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Ausblick: Neue Verwertungsplattform für innovative Technologien Einblick: Geologische CO 2 -Speicherung als Option für den Klimaschutz Überblick: Mineral- oberflächen im Fokus der Geowissenschaften Augenblick: Satelliten- missionen als Beispiel erfolg- reicher Industriebeteiligung Insight Transdisziplinarität! Transdisziplinarität! Als ich dieses Wort kürzlich in meinem privaten Umfeld nutzte, war Unverständnis die erste Reaktion. Durchaus nachvollziehbar, denn tatsächlich existieren bislang keine einheitliche Begriffs- erklärung und keine klare Abgrenzung zur Interdisziplinarität. Aber: Transdisziplinarität ist tatsächlich mehr als die Zusammen- führung unterschiedlicher wissenschaft- licher Disziplinen. Sie zielt auf eine substan- tielle Beteiligung von Anwendern: beson- ders dann, wenn die Forschungsprojekte gesellschaftliche Probleme aufgreifen. Das FuE-Programm GEOTECHNOLOGIEN hat auf diesem Feld bislang Maßstäbe ge- setzt und den eher sperrigen Begriff mit Leben erfüllt. Jüngstes Beispiel sind die zu- künftigen Forschungsprojekte im Themen- schwerpunkt »Mineraloberflächen«. Hier wird einmal mehr deutlich, wie gesell- schaftliche Bedürfnisse, innovatives Denken und geowissenschaftliche Forschung ein- ander bedingen. Die vorliegende Ausgabe von INSIGHT gibt Ihnen einen Einblick, nicht nur in dieses neue Forschungsfeld der GEOTECHNOLOGIEN. Ihr Ludwig Stroink Horizonte – Neue Projekte und Programme in den GEOTECHNOLOGIEN Atomare Prozesse auf Mineraloberflächen und ihre technologische Anwendung Am 21. Februar 2008 fand in Potsdam die zweite Gutachtersitzung für Forschungsanträge zur öffentlichen Bekanntmachung »Mineral- oberflächen: Von atomaren Prozessen zur Geotechnik« statt. Aus insgesamt 34 Projekt- skizzen waren 16 Forschungsverbünde aufge- fordert, Vollanträge zu stellen. Von einem siebenköpfigen Expertengremium aus Deutsch- land, Frankreich und Österreich wurden 13 Pro- jekte zur Förderung empfohlen. Knapp acht Millionen Euro stehen in den nächsten drei Jahren für 18 Forschungsinstitutionen und 13 Unternehmen zur Verfügung (s. a. ausführli- chen Beitrag in dieser Ausgabe). DFG-Schwerpunktprogramm SAMPLE Nach den erfolgreichen Untersuchungen der GEOTECHNOLOGIEN-Forschungsverbünde TIPTEQ und SUNDAARC an den aktiven Kon- tinenträndern vor Südamerika und Indonesi- en, hat die DFG nun das Schwerpunktpro- gramm SAMPLE (South Atlantic Margin Pro- cesses and Links with onshore Evolution) auf- gelegt, das sich den Prozessen an passiven Kontinenträndern widmet. Für die For- schungsarbeiten die unter Federführung des Instituts für Geophysik der Ludwig-Maximili- ans-Universität (LMU) München am Kontinen- talrand Südafrikas durchgeführt werden, ste- hen in den nächsten fünf Jahren rund sechs Millionen Euro zur Verfügung. Programmvorbereitende Rundgespräche fanden zu zwei neuen Themenschwerpunk- ten des FuE-Programms GEOTECHNOLOGIEN statt. Am Max-Planck-Institut für Biochemie in Jena trafen sich am 14. Februar 2008 gut 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 21 Forschungseinrichtungen und Unter- nehmen, um zu dem Thema »Natürliche Stoff- kreisläufe des Kohlenstoffs und Stickstoffs« einen attraktiven FuE-Plan zu entwickeln. Das Forschungsschiff »Sonne« am Kontinentalrand Südafrikas Aktuelle Zahlen aus den GEOTECHNOLOGIEN über 160 Forschungsverbünde Partner aus 45 Hochschulen, 31 Forschungs- einrichtungen und 61 Unternehmen mehr als 120 Millionen Euro Fördervolumen S. Schneider

Insight08

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Page 1: Insight08

� Ausblick: NeueVerwertungsplattform fürinnovative Technologien

� Einblick: GeologischeCO2-Speicherung als Optionfür den Klimaschutz

� Überblick: Mineral-oberflächen im Fokus derGeowissenschaften

� Augenblick: Satelliten-missionen als Beispiel erfolg-reicher Industriebeteiligung

Insight

Transdisziplinarität!

Transdisziplinarität! Als ich dieses Wort

kürzlich in meinem privaten Umfeld nutzte,

war Unverständnis die erste Reaktion.

