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ARMES REICHES LAND BERICHTE AUS DER HEIMAT Betriebsrätepreis Welche Projekte es in die Endauswahl geschafft haben R Seite 18 Große Studie Was der Trend zum E-Auto für die Arbeitsplätze in Deutschland bedeutet R Seite 17 Mitgliederzeitung der IG Metall | Jahrgang 70 | Juli/August 2018 | D 4713 metall zeitung R Seite 28 Herzlich willkommen! Hier findest Du wichtige Infos rund um die IG Metall

metallzeitung · Tipps für Ruheständler und alle, die den Renteneintritt noch vor sich haben. RSeite 24 F o t o: X x x x x x F o t o: v g a j i c / i S t o c k metallzeitung Juli/August

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Armes REICHES LANDBERICHTE AUS DER HEIMAT

betriebsrätepreis Welche Projekte es

in die Endauswahl geschafft haben

R Seite 18

große studie Was der Trend zum E-Auto

für die Arbeitsplätze in Deutschland bedeutet

R Seite 17

Mi t g l i e d e r ze i t u ng de r I G Me t a l l | J a h r g ang 70 | J u l i / Augus t 2018 | D 47 13

metallzeitung

R Seite 28

Herzlich willkommen! Hier findest

Du wichtige Infos rund um die IG Metall

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2

>iNHALT

4 Hitze am Arbeitsplatz So wird das Arbeiten während der

heißen Sommerwochen erträglicher.

6 integration Seit zweieinhalb Jahren betreibt die IG Metall in

der Frankfurter Innenstadt eine Anlaufstelle für Geflüchtete.

7 ehrenmitglied Werner Falk ist seit 70 Jahren in der IG Metallund arbeitet immer noch ehrenamtlich.

8 betriebsratswahlen Erste Zwischenauswertung zeigt: guteWahlbeteiligung, hohes Vertrauen in Metallerinnen und Metaller.

10 Neue Halberg guss Zwei Werke sollen geschlossen werden.Die Beschäftigten wollen das verhindern.

11 streit um Tarifvertrag Ingenieure bei IAV gehen zum erstenMal in der Geschichte des Unternehmens in den Warnstreik.

breitband, bildung, bezahlbares Wohnen:Wie Deutschland seine Zukunft verschläft

Deutschland geht es gut. Trotzdem sind viele frustriert.

Woran liegt das? Drei engagierte Metaller erzählen

aus ihrem Alltag. Sie beschreiben ein Land, das an vielen

Stellen zum Sanierungsfall geworden ist, weil wir

zu lange von der Substanz gelebt haben. Höchste Zeit,

in die Zukunft zu investieren.

16 Abgasbetrug Die Folgen der Dieselaffäre treffen die Beschäf-tigten im Kfz-Handwerk doppelt hart.

17 elektrofahrzeuge Große Studie zur Zukunft der Autoindustrie:Jörg Hofmann beantwortet im Interview die wichtigsten Fragen.

18 betriebsrätepreis 2018 Aus dem Bereich der IG Metall habenes drei Projekte in die Endrunde geschafft.

19 Absicherung bei Krankheit Arbeitgeber wollen Lohnfortzah-lung im Krankheitsfall einschränken.

20 behinderung Zwei Kollegen berichten von ihrem Schicksal –und wie die Schwerbehindertenvertretung ihnen geholfen hat.

22 recht so Was allgemeine Geschäftsbedingungenmit Arbeitsver-trägen zu tun haben – und was Beschäftigte dazu wissen müssen.

23 rechtsfall Wer sich auf Facebook rassistisch äußert, mussdamit rechnen, seinen Arbeitsplatz zu verlieren.

24 ratgeber Was heutige und künftige Rentner wissen müssen:die wichtigsten Tipps rund um den Ruhestand.

26 Fortbildung Welche Möglichkeiten Metallerinnen und Metallerhaben und was sie dabei beachten sollten.

27 Tipps für schulabgänger Die Schule ist geschafft – so klapptes mit dem Ausbildungsplatz.

28 Aus den bezirken

30 Lokales/Karikatur

31 rätsel/impressum

rechnung fehlen für ein bedingungs-loses Grundeinkommen rund 300Milliarden Euro. Um die zu erwirt-schaften wäre eine Reichensteuernotwendig. Die Sozialkassenmüss-ten für uns Bürger zurückgewon-nen und der real existierendeSozialkassen- und Versicherungs-lobbyismus abgeschafft werden.Dass das kein Zuckerschleckenwird, ist mir klar.Dirk Faber, mönchengladbach

Für rentner ungerechtmetallzeitung 6/2018

»Kassenbeitrag wieder gerecht«

Ich bin nicht der Meinung, dassalles wieder gerecht ist. Was istmit den Rentnerinnen und Rent-nern? Für diesen Personenkreishat Gerhard Schröder damals ein-geführt, dass der Arbeitgeberbei-trag von ihnen selbst bezahltwerden muss.Wolfgang Helms, Duisburg

>LeserbrieFe

umverteilung erforderlichmetallzeitung 6/2018

»Arbeitsmarkt: fünf Rezepte auf dem

Prüfstand«

Viele offene Stellen sind Leiharbeit,schlecht bezahlt oder unsicher. VieleHochqualifizierte sind (langzeit-)ar-beitslos. Bei einemwirklichen Fach-kräftemangel würden ihre Einkom-men stark steigen. Das ist nicht derFall. Somit reichtQualifikation nichtaus. Eine grundlegende Umvertei-lung des Reichtums ist erforderlich.eric Neuber, radebeul

reichensteuer einführenmetallzeitung 6/2018

»Bedingungsloses Grundeinkommen«

Mit einembedingungslosenGrund-einkommen hätte es niemandmehrnötig, prekäre Arbeit anzunehmen.Ausbeutende Arbeitgeber, derenGeschäftsmodelle auf Hungerlöh-nen basieren, wären zum Umden-ken gezwungen. Nach meiner Be-

>reDAKTiONssCHLuss Dieser AusgAbe:18. Juni 2018

sommeraktion Viele setzen

sich dafür ein, dass die IG Metall

weiter wächst. Dafür gibt es jetzt

ein Dankeschön.R Seite 9

Arbeitskampf Der neue Investor

will zwei Werke der Neuen Halberg-Guss

schließen. Die Beschäftigten kämpfen

um ihre Arbeitsplätze.R Seite 10

Foto:WolfgangZeyen

12TITEL

Titelfoto:AngelaBragato/Fotolia

metallzeitungJuli/August 2018

>beiTrAgsANPAssuNg

Der Bundesrat hat am 8. Juni 2018 eine Rentenerhöhung beschlossen.Danach steigen am 1. Juli dieses Jahres die Renten im Westen um3,22 Prozent, im Osten um 3,37 Prozent. Parallel zur gesetzlichenErhöhung der Rentenbezüge wird die IG Metall die individuellenMitgliedsbeiträge der Rentnerinnen und Rentner um die gleichenProzentbeiträge erhöhen.

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mai-rätselLösungssumme: »60«

1. Preis: Allesandro Falcinelli, Metzingen

2. Preis: Erika Gerdes, Rhauderfehn

3. Preis: Sonja Ruschhaupt, Niederzier

>geWONNeN

Fortbildung Bewährte Wege,

neue Möglichkeiten – und warum

jeder über eine Weiterbildung

nachdenken sollte.R Seite 26

rentenratgeber Die wichtigsten

Tipps für Ruheständler und alle,

die den Renteneintritt noch vor sich

haben.R Seite 24

Foto:Xxxxxx

Foto:vgajic/iStock

metallzeitungJuli/August 2018

Investitionen schaffen Zukunft

Foto:FrankRumpenhorst

Jörg Hofmann, erster Vorsitzender der ig metall

Chancen Deutschland steht vor großenHerausforderungen. Wer sie meistern will,darf nicht am falschen Ende sparen.

>eDiTOriAL

Die Null muss stehen. DiesesMantra vertreten nicht nur Verfech-ter des gepflegten Defensivfußballs, sondern auch die Finanzpo-litiker der großen Koalition. Doch während man bei der Fußball-WM ohne Gegentor wenigstens nicht verliert, kann man in derPolitik mit der schwarzen Null nichts gewinnen. Zumal es mitBlick auf viele Baustellen in Deutschland nicht 0:0, sondern längst0:1 steht, wie die Titelgeschichte dieser Ausgabe eindrucksvollzeigt. Ob es um die Bildung unserer Kinder und Enkel, sozialeSicherheit oder die an vielen Stellen marode Infrastruktur geht:Überall sind die Defizite unübersehbar. Vom Mangel an bezahl-baremWohnraum in vielen Städten oder Internet im Schnecken-tempo auf dem Land ganz zu schweigen.Wenn wir unseren Nach-kommen eine zukunftsfähige Infrastruktur übergeben wollen,müssen wir jetzt handeln und kräftig investieren.

investitionen Das gilt nicht nur für den Staat, sondernmindestensgenauso für die Unternehmen. Auch sie müssen in die Zukunft in-vestieren.WennUnternehmendenAnschluss an dieDigitalisierungder Produkte und Prozesse verlieren, sich nicht rechtzeitig aufklimafreundliche Produkte, wie etwa Elektrofahrzeuge umstellen,sind sie raus aus demRennen – und damit auch die dort Beschäftig-ten.DieWeichen dafürwerden jetzt gestellt. Das verlangt Investitio-nen in die deutschen Standorte, auch in neue Geschäftsmodelle,damit die Beschäftigung stabil bleibt. DieUnternehmenmüssen vorallemmit einermassivenQualifizierungsoffensive dafür sorgen, dassdie Beschäftigten in diesemWandel nicht unter die Räder kommen.Das gibt es nicht zum Nulltarif. Die Rationalisierungsgewinne derDigitalisierungmüssen in guteArbeit für alle investiert werden.Werdiese Investitionen in dieMenschen heute scheut, wirdmorgen nullGewinnmachen.

