5
54 > DAS PTA MAGAZIN --- Ausgabe 09-2018 < PRAXIS _ © Vertigo3d / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell) An alles gedacht?

J H G D F K W...FJO JHF 5 BHF Û C FSTDI SFJUFO % BC FJ N V TT BV DI BO 7 FSTQ ÅUV O HFO & V O E " V TGÅMMF WP O 5 SBO TQ P SUN JUUFMO HFE BDI U X FSE FO # FJ MF C FO TX JDI UJHFO

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: J H G D F K W...FJO JHF 5 BHF Û C FSTDI SFJUFO % BC FJ N V TT BV DI BO 7 FSTQ ÅUV O HFO & V O E " V TGÅMMF WP O 5 SBO TQ P SUN JUUFMO HFE BDI U X FSE FO # FJ MF C FO TX JDI UJHFO

> DAS PTA MAGAZIN --- Ausgabe 09-2018 < 54 54 > DAS PTA MAGAZIN --- Ausgabe 09-2018 <

PRAXIS_

© V

ertig

o3d

/ Get

ty Im

ages

/ iS

tock

(Sym

bol

bild

mit

Foto

mod

ell)An alles

gedacht?

ine gute Vorbereitung gibt denmeisten Urlaubern ein sicheresGefühl und lässt sie entspannt indie Ferien starten. Die meisten

denken beim Packen einer Reiseapotheke an Arzneimittel fürhäufige, akute Beschwerden. Doch auch für die Dauermedika-tion sind Vorbereitungen zu treffen. Eine genaue Planung desBedarfs und der Einnahmezeitpunkte ist erforderlich. Außer-dem sind spezielle Transport- und Lagerungsbedingungen fürkühlpflichtige Arzneimittel sowie Importbeschränkungen fürBetäubungsmittel zu beachten.

Urlaub mal zwei: BedarfsplanungMit leichtem Gepäck reist es sich besser – dieser Grundsatz giltnicht für die Dauermedikation! Um für den gesamten Reise-zeitraum und eventuelle Schwierigkeiten gut versorgt zu sein,sollte die eingepackte Menge an Medikamenten den Bedarf füreinige Tage überschreiten. Dabei muss auch an Verspätungen

E und Ausfälle von Transportmitteln gedacht werden. Bei le-benswichtigen Arzneimitteln und Flugreisen ist es am sichers-ten, vom schlimmsten Fall auszugehen. Das Doppelte der be-nötigten Ration, aufgeteilt auf Handgepäck und Koffer, sollteeingepackt werden. Somit ist man gerüstet, sollte ein Teil desGepäcks verloren gehen oder verspätet ankommen. Diabetikerrunden ihren normalen Bedarf an Insulin oder oralen Antidia-betika großzügig auf. Denn veränderte Ernährung und Aktivi-tät im Urlaub können sich massiv auf die benötigten Dosen aus-wirken. Um zu beobachten, wie die neuen Bedingungen denBlutzuckerspiegel beeinflussen, muss dieser öfter als zuhausegemessen werden. Damit steigt auch der Bedarf an Testmateri-al im Vergleich zum Alltag.Vorräte prüfen-- Ein kritischer Blick in die Arzneimittelvorrätelohnt sich. Wie lange sind die Arzneimittel noch haltbar? Sinddie Blister vollständig gefüllt? Wie viel Puffer benötige ich fürmein Reisevorhaben? Anschließend gilt es, sich rechtzeitig vorReisebeginn eine Folgeverschreibung ausstellen zu lassen.

JE BEDENKLICHER DER GESUNDHEITLICHE ZUSTAND UND JE EXOTISCHER DASREISELAND, DESTO KOMPLIZIERTER WERDEN DIE REISEVORBEREITUNGEN. WERTVOLLEINFORMATIONEN FÜR IHRE REISENDEN KUNDEN BIETET DIESER ARTIKEL.

