17
Indexed in EMBASE/Excerpta Medica/BIOBASE/SCOPUS P.b.b. 02Z031117M, Verlagsort: 3003 Gablitz, Linzerstraße 177A/21 Preis: EUR 10,– Krause & Pachernegg GmbH • Verlag für Medizin und Wirtschaft • A-3003 Gablitz Neurologie, Neurochirurgie und Psychiatrie Zeitschrift für Erkrankungen des Nervensystems Journal für www.kup.at/ JNeurolNeurochirPsychiatr Homepage: www.kup.at/ JNeurolNeurochirPsychiatr Online-Datenbank mit Autoren- und Stichwortsuche 44. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Neurochirurgie, 17.-18. Oktober 2008, Wien. Abstracts Journal für Neurologie Neurochirurgie und Psychiatrie 2008; 9 (Sonderheft 2), 4-17

Joural r eurologie eurochirurgie und schiatrie - kup.at · Methode Retrospektive Analyse aller Patienten mit Z. n. dekom-pressiver Kraniektomie, bei denen in den Jahren 2003 bis 06/2007

Embed Size (px)

Citation preview

Indexed in EMBASE/Excerpta Medica/BIOBASE/SCOPUS

P.b.b. 02Z031117M, Verlagsort : 3003 Gablitz, Linzerstraße 177A/21 Preis: EUR 10,–

Krause & Pachernegg GmbH • Verlag für Medizin und Wirtschaft • A-3003 Gablitz

Neurologie, Neurochirurgie und Psychiatrie

Zeitschrift für Erkrankungen des Nervensystems

Journal für

www.kup.at/ JNeurolNeurochirPsychiatr

Homepage:

www.kup.at/ JNeurolNeurochirPsychiatr

Online-Datenbank mit Autoren-

und Stichwortsuche

44. Jahrestagung der

Österreichischen Gesellschaft für

Neurochirurgie, 17.-18. Oktober

2008, Wien. Abstracts

Journal für Neurologie

Neurochirurgie und Psychiatrie

2008; 9 (Sonderheft 2), 4-17

4 J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2008; 9 (Sonderheft 2)

44. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Neurochirurgie

Sitzung 1

01

Implantable Technology in Neurosurgery: The Evolu-

tion of Concepts and Our Future

M. C. PreulNewsome Chair of Neurosurgery Research, Barrow Neurological Institute, Divisionof Neurological Surgery, St. Joseph’s Hospital and Medical Center, Phoenix, AZ,USA

This conference is about new technology applications in neurosur-gery: novel biomaterials leading to the construction of technologiesthat will find their ways as implants into the nervous system. Neuro-surgery, perhaps more than any discipline, will reap the rewards of asynergy between surgeon, scientist, and engineer. A frontier of func-tional surgery for brain, spinal cord, and nerve awaits exploitation.The ideas of Krause, Penfield, and Foerster will become newlyminted in technology that will make their concepts, once seemingdifficult, much more obtainable and convenient for both surgeon andpatient. The technology will in fact bring us closer to their goals ofnot only new surgical technological application, but also bring ex-ploration of a mind-brain relationship within reach – it will alsopresent new, unexpected challenges. With every step forward, weshould heed the lessons of Broca who invented neurosurgery’s firstimplantable technology, Gottlieb Burckhardt who began cortical-functional surgery, to Edison, Krause, and others who used andadapted novel technology, in order to assess our impact and gaugeour course. In a great sense, neurosurgery has adopted a “green”revolution with novel biomaterials especially for endovascular,functional, and spinal use that are indeed exciting and practical.Some of the new technologies, applications, and ideas for the nearfuture will be discussed with a respectful anchorage to neurosur-gery’s history.

02

Kranioplastie mittels eines individuell angefertigten

Hydroxilapatitimplantats bei 2 Kindern mit ausge-

dehnten Knochendefekten nach Schädelhirntrauma

A. Reinprecht, W. Thomae, W. Dietrich, T. CzechUniversitätsklinik für Neurochirurgie, Medizinische Universität Wien, Österreich

Die plastische Deckung großer Knochendefekte am Schädel von Kin-dern stellt aufgrund des noch nicht abgeschlossenen Schädelwachs-tums ein besonderes Problem dar. Autologer Knochen ist besondersbei noch jungen Kindern schwierig zu gewinnen, schwierig für einkosmetisch zufrieden stellendes Ergebnis formbar und birgt dasRisiko der Auflösung durch Absorption. Ein mittels CT-Daten indi-viduell maßgeformtes Implantat aus Hydroxilapatit verspricht einemögliche Lösung des Problems. Durch die Materialeigenschaftenfördert es das Einwachsen von Knochen in das Implantat, verringertdadurch das Risiko der Knochenabsorption und ermöglicht gute Ein-heilung verbunden mit gutem kosmetischem Ergebnis. Für zwei Kin-der mit ausgedehnten Knochendefekten nach Schädelhirntraumen

wurde ein solches Implantat angefertigt. Die 2 Buben waren zumZeitpunkt der Implantation 4 bzw. 15 Jahre alt. Bei beiden Kindernkam es zur Absorption von Eigenknochen, der für eine erste plasti-sche Deckung verwendet wurde. Dadurch bildete sich bei beidenPatienten ein ausgedehnter Defekt parietotemporal bzw. parieto-frontotemporal. Anhand der CT-Daten der Patienten wurde mittelsStereolithographie ein Schädelmodell mit dem zukünftigen Implan-tat angefertigt, das vom Operateur modifiziert und schließlich nachendgültiger Anfertigung implantiert wurde. Beide Implantate konn-ten komplikationslos in den Defekt eingepasst und fixiert werden.Der unmittelbar postoperative Verlauf verlief klinisch zufriedenstellend. Es kam zu keinen Wundheilungsstörungen. Das kosmeti-sche Ergebnis war sehr zufrieden stellend. Die Verwendung einesImplantats aus Hydroxilapatit stellt eine vielversprechende Mög-lichkeit zur Deckung knöcherner Defekte am noch wachsendenSchädel dar, um eine möglichst gute Einheilung und kosmetisch zu-frieden stellende Form zu erreichen.

03

Osteoplastie zur Deckung großer Kalottendefekte:

Eigenknochenreimplantation versus Palacos-Plastik

M. Themesl, F. Marhold, R. Regatschnig, R. Deinsberger, K. UngersböckNeurochirurgische Abteilung, Landesklinikum St. Pölten, Österreich

Einleitung Zur Deckung von Kalottendefekten werden neben derEigenknochenreimplantation künstliche Materialien wie Palacosoder individuell für den Patienten gefertigte Implantate verwendet.Wir präsentieren unsere Erfahrungen mit der Versorgung großerKalottendefekte aus dem Zeitraum 3/2002 bis 6/2008.

Methode Wir haben eine retrospektive Analyse von 96 konsekutivdurchgeführten Operationen zur Deckung von Kalottendefektendurchgeführt. Alle Patienten erhielten prä- und postoperative CCT-Kontrollen. Zur Deckung der Knochendefekte wurden Eigenkno-chen, Palacos-Plastiken und individuell angefertigte synthetischeImplantate (PEEK) verwendet. Der primär entnommene Knochen-deckel wurde mit –70 °C eingefroren und kann nach unseren hygie-netechnischen Verordnungen bis zu ein Jahr nach Entnahme reim-plantiert werden. Das mittlere Follow-up beträgt 291 Tage.

Ergebnisse Von 96 Patienten erhielten 48 % (46/96) eine Kno-chendeckelreimplantation, 50 % (48/96) eine Palacos-Plastik und2 % (2/96) einen PEEK-Knochenersatz. Das Durchschnittsalter be-trug 47 (4–82 a) Jahre und das Verhältnis weiblicher zu männlicherPatienten 1:2.

Ursache des Kalottendefekts war in der Gruppe der Knochendeckel-reimplantierten in 54 % (25/46) ein Schädelhirntrauma, in 11 %(5/46) ein Tumor, in 15 % (7/46) eine Subarachnoidalblutung, in13 % (6/46) eine ischämischer Insult und in 7 % (3/46) eine intra-zerebrale Blutung. 7 % (3/46) der Patienten mit Eigenknochen-reimplantation entwickelten eine Knochendeckelinfektion, bei wei-teren 7 % (3/46) kam es zu einer Knochendeckelresorption. EinPatient (2 %) entwickelte unmittelbar postoperativ ein Epidural-hämatom. In der Patientengruppe mit Palacos-Plastik war in 42 %(20/48) ein Schädelhirntrauma, in 46 % (22/48) ein Tumor, in 4 %(2/48) ein ischämischer Insult und in 8 % (4/48) eine Explantation

44. Jahrestagung derÖsterreichischen Gesellschaft für Neurochirurgie

17.–18. Oktober 2008, Wien

Abstracts

For personal use only. Not to be reproduced without permission of Krause & Pachernegg GmbH.

J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2008; 9 (Sonderheft 2)

44. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Neurochirurgie

5

eines zuvor reimplantierten Eigenknochens die Ursache für denKalottendefekt. Bei allen Patienten heilte die Palacos-Plastik kom-plikationslos ein.

Bei beiden Patienten mit PEEK-Knochenersatz musste ein zuvorreimplantierter Eigenknochen, einmal aufgrund einer Knochen-resorption, das zweite Mal aufgrund einer Knocheninfektion explan-tiert werden. Auffallend war das jugendliche Alter dieser Patienten(10 a, 11 a). Dieser Knochenersatz heilte ebenfalls komplikationslosein.

Schlussfolgerungen Die Anzahl der Explantationen reimplantier-ter Knochendeckel ist hoch. Im Gegensatz dazu zeigten sich in unse-rem Patientenkollektiv kaum Komplikationen bei Palacos-Plastikenoder PEEK-Implantaten. Bei Kindern scheint die Einheilung deseigenen Knochendeckels deutlich komplikationsanfälliger zu sein.

04

Erfahrungen mit dem Porex Sella-Implantat (PSI) zur

Rekonstruktion des Sellabodens bei endoskopischen

transsphenoidalen Eingriffen

W. Thomae, S. Wolfsberger, A. Micko, T. Czech, E. KnospUniversitätsklinik für Neurochirurgie, Medizinische Universität Wien, Österrreich

Rationale/Background/Ziel Es wurden in der Literatur ver-schiedenste Techniken zur Rekonstruktion des Sellabodens nachtranssphenoidalen Operationen beschrieben. Das Porex Sella-Imp-lantat stellt hierbei eine weitere technische Möglichkeit dar.

Patienten, Material und Methoden Eine intraoperative Li-quorfistel stellt bei endoskopischen transphenoidalen Eingriffen miteiner Häufigkeit von etwa 18 % (25/117 Patienten) im Zeitraum zwi-schen 01/2003 und 07/2008 eine nicht seltene Komplikation dar. DieRekonstruktion des Sellabodens erfolgte routinemäßig mit Fettimp-lantat, das mit Fibrinkleber in Position gehalten wird. Trotz zusätzli-cher postoperativer Lumbaldrainage zur Senkung des intrakraniellenDrucks kam es bei 4 Patienten zu einem postoperativen Wiederauf-treten der Rhinoliquorrhö, die in 3 Fällen einer operativen Fistel-sanierung bedurfte. Das 0,4 mm dicke Porex Sella-Implantat ausporösem Polyethylen wird mit einer Schere rund oder elliptisch ge-schnitten und in den sellären Raum epidural eingebracht. Beim intra-operativen Liquorleck nach endoskopisch-transsphenoidalen Ein-griffen soll es die Fettplombe in Position halten und eine kaudaleDislokation verhindern. Zusätzlich ermöglicht die poröse Strukturdes Präparats ein knöchernes Einwachsen und soll somit dauerhafteStabilität ermöglichen. Wir analysierten die intraoperativen Befundeund den postoperativen Verlauf von 46 konsekutiven Patienten, wel-che zwischen 6/06 und 7/08 endoskopisch-transsphenoidal an einemHypophysenadenom operiert wurden. Intraoperativ trat ein Liquor-leck bei 17 Patienten auf, welches mit Fettplombe und Lumbaldrain-age versorgt wurde. Zwischen 4/07 und 7/08 wurde die Fettplombemit dem Porex Sella-Implantat (PSI) bei 8 Patienten mit intraopera-tivem Liquorleck fixiert (Gruppe I). Im Zeitraum zwischen 6/06 und7/07 wurde bei 9 Patienten mit intraoperativem Liquorleck die Fett-plombe mit Fibrinkleber allein fixiert (Gruppe II).

Ergebnisse In der PSI-Gruppe (Gruppe I) war bis dato keine Revi-sion infolge eines persistierenden Leaks notwendig, wohingegen inder Non-PSI (Gruppe II) 2 Revisionen notwendig waren.

Schlussfolgerung Unter Berücksichtigung der niedrigen Fallzah-len scheint das Porex Sella-Implantat eine wirksame Alternative ge-gen das postoperative Wiederauftreten einer Liquorrhö nach trans-sphenoidalen Eingriffen zu sein.

05

Schädeldachplastik mit Palacos: Verträglichkeit und

Komplikationen

M. Lunzer, R. Al-Schameri, M. Kral, S. Fiebig, B. RichlingUniversitätsklinik für Neurochirurgie, Christian-Doppler-Klinik, Salzburg, Österreich

Ziel Die Schädeldachplastik bei Schädeldachlücken ist eine häufigeOperation, etwa nach Schädelhirntrauma, Tumorexstirpation mit

Schädelknocheninfiltration, Infektion oder Nekrose nach Kranioto-mie. Wenn die Implantation des Eigenknochens nicht möglich ist,muss Fremdmaterial angewendet werden. Ziel unserer Arbeit ist es,bei der Verwendung von Palacos als alloplastisches Material sämtli-che Faktoren zu analysieren, welche die Komplikationsrate beein-flussen. Insbesondere sollen Verträglichkeit, ästhetische Problemeund Kosten berücksichtigt werden. Weiters soll die Palacos-Plastikmit anderen Methoden verglichen werden.

Patienten und Methode Von 1998–2008 wurden an unserer Kli-nik 123 Eingriffe zur Rekonstruktion des Schädeldachs mit Palacosdurchgeführt. Alle Fälle werden aufgearbeitet und entsprechend derZielsetzung der Arbeit ausgewertet.

Ergebnisse Bei der Verwendung von Palacos zeigt sich insgesamtein hervorragendes Ergebnis mit niedrigen Komplikationsraten, beigleichzeitig geringen Kosten im Vergleich zu anderen Methoden.

Schlussfolgerung An unserer Abteilung wird Palacos seit Jahrenerfolgreich zur Schädeldachplastik eingesetzt. Unsere Arbeit unter-streicht, dass es sich dabei um eine etablierte, sinnvolle und kosten-effiziente Methode handelt.

06

Komplikationen nach Schädeldachplastik

H. Rauter, E. UhlAbteilung für Neurochirurgie, LKH Klagenfurt, Österreich

Ziel Ziel der Untersuchung war die Erfassung revisionsrelevanterKomplikationen bei der Deckung von Schädeldachdefekten nachdekompressiver Kraniektomie.

Methode Retrospektive Analyse aller Patienten mit Z. n. dekom-pressiver Kraniektomie, bei denen in den Jahren 2003 bis 06/2007 inder Neurochirurgischen Abteilung des LKH Klagenfurt eine Schä-deldachplastik durch Reimplantation des autologen Knochendeckelsoder durch Implantation einer Palacos-Plastik (Polymethylmetacry-lat) durchgeführt wurde.

