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4 Einmaliges Projekt: [email protected] 12 Kinder-Uni: Was ist Jazz? 2-10 LaVoce 6 Tradition und Experiment: Tage Aktueller Musik 2010 Holzblasinstrumente: Frischer Wind

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4 Einmaliges Projekt: [email protected]

12 Kinder-Uni: Was ist Jazz?

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LaVoce

6 Tradition und Experiment: Tage Aktueller Musik 2010

Holzblasinstrumente:Frischer Wind

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Liebe Leserinnen und Leser,

Musik ist bekanntlich ei-ne Zeitkunst und wir

als Musiker sind somit Experten für Zeitver-läufe und Zeitgefühl – und doch überrascht es mich, dass seit meinem Amtsantritt an der Hochschule für Musik Nürnberg bereits ein ganzes Jahr vergangen sein soll. Einige der Leitlinien, die das letzte Studienjahr bestimmt haben, möchte ich für Sie skizzieren: Da war die ungeheure Herausforderung einer musik-hochschulgerechten Bologna-Reform, der sich die Hochschule in ihrer ganzen Breite und quer durch alle Mitgliedergruppen gestellt hat. Wir haben diese Reform nach nur 12 Mona-ten (!) mit der Entwicklung von sämtlichen Bachelor- und den meisten Masterstudiengän-gen zu einem wichtigen Zwischenergebnis geführt. Da war die personelle Ergänzung und Erneuerung unseres Verwaltungspersonals – wir haben Aufgaben und Geschäftsbereiche neu definiert und neu verteilt und in diesem Zusammenhang eine ganze Reihe neuer Mit-arbeiterinnen und Mitarbeiter bei uns am Hause begrüßen dürfen. Und da war, last but not least, eine sich stetig steigernde Wahr-nehmbarkeit unserer Hochschule in der Stadt und in der Metropolregion Nürnberg, die in vielen Presseberichten, bei Einladungen und in persönlichen Gesprächen spürbar geworden ist. Darüber freue ich mich sehr. Ich hoffe, die vorliegende Ausgabe von La Voce wird wei-ter dazu beitragen, die Öffentlichkeit, die uns trägt und in deren Auftrag wir tätig sind, über unsere Projekte und Anliegen zu informieren. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine anre-gende Lektüre und grüße Sie herzlich,

Ihr Martin Ullrich

Editorial

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2010

Inhalt

Herausgeber: Der Präsident der Hochschule für Musik Nürnberg · Veilhofstraße 34 90489 Nürnberg · Tel. 0911/231-14428 · [email protected]

Redaktion: Franziska Knogl, Renate Reitinger (verantwortlich), Martin Ullrich

Mitarbeit: Volker Blumenthaler, Anne-Cathérine Heinzmann, Dr. Vivienne Olive, Günter Priesner, Jeremias Schwarzer, Günter Voit

Fotos: Sören Balendat, Frank Bloedhorn, Volker Blumenthaler, Gudrun Mitterhauser, Ludwig Olah

Gestaltung: mey-agentur.de

Druck: Druckerei Osterchrist, Nürnberg

Erscheinungsweise: zwei Mal im Jahr

Auflage: 1.500

Die mit Namen gekennzeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers oder der Redaktion wieder und erscheinen in Verantwortung der Autorin bzw. des Autors. Die Redaktion behält sich vor, Artikel und Zuschriften zu veröffentlichen und zu kürzen. Der Nachdruck, auch auszugsweise, bedarf der schrift-lichen Genehmigung.

3 Mit neuem Corporate Design an die Öffentlichkeit

4 [email protected]

6 Zwischen Tradition und Experiment: Tage Aktueller Musik 2010

8 Frischer Wind am Puls der Zeit: Holzblasinstrumente

10 Im Interview: Prof. Bence Bogányi und Prof. Clara Dent-Bogányi

11 Auf ins erste Bologna-Jahr: Immatrikulationsfeier

Kooperationsvertrag mit dem Germanischen Nationalmuseum

12 Kinder-Uni: Was ist Jazz?

13 Zum ersten Mal: Absolventenfeier

Erfolgreich im Wettbewerb

14 Verabschiedungen

16 Bücher und CDs

Impressum

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Seit 1. Juli 2010 ist Franziska Knogl als neue Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Amt. Die gebürtige Deggendorferin studierte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürn-berg Germanistik, Italoromanistik und Politische Wissenschaften. Nach mehrjähriger Mitarbeit bei der Organisation und Durchfüh-rung der Masterclasses for Young Orchestra Musicians in Ferrara (Italien) war sie am dortigen Stadttheater als Assistentin des Künstlerischen Leiters der Konzertreihe Ferrara Musica tätig. Im Rahmen dieser Anstellung übernahm sie einen Teil der persön-lichen Korrespondenz und Projektorganisation für Claudio Abba-do. Als Renato Palumbo zum Generalmusikdirektor der Deut-schen Oper Berlin ernannt wurde, kam sie als seine Persönliche Referentin und Konzertdramaturgin mit an dieses Haus. Neben verschiedenen organisatorischen Aufgaben lagen die redaktio-

nelle und inhaltliche Umsetzung aller Konzert-programmhefte, Orchesterbroschüren und Wer-bemittel für Konzerte in ihrer Verantwortung. Zwei Opernlibretti wurden in dieser Zeit von ihr neu übersetzt und veröffentlicht. 2006 folgte ei-ne Anstellung im künstlerischen Betriebsbüro am Opernhaus Zürich. Bis zu ihrem Wechsel nach Nürnberg übernahm sie dort verschiedene Auf-gaben im Bereich der Disposition und betreute das Kinderprojekt Opera Viva.

Bei Anliegen, Anregungen und Fragen bezüglich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit kontaktieren Sie die Referentin bitte unter: [email protected], Tel. 0911/231-14672, Zimmer 6

Als symbolischen Akt des Neustarts enthüllte Prof. Martin Ullrich im Beisein der Presse am ersten Vorlesungstag die Tafel mit dem neuen Logo am Haupteingang. Das neue Corporate Design mit dem auffälligen Rotton als Grundfarbe soll zur besseren Wahrnehmung der Hochschule in der Öffentlichkeit beitragen. Aufgrund der neuen Einheitlichkeit steigert sich der Wiedererkennungswert aller Hochschulpu-blikationen. Notenblöcke im neuen Corporate De-sign, Anstecknadeln und Bleistifte mit Hochschullo-go können ab sofort bei Frau Schönleben (Zimmer 201) zum Selbstkostenpreis erworben werden. FK

Mit neuem Corporate Design an die ÖffentlichkeitStarker Auftritt für die neuen Hochschuldrucksachen

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Ließen die Hülle fallen:

Präsident Prof. Martin Ullrich

und Vizepräsidentin Prof. Dr.

Renate Reitinger

Pünktlich zu Semesterbeginn war es vollbracht: Die Umsetzung des neuen Corporate Designs. Alle Drucksachen, angefangen vom Vorlesungsverzeich-nis über den Veranstaltungsflyer bis hin zu den Konzertplakaten, wurden unter den Aspekten der Vereinheitlichung und Abstimmung auf das neue Hochschullogo komplett überarbeitet. Die Hochschule für Musik Nürnberg tritt nun mit einem zeitgemäßen, in sich geschlossenen und professionellen Erscheinungsbild an die Öffentlichkeit.