>FeHLerTeuFeL

Foto:ThomasBerns

LandschaftsparkDuisburg-Nord:Dort die Freizeitverbringen, wofrüher malochtwurde.

Überschrift »Sich dort erholen,wo früher noch schwer malochtwurde«, haben wir den Land-schaftspark Duisburg-Nord vorge-stellt. Das Foto auf der Doppelseitezeigt aber eine Aufnahme aus derKokerei Zollverein in Essen. Wirbitten, die Panne zu entschuldigen,und nutzen gern die Gelegenheit,Euch noch einmal beide Ausflugs-ziele wärmstens zu empfehlen. Freinach Andy Möller: Duisburg oderEssen, Hauptsache Ruhrpott!

Liebe Leserinnen und Leser,wahrscheinlich kennt Ihr den inzwi-schen berühmt gewordenen Aus-spruch von Fußballerlegende AndyMöller, der esmit den geografischenDetails einmal nicht so genau nahm:»Mailand oderMadrid, HauptsacheItalien!« Vielleicht ist Euch dieserSpruch beim Durchblättern derletzten Ausgabe der metallzeitungdurch den Kopf gegangen. Uns istda auf der Seite vier nämlich etwasdurcheinandergeraten: Unter der

Illustration:StephanieBrittnacher

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metallzeitungJuli/August 2018

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Wenndas Thermometer Richtung 30Gradklettert, schmilzt nicht nur Eis. Auch derKopf und somancherGedanke scheinen inder Hitze zu zerfließen – besonders wennMensch vom Hals abwärts in Hemd undKrawatte oder Blaumann steckt.

Anders als in der Schule gibt es amArbeitsplatz kein Hitzefrei. Aber wenn esim Büro oder in der Werkshalle zu warmwird, muss der Arbeitgeber Abhilfe schaf-fen. Hitze ist nicht nur unangenehm, siekann die körperliche und geistige Leis-tungsfähigkeit senken. Siemachtmüde undschränkt die Konzentration ein, kann zuHerz-Kreislauf-Problemen führen und dasRisiko für Arbeitsunfälle erhöhen.

Nach einer technischen Regel fürArbeitsstätten, der ASR 3.5, soll die Luft-temperatur in Arbeitsräumen 26 Gradnicht überschreiten. Eine Ausnahme giltfür Arbeitsplätze, an denen es betriebsbe-dingt wärmer ist, etwa am Hochofen.Ansonsten darf der Arbeitgeber von der26-Grad-Regel nur abweichen, wenn dieRäume ausreichend vor Sonne geschütztsind und die Außenlufttemperatur über26 Grad steigt.

Früher arbeiten Die ASR nennt Mög-lichkeiten, wie Beschäftigte vor allzu großerHitze geschützt werden können. Über dieAuswahl entscheidet der Betriebsrat mit.Wird es im Büro wärmer als 26 Grad, kannderArbeitgeber etwadurchLüftenwährendder Nacht oder Getränke die Hitze für dieBeschäftigten erträglicher machen. Außer-dem kann er die Arbeitszeit verkürzen undin die kühleren Morgenstunden legen. Beimehr als 30Grad Lufttemperatur imRaumist der Arbeitgeber verpflichtet, zusätzlicheSchutzmaßnahmen zu ergreifen. Steigt dieTemperatur auf über 35Grad, ist der Raumals Arbeitsraum nicht mehr geeignet, es seidenn, es werden Schutzmaßnahmen ähn-lich wie bei Hitzearbeitsplätzen ergriffen.Auch die Kleidervorschriften kann derArbeitgeber lockern und an heißen Tagenetwa auf Krawattenpflicht verzichten.

[email protected]

Wenn es heiß wirdim Büro, sich mallocker machen

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metallzeitungJuli/August 2018

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6 metallzeitungJuli/August 2018

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Seit zweieinhalb Jahren gibt esin Frankfurt eine Anlaufstelleder IG Metall für Flüchtlinge.Der schlichte Name »DerLaden« ist Programm. Es istbeispielhafte Graswurzelarbeit,in der Frankfurter Innenstadt:Deutschkurse geben, beruflicheund rechtliche Beratung anbie-ten, Kleider verteilen, Brillenbesorgen, die das Amt nicht be-zahlt. Leiterin Bianka Huber isteine Allrounderin. Sie und ihrTeam helfen den Geflüchteten,so gut sie können. »Das größteProblem ist derzeit die Woh-nungssuche«, sagt Huber.

Mehrfach hat sie Fälle vonMietwucher in Frankfurt erlebt.Eine Mietmafia versucht, ausder Not der Betroffenen Profitzu schlagen. Finden Geflüch-tete einen Arbeitsplatz, müssensie innerhalb weniger Tage dieGemeinschaftsunterkunft ver-lassen. »Manche Vermieterknöpfen den Betroffenen füreinen Schlafplatz mit Matratzeund Spind 800 Euro Miete imMonat ab«, beklagt Huber.

Mehr zur Flüchtlingsarbeit der

IG Metall unter:

igmetall.de/migration

»Der Laden« ist für viele ein rettender AnkerDie IG Metall hilft in einem beispielhaften Projekt Geflüchteten mit Deutschkursen und mehr.

»AutohausFair«startet in Hessen

Die Kampagne »AutohausFair« istin Hessen gestartet. Mit dem Siegelzeichnet die IG Metall Autohäuseraus, die sich an Tarifverträgehalten, einen Betriebsrat haben undausbilden. Sie werden auf dem In-ternetportal autohaus-fair.de gelis-tet. Kunden können dort nachAutohäusern in ihrer Nähe suchen.Faire Autohäuser sind auch beiBeratung und Reparatur top.

DieKampagne gibt es bereits inSchleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Berlin,Brandenburg und Sachsen.WeitereBundesländer kommen demnächsthinzu. autohaus-fair.de

mehr Steuern als erwartet

Nach jüngsten Schätzungen wird der deutsche Staat 2018

36 Milliarden Steuern mehr einnehmen als im Vorjahr.

Das geht aus den neuesten Untersuchungen des Instituts

für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) hervor.

Insgesamt fließen dem Bund rund 770 Milliarden an

Steuern zu. Grund für diese Mehreinnahmen ist die weiter-

hin gute Konjunktur in der Bundesrepublik. Daher wird

davon ausgegangen, dass der Aufwärtstrend bis zum Ende

der Legislaturperiode anhält.

boeckler.de

R suchbegriff: steuerschätzungen 2018

Arbeitsunfälle sinken

Die Zahl der Arbeitsunfälle in Deutschland

ist weiter gesunken. Das meldete die

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeits-

medizin in ihrer Statistik für das Jahr 2016.

Auf 1000 Vollzeitbeschäftigte zählte

die Bundesanstalt 23,2 Arbeitsunfälle.

36 mrd.

23,2Digitalisierung

bereitet Sorgen

Nur ein Fünftel der deutschen Arbeitnehmer

fühlt sich ausreichend auf die Digitalisierung vor-

bereitet. Dagegen hat die große Mehrheit nicht

das Gefühl, dass der Arbeitgeber interessiert ist,

seine Belegschaft durch Weiterbildungen auf die

neuen Herausforderungen vorzubereiten.

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Für Geflüchtete ist dieBeratungsstelle der

IG Metall eine wichtige Hilfebei der Integration.

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7metallzeitungJuli/August 2018

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Beschäftigte sollen künftig befristet in Teilzeit gehen können. Die Bundesregierung hat den Gesetz-entwurf zur Brückenteilzeit beschlossen. Der Bundestag muss noch zustimmen. Das Gesetz soll von2019 an gelten. Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IGMetall, nannte das Gesetz ein wichtigesGleichstellungs- und Gerechtigkeitsprojekt. Es sei ein tragbarer Kompromiss trotz Schwächen wie derSchwellenwert, der den Anspruch auf befristete Teilzeit auf Betriebe ab 45 Beschäftigten beschränkt.Benner begrüßte, dass sich auch für bereits teilzeitbeschäftigte Frauen undMänner die Rechtssicher-heit verbessert, da Anträge zukünftig in Textform gestellt werdenmüssen. »Hunderttausende FrauenundMänner haben die Möglichkeit, der Teilzeitfalle zu entkommen«, sagte Benner.

ig metall begrüßt brückenteilzeit

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Die Bahntechnik-Hersteller Siemens Mobilityund Alstom fusionieren. Beschäftigte und Ge-werkschaften befürchten, dass dadurch Arbeits-plätze wegfallen. Sie fordern Sicherheiten für alleeuropäischen Standorte. An einem europawei-ten Aktionstag beteiligten sich Tausende Be-schäftigte, fast 9000 allein in Deutschland.

In Deutschland hat die IG Metall bereitsvereinbart: Alle Standorte sind für vier Jahre ge-sichert und betriebsbedingte Kündigungen aus-geschlossen. In Frankreich gibt es ähnlicheZusagen. Jedoch nicht in den anderen euro-päischen Staaten, wo gut die Hälfte der rund40000 Beschäftigten arbeitet, macht IG Metall-

Hauptkassierer und Siemens-Aufsichtsrat JürgenKerner klar. »Jetzt setzen wir uns dafür ein, dassdie Weichen auch für die Beschäftigten in denanderen europäischen Ländern in die richtigeRichtung gestellt werden.«

Auch in Deutschland sind viele Beschäf-tigte verunsichert – trotz der Vereinbarung:Zum 1. August wird die »Mobility« aus der Sie-mens AG herausgelöst und eigenständig. Umdie Beschäftigten genau zu informieren, tourtdie IG Metall gerade mit ihrer Roadshow vonStandort zu Standort.