Ergebnisse Insgesamt wurden 198 Schädeldachplastiken durchge-führt, davon 93 durch Deckung mit Palacos und 105 mit autologemKnochen. Bei 85 Operationen (42,9 %) kam es zu revisionspflichti-gen Komplikationen. 57 Revisionen (67 %) betrafen die Palacos-Plastiken, 28 (33 %) die autologen Knochendeckelreimplantationen.Häufigste Ursache einer Revision war das Empyem in 30 % der Fäl-le, gefolgt von Nachblutungen (14 %) und Wundheilungsstörungen(12 %). Bei 10 % der Operationen mit autologem Knochendeckelkam es zur Autolyse.

Schlussfolgerung Obwohl die Schädeldachplastik gemeinhin alseinfache Operation angesehen wird, ist dieser Eingriff mit einernicht unerheblichen Komplikationsrate verbunden. In unserer Studietraten bei der Implantation von Palacos-Plastiken wesentlich häufi-ger revisionsrelevante Komplikationen, vor allem Infektionen impostoperativen Verlauf auf als bei Eigenknochenreimplantationen.

Sitzung 2

07

Prestige LP – zervikale Arthroplastie

K. A. Leber, S. Kurschel-Lackner, M. HoffermannNeurochirurgische Universitätsklinik Graz, Österreich

Ziel Diese retrospektive Studie untersucht die klinischen und radio-logischen Ergebnisse nach anteriorer zervikaler Diskektomie undArthroplastie (ACDA).

Patienten und Methoden 26 Patienten wurden wegen degenera-tiver zervikaler Bandscheibenerkrankungen operativ mit der Band-scheibenprothese Prestige LP® behandelt. Zwei Patienten wurdenin zwei Etagen operiert. Alle Patienten wurden neurologisch aufNackenschmerz (NS), Radikulopathie (RP) und Myelopathie (MP)untersucht. Die radiologische Untersuchung richtete neben den Rou-

6 J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2008; 9 (Sonderheft 2)

44. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Neurochirurgie

tineuntersuchungen ihr Hauptaugenmerk auf das zervikale Funk-tionsröntgen, um den Bewegungsumfang in den betroffenen Seg-menten zu dokumentieren.

Ergebnisse (12 Monate) Eine Verbesserung des Nackenschmer-zes wurde in 72 % (13/18), bezüglich Radikulopathie in 88,5 % (23/26) und bezüglich Myelopathie in 100 % (7/7) angegeben. Symp-tomfrei wurden 22 % (NS), 27 % (RP) bzw. 28,5 % (MP). KeineVerbesserung wurde in 15 % (NS) bzw. 11,5 % (RP) festgestellt.Eine Verschlechterung der NS wurde in 13 % diagnostiziert. EinePatientin entwickelte eine Woche nach der Operation eine leichteMyelopathie, obwohl sie vonseiten NS und RP symptomfrei wurde.Für diese komplikationshafte MP konnte keine Ursache gefundenwerden. Der präoperative Bewegungsumfang im betroffenen Seg-ment betrug im Mittel 6,2 ° (2–8) und postoperativ 6,7 ° (2–14). Einstatistisch signifikanter Unterschied wurde nicht gefunden.

Schlussfolgerung ACDA ist bei richtiger Indikationsstellungeine sichere und effiziente Methode gleichsam den Fusionsoperatio-nen. Die Erhaltung der segmentalen Mobilität scheint vielverspre-chend in Bezug auf die Globalfunktion. Aus unseren Erfahrungensind die Indikationen zu ACDA äußerst streng zu stellen, um dieaktuellen Kosten zu rechtfertigen.

08

Erfahrungen mit Prestige Cervical Disc®-Prothesen

C. Schnürer, W. Saringer, E. KnospNeurochirurgische Universitätsklinik, Medizinische Universität Wien, Österreich

Studiendesign Retrospektive klinische Studie an 30 Patienten,die sich einem zervikalen intervertebralen Diskusersatz unterzo-gen.

Studienziel Studienziel ist, das Potenzial von zervikalen Band-scheibenprothesen hinsichtlich der Erhaltung des Bewegungs-segments bei degenerativer Diskuserkrankung, des klinischenErgebnisses und der Sicherheit des operativen Eingriffs zu evaluie-ren.

Einleitung Anteriore zervikale Diskektomie und Fusion bedingenden Verlust der Beweglichkeit im operierten Segment. Nach aktuel-ler Studienlage kann daraus eine unphysiologische Belastung derangrenzenden Segmente resultieren und eine weitere Degenerationim Bereich der HWS beschleunigt werden. BewegungserhaltendeBandscheibenprothesen sollen diese, als „Adjacent segment disease“bekannte Problematik verhindern.

Methoden In der präsentierten Studie wurden 30 Patienten, diesich von 2004–2007 an unserer Klinik einer zervikalen Arthroplastieunterzogen haben, retrospektiv nachuntersucht. Als Implantat war inallen Fällen eine Medtronic Prestige®-Prothese eingesetzt worden.Bei den im Rahmen dieser Studie nachbeobachteten Patienten be-stand zum Zeitpunkt der Indikationsstellung in allen Fällen eineradikuläre Symptomatik bzw. eine Myelopathie auf Grundlage einesradiologisch gesicherten Diskusprolapses oder posteriorer, vertebra-ler Osteophyten. Es wurden auch Patienten mit vorausgegangenerFusionsoperation und vorbestehender osteochondrotischer Degene-ration eingeschlossen. Ausschließliche Zervikalgie stellte keinenInvasionsgrund dar. Das mittlere Follow-up bei Datenerfassung be-trug 31 Monate. Die erhobenen Daten umfassten neben allgemeinenDaten wie z. B. Patientenalter, Wiederaufnahme der beruflichenTätigkeit und präoperativer Beschwerdedauer eine radiologischeKontrolle hinsichtlich Prothesenfunktion und auch das Vorliegeneiner vorangeschrittenen Degeneration der HWS, die Lebensqualitätmittels SF 36 und VAS sowie eine klinisch-neurologische Untersu-chung.

Ergebnisse Abschließende Ergebnisse sind noch in Bearbeitung.

09

Ergebnisse nach Implantation zervikaler Bandschei-

benprothesen: Teil I: Radiologische Messergebnisse

A. Grimmer1, M. Sonnberger2, J. Zöhrer1, B. Parsaei1, T. Narovec1, G. Wurm1

1Neurochirurgische und 2Neuroradiologische Abteilung der LandesnervenklinikLinz, Österreich

Ziel Ventrale Diskektomie mit Fusion ist die gängige Methode zuroperativen Behandlung der zervikalen degenerativen Bandscheiben-erkrankung. Wegen der Annahme, dass die Fusionsoperation zueiner Steigerung der mechanischen Belastung in den benachbartenSegmenten führt und dass daraus eine Anschlussdegeneration resul-tieren kann, wurde als Behandlungsalternative die zervikale Arthro-plastie mit Bandscheibenprothesen eingeführt. Damit sollen annä-hernd physiologische Verhältnisse im Bewegungssegment erreichtund die Entwicklung der Anschlussdegeneration vermindert wer-den. In einer retrospektiven Studie untersuchten wir an unserer Ab-teilung die radiologischen Messergebnisse vor und nach der Implan-tation von zervikalen Bandscheibenprothesen. Unsere mittelfristi-gen Ergebnisse dienen als Basis für zukünftige Langzeituntersu-chungen.

Methodik Wir schlossen in unsere Studie 177 konsekutiv operiertePatienten (April 2002 bis Jänner 2007) ein. Bei 136 Patienten wurdedie Bryan-Prothese, bei 41 Patienten die Prestige-Prothese verwen-det. Die Behandlung erfolgte monosegmental bei 130 Patienten(73,45 %) und multisegmental (bis zu 4 Höhen) bei 47 Patienten(26,55 %). Insgesamt wurden 169 Bryan- und 58 Prestige-Prothesenimplantiert. HWS-Röntgen in Neutral-, Extensions- und Flexions-stellung und Kinematographien wurden prä- und postoperativ sowienach 6–69 Monaten (Mean follow-up 34 Monate) durchgeführt.Dabei wurde die Bewegungsexkursion im operierten Segment, inden Anschlusssegmenten sowie die gesamte Bewegungsexkursionvon C2–C7 verglichen. Die ROM (Range of motion) wurde als Win-kel zwischen maximaler Flexion und Extension definiert.

Ergebnisse In der Nachuntersuchung bestand eine deutliche Ver-besserung der ROM im operierten Segment sowie in der gesamtenHWS (gemessen von C2–C7), ohne dass ein signifikanter Unter-schied zwischen den Prothesentypen festzustellen wäre. Bezüglichdes Verlusts der Beweglichkeit im Verlauf zeigte sich ein Unter-schied zwischen den Prothesentypen: Keine Bewegungsexkursion(definiert als ROM < 2 Grad) wurde in 6 Fällen nach Implantationvon Prestige-Prothesen (13,6 %) und in 22 Fällen nach Implantationvon Bryan-Prothesen (21,15 %) festgestellt. 10 Patienten mit Bryan-Prothesen entwickelten eine ventrale Spondylose. Postoperativ ent-wickelten 10 Patienten mit Bryan-Prothese (7,3 %) eine Kyphose-fehlhaltung. Die Anschlusssegmente haben sich bislang bezüglichTranslation oder Osteophythenbildung nicht wesentlich verändert.

Schlussfolgerung In der mittelfristigen Verlaufsbeobachtungnach zervikaler Arthroplastie zeigte sich in unserer Serie eine Ver-besserung der Bewegungsexkursion in den operierten Segmentenund in der gesamten HWS zwischen C2 und C7. Eine postoperativeKyphose entwickelten vermehrt Patienten mit implantierter Bryan-Prothese verglichen mit Prestige-Prothesenträgern. Zudem verlorenmehr Bryan-Prothesenträger die Beweglichkeit im operierten Seg-ment verglichen mit der Prestige-Gruppe, wobei die Bryan-Prothe-sen im Durchschnitt über einen längeren Zeitraum nachuntersuchtwurden als die Prestige-Prothesenträger. Die radiologische Nachun-tersuchung und deren Vergleich mit der klinischen Entwicklung istein wichtiges zukünftiges Ziel, um die Dauerhaftigkeit der Bewe-gungsfunktion und deren klinische Relevanz zu dokumentieren.Durch Multivarianz-Analysen sollen weiters jene Patienten selek-tiert werden, die langfristig am besten durch diese Methode profitie-ren. Weitere radiologische Nachuntersuchungen zur Dokumentationvon Langzeitergebnissen sind in Planung.

J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2008; 9 (Sonderheft 2)

44. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Neurochirurgie

7

10

Ergebnisse nach Implantation zervikaler Bandschei-

benprothesen: Teil II: Klinischer Follow-up

G. Wurm1, A. Grimmer1, J. Zöhrer1, B. Parsaei1, T. Narovec1, M. Sonnberger2

1Neurochirurgische und 2Neuroradiologische Abteilung der LandesnervenklinikLinz, Österreich

Ziel Traditionell wird die ventrale zervikale Diskektomie mit Fu-sion als Goldstandard zur Behandlung der degenerativen Erkran-kung der Halswirbelsäule angesehen. Dieser klinisch sehr erfolgrei-chen Operationsmethode wird jedoch nachgesagt, dass sie durch denVerlust der Beweglichkeit im behandelten Segment im Langzeit-verlauf zu vermehrten degenerativen Erscheinungen in den Nach-barsegmenten führe (Anschlussdegeneration). Daher wurden erheb-liche Anstrengungen angestellt, diesen potentiellen Nachteil durchdie Entwicklung von Bandscheibenprothesen hintan zu halten. Diesesollen einen möglichst physiologischen Bewegungsablauf gewähr-leisten. Der Beweis, dass dieser theoretische Vorteil sich auch alsklinisch relevant erweist, steht zurzeit jedoch aus. Daher sind lang-fristige Nachuntersuchungen von großen Patientenserien unerläss-lich.

Patienten und Methoden 177 konsekutive Patienten (91 m, 86 f;Alter 22–77 Jahre, mean 44) erhielten zwischen April 2002 und Jän-ner 2007 entweder Bryan- (n = 136) oder Prestige- (n = 41) Band-scheibenprothesen. 131 Patienten (74,01 %) litten unter radikulärenSymptomen und 50 (28,25 %) hatten eine symptomatische Myelo-pathie. 98 Patienten (64,90 %) gaben den Schmerz vorwiegend imArm an, während 53 Patienten (35,10 %) mehr über Nackenschmer-zen klagten. Die Bandscheibenprothesen wurden in den Etagen C3–C7 verwendet. 130 Patienten wurden in einem Segment operiert(73,45 %), multisegmentale Eingriffe (bis zu 4 Höhen) wurden bei47 Patienten (26,55 %) durchgeführt.

Ergebnisse Unser Follow-up beträgt 6–69 Monate (durchschnitt-lich 34 Monate). Die radikulären Schmerzen verschwanden bei 79Patienten (71,20 %), bei 30 weiteren Patienten waren sie gebessert(27,00 %). In der Visuellen Analog-Skala (VAS; 0–100) verringer-ten sich die Armschmerzen im Mittel von 66 auf 18. Nackenschmer-zen hingegen verschwanden nur bei 37 Patienten (32,50 %); 69 Pati-enten (60,50 %) gaben eine Besserung der Nackenschmerzen an. Inder VAS verringerten sich die Nackenschmerzen im Mittel von 63auf 24. Der Neck Disability Index (Oswestry) zeigte vergleichbareErgebnisse. Wir konnten keinen signifikanten Unterschied beimSchmerz-Outcome zwischen den beiden Prothesengruppen finden.Patienten jedoch, die präoperativ vorwiegend unter Schmerzen imArm gelitten hatten, profitierten deutlich mehr als jene mit demHauptschmerz im Nacken. Präoperativ festgestellte Paresen der obe-ren Extremitäten waren bei 65 Patienten (76,50 %) im Follow-upnicht mehr nachweisbar, bei weiteren 18 Patienten (21,10 %) warensie gebessert. Myelopathische Zeichen verschwanden klinisch im-merhin bei 22 Patienten (46,90 %), bei weiteren 18 (38,30 %) warensie gebessert. Wir verzeichneten 4 Patienten, die eine operative Re-vision bzw. einen Zweiteingriff erforderlich machten (1 epiduraleBlutung, 1 Entfernung der Prothese und anschließende Fusionsope-ration, 2 Eingriffe in Anschlusssegmenten). Implantatversagen oderAuslockerung wurde in keinem Fall festgestellt. Schluckstörungenwurden im Follow-up noch von 13 Patienten (7,3 %) der Prestige-Gruppe und von 10 Patienten (7,4 %) der Bryan-Gruppe berichtet.Über Heiserkeit berichteten noch 2 Patienten (einer je Gruppe; 2,4 %bzw. 0,7 %). 93,59 % der Patienten stuften die Operation subjektivals erfolgreich ein; 95,50 % der Patienten erklärten, dass sie sichwieder mit diesem Implantat operieren lassen würden, falls erforder-lich.

Schlussfolgerung Unsere bislang gewonnenen klinischen Ergeb-nisse sind ermutigend. Ob die so behandelten Patienten einen Vorteilbezüglich klinisch relevantem Bewegungserhalt und bezüglich Ver-hinderung der Anschlussdegeneration haben oder ob lediglich einteures Implantat verwendet wurde, müssen Langzeitbeobachtungenzeigen. Für Patienten, die ihren Hauptschmerz nicht in den oberenExtremitäten, sondern im Nacken haben, scheint die Prothese weni-ger geeignet zu sein.

