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INFORM Magazin für die hessische Landesverwaltung 3/18 Sept. 2018 45. Jahrgang Hessische Zentrale für Datenverarbeitung Mobiles Arbeiten // HessenAccess: Sicherheit und Komfort als Standard ab Seite 29 Operativer Spiegel der Digitalstrategie // Direktor und Technischer Direktor der HZD im Interview ab Seite 14 Sesam öffne dich // Hand- venen-Scan als sichere Identi- fikationsmethode ab Seite 21

Hessische Zentrale für Datenverarbeitung INFORM 3-2018.pdf · 2 INFORM 3/18 // IMPRESSUM INFORM erscheint viermal jährlich (45. Jahrgang) Herausgeber Hessische Zentrale für Datenverarbeitung

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INFORM Magazin für die hessische Landesverwaltung

3/18 Sept. 201845. Jahrgang

Hessische Zentrale für Datenverarbeitung

Mobiles Arbeiten // HessenAccess: Sicherheit und Komfort als Standard ab Seite 29

Operativer Spiegel der Digitalstrategie// Direktor und Technischer Direktor der HZD im Interview ab Seite 14

Sesam öffne dich // Hand-venen-Scan als sichere Identi-fikationsmethode ab Seite 21

2 INFORM 3/18 // IMPRESSUM

INFORM erscheint viermal jährlich (45. Jahrgang)

HerausgeberHessische Zentrale für Datenverarbeitung Mainzer Straße 29, 65185 Wiesbaden Telefon: 0611 340- 0 [email protected], www.hzd.hessen.de

ChefredaktionManuel Milani

RedaktionBirgit Lehr, Hans-Peter Müller, Friederike van Roye

BeiratMarkus Brückner, Hans-Otto Ermuth, Hans-Georg Ehrhardt-Gerst, Dr. Alberto Kohl, Susanne Mehl, Dietmar Mittwich, Dr. Bernhard Fussel, Manfred Pospich, Eckart Ruß

Grafisches KonzeptAgentur 42 oHG | Konzept & Design, www.agentur42.de

DruckAC medienhaus GmbH, www.acmedienhaus.de

Fotos © Sfio Cracho – Fotolia: Titel, S. 6–7, S. 30; © Ingo Boddenberg: S. 4, S. 14–15, S. 17; © Alekss – Fotolia: S. 5; Andreas Grzesiek, Prof. Peter Eckart, HfG Offenbach: S. 5, S. 34–35, S. 37; © Robert Kneschke – Fotolia: S. 9; © Andreas Stampp: S. 19; © iQoncept – Fotolia: S. 20; © titima157 – Fotolia: S. 21; © Rainer Jensen: S. 28; © marima – Fotolia: S. 31; © Annalena Kluge, HfG Offen-bach: S. 38; Alle anderen © HZD

Grafiken © Agentur 42 oHG: S. 4, S. 22, 23, 24–25, 26, 27, 28, 36

Die in dieser Zeitschrift veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, auch auszugs weise, nur mit schriftlicher Genehmigung der HZD.

Wenn Sie die INFORM regelmäßig erhalten möchten, schreiben Sie uns: [email protected] oder rufen Sie uns an: Telefon 0611 340-1484

3EDITORIAL // INFORM 3/18

eine Frage, die uns jeden Tag beschäftigt, ist: Wie sieht die digitale Transformation der Verwaltung aus und welche Rolle spielt die HZD dabei? Die Verwaltungen stehen hierbei alles andere als am Nullpunkt, sondern befinden sich bereits mitten auf dem Weg. Mit dem Onlinezugangsgesetz entsteht aber die neue Situation, bundesweit die Verwal-tungsleistungen für die Bürgerinnen und Bürger und die Unternehmen umfassend digital verfügbar zu machen. Dies gelingt nicht mit Insellösungen. Wir brauchen dafür eine gemeinsame IT- Gover-nance aller Ressorts mit einer einheitlichen IT-Steu-erung und IT-Architektur, um erfolgreich zu sein.

Die große Aufgabe der digitalen Transformation muss entschieden angegangen werden. Es geht hierbei aber nicht nur um technische Lösungen. Es geht darum, dass der Staat Anschluss hält an das Tempo der gesellschaftlichen Veränderung. Und es geht darum, wie die Zukunft der Arbeit aussieht unter den Bedingungen der Digitalisierung. Des-halb hat Hessen gerade einen „Rat für Digitalethik“ unter Vorsitz von Ministerpräsident Volker Bouffier gegründet, dem hochrangige Vertreter aus Gesell-schaft, Wirtschaft und Wissenschaft angehören.

Wie meine und Thomas Kaspars Vorstellungen, Haltungen und Ansichten zur digitalen Transforma-tion der hessischen Landesverwaltung sind, lesen Sie „Im Gespräch“ in dieser Ausgabe.

Neue Wege gehen bzw. Innovationen vorantreiben, das zeigen weitere Beispiele, die Sie in diesem Heft finden. Unser BIENE-DrAuf-Team, das sind sieben junge Kollegen, die sich für die zeitgemäße Digita-

lisierung der Steuerverwaltung einsetzen. Mit dem Handvenen-Scan testen wir erstmalig eine beson-ders sichere und akzeptierte Technik der Identifi-kation. Und mit HessenAccess, das im Oktober als neues Produkt eingeführt wird und später zum Ba-sisumfang des HessenPC gehören wird, steigern wir weiter den Komfort beim mobilen Arbeiten. Auch unser Team der Zentralen Lizenzstelle geht weiter seinen Weg und wurde dafür mit dem SAM-Zertifikat von Microsoft ausgezeichnet – Hessen ist damit eines der ersten Bundesländer, was auch Co-CIO Roland Jabkowski freut.

Ich hoffe, wir können Ihnen auch mit dieser Ausga-be wieder ein paar interessante Einblicke in unsere Arbeit geben.

Ihr

Joachim Kaiser

Direktor der HZD

Liebe Leserin, lieber Leser,

4 INFORM 3/18 // INHALT

Handvenen-Scan

Der Handvenen-Scan ist eine hochsichere biometri-sche Identifizierungsmethode, die gleichzeitig eine sehr hohe Akzeptanz genießt. Jeder Mensch hat ein einzigartiges Handvenen-Muster, das ein Leben lang unverändert bleibt. Der Handvenen-Scan erfasst mit-tels Nahfeld-Infrarotlicht das Muster der Handvenen und transferiert es in ein Vektorbild. Das Sicherheits-niveau dieser Methode gehört zu den höchsten aller derzeit bekannten Verfahren. Besonders gut kommt dabei an, dass das System berührungslos und damit hygienisch arbeitet. Die HZD testet derzeit den Ein-satz an einem Zutrittssystem.

Sichere Identifikations methode . . . . . . . . . . . . . . 21

HZD – Operativer Spiegel der DigitalstrategieDie digitale Transformation der Verwaltung be-schäftigt nicht nur Bund, Länder und Kommunen auf Hochtouren. Auch für die HZD als avisierter Full Ser-vice Provider einer effizienten Landesverwaltung bedeutet dies eine Herkulesaufgabe auf unterschied-lichen Ebenen: Die HZD-Doppelspitze Joachim Kai-ser und Thomas Kaspar über den Stand der digitali-sierten Dinge, gestiegenen Innovationsdruck und strategische Maßnahmen – auch nach innen.

Interview mit Direktor Joachim Kaiser und Technischem Direktor Thomas Kaspar . . . . . . . . 14

NOTIZEN

8 Kurznachrichten aus Deutschland, Hessen und der HZD

KOLUMNE

13 HZD Web-Lounge

... und jetzt alle ...

IM GESPRÄCH

14 HZD – Operativer Spiegel der Digitalstrategie

Direktor Joachim Kaiser und Technischer Direktor Thomas Kaspar

im Interview

HZD-MAGAZIN

20 Projektstart

24/7 Hochverfügbarkeit

21 Sesam öffne dich

Handvenen-Scan als sichere Identifi kations methode

24 Zentrales Lizenzmanagement in der HZD

Rechts sicher – wirt schaft lich – strategisch

27 Schlips oder Basecap? Sneakers!

CEBIT-Bilanz

// Inhalt

5INHALT // INFORM 3/18

29 HessenAccess

Sicherheit und Komfort als Standard

31 Serverlösung

Neue „BIENE(N)“ braucht das Land

HESSENS CO-CIO

33 Nachgefragt

Hessens Co-CIO gratuliert und appelliert

IT-FORSCHUNG IN HESSEN

34 Mobilität der Zukunft

Die Technik ermöglicht neue Wege

IT-SICHERHEIT

39 Awareness

Smart & IoT – der Feind im Wohnzimmer

SERVICE

40 Tipps und Tricks

Offl ine Arbeiten mit SharePoint 2016

IT-Forschung in Hessen

Das Zuhause in Wiesbaden, der Arbeitsplatz in Frankfurt-Eschborn. Und der tägliche Weg dahin? Auto, Bahn oder Fahrrad? Car-Sharing, Mietsystem oder eine Kombi daraus? INFORM hat sich für die Serie „IT-Forschung in Hessen“ an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach umgesehen, wo der LOEWE-Schwerpunkt „Infrastruktur-Design-Gesell-schaft“ erforscht, wie wir uns künftig in Ballungszen-tren umweltschonend, bequem und effektiv bewe-gen. Entdeckt haben wir hochspannende neue, mul-timodale Mobilitätskonzepte, für die Kriterien wie Sicherheit und Wohlfühlfaktor, Qualität der Räume und Systeme sowie Design und, natürlich, auch IT ei-ne zentrale Rolle spielen.

Mobilität der Zukunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

Serverlösung für Finanzverwaltung:

BIENE-DrAufNeue Serverlösungen braucht das täglich digitaler werdende Land. Und selbstverständlich hält dieser Wandel auch in der Finanzverwaltung Einzug. Die nächste Neu-Entwicklung in Sachen „Erhebung“. Die Bundeseinheitliche integrierte evolutionäre Neu-entwicklung der Erhebung (BIENE) – eine moderne Serverlösung, die das bestehende Großrechner-Erhebungs-Verfahren ablösen soll, erhält ein neues „Sprachrohr“: die BIENE-Druckaufbereitung. Wa-rum die Zeit für eine Java-Neuentwicklung reif ist, weshalb BIENE-DrAuf für Fortschritt steht und wel-che Köpfe hinter der innovativen Lösung stecken, erläutert INFORM.

Neue „BIENE(N)“ braucht das Land . . . . . . . . . . 31

6

6 INFORM 3/18

7

7INFORM 3/18

Mobiles Arbeiten / HessenAccess // „Sicher“ geht schon lange, jetzt wird´s auch komfortabel! Seit rund 15 Jahren besteht bereits die Möglichkeit, die gewohnte Arbeitsumgebung via „VPN-Einwahl“ auch außerhalb der Dienststelle mit Hilfe eines „Token“ zu nutzen. Die für Herbst geplante Bereitstellung des neuen HZD-Produkts HessenAccess hievt diese Art des mobilen Arbeitens für Nutzer des HessenPC 3.0 nun auf ein neues Niveau. // ab Seite 29

8 INFORM 3/18 // NOTIZEN

Mit zunehmender Komplexität in der IT komme niemand mehr um Standardisie-rung, Konsolidierung und damit um ein Architekturmanagement herum. Nur die eigene Suppe kochen gehe also nicht mehr. Dies betonte Thomas Kaspar, Technischer Direktor der HZD (3. v. l), beim Treffen der „Community Enterprise Architektur Rhein-Main“, zu dem die HZD und das Hessische Innenministerium am 5. Juni 2018 erstmals in die HZD eingela-den hatten.

Enterprise- und Software-Architekten aus Wirtschaft und Verwaltung nutzen die regelmäßigen Treffen, um sich über ihre Erfahrungen auszutauschen und gegenseitiges Verständnis zu erzeugen. Diskutiert wurden Themen wie Enterpri-se Architektur in der Öffentlichen Ver-waltung, Aviation Reference Architecture und Erfahrungen mit der Einrichtung eines Security Frameworks zur Absiche-rung von IT-Services. //

Community Enterprise Architektur Rhein-Main // Inspiration und Erfahrungs-austausch in der HZD

Pünktlich zum 1. August startete der inzwischen 13. Jahrgang seine Fach-informatik-Ausbildung in der HZD in den Schwerpunkten Systemintegra-tion bzw. Anwendungsentwicklung. Zwei der Auszubildenden werden ausbildungsbegleitend Wirtschafts-informatik studieren. //

IT-Nachwuchs für die HZD // Aus bildung zum Fach informatiker

v.l.: Sebastian Hummel, Jugend- und Auszubilden-denvertreter der HZD, die neuen Azubis Tim Schilling, Jonas Bingel und David Stegmann sowie die Ausbil-dungsbeauftragte der HZD Ulrike von Borries.

