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Koordinatoren Unverzichtbar für Projekterfolge Partnerschaft DV Trier reist nach Bolivien Frauen Sie sind der Motor der Entwicklung 8 6 4 März 2015 Ausgabe 38 horizonte „Mit meiner Familie lebe ich in zwei Zimmern. Hier habe ich auch meine Näherei, aber wegen der Enge bekomme ich nur kleine Aufträge. Ich bin dankbar, dass Kolping mich unterstützt, damit wir uns ein kleines Haus bauen können und ich bald größere Aufträge annehmen kann.“ Juded Marlan Taquichire,Carapicuiba/São Paulo Wer Frauen unterstützt, hilft der ganzen Familie während der Woche hier im Kindergarten eine regelmäßige Mahlzeit. Am Wochenende, zu Hause, gibt es das oft nicht, weil die Familien zu arm und mit der Erziehung der Kinder über- fordert sind“, erläutert Ana Paula Souza, Leite- rin des Kolping-Kindergartens in Carapicuiba. „Hier bei uns haben die Kinder die Möglichkeit zu spielen, sie werden gefördert, lernen soziale Regeln und gute Umgangsformen und werden auf die Schule vorbereitet.“ „Doch wir kümmern uns auch um die Familien, vor allem um die Mütter“, ergänzt Ana Paula. „Wir haben eine Sozialarbeiterin, sie besucht Von Elisabeth Schech Armut ist vor allem weiblich. Ein Großteil der Menschen in den Armenvierteln rund um die brasilianischen Großstädte sind alleinerzie- hende Mütter, viele erschreckend jung. Sie brauchen Unterstützung, sind oft hoffnungslos überfordert und überlastet. Kolping Brasilien bietet ihnen nicht nur konkrete Hilfe, sondern auch Betreuungsangebote für ihre Kinder, da- mit diese eine Zukunftschance haben. „Viele Kinder, die jeden Tag in unserem Kin- dergarten betreut werden, bekommen nur Foto: Elisabeth Schech

Horizonte März 2015

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Magazin für Freunde und Unterstützer von Kolping International Berichte aus Projekten und von Spendenaktionen

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KoordinatorenUnverzichtbar für Projekterfolge

Partnerschaft DV Trier reist nach Bolivien

FrauenSie sind der Motor der Entwicklung

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März 2015 Ausgabe 38

horizonte

„Mit meiner Familie lebe ich in zwei Zimmern. Hier habe ich auch meine Näherei, aber wegen der Enge bekomme ich nur kleine Aufträge. Ich bin dankbar, dass Kolping mich unterstützt, damit wir uns ein kleines Haus bauen können und ich bald größere Aufträge annehmen kann.“

Juded Marlan Taquichire,Carapicuiba/São Paulo

Wer Frauen unterstützt, hilft der ganzen Familie

während der Woche hier im Kindergarten eine regelmäßige Mahlzeit. Am Wochenende, zu Hause, gibt es das oft nicht, weil die Familien zu arm und mit der Erziehung der Kinder über-fordert sind“, erläutert Ana Paula Souza, Leite-rin des Kolping-Kindergartens in Carapicuiba. „Hier bei uns haben die Kinder die Möglichkeit zu spielen, sie werden gefördert, lernen soziale Regeln und gute Umgangsformen und werden auf die Schule vorbereitet.“„Doch wir kümmern uns auch um die Familien, vor allem um die Mütter“, ergänzt Ana Paula. „Wir haben eine Sozialarbeiterin, sie besucht

Von Elisabeth Schech

Armut ist vor allem weiblich. Ein Großteil der Menschen in den Armenvierteln rund um die brasilianischen Großstädte sind alleinerzie-hende Mütter, viele erschreckend jung. Sie brauchen Unterstützung, sind oft hoffnungslos überfordert und überlastet. Kolping Brasilien bietet ihnen nicht nur konkrete Hilfe, sondern auch Betreuungsangebote für ihre Kinder, da-mit diese eine Zukunftschance haben.„Viele Kinder, die jeden Tag in unserem Kin-dergarten betreut werden, bekommen nur

