1
Impressum Hessische/Niedersächsische Allgemeine www.hna.de unabhängig - nicht parteigebunden Herausgeber Dirk Ippen. Chefredakteur Horst Seidenfaden, auch verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes. Stellvertreter Jan Schlüter. Verantwortliche Redakteure Politik und Wirtschaft: Dr. Tibor Pézsa, Martina Wewetzer. Meinung und Hintergrund: Wolfgang Blieffert. Kultur: Werner Fritsch. Sport: Frank Ziemke. Kassel Stadt/Land: Ulrich Hagemeier. Re- portagen: Frank Thonicke. Redaktion Wiesbaden: Petra Wettlaufer-Pohl. Geschäftsführung: Harold Grönke. Anzeigenleitung: Andrea Schaller-Öller. Leitung Privatkunden: Heiko Lindecke. Verlag: Verlag Dierichs GmbH & Co KG, Postfach 101009, 34010 Kassel, Frankfurter Str. 168, 34121 Kassel, (zugleich ladungsfähige Anschrift für alle Verantwortlichen) 05 61 / 2 03 - 00 Anzeigenannahme, 08 00 / 2 03 - 45 67* Fax 08 00 / 2 03 - 21 93* [email protected] Zeitungszustellung, 08 00 / 2 03 - 45 67* Fax 08 00 / 2 03 - 21 93* [email protected] (* diese Nummern sind gebührenfrei) Redaktion, 05 61 / 2 03 - 00 Fax 05 61 / 2 03 - 24 06 [email protected] Postbank Frankfurt/M. Konto-Nr. 155 132 608 (BLZ 500 100 60). Anzeigenpreisliste Nr. 53. Monatlicher Abonne- mentspreis einschließlich Verlagszustellung Euro 26,20 (bei Postzustellung Euro 28,40) inkl. 7 % MwSt. Beendigung des Abonnements nur mit schriftlicher Kündigungserklärung unter Einhal- tung einer Frist von 6 Wochen zum Quartalsen- de, ab Zugang der Kündigungserklärung. Rechte für elektronische Pressespiegel: PMG Presse-Monitor GmbH, 0 30 / 2 84 93-0 www.presse-monitor.de Herstellung: Zeitungsdruck Dierichs GmbH & Co KG, Wilhelmine-Reichard-Str. 1, 34123 Kassel. Kostenlose Druckhausführungen für Einzelpersonen und Kleingruppen unter 05 61 / 2 03 - 40 11 HNA nis für die geplante Neurege- lung. Opper ist im Kellerwald als Mitarbeiter für Hessen- Forst tätig und kennt daher beide Seiten des Streits. Vor wenigen Wochen war der 42- Jährige aus dem Jesberger Orts- teil Densberg (Schwalm-Eder- Kreis) dabei, als sich Hessens Umweltminis- terin Lucia Puttrich am Feldberg im Taunus über die Problema- tik ein Bild machte. Dort sei es in erster Linie um illegale Downhill-Strecken gegangen, sagt Opper: Vor allem junge Bi- ker bauen Rampen und Hin- dernisse, um den Berg hinab- zustürzen. Vom neuen Waldwegege- setz sind jedoch auch Tausen- de Hobby-Sportler betroffen, die mit ihrem Rad auf befestig- ten und schmalen, naturnahen V ON S EBASTIAN L AMMEL UND M ATTHIAS L OHR KASSEL. Die geplante Neure- gelung des hessischen Wald- rechts stößt bei den Mountain- bikern auf wenig Gegenliebe. „Dieses Gesetz würde Proble- me schaffen, wo keine sind“, sagt Michael Homburg. Der 41- jährige Kasseler ist seit 13 Jah- ren begeisterter Mountainbi- ker und sucht seine Erholung in den Wäldern Nordhessens. „Nach dem Gesetz müssten Radfahrer, Spaziergänger und Jogger die gleichen Wege nut- zen“, sagt Homburg. Dies erhö- he das Unfallrisiko. „Ältere Spaziergänger oder Paare mit Kinderwagen sind sicher nicht auf den schmalen Wegen un- terwegs, auf denen wir weiter- hin fahren möchten.“ Zudem erwartet Homburg unnötige Diskussionen, ob ein Weg breit genug für die Radler ist oder nicht. Der Mountainbiker Michael Opper hat auch kein Verständ- Radler fürchten Probleme Nicht nur bei den betroffenen Mountainbikern ist das neue Waldgesetz umstritten Wegen, sogenannten Single- Trails, unterwegs sind. Bislang war das aus Oppers Sicht pro- blemlos: „Ein Mountainbiker richtet genauso viel oder we- nig Schäden an wie ein Wande- rer.