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Peter Schlobinski *knuddel – zurueckknuddel – dich ganzdollknuddel* Inflektive und Inflektivkonstruktionen im Deutschen 1. Inflektive 2. Inflektivkonstruktionen 3. Perspektiven 4. Literatur Das Deutsche als Prototyp einer flektierenden Sprache ist durch finite und infinite Verbformen gekennzeichnet (vgl. Abb. 1). Flektivformen finit Infinitiv (du) sag-te-st sag-en sag-end ge-sag-t Partizip Präsens Partizip Perfekt infinit Abb. 1: Verbflexion im Deutschen Die finiten Formen bilden als verbale Hauptprädikate den Kern eines Aussa- ge- oder Fragesatzes und treten als frei vorkommende Prädikate hauptsächlich in Form von Imperativsätzen auf. Infinite Verbformen bilden prototypischer- weise Nebenprädikationen (1 A), als frei stehende Prädikate treten sie in Adja- zenzkonstruktionen (1 B) und als Root Infinitives (Lasser 1997; vgl. 2.) auf. (1) A: Singend ging er nach Hause. B: Singend? (Echofrage) (2) Aufstehen! Neben den unabhängig vom Kotext frei stehenden ,Wurzelinfinitiven‘ 1 lässt sich ein Phänomen beobachten, dass ansatzweise von Teuber (1998), Schlo- binski/Kohl/Ludewigt (1993, 26233) und Runkehl/Schlobinski/Siever (1998, 1062112) sowie an letztere anknüpfend von Beißwenger (2000, 1052115) be- 1 Vgl. hierzu auch Fries (1983). Bereitgestellt von | Technische Informationsbibliothek (TIB) Angemeldet Heruntergeladen am | 16.02.16 09:02

*knuddel – zurueckknuddel – dich ganzdollknuddel* · 2017. 1. 29. · Heruntergeladen am | 16.02.16 09:02. P. Schlobinski, Inflektive und Inflektivkonstruktionen 193 schrieben

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  • Peter Schlobinski

    *knuddel – zurueckknuddel – dich ganzdollknuddel*

    Inflektive und Inflektivkonstruktionen im Deutschen

    1. Inflektive2. Inflektivkonstruktionen3. Perspektiven4. Literatur

    Das Deutsche als Prototyp einer flektierenden Sprache ist durch finite undinfinite Verbformen gekennzeichnet (vgl. Abb. 1).

    Flektivformen

    finit

    Infinitiv

    (du) sag-te-st sag-en sag-end ge-sag-t

    Partizip Präsens Partizip Perfekt

    infinit

    Abb. 1: Verbflexion im Deutschen

    Die finiten Formen bilden als verbale Hauptprädikate den Kern eines Aussa-ge- oder Fragesatzes und treten als frei vorkommende Prädikate hauptsächlichin Form von Imperativsätzen auf. Infinite Verbformen bilden prototypischer-weise Nebenprädikationen (1 A), als frei stehende Prädikate treten sie in Adja-zenzkonstruktionen (1 B) und als Root Infinitives (Lasser 1997; vgl. 2.) auf.

    (1) A: Singend ging er nach Hause.B: Singend? (Echofrage)

    (2) Aufstehen!

    Neben den unabhängig vom Kotext frei stehenden ,Wurzelinfinitiven‘1 lässtsich ein Phänomen beobachten, dass ansatzweise von Teuber (1998), Schlo-binski/Kohl/Ludewigt (1993, 26233) und Runkehl/Schlobinski/Siever (1998,1062112) sowie an letztere anknüpfend von Beißwenger (2000, 1052115) be-

    1 Vgl. hierzu auch Fries (1983).

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  • 193P. Schlobinski, Inflektive und Inflektivkonstruktionen

    schrieben worden ist und das (in Textkorpora belegte) Fälle wie die folgendenumfasst:

    (3) knuddel Verbstamm(4) zurueckknuddel Verbpartikel 1 Verbstamm(5) megaknuddel Intensifieradv 1 Verbstamm(6) megazurueckknuddel Intensifieradv 1 Verbpartikel 1 Verbstamm(7) warriorknuddel Ndo 1 Verbstamm(8) siskyauchknuddel Ndo 1 ADVadv 1 Verbstamm(9) dich ganzdollknuddel PROdo 1 ADVmod 1 ADJmod 1 Verbstamm

    Fälle wie jene in (329), in denen Verbstämme prädikativ gebraucht werden,sind als Inflektive (324) bzw. Inflektivkonstruktionen (529) Gegenstand derfolgenden Analysen. Hierbei werden zum einen die morphosyntaktischen Ei-genschaften dieser Ausdrücke interessieren, zum anderen die pragmatischenFunktionen, die mit ihrem Gebrauch verbunden sind.

    1. Inflektive

    Der Begriff Inflektiv als Wortform für prädikativ gebrauchte Verbstämme istvon Teuber (1998) eingeführt worden, wobei er zunächst aus einer diachronenPerspektive heraus und auf der Basis der systematischen Analyse der Verbfle-xionsparadigmen im Alt- und Neuhochdeutschen überzeugend demonstriert,dass der Inflektiv als unmarkierter Kandidat für die Grundform des Verbpara-digmas angesetzt werden kann und somit nicht als „verkürzte Verbform“ und„Interjektion“ (so Hentschel/Weydt 1994, 299) zu analysieren ist. Wir können„einen grundlegenden typologischen Wandel im deutschen Flexionssystem vonstamm- zu grundformflektierend vermuten, der zunächst den nominalen, spä-ter auch den verbalen Bereich erfaßte.“ (Teuber 1998, 17) Wenn der Inflektivals Wortform angesetzt wird, nimmt er im Verbierungsparadigma hinsichtlichmorphologischer Finitheit eine Sonderstellung ein (s. Tab. 1).2

    Tabelle 1: Verbierungsgrade im Hinblick auf morphologische Finitheit

    verbal finit infinit infinit1 flektiert 2 flektiert

    Er schüttelt. 1 1 2 2Schüttel(t)! 1 semifinit 2 2schüttel 1 2 2 1schütteln 1 2 1 2schüttelnd/geschüttelt 1/2 2 1 2das Schütteln/Geschüttel 2 2 1 2

    2 Zu Finitheit/Infinitheit s. grundsätzlich Maas (2000).

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  • 194 ZGL 29.2001, 1922218

    Indem Teuber auf der Folie einer diachronen Analyse den Inflektiv als ,Archi-wort‘ ansetzt und aufgrund der Tatsache, dass knall 1982 bei Adelung (1971 b,207) als Interjektion verzeichnet ist, wendet er sich gegen Auffassungen, dieden Inflektiv aus der Comicsprache ableiten: „[…] allein die Tatsache, daßAdelung sich im 18. Jahrhundert zu Inflektiven äußert3, [sollte uns] an derstilistischen Einordnung ,Comicsprache‘ zweifeln lassen. Damit wird auchalles folgende fragwürdig, wie die impliziten Vorstellungen, es handle sich umhistorisch sehr junge Formen und es seien ,Lehnbildungen‘ nach den amerika-nischen Originalen der übersetzten Mickymaus-Hefte.“ (Teuber 1998, 9210)Gegenüber Teuber scheint mir die von ihm kritisierte Position haltbar und dieHypothese vertretbar, dass der Inflektiv als Wortform mit seinem grammati-schen Potenzial zwar überhaupt erst Prädikationen ermöglicht, dass Inflektivemöglicherweise singulär vor dem 20. Jahrhundert vorkamen, sich aber erst inder Comicsprache entwickelt und sich aus den Comics heraus in anderen Me-diengattungen ausgebreitet und den Weg in jugendsprachliche Register gefun-den haben. Interessant ist, dass Inflektive ,Erfindungen‘ von Redakteuren von„Micky Maus“ zu sein scheinen4, die in den 50er Jahren vor dem Problemstanden, die englischen ,sound words‘ ins Deutsche zu übersetzen. So steuertedie Micky-Maus-Chefredakteurin Erika Fuchs „vor allem eine Reihe onoma-topöisierter Verben wie bibber, schluchz, seufz, lächz und grübel zum charakte-ristischen Diskurs deutschsprachiger Comics bei.5 Ähnlich wie im Falle der

    3 Bei Adelung heißt es. „Ich bemerke daher hier nur noch, daß zunächst und unmittel-bar aus diesen Interjectionen alle einsylbige Adverbia […] entstanden sind, welchedann sehr oft auch der Nahme des empfundenen Dinges selbst geworden sind: knall!die Interjection, der Knall das Substantivum. Gleichzeitig mit diesem bildete sichdas irreguläre Verbum, so fern es in seinem ältesten Zustande noch ohne alle Bie-gungssylben war; weit später, das mehr reguläre, daher in sehr vielen die noch jetzttönende Interjection zum Grunde liegt: knall-en, prall-en, berst-en, brech-en, hau-en[…], und tausend andere mehr.“ (1971 b, 2062207) Adelungs Argumentation istmeiner Ansicht nach kein Beweis für den Inflektiv und gegen die Entlehnungshypo-these, sondern ist zu sehen vor dem Hintergrund von Adelungs Theorie der Wortent-stehung über Wurzelwörter (vgl. Adelung 1971 a, 193 ff. und siehe auch 1971 b,4992501), demnach „der erste Versuch der Sprache Nachahmung der tönenden Na-tur ist“ (Adelung 1971 a, 197).