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2 Thema

und berät Familien mit besonderer Problematik. Die Unterstützung reicht von materieller Hilfe in Form von Lebensmitteln bis hin zur Vermittlung von Mo-biliar oder Wohnraum. Viele Familien hier im Armen-viertel haben nur ein, zwei kleine Zimmer mit einem einzigen Bett für alle. Auch häusliche Gewalt ist oft ein großes Thema. Da versuchen wir zu vermitteln. An den Wochenenden veranstalten wir regelmäßig Elternnachmittage, um die Mütter mit Ratschlägen zu unterstützen. Wir sprechen über Gesundheit und Hygiene, die Bedürfnisse der Kinder, oder wie sie ihre familiären Beziehungen besser gestalten können.“Auch wenn die Armut in Brasilien in den letzten zehn Jahren dank verschiedener Sozialprogramme verringert werden konnte, leben noch immer viele Menschen in sehr prekären Verhältnissen. Die Sozi-alhilfe von umgerechnet 25 Euro, die es seit eini-gen Jahren gibt, lindert nur oberflächlich die Armut. Etwa die Hälfte der Brasilianer verdient maximal einen Mindestlohn von umgerechnet 240 Euro. Und das bei Lebenshaltungskosten, die mit den unseren vergleichbar sind. Ein Liter Milch kostet 0,93 Euro, für ein Dutzend Eier werden 4,55 Euro verlangt, der Preis für ein kleines Paket Waschmittel liegt über

drei Euro. Man kann erahnen, welche Bedeutung die Kolping-Kindergärten für die Frauen und ihre Familien haben.Auch ältere Frauen erfahren bei Kolping Hilfe und Unterstützung. Viele können von ihrer kleinen Rente – oft weniger als 200 Euro – kaum überleben. Oft kümmern sie sich um ihre Enkel oder Urenkel und teilen das bisschen Rente, das sie haben. Deshalb beteiligt sich beispielsweise die Kolpingfamilie Jd. Catanduva an einem staatlichen Programm zur Ver-teilung von Milch. Zweimal pro Woche kommen 90 Seniorinnen und holen sich einen Liter Milch ab. Sie sind unendlich dankbar dafür, denn sie wissen, dass diese Hilfe auch ihren Enkelkindern zu Gute kommt. Viele Kolpingsfamilien sind mittlerweile so gut orga-

nisiert, dass sie staatliche Programme nutzen kön-nen und Zuschüsse für die Finanzierung der Kinder-gärten erhalten. Das ist zwar mit sehr viel Bürokratie verbunden und erfordert Fachkenntnisse. Aber dank der Schulung und Beratung durch die Kolping-Ver-antwortlichen des Nationalbüros wird das notwen-dige Know-how vermittelt. „Es ist sehr mühsam, die Gelder zu beantragen und alles abzurechnen. Aber ich bin stolz, dass wir das mittlerweile aus eigener Kraft schaffen“, so Maria das Graças, Koordinatorin der Kolpingsfamilie Jd. Catanduva. Genau das ist das langfristige Ziel unserer Arbeit, damit Projekte nicht ausschließlich und endlos auf Spenden aus dem Ausland angewiesen sind. In Brasilien gelingt das mittlerweile an etlichen Orten.

Im Uhrzeigersinn: Nähkurse vermitteln den Frauen Kenntnisse, mit denen sie Geld verdienen können. – Der Kolping-Kindergarten bietet eine gute Ernährung – Blick auf ein Armenviertel in Carapicuiba/São Paulo – Leila Cristina da Silva ist dankbar, dass zwei ihrer Kinder in Kolping-Kindergarten gehen. – Projektbesuch in São Paulo: Generalsekretär Dr. Markus Demele überzeugt sich vom Engagement der Kolpingsfamilien.

„Ich versorge meine beiden erwachsenen Kinder,

die schwerbehindert sind. Die Hilfe durch Kolping

gibt mir Kraft und zeigt mir, dass ich nicht

alleine bin.“ Jorgina do Amaral Pereira, Rentnerin

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Globale Verantwortung 3

Frauenförderung ist eine der zentralen Bestandteile der Entwicklungszusam-menarbeit. Erstmals wurde 1975 durch