Vorlesungsverzeichnis

2010/2011

1Veranstaltungen

Wintersemester 2010/2011

WS 2010/2011

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Pressestimmen

„Das wohl spektakulärste Projekt dieser Festspiele“ Thomas Heinold, Nürnberger Zeitung

„Sämtliche Höllenstationen verdienen Applaus. Unter den insgesamt 60 Mitwirkenden ragen die Sänger Moon Jong Jae und Friederike Mauss heraus.“ Thomas Susemihl, Nürnberger Zeitung

„Auch musikalisch geht die von Guido Johannes Rumstadt prächtig arrangierte Sache voll in Ordnung: Orpheus wandelt sich – wie in der wirklichen Musikgeschichte – in einen Countertenor, Tenor oder Bariton. Dass nebenbei fast noch die gesamte Glucksche Oper erklingt, macht staunen. Chapeau allen Mitwirkenden!“ Jens Voskamp, Nürnberger Nachrichten

Es war während der heißesten Wochen, die dieser Sommer zu bieten hatte, als knapp 40 Studierende und Lehrende der Hochschule für Musik zusammen mit drei Regisseuren in die Nürnberger Unterwelt hinabstiegen. Dort, in den historischen Felsengängen am Burgberg, entstand das wohl außergewöhnlichste Projekt der diesjährigen Opernfestspiele: Eine sze-nisch-musikalische Führung mit dem Titel [email protected]. Ausgewählte Mo-tive aus Christoph Willibald Glucks azione teatrale Orfeo e Euridice wurden dabei im Stil der Performance und als bildliche In-stallationen umgesetzt.

Die Staatsoper Nürnberg hatte drei Regisseure unterschiedlicher Herkunft ein-geladen, um insgesamt fünf Stationen zu inszenieren. Prof. Guido Johannes Rum-stadt arrangierte das Material für diese Veranstaltung und hatte die musikalische Leitung inne. Alle Solo-Partien wurden von Studentinnen und Studenten der Hochschule für Musik Nürnberg über-nommen.

Ausgerüstet mit Passagierscheinen und einem Goldtaler für Fährmann Charon kletterte das Publikum in Gruppen zu je-weils 25 Personen in die dunkle, feuchte und angenehm kühle Unterwelt hinab. Kundige Führer des Felsengänge-Vereins geleiteten die Besucher durch enge Gänge zur ersten Station, ein als Lazarett gestal-tetes „Inferno“. Hier rief Orfeo inmitten Verwundeter verzweifelt nach seiner Euri-

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Neid im Sinne von Besitzsucht: eine

der sieben Todsünden, von Andreas

Basler eindrucksvoll in Szene gesetzt

Beim Durchschreiten der Gewölbe begegnen

dem Publikum seltsame Wesen aus der

Unterwelt: ein gequältes Kind, eine Figur

aus Viscontis Film „Der Tod in Venedig“.

[email protected] und Lehrende der Hochschule begeben sich in die Nürnberger Unterwelt

Mit einem einmaligen und Aufsehen erregenden Projekt wirkte die Hochschule für Musik Nürnberg diesen Sommer bei den Internationalen Gluck-Opern-Festspielen des Staatstheaters Nürnberg mit.

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dice – eine Reminiszenz an die Nürnber-ger Stadtgeschichte, denn im zweiten Weltkrieg suchte man in den mittelalter-lichen Felsengängen Zuflucht vor den Bombenangriffen der Alliierten. Manuel Krauss und Moon Yong Jae beeindruckten in dieser Szenerie als Soldaten-Or-pheusse.

Im zweiten Bild „Elysium“ entwickelte der italienische Regisseur Carlo Cerciello ein Tableau, das an den Lido in Venedig zu Zeiten Thomas Manns erinnert. Schön-heit und Tod liegen hier nahe beieinander. Gestärkt von frischen Erdbeeren, die von Kindern an das Publikum verteilt wurden, ging es direkt weiter zu den sieben Todsünden ins „Purgatorio“. Mit höllisch- ohrenbetäubenden, elektronisch ver-zerrten Klängen (Zoy Winterstein) unter-legt, setzte der deutsche Regisseur Andreas Basler hier Völlerei, Wollust, Neid und die weiteren Todsünden plaka-tiv in Szene.

Für die beiden letzten Stationen zeich-nete Kristian Frédric verantwortlich. In „Die Stadt der Schmerzen/Hölle, das sind die anderen“ gelang Caren Maxerath als Euridice und Ingyeom Kim als Orpheus IV schließlich singend der Ausbruch aus der Hölle. Amor (Friederike Mauss) geleitete sie zurück ans Licht, wo das Publikum von einem fröhlichen Festtreiben mit Gauklern und Musikern („Paradiso/Fete finale“) wie-der sanft in die Realität entlassen wurde.

Sicher ist es nicht nur den angenehmen Temperaturen in der Unterwelt zu ver-danken gewesen, dass alle Vorstellungen restlos ausverkauft waren. Dieses beson-dere Spektakel bleibt in Erinnerung − nicht nur beim Publikum, sondern sicherlich auch bei allen Mitwirkenden, die hier Be-eindruckendes geleistet haben. Aufgrund des großen Zuspruchs soll das Projekt bei den nächsten Gluck-Festspielen wieder aufgenommen werden. FK

Die Stadt der Schmerzen: Euridice hängt am Tropf.

Orpheus und Euridice finden sich wieder,

Amor geleitet sie ans Tageslicht: Ingyeom Kim,

Friederike Mauss und Caren Maxerath (v. l.)

im letzten Höllen-Bild.

Augustine Mercante als Orfeo, verzweifelt auf der

Suche nach seiner geliebten Euridice.

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Die untemperierte Gitarre

Eröffnet wurden die Tage Aktueller Musik 2010 mit experimenteller Klangforschung auf der Gitarre. Der in Deutschland aufge-wachsene und in Berlin lebende Koreaner Il-Ryun Chung experimentiert schon seit langem mit verschiedenen Stimmungen, die speziell für dieses Instrument konzi-piert wurden. Die Ergebnisse erläuterte er im Detail zuerst in einem Vortrag, der durchaus als Ermunterung an die zahlreich erschienen Gitarrenstudierenden gedacht war, sich einmal ganz unkonventionell mit dem eigenen Instrument auseinander zu setzen. Mit raffinierten Verstimmungen der Saiten und dem Anbringen künstlicher Stege, ganz ähnlich der koreanischen Ka-yagûm, entstanden im Laufe der Jahre „unerhörte“ Musiken. Seine Etüden neuer Spieltechniken der Gitarre und die später entstandene Untemperierte Gitarre, die der Komponist dann am Abend im Konzert selbst aufführte, sind erlesene Miniaturen von großer Zartheit und eigentümlicher klanglicher Subtilität.

Austauschkonzert mit der Musikhochschule Mannheim

Eine wichtige Komponente der Tage Ak-tueller Musik ist die Idee des künstle-rischen Austauschs. Für junge Künstler ist es von besonderem Interesse, ihr Spiel oder ihr kompositorisches Können auch außerhalb der eigenen Hochschule einem interessierten Publikum präsentieren zu können. Mit der Einladung der Kompositi-onsklasse von Prof. Sidney Corbett von der Hochschule für Musik Mannheim wur-de eine gute Tradition erfolgreich weiter-geführt. Die Werke von fünf jungen Kom-ponisten der Mannheimer Kompositions-klasse wurden am 21. Mai 2010 im Rahmen eines Gesprächskonzerts vorge-stellt. Die Interpreten der Hochschule für Musik Nürnberg waren Barbara Becher und Christian Mayr (Harfe), Sang Eun Choo (Klavier) und Stefan Vogt (Violine), Jakob Schröder (Viola) und Kinga Adamis (Cello). Sehr angeregt und informativ ver-liefen die vorangegangenen Proben. Den sehr unterschiedlichen Musikstücken ent-sprachen auch die persönlichen Vermitt-lungsstrategien der jungen Komponisten, die aus verschiedenen kulturellen Hinter-gründen entstammen. Ein geplanter Ge-genbesuch in Mannheim soll das Projekt im kommenden Jahr weiterführen. VB

Tage Aktueller Musik 2010Zwischen Tradition und Experiment: Synergien, die aus Grenzüberschreitung entstehen

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Der Jugendchor des

Lehrergesangvereins mit Hänsel

und Gretel im letzten Bild

Nicht nur für Fans der Avantgarde ist der Termin im Frühjahr Pflicht: Vom 18. bis 22. Mai 2010 fand wieder das hochschuleigene Festival Tage Aktueller Musik statt. Im Kammermusiksaal der Hochschule präsentierten sich internationale Gaststars, renommierte Komponisten, Solisten und Ensembles mit aktueller improvisierter und komponierter Musik.

Studierende der Hochschule für Musik

Nürnberg bringen ein Werk des jungen

Komponisten Panos Illiopoulos aus Mannheim

zur Aufführung.