[ von Lina Quinten ]

Page 2: J H G D F K W...FJO JHF 5 BHF Û C FSTDI SFJUFO % BC FJ N V TT BV DI BO 7 FSTQ ÅUV O HFO & V O E " V TGÅMMF WP O 5 SBO TQ P SUN JUUFMO HFE BDI U X FSE FO # FJ MF C FO TX JDI UJHFO

> DAS PTA MAGAZIN --- Ausgabe 09-2018 < 55

ine gute Vorbereitung gibt denmeisten Urlaubern ein sicheresGefühl und lässt sie entspannt indie Ferien starten. Die meisten

denken beim Packen einer Reiseapotheke an Arzneimittel fürhäufige, akute Beschwerden. Doch auch für die Dauermedika-tion sind Vorbereitungen zu treffen. Eine genaue Planung desBedarfs und der Einnahmezeitpunkte ist erforderlich. Außer-dem sind spezielle Transport- und Lagerungsbedingungen fürkühlpflichtige Arzneimittel sowie Importbeschränkungen fürBetäubungsmittel zu beachten.

Urlaub mal zwei: BedarfsplanungMit leichtem Gepäck reist es sich besser – dieser Grundsatz giltnicht für die Dauermedikation! Um für den gesamten Reise-zeitraum und eventuelle Schwierigkeiten gut versorgt zu sein,sollte die eingepackte Menge an Medikamenten den Bedarf füreinige Tage überschreiten. Dabei muss auch an Verspätungen

E und Ausfälle von Transportmitteln gedacht werden. Bei le-benswichtigen Arzneimitteln und Flugreisen ist es am sichers-ten, vom schlimmsten Fall auszugehen. Das Doppelte der be-nötigten Ration, aufgeteilt auf Handgepäck und Koffer, sollteeingepackt werden. Somit ist man gerüstet, sollte ein Teil desGepäcks verloren gehen oder verspätet ankommen. Diabetikerrunden ihren normalen Bedarf an Insulin oder oralen Antidia-betika großzügig auf. Denn veränderte Ernährung und Aktivi-tät im Urlaub können sich massiv auf die benötigten Dosen aus-wirken. Um zu beobachten, wie die neuen Bedingungen denBlutzuckerspiegel beeinflussen, muss dieser öfter als zuhausegemessen werden. Damit steigt auch der Bedarf an Testmateri-al im Vergleich zum Alltag.Vorräte prüfen-- Ein kritischer Blick in die Arzneimittelvorrätelohnt sich. Wie lange sind die Arzneimittel noch haltbar? Sinddie Blister vollständig gefüllt? Wie viel Puffer benötige ich fürmein Reisevorhaben? Anschließend gilt es, sich rechtzeitig vorReisebeginn eine Folgeverschreibung ausstellen zu lassen.

JE BEDENKLICHER DER GESUNDHEITLICHE ZUSTAND UND JE EXOTISCHER DASREISELAND, DESTO KOMPLIZIERTER WERDEN DIE REISEVORBEREITUNGEN. WERTVOLLEINFORMATIONEN FÜR IHRE REISENDEN KUNDEN BIETET DIESER ARTIKEL.

[ von Lina Quinten ]

Page 3: J H G D F K W...FJO JHF 5 BHF Û C FSTDI SFJUFO % BC FJ N V TT BV DI BO 7 FSTQ ÅUV O HFO & V O E " V TGÅMMF WP O 5 SBO TQ P SUN JUUFMO HFE BDI U X FSE FO # FJ MF C FO TX JDI UJHFO

> DAS PTA MAGAZIN --- Ausgabe 09-2018 < 56 56 > DAS PTA MAGAZIN --- Ausgabe 09-2018 <

PRAXIS_

Häufig werden Kunden kurz vor Rei-seantritt ohne ärztliche Verschrei-bung in der Apotheke vorstellig. EineUrlaubsreise stellt jedoch keine Not-situation dar, und verschreibungs-pflichtige Arzneimittel dürfen in die-sem Fall nicht abgegeben werden.Sollte es für den Kunden nicht ausrei-chen, am nächsten Werktag zum Arztzu gehen, kann er den ärztlichen Be-reitschaftsdienst aufsuchen. Die zu-ständige Praxis ist unter der bundes-weit einheitlichen Telefonnummer116 117 zu erfragen.Die Notaufnahmen der Krankenhäu-ser hingegen sind nicht die richtigeAnlaufstelle, sie sind lebensbedrohlich Kranken vorbehalten.In der Apotheke können Sie anbieten, das entsprechende Pro-dukt vorab zu bestellen. Sobald Ihr Kunde die gültige Ver-schreibung vorlegen kann, kann es beliefert werden. Plant je-mand, im Zielland einen Arzt aufsuchen, sollten Sie darauf hin-weisen, dass die Verfügbarkeit von Arzneimitteln sowie dieQualität länderspezifisch stark unterschiedlich sind. Eine Lis-te, die die mitgenommenen Arzneimittel, Indikationen undden Internationalen Freinamen (INN) der Wirkstoffe beinhal-tet, kann vor Ort hilfreich sein.