Durchaus nachvollziehbar, denn tatsächlich

existieren bislang keine einheitliche Begriffs-

erklärung und keine klare Abgrenzung zur

Interdisziplinarität. Aber: Transdisziplinarität

ist tatsächlich mehr als die Zusammen-

führung unterschiedlicher wissenschaft-

licher Disziplinen. Sie zielt auf eine substan-

tielle Beteiligung von Anwendern: beson-

ders dann, wenn die Forschungsprojekte

gesellschaftliche Probleme aufgreifen.

Das FuE-Programm GEOTECHNOLOGIEN

hat auf diesem Feld bislang Maßstäbe ge-

setzt und den eher sperrigen Begriff mit

Leben erfüllt. Jüngstes Beispiel sind die zu-

künftigen Forschungsprojekte im Themen-

schwerpunkt »Mineraloberflächen«. Hier

wird einmal mehr deutlich, wie gesell-

schaftliche Bedürfnisse, innovatives Denken

und geowissenschaftliche Forschung ein-

ander bedingen. Die vorliegende Ausgabe

von INSIGHT gibt Ihnen einen Einblick,

nicht nur in dieses neue Forschungsfeld der

GEOTECHNOLOGIEN.

Ihr

Ludwig Stroink

Horizonte – Neue Projekte und Programmein den GEOTECHNOLOGIEN

Atomare Prozesse auf Mineraloberflächenund ihre technologische AnwendungAm 21. Februar 2008 fand in Potsdam diezweite Gutachtersitzung für Forschungsanträgezur öffentlichen Bekanntmachung »Mineral-oberflächen: Von atomaren Prozessen zurGeotechnik« statt. Aus insgesamt 34 Projekt-skizzen waren 16 Forschungsverbünde aufge-fordert, Vollanträge zu stellen. Von einemsiebenköpfigen Expertengremium aus Deutsch-land, Frankreich und Österreich wurden 13 Pro-jekte zur Förderung empfohlen. Knapp achtMillionen Euro stehen in den nächsten dreiJahren für 18 Forschungsinstitutionen und 13Unternehmen zur Verfügung (s. a. ausführli-chen Beitrag in dieser Ausgabe).

DFG-Schwerpunktprogramm SAMPLENach den erfolgreichen Untersuchungen derGEOTECHNOLOGIEN-ForschungsverbündeTIPTEQ und SUNDAARC an den aktiven Kon-tinenträndern vor Südamerika und Indonesi-en, hat die DFG nun das Schwerpunktpro-gramm SAMPLE (South Atlantic Margin Pro-cesses and Links with onshore Evolution) auf-gelegt, das sich den Prozessen an passivenKontinenträndern widmet. Für die For-schungsarbeiten die unter Federführung desInstituts für Geophysik der Ludwig-Maximili-ans-Universität (LMU) München am Kontinen-talrand Südafrikas durchgeführt werden, ste-

hen in den nächsten fünf Jahren rund sechsMillionen Euro zur Verfügung.

Programmvorbereitende Rundgesprächefanden zu zwei neuen Themenschwerpunk-ten des FuE-Programms GEOTECHNOLOGIENstatt. Am Max-Planck-Institut für Biochemie inJena trafen sich am 14. Februar 2008 gut 30Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftleraus 21 Forschungseinrichtungen und Unter-nehmen, um zu dem Thema »Natürliche Stoff-kreisläufe des Kohlenstoffs und Stickstoffs«einen attraktiven FuE-Plan zu entwickeln.

Das Forschungsschiff »Sonne« am

Kontinentalrand Südafrikas

Aktuelle Zahlen aus den GEOTECHNOLOGIEN

� über 160 Forschungsverbünde

� Partner aus 45 Hochschulen, 31 Forschungs-

einrichtungen und 61 Unternehmen

� mehr als 120 Millionen Euro Fördervolumen

S.Schneider

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Option für den Klimaschutz – Neue Projektezur geologischen Speicherung von CO2

Das BMBF hat die Verantwortung für eines der großen energiepoliti-schen Themen der Zukunft übernommen: der geologischen Speiche-rung von CO2. Über zwei parallele Förderstränge soll nun untersuchtwerden, welchen Beitrag diese Schlüsseltechnologie zur Verminderungder anthropogenen CO2-Emissionen leisten kann. Alle zukünftigenAktivitäten werden im Rahmen des FuE-Programms GEOTECHNOLO-GIEN durchgeführt. Dafür werden ca. 45 Millionen Euro zur Verfügunggestellt. Grundlage für diese Entscheidung war das bereits bestehendeEngagement des BMBF zu diesem Thema: Zwischen 2005 und 2008wurden neun Forschungsvorhaben im Rahmen des FuE-Programmsgefördert. Sie waren die ersten bundesweit koordinierten Aktivitätenzur unterirdischen Speicherung von CO2. Das frühzeitige Aufgreifen in-novativer und visionärer Forschungsthemen in den GEOTECHNOLO-GIEN hat sich auch hier wieder bewährt und ist ein weiteres Beispiel fürdie vorausschauende Forschungsplanung in den GEOTECHNOLOGIEN.