    4 Mir sind bis auf Knusper Knusper Knäuschen weder Texte noch Sprachbelege vomAnfang des letzten Jahrhunderts oder davor bekannt, in denen Inflektive vorkom-men, und auch Rückfragen bei Sprachhistorikern (Claus Ahlzweig, Dieter Cheru-bim und Utz Maas) haben kein positives Ergebnis erbracht, sodass es sich in derTat beim Inflektiv um ein relativ junges Sprachphänomen zu handeln scheint.

    5 In einem Interview nimmt Herbert Feuerstein für sich in Anspruch, Inflektive in derZeitschrift MAD eingeführt zu haben, „die dann sehr schnell in die Teenagerspra-che und später auch noch in der Werbesprache übernommen wurden“ (*http://homepages.compuserve.de/mmppmad/inside/int–fst2.html+); die erste Ausgabe desMAD-Magazins in Deutschland erschien allerdings erst 1967. Dass jugendsprach-licher Gebrauch für die Verbreitung des Inflektivs nicht unwichtig gewesen seinkönnte, darauf deutet der Titelbericht der Wochenzeitschrift DER SPIEGEL vom9.7.1984 hin mit der Schlagzeile: Deutsch: Ächz, Würg. Eine Industrienation verlerntihre Sprache.

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  • 195P. Schlobinski, Inflektive und Inflektivkonstruktionen

    Abb. 2: Panel aus MickeyMouse newspaper comic stripvom 23.5.1931

    Abb. 3: Erster Inflektivbelegim Micky-Maus-Heft (1/1951,S. 12)

    Tabelle 2: Micky-Maus-Heft 1/1951

    Inflektiv Seite7 Ereignis

    stamp 12 Micky stampft mit dem Fuß auf.poch 13 Jemand klopft an die Tür.schnapp 18 Ein Arzt schnippt mit dem Finger.knarr 30 Wolf beißt Pinocchio.

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  • 196 ZGL 29.2001, 1922218

    Redensarten und metaphorischen Wendungen handelt es sich dabei oft umSprachgags von ursprünglich singulärem Charakter, die allmählich zum selbst-verständlichen Bestandteil konventionalisierter Comic-Sprache wurden undteilweise über den Jargon Jugendlicher in die Umgangssprache Eingang fan-den.“ (Dolle-Weinkauff 1990, 71) In den ersten (amerikanischen) Mickey-Mouse-Newspapercomics6 finden sich Lautwörter und Verbstämme (vgl.Abb. 2); Verbstämme treten im Englischen als Lexikoneinträge ohne Infinitiv-markierung auf, sind darüberhinaus formgleich mit Nominalformen (click 5,das Klicken, das Knacken‘) und können daher völlig unmarkiert gebrauchtwerden. Bereits im ersten deutschen Micky-Maus-Heft (September 1951) las-sen sich Inflektive nachweisen (vgl. Abb. 3 und Tab. 2).Die These, dass es sich um Übersetzungen aus dem Englischen handelt, wirddurch die Tatsache gestützt, dass wir die deutschen Formen stampf undschnipp bzw. schnips erwarten würden, in den Formen stamp und schnappwahrscheinlich Interferenzen aus den englischen Wortformen stamp/stomp undsnap vorliegen.8 In den Folgeheften werden ausschließlich deutsche Inflektivegebraucht, die zunächst Geräusche als Resultat bestimmter Handlungen/Er-eignisse wiedergeben, im Folgenden sind einige Erstbelege aufgelistet (Tab. 3).Obwohl die Flektive primär die Funktion von „sound words“ haben, findenwir bereits 1952 Belege, in denen Gefühlszustände markiert werden. Weinenund das Gefühl des Traurigseins wird durch schluchz (9/1952, 30), schnief (6/1952, 25) und schnüffel (4/1952, 27) wiedergegeben, wobei schnüffel als Erstbe-leg (4/1952, 26) das Schnüffeln des Hundes Pluto reflektiert.

    Tabelle 3: Weitere Erstbelege in Micky Maus

    Inflektive Beleg9 Ereignis

    bimmel 10/1952: 13 Eine Glocke klingelt.blaff 4/1952: 24/25 Pluto bellt.klapp 6/1952: 19/20 Zauberer klatscht.krach 2/1951: 12 Unfall.knacks 4/1951: 29 Eis bricht.klopf 8/1952: 24 Micky klopft an Goofys Tür.platsch 4/1951: 17 Wolf fällt ein Eimer Wasser auf den Kopf.

    6 Zur Entwicklung von Mickey Mouse siehe Munsey (1974).7 In den ersten Heften liegt noch keine Seitenzählung vor, weshalb die Seitenangaben

    nachgetragen wurden.8 Es war mir nicht möglich, die englischen Originale zu erhalten. Frau Erika Fuchs,

    die die Übersetzungen vorgenommen hat, sagte in einem Telefonat, dass stomp dasOriginalwort gewesen sei und dass das erste Heft selbst nur im Deutschen vorliege,da die Strips aus diversen amerikanischen Zeitungen zusammengefasst wurden.

    9 Hier und im Folgenden beziehen sich die Angaben auf Micky Maus ,Heftnummer/Erscheinungsjahr/Seite‘.

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  • 197P. Schlobinski, Inflektive und Inflektivkonstruktionen

    In sämtlichen Micky-Maus-Belegen von 1951 bis heute finden sichallein reine Inflektive, die weder durch Präfixe, Verbpartikeln oder andereElemente modifiziert sind. Ihre illokutionäre Rolle liegt nach Teuber inder Kommentarfunktion10: „Für den Inflektiv heißt es, daß er genau diemorphologisch-pragmatische Funktion übernimmt, ein Verb in Kommentar-funktion verwenden zu lassen.“ (Teuber 1998, 24) Kommentare sind Äuße-rungen, „mit denen ein Sprecher Bezug auf ein (sprachliches oder außer-sprachliches) Geschehen (Handlung, Zustand usw.) nimmt und diesbezüglichein subjektives Empfinden, eine Einschätzung oder Meinung zum Ausdruckbringt.“ (Teuber 1998, 23) In Teubers Definition wird Textfunktion undillokutionäre Funktion unzulässigerweise vermischt. Die Kommentarfunk-tion ist eine reine Textfunktion: Der Autor/Zeichner eines Comics11 kom-mentiert und spezifiziert eine Handlung wie ,X klopft an die Tür‘ durchklopf als lautlich-basiertes Resultat der Handlung oder ,X ist traurig‘ durchschluchz, das den körperlichen Vorgang des Weinens denotiert, wobei dieInflektive nahezu ausschließlich einen progressiven Aspekt aufweisen. Eshandelt sich hier um 2 im weitesten Sinne 2 Assertionshandlungen desZeichners und in diesem Sinne sind auch die Bilder selbst Assertionshand-lungen. Diese Assertionshandlungen sind zu unterscheiden von den pragma-tischen Funktionen der Inflektive. Bei der Basisfunktion von Inflektiven alsWiedergabe von Geräuschen, Handlungen, Ereignissen etc. wie klirr, klatsch,zitter etc. liegen keine Illokutionen vor, sondern die Inflektive sind ikonischeZeichen, sie sind „zwar sprachliche, aber im übrigen unmittelbare bildlicheRepräsentationen dieser Ereignisse“.12 Indem auf ein Geschehen im Bilddurch Inflektive direkt Bezug genommen wird, stellen sie eine Informationaus der im Panel dargestellten Szene unmittelbar dar. Aus dem Fokus aufdas Geschehen erklärt sich auch der progressive Aspekt: Das im Verlaufbefindliche Geschehen wird in einem Panel wiedergegeben und (unter ande-rem) durch den Gebrauch des Inflektivs direkt kodiert. In diesem Sinnesind Inflektive nicht Kommentare13, sondern „unmittelbare Repräsentationvon optisch nicht Wahrnehmbarem im Bild“. (Klaus Bayer, E-Mail vom3.10.2000) Gegenüber den Inflektiven als abbildhafte Imitationen, als reinikonische Zeichen sind symbolische Repräsentationen abzugrenzen und jene

    10 In diesem Sinne und an Teuber anknüpfend Günther (2000, 94), der dies zudem aufInflektive in der Chatkommunikation überträgt.

    11 Teubers Analysen beziehen sich ausschließlich auf Comics oder entsprechende Bild-Text-Collagen.

    12 Die hier geführte Diskussion ist Klaus Bayer und seinen grundlegenden Ideen ge-schuldet, ich zitiere hier aus einer E-Mail vom 2.10.2000.

    13 Echte Kommentare finden sich in der Comic-Parodie Nick Knatterton, die erstmals1950 erschienen ist. Dort gibt der Autor aus der Perspektive des auktorialen Erzäh-lers Kommentare, die meistens graphisch durch eckige Rahmungen mit Pfeil mar-kiert sind:

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  • 198 ZGL 29.2001, 1922218

    Zeichenverwendung, die direkt über Sprechblasen (meditier, s. Abb. 5) oderindirekt (stamp) an Personen gebunden ist.