11

Osteosynthese der Halswirbelsäule

H. HiertzKlinikum Wels-Grieskirchen, Österreich

Rekonstruktionen nach operativen Eingriffen der HWS sind mittler-weile vielfältig und erfordern das sorgfältige Abwägen der für denPatienten angepassten Implantate.

Bei der operativen Therapie von Diskushernien besteht prinzipielldie Möglichkeit der Fusion mit Cage und Platte oder der Prothesen-implantation. Die Chirurgie der Stenose erfolgt entweder segmentalmit anschließender Cageimplantation und Plattenfixierung, beiRaumforderung der gesamten Wirbelhinterfläche mittels Korpekto-mie und Wirbelkörperersatz und Platte bzw. mittels dorsaler Ent-lastung und meist Schraubenfixierung. Nicht geklärt ist die Frage,ab wie vielen Wirbelkörperresektionen eine zusätzliche dorsaleSchraubenfixierung erforderlich ist – diskutiert werden 2 oder 3Wirbelresektionen. Die chirurgische Sanierung von Tumoren oderTraumen erfordert meist ein kombiniertes Vorgehen mit beidseitigerDekompression und Stabilisierung. Die Schraubenfixierung mitLateral mass screws zählt zu den Standardverfahren, während Pedi-kelverschraubungen in der HWS üblicherweise selten durchgeführtwerden. Die Stabilisierung am kraniozervikalen Übergang sollteentweder mit Magerl- oder Harmsverschraubung erfolgen (trans-artikuläre Schraube C2/1 oder direkte C1- und C2-Schraube). DieEntscheidung muss erfolgen, ob der kraniozervikale Übergang in derPathologie beteiligt ist und eine zusätzliche okzipitale Fixierungnötig ist. Drahtcerclagen sind in der Biomechanik massiv derSchraubenfixierung unterlegen und haben auch eine nicht unerhebli-che Komplikationsrate.

12

Zervikale Pedikelschrauben und Massa lateralis-

Schrauben in C1: Präoperative CT-Angiographie zur

Vermeidung von iatrogenen Läsionen der Arteria ver-

tebralis

A. Oerley1, M. Koller1, C. Bach2, M. Gabl1, K. Twerdy1

Universitätskliniken für 1Neurochirurgie und 2Orthopädie, Innsbruck, Österreich

Ziel Die Verletzung der Arteria vertebralis ist eine schwere mögli-che Komplikation bei Operationen an der Halswirbelsäule. Insbe-sondere die Einführung neuer Operationstechniken wie dorsale Sta-bilisierung über zervikale Pedikelschrauben und Massa lateralis-Schrauben in C1 zieht ein erhöhtes Risiko für eine Verletzung derArteria vertebralis nach sich. Unser Ziel war es daher, diese Opera-tionen durch detaillierte präoperative Diagnostik mittels CT-Angio-graphie genauer planen zu können und dadurch sicherer zu machen.

Patienten und Methoden 13 Patienten wurden zervikalen Sta-bilisierungsoperationen über einen dorsalen Zugang unterzogen.Aufgrund von traumatisch, degenerativ oder rheumatisch bedingterInstabilität erfolgte die Stabilisierung durch Verwendung von zervi-kalen Pedikelschrauben in C2–C7 sowie von Massa lateralis-Schrauben in C1. Die Schrauben wurden unter Berücksichtigung deranatomischen Landmarken sowie unter intraoperativer Röntgen-durchleuchtung eingebracht. Bei allen Patienten wurde eine präope-rative CT-Angiographie der Halswirbelsäule sowie der Halsgefäßemit multiplanaren Rekonstruktionen durchgeführt.

Ergebnisse Es wurden insgesamt 14 Schrauben in die Massa late-ralis des Atlas sowie 23 Schrauben in die Pedikel von C2–C7 einge-bracht. In einem Fall trat eine Blutung mit Verdacht auf eine Arteriavertebralis-Läsion auf, diese blieb jedoch ohne klinische Konse-quenz. Bei einem Patienten haben wir uns aufgrund der präoperati-ven CT-Angiographie entschieden, die Pedikel von C2 nicht mitSchrauben zu besetzen.

Schlussfolgerung Die CT-Angiographie erscheint uns als einwertvolles Instrument zur präoperativen Evaluierung der Arteriavertebralis und ihrer Beziehung zu den umgebenden knöchernenStrukturen. Dadurch kann die operative Strategie im Voraus genauergeplant werden. Aufgrund der Resultate der CT-Angiographie wer-

8 J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2008; 9 (Sonderheft 2)

44. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Neurochirurgie

den gelegentlich Patienten oder bestimmte Abschnitte der Halswir-belsäule von der Versorgung mit zervikalen Pedikelschrauben undMassa lateralis-Schrauben in C1 ausgeschlossen, wenn das Risikoeiner intraoperativen Verletzung der Arteria vertebralis durch eineanatomische Variante oder pathologische Veränderungen erhöht er-scheint.

13

Technik, Pitfalls und Komplikationen von Stabilisie-

rungsoperationen am kraniozervikalen Übergang

am Beispiel von 10 ausgewählten Patienten

N. Vahdani, K. H. Pichler, M. MühlbauerNeurochirurgische Abteilung Donauspital SMZ-Ost, Wien, Österreich

Ziel Pathologien am kraniozervikalen Übergang erfordern nebenadäquater Dekompression häufig auch eine Stabilisierung. Die his-torischen Fixationstechniken mit Drahtschlingen wurden weitge-hend durch effiziente schraubenbasierte Systeme abgelöst. Die vor-liegende Präsentation skizziert die aktuellen Stabilisierungstechni-ken und analysiert mögliche Pitfalls und reale Komplikationen.

Patienten und Methoden 10 ausgewählte Patienten, die im Zeit-raum 05/2002–05/2008 operiert wurden und einen breiten Quer-schnitt verschiedener Pathologien und Fixationstechniken am kra-niozervikalen Übergang repräsentieren, wurden retrospektiv imHinblick auf die angewendete OP-Technik und auf reale oder bei-nahe aufgetretene Komplikationen untersucht.

Ergebnisse Für die OP-Indikation entscheidende Pathologienwaren Missbildungen (1), Tumoren (2), Entzündungen einschließ-lich Polyarthritis (5) und Pseudarthrosen (2). Eine Fixationsplatteam Occiput wurde in 5 Fällen verwendet, C1-Massa lateralis-Schrauben in 5 Fällen, Pedikelschrauben in C2 (Magerltechnik) in6 Fällen und C2-Laminaschrauben in 2 Fällen. An Komplikationensahen wir in 1 Fall eine Lockerung der Okzipitalplatte, in 1 Fall einenSchraubenbruch in C2 mit revisionspflichtigem Korrekturverlust, in1 Fall eine revisionspflichtige intraspinale Schraubenfehllage C2ohne Rückenmarksverletzung, in 1 Fall eine Verletzung mit partiel-ler Okklusion der A. vertebralis mit Kleinhirninsult und bleibendenneurologischen Ausfällen, in 1 Fall eine Perforation des Pedikels C2ohne Arterienverletzung, in 1 Fall eine Beinaheverletzung der A.vertebralis durch eine Pedikelschraube in C2 und in 1 Fall einen sig-nifikanten Blutverlust postoperativ im Redondrain (300 ml in einerMinute). Technisch anspruchsvoll mit potenziell hohem Blutverlust,aber letztlich ohne reale Komplikationen erwies sich die Schrauben-fixation in der Massa lateralis von C1. Ohne Komplikationen konntedie Fixation von Schrauben in der Lamina C2 durchgeführt werden.

Schlussfolgerung Auch wenn die für diese Präsentation speziellausgewählten Fälle keine Aussagen über die Häufigkeit der beob-achteten Komplikationen erlauben, ist offensichtlich, dass v. a. dieVerankerung von Schrauben in den Pedikeln von C2 (Magerl-technik) ein signifikantes Risiko bedeutet. Die Verwendung kürze-rer Schrauben gemeinsam mit einer C1-Massa lateralis-Fixation ver-ringert dieses Risiko. Eine Verankerung von Schrauben im Bogenvon C2 ist in vielen Fällen eine geeignete Alternative.

Sitzung 3

14

Implantate in der endovaskulären Neurointerven-

tion – Von Serbinenkos Ballon bis zum Flow-Modifi-

kator

B. RichlingUniversitätsklinik für Neurochirurgie Salzburg, Österreich

Das Implantieren von Fremdkörpern in das pathologisch veränderteGefäßlumen stellt in der endovaskulären Neurointervention dasKernelement des therapeutischen Prinzips dar. Im Gegensatz zum

chirurgisch verwendeten Implantat wird das endovaskuläre Implan-tat durch das Lumen des Katheters an den Krankheitsherd herange-bracht. Das Implantat muss ohne allzu große Friktion oder Steifheitdurch den Mikrokatheter führbar sein, muss genau im Zielgebietplatzierbar sein, dort seine Aufgabe langzeitstabil erfüllen und nichtzuletzt auch röntgendicht sein. Die vorliegende Übersicht stellt dieEntwicklung neuroendovaskulärer Implantate seit der Pionierzeitdieser Technik vor (z. B. Aneurysmaverschluss durch Absetzballo-ne) und spannt einen Bogen über die Gegenwart (vom Coil zumStent) bis hin zu den zurzeit in Entwicklung befindlichen zukünfti-gen Konzepten (Flow-Modifikation statt Aneurysmaverschluss).Noch mehr als in anderen Bereichen der Medizin ist in der Neuro-intervention die Entwicklung von Implantaten die treibende Kraft.Hochentwickelte, man könnte sagen „intelligente“ Implantatemachen heute viele vaskuläre Erkrankungen – vom zerebralen An-eurysma über Gefäßmalformationen bis hin zum akuten Schlag-anfall – neurointerventionell, das heißt mit geringem Zugangs-trauma, behandelbar.

15

Aneurysmaclips in der postoperativen Computer-

tomographie-Angiographie (CTA): Welche Faktoren

spielen eine Rolle für Artefakte und Beurteilungs-

qualität?

K. Rössler1, M. Donat1, E. M. Mòzes-Balla1, M. Cejna2

1Neurochirurgische Abteilung, 2Zentrales Röntgeninstitut, Universitäres Lehrkran-kenhaus Feldkirch, Österreich

Ziel Die CTA stellt eine risikoarme, einfache, schnelle und kosten-sparende Untersuchungsmodalität zur Beurteilung des postoperati-ven Ergebnisses nach Hirngefäßaneurysmaklippung dar. Retrospek-tiv untersucht wurde, welche Faktoren im Zusammenhang mit denverwendeten Aneurysmaclips die Qualität der Untersuchung und dasAuftreten von Artefakten beeinflussen.

Methoden Zwischen 9/06 und 7/08 wurden an der Neurochirurgi-schen Abteilung des LKHF insgesamt 36 Patienten (17 Frauen, 19Männer, mittleres Alter 52 a, 24–77 a) an zerebralen Aneurysmenoperiert. Bei 31 Patienten standen 37 postoperative CTAs zur Beur-teilung zur Verfügung, die mit einem Philips Brilliance 16-Zeiler(6 Untersuchungen) oder Philips Brilliance 64-Zeiler (31 Unter-suchungen) durchgeführt wurden. 28 Patienten hatten jeweils ein,3 Patienten hatten mehrere geklippte Aneurysmen, die ausschließ-lich in der vorderen Zirkulation (21 MCA, 11 AcoA, 4 ICA, 3 Peri-callosa) lokalisiert waren. Durchschnittliche Anzahl der Clips/Aneurysma war 1,8 (1–4). Von insgesamt 67 Clips waren 63 ausTitan und 4 aus Kobalt-Nickel.

Resultate Die Untersuchungsqualität aller CTAs hinsichtlichBeurteilbarkeit war mit durchschnittlich 1,7 (1–5) sehr gut bis gut,die Ausprägung der Clipartefakte mit 2,4 (1–5) minimal bis deutlich.Von den 37 postoperativen CTAs waren insgesamt 7 (19 %) kaumoder nicht beurteilbar, entweder aufgrund von Clipartefakten (alle4 Patienten mit Kobalt-Nickel-Clips) oder aufgrund der Konzentra-tion multipler Clips, die eine Beurteilung hinsichtlich Aneurysma-rest nicht sicher möglich machten. Zusätzliche Faktoren für erhöhteArtefaktbildung waren: Orientierung der Clips (Clipebene in derScanebene hatte eine größere Wahrscheinlichkeit von Artefaktbil-dung als Clips mit großem Winkel zur Scanebene), Lage der Clip-schlösser zueinander (je enger, desto mehr Artefaktbildung). Beiguter Beurteilbarkeit mit keinen bis minimalen Artefakten war esmöglich, kleine Aneurysmareste von 1–2 mm darzustellen.

Schlussfolgerung Beurteilungsqualität und Artefaktbildung derCTA nach Aneurysmaklippung wird bei konstanten Scanparameternhauptsächlich durch das Clipmaterial, die Anzahl der Clips/Aneu-rysma, den Winkel der Clips zur Scanebene und die Lage der Clipsbzw. Clipschlösser zueinander bestimmt. Unserer Untersuchungnach ist mit Titanclips in bis zu 89 % der postoperativen CTAs miteiner sehr guten bis guten Beurteilungsqualität zu rechnen.

J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2008; 9 (Sonderheft 2)

44. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Neurochirurgie

9

16

Einsatz von intraoperativer Angiographie und Indo-

cyaningrün- (ICG-) Angiographie in der zerebrovas-

kulären Neurochirurgie

A. Gruber, C. Dorfer, H. Standhardt, G. Bavinzski, E. KnospUniversitätsklinik für Neurochirurgie, Medizinische Universität Wien, Österreich

Ziel Das Ziel der vorliegenden Studie war es, die Vorteile und mög-lichen Nachteile der intraoperativen Indocyaningrün- (ICG-) Angio-graphie zu erfassen und mit jenen der intraoperativen DSA zu ver-gleichen.

Patienten und Methoden Zwischen Juli 2007 und August 2008wurde bei 70 Patienten, welche an zerebralen Gefäßprozessen ope-riert wurden, das chirurgische Ergebnis intraoperativ durch Indo-cyaningrün- (ICG-) Angiographie dokumentiert; bei 54 Patientenwurden insgesamt 62 Aneurysmen geklippt, bei weiteren 12 Patien-ten wurden Externa-/Interna-Anastomosen angelegt, in den restli-chen Fällen wurde die ICG-Angiographie in der Kavernom-, Karo-tis- und Angiomchirurgie eingesetzt. Von wenigen Ausnahmen ab-gesehen wurden in der Aneurysma-, Bypass- und Angiomchirurgievergleichende intraoperative i.a. Katheterangiographien und ICG-Angiographien durchgeführt.