9 NOTIZEN // INFORM 3/18

HZD IN ZAHLEN

Seiten hat die hessi-sche Finanzverwaltung Anfang 2017 verschickt. Mit BIENE-DrAuf, einer JAVA-Entwick-lung, geht die HZD neue Wege bei der noch großrechner-basierten Verfahrens-landschaft der steuer-lichen Erhebung. Mehr dazu ab Seite 31 //

Die HZD hat im Rahmen des eigenen IPv6 Programms einen sogenannten benutzerdefinierten Baustein zu IPv6 erstellt und dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Der BSI-Baustein der HZD zeigt die sicherheitsrelevanten Gefähr-dungen im Zusammenhang mit IPv6 und die allgemeinen Anforderungen bzw. Maßnahmen, die sich daraus ableiten lassen. Benutzerdefinierte Bausteine des BSI sind die elementaren Bestandteile der IT-Grundschutz-Methodik. Sie enthalten die wichtigsten Anforderungen und Empfehlungen zur Absicherung einzelner oder komplexer Systeme und Prozes-se und werden im IT-Grundschutz-Kompendium veröffent-licht. Auch Anwender des IT-Grundschutzes wie das Infor-mationssicherheitsmanagement der HZD haben die Möglichkeit, ihre Expertise in den IT-Grundschutz einzubrin-gen, indem sie benutzerdefinierte Bausteine erstellen, die dann auf der IT-Grundschutz-Webseite veröffentlicht wer-den. Unternehmen, die sich mit ähnlichen Themen befas-sen, können von dem bestehenden Know-how profitieren und die Inhalte bestenfalls weiterentwickeln. IPv6-Baustein der HZD: https://www.bsi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/BSI/Grundschutz/IT-Grundschutz-Modernisierung/Benutzerdefinierte_BS/BS_IPv6.html

BSI-Bausteine // Aus der Praxis für die Praxis

17.500Mahnungen mit

70.000

10 INFORM 3/18 // NOTIZEN

Gütesiegel Familienfreund-licher Arbeitgeber // Ein Pfund der Personalpolitik

In einer feierlichen Stunde übergab der Staatssekretär im Innenministerium Werner Koch rund 40 hessischen Dienst-stellen und zwei Hochschulen am 3. Mai 2018 das Gütesiegel „Familienfreundlicher Arbeitge-ber Land Hessen“ im Westfl ügel des Biebricher Schlosses. Die HZD bekam es – nachdem sie vor vier Jahren zu den ers-ten Ausgezeichneten in der

Landesverwaltung gehörte – erneut ausgehändigt. Direktor Joachim Kaiser, der Leiter der Außenstelle Hünfeld Hans-Georg Erhardt-Gerst und die stellver-tretende Gleichstellungsbeauftragte Dr. Anette Knedla nahmen es entgegen. Joachim Kaiser: „Als Dienststelle des Landes Hessen wollen wir attraktive Ar-beitsbedingungen bieten und weiterhin Lösungen für eine familienfreundliche Personalpolitik entwickeln. Unser Ziel ist es, wertschätzend miteinander umzu-gehen, die Belange der Beschäftigten

zu berücksichtigen und sie langfristig zu binden. Gerade in Zeiten des Fachkräfte-mangels ist dieses Prädikat für die HZD ein wichtiges Pfund.“

Voraussetzung für den Erhalt des Güte-siegels sind Zielvereinbarungen, die nachweislich umgesetzt werden müssen. Die HZD hat ein ganzes Bündel an Zielen, Aktivitäten und deren Umsetzung in vier unterschiedlichen Themenbereichen zusammengestellt:

Kultur / Führung und Arbeitsorga-nisation

Arbeitszeit und Arbeitsort

Information und Kommunikation

Angebote für Beschäftigte

In zwei Jahren muss die HZD dem Hessi-schen Innenministerium einen Zwischen-bericht vorlegen. Insgesamt besitzt das Gütesiegel vier Jahre lang seine Gültig-keit. //

v.l.: Hans-Georg Erhardt-Gerst, Leiter der Außenstelle Hünfeld. Dr. Anette Knedla, stellvertretende Gleichstellungs-beauftragte HZD, Joachim Kaiser, Direktor der HZD, Werner Koch, Staatssekretär im Innenministerium

Das Hessische Innenministerium

entwickelt im Auftrag der hessischen

Landesregierung ein eigenes Güte-

siegel zur Vereinbarkeit von Familie

und Beruf in der hessischen Landes-

verwaltung. Ziel ist, mit diesem

Personalmanagementinstrument eine

familienfreundliche Personal- und

Organisationspolitik in allen Dienststel-

len einzurichten, damit entscheiden de

Vorteile für die Beschäftigten und die

Dienststellen gleichermaßen verwirk-

licht werden können.

11 NOTIZEN // INFORM 3/18

Am 6. August 2018 starteten elf neue Trainees in der HZD. Es ist bereits das zweite Trainee-Programm in diesem Jahr. Der Schwerpunkt der Theorie liegt auf den Betriebssyste-men Windows und Linux und der Anwendungsentwicklung mit Java. Dazu kommen Seminare aus einer breiten Themenpalette u.a. zu: IT-Grundschutz, SharePoint, ITIL, Projektmanage-ment, Datenbanken, Virtualisierung und Softskill-Themen. Im Anschluss teilen sich die Trainees auf unterschiedliche Bereiche auf, wo sie in der Praxis weiter ausgebildet werden. Weitere Informationen zum Traineeprogramm der HZD unter www.hzd.hessen.de/karriere/it-trainee //

Qualifizierung // Trainee- Programm gestartet

Der zweite Trainee-Zug des Jahres 2018 startete am 6. August in der HZD seine Ausbildung.

Die CEBIT 2018 war noch in vollem Gange, da fand bereits die Hausmesse eXPO des kommunalen IT-Dienstleisters ekom21 am 13. Juni in Hanau statt. Die HZD präsentierte sich mit ihrem Stand als Partnerunternehmen des kommu-nalen IT-Dienstleisters. Beim Zukunfts-kongress in Berlin vom 18. bis 20. Juni informierte die HZD im Zusammenhang mit dem „Digitalen Behördengang“ über die FISBOX®. Das HZD-Produkt ist die flexible, kostengünstige, HessenPC-kompatible Premium-Lösung für alle Fachverfahren – mit agilen Softwareent-wicklungsmöglichkeiten, die sich nahtlos in die IT-Standards und -Landschaft Hessens einfügen. //

Sommer der Messen // CEBIT, eXPO, Zukunftskon-gress

12 INFORM 3/18 // NOTIZEN

Neuer HZD-Imagefilm // Digitale Verwaltung 4.0Der neue HZD-Imagefilm hat seine erfolgreiche Premiere auf der CEBIT 2018 gefeiert. In knapp drei Minuten Be-wegtbild ist darin kompakt zusammengefasst, wie die HZD als Full Service Provider mit unterschiedlichen Kompeten-zen, Lösungen und Anwendungen die Digitalstrategie des Landes Hessen unterstützt. Zu besichtigen ist der neue Imagefilm auf der HZD-Homepage unter hzd.hessen.de //

Secure Boot Stick // IT-Landesstandard nach erfolgreichen PenetrationstestsMit dem Secure Boot Stick bietet die HZD schon seit längerem einen wegweisenden Lösungsbaustein zur Unterstützung des mobilen Arbeitens in der Landesverwaltung an. Konzipiert für höchste Sicherheitsansprüche, ermöglicht der nur Fingerkuppen-große Stick den Remote-Zugang zu IT-Services der Landesverwaltung – unter Verwendung beliebiger privater oder nicht zentral von der HZD ver- walteter Hardware wie Notebook, PC oder Mac.

Im Februar wurden Penetrationstests des Secure Boot Stick durch einen Vertragspartner durchgeführt und erfolgreich abgeschlossen. Getestet wurde das VPN Einwahl-Gateway des Sticks sowie die Management-Appliance der HZD. Dies ergänzte die ebenfalls positiv abgeschlossenen Penetrationstests aus dem vorigen Dezember, bei denen der Stick an sich im Fokus der Betrachtung lag.

Die Secure Boot Stick [SX] Version 6.0 genügt extrem hohen Sicherheitsan-forderungen, wie sie z.B. in Bundes-behörden, bei der Bundeswehr oder in sensiblen Unternehmen verlangt werden und wurde vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik für die Geheimhaltungsstufe VS-NfD zugelassen.

Seit 15. März ist der Secure Boot Stick mit Zustimmung des EGOV-VR nun in die Liste der IT-Standards des Landes Hessen als Lösungsbaustein zur Unterstützung des mobilen Arbeitens in der Landesverwaltung (z.B. Telear-beit) aufgenommen (IT-Standard ld-Nr.26).

13 KOLUMNE // INFORM 3/18

Verwaltungsabläufe bestehen aus einer mehr oder weni-ger langen Folge von Arbeitsschritten. Laufmappen, Ver-fügungen und Mitzeichnungsleisten zeugen davon. Da-bei ist oft die inhaltliche Abstimmung zwischen einzel nen Schritten erforderlich. Die ist einfach, wenn eine über-schaubare Zahl von Beteiligten räumlich nah beieinander ist. Man setzt sich zusammen und erarbeitet das gemein-same Ergebnis. In größeren Gruppen oder wenn die Be-teiligten weiter voneinander entfernt arbeiten, wird die Abstimmung aufwändiger. Man telefoniert, schickt Kor-rekturexemplare von Dokumenten und durchläuft dabei mehrere Schleifen. Das dürfte an vielen Stellen das übliche Vorgehen sein.

Anders sieht es da aus, wo elektronische Werkzeuge zur Zusammenarbeit zur Verfügung stehen, die über die Möglichkeiten von E-Mail und Telefon hinausgehen. Der-lei Werkzeuge gibt es viele – vom einfachen Tool für eine spezifische Teilaufgabe bis hin zum komplexen System für „alle Fälle“. Da sind zum einen Werkzeuge, die die Kommunikation vereinfachen. Schon Chat-Programme sind bei schnellen Dialogen einfacher zu handhaben als E-Mail-Kaskaden. Nicht umsonst sind in der mobilen Welt die sog. Messenger so beliebt, dass alle datenschutz-rechtlichen Fragen bei den Nutzern in den Hintergrund treten. Werkzeuge für Audiokonferenzen lassen sich oft einfacher in Arbeitsumgebungen integrieren als klassi-sche Telefonanlagen. Und Werkzeuge für Videokonfe-renzen stehen heute auch an vielen Arbeitsplätzen zur Verfügung.

Neben der Kommunikation ist der Zugriff auf dieselben Daten ein weiteres Kernelement elektronischer Zusam-menarbeit. Auch hier ist das Spektrum breit gefächert und reicht von gemeinsamen Dateiablagen im Haus oder

im Internet bis zu umfangreichen Dokumentablagen mit Nutzerverwaltung und Versionskontrolle. Eine solche Ablage kann sicherstellen, dass es für alle Beteiligten immer einen einzigen gültigen Arbeitsstand gibt. Aber auch das unterstützt in der Regel das sequentielle Arbei-ten. Die wirklich gemeinsame – also gleichzeitige – Arbeit an einem Dokument kann aber auch von elektronischen Werkzeugen unterstützt werden. Ein im Rahmen einer Videokonferenz geteilter Bildschirm kann ein erster Schritt in diese Richtung sein. Andere Werkzeuge unter-stützen das kooperative oder kollaborative Schreiben mit mehreren Personen in derselben Datei.

Des Weiteren gibt es noch eine ganze Reihe von Werk-zeugen, mit denen sich Ideen sammeln und entwickeln, gemeinsame Analysen durchführen oder ganze Projekte planen lassen. Viele davon finden sich „in der Cloud“, was einerseits die gemeinsame Datenhaltung vereinfacht, andererseits aber auch Fragen hinsichtlich des Schutzes personenbezogener und anderer sensibler Daten auf-wirft. Doch egal, wo die Werkzeuge genutzt werden, alle haben eins gemeinsam: Sie bewirken nur dann etwas, wenn sie auch genutzt werden – und zwar gemeinsam. Nicht umsonst heißt es „Zusammen-Arbeit“. Schauen Sie einmal bei sich nach. Sie haben bestimmt mehr solcher Werkzeuge zur Verfügung, als Sie glauben.

Web-Lounge // ... und jetzt alle ...

dr. markus beckmann Architektur, Produkte und Standards Verfasser des Trendberichts der HZD [email protected]

14 INFORM 3/18 // IM GESPRÄCH

HZD // Operativer Spiegel der Digital strategie

INFORM: Herr Kaiser, wenn man die Fachmedi-en verfolgt, scheint das Thema Digitalisierung allgegenwärtig zu sein. Was bedeutet das für die Verwaltung im Allgemeinen und die HZD im Speziellen?

Kaiser: Es stimmt schon, die Digitalisierung verändert alles: die Gesellschaft, die Lebenswelt der Bürgerinnen und Bürger – und natürlich auch Staat und Verwaltung. Es geht aktuell darum, den Bürgerinnen und Bürgern sowie den Unterneh-men Verwaltungsleistungen elektronisch und da-mit leichter zur Verfügung zu stellen, nach innen medienbruchfreie, effiziente Abläufe zu schaffen und eine öffentliche Infrastruktur zu gestalten, die gute Rahmenbedingungen für die Digitalisierung in der Gesellschaft bietet.