Für die zweite Phase der grundlagenorientierten FuE-Vorhaben erfolgtebereits 2007 der öffentliche Aufruf, Projektvorschläge einzureichen.Gutachter aus acht Nationen bewerteten die eingereichten For-schungsverbünde. Aus insgesamt 20 Projektvorschlägen wurden 14Verbundprojekte mit einem Fördervolumen von 14 Millionen Euro emp-fohlen. Sie gehen Mitte 2008 an den Start. Sie konzentrieren sichneben der Auswahl und Untersuchung von möglichen Speicheroptioneninsbesondere auf die Entwicklung von verlässlichen Methoden undTechnologien zur dauerhaften Überwachung geeigneter Standorte.Alle Aktivitäten sind auf Laborversuche beschränkt oder werden imModellmaßstab simuliert. Abschließende Aussagen sind jedoch nur

möglich, wenn die neue Technologie realitätsnah in Pilot- und Demons-trationsprojekten getestet wird.

Hierfür werden im zweiten Förderstrang gemeinsam mit der IndustrieForschungsvorhaben konzipiert, die die Speicher- und Sicherheitstech-nologien unter realistischen Bedingungen vor Ort testen. Als erstesPilotvorhaben dieser Art geht der Verbund CLEAN (CO2 Largescale EGRin the Altmark Natural Gas Field) an den Start. Unter Führung desGeoForschungsZentrums Potsdam werden knapp 20 Forschungsinsti-tutionen und Unternehmen die Injektion von 100.000 Tonnen CO2 inein Erdgasfeld südlich der Stadt Salzwedel wissenschaftlich begleiten.Das CO2 wird aus einem mit Braunkohle befeuerten Pilotkraftwerkabgeschieden, das der Energieversorger Vattenfall derzeit am Standort»Schwarze Pumpe« baut. Damit wird es erstmals möglich, die gesam-te CCS-Prozesskette von der Abscheidung über den Transport bis zurSpeicherung im Pilotmaßstab abzubilden. Durch die Etablierung eines– neben CO2SINK (Standort Ketzin) – zweiten Pilotprojektes hatDeutschland eine weltweit führende Rolle in der Entwicklung der CCS-Technologie übernommen.

In einem weiteren Pilotprojekt, COAST (CO2 Aquifer Storage), sollenunter Führung der Bundesanstalt für Geowissenschaften undRohstoffe (BGR) die technologischen Rahmenbedingungen für einesichere Speicherung von CO2 in einem salinen Aquifer entwickelt wer-den. Wichtigster Partner auf Seiten der Industrie ist in diesem Vor-haben der deutsche Energieversorger RWE-Dea. Start des Forschungs-verbundes ist Januar 2009. �

Mit der gleichen Zielrichtung diskutierten am23. Mai 2008 knapp 40 Vertreter aus Hoch-schulen und Industrie an der Universität Stutt-gart. Hier ging es darum, zukunftsweisendeForschungsfelder zur hochauflösenden Abbil-dung des Untergrundes zu diskutieren. Diemethodische Weiterentwicklung dieser tomo-graphischen Verfahren eröffnet völlig neue An-wendungsbereiche, auch außerhalb der klas-sischen Einsatzgebiete geophysikalischer Mess-verfahren. Beispiele sind die Materialprüfungoder der Tiefbau.

Am 29. Mai 2008 fand an der BayerischenAkademie der Wissenschaften in Münchenein Rundgespräch zu den zukünftigen Pers-pektiven der Satellitengravimetrie in Deutsch-land statt. Die Beteiligung deutscher Wissen-schaftlergruppen an der europäischen Klein-satellitenmission GOCE soll unter anderemdurch Fördermaßnahmen im Rahmen des FuE-Programms GEOTECHNOLOGIEN sicherge-stellt werden (siehe auch Gastbericht in dieserAusgabe). �

Deutschlandweit präsent: die Forschungsschwerpunkte des FuE-Programms GEOTECHNOLOGIEN

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Geotechmarket – Die Verwertungsplattform für innovative Technologien,Verfahren und Dienstleistungen aus den Geowissenschaften

Innovationen und ihrerasche Umsetzung stärkenden Standort Deutschlandund seine internationaleWettbewerbsfähigkeit.Öffentlich geförderte For-schungsergebnisse wer-den bislang jedoch nur un-zureichend in neuen Tech-

nologien, Verfahren und Dienstleistungenumgesetzt. Dies ist eine der zentralen Heraus-forderungen der gegenwärtigen Diskussionzur Innovationsdynamik in Deutschland.

Insbesondere die Erdsystem-Forschung wirdin der Öffentlichkeit und vielfach auch vonSeiten der Unternehmen nicht als Innova-tionsquelle erkannt. GeowissenschaftlicheForschungszentren und Universitäten verfü-gen über eine hervorragende wissenschaft-lich-technologische Infrastruktur und über lei-stungsfähige und hochmotivierte Wissen-

schaftlerinnen und Wissenschaftler. In einzel-nen Bereichen wird diese Infrastruktur auchschon von Unternehmen genutzt. Das Nut-zungspotential reicht dabei weit über die klas-sischen Anwendungsfelder der Geowissen-schaften hinaus: von der Geoinformations-wirtschaft über den Anlagenbau bis hin zurMedizintechnik.