Ergebnisse Für die ICG-Angiographie wurden jeweils 25 mgFarbstoff (ICG-Pulsion, Pulsion Medical Systems AG) i.v. verab-reicht. Durch vergleichende intraoperative DSA nach Klippsetzungwurde ein Gefäßverschluss erkannt, welcher durch ICG-Angiogra-phie nicht als solcher ersichtlich war. Durch Einsatz der ICG-Angio-graphie konnte in einem anderen Fall eine suboptimale Klippung mitsehr langsamem Farbstoffeintritt in den Aneurysmafundus detektiertwerden, welche durch intraoperative DSA nicht erkannt werdenkonnte. Der Einsatz der ICG-Angiographie lieferte rasche, reliableBefunde bzgl. chirurgischem Aneurysmaverschluss und Durchgän-gigkeit der Gefäße. In der Akutphase nach aneurysmatischer Sub-arachnoidalblutung war durch Auflagerung zisternalen Blutes an dieGefäßwände die Bildqualität der ICG-Angiographie häufig einge-schränkt. Ebenso war die Darstellung tiefliegender Aneurysmen amBasilariskopf sowie die Bildgebung stark verkalkter Gefäße limi-tiert. Während durch intraoperative DSA das gesamte Gefäßterrito-rium dargestellt wurde, war die Bildgebung bei der ICG-Angiogra-phie auf das OP-Feld beschränkt, was in seltenen Fällen die Analyseerschwerte. In der Bypasschirurgie lieferte die ICG-Angiographiesofortige Information über die Durchgängigkeit der Bypässe, wobeidie Größe des revaskularisierten Territoriums im Vergleich zurintraoperativen DSA nur unbefriedigend abgeschätzt werden konn-te. In der Angiomchirurgie war die Durchtrennung einzelner AV-Shunts erkennbar, für die sichere Dokumentation des Operations-ergebnisses aber die intraoperative DSA erforderlich.

Schlussfolgerung Die intraoperative ICG-Angiographie liefertauf nicht-invasivem Weg rasch reliable Informationen über diewesentlichen Kriterien der zerebralen Aneurysma- und Bypasschir-urgie, d. h. Aneurysmaverschluss und Durchgängigkeit der Gefäße.Intraoperative DSA und ICG-Angiographie sind aus den genanntenGründen komplementäre und nicht konkurrierende Verfahren zurintraoperativen Gefäßdarstellung.

17

Aneurysmaclips im neurochirurgischen OP – Vom

Chaos der „Cliptasse“ zum individuell jederzeit

identifizierbaren Einzelclip

M. Ortler, K. TwerdyUniversitätsklinik für Neurochirurgie, Medizinische Universität Innsbruck, Österreich

Fragestellung Aneurysmaclips werden in vielen neurochirurgi-schen Kliniken aus einer Tasse angereicht, die nach Cliptypen sor-tiert ist. Diese Form der Aufbewahrung erlaubt in der Regel keineIdentifikation der Seriennummer des einzelnen Clips und keinenRückschluss auf die Zahl der mit diesem Clip bereits durchgeführtenÖffnungs- und Schließzyklen. Diese Situation ist aus legistischerund metallurgischer Sicht nicht optimal.

Methoden Im Jahr 2006 wurde an der Neurochirurgie Innsbruckvom System der Cliptasse umgestellt auf ein System bestehend auseiner Tasse mit sogenannten Probeclips und einem Lager, das korre-spondierend zur Probecliptasse fabrikneue Clips in Einzelver-packung enthält. Die Probeclips sind Clips mit regulärer Schließ-kraft, die jedoch nicht individuell identifizierbar sind und eine unbe-stimmte Anzahl von Öffnungszyklen hinter sich haben. Sie könnenzur Simulation der definitiven Clipapplikation verwendet werdenund, im Einzelfall, auch in situ verbleiben. Erweist sich der Probe-clip als tauglich, wird ein Clip gleichen Typs aus der Einzelver-packung neu entnommen und dem Operateur zur definitiven Implan-tation angereicht. Die Brauchbarkeit des Konzepts einschließlichdadurch eventuell anfallender Mehrkosten wird derzeit in einer pro-spektiven Studie untersucht. Dabei werden folgende Faktoren er-fasst: Die Gesamtzahl der operierten Aneurysmen, die Zahl der An-eurysmen, die mit fabrikneuen definitiven Clips versorgt wurden,die Zahl der Aneurysmen mit verbliebenem Probeclip in situ undZahl und Gründe für Fehleinschätzungen der Situation nach Probe-clipapplikation, die zum Öffnen eines weiteren definitiven Clips undAussortieren des erstgeöffneten Clips geführt haben.

Ergebnisse In 6 Monaten wurden 16 Aneurysmen bei 14 Patientenchirurgisch versorgt. 13 Patienten wurden in die Studie eingeschlos-sen. In allen Fällen wurden die Aneurysmen durch einen fabrikneuendefinitiven Clip verschlossen. Die Notwendigkeit, einen zweitendefinitiven Clip zu öffnen, bestand bei 2/15 Aneurysmen.

Schlussfolgerungen Das Konzept mit Probeclipapplikation undanschließender definitiver Aneurysmaversorgung durch Verwen-dung eines fabrikneuen Clips bewährte sich in 13/15 Fällen (86 %).Das vorgestellte System erfüllt die Erfordernisse des Implantat-gesetzes und berücksichtigt Materialeigenschaften von Aneurysma-clips mit Veränderung der Schließkraft durch wiederholtes Öffnenund Schließen. Als Nebeneffekt wird bewusstes analytisches intra-operatives Denken geschult. Mehrkosten entstehen in einer einmali-gen Umstellungsphase und eventuell bei Überschreiten des „Ablauf-datums“ von Clips, die sowohl in der Probecliptasse als auch als de-finitive Clips vorgehalten werden müssen.

18

4DAnatomy: A Novel Multidimensional Interactive

Teaching Tool for (Surgical) Anatomy

A. Balogh1, K. László2, G. Baksa1, J. Máthé2, L. Patonay3, A. Csillag3

1National Institute of Neurosurgery; 2Technology, John von Neumann Faculty ofInformatics; 3Department of Anatomy, Histology and Embryology, SemmelweisUniversity, Budapest, Hungary

Objective Cadaveric dissection is the gold standard for trainingphysicians in various surgical specialties. However, limitations inacquiring and storing sufficient cadaveric material, recent pressuresin training opportunities, and progress in digital image technologyhave led to advances in virtual or artificial visual means to augmentsurgical training. For training neurosurgeons, the appearance of real-ity is still crucial for learning anatomic structures and procedures.We developed a four-dimensional (including time) interactive imagereconstruction technology (4DAnatomy) that allows users to ma-nipulate a “volumetric-like” set of photographic image data from ex-quisite extra- and intracranial cadaveric dissections and to navigatethrough stages of (neuro-) surgical procedures or anatomic dissec-tions.

Methods Specialty robotic equipment with a digital camera hasbeen developed to capture dissection images, usually in stereoscopicmode. A grid space was created to define positions at which imagesare captured. Images were acquired from identical angles at the samegrid coordinates but at different stages of various dissections.

Results Image data was reconstructed according to the sequence ofacquisition into 4D interactive modules and displayed on readilyavailable home computers by the 4DAnatomy viewer software.

Conclusion 4DAnatomy uniquely focuses on capturing anatomiccontent that preserves natural appearances, including procedure, tex-ture, and color, which is far superior and preferable to images and areconstructed image environment based on artificial or animated

10 J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2008; 9 (Sonderheft 2)

44. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Neurochirurgie

concepts. 4DAnatomy shows time-dependent changes in proce-dures, provides depth perception by stereoscopy or unique sequen-tial motion, and allows simultaneous interactivity at each step of theprocedure.

Sitzung 4: Neurochirurgie trifft Industrie

Sitzung 5

19

Erste Erfahrungen mit einem kompakten intraopera-

tiven Kernspintomographen an der Universitätskli-

nik für Neurochirurgie in Graz

G. von Campe, S. Grossauer, M. Trummer, A. BarthUniversitätsklinik für Neurochirurgie, Medizinische Universität Graz, Österreich

Einführung Der Einsatz einer intraoperativen Navigation wirdheute in der Neurochirurgie als Standard betrachtet. Infolge der ope-rativ bedingten Verschiebung anatomischer Gehirnstrukturen(„Brain shift“) nimmt aber die Genauigkeit dieser meistens auf prä-operativen Bildern basierenden Neuronavigation im Verlauf derOperation ab. Dies ist vor allem bei komplexen Eingriffen kritisch,weshalb man dieses Problem durch zusätzlichen Einsatz intraopera-tiver Bildverfahren wie Ultraschall, Computertomographie oderKernspintomographie zu kompensieren versucht. Wir stellen dieersten Erfahrungen mit einem System vor, in welchem ein intra-operativer Kernspintomograph direkt mit einer Neuronavigation ge-koppelt ist.

Patienten und Methoden Das benutzte System besteht auseinem kompakten intraoperativen Kernspintomographen des TypsPoleStar N20 (Medtronic, Israel) und einer StealthStation TreonNeuronavigation (Medtronic, USA). Die beiden Einheiten sind festmiteinander verbunden, so dass alle intraoperativ angefertigten Bil-der direkt für die Navigation verwendet werden können. Das Gerätist sowohl für supra- als auch infratentorielle intrakranielle Prozesseeinsetzbar, da die Patienten auf dem Rücken, auf dem Bauch oderauf der Seite gelagert werden können. Die Bedienung erfolgt einzigdurch das Operationsteam, so dass kein medizinisch-technischerRadiologieassistent nötig ist. Bilder werden unmittelbar vor Beginnder Operation (Planung), während der Operation („Brain shift“-Kompensation, Resektionskontrolle) und am Ende der Operation(Resektionskontrolle, Erkennung von Frühkomplikationen) durch-geführt. Die Operationsmethode selbst wird nicht verändert.

Ergebnisse Die seit März 2008 im Einsatz stehende Methode wur-de in den ersten 3 Monaten bei 21 Patienten (11 Frauen, 10 Männer)im Alter von 28–79 Jahren (mittleres Alter 52 Jahre) verwendet. In18 Fällen wurde eine Tumorresektion durchgeführt (10 hochgradigeGliome, 3 niedriggradige Gliome, 5 Metastasen) und in 3 Fällen einerahmenlose stereotaktische Biopsie (1 Lymphom, 2 entzündlicheProzesse). Bei allen Patienten konnte das Operationsziel mit hoherGenauigkeit erreicht werden. Es wurden keine mit der benutztenMethode in direktem Zusammenhang stehenden Komplikationenbeobachtet. Bedingt durch die intraoperative Bildgebung wurde dieOperationszeit durchschnittlich um 1 Stunde verlängert.

Schlussfolgerung Die vorgestellte Methode erlaubt es, die Ge-nauigkeit der Neuronavigation in wesentlichem Maße zu verbessern.Angesichts des relativ niedrigen Magnetfelds (0,15 T) sind nur we-nige Anpassungen im Operationssaal und bei den verwendeten chir-urgischen Instrumenten nötig. Zusätzlich zur Echtzeitnavigationkann auch eine direkte Resektionskontrolle durchgeführt werdenbzw. können allfällige Frühkomplikationen wie Nachblutungenerkannt werden, während sich der Patient noch im Operationssaalbefindet. Dadurch erhöht sich die Sicherheit der neurochirurgischenEingriffe mit Abnahme der postoperativen Morbidität.

20

Fiducial versus Non-Fiducial Neuronavigation Regis-

tration Assessment

W. Pfisterer1,2, M. Preul21Neurochirurgische Abteilung Donauspital SMZ-Ost, Wien, Österreich; 2Neurosur-gery Research Laboratory, Barrow Neurological Institute, St. Joseph’s Hospitaland Medical Center, Phoenix, AZ, USA

Einleitung Die Genauigkeit der rahmenlosen Stereotaxie hängtvorrangig von der Übertragung der computergenerierten radiologi-schen Bilddaten auf den Patientenschädel ab. Der Benutzer kannentweder anatomische Landmarken oder Oberflächenklebemarkerals Registrierungstechniken verwenden. In der folgenden Studiewurde die Übereinstimmung zwischen einer Fiducial-Marker-Registrierung (FM), einer anatomischen Landmarkenregistrierung(AL) und einer kombinierten anatomischen Landmarken/Oberflä-chenregistrierung (SM) überprüft, um die Genauigkeit dieser Tech-niken zu vergleichen.

Methodik 30 Volunteers, die auf die Gamma-Knife-Behandlungwarteten, wurden untersucht. Das Navigationssystem Stealth-Stati-on (Medtronic Inc.) wurde verwendet. Neun Fiducials wurden amPatientenkopf und vier am Leksell-Stereotaxierahmen, die als rigi-des Kontrollset verwendet wurden, platziert. Für jede Registrie-rungsform wurden die generierten Messungen (GM) und die physi-kalischen Messungen (PM) in Bezug auf die vier Kontrollpunkt-fiducials bestimmt. Bland & Altman Plots, Differential-, Korrela-tions- und Deskriptionsanalysen wurden für die Statistik verwendet.

Ergebnisse Der Mean der GM war 1,14 mm für die FM-, 2,3 mmfür die AL- und 0,96 mm für die SM-Registrierung. Der Mean-Errorder Kontrollfiducials war 3,49 mm für die FM-, 3,96 mm für dieAL- und 3,33 mm für die SM-Registrierungsmethode. Die Korrela-tion zwischen GM und PM ergab eine lineare Relation für alle dreiMethoden. AL wies die größte, SM die geringste mittlere Differenzzwischen GM und PM auf. Die Differenz der AL inklusive SM ver-glichen mit der FM-Registrierungsmethode lag innerhalb des Means± 1,96 SD in der Bland & Altman-Analyse.

Schlussfolgerung Für die Gruppe der 30 Patienten stellten alledrei untersuchten Registrierungsmethoden ausreichend exakteDaten für den chirurgischen Eingriff zur Verfügung. In diesem Sin-ne kann sich der Anwender sicher für die zeit- und kostensparendeAL-Registrierungsmethode entscheiden.

21

Erste Erfahrungen mit 5-ALA in der Gliomchirurgie

an der KA Rudolfstiftung Wien

B. Pakrah-Bodingbauer, M. Marko, M. Loyoddin, H. Königswieser, G. KleinpeterNeurochirurgische Abteilung, KA Rudolfstiftung Wien, Österreich

Einleitung Das Glioblastoma multiforme ist mit 50 % die häufigsteTumorentität unter den Gliomen. Ein wichtiger Faktor für das Über-leben von Patienten mit einem bösartigen Hirntumor stellt die mög-lichst radikale Resektion des Tumors dar. Die intraoperative Resek-tionskontrolle mittels 5-ALA (5-Aminolävulinsäure) kann die ange-strebte radikale Entfernung des kontrastmittelaufnehmenden Tu-moranteils verbessern.

Patienten und Methoden An der neurochirurgischen AbteilungRudolfstiftung wurden im Zeitraum von 08/2007 bis 06/2008 14 Pa-tienten mit 5-ALA neuronavigiert operiert. Bei allen bestand radio-logisch der Verdacht auf ein Glioblastoma multiforme. Die primärchirurgische Zielsetzung war eine radikale Resektion (R0) des Tu-mors. Bei 11 Patienten erfolgte eine vollständige Resektion, in dreiFällen kam es zu einer R1-Resektion. Die histologische Diagnoselautete bei 12 Patienten Glioblastoma multiforme, bei einem Oligo-dendrogliom und bei einem weiteren Patienten wurde ein anaplasti-sches Astrozytom festgestellt. Alle Patienten erhielten postoperativeine Kombination aus Radio- und Chemotherapie.

Ergebnisse In der postoperativen Nachbeobachtungszeit von 5,2Monaten (0–10 Monate) traten insgesamt 2 Rezidive (nach 6 und4 Monaten) auf. Als postoperative Komplikation ist bei einem Pati-

J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2008; 9 (Sonderheft 2)

44. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Neurochirurgie

11

enten bei präoperativer Hemiparese eine Hemiplegie aufgetreten,bei 3 weiteren Patienten kam es zu einer leichten temporären Ver-schlechterung des klinischen Zustandsbildes. Bei allen übrigen ver-liefen der Eingriff und die postoperative Zeit komplikationslos.

