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durchführen zu können. Über dieRoboter-Eigenschaften fand manschnell den richtigen Weg:◆ Ein Teil – ein eigenständiges
Lackierprogramm! Darin enthaltender immer wiederkehrende, exakteLackierablauf.
◆ Die totale Reproduzierbarkeit einesjeden Punktes auf dem Lackierweg.
◆ Schichtstärken-Genauigkeit durchangepassten Lackdurchfluss beigleichzeitiger Zerstäuberluft- undSpritzstrahl-Regelung.
◆ Dem Roboter ist kein Weg zuschwer, keine Stelle ist zu unange-nehm. Egal, wie hoch der Lackier-schwierigkeitsgrad ist.
Der Roboter leistet also alles, waseine konstante, gehobene Lackierqua-lität erfordert und auszeichnet.
Welche Größe der Lackieranlageerlaubt der Roboter?
Weiter stellt sich die Frage, welcheLackieranlagengröße möglich ist. Wel-che Teilegrößen und Abmessungensind erlaubt?
Nein, nur ein Lohnlackierbetriebist die Krieg GmbH mit Sitz in
Stuttgart-Weilimdorf sicherlich nicht.Schließlich befindet sich der Betriebim Herzen von Baden-Württembergund jede Kundenanfrage oder jederAuftrag fordert den schwäbischen Pio-nier- und Erfindergeist aufs Neue he-raus. Und dass etwas nicht gehen soll,das ist noch heute der Adrenalin-Stoß,der Kick für die Firma Krieg.
Roboterlackierung nur für Großserien?
So stellte sich Krieg auch die Frage,warum die Roboterlackierung nur fürGroßserien geeignet sein soll. Allge-mein lautet die Anwort: Weil der Pro-grammierungsaufwand bei Kleinserienaus unternehmerischer Sicht teuer istund damit unwirtschaftlich. Großseri-en aber sind für Lohnlackierer wie ein
Sechser im Lotto. Die Losgrößen lie-gen eher im unteren Drittel. – Unddafür einen Roboter einsetzen? „War-um nicht!“, so die Antwort des schwä-bischen Lohnlackierers. Eine OMT-Lackieranlage und ein ABB-IRB5402ex-Roboter ging im September1999 in Betrieb.
Sehr schnell mussten die Fachleutebei Krieg aber erkennen, dass mantrotz nun fast 30-jähriger Lohnlackier-Erfahrung mit einem Roboter totalesNeuland betrat. Teamarbeit war ge-fragt – und zwar mit dem Roboter- undAnlagenlieferanten und dem neutralenFachplaner als Koordinator und rechterHand des Unternehmers.
Zuerst musste die Frage geklärtwerden, wer als Zielgruppe für dieRoboter-Lackierung in Frage kommt.Darüber hinaus musste festgestelltwerden, welche Anlagengröße unter-nehmerisch erforderlich ist, um einesolche Investition mit gutem Gewissen
Lohnlackierung mit dem RoboterFür das Jahr 2000 hat sich ein schwäbischer Lohnlackierer ein beson-deres Ziel gesteckt: Lohnlackierung mit dem Roboter. Die Lackieranlageging im September 1999 in Betrieb. Mit welchem Erfolg, das zeigtunser Beitrag.
N A S S L A C K I E R E N
Vorderansicht mit dem Auf- und Abgabebereich, Roh- und Fertigwarenpuffer. Dahinter die „Black-Box“: Getrennte Luft- undBeheizungskreisläufe sorgen für einen staubfreien Produktionsbereich.
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Des Lohnlackierers liebster Satz:„Variabel muss es sein!“ Doch dieGrenzen nach oben bestimmte derArbeitsbereich des Roboters im Ver-hältnis zur Transportgeschwindigkeitbeziehungsweise Taktzeit. Die Eckda-ten für das mögliche Teilespektrumlauten heute:◆ Teilehöhe x Teilebreite =
1,2 x 1,0 m◆ Teilelänge maximal
2,0 m◆ Transportgeschwindigkeit
0,8 bis 4,0 m/min◆ Referenzgröße für Gehänge-
Abstand 800 mm: 20 sec Taktzeit
Auch die Peripherie muss stimmen
Wenn ein Lohnlackierer eine kon-stante, gehobene Lohnlackierqualitäterreichen möchte, dann ist dies miteinem Roboter allein nicht getan. Damüssen schon – wie der Betriebsleitermeint – ein paar zusätzliche „Schman-kerl“ her:◆ Rohwaren-Eingangskontrolle mitscanner-fähigem Datenträger für Auf-tragsabfragen wie Termine, Lagerbe-stand an erforderlichem Lackmaterial,verfahrenstechnische Daten wie Appli-zieren, Abdunsten, Trockenzeit oderAnforderungen an die Gehänge ◆ Teilespezifische Katalogisierungvon vorhandenen Roboter-Program-men um Neuprogrammierungen zuvermeiden oder zu vereinfachen◆ Manuelles Vor-/Nachlackieren, undwenn ja, wo? ◆ Gefilterter Zuluftersatz für alleAbluftverbraucher◆ Konstante Staubfilterung derUmluft von Abdunstzone und Lack-einbrennofen◆ Variable Umgebungsparameter fürklimatisierte Farbspritzkabinen bezüg-lich Temperaturen und Luftfeuchte;temperierte Abdunstzone und Lack-einbrennmöglichkeiten bis 240°C.