Reisen mit ArzneimittelnPrimärverpackung und Gebrauchsinformation im Umkarton,das ist die sicherste Art, Arzneimittel zu transportieren und zulagern. Das gilt auch auf Reisen, obwohl es wertvollen Platz imKoffer fordert. Schutz vor Licht, Feuchtigkeit und Verwechs-lung wiegen diesen Nachteil jedoch auf. In Einzelfällen kann esdennoch sinnvoll sein, die Mitnahme des Reisebedarfs in Do-

sierboxen zu empfehlen: beispielsweise bei kurzen Reisen in ei-ne gemäßigte Klimazone, wenn der Patient die Einnahmenicht gut selbst organisieren kann. Es sollten allerdings von je-dem Arzneimittel auch mindestens ein Blister und die Ge-brauchsinformation sowie ein schriftlicher Medikationsplanzusätzlich eingepackt werden. Dies ist nützlich, falls zum Bei-spiel Tabletten herunterfallen oder Fragen zur Medikation auf-treten.

Hitze schadet, Kälte auchWährend des Transports sollten die Arzneimittel vor Hitze ge-schützt sein. Im Auto können im Sommer besonders hoheTemperaturen auftreten. Unter dem Vordersitz sind die Medi-kamente dann am besten aufgehoben.Werden Kühlprodukte wie Insulin oder monoklonale Antikör-per benötigt, müssen sie in Medikamenten-Kühltaschen trans-portiert werden. Um den erforderlichen Temperaturbereichvon zwei bis acht Grad Celsius einzuhalten, soll die vom Her-

KONZENTRAT-----------------------------------------------------------------------------------------> Für die Dauermedikation sind insbesondere bei Fernreisen gründliche Vorberei-

tungen zu treffen.--------------------------------------------------------------------------------------> Einnahmebesonderheiten auf Grund der Zeitverschiebung ergeben sich unter

anderem für orale Kontrazeptiva, Insulin und Gerinnungshemmer.--------------------------------------------------------------------------------------> Kunden, die Betäubungsmittel mitsichführen oder eine Opioidsubstitution

machen, müssen zuvor abklären, ob die Einfuhr in das jeweilige Reiselanderlaubt ist.

--------------------------------------------------------------------------------------> Außerdem muss ein standardisiertes Dokument von Arzt und Gesundheitsamt

die Verordnung der Stoffe nachweisen.--------------------------------------------------------------------------------------

steller angegebene Vorkühlzeit und -temperatur derKühlelemente beachtet werden. Der direkte Kontaktvom Produkt zur Kühleinheit muss vermieden wer-den. Denn Einfrieren kann proteinhaltige Arznei-mittel zerstören. Ein Ausdehnen nach dem Auftauenkann etwa die Kolben von Fertigspritzen und Pensverschieben. Dadurch können Sterilität und Gleich-förmigkeit der Dosis des Arzneimittels beeinträch-tigt werden. Spezielle Medikamenten-Kühltaschensehen daher eine räumliche Trennung von Kühlele-ment und Arzneimittelbereich vor.

In der LuftBei Flugreisen stellt sich die Frage, ob und welche Arznei-mittel ins Handgepäck oder in das Reisegepäck gehören. Dadie Temperaturen im Laderaum eines Flugzeuges unterUmständen unter Null Grad Celsius fallen können, solltenalle kälteempfindlichen Produkte ins Handgepäck. Dazuzählen neben den schon genannten Proteinen und Injek-tabilia auch transdermale therapeutische Systeme (z. B.Schmerz-/Hormonpflaster) sowie Flüssigkapseln (z. B. mitNitroglycerin, Nifedipin) und Emulsionen. Medikamente,die während des Fluges benötigt werden, dürfen ebenso insHandgepäck gepackt werden. Für sie gelten weder die Men-genbeschränkungen (flüssige Arzneiformen) noch das Ver-bot gefährlicher Gegenstände (Spritzen und Kanülen), so-lange der Bedarf glaubhaft nachgewiesen werden kann. Fürdiesen Nachweis eignet sich ein Brief des behandelndenArztes, in dem die einzelnen Medikamente samt Menge undDosierung vermerkt sind sowie die Reisedauer. Einen Vor-druck bietet der ADAC auf seiner Website an. Alle restli-chen Arzneimittel können sicher im Koffer verstaut werden.Eine Plastiktüte schützt sie zusätzlich vor Kondenswasser.Am Urlaubsort angekommen ist der beste Ort zur Verwah-rung das Schlafzimmer. Im Badezimmer schwanken Luft-feuchtigkeit und Temperatur zu stark.