Das Onlinezugangsgesetz verlangt von allen Verwaltungen bundesweit, ihre Verwaltungs-leistungen über interoperable Portale unter der Nutzung von Servicekonten bis 2022 online verfügbar zu machen – Amazon für die Verwal-tung. Ohne dieses Herzstück der Digitalisierung funktioniert es nicht und dies ist bereits eine gewaltige Aufgabe. Aber es ist nur der Anfang eines längeren Prozesses. Denken Sie nur an die Perspektiven, die sich z.B. durch Künstliche Intelligenz abzeichnen. Das, worüber wir als Ganzes reden, ist die digitale Transformation der Verwaltung. Und das wiederum bedeutet für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landesver-waltung, nicht nur für die IT-ler, dass sie in beson-derer Weise gefordert sind: Innovationsfähigkeit, Kreativität, Fantasie, Mut, Ausdauer, Motivation

– wir brauchen ein Mindset, eine Mentalität in der Verwaltung, die über die Technik und IT deutlich hinausgeht und für Veränderung steht.

INFORM: Eine andere Mentalität – und schon werden wir digital?

Kaiser: Diese Veränderungsbereitschaft lässt sich nur herstellen, wenn wir den Digitalisie-rungsprozess in der Landesverwaltung adäquat organisieren. Da bedarf es eines verbindlichen Commitments, einer gemeinsamen Einigung auf strategische Ziele. Alle Ressorts müssen an ei-nem Strang ziehen mit Blick auf einen zumindest mittelfristigen Planungshorizont. Wir müssen in ganzen IT-Landschaften denken und planen, nicht in kleinen, isolierten Flecken. Und wir brauchen viel Partizipation und Kommunikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Gestaltung der digitalen Transformation. Das geht über das tradierte Akzeptanzmanagement hinaus.

Für die HZD bedeutet es, dass wir unsere Rolle sehr bewusst annehmen und wahrnehmen. Wir wollen der Landesverwaltung Vorschläge ma-chen, wie man diese IT-Landschaften gestaltet und baut – und wir wollen, dass wir die Aufträge dafür mit größtmöglicher Qualität umsetzen. Um es auf eine Formel zu bringen: Wir wollen in Sachen Digitalisierung der Full Service Provider einer effizienten Landesverwaltung in der digita-len Welt von morgen sein.

INFORM: Herr Kaspar, Full Service Provider – was muss man sich darunter vorstellen?

Seltene Gelegenheit im sonst ausgebuchten Terminkalender: Direktor Joachim Kaiser und Technischer Direktor Thomas Kaspar stehen für ein gemeinsames Interview zur Verfügung. INFORM hat die Chance wahrgenommen und ein ausführ liches Gespräch mit den HZD-Direktoren über die digitale Transformation der Verwaltung und die neue Rolle der HZD als Full Service Provider, über IT-Land-schaften, reale Werte und virtuelle Wünsche geführt.

15 IM GESPRÄCH // INFORM 3/18

16 INFORM 3/18 // IM GESPRÄCH

Kaspar: Zunächst: Wir stehen bei der Digitalisierung ja nicht am Nullpunkt. Wir haben in der Landesverwaltung viele Bei spiele wie die steuerlichen, länderübergreifenden Verfah-ren im Rahmen von KONSENS, die belegen, dass wir die Digita lisierung schon vor längerer Zeit in Angriff genommen haben.

Natürlich bekommt sie durch aktuelle Anforderungen wie Medienbruchfreiheit oder gemeinsame Datennutzung weitere Aspekte, die uns in den jetzigen Digitalisierungsprozess führen. Zur konkreten Frage: Die Entwicklung der HZD vom herkömm-lichen Landes-Dienstleister zu einem Full Service Provider ist für uns die Antwort der HZD auf die Digitalstrategie des Landes.

INFORM: Können Sie konkrete Beispiele zur Veranschaulichung nennen?

Kaspar: Das neue Dokumenten-Management-System DMS etwa ist ein Grundpfeiler der Digitalstrategie. Hier geht es um Software-Ergonomie, um konzertiertes Vorgehen und um Veränderungsmanagement bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Landes, aber auch um eine Lösung, die orga-nischer Bestandteil des digitalen Verwaltungsarbeitsplatzes ist

– im Gegensatz zur jetzigen monolithischen Lösung.

Reden wir von Standardisierung, ist der HessenPC ein gutes Beispiel: Standardisierung ermöglicht uns, effizient zu sein, an gemeinsamen Dingen zu arbeiten. Dann die Themen Mobilität und Innovation, zukunftssichere Lösungen bereitstellen – Kern-elemente der Digitalstrategie. Wir müssen die anzugehenden Themen somit zentral und gemeinsam lösen. Dabei spielen Standardisierung und Konsolidierung eine elementare Rolle. Denn nur so können wir eine wirkungsvolle Durchdringung in der Digitalisierung des Landes sicherstellen.

INFORM: …bedeutet im Tagesgeschäft?

Kaspar: Für Insel-Lösungen bleibt da in der Regel kaum Raum, gleichwohl müssen sie im Einzelfall möglich sein – eben dann, wenn die Fachlichkeit dies erfordert. Auch das muss Digitali-sierung möglich machen. Ich spreche nicht nur von generellen Software-Lösungen, sondern auch von wiederverwendbaren Architektur- und Lösungsbausteinen bis hin zu standardisierten Steuerungs- und Managementstrategien. Gerade die Steue-rungs- und Managementstrategien regeln die Art und Weise, wie wir Digitalisierung durchführen. Unser Anspruch: Die HZD muss in diesem Prozess der operative Spiegel der Digitalstra-tegie des Landes sein – was nur als Full Service Provider möglich ist. Dies ruft alle Beteiligten auch ein Stückweit zum Umdenken auf, weil die Art der Zusammenarbeit sich ändert bis dahin, dass sich ganze Kollaborationsmodelle neugestalten. Die Zeiten, in denen IT daraus bestand, einzelne Anforderungen stur umzusetzen, sind schlichtweg vorbei. Fachlichkeit und IT müssen immer näher zusammenrücken.

Wir als Full Service Provider müssen im Rahmen von Geschäfts-prozess-Analysen auch das Kundengeschäft fachlich noch tiefer durchdringen, um unsere Kompetenzen als Geschäfts-prozessberater auszubauen. Und unsere Kunden wiederum müssen verstehen, wie wir Digitalisierungs-Projekte umsetzen, um sich als Auftraggeber gewinnbringend einbringen zu können. Fazit: Die Digitalisierung ändert grundlegend die Art und Weise, wie wir mit unseren Kunden zusammenarbeiten..

INFORM: Herr Kaiser, wo stehen wir in diesem Prozess heute? Ist der Anspruch (zu) groß und das Erreichte bescheiden?

Kaiser: Bescheidenheit ist als persönliche Eigenschaft grund-sätzlich nicht das Verkehrteste – weil sie vor Selbstüberschät-zung schützt. Aber auch ich glaube, dass sich Hessen ange-sichts des bisher Erreichten nicht verstecken muss. Thomas Kaspar hat ja bereits einiges zum Thema Standardisierung ausgeführt. Wir sind in Hessen in der komfortablen, aber auch hart erarbeiteten Situation, dass wir nicht mehr erst die Werk-zeuge zusammensuchen müssen, um das Onlinezugangsge-setz anzugehen. Im Gegenteil, wir haben bereits einen sehr gut sortierten „Baukasten“ mit Architektur- und Lösungsbaustei-

„Wir müssen die anzugehenden Themen zentral und gemeinsam lösen. Dabei spielen Standardi­sie rung und Konsolidierung eine elementare Rolle. Denn nur so können wir eine wirkungsvolle Durchdringung in der Digitalisie­rung des Landes sicherstellen.”

T H O M A S K A S PA R  Technischer Direktor der HZD

17 IM GESPRÄCH // INFORM 3/18

nen. Und zwar über alle Ebenen des Prozesses: Wie kommuni-ziert der Bürger mit uns, wie sieht es mit unseren Portalen aus, welches Antragsmanagement setzen wir ein, welche Endgerä-te haben wir und wie verarbeiten wir die elektronischen Daten bis hin zur Archivierung, welche technischen Systeme liegen dahinter und wie bringen wir die elektronischen Verwaltungs-leistungen wieder zurück zum Bürger – hier stehen schon viele, miteinander harmonisierende Lösungen bereit oder werden weiterentwickelt. Wir haben in Hessen einen hohen Reifegrad der Standardisierung und Konsolidierung.

INFORM: Und was passiert mit dem „Baukasten“?

Kaiser: Den „Baukasten“ setzen wir bereits erfolgreich ein, unter anderem in vier Großprojekten der Landesverwaltung unter Leitung des Hessischen Innenministeriums (HMdIS), die zum einen die Digitalisierung stark voranbringen, zum anderen den gesetzlichen Anforderungen des Onlinezugangsgesetzes Rechnung tragen und damit die Verwaltungswelt dauerhaft verändern werden. Dazu gehören das neue Dokumenten-Management-System, das Portalprojekt und das Vorprojekt Onlinezugangsgesetz sowie das Vorprojekt Digitale Modellbe-hörde bei den Regierungspräsidien.

Also: Wir sind gut vorbereitet und strukturiert in Hessen – was nicht heißt, dass es nicht noch gewaltiger Anstrengungen bedarf und es möglicherweise auch Rückschläge einzustecken gilt.

INFORM: Was bedeutet dies inhaltlich für die HZD? Und was ist noch zu tun, um fit zu sein für diese anspruchsvolle Aufgabe?

Kaspar: Wir haben uns natürlich Gedanken gemacht, wie wir diese Projekte und Verfahren noch einheitlicher steuern können, sprich: Wie können wir eine „Digital Governance“ in der HZD gestalten? Dies führte schon vor zwei Jahren zu einer strategischen Umorganisation der HZD mit zwei Kernelemen-ten: dem Zentralen Projektmanagement und dem Enterprise Architektur Management als Direktionsbereiche – wenn man so will „Key Success“-Faktoren für erfolgreiche Digitalisierung.

Es geht dabei nicht mehr wie bisher allein um den Anspruch, Qualität zu liefern, sondern es geht weit darüber hinaus. Agil sein, sich verändernden Bedingungen schnell anpassen, Lösungen für unsere Kunden schneller zur Verfügung stellen, es geht auch um Zukunftssicherheit – Stichwort: Innovations-management – und darum, neue Formate zuzulassen wie etwa Design Thinking oder Ähnliches. Dem dürfen wir uns nicht verschließen.

INFORM: Was verstehen Sie unter „Digital Governance“?

Kaspar: Inhaltlich bedeutet die Etablierung einer „Digital Governance“ für die HZD auch Digitalisierung nach innen: Wir haben es z.B. mit dem Management Informations System MIS geschafft, operatives Projektmanagement mit Management-Controlling und -Steuerungsprozessen in einer Plattform zu vereinen. Da geht es nicht einfach darum, ein Projekt zu beschreiben, sondern vielmehr um Kernelemente wie Kosten, Meilensteine, Projektziele, Projektänderungen und vor allem um übergreifendes Risikomanagement. Wir haben also all das, was ein umfassendes Projektmanagement und -controlling

18 INFORM 3/18 // IM GESPRÄCH

charakterisiert, digitalisiert, und zwar „end to end“, vom Pro-jekt über das Management bis zur Berichterstattung, inklusive Projektantragsprozesse und integrierter Workflows.

Natürlich freuen wir uns, dass wir das MIS nicht nur allein, sondern heute schon gemeinsam mit einigen unserer Kunden nutzen. Derzeit wird bei uns eine multiple Mandantenfähigkeit umgesetzt – mit dem Ziel, das MIS als Standard-Projektcontrol-ling-Werkzeug in der Landesverwaltung zu etablieren.

INFORM: ... und neben MIS?

Kaspar: Darüber hinaus haben wir das landesweite Programm-Management für den HessenPC umgesetzt, d.h.: die Wei-terentwicklung des Standardisierungs-Projektes in Hessen zusammen mit unseren Kunden und den Ressorts. Auch das

technische Programm-Management ist in der HZD aufge-baut. Zusätzlich haben wir im Rahmen der Umorganisation eine Produkt-Abteilung geschaffen – mit allen Produkten, die verwaltungsübergreifend in Hessen zum Einsatz kommen. Das sind nach meiner Einschätzung unbestrittene Schlüsselfakto-ren für eine erfolgreiche Digitalisierung.

Und gerade der HessenPC hat gezeigt, dass das Land in der Lage ist, umfassend zu standardisieren. Man muss ja Standardi-sierung nicht nur können, sondern auch wollen – und wir haben die Erfahrung gemacht, dass unsere Kunden Standardisierung befürworten.

Zudem haben wir unsere Kompetenzen im Geschäftsprozess-Management und in der Geschäftsprozess-Analyse ausgeweitet

– auch eine der Kernkompetenzen eines Full Service Providers. Wir können die Ressorts nur dann bestmöglich in der Digitali-sierung beraten, wenn wir das Kundengeschäft auch fachlich verstehen. Wieder positiv zu vermelden ist, dass gerade unse-re Beratungsleistung im Geschäftsprozess-Management in der jüngsten Zeit vermehrt in Anspruch genommen wird.

Zusammenfassend heißt das: Die Digitalstrategie des Landes ist übergeordnet das Instrument, an dem die HZD ihr Handeln orientiert – und wir sind uns sicher, dass damit die richtigen Schritte eingeleitet sind, damit die HZD in der Tat als operativer Spiegel der Digitalstrategie wahrgenommen wird.

INFORM: Wer sind die Hauptakteure der digitalen Transforma-tion in der HZD?