Um den Technologie- und Wissenstransferzwischen Forschung und Industrie zu intensi-vieren, hat das Sonderprogramm GEOTECH-NOLOGIEN die Verwertungsplattform Geo-techmarket gestartet. Ziel ist es, bundesweitKontakte innerhalb der geowissenschaftli-chen Einrichtungen zu intensivieren, wissen-schaftliche Ansprechpartner bei Anfragen ausder Wirtschaft zu vermitteln und Transfer-projekte zwischen Forschungseinrichtungenund Unternehmen zu initiieren. Der Schwer-punkt der Initiative liegt in den ersten Phasendes Transferprozesses: in der Sichtung von

innovativen Technologien mit wirtschaftlichverwertbaren Potentialen und der individuel-len Beratung und Marketingunterstützungder Geowissenschaftler/-innen. Für die konkreteUmsetzung des Technologietransfers wurdeein Modell entwickelt, das in den PhasenInnovations-Scouting, Innovations-Workshop,Marktrecherche, Matching-Gespräche undTransferprojekt abläuft. Erste Erfolge sindbereits zu verzeichnen. Mehrere verwertbareTechnologien konnten identifiziert werden,die systematische Suche nach Technologie-abnehmern ist angelaufen.

Geotechmarket orientiert sich am Bedarf derGeowissenschaftler/-innen bei der Vermark-tung innovativer Technologien. Ihr Ansprech-partner für Geotechmarket ist Werner Dransch.([email protected],Tel. 0331 / 62014-850) �

Millionenfach vergrößert – Mineraloberflächenim Fokus geowissenschaftlicher Forschung

Im FuE-Programm GEOTECHNOLOGIEN wird Interdisziplinarität schonseit Beginn gefordert und gefördert. Dabei zeigt sich deutlich, dassbenachbarte Disziplinen substantiell voneinander profitieren und dassneue Blickwinkel und Methoden eine große Bereicherung für die jeweilsbeteiligten Partner darstellen. Im Forschungsschwerpunkt »Mineralober-flächen: Von atomaren Prozessen zur Geotechnik« finden sich nun Geo-wissenschaftler Seite an Seite mit Biologen, Chemikern und Physikern,aber auch mit Medizinern oder Experten der Landnutzung. Und nichtnur Interdisziplinarität macht diesen neuen Schwerpunkt so interessant:Neben dem intensiven Engagement zahlreicher Industriepartner gehenauch zwei akademische Nachwuchsgruppen an den Start.Viele Prozesse, bei denen Minerale eine wichtige Rolle spielen, sind auchheute noch nicht im Detail verstanden. Hier setzen die neuen Projektean: Die physikalisch, chemisch und auch biologisch relevanten Eigen-schaften von Mineralen werden auf ihr mögliches Nutzungspotential hinanalysiert. Ein Ansinnen, das eine intensive Industriebeteiligung gerade-zu herausfordert.Die Palette der Fragestellungen ist vielseitig. So werden zum Beispiel dieWechselwirkungen zwischen Eisenverbindungen und Schadstoffen imGrundwasser analysiert – um die Effektivität von Wasserfilter zu steigern.Ein anderes Projekt befasst sich mit Kalzitmineralen: Diese sollen in Ver-bindung mit speziellen Proteinen als Knochenersatzmaterial eingesetztwerden. Wieder eine andere Forschergruppe will Mineraloberflächennutzen, um bestimmte Enzyme zu binden, die das Wachstum von

Biofilmen auf den Oberflächenvon beispielsweise Keramik-produkten vermeiden. Die Re-aktionsprozesse auf Tonmine-raloberflächen sollen in einemweiteren Projekt gezielt mani-puliert werden, um so die Qua-lität von Keramikprodukten zuoptimieren. Beispiele, die zei-gen, wie vielseitig Minerale undMineraloberflächen in den All-tag eingreifen.Erstmals greift auch das neueInstrument der gezielten Nach-

wuchsförderung: Eine Wissenschaftlergruppe um den GöttingerGeologen Cornelius Fischer will Austauschprozesse zwischen Mineral-oberflächen und Kolloiden im submikroskopischen Maßstab untersu-chen. Die derzeit noch sehr grundlegenden Arbeiten könnten zu einemspäteren Zeitpunkt im Bereich der Trinkwasserqualität ihre Anwendungfinden. Kilian Pollok, Mitarbeiter am Bayerischen Geoinstitut inBayreuth, untersucht mit seiner Nachwuchsgruppe das Auflösungs- undVerwitterungsverhalten von Sulfidmineralen, um die Freisetzung undMobilität von hochgiftigen Metallen wie Arsen oder Cadmium ausnatürlichen Quellen und Abraumhalden zu quantifizieren. �

C.Lackner

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Mit der Satellitenmission GRACE wurde eserstmals möglich, Massenvariationen im Erd-system zu bestimmen. Dies betrifft den globa-len Wasserkreislauf ebenso wie Schmelzvor-gänge in den polaren Eisschilden oder denMassenausgleich im Erdinneren. Solche Mess-reihen und deren optimale Nutzung sind fürdie »Global Change«-Forschung von größterWichtigkeit.Durch die erfolgreichen SchwerefeldmissionenCHAMP und GRACE, u. a. im FuE-ProgrammGEOTECHNOLOGIEN gefördert, hat sich abernicht nur die deutsche Wissenschaft, sondernauch die deutsche Industrie eine internationa-le Spitzenstellung im Bereich der Erdbeobach-tung mit Satelliten erarbeitet. Die technologi-schen Entwicklungen, die für CHAMP, GRACEund GOCE erreicht wurden, brachten diedeutsche Raumfahrtindustrie in eine exzellen-te Ausgangsposition für die Entwicklung zu-künftiger erdwissenschaftlicher Missionenund für die Weiterentwicklung von Satelliten-gehäusen. So bauen die drei Satelliten derMagnetfeldmission SWARM auf der CHAMP/GRACE-Entwicklung auf.Nun gilt es, den nächsten Schritt zu gehen,also die Genauigkeit der Satellitenmessungen

zu steigern und die räumliche und zeitlicheErfassung der Massenvariationen im Erdsystemzu verfeinern. Eine neue Herausforderung fürdie deutsche Industrie. Neuartige, ursprüng-lich für Fragen der Grundlagenphysik imWeltraum und im Labor entwickelte Sensorikund Sensorsysteme eröffnen den Weg füreine neue Generation von gravimetrischenSatellitenmesssystemen. Für die hier ange-sprochenen Zukunftstechnologien gibt es inDeutschland wichtige Entwicklungen imBereich der optischen Uhren, Frequenzkäm-me, Mikrowellen- und Laserlinks sowie derQuantengravimetrie.Das Potential des Einsatzes von Satelliten-konstellationen und -konfigurationen (ein-schließlich Mini- und Mikrosatelliten) und vonMikrowellen- und optischen Verknüpfungenzwischen Satellitensystemen muss nun ausge-lotet und weiterentwickelt werden – mit demZiel, eine dichtere raumzeitliche Erfassungund höhere Genauigkeit von Geoprozessensowie eine Separation von sich überlagerndenEffekten zu erreichen. Dies ist nur in engerAbstimmung zwischen Wissenschaft undIndustrie möglich, wo bereits gute Kontaktegeknüpft wurden. Die Industriepartner sehen

enormes Marktpotential, insbesondere wenndie ursprünglich für reine Forschungsfragenentwickelten Systeme für Monitoring-Aufgaben des Erdsystems und Anwendungenin Nachbarfeldern zum Tragen kommen. �

Zukünftige Schwerefeld-Satellitenmissionen – Ein Paradebeispiel für Industrie-

beteiligung Gastbeitrag: Prof. Dr. Jürgen Müller, Leibniz-Universität Hannover

Termine� 6. bis 14.08.2008GEOTECHNOLOGIEN auf derGEOEXPO 2008 und dem 33rdIGC-Congress in Oslo, Norwegen

� 14. bis 17.9.2008GEOTECHNOLOGIEN auf der 86.Jahrestagung der DeutschenMine-ralogischen Gesellschaft in Berlin

� 23. bis 25.9.2008GEOTECHNOLOGIEN auf dem 5.BMBF-Forum für Nachhaltigkeit inBerlin

� 29.9. bis 2.10.2008GEOTECHNOLOGIEN auf der Jah-restagung der Deutschen Geolo-gischen Gesellschaft in Aachen

� 6. und 7.10.2008Kick-Off-Meeting »Mineralober-flächen« in München

� 8. und 9.10.2008Statusseminar »Frühwarnsyste-me« in Osnabrück

� 20. und 21.10.2008Kick-Off-Meeting und Statussemi-nar »Geologische Speicherungvon CO2« in Stuttgart

Weitere Termine finden Sie auf denWebseiten der GEOTECHNOLOGIEN unterdem Stichwort »Termine«.

Neuigkeiten� Unruhige ErdeDie Wanderausstellung »UnruhigeErde« wird wegen des großen Er-folgs – seit September 2006 be-reits über 300.000 Besucher – ver-längert. Ab 11. Juli ist sie in Dres-den zu sehen und ab 22. Oktoberin Karlsruhe. Zum Abschluss derTournee wird die Ausstellungdann noch ab Mai 2009 in Ros-tock gastieren.

� SCIENCE REPORTSR10 »Early Warning Systems inEarth Management« und SR11»Observation of the System Earthfrom Space« sind über das Koor-dinierungsbüro GEOTECHNOLO-GIEN zu beziehen.

� ELEMENTSDie Ausstellung »ELEMENTS«, mitBildern der Vulkanologen Katiaund Maurice Krafft, war bisher inKrefeld ein großer Erfolg. Die vomKoordinierungsbüro GEOTECH-NOLOGIEN in Zusammenarbeit mitdem VULCANIA Museum inFrankreich organisierte Wander-ausstellung ist noch in Bad Dür-renberg und Chemnitz zu Gast.