EinnahmezeitpunktDer Organismus toleriert circa zwei Stunden Zeitverschie-bung. Außer Takt gerät die innere Uhr dann, wenn etwa dreiZeitzonen überschritten werden. Diese Zeitverschiebung ver-unsichert viele Patienten bezüglich des Einnahmeregimes ih-rer Arzneimittel. Bei einigen Arzneimitteln, etwa L-Thyroxinmit langer Halbwertszeit, wird die Einnahme zu einer be-stimmten Tageszeit auch im Zielland fortgesetzt. Sie werdenam Tag der Abreise morgens sowie am ersten Morgen nach derAnkunft eingenommen.Komplizierter wird es bei Arzneimitteln mit kürzerer Halb-wertszeit, bei denen ein konstanter Spiegel eingehalten wer-den muss. In diesen Fällen muss gegebenenfalls zwischendo-siert werden. Ein wichtiges Beispiel sind orale Kontrazeptiva.Verhütung-- Bei der hormonellen Verhütung gibt es Unter-schiede zwischen den Kombinationspräparaten mit Östrogenund Gestagen und reinen Gestagenpräparaten (Minipille).Werden Kombinationspräparate verwendet, muss eine „Zwi-schenpille“ eingenommen werden, wenn der Zeitunterschiedzwischen Start und Ziel zwölf Stunden übersteigt. Wird zumBeispiel die Pille regelmäßig morgens um sieben Uhr einge-nommen, wird bei Flügen nach Ostasien, Ostaustralien, Neu-seeland oder in den Westpazifik (länger als 12 h) wie folgt vor-gegangen: Am Tag der Abreise um sieben Uhr morgens wirdeine Pille eingenommen. Die nächste Einnahme erfolgt unter-©

Azm

anJa

ka /

Get

ty Im

ages

/ iS

tock

(Sym

bol

bild

mit

Foto

mod

ell)

© F

ilipo

vic0

18 /

Get

ty Im

ages

/ iS

tock

(Sym

bol

bild

mit

Foto

mod

ell)

Page 4: J H G D F K W...FJO JHF 5 BHF Û C FSTDI SFJUFO % BC FJ N V TT BV DI BO 7 FSTQ ÅUV O HFO & V O E " V TGÅMMF WP O 5 SBO TQ P SUN JUUFMO HFE BDI U X FSE FO # FJ MF C FO TX JDI UJHFO

> DAS PTA MAGAZIN --- Ausgabe 09-2018 < 57

T I P P

> Raten Sie schwangeren Kundinnen, bei einer Flugreiseim achten Monat ein Attest des Arztes mitzuführen,dass von seiner Seite aus keine Bedenken wegen mög-licher Komplikationen bestehen. Im neunten Monat sindFlugreisen verboten.

steller angegebene Vorkühlzeit und -temperatur derKühlelemente beachtet werden. Der direkte Kontaktvom Produkt zur Kühleinheit muss vermieden wer-den. Denn Einfrieren kann proteinhaltige Arznei-mittel zerstören. Ein Ausdehnen nach dem Auftauenkann etwa die Kolben von Fertigspritzen und Pensverschieben. Dadurch können Sterilität und Gleich-förmigkeit der Dosis des Arzneimittels beeinträch-tigt werden. Spezielle Medikamenten-Kühltaschensehen daher eine räumliche Trennung von Kühlele-ment und Arzneimittelbereich vor.