Kaiser: Um die digitale Kompetenz der HZD auszubauen, mussten wir die Organisation verändern und neue Prozesse einführen. Wir kamen aber schnell zu der Überzeugung, dass das nicht ausreicht. Wenn wir darüber reden, dass wir Innova-tionen realisieren müssen, dass wir ein ganz anderes Tempo der Veränderung brauchen und aufnehmen, dass wir nicht an Einzelthemen arbeiten, sondern ganze Verfahrenslandschaften neu- bzw. umgestalten, dann kriegen Sie das nicht mehr hin mit Steuerungsmechanismen in ausschließlich tradierter Form. Uns wurde klar, dass wir eine sinnstiftende Unternehmenskul-tur und damit auch Führungskultur schaffen müssen, in der sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den strategischen Zielen der HZD identifizieren – und mit gemeinsamen Werten wie Verantwortung, Respekt, Innovation, Qualität, Mut und Zusammenhalt am Erreichen der gesteckten Ziele in Sachen Digitalisierung arbeiten. Dabei wird auch eine interne 360°- Kommunikation mit unternehmensrelevanten Informationen immer wichtiger.

INFORM: Wie sieht das in der Praxis aus?

Kaiser: Wir haben in der HZD einen Prozess gestartet, den wir „Wertemanagement“ nennen. Welche Werte brauchen wir in der HZD, um unsere Unternehmensziele zu erreichen? Und welche Maßnahmen müssen wir ergreifen, um unsere Werte zu verankern – in der Art und Weise, wie wir zusammenarbeiten, wie wir uns austauschen, wie wir an Projekte herangehen. Das verlangt Veränderungsbereitschaft, Offenheit, auch Kritikfä-higkeit – von allen.

„Uns wurde klar, dass wir eine sinnstiftende Unternehmens­kultur und damit auch Führungs­kultur schaffen müssen, in der sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den strate­gischen Zielen der HZD identi­fizieren …”

J OAC H I M K A I S E R  Direktor der HZD

19 IM GESPRÄCH // INFORM 3/18

Wir haben außerdem festgestellt, dass wir über den tradierten, wissensgetriebenen Begriff „Skills“, also „Fähigkeiten“, hin-ausgehen müssen. Natürlich sind Kenntnisse über Methoden, Technologien usw. nach wie vor unverzichtbar – aber wir müs-sen darüber hinausgehen und Kompetenzen aufbauen, damit jeder seine Rolle in einem Team gut ausfüllen kann. Kurz: Diese beiden Stränge – Wertemanagement und Kompetenzmodell – sind für uns wichtige Treiber im Veränderungsprozess unserer Arbeit und in der digitalen Transformation.

INFORM: Herr Kaiser, Herr Kaspar, wenn Sie sich etwas für die Digitalisierung in der hessischen Landesverwaltung wünschen dürften, was wäre das?

Kaiser: Wenn Thomas Kaspar und ich uns schon etwas wünschen dürfen, darin sind wir uns völlig einig, dann sind es vier Dinge:

Erstens: Dass die IT-Steuerung im Land noch stringenter und verbindlicher wird, vor allem, dass sich die Zeithorizonte für die Umsetzung landesweiter Vorhaben deutlich verkürzen. Da müssen wir an Dynamik und Einheitlichkeit gewinnen.

Zweitens: Digitalisierung ist Innovation für die Zukunftsfähig-keit des Landes. Bereits heute setzt die Haushaltspolitik hier einen sehr markanten Schwerpunkt. Aber die Umsetzung der großen Digitalisierungsprojekte wie Onlinezugangsgesetz und Digitale Modellbehörde gelingt nur mit einer deutlichen Perso-nalverstärkung in den Ressorts und auch der HZD. Wir haben

noch in Erinnerung, welchen Ressourcenbedarf die Einführung der Neuen Verwaltungssteuerung in der Landesverwaltung hatte. Wir glauben, dass die Digitalisierungsvorhaben in der Summe nicht weit weg davon liegen.

Drittens: Digitalisierung wird nicht nur vorangetrieben von Lenkungsausschüssen und Projektgruppen, die nach Projekt-managementmethoden vorgehen. Das ist zwar unverzichtbar, aber wir müssen dennoch versuchen, die Digitalisierung auf eine breitere Basis zu stellen. Im Rahmen unserer Landesstrate-gien sollte auch mehr Raum für Formen der Partizipation von Verwaltungsmitarbeiterinnen und Verwaltungsmitarbeitern sein, die den Projekten vorgelagert sind oder diese ergänzen. Agile Formate wie Digitalwerkstätten, Innovation Labs, Design Thinking, bei denen Verwaltungsmitarbeiter und IT-ler zusammen- kommen und Ideen entwickeln, halten wir für empfehlenswert.

Viertens: Wir müssen mehr IT-Kräfte für die Landesverwaltung gewinnen und die Fachkräfte, die wir haben, müssen gehalten werden. Die Flexibilisierung der Arbeitsbedingungen und der Arbeitszeit, Work-Life-Balance, Gesundheitsmanagement sowie die Arbeitsplatzsicherheit sind starke Argumente für den Arbeitgeber Land Hessen. Aber wir werden uns in der Konkur-renz um IT-Fachkräfte gegen den Markt, andere Länder und den Bund nur behaupten können, wenn wir auch an der Vergü-tungsstruktur für IT-Fachkräfte im Rahmen des TV-H etwas än-dern. Und wir müssen deutlich mehr junge, IT-affine Menschen bereits in ihrer Ausbildung und Qualifizierung in IT-Berufen an das Land heranführen. Ab diesem Wintersemester kooperiert Hessen mit der Hochschule RheinMain beim dualen Studien-gang Wirtschaftsinformatik mit Schwerpunkt Verwaltungsinfor-matik. Diesen Weg sollten wir verbreitern. Die Beteiligung des Landes an den IT-Studiengängen mit Bachelorabschluss sollte ausgeweitet und um Master-Studiengänge erweitert werden. Wir halten es unter dem Aspekt der Bindung der Studienabsol-venten an das Land auch für lohnenswert, über die Einrichtung eines Diplom-Studienganges Verwaltungsinformatik im Beam-tenverhältnis nachzudenken.

Die Fragen stellten Birgit Lehr und Hans-Peter Müller, HZD.

20 INFORM 3/18 // HZD-MAGAZIN

Projektstart // 24/7 HochverfügbarkeitMitte Mai fi el in der HZD der Startschuss für das Projekt „24/7 Hochverfügbarkeit“. Ziel ist es u.a. die Betriebs-stabilität weiter zur erhöhen, auftretende Störungen oder Ausfälle schneller zu beheben und für bestimmte Verfahren und Basisdienste die Servicezeiten zu erweitern.

Im Rahmen der fortschreitenden Digitalisierung und durch In krafttreten des Onlinezugangsgesetzes (OZG) steigen die Anforderungen an die Landes-IT. Somit steigen auch die Anforderungen an die HZD, die für den Betrieb, den Support und teilweise auch für die Entwicklung der zu Grunde liegenden Verfahren verantwortlich ist. Um den gestiegenen Bedarfen gerecht zu werden, braucht es u.a. mehr und gut ausgebildete Personalressourcen, den Einsatz neuester Technologien und gut ineinandergreifende end2end-Supportprozesse.

24/7

24/7 bezeichnet die ständige Bereitschaft bzw. Verfügbarkeit eines Dienstes oder einer Dienstleis-tung. Die Abkürzung steht für 24 Stunden, 7 Tage die Woche, d.h. schlichtweg rund um die Uhr.

Hochverfügbarkeit (engl.: high availability) bezeichnet die Fähigkeit eines Systems, trotz Ausfalls einer seiner Komponenten mit einer hohen Wahrscheinlichkeit (zum Beispiel 99,9%) den Betrieb weiterhin zu gewähr-leisten.

Friederike van roYe

Kommunikation, Information [email protected]

Dabei bildet eine solide IT-Basisinfrastruktur das Fundament. Das Projekt „24/7 Hochverfügbarkeit“ soll einen wichtigen Beitrag dazu leisten, entsprechende Maßnahmen zu implemen-tieren. Das Projekt setzt auf Erfahrungen auf, die die HZD bereits in diversen anderen Projekten gesammelt hat. Zu den Verfahren, die bereits heute rund um die Uhr hochverfügbar betrieben werden, gehören u.a.:

diverse Polizeiverfahren

das Justizverfahren Zentrales Schutzschriftenregister

OASIS, Online-Abfrage Spieler-Informations-System

Das System zur Verwaltung von Personendaten – ein Verfah-ren der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung

Das Projekt „24/7 Hochverfügbarkeit“ hat die Ausweitung auf strategisch wichtige Handlungsfelder der HZD zum Ziel, um die Landesverwaltung bei der Digitalisierung und der Erfüllung des OZG bestmöglich zu unterstützen sowie die Voraussetzungen für zukünftige Entwicklungen zu schaffen.

21 HZD-MAGAZIN // INFORM 3/18

Sesam öffne dich // Handvenen-Scan als sichere Identifikations methodeEin Passwortwechsel hier, eine neue Chipkarte dort, eine vergessene PIN heute, ein verloren gegangener Token morgen: Die Liste an Passwörtern und anderen Hilfsmitteln wächst für die meisten Menschen stetig, die Sicherheit tut es nicht. Die HZD testet derzeit ein biometrisches und einfach handhabbares Identifizierungssys-tem für den Einsatz in der Verwaltung – für mehr Sicherheit.

Hacker und Datendiebe knacken überall erfindungsreich Sicherheitssysteme, die Komplexität der Gegenmaßnahmen überfordert viele, lässt manchen nachlässig werden und öffnet so Türen für kriminelle Machenschaften.

Wie schön wäre es, alle Passwörter zu vergessen und sich dennoch sicher zu sein: Meine Daten, mein Gebäude, meinen Sicherheitsbereich weiß ich bestmöglich geschützt.

Die HZD als Full Service Provider der hessischen Landesverwal-tung und Kooperationspartner von Bund, Ländern und Kommu-nen hat eine besondere Verantwortung für Daten. Deshalb beobachtet sie nicht nur ständig die Entwicklungen im Sicher-heitsbereich, sie testet auch neue Sicherheitssysteme und bringt sie bei Tauglichkeit zur Anwendungsreife für die Verwaltung.

Im Test ist derzeit der Handvenen-Scan, ein biometrisches Identifizierungsverfahren, das durch seine komfortable Hand-habung und sein extrem hohes Sicherheitsniveau besticht. Eine seltene Paarung, die Eindruck macht, wie die Vorführung auf der diesjährigen CEBIT bewies.

VERGLEICH HANDVENEN-SCAN / FINGEPRINT

Handvenen-Scan Fingerprint

Fälschlich akzeptiert

(FAR False Acceptance Rate)

0,00001 %

1 : 10.000.000

0,001 %

1 : 100.000

Zu Unrecht zurück-gewiesen

(FRR False Rejection Rate)

0,01 %

1 : 10.000

0,1 %

1 : 1.000

Angaben von Fujitsu Suprema

22 INFORM 3/18 // HZD-MAGAZIN

Wie es funktioniert

Die Handvenen eines jeden Menschen bilden ein einzigartiges, individuelles Muster, das während der ganzen Lebensspanne unverändert bleibt. Keines gleicht dem anderen, jedes lässt sich eindeutig und zweifelsfrei einer bestimmten Person zuweisen. Das Sicherheitsniveau beim Handvenen-Scan gehört zu den höchsten aller derzeit bekannten Verfahren bei gleichzeitig bestem Akzeptanz- und Komfortniveau.

Die Venenmustererkennung erfolgt mit Nahfeld-Infrarotlicht. Das sauerstoffarme Hämoglobin absorbiert dieses Licht. So entsteht ein Bild des Handvenen-Musters, das vom Sensor erfasst, in ein Vektorbild transferiert und als Template abgespei-chert wird. Berechtigungen werden nur erteilt, wenn das aktuell erfasste Venenmuster mit den Informationen im hinterlegten Template übereinstimmt. Da die aktuelle Messung mit einem Zeitstempel versehen wird, der die Messung nur kurze Zeit gültig macht, sind Missbräuche ausgeschlossen. Auf der CEBIT 2018 demonstrierte die HZD das System anhand einer Tür: Zunächst wird das Handvenen-Muster einer Person mit der oben beschriebenen Methode erfasst und als Template hinterlegt. Hält sie anschließend ihre Hand vor einen Scanner an der Tür,

VORTEILE DES HANDVENEN-SCANS

Kontaktloser Betrieb

— Hygienisch

— Hohe Akzeptanz

— Schnelle Erkennung

Praxistauglich

— Nahezu jeder kann registriert werden

— Schwer zu kopieren

— Handvenenmuster sind einzigartig und ändern sich lebenslang nicht

Hohe Sicherheit

23 HZD-MAGAZIN // INFORM 3/18

Friederike van roYe

Kommunikation, Information [email protected]

vergleicht das System die hinterlegten biometrischen Informati-onen mit dem Handvenen-Muster und – Sesam öffne dich – die Tür geht auf. Besonders gut kommt dabei an, dass das System berührungslos und damit hygienisch arbeitet.