“ Wenn er mit seinen Kolle- gen von Hessen-Forst einen Weg sperrt, um Bäume zu fäl- len, komme es ab und an vor, dass Wanderer das rot-weiße Band einfach ignorierten - Radfahrer näh- men hingegen den Umweg in Kauf. Welche Aus- wirkungen ein Rad-Verbot auf schmalen Wegen hat, weiß Jan Ansgar Peter. Der Mountainbi- ker stammt aus Bad Zwesten im Schwalm-Eder-Kreis und lebt nun bei Heilbronn. In Ba- den-Württemberg gibt es be- reits ein ähnliches Waldwege- gesetz, wie es Wiesbaden plant. „Man ist immer mit ei- nem schlechten Gewissen un- terwegs“, sagt der 38-Jährige. Wer auf „kleinen, verwunsche- nen Wegen fährt“, dem droht eine Strafe bis zu 600 Euro. Ab und an, hat der Chef einer Werbeagentur festgestellt, le- gen Spaziergänger, die sich von Radfahrern auch auf brei- ten Wegen gestört fühlen, Äste auf die Strecken im Kraichgau. Andernorts gibt es sogar Nagel- bretter. „Schwarze Schafe gibt es auf beiden Seiten.“ JAN ANSGAR PETER Laut Peter hat sich das Mitei- nander zwischen Mountainbi- kern und anderen Waldnut- zern durch das Verbot er- schwert: „Es hilft nur, wenn man miteinander redet, denn schwarze Schafe gibt es auf bei- den Seiten.“ In Thüringen hat man das erkannt und eine ent- sprechende Regelung wieder gekippt. Fotos: nh Jan Ansgar Peter Michael Opper Mit dem Rad durch den Wald: In Hessen sollen Mountainbike-Fahrer künftig nur auf ausgewiesenen Waldwegen in die Pedale treten dürfen. Foto: dpa Aufregung um geplantes Waldgesetz Das Gesetz, das bislang noch Forstgesetz heißt und aus den Siebzigern stammt, werde geändert, um moder- nen Entwicklungen wie Mountainbiking und Geoca- ching gerecht zu werden. Sie müssten mit dem Naturschutz unter einen Hut gebracht wer- den. Bisher dürften Mountain- V ON P ETRA W ETTLAUFER -P OHL WIESBADEN. Hessens Um- weltministerin Lucia Puttrich kann die Aufregung der Moun- tainbiker um den Entwurf des Waldgesetzes nicht nachvoll- ziehen: „Wir sprechen keine Verbote aus, das ist ein Miss- verständnis“, sagt die Ministe- rin. „Wir wollen, dass die Men- schen in den Wald kommen und nicht, dass sie draußen bleiben. Das heißt aber auch, dass die Interessen der ver- schiedenen Nutzer abgewo- gen werden müssen.“ Dabei gehe es nicht nur um Sportler, Spaziergänger und Wanderer, sondern auch um den Naturschutz. Auch heute dürfe nicht jeder nach eige- nem Gusto kreuz und quer durch den Wald fahren, sagt die Ministerin im Gespräch mit der HNA. Speziell im Bal- lungsraum führe das immer wieder zu Konflikten. „Wir kommen Bikern entgegen“ Neues Waldgesetz: Umweltministerin Lucia Puttrich (CDU) fühlt sich missverstanden biker nur auf Straßen und fes- ten Wegen im Wald unter- wegs sein, der Begriff fester Weg werde nun präzisiert: Ein nicht geländegängiges Auto muss dort entlangfahren kön- nen, wobei Puttrich betont, dabei nicht an eine Nobelli- mousine, sondern eher an ei- nen Kleinwagen zu denken. Eine feste Größe, wie Baden- Württemberg sie mit zwei Me- tern ausgewiesen habe, lehnt Puttrich ab: „Das gibt nur Streit, wo man misst, ein Waldweg ist schließlich nicht schnurgerade.“ Entscheidend für Puttrich ist aber das Angebot, mit den Waldbesitzern Vereinbarun- gen über spezielle Trails zu schließen: „Damit kommen wir denen, die anspruchsvolle- re Wege suchen, entgegen.“ Laut Puttrich ist das Verfahren durch das neue Gesetz wesent- lich unbürokratischer als bis- her. Diesen Zusammenhang im Gesetzestext zu erkennen, ist angesichts der juristischen Formulierungen allerdings fast unmöglich. Gemeint ist laut Puttrich, dass Waldbesit- zer keine zusätzlichen Risiken eingehen, wenn Trails ausge- wiesen werden, „das erleich- tert die Sache“. Die Nutzung solcher Wege erfolgt auf eige- ne Gefahr. Für Hessen-Forst hat Staats- sekretär Mark Weinmeister (CDU) den Forstämtern bereits signalisiert, das Angebot un- bedingt zu nutzen, sobald das Gesetz beschlossen ist, berich- tet Ministeriumssprecher Thorsten Neels. Das wird noch eine Weile dauern, denn erst im Herbst wird es in den Landtag einge- bracht werden. Außer dem Protest der Mountainbiker lie- gen dem Ministerium noch keine weiteren Stellungnah- men von Verbänden vor, die Frist dafür endet im August. Hessens Umweltministerin Lucia Puttrich Foto: dpa Pro Vernünftig D ie Mountainbikes sind