Der in Berlin lebende koreani sche Komponist

Il-Ryung Chung demonstrierte experimentelle

Klangforschung an seiner Gitarre.

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Porträtkonzert Dieter MackDer renommierte Komponist und Lübe-cker Kompositionsprofessor Dieter Mack war im Rahmen der Tage Aktueller Musik für einen Vortrag, einen Workshop und ein Gesprächskonzert in Nürnberg zu Gast. Im Gespräch mit Jeremias Schwarzer gab er Auskunft über die vielfältigen Hin-tergründe seiner Kompositionen: Dieter Mack lebt seit langem mehrere Monate im Jahr in Indonesien − ein Land, das seine Musiksprache sehr beeinflusst hat. Das Freiburger Ensemble Selisih und die Stu-dierenden des studio aktuelle musik der Hochschule widmeten sich mit großem Engagement der farbigen und intensiven Musik Dieter Macks.

Zum Improvisations- Projekt WIRX „Man muss eine Situation haben, die sozu-sagen auf der Kippe ist, und die Kippe ist wie das Erlebnis des Nichts … es löst sich alles auf und ich weiß eigentlich nicht, was passiert, und in diesem Augenblick der tota-len Offenheit hab ich das Gefühl des Nichts, in diesem Augenblick kann ich alles wahr-nehmen, was in der Welt ist.“ (Hans Peter Dürr)

Ausgehend von einem Text des Physi-kers Hans Peter Dürr, stellte sich die Fra-ge, wie man sich den Bereichen „Ord-nung“ und „Chaos“ musikalisch improvi-sierend annähern könnte. Dafür wurden in einer Arbeitsphase von den Dozenten Elisabeth Tuchmann, Prof. Steffen Schorn und Jeremias Schwarzer drei Ansätze vor-gestellt, die gemeinsam ausprobiert und durch Ideen der teilnehmenden Studie-renden ergänzt wurden. Übungen zu Körper und Raum, Aktion und Reaktion, intuitivem und geplantem musikalischen Handeln standen gleichberechtigt neben-einander und führten zu einer im Moment der Aufführung einzigartigen musikalischen Struktur. Bei der Aufführung wirkte Dieter Mack frei improvisierend am Klavier mit. Seitens der Studierenden waren in diesem fächerübergreifenden Projekt beteiligt: Nadja Lea Letzgus und Rayka Wehner (Stimme), Anna Sehmer (Violine), Julian Bossert (Saxophon), Caroline Hausen (Blockflöte), Johannes Billich (Klavier und Percussion). Für die Zuhörer gab es in der Vielfalt der Klänge zahlreiche Möglich-keiten, durch aktives Hören eigene Bilder entstehen zu lassen und sich bewusst aku-stische Wege zwischen den gleichzeitig erklingenden musikalischen Bedeutungs-ebenen zu schaffen. JS

Stuart Gerber (Atlanta)Am 21. Mai 2010 fand ein weiteres Kon-zert im Rahmen des jährlichen Aus-tausches mit Nürnbergs Partnerstädten statt. Seit über 25 Jahren besteht eine starke Verbindung mit Glasgow und sei-nen Komponisten und in den letzten zwei Jahren ist Atlanta dazu gekommen. Die für diesen regelmäßigen Austausch verant-wortliche Komponistin Dr. Vivienne Olive, hat dieses Jahr den renommierten Schlag-zeuger Stuart Gerber eingeladen, der an der Georgia State University in Atlanta unterrichtet. Mit seiner atemberaubenden Technik und seinem feinen Sinn für Musik-theater hat er das Publikum im Kammer-musiksaal der Hochschule mit einem ab-wechslungsreichen Programm fasziniert und unterhalten. Zu hören waren u. a. ei-ne Uraufführung von Janet Beat sowie Werke von Alexandre Babel, Jennifer Sta-sack, Alvin Singleton und Georges Aperghis, Vivienne Olive und Dieter Bu-wen. VO

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Schlagzeuger Stuart Gerber aus Atlanta

beeindruckte mit atemberaubender Technik.

Panos Illiopoulos aus der Klasse von Prof.

Corbett bei den Proben seiner Komposition

Künstlerischer Austausch:

Prof. Sidney Corbett kam

mit seiner Kompositionsklas-

se aus Mannheim.

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Und so gibt es nun neben den Flötenklassen von Marcos Fregna-ni-Martins und Prof. Dr. Peter Thalheimer die neue Flötenklasse von Prof. Anne-Cathérine Heinzmann. Die Oboenklasse über-nahm Prof. Clara Dent-Bogányi, die Fagottklasse Prof. Bence Bo-gányi. Die Studierenden des Fachs Klarinette werden von Peter Reich und Günter Voit betreut, die Saxophonklasse leitet Günter Priesner, der als Fachgruppensprecher auch die gemeinsamen Aktivitäten (z. B. Workshops für Studienbewerber) koordiniert. Ergänzt wird das Team durch etliche Lehrbeauftragte, etwa im Bereich des Ensemblemusizierens, der Fachdidaktik und der his-torischen Instrumente, aber auch für den Spezialbereich Rohrbau. Hier wurde eine eigene Werkstatt eingerichtet, in der die Studie-renden Oboen- und Fagottrohre unter Anleitung selbst bauen können. Meisterkurse mit renommierten Künstlern und Seminare zu didaktischen oder instrumentenkundlichen Themen sind ein weiterer selbstverständlicher Bestandteil der Ausbildung.

LeitlinienZugegeben: Auch in der Fachgruppe Holzblasinstrumente gab es zunächst Vorbehalte gegen die von der Politik vorgegebene Bo-logna-Reform. Dadurch, dass an der Hochschule für Musik Nürn-berg der Umstrukturierungsprozess aber erst relativ spät begon-nen hat, konnte das Kollegium zunächst einmal die Erfahrungen anderer Hochschulen sichten und auswerten. Nach und nach lös-ten sich Vorurteile und innere Widerstände auf und machten

Platz für eine neue Sicht: Die Reform bietet mehr Chancen als Hindernisse, insbesondere wenn es darum geht, die längst er-kannten Defizite in der traditionellen Hochschulausbildung aufzu-fangen und so den Absolventinnen und Absolventen das not-wendige Rüstzeug für ein erfolgreiches Arbeiten in der künstle-rischen und künstlerisch-pädagogischen Praxis zu vermitteln. Die Auseinandersetzung mit neuen Inhalten, Strukturen und Vermitt-lungsformen zeigte aber auch schnell auf, dass der Prozess der Erneuerung an der Hochschule schon seit geraumer Zeit einge-setzt hatte. So gibt es beispielsweise bereits seit mehreren Jahren im Rahmen der „alten“ künstlerisch-pädagogischen Diplomstudi-engänge die Möglichkeit, zusätzliche Qualifikationen zu erwerben, etwa ein zweites Instrument zu studieren oder sich in Elemen-tarer Musikpädagogik, Jazz, Alter Musik etc. weiterzubilden.

Auf der oben beschriebenen Basis konnten gemeinsam Bilder des Gelingens entworfen werden: Die Hochschule soll ein Ort sein, an dem sich Wissen, Kompetenzen und Ideen entfalten kön-

Frischer Wind am Puls der Zeit Holzblasinstrumente: Tradition und sich veränderndes Berufsfeld

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In der Fachgruppe Holzblasinstrumente sorgt seit langem ein illustrer Kreis von Lehrenden mit ganz unterschiedlichen Profilierungen für eine fundierte Ausbildung der Studentinnen und Stu-denten. Im letzten Studienjahr konnte das Team um weitere, in namhaften Orchestern tätige Pro-fessorinnen und Professoren erweitert werden.

Die Flötenklasse

um Prof.