Wofür es sich eignet

Die Zutrittskontrolle per Handvenen-Scan eignet sich für alle, die nach sicheren Lösungen für den Zugang zu Arbeitsbereichen

Ansprechpartner für den Handvenen-Scan in der HZD ist

Harms Becker

Tel. 06652 187-2233

[email protected]

oder IT-Anwendungen suchen und die unpraktische bzw. unsi-cherere Identifi zierungsmethoden wie Passwörter, Chipkarten oder Token ablösen möchten. Sei es als Login bzw. Single-Sign-On-Lösung, Zugangsberechtigungssystem für Administratoren, Zugangskontrolle von Gebäuden oder Sicherheitsbereichen, aber auch für sichere Zahlungssysteme und andere Aktivitäten, bei denen die Authentisierung durch eine sichere Identifi zie-rung unterstützt wird.

Die ersten Eindrücke des HZD-Tests an einem Zutrittssystem sind positiv: Das System ist funktionell und die Versuchsteilneh-mer sind begeistert von der einfachen Handhabung.

nied

rigAk

zept

anz/

Kom

fort

Sicherheitsniveau

H A NDV ENENERK ENNUNG V S. A NDERE V ERFA HREN

niedrig

hoch

hoch

Gesichtserkennung

PINPasswort

Fingerprint

Stimmen-erkennung

Hand-geometrie

Iris

Handvenen-erkennung

Retina

24 INFORM 3/18 // HZD-MAGAZIN

Zentrales Lizenz management in der HZD // Rechts sicher – wirt schaft lich – strategisch

HessenPC-Standard-Client ZBP-Kunden

Konzeption ZLM

S TA R T P R O J E K T Z L M

Q3/2014 Q3/2015

Einführung der neuen zentralen Prozesse, Implementierung SAM-Tool Snow

Das Team der Zentralen Lizenzstelle (v.l.): Kamila Sušac, Tobias Holtbecker, Susanne Mehl, Axel Stephan, Veronika Wallisch und Christine Matthes

25 HZD-MAGAZIN // INFORM 3/18

Sorgfältiges und robustes Lizenzmanagement ist heute eine elementare Notwendigkeit für Unternehmen und selbstver-ständlich auch für die öffentliche Verwaltung. Es spart langfristig Kosten, vermeidet Audits, liefert Rechtssicherheit und unterstützt die strategische Ausrichtung des Software-Einsatzes.

Ein kurzer Blick zurück: Der Führungsstab der HZD hat im Juni 2015 das Projekt „Zentralisierung Lizenzmanagement“ beauf-tragt. Die Aufgabenstellung bestand darin, neue systemunter-stützte Prozesse für das Lizenzmanagement zu konzipieren und Schritt für Schritt umzusetzen. Zu diesem Zweck hat die HZD eine Zentrale Lizenzstelle aufgebaut, die sich aus TÜV-zertifi zier-tem Personal in den Rollen Lizenzverwalter, -produktmanager, -vertragsmanager und -prozessmanager zusammensetzt. Im Juni 2017 wurde die Zentrale Lizenzstelle dann in die Linienor-ganisation integriert.

Inzwischen gewährleistet die Zentrale Lizenzstelle der HZD das nachhaltige Lizenzmanagement für den HessenPC, der rund

70.000 Beschäftigten der Landesverwaltung zur Verfügung steht, und auch für über 4.000 Server, die die HZD betreibt.

Die enorm große Zahl an Lizenzen, die unterschiedlichsten Lizenz-Metriken, die von den Softwareherstellern vorgegeben werden, und die inzwischen kaum noch überschaubare Anzahl an Software-Produkten kann nur durch ein schrittweises Vorge-hen sinnvoll und geordnet in ein Lizenzmanagement übernom-men werden. Für die Einführung des Zentralen Lizenzmanage-ments wurde deshalb ein Rollout-Plan ausgearbeitet, der dieser Komplexität Rechnung trägt.

Nach der fachlichen Konzeption und Einführung des Lizenzma-na-gements hat die HZD für die IT-technische Unterstützung ein entsprechendes Tool ausgewählt. Über ein solches Tool wer-den – fortlaufend aktualisiert – die Lizenz-Metriken aller auf dem Markt erhältlichen Softwareprodukte bereitgestellt. Darüber hinaus ist es entscheidend, dass die Lizenzstatus-Berichte aus dem Tool von allen namhaften Software-Herstellern anerkannt

Zentrales Lizenz management in der HZD // Rechts sicher – wirt schaft lich – strategisch

Nach der erfolgreichen Einführung des Zentralen Lizenzmanagements ist die HZD im Juni 2018 mit dem Soft-ware-Asset-Management (SAM)-Zertifi kat von Microsoft Deutschland ausgezeichnet worden.

HessenPC-Standard-Client ZBP-Kunden

Ressort-Client HZD (MS, non-MS)

Server HZD

HessenPC-Standard-Client Justiz, Polizei

Geschäftsmodell Lizenzmanagement

S TA R T Z E N T R A L E L I Z E N Z S T E L L E S A M - Z E R T I F I K AT M S

Q3/2017 Q3/2018 Q1/2020

Fachgebiet Z7: Lizenzmanagement weitere PlanungEinführung der neuen zentralen Prozesse, Implementierung SAM-Tool Snow

Übersicht des Rollout-Plans zur Einführung des Zentralen Lizenzmanagements

26 INFORM 3/18 // HZD-MAGAZIN

veronika wallisch Fachgebietsleitung Zentrale Lizenzstelle

[email protected]

werden. Die HZD hat das Software-Asset-Management Tool Snow License Manager ausgewählt.

Snow ist durch Schnittstellen in die Systemlandschaft der HZD integriert. Über eine Schnittstelle zur Zentralen Betreiber Platt-form (ZBP) des HessenPC werden die Daten der Softwareinstal-lationen der Clients eingespielt. Für die Server erfolgt dies über das Scan-Tool BMC-Discovery.

Über die Schnittstellen werden die technischen Daten zum konkreten Einsatz der Software in Snow eingespielt. Um den korrekten Lizenzstatus zu ermitteln, müssen auch die kaufmän-nischen Daten zu jeder einzelnen genutzten Lizenz im System erfasst werden. Hierdurch entsteht anfangs ein erheblicher Auf-wand, der insbesondere darin besteht, die Historie jeder Lizenz (rückwirkend bis zur Anschaffung) zu recherchieren, in das Tool einzugeben und mit den technischen Daten zu verknüpfen.

Als erstes hat die HZD den Lizenzstatus für die Microsoft-Lizen-zen der HessenPC Standard-Clients ermittelt, die über die ZBP der HZD angebunden sind. Danach folgte der Ressort-Client der HZD. Dieser umfasst die in der HZD eingesetzte Standard-Client-Software von 80 verschiedenen Herstellern.

Die Erfassung von Serverlizenzierungen ist bei weitem kompli-zierter als bei Clients. Für die ca. 4.000 Server der HZD werden die Microsoft Serverprodukte aktuell bearbeitet und sollen im laufenden Jahr systemgestützt abgebildet werden.

Der Rollout-Plan sieht für 2018 und 2019 außerdem die Aufnah-me des Lizenzmanagements der HessenPC Standard-Clients der Justiz und der Polizei vor, sowie die Non-Standard Software der HZD. Grundlage hierfür ist die erfolgte Anbindung an die ZBP.

Lizenzmanagement als Kundenservice

Auf Basis der bis heute gesammelten Erfahrungen entwickelt die HZD aktuell ein Geschäftsmodell, um das Lizenzmanage-ment auch als Kundenservice anbieten zu können. Das Vorge-hen richtet sich hier nach der Möglichkeit, die nötigen techni-schen Daten automatisiert auslesen und übertagen zu können. Deshalb werden im ersten Schritt nur die Ressort-Clients der über die ZBP angeschlossenen HessenPC-Kunden in die Be-trachtung einbezogen.

Der Aufwand, den die sehr sorgfältige und planvolle Einfüh-rung des Lizenzmanagements der HZD generiert hat, zeigt nun konkrete Erfolge. Hessen ist im Vergleich zu anderen Bundeslän-dern beim Thema Lizenzmanagement sehr weit vorn. Es gehört zu den ersten Flächenländern, die ein SAM-Zertifikat für seine Lizenzmanagement-Prozesse erhalten haben.

Die aktuellen und zukünftigen Aktivitäten der Zentralen Li-zenzstelle wenden sich nun immer mehr der Gestaltung von Lizenzmodellen sowie der Konsolidierung und Optimierung der vorhandenen Verträge zu. Das täglich aktualisierte Software-As-set-Management bildet eine Grundlage für die weitere strategi-sche Ausrichtung des Lizenzmanagements.

BMC-Discovery

SERVER

CLIENTS

vMWarevCenter

SLMSnow License

Manager

Kaufmännisches Inventar

Technisches Inventar

Metrik

SIMSnow

IntegrationManager

SNOWInventory

Client

SCCM

ADITS-Hessen

Snow-Systemlandschaft zur Unterstützung des Lizenzmanagements

27 HZD-MAGAZIN // INFORM 3/18

Schlips oder Basecap? Sneakers! // CEBIT-BilanzDie neue CEBIT hat sich erstmals als fröhlich frisches Business-Festival versucht. Ein Rückblick.

Das war sie also nun – die coole, runderneuerte CEBIT, die 2018 eine nächste Zeitrechnung begonnen hat, um als „hippes Business-Festival“ für junge Vordenker eine zukunftsfähige Dreifaltigkeit aus IT-Event, Entertainment und Digital-Messe zu feiern. Das (wage)mutige Konzept: Bällebad am Morgen, mittags Meeting, am Nachmittag munteres Netzwerken und abends zu Jan Delay oder Mando Diao. Darüber, ob diese radikale Neuerfi ndung nach vier meteorologisch eher durchwachsenen Juni-Sommertagen tatsächlich aufgegangen ist, gehen die Meinungen gepfl egt auseinander: Macher, Aussteller, Besucher und Beobachter haben da wohl per se ganz unterschiedliche Perspektiven.

Euphorie hier, Kulturschock dort

Während etwa die Veranstalter um CEBIT-Chef Oliver Frese pfl ichtgemäß eine fast schon euphorische Bi-lanz („erfolgreiche Premiere“, „Aussteller wie Publikum überzeugt“, „für unseren Mut und große Entschlossenheit belohnt“, „alle gesteckten Ziele erreicht“) ziehen woll-ten, musste so mancher CEBIT-Traditionalist zwischen Streetfood-Ständen, DJ-Podesten, Liegestühlen, Surfan-lage und Beach-Atmosphäre mit einer Art Kulturschock kämpfen. Ganz kritische Beobachter hatten gar mit Blick auf das 60 Meter hohe SAP-Riesenrad inmitten des Cam-pus-Freigeländes wahlweise eine „IT-Kirmes“ oder einen

„digitalen Rummelplatz“ ausgemacht, der zudem nie die Brücke vom Festival zum Business, sprich: zum zahlenden Aussteller, geschlagen habe.

Was bleibt, sind bei Lichte betrachtet auch eher ambi-valente Eindrücke und ernüchternde Zahlen: Insgesamt strömten an der auf vier Tage verkürzten CEBIT gerade mal 120.000 Besucher auf das weitläufi ge Messegelän-de – 80.000 weniger als im Vorjahr. Da wirken die guten Quoten der Online-Nutzer über Streaming und diverse Social-Media-Kanäle wie ein Trostpfl aster – der Return of Invest wird gerade auch in der Quadriga der Aussteller-Riesen Huawai, IBM, SAP und Salesforce wohl eher noch in Standbesuchen, Kontakten und Leadbögen gemessen.

Hohe Sneakerdichte

Fakt ist: Vergleiche mit früher, insbesondere mit den glorreichen CEBIT-Tagen (anno 2001 kamen noch sage und schreibe 830.00 Besucher), hinken – das abgelöste Format der reinen B2B-Messe, die 2014 bis 2016 auf luk-ratives Geschäft setzte, funktionierte nicht mehr. Andere Faktoren spielen nun eine Rolle: 90 Prozent Fachbesu-cher – ein Drittel aus dem Topmanagement – wurden gezählt, insgesamt ist die Messe jünger und weiblicher geworden, das Durchschnittsalter von 40plus auf 35 gesunken während die Sneakerdichte erheblich stieg –

28 INFORM 3/18 // HZD-MAGAZIN

und mehr denn je waren sogenannte „Infl uencer“ und Start-ups vertreten. Jetzt, so Oliver Frese, müsse man der neuen Messe einfach Zeit geben, wieder kontinuierlich zu wachsen.

Peter Altmaier: „Fürchtet Euch nicht!“

Diese Einschätzung hat er nicht exklusiv: Bundeswirt-schaftsminister Peter Altmaier etwa hatte zur Eröffnung schon mit Blick auf Schwerpunkte wie Künstliche Intel-ligenz und Human Robotics ein fl ammendes „Fürchtet Euch nicht!“-Plädoyer für die neue CEBIT und deren immense Bedeutung am Digitalstandort Deutschland gehalten. Auch Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder sah mit seinem IT-Branchenverband „die Erwar-tungen sogar übertroffen“ und sekundierte den opti-mistischen Zukunftsblick der Messemacher: „Klasse statt Masse“, will sagen: weniger, aber intensivere Gespräche hatten die bei der Bitkom organisierten Unternehmen gezählt.

„Jünger, Frischer, Kreativer“?