ein „Internationales Jahr der Frau“ auf die Notwendigkeit der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau aufmerksam ge-macht. In der bei der UN-Weltfrauenkon-ferenz 1995 in Peking beschlossenen Akti-onsplattform verpflichteten sich Staaten, die Gleichstellung der Geschlechter in al-len Bereichen der Gesellschaft (d. h. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft) zu fördern, die Rechte der Frauen zu schützen, die Ar-mut von Frauen zu bekämpfen, Gewalt ge-gen Frauen als Menschenrechtsverletzung zu verfolgen und geschlechtsspezifische Unterschiede in der Gesundheitsversor-gung und im Bildungssystem abzubauen.Auch in der Erklärung der Millenium Ent-wicklungsziele im September 2000 wurde der Rolle der Frau eine besondere Bedeu-tung zugemessen, z. B. wird als drittes Ziel die Förderung der Gleichstellung der Ge-schlechter und mehr Zugang für Frauen zu Bildung benannt. Leider spielen in der Lebenswirklichkeit von Frauen und Mädchen diese Forde-rungen oft keine Rolle. Ihre Menschen-rechte werden in vielen Ländern massiv verletzt. Aktuelle Beispiele wie z. B. die Entführung der über 300 nigerianischen Schülerinnen durch Boko Haram zeigen, wie umstritten das Recht auf Bildung für Mädchen und Frauen in vielen Ländern ist. Vergewaltigungen sind weiterhin ein Kriegsmittel. Die Mehrzahl der Menschen, die in extremer Armut leben, sind weib-lich. Fast überall verdienen Frauen weni-ger als Männer. Unbezahlte Arbeiten, zum

Beispiel in der Familie oder im informellen Sektor, werden besonders häufig von Frauen geleistet. Der Lebensunterhalt der Armen in den Ent-wicklungsländern hängt weitgehend von der Landwirtschaft – und damit von den Frauen ab: Sie produzieren den größten Teil der Nahrungsmittel. Trotzdem haben sie häufig nur wenige Gestaltungsmög-lichkeiten. Ihnen fehlen die dazu nötigen Rechte und auch das Land ist fast immer im Besitz der Männer. Gleichberechtigter Zugang zu Land, zu landwirtschaftlicher Beratung und zu Produktionsmitteln wie Saatgut oder Dünger kann die Produktivi-tät der Frauen erheblich steigern. Dadurch verbessert sich die Lebensmittelversorgung der gesamten Bevölkerung und die Ge-fahr von Hunger sinkt. Nach Schätzungen der Welternährungsorganisation (FAO) könnten weltweit rund 150 Millionen Men-schen vor Hunger bewahrt werden, wenn Bäuerinnen in Entwicklungsländern die gleichen Mittel und Möglichkeiten für ihr landwirtschaftliches Engagement erhalten würden, wie Bauern.

Eine Studie der Weltbank besagt: „Inve-stitionen in Bildung für Mädchen sind die wirksamsten Einzelinvestitionen, die ein Entwicklungsland vornehmen kann. Die Ausbildung von Mädchen wirkt auf alle Dimensionen der Entwicklung: geringere Kinder- und Müttersterblichkeit, eine ge-ringere Fruchtbarkeitsrate, höherer Bil-dungsstand bei Töchtern und Söhnen, hö-here Produktivität und besserer Umgang mit der Umwelt.“In der Arbeit von KOLPING INTERNATIO-NAL spielen daher Frauen eine besondere Rolle. Ein gutes Beispiel dafür ist Indien. Dort bestimmt noch immer ein sehr tra-ditionelles Rollenbild von Männern und Frauen den Alltag. Doch die -- überwiegend weiblichen -- Mitglieder der rund 1.800 Kolpingselbsthilfegruppen im Süden Indi-ens beginnen dies zu ändern: Sie sparen, bekommen Kredite und bauen damit klei-ne Unternehmen auf. Der wirtschaftliche Erfolg verschafft diesen Frauen Selbstbe-wusstsein und eine gesellschaftliche Posi-tion, manche gehen sogar in die Dorfpar-lamente.

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Theoretisch sind Männer und Frauen heute gleich-

berechtigt. Doch nach wie vor werden in vielen Län-

dern Frauen wie Menschen zweiter Klasse behan-

delt. Dabei sind sie es, die durch die Erziehung der

Kinder Verantwortung übernehmen für die Ent-

wicklung ihrer Gesellschaften. Ihre Rolle ist zen-

tral für eine nachhaltige Armutsbekämpfung.