Anne-Cathérine

Heinzmann

Günter Priesner spielt gerne zusammen mit seinen Studenten …

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nen, die eine unverwechselbare Profilierung im Konzert der Mu-sikhochschulen in Deutschland garantieren. Trotz einiger fachim-manenter Spezifika ist sich die Fachgruppe Holzblasinstrumente in folgenden, grundsätzlichen Punkten einig: Musikerin und Musi-ker zu sein, impliziert heute, eine ganze Reihe von verschiedenar-tigen und breit gefächerten Rollen zu übernehmen. Man tritt als Solistin oder Solist, als Orchestermitglied, Kammermusikpartne-rin, Ensemblemitglied oder Studiomusiker auf, ist in der Lage, Ensembles zu leiten und zu dirigieren, Anfänger, Fortgeschrittene und angehende Profis in mindestens einem Instrument und ver-schiedenen Stilrichtungen auszubilden und sich selbst dabei auch noch professionell zu vermarkten. Das Ziel der Hochschulausbil-dung muss es daher sein, durch vielschichtige Studienmöglich-keiten berufliche Optionen zu ermöglichen. In einer sich wan-delnden Kulturlandschaft ohne Alternativangebot allein mit der Perspektive auf eine Orchesterstelle oder die Solistenlaufbahn auszubilden, ist heute kaum mehr zeitgemäß.

Schwerpunkte und VisionenEin Schwerpunkt der Holzbläser-Ausbildung liegt daher im Be-reich der Ensemblearbeit, auch in gemischten Besetzungen. Hier arbeiten alle Lehrenden des Fachbereichs in gemeinsamen Ar-beitsphasen und Konzertprojekten zusammen. Der Bereich der Kammermusik wird nicht nur im Bachelorstudiengang, sondern auch im Bereich der künstlerischen Masterstudiengänge gestärkt.

Darüber hinaus gilt ein besonderes Augenmerk der fachdidak-tischen Profilierung. Die Studierenden erhalten während des Stu-diums vielfältige motivierende Möglichkeiten, ihre unterrichtsme-thodischen und lehrpraktischen Fähigkeiten zu trainieren. Und dies nicht nur im Seminarschulbetrieb mit einzelnen Schülern oder Schülergruppen, sondern auch in den hochschuleigenen konzertpädagogischen Projekten, zum Beispiel im Rahmen der Kinderkonzertreihe von „Wachsen mit Musik“. Ab dem Studien-jahr 2011/12 wird es dann neben dem Master Musikpädagogik auch einen neuen künstlerisch-pädagogischen Masterstudiengang geben, der für die Arbeit mit (instrumentengemischten) Groß-gruppen und Klassen qualifiziert.

Stilistische Bandbreite ist ein weiteres wichtiges Ausbildungs-kriterium. Neben dem regulären Unterricht im Hauptfach besteht die Möglichkeit, im so genannten Profilbereich oder in weiteren künstlerischen Masterprofilen Schwerpunkte zum Beispiel im Be-reich Alte Musik, Aktuelle Musik oder Jazz zu setzen.

Zentral sind aus Sicht der Fachgruppe auch die neu veran-kerten überfachlichen Qualifikationen. Hier eignen sich die Stu-dierenden beispielsweise Fähigkeiten im Bereich des Selbst- und Projektmanagements und der Selbstvermarktung an bzw. erwei-tern ihre allgemeine und kulturelle Bildung, etwa durch Kurse in Fremdsprachen und Seminare zu fachübergreifenden wissen-schaftlichen Themen.

Außerdem profiliert sich jedes Fach mit eigenen Schwerpunk-ten und Visionen (siehe Kasten).

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Schwerpunkte und Visionen

QuerflöteWer eine der begehrten Orchesterstellen ergattern will, wird insbeson-dere im Masterstudium intensiv auf eine Tätigkeit als Orchestermitglied vorbereitet. Hier setzen sich die Studierenden im künstlerischen Einzel-unterricht und in Bläsergruppenproben intensiv mit der Orchesterlite-ratur auseinander, absolvieren Praktika in Berufsorchestern, trainieren in fiktiven Probespielsettings und erhalten individuelles Coaching. Aber auch die Beschäftigung mit Bläser- und Streicherkammermusik ist we-sentlich. Sie fordert ganz spezielle musikalisch-kommunikative Fähig-keiten, die essentiell für jeden Musiker und jede Musikerin sind. Abge-rundet wird die Ausbildung durch Unterricht in den im Orchester ebenfalls zu bedienenden Nebeninstrumenten wie Piccolo- und Bass-flöte. ACH

KlarinetteWill man als Klarinettistin und/oder Klarinettenlehrer beruflich erfolg-reich arbeiten, braucht man ein großes Netzwerk. Nürnberg als „Ge-burtsort der Klarinette“ (ca. 1700 durch den Instrumentenbauer Johann Christoph Denner) mit der Hochschule als Zentrum für exzellente Musikerausbildung bietet sich – auch in Zusammenarbeit mit dem Ger-manischen Nationalmuseum – als Knotenpunkt eines solchen Klarinet-ten-Netzwerks an. Hier können Studierende und Alumni Kontakte zu Musikschulen, Musikvereinen, dem Nordbayerischen Musikbund etc. knüpfen und in offenem Unterricht, Konzertprojekten und Kursen ihre Erfahrungen austauschen. GV

SaxophonSaxophonistinnen und Saxophonisten müssen heutzutage vor allem eines sein: vielseitige Musikvermittler. Neben dem eigentlichen Haupt-fachunterricht gibt es in zwei Saxophonquartetten und dem großen Saxophonensemble sowie bei den gemeinsam betreuten Lehrpraxis-schülern eine intensive Zusammenarbeit zwischen Dozent und Studie-renden. In einem speziellen Repertoirekunde-Seminar erhalten die Stu-dierenden zudem Einblicke in verschiedene Erscheinungsformen von Musik und Kunst, die ihnen neben einem Überblick über das Kunst-schaffen allgemein Kriterien für eine Beurteilung von Werken unter äs-thetischen Gesichtspunkten an die Hand geben. Vor diesem Hinter-grund können sie dann Vermittlungskonzepte und Konzertdramaturgien für die unterschiedlichsten Zielgruppen entwerfen und erproben. Vor-bild ist hier das von Günter Priesner geleitete und aus Absolventen seiner Klasse bestehende Saxophon-Quartett fiasco classico, das in einzigartiger Weise etablierte Werke neu ausleuchtet und performt. GP

Günter Voit beim Unterricht mit seiner Klarinetten-Klasse

… auch auf der Bühne! Das Saxophon-Quartett fiasco classico

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Herr Professor Bogányi, Sie haben zunächst für zwei Jahre im Lehr-auftrag an der Hochschule für Musik unterrichtet, seit einem Jahr besetzen Sie nun eine halbe Professor. Wo sehen Sie die besonde-ren Anforderungen bei Ihrer Arbeit an der Hochschule?

BB: Eine eigene Klasse aufzubauen, ist eine große Herausforde-rung, birgt aber gleichzeitig ein immenses Potential. Meine Klasse ist ziemlich heterogen: Neben sehr fortgeschrittenen Meisterklas-sen-Studierenden unterrichte ich zum Beispiel auch eine Jungstu-dentin, die erst 17 Jahre alt ist. Auch eine Austauschstudentin ist in meiner Klasse. Das macht aber gerade den Reiz aus, denn je-der kann von dem anderen sehr viel lernen. Offenheit ist dabei sehr wichtig, und das gegenseitige Zuhören. Ich fördere das, in-dem ich nach Unterrichtsphasen von zwei bis drei Tagen am En-de immer ein kleines internes Vorspiel abhalte.

Frau Professor Dent-Bogányi, wo setzen Sie beim Unterrichten Ihre Schwerpunkte?

CDB: Mir ist sehr bewusst, welch große Verantwortung wir un-seren Studierenden gegenüber haben. Aus diesem Grund ist es mein größtes Anliegen, meine Klasse bestmöglich auf das Berufs-leben vorzubereiten. Mit allem was dazu gehört: die technischen Anforderungen des Instruments beherrschen zu lernen, die ein-zelnen Persönlichkeiten zu fördern und meine Studenten mental zu stärken, um konkurrenzfähig zu sein.

Wo liegen die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden In-strumente Fagott und Oboe?