Schlussfolgerung Die fluoreszenzgestützte Chirurgie mit 5-ALAhat sich sicher und standardisiert an unserer Abteilung etablieren las-sen. Unter der Anwendung von 5-ALA lässt sich nachweislich einhöherer Prozentsatz des Tumors entfernen, wodurch die Patientenvon den postoperativen adjuvanten Behandlungsmodalitäten besserprofitieren. Eine 100 %-Radikalität ist jedoch auch durch dieseMethode nicht erreichbar.

22

Der belassene Fremdkörper – ein unbeabsichtigtes

Implantat

J. M. Lang, E. UhlNeurochirurgische Abteilung, LKH Klagenfurt, Österreich

Ziel Präsentation einer seltenen, aber folgenschweren Komplikationanhand zweier Kasuistiken mit belassenen Kompressen.

Patienten und Methode In dem Zeitraum von 10/2003 bis6/2008 kam es an der Neurochirurgischen Abteilung des LKHKlagenfurt zum Auftreten von zwei Patienten mit in situ belassenenKompressen. Beide Patienten hatten sich einem spinalen Eingriff ander Abteilung unterzogen. Beim ersten Patienten erfolgte notfall-mäßig eine Dekompression des Duralsacks über eine Hemilamin-ektomie von BWK 2–4 links wegen einer spinalen Nierenzelltumor-metastase mit konsekutivem Querschnittssyndrom. Beim zweitenPatienten wurde eine Dekompression des Spinalkanals bei Spinal-kanalstenose in LWK 3/4 und LWK 4/5 an der hiesigen orthopädi-schen Abteilung durchgeführt. Wegen eines postoperativ aufgetrete-nen Kaudasyndroms bedingt durch ein epidurales Hämatom wurdeder Patient von neurochirurgischer Seite notfallmäßig revidiert. Beibeiden Patienten kam es im postoperativen Verlauf zum Auftretenvon entzündlichen Veränderungen, sodass eine Reoperation erfor-derlich wurde, bei der als Ursache eine zurückbelassene Kompressezum Vorschein kam.

Ergebnisse In der neurochirurgischen Literatur findet man hierzukaum Veröffentlichungen. Eine Literaturrecherche erbrachte ledig-lich vier Fallberichte, bei denen es sich um spinale Eingriffe handel-te. Häufiger betroffen sind chirurgische Eingriffe im Bereich Bauch-und Brusthöhle einschließlich Retroperitoneum sowie im Bereichder weiblichen Geschlechtsorgane. In jüngerer Zeit wird diesestabuisierte Thema des „belassenen Fremdkörpers“ im Rahmen desFehler- und Risikomanagements insbesondere von chirurgischerSeite intensiver beleuchtet. Bei diesen Analysen, als deren Grund-lage gemeldete Fälle bei Haftpflichtversicherungen in Massachusettsvon 1985–2001 dienten, konnten als Risikofaktoren insbesondereNotfalloperation, unerwarteter Operationsverlauf und erhöhterBody Mass Index ermittelt werden (Gawande AA et al. Risk factorsfor retained instruments and sponges after surgery. N Engl J Med2003; 348: 229–35). Aus neurochirurgischer Sicht muss mit einemKasus/Jahr in Österreich gerechnet werden.

Schlussfolgerung Ein strikt gehandhabtes Risikomanagementmit Zählkontrolle, Verwendung großer, röntgenmarkierter Kom-pressen und Kenntnis der Risikofaktoren sollte mithelfen, diese sel-tene, jedoch unangenehme und eventuell folgenschwere Komplika-tion unmöglich zu machen.

23

Mikrovaskuläre Dekompression des Nervus trigemi-

nus: autogenes oder heterogenes Implantat?

M. C. SpendelNeurochirurgie Klagenfurt, Österreich

Ziel Die mikrovaskuläre Dekompression des Nervus trigeminus inder hinteren Schädelgrube ist als kausales Therapieverfahren dieMethode der Wahl in der operativen Behandlung der Trigeminus-

neuralgie. Das Prinzip der Operation besteht darin, den Gefäß-Ner-ven-Konflikt durch ein Interponat zwischen den konfliktiven Struk-turen aufzuheben. Als Interponat werden autogene (Muskel) undheterogene (Teflon®, Goretex®) Materialien verwendet. Ziel der Un-tersuchung war festzustellen, ob die Wahl des verwendeten Implan-tats die Rezidivrate beeinflusst.

Patienten und Methoden Bei 60 Patienten mit Trigeminus-neuralgie und MR-angiographischem Nachweis einer arteriellenKompression wurde eine mikrovaskuläre Dekompression durch-geführt. Als Implantat wurden konsekutiv bei je 30 Patienten auto-gener Muskel (Gruppe I) bzw. heterogenes Material (in je 15 FällenTeflon® bzw. Goretex®) verwendet (Gruppe II). Die Patientendatenwaren in beiden Gruppen vergleichbar: Mittleres Patientenalter inGruppe I 51 Jahre (21–89), Gruppe II 50,2 Jahre (25–81), Patienten-geschlecht weiblich/männlich Gruppe I (20/10), Gruppe II (18/12),mittlere Krankheitsdauer Gruppe I 6,2 Jahre (0,4–42), Gruppe II 5,9(0,7–35). Für die affektierten Trigeminusäste, die Seitenlokalisationund die Anzahl der betroffenen Äste gab es in Gruppe I und II keinesignifikanten Unterschiede. Der intraoperative Befund zeigte einevaskuläre Kompression der Trigeminuseintrittszone durch dieArteria cerebelli superior anterior in 47 = 78,3 % (I: 22 = 73,3 %, II:25 = 83,3 %) und durch die Arteria cerebelli anterior inferior in 13 =21,7 % (I: 8 = 26,7 %, II: 5 = 16,7 %). In einer retrospektiven Ana-lyse wurde in einem Beobachtungszeitraum bis zu 5 Jahren die Rezi-divrate durch Selbstbeurteilung der Patienten evaluiert. Als Schmerz-rezidiv definiert wurde der Übergang von „sehr gut“ (schmerzfreiohne Medikamente) zu „gut“ (schmerzfrei mit Medikamenten) odervon „gut“ zu „schlecht“ (Schmerzen).

Ergebnisse Rezidivneuralgien erlitt in der Gruppe I ein Patientnach 4 Jahren, in der Gruppe II 3 Patienten, je ein Patient nach 2 und7 Monaten sowie nach 2,5 Jahren. Die Rezidivrate war in der GruppeII mit 10 % dreimal höher als in Gruppe I (3,3 %), die Gesamt-rezidivrate lag nach 5 Jahren bei 6,7 %. Innerhalb der Gruppe II(Teflon® vs. Goretex®) gab es keine signifikanten Unterschiede. Beiallen Patienten mit Rezidivneuralgie wurde eine MR-Angiographie-kontrolle durchgeführt. Beim Patienten aus der Gruppe I fand sichkein Gefäß-Nerven-Kontakt, der Abstand zwischen Arterie und Tri-geminusnerv betrug 1,8 mm, in der Gruppe II zeigte sich bei 2 von 3Patienten eine Nahebeziehung zwischen Arterie und Trigeminus-nerv, der mittlere Abstand war aufgrund des verwendeten Materialsmit 1,2 mm naturgemäß kleiner. Bei beiden Patienten mit Gefäß-Nerven-Kontakt aus der Gruppe II wurde reoperiert und eine Dis-lokation des heterogenen Patches festgestellt.

Schlussfolgerung Die mikrovaskuläre Dekompression zur Be-handlung der Trigeminusneuralgie stellt eine Operationsmethodemit langfristig hoher Erfolgsrate dar. Aufgrund der vorliegenden Er-gebnisse ließe sich die Rezidivrate durch Verwendung von auto-logem Muskel als Implantat möglicherweise reduzieren, jedoch sindzur endgültigen Beurteilung weitere Studien mit höheren Fallzahlenerforderlich.

24

Implantate in der Neurochirurgie aus forensischer

Sicht

H. DiemathSalzburg, Österreich

Abstract nicht eingelangt.

12 J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2008; 9 (Sonderheft 2)

44. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Neurochirurgie

Sitzung 6

25

Gravitationsunterstützte Ventile und Bettlägerigkeit

– ein Problem

S. Kästner, N. Nitzsche, W. DeinsbergerKlinik für Neurochirurgie, Greifswald, Deutschland

Ziel Die Versorgung eines hydrozephalen Patienten mit einemShuntsystem ist trotz rasanter technischer Weiterentwicklungen miterheblichen Komplikationsraten behaftet. GravitationsunterstützteVentile sind dabei die neueste Technologie zur Verhinderung derÜberdrainage. Welcher Patient mit welchem Ventil optimal versorgtist, ist nicht immer voraussagbar. Diese Analyse identifiziert Patien-ten, die mit einem gravitationsunterstützten Ventil suboptimal ver-sorgt sind.

Patienten und Methoden Es handelt sich um eine retrospektiveAnalyse einer prospektiv geführten Hydrozephalusdatenbank desKlinikums Kassel. Untersucht wurden alle Shunt-Neuimplantatio-nen bei Erwachsenen von Januar 2006 bis einschließlich März 2007.

Ergebnisse Es wurden 35 Shuntsysteme bei Erwachsenen neu im-plantiert. Drei verschiedene Ventiltypen wurden verwendet: Dasprogrammierbare Hakim medos-Ventil von Codman (5) und die bei-den gravitationsunterstützten Ventile GAV 5/30 (9) und ProGAV(21) von Aesculap. 11 Patienten waren zum Zeitpunkt der Shuntim-plantation überwiegend bettlägerig. Von diesen 11 waren 7 mit gra-vitationsunterstützten Ventilen (2 ProGAV und 4 GAV) versorgt.Von diesen 7 entwickelten 4 eine schwere symptomatische Unter-drainage, die in 2 Fällen zum operativen Austausch des Ventils ge-gen ein programmierbares Hakim medos-Ventil zwang. Die 4 bett-lägerigen Patienten, die primär mit einem Hakim medos-Ventil ver-sorgt wurden, entwickelten keine Unterdrainage. Ein Patient, derzum Zeitpunkt der Ventilimplantation bettlägerig war und ein Diffe-rentialdruckventil erhielt, entwickelte eine schwere Überdrainagemit beidseitigen subduralen Hämatomen, nachdem er seine Geh-fähigkeit wiedererlangte.

Schlussfolgerungen Shuntsysteme mit gravitationsunterstützterVentileinheit scheinen für langfristig bettlägerige Patienten unge-eignet zu sein. Als Ergebnis dieser Beobachtung vermeiden wir gra-vitationsunterstützte Ventile bei langfristig bettlägerigen Patienten.

26

Idiopathischer Normaldruckhydrozephalus: Darstel-

lung der Auswirkungen einer Shuntoperation auf kli-

nischen Verlauf und neuropsychologische Funktio-

nen

I. Zachenhofer, K. Kalteis, W. Dietrich, S. Wolfsberger, T. Czech, A. ReinprechtUniversitätsklinik für Neurochirurgie, Medizinische Universität Wien, Österreich

Der Normaldruckhydrozephalus (NPH) ist durch die Symptomtriasprogressive dementielle Entwicklung, Gang- und Balancestörungensowie Harninkontinenz charakterisiert. Die Therapie der Wahl isteine VP-Shuntimplantation, wodurch ein Rückgang der klinischenSymptomatik erreicht werden kann. Ziel dieser prospektiven Studieist die Evaluation der Auswirkungen der Shuntoperation auf dieSymptomtrias, unter besonderer Berücksichtigung neuropsycho-logischer Untersuchungen. Eine zusätzliche Fragestellung war, obintrakranielles Druckmonitoring die postoperative Verbesserungvorhersagen kann.

Patienten und Methoden Bei 20 Patienten wurde zwischenFebruar 2005 und August 2006 nach einer positiven intraventriku-lären Druckmessung ein VP-Shunt implantiert. Bei allen Patientenwurden vor der Druckmessung und 1, 3, 6 und 12 Monate nachShuntimplantation neurologische Untersuchungen und neuropsy-chologische Testungen durchgeführt.

Ergebnisse In 14 Patienten konnte eine anhaltende und in vierPatienten eine intermittierende neurologische Verbesserung fest-gestellt werden. Zwei Patienten blieben neurologisch unverändert.

Die Symptomdauer vor Shuntimplantation zeigte sich prognostischvon Bedeutung für eine neurologische Verbesserung. Neuropsycho-logisch verbesserte sich die allgemeine kognitive Leistungsfähig-keit. Resultate der Druckmessung waren in zwölf Patienten verfüg-bar. Weder der prozentuelle Anteil der B-Wellen noch die maximaleAmplitude oder der Infusionstest zeigten einen signifikanten Zu-sammenhang mit dem neurologischen oder neuropsychologischenOutcome.

Schlussfolgerung Durch eine Shuntimplantation kann eine Ver-besserung der Symptomatik des Normaldruckhydrozephalus ein-schließlich der neuropsychologischen Leistungen erreicht werden.

27

Infektionsrate externer Ventrikeldrainagen mit Sil-

bernanopartikelimprägnierung (Silverline®)

M. Donat1, L. Krasznai1, T. Diem2, P. Fae2, F. Offner3, K. Rössler1

1Neurochirurgische Abteilung, 2Anästhesiologische Intensivstation, 3Institut fürPathologie und Mikrobiologie, Akademisches Lehrkrankenhaus Feldkirch, Österreich

Ziel Die Ventrikulitis stellt eine schwere Komplikation externerVentrikeldrainagen bei neurochirurgischen Patienten dar. Eine mög-liche Prävention durch Verwendung von externen Ventrikeldraina-gen mit antimikrobieller Silbernanopartikelimprägnierung wurderetrospektiv untersucht.

Methoden Auf der Intensivstation hatten 66 konsekutive neuro-chirurgische Patienten (mittleres Alter 53 Jahre, 5–79 Jahre), haupt-sächlich zur Behandlung eines posthämorrhagischen Hydrozephalusoder zur ICP-Kontrolle nach SHT, 75 radiopaque Ventrikaldraina-gen aus Polyurethan, die mit Silbernanopartikeln imprägniert sind(Silverline®). Liquorproben wurden zumindest 3× wöchentlich oderbei klinischen Hinweisen auf Infektion kontrolliert. Es wurden keineNebeneffekte der Silberbeschichtung gesehen.

Resultate Die mittlere Drainagedauer aller Patienten betrug10 Tage (1–23 Tage). Insgesamt hatten 8 Patienten (11,6 %) nach-gewiesene Infektionen mit positiven Kulturen. Eine Kontaminationund eine postchirurgische Infektion am 1. Tag der Drainage wurdenaus der Wertung genommen. Die Infektionsrate für die Serie betrugdamit 8 %. Die Drainagedauer der nachgewiesenen Infektionen be-trug 17 Tage im Mittel (9–23 Tage). Fünf der 7 Infektionen (71,4 %)wurden durch Staphylokokken verursacht.

Schlussfolgerung Im Vergleich zur Literatur haben wir mit denverwendeten silberimprägnierten Kathetern eine niedrige Infek-tionsrate festgestellt, was eine Möglichkeit der Reduktion des Infek-tionsrisikos externer Ventrikeldrainagen mit diesem Kathetertyp be-deuten könnte. Eine prospektive randomisierte Studie zur Klärungdieser Fragestellung ist jedoch noch ausständig.