Frauen – Motor für EntwicklungVon Sigrid Stapel

„Ich habe mich in den Dorfrat wählen lassen. So kann ich anderen Menschen helfen. Das macht mich sehr, sehr stolz.“ Amala, Kolpingsfamilie Inigo/Indien

4 Spender kommen zu Wort

Gelebte PartnerschaftReise des Diözesanverbandes Trier nach Bolivien

Die Begeisterung ist noch durch das Telefon spürbar: „Es ist toll zu sehen, wie sich die Frauen freuen und das

Erlernte umsetzen“, sagt Thomas Gerber, Diözesanpräses des Kolpingwerkes DV Tri-er. Gemeinsam mit einer achtköpfigen Rei-segruppe besuchte er im Oktober 2014 für drei Wochen Bolivien, das Partnerland des DV Trier. Santa Cruz, Potosí, Cochabamba, Tarija, der Reiseplan war straff organisiert. Besonders beeindruckt hat Gerber das Zusammentreffen mit vielen Frauen, die dank einer Ausbildung oder eines Klein-kredits ihr Leben in die Hand nehmen und gestalten konnten. Überhaupt die Frauen: In Bolivien haben sie keine gute Stellung, sie werden oft als Menschen zweiter Klasse behandelt und es fehlt vielen von ihnen an Selbstbewusstsein. Gewalt gegen Frauen etwa ist nicht strafbar. Deshalb setzt das Kolpingwerk alles daran, Frauen zu för-dern.

In Tarija traf die Reisegruppe eine Frau, die sich durch einen Kredit eine Nähmaschine leisten konnte und ihren Schneiderladen im Kolpinghaus eröffnen konnte. Inzwi-schen kann sie von den vielen Auftrags-arbeiten (Messdienergewänder, Kommuni-onskleidung) gut leben und noch weitere Nähmaschinen kaufen und abbezahlen. „Die Projektarbeit vor Ort ist sehr gut. Wir haben von einigen Minikredit-Empfänge-rinnen gehört, wie sie sich durch diese Hil-fe selbstständig machen konnten. So wur-de ihr Selbstwertgefühl gestärkt, und die Frauen können durch ihren Zuverdienst zum Lebensunterhalt der Familie beitra-gen“, berichtet die Mitreisende Martina Linden aus Urmitz.Die Ausbildungsprojekte faszinierten die Gruppe ebenfalls. „Die Menschen wollen lernen! In Santa Cruz kam eine Frau zu

Kolping aufgrund der kostenlosen Ausbil-dung“, erzählt Thomas Gerber. Sie wollte sich weiterbilden, und inzwischen hat sie eine eigene Kolpingsfamilie gegründet und weitere motivierte und zupackende Frauen um sich geschart. „Die Leute sind unendlich dankbar“, so Gerber. In El Alto arbeitet das Kolpingwerk mit der Universi-tät zusammen. Die Kreditnehmer, die von Kolping einen Kleinkredit erhalten möch-ten, werden dort von Fachleuten beraten. Erst in der Vorphase, dann wird gemein-sam eine Kalkulation erstellt, und wenn es ernst wird, ist die Geschäftsidee gut aufge-stellt und erfolgreich. „Ich finde es sehr beeindruckend, dass un-

sere Delegierten hoch motiviert zurückgekommen sind und

sich seit ihrer Rückkehr für die Bolivienpartner-schaft einsetzen. So fan-den in den letzten drei Monaten schon mehre-

re Infoveranstaltungen statt, Erfahrungsberichte

und ein Reisetagebuch wur-den verfasst und die Präsentation

für die Diözesanversammlung wird gerade erstellt“, freut sich Petra Heusler, Bildungs-referentin des DV Trier. „Es ist enorm, mit wie viel Zeiteinsatz, Herzblut und Engage-ment unsere Leute die Partnerschaft wie-derbeleben!“ Der Diözesanverband Trier hat jetzt einen Projektkatalog erstellt, der die Partner in Bolivien unterstützt. Sie sammeln Geld für die Verbandsarbeit, das Kleinkredit- und Ausbildungsprogramm und für soziale Projekte, die insbesondere den Frauen und Kindern zugutekommen.

Von Barbara Demmer

Partnerschaft auf Augenhöhe: Die Besucher aus dem Diözesanvernband Trier mit Vertretern des Kolpingswerkes Bolivien.

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Die Ausbildungsangebote in Bolivien richten sich vor allem an Frauen, die vielfach gesellschaft-lich benachteiligt sind.