„Klasse statt Masse“ – diese Formel galt für die gut be-suchte hessische CEBIT-Präsenz in Halle 14, Stand J20, inmitten des public sectors „Digital Administration“, wo man beim Gang nach draußen auf den Campus schon mal ein wenig fremdelte zwischen all den Basecaps, Bermuda-Shorts, Liegestühlen und Hot-Dog-Ständen. Die Erkenntnis drinnen: Das „Digitale Hessen“ war als Präsen-tations- und Netzwerk-Plattform ein Erfolg – zwar weniger Gespräche, aber diese umso intensiver. Gleichwohl gilt es für die Zukunft, den komplettrenovierten CEBIT-Spirit aufzunehmen, neue Ideen zu denken, attraktive Exponate zu entwickeln – und die Verwaltung 4.0 frei nach dem CEBIT-Motto „Jünger, Frischer, Kreativer“ aufzustellen.

hans-Peter mÜller Kommunikation, Information

[email protected]

Ganz neues CEBIT-Feeling: Jan Delay feiert auf der Center Stage unterm SAP-Riesenrad eine semi-digitale HipHop-Party, gemeinsam mit gut 7.000 Fans.

29 HZD-MAGAZIN // INFORM 3/18

HessenAccess // Sicherheit und Komfort als StandardDie Arbeit am PC in der Dienststelle ist für viele Bedienstete der Landesverwaltung seit langem Realität. Der Zugriff auf E-Mail, das Internet, die Informationen im Mitarbeiterportal, die in SharePoint abgelegten und ge-meinsam genutzten Dokumente und nicht zuletzt die elektronische Aktenführung sind längst unverzichtbar geworden.

„Sicher“ geht schon lange…

Mit der „VPN-Einwahl“ steht bereits seit rund 15 Jahren die Möglichkeit zur Verfügung, die gewohnte Arbeitsumgebung auch außerhalb der Dienststelle zu nutzen – auf Dienstreisen, während der Telearbeit, bei Notfällen …

Für lange Zeit musste jedoch ein deutlicher Mangel an Komfort als Preis für diesen Zugewinn an Flexibilität in Kauf genommen werden: Der Aufbau des VPN-Tunnels erfordert einige zusätz-

liche Arbeitsschritte und muss im Falle einer unzuverlässigen Netzverbindung auch noch mehrfach wiederholt werden. Die Notwendigkeit, dafür den „Token“ ständig mitzuführen, wird von vielen Nutzern ebenfalls als lästig angesehen.

… jetzt wird’s auch komfortabel!

Die für Herbst 2018 geplante Bereitstellung von HessenAccess als neuem HZD-Produkt wird die Situation für die Nutzer des HessenPC 3.0 deutlich verbessern: HessenAccess „merkt“ es, wenn eine Verbindung ins Internet besteht, und baut darüber die VPN-Verbindung selbstständig auf. Reißt die Verbindung ab (Tunneldurchfahrt auf der Dienstreise per Bahn, Funkloch bei der Mitfahrt im Dienstwagen), wird die Verbindung nach der Unterbrechung ohne weiteres Zutun des Anwenders wiederher-gestellt.

Fast schon „always online“…

Das Schöne dabei ist: Mit der Zeit wird Ihr HessenPC eine ganze Reihe von WLAN-Zugängen kennen (zu Hause, in der Bahn, in anderen Dienststellen…) und sich automatisch mit einem dieser Netze verbinden, wenn es wieder in Reichweite kommt. Der lästige Token und die manuelle Wiederherstellung der Verbin-dung gehören damit endgültig der Vergangenheit an.

Ab 2020 im Basisumfang des HessenPC

Mobiles Arbeiten war einmal eine echte Ausnahme. Heute ist es Teil der Normalität für viele Bedienstete – und es ist absehbar, dass der Anteil mobiler Tätigkeit noch weiter steigen wird. Die HZD unterstützt diese Entwicklung mit der Aufnahme von

SCHRITTE ZUR EINFÜHRUNG VON HESSENACCESS

✔ Produktevaluierung

✔ Diskussion in den Arbeitskreisen

✔ Formaler Einführungsbeschluss

läuft Test durch Pilotanwender

09/2018 Allgemeine Verfügbarkeit

01/2020 Aufnahme in den Basisumfang des HessenPC

30 INFORM 3/18 // HZD-MAGAZIN

HessenAccess in den Basisumfang des HessenPC ab 2020. D.h., HessenAccess wird ohne die Berechnung individueller Kosten für alle Nutzer des HessenPC 3.0 zur Verfügung stehen.

Was wird aus der VPN-Einwahl?

Die Nutzung von HessenAccess ist nur mit dem HessenPC 3.0 möglich. Da bei unseren Kunden weiterhin die Notwendigkeit besteht, auch von anderen Systemen aus per VPN auf das Landesnetz zuzugreifen, bleibt die VPN-Einwahl bis zur vollstän-digen Ablösung durch HessenAccess weiterhin verfügbar.

horst kiehl Produktmanager HessenPC

[email protected]

Was ist aus dem Token geworden?

Falls Sie sich fragen, warum der lange Zeit erforderliche „Token“ nicht mehr gebraucht wird: Aus Sicherheitsgründen wird auch bei HessenAccess eine zweifache Authentifizie-rung verwendet. Im Gegensatz zu früher besteht der „zweite Faktor“ aber nicht mehr aus dem Token, sondern aus einem sicher auf dem Gerät gespeicherten Software-Zertifikat. Der Gewinn an Komfort wird also nicht durch eine Einbuße an Sicherheit „bezahlt“!

31 HZD-MAGAZIN // INFORM 3/18

Die Bundeseinheitliche integrierte evolutionäre Neuentwicklung der Erhebung (BIENE), eine moderne Serverlösung, hat sich zum Ziel gesetzt, das bestehende Großrechner-Erhebungs-Verfahren abzulösen – braucht aber noch ein „Sprachrohr“, die BIENE-Druckaufbereitung (BIENE-DrAuf).

Bei BIENE besteht das „Sprachrohr“ – genauso wie im bestehen-den Verfahren – aus Mahnungen, Vollstreckungsankündigungen und diversen anderen Schreiben. Die Aufgabe, diese Schreiben zu erzeugen, übernimmt im bestehenden Verfahren die soge-nannte „Band2-Auswertung“, die zukünftig von dem Verfahren BIENE-DrAuf abgelöst werden soll.

Aber warum etwas Neues schaffen, wenn es dies im beste-henden Verfahren bereits gibt? Die Antwort: Innovationen und Fortschritt bieten bessere Serverlösungen, mit denen der Großrechner abgelöst werden kann. Die Zeit für eine Java-Neu-entwicklung ist reif.

Kurz gesagt, kümmert sich das BIENE-DrAuf-Team der HZD dar-um, dass am Ende seiner Verarbeitung ein Druckstück steht, das in einem nachgelagerten Prozess gedruckt und verschickt sowie revisionssicher abgelegt wird.

Das Projekt

Druckstücke sind PDF-Dateien, die mit bundeseinheitlichem Aussehen das Ergebnis des von BIENE-DrAuf programmierten Java-Codes sind. Ein kleiner Klick für die Finanzbeamten, ein weiterer Schritt für das Land in Richtung Digitalisierung und pa-pierlose Verwaltung. Egal, ob über die Webservice-Schnittstelle oder den Massenlauf, mehrere Wege führen zu einem Druckstück.

Im Webservice-Aufruf kann sich der Bearbeiter im Finanzamt durch einen einfachen Klick ein Druckstück (z.B. eine Mahnung) im Entwurfsformat anzeigen lassen – die sogenannte „personell erstellte Mahnung“. Die auf diese Weise vom Bearbeiter freige-gebenen Druckrohdaten werden bei BIENE mit den Druckroh-daten eines automatischen Laufs über sämtliche Steuerkonten zusammengefügt und an BIENE-DrAuf weitergereicht. Hier werden die Daten entsprechend aufbereitet und waschechte PDF-Dateien erzeugt, die nur noch darauf warten, physisch ausgedruckt und versendet sowie revisionssicher in der Gesamt-dokumenten- und Datenablage (GDA) abgelegt zu werden. Um den folgenden Dateitransfer und den Anstoß der übrigen nach BIENE-DrAuf gelagerten Schritte kümmert sich anschließend das Verfahren GeCo-PROTON (Prozess- und Transaktionscontroller).

Serverlösung // Neue „BIENE(N)“ braucht das Land Altes soll neu werden. So war es und so wird es sein. Auch in der Finanzverwaltung hält der Wandel Einzug, sodass es Zeit für eine Neu-Entwicklung der Erhebung ist. Zur Verfahrenslandschaft der überwiegend noch BS2000-großrechnerbasierten Erhebung gehören z.B. die SEPA-Lastschriften und -Überweisungen, das Mahn- und Vollstreckungswesen, Zinsberechnungen und zahlreiche weitere Verfahren. Die Programme beschäftigen sich also mit Steuerarten, Ein- und Auszahlungen, Sollstellungen, Buchungstexten und Fälligkeiten.

32 INFORM 3/18 // HZD-MAGAZIN

SEPA QR-CODE

FinanzamtFrankfurt am Main II

Finanzamt Frankfurt am Main II, Postfach 110862, 60305 Frankfurt

Herrn und FrauFridolin und Viola Bach

Georg-August-Zinn-Str. 3

65183 Wiesbaden

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20 030 000 03420 030 000 042

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gemäß Kontostand vom 01.01.2017

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Mahnung

der folgende Betrag ist bisher von Ihnen noch nicht entrichtet worden. Bitte zahlen Sie den Ge-

samtbetrag in Höhe von 1.100,00 Euro umgehend unter Angabe der Referenz- und Steuer-

nummer.

1/2

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Sehr geehrter Herr Bach,

Sehr geehrte Frau Bach,

ZahlungsempfängerIBANBICBetrag (in Euro)ReferenznummerSteuernummer

Finanzkasse Frankfurt am Main II

DE88 5005 0000 0001 0002 31

HELADEFFXXX1.100,00RF022612041155555789

2658080300050

Mahnung

der folgende Betrag ist bisher von Ihnen noch nicht entrichtet worden. Bitte zahlen Sie den Ge-

samtbetrag in Höhe von 1.100,00 Euro umgehend unter Angabe der Referenz- und Steuer-

nummer.

1/2

TeTeT lefofof n: (069) 2545-02 ///// TeTeT lefax: (069) 25452999

Weitere Bankverbindungen:

BBk Filiale Frankfurt Main, IBAN DE07 5000 0000 0050 0015 04, BIC MARKDEF1500

Ld Bk Hess-Thür Gz Ffm, IBAN DE59 5005 0000 0001 0000 74, BIC HELADEFFXXX

BBk Filiale Frankfurt Main, IBAN DE97 5000 0000 0051 0015 06, BIC MARKDEF1500

Weitere Neuerungen

Die praktische und revisionssichere PDF-Ablage und die damit verbundene Wiederauffi ndbarkeit in GDA ist einer der vielen Vorteile des neuen Systems. Genauso die Möglichkeit nun einen QR-Code auf dem Druckstück auszugeben, um moderne Banking-Apps zu nutzen, anstatt wie bisher die alten Überwei-sungsträger.

Die Zukunft sieht so aus, dass die Auswertung vom Großrechner allmählich auf die neuen Serverlösungen migriert werden kann.

Zur Veranschaulichung: Ein großer Mahnlauf Anfang des Jahres 2017 in Hessen beinhaltete etwa 17.500 Mahnungen, die 70.000 Seiten bzw. halb so vielen (35.000) Blättern Papier ent-sprechen. In anderen, Einwohner-stärkeren Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen sind diese Zahlen erheblich größer.

Eine der großen Herausforderungen für die BIENE-DrAuf-Ent-wickler der HZD in diesem Projekt ist, mit diesem sehr umfang-reichen Datenaufkommen performant umzugehen. Und: Die Mahnschreiben sind nur eines von vielen Druckstücken, die zum täglichen Produktionspfl ichtprogramm der Auswertung gehören.

DAS BIENE-DR AUF-TEAM DER HZD

Zurzeit besteht das BIENE-DrAuf-Team der HZD aus sieben Entwicklern. Sie programmieren agil und ori-entieren sich stark am Scrum-Gedanken. Das „Vorge-hensmodell Projekte“ der HZD berücksichtigen sie ebenfalls und erstellen dafür u.a. Berichte. Zu diesem Zweck trifft sich das Team täglich zu einem maximal 15-minütigen Stand-Up-Meeting (Daily Scrum), in dem kurz über wichtige Neuigkeiten informiert wird, sowie zweiwöchentlich zum großen Sprint-Meeting, um die jeweils vergangenen beiden Wochen Revue passieren zu lassen und die Arbeitsweise und -ergebnisse zu op-timieren. So ist im gesamten Team immer ein aktueller Informationsstand gewährleistet.

sascha Gramotke Steuererhebung, Auswertungen

[email protected]

Eine mit BIENE-DrAuf

erzeugte Mustermahnung

v.l.: Philipp Dusch, Vitali Usvyatsov, Fabian Steiner, Sascha Gramotke, Alexander

Frank, Patrick Blint (nicht auf dem Bild: Arno Caspari)

33NACHGEFRAGT // INFORM 3/18

Nachgefragt // Hessens Co-CIO gratuliert und appelliert

INFORM: Herr Jabkowski, ein kurzer Rückblick: Im Juni ist die HZD mit dem Software-Asset-Management (SAM)-Zer-tifikat von Microsoft beehrt worden. Ihre Bewertung dazu?