In der LuftBei Flugreisen stellt sich die Frage, ob und welche Arznei-mittel ins Handgepäck oder in das Reisegepäck gehören. Dadie Temperaturen im Laderaum eines Flugzeuges unterUmständen unter Null Grad Celsius fallen können, solltenalle kälteempfindlichen Produkte ins Handgepäck. Dazuzählen neben den schon genannten Proteinen und Injek-tabilia auch transdermale therapeutische Systeme (z. B.Schmerz-/Hormonpflaster) sowie Flüssigkapseln (z. B. mitNitroglycerin, Nifedipin) und Emulsionen. Medikamente,die während des Fluges benötigt werden, dürfen ebenso insHandgepäck gepackt werden. Für sie gelten weder die Men-genbeschränkungen (flüssige Arzneiformen) noch das Ver-bot gefährlicher Gegenstände (Spritzen und Kanülen), so-lange der Bedarf glaubhaft nachgewiesen werden kann. Fürdiesen Nachweis eignet sich ein Brief des behandelndenArztes, in dem die einzelnen Medikamente samt Menge undDosierung vermerkt sind sowie die Reisedauer. Einen Vor-druck bietet der ADAC auf seiner Website an. Alle restli-chen Arzneimittel können sicher im Koffer verstaut werden.Eine Plastiktüte schützt sie zusätzlich vor Kondenswasser.Am Urlaubsort angekommen ist der beste Ort zur Verwah-rung das Schlafzimmer. Im Badezimmer schwanken Luft-feuchtigkeit und Temperatur zu stark.

EinnahmezeitpunktDer Organismus toleriert circa zwei Stunden Zeitverschie-bung. Außer Takt gerät die innere Uhr dann, wenn etwa dreiZeitzonen überschritten werden. Diese Zeitverschiebung ver-unsichert viele Patienten bezüglich des Einnahmeregimes ih-rer Arzneimittel. Bei einigen Arzneimitteln, etwa L-Thyroxinmit langer Halbwertszeit, wird die Einnahme zu einer be-stimmten Tageszeit auch im Zielland fortgesetzt. Sie werdenam Tag der Abreise morgens sowie am ersten Morgen nach derAnkunft eingenommen.Komplizierter wird es bei Arzneimitteln mit kürzerer Halb-wertszeit, bei denen ein konstanter Spiegel eingehalten wer-den muss. In diesen Fällen muss gegebenenfalls zwischendo-siert werden. Ein wichtiges Beispiel sind orale Kontrazeptiva.Verhütung-- Bei der hormonellen Verhütung gibt es Unter-schiede zwischen den Kombinationspräparaten mit Östrogenund Gestagen und reinen Gestagenpräparaten (Minipille).Werden Kombinationspräparate verwendet, muss eine „Zwi-schenpille“ eingenommen werden, wenn der Zeitunterschiedzwischen Start und Ziel zwölf Stunden übersteigt. Wird zumBeispiel die Pille regelmäßig morgens um sieben Uhr einge-nommen, wird bei Flügen nach Ostasien, Ostaustralien, Neu-seeland oder in den Westpazifik (länger als 12 h) wie folgt vor-gegangen: Am Tag der Abreise um sieben Uhr morgens wirdeine Pille eingenommen. Die nächste Einnahme erfolgt unter-©

Fili

povi

c018

/ G

etty

Imag

es /

iSto

ck (S

ymb

olbi

ld m

it Fo

tom

odel

l)

Page 5: J H G D F K W...FJO JHF 5 BHF Û C FSTDI SFJUFO % BC FJ N V TT BV DI BO 7 FSTQ ÅUV O HFO & V O E " V TGÅMMF WP O 5 SBO TQ P SUN JUUFMO HFE BDI U X FSE FO # FJ MF C FO TX JDI UJHFO

58 > DAS PTA MAGAZIN --- Ausgabe 09-2018 <

PRAXIS_

wegs nach zwölf Stunden (Handywecker stellen) der Reise.Nach Ankunft wird die Pille weiter um sieben Uhr Ortszeiteingenommen.Bei der Minipille ist das akzeptable Zeitfenster sehr viel klei-ner. Hier muss bereits bei Zeitunterschieden von mehr als dreiStunden zwischendosiert werden. Die Zwischenpille ist auchhier zwölf Stunden nach der letzten regulären Pille einzuneh-men. Kondome im Reisegepäck geben zusätzliche Sicherheit.Diabetiker-- Sie müssen bei langen Flugreisen ihre Insulindosenanpassen. Bei Flügen nach Osten (z. B. Thailand) wird der Tagkürzer, daher wird weniger Basalinsulin benötigt. Bei Flügennach Westen (z. B. USA) erhöht sich der Bedarf dagegen.Mindestens alle zwei bis drei Stunden sollte der Blutzucker-spiegel kontrolliert werden. Vor Unterzuckerung schützt dergriffbereit gepackte Traubenzucker. Die größte Gefahr für ei-ne Stoffwechselentgleisung bergen die ersten Tage und Näch-te nach der Ankunft, wenn sich der Körper an die neue Umge-bung und Zeitzone anpasst. Hilfe bei der Planung des Reise-vorhabens gibt der Diabetologe.Gerinnungshemmer-- Patienten unter gerinnungshemmenderTherapie sollten ihre Pläne im voraus mit ihrem Arzt abspre-chen. Bei Einnahme von Vitamin-K-Antagonisten (Warfarin,Phenprocoumon) spielt die Zeitverschiebung eine geringereRolle. Dafür muss auch am Reiseziel der INR-Wert (Internati-onal Normalized Ratio) gemessen werden. Bei den neuen ora-len Antikoagulanzien (NOAK: Apixaban, Dabigatran, Edoxa-ban, Rivaroxaban) entfällt zwar das Messen, wegen ihrer kür-zeren Halbwertszeit muss jedoch gegebenenfalls zwischendo-siert werden. Unter Umständen sind bei Langstreckenflügenweitere Maßnahmen zur Thromboseprophylaxe indiziert.