Projekte im Blick 5

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In den letzten zwei Jahren hat das Kolping-werk Philippinen 150 junge Menschen aus-gebildet, als Schweißer, Koch, in der Haus-wirtschaft oder als Bäcker. Eine davon ist Rinalyn. Für die junge, al-leinerziehende Mutter war die Ausbildung ein Glücksgriff. Als sie mit 15 schwanger wurde, unterstützte sie ihre Familie und half ihr, die Schulausbildung trotz des Kindes zu beenden. Mit 19 Jahren hatte Rinalyn dann einen Abschluss in der Ta-sche, vergleichbar mit dem an einer High School. Dann lernte sie bei Kolping in einem Ausbildungslehrgang das Kochen und Backen. Nach einem Zusatzkurs der Brot- und Gebäckherstellung arbeitet sie nun als Kuchendekorateurin bei einer Backshop-Kette. Sie verdient genug, um auch etwas Geld für die Ausbildung ihres Kindes zurückzulegen. Und die junge Frau hat noch mehr Pläne: Gemeinsam mit ih-rer Schwester möchte sie bald einen eige-nen Laden eröffnen. Ein anderes erfolgreiches Angebot, das gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt eröffnet,

ist die Schweißerausbil-dung. Die jungen Leute werden seit zwei Jahren von einer Frau ausgebil-det. Das ist ungewöhnlich, denn in diesem Hand-werk sind die Männer in der Überzahl– eine Frau als Ausbilderin ist umso seltener. Maria Cecilia Dolawen wurde 2013 von Kolping Philippinen als Ausbilderin angestellt. Maria ist ein Vorbild für viele Frauen – und ganz bestimmt für die wenigen weiblichen Auszubilden-den. Das ist typisch für Kolping – nicht nur auf den Philippinen: Kolping fördert Frauen besonders und ermutigt sie zum Ler-nen und zur Selbststän-digkeit.

Von Barbara Demmer

Mit einer guten Ausbildung in eine sichere Zukunft

Ohne sie ist eine erfolgreiche und nach-haltige Projektarbeit nicht möglich: Die hauptamtlichen Koordinatoren. Sie sind Ansprechpartner für die Kolpingsfamilien, kennen die Probleme der Mitglieder und führen Schulungen und Seminare durch. Doch ihre so wichtige Arbeit kann nur zum Teil aus öffentlichen Mitteln finan-ziert werden. Spenden sind daher unver-zichtbar, um die Arbeit der Koordinatoren und damit den Erfolg der Projekte sicher-zustellen.Einer von ihnen ist Corneliu Bulai. Er ar-beitet seit sieben Jahren als Bildungsrefe-rent für Kolping in Rumänien. „Ich bren-ne für Kolping“, sagt er, auch wenn seine Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und den Kolpingsfamilien nicht einfach ist. Denn Adolph Kolping ist nicht so bekannt wie hierzulande, und ehrenamtliche Arbeit

ist in Rumänien kaum verbreitet und we-nig anerkannt. In Schulungen, Freizeiten und mit Theaterangeboten bildet er die Kolpingmitglieder fort – für jede Zielgrup-pe hat er das passende Angebot. Er ist ihr Ansprechpartner und ein wichtiges Binde-glied zwischen dem Nationalverband und den Kolpingsfamilien. Die gleiche Aufgabe, ein anderer Konti-nent: Cristina Vanegas Carillo koordi-niert die Arbeit des Kolpingwerkes

in der Region Chuquisaca/Bolivien. Ihre wichtigste Aufgabe ist die Arbeit mit den Kolpingsfamilien: Freizeitgestaltung, all-gemeine Bildungsarbeit. Auch berufliche Bildungsarbeit ist in Bolivien bei den Kol-pingsfamilien angesiedelt. Regelmäßige Besuche bei den – oft weit auseinander liegenden – Kolpingsfamilien in der Regi-on sind daher besonders wichtig. Im Kol-pingzentrum in Sucre organisiert sie, oft in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung oder Nichtregierungsorganisationen, be-rufsbildende Kurse. Cristina ist praktisch rund um die Uhr im Einsatz und viel unterwegs: sie sitzt im Re-gionalvorstand, stimmt sich mit der Ver-bandsleitung und Geschäftsführung auf nationaler Ebene ab. Dabei muss sie we-gen der großen Entfernungen in Bolivien oft lange Anfahrtswege in Kauf nehmen.

Von Monika Kowoll-Ferger

Unerlässlich für eine erfolgreiche Projektarbeit

Dank der Ausbildung bei Kolping hat Rinalyn heute eine feste Stelle und kann ihr Kind allein ernähren.