Aktuelle Nachrichten: dialog.igmetall.de

siemens und Alstom fusionierenbahntechnik-beschäftigte in ganz europa fordern garantien für ihre Arbeitsplätze.

Beschäftigte im Siemens-Zugwerk Krefeld beim europaweiten Aktionstag bei Siemens Mobilityund Alstom. Sie fordern sichere Arbeitsplätze für alle europäischen Standorte.

Wie fühlst Du Dich nach 70 Jahren

als Mitglied in der IG Metall?

Werner Falk: Ich bin ein bisschen stolz,dass ich die 70 Jahre durchgehalten habe.Mir hat die Arbeit immer Freude gemacht,als Jugendvertreter während meiner Aus-bildung zumWerkzeugmacher, als Betriebs-rat und später als Hauptamtlicher für dieGewerkschaft.

Ehrenamtlich bist Du noch immer für die

IG Metall unterwegs. Was machst Du?

Falk: Ich habe bis letztes Jahr Seniorenarbeitin der Geschäftsstelle und im Bezirk ge-macht und war im Bundesausschuss füraußerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit.Jeden Donnerstag versuche ich Mitglieder,die ausgetreten sind, wieder für die IG Me-tall zu gewinnen. Wenn ich an so einemDonnerstag keinen ausgetretenen Metallerzurückholen konnte, gehe ich ziemlichbedrückt nach Hause.

Ist es heute schwerer, Menschen

für die IG Metall zu gewinnen?

Falk: Die Interessen jungerMenschen sindheute andere als unsere, die wir die Nach-kriegszeit erlebt haben. Damals gehörte eseinfach dazu, in die IGMetall einzutreten.Heute fehlt manchen derWeitblick dafür, wiewichtig Gewerkschaften für den tariflichenund sozialen Fortschritt sind.Was wären wirals Arbeitnehmer, was wäre unsere Gesell-schaft ohne Gewerkschaften? Allein wärenwir als Arbeitnehmer auf dasWohlwollender Arbeitgeber angewiesen. Gewerkschaftengehören zur Demokratie. Sie sind die StimmevonMillionen Beschäftigten, Rentnern undArbeitslosen.

Fragen anWerner Falk3

Werner Falk ist zurzeit das einzigelebende Ehrenmitglied der IG Metall.

Ehrenmitglied Werner Falkwurde vor 84 Jahren in Gelsen-kirchen geboren. Er ist seit 70Jahren in der IG Metall und zur-zeit das einzige Ehrenmitglied.

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metallzeitungJuli/August 2018

8

AgententhrillerausMetallerfeder

Berlin im Jahr 1964: DerAgent Carl Janson solleinen Agentenaustauschvorbereiten. In der geteiltenStadt gerät er in ein Netzaus Intrigen. Schnell lerntJanson: Hier kann er nie-mandem trauen außer sichselbst. Kai Bliesener, Metal-ler bei Porsche in Stuttgarthat seinen ersten Romanvorgelegt: ein spannenderThriller aus der Zeit desKalten Kriegs.

»Die Watson-Legende«,südwestbuch Verlag (ab5. Juli erhältlich)

AusgezeichnetesKinderbuch

Paul ist ein glücklicher klei-ner Pandabär. Eines Tagesmuss er fliehen. In derneuen Heimat ist für ihnvieles ungewohnt. Schülerder Integrierten Gesamt-schule Volkmarode (Braun-schweig) haben das ThemaToleranz in einem Kinder-buch aufbereitet. Sie sinddafür mit dem Sally-Perel-Preis von Volkswagen aus-gezeichnet worden. DasProjekt wurde von derIGMetall unterstützt.

»Paul. eine geschichtevon schwarz und weiß«,Joh. Heinr. meyer Verlag

Etwas jünger und etwas weiblicher sind die neugewählten Betriebsräte. Das zeigen die ersten Zwi-schenergebnisse aus den Betrieben, für die dieIG Metall als Gewerkschaft zuständig ist. Von An-fang März bis Ende Mai haben die Beschäftigten inrund 11000 Betrieben ihre Interessenvertreterinnenund -vertreter gewählt. 6541 Wahlen mit rund 2,5Millionen Wahlberechtigten sind ausgewertet. Dassind 60 Prozent.

17 Prozent der neuen Betriebsratsmitgliedersind jünger als 35 Jahre, knapp zwei Prozentpunktemehr als nach der Wahl 2014. 23,6 Prozentder Mandate gewannen Frauen. Damit sind siein Betriebsräten stärker vertreten als in den Beleg-schaften, in denen ihr Anteil nur 19,7 Prozentbeträgt.

Anders sieht es bei den An-gestellten aus. Zwar kommen jetzt37,4 Prozent aller Betriebsräte ausBüros oder Entwicklungsabteilun-gen. Das sind knapp zwei Prozent-punkte mehr als 2014. Aber damitsind sie, gemessen an ihrem Anteilan den Beschäftigten, noch unterre-präsentiert. Denn in den Belegschaf-ten sind rund die Hälfte kaufmänni-sche oder technische Angestellte oderhaben akademische Berufe. Insgesamthaben sich gut zwei Drittel der Arbeit-nehmerinnen und Arbeitnehmer an den Betriebs-ratswahlen beteiligt.

Im Vergleich zu 2014 hat die Zahl der Be-triebe, in denen es Betriebsräte gibt, zugenommen.Rund 76 Prozent der neu Gewählten sind IG Me-

tall-Mitglieder. »Das ist ein großer Vertrauensbe-weis für die Betriebsratsarbeit der Metallerinnenund Metaller«, freut sich Rudolf Luz, der den Be-reich »Betriebspolitik« beim IG Metall-Vorstandleitet. »Es zeigt, dass sie überzeugende Arbeit geleis-tet haben.«

Keine Chance Gegnerische Listen hatten keineChance.DieChristlicheGewerkschaftMetall (CGM)schrumpfte auf 0,25 Prozent – nochweniger als 2014,als sie auf 0,34 Prozent der Stimmen kam. Die Ar-beitsgemeinschaftUnabhängiger Betriebsangehöriger(AUB) bringt es auf 0,05 Prozent. Rechtspopulisten,wie das ZentrumAutomobil, konnten nur inwenigenBetrieben Mandate gewinnen, allerdings nicht auf

Kosten der IGMetall, sondern zu-lasten gegnerischer Listen, vorallem der CGM. Rechtspopulis-ten stellen 19 der 50801 Be-triebsräte. Das Resümee vonRudolf Luz: »Wir müssen unsnoch mehr anstrengen, umAngestellte für die IG Metallund für Betriebsratsarbeit zugewinnen und um in nochmehr Betrieben Interessen-vertretungen durchzuset-zen.« Aber insgesamt zieht

Luz eine positive Bilanz. Dass die Betriebsräte derIGMetall so gut abgeschnitten haben und die Zahlder Betriebe mit Betriebsratsgremien zugenom-men hat, ist für ihn eine gute Grundlage, um dieanstehenden Aufgaben, wie Digitalisierung undUmbau der Autobranche, zu bewältigen.

Starke IG Metall-Betriebsräteerste Auswertung der betriebsratswahlen 2018: Vertrauensbeweis für die Arbeit der metaller.

durch Altersteilzeit, Vorruhestandoder Abfindungen. Diese Zahl istschon fast erreicht. Alle anderenBeschäftigten erhalten im Gegen-zug fünf Jahre lang, bis Sommer2023, Schutz vor betriebsbedingtenKündigungen.

Zudem gibt es an allen fünfStandorten Investitionen, die ihrenBestand erhalten und die Beschäfti-gung sichern. Dafür sind die Be-schäftigten bereit, Zugeständnissebei künftigen Tariferhöhungen zumachen. Die näheren Details wer-den in Tarifverträgen geregelt.

DieOpel-Beschäftigten haben schonviele unsichere Zeiten erlebt. Vor einpaar Wochen haben Betriebsräteund IGMetall Eckpunkte vereinbart,die dafür sorgen, dass die Beschäftig-ten wieder ruhiger in die Zukunftblicken können. Denn der französi-scheKonzern PSA, zu demOpel seitknapp einem Jahr gehört, hat denOpelern, wie sie sich selbst nennen,Kündigungsschutz und Investitionenzugesichert.

Danach dürfen höchstens 3700Stellen abgebaut werden, aus-schließlich auf freiwilliger Basis:

Hintergrund des Konflikts war, dassPSAVerträge nicht einhalten wollte,in denen die vorherige Opel-MutterGeneralMotors Standortzusagen ge-macht hatte. Nach den monatelan-gen Auseinandersetzungenmit PSAist Wolfgang Schäfer-Klug, der Ge-samtbetriebsratsvorsitzende, frohüber das Ergebnis: »Wir haben be-kommen, was wir seit Langem for-dern: Sicherheit für die Beschäftigtenund Zukunft für alleWerke.«

igmetall.de RThemenRArbeit RFokus betrieb

Opeler haben wieder Perspektiven

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Die ig metall sagt DankeSo funktioniert die Sommeraktion: Zwei neue Mitglieder gewinnen,

zugeschickten Code auf der Aktionswebsite eingeben, Geschenk aussuchen

und Spaß haben. Ob Action im Freien oder Kultur im kühlen Kino – für jeden

ist ein passendes Dankeschön dabei (siehe rechts).

Mein Leben, meine Zeit.Mein Sommer, meine ig metall.