    Wenn in der Comicgeschichte Inflektive mit Pro- oder Antagonisten auf-treten, kann der Leser in emphathischer Lesart eine intrinsische Perspektiveeinnehmen, wodurch er in im Comic dargestellten Interaktionsschemata ausder Perspektive der handelnden Personen (Ego, Alter Ego) eine intersubjektiveEinstellung einnimmt. In intrinsischer Perspektive kann stamp (vgl. auchAbb. 3) interpretiert werden aus der Perspektive von Micky Maus heraus: ,Ich(Micky) ärgere mich/bin wütend.‘. Die Interpretation als expressiven Akt er-gibt sich aus dem lexikalischen Gehalt des Inflektivs und dem Verwendungs-kontext, der durch das Bild spezifiziert ist.14 Hier liegt im Sinne von Searleeine konstitutive Regel vor: Die mittels stamp unmittelbare Repräsentationeiner Stampfbewegung im Bild zählt als expressiver Akt, weil das Wort stampim Kontext des Panels das Sich-ärgern der handelnden Person Micky Mausausdrückt. Allerdings erfolgt keine Äußerung seitens Micky Maus, es werdensomit keine äußerungspropositional kodierten Geltungsansprüche erhobenund es liegt keine Sprechhandlung und folglich keine Illokution im eigentli-chen Sinne vor, andererseits kann der Akt des Sich-ärgerns, ausgedrückt durchdie bildliche und sprachliche Kodifizierung, aus einer externen und aus derBinnenperspektive prinzipiell bezweifelt werden. Es ist denkbar, dass der Leserund/oder Mitspieler von Micky Maus beispielsweise bezweifelt, dass das Sich-Ärgern angemessen ist (normative Richtigkeit) oder dass Micky Maus sichwirklich ärgert, sondern vielmehr vortäuscht, sich zu ärgern (Kriterium derWahrhaftigkeit). Es liegt also eine kommunikative Handlung vor, mit der Gel-tungsansprüche erhoben werden und in der das illokutionäre Potenzial sichaus dem lexikalischen Gehalt des Inflektivs und der bildlichen Personalhand-lung ergibt. Inflektive wie stamp haben also keine Illokution per se, sie sindaber mehr als operative Handlungsäußerungen (knacks), die den Kriterien

    Aus: Nick Knatterton. Alle aufregenden Abenteuer des berühmten Meisterdetektivs.Aufgezeichnet von Manfred Schmidt. Oldenburg 1983, S. 48.

    14 Der Verstehensprozess setzt voraus, dass der Leser grundsätzlich zu der im Comicdargestellten Welt Zugang hat und an ihr teilnehmen kann.

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  • 199P. Schlobinski, Inflektive und Inflektivkonstruktionen

    Wahrheit, Richtigkeit und Wahrhaftigkeit nicht zugänglich sind und die nurals korrekt konventionalisierte oder als mehr oder weniger angemessene Ver-sprachlichungen von Geräuschen, Ereignissen etc. beurteilt werden können.Im Sinne der reinen Handlungsbeschreibung 2 Bsp. knarr, s. o. oder mampf,wenn eine Raupe einen Apfel isst (9/1952, 14) 2 sind Inflektive nichts weiterals ikonische Zeichen; sie können eine expressive Illokution15 aufweisen (Bsp.stamp, schnüffel, s. o.), wenn eine handelnde Person assoziiert ist und einemComic-Aktor somit für den jeweiligen Kommunikationsakt prinzipiell Gel-tungsansprüche zugewiesen werden können. Erst die Verwendung des Inflek-tivs als kommunikative Handlung schafft die Basis für Sprechakte und somitillokutive Potenziale. Es lassen sich also zwei Klassen von Inflektiven feststel-len, wobei letztere sich aus der ersten abgeleitet hat: 1. Der Inflektiv als Ikon,als Repräsentation von unmittelbar im Bild Repräsentierten (z. B. lautmaleri-sches schnarr), und 2. als kommunikative Handlung bis hin zur vollständigenSprechhandlung mit entsprechenden Illokutionen, zunächst in erster Linie ex-pressivem Illokutionspotenzial.

    Die Tatsache, dass Inflektive verschiedene Funktionen aufweisen, zeigtsich anschaulich im Werner-Comic und ist relevant bei der Analyse von Inflek-tiven und Inflektivkonstruktionen in der Chatkommunikation (s. u.) und an-deren Mediengattungen. Im Werner-Comic tritt der Inflektiv relativ häufigauf, allerdings ist in den neueren Ausgaben seine Verwendung deutlich zurück-gegangen. Während im ersten Heft „Werner, Oder was?“ (1981) 109 Inflektivevorkommen, werden in den beiden Heften „Werner, Na also!“ (1996) und„Werner, Exgummibur!“ (1998) neun bzw. 10 Inflektivformen gebraucht. Inden Werner-Comics finden sich primär einfache Verbstämme wie klatsch,rülps, brüll, grübel, zisch, gröhl usw. Neben dem Präfixverb verschleiss (4, 88;10, 85)16 finden sich drei Partikelverben, nämlich runterschalt (1, 3; 3, 101),zurückschalt (3, 95) sowie aufheul (3, 30; 4, 17). Verben auf -ier(en) mit einerfremdsprachigen Basis, nämlich vibrier (1, 86; 4, 110), projizier (2, 19) undmeditier (2, 45, 46), werden ebenso als Inflektiv gebraucht wie der Anglizismusjump (1, 31). Ferner gibt es innovative Eigenbildungen wie propell (5, 67) fürdie Markierung der Fortbewegung eines Propellerflugzeuges und semantischeVerschiebungen wie brat (6, 57) für das Heißlaufen eines Motors. Formen wiegluck (1, 20), zwink (8, 33), blub (6, 129) im Sinne von blubbern, labern undgreif (6, 105) sind um -er weiter reduzierte Formen, die neben blubber (6, 47),klicker (1, 57) usw. vorkommen.

    Der Gebrauch der Inflektive ist vorwiegend ikonisch, es werden Geräu-sche (schnarr) oder Handlungen wie das Bedienen eines Motorrads kodiert(kick, kuppel, schalt, vgl. Abb. 4). Daneben finden sich in Sprech- bzw. Denk-

    15 Ich folge hier der Sprechaktklassifikation von Habermas (1981, 435 ff.).16 Es wird nach den Ausgaben in der Literaturliste zitiert; in den Ausgaben 229 wurde

    wegen fehlender Seitenzählung die Seitenpaginierung selbst erstellt, beginnend mitder ersten Seite nach dem Umschlag.

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  • 200 ZGL 29.2001, 1922218

    blasen eingeschlossene expressive Sprechhandlungen (meditier, vgl. Abb. 5),mit denen der Sprecher/die handelnde Comicfigur ein subjektives Erlebnis demAdressaten/Leser zugänglich macht. Stellen wir uns das Bild ohne die Denk-blase vor, hätten wir keine bzw. eine auf den bildlichen Gehalt reduzierte In-terpretationskompetenz im Hinblick auf die subjektive Welt der sitzenden Per-sonen.

    Gegenüber dem klassischen Comic wie Micky Maus, Donald Duck etc.weist der Werner-Comic nicht nur lexikalisch Differenzen auf (umgangssprach-

    Abb. 4: Aus: Werner, Oder was? (1981, 90) g Achterbahn AG

    Abb. 5: Aus: Werner, Alles klar! (1983, 44) g Achterbahn AG

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  • 201P. Schlobinski, Inflektive und Inflektivkonstruktionen

    liche und auch dialektale Lexik), sondern aufgrund der unterschiedlichen in-haltlichen Gegenstände ist das Zielpublikum ein anderes. Entscheidend istaber sowohl bei Micky Maus als auch beim Werner-Comic die Verschrän-kung von Text und Bild. Diese semiotische Grundkonstellation, an welchedas Vorkommen der Inflektive zunächst gebunden zu sein scheint, löst sichmit dem Sprung in andere Mediengattungen teilweise oder vollständig auf:Die Inflektive emanzipieren sich gewissermaßen vom Bild, konservieren aberpartiell die ikonische Zeichenfunktion. Dabei allerdings wird der semiotischeAspekt, der in der Verschränkung von Bild und Inflektiv liegt, durch dieeine holistische Szene kodiert wird, weitervererbt: Dem vom Bild abgelöstenInflektiv sind Funktionen assoziiert, die ursprünglich mit der Text-Bild-Konstellation verbunden waren und die die pragmatische Verwendung desInflektivs in anderen Mediengattungen sowie in der gesprochenen Sprachemit erklären. So bleibt der ikonische Zeichengehalt teilweise erhalten undfindet sich transformiert in der gesprochenen Sprache wieder, wenn Sprecherszenisch erzählen und Ereignisse wiedergeben und bewertend einordnen (vgl.18 und 39).