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6 Projekte im Blick

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Im Berufsbildungszentrum von Kolping International in Paraguays Hauptstadt Asunción durchlaufen derzeit 800 junge Menschen eine berufliche Aus- oder Wei-terbildung. In einem der ärmsten Länder Lateinamerikas können sich junge Men-schen aus ärmeren Familien keine Ausbil-dung leisten. Ohne berufliche Qualifikati-on müssen sie sich mit Gelegenheitsarbeit zu Hungerlöhnen durchschlagen. Das

Zentrum von Kolping bietet daher hand-werkliche Kurse zu günstigen Preisen an und vergibt teilweise auch Stipendien. Die Ausbildung genießt hohes Ansehen, weil die Lehrkräfte regelmäßig an Schulungen teilnehmen. Auch Unternehmen schicken ihre Mitarbeiter gerne zu Weiterbildungen. Dank der Spender können sich so viele Menschen weiter qualifizieren und die Ar-mut überwinden. (RJ)

Mit über 27.600 Mitgliedern und 1.800 Kol-pingsfamilien ist Indien nach Deutschland der mitgliederstärkste Verband. Die Ver-bandsarbeit ist sehr erfolgreich. In Indien ist jede Kolpingsfamilie als Spar-gruppe organisiert. 1.200 Mitglieder haben im letzten Jahr einen Kleinkredit erhalten und konnten sich z.B. als Gewürz- oder Fischverkäufer, Bäcker oder Näherin selbst-ständig machen. 305 Mitglieder bekamen

eine Milchkuh, 114 Mitglieder freuen sich über eine Unterkunft aus Stein durch das Hausbauprogramm. „Capacity Building“ (Kompetenzbildung) ist eine der Hauptaufgaben des Kolping-werkes weltweit. In Indien haben im letzten Jahr 9.735 Mitglieder ein solches Training durchlaufen, z.B. Gesundheits-vorsorge, landwirtschaftlicher Anbau, Aus- und Fortbildung. (BD)

Gewalt gegen Frauen ist in Bolivien ein großes Problem, das aber gesellschaftlich kaum Beachtung findet. Betroffene Frauen müssen fliehen und versuchen, für sich und ihre Kinder ein neues Leben aufzubau-en. Mit Hilfe von Spendenmitteln aus der Schweiz und aus Deutschland betreibt Kol-ping Bolivien seit mehr als 10 Jahren ein Frauenhaus in Cochabamba. Im Jahr 2014 fanden hier 16 Frauen zwi-schen 18 und 35 Jahren mit insgesamt 42 Kindern, vom Säugling bis zum Teenager,

Unterschlupf. Das Frauenhaus bietet bei Bedarf ärztliche und psychologische Be-treuung, die kleinen Kinder können den Kolping-Kindergarten besuchen, während ihre Mütter arbeiten. Das Haus bietet zwölf kleine Wohnungen, von denen zur Zeit aber nur sechs bewohnt werden können, weil das Dach schadhaft ist. Dank einer großzügigen Spende des Kolpingwerkes Schweiz von 40.000 Euro können nun die nötigen Renovierungsar-beiten durchgeführt werden. (kofer)

Paraguay: Berufsausbildung mit gutem Ruf

Bolivien: Kolping bietet Unterschlupf für Frauen in Not

Das Kolpingwerk in Burundi wächst rasant, und das hat einen guten Grund: Die Men-schen, zumeist Bauern, sehen, dass der Ver-band ihnen hilft, ihre Lebenssituation zu verbessern. Das Land ist sehr dicht besiedelt, die Felder klein, und durch die intensive Nutzung sind die Böden ausgelaugt. Um die Erträge zu steigern, brauchen die Bauern Dünger und gutes Saatgut. Dabei hilft Kolping - zunächst einmal durch Ziegen, deren Mist die Grundlage für den wertvollen Kompost bildet. Mit Hilfe von

Spenden hat Kolping Burundi allein in 2014 189 Hundert Tiere an die Mitglieder verteilt. Diese verpflichten sich, von deren Nach-kommen zwei Tiere an andere Mitglieder weiter zu geben. Betreut wird das Programm von einem Veterinär, der kontrolliert, dass die Tiere gesund sind (siehe Foto) und gut versorgt werden. Für viele der rund 1.300 Mitglieder hat sich so ihre Ernährungssituation schon deut-lich verbessert – doch der Bedarf ist weiter groß. (kofer)

Burundi: Mit Ziegenmist zu einer besseren Ernährung

Indien: Mit Kleinkrediten auf Wachstumskurs

Ansteckende Ideen 7

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Handy Spendenaktion

Seit gut 12 Monaten läuft die Kolping-Handy-Spendenaktion. Viele Einzelper-sonen und Gruppen wie hier die Kolpingsfamilie Sarstedt spenden ihre alten Geräte: Im vergangenen Jahr waren es rund 4.700 Handys. Die Hälfte des Erlöses ging an den SEK e.V.. Rund 2.600 Euro fliessen nun in Projekte zum Verbandsaufbau weltweit. Gebrauchte Handys an: Kolping-Recycling GmbH., Christian-Wirth Str. 16, 36043 Fulda.

