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388 A. H]~RRMA~und K. Mi2~D~C~: angewandt werden, ist aber bis zu einem gewissen MaBe kausal und verspricht mehr Erfolg, was wit bestrebt sein werden, in einem spi~teren t~eferat nachzuweisen. Wir sind uns natfirlich bewuBt, daB die Zahl unserer untersuchten Fi~lle nicht ausreicht, um endgfiltige Ergebnisse auszusprechen. Des- gleichen ist uns klar, dab den Proteinogr~mmen noch Lipidogramme und Gluzidogramme, (kurz die sogenannte ,,Triaselektrophorese") beizu- ffigen w~ren, die uns noch besseren und feineren Einblick in den l~eak- tionszustand yon Meni~re-Patienten gew~hren wird. Wir hoffen in- dessen, dab bereits die bisherigen Ergebnisse auf uns, wie auf andere, als Ansporn zur Arbeit in der angedeuteten Richtung wirken werden. Literatur BERDAL,P., u. B. OLKA~]~N: Exc. reed. (Amst.), Sect. XI 6, 177 (1953). -- CSlLLAG, A. : Schweiz. reed. Wschr. 1954, 394. -- GI~CClOLI,I. : Valsalva 82, 162 (1956). -- HASm~OTO, S.: Exc. reed. (Amst.), Sect. XI 5, 342 (1952). -- Kt~AItL, P., u. M. ]~ESSEL: Arch. Ohr.-, N~s.-, u. Kehlk.-Heilk. 166, 275 (1954/55).-- MAHKOTA, S., P. DOLARU. A. JAGODIC:ZdrD~v.Vestn. 26, 202 (1957). - - POTT- HAST, B.: Exe. reed. (An]st.), Sect. XI 6, 215 (1953). -- RIvA, G.: Praxis 4, 65 (1951). -- SURJAN,S. : Acta oto-laryng. (Stoekh.) 46, 6, 542 (1956). 67. A. HERI~IA~ und K. Mi~DNICH-Mfinchen : Kann die operative Er- 5ffnung des Vestibulum labyrinthi verantwortet werden? Wir kSnnen es als bewiesen ansehen, dab um die Jahrhundertwende die Entwicklung der Chirurgie der Vorhoffenster anders verlaufen w~re, wenn die Ohren~rzte jener Zeit schon fiber unsere Hilfsmitte] verffigt h~tten. Mit dieser SchluBfolgerung ist die Titelfrage unseres Vortrages eigentlich schon beantwortet, hatte doch kein geringerer als der kri- tische SCHWARTZE erkls dal~ die Steigbfigelextraktion, also die Er- 5ffnung des Vestibulum labyrinthi bei aseptiseher Ausffihrung und bei nicht entzfindeter Mittelohrschleimhaut, nicht mehr gef~hrlich sei. Bei so vielen Sachkennern aus dem verflossenen Jahrhundert un4 aus unseren Tagen ist man versueht, mit ANTONIUS A~E~A auszurufen: ,,Experto crede Roberto !" Leider sind aber besonders heutzutage jene, die es wissen mii~ten, verschiedener Ansicht. Wir wollen daher in ge- dr~ngter Zusammenfassung wenigstens einige t)unkte dieses Fragen- komplexes erSrtern : Die Chirurgie der Vorhoffenster steht und f/illt mit der Antwort auf die Frage der Infektionsgefahr. Wir brauchen nicht zu betonen, daG diese Sorge uns ~]teren Otologen aus den Tagen der eitrigen Labyrin- tiden und Meningitiden bis ins Mark gedrtmgen ist. Die vorantibiotische Zeit beweist jedoch, dab diesbezfig]ich kein Unterschied zwischen den Eingriffen am ovalen Fenster und ]enen an den Bogengi~ngen erkennbar

Kann die operative Eröffnung des Vestibulum labyrinthi verantwortet werden?

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Page 1: Kann die operative Eröffnung des Vestibulum labyrinthi verantwortet werden?

388 A. H]~RRMA~ und K. Mi2~D~C~:

angewandt werden, ist aber bis zu einem gewissen MaBe kausal und verspricht mehr Erfolg, was wit bestrebt sein werden, in einem spi~teren t~eferat nachzuweisen.

Wir sind uns natfirlich bewuBt, daB die Zahl unserer untersuchten Fi~lle nicht ausreicht, um endgfiltige Ergebnisse auszusprechen. Des- gleichen ist uns klar, dab den Proteinogr~mmen noch Lipidogramme und Gluzidogramme, (kurz die sogenannte ,,Triaselektrophorese") beizu- ffigen w~ren, die uns noch besseren und feineren Einblick in den l~eak- tionszustand yon Meni~re-Patienten gew~hren wird. Wir hoffen in- dessen, dab bereits die bisherigen Ergebnisse auf uns, wie auf andere, als Ansporn zur Arbeit in der angedeuteten Richtung wirken werden.

