6
SPORTARTEN | BASKETBALL SPORTSTADT ST. PÖLTEN 78 I n Berlin 1936 waren sie erstmals olympisch – die Ringe. Natürlich nicht die fünf, die das olympische Symbol schlechthin sind. Die hatte Pierre de Coubertin schon im Jahre 1913 entwor- fen. Die Rede ist vielmehr von den bei- den, die das Ziel eines jeden Basketbal- lers sind. Seit diesem Jahr wurde auch in Öster- reich auf Korbjagd gegangen. Meist von Handballern, die im Winter zum Aus- gleich Basketball spielten. Doch das Spiel fand mehr und mehr Freunde. Auch in St. Pölten. Wie bei vielen ande- ren Sportarten nahm die UNION auch hier die Vorreiterrolle ein. Zwei Teams der UNION unter Trainer Oleg Trexler – er spielte in amerikanischer Gefangen- schaft Basketball und „verliebte“ sich in diesen Sport – mit einem überragenden Werfer Erwin Flachberger und eine Mannschaft der Katholischen Jugend nahmen Mitte der 50er-Jahre bereits an Meisterschaften teil. Als 1958 ein Großteil der UNION-Spieler zur lokalen Konkurrenz abwanderte, musste die Sektion aufgelöst werden. Allerdings nicht ohne einen letzten gro- ßen Erfolg zu feiern: Am 23. September 1958 gewann man gegen Wiener Neu- stadt! Höhenflug und tiefer Fall Heinz Harauer Hubert Schreiner (Jg. 1949) Basketball-Teamchef Wer in St. Pölten Basketball sagt, der wird unweigerlich auch den Namen Hubert Schreiner in den Mund nehmen. Schon als Spieler führte er „seine“ UKJ in die B-Liga. Als Trainer setzte er sich in den 90er-Jahren dann die Krone auf, indem er St. Pölten zu „der“ Basketball-Hochburg Österreichs machte. Seit 2006 ist Schreiner (wieder) Coach des Österreichischen Nationalteams. Und auch wenn es dort nicht wirklich nach Wunsch läuft – er will nicht aufgeben: „Wir müssen weiterarbeiten, viele Spiele bestreiten – dann werden wir Jahr für Jahr einen Schritt näher an die europä- ische Spitze heranrücken.“ In St. Pölten hatte er mit diesem Motto einst Erfolg … Ein Spitzenklub wird gegründet In diesem Jahr ging die UKJ St. Pölten aus der Sportgruppe der Katholischen Jugend hervor. Gründungsmitglieder waren unter anderem der nachmalige Chef des NÖ Pressehauses, Dkfm. Herbert Binder, sowie Hubert und Ernst Englisch. Die Brüder waren spä- ter auch in den ersten Bundesligajah- ren als Spieler, Trainer und Funktionäre am sportlichen Aufschwung maßgeb- lich beteiligt. Nach mehrmaligem Anlauf und einigen Landesmeistertiteln gelang der UKJ St. Pölten 1962 erstmals der Aufstieg in die B-Liga. Damals gab es noch keine Legionäre, das Erfolgsteam setzte sich durchwegs aus St. Pöltner Spielern zu- sammen. Im ersten Qualifikationsspiel gab es in Eisenstadt unter Coach Fritz Walz noch eine knappe 51:53-Nieder- lage, doch in der Jahnturnhalle trieben 200 Zuschauer und Coach Erich Silverio den Außenseiter zu einem sensationel- len 60:46-Heimerfolg. Mit Franz Neun- teufel und Hubert Schreiner rückten in Folge zwei Rohdiamanten zuerst ins Blickfeld von Coach Ernst Englisch und danach von Karl Krappel. Der Aufstieg in die Bundesliga A blieb dem Team je- doch versagt. GEPA PICTURES 78-83_Basketball 21.09.2007 13:03 Uhr Seite 78

Höhenflug und tiefer Fall - SPORTUNION · 2010-05-30 · GEPA PICTURES 78-83_Basketball 21.09.2007 13:03 Uhr Seite 78. SPORTARTEN |BASKETBALL ... Massachusetts, im Winter. Aufgrund