Bitte nichts dem Zufall überlassen
Bei der Roboterlackierung gibt esdie totale Visualisierung. Jede verfah-renstechnische Größe kann bei jedem
beliebigen Auftrag und zu jedem Zeit-punkt abgerufen werden, zum Beispielauch der Lackverbrauch.
Für konstante, gehobene Lohn-lackierqualität ist die Zertifizierung einMuss, eine selbstverständliche Voraus-setzung. So kann jedem Auftrag seinProduktionsablauf zugeordnet werden,denn jede verfahrenstechnische Pro-duktionsgröße ist reproduzierbar fest-zuhalten – auch eine Störung.
Apropos Lackrückgewinnung
Warum soll man Nasslack nichtauch im Lohnlackierbereich zurückge-winnen? Die Problematik ist wie beiPulverlack in der Farbenreinheit zusehen: Also kommen die konventionel-len Verfahren für den Lohnlackierernicht in Frage.
Pioniergeist war deshalb einmalmehr bei der Firma Krieg gefragt, undso ist heute die Roboterkabine miteiner Overspray-Auffangwand ausge-stattet, die farbenrein geeignete Farb-systeme auffängt und wieder demSystem zuführt. Die Farbwechselzeitbeträgt zirka 10 Minuten.
Der Rückgewinnungs-Wirkungs-grad, sprich der Anteil, der aus der vor-
beigesprühten Lackmenge von derOverspray-Auffangwand aufgefangenwerden kann, ist abhängig von derSpritzstrahlrichtung zur Auffangwand.Je direkter, desto besser. Mit einemRoboter ist dies ohne Probleme opti-mal einzustellen. Somit ist ein maxi-maler Rückgewinnungs-Wirkungsgraderreichbar.
Keine Garantie für eine heile Lohnlackierwelt
Zwar gibt es geeignete und wenigergeeignete Roboter-Lackierobjekte,doch ein Roboter allein garantiert nochkeine heile Lohnlackierwelt. Auchbeim Roboterlackieren sind Handar-beitsplätze unumgäng. Aber je höherdie Anforderungen an die Lackierqua-lität sind, desto mehr spricht auch fürden Einsatz eines Roboters.
Die Anschaffung eines Robotersallein ist Platz- und Geldverschwen-dung. Ohne spezifisch geeignetes undgeschultes Roboter-Personal – und dasbitte auch für die 2. und 3. Schicht –sitzt nicht nur der Roboter auf demTrockenen; die angestrebte konstantegehobene Lohnlackierqualität bleibtauf der Strecke, die Investition ist
Betriebsleiter Gerhard Belan: „Die Visualisierung macht unsere Qualität trans-parent. Jede verfahrenstechnische Größe ist während der Produktion überprüf-und protokollierbar.“
N A S S L A C K I E R E N
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gefährdet und damit Kunde und Anla-genbetreiber.
Roboter fordern nichts von der Gewerkschaft
Auch wenn der Roboter wenigAnsprüche an die Gewerkschaft stellt,so fordert er von seinen menschlichenBetreuern doch allerhand: Die Betreu-er müssen immer abrufbereit sein, da-rüber hinaus müssen Randgewerkeund Sicherheitsverknüpfungen stim-men; die Roboterlackierung erfordert
Transportgenauigkeit, funktionelle Ge-hänge, vollautomatische und konstanteLackversorgung, Druck- und Applika-tionsluftregelung. Die Lohnlackieran-lage bei der Firma Krieg ging im Sep-tember 1999 in Betrieb.
Begriffe wie Produktionsstörungen,Kinderkrankheiten, Nachbesserungen,Schulungen extern wie intern, Bereit-schaft des Personals zur Eigenschulungwaren und sind auch in diesem Projektständige Aufgaben, denen man sich zustellen hatte und heute noch hat.
Und die ultimative Frage an denBetreiber: Würden Sie es wieder tun?
Die Anwort: „Warum nicht, für einekonstant gehobene Lohnlackierqua-lität sind wir mit dem Roboter auf demrichtigen Weg! Wir können heutezusammen mit unserem Galvanikbe-trieb jeden noch so anspruchsvollenKunden mit allen Zertifizierungsanfor-derungen zufriedenstellen!“ ■
Der Autor: Franz-Georg Just, ibo (Planung von Lackieranlagen),
Kirchheim/ Teck, Tel. (0 70 21) 4 14 47,E-Mail: [email protected]
Das Layout der Lackieranlage mit Roboter. Eine mögliche Erweiterung wurde bereits bei der Planung mit berücksichtigt.
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