Roland Jabkowski: Eine solche Auszeichnung ist das Ergeb-nis einer konsequenten und sorgfältigen Arbeit innerhalb der HZD. Hierzu möchte ich allen beteiligten Mitarbeiterin-nen und Mitarbeitern herzlich gratulieren. Sie haben einen tollen Job gemacht! Gründliches, robustes Lizenzmanage-ment ist mehr denn je eine elementare Voraussetzung für eine erfolgreiche öffentliche Verwaltung. Ein bestens orga-nisiertes Lizenzmanagement bietet gute Voraussetzungen, langfristig Kosten zu sparen und minimiert Ausfall-Risiken. Die neue Zentrale Lizenzstelle gewährleistet die rechtssi-chere, wirtschaftliche und strategisch ausgerichtete Lizen-zierung der HZD – auch für den HessenPC, der rund 70.000 Mitarbeitern in der Landesverwaltung zur Verfügung steht.

INFORM: Vor gut einem Jahr ist das Onlinezugangsgesetz in Kraft getreten und hat mit der Umsetzungspflicht für 2022 eine anspruchsvolle Aufgabe formuliert. Geben Sie uns bitte eine kurze Expertise dazu?

Roland Jabkowski: In der Tat hat das neue Onlinezugangs-gesetz mit der Digitalisierung aller Verwaltungsangebote bis 2022 für Politik und Verwaltung eine Herkulesaufgabe ins Hausaufgabenheft geschrieben. Diese Herkulesaufgabe, die natürlich den Handlungsdruck erhöht hat, werden Bund, Länder und Kommunen nur gemeinsam bewältigen können. Noch grundsätzlicher: Im Bereich des eGovernments ist es für alle Beteiligten viel effizienter zusammenzuarbeiten, denn nur so kann man voneinander lernen und gemeinsam

Probleme lösen. Das Bewusstsein hierfür wächst, dennoch bleibt es wichtig, immer wieder daran zu appellieren. ‚Ge-meinsam statt einsam‘ muss das Motto sein. Wir in Hessen arbeiten bei der Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes intensiv mit den Kommunen und mit Dienstleistern wie der HZD zusammen und haben u.a. mit den laufenden Vorpro-jekten an drei Regierungspräsidien wichtige Weichen ge-stellt, um die gesetzlichen Vorgaben erfolgreich umzusetzen.

INFORM: Stichwort Zusammenarbeit: Im März wurde ein Kooperationsvertrag mit der Hochschule RheinMain geschlos-sen, und seit ein paar Tagen sind die ersten Studierenden im neuen dualen Studienschwerpunkt Verwaltungsinformatik im HZD-Praktikum. Geben Sie uns kurz vorm offiziellen Semes-terstart Ihre Einschätzung dazu?

Roland Jabkowski: Hessen wird täglich digitaler, auch die Verwaltung des Landes. Dafür benötigen wir künftig noch mehr gut ausgebildete Fachkräfte, die sowohl die Informatik als auch die Verwaltung verstehen, beides also zusammenbringen. Das neue Studium wird nun die Mög-lichkeit bieten, parallel neben dem Hochschulabschluss in Informatik in der HZD berufsspezifische Praxiserfahrung zu sammeln. Ich freue mich über die neuen Studentinnen und Studenten und auf ihre Ideen. Zu ihrer Studienwahl kann ich ihnen nur gratulieren und heiße sie herzlich willkommen im neu konzipierten Studiengang, der Kaderschmiede für eGovernment-Spezialisten in Hessen! Auch durch die stark praxisorientierte Qualifizierung künftiger IT-Fachkräfte sor-gen wir dafür, dass Hessen beim eGovernment ein Spitzen-land in Deutschland bleibt.

34 INFORM 3/18 // IT-FORSCHUNG IN HESSEN

Mobilität der Zukunft // Die Technik ermöglicht neue Wege

Wohnen in Taunusstein, arbeiten in Frankfurt-Eschborn. Wie lege ich am besten die Strecke zurück? Auto, Bahn, Fahrrad? Eigenes Fahrzeug oder Mietsystem? Oder eine Kombination daraus? Wie wir uns in Zukunft in Ballungszentren wie dem Rhein Main Gebiet bewegen, dazu forscht der neue LOEWE-Schwerpunkt: „Infra struk- tur – Design – Gesellschaft“. INFORM war für die Serie „IT-Forschung in Hessen“ an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach und bekam einen Einblick in multimodale Mobilitätskonzepte: Sicher-heit und Wohlfühlfaktoren, die Qualität der Räume und Systeme, Design und IT spielen dabei eine wichtige Rolle.

Neulich war Mikael Colville-Andersen in Wiesbaden. Hessens Landeshaupt-stadt ist im ADFC-Ranking (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) Deutschlands fahrradunfreundlichste Stadt. Dass dies so sei, wundert den Dänen nicht. Denn Fahrradwege seien nicht durchgängig vorhanden, und wenn, dann nicht sicher. Colville-Andersen ist einer der weltweit führenden Stadtplaner und Mobilitäts-experten. Er verfolgt den Ansatz, Städte fahrradfreundlicher und dadurch lebens-werter zu gestalten. Der Gründer der Copenhagenize Design Company hat den Copenhagenize-Index entwickelt, nach dem Großstädte einem Ranking unterzogen werden, das die weltweite Entwicklung des Großstadt-Radverkehrs bewertet. Kopenhagen, seine Heimat-stadt, belegt hier den Spitzenplatz.

In Offenbach an der Hochschule für Ge-staltung (HfG) beschäftigt man sich eben-falls mit multimodalen Mobilitätsangeboten

Virtual Reality-Darstellung des Siegerentwurfs der Bike Bridge von Andreas Grzesiek // Entwurf: Greenline // Projekt: Bike Bridge // Jahr: 2017 // Betreuer: Prof. Peter Eckart, Dipl.-Des. Julian Schwarze.

35 IT-FORSCHUNG IN HESSEN // INFORM 3/18

der Zukunft. Prof. Dr. Kai Vöckler von der HfG: „Wir stehen kurz vor einer großen Veränderung: In der Zukunft werden uns viele neue Möglichkeiten geboten werden, uns ökonomisch, aber auch kom-fortabel und vor allem nachhaltig fort-zubewegen. Mit der Digitalisierung sind ganz neue Mobilitätsformen mög lich: Wir sind nicht mehr auf das eigene Fahrzeug angewiesen und werden zukünftig prob-lemlos eine Vielzahl von verschiedenen Verkehrsmitteln, je nach unseren Bedürf-nissen, nutzen können. Dazu müssen wir uns aber in den unterschiedli chen Mo-bilitätsräumen nicht nur sicher, sondern auch wohl fühlen. Eben diese Bedürfnisse der Nutzer sind es, die bei der Gestaltung der neuen Mobilitätsangebote und damit der Räume, Abläufe und Systeme zu berücksichtigen sind.“ Prof. Dr. Vöckler ist Sprecher des Direktoriums des interdis-ziplinären Projekts „Infrastruktur – Design – Gesellschaft“ (IDG), das systematisch die Anforderungen an die Gestaltung dieser

neuen, vernetzten und multimodalen Mo-bilität im Rhein-Main Gebiet untersucht, einem der großen Verkehrsknotenpunkte Deutschlands mit dem Frankfurter Flug-hafen als Zentrum, dem Autobahnkreuz A3/A5 und dem hochfrequentierten Frankfurter Hauptbahnhof.

Das interdisziplinäre Forschungsvorhaben wurde Anfang dieses Jahres ein neuer LOEWE-Schwerpunkt, den das Hessische Wissenschaftsministerium mit rund 3,5 Mio. Euro bis Ende 2021 fördert. Erstmalig hat eine Kunsthochschule die Federfüh-rung für einen LOEWE-Schwerpunkt, „weil hier die Idee und die Initiative geboren worden sind“, sagt Julian Schwarze, heute wissenschaftlicher Mitarbeiter im IDG-Teil-projekt „Design“, der sich darüber freut, dass neben Architekten, Verkehrsplanern, Informatikern und Humangeografen von vier hessischen Hochschulen unterschied-lichen Typs die Designer der HfG in die Fragestellung miteinbezogen sind.

DEUTSCHL ANDS PENDLERS TÄDTEZahl der Einpendler im Vergleich zur Zahl der Einwohner in % (Rang 1 bis 10). Quelle: Postbank

Frankfurt am Main

Düsseldorf

Stuttgart

München

Köln

Hamburg

Leipzig

Dortmund

Hannover

Berlin

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24

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8

36 INFORM 3/18 // IT-FORSCHUNG IN HESSEN

Dr. Yves Vincent Grossmann, wissen-schaftlicher Koordinator in der IDG-Ge-schäftsstelle, erklärt die allgemeine Idee hinter dem Forschungsvorhaben: „Wir entwickeln Lösungsansätze, die Men-schen dazu bringen sollen, unterschiedli-che Verkehrsmittel zu nutzen und sich so umweltfreundlich fortzubewegen. Dabei spielt das Smartphone eine große Rolle: Mit ihm kann man sich digital vernet-zen und sowohl Bus und Bahn als auch individuelle Angebote wie Carsharing koordinieren. Das Design kommt bei der Frage ins Spiel, wie die Bedürfnisse un-terschiedlicher Nutzer bei der Gestaltung neuer Mobilitätsangebote einbezogen

werden und wie zum Beispiel Apps dafür aussehen können. Design wird angesichts von Digitalisierung, Individualisierung und Flexibilisierung der Nachfrage im Verkehr immer wichtiger.“

Von BIKE.0 zur Bike Bridge, vom analogen zum digitalen Modell mit Virtual und Augmented Reality Julian Schwarze hat 2015 das Diplom als Designer an der HfG bei Prof. Peter Eckart, einer der Initiatoren neben Prof. Dr. Kai Vöckler des Forschungsprojektes IDG und Teilprojektleiter „Design“ im

Forschungsprojekt, gemacht. „Die Spe-zialisierung auf das Mobilitätsthema im Fachbereich „Integrierendes Design“ an der HfG habe ich von Anfang bis heute mitbegleitet“ sagt er. Gerade wurde er zur Promotion zugelassen, auch diese konzentriert sich auf das Thema, genauer auf Mobility Hubs, also Verkehrsknoten-punkte. An der Begutachtung, der The-menfi ndung, Ausarbeitung der Teilpro-jekte, die reine Lehre des IDG-Vorhabens und dem LOEWE-Antrag ist er beteiligt.

Doch wie fi ng alles an? „Mit dem Projekt „Bike.0“, blickt Julian Schwarze zurück. Im Fokus stand die Produktion von Fahrrad-teilen in der Stadt und die Frage, wie die Produktion mit Hilfe neuer Fertigungsver-fahren eine stärkere Individualisierbarkeit von Bauteilen des Fahrrades ermöglichen kann. Heute sind die ersten Startups daraus entstanden.“ Mit „wheel2wheel“ haben die Design-Studenten von Prof. Eckart und Schwarze die Fahrrad-Vernet-zung (urban/suburban) von Agglomera-tionsgebieten untersucht, beispielsweise einen Fahrradschnellweg von Darmstadt nach Frankfurt, und sich die Frage ge-stellt: Wie könnte ein Fahrrad aussehen, das nur auf dieser Strecke genutzt wird?

Zusammen mit dem Regionalverband in Frankfurt entstanden zwei Projekte, in denen es um einen integrierten Mobility

68

9

8

554

1

Fahrrad

Zu Fuß

U-Bahn, StraßenbahnZug,

S-Bahn

Bus

Pkw

Motorrad, Motorroller

DER WEG ZUR ARBEITVon je 100 Berufstätigen in Deutschland nutzen für den Arbeitsweg ...Quelle: Statistisches Bundesamt

Augmented Reality: Überlagerung von realer und virtueller Welt zur Veranschaulichung der Bike Bridge – am besten am Originalort, wo das virtuelle Bild in das reale Bild eingebettet wird, empfiehlt Julian Schwarze.

37 IT-FORSCHUNG IN HESSEN // INFORM 3/18

Das Fachgebiet „Multimedia Kommunikation“ an der TU Darmstadt geht innerhalb des IDG-Schwerpunkts der Frage nach, wie das umweltfreundliche multimodale Mobilitätsver-halten spielerisch gefördert werden kann.

Als Ansatz werden dabei Serious Games Konzepte einge-setzt, d.h. Spiele, die abgesehen vom „Fun Faktor“ einen Mehrwert bieten: Lernspiele zum Vokabel-Lernen, spiele-risches Einsatzkräftetraining für Polizei und Rettungskräfte oder Gesundheitsspiele für die Prävention und Rehabilitation sowie „Social Awareness“ und „Social Impact Games“, die spielerisch auf gesellschaftlich relevante Themen wie Sicher-heit, Religion, Energie oder Klima aufmerksam machen, infor-mieren und ggf. eine Verhaltensänderung hervorrufen.