  • Upload
    others

  • View
    3

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

SPORTARTEN | BASKETBALL

S P O R T S T A D T S T. P Ö L T E N78

In Berlin 1936 waren sie erstmalsolympisch – die Ringe. Natürlich nichtdie fünf, die das olympische Symbol

schlechthin sind. Die hatte Pierre deCoubertin schon im Jahre 1913 entwor-fen. Die Rede ist vielmehr von den bei-den, die das Ziel eines jeden Basketbal-lers sind.Seit diesem Jahr wurde auch in Öster-reich auf Korbjagd gegangen. Meist vonHandballern, die im Winter zum Aus-gleich Basketball spielten. Doch dasSpiel fand mehr und mehr Freunde.Auch in St. Pölten. Wie bei vielen ande-ren Sportarten nahm die UNION auchhier die Vorreiterrolle ein. Zwei Teamsder UNION unter Trainer Oleg Trexler –er spielte in amerikanischer Gefangen-schaft Basketball und „verliebte“ sich indiesen Sport – mit einem überragendenWerfer Erwin Flachberger und eineMannschaft der Katholischen Jugendnahmen Mitte der 50er-Jahre bereits anMeisterschaften teil.Als 1958 ein Großteil der UNION-Spielerzur lokalen Konkurrenz abwanderte,musste die Sektion aufgelöst werden.Allerdings nicht ohne einen letzten gro-ßen Erfolg zu feiern: Am 23. September1958 gewann man gegen Wiener Neu-stadt!

Höhenflug und tiefer FallHeinz Harauer

Hubert Schreiner (Jg. 1949)

Basketball-Teamchef

Wer in St. Pölten Basketball sagt, der wird unweigerlich auch den Namen HubertSchreiner in den Mund nehmen.Schon als Spieler führte er „seine“ UKJ indie B-Liga. Als Trainer setzte er sich in den90er-Jahren dann die Krone auf, indem erSt. Pölten zu „der“ Basketball-HochburgÖsterreichs machte.Seit 2006 ist Schreiner (wieder) Coach des Österreichischen Nationalteams. Undauch wenn es dort nicht wirklich nachWunsch läuft – er will nicht aufgeben:„Wir müssen weiterarbeiten, viele Spielebestreiten – dann werden wir Jahr fürJahr einen Schritt näher an die europä-ische Spitze heranrücken.“In St. Pölten hatte er mit diesem Mottoeinst Erfolg …

Ein Spitzenklub wird gegründet

In diesem Jahr ging die UKJ St. Pöltenaus der Sportgruppe der KatholischenJugend hervor. Gründungsmitgliederwaren unter anderem der nachmaligeChef des NÖ Pressehauses, Dkfm.Herbert Binder, sowie Hubert undErnst Englisch. Die Brüder waren spä-ter auch in den ersten Bundesligajah-ren als Spieler, Trainer und Funktionäream sportlichen Aufschwung maßgeb-lich beteiligt.Nach mehrmaligem Anlauf und einigenLandesmeistertiteln gelang der UKJ St.Pölten 1962 erstmals der Aufstieg indie B-Liga. Damals gab es noch keineLegionäre, das Erfolgsteam setzte sichdurchwegs aus St. Pöltner Spielern zu-sammen. Im ersten Qualifikationsspielgab es in Eisenstadt unter Coach FritzWalz noch eine knappe 51:53-Nieder-lage, doch in der Jahnturnhalle trieben200 Zuschauer und Coach Erich Silverioden Außenseiter zu einem sensationel-len 60:46-Heimerfolg. Mit Franz Neun-teufel und Hubert Schreiner rückten inFolge zwei Rohdiamanten zuerst insBlickfeld von Coach Ernst Englisch unddanach von Karl Krappel. Der Aufstiegin die Bundesliga A blieb dem Team je-doch versagt.

GEPA

PIC

TURE

S

78-83_Basketball 21.09.2007 13:03 Uhr Seite 78

SPORTARTEN | BASKETBALL

S P O R T S T A D T S T. P Ö L T E N 79

Immerhin waren sowohl Neunteufelals auch Schreiner 1967 und 1968 unterden besten drei Werfern dieser Spiel-klasse zu finden. Beide bekleidetenspäter auch hohe Funktionen: Neun-teufel führte elf Jahre lang den Landes-verband als Präsident, Schreiner war1979 Bundeskapitän des Österreichi-schen Basketballverbandes und Be-treuer der Nationalteams und ist seit2006 wieder für das ÖsterreichischeNationalteam verantwortlich.Sieben Jahre lang hielt sich die UKJ in der zweithöchsten Basketball-LigaÖsterreichs. Der Abstieg brachte aucheine vereinsinterne Krise mit sich.Franz Neunteufel erklärte sich bereit,das Coaching aller im Klub tätigenMannschaften zu übernehmen. DasÜberleben war gesichert.

