blauen Kuppel-gewölbe zu bieten hat. Über drei Millionen Menschen sollen auf dem Zentralfriedhof seit seiner Eröffnung im Jahr 1874 ihre letzte Ruhe gefunden haben.Wenn Ihnen der Sinn eher nach Museen oder Galerien steht, statten Sie z.B. der Al-bertina im Stadtzentrum einen Besuch ab. Sie enthält eine der bedeutendsten grafi-schen Sammlungen der Welt, mit Werken wie Dürers „Feldhase“. Weniger bekannt ist, dass die Albertina auch eine große Foto-sammlung beherbergt.In der prächtigen barocken Karlskirche durf-te ich mit Stativ fotografieren, im Stephans-

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dom dagegen nicht. Und so nutzte ich Kir-chenbänke und Fotogepäck zur verlässlichen Ausrichtung der Kamera; Spiegelvorauslö-sung und Fernauslöser gestatten dann die Aufnahme ohne Verwackeln.Im Stephansdom ist ein kleinerer Teil des In-nenraums frei begehbar, vollen Zugang er-hält man für 3,50 Euro. Das hat auch den Vorteil, dass man sich ohne Gedränge und mit Muße bewegen kann. In der Karlskirche wird eine Eintrittsgebühr von sechs Euro fäl-lig. Ein Highlight ist hier der (scheinbar tem-poräre) Lift im Innenraum, mit dem man unmittelbar unter die Kuppel fahren kann, um die meisterhafte Kuppelbemalung von Johann Rottmayr von nahem zu betrachten.

Wenn gar nichts mehr läuft …Spätestens als ich schnell zur Gloriette im Schlosspark Schönbrunn hoch wollte – sie liegt auf einer ansehnlichen Anhöhe – wurde mir klar, dass ich das nächste Mal das Ge-wicht der Ausrüstung noch etwas reduzieren werde. Tipp: Vom Dach der Gloriette hat man einen ausgezeichneten Blick auf die Stadt (Eintritt 2,50 Euro, Öffnungszeiten beach-ten). Beim Fotografieren der Brunnen im Park Belvedere merkte ich es noch nicht ein-mal sofort: Es lief gar kein Wasser. Auf Nach-frage am Eingang informierte man mich dann: Das Wasser wird vormittags von 10 bis 12 Uhr und nachmittags von 14 bis 16 Uhr angestellt. Das mag allerdings zu anderen Jahreszeiten – ich war im Sommer dort – an-ders sein. Also daran denken und nachfra-gen, anstatt später ärgern.

Siegfried Layda/Karl Stechl

Auf den Spuren der Reblaus: Beim „Heuri-gen“ geht‘s feuchtfröhlich zu; die freundliche Bedienung sorgt für Nachschub:

Die süße Seite Wiens: Sachertorte und Melange, eine der viele Kaffeevarianten Wiens, fotografiert im Café Sacher.

Ein oft fotografiertes Motiv, neu interpre-

tiert: Das Umgebungs-licht lässt noch Details

sichtbar werden, und die Belichtungsdauer

ist lang genug, um das Riesenrad mit Wisch-

effekt abzubilden.

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Tipps

Die nachfolgenden Tipps basieren auf den persönlichen Erfahrungen des Foto-grafen dieses Beitrags (Siegfried Layda). Für die Richtigkeit der gemachten Anga-ben können wir trotz sorgfältiger Recher-che nicht garantieren bzw. irgendeine Haftung übernehmen.

■ Anreise Von vielen deutschen Flughäfen aus ist Wien im Direktflug erreichbar. Vom Flug-hafen Wien-Schwechat erreicht man die Stadt am schnellsten (abgesehen vom Taxi) mit dem CAT (City Airport Train, verkehrt halbstündlich), Ankunft im Bahn-hof Wien Mitte (Rückfahrkarte 19 Euro). Preisgünstiger geht es vom Nebengleis mit der S-Bahn, die hält auch an ande-ren Bahnhöfen und braucht etwas mehr Zeit. Je nach Lage des Hotels ist man so evtl. trotzdem schneller am Ziel. An-reise mit dem Zug: Von München gibt es eine schnelle Zugverbindung nach Wien mit dem Railjet, der österrechi -schen ICE-Variante. Fahrtdauer ab Mün-chen: etwas über vier Stunden, Fahrtkos-ten ca. 170 Euro (Hin-/Rückfahrt, Spar-

preise bei früher Buchung beachten).

■ Mobilität Das eigene Auto kann man getrost zu Hause bzw. auf dem Hotel-Parkplatz ste-hen lassen. Wien verfügt über ein ausge-zeichnetes Verkehrssystem, bestehend aus U-Bahn, S-Bahn, Bus und Tram. Für die öffentlichen Verkehrsmittel kauft man am besten eine Mehrtages- oder Wochen-karte (72-Stunden-Wien-Karte 14,50 Euro, 48 Stunden 11,70 Euro). So ist man flexi-bel und spart Geld.

■ Übernachtung Wien bietet eine Fülle an Hotels und Gäs-tehäusern aller Kategorien von einfach bis luxuriös. Typischerweise finden sich besonders günstige Übernachtungsmög-lichkeiten häufig in den Außenbezirken mit entsprechend langen Anfahrtswegen. Meine Erfahrung ist zudem, dass es in je-dem Hotel gute und schlechte Zimmer gibt – es gibt nun mal auch die unterste Etage und einen beträchtlichen Prozent-satz Zimmer zur Straßenseite. Für Foto-exkursionen sollte das Hotel idealerweise

im Innenstadtbereich mit möglichst güns-tiger Verkehrsanbindung gelegen sein.

■ Equipment Mein üblicher Tipp (an den ich mich manchmal allerdings selbst nicht halten kann): Bloß nicht zu viel herumschleppen – das gilt für Wien ganz besonders, denn um die Atmosphäre der Stadt in Bildern einzufangen, muss man sie auch genie-ßen können. Um das Gewicht der Ausrüs-tung zu reduzieren, leistet ein Superzoom (z.B. 18–200 mm für APS-C) gute Diens-te. Dann noch ein Weitwinkel (Zoom) für enge Gassen und Innenräume, damit ist man schon ganz gut gerüstet. Viele Bau-ten in Wien werden abends sehr schön beleuchtet – also sollte ein Stativ mit ein-geplant werden. Für spontanes, unkom-pliziertes Fotografieren ist ergänzend ei-ne Kompaktkamera hilfreich.

■ Web-Links http://de.wikipedia.org/wiki/Wien http://www.wien.info/de http://www.wienkultur.info/ http://www.wien-konkret.at/

Das Café Central ist eines der klassischen Wiener Caféhäuser; hier sollte man mal gewesen sein. Die Blickrichtung gegen die Fenster lässt die Perso-nen im Vordergrund aus belichtungstechnischen Gründen im Dunkeln – was hier gewollt war.

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