ja gerade so entwickelt worden, dass man über Stock und Stein fahren kann“, klagt ein Biker, der sich seine Route nicht vorschreiben las- sen will. Mit diesem Argument dürfte es auch keine Tempoli- mits auf Straßen geben, denn die meisten Autos schaffen lo- cker mehr als Tempo 100. Es gibt aber Limits, denn die PS- Zahl ist nicht Maßstab der Dinge. Genauso wenig kann im Wald gelten, dass Mountainbi- ker sich austoben können, ohne auf andere Rücksicht zu nehmen, seien es Menschen, Tiere oder Pflanzen. Wenn sie künftig gemeinsam mit Wald- besitzern Wege für ihren Sport suchen und ausweisen können, ist das eine vernünfti- ge Lösung, um Konflikte zu vermeiden. Ein Wald ist schließlich kein Sportplatz, wenn er seine Erholungsfunk- tion behalten soll, muss es Re- geln geben. Allerdings muss man die Regeln bei allem Ver- ständnis für juristische Not- wendigkeiten auch verstehen können. Die Diktion des Ge- setzentwurfes konterkariert die Absichten der Ministerin. [email protected] Petra Wett- laufer-Pohl ist für Regeln im Wald Kontra Ohne Grund I ch gebe es zu: Mit unseren Helmen und Sonnenbril- len sehen wir Mountainbi- ker aus wie Krieger – und in unseren hautengen Kleidern auch ein bisschen wie radeln- de Würste. Trotzdem wollen wir im Wald nur das, was alle Nutzer dort wollen: spielen. Am meisten Spaß macht das auf engen Wegen, auf de- nen es hoch- und runtergeht. Die hessische Landesregie- rung will das nun ohne Grund verbieten. Dabei richtet ein Bi- ker auf einem Trampelpfad genauso wenig Schaden an wie ein Spaziergänger. Kein vernünftiger Radler will kreuz und quer durch den Wald rasen. Nur weil manche schwarze Schafe das doch ma- chen, ist es nicht gerechtfer- tigt, alle anderen auf die brei- ten Waldautobahnen zu ver- bannen. Sonst müsste man die echten Autobahnen ebenfalls abschaffen, weil vereinzelte Raser auch dort 180 fahren, wo nur 100 erlaubt ist. Der Proteststurm im Inter- net zeigt, dass die hessische Umweltministerin hier viel zu schnell unterwegs war. Es ist höchste Zeit für eine Voll- bremsung. [email protected] Matthias Lohr will sich das Mountain- biken nicht verbieten lassen Pro & Kontra Soll das Radfahren auf schmalen Wegen verboten werden? Das sagt das Forstamt A ls das momentan gelten- de Waldgesetz vor dreißig Jahren zuletzt novelliert wur- de, gab es Mountainbikes in ihrer heutigen Form noch nicht, sagt Theodor Arend vom Forstamt Wolfhagen. Deshalb sei im Gesetzestext nicht berücksichtigt worden, dass jemand mit seinem Rad quer durch den Wald fahren könne oder wolle. „Diese Fahr- ten sind illegal und werden nur von einer kleinen Rand- gruppe unternommen“, sagt Arend. Für diese Radsportler wolle Hessen-Forst gemeinsam mit dem Jugendamt an einer lega- len Lösung arbeiten. „Wir prü- fen derzeit, eine entsprechen- de Strecke auszuarbeiten und anzubieten.“ (sal) G laubt man Thomas Kleinjohann, wird für Mountainbiker bald nichts mehr so sein, wie es einmal war. „75 Prozent der Wege werden nicht mehr be- fahrbar sein“, prophezeit der Vorsitzende der Deutschen Initiative Mountainbike (Dimb) gegenüber unserer Zei- tung für den Fall, dass die Lan- desregierung tatsächlich das neue Waldge- setz auf den Weg bringt. Auf der Webseite hat die Dimb zum Protest aufge- rufen. „Kein Bikeverbot in Hessen! Biker wehrt euch!“ steht dort. Der Aufruf hat eine Massenbewe- gung ausgelöst: 27 000 Men- schen haben bereits gegen die neuen Regeln unterschrieben. Unterstützung erhalten sie vom SPD-Landtagsabgeordne- ten Heinz Lotz aus dem Main- Kinzig-Kreis, der eine einver- nehmliche Lösung für Sportar- ten wie Mountainbiking an- mahnt: „Es darf nicht sein, dass Teilnehmer dieser oder anderer Sportarten automa- tisch kriminalisiert werden, wenn sie sich abseits be- stimmter Wege aufhalten oder fahren, wie dies derzeit noch der Fall ist.“ (mal) Foto: nh www.dimb.de 27 000 haben gegen Gesetz unterschrieben Thomas Kleinjohann

