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JOT 1 | 2000 18 durchführen zu können. Über die Roboter-Eigenschaften fand man schnell den richtigen Weg: Ein Teil ein eigenständiges Lackierprogramm! Darin enthalten der immer wiederkehrende, exakte Lackierablauf. Die totale Reproduzierbarkeit eines jeden Punktes auf dem Lackierweg. Schichtstärken-Genauigkeit durch angepassten Lackdurchfluss bei gleichzeitiger Zerstäuberluft- und Spritzstrahl-Regelung. Dem Roboter ist kein Weg zu schwer, keine Stelle ist zu unange- nehm. Egal, wie hoch der Lackier- schwierigkeitsgrad ist. Der Roboter leistet also alles, was eine konstante, gehobene Lackierqua- lität erfordert und auszeichnet. Welche Größe der Lackieranlage erlaubt der Roboter? Weiter stellt sich die Frage, welche Lackieranlagengröße möglich ist. Wel- che Teilegrößen und Abmessungen sind erlaubt? N ein, nur ein Lohnlackierbetrieb ist die Krieg GmbH mit Sitz in Stuttgart-Weilimdorf sicherlich nicht. Schließlich befindet sich der Betrieb im Herzen von Baden-Württemberg und jede Kundenanfrage oder jeder Auftrag fordert den schwäbischen Pio- nier- und Erfindergeist aufs Neue he- raus. Und dass etwas nicht gehen soll, das ist noch heute der Adrenalin-Stoß, der Kick für die Firma Krieg. Roboterlackierung nur für Großserien? So stellte sich Krieg auch die Frage, warum die Roboterlackierung nur für Großserien geeignet sein soll. Allge- mein lautet die Anwort: Weil der Pro- grammierungsaufwand bei Kleinserien aus unternehmerischer Sicht teuer ist und damit unwirtschaftlich. Großseri- en aber sind für Lohnlackierer wie ein Sechser im Lotto. Die Losgrößen lie- gen eher im unteren Drittel. – Und dafür einen Roboter einsetzen? „War- um nicht!“, so die Antwort des schwä- bischen Lohnlackierers. Eine OMT- Lackieranlage und ein ABB-IRB 5402ex-Roboter ging im September 1999 in Betrieb. Sehr schnell mussten die Fachleute bei Krieg aber erkennen, dass man trotz nun fast 30-jähriger Lohnlackier- Erfahrung mit einem Roboter totales Neuland betrat. Teamarbeit war ge- fragt – und zwar mit dem Roboter- und Anlagenlieferanten und dem neutralen Fachplaner als Koordinator und rechter Hand des Unternehmers. Zuerst musste die Frage geklärt werden, wer als Zielgruppe für die Roboter-Lackierung in Frage kommt. Darüber hinaus musste festgestellt werden, welche Anlagengröße unter- nehmerisch erforderlich ist, um eine solche Investition mit gutem Gewissen Lohnlackierung mit dem Roboter Für das Jahr 2000 hat sich ein schwäbischer Lohnlackierer ein beson- deres Ziel gesteckt: Lohnlackierung mit dem Roboter. Die Lackieranlage ging im September 1999 in Betrieb. Mit welchem Erfolg, das zeigt unser Beitrag. NASSLACKIEREN Vorderansicht mit dem Auf- und Abgabebereich, Roh- und Fertigwarenpuffer. Dahinter die „Black-Box“: Getrennte Luft- und Beheizungskreisläufe sorgen für einen staubfreien Produktionsbereich.

Lohnlackierung mit dem Roboter

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Page 1: Lohnlackierung mit dem Roboter

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durchführen zu können. Über dieRoboter-Eigenschaften fand manschnell den richtigen Weg:◆ Ein Teil – ein eigenständiges

Lackierprogramm! Darin enthaltender immer wiederkehrende, exakteLackierablauf.

◆ Die totale Reproduzierbarkeit einesjeden Punktes auf dem Lackierweg.

◆ Schichtstärken-Genauigkeit durchangepassten Lackdurchfluss beigleichzeitiger Zerstäuberluft- undSpritzstrahl-Regelung.

◆ Dem Roboter ist kein Weg zuschwer, keine Stelle ist zu unange-nehm. Egal, wie hoch der Lackier-schwierigkeitsgrad ist.

Der Roboter leistet also alles, waseine konstante, gehobene Lackierqua-lität erfordert und auszeichnet.

Welche Größe der Lackieranlageerlaubt der Roboter?