� IMAGEBROSCHÜREEinen Überblick über die For-schungsschwerpunkte und Tätig-keiten des FuE-Programms gibtdie neu erschienene Image-Bro-schüre. Der Ordner mit den 17 In-formationskarten ist über dasKoordinierungsbüro zu erhalten.

Impressum: Koordinierungsbüro GEOTECHNOLOGIEN, Telegrafenberg, 14473 Potsdam, Germany, Tel. +49 (0)331 288 10 71, www.geotechnologien.deDas Forschungs- und Entwicklungsprogramm GEOTECHNOLOGIEN wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die DeutscheForschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Titelbild: Globale Verteilung von CO2, gemessen mit Envisat. Ausgabe: Juli 2008

Das Gradiometer der Schwerefeld-Satellitenmission

GOCE, die im September 2008 starten soll

SYDERAL

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Geowissen für alle – Das Web-Duo www.geotechnologien.de undwww.planeterde.de informiert über aktuelle Geo-Forschung.

Das Internet etabliert sich zunehmend als Informationsquelle und Un-terhaltungsmedium. Um einem möglichst vielschichtigen Publikum denEinstieg in die Geowissenschaften zu ermöglichen, arbeitet daher dasFuE-Programm GEOTECHNOLOGIEN intensiv mit dem Online-Portal»planeterde« zusammen. Hier werden Berichte zur aktuellen Forschungund zu allgemeinen geowissenschaftlichen Inhalten präsentiert. Nebendem eigenen Web-Portal www.geotechnologien.de, das sich eher anWissenschaftler sowie Entscheider aus Industrie und Politik richtet,bedient www.planeterde.de die interessierte Öffentlichkeit mit Ein-blicken und Informationen rund um die Geowissenschaften. Dabei nutzt»planeterde« nicht nur Text- und Fotoformate: Videoberichte, etwa ausder Antarktis oder der Tiefsee, über Dinosaurierfährten und Monster-wellen, zeigen den Facettenreichtum unserer Erde in bewegten Bildern.Exkursionsberichte aus aller Welt, neueste Forschungsergebnisse, aber

auch Porträts herausragender Persönlichkeiten und Experten-Interviewszu aktuellen Themen vermitteln dabei ein vielseitiges und spannendesBild der Geoforschung. Dabei richtet sich der Blick nicht nur auf Tech-nik und Theorie, sondern auch auf die Wissenschaftlerinnen und Wis-senschaftler selbst und deren Arbeitsalltag.

Besuchen Sie die Webseiten:www.geotechnologien.de und www.planeterde.deÜberzeugen Sie sich selbst von der Vielseitigkeit der Forschungsthe-men im FuE-Programm GEOTECHNOLOGIEN.

Prof. Dr. Tina Treude

Rasanter kann eine wissenschaftliche Karri-

ere kaum sein: gerade das Diplom in der

Tasche, schon am Max-Planck-Institut für

marine Mikrobiologie promoviert und an-

schließend Research Fellow der DFG an der

University of Southern California in den

USA. Seit 2007 ist Tina Treude nun Junior-

professorin am IFM-GEOMAR. Dort ist sie

im Forschungscluster »Future Ocean« sowie

in zwei Sonderforschungsbereichen der

DFG tätig. In den GEOTECHNOLOGIEN-Pro-

jekten MUMM und MUMM II untersuchte

Tina Treude gashydrathaltige Sedimente in

den Ozeanen auf methanfressende Mikro-

ben. Heute widmet sie sich am IFM-GEO-

MAR den Wechselwirkungen zwischen Um-

weltveränderungen und biogeochemischen

Systemen in den Ozeanen.

Dr. Martin Blumenberg

Als waschechter »Hamburger Jung« liegt

Martin Blumenberg das Meer im Blut. Nach

dem Diplom in Geologie in Hamburg wid-

mete sich Blumenberg zunächst der Erfor-

schung und Nutzung von Tiefseeschwäm-

men (BMBF-Projekt BOSMAN I und II), über

die er 2003, ebenfalls in Hamburg, promo-

vierte. Danach arbeitete Martin Blumen-

berg an der Erforschung von Gashydraten

und anderen Methanquellen in den Mee-

ren. Seine Arbeit in den GEOTECHNOLO-

GIEN-Projekten GHOSTDABS und METRO

über die anaerobe Methanoxidation in Tief-

seesedimenten sind für die Analyse der

heutigen und früheren Klimageschichte

von großer Bedeutung. Daher vergab die

DFG an ihn den Albert Maucher-Preis für

Geowissenschaften 2007. Heute unter-

sucht Blumenberg das mikrobiologische

Leben und dessen Einfluss auf den rezenten

und fossilen Kohlenstoffkreislauf der Oze-

ane am Institut für Biogeochemie und

Meereschemie in Hamburg.