    Wir finden Inflektive in verschiedenen Mediengattungen, insbesonderein Fanzines. Fanzines 2 eine Mediengattung, die sich erst in den letzten 30Jahren entwickelt hat, 2 erscheinen sehr häufig in der Musikszene, vorallem im Punk/Hardcore-Bereich, und in der Fußballfanszene. Die in Eigen-regie erstellten Hefte werden von Fans für Fans herausgegeben. In derRegel verfolgen sie keine kommerziellen Ziele, sondern werden zum Selbst-kostenpreis verkauft. Fanzines erscheinen in geringen Auflagen, bei einerAuflage von 1000 Exemplaren pro Ausgabe gehört ein Zine, so die Kurz-form von Fanzine, bereits zu den Szenengrößen. Fanzines wenden sichan spezielle Gruppen mit einem eigenen Interessenbereich und sprechenszenespezifische Themen an, sie „informieren über die Aktivitäten der Sze-nen, bringen Diskussionen in Gang und versuchen dem Leser bei der Lek-türe auch noch einigen Spaß zu bereiten“. (Kleiber 1997, 48) Fanzinesenthalten Gebrauchstexte, das heißt Editorials, Interviews, Berichte (Reise-,Spiel- und Konzertberichte), Meinungskolumnen, Leserbriefe, Comics undReviews von CDs, Büchern und anderen Fanzines. Die Texte stehen dergesprochenen Sprache Jugendlicher und ihrer Szenen nahe (vgl. Androutso-poulos 1998). Die Macher sind hauptsächlich Jugendliche bzw. junge Men-schen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren. Außer für die Erstellung derHefte sind sie auch für deren Verkauf verantwortlich. In regulären Zeit-schriftenläden sind Fanzines normalerweise nicht erhältlich, sondern werdenvon den Herausgebern lokal angeboten. In (10) findet sich ein Beleg ausdem Rollenspielfanzine Bloody Gore, in dem ein simulierter Frage-Antwort-Dialog durch die Kommentierung der Frage in Form eines Inflektivs seitensdes Autors unterbrochen wird, was typographisch durch Einschließung inrunde Klammern markiert ist.

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  • 202 ZGL 29.2001, 1922218

    (10) Fanzine„Wer entziffert alte verwitterte Runen und schützt die Gruppe vor gegnerischenZaubern?Krieger??????(Lach, Kicher)MAGIER!!wer sonst.“(Bloody Gore o. J., Heft 53, S. 11)

    Da in Fanzines auch Bildelemente verwendet werden, Fanzines eher von Ju-gendlichen gemacht und gelesen werden und als szenebezogene Mediengattungdistinktive Marker gegenüber Zeitungen und Zeitschriften aufweisen, ist es si-cherlich kein Zufall, dass hier aus dem Comic bekannte Verwendungen wie derGebrauch des Inflektivs zu beobachten ist. In der klassischen Zeitschriftenpressetritt der Inflektiv hingegen nur marginal auf, allerdings zeigt Beleg (11), dass inder BILD-Zeitung selbst auf der Titelseite und in Balkenlettern die Verwendungdes Inflektivs möglich ist. In der szenischen Darstellung des Motorsportereignis-ses finden wir die bekannten Verwendungsweisen des Inflektivs aus dem Comic:Zum einen wird das Ausfallen des Motors wiedergegeben (stotter)17, zum ande-ren erfolgt eine expressive Evaluation: seufz im Sinne von ,Was für ein Pech fürMichael Schuhmacher‘ oder ,Wie traurig!‘ etc. Der Gebrauch des Inflektivs istallerdings nicht auf die Boulevardpresse beschränkt, selbst in der ZEIT ist derGebrauch des Inflektivs belegt (12), hier allerdings in ironisierender Funktion,wobei das Bild der zwinkernden Gabi Bauer durch den Gebrauch des Inflektivsevoziert wird, das semiotische Potenzial aus der Verwendung im Comic also ei-nerseits abgerufen, andererseits als Textsortenmarker sprachspielerisch einge-setzt wird. Damit der ironische Gestus gelingen kann, müssen Produzent undLeser über ein gemeinsam geteiltes anspielungsfähiges Wissen verfügen (vgl.hierzu Müller 1995). Dies bedeutet für den vorliegenden Fall von Anspielungs-ironie, dass präsupponiert ist, dass ZEIT-Leser und Autor über ein Wissen hin-sichtlich des Gebrauchs des Inflektivs verfügen.

    (11) Boulevardpresse: BILD-ZeitungSchumi: Stotter, stotter, raus!Was für ein Pech … Michael Schumacher (31) bis Runde 40 beim Großen Preisvon Frankreich auf Sieg-Kurs. Doch plötzlich wird sein Ferrari immer langsamer2 stotter, stotter! Erst überholt ihn Coulthard, dann Häkkinen (beide Mercedes).Und schließlich gibt der Zehnzylinder-Motor ganz seinen Geist auf 2 seufz! Einziggute Nachricht; In der WM-Wertung ist Schumi immer noch Erster. Warum Ver-folger Coulthard ihm den Stinkefinger zeigte 2 SPORT.(BILD vom 3.7.2000, Titelseite)

    (12) Wochenzeitung: DIE ZEITGabi Bauer zwinkert gern. Das Zwinkern kommt zuverlässig immer dann, wenn siemal eine etwas kompliziertere Geschichte anmoderieren muss. Nehmen wir an, esgeht um einen Kongress über Fragen der theoretischen Physik: Man darf darauf wet-

    17 Wobei die Schlagzeile sprachspielerisch mehrdeutig ist.

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  • 203P. Schlobinski, Inflektive und Inflektivkonstruktionen

    ten, dass Frau Bauer irgendetwas über ,des Pudels Kern‘ dichten wird, den schonGoethes Faust vergeblich suchte. Am Ende wird dann eine launische Bemerkungüber die Unverständlichkeit der Wissenschaft folgen, die uns 2 zwinker, zwinker 2signalisiert, dass wir uns nichts daraus machen müssen, wenn wir nichts kapieren […](DIE ZEIT 21, S. 43, vom 8.5.2000)

    Die Tatsache, dass das semiotische Potenzial bei der Verwendung des Inflek-tivs in andere Mediengattungen vererbt wird und die Textfunktionen erhaltenbleiben, scheint mir ein weiteres Argument dafür, dass in der Tat die Verwen-dung im Comic als Ausgangspunkt anzusehen ist.

    Eine extrem häufige Verwendung des Inflektivs findet sich in der Chat-kommunikation, im Besonderen im IRC.18 In (13) ist ein Beispiel gegeben, indenen die Inflektive (und Inflektivkonstruktionen) von mir fett gedruckt hervor-gehoben sind. Inflektive werden im IRC 2 wie andere sprachliche Ausdrücke(Abkürzungen, Onamatopoetica usw.) 2 durch Asterisken19 gekennzeichnet.

    (13) Chatkommunikation Zberlin1 *** Babsi ([email protected]) has joined Zberlin2 *THC+*huch* oma?3 *Lemmi+kass*--- guck nich so bloed4 *** Placebo sets mode: 1o Babsi5 * Babsi+naaaaaabend :)6 *THC+ moin babs :)7 *kass+lemmi *stoss*8 *oma de+ hallo THC und hai auch babsi :)9 *Gronf+ *kassauffress..schling*

    10 * Babsi+ ooooooomaaaaaaaa :))11 *kass+ lemmi 8btwzustoss*12 *Lemmi+ tach babsi, wie war die sonnenallee fete, biste mit mir13 zusammengestossen?14 *Gul Maki+ hoi babs15 *Gronf+ hi Babsilain :)16 * Babsi+ oma: war nix mit gestern :((((17 *kass+ gronf *kotz*18 *** Engelchen (˜[email protected]) has left Zberlin (Engelchen)19 * Babsi+ Hi Gronfi..biss ja auch da .)20 *** Hoogey has quit IRC (Connection reset by peer)21 *tooth+ ((22 *** toth ([email protected]) has left Zberlin (tooth)23 *THC+ oma ist mnemo schon wieder da oder noch? *grins*24 *kass+ oma *halloele*25 *Gronf+ kass: hey.. reiher nich, wenn ich dir fresse :)26 * Babsi+ lemmi: war kalt *bibber*

    Chatkommunikation erfolgt zwar in schriftlicher Form, weist aber viele Merk-male der gesprochenen Sprache auf und unterliegt aufgrund des Dialogcharak-ters Mustern der Gesprächsstrukturierung. In dem Chatkorpus aus (Runkehl/

    18 Internet Relay Chat.19 Haase et al. (1997, 77278) weisen für den Gebrauch von Asterisken darauf hin, dass

    „einige IRC-Benutzer versuchen, mit ASCII-Zeichen Gedankblasen [der Comics]darzustellen.“

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  • 204 ZGL 29.2001, 1922218

    Schlobinski/Siever 1998), das mittlerweile erweitert wurde, finden sich 574 In-flektive, wobei hier eine Reihe von Inflektiven mit Präfixen (beneid) und Verb-partikeln (zurueckgruess) vorkommen; vereinzelt finden sich Reduplikationen(kaufkaufkauf) und Kopulativkonstruktionen (knuddelknutsch). Am häufigstenfinden sich expressiv-emotive Inflektive (vgl. 14), die partiell analog zuAkronymen wie *g* und graphostilistischen Markern wie :-) gebraucht werdenkönnen.

    (14) grins > lach > gähn > knuddel > grummel > seufz

    Die zweite Hauptklasse, die dem Gebrauch des Inflektivs in der Chatkommu-nikation zugrunde liegt, sind Handlungsverben (geh, hüpf, compilier etc.), aberauch verba dicendi (denk, frag, überleg etc.) und verba sentiendi (träum, hör,horch etc.) finden sich relativ häufig. Die Inflektive sind einerseits 2 wie imComic 2 unmittelbare Repräsentationen von Handlungen, inneren Zuständenetc. (grins, bibber), haben andererseits assertive, expressive und regulative20

    Illokutionsfunktionen (knuddel).Dass in der Chatkommunikation der Gebrauch des Inflektivs so häufig

    zu beobachten ist, kann auch damit zusammenhängen, dass in computerba-sierten Spielen wie den MUDs21 der Gebrauch des Inflektivs als Programmier-befehl auftritt (15).