Starke Tarifverträge brauchen eine starke IG Me-tall – und jedes Mitglied macht die IG Metall stär-ker. Darum ist es wichtig, dass unsere Gemeinschaftweiter wächst. Viele Metallerinnen und Metallerladen ihre Kolleginnen und Kollegen daher immerwieder ein, sich der IG Metall anzuschließen.Für dieses Engagement möchte sich die IG Metallbedanken und hat darum die Aktion »MeinSommer – meine IG Metall« ins Leben gerufen.*

Attraktive geschenkeWer bis zum 31. August zwei neueMitglieder wirbt,kann sich eines von drei Präsenten aussuchen: einBoulespielset, ein Kinogutschein für zwei Personeninklusive Getränke und Snack oder die Kultgrill-schürze der IG Metall. Die Schürze wird vonMetallerinnen und Metallern hergestellt, ist ausfeuerfestemMaterial und trägt die Aufschri: »ZeitzumWenden« – eine kleine Anspielung auf unsereForderung nach einer neuen Arbeitszeitkultur.

Weitersagen Ohne die IGMetall wären die schönstenWochen im Jahr nurhalb so schön: Dank der Tarifverträge der IGMetall gibt es bis zu sechsWochenUrlaub im Jahr und für viele ein zusätzliches Urlaubsgeld aufs Konto. Ein guterAnlass, Kolleginnen und Kollegen für unsere gemeinsame Sache zu gewinnen.

so funktioniert die sommeraktion1. Im Aktionszeitraum zwei neue Mitglieder fürdie IG Metall gewinnen.

2. Auf die Post von der IGMetall warten. Der Briefenthält einen Aktionscode.

3. Den Aktionscode auf der Website sommer-zeit-igmetall.de eingeben, dort ein Dankeschön aus-suchen und gleich bestellen.

Tischkicker gewinnenAußerdem wartet auf der Website noch einweiteres Sommerspecial: Passend zur Fußball-weltmeisterscha verlost die IG Metall an jedemSpieltag elf IG Metall-Pappkicker. Wer sein Glückversuchen will, kann dies ebenfalls über dieAktionswebsite tun.

Alle infos zur sommeraktion gibt es hier:sommer-zeit-igmetall.de

*nur für teilnehmende Betriebe

Für die kühleren Tage:das Indoor-Arrangement.

Mit der IG Metall immer gut im Film!

Coole sache: das OutdoorsetMit dem IG Metall-Boulespiel

ganz nah dran!

Fuÿr echte Fans und solche,die es werden wollen:

die IG Metall-Grillschürze 2018.

Zeit zum Wenden!

Fotos:IG

Metall

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Sicher fühlten sich die Beschäftigten beiHalberg-Guss in Leipzig schon lange nichtmehr. Seit der Übernahme durch die Pre-vent-Gruppe der Investorenfamilie Hastorfürchteten sie, zum Spielball der Kapital-interessen des neuen Eigentümers zu wer-den. Die plötzliche Ansage im Juni, dasWerk Ende 2019 zu schließen, hat sie aberdoch überrascht – und schockiert.

»Wir sind alle betrübt«, sagt AndréDämmig. Er steht vor demWerk derNeuenHalberg-Guss (NHG) in Leipzig. Es ist dererste Streiktag. Der 51-jährige Schichtfüh-rer in der Formerei und rund 750Kollegin-nen und Kollegen kämpfen um ihre Ar-beitsplätze. »Unser Ziel ist, alle Arbeits-plätze zu erhalten«, sagt der Betriebsrats-vorsitzende Thomas Jürs. »Wenn das nichtgelingt, wollenwir zumindest das Bestmög-

Hastor hat in den letzten Jahren eine Reihevon Autozuliefererfirmen aufgekauft. MitseinemGeschäftsgebaren, durch Lieferboy-kotts höhere Preise zu erpressen, treibt erseineKundendazu,Alternativen zu suchen,und gefährdet so die eigenenWerke. Bei derPrevent-Tochter Car Trim im sächsischenPlauen wurde schon 200 Beschäftigten ge-kündigt, bei ESGuss in Schönheide imErz-gebirge traf es 160 Beschäftigte.

Bei Redaktionsschluss richteten sichdie Beschäftigten in Leipzig und Saarbrü-cken auf eine längere Auseinandersetzungein. Betriebsrat Jürs versicherte: »Wir las-sen uns nicht unterkriegen.«

Aktuelle Nachrichten findest Du hier:

igmetall.deRThemen RArbeit RFokus betrieb

liche für dieKollegen herausholen.«Darumsind sie im Juni in einen unbefristetenStreik für einen Sozialtarifvertrag getreten(der bei Redaktionsschluss der metallzei-tung noch andauerte). Mit ihnen hat auchdie Belegschaft des Schwesterwerks in Saar-brücken den Arbeitskampf aufgenommen.Denn die rund 1500 Beschäftigten an derSaar sorgen sich ebenfalls um ihre Zukunftund fordern einen Sozialtarifvertrag.

geld sichern Mit dem Vertrag soll NHGsich verpflichten, eine Qualifizierungsge-sellschaft und einen Treuhandfonds zu fi-nanzieren. Aus dem Fonds sollen Beschäf-tigte unterstützt werden, falls Arbeitsplätzeverloren gehen. Aus ihm sollen zum Bei-spiel Abfindungen oderHilfen zurVermitt-lung in neue Stellen bezahlt werden.

Arbeitskampf Die über 2000 Beschäftigten der Werke der Neuen Halberg-Gussin Leipzig und Saarbrücken sind vor zwei Wochen in einen unbefristeten Streikgetreten. Sie kämpfen um die Zukunft ihrer Arbeitsplätze.

Arbeit statt Profitgier

metallzeitungJuli/August 2018

10

Rastatt herrscht ein Klima derAngst.

Viele kommen krank zur Ar-beit oder nehmenUrlaub. Zwar ver-dienen die Leiharbeiter beiMercedesdank guter Regelungender IGMetallund des Betriebsrats über 20 Euro inder Stunde, allerdingswerden ihneneinfach Stunden und Urlaubstageohne erkennbaren Grund gestri-chen.Das ergabenPrüfungen der oftvöllig undurchsichtigenAbrechnun-gen und Stundenzettel.

Wer krank ist, fliegt. Wer sich be-klagt, fliegt. Sie werden um ihre Ar-beitsstunden und ihren Urlaub be-trogen. Wer zu oft nachfragt, fliegtebenfalls. Zudem laufen ihre Ver-träge im September aus.

Das zeigen über 200 Einzelge-spräche, die die IG Metall mitDekra-Leiharbeitern geführt hat,vor den Werkstoren, in Kneipenund bei Hausbesuchen. Unter den1200 Leiharbeitern der Leihfirma»Dekra Arbeit« imMercedes-Werk

Zudem wurden Vertragsverlänge-rungen verfälscht und nach hintendatiert, wodurch Leiharbeiter umihre unbefristete Übernahme ge-bracht wurden. Fast 40 solcher Fällehat Dekra bereits zugebenmüssen.

ig metall macht Druck Die IGMe-tall geht nun gemeinsam mit denLeiharbeitern die Missstände an.Unter dem Motto »Respekt fürDekra-Beschäftigte« verteilte dieIG Metall mehrere Tage hinterei-

Leiharbeiter von Dekra in Rastatt ausgebeutetnander Flugblätter vor den Torendes Mercedes-Werks. Presse undFernsehen berichteten ausführlich.

Die Unternehmensleitung vonDaimler will die Missstände in Ra-statt nun überprüfen und »jedenMissbrauch abstellen«. Darauf willsich die IG Metall nicht verlassen,sondernmit den Leiharbeitern Ver-besserungen und konkrete Zusagenfür die Zukunft durchsetzen. Es gabbereits erste Aktiventreffen.

igmetall.de/Leiharbeit

Im Juni gingen Be-schäftigte in Leipzig(Foto) und Saarbrü-cken in Streik. Beiden Urabstimmun-gen hatten an derSaar 94 Prozentdafür gestimmt, inLeipzig 98 Prozent.

Foto:WolfgangZeyen

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4,3 Prozent mehr Geld rückwirkend zum1. April, 300 Euro Einmalzahlung, ab Jah-nuar 2019 weitere 2,3 Prozent mehr. Nachmonatelangen Verhandlungen gibt es einTarifergebnis bei der IngenieurgesellschaftAuto und Verkehr (IAV).

Erstmals in ihrer Geschichte sind dieBeschäftigten dafür in denWarnstreik ge-treten. An denWarnstreiks beteiligten sich3600 Ingenieure und Techniker in Berlin,Chemnitz, Gifhorn, Ingolstadt, Münchenund Sindelfingen –mehr als die Hälfte derBelegschaft der deutschen IAV-Standorte.

Der Tarifkonflikt bei IAV zog sichübermehrereMonate hin. Die Beschäftig-ten haben regelmäßig Druck gemacht.Jeden Freitagmittag gab es »Tariffreitag«-Kundgebungen vor den Toren.

gehaltskürzungen vom Tisch Nach denWarnstreiks erzielte die IGMetall-Verhand-lungskommission schließlich in der viertenVerhandlung Mitte Juni den Durchbruch.Ursprünglich wollte die Geschäftsleitungvon IAV nur abschließen, wenn die IGMe-tall einer Kürzung der Einstiegsgehälter zu-stimmt. Ingenieure, die neu bei IAVeinstei-gen, sollten deutlich weniger verdienen.

»Alle Bereiche sind für viele Jahrevoll ausgelastet und unsere Kunden lobenunsere kompetenten Mitarbeiter. Wir su-chen händeringend Fachkräfte«, betontMark Bäcker, Gesamtbetriebsratsvorsit-

zender und Mitglied der Verhandlungs-kommission. »Da dürfen wir doch nichtdemotivieren undBewerber abschrecken.«

Die IAV-Beschäftigten sind gegenjede Spaltung in besser bezahlte altge-diente Beschäftigte und schlechter be-zahlte jüngere. Das zeigten die Rückmel-dungen, die die Tarifkommission aufBetriebsversammlungen einholte.