HNA_120711

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Heute schon lesen was morgen in der Zeitung steht: OPEN TRAILS - Wir sind gegen die geplante Reglementierung in unseren Wäldern!

Citation preview

Impressum

Hessische/Niedersächsische Allgemeinewww.hna.deunabhängig - nicht parteigebundenHerausgeber Dirk Ippen.Chefredakteur Horst Seidenfaden, auchverantwortlich im Sinne des Pressegesetzes.Stellvertreter Jan Schlüter.Verantwortliche RedakteurePolitik und Wirtschaft: Dr. Tibor Pézsa, MartinaWewetzer. Meinung und Hintergrund: WolfgangBlieffert. Kultur: Werner Fritsch. Sport: FrankZiemke. Kassel Stadt/Land: Ulrich Hagemeier. Re-portagen: Frank Thonicke.Redaktion Wiesbaden: Petra Wettlaufer-Pohl.Geschäftsführung: Harold Grönke.Anzeigenleitung:Andrea Schaller-Öller.Leitung Privatkunden: Heiko Lindecke.Verlag: Verlag Dierichs GmbH & Co KG,Postfach 101009, 34010 Kassel,Frankfurter Str. 168, 34121 Kassel,(zugleich ladungsfähige Anschrift für alleVerantwortlichen)u 05 61 / 2 03 - 00Anzeigenannahme, u 08 00 / 2 03 - 45 67*Fax 08 00 / 2 03 - 21 93*[email protected], u 08 00 / 2 03 - 45 67*Fax 08 00 / 2 03 - 21 93*[email protected](* diese Nummern sind gebührenfrei)Redaktion, u 05 61 / 2 03 - 00Fax 05 61 / 2 03 - 24 [email protected] Frankfurt/M.Konto-Nr. 155 132 608 (BLZ 500 100 60).Anzeigenpreisliste Nr. 53. Monatlicher Abonne-mentspreis einschließlich VerlagszustellungEuro 26,20 (bei Postzustellung Euro 28,40) inkl.7 % MwSt. Beendigung des Abonnements nur mitschriftlicher Kündigungserklärung unter Einhal-tung einer Frist von 6 Wochen zum Quartalsen-de, ab Zugang der Kündigungserklärung.Rechte für elektronische Pressespiegel: PMGPresse-Monitor GmbH, u 0 30 / 2 84 93-0www.presse-monitor.deHerstellung: Zeitungsdruck Dierichs GmbH & CoKG, Wilhelmine-Reichard-Str. 1, 34123 Kassel.Kostenlose Druckhausführungenfür Einzelpersonen und Kleingruppen unteru 05 61 / 2 03 - 40 11