    (15) MUD-Kommunikation:lachDu kringelst Dich vor Lachen auf dem Boden.> Der Tee schluerfende Fizban denkt . o O ( Irgendwie hat er recht …)nickDu nickst.

    Hier sind die Verbstämme Befehle, die in der Folgezeile ausgeführt werden,wobei die Verbstämme direkt in eine Prädikation überführt werden. Es han-delt sich hier also um einen computerspezifischen Gebrauch von Verbstäm-men. Da die MUD-Kommunikation sich bereits 10 Jahre vor der Chatkom-munikation entwickelt hat, ist es durchaus denkbar, dass sich aus diesem Dis-kurs heraus der Gebrauch der Inflektive in der Chat-Kommunikation zumin-dest mitentwickelt hat.22

    In der Internetkommunikation ist der Gebrauch von Inflektiven zwarvorwiegend in der Chatkommunikation zu beobachten, es finden sich aberauch vereinzelte Belege in der E-Mail-Kommunikation, insbesondere bei jün-geren Kommunikationsteilnehmern. In (16) findet sich *schwitz* mit der fürIRC typischen Markierung in Asterisken, so dass es plausibel scheint anzuneh-men, dass der Gebrauch des Inflektivs hier 2 und ich vermute, dies gilt gene-

    20 Z. B. knuddel in phatischer Kommunikation.21 Multi User Dungeon.22 Programmierer von Avalon (einem der ältesten MUDs) sehen allerdings keinen Zu-

    sammenhang zwischen der Programmierung in MUDs und den Inflektiven (vgl.Runkehl/Schlobinski/Siever 1998, 108).

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  • 205P. Schlobinski, Inflektive und Inflektivkonstruktionen

    rell 2 von der Chatkommunikation auf die E-Mail-Kommunikation übertra-gen worden ist.23

    (16) Aus einer E-Mail einer 18jährigen SchülerinIch leide übrigens gerade ganz extrem, denn ich habe mir drei Fingerkuppen ver-brannt! Ich muss nämlich ein 10m mal 30cm Stahl-Rohr siebähnlich mit einemBohrer durchlöchern, damit es uns als Korntrocknung dienen kann*schwitz*- unddabei habe ich mir (typisch Silke) natürlich prompt die Flosse verbrannt!Jedenfalls habe ich auch noch ein ganzes Stück (ca. 9m) Arbeit vor mir-und werdemich deshalb nun wieder meinem Rohr zuwenden!

    Neben der Internetkommunikation ist der Inflektiv auch in einer anderen elek-tronisch basierten Kommunikationsform zu beobachten, der SMS24-Kommu-nikation (vgl. 17) im Mobilfunk. SMS-Mitteilungen sind kurze Textbotschaf-ten von maximal 160 Zeichen Länge, die zwischen einzelnen Handys, aberauch mit Mail-Accounts ausgetauscht werden können. SMS-Mitteilungen sindzwar E-Mails vergleichbar, aber keine ,echten‘ Mails, sondern vielmehr einspezieller Standard zum Austausch von Textbotschaften über das Funktelefon.Aber durch das Voranstellen einer Mailadresse wird SMS zum Mail-Protokolldes Internet kompatibel. Da das Handydisplay relativ klein und die Textlängestark begrenzt ist, wird der Inflektiv als kürzeste Form der Prädikation alseine geeignete sprachliche Kodierung spezifischer Inhalte genutzt.

    (17) SMS-Kommunikation25

    drueck

    Neben dem Vorkommen in textbasierten Kommunikationsformen, die in mehroder weniger starkem Maße mündliche Konzeptualisierungsmuster aufweisen,findet sich der Inflektiv auch in der gesprochenen Sprache (18), hier in derjugendlichen Kommunikation stärker als bei Erwachsenen.

    (18) Gesprochene AlltagsspracheB: … und denn (.) ist das überhaupt fürn typ jesus nennt der sich

    und so ich habe mich schlapp gelachtA: auaS: jetzt schön glitschI: mhmS: schlädder (.) da hab ich immer schiß bei.

    (Schlobinski/Kohl/Ludewigt 1993, 32)

    Das Wort glitsch ist abgeleitet von glitschen 5 schlittern und schlädder vermut-lich von norddeutsch schliddern 5 schlittern. Die Inflektive haben 2 in Analo-gie zur Textfunktion in den Comics 2 die Funktion, ein spezifisches erzähltes

    23 Interessanterweise finden sich bei erfahrenen Internetnutzern im ,normalen‘ Brief-verkehr wiederum Inflektive, wie zwei Belege zeigen, die mir Marijana Soldo freund-licherweise zur Verfügung gestellt hat: Auf einer Postkarte an sie steht geschrieben:„Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder *freu*“. Und in einem Brief findet sich dieBewertung „*fasel, red, …*“.

    24 Short Messaging Service.25 Ich danke Susanne Günther für den Beleg.

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  • 206 ZGL 29.2001, 1922218

    Ereignis zu ,bildlich‘ zu reproduzieren: Die Schülerinnen fahren mit einerAutorin im Wagen und die Straße ist sehr glatt, so dass der Wagen leichtwegrutscht. Das Ereignis des wegrutschenden Wagens als Teilereignis der nar-rativen Handlungskette wird durch den Gebrauch des Inflektivs wiedergege-ben und zugleich bewertet.

    Die Tatsache, dass der Gebrauch des Inflektivs nicht nur medienspezi-fischen Faktoren zu unterliegen scheint, sondern auch soziolinguistischen,nämlich dem Faktor (soziales) Alter, spiegelt sich wider in der an Jugendlichegerichteten Werbekampagne von Mac-Donalds, die im Rundfunk im Frühjahr2000 gestartet wurde und in der Inflektive verwendet wurden (vgl. 19).

    (19) Mac-Donalds-Werbung Frühjahr 2000 (Rundfunk)geifergierschleckschleck

    Neben den bisher behandelten einfachen Inflektiven, die in verschiedenen Me-diengattungen und in der gesprochenen Sprache vorkommen, finden sich syn-taktisch erweiterte Inflektive, die als Inflektivkonstruktionen im Folgendenuntersucht werden sollen.

    2. Inflektivkonstruktionen

    Inflektivkonstruktionen kommen primär in der Chatkommunikation vor26

    und sind somit mediengenrespezifisch restringiert. Sie sind dadurch gekenn-zeichnet, dass Argumente des Verbs und/oder Adjunkte wie die Verbpartikel,präfigiert‘ und dabei mehr oder weniger stark in die Inflektivform inkorpo-riert werden. Der Inflektiv steht also in Letztposition, von einigen Ausnahmenabgesehen (grinsbreit, knuddeldoll, knuddelnochdoller, winkwild, sunny herzlichbegrüß im zw.), die anderen Satzteile bleiben im Vergleich zum Hauptsatz to-pologisch konstant. Die Inflektivkonstruktion folgt damit dem Distributions-schema finiter und infiniter Verben im deutschen Kernsatz und dem ,VerbSecond Constraint‘: „Finite verbs in root clauses appear in the top-most headof the clause.“ (Lasser 1997, 23) Der Inflektiv besetzt genau die Infinitposi-tion, so dass das Distributionsschema im Aussagesatz (vgl. 20) für Flektiv-und Inflektivkonstruktionen gilt.

    (20) [(XP) [C¤ [([1FIN]) [DP ([-FIN])]VP ]C8]CP(a) Ich decke den Tisch.(b) Ich habe den Tisch gedeckt.(c) Ich muss den Tisch decken.(d) Den Tisch decken!(e) den tisch deck

    26 Die folgenden Analysen basieren auf dem Chatkorpus (s. o.), in dem 244 Inflektiv-konstruktionen gefunden wurden.

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  • 207P. Schlobinski, Inflektive und Inflektivkonstruktionen

    CP

    (XP)

    Ich muß den Tisch decken

    den Tisch deck(en)Ich decke den Tisch

    C‘

    ([+FIN]) VP

    DP ([-FIN])

    Wie Lasser (1997, 72) zeigt, gilt für die ,Wurzelinfinitive‘, dass alle Satzele-mente in der Basisposition bleiben, Linksherausstellungen sind nicht bzw. nurbegrenzt möglich:

    (21)(a) Ich den Tisch decken?(b) *Den Tisch ich decken?

    Das Gleiche gilt für Inflektivkonstruktionen. In einer Konstruktion wie PeterPetra lieb(en) kann Petra nur als Objekt und niemals als Subjektaktant inter-pretiert werden. Dies kann im Rahmen von GB rein syntaktisch erklärt wer-den (vgl. hierzu auch Baker 1988, 81 ff.), da nur im Falle der inkorporiertenObjekt-NP ein korrektes C-command vorliegt. Eine Subjektinkorporation(vgl. 219a) ist deshalb nicht möglich, weil das Empty Category Principle ver-letzt ist, nachdem auch Spuren (t für trace) korrekt regiert sein müssen. Dadas Antezedens außerhalb der maximalen Projektion (VP) liegt und somit tinicht von der VP dominiert wird, ist die Spur nicht von N c-kommandiert.Bei Objektinkorporation (219b) hingegen wird das ECP nicht verletzt.