BB: Fagott und Oboe gehören einer Familie an. Sie sind die einzigen Doppelrohrblattinstrumente, d. h. sie produzieren den Ton in der gleichen Art. Was die Tonlage betrifft, liegen Sie aber

weit auseinander, denn das Fagott ist das tiefste der Holzblasin-strumente und die Oboe ist in dieser Hinsicht eher mit der Klari-nette oder der Flöte verwandt.

Sind für beide Instrumente unterschiedliche Fähigkeiten besonders gefordert?

CDB: Die beiden Instrumente sind von der Spielart gleich, aller-dings ist der Luftfluss bei der Oboe „gebremster“, da die Öffnung des Mundstücks deutlich kleiner ist. Man spielt gegen einen größeren Widerstand an und braucht dafür eine gut trainierte Stütze.

BB: Es gibt natürlich unterschiedliche Typen, die zu der einen oder der anderen Instrumentengruppe besser passen. Aber die Grundlage dafür, ein Instrument gut zu spielen, ist sicherlich die Faszination und individuelle Neigung, in meinem Falle für Fagott.

Haben Sie Empfehlungen für Studierende, die sich bei uns in den beiden Fächern bewerben möchten?

BB: Die Begeisterung für die Musik und für das eigene Instru-ment ist das Wichtigste.

CDB: Vor allem Begeisterung, aber auch eine gesunde Portion Ehrgeiz.

Was geben Sie Ihren Absolventen mit auf den Weg? Haben Sie ei-nen Überblick, wo die meisten Ihrer ehemaligen Studenten unter-kommen?

CDB: Einige meiner Absolventen haben bereits gute Orchester-stellen erspielt. Das ist auch für unser Instrument das Hauptziel. Außerdem unterstütze ich die Teilnahme an Wettbewerben sehr, da für diese ein breit gefächertes Repertoire erarbeitet wer-den muss und meistens schon die Vorbereitung einen Vorwärts-sprung in der Entwicklung bewirkt.

BB: Mein Schwerpunkt liegt auf der Vorbereitung für Probe-spiele, da der Hauptfokus für Fagottisten darauf liegt, eine Orches terstelle zu bekommen. Das geht von der mentalen Vor-bereitung bis zum „letzten Schliff“ im Spielen von relevanten Or-chesterstellen. Die Auseinandersetzung mit Kammermusik, mit dem solistischen Repertoire und die Beschäftigung mit moderner Literatur sind ebenfalls wichtige Punkte meines Unterrichts.

Was gefällt Ihnen besonders am Beruf des Musikers?CDB: Das Erzählen von Geschichten. Das Eintauchen in eine

eigene Welt. Der Austausch mit anderen Musikern, die Faszinati-on und Bewunderung von Kompositionen − ich könnte noch endlos aufzählen!

BB: Das Musizieren natürlich! Ein unglaublicher Luxus, tagtäglich das zu machen, was man am meisten liebt.

Im Interview: Prof. Clara Dent-Bogányi und Prof. Bence Bogányi

Das Ehepaar Prof. Clara Dent-Bogányi (Oboe) und Prof. Bence Bo-gányi (Fagott) unterrichtet seit Oktober 2009 mit jeweils einer hal-ben Professur an der Hochschule für Musik Nürnberg. Neben ihrer Lehrtätigkeit besetzen beide Solo-Stellen in renommierten Orches-tern: Clara Dent-Bogányi beim Rundfunksinfonieorchester Berlin, Bence Bogányi bei den Münchner Philharmonikern. Franziska Knogl sprach mit beiden über ihre Arbeit mit den Studierenden und über die Identität des Musiker-Daseins.

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Cembali, Hammerflügel, Lauten – das Germanische Nationalmuseum in Nürn-berg (GNM) beheimatet eine außeror-dentliche Sammlung historischer Musikin-strumente. Was läge da näher, als eine Zusammenarbeit mit der ortsansässigen Hochschule für Musik? Die Fachgruppe für Alte Musik hat die Schätze des Museums schon längst für sich entdeckt. Im Rahmen der Tage Alter Musik finden regelmäßig gemeinsame Symposien und Konzerte statt. Zukünftig wird die Zusammenarbeit noch intensiver: Am 23. Juli 2010 unter-zeichneten Prof. Martin Ullrich und Prof. Dr. Ulrich Großmann, Generaldirek-tor des GNM, den ersten Kooperations-vertrag zwischen den beiden Einrich-tungen. Dieser beinhaltet ein wissenschaft-liches Volontariat, dessen Einsatzort im halbjährigen Turnus zwischen Museum und Hochschule wechseln wird. Ziel

dieses zunächst auf zwei Jahre angelegten Gemeinschaftsprojekts ist es, die Koope-ration weiter zu verfestigen und die ge-meinsamen Veranstaltungen vorzuberei-ten und zu dokumentieren. Darüber hi-naus soll ein weiterführendes kooperatives Forschungsprojekt konzipiert werden. Die Volontärin durchläuft außerdem das regu-läre Ausbildungsprogramm des Museums.

Mit Katharine Leiska konnte eine hoch-qualifizierte junge Wissenschaftlerin ge-wonnen werden, die bereits eng in die Symposiums-Vorbereitungen der nächs-ten Tage Alter Musik zum Thema Histo-rische Holzblasinstrumente: Oboe – Flöte – Fagott eingebunden ist.

Finanziert wird das deutschlandweit einmalige Kooperationsprojekt von der Gesellschaft der Förderer der Hochschule für Musik in Nürnberg.

Präs id ium, Fördergese l l schaf t und Studierendenvertretung hießen die 134 neu immatrikulierten Musikerinnen und Musiker an der Hochschule herzlich willkommen. Ein Neuanfang in jeglicher Hinsicht, denn ab diesem Semester wer-den erstmals die neuen Bachelor- und Masterstudiengänge studiert. Über die Modalitäten der neuen Studiengänge in-formierten die Vizepräsidenten Prof. Dr. Renate Reitinger und Alfons Brandl in ei-ner Einführungsveranstaltung am Vormit-tag. Dabei betonten sie besonders die Stärkung der berufsrelevanten Schlüssel-qualifikationen im Studienverlauf. Auch in-dividuelle Schwerpunktsetzungen sind durch die umfangreichen Wahlpflicht- und Profilbereiche nun mehr als bisher mög-lich. Im Vordergrund der Neukonzeption

stand neben der Orientierung am späteren Berufsfeld der Studierenden auch die Maß-gabe, durch polyvalente Modulstrukturen die Durchlässigkeit zwischen den verschie-denen Studienrichtungen zu gewährleisten. Nun beginnt mit Hilfe der detaillierten, aber flexiblen Studienverlaufspläne der Pra-xistest für Studierende und Lehrende …

In seiner Ansprache betonte Präsident Prof. Martin Ullrich, dass alle Hochschulan-gehörigen, jede Studentin und jeder Stu-dent vom ersten Studientag an in der Öf-fentlichkeit ein Repräsentant der Hoch-schule für Musik Nürnberg sei. Mit dieser Herausforderung, aber gleichzeitig großem Vertrauen in die Fähigkeiten der Neuim-matrikulierten entließ er diese in den nun beginnenden Studienalltag.

Für die musikalische Umrahmung der

Immatrikulationsfeier zeichnete das En-semble fiasco classico unter der Leitung von Günter Priesner verantwortlich. Mit drei erheiternden musikalisch-szenischen Nummern sorgten die Saxophon-Künstler bei allen Anwesenden für einen be-schwingten Semesterbeginn.

Auf ins erste Bologna-JahrSemesterauftakt mit Immatrikulationsfeier

Kooperationsvertrag mit dem Germanischen NationalmuseumMit Hilfe der Fördergesellschaft der Hochschule beginnt das erste gemeinsame wissenschaftliche Volontariat

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Katharine Leiska,geboren 1979 in Hamburg, studierte Mu-sikwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität in München sowie an den Uni-versitäten in Lund und Uppsala. Während des Studiums wurde sie in die Studienstif-tung des deutschen Volkes aufgenommen. Nach dem Studium arbeitete sie zunächst in der Dramaturgie des Schleswig-Holstein Musik Festivals. Anschließend schrieb sie ei-ne Dissertation über skandinavische Musik im wilhelminischen Kaiserreich und das komplexe Verhältnis von Gattungstradition und Nord-Imagines in Werken skandina-vischer Symphoniker um 1900. Die von Prof. Dr. Siegfried Oechsle betreute Arbeit entstand im Rahmen des von der DFG ge-förderten Graduiertenkollegs „Imaginatio borealis – Perzeption, Rezeption und Kon-struktion des Nordens“ an der Philoso-phischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Währenddessen hielt Katharine Leiska weiterhin Konzerteinfüh-rungen für das Schleswig-Holstein Musik Festival und moderierte Matineen für den Verein der Musikfreunde Kiel. Seit Oktober 2010 ist sie wissenschaftliche Volontärin im Rahmen der Kooperation zwischen der Hochschule für Musik Nürnberg und dem Germanischen Nationalmuseum.