Dr.-Ing. Henryk Dobslaw

Das Meer und die Sterne – beides gehört

zum Forschungsalltag von Henryk Dobslaw.

Schon seine Diplomarbeit befasste sich mit

der Anwendung geodätischer Satelliten-

messungen für die Beobachtung der groß-

skaligen Strömungssysteme im Weltozean.

Seine Arbeiten im Rahmen des FuE-Pro-

gramms GEOTECHNOLOGIEN zur Nutzbar-

machung ozeanographischer Modelldaten

für die Korrektur und Interpretation von Sa-

tellitenbeobachtungen des zeitvariablen Erd-

schwerefeldes fanden international Beach-

tung. Aufgrund der hohen Qualität und Ori-

ginalität seiner Forschungsarbeiten verlieh

die DFG den Bernd Rendel-Preis für Geowis-

senschaften 2007 an Henryk Dobslaw. Heu-

te ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der

Technischen Universität Dresden und Gast-

wissenschaftler in der Sektion Erdsystem-

modellierung am GFZ in Potsdam.

Dr. Michael Kühn

Hannover, Bremen, Bremerhaven, Hamburg,

Perth, Aachen und schließlich Potsdam –

das sind die Stationen, die den diplomierten

Chemiker und promovierten Geochemiker

Kühn zu einem Reisenden in Sachen Geo-

chemie machen. Untersuchte Kühn an sei-

nen ersten Stationen noch chemische Pro-

zesse in Zusammenhang mit der geothermi-

schen Nutzung des Untergrundes, so liegt

sein Hauptinteresse heute in der geologi-

schen CO2-Speicherung. Beides Themen,

die eine besondere Relevanz für unsere Ge-

sellschaft haben. So hat die GeoUnion Al-

fred-Wegener-Stiftung auch den Karl-Hein-

rich-Heitfeld-Preis für Angewandte Geowis-

senschaften 2007 an Michael Kühn verge-

ben. Einen wichtigen Anteil hierzu haben

Kühns Arbeiten im Rahmen des FuE-Pro-

gramms GEOTECHNOLOGIEN im Schwer-

punkt »Erkundung, Nutzung und Schutz des

Untergrundes«. Kühn koordinierte hier das

Verbundprojekt CO2TRAP und ist zurzeit im

EU-Projekt CO2SINK eingebunden.

Who isWho – In dieser Ausgabe möchten wir Ihnen jungeWissenschaftlerinnen undWissenschaftler vorstellen, die durch ihre herausragenden Arbeiten im Rahmen desFuE-Programms in den Geowissenschaften für Aufsehen gesorgt haben.

Excellenscluster»Ozean

derZukunft«/Kunz

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Prof. Dr.-Ing. Horst Fischer kennt den BereichForschung und Entwicklung (FuE) von allenSeiten. Als Technischer Manager bei Procter &Gamble im Bereich FuE weiß er um die Anfor-derungen, die ein Wirtschaftsunternehmen anwissenschaftliche Arbeit stellt. Als Leiter derGeschäftsentwicklung im Kompetenzzentrumfür Biowerkstoffe hat er die Bedürfnisse desWissenschaftstransfers erfahren. Und als Leiterder Arbeitsgruppe »Biokeramik und Werkstof-fe der Medizintechnik« des Lehrstuhls für Ke-ramik und Feuerfeste Werkstoffe am Institutfür Gesteinshüttenkunde der RWTH Aachen ister nun auf der Seite der Wissenschaft tätig.

Herr Prof. Fischer, Sie leiten ein Projekt mitPartnern aus den Geowissenschaften, Ma-terialwissenschaften, der Chemie und Phy-sik sowie der Biologie und Medizin. Woliegen Ihrer Meinung nach die Heraus-forderungen, einen solch interdisziplinä-ren Verbund zu koordinieren?Als Stipendiat des von der Deutschen For-schungsgemeinschaft Anfang der 1990erJahre geförderten Graduiertenkollegs »Bio-materialien« durfte ich bereits frühzeitig ler-nen, dass der Schlüssel zum Erfolg im Bereichder Biomaterialforschung darin besteht, fä-cherübergreifend zu denken und zu agieren.Bei der Koordination des neuen Projekts gehtes genau darum: Die beteiligten Ingenieuremüssen nachvollziehen, wie ein Chemikerdenkt, und die Wissenschaftler, die die Simu-lationsrechnungen durchführen, müssen sichin die klinische Sichtweise der Chirurgen hin-einversetzen.

Ein Verbund mit Partnern der Geowissen-schaften und der Medizin ist eher unge-wöhnlich. Sehen Sie in dieser Zusammen-arbeit ein noch größeres Potential zurEntwicklung innovativer Technologienund Methoden?

Definitiv. Gerade im Bereich der Biomaterial-forschung können die heutigen hochkomple-xen Fragestellungen zielführend nur noch ininterdisziplinären Experten-Teams, bestehendaus kompetenten Medizinern, Naturwissen-schaftlern und Ingenieuren, gelöst werden.Solche fächerübergreifenden Allianzen könn-ten der Wissenschaft aber auch für andere –nicht medizintechnische – Forschungsbereicheganz neue Impulse geben.