28

Vollständiger Ausbau des Vagusnervstimulators bei

neun Patienten

M. Ortler1, C. Unterhofer1, R. Bauer1, E. Trinka2, K. Twerdy1

Universitätskliniken für 1Neurochirurgie und 2Neurologie, Medizinische UniversitätInnsbruck, Österreich

Fragestellung Vagusnervstimulatoren (Neurocybernetic Prosthe-sis, NCP®) sind Implantate zur palliativen Behandlung pharmako-resistenter Epilepsien. Derzeit lässt sich die Wirksamkeit einerVagusnervstimulation für den Einzelpatienten nicht vorhersagen.Die Entfernung eines Vagusnervstimulators wird u. a. notwendigbei (1) fehlendem Effekt, (2) intolerablen Nebenwirkungen oder(3) Zeichen einer lokalen Infektion. Üblicherweise wird nur derImpulsgeber explantiert und die um den N. vagus gewickelten Elek-troden verbleiben aus Sorge um eine Schädigung des Nervs in situ.In der Literatur liegen weltweit Berichte nur für ca. 25–30 Explanta-tionen des kompletten Systems vor. Wir berichten über unsereErfahrungen bei 9 Patienten.

Methoden Erfassung aller entfernten NCPs in der Epilepsiedaten-bank. Seit 2002 wurde bei 9 konsekutiven Patienten der Vagusnerv-

J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2008; 9 (Sonderheft 2)

44. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Neurochirurgie

13

stimulator komplett entfernt. Ab dem zweiten Patienten wurden allePatienten prä- und postoperativ laryngoskopisch untersucht. Ent-wicklungen in der Operationstechnik wurden den OP-Berichten ent-nommen.Ergebnisse Die komplette Entfernung des Systems war bei allen9 Patienten mit mikrochirurgischer Technik möglich. Alle Nervenblieben morphologisch intakt. Bei zwei Patienten war eine Stimm-bandlähmung postoperativ feststellbar, die sich in einem Fall in dreiMonaten komplett erholte und im anderen Fall klinisch asymptoma-tisch blieb.

Schlussfolgerungen Die komplette Entfernung des Systems istmit akzeptabler Morbidität bei Anwendung der von uns entwickel-ten Technik möglich. Die Implantation eines Vagusnervstimulatorswird damit zu einem vollständig reversiblen Eingriff.

29

Patientenzufriedenheit und Effektivität der chroni-

schen Hinterstrangstimulation („Spinal cord stimu-

lation“ [SCS]) bei nicht beherrschbaren Schmerzen

der unteren Extremitäten

E. M. Mòzes-Balla1, A. Witzmann2, K. Rössler1

1Neurochirurgische Abteilung, Universitäres Lehrkrankenhaus Feldkirch, Österreich;2Wirbelsäulenzentrum am Rosenberg, St. Gallen, Schweiz

Ziel Die SCS stellt eine etablierte Methode zur Schmerzreduktionbei chronischen, schwer therapierbaren Schmerzzuständen unter-schiedlicher Genese dar. Retrospektiv wurden die Patientenzufrie-denheit und objektive Schmerzbesserung sowie die Komplikationenunserer Patienten untersucht.

Methoden An der Neurochirurgischen Abteilung des LKH Feld-kirch wurden zwischen 12/2001 und 9/2006 bei insgesamt 28 Patien-ten (20 m, 8 w, 33–89 a, durchschnittlich 57 a) mit starken chroni-schen, anders nicht zufriedenstellend behandelbaren Schmerzzustän-den der unteren Extremitäten permanente SCS-Sonden implantiert.Von 27 Patienten liegt das Follow-up vor. Präoperative Schmerz-dauer war durchschnittlich 8 Jahre (0,5–20 a), Schmerzstärke warzwischen 6–10 Visuelle Analog-Skala (VAS). Die Hauptindikatio-nen waren: „Failed back surgery“-Patienten (n = 20) mit durch-schnittlich 3,5 (1–10) Voroperationen/Patient, Wirbelsäulen-Trau-men (n = 3), CRPS (Complex regional pain syndrome) (n = 1), Poly-neuropathie (n = 1), PAVK (n = 1), Phantomschmerz (n = 1) sowieinoperablem Conustumor (n = 1). Es wurde bei Ersteingriffen (n =25) nach positiver Testphase (durchschnittlich 11 Tage) zweizeitigoperiert, bei Zweiteingriffen (n = 3) wurde einzeitig (Sonden +Impulsgeber) (n = 1) implantiert, bei den restlichen (n = 2) ebenfallszunächst getestet. Sondenimplantationen wurden in Lokalanästhesiebeim wachen Patienten mit intraoperativer Testung durchgeführt (19perkutane Sonden bei 14 Pat., 14 chirurgisch offen eingelegte Son-den bei 14 Pat.). Bei insgesamt 12 Patienten wurden gleichzeitigsubkutane Sonden (SNS) implantiert, bei 2 Patienten bestand zusätz-lich eine intrathekale Schmerztherapie über Pumpe/Katheter lumbal.Resultate Im Beobachtungszeitraum von durchschnittlich 39 Mo-naten (1–80) waren mit dem Effekt der Stimulation 48 % (n = 13)sehr zufrieden, 37 % (n = 10) zufrieden, 3 % (n = 1) unentschlossenund 11 % (n = 3) unzufrieden. Eine durchschnittliche objektiveSchmerzreduktion in der VAS von 60 % konnte dokumentiert wer-den. Die meisten Patienten (92 %) bereuen die Operation nicht undwürden sie wieder machen lassen, der unentschlossene und 1 unzu-friedener Patient würden die OP eher nicht mehr machen lassen, ob-wohl objektiv eine gute Schmerzreduktion > 50–70 % besteht. Beiden sehr zufriedenen und zufriedenen Patienten war die täglicheAktivität deutlich gebessert, 1 Patient konnte nach vorangegangenerPensionierung in den Arbeitsprozess wiedereingegliedert werden.

Die präoperative Schmerzmedikation wurde vom Großteil der Pati-enten beibehalten oder konnte etwas reduziert werden (n = 15), 30 %(n = 8) kamen gut ohne regelmäßige Medikation zurecht, bei 15 %(n = 4) mussten die Medikamente im Verlauf intensiviert werden.Komplikationen bestanden aus 1 Infektion (Sonde konnte erhaltenwerden), 1 Sondendefekt sowie 1 Sondendislokation mit jeweilsnötiger Revision. Bei 3 primär auswärts operierten Patienten wurde

wegen Problemen perkutaner Sonden (2× „Wackelkontakt epidu-ral“, 1× Sondendislokation) auf offen chirurgisch implantierte Son-den gewechselt.

Schlussfolgerungen Die Neurostimulation (SCS) ist eine gute,sichere und in den meisten Fällen zufriedenstellende Methode zursignifikanten Schmerzreduktion bei chronisch therapieresistentenExtremitätenschmerzen, unabhängig vom Lebensalter, Ursache undDauer oder Intensität der Schmerzen.

30

Intrathekale Schmerztherapie mit Ziconotid

A. Resch1, M. C. Spendel1, R. Likar2, W. Pipam2, E. Uhl11Abteilung für Neurochirurgie und 2Zentrum für Interdisziplinäre Schmerztherapie,LKH Klagenfurt, Österreich

Ziel Seit Jahrzehnten wird die intrathekale Medikamentengabe überimplantierte Pumpensysteme bei chronischen Schmerzen prakti-ziert. Als bisherige First-line-Medikamente galten Morphin undHydromorphon. Mit Ziconotid steht nun eine neue intrathekaleTherapieoption bei starken chronischen Schmerzen zur Verfügung.Es handelt sich um einen N-Typ-VSCC-Antagonisten. Ziconotidblockt direkt präsynaptische N-Typ-Kalziumkanäle und verhindertsomit die Schmerzweiterleitung auf synaptischer Ebene im Rücken-mark.

Patienten und Methoden Im Zeitraum zwischen März 2006 undMärz 2008 wurden an unserer Abteilung 12 Patienten (10 Männer,2 Frauen) mit intrathekalem Ziconotid ausgetestet. Es handelte sichum chronische Schmerzpatienten mit Postlaminektomiesyndrom(n = 6), traumatischem Querschnitt (n = 3), M. Recklinghausen(n = 1), M. Sudeck (n = 1) und traumatischem Wurzelausriss (n = 1),die mit Opiaten entweder austherapiert waren bzw. unter massivenOpiatnebenwirkungen litten. Das mittlere Lebensalter betrug 49,5 ±15,4 Jahre. Die Ziconotid-Austestung wurde mit 2,4 µg/24 h begon-nen und abhängig von den VAS-Angaben des Patienten gesteigert.Die Patienten wurden prospektiv bezüglich VAS, Opiatreduktion,Lebensqualität (SF 36) und Nebenwirkungen ausgewertet.

Ergebnisse Bei 7 Patienten konnte nach positiver Testphase eineMedikamentenpumpe implantiert werden. Die durchschnittlicheTestdauer lag bei 15 ± 12 Tagen. Der präoperative mediane Schmerz-level konnte von VAS 9 auf VAS 2 gesenkt werden (mediane Nach-beobachtungszeit 20,6 Wochen). Die mittlere Dosierung vonZiconotid betrug 3,9 ± 2,6 µg/24 h. Auch die vorbestehende oraleund transdermale Opiattherapie konnte um durchschnittlich 60,7 %reduziert werden. Die häufigsten initialen Nebenwirkungen warenKonzentrations- und Gedächtnisstörungen (n = 2), Geschmacksstö-rungen (n = 1), Ataxie (n = 2) und brennende Dysästhesien (n = 2),bildeten sich aber innerhalb von zwei Wochen wieder zurück. Beieiner Patientin musste das System aufgrund einer Infektion wiederausgebaut werden.

Schlussfolgerung Die vorläufige Analyse zeigt, dass mit Zicono-tid bei > 50 % der Patienten, bei denen die intrathekale Morphin-therapie nicht mehr durchführbar ist, eine wirksame Alternative zurTherapie chronischer Schmerzen zur Verfügung steht. Vorausset-zung für den Erfolg der Therapie ist die Evaluation der Wirksamkeitund der Ausschluss eventueller Nebenwirkungen vor der definitivenPumpenimplantation. Aufgrund der limitierten Nachbeobachtungs-zeit stehen uns derzeit noch keine Langzeitdaten zur Verfügung.

31

Langzeitergebnisse der intrathekalen Therapie mit-

tels implantierbarer Pumpsysteme

B. Parsaei1, J. Buchroithner1, A. Marek2, J. Rotaru3, G. Wurm1

1Neurochirurgische, 2Neuroradiologische und 3Neurologische Abteilung derLandesnervenklinik Linz, Österreich

Ziel Intrathekale Medikamentenapplikation mittels implantierbarerPumpen ist eine Therapiemodalität zur Behandlung von schwererSpastizität, von malignen und nicht-malignen Schmerzen spinalen,supraspinalen oder peripheren Ursprungs. Ziel der vorliegenden

14 J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2008; 9 (Sonderheft 2)

44. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Neurochirurgie

Studie war (1) die Evaluierung der Effizienz und des Langzeitnut-zens der chronischen Medikamentenapplikation über ein intratheka-les Pumpsystem und (2) der Vergleich der medikamentenbedingtenund systembedingten Komplikationen zwischen den drei Patienten-gruppen.

Patienten und Methoden 58 konsekutive Patienten an unsererKlinik erhielten zwischen 1995 und 2002 implantierbare Pump-systeme zur intrathekalen Medikamententherapie. Follow-up betrug62–192 Monate (durchschnittlich 109,50 Monate). 19 von ihnenlitten unter schwerer Spastizität spinalen oder supraspinalen Ur-sprungs, 14 hatten unerträgliche Schmerzen bei terminaler Karzi-nomerkrankung, 25 hatten nicht-maligne chronische Schmerzen.Als intrathekale Medikation benützten wir Baclofen bei schwererSpastizität, Morphine bei malignen Schmerzen und Morphine und/oder Clonidin als Monotherapie oder auch als Kombinationstherapiemit anderen Medikamenten bei nicht-malignem Schmerzsyndrom.

Ergebnisse Bei allen außer einem (5,3 %) Patienten mit Spastizitätwurde eine signifikante Besserung beobachtet. Die Untergruppe derPatienten mit Multipler Sklerose zeigte jedoch eine ständige Erhö-hung des Bedarfs an Baclofen zur signifikanten Reduktion derSpastik. Eine gute bis exzellente analgetische Wirkung wurde beiallen Patienten mit schweren malignen Schmerzen registriert(100 %). Die Methode war weniger erfolgreich bei Patienten mitnicht-malignen chronischen Schmerzen; in 3 Fällen (12 %) musstedas System wegen fehlender Effizienz sogar explantiert werden; einPatient (4 %) starb nach Suizid und ein Patient (4 %) starb wegenkardialer Dekompensation. Die meisten system- und medikamenten-bedingten Komplikationen wurden in der Gruppe der Patienten mitnicht-malignen chronischen Schmerzen beobachtet.

Schlussfolgerung Durch die intrathekale Gabe von Baclofenkann in den meisten Fällen von Spastik eine Reduktion derselbenerreicht weden. Je länger die Therapie mittels implantierbarer Pump-systeme durchgeführt wird, desto höher ist das Risiko einer Kompli-kation. Bei der begrenzten Lebenserwartung der Patienten mit mali-gnen Schmerzen treten die Langzeitkomplikationen in dieser Grup-pe selten auf. Die meisten system- und medikamentenbedingtenKomplikationen wurden in der Gruppe der Patienten mit nicht-mali-gnen chronischen Schmerzen beobachtet. Intrethekale Therapie mit-tels implantierbarer Pumpen muss daher als eine der letzten Thera-pieoptionen besonders bei nicht-malignen chronischen Schmerzenbetrachtet werden.

32

Implantation von Oberflächen- und Tiefenelektroden

in der Epilepsiechirurgie – Innsbrucker Erfahrungen

C. Unterhofer1, R. Bauer1, R. Bale2, G. Walser3, E. Trinka3, K. Twerdy1, M. Ortler1

Universitätskliniken für 1Neurochirurgie, 2Radiologie und 3Neurologie, Medizini-sche Universität Innsbruck, Österreich

Ziel Bei therapierefraktären Epilepsiepatienten können mit nicht-invasiven Untersuchungsmethoden manchmal keine sicheren Aus-sagen über den Anfallsursprung bzw. die Lateralisation eines An-falls getroffen werden. Durch die Implantation von Oberflächen-und/oder Tiefenelektroden kann nach intensiver präoperativer inter-disziplinärer Planung meist eine genaue Lokalisation der Anfalls-ursprungszone und Propagation eines epileptischen Anfalls gelin-gen. Auch können implantierte Hirnregionen funktionell getestetwerden. Wir untersuchten retrospektiv 29 Patienten, welchen seit2003 an unserer Klinik Elektroden implantiert wurden, und berich-ten über die Implantationsergebnisse in Bezug auf Komplikationenund Ergebnisse des invasiven Monitorings.

Patienten und Methoden Retrospektiv untersuchten wir 29 Pa-tienten, welche sich seit 2003 durch die Implantation von Ober-flächen- und Tiefenelektroden einem invasiven EEG-Monitoringunterzogen hatten. Der jüngste Patient war 15, der älteste Patient63 Jahre alt (Mittelwert 32,6 Jahre). Bei 12 Patienten bestand eineläsionelle Epilepsie. Bei 3 Patienten erfolgte die Implantation bilate-ral. Die subduralen Elektroden wurden in Allgemeinnarkose übereine Kraniotomie bzw. Bohrlochtrepanation eingebracht, die hippo-kampalen Tiefenelektroden wurden stereotaktisch über ein okzipita-

les Bohrloch gesetzt. Nach subduraler Implantation der Elektrodenwurde die Dura mit einer fortlaufenden Naht wieder verschlossenund mit Lyostypt® und Fibrinkleber abgedichtet. Es wurden keinezentralen Hochnähte angebracht. Alle Patienten erhielten für dieDauer der Implantation eine antibiotische Abschirmung. Alle Elek-troden wurden in einem operativen Eingriff explantiert.