Erst 1976 stieg das Team, das sich be-reits UKJ Ziegelbau St. Pölten nannte,wieder in die B-Liga auf.

Erster Aufstieg

Mit neuen Sponsoren konnte 1979 nichtnur eine gesunde finanzielle Basis ge-schaffen, sondern auch ein neuer Auf-schwung erlebt werden. Der bishergrößte Vereinserfolg stellte sich ein Jahrspäter ein: Mit Hubert Schreiner alsCoach sowie den beiden LegionärenDan Smith und Ted Nowak gelang derAufstieg in die Bundesliga A. Doch just in der Stunde des Erfolgeskam ein herber Rückschlag: Bundesliga-erfahrene Spieler kehrten dem Vereinden Rücken, eine völlig neue Mann-schaft musste aufgebaut werden. DerAbstieg im darauffolgenden Jahr war

Die ersten Basketball-„Stars“ der UKJ St. Pölten: Erich Hürbe, Klaus Breitenseher, Josef Barth, Alfred Bannert,Josef Kirchdorfer. ARCHIV UKJ

Als Geburtsstunde des Basketballskann man den 12. Dezember 1891nennen. Der Grund für die Erfindungder Sportart war die Langeweile derSchüler der Sportschule in Spring-field, Massachusetts, im Winter.Aufgrund von heftigem Schneefallwar das Spielen der sonst populä-ren Sportarten im Freien nicht mög-lich. Um diesen Missstand zu beseiti-gen, entwickelte man eine neueSportart für die Halle. Die Spielideevom heutigen Basketball hatteschließlich der Lehrer James Nai-smith, der zwei Pfirsichkörbe in derHalle aufhängen ließ.Anfangs bestand jedes Team aus 9 Spielern und es gab ganze 13 Regeln. 1893 wurde schließlichdas Basketballbrett eingeführt.

SEITENBLICKAus Langeweile zum Basketball

78-83_Basketball 21.09.2007 13:03 Uhr Seite 79

SPORTARTEN | BASKETBALL

S P O R T S T A D T S T. P Ö L T E N80

unvermeidlich. Damals wurde die Paroleausgegeben: Nur nicht in die Landesligaabsteigen. Umstrukturierungen rund umFranz Neunteufel blieben nicht aus: Ha-rald Goldmann kam aus Linz, Klaus Brei-tenseher rückte aus der zweiten Mann-schaft auf, Rudolf Böck wechselte vonHerzogenburg nach St. Pölten. Böckwurde später als Headcoach von UBBCHerzogenburg zwei Mal Österreichi-scher Damen-Basketballmeister unddreifacher Österreichischer Cupsieger. Im Sommer 1982 begann auch die her-vorragende Jugendarbeit von Prof. Hel-mut Zawodsky zu greifen: Oliver undChristoph Wecht, Peter Schubert, EdgarWeinzettl jun. und Martin Redl fasstenin der „Ersten“ Fuß, von den „Alten“waren nur Franz Neunteufel und HubertSchreiner übrig geblieben. Der farbigeAmerikaner Charlie Williamson entwi-ckelte sich bei der UKJ als bester Spielerder gesamten B-Liga. Mit einem Scorevon 40 Punkten im Schnitt pro Spielführte er das Team beinahe im Allein-gang in das Obere Play-off der Liga.Auch wenn danach der Sparstift radikalangesetzt werden musste – mit vielenjungen Eigenbauspielern und einemsensationellen Legionär namens RandyDouvier gelang es überzeugend, dieKlasse zu halten.Finanzielle Engpässe und kaum Zu-schauer in der Prandtauerhalle machtenes aber auch in der Folge nicht unbe-dingt leichter. Aber die hervorragendeJugendarbeit sorgte immer wieder fürfrisches Blut. Dieter Nusterer, ChristianBauer und Alfred Muschik warfen da-mals ihre ersten Körbe für den St. Pölt-ner Basketballsport. Sie wurden späterGaranten für die Erfolge der UKJ. Hubert Schreiner läutete in der Saison1989/90 mit der Verpflichtung vom Ser-ben Nedelko „Neno“ Asceric eine neueÄra ein. Endlich hatten die Riesentalen-