    (219)S

    NP VP

    NPVP

    N N V N

    (a) *ti Peteri lieb(en) Petra(b) Peter Petrai lieb(en) ti

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  • 208 ZGL 29.2001, 1922218

    Im Gegensatz zu Wurzelinfinitiven jedoch ist in Inflektivkonstruktionen das,Subjekt‘ niemals overt, sondern die Sprecherrolle27 ist als Default voreinge-stellt:

    (22) *Xanti+ rbw, *am boden liegen seh*Ich (Xanti) sehe rbw am Boden liegen.

    (23) *[marcel]+ aah..ich habe es wieder geschafft..wieder jemand der denkt ichsei lieb :) *guterschauspielersei*Ich (Marcel) bin ein guter Schauspieler.

    Der Aktant, der als Subjekt in Frage kommt, ist der in der Chatkommunika-tion voreingestellte Sprecher bzw. dessen Pseudonym (in 22 und 23 Xanti und[marcel]), das automatisch bei Eingabe des Textes generiert und in vielenChats formal markiert ist wie im IRC durch spitze Klammern. Hinsichtlichder Subjektrealisierung weist die Inflektivkonstruktion einen primären Termauf, der als verbexternes und aus dem Kotext erschliessbares Subjekt im Ver-gleich zur Subjektrealisierung anderer Konstruktionen analysiert werden kann(vgl. auch Tab. 4). Aus der egozentrischen Perspektive des Sprechers und we-gen der für alle Teilnehmer voreingestellten und somit eindeutig identifizierba-ren Sprecherrolle muss diese nicht formal markiert bzw. realisiert werden. Esist an dieser Stelle sinnvoll, die mit der Sprecherrolle verbundene Funktionabstrakt als primären Term zu sehen und nicht als Subjekt zu definieren, daformal gesehen keine Nomen-Verb-Kongruenz vorliegt. Im unmarkierten Fallfungiert die Sprecherrolle als Operand der Inflektivkonstruktion als einstelli-gem Prädikat.28 Beispiel (25 f., s. u.) zeigt, dass auch eine Impersonalkon-struktion möglich ist, in der ein Null-Term angesetzt werden kann.

    Tabelle 4: Morphosyntaktische Dimensionen der Verbierung

    morpho- verbal Subjektaktant/logisch finit primärer Term

    Er schneidet Grimassen. 1 1 extern / overtSchneidet Grimassen! semifinit 1 verbintern*Grimassen schneid* 2 1 extern / KotextNicht Grimassen schneiden! 2 1 präsupponiert… während er Grimassen schneidet. 1 1 extern… um Grimassen zu schneiden. 2 1 KontrolleGrimassen schneidend … 2 1/2 Kontrolledas Schneiden von Grimassen 2 2 2das Grimassenschneiden 2 2 2

    27 Obwohl von der Schreiberrolle auszugehen wäre, spreche ich im Folgenden wegender konzeptuellen Mündlichkeit der Chatkommunikation weiterhin von der Spre-cherrolle (vgl. hierzu im Einzelnen Runkehl/Schlobinski/Siever 1998, 75 ff.).

    28 Siehe hierzu grundsätzlich Shaumyan (1987, 110 ff.).

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  • 209P. Schlobinski, Inflektive und Inflektivkonstruktionen

    Bezüglich der Form des verbalen Prädikats ließe sich die Hypothese aufstellen,dass eine Kongruenzrelation zwischen der Sprecherrolle als syntaktisches Sub-jekt und einer finiten Form des Prädikats bestehe, da hier eine Übertragungdes Schwaausfalls in der gesprochenen Sprache auf die geschriebene Spracheinsofern bestehe, als das e als Marker des 1. Person Singular getilgt ist; Run-kehl/Schlobinski/Siever (1998, 102) konnten feststellen, dass in der Chatkom-munikation 30 % der e-Marker getilgt sind. Es handle sich bei einer Form wieseh also nicht um einen Inflektiv, sondern um die reduzierte Form von (Ich)sehe. Ein weiteres Argument für Finitheit wäre, dass niemals die Form woll,stattdessen immer die Form will realisiert wird (24).

    (24)(a) fotosehenwill(b) SuperPutze: *---- dann dort HighSchool besuch3en will29(c) auf JELLYS schoss huepft un SCHOKOLADEEEE will

    In Bezug auf woll(en) ist festzustellen, dass zunächst rein formal-strukturellgesehen woll als Verbstamm angesetzt werden kann; aber unter diachronerPerspektive liegt eine besondere Verbalbildung vor, die sich im heutigen Fle-xionsparadigma widerspiegelt (singularische versus pluralische Indikativfor-men), und unter synchroner Perspektive ist will als Stamm anzusetzen, da wollnicht produktiv ist, aber will (bzw. Wille), wie Wortbildungsprozesse zeigen.30

    Gegen die Hypothese der Finitheit des Verbs spricht ferner die Tatsache, dass,wenn das Subjekt in Verbzweitsätzen als 1. Person realisiert ist, entsprechendefinite Formen vorliegen, ohne dass getilgt wird, und zwar in 70 % der Fälle.Desweiteren würde man beim Gebrauch des Kopulaverbs sein die suppletiveForm bin erwarten; diese findet sich jedoch kaum, stattdessen die Form seiwie in (25) oder 2 in den wenigen Fällen, in denen eine finite Verb-Letzt-Konstruktion vorliegt 2 die 3. Person Singular (vgl. 26).

    (25)(a) angewiedertsei(b) away sei(c) besorgt sei(d) heute-ungeschickt-sei(e) neugierigsei(f) schonoksei31

    (g) überasch sei

    (26)(a) SuperPutze: *----bald in den USA is(b) MagesDrache: imma nich daaaaa is

    29 Die deiktische Verortung mit dem ikonischen Zeichen *---- lässt auch eine Analyseder finiten Form als die der 3. Person Singular zu.

    30 So würde man willenhalber, entwilligen, willifizieren, willsam bilden.31 Im Sinne von (es) ist schon ok.

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  • 210 ZGL 29.2001, 1922218

    Neben den morphologischen Aspekten sind es weitere syntaktische (und se-mantische) Eigenschaften, die nahelegen, dass die besprochenen Konstruktio-nen den Inflektiv als Basis haben und als eigenständige Konstruktionen zuanalysieren sind.

    Die Adressatenrolle ist in Inflektivkonstruktionen mit einem entsprechen-den Verbszenario optional (vgl. 27):

    (27) dich ganzdollknuddel vs. ganzdollknuddel

    Hierbei ist zu unterscheiden, ob der Adressat in die Konstruktion integriertist wie in (27) oder ob der Adressat zu Beginn des Redezuges und außerhalbder durch Asterisken markierten Konstruktion steht wie in (22). Wenn dieAdressatenrolle inkorporiert ist, dann meistens als Pseudonym in der Funk-tion des syntaktischen Objektes, es liegt also die Struktur [NAME1Inflektiv]vor. In der Chatkommunikation hat die Adressierung eine wichtige Funktionim Hinblick auf die Redeorganisation und ist positionell festgelegt, und zwarturninitial oder auch final (vgl. im Einzelnen Runkehl/Schlobinski/Siever 1998,90 ff.).

    Einen besonderen Stellenwert innerhalb der Inflektivkonstruktion stelltdas Phänomen der Inkorporation32 dar. Im Deutschen ist die präverbale Posi-tion für Inkorporierungsprozesse entscheidend, denn das ,Verb-Second Con-straint‘ (s. o.) gilt nur für finite Verben, infinite Verben bleiben in ihrer Basis-position in der VP und infinite wie inflektive Formen stehen rechts eines jeden(nicht-extraponierten) Objekts, man vgl. er fährt mit dem Rad 2 Rad fahren2 Radfahrer etc. sowie den Übergang zur Präfigierung von Verbpartikeln wiein zurueckknuddeln 2 ich knuddel dich zurück. In der Äusserung ,Smuline:dichknuddel“ bildet knuddel ein zweistelliges Prädikat mit dem sekundärenTerm dich und dichknuddel ein einstelliges Prädikat mit Smuline als primärenTerm (vgl. Shaumyan 1987, 103 f.). Interessant ist nun, dass der Grad derInkorporierung formal markiert ist durch Zusammenschreibung, wobei sichunterschiedliche Schreibweisen finden (vgl. Bsp. oben sowie (28232).

    (28) rotwerd(29) gespanntguck(30) traurig guck(31) andieChannelwandtrommel(32) MD mit vvvvvvviiiiiiiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeeeelllllllllllllllllllll Schokolade

    fütter

    Der Grad der formalen Inkorporierung hängt von verschiedenen Faktoren ab.Ein Faktor ist die Länge der Inflektivkonstruktionen. Hierfür habe ich dieLänge der Inflektivkonstruktionen sowie der inkorporierten Teile als Anzahlder Buchstaben ausgezählt. Zunächst lässt sich feststellen, dass die Inflektiv-

    32 Zum Begriff Inkorporation vgl. Gerdts (1998, 84), zu Inkorporationsprozessen imDeutschen siehe Wurzel (1994) und Gallmann (1999, 283 ff.).