Weiter stellt sich die Frage, welcheLackieranlagengröße möglich ist. Wel-che Teilegrößen und Abmessungensind erlaubt?

Nein, nur ein Lohnlackierbetriebist die Krieg GmbH mit Sitz in

Stuttgart-Weilimdorf sicherlich nicht.Schließlich befindet sich der Betriebim Herzen von Baden-Württembergund jede Kundenanfrage oder jederAuftrag fordert den schwäbischen Pio-nier- und Erfindergeist aufs Neue he-raus. Und dass etwas nicht gehen soll,das ist noch heute der Adrenalin-Stoß,der Kick für die Firma Krieg.

Roboterlackierung nur für Großserien?

So stellte sich Krieg auch die Frage,warum die Roboterlackierung nur fürGroßserien geeignet sein soll. Allge-mein lautet die Anwort: Weil der Pro-grammierungsaufwand bei Kleinserienaus unternehmerischer Sicht teuer istund damit unwirtschaftlich. Großseri-en aber sind für Lohnlackierer wie ein

Sechser im Lotto. Die Losgrößen lie-gen eher im unteren Drittel. – Unddafür einen Roboter einsetzen? „War-um nicht!“, so die Antwort des schwä-bischen Lohnlackierers. Eine OMT-Lackieranlage und ein ABB-IRB5402ex-Roboter ging im September1999 in Betrieb.

Sehr schnell mussten die Fachleutebei Krieg aber erkennen, dass mantrotz nun fast 30-jähriger Lohnlackier-Erfahrung mit einem Roboter totalesNeuland betrat. Teamarbeit war ge-fragt – und zwar mit dem Roboter- undAnlagenlieferanten und dem neutralenFachplaner als Koordinator und rechterHand des Unternehmers.

Zuerst musste die Frage geklärtwerden, wer als Zielgruppe für dieRoboter-Lackierung in Frage kommt.Darüber hinaus musste festgestelltwerden, welche Anlagengröße unter-nehmerisch erforderlich ist, um einesolche Investition mit gutem Gewissen

Lohnlackierung mit dem RoboterFür das Jahr 2000 hat sich ein schwäbischer Lohnlackierer ein beson-deres Ziel gesteckt: Lohnlackierung mit dem Roboter. Die Lackieranlageging im September 1999 in Betrieb. Mit welchem Erfolg, das zeigtunser Beitrag.

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Vorderansicht mit dem Auf- und Abgabebereich, Roh- und Fertigwarenpuffer. Dahinter die „Black-Box“: Getrennte Luft- undBeheizungskreisläufe sorgen für einen staubfreien Produktionsbereich.

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Des Lohnlackierers liebster Satz:„Variabel muss es sein!“ Doch dieGrenzen nach oben bestimmte derArbeitsbereich des Roboters im Ver-hältnis zur Transportgeschwindigkeitbeziehungsweise Taktzeit. Die Eckda-ten für das mögliche Teilespektrumlauten heute:◆ Teilehöhe x Teilebreite =

1,2 x 1,0 m◆ Teilelänge maximal

2,0 m◆ Transportgeschwindigkeit

0,8 bis 4,0 m/min◆ Referenzgröße für Gehänge-

Abstand 800 mm: 20 sec Taktzeit

Auch die Peripherie muss stimmen

Wenn ein Lohnlackierer eine kon-stante, gehobene Lohnlackierqualitäterreichen möchte, dann ist dies miteinem Roboter allein nicht getan. Damüssen schon – wie der Betriebsleitermeint – ein paar zusätzliche „Schman-kerl“ her:◆ Rohwaren-Eingangskontrolle mitscanner-fähigem Datenträger für Auf-tragsabfragen wie Termine, Lagerbe-stand an erforderlichem Lackmaterial,verfahrenstechnische Daten wie Appli-zieren, Abdunsten, Trockenzeit oderAnforderungen an die Gehänge ◆ Teilespezifische Katalogisierungvon vorhandenen Roboter-Program-men um Neuprogrammierungen zuvermeiden oder zu vereinfachen◆ Manuelles Vor-/Nachlackieren, undwenn ja, wo? ◆ Gefilterter Zuluftersatz für alleAbluftverbraucher◆ Konstante Staubfilterung derUmluft von Abdunstzone und Lack-einbrennofen◆ Variable Umgebungsparameter fürklimatisierte Farbspritzkabinen bezüg-lich Temperaturen und Luftfeuchte;temperierte Abdunstzone und Lack-einbrennmöglichkeiten bis 240°C.