Im Bereich der spielerischen Förderung von umweltfreundli-chem Mobilitätsverhalten zeigt das Beispiel „Viagga Rove-reto“, dass es durchaus möglich ist, die Pkw-Nutzungsrate durch den Einsatz von spielerischen Prinzipien enorm zu reduzieren. In einem fünfwöchigen Experiment wurde ge-zeigt, dass Anwender durch die spielerischen Anreizsysteme wesentlich umweltfreundlicher unterwegs waren und nur 21 Prozent den PKW genutzt haben – im ersten Stadium ohne die spielerischen Angebote waren es noch 49 Prozent.

In Zusammenarbeit mit der Fachgruppe „Neue Mobilität“ der Frankfurt University of Applied Science und den Gestaltungs-experten an der HfG wird in der Serious Games Gruppe an der TU Darmstadt ein Konzept für ein „Sliced Serious Game“ zur Förderung des umweltfreundlichen Mobilitätsverhaltens konzipiert, in Form einer App prototypisch realisiert und mit der Zielgruppe des LOEWE-Schwerpunkts erprobt. Kon-zeptionelle Fragestellungen umfassen die Gestaltung einer offenen, motivierenden Spielwelt im urbanen Kontext mit der Bereitstellung von ortsbasierten spielerischen Elementen, die zum Spielen „unterwegs“ in Bussen, Bahnen oder zu Fuß bzw. beim Wechsel zwischen Verkehrsmitteln beim Umstieg geeignet sind. Hierfür müssen variable Spielformen erarbei-tet werden, die beispielsweise auch für sehr kurze Spielse-quenzen genutzt werden können.

Technisch werden zudem Konzepte zur Sensor-gestützten Erkennung von Aktivitäten und genutzten Modalitäten (Fortbewegungsmittel) erarbeitet. Ziel dabei ist, eine bessere Erkennungsrate als beispielsweise die von Google bereitge-stellte Fence/Awareness API zu erzielen.

Serious Games // Spielerisch lernen

38 INFORM 3/18 // IT-FORSCHUNG IN HESSEN

Hub mit Servicestation am Frankfurter Flughafen geht, an dem man mit dem Rad ankommt, zur Arbeit geht oder sofort in die S-Bahn einsteigen kann – verortet an Gateway Gardens. „Die Förderung der Fahrradmobilität am Frankfurter Flughafen, dem größten Arbeitgeber der Region, war unser erster Schritt, Design-fragen in Richtung multimodale Mobilität und Infrastruktur zu formulieren“, blickt er zurück. Mit der „Bike Bridge“, ein Projekt in Zusammenarbeit mit dem Regional-verband, haben die Studierenden eine Fahrradbrücke am Terminal 2, parallel zur A3, entwickelt. „Neben der Frage,

birGit lehrKommunikation, Information

[email protected]

IT-FORSCHUNG IN HESSEN

Multimodale Mobilität

wie man an dieser Stelle das Fahrrad als weitere Mobilitätsmöglichkeit neben dem Auto und den Flugzeugen verorten kann, haben wir auch für die Kommunikation von Entwürfen neue Wege gesucht – und mit den neuen technischen Möglichkei-ten von Virtual und Augmented Reality gefunden.“ Die entscheidenden Vorteile: „Zum einen machen wir die Bike Bridge damit „erlebbar“; zum anderen ist diese Darstellung ein echtes Pfund bei der Präsentation vor Entscheidern.“

Und wie komme ich in Zukunft am besten von Taunusstein nach Frankfurt-Eschborn,

Herr Schwarze? „Am besten multimodal, mit dem Fahrrad, der Bahn und zu Fuß. Gut ausgebaute Fahrrad-Schnellwege lei-ten mich effektiv zum nächsten Bahnhof, die S-Bahn-Station ist einladend gestaltet und die Bahn ermöglicht mir eine ent-spannte Fahrt fast bis vor die Bürotür. So sind Pendler körperlich aktiv und haben Zeit zur Vorbereitung des Arbeitstages, zum Entspannen oder für ein gutes Buch.“

Fördermittelgeber: Hessisches Ministerium für Wissenschaft und KunstFörderprogramm: LOEWE – LandesOffensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer ExzellenzFörderschwerpunkt: Mobilitätsdesign

Partner und Teilprojekte: — Hochschule für Gestaltung Offenbach // Design— Frankfurt University of Applied Sciences // Verkehr— Technische Universität Darmstadt // Stadt und Technologie— Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt //

Gesellschaft

Kooperationspartner:— House of Logistics und Mobility (HOLM)— Rhein-Main-Verkehrsverbund — ivm GmbH (Integriertes Verkehrs- und Mobilitäts-

management Region Frankfurt RheinMain)

Projektlaufzeit: Januar 2018 – Dezember 2021Projektvolumen: ca. 3,5 Mio. EuroProjektziel: Der Schwerpunkt untersucht die Gestaltung einer neuen, vernetzten und multimodalen Mobilität im Ballungs-raum Rhein-Main

Kontakt: Dr. Yves Vincent Grossmann, wissenschaftlicher Koordinator des LOEWE Schwerpunkts Infrastruktur – Design – Gesellschaft, [email protected], 069 80059-230, Schlossstr. 31, 63065 Offenbach

Weitere Informationen: — www.project-mo.de— www.loewe.hessen.de— www.proloewe.de

LOEWE-Schwerpunkt //„Infrastruktur – Design – Gesellschaft“ auf einen Blick

39 IT-SICHERHEIT // INFORM 3/18

Auf einer Hacker-Tagung hatte die Ruhr-Universität Bochum ein Forschungsprojekt vorgestellt, bei dem Sicherheits-Lücken bei Smart-TV untersucht wurden. Gegenstand der Betrachtung war hier stellvertretend das meistverkaufte Gerät der Firma Samsung.

Das TV zeigte nach eingehender Untersuchung teils enor-me Sicherheitslücken. U.a. wurde auf dem Gerät das häus-liche WLAN- und das Single-Sign-On Passwort für den Zugang zur Portalseite des Herstellers und aller dort ver-walteter Geräte im Klartext (also unverschlüsselt) vorgehalten.

Die Forscher freuten sich schon über eine saftige Beloh-nung (sog. Bug-Bounty), die viele Software-Hersteller für gemeldete Zero-Day Lücken ausloben – selbst die Zahlung hoher Belohnungen sind für sie leider immer noch günsti-ger als eine permanente Qualitätssicherung der IT-Sicher-heit. Der Hersteller hatte es jedoch noch nicht einmal für nötig erachtet, auf die Anfrage zu antworten.

Dies ist bei weitem kein Einzelfall. Laut einer Studie des Antivirensoftware-Herstellers AVAST weisen Hunderttau-sende von Smart- bzw. IoT-Geräten teils schwerwiegende Sicherheitslücken auf. Darunter sind z.B.

ø smarte Lautsprecher und Assistenzsysteme, die den Anwender ausspionieren und Hacker bei Phishing-Versuchen unterstützen

ø die Keyless Entry- oder -Go-Funktion vieler namhaf-ter Autohersteller, die ein Öffnen und Entwenden der PKW ermöglichen

ø diverse Smart Home-Produkte, die Remote-Zugriff und weitere Eingriffe ins häusliche Netzwerk zulassen u.v.m.

Woher kommt die Ignoranz der Geräte-Hersteller gegen-über IT-Sicherheitsproblemen ihrer eigenen Produkte? Sie

profitieren doch letztlich von einem sicheren Gerät, sollte man meinen.

Leider ist dem nicht so. Die Erfahrung zeigt, dass die Gerä-te auch so verkauft werden, weil beim Verbraucher derzeit noch kein Bewusstsein für die Gefährdung existiert, die beim Erwerb von fehlerhaften Geräten beiläufig miterwor-ben wird. Hier wird schlicht übersehen, dass mit dem Kauf eines smarten Haushaltsgeräts, das vordergründig einer simplen Funktion dient, ein voll funktionsfähiges Compu-tersystem erworben wird, das Hackern eine vollausgestat-tete „Werkzeugkiste“ für den Einbruch ins häusliche IT-Um-feld bietet.

Selbst wenn beim Verbraucher das Bewusstsein für die Problematik vorhanden wäre, wie könnte er beim Erwerb eines Geräts die IT-Sicherheit in seine Kaufentscheidung einfließen lassen, wie z.B. das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik es rät? Ist vielleicht der Vorschlag der Antivirus-Firma Bitdefender durchführbar, als Käufer nur solche Produkte zu erwerben, die eine hohe Rollout-Rate regelmäßiger Sicherheitsupdates bieten? Erscheint mir eher unrealistisch.

De facto gibt es derzeit noch keine verbindlichen Stan-dards oder Zertifikate für die IT-Sicherheit von Smart-Pro-dukten, so wie z.B. das CE-Gütesiegel für die elektrische Sicherheit. Um dies durchzusetzen ist die Politik gefragt, denn solange es Ähnliches nicht gibt, hat der Verbraucher kein Kriterium, um den Markt mit seiner Kaufentscheidung zu beeinflussen. Bis dahin gibt es nur eine Möglichkeit, die-se Produkte sicher zu betreiben: den Netzstecker ziehen!

Awareness // Smart & IoT– der Feind im Wohnzimmer

albrecht weiser SecurityTest ServiceTeletrust Information Security Profesional (TISP)[email protected]

40 INFORM 3/18 // SERVICE

Tipps & Tricks // Offl ine Arbeiten mit SharePoint 2016 OneDrive for Business 1) mit SharePoint 2016 löst den Workspace von SharePoint 2010 ab. Es wird zur Synchronisierung von Bibliotheken/Listen mit der lokalen Dateiablage auf Ihrem Computer benötigt. Zusätzlich ermöglicht es – wie auch schon Workspace – eine Offl ine-Bearbeitung der Dokumente in Teamräumen.

In SharePoint 2016 fi nden Sie in der Quick-Symbolleiste jetzt neu das Synchronisieren. Klicken Sie auf Synchronisieren (1), so wird die Bibliothek mit einem Ordner lokal synchronisiert. Bestätigen Sie die Befehle der folgenden Fenster. Klicken Sie am Schluss auf Meine Dateien anzeigen.

1

SYNCHRONISIEREN

1) Unter OneDrive for Business versteht man die Möglichkeit, im SharePoint abgelegte Daten auf seine eigenen Geräte zu synchronisieren – ganz ohne Cloud-Zugriff.

41SERVICE // INFORM 3/18

Die Bibliothek wird im Explorer links im Bereich SharePoint als Ordner (2) angezeigt. Die Dokumente werden als lokale Kopie synchronisiert rechts angezeigt.

Der Vorteil: Die Dokumente lassen sich vom lokalen Ordner aus bearbeiten, d.h. lesen, ändern und speichern aber auch löschen. Es fi ndet permanent eine automatische Synchronisation zum Teamraum auf dem Server statt.

Achtung: Löschen Sie eine Datei in dem lokalen Ordner, wird diese auch im Teamraum gelöscht. Auch ein einfaches Drag-und-Drop auf ein lokales Laufwerk (z.B. C:) führt zu einem Verschieben der Dateien dorthin.

2

Hinweis für Administratoren: In Bibliotheken mit Versionierung und automatischem Ein- und Auschecken wird durch diese Eigenschaften das Löschen und Verschieben vom Offl ine-Ordner in die lokale Dateiablage unterbunden. Wir raten deshalb, Bibliotheken, die synchronisiert werden, mit diesen Eigenschaften zu versehen, um ein versehentliches Löschen zu verhindern.

42 INFORM 3/18 // SERVICE

Es besteht die Möglichkeit, die automatische Synchronisation zwischen einem Teamraum und dem Offl ine-Ordner zu beenden. Öffnen Sie dazu in der Taskleiste den Synchronisierungsprozess. Klicken Sie dazu mit der rechten Maustaste auf das Symbol . Es öffnet sich das Kontextmenü. Hier wählen Sie Synchronisierung eines Ordners beenden … (4)

SYNCHRONISIERUNG EINES ORDNERS BEENDEN

Ist der Rechner nicht mehr mit dem Netzwerk verbunden, können Sie die synchronisierten Dateien offl ine bearbeiten. Nach der Bearbeitung ändert sich das Symbol . Dateien, die noch nicht synchronisiert wurden, erkennen Sie auch an diesem Symbol. (3)

Sobald der HessenPC wieder mit dem Netz verbunden ist, fi ndet eine automatische Synchronisierung mit dem Team-raum statt und das Symbol ändert sich Sobald der HessenPC wieder mit dem Netz verbunden ist, fi ndet eine automatische Synchronisierung mit dem Team-

.

OFFLINE- BEARBEITUNG

3

4

43SERVICE // INFORM 3/18

Die synchronisierten Ordner werden angezeigt. Markieren Sie den Ordner (5), der nicht mehr synchronisiert werden soll. Klicken Sie Synchronisierung beenden an und bestätigen Sie die folgenden Abfragen.

Der lokale Ordner ist danach noch vorhanden. An dem normalen Dateitypsymbol (6) erkennen Sie, dass keine Ver-bindung zur Bibliothek mehr existiert. Möchten Sie aus Platzgründen die Dateien von der lokalen Ablage löschen, so ist das jetzt ohne Auswirkungen auf die Dokumente in der Bibliothek im Teamraum möglich.

christiane stahr IT-Fortbildung

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Der neue Jahresberichtab Oktober 2018

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JAHRESBERICHT 2017

Hessische Zentrale für Datenverarbeitung