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  • 211P. Schlobinski, Inflektive und Inflektivkonstruktionen

    konstruktionen desto häufiger vorkommen, je kürzer die inkorporierten Ele-mente sind. Zudem gilt, dass die Inflektivkonstruktionen eher zusammenge-schrieben werden, je kürzer die inkorporierten Teile sind. Ich möchte dies inAnalogie zu Hierarchien in der Phonologie als ,Schwerehierarchie‘ begreifen,da mit der Anzahl der Buchstaben die ,Schwere‘ der Konstruktion steigt:

    Schwerehierarchie:A) Je kürzer die inkorporierten Teile, desto wahrscheinlicher tritt die In-

    flektivkonstruktion auf.B) Je leichter eine Inflektivkonstruktion im Hinblick auf die Schreibform

    ist, desto wahrscheinlicher wird sie zusammengeschrieben. Anders for-muliert: Je kürzer, desto eher formal inkorporiert.

    Wie Tab. 5 und 6 zu entnehmen ist, zeigt sich zum einen, dass ausgehend vonder Länge L 5 7 bis zu L 5 14 Buchstaben bereits 50 % aller zusammenge-schriebenen Inflektivkonstruktionen in diesem Intervall liegen (vgl. Abb. 5),die Hälfte aller Inflektivkonstruktionen also relativ kurz sind. Zum zweitenzeigt sich (vgl. Tab. 6), dass die kurz geschriebenen Formen (7 bis 8 Buchsta-ben) zu 90 % zusammengeschrieben werden und dass dieser Wert mit zuneh-mender Länge abnimmt, ein paralleler Trend zeigt sich bei der Länge der in-korporierten Teile. Dies entspricht den Erwartungen im Hinblick auf dieSchreibkonventionen im Deutschen, denn in Bezug auf Inkorporationspro-zesse finden sich Getrenntschreibungen vor allem bei längeren Wortformen(Gallman 1999, 300).

    Allerdings gibt es eine Ausnahme: Extrem lange Inflektivkonstruktionen(L > 28) werden wieder stärker zusammengeschrieben (vgl. Tab. 6). Im Kor-

    Tabelle 5: Kumulative Häufigkeitsfunktion F(x) der Inflektivkonstruktionen in Abhän-gigkeit von der Länge (Anzahl der Buchstaben)33

    33 Die Klassenbildung erfolgt aufgrund der ungleichmäßigen Belegdichte unsymme-trisch, sodass ein Intervall 15217 sowie > 28 gewählt wurde.

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  • 212 ZGL 29.2001, 1922218

    Tabelle 6: Prozentualer Anteil der zusammengeschriebenen Inflektivkonstruktionen inAbhängigkeit von der Länge (Anzahl der Buchstaben)

    pus zeigt sich, dass die längsten Vorkommen vollständig zusammengeschrie-ben werden (vgl. 33245).

    (33) umknuddelundiwederaufhebunddanngleichwiederumknuddelunddannwiederaufhebunddenstaubvondenklamottenfeg

    (34) dichmalspontaauchsoumknuddelweilichdichfurchtbarliebhabentu(35) malsoebenmalindierundegähnentuumauchmalwaszusagen

    Syntaktisch gesehen liegen hier Koordinationen sowie dem Inflektiv nachge-stellte kausal eingeleitete Subordination und erweiterter Infinitiv vor.34

    Warum diese (und andere längere) Konstruktionen zusammengeschriebenwerden, kann nicht endgültig geklärt werden. Ich vermute, dass es sich indiesen Fällen um eine graphostilistische Markierung handelt, durch die dieAussage besonders hervorgehoben wird. Oder es hängt mit dem Prozess desEintippens und der möglichst schnellen und somit zeitsparenden Eingabe desGemeinten zusammen.

    Ein weiterer Faktor, der den Grad der Inkorporation bestimmt, ist syn-taktisch-semantischer Natur. Zum einen stellen verbbezogene Adverbiale inder Form von Adjektiven den größten Anteil an Inkorporierungen dar, wobeidiese zu 93 % zusammengeschrieben werden.35 Hier wird die Schnittstelle zurPräfigierung von Verbpartikeln deutlich: adjektivische Modifikatoren (riesig-freu, megafreu, superfreu, frechguck, gespanntguck, liebguck etc.) verhalten sichmorphosyntaktisch genau wie Verbpartikeln und sind in den Inflektiv relativstark integriert, weshalb sie in der Regel zusammengeschrieben werden. Er-

    34 Nebensätze und erweiterte Infinitive stehen immer postinflektival und nicht derKonstruktion vorangestellt.

    35 Hier besteht eine Interaktion zur Länge der Konstruktion, da die inkorporiertenAdjektive in der Regel kurz sind.

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  • 213P. Schlobinski, Inflektive und Inflektivkonstruktionen

    gänzungen, insbesondere Nominale bzw. NPs als direkte Objekte, werden nurzu 59 % zusammengeschrieben und Satzadverbiale nur zu 31 %. Es besteht alsoein Zusammenhang zwischen der semantischen Bindung und dem Verb: verbaleModifikatoren werden stärker formal integriert als valenzgebundene Argu-mente und diese wiederum stärker als propositionsbezogene Adjunkte. DieserZusammenhang lässt sich als eine Hierarchie der Verbbezogenheit begreifen:

    Hierarchie der VerbbezogenheitJe verbzentrierter, desto eher und stärker inkorporiert.

    Ein weiterer Faktor, der mit den zuvor genannten Hierarchien interagiert, istder der Komplexität der inkorporierten Teile. Die Analyse zeigt, das Inkorpo-rationen mit einem Einzelwort zu 65 % zusammengeschrieben werden, mit ei-ner Wortgruppe hingegen nur zu 32 %, wobei Inkorporationen mit Nominal-gruppen häufiger zusammengeschrieben werden als jene mit Präpositional-gruppen, letztere nur zu 27 %. Bei den Präpositionalgruppen ist weiterhin zudifferenzieren, ob diese allein inkorporiert wird oder mit weiteren Elementenhinzutreten. Im letzteren Fall steigt die Tendenz zur Getrenntschreibung (insei-tepieks 2 schnell zu dir renn). Es lässt sich zusammenfassend eine Komplexi-tätshierarchie formulieren:

    KomplexitätshierarchieJe weniger komplex, desto eher und stärker inkorporiert.

    Die Tatsache, dass Präpositionalgruppen weniger stark inkorporiert sind alsweniger komplexe Phrasen (wie NPs) spiegelt sich darin wider, dass in Inflek-tivkonstruktionen bestimmte Rechtsherausstellungen vorkommen und dassdiese in der Regel die Form einer PP haben (vgl. 36238).

    (36) blass werden vor Neid(37) sunny herzlich begruess im zw.(38) undmalsoundsofragausneugier

    Präpositionalphrasen als komplexere und längere Ausdrücke werden nicht nureher getrennt geschrieben, sondern sind zudem topologisch beweglicher. Ausden bisher formulierten Hierarchien läßt sich ein Grundprinzip hinsichtlichder Inkorporation bei Inflektivkonstruktionen zusammenfassen:

    Präferenzprinzip zur Inkorporation bei InflektivkonstruktionenKurze verbbezogene Adverbiale (frechguck) werden präferiert und amstärksten inkorporiert, längere und komplexere Strukturen sind hingegenweniger präferiert und schwächer inkorporiert. (Ausnahme: extrem langeund komplexere Inflektivkonstruktionen)

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  • 214 ZGL 29.2001, 1922218

    Mit der syntaktischen Ausweitung des Inflektivs zu Inflektivkonstruktionenist auch eine funktional-pragmatische Ausweitung verbunden. Indem mehr In-formationen in der Inflektivkonstruktion ausgedrückt und die Propositionen,satzähnlicher‘ kodiert sind, insofern als Prädikate und Terme realisiert sind,werden spezifischere Informationen gegeben, die den Interpretationsspielraumeinschränken und die im Prinzip partiell das leisten, was zuvor die Bildinfor-mation im Comic geleistet hat. Das Mehr an sprachlicher Information führtzur Reduktion von Interpretationsmöglichkeiten. Wenn in einer Äußerung wiewarriorknuddel zwei Terme, nämlich die voreingestellte Sprecherrolle und dieAdressatenrolle spezifiziert sind, so sind die Möglichkeiten der Interpretationgegenüber singulärem knuddel geringer; wenn allerdings eine Bildinformationden Protagonisten und Adressaten der Handlung zeigt, so sind im Beispielsprachliche und bildliche Kodierung äquivalent. Mit dem Mehr an Versprach-lichung wird einerseits korrelativ das Potenzial zur Ablösung von der Darstel-lungsfunktion im Comic freigesetzt (s. 39), andererseits wird somit das illoku-tionäre Potenzial erhöht, so dass potenziell andere und mehr illokutionäreFunktionen (s. auch Tab. 7) entstehen können, wobei regulative Illokutionenin phatischer Funktion besonders häufig sind. Es lässt sich so auch erklären,warum der reine Inflektiv sei nicht besteht, denn die Form ist semantisch-pragmatisch unterspezifiziert, während demgegenüber spezifizierte Inflektiv-konstruktionen wie in (25) in expressiver und assertiver Illokution vorkom-men, das Gleiche gilt für werd (rotwerd, sentimalwerd).