te eine Führungspersönlichkeit, und auchdas Publikum spürte in der Prandtauer-halle den neuen Geist bei der UKJ. Siekamen in Scharen. War das Ziel „einPlatz im Mittleren Play-off“ für viele vorder Saison ein viel zu hochgestecktes,stand am Ende die Riesensensation:Nach dem 97:84-Sieg gegen WAT Wie-den hatte St. Pölten nach zehn Jahrenwieder eine A-Liga-Mannschaft. Dieser unerwartete Aufstieg 1989brachte die erwarteten Probleme mitsich. Diese lösten die Funktionäre durcheinen einzigen Mann: Dkfm. Peter N.Lengersdorff, schon in den 60er-Jahrenein glühender UKJ-Fan, holte SÜBA alsHauptsponsor und F. X. Eberl als Mana-ger ins Boot. Ein kleiner Stab von Sport-und Wirtschaftsexperten unterstützteihn dabei: Franz Neunteufel, zwischen1982 und 1992 Klubobmann, HubertSchreiner, Edgar Weinzettl und KlausBreitenseher. Das war die eigentlicheGeburtsstunde eines Höhenfluges, dermit sechs Meistertiteln und drei Cup-siegen endete.Die Mannschaft im ersten Jahr als UKJSÜBA war nahezu ident mit jener, dieden unerwarteten Aufstieg schaffte. AlsStammspieler galten Peter Zawodsky,Christian Mandl, Neno Asceric, Norbertund Dieter Nusterer, Oliver und Chris-toph Wecht, Dietmar Bauer sowie PeterSchubert. Als wichtige Wechselspielerstanden Alfred Muschik, Jakov Jakisic,Rudolf Böck, Martin Weinzettl, ja selbstHeadcoach Hubert Schreiner zur Verfü-gung. Der Wechsel von der Prandtauer-halle in die neu errichtete NÖ Landes-sportschule hatte sich ebenfalls als zu-kunftsweisend herausgestellt. In dennächsten Jahren wuchs die UKJ zu ei-nem Spitzenteam in der Bundesliga Aheran. Mit Hochdruck bastelte HubertSchreiner am Aufbau eines rot-weiß-roten Spitzenteams.

Riesen und Zwerge

2,24 m Ivo Hoeger (Bild)2,13 m Dieter Nusterer

Valera Korolev2,12 m Abema von Matt2,10 m Rob Renfroe2,09 m Nikolas Gianopolous2,08 m Michail Soloview2,06 m Norbert Nusterer

Kamil Novak2,05 m Steve Rich2,04 m Dietmar Bauer2,03 m Alfred Muschik

Der Kleinste1,79 m Peter Zawodsky

WOL

FGAN

G M

AYER

Auf einen Blick

78-83_Basketball 21.09.2007 13:03 Uhr Seite 80

SPORTARTEN | BASKETBALL

S P O R T S T A D T S T. P Ö L T E N 81

Erster Staatsmeistertitel

1992 entschied sich „Mister Basketball“Schreiner für die Verpflichtung desUkrainers Serguei Orekhov und des Rus-sen Valera Korolev. Die Verstärkungenwaren ein Volltreffer: UKJ SÜBA St. Pöl-ten holte erstmals den ÖsterreichischenStaatsmeister. Ein weiterer Meilenstein in der Klubge-schichte folgte auf den Fuß. Möllers-dorf, das den Landeshauptstädtern denTitel wieder abgeluchst hatte, blieb imCupfinale auf der Strecke: UKJ SÜBASt. Pölten – auch Österreichischer Cup-sieger!Die Helden des zweiten Meistertitels inder Saison 1994/95 hießen dann DieterNusterer und Serguei Orekhov. Beim74:64-Heimsieg über Möllersdorf „ver-naschte“ Nusterer den Gegner praktischim Alleingang. Im alles entscheidenden