Die Kürzung der Einstiegsgehälterist nun vom Tisch. Allerdings kann IAVden Aufstieg in höhere Entgeltgruppenverlangsamen, als Beitrag der Belegschaftzur digitalen Zukunft im Tarifpaket»IAV+«. ImGegenzug entwickelt das Un-ternehmen nun ein Effektivitäts- und Ef-

fizienzprogramm, wie von Betriebsrat undIG Metall gefordert. »Alle Prozesse undEntscheidungen kommen auf den Prüf-stand, unter Beteiligung der Belegschaft«,erklärt derVerhandlungsführer der IGMe-tall Johannes Katzan. »Da muss IAV jetztliefern, statt ausschließlich auf die Personal-kosten zu schauen.Die Belegschaft ist nichtdas Problem, sondern Teil der Lösung.«

Top mit Tarif – seit über 25 Jahren DieIAV-Beschäftigten entwickeln kompletteSysteme für Autohersteller weltweit, in ei-genen IAV-Entwicklungszentren und eige-nen Laboren. In den letzten zehn Jahren hatsich die Zahl der Beschäftigten verdoppelt,derUmsatz stieg von 375 auf 850MillionenEuro. IAV gehört zu 50 Prozent demAuto-bauerVW.Und seit über 25 Jahren hat IAVeinen Tarifvertrag mit der IGMetall – undist auch damit ein Vorzeigeunternehmenunter den Entwicklungsdienstleistern.

»IAV ist ein Topunternehmen. Des-halb war dieser monatelange Streit für unsvöllig unverständlich«, meint Unterneh-mensbetreuer Dietmar Brennecke von derIGMetallWolfsburg. »In der gesamtenMe-tall- und Elektrobranche hatten wir Tarif-ergebnisse erzielt, auch bei VWund seinenTöchtern. Nur bei IAV gab es Probleme.«

Aktuelle Nachrichten zu IAV:

igmetall.deRsuche: iAV

Am größten Standortin Gifhorn bei Wolfs-burg kamen 2500zumWarnstreik vordie Tore und blockier-ten die Zufahrt fürdie Manager, die zurAufsichtsratssitzunganreisten.

Ingenieure bei IAV erkämpfen 4,3 Prozent mehrmonatelange Verhandlungen und erster Warnstreik der geschichte. mangement und beschäftigte gestalten gemeinsam digitale Zukunft.

Neuer Betriebsratbei Birkenstock

Die 580 Beschäftigten des Schuh-herstellers Birkenstock im sächsi-schen Bernstadt haben erstmalseinen Betriebsrat gewählt. ZweiJahre lang haben sie die Wahl mit-hilfe der IGMetall vorbereitet. Siesind unzufrieden: Löhne knappüber demMindestlohn, kurzfris-tige Sonderschichten, rüder Um-gang. Birkenstock war früher ananderen Standorten durch gewerk-schaftsfeindliches Verhalten aufge-fallen. Die Betriebsleitung in Bern-stadt jedoch verhielt sich bei derBetriebsratswahl korrekt.

Hohe Abfindungen erkämpft Ver-handlungenüber einen betrieblichenSozialplan waren gescheitert. Dorthatte der Arbeitgeber deutlichweni-ger Geld angeboten. Die IG Metallleitete dieUrabstimmungüber einenStreik ein.Das bewirkte, dass dieGe-schäftsführung dochnochnachlegte.

Zudembleiben einige Beschäf-tigte weiter bei Ledvance: Mindes-tens 50 arbeiten weiter im Maschi-nenbau, der vorerst erhalten bleibt.Rund 30 Auszubildende könnenihre Ausbildung beenden. 120 Be-schäftigte sind in Altersteilzeit.

Im Lampen- und Glaswerk vonLedvance – ehemals Osram – inAugsburg gehen die Lichter aus.Der chinesische Investor MLSdreht den Strom ab.

Allerdings haben die 650 Be-schäftigten mit der IGMetall einenSozialtarifvertrag erkämpft. EinGroßteil der Beschäftigten wirdeine fünfstellige Abfindung erhal-ten. »Das war nur möglich, weil dieBeschäftigten bereit waren, dafürzu streiken«, betont Michael Lep-pek, Erster Bevollmächtigter derIG Metall Augsburg.

Monatelang haben Beschäftigte undIG Metall gegen die Schließung ge-kämpft. Sie legten sogar einKonzeptfür die Fortführung des Betriebs vor.DochMLS verkündete imApril dasAus, nicht einmal zwei Jahre nach-dem MLS Ledvance mit der MarkeOsram von Siemens gekauft hatte.

Insgesamt will MLS bei Led-vance 1400 von 2200 Arbeitsplätzenan den deutschen Standorten ab-bauen. Die Schließung des WerksBerlin konnte die IG Metall verhin-dern. Allerdings verlieren auch dort80 von 200Beschäftigten ihreArbeit.

Licht aus im Ex-Osram-Werk

MichaelUhmeyerPhotographie/regios24

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Wir müssen reden Auch wenn diedeutsche Wirtschaft momentanboomt: Es gibt viele Menschen, die inständiger Unsicherheit leben, die sichfragen: Bin ich morgen noch im Job?In etlichen Betrieben kriselt es. Unddazu die pausenlosen Diskussionenum die Zukunft des Stahls! Wie sollenMenschen verstehen, dass SiemensLeute rausschmeißt, obwohl derKonzern Milliardengewinne macht?

Die Hartz-Gesetze machen denMenschen zusätzlich Angst, auchAngestellten: Sie fürchten den freienFall, weil die ZumutbarkeitsregelungenMenschen, die ihre Arbeit verlieren,nötigen, Jobs unter ihrer Qualifikationanzunehmen.

ten Lehrerinnen und Lehrern, die denKiddies zeigen, dass sie ihnen etwaswert sind. Studierende geben benach-teiligten Kindern Nachhilfeunterricht.Das ist alles wunderbar. Ich freue michüber jeden, der sich engagiert. Aber esist auchAusdruck des gesellschaftlichenMangels und der sozialenUngerechtig-keiten in diesem Land.

Träume In den 1970er-Jahren herrschteAufbruchstimmung.Wir hattenTräumeund Visionen von einer gerechterenWelt. Das ist verloren gegangen. Es gibtreichlich viele Menschen, die denken,dass Politiker sich nicht für ihre Sorgeninteressieren. Auch wir Gewerkschafte-rinnen undGewerkschaftermüssen uns

Die Autobahn A 40 heißt hier HartzIV-Äquator: Nördlich davon sindArmut und Hoffnungslosigkeit zuHause. Die meisten sind in der drittenGeneration arbeitslos.

Bei vielen alten Menschen in derStadt reicht die Rente nicht bis zumMonatsende, an Schulen herrschtchronischer Lehrermangel, der öffent-liche Nahverkehr muss dringend ver-bessert werden. Aber die Stadt istklamm. Sie schleppt mehrere Milliar-den Euro Altschuldenmit sich herum.Wir haben kaum Geld für Investitio-nen. Das Schlagloch ist der Schwipp-schwager des Haushaltslochs.

Es gibt viele soziale Projekte undInitiativen, zum Beispiel von engagier-

Duisburg: DAS SCHLAGLOCH IST DER SCHWIPPSCHWAGER DES

Dieter Lieske

ist Geschäftsführer

der IG Metall

in Duisburg und

im Stadtrat.

Er berichtet über

seine Heimatstadt.

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rei aktiveMetaller berichten über ihreHei-matregionen. Es sind Berichte aus einemLand, das zu den reichsten derWelt gehört,das rund 1,3 Millionen Millionäre hat,

Exportweltmeister ist, dessenWirtschaft boomt unddas so viele Arbeitsplätze bietet wie kaum jemalszuvor und dessen Steuereinnahmen sprudeln. Aberdie Berichte der drei Metaller wirken wie aus eineranderenWelt: Sie handeln vonmaroden Straßen, her-untergekommenen Stadtteilen, sanierungsbedürfti-gen Schulen, von Menschen, die arm sind, die unsi-chere, schlecht bezahlte oder gar keine Arbeit haben,die Sorgen haben und frustriert sind.

Im letzten Bundestagswahlkampf warb dieCDU für »ein Land, in dem wir gut und gerneleben«. Viele Menschen können sagen, dass es fürsie dieses Land gibt. Viele andere nicht. Das Landist gespalten. Die Regierungsparteien in Berlinhaben sich vorgenommen, es wieder zusammenzu-fügen. Das beteuern sie in Reden und im Koaliti-onsvertrag von SPD und Unionsparteien.

In kaum einer Rede eines SPD-Politikers oderder Parteivorsitzenden Andrea Nahles fehlt heuteSolidarität, ein Wort, das lange als unmodern in dieMottenkiste verbanntwar. ImKoalitionsvertrag stehtviel von »gleichwertigen Lebensverhältnissen«, »le-benswerten Städten«, »attraktiven Regionen«, »be-zahlbaremWohnen,« von strukturschwachenRegio-nen und ländlichen Räumen, die gefördert werdensollen, und vonmehr Betreuungsangeboten für Kin-der. Sozial Benachteiligte sollen stärker gefördert undBildungsbarrieren abgebautwerden. Schulen undBe-

fragen:Werdenwir vonmanchen schonals Teil des Establishmentswahrgenom-men? Diskutieren wir noch in denBetrieben mit Kollegen, die über dieIG Metall schimpfen? Wir müssen unsimmer fragen: Was können wir nochbessermachen?Wirmüssen stärker ge-sellschaftspolitische Themen bewegen.So wie mit unserem super Tarifab-schluss, mit dem wir das Thema Arbeitund Leben angepackt haben.

Ein Zauberwort heißt Beteili-gung. Wir laden zum Beispiel jetztbei Thyssen-Krupp Steel regelmäßigzu Diskussionen ein. Das Thema isteinfach nur: »Wir müssen reden.«Schon beim ersten Mal kamen gut180 Interessierte. ▸▸ Fortsetzung auf Seite 14

Vielen geht es gut in diesem reichen Land. Aber vielen auch nicht.