HNA

nis für die geplante Neurege-lung. Opper ist im Kellerwaldals Mitarbeiter für Hessen-Forst tätig und kennt daherbeide Seiten des Streits. Vorwenigen Wochen war der 42-Jährige aus dem Jesberger Orts-teil Densberg (Schwalm-Eder-Kreis) dabei, als sich HessensUmweltminis-terin LuciaPuttrich amFeldberg imTaunus überdie Problema-tik ein Bildmachte.

Dort sei es inerster Linie umillegaleDownhill-Strecken gegangen,sagt Opper: Vor allem junge Bi-ker bauen Rampen und Hin-dernisse, um den Berg hinab-zustürzen.

Vom neuen Waldwegege-setz sind jedoch auch Tausen-de Hobby-Sportler betroffen,die mit ihrem Rad auf befestig-ten und schmalen, naturnahen

V O N S E B A S T I A N L A M M E L

U N D M A T T H I A S L O H R

KASSEL. Die geplante Neure-gelung des hessischen Wald-rechts stößt bei den Mountain-bikern auf wenig Gegenliebe.„Dieses Gesetz würde Proble-me schaffen, wo keine sind“,sagt Michael Homburg. Der 41-jährige Kasseler ist seit 13 Jah-ren begeisterter Mountainbi-ker und sucht seine Erholungin den Wäldern Nordhessens.

„Nach dem Gesetz müsstenRadfahrer, Spaziergänger undJogger die gleichen Wege nut-zen“, sagt Homburg. Dies erhö-he das Unfallrisiko. „ÄltereSpaziergänger oder Paare mitKinderwagen sind sicher nichtauf den schmalen Wegen un-terwegs, auf denen wir weiter-hin fahren möchten.“ Zudemerwartet Homburg unnötigeDiskussionen, ob ein Weg breitgenug für die Radler ist odernicht.

Der Mountainbiker MichaelOpper hat auch kein Verständ-

Radler fürchten ProblemeNicht nur bei den betroffenen Mountainbikern ist das neue Waldgesetz umstritten

Wegen, sogenannten Single-Trails, unterwegs sind. Bislangwar das aus Oppers Sicht pro-blemlos: „Ein Mountainbikerrichtet genauso viel oder we-nig Schäden an wie ein Wande-rer.“ Wenn er mit seinen Kolle-gen von Hessen-Forst einenWeg sperrt, um Bäume zu fäl-

len, komme esab und an vor,dass Wandererdas rot-weißeBand einfachignorierten -Radfahrer näh-men hingegenden Umweg inKauf.

Welche Aus-wirkungen ein Rad-Verbot aufschmalen Wegen hat, weiß JanAnsgar Peter. Der Mountainbi-ker stammt aus Bad Zwestenim Schwalm-Eder-Kreis undlebt nun bei Heilbronn. In Ba-den-Württemberg gibt es be-reits ein ähnliches Waldwege-gesetz, wie es Wiesbadenplant. „Man ist immer mit ei-

nem schlechten Gewissen un-terwegs“, sagt der 38-Jährige.Wer auf „kleinen, verwunsche-nen Wegen fährt“, dem drohteine Strafe bis zu 600 Euro. Abund an, hat der Chef einerWerbeagentur festgestellt, le-gen Spaziergänger, die sichvon Radfahrern auch auf brei-ten Wegen gestört fühlen, Ästeauf die Strecken im Kraichgau.Andernorts gibt es sogar Nagel-bretter.