dritten Spiel versenkte Orekhov zehn Se-kunden vor Schluss zwei Freiwürfe zum71:68. Die UKJ war neuerlich Meister.1995/96 gab es das erste Double.Schreiner vertraute wieder dem Legio-närstrio Marshall Wilson, Serguei Orek-hov und dem 2,13 -Meter-Mann ValeraKorolev. Erstes Highlight der Saison warder Cupsieg. Wieder blieb der ewige Rivale UB Möllersdorf auf der Strecke.Die „best of five“-Serie endete wie imJahr zuvor mit einem 3:0 für St. Pölten.Ein Jahr später holte sich Möllersdorfden Cupsieg, der Meisterpokal bliebnach einer dramatischen Finalserie ge-gen Stahlbau Oberwart an der Traisen.In der Saison 1997/98 gelang es aber-mals, das Double zu gewinnen. Erst-mals nicht mit Hubert Schreiner, der alsSportdirektor fungierte, sondern mitDragan Kecojevic als Headcoach. Mit

Damenmeister 1990/91– UKJ St. Pölten: Stehend: Petra Schwanzer, Renate Scheidenberger, Alexandra Weis-steiner, Bettina Nagode, Jesemin Özgyl, Trainer Mag. Franz Neunteufel. Hockend: Barbara Seiberl, HanneloreReisner, Elke Dajc, Heidi Kleinbauer, Bettina Köhler. ARCHIV UKJ

78-83_Basketball 21.09.2007 13:03 Uhr Seite 81

SPORTARTEN | BASKETBALL

S P O R T S T A D T S T. P Ö L T E N82

dem neuerlichen Double-Gewinn ende-te die Saison 1998/99. Die Wörther-see Pirates waren im Cup chancenlos,im Meisterschaftsfinale blieb diesmalOberwart mit 3:1 auf der Strecke. Danach wechselte der langjährige „Leit-wolf“ Neno Asceric zu Racing Paris SGnach Frankreich. In der darauffolgendenSaison gab es den bisher letzten Meis-tertitel und mit Mike James einen neu-en Publikumsliebling. Er machte spätervia Frankreich seinen Weg in die NBA.Danach lief kaum mehr etwas. Die meis-ten Legionäre waren nicht einmal Mit-telmaß. 2003 musste der sechsfacheÖsterreichische Meister und dreifacheCupsieger nach 13 Jahren in die B-Ligaabsteigen. Es gelang zwar der sofortigeWiederaufstieg, an dem die Eigenbau-spieler Thomas Schreiner (inzwischen

Nationalspieler), Andreas Bauch undMartin Speiser großen Anteil hatten,aber die „Wiedergeburt“ gelang nichtwirklich. Auch Neno Asceric, der 2006zurückkehrte, konnte nicht helfen. Ge-nauso wenig wie Mag. Werner Blum,der Peter N. Lengersdorff als Präsidentablöste. Das Duo warf bald wieder dasHandtuch. Und im Sommer 2007 war esdann Gewissheit – die UKJ St. Pöltenmusste Ausgleich anmelden.

Aus für Serienmeister

Das Ende für den Traditionsklub hat sich angesichts der hohen Verbindlich-keiten abgezeichnet und war nur mehreine Frage der Zeit. Nun ist es fix. Dervielfache Österreichische Herrenbasket-ballmeister UKJ St. Pölten konnte keineFinanzierung für den von ihm angestreb-

Im Mai 1999 feierte Präsident Peter N. Lengersdorff mit seinen Stars Mike James, Charles Newborn und Serguei Orekhov den letzten Staatsmeistertitel im St. Pöltner Basketball. WOLFGANG MAYER

Neno Asceric – der „Vater“ des St. Pöltner Basket-ball-Wunders in den 90er-Jahren. WOLFGANG MAYER

Mit dem Einstieg von SÜBA Wienals Hauptsponsor bei den St. Pölt-ner Basketballern begann eine ein-zigartige Erfolgsstory. Ein wichtigerMosaikstein dabei war auch derManager – F. X. Eberl.Der Selfmademan mit der präg-nanten weißen Mähne sorgte dafür,dass die UKJ in den 90er-Jahrenein internationaler Vorzeigeklub undein sportliches Aushängeschild fürdie Landeshauptstadt wurde.Den tiefen Fall konnte er allerdingsauch nicht verhindern.

SEITENBLICKDer Mann im Hintergrund

78-83_Basketball 21.09.2007 13:03 Uhr Seite 82

SPORTARTEN | BASKETBALL

S P O R T S T A D T S T. P Ö L T E N 83

ten 40-Prozent-Ausgleich auf die Beinestellen. Es folgte der Anschlusskonkurs.„Der Spielbetrieb ist eingestellt“, so KurtHaendel, Insolvenzexperte im KSV 1870.