Ergebnisse Die Elektroden wurden im Schnitt 14,8 Tage (Mini-mum 6 Tage, Maximum 26 Tage) implantiert belassen. Wir musstenkeine Implantation aufgrund aufgetretener Komplikationen frühzei-tig beenden. Bei keinem Patienten kam es zu einer durch die Elektro-den bedingten Infektion, bei keinem Patienten entstand ein chirur-gisch relevantes Hämatom. Wir hatten bei einem Patienten (3,4 %)einen subgalealen Erguss, der 2× abpunktiert werden musste, beizwei Patienten (6,9 %) einen leichten, nicht punktionswürdigenErguss. Alle untersuchten subduralen Abstriche nach Elektroden-explantation blieben steril. Bei einem Patienten (3,4 %) kam es im-plantationsbedingt zu einer venösen Infarzierung temporookzipitalmit Sprachstörung. Alle implantierten Elektroden lieferten für wei-tere Entscheidungen verwertbare Signale. 20 Patienten (70 %) konn-ten nach der invasiven Ableitung erfolgreich reseziert werden, zehnPatienten (50 %) waren nach der chirurgischen Resektion anfalls-frei, sieben (35 %) hatten eine Anfallsreduktion, bei einem Patienten(5 %) konnte keine Anfallsfreiheit erzielt werden, zwei Patienten(10 %) wurden postoperativ noch nicht nachuntersucht. Bei neunPatienten (31 %) war eine chirurgische Resektion nach erfolgterinvasiver Ableitung aufgrund der Eloquenz des zu resezierendenAreals (10,3 %) bzw. aufgrund multipler Anfallsursprungszonen(20,6 %) nicht möglich.

Schlussfolgerung Technische implantationsbedingte Komplika-tionen traten in unserer Serie durch die Summe der dargestelltenMaßnahmen deutlich seltener auf als in der Literatur beschrieben.Eine genaue präoperative Planung, das Einbringen von Streifenelek-troden über eine Kraniotomie und ein minutiöser Duraverschlusskönnen zu einer signifikanten Minimierung implantationsbedingterKomplikationen beitragen.

33

Treatment of a Population of 12 Patients with Amyo-

trophic Lateral Sclerosis-Grafting Stem Cells with

Neuroendoscopy

A. Cordoba, R. de Bellis, L. Bello, L. Ciuffreda, J. Guazzo, H. DieguezBritish Hospital, Montevideo, Uruguay

Material and Methods 12 patients were selected. Spirometry notinferior to 60 % was required. All patients were measured with an(ALS) function scale to settle an individual initial score. No patientswith < 17 points were included. Bone marrow was stimulated withfilgrastim 10 mg/kg 1 day prior to admission. Peripheral blood stemcells were collected using a continuous flow aphaeresis equipment.Posteriorly CD34+ cells were tested and selected. Manipulation ofperipheral stem cells was done immediately before neuroendoscopyto preserve cell viability. The first step was to insert a spinal needlein the intervertebral space between L4–L5, injecting the mixture inthe subarachnoidal space. The second step was to locate the inter-vertebral space between D8–D9 and to introduce percutaneously a0.9 mm neuroendoscope; 1 ml of concentrated stem cells were trans-planted and 2 ml of concentrated stem cells were injected in theperispinal space. Remaining stem cells were injected through thecentral venous catheter which was removed at the end of the proce-dure.

Results CD34+ cells employed were 7.6 × 106 per kilogram bodyweight. No complications were observed. Discharge from the hospi-tal was 48 hours after transplantation with posterior follow-up in theoutpatient clinic. 3 patients improved their initial scores while 9 keptthe same condition with no progressive deterioration of their neuro-logical performance. In all cases a remarkable decrease of the mus-cular fasciculations was observed.

Conclusions The procedure was safe, feasible and easy to repro-duce. No complications or morbidity were observed. Improvementof neurological condition was registered in 3 patients and stabi-

J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2008; 9 (Sonderheft 2)

44. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Neurochirurgie

15

lization of the progressive disease in another 9, who did not respondto the previous treatments. In spite of the short follow-up we think itis an encouraging new approach for an always deadly disease.

34

Veränderungen an Grenzflächen zwischen implan-

tierten Elektroden und zentralnervösem Gewebe

sind entscheidend für das Langzeitfunktionieren so-

genannter neurobionischer Prothesen

M. Ortler, K. TwerdyUniversitätsklinik für Neurochirurgie, Medizinische Universität Innsbruck, Österreich

Fragestellung Mit dem besseren Verständnis für Organisationund Funktion des Zentralnervensystems wird die Implantation vonElektroden zur Erfassung und Beeinflussung zentralnervöser Funk-tion zunehmend bedeutend. Bereits im klinischen Einsatz sind z. B.Stimulationselektroden bei Bewegungsstörungen, Hirnstammelek-troden bei Hörstörungen im Innenohrbereich oder sogenannte „Bla-senschrittmacher“ zur Wiederherstellung verloren gegangener zen-tralnervöser Miktionssteuerung. In der präklinischen Erprobung be-finden sich u. a. Elektroden zur Umwandlung kortikaler Signale inmotorische Befehle oder Elektroden zur Erfassung eines drohendenepileptischen Anfalls, die entsprechende antikonvulsive Mechanis-men in Gang setzen. Das Wissen über morphologische, biochemi-sche und immunologische Veränderungen an der Kontaktfläche zwi-schen Elektrode und Nervengewebe ist gering. Solche Veränderun-gen sind jedoch entscheidend für die Langzeitfunktion solcher Im-plantate.

Methode PubMed-basierter Literaturreview.

Ergebnisse Darstellung gesicherten Wissens und Definition zu-künftiger Forschungsfelder, zum Zeitpunkt der Abstrakteinreichungnicht vorliegend.

Schlussfolgerungen Implantate als Interface zwischen Nerven-gewebe und Außenwelt (neurobionische Prothesen) werden einArbeitsfeld zukünftiger Neurochirurgen darstellen. Veränderungenan Grenzflächen dieser Implantate sind entscheidend für derenLangzeitfunktionieren. Bei der interdisziplinären Entwicklung sol-cher Implantate sind Neurochirurgen gefordert, die biologischen undchirurgischen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Implanta-tion auszuloten.

Sitzung 7

36

Wem nützen Wirbelsäulenimplantate?

M. MühlbauerNeurochirurgische Abteilung Donauspital SMZ-Ost, Wien, Österreich

Wir Chirurgen präsentieren stolz unsere Innovationen, treiben denFortschritt voran, helfen unseren Patienten, bei guter Lebensqualitätälter zu werden, und gehen Hand in Hand mit der Industrie in einegoldene Zukunft. Es macht Sinn, am Weg einmal innezuhalten undkritisch zu beleuchten, wer hier wen an der Hand führt und für wendie Zukunft eine goldene ist?

Der Markt für Wirbelsäulenimplantate wächst überproportionalrasch. Für manche Krankheiten ein Segen: Wirbelsäulentumoren be-deuteten noch vor wenigen Jahrzehnten den sicheren Querschnitt,heute sichern komplexe Rekonstruktionen in vielen Fällen Mobilitätund Schmerzfreiheit. Für andere Krankheiten scheint die Grenzedes Vernünftigen überschritten: Wenn Lumbago zunehmend chirur-gisch behandelt wird, weil die vermeintlich erlösende Operation soeinfach geworden ist, dann öffnet dies eine chirurgische Kaskade,die nach einigen Jahren und wahrscheinlich etlichen weiteren Ope-rationen und zigtausend Euro Implantatkosten möglicherweise dortendet, wo wir auch bisher mit simpler konservativer Therapie gelan-det sind: Bei einem mäßigen Langzeitergebnis.

Oder haben die mutigen Pioniere recht, und wir Neurochirurgenhaben tatsächlich den Schlüssel zur ultimativen Therapie des Kreuz-schmerzes in der Hand? Die Datenlage in der Literatur mahnt zurBescheidenheit: Wir wissen zwar, dass Bandscheibenprothesengleich gute Ergebnisse erzielen wie Fusionsoperationen, aber ob undbei welchen Patienten diese Operationen überhaupt bessere Ergeb-nisse liefern als konservative Therapie, ist noch immer nicht schlüs-sig nachgewiesen, geschweige denn der Nutzen neuer minimalinvasiver Implantate. Vielleicht liegt dies an der mangelnden Bereit-schaft, industrieunabhängige Studien zu finanzieren; vielleicht liegtes aber auch an einer Fehleinschätzung von uns erfolgsverwöhntenChirurgen.

Ein gesundes Maß an Selbstkritik erscheint indiziert, bevor wir vielöffentliches Geld ausgeben, unkritisch jedes neue Implantat propa-gieren und in den Medien glänzende Versprechen abgeben, die wirmöglicherweise nicht halten können, an die sich die Rechtsanwälteaber besser erinnern werden als unsere Patienten. Wir Ärzte tragendie Verantwortung für einen medizinisch, aber auch ökonomischsinnvollen Einsatz von Wirbelsäulenimplantaten.

Die vorliegende Präsentation geht aus der völlig subjektiven Sichtdes Kongresspräsidenten der Frage nach: Wem nützen Wirbelsäu-lenimplantate?

36

Interspinöse Behandlung des Rückenschmerzes mit

COFLEX bei Spinalkanalstenose: Ergebnisse einer

Follow-up-Studie mit 240 Patienten

D. AdeltAbteilung Neurochirurgie, Ostseeklinik Damp, Deutschland

Die Ursache der lumbalen Spinalkanalstenose ist die Arthrose derWirbelgelenke, die sehr häufig zu erheblichen Rückenschmerzenführt und häufig dadurch die Gehstrecke reduziert. Es sollte der Fra-ge nachgegangen werden, ob der Rückenschmerz durch ein interspi-nöses Implantat beeinflusst werden kann. 240 Patienten wurdennachuntersucht, die eine dynamische interspinöse Verklammerungzwischen Februar 2002 und Oktober 2004 erhielten. Bei 154 Patien-ten lag eine Spinalkanalstenose vor. 86 % der Patienten konnten eva-luiert werden, der durchschnittliche Nachuntersuchungszeitraumbetrug 14,5 Monate. Mittelschweren und schweren Rückenschmerzhatten präoperativ 59 % der Patienten, postoperativ war dieserRückenschmerz zu 72 % gebessert, 40 % waren schmerzfrei. Dieschmerzbedingte Gehstreckeneinschränkung mit < 1000 m Geh-strecke lag bei 89 % der Patienten, postoperativ konnten 87 % derPatienten > 1000 m gehen. Die Zufriedenheit der Patienten lag bei91 %. Die Antwort wurde auch nach einem Zeitraum von 2 Jahrenähnlich gegeben, 94,2 % der Patienten würden sich wieder operierenlassen. Die Komplikationsrate ist sehr niedrig, insbesondere gab eskaum implantatbezogene Komplikationen. Retrospektiv hat sich ge-zeigt, dass COFLEX eine sichere und effektive Behandlung desarthrosebedingten Rückenschmerzes ist.

37

Dynamische und semirigide Implantate in Versor-

gung des lumbalen Instabilitätssyndroms

T. Narovec, B. TomancokNeurochirurgische Abteilung, Landesnervenklinik Wagner-Jauregg, Linz, Österreich

Solide Fusion war jahrelang goldener Standard in der operativenVersorgung der lumbalen Instabilität. Die Wirbelsäule ist allerdingsein dynamisches Organ und Erhaltung der physiologischen Wirbel-säulenfunktion heißt Erhaltung der intersegmentalen Wirbelsäulen-beweglichkeit. 30–40 % der Patienten mit Fusion entwickeln frühedegenerative Veränderungen im benachbarten Bewegungssegment.Mit technischer Entwicklung semirigider und dynamischer Implan-tate stellt sich die Frage, inwieweit die instabile Wirbelsäule fusio-niert werden muss und wann eine Versorgung mit den neuen Implan-taten unter (partieller) Beibehaltung segmentaler Mobilität möglichist. Die zwischen 2006 und 2007 operierten Patienten mit lumbalem

16 J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2008; 9 (Sonderheft 2)

44. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Neurochirurgie

Instabilitätssyndrom wurden klinisch und radiologisch anhand vonLiteraturangaben analysiert. Die Stabilität wird durch 3 Subsystemegewährleistet: Aktives Subsystem (Muskel und Sehnen), passivesSubsystem (WK, IV-Gelenke, BS, Bänder) und neurales Kontroll-system (muskuloskeletale Sensoren, motorische Zentren und Bah-nen, visuelles und statoakustisches System). Durch Fusion wird le-diglich das passive Subsystem behandelt, dagegen werden die ande-ren zwei Subsysteme funktionell ausgeschaltet. Instabilität verläuftzeitlich in 3 Phasen: Dysfunktion, eigentliche Instabilität und Resta-bilisierungsphase. Radiologisch erkennt man 3 Vektoren: Ventro-dorsales Gleiten, angulare Instabilität mit Subluxation der IV-Ge-lenke und Rotationsinstabilität. Als operative Möglichkeiten sindFusion, dynamische Stabilisierung und semirigide Stabilisierungverfügbar. Die Operationsindikation ist individuell und vor allemvom radiologischen Befund und von der klinischen Symptomatikabhängig. Die Fusion ist evidenzbasiert, jedoch unphysiologisch.Dynamische Stabilisierungen haben eine relativ enge Indikations-breite, Erfahrungen mit manchen Systemen sind noch kurzfristig.Semirigide Stabilisierung ist eine neue Technologie, die zwischendynamischer Stabilisierung und Fusion steht. Weitere Studien sindhier notwendig. Verwendung einzelner Operationstechniken wirdanhand der Beispiele demonstriert und umstrittene Faktoren werdendiskutiert.

38

Implantate in der Wirbelsäulenchirurgie – eine Frage

der Indikation: Ein Fallbericht

I. Decristoforo, H. Maier, K. GuglAbteilung für Neurochirurgie, Landesklinikum St. Pölten, Österreich

Ziel Bericht über einen Patienten, welcher durch Implantation vonintraspinösen Implantaten (auswärts) nur eine vorübergehende undunzureichende Besserung der Klinik erfuhr.

Patient und Methodik Patient, männlich, 77 Jahre; Lumboischi-algie S1 beidseits seit 2 Jahren mit Aggravierung der Beschwerdenim Sinne einer Claudicatio spinalis-Symptomatik entsprechend Der-matom S1, teilweise auch L5 beidseits mit einer Gehstrecke vonetwa 50 Metern seit 7 Monaten. Vorbehandlungen (auswärts):Nukleoplastie von 3 Bandscheiben vor 6 Monaten – ohne Besserungder Beschwerden; Implantation von intraspinösen Spacern in den-selben 3 Etagen vor 3 Monaten – wieder nur kurz andauerndeErleichterung der Symptomatik. Im rezenten MR zeigt sich eineSpinalkanalstenose L2/3 (Punctum maximum), L3/4 und L4/5.