BetäubungsmittelAuf Reisen in Mitgliedsstaaten des Schengener Abkommensdarf der Betäubungsmittel(BtM)-Bedarf für bis zu 30 Tage

mitgeführt werden. Dabeiist unerheblich, ob das Be-täubungsmittel im Ziellandzugelassen ist oder nicht,was zum Beispiel für Can-nabisblüten relevant ist.Ein vom Arzt ausgefülltesDokument, die „Bescheini-gung nach Artikel 75 desSchengener Durchfüh-rungsübereinkommens“,auf dem die Arzneimittelmit Name, Dosierung undmitgeführter Menge auf-gezählt sind, muss vorge-legt werden können. Diesesmuss zusätzlich von derobersten Landesbehördebzw. der beauftragten Un-

terbehörde (Gesundheitsamt) beglaubigt sein.Für Reisen in alle Nicht-Schengen-Länder existieren keineeinheitlichen Vorgaben. Die Kunden sollten sich bei der Bot-schaft des jeweiligen Ziellandes informieren, wie die rechtli-chen Bestimmungen sind. Hilfreich ist ein Formular, das demSchengen-Formular ähnelt und ebenso vom Arzt ausgestelltund vom Gesundheitsamt beglaubigt wird. Für die entspre-chenden Bescheinigungen erheben die Behörden in der RegelGebühren in Höhe von rund 15 Euro.Da Betäubungsmittel nur für den persönlichen Bedarf trans-portiert werden dürfen, müssen sie im Handgepäck des Pa-tienten mitgeführt werden.Substitution-- Für Patienten unter Opioidsubstitution ergebensich erschwerte Bedingungen. Während es in Deutschlandmöglich ist, nach Einschätzung durch den SubstitutionsarztDosen für bis zu 30 Tage für die Reise zu verschreiben, ergebensich häufig Probleme bei der Einreise in andere Länder. DieSubstanzen (z. B. Methadon, Polamidon) sind dort teilweiseverboten, und eine Substitutionstherapie ist nicht etabliert.Der Verein INDRO e.V. sammelt auf seiner Website (indro-online.de) zahlreiche Informationen und Links, die Auslands-reisen mit Substitutionsarzneimitteln betreffen.

> Wer dauerhaft Medikamente einnimmt, muss sichauf das Reisen – besonders wenn es in ferne Ländergeht – gut vorbereiten. Vorsicht ist beim Kauf vonMedikamenten in Asien und Afrika geboten: LautCRM dort sind bis zu 70 Prozent der Arzneimittelgefälscht.

>

Hier können Ihre Kunden einen Notfallausweis bestellen und sich Bescheini-gungen für ihre Reise herunterladen: www.das-pta-magazin.de/reise

> Europäischer Notfallausweis> Bescheinigung über das Mitführen von Betäubungsmitteln> Bescheinigung über die Einreise mit Betäubungsmitteln in Länder außerhalb des Schengen Raums> Ärztliches Attest über die Mitnahme von Medikamenten

Formulare für Ihre Kunden

© a

lvar

ez /

Get

ty Im

ages

/ iS

tock

| ©

Ale

xand

er K

upka

/ m

aurit

ius

imag

es (S

ymbo

lbild

mit

Foto

mod

ell)

| ©

Fer

tnig

/ G

etty

Imag

es /

iSto

ck