Seit mehreren Jahren sammelt der Kolping Bezirksverband Oberberg -Süd im DV Köln mit einer leeren Drei-Liter-Flasche Geld für den Partnerverband Kolping Kolumbien. Die Flasche geht im Bezirk wie ein Wan-derpokal von Kolpingsfamilie zu Kolpings-familie.

Dabei kommen immer wie-der erstaunliche Summen zu-sammen. Die Kolpingsfamilie Wissen z. B. hatte aus Anlass ihres 125-jährigen Bestehens

die Spendenflasche zum Sammeln in ihrer Pfarrge-meinde. Zurück zum Be-zirksvorstand kam sie mit sage und schreibe 1.281,37 Euro. Die geleerte Fla-sche wurde gleich an die nächste Kolpingsfamilie weitergegeben, die das Er-gebnis aus Wissen gerne übertreffen möchte. (Sta)

Eine Flasche geht um

Mit den Erlösen aus der Kolping-Briefmar-kenaktion können jedes Jahr Ausbildungs-projekte für junge Menschen gefördert werden. Toll, wenn sich Kinder und Ju-gendliche in Deutschland für ihre Alters-genossen in anderen Teilen der Welt enga-gieren. Die Kinder und Jugendlichen aus der Kolpingsfamilie Pfarrkirchen haben über 27 Kilo Briefmarken gesammelt, sor-tiert und nach Köln geschickt. Ihnen einen herzlichen Dank!Infos bei Roswitha Danz, Tel. 0221/77880-22, [email protected].

Briefmarken für Bildung

Hätte dem pensionierten Harry Mesteck vor 25 Jahren jemand gesagt, dass er mit seiner zwölf-köpfigen Gruppe der Kolpings-familie Lünen-Brambauer auch im Jahr 2015 noch Holzspiel-zeuge herstellen und verkau-fen würde, er hätte das wohl für einen Scherz gehalten. „Nie hätte ich geglaubt, dass unsere Aktion so lange anhält“, freut sich Harry Mesteck. Für Pro-jekte von Kolping International hat seine Gruppe, „Die Holz-würmer“ genannt, inzwischen stolze 70.000 Euro eingesam-melt. Einmal pro Woche tref-

fen sich die Kolpingmitglieder, um die Spielzeuge zu basteln, die sie dreimal pro Jahr verkau-fen. Vor Ostern und vor der Ad-ventszeit in einem Rewe-Markt und auf dem Weihnachtsmarkt von „Idas Bauernhof“ in Lü-nen-Brambauer. Das Angebot reicht von Ritterburgen, Eisen-bahnen und Schaukelpferden bis hin zu verschiedenen De-koartikeln. „Altersbedingt ist die Gruppe seit 1990 ein wenig geschrumpft“, sagt Harry Me-steck. Ans Aufhören denken die Holzwürmer aber deswe-gen nicht. (RJ)

Dauerbrenner Holzspielzeug

Die Kolpingsfamilie Wörth hat sich eine besondere Überraschung für ihre Jubilare ausgedacht. „Ab dem neuen Jahr wollen wir zu den runden Geburtstagen Ziegen-urkunden verschenken“, schrieb Herbert Schötz zur Kolping-Zentrale nach Köln. Die Kolpingsfamilie hat eine Liste aller Geburtstagskinder nach Köln geschickt und den Gesamtbetrag bereits überwiesen. 43 Euro werden pro Ziege und Geschenk veranschlagt. Die Urkunden wurden aus-

gestellt und gesammelt an Herbert Schötz verschickt, der jetzt das Jahr über allen Jubilaren dieses besondere Geburtstagsge-schenk überreichen kann. Eine tolle Akti-on, zumal der Bedarf an Ziegen in Afrika sehr hoch ist! Vor allem der Ziegendung wird benötigt, um ökologischen Dünger herzustellen. Das lernen die Kolpingsfami-lien in Afrika in Workshops und sehen den Erfolg sofort: üppige Pflanzen und eine bessere Ernte. (BD)

Ziegen für Geburtstagskinder

Impressum

Herausgeber Sozial- und Entwicklungshilfe des Kolpingwerkes e.V.