    Ferner zeigt sich im deskriptiv-fiktionalen Diskurs (39), in dem in Formeines Spiels eine gemeinsame Geschichte kreiert wird, dass hier die Inflektiv-konstruktionen primär assertive Funktionen haben, wobei das grammatischePotenzial der Inflektive relativ stark genutzt wird und interessanterweise In-korporationen formal kaum markiert sind.

    (39) fiktionaler Diskurs (Chatkommunikation)Nobse: zum See sprintKITE: hinter Nobse herspringNobse: in den See springMagesDrache: iiiiiiihhhh MANTI vor dem schleim rett ;))KITE: wild mit nobse plansch

    Tabelle 7: Inflektivkonstruktionen und Illokutionen

    ILLOKUTION DARSTELLUNGS- BEISPIELMODUS

    expressiv emotiv traurig guck

    regulativ phatisch viperknuddelvolitiv fotosehenwill

    assertiv deskriptiv guterschauspielerseinarrativ Kite unter Wassertunkevaluativ schonoksei

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  • 215P. Schlobinski, Inflektive und Inflektivkonstruktionen

    Nobse: mit den Schultern zu elise zuckNobse: Kite unter Wasser tunkKITE: japs und wasser schluck

    Dass Inflektivkonstruktionen die narrative Ereigniskette wie in (39) abbilden,ist allerdings die Ausnahme. Vielmehr werden Inflektive eher in den überHauptsequenzen gebildeten Diskurs eingeblendet. Diese eingebetteten Neben-sequenzen weisen in Teilen Funktionen auf, wie sie Labov für Evaluationenbeschrieben hat: Der Sprecher kann „sich dem Zuhörer zuwenden und ihmmitteilen, was der Kernpunkt ist“ (Labov 1980, 304), er kann seine und andereÄußerungen (subjektiv) bewerten.

    3. Perspektiven

    Das von mir behandelte Phänomen steht sicherlich nicht im Zentrum derSyntax der deutschen Sprache und der Schnittstelle Syntax/Wortbildung.Inflektive sind indes nicht völlig marginal und auf eine Mediengattung,nämlich den Comic, reduziert, sondern haben den Sprung in andere Medien-gattungen und in das sprachliche Register Jugendlicher vollzogen, wobeiteilweise das Inflektiven inhärente grammatische Potenzial expliziert wirdmit der Folge, dass Inflektivkonstruktionen entstehen. Verbunden ist damiteine Emanzipation von der Text-Bild-Konstellation sowie eine Entfaltungvom ursprünglich ikonischen Gebrauch hin zu ausdifferenzierten Illokutio-nen, und die Inflektivkonstruktionen finden sich folglich in einer vom Bildlosgelösten Mediengattung, der Chatkommunikation. Die syntaktischeStrukturierung folgt den Regularitäten der Verbalphrase und Satzsyntax imDeutschen. Inflektivkonstruktionen sind Phrasen mit einem Inflektiv alsKern, die sich über Partikelverben und adjektivische Modifikatoren in ihrerKomplexität ausgeweitet haben. Allerdings bleibt noch eine Reihe von Fra-gen offen. Zunächst wäre zu prüfen, ob in früheren Comics wie Krazy KatVerbstämme gebraucht werden und ob in deutschen Bildergeschichten wiedie von Wilhelm Busch sich Inflektive nachweisen lassen. Generell fehlt einediachrone korpusbasierte Analyse, um die Frage letztlich zu klären, ob undinwieweit der Inflektiv als Wortform vor dem 20. Jahrhundert auftaucht.Im Hinblick auf das Gegenwartsdeutsch ist es meiner Meinung nach interes-sant und notwendig, die Vorkommen des Inflektivs in der gesprochenenSprache systematisch versuchen zu dokumentieren und zu analysieren, indiesem Zusammenhang scheint es mir auch sinnvoll, Erst- und Zweitsprach-erwerbsdaten in die Analyse zu integrieren.

    Über die enge sprachenspezifische Analyse hinaus wären sprachtypolo-gisch vergleichende Studien interessant, in der Chatkommunikation zeigt sich,dass Inflektive und Inflektivkonstruktionen auch in anderen Sprachen vor-kommen (vgl. 40 und 41).

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  • 216 ZGL 29.2001, 1922218

    (40) Niederländisch (Holland-Chat 5)36

    (a) proest (prust)(b) aanvannachtdenk (anheutenachtdenk)(c) truiaanheb (pulloveranhab)

    (41) Serbisch (Hentschel 1998, Gliederungspunkt 3.2.3)*Cili–Vili+ *tes* *tes*(von tesiti ,trösten, beruhigen‘ mit tes als Stamm und -iti als Infinitiv-suffix)

    Etwas anders stellt sich die Situation offensichtlich im schwedischen Chat dar,wie mir Christiane Pankow von der Göteborg Universitet gemailt hat:

    *bryr mir jättemycket* (bemühe/sorge mich sehr viel) Verb, 3. Pers. in V1-Stellung(mir ist nur diese Position aufgefallen) oder: *hata sin sparc’s mjukvaru styrdafloppy eject* (hassen seinen Sparcs software gesteuerten floppy eject), *titta beun-drande* (gucken bewundernd), also V1 im Infinitiv, auch: *fniss* (kicher). Verb-stamm ohne Konjugationsendung ist eher seltener und meistens für einzelne Ver-ben. Die *Sequenzen, werden bei den schwedischen Usern oft auch als Kommen-tare, Beschreibung von Situationen benutzt, z. B. *steka och dona* (braten undwerkeln/beschäftigen).

    Im Russischen gibt es gesprochensprachlich spezielle Konstruktionen (vgl. 42).Bei diesen in der Umgangssprache vorkommenden Konstruktionen, die imExklamativmodus stehen und das Prädikat fokussieren und die typischerweisemit einer einleitenden Konjunktion (a) oder einem Diskursdeiktikon (tut) undin SPO-Stellung realisiert sind, scheint es sich um stilistisch markierte Inflek-tivkonstruktionen zu handeln.

    (42) RussischA on pryg i operedi-l wse-kh!Und er spring und überhol-PFCT:PRT.MASK alle-ACCEr aber sprang und überholte alle.(pryg-at ,spring-Infinitiv)37

    Da Chats in zahlreichen Sprachen ohne Probleme zugänglich und Micky-Maus-Comics in viele Sprachen übersetzt worden sind, liegen somit zwei Mediengat-tungen vor, die sich für eine vergleichende Analyse besonders eignen. Erst aufder Folie sprachvergleichender und historischer Untersuchungen läßt sich end-gültig klären, welchen Status der Inflektiv im Deutschen und in anderen Spra-chen hat.

    4. Literatur

    Adelung, Johann Christoph (1971 a, b). Umständliches Lehrgebäude der Deutschen Spra-che, zur Erläuterung der Deutschen Sprachlehre für Schulen. Band I und II. Hildes-heim. [Reprographischer Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1782]

    36 Ich danke Olaf Krause für die Belege.37 Ich danke Larissa Chtchipitsina für diesen und andere Belege und die Diskussion

    derselben.

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  • 217P. Schlobinski, Inflektive und Inflektivkonstruktionen

    Androutsopoulos, Jannis (1998). Deutsche Jugendsprache 2 Untersuchungen zu ihrenStrukturen und Funktionen. Frankfurt am Main.

    Baker, Mark C. (1988). Incorporation: A Theory of Grammatical Function Changing.Chicago.

    Beißwenger, Michael (2000). Kommunikation in virtuellen Welten: Sprache, Text undWirklichkeit. Eine Untersuchung zur Konzeptionalität von Kommunikationsvollzügenund zur textuellen Konstruktion von Welt in synchroner Internet-Kommunikation,exemplifiziert am Beispiel eines Webchats. Stuttgart.

    Dolle-Weinkauf, Bernd (1990). Comics. Geschichte einer populären Literaturform inDeutschland seit 1945. Weinheim/Basel.

    Fries, Norbert (1983). Syntaktische und semantische Studien zum frei verwendeten Infini-tiv und zu verwandten Erscheinungen im Deutschen. Tübingen. (5 Studien zur deut-schen Grammatik 21)

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    Hentschel, Elke und Harald Weydt (1994). Handbuch der deutschen Grammatik. Berlin.Kleiber, Stefan (1997). „Fanzines. Eine der letzten Alternativen.“ In: Fanzines. Wissen-

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    „Werner, Wer sonst?“; 4/41985 „Werner, Eiskalt!“; 5/21987 „Werner, normal ja!“; 6/111998 „Werner, Besser ist das!“; 7/31992, „Werner, Ouhauerha!“; 8/31994 „Werner,wer bremst hat Angst!“; 9/11996 „Werner, Na also!“; 10/11998 „Werner, Exgum-mibur!“.

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  • 218 ZGL 29.2001, 1922218

    Wurzel, Ulrich (1994). „Inkorporierung und >Wortigkeit< im Deutschen.“ In: NaturalMorphology: Perspectives for the Nineties. Hg. von L. Tonneli und W. U. Dressler.Wien, S. 1092125.

    Adresse des Verfassers:Prof. Dr. Peter Schlobinski, Seminar für deutsche Literatur und Sprache, KönigswortherPlatz 1, Universität 30167 Hannover.

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