„Schwarze Schafe gibtes auf beiden Seiten.“

JAN ANSGAR PETER

Laut Peter hat sich das Mitei-nander zwischen Mountainbi-kern und anderen Waldnut-zern durch das Verbot er-schwert: „Es hilft nur, wennman miteinander redet, dennschwarze Schafe gibt es auf bei-den Seiten.“ In Thüringen hatman das erkannt und eine ent-sprechende Regelung wiedergekippt. Fotos: nh

Jan AnsgarPeter

MichaelOpper

Mit dem Rad durch den Wald: In Hessen sollen Mountainbike-Fahrer künftig nur auf ausgewiesenen Waldwegen in die Pedale tretendürfen. Foto: dpa

Aufregung um geplantes Waldgesetz

Das Gesetz, das bislangnoch Forstgesetz heißt undaus den Siebzigern stammt,werde geändert, um moder-nen Entwicklungen wieMountainbiking und Geoca-ching gerecht zu werden. Siemüssten mit dem Naturschutzunter einen Hut gebracht wer-den. Bisher dürften Mountain-

V O N P E T R A W E T T L A U F E R - P O H L

WIESBADEN. Hessens Um-weltministerin Lucia Puttrichkann die Aufregung der Moun-tainbiker um den Entwurf desWaldgesetzes nicht nachvoll-ziehen: „Wir sprechen keineVerbote aus, das ist ein Miss-verständnis“, sagt die Ministe-rin. „Wir wollen, dass die Men-schen in den Wald kommenund nicht, dass sie draußenbleiben. Das heißt aber auch,dass die Interessen der ver-schiedenen Nutzer abgewo-gen werden müssen.“

Dabei gehe es nicht nur umSportler, Spaziergänger undWanderer, sondern auch umden Naturschutz. Auch heutedürfe nicht jeder nach eige-nem Gusto kreuz und querdurch den Wald fahren, sagtdie Ministerin im Gesprächmit der HNA. Speziell im Bal-lungsraum führe das immerwieder zu Konflikten.

„Wir kommen Bikern entgegen“Neues Waldgesetz: Umweltministerin Lucia Puttrich (CDU) fühlt sich missverstanden

biker nur auf Straßen und fes-ten Wegen im Wald unter-wegs sein, der Begriff festerWeg werde nun präzisiert: Einnicht geländegängiges Automuss dort entlangfahren kön-nen, wobei Puttrich betont,dabei nicht an eine Nobelli-mousine, sondern eher an ei-nen Kleinwagen zu denken.Eine feste Größe, wie Baden-Württemberg sie mit zwei Me-tern ausgewiesen habe, lehntPuttrich ab: „Das gibt nurStreit, wo man misst, einWaldweg ist schließlich nichtschnurgerade.“

Entscheidend für Puttrichist aber das Angebot, mit denWaldbesitzern Vereinbarun-gen über spezielle Trails zuschließen: „Damit kommenwir denen, die anspruchsvolle-re Wege suchen, entgegen.“Laut Puttrich ist das Verfahrendurch das neue Gesetz wesent-lich unbürokratischer als bis-her. Diesen Zusammenhang

im Gesetzestext zu erkennen,ist angesichts der juristischenFormulierungen allerdingsfast unmöglich. Gemeint istlaut Puttrich, dass Waldbesit-zer keine zusätzlichen Risikeneingehen, wenn Trails ausge-wiesen werden, „das erleich-tert die Sache“. Die Nutzungsolcher Wege erfolgt auf eige-ne Gefahr.

Für Hessen-Forst hat Staats-sekretär Mark Weinmeister(CDU) den Forstämtern bereitssignalisiert, das Angebot un-bedingt zu nutzen, sobald dasGesetz beschlossen ist, berich-tet MinisteriumssprecherThorsten Neels.

Das wird noch eine Weiledauern, denn erst im Herbstwird es in den Landtag einge-bracht werden. Außer demProtest der Mountainbiker lie-gen dem Ministerium nochkeine weiteren Stellungnah-men von Verbänden vor, dieFrist dafür endet im August.

Hessens UmweltministerinLucia Puttrich Foto: dpa

Pro

Vernünftig

D ie Mountainbikes sindja gerade so entwickeltworden, dass man über

Stock und Stein fahren kann“,klagt ein Biker, der sich seineRoute nicht vorschreiben las-sen will. Mit diesem Argumentdürfte es auch keine Tempoli-mits auf Straßen geben, denndie meisten Autos schaffen lo-cker mehr als Tempo 100. Esgibt aber Limits, denn die PS-Zahl ist nicht Maßstab derDinge.