Literatur

BERDAL, P., u. B. OLKA~]~N: Exc. reed. (Amst.), Sect. XI 6, 177 (1953). - - CSlLLAG, A. : Schweiz. reed. Wschr. 1954, 394. - - GI~CClOLI, I. : Valsalva 82, 162 (1956). - - HASm~OTO, S.: Exc. reed. (Amst.), Sect. XI 5, 342 (1952). - - Kt~AItL, P., u. M. ]~ESSEL: Arch. Ohr.-, N~s.-, u. Kehlk.-Heilk. 166, 275 (1954/55).-- MAHKOTA, S., P. DOLAR U. A. JAGODIC: ZdrD~v. Vestn. 26, 202 (1957). - - POTT- HAST, B.: Exe. reed. (An]st.), Sect. XI 6, 215 (1953). - - RIvA, G.: Praxis 4, 65 (1951). - - SURJAN, S. : Acta oto-laryng. (Stoekh.) 46, 6, 542 (1956).

67. A. HERI~IA~ und K. Mi~DNICH-Mfinchen : Kann die operative Er- 5ffnung des Vestibulum labyrinthi verantwortet werden?

Wir kSnnen es als bewiesen ansehen, dab um die Jahrhundertwende die Entwicklung der Chirurgie der Vorhoffenster anders verlaufen w~re, wenn die Ohren~rzte jener Zeit schon fiber unsere Hilfsmitte] verffigt h~tten. Mit dieser SchluBfolgerung ist die Titelfrage unseres Vortrages eigentlich schon beantwortet, hatte doch kein geringerer als der kri- tische SCHWARTZE erkls dal~ die Steigbfigelextraktion, also die Er- 5ffnung des Vestibulum labyrinthi bei aseptiseher Ausffihrung und bei nicht entzfindeter Mittelohrschleimhaut, nicht mehr gef~hrlich sei. Bei so vielen Sachkennern aus dem verflossenen Jahrhundert un4 aus unseren Tagen ist man versueht, mit ANTONIUS A~E~A auszurufen: ,,Experto crede Roberto !" Leider sind aber besonders heutzutage jene, die es wissen mii~ten, verschiedener Ansicht. Wir wollen daher in ge- dr~ngter Zusammenfassung wenigstens einige t)unkte dieses Fragen- komplexes erSrtern :

Die Chirurgie der Vorhoffenster steht und f/illt mit der Antwort auf die Frage der Infektionsgefahr. Wir brauchen nicht zu betonen, daG diese Sorge uns ~]teren Otologen aus den Tagen der eitrigen Labyrin- tiden und Meningitiden bis ins Mark gedrtmgen ist. Die vorantibiotische Zeit beweist jedoch, dab diesbezfig]ich kein Unterschied zwischen den Eingriffen am ovalen Fenster und ]enen an den Bogengi~ngen erkennbar

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war. Die Stapesmobflisierungen gehen heute in die Tausende, und die Eingriffe mit Fensterung der Ful3platte des Steigb/igels sind bereits mit mehreren Hundert zu beziffern. Und wiederum ergibt sich im Ver- gleieh zur Bogengangsfensterung keine signifikante Differenz bez/iglieh der Infektionsgefahr. Wir mfissen es uns versagen, auf diese Dinge nAher einzugehen.

Wir selbst und viele andere Autoren haben festgestellt, dab die peribasale Stapediolyse meistens die besten Resultate brachte, wenn der Patient w~hrend des Eingriffes einen kurzdauernden Schwindel verspfirt oder ein Tropfen Perilymphe den Beweis der ErSffnung des Vestibulum labyrinthi erbracht hatte. Wir registrieren dies, ohne zu behaupten, dab die ErSffnung allein fiir den Erfolg verantwortlieh ist. Wir sind eher geneigt, neben der Entlastung des Innenohrdruckes in ihr den Beweis einer ausgiebigen Mobilisierung zu sehen. Dies umso mehr, als wir, ebenso wie GOODttILL, der fiber 50 Ful~plattenfenster angelegt hat, oder wie HALL u. I~YTZN~R, die imponierenden Erfolge yon COI~NELLI ROSEN U. Se~U~]~RT bisher nicht bestatigen kSnnen. Nach ROSEN, der schon fiber 200 solehe Fenster gemacht hat, und nach SC~uBx~ soll n/imlich das blol~e Fultplattenfenster ohne Stapesmobilisierung und das blol3e FuBplattenfenster bei unterbroehener Sehalleitungskette oder naeh COI~NELLI die Stapedektomie bereits den HSrerfolg garantieren. Wir erlauben uns, in diesem Zusammenhang 5 Audiogramme zu pro- jizieren. Das erste Audiogramm demonstriert das Fehlen jeglicher ttSr- verbesserung trotz FuBplattenfenster bei unver/inderter Ankylose; das zweite 1ABt ein unbefriedigendes Ergebnis erkennen, obzwar wegen der unterbroehenen GehSrknSehelchenkette zwei FuBplattenfenster angelegt worden waren. Der abgebroehene Stapesbogen wurde dariiber aufgebaut, um eine Schalltibertragung zu vermitteln. Die drei fo]genden Audiogramme zeigen maximale HSrerfolge bei peribasaler Stapediolyse mit LymphabfluB ohne FuBplattenfenster und jewefls mit einem kleinen und einem groBen FuBplattenfenster.