Einführungsveranstaltung für die Erstsemester

am ersten Vorlesungstag

Mit einem großen Aufgebot an Veranstaltungen startete die Hochschule für Musik Nürnberg am ersten Vorlesungstag ins neue Semester. Höhepunkt war die offizielle Immatrikulations-feier, die am 18. Oktober 2010 um 16 Uhr im Kammermusiksaal begangen wurde.

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Unter der Leitung von Sören Balendat (Fachmethodik Jazz) beschäftigte sich ein „Expertenteam“ aus Lehrenden und Stu-dierenden der Jazz-Abteilung gemeinsam mit den 8- bis 12-Jährigen mit der Frage, was Jazz eigentlich ist und wie man anhand gemeinsamer Spielregeln auf Instrumenten und mit der Stimme improvisieren kann. Besonders beeindruckt hat die jungen Stu-dentinnen und Studenten die Tatsache, dass Jazz-Musiker auf der ganzen Welt in so genannten Jam-Sessions zusammen spielen können, ohne vorher gemeinsam zu üben, vorausgesetzt, sie halten sich an die Grundregeln. Ansonsten ist im Jazz ei-gentlich alles erlaubt, wie die Kinderrepor-

ter der Nürnberger Nachrichten im Nach-hinein konstatierten.

Die interaktive Einführungsvorlesung wurde von Sören Balendat und einer Jazz-Combo unter Leitung von Bernhard Pichl gestaltet und es dauerte nicht lange, da schnellten die Finger der aufmerksamen jungen Zuhörer in die Höhe, um Fragen, Antworten und Kommentare loszuwer-den. Hier gab es zunächst Informationen zu den im Jazz üblichen Instrumenten und Formationen sowie zur Entstehung und Geschichte des Jazz und berühmten Jazz-Musikern. Im Anschluss konnten sich die Kinder-Uni-Studenten für einen einstün-digen Workshop entscheiden: Jazz-Gesang

mit Reinette van Zijtveld-Lustig, Latin Per-cussion mit Dr. Heinrich Klingmann, Jazz-Piano mit Sören Balendat und Prof. Dr. Renate Reitinger oder Combo mit Bern-hard Pichl. Etliche Kinder hatten ihre eige-nen Instrumente dabei und brannten da-rauf, mit der Band zu spielen. Im abschlie-ßenden Konzert, zu dem auch Eltern und Gäste eingeladen waren, präsentierten die Kinder sich als hochkonzentrierte und mu-tige Improvisatorinnen und Improvisatoren und beeindruckten Lehrende, Studierende und Eltern gleichermaßen mit ihren musi-kalischen Fähigkeiten. Man sieht sich dann in ein paar Jahren bei der Eignungsprü-fung …

Bereits seit 2006 beteiligt sich die Hochschule an den Veranstaltungen der KinderUni Nürnberg und widmet sich spannenden Themen wie „Film ab – Ton läuft. Wie man Musik für einen Film kom-poniert“ oder „Koto, Taiko und Co. – Mu-sik auf Japanisch“. Alle Veranstaltungen sind für die teilnehmenden Kinder kosten-los. Lediglich eine Anmeldung über das Amt für Kultur und Freizeit (KuF) ist nötig. Die nächste KinderUni an der Hochschule für Musik findet am 12. Februar 2011 statt und steht unter dem Motto „Singen wie die Mönche im Mittelalter: Relative Solmi-sation“. RR

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Während die regulären Studierenden überwiegend auf dem Weg in die Pfingstfeiertage waren, zog es am Samstag, den 22. Mai 2010, wieder 35 wissbegierige Studentinnen und Studenten der KinderUni in den Kammermusiksaal der Hochschule.

Kinder-Uni: Was ist Jazz?Im Jazz dürfen die Musiker fast alles …

Die jungen Solistinnen und Solisten spielen mit der Hochschul-Combo

unter Leitung von Bernhard Pichl (li.).

Volle Konzentration beim Abschlusskonzert

vor Eltern und Gästen

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Ensemble „Harmzone“

Markus Harm (Alt & Sopransax) Stephan Gembler (Piano) Peter Christof (Bass) Björn Glindemann (Drums)

1. Platz Internationaler Nachwuchs-wettbewerb „Startbahn Jazz 2010“

Jazzduo „Vibraxophonie“

Julian Schunter (Altsaxophon) Felix Prihoda (Vibraphon)

1. Platz beim Wettbewerb „Jump’n Jazz“ der Fürther Nachrichten

Klavierduo Ji Eun Kwon und Eun Hye Kang

1. Preis „XIII. Concorso Pietro Argento“ in Gioa di Colle (Bari)

Ji Eun Kwon (Klavier)

2. Preis „Concorso Euterpe“ in Corato, ItalienKlasse Bernhard Endres

Youn-Jin Lee (Klavier)

1. Preis Internationaler Klavier-wettbewerb „Valeria Martina“ in Massafra (Italien)3. Preis Internationaler Klavier-wettbewerb ,,Argento Concorso“ (Italien) Klasse Prof. Gabriel Rosenberg

Eun Hye Kang (Klavier)

2. Preis „Concorso Euterpe“ in Corato, ItalienKlasse Bernhard Endres

Lin Lin Fan (Klavier)

4. Platz „48th International Piano Competition Arcangelo Speranza“ in Taranto (Italien) Klasse Prof. Gabriel Rosenberg

Konstantin Semilakovs

1. Preis und Sonderpreis „XXVI Concurso Internacional de Música da Cidade do Porto“Musikförderpreis des Ingolstäd-ter Konzertvereins Klasse Prof. Wolfgang Manz

Maxim Kulabukhov

3. Preis Internationaler Pianisten-wettbewerb „Concurso Internacio-nal de Piano de Ibiza“Klasse Prof. Wolfgang Manz

Michael Karg (Kontrabass)

1. Preis Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ 2010Preis der Stadt Erlangen für „Beste Interpretation eines zeitgenös-sischen Werkes“ beim Wettbewerb „WESPE“ des Deutschen MusikratesKlasse Prof. Dorin Marc

Erfolgreich im Wettbewerb

Zum ersten Mal: Absolventenfeier

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Strahlende Gesichter gab es am Samstag, den 24. Juli 2010, bei der ersten Absol-ventenfeier der Hochschule zu sehen. Glückliche Studentinnen und Studenten, die den Prüfungsstress nun hinter sich ha-ben, gerührte Angehörige, stolze Do-zenten und eine Hochschulleitung, der es mit vollem Erfolg gelungen ist, einen neu-en wichtigen Markstein im akademischen Jahr zu etablieren. Präsident Prof. Martin Ullrich überreichte den Absolventinnen und Absolventen in feierlichem Rahmen ihre Diplome – manchem Absolventen

sogar zwei! Musikalisch um-rahmt wurde die Feierstunde durch das Klavierduo Ji Eun Kwon und Eun Hye Kang, das mit Leichtigkeit und Akkuratesse über-zeugte, und die Sängerin Viola Robakow-ski, die ihren Kommilitonen Astor Piazollas Ballada per un loco (Ballade für einen Ver-rückten) widmete. Anschließend wurde bei einem Gläschen Sekt mit Studienkolle-gen und den zahlreich anwesenden Do-zentinnen und Dozenten auf eine erfolg-reiche berufliche Zukunft angestoßen.