Bitte nichts dem Zufall überlassen

Bei der Roboterlackierung gibt esdie totale Visualisierung. Jede verfah-renstechnische Größe kann bei jedem

beliebigen Auftrag und zu jedem Zeit-punkt abgerufen werden, zum Beispielauch der Lackverbrauch.

Für konstante, gehobene Lohn-lackierqualität ist die Zertifizierung einMuss, eine selbstverständliche Voraus-setzung. So kann jedem Auftrag seinProduktionsablauf zugeordnet werden,denn jede verfahrenstechnische Pro-duktionsgröße ist reproduzierbar fest-zuhalten – auch eine Störung.

Apropos Lackrückgewinnung

Warum soll man Nasslack nichtauch im Lohnlackierbereich zurückge-winnen? Die Problematik ist wie beiPulverlack in der Farbenreinheit zusehen: Also kommen die konventionel-len Verfahren für den Lohnlackierernicht in Frage.

Pioniergeist war deshalb einmalmehr bei der Firma Krieg gefragt, undso ist heute die Roboterkabine miteiner Overspray-Auffangwand ausge-stattet, die farbenrein geeignete Farb-systeme auffängt und wieder demSystem zuführt. Die Farbwechselzeitbeträgt zirka 10 Minuten.

Der Rückgewinnungs-Wirkungs-grad, sprich der Anteil, der aus der vor-

beigesprühten Lackmenge von derOverspray-Auffangwand aufgefangenwerden kann, ist abhängig von derSpritzstrahlrichtung zur Auffangwand.Je direkter, desto besser. Mit einemRoboter ist dies ohne Probleme opti-mal einzustellen. Somit ist ein maxi-maler Rückgewinnungs-Wirkungsgraderreichbar.

Keine Garantie für eine heile Lohnlackierwelt

Zwar gibt es geeignete und wenigergeeignete Roboter-Lackierobjekte,doch ein Roboter allein garantiert nochkeine heile Lohnlackierwelt. Auchbeim Roboterlackieren sind Handar-beitsplätze unumgäng. Aber je höherdie Anforderungen an die Lackierqua-lität sind, desto mehr spricht auch fürden Einsatz eines Roboters.

Die Anschaffung eines Robotersallein ist Platz- und Geldverschwen-dung. Ohne spezifisch geeignetes undgeschultes Roboter-Personal – und dasbitte auch für die 2. und 3. Schicht –sitzt nicht nur der Roboter auf demTrockenen; die angestrebte konstantegehobene Lohnlackierqualität bleibtauf der Strecke, die Investition ist

Betriebsleiter Gerhard Belan: „Die Visualisierung macht unsere Qualität trans-parent. Jede verfahrenstechnische Größe ist während der Produktion überprüf-und protokollierbar.“

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Page 3: Lohnlackierung mit dem Roboter

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gefährdet und damit Kunde und Anla-genbetreiber.

Roboter fordern nichts von der Gewerkschaft

Auch wenn der Roboter wenigAnsprüche an die Gewerkschaft stellt,so fordert er von seinen menschlichenBetreuern doch allerhand: Die Betreu-er müssen immer abrufbereit sein, da-rüber hinaus müssen Randgewerkeund Sicherheitsverknüpfungen stim-men; die Roboterlackierung erfordert

Transportgenauigkeit, funktionelle Ge-hänge, vollautomatische und konstanteLackversorgung, Druck- und Applika-tionsluftregelung. Die Lohnlackieran-lage bei der Firma Krieg ging im Sep-tember 1999 in Betrieb.

Begriffe wie Produktionsstörungen,Kinderkrankheiten, Nachbesserungen,Schulungen extern wie intern, Bereit-schaft des Personals zur Eigenschulungwaren und sind auch in diesem Projektständige Aufgaben, denen man sich zustellen hatte und heute noch hat.

Und die ultimative Frage an denBetreiber: Würden Sie es wieder tun?

Die Anwort: „Warum nicht, für einekonstant gehobene Lohnlackierqua-lität sind wir mit dem Roboter auf demrichtigen Weg! Wir können heutezusammen mit unserem Galvanikbe-trieb jeden noch so anspruchsvollenKunden mit allen Zertifizierungsanfor-derungen zufriedenstellen!“ ■

Der Autor: Franz-Georg Just, ibo (Planung von Lackieranlagen),

Kirchheim/ Teck, Tel. (0 70 21) 4 14 47,E-Mail: [email protected]

Das Layout der Lackieranlage mit Roboter. Eine mögliche Erweiterung wurde bereits bei der Planung mit berücksichtigt.

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