E-Mail: [email protected]: www.kolping.netfacebook.com/KolpingInternationalPost: KOLPING INTERNATIONALSozial- und Entwicklungshilfe des Kolpingwerkes e.V.Kolpingplatz 5-11, 50667 KölnFax: 0221/77880-10

Der direkte KontaktWir freuen uns über einen Anruf, eine E-Mail oder einen Brief:Ursula Mund 0221/77880-37Elisabeth Schech 0221/77880-38Barbara Demmer 0221/77880-39Roberto Jurkschat 0221/77880-41Sigrid Stapel 0221/77880-28

RedaktionMonika Kowoll-Ferger (V.i.S.d.P.) 0221/[email protected]

SpendenkontoPax-Bank eG Köln (BLZ 370 601 93) Kto-Nr. 15 640 014 IBAN: DE97 3706 0193 0015 6400 14 BIC: GENODED1PAX

8 Projekte | In eigener Sache

Hier könnt Ihr direkt helfen. Detaillierte Projekt-

Beschreibungen findet Ihr unter www.kolping.net:

Neue Referentin für Bildungsarbeit

Seit Anfang Januar verstärkt sie das Team des SEK e.V. in Köln: Sigrid Stapel (52) ist neue Referentin für entwicklungspoli-tische Bildungsarbeit. Die Sozialpädagogin war vorher sechs Jah-re lang Diözesanse-kretärin des Kolping-Diözesanverbandes Köln. In ihrer neuen Tätig-keit ist sie Ansprech-partnerin für Kol-pingsfamilien und Gruppen, die sich in der Eine-Welt-Arbeit des Kolpingwerkes engagieren, sowie für die BIPs (Beauftrag-

te für Internationale Partnerschaftsar-beit) in den Diöze-sanverbänden. „Ich unterstütze die unterschiedlichen Gruppen bei Akti-onen und Veranstal-tungen zu entwick-lungspolitischen Themen“, erklärt sie. Zudem begleitet sie die Kampagnen, an denen sich KOLPING INTERNATIONAL be-teiligt, wie zum Bei-

spiel „Gemeinsam für Afrika“ und bringt die Themen und Aktionen in den Verband ein. (kofer)

1Afrika: WasserZisternen und Brunnen versorgen die Landbevölkerung mit Wasser.

Projekt UÖ-1903 Eine Zisterne: ab 400 Euro

2Indien: Milchvieh Eine Milchziege oder Kuh verbessert die Ernährung und schafft Einkommen.

Projekt LE-6105 Eine Milchziege: 70 Euro

3Mittel- und Osteuropa: Verbandsarbeit Lebendige Jugendarbeit braucht Jugendleiter und Multiplikatoren.

Projekt VE-5904 Workshop mit Jugendlichen: 400 Euro

4Brasilien: Frauenförderung Mit einer Grundausbildung und konkreter Hilfe finden Frauen den Weg aus der Hoffnungslosigkeit.

Projekt AW-2349 Zuschuss:50 Euro

5Philippinen: AusbildungEine berufliche Ausbildung legt die Basis für ein Leben ohne Armut.

Projekt AW-6304 Zuschuss pro Schüler: 90 Euro

Verbandsaufbau weltweit: KoordinatorenDie Beratung und Unterstützung durch Projektkoordina-toren sichern den langfristigen Projekterfolg.

Projekt VA-8209 Zuschuss für einen Projekt- koordinator: 500 Euro

Holt Euch die KOLPING INTERNATIONAL - App!

Bilder, Filme, aktuelle Nachrichten aus über 60 Kolping-Ländern gibt es ab sofort überall und jederzeit direkt auf‘s Smartphone mit der neuen KOLPING INTERNATIONAL-APP. Gratis Download im Google Play Store und App Store oder über www.kolping.net.

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Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen DZIDas Spendensiegel ist ein Zeichen für Seriosität und besondere Spenden-würdigkeit einer Organisation. Der Sozial- und Entwicklungshilfe des Kolpingwerkes e. V. erhält das Spendensiegel jeweils nach jährlicher Prüfung seit 1994.