Das Klavierduo Eun Hye Kang

und Ji Eun Kwon

Der Hochschulpräsident inmitten

der frisch gebackenen

Absolventinnen und Absolventen

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Prof. Vroni Priesner (Elementare Musikpädagogik)

„Eine Ära geht zu Ende…“, so äußerten sich aktuelle und ehema-lige Studierende und Lehrende der Nürnberger EMP-Klasse bei Vroni Priesners Abschied. Fest steht, dass sie sowohl als vielsei-tige Musikerin, Regisseurin und Komponistin als auch als publizie-rende und lehrende Professorin für Elementare Musikpädagogik an der Hochschule für Musik Nürnberg vielfältige und nachhaltige Akzente im Bereich einer künstlerisch anspruchsvollen musika-lischen Bildung in allen Lebensaltersstufen gesetzt hat.

Bald nach ihrem Lehramtsstudium, dem Musikstudium am Salzburger Orff-Institut und der mehrjährigen Tätigkeit als Lehre-rin, Leiterin von Fortbildungsveranstaltungen und Autorin von pädagogischen Schriften übernahm sie 1979 die Leitung und Gründung des Studiengangs Elementare Musikpädagogik am da-maligen Meistersinger-Konservatorium der Stadt Nürnberg. Mehr als 30 Jahre lang bildete sie in dieser Funktion mit übergroßem Engagement Musikpädagoginnen und Musikpädagogen aus, wur-de 2006 auf die neu eingerichtete Professur für Elementare Mu-sikpädagogik berufen. Bei der Konzeption des Studiengangs hat sie bundesweit Pionierarbeit geleistet und dafür gesorgt, dass die Nürnberger EMP im deutschsprachigen Bereich führend ist. 1994 war sie Gründungsmitglied des bundesweiten Arbeitskreises Ele-mentare Musikpädagogik (AEMP), in dem alle ausbildenden Insti-tute und Hochschulen organisiert sind. Im vergangenen Jahr schließlich hat sie mit unermüdlichem Eifer ihr Wissen und ihre Erfahrungen in die Umsetzung der Studienreform eingebracht. Die Mitarbeit in den Hochschulgremien war ihr stets ein selbst-verständliches Anliegen.

Vroni Priesners instrumentale Schwerpunkte liegen im Bereich Blockflöte, Traversflöte und historischer Doppelrohrblattinstru-mente. Darüber hinaus komponierte sie selbst etliche Werke, z. B. für Saxophon und Saxophonensemble und Stücke für den pädagogischen Bereich, u. a. für Blockflöte, gemischte Ensembles und Perkussion. Ihre zahlreichen Publikationen umfassen sowohl instrumentaldidaktische Themen als auch Grundfragen musika-lischer Bildung im Elementarbereich sowie weitere Themen wie Tanzpädagogik, Musikalische Früherziehung, Konzertpädagogik u. v. a. mehr.

Herausragend sind jedoch ihre Regiearbeiten im Bereich des experimentellen Musiktheaters. Seit 1988 entstanden für das von Vroni Priesner gegründete Ensemble spielART ca. 30 abendfül-lende Produktionen, mit denen sie in wechselnder Besetzung die Bühnen in und um Nürnberg bespielte. In ihrer diesjährigen Ab-schiedsproduktion „WortKlangLandschaften“ entstand auf der Basis ausgewählter Gedichte mit den Mitteln der Musik, Bewe-gung und Sprache eine Bilder- und Szenenfolge, die in anrüh-render Weise gleichsam ein Rückblick auf die langjährige Tätigkeit

am Hause war. Etliche Zitate aus vergangenen Produktionen so-wie eigene Kompositionen wurden eingearbeitet und von der erfahrenen Regisseurin und ihrer Truppe aus Lehrenden, ehema-ligen und aktuellen Studierenden kurzweilig neu in Szene ge-setzt.

Besonders hervorzuheben ist schließlich ihr Engagement für eine nachhaltige musikalische Bildung für alle Kinder. Im letzten Jahr zeichnete sie für die künstlerisch-pädagogische Konzeption des Projekts „Wachsen mit Musik“, einer Kooperation der Hoch-schule mit der Bouhon-Stiftung und dem Jugendamt der Stadt Nürnberg, verantwortlich. Hier wird sie sich auch über den offizi-ellen Ruhestand hinaus engagieren.

Prof.

Mit Ablauf des Studienjahres 2009/10 wurden gleich drei langjährig am Hause tätige Mitglieder der Professorenschaft in den Ruhestand versetzt. Präsident Prof. Martin Ullrich dankte Prof. Vroni Priesner (Elementare Musikpädagogik), Prof. Dr. Hans Kohlhase (Viola) und Prof. Ulf Klausenitzer (Violine) für ihr unermüdliches Engagement für Hochschule und Studierende.

Verabschiedung: Wir bedanken uns

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Prof. Dr. Hans Kohlhase (Viola)

Erfolgreicher und geschätzter Pädagoge, exzellenter Musiker und hochkarätiger Wissenschaftler – mit diesen Schlagworten lässt sich das Wirken von Prof. Dr. Hans Kohlhase an der Hochschule für Musik Nürnberg vielleicht am besten zusammenfassen.

Nach seinem Studium bei Eva Hauptmann, Fritz Lang und Kurt Schäffer sowie bei den Mitgliedern des Quartetto Italiano und des Végh-Quartetts spielte er in den Orchestern der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf und der Hamburgischen Staats-oper. Er war Mitbegründer des Bartholdy-Quartetts und gewann mit diesem Ensemble mehrere Preise: 1970 den 1. Preis im Kuh-lau-Wettbewerb, 1971 den Internationalen Quartettwettbewerb in Rom. Der Masefield-Stipendiat der Alfred-Toepfer-Stiftung F. V. S. Hamburg wurde außerdem 1970 mit dem 1. Preis beim Felix-Mendelssohn-Wettbewerb der Stiftung Preußischer Kultur-besitz und dem 1. Preis der 15. Bundesauswahl des Deutschen Musikrats ausgezeichnet.

Auf seine Promotion über die Kammermusik Robert Schu-manns im Jahr 1978, die er „summa cum laude“ abschloss, folgten zahlreiche Veröffentlichungen zur Musikgeschichte und zur Auf-führungspraxis des 18. bis 20. Jahrhunderts. Darüber hinaus arbei-tete er an den Schumann- und Hindemith-Gesamtausgaben mit. 1980 erhielt er mit einem Projekt über das Frühschaffen von Paul Hindemith ein zweijähriges Forschungsstipendium der DFG. Nach Lehraufträgen an den Universitäten Bremen und Hamburg über-nahm er 1982 die Vertretung der C4-Professur für Musikpädago-gik an der Pädagogischen Hochschule in Flensburg.

Bereits 1984 konnte das damalige Meistersinger-Konservatori-um der Stadt Nürnberg Hans Kohlhase als Lehrer für Viola, Violi-ne und Kammermusik gewinnen. Von 1989 bis 2008 war er Mit-glied des „ars nova ensembles“. Verschiedene solistische und kammermusikalische Schallplattenproduktionen zählen ebenso zu seiner Karriere wie Aufnahmen an zahlreichen europäischen Rundfunkanstalten. Im Jahr 2001 erhielt er die Professur für Viola an der Hochschule für Musik Nürnberg.

Die Wertschätzung seiner künstlerischen und pädagogischen Arbeit zeigt sich unter anderem in der wiederholten Berufung in die Jury renommierter Wettbewerbe wie dem Bundeswettbe-werb „Jugend Musiziert“ und dem Wettbewerb des „Deutschen Musikinstrumente Fonds“ der „Deutschen Stiftung Musikleben“. Zu vielen internationalen Kongressen wurde er als Referent ein-geladen. Studierende seiner Klasse können bedeutende Erfolge vorweisen. Einige spielen oder spielten – teilweise als Stimmfüh-rer – bei den Bamberger Symphonikern, dem Rundfunk-Sinfonie-orchester Berlin, der Königlichen Oper Kopenhagen, der Natio-nalphilharmonie Sofia, den Sinfonieorchestern des Süddeutschen Rundfunks, des SWF und des WDR, am Staatstheater Nürnberg und in Orchestern in Granada, Florenz und Lissabon. Diverse Male wurden Studierende bzw. Kammermusikgruppen seiner Klasse vom Bayerischen Rundfunk zu Aufnahmen eingeladen, oft traten seine Schülerinnen und Schüler als Solisten mit dem Hoch-schulorchester auf. Etliche gewannen namhafte Wettbewerbe und viele wurden von renommierten Orchestern, häufig als So-lobratscher, ausgewählt.