Genauso wenig kann imWald gelten, dass Mountainbi-ker sich austoben können,ohne auf andere Rücksicht zunehmen, seien es Menschen,Tiere oder Pflanzen. Wenn siekünftig gemeinsam mit Wald-besitzern Wege für ihrenSport suchen und ausweisenkönnen, ist das eine vernünfti-ge Lösung, um Konflikte zuvermeiden. Ein Wald istschließlich kein Sportplatz,wenn er seine Erholungsfunk-tion behalten soll, muss es Re-geln geben. Allerdings mussman die Regeln bei allem Ver-ständnis für juristische Not-wendigkeiten auch verstehenkönnen. Die Diktion des Ge-setzentwurfes konterkariertdie Absichten der Ministerin.

[email protected]

Petra Wett-laufer-Pohl istfür Regeln imWald

Kontra

Ohne Grund

I ch gebe es zu: Mit unserenHelmen und Sonnenbril-len sehen wir Mountainbi-

ker aus wie Krieger – und inunseren hautengen Kleidernauch ein bisschen wie radeln-de Würste. Trotzdem wollenwir im Wald nur das, was alleNutzer dort wollen: spielen.

Am meisten Spaß machtdas auf engen Wegen, auf de-nen es hoch- und runtergeht.Die hessische Landesregie-rung will das nun ohne Grundverbieten. Dabei richtet ein Bi-ker auf einem Trampelpfadgenauso wenig Schaden anwie ein Spaziergänger.

Kein vernünftiger Radlerwill kreuz und quer durch denWald rasen. Nur weil mancheschwarze Schafe das doch ma-chen, ist es nicht gerechtfer-tigt, alle anderen auf die brei-ten Waldautobahnen zu ver-bannen. Sonst müsste man dieechten Autobahnen ebenfallsabschaffen, weil vereinzelteRaser auch dort 180 fahren,wo nur 100 erlaubt ist.

Der Proteststurm im Inter-net zeigt, dass die hessischeUmweltministerin hier viel zuschnell unterwegs war. Es isthöchste Zeit für eine Voll-bremsung. [email protected]

Matthias Lohrwill sich dasMountain-biken nichtverbietenlassen

Pro & Kontra

Soll das Radfahrenauf schmalen Wegenverboten werden?

Das sagtdas Forstamt

A ls das momentan gelten-de Waldgesetz vor dreißig

Jahren zuletzt novelliert wur-de, gab es Mountainbikes inihrer heutigen Form nochnicht, sagt Theodor Arendvom Forstamt Wolfhagen.Deshalb sei im Gesetzestextnicht berücksichtigt worden,dass jemand mit seinem Radquer durch den Wald fahrenkönne oder wolle. „Diese Fahr-ten sind illegal und werdennur von einer kleinen Rand-gruppe unternommen“, sagtArend.

Für diese Radsportler wolleHessen-Forst gemeinsam mitdem Jugendamt an einer lega-len Lösung arbeiten. „Wir prü-fen derzeit, eine entsprechen-de Strecke auszuarbeiten undanzubieten.“ (sal)

G laubt man ThomasKleinjohann, wird fürMountainbiker bald

nichts mehr so sein, wie eseinmal war. „75 Prozent derWege werden nicht mehr be-fahrbar sein“, prophezeit derVorsitzende der DeutschenInitiative Mountainbike(Dimb) gegenüber unserer Zei-tung für den Fall, dass die Lan-

desregierungtatsächlich dasneue Waldge-setz auf denWeg bringt.

Auf derWebseite hatdie Dimb zumProtest aufge-rufen. „Kein

Bikeverbot in Hessen! Bikerwehrt euch!“ steht dort. DerAufruf hat eine Massenbewe-gung ausgelöst: 27 000 Men-schen haben bereits gegen dieneuen Regeln unterschrieben.

Unterstützung erhalten sievom SPD-Landtagsabgeordne-ten Heinz Lotz aus dem Main-Kinzig-Kreis, der eine einver-nehmliche Lösung für Sportar-ten wie Mountainbiking an-mahnt: „Es darf nicht sein,dass Teilnehmer dieser oderanderer Sportarten automa-tisch kriminalisiert werden,wenn sie sich abseits be-stimmter Wege aufhaltenoder fahren, wie dies derzeitnoch der Fall ist.“ (mal) Foto: nh

www.dimb.de

27 000 habengegen Gesetzunterschrieben

ThomasKleinjohann