Ergebnis Operative Intervention in Form einer Explantation derSpacer und interarkuärer Dekompression brachte postoperativ deut-liche Beschwerdebesserung. Ein Rehabilitationsaufenthalt wurdedurchgeführt. Bezüglich der möglichen Entwicklung einer Instabili-tät bleibt der Patient in Kontrolle.

Schlussfolgerung Bei der Verwendung von Implantaten muss dieIndikationsstellung sorgsam erwogen werden.

39

Erste Erfahrungen mit dem „Stand alone“-ALIF-Im-

plantat SynFix-LR der Firma Synthes

E. Fast1, K. Hadjwasiri1, M. Müller2, G. Kleinpeter1

Abteilung für 1Neurochirurgie und 2Chirurgie, Krankenanstalt Rudolfstiftung, Wien,Österreich

Ziel Ventrale Zugänge der LWS sind als minimal invasiv zu be-trachten und bewerkstelligen durch Schonung der dorsalen Struktu-ren den Funktionserhalt der Rückenmuskulatur und in weiterer Fol-ge ein Vermeiden eines sogenannten Failed Back Surgery-Syndroms(FBSS).

Patienten und Methoden Im letzten Jahr wurden an unserer Ab-teilung 3 Patienten (3 Frauen im Alter von 49 und 52), die eineOsteochondrose mit teilweise Foramenstenosen aufwiesen, mit die-ser Technik operiert und nach einem halben Jahr klinisch und radio-logisch erfasst.

Ergebnisse Bei allen 3 Patientinnen war bei der halbjährlichenRöntgenkontrolle ein guter Implantatsitz festzustellen, ein knöcher-ner Durchbau war nicht sicher nachweisbar. Subjektiv waren 2 Pati-entinnen nahezu zur Gänze beschwerdefrei und zufrieden (VAS 1–2), die 3. nur ein wenig besser und daher weniger zufrieden (VAS 6–7, ND: Depressio).

Schlussfolgerung Der „Stand alone“-ALIF SynFix-LR ist beirichtiger Indikation eine erfolgversprechende minimal invasiveTechnik zur Stabilisierung der unteren LWS und aufgrund der Scho-nung der dorsalen Strukturen eine sehr gute Alternative zur dorsalenSpondylodese (PLIF).

40

AxiaLIF: eine neue und ungewöhnliche Methode zur

lumbalen Fusion

R. J. Sabitzer, W. Lack, P. ZenzOrthopädische Abteilung, Otto Wagner KH Wien – SMZ West, Ludwig BolzmannInstitut für Rheumachirurgie, Österreich

Ziel Zur Erzielung einer lumbalen Fusion werden verschiedeneTechniken und Zugangswege, je nach vorliegender Pathologie desPatienten und „Philosophie“ des Operateurs, angewendet. Das Aus-maß des operativen Traumas an den Weichteilen und den spinalenStrukturen selbst ist nicht unerheblich für den operativen „Out-come“. Demzufolge gibt es verschiedene Lösungsansätze in Rich-tung minimal invasiver Verfahren. AxiaLIF ist eine neue operativeTechnik, die das dreifache Ziel (1) minimales Gewebstrauma, (2)suffiziente Bandscheibenpräparation und (3) biomechanisch korrek-te Stabilisierung mittels der „Trans1-3D-Axial-Screw“ verfolgt.

Patienten und Methode 54 Patienten wurden seit Dezember2006 mit dieser Technik operiert (31 männlich, 23 weiblich, Alter28–64, Etagen L5/S1: 43, L4/5/S1: 11). Indikationen waren schwereOsteochondrose bzw. DDD (Degenerative disc disease) mit Modic2-Zeichen, Postdiskotomiesyndrome und Listhese 1. Alle Patientenhatten eine erfolglose konservative Therapie von mindestens 6 Mo-naten hinter sich. VAS-Score betrug im Mittel 7,5 (6–9,5). KeinePatienten mit motorischem Defizit wurden inkludiert, in 65 % be-standen neben den Schmerzen sensible Reiz- und Ausfallserschei-nungen zunehmend beim Stehen und Gehen. Die Operation wurde inBauchlage mit entlordosierter LWS und maximal flektierter Hüfte,mit zwei Bildwandlern (ap und seitlich) durchgeführt. Nach ca. 2 cmHautschnitt paracoccygeal und stumpfer präsakraler Präparationwurde der Arbeitskanal am Promontorium über einen Kirschner-Draht plaziert. Über diesen erfolgte die Ausräumung des Bandschei-benraums, Auffüllung mit autologem Knochen und „APA Tech-Knochenpaste“ (HyAp-Silicat-Polymer) sowie Stabilisierung bzw.Distraktion und Lordosierung durch die „TransS1-3D-Axial-schraube“.

Ergebnisse Nach kurzer Lernkurve mit Assistenz (5 Fälle) erfolgtedie OP in durchschnittlich 45 min. Keine intraoperativen Komplika-tionen waren im eigenen Kollektiv zu verzeichnen. 3 Patienten benö-tigten eine Redondrainage für einen Tag. Die Entlassung erfolgtenach 3–5 Tagen. Die Nachbeobachtungszeit beträgt derzeit 18 Tagebis 3 Monate. 85 % der Patienten berichteten über eine unmittelbareBesserung am ersten postoperativen Tag: Der typische Kreuz-schmerz im Stehen war nicht mehr wahrnehmbar. NeurologischeVerschlechterungen, speziell Paresen, traten nicht auf. VAS bei Ent-lassung betrug im Mittel 3,5 (0–5). Bei 5 Patienten kam es zu einerRezidivlumbalgie nach 3–8 Wochen, die eine zusätzliche Pedikel-stabilisierung nötig machte. In weiteren 7 Fällen stellten sich Rezi-divischialgien ein, die aber konservativ beherrschbar waren. Dieradiologisch verifizierbare Fusionsrate beträgt derzeit 88 %. Im-plantatversagen, Bruch, Dislokation, Einsintern oder Lockerung istbislang nicht vorgekommen.

Schlussfolgerung AxiaLIF erscheint nach unserer Erfahrungeine hoffnungsvolle, zukunftsträchtige, obwohl anfänglich unge-wöhnliche Methode zur minimal invasiven, lumbalen Spondylodeseder Segmente L4/5/S/1 zu sein. Die in der Literatur beschriebeneschwerste Komplikation einer Rektumperforation trat im eigenenKollektiv nicht auf und scheint der sogenannten „Lernkurve“ zuzu-

J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2008; 9 (Sonderheft 2)

44. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Neurochirurgie

17

ordnen zu sein. Demgegenüber haben auch konkurrierende Verfah-ren wie ALIF und PLIF (weniger XLIF) nicht unbeträchtliche Kom-plikationsmöglichkeiten. Die Weiterverfolgung dieser Methodescheint medizinisch und ökonomisch sinnvoll und die Langzeit-ergebnisse sollten mit den bereits etablierten Methoden verglichenwerden.

41

Implantation of Expandable Vertebral Body Replace-

ment Performing a Posterior Approach in Thoraco-

lumbar Spine in Non-traumatic Indications, Early

Experiences

P. Kavakebi, M. Gabl, M. Koller, A. ÖrleyUniversitätsklinik für Neurochirurgie, Medizinische Universität Innsbruck, Österreich

Objekt Erste Erfahrungen mit der Implantation eines expandierba-ren Wirbelkörperersatzes unter Verwendung eines dorsalen Zugangsin der thorakolumbalen Wirbelsäule bei nicht traumatischer Indika-tion.

Methoden Im Zeitraum von 12/2007 bis 01/2008 wurde an 6 Pati-enten an unserer Klinik eine Implantation eines neuen expandierba-ren Wirbelkörperersatzes (Synex II©) unter Verwendung eines dor-salen Zugangs durchgeführt. Wir untersuchten: Patientendaten, In-dikation, Lokalisation, Operationszeit, Bluttransfusion, Mobilisie-rung, Krankenhausaufenthalt, Komplikation, Outcome und Höhen-verlust des Implantats. Alle Operationen wurden von zwei erfahre-nen Neurochirurgen durchgeführt, alle Patienten wurden postopera-tiv an unserer Intensivstation betreut, in der ersten Woche wurdeneine CT- und Röntgenuntersuchung durchgeführt und alle 3 Monatefolgte eine Röntgenverlaufskontrolle.

Resultate Im Zeitraum von 12/2007 bis 01/2008 wurde an 6 Pati-enten an unserer Klinik eine Wirbelkörperresektion und Ersatz unterVerwendung eines dorsalen Zugangs und die Implantation einesneuen expandierbaren Wirbelkörperersatzes (Synex II©, Synthes©)durchgeführt. Das mittlere Alter der Patienten war 64 Jahre (50–74),3 Frauen und 3 Männer. Bei allen Patienten wurde ein rein dorsalereinzeitiger Zugang durchgeführt. Die Indikationen waren in dreiFällen ein Plasmozytom, eine Metastase eines Urothelkarzinomsund zweimal bei Zustand nach Vertebroplastie/Kyphoplastie. Deram häufigsten betroffene Wirbelkörper war BWK 10 und BWK 12,gefolgt von LWK 2 und BWK 9. Bei jedem Patienten wurde ein-zeitig eine dorsale pedikelschraubenbasierte Fixation und Implanta-tion des Synex II© bei dorsalem Zugang durchgeführt. Die dorsaleFixation erstreckte sich dreimal über 5 Wirbelkörper und jeweilseinmal über 4, 6 und 7 Wirbelkörper. In drei Fällen wurde einezementierte Pedikelschraubenfixation durchgeführt. Die durch-schnittliche Operationszeit betrug 249 Minuten. In jeder Operationwurden Bluttransfusionen durchgeführt (3–13). Postoperativ wur-den zwei Patienten im Zuge des Aufenthalts bluttransfundiert. Intra-operativ wurde keine Komplikation verzeichnet, jedoch musste einePatientin bei Verdacht auf Nachblutung revidiert werden. Durch-schnittlich waren die Patienten 18 Tage stationär. Der Patient mitmultimetastasierendem Urothelkarzinom starb 12 Tage nach derOperation an Multiorganversagen. Drei Patienten hatten bei Auf-nahme einen inkompletten Querschnitt, zwei konnten sich postope-rativ davon erholen. 5 Patienten waren prä- und postoperativ ohneneurologisches Defizit. Bis zum jetzigen Zeitpunkt wurde kein sig-nifikanter Höhenverlust des Implantats verzeichnet.

Schlussfolgerung Das Synex II©-Implantat kann einzeitig undunter Verwendung eines dorsalen Zugangs implantiert werden undist eine sichere Alternative zu einer ventrodorsal durchgeführtenKorporektomie und 360-Grad-Rekonstruktion in der thorakolumba-len Wirbelsäule bei nicht-traumatischer Indikation.

42

Open door-Laminoplastie bei zervikaler Myelopathie

mit Hilfe eines Titan-Miniplättchensystems: Erste

klinische Erfahrungen

J. Burtscher, A. Beres, H. GritschAbteilung für Neurochirurgie, Landesklinikum Wiener Neustadt, Österreich

Ziel Die Autoren berichten von ersten klinischen Erfahrungen, diesie mit einer speziellen Laminoplastietechnik bei Patienten mit zer-vikaler Myelopathie gemacht haben.

Methode Zwischen Juni 2007 und April 2008 wurden 14 Patientenmit zervikaler Myelopathie aufgrund einer mehrsegmentalen zervi-kalen Spondylose und Spinalkanalstenose mit Hilfe einer speziellenOpen door-Laminoplastietechnik operiert. Diese Technik nützt einTitan-Miniplättchensystem, um die aufgeklappten Wirbelbögen zufixieren. Die Technik wurde von O’Brien [1] erstmalig beschrieben.Der durchschnittliche postoperative Beobachtungszeitraum beträgt6,7 Monate, das durchschnittliche Patientenalter 64 Jahre. Insgesamtwurden 48 Höhen laminoplastiert. Die Klinik der Patienten wurdemit Hilfe der modifizierten JOA-Skala beurteilt [2]. Die klinischeEvaluierung der zervikalen Myelopathie erfolgte vor sowie 3 und6 Monate nach der Operation. Insgesamt sind zwei Patientengruppenmit oben beschriebener Technik chirurgisch versorgt worden: Grup-pe 1 umfasst 11 Patienten mit zervikaler Myelopathie ohne klinischeund/oder radiologische Zeichen der Instabilität, normaler zervikalerLordose oder nur relativer Streckstellung der HWS, aber ohneKyphose. Gruppe 2 umfasst drei Patienten, die planmäßig nach er-folgter Laminoplastie von ventral dekomprimiert und stabilisiertworden sind.

Ergebnisse Im Beobachtungszeitraum ist von den 48 operiertenEtagen bei 14 Patienten keines der verwendeten Titan-Miniplätt-chensysteme disloziert. Klinische Verbesserungen konnten bei allenPatienten nachgewiesen werden. Die Verbesserung der Klinikschwankt zwischen 1 Scorepunkt (Minimum) und 5 Scorepunkten(Maximum). Die durchschnittliche klinische Verbesserung liegt bei2,2 Scorepunkten pro Patient. Kein Patient erholte sich vollständig.Zwei Patienten beklagten nach Laminoplastie verstärkte Nacken-schmerzen. In Gruppe 1 sind im postoperativen Beobachtungszeit-raum keine klinischen und/oder radiologischen Hinweise für Insta-bilität und Fehlstellungen (Kyphosierung) aufgetreten.

Schlussfolgerung Die Verwendung des Titan-Miniplättchensys-tems zur Fixierung der aufgeklappten Wirbelbögen erwies sich anunserer Abteilung bisher als eine sichere und effektive Methode inder Behandlung von Patienten mit zervikaler Myelopathie.

Literatur:1. O’Brien MF, Peterson D, Casey AT, Crockard HA. A novel technique forlaminoplasty augmentation of spinal canal area using titanium miniplatestabilization. A computerized morphometric analysis. Spine 1996; 21: 474–83.2. Benzel EC, Lancon J, Kesterson L, Hadden T. Cervical laminectomy anddentate ligament section for cervical spondylotic myelopathy. J Spinal Dis-cord 1991; 4: 286–95.

Mitteilungen aus der Redaktion

Haftungsausschluss

Die in unseren Webseiten publizierten Informationen richten sich ausschließlich an geprüfte und autorisierte medizinische Berufsgruppen und entbinden nicht von der ärztlichen Sorg-faltspflicht sowie von einer ausführlichen Patientenaufklärung über therapeutische Optionen und deren Wirkungen bzw. Nebenwirkungen. Die entsprechenden Angaben werden von den Autoren mit der größten Sorgfalt recherchiert und zusammengestellt. Die angegebenen Do-sierungen sind im Einzelfall anhand der Fachinformationen zu überprüfen. Weder die Autoren, noch die tragenden Gesellschaften noch der Verlag übernehmen irgendwelche Haftungsan-sprüche.

Bitte beachten Sie auch diese Seiten:

Impressum Disclaimers & Copyright Datenschutzerklärung

e-Journal-AboBeziehen Sie die elektronischen Ausgaben dieser Zeitschrift hier.

Die Lieferung umfasst 4–5 Ausgaben pro Jahr zzgl. allfälliger Sonderhefte.

Unsere e-Journale stehen als PDF-Datei zur Verfügung und sind auf den meisten der markt-üblichen e-Book-Readern, Tablets sowie auf iPad funktionsfähig.

 Bestellung e-Journal-Abo

Besuchen Sie unserezeitschriftenübergreifende Datenbank

Bilddatenbank Artikeldatenbank Fallberichte