Auch fiber das ,,Wo" und ,,Wie" der Ful]plattenfensterung und die teehnischen Schwierigkeiten ihrer Durehffihrung kSnnen wir heute nicht spreehen. Es soll lediglieh die Frage des Fensterverschlusses kurz gestreift werden. Wir haben nur selten st/~rkeren, einmal allerdings sehr starken AbfluB yon Perilymphe gesehen und anfgnglich stets versucht, das Fenster ganz oder wenigstens teflweise mit Promontoriumsehleim- haut zu deeken. In letzter Zeit haben wir auf diesen Verschlug verzichtet, da auf Grund alter und neuer Beobachtungen wohl mit Sicherheit mit der Spontanbildung einer Neomembran zu rechnen ist. Versuche, das Fenster in der geschlossenen Pauke mit Cutis zu decken, widerspreehen klinischen und biologisehen 1)berlegungen und sind grunds/~tzlieh zu verwerfen.

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390 C.-A. HAMBERGER und G. LIDI~I~:

Es ist in diesem Rahmen nicht m6glich, die Ffille der Probleme aueh nur zu streifen. Wir verweisen daher auf eine sehr ausfiihr|iche Publi- kation im ns Heft der Zeitschrift fiir Laryngologie, wetche die geschiehtliehe Entwicklung und den heutigen Stand der Chirurgie tier Fenestra vestibuli behandelt und fiber eigene Beobachtungen beriehtet.

Wit mSehten heute jedoch abschlieBend wenigstens betonen, dab wir ffir den Eingriff der Er6ffnung des Vestibulum labyrinthi eng be- grenzte Indikationen fordern. SCHUSE~T hat die Vestibulotomie nicht nur als therapeutischen, sondern sogMch aueh als diagnostisehen und differentialdiagnostischen Eingriff bei allen Labyrinthdystonien emp- fohlen. Wir hMten eine so allgemeine und unbegrenzte Empfehlung fiir sehr gef~thrlich und ohne breite Erfahrungsbasis ffir verfrfiht, da sie den keineswegs harmlosen Eingriff verniedlicht und ihn in Migkredit bringen wird. Wir zweifeln aber nicht, dab die Eingriffe am ovalen Fenster mit der ErSffnung des Labyrinthvorhofes ihren Platz unter den mikro- ehirurgisehen Operationen behaupten werden, den sie schon einmal im vorigen Jahrhundert w~thrend 2 Dezennien innehatten.

BovcnE~o~ hatte 1888 den ~u t , yon der Steigbfigelmobilisierung als ,unserer Zukunftsoperation" zu sprechen. Er hat recht behalten. Wit m6ehten diese Worte auch ffir die operative ErSffnung des Vestibulum labyrinthi gelten lassen, ohne die Operation zum jetzigen Zeitpunkt schon allgemein empfehlen zu k6nnen.

Wir geben auf Grund unserer Erfahrungen mit kritisehem Opti- mismus dem Wunseh und der Hoffnung Ausdruck, dab die Chirurgie der Fenestra vestibuh k/inftig nieht Mlein der HOrCerbesserung dienen, sondern da~ sie die Erfolge yon KESSEL u. PASSOW vor 80 Jahren bei der Behandiung besonderer Formen des Ohrensausens und des Sehwindels kl/iren und in klarer Abgrenzung zu weiteren therapeutisehen Ergeb~ nissen ffihren werde. Im vollen Bewugsein der groBen /~rztliehen Ver- antwortung, die wit mit solehen Eingriffen auf uns nehmen, halten wit uns jedoch fiir verpfliehtet, diese Entwicklung auf streng wissensehaft- lieher Basis zu unterstfitzen.

68. C.-A. HAMBERGER und G.Lm~N-GSteborg/Sehweden (a. G.):Trans- meatale Myringostapediopexie bei Unterbrechung der Gehiirkniiehelchen- kette (Mit 3 Textabbildungen )

Unsere Erfahrungen, betreffend sowohl Diagnose als auch Behand- lung bei den von Schalleitungsst6rungen verursachten tt6rverlusten, sind dureh die schnelle Entwicklung der Audiologie und Mittelohr- chirurgie in den letzten Jahren sehr bereichert worden. Eine reeht inter- essante und fiir den Otologen zu weiterer Forsehung anregende Gruppe