Zurück zu den Wurzeln

Herrenbasketball in der obersten Ligawird es in St. Pölten aber auch in Zu-kunft geben. UBC St. Pölten, ein auf Initiative des UKJ-Vorstandsmitgliedesund Ex-Bundesliga-Spielers Alfred Mu-schik neu gegründeter Verein, darf so-fort in der Herren-Bundesliga einsteigenund wird mit einem rein österreichi-schen Team, darunter drei Nationalspie-lern, auf Korbjagd gehen. „Unser defi-nitives Ziel ist es, dass Österreicherspielen – das ist auch im Vereinsstatutso verankert. Im schlimmsten Fall sollenzwei Ausländer im Kader stehen“, erklärtMuschik, der auch andere ehemaligeStützen der Meistermannschaften inden neuen Verein geholt hat.

Zwei Titel für die Damen

Ähnlich wie bei den Herren verlief auchder Weg bei den Basketball-Damen.UNION und KJ – mit Dkfm. Herbert Bin-der als Trainer – stellten je ein Team, diein der Gruppe West um Meisterschafts-punkte spielten. Das erste Derby ge-wann am 4. Dezember 1955 die UNION,der erste Meisterschaftssieg gelang derKJ erst am 25. März 1958. Im Herbstdes gleichen Jahres zogen sich die UNI-ON-Damen aus dem Meisterschaftsbe-trieb zurück, während die KJ 1959 ihrenAufschwung mit dem ersten Landes-meistertitel krönte.Nachdem Prof. Helmut Zawodsky 1984die weibliche Jugend des Bundes-Gym-nasiums St. Pölten zur UKJ „umdiri-giert“ hatte, konnte sich die Mannschaftzielstrebig weiterentwickeln. Der Lohnwurde erstmals in der Saison 1988/89kassiert. Unter Trainer Mag. Franz Neun-

teufel gab es völlig unerwartet den ers-ten Landesmeistertitel. Daraufhin stiegBauknecht als Sponsor ein. Zwei Jahrespäter konnte das UKJ-Urgestein überden zweiten Titel jubeln: Sein Team setz-te sich neuerlich gegen Oberwaltersdorf– diesmal mit 62:40 – durch.An einen Aufstieg in die Bundesliga wur-de aus finanziellen Gründen nicht ge-dacht, da sich der Klubvorstand ent-schied, alle finanziellen Mittel in einestarke Herrenmannschaft zu investieren. Nach Neunteufel übernahm Carola Hum-pel die Trainerarbeit im weiblichen Nach-wuchs, der in der NÖ Meisterschaft nochbis 1995 agierte. Neues Damen-Basket-ballzentrum wurde in der Folge Her-zogenburg, wo man zuletzt – nicht ohneHilfe aus der Landeshauptstadt – großeMeisterschaftserfolge feiern konnte.

62 Europacupspiele stehen für denSt. Pöltner Basketball zu Buche. Soviele hat kein anderes heimischesTeam der Gegenwart bestritten. Bilanz: 15 Siege – 1 Remis – 46 Nie-derlagen. Der wohl spektakulärsteErfolg gelang im Oktober 1996 miteinem 71:51 beim litauischen Serienchampion Schalgiris Kaunas.Das letzte Highlight auf der interna-tionalen Bühne fand am 21. Oktober1997 in der Landessportschule statt:Im Saporta-Cup war mit Panathinai-kos Athen der Europaliga-Gewinner1996 zu Gast in der Hauptstadt.2.000 Zuschauer wollten das besteKlubteam, das jemals in Österreichantrat, in der polizeilich gesperrtenHalle sehen. Das Ergebnis – eine57:88-Niederlage – mutierte zur Nebensache. Am Ende der großen Ära qualifizier-ten sich die Basketballer noch zweiMal für internationale Bewerbe. Da-bei gab’s unter Headcoach MauricioParra (29) gegen AB Contern aus Luxemburg mit 112:68 den höchstenErfolg in der Europacup-Geschichte.

SEITENBLICKBasketball international

Thomas Schreiner ist einer der jungen Österreicher,mit denen man beim UBC St. Pölten wieder für Furore sorgen will. GEPA PICTURES

78-83_Basketball 21.09.2007 13:03 Uhr Seite 83