Drei Metaller, die die Probleme in ihren Städten und in Betrieben gut

kennen, reden über das, was schiefläuft, Menschen frustriert und

Politikverdrossenheit erzeugt. Sie beschreiben ein Land, das zerrissen

ist und an vielen Stellen sanierungsbedürftig. Die IG Metall hat

Vorschläge und Forderungen an die Bundesregierung. Sie ist überzeugt:

Probleme lassen sich lösen. Enttäuschte können wieder Vertrauen in

die Politik gewinnen. Von sylvia Koppelberg

Armes REICHES LANDBERICHTE AUS DER HEIMAT

HAUSHALTSLOCHS

rufsschulen sollen besser ausgestattet, Schüler undAuszubildende fit für die digitale Zukunft gemachtwerden. Das Thema Digitalisierung hängt die Koali-tion überhaupt sehr hoch.Die künftige digitale Infra-struktur soll »Weltspitze« sein. Bis 2025 soll bis injedes Dorf Glasfaser verlegt sein.

Weniger ist unsozial Gute Ansätze, aber das, waskonkret geplant ist, reicht nicht aus. Beispiel Woh-nungsmangel – eines der drängendsten Probleme.Mieter- und Sozialverbände gehen davon aus, dassmindestens eineMillionWohnungen fehlen. In denletzten Jahren ist zwar einiges gebaut worden, aberes entstanden vor allem teure Objekte. Woran esmangelt, sind bezahlbare Wohnungen für Normal-verdiener, für Familien undMenschenmit kleinemPortemonnaie. Zwar kündigt die Regierung an, denBundesländern für die Jahre 2020 und 2021 jeweilseineMilliarde Euro für den sozialenWohnungsbauzukommen zu lassen. Das liest sich eindrucksvoll.Doch der DGB weist darauf hin, dass der Bundschon jetzt 1,5 Milliarden jährlich zahlt – künftigist es also weniger als bisher.

Bei Investitionen geht es auch um soziale undFragen der Gerechtigkeit. Mieten sind dafür ein Bei-spiel. DerWohnungsmangel hat sie in den letzten Jah-ren dramatisch ansteigen lassen, vor allem in den gro-ßen Städten. In München stiegen die Mietenzwischen 2012 und 2016 zumBeispiel im Schnitt um21 Prozent auf 16 Euro pro Quadratmeter. Wer beiBMW in München arbeitet, dem nützt es nichts,wenn er in Wunsiedel im Fichtelgebirge eine Woh-

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▸▸ Fortsetzung von Seite 13

nung für 4,20 Euro pro Quadratmeter bekommenkann. Er braucht eine Bleibe in erreichbarer Nähezum Arbeitsplatz.

Die Ausgaben fürs Wohnen verschlingenimmer größere Teile der Einkommen und Renten,sagen dieWissenschaftler desDeutschen Instituts fürWirtschaftsforschung (DIW). Nicht wenige Men-schen treiben sie in die Armut. Eine Studie des DIWzeigt: Während bei Wohnungseigentümern das Ri-siko, in dieArmut zu rutschen, seit 1991 unverändertbei vier Prozent liegt, ist sie beiMietern »deutlich ge-stiegen«. 1991waren etwa 16 Prozent gefährdet, 2015schon fast 29 Prozent. Vor allem junge Leute, Allein-lebende undAlleinerziehende finden keineWohnungodermüssen so viel dafür bezahlen, dass ihr Einkom-men nicht mehr zum Leben reicht.

großes rad Um den Investitionsstau, der sich in-zwischen an allen Ecken und Enden gebildet hat,aufzulösen, müssen die Regierungsparteien einganz großes Rad drehen und viel Geld für Investi-tionen in die Hand nehmen. Aber sie wollen wederhöhere Schulden machen noch durch höhere Steu-ern auf Vermögen für mehr Geld in der Staatskassesorgen. Investitionen sollen nur aus Haushaltsüber-schüssen finanziert werden, hängen also von derKonjunktur und Entwicklung der Zinsen ab. Es istfraglich, ob so die Zusagen im Koalitionsvertrageingehalten werden können.

Prinzip Hoffnung Bei der Wende er-hofften sich viele eine Art bessererDDR: sichere Arbeit, aber mit mehrWohlstand und Konsum. Als die Mas-senarbeitslosigkeit kam, verwandeltesich das Prinzip Hoffnung bei denen,die nicht von der Wiedervereinigungprofitierten, ins Prinzip Pessimismus.Chemnitz hattemal 330000 Einwohner.100000 hat die Stadt nach 1990 verlo-ren. Jeder hat in seinemUmfeld jeman-den, der arm ist –mit oder ohneArbeit.

Bei der öffentlichen Daseinsvor-sorge liegt hier, wie in vielen anderenStädten in Ost und West, einiges imArgen: Der öffentliche Verkehr istschlecht ausgebaut, es fehlen Kitas undBetreuer, in den Schulen Lehrer. VieleHäuser sehen noch so marode aus wiezu DDR-Zeiten.

gerechtigkeit Und dann ist da nochdas große Thema Gerechtigkeit. VieleimOsten empfinden sich imVergleichmit Westdeutschen immer noch alsMenschen zweiter Klasse. Oft sinddie Arbeitsbedingungen schlechter,Einkommen niedriger und Arbeitszei-ten höher.

Das alles erzeugt kollektiveWun-den. Es ist schon sehr gut, dass die

IG Metall mit dem jüngsten Metall-Ta-rifabschluss einenAnlaufmacht, umdieArbeitszeiten anzugleichen.

Wir im Motorenwerk von VWSachsen haben gute Arbeit. In einemZukunftspakt sind sichere Beschäfti-gung bis 2025 und zukunftsfähige Pro-dukte vereinbart. Wir bauen zum Bei-spiel Motoren auch für alternativeKraftstoffe wie Gas oder Bioethanol.Aber die Dieselaffäre hat in einigenWerken dazu geführt, dass Leiharbeiterentlassen und befristet Beschäftigtekeine unbefristeten Verträge bekamen.Das hat Ängste ausgelöst, auch in denStammbelegschaften.

Es ist frustrierend zu erleben, wieeine Antriebsart, die lange als klima-freundlich gefeiert wurde, plötzlich soschlechtgeredetwird.Unddass die Bun-desregierung nicht durch industriepoli-tische Entscheidungen Sicherheit fürAutobauer und -fahrer schafft.

Ich wünsche mir generell einedemokratischere Kultur: Es muss vielmehr über gesellschaftliche Problemeund Lösungen gestritten werden. Zur-zeit ist eher das Gegenteil der Fall.Es sind viele Luftpumpen unterwegs:Populisten, die viel lärmen, aber sichdavor drücken, Politik zu gestalten.

Zwei Klassen Alle reden jetzt von Hei-mat. Ja, es gibt eine große Sehnsuchtnach Sicherheit und Überschaubarkeit.Weil viele das Gefühl haben, dass es siefür sie nichtmehr gibt. Sie habenAngst,dass die Globalisierung ihre Arbeits-plätze vernichtet, dass sie in Länder ab-wandern, in denenMenschen für einenHungerlohn arbeiten. Und obwohl esmit ihrer eigenen Situation gar nichts zutun hat, sehen sie ihre Sicherheit auchdurch Zuwanderer bedroht.

Ich erlebe Menschen, die in eineParallelgesellschaft abgedriftet sind. Essind vor allem Arbeitslose und Men-schenmit unsicheren, schlecht bezahl-ten Jobs. Sie fühlen sich durch die ver-gangenen »Reformen«, die das Lebenund die Rente angeblich sicherer ma-chen sollten, betrogen undmisstrauenPolitikern inzwischen grundsätzlich.

Wenn jemand Leiharbeitnehmerist und über Jahre von einem Job zumnächsten geschickt wird, geht das nichtspurlos an ihm vorbei. Er erwartet vonuns, der Gewerkschaft, dass wir etwas

CHemNiTZ: KOLLEKTIVE WUNDEN

mANNHeim: SEHNEN NACH SICHERHEIT

Klaus Stein,

Geschäftsführer der

IG Metall, berichtet

über Mannheim.

Er wohnt in der

Industriearbeiter-

hochburg im Norden

der Stadt.

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für ihn tun, aber wir können ihm auchnur begrenzt helfen. Bei John Deerehaben wir die bestmöglichen Regelun-gen für Leiharbeitnehmer durchgesetzt.Sie sind der Stammbelegschaft beimEinkommen völlig gleichgestellt. Trotz-dem fühlen sie sich als Menschen zwei-ter Klasse. Um fest angestellt zuwerden,würden manche sogar schlechtere Ar-beitsbedingungen in Kauf nehmen.

Haltung zeigen Aber auch Kolleginnenund Kollegen mit unbefristeten Ar-beitsverträgen, die sich eigentlichkeine Sorgen machen müssten, habenAngst vor dem sozialen Absturz. Siehaben Freunde oder Verwandte, dieunsichere oder gar keine Arbeit haben,wissen also, wie man sich dann fühltund wie schnell einen das treffen kann.

Wenn es umTarifverträge und dieArbeitsbedingungen geht, messen dieBeschäftigten der IG Metall großeKompetenz zu. Das zeigen Umfragen.Darumhaben sie, soweit ich das erlebe,auch wenig Angst vor der Digitalisie-

Die Bundesregierung will von diesem Jahr

an mehr Geld für Investitionen locker machen.

Wird jetzt alles besser?