Für die Wissenschaft steht der Erkenntnis-gewinn im Vordergrund. Dennoch werdendie Stimmen, die eine Forschungsförde-rung mehr am möglichen Marktpotentialorientieren wollen, immer lauter. Wie be-urteilen Sie diese Forderung?Innovationen, für die keine Marktpotentialeda sind, werden dem Menschen nicht in Formeines Produktes dienlich sein und damit dieWirtschaftskraft nicht steigern können. An-dererseits können Deutschland und die euro-päischen Partner im weltweiten Wettbewerbmittelfristig nur dann bestehen, wenn immerwieder neue, intelligente Materialien, Prozes-se und Techniken entwickelt werden. Hierzu istaber grundlagenbasierter Erkenntnisfort-schritt unbedingt notwendig. Dies bedeutet,dass Grundlagenforschung auf der einenSeite und marktorientierte Entwicklungsak-tivitäten auf der anderen Seite letztlich auf-einander angewiesen sind. Deshalb sollte inDeutschland weiterhin beides gleichermaßengefördert werden.

Die Entwicklungen der letzten Jahre zei-gen, dass die Kooperation zwischen Wirt-schaft und Forschung intensiviert wird.Wie schätzen Sie diese ein?Das hängt sicher ganz maßgeblich vom speziel-len Forschungsgebiet ab. Im Bereich der Bio-materialforschung haben wir über viele Jahrehinweg ein ausgeprägtes Netzwerk zu klini-schen Partnern aufgebaut. Auf der anderenSeite besitzen wir aber auch sehr gute Kontaktein die medizintechnische Industrie. Letztlich sol-len unsere FuE-Ideen ja dem Patienten helfen.Und das geht nur, wenn ein Unternehmen amEnde der Entwicklungskette ein neues Medizin-produkt am Markt platzieren kann.

Projekte wie BioMin haben ein großesMarktpotential. Denken Sie, dass sich dieIndustrie, die von den Forschungsergeb-nissen maßgeblich profitiert, mehr in die

Wissenschaften einbringen sollte?In anderen öffentlich geförderten Verbundvor-haben mit einem verstärkt produktorientiertenAnsatz – z. B. im Programm InnoNet des BMWi– konnten wir bis zu sieben Industriepartner fürunsere FuE-Konzepte begeistern und im jewei-ligen Projekt einbinden. Bei den eher grundla-genorientierten Programmen ist die Industrie inder Tat zurückhaltender. Hier könnten sich ins-besondere die großen Unternehmen durchausstärker engagieren. Für die meisten Klein- undMittelständler ist es natürlich schwieriger,grundlagenorientierte Forschung mit dem hier-für erforderlichen »langen Atem« finanziell zuunterstützen. Hier spielt ein Programm wieGEOTECHNOLOGIEN, in dem gezielt auch sol-che Unternehmen gefördert werden, einemaßgebliche Rolle.

Das Projekt BioMin ist recht ungewöhn-lich. Wie kam es zur Zusammenarbeit dersehr unterschiedlichen Projektpartner?Mit einem der Projektpartner, Prof. Jennissenaus Essen, haben wir bereits in einem anderenVerbundprojekt über mehrere Jahre erfolgreichzusammengearbeitet. Mit dem unfallchirurgi-schen Partner, Privatdozent Dr. Müller-Mai ausBochum, verbindet uns ebenfalls schon seiteiniger Zeit eine vertrauensvolle Kooperation.Die Verbindung zu den Kollegen aus Dresden,Privatdozentin Dr. Gemming und Prof. Seifert,wurde für dieses Projekt initiiert. Es ist für unsein Glücksfall, dass wir für die benötigten mo-lekulardynamischen Simulationsrechnungendiese beiden Experten für unser Vorhaben be-geistern und ins Boot holen konnten.

Können Sie unseren Lesern die Projekt-idee in wenigen Worten beschreiben?Knochenersatzimplantate aus bioresorbierba-ren mineralischen Werkstoffen werden mitknochenwachstumsstimulierenden Proteinen,sogenannten BMPs, beladen, um den Körperanzuregen, neuen Knochen zur Defektheilungnachzubilden und das Knochenersatzmaterialdabei sukzessive abzubauen. Der genaueSorptions- und Desorptionsmechanismus derBMPs an der mineralischen Knochenersatz-material-Oberfläche ist jedoch noch weitge-hend unverstanden. Der Erkenntnisgewinnhierzu soll gesteigert werden durch ein ska-lenübergreifendes Konzept von der numeri-schen Simulation der Prozesse bis hin zurVerifikation im klinischen Versuch. �

GEOTECHNOLOGIEN im Gespräch … mit Prof. Dr.-Ing. Horst Fischer von der RWTHAachen über das Projekt BioMin und seine Einschätzung zu Kooperationen zwischenForschung und Wirtschaft.

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