Sein Fachwissen, seine Integrität und seine künstlerische und pädagogische Exzellenz werden der Hochschule spürbar fehlen!

Prof. Ulf Klausenitzer (Violine)

Prof. Ulf Klausenitzer legte den Grundstein seiner be-merkenswerten Karriere an den Musikhochschulen in Frankfurt und Köln und ergänzte seine Ausbildung durch zahlreiche Meister-kurse. Von 1968 bis 1980 war er als Konzertmeister in Gießen, Mannheim, Nürnberg und Saarbrü-cken tätig. Zudem war er Gast-Konzertmeister bei den Bamberger Sympho-nikern und dem Radio-Sinfonieorchester Frankfurt. In den Jahren 1974 bis 1977 war er Mitglied des Dornbusch-Quartetts (Frankfurt).

Ab 1980 unterrichtete er Violine und Kammermusik am Nürn-berger Meistersinger-Konservatorium und lehrte an den Musik-hochschulen Saarbrücken und Würzburg. Seit 2001 ist er Profes-sor für Violine an der Hochschule für Musik Nürnberg.

1979 gründete er das Bayerische Kammerorchester (ehem. Kammerorchester Schloss Werneck) als zukunftweisenden Ge-genentwurf zu gängigen Orchestermodellen. Ebenfalls 1979 wur-de er in das Orchester der Bayreuther Festspiele aufgenommen und zählt seit dem Jahr 2004 zu dessen Vorstand. Bedeutende Komponisten wie Karl-Heinz Stockhausen, Berthold Hummel, Volker David Kirchner und Arvo Pärt widmeten ihm eigene Werke.

1997 gründete er gemeinsam mit Yehudi Menuhin die Einrich-tung Live Music Now, deren künstlerische Leitung er von 1997 bis 2007 innehatte. Seit 2002 ist er Vizepräsident der ESTA (Eu-ropean String Teachers Association) Deutschland.

Er initiierte nicht nur die Errichtung eines Studienzentrums in Neumarkt i. d. OPf., wo die Hochschule seitdem den für seine Akustik berühmten Historischen Reitstadel nutzen kann, sondern auch die erste internationale Partnerschaft der Hochschule für Musik Nürnberg mit der staatlichen Kala-Akademie in Goa (In-dien).

Im Rahmen eines Lehrauftrages wird Herr Prof. Klausenitzer weiterhin an der Hochschule tätig sein.

Verabschiedung: Wir bedanken uns

„Mein ganz persönliches Glück war und ist es, alles das zu lie-ben, was ich beruflich deshalb so leidenschaftlich gern getan habe und als Musiker und Lehrer heute noch gern tun möchte. Ich glau-be fest daran, dass es vorzüglich die Künste sind, die das Glück des objektiv nicht Möglichen fühlbar werden lassen. Dafür brauchen wir, braucht die Gesellschaft, Lehrende und Studierende als Anre-ger, Beweger, kreative Interpreten und streitbare Zeitgenossen, die den Konsens suchen.

Robert Schumann sprach in seinen Tagebuchaufzeichnungen von den „Tönen als höhere Worte“. Dennoch zitiere ich Friedrich Schiller: „Auf dieser groben Waage hat das geistige Verdienst der Kunst kein Gewicht, und, aller Aufmunterung beraubt, verschwin-det sie von dem lärmenden Markt des Jahrhunderts.“ Die Unter-werfung der Kultur unter die Verwertbarkeit ist die Entwertung dessen, was nicht verwertbar ist.

Ich danke allen Mitwirkenden unseres Hauses für die Geduld, die meine Ungeduld ihnen abforderte, und wünsche der Hoch-schule eine aufregende Zukunft und einen stets erkennbaren Platz in unserem globalen Dorf der Künste.“ UK

Page 16: LaVoce - Home - Hochschule für Musik Nürnberg...Thomas Heinold, Nürnberger Zeitung „Sämtliche Höllenstationen verdienen Applaus. Unter den insgesamt 60 Mitwirkenden ragen die

Bücher und CDsSpiel-RäumeIn den letzten zwei Jahr-zehnten entwickelte sich in der Forschung ein verän-dertes Bild vom Kind, das an die pädagogische Praxis des Elementarbereichs neue

Herausforderungen stellt: Fantasie-volle Musikpädagoginnen und -pädagogen respektieren das Kind als Person. Sie be-gleiten es bei seiner Reise in die Welt der Musik, indem sie Spielräume des Handelns schaffen, in denen sich Kunst ereignen kann. Unter diesen Gesichtspunkten nimmt Vroni Priesner die Didaktik und Methodik der Elementaren Musikpädago-gik, wie sie in den Lehrpraxisgruppen des Studiengangs an der Hochschule für Musik Nürnberg praktiziert wird, unter die Lupe. Aus über 1000 Stundenbildern, die in 30 Jahren Lehrtätigkeit mit Studierenden ent-standen sind, wurden in dieser Dokumen-tation eine Reihe exemplarischer Modelle zusammengestellt und unter fachdidak-tischen Aspekten erläutert.

Priesner, Vroni (2010): Spiel-Räume elementarer Musikpraxis. Anregungen für das Vorschulalter.

Erhältlich bei der Autorin,

Kontakt: [email protected]

KlangreiseIm Sommer 2005 fas-sen vier renommierte Gei-ger spontan einen unüblichen Plan: Seit Jahren als Mitglieder des be-rühmten Bayreuther Festspielorchesters musikalisch und freundschaftlich verbun-den, gründen sie mit dem Bayreuth-Festi-val Violinquartett ein in Besetzung und Programmatik singuläres Ensemble. Ne-ben der faszinierenden Arbeit am Werk Richard Wagners wollen die vier kammer-musikalisch erfahrenen Musiker Neues wagen, Seltenes und Unentdecktes prä-sentieren.

Bedeutende, dem Ensemble freund-schaftlich verbundene Komponisten, wie Volker David Kirchner und Ladislav Kup-kovic schufen für das Bayreuth-Festival-Violinquartett neue, außergewöhnlich ori-ginelle und bewegende Werke. Nach vie-len Konzerten in Deutschland gastierten die vier Musiker im Herbst 2009 mit gro-ßem Erfolg in Japan. Und hier ist ihre neue CD mit Werken u. a. von Telemann, Ki-mura, Kirchner, Dancla, Lachner, Kupkovic und Bacewicz!

Bayreuth-Festival Violinquartett: Klangreise für

4 Violinen. Bernhard Hartog, Michael Frenzel,

Ulf Klausenitzer, Kiichiro Mamine. PrimTon

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Tango goes JazzSein neues Tango-Album round about Piaz-zolla hat der in Würzburg lebende Jazz-Saxophonist Hubert Winter gemeinsam mit seinen Musikhochschulkollegen Bern-hard Pichl (piano) und Hannes Nied (drums) sowie Bassist Wolfgang Kriener aufgenommen. „Wir sind keine Tango-Band und legen es auch gar nicht darauf an, die Stücke so zu spielen, wie man sie kennt. Es gibt ja genügend Formationen, die das tun. Vielmehr gehen wir der Frage nach, wie wir als Jazzmusiker den Tango mit der uns vertrauten Musiksprache in-terpretieren und ihm damit ein neues Ge-sicht geben können“, so der Bandleader. Original-Melodien und Themen wurden dabei übernommen. Durch ungewöhn-liche Arrangements, Improvisation und teilweise auch Reharmonisation werden die Stücke dann zu modernem Jazz. Sehr hörenswert!

Hubert Winter, Bernhard Pichl, Wolfgang

Kriener, Hannes Nied: round about Piazzolla.

Tango goes Jazz. Mons Records