Wolfgang Lemb: Ichbefürchtenein. ImStaatshaushaltsind zwar drei Milliarden Euro mehr als 2017 vorge-sehen, aber das ist ein Tropfen auf den heißen Stein.DenndieDefizite, die sich inzwischenaufgetürmtha-ben, sinderheblichhöher alsdie Investitionszusagen–die zudem alle unter Finanzierungsvorbehalt stehen.Das heißt, es gibt sie nur, wenn sie die schwarze Nullnicht gefährden. Doch allein in den Städten und Ge-meinden hat sich ein Investitionsstau von 126 Milli-ardenEurogebildet.Wennwir einLandhabenwollen,indemwir jetztund inZukunft gut lebenundarbeitenkönnen,müssendiePrioritätenandersgesetztwerden.

Wohin muss das Geld denn vor allem fließen?

Lemb: IndieFörderungbezahlbarerWohnungen, dieSanierung maroder öffentlicher Gebäude, in »abge-hängte« Stadtteile undDörfer, inbessereBildung, alsoinKitas, SchulenundBerufsschulen, inStraßen,BusseundBahnen, indenAusbauvonerneuerbarerEnergie,von Stromnetzen undLadestationen für Elektrofahr-zeuge sowie in moderne Breitbandnetze.

Das wird aber teuer.

Lemb: DieRegierungwill überall – inStädtenundaufdemLand–gleichwertigeLebensverhältnisse schaffen.So steht es imKoalitionsvertrag.Nur:Dasgibt esnichtzum Nulltarif. Aber es ist ja auch ausreichend Geldda.Der Staat kann sich zurzeit zuNullzinsenGeld lei-hen. ImÜbrigen:DieKosten sindheute so hoch,weilinderVergangenheit anallenEckenundEndegespartwurde.Wennwirheuteunsere Schulen,Wohnungen,Wohnumgebungen undVerkehrsnetze nicht instandhalten, um Kosten zu sparen, fallen die Sanierungs-oder Abriss- undNeubaukosten in Zukunft noch er-heblich höher aus.Wennwir nicht in soziale Gerech-tigkeit investieren, gefährden wir das friedliche Zu-sammenleben.Wennwirnicht inBildung investieren,bringenwirdie jungenGenerationenumihreZukunft.Wennwir jetzt nicht die nötigen Investitionen für dieDigitalisierungundumweltfreundlicheTechnologienaufbringen, raubenwir derWirtschaft ihreZukunfts-chancen im globalenWettbewerb – und damit vielenMenschen ihre Arbeit.

sPAreN rAubTUNS DIE ZUKUNFT

Wolfgang Lemb

ist im IG Metall-

Vorstand für Industrie-,

Struktur- und Energie-

politik zuständig.

rung. Sie vertrauen darauf, dass wir dieEntwicklung so gestalten und sozialabfedern können, dass die Beschäftig-ten dabei nicht unter die Räder geraten.

Bei politischen Themen ist esschwieriger. Wir zeigen klare Haltung,etwa in der Rentenpolitik, und machendeutlich, dasswir die soziale Spaltung inder Gesellschaft und das Zweiklassen-system in derArbeitswelt nicht hinneh-men. Aber politische Mehrheiten zufinden ist ja nicht immer einfach.

WirMetallerinnenundMetaller inMannheim haben ein breites überpar-teiliches Bündnis initiiert, umunsmehrGehör zu verschaffen. Darin arbeitenLiedermacher, Künstler, Attac-Mitglie-der, Friedensbewegte und viele andereengagierte BürgerinnenundBürgermit.Wir wollen eine breite Unterstützung inder Gesellschaft organisieren: für Men-schen, die arbeitslos sind, denen derVerlust ihres Arbeitsplatzes droht oderdie bei anderen betrieblichen oder ge-sellschaftlichen Konflikten die Solida-rität ihrer Mitmenschen brauchen.

René Utoff, Betriebs-

ratsvorsitzender

im Motorenwerk

von Volkswagen

in Chemnitz,

berichtet über die

sächsische Stadt.

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Die Beschäftigten imKfz-Handwerk leidenzunehmend unter den Folgen der Dieselaf-färe. »Was im Service noch verdient wird,geht im Verkauf wieder verloren«, klagtMartin Lenckowski, Betriebsratsvorsitzen-der imVolkswagen- und imAudi-ZentrumDortmund. Zwar sorgtenMassenrückrufeund Software-Updates für zusätzliche Ar-beit in den Werkstätten. Aber es sind Ga-rantieleistungen, die kaum etwas einbrin-gen – zumal die Betriebe, umdieMenge anUpdates schaffen zu können, zusätzlicheteure Diagnosegeräte anschaffen mussten.

Hauptproblem der Händler ist aber,dass sie weniger Autos verkaufen, weilpotenzielle Käuferinnen und Käufer ver-unsichert sind und die Anschaffung neuerWagen hinauszögern. Fahrzeuge stehen inMassen auf Halde. Obendrein gibt es fürdie Autos, die verkauft werden, nichtmehr die gewohnten Erlöse. Einen Ge-brauchtwagen, mit dem Händler vor derDieselkrise 1500 Euro Gewinn machten,geben sie jetzt für 400 bis 500 Euro ab.

Einen großen Teil des Gebrauchtwa-gengeschäfts machen Autohäuser mit ge-leastenDienstwagen,meistDieselfahrzeuge.Vor drei Jahren startete Audi eine bundes-weite verkaufsfördernde Aktion mit Euro-norm-5-Fahrzeugen. Die Pkws kommenjetzt nach undnach zurück. »Mit denAutosaus dieser Aktion, die wir für einen be-stimmten Preis wieder annehmen müssen,machen wir beim Weiterverkauf 2000 bis3000 EuroMinus«, sagt Lenckowski.

Für die Beschäftigten machen sichdie Verluste unmittelbar im Portemonnaiebemerkbar. Die Gewinnbeteiligung im

Volkswagen-Zentrum Dortmund, 2016noch knapp 1000 Euro, war schon im letz-ten Jahr auf 400 Euro geschrumpft. »Die-ses Jahr«, sagt Lenckowski, »können wirfroh sein, wenn wir überhaupt noch Ge-winn machen«.

Zum finanziellen Schaden kommtder Stress hinzu: »Die Dieselaffäre hatviele Kollegen an den Rand der psychi-schen Belastbarkeit gebracht«, schildertLenckowski. »Wir, die Beschäftigten imVerkauf und Service, waren die Blitzablei-ter. Uns haben die Kunden mit Fragenund Klagen überhäuft. An uns haben sieihreWut abreagiert.« Die Beschäftigten inden Kfz-Betrieben sind zwar unschuldigan den Abgasbetrügereien, aber – andersals die Verantwortlichen bei den Herstel-lern – greifbar.

Zukunftsangst So wie in in den beidenDortmunder Autohäusern sieht es zurzeitin vielen Autohäusern der Republik aus.»Das Zusammenbrechen des Gebraucht-wagenmarkts kann für viele Händlerexistenzbedrohendwerden«, sorgt sich Se-bastian Fersterra, der beim IGMetall-Vor-stand für das Kfz-Handwerk zuständig ist.Und damit müssen sich auch die Beschäf-tigten Sorgen um ihre Zukunft machen.Fersterra sieht neben den Autoherstellernvor allem die Politik in der Verantwortung.Sie muss endlich klare Entscheidungentreffen, damit die Fahrer und Käufer vonDieselautos, die Fahrverbote fürchten,endlich wissen, woran sie sind. »Je längerdie Unsicherheit anhält, desto schwierigerwird die Situation für das Kfz-Handwerk.«

»Wir sind die Blitzableiter«Dieselaffäre trifft beschäftigte im Kfz-Handwerk doppelt hart.

In den Autohäusern stehen die Gebrauchtwagen oft lange auf Halde. Verunsichertdurch den Abgasskandal und drohende Fahrverbote warten viele Kunden ab.

Foto:WinfriedRotherm

el/pa

Die IG Metall engagiert sich mit der Initiative »Re-spekt!« gegen Ausgrenzung und Rassismus in Betriebund Gesellschaft. Seit 2016 fanden deutschlandweitüber 150 »Respekt!«-Aktionen statt. Die Initiative un-terstützt Seminare und Workshops zu dem Thema,das vor dem Hintergrund des erstarkenden Rechts-populismus in Europa und der kontroversen Diskus-sion um die Asylpolitik neue Aktualität erhalten hat.Schwelende Ressentiments gegenMigrantinnen undMigranten haben neue Nahrung. Für aktive Gewerk-schaftsmitglieder gehört Aufstehen gegen Rechts zumSelbstverständnis. Die IGMetall hat deshalb die Fort-führung der Respekt!-Initiative bis 2020 beschlossen.Hier stellen Metallerinnen und Metaller ihre Aktio-nen gegen Rassismus vor:

respekt.tv

Neue Kampagne LeiharbeitDie IGMetall startet eine neueKampagne zuLeiharbeitund industrienahenDienstleistungen.Hintergrund ist,dass Industrieunternehmen immer mehr Arbeit aus-gliedern, über Leiharbeit und über Werkverträge,etwa an Facility- und Industriedienstleister – meist zubilligeren und schlechteren Arbeitsbedingungen.Dem will die IG Metall mit ihren Betriebsräten undVertrauensleuten systematisch in denBetrieben entge-genwirken. Das Ziel der Kampagne ist gute Arbeit mitfairen Bedingungen für alle.

Kampagne für bessere RentenDie IG Metall führt ihre Rentenkampagne weiter. Dashat der Vorstand beschlossen. Die Kampagne solldafür sorgen, dass die im Koalitionsvertrag angekün-digten Leistungsverbesserungen tatsächlich umge-setzt werden. Außerdem begleitet sie die Arbeit derneu eingesetzten Rentenkommission der Bundesregie-rung undwirbt für eine solidarischeRentenreform.Mitihrer Rentenkampagne hat die IG Metall dazu beige-tragen, dass die Altersversorgung ein Topthema imBundestagswahlkampf 2017war und imKoalitionsver-trag erste Schritte für bessere Renten vereinbart wur-den. Aktuelle Infos zur Rente gibt es im Internet:

igmetall.de/rente

Angesichts schwelender Ressentiments aktuellerdenn je: Die Respekt!-Initiative geht weiter.

Initiative »Respekt!« läuft weiter

Foto:VerónicaRomanowski

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Elektroautos sind bisher kaum auf

den Straßen zu sehen. Warum hat die

IG Metall eine Studie darüber initiiert?

Jörg Hofmann:Weil das nichtmehr lange sobleiben wird. Die Autoindustrie kann dieKlimaziele künftig nur einhalten, wennVerbrennungsmotoren technisch so verbes-sert werden, dass sie weniger CO2 aussto-ßen und wenn der Anteil an CO2-freienElektroautos undHybridfahrzeugen erheb-lich zunimmt.Das aber hat Folgen für vieleder rund 210000Beschäftigten in derAuto-und vor allem in der Zulieferindustrie, dieKomponenten des Antriebsstrangs entwi-ckeln, herstellen odermontieren.Nurwennwirwissen,welcheBeschäftigten inwelchenBetriebenundRegionenwie stark betroffensind, können wir gegensteuern – undzwar so, dass Arbeitnehmerinnen und Ar-beitnehmer nicht unter die Räder geraten,sondern Zukunftsperspektiven erhalten.

Wie viele Menschen sind betroffen?

Hofmann: Die Verfasser der ELAB-Studieprognostizieren, dass bei der Herstellungdes Antriebsstrangs bis 2030 gut jederzweite Arbeitsplatz betroffen sein wird.Denn umeinen Elektromotor herzustellen,sind weniger Beschäftigte erforderlich alsbei einem Verbrennungsmotor. Hinzukommen die üblichen Produktivitätsfort-schritte und dies bei einem in Europa eherstagnierenden Markt. Rund 76000 Men-schen könnten ihreArbeitsplätze verlieren.Und dies ist ein eher konservatives Szena-rio. Es setzt voraus, dass dieHerstellung derKomponenten für E-Autos, wie Batterien

und Leistungselektronik, in Deutschlanderfolgt. Sonst fehlenweitere 25000Arbeits-plätze. Auf jeden Fallmüssen sichZehntau-sende Beschäftigte in kurzer Zeit für neueTätigkeiten qualifizieren.

Wie kommt das Fraunhofer-Institut

zu seinen Zahlen?

Hofmann: Die Forscher gehen in dieserModellrechnung davon aus, dass 2030genauso viele Antriebsstränge produziertwerden wie 2016, nämlich 5,75Millionen,dass Elektroautos daran einen Anteil von25 und Hybride von 15 Prozent haben.Und sie berücksichtigen die normalen Pro-duktivitätsfortschritte, also dass zur Her-stellung derselben Menge Güter immerweniger Menschen gebraucht werden.

Machen die Beschäftigungsaussichten

nicht vielen Menschen Angst?

Hofmann:Klar ist der Umbau der Autoin-dustrie eine große Herausforderung. Abersie ist zu bewältigen. Doch das ist keinSelbstläufer. Es ist wichtig, dass die Beschäf-tigten, ihre Betriebsräte und ihre Gewerk-schaft bei denVeränderungen beteiligt wer-den. Dies gilt gerade auch, wenn es darumgeht, wie die Betroffenen qualifiziert undumgeschult werden. Denn wir braucheneine große Qualifizierungsoffensive.

Bei allen Herausforderungen: DieElektrifizierung von Fahrzeugen kann auchzu einem Beispiel für erfolgreichen Struk-turwandel werden: sozial, wirtschaftlichund ökologisch. Aber nur dann, wenn dieRahmenbedingungen stimmen.Wir stehen

amScheideweg. Politik und Industriemüs-sen jetzt dieWeichen richtig stellen.

Die Industriemuss in neue Produkti-onslinien für E-Komponenten in Deutsch-land investieren. Zentral wichtig ist hier dieBatteriezelle. Das muss jetzt erfolgen.

Was heißt das für die Politik?

Hofmann: Wenn die EU-Kommission dieCO2-Grenzwerte senkt, muss sie die Aus-wirkungen auf die Beschäftigung und not-wendigen Investitionen in die Infrastrukturim Auge haben. Zielwerte alleine festlegenreicht nicht. Die IG Metall ist nicht gegenanspruchsvolle Zielwerte zumKlimaschutz,aber sie müssen erreichbar sein, ohne dasses zuArbeitslosigkeit und Strukturkrisen inganzen Regionen führt. Die Bundesregie-rung muss endlich ein Gesamtkonzept fürdie nötige Infrastruktur vorlegen, vor allemfür Ladestationen, Stromverteilnetze undStrom aus erneuerbarer Energie. Dennnurmit regenerativer EnergiewirdElektro-mobilität zum Gewinn für das Klima.

Mindestens genauso wichtig ist, dasssie die Beschäftigten unterstützt. Viele Fir-men überfordert das Ausmaß an Qualifi-zierungen, das auf sie zukommt. Der Staatmuss sie begleiten, etwamit einem Trans-formations-Kurzarbeitergeld, das Beschäf-tigten ermöglicht, sich noch in der Arbeitberuflich neu zu orientieren. Die Vor-schläge desArbeitsministers für eine aktiveArbeitsmarktpolitik sind hier erste Puzzle-teile. Eine Gesamtstrategie fehlt. DieIG Metall wird diese einfordern.

interview: sylvia Koppelberg

Jörg Hofmann,Erster Vorsitzenderder IG Metall

Autoindustrie Eine Studie zeigt: Mit dem Umstieg auf Elektrofahrzeuge kommt aufdie Beschäftigten in der Autoindustrie einiges zu. Er ist aber zu schaffen, wenn Firmenund Politik jetzt die Weichen richtig stellen, sagt Jörg Hofmann im Interview.

E-Auto: am scheideweg

Foto:IG

Metall

Die studieDie Studie ELAB des

Fraunhofer-Instituts für

Arbeitswissenschaft

und Organisation haben

IG Metall, BMW, Volks-

wagen, Daimler, Robert

Bosch, ZF Friedrichs-

hafen, Schaeffler,

Mahle und der Verband

der Autoindustrie initi-

iert. Sie basiert auf

Daten der beteiligten

Unternehmen und ist

aussagekräftig für die

gesamte Autoindustrie.

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WennUnternehmen neue Technik einfüh-ren, geht es selten umdie Frage:Was habenBeschäftigte davon? Das wollte der Be-triebsrat von VWNutzfahrzeuge in Han-nover ändern und entwarf ein Gegenmo-dell zum typischen Planungsverfahren: dasLeitbildMensch. Arbeitsplätze sollen nichtnur digitaler werden, sie sollen auch fle-xibler, selbstbestimmter und ganzheitlicherwerden. Das Ziel fasst BetriebsratsreferentSven-ThorbenKrack so zusammen: »Tech-nik muss demMenschen dienen.«

Krack und seine Betriebsratskollegensuchten sich Mitstreiter im Unternehmen.Die IGMetall unterstützte siemit demPro-jekt Arbeit und Innovation. »Vor allem derAustausch mit anderen Kollegen und dieSeminare haben uns sehr geholfen. Damit

konnten wir uns einen Überblick über dasThema verschaffen«, sagt Krack.

Gemeinsammit demArbeitgeber for-mulierte der Betriebsrat Ziele, umriss Auf-gaben wie Qualifizierung, Arbeitszeitmo-delle oder gute Arbeit und verfasste einegemeinsame Erklärung zum LeitbildMensch. »Nun muss aus den Sprechblasenetwas werden, das die Arbeit auf demHal-lenboden spürbar verbessert«, sagt Sven-Thorben Krack. Darum geht es in ihrenersten Projekten. In einemPilotprojektwol-len siemithilfe vonArbeitszeitmodellendenWünschen der Beschäftigten in der Mon-tage nach Teilzeit nachkommen und mitFachrollen die Arbeit vielfältiger machen.

Beschäftigte in der Cockpitfertigungbeklagten häufig, dass sie viel von ihrem

Foto:EVG

Im Bonner Plenarsaalwerden im Novemberwieder Betriebsräte vonder Zeitschrift Arbeitsrechtim Betrieb für besondereArbeit ausgezeichnet.Drei IG-Metall-Betriebs-räte haben Chancen aufeinen Preis.

metallzeitungJuli/August 2018

18

Wissen gar nicht anwenden können. Werwill, kann nun eine Fachrolle übernehmen.Bei diesemKonzept sind zehn Prozent derArbeitszeit indirekten Arbeiten vorbehal-ten, wie eine Störung zu beheben oder sichmit der Instandhaltung auszutauschen. Sowird die Arbeit vielfältiger, ohne dass dieBelastung steigt. Die Fachrolle gibt Beschäf-tigten die Chance, ungenutztesWissen ein-zusetzen. Dem Betriebsrat geht es aberauch darum, Beschäftigte für neue Aufga-ben zu qualifizieren. »Die Digitalisierungin der Produktion nimmt zu. Diese Arbeitsollen nicht Leute von außen erledigen,sondern die Beschäftigten in derMontageselbst. Damit nicht nur die einfachen undzukünftig weniger werdenden Arbeiten inder Montage bleiben«, sagt Krack.

Technik muss demMenschen dienen

Betriebsrätepreis 2018 Die Jury hat getagt, die Nominierten stehen fest:Zwölf Projekte haben es in die Endrunde des »Deutschen Betriebsräte-Preis2018« geschafft, mit dem die Zeitschrift Arbeitsrecht im Betrieb Betriebs-räte für vorbildliche Arbeit auszeichnet. Aus ihrem Kreis werden imNovember die Preisträger der Öffentlichkeit vorgestellt. Aus dem Bereichder IGMetall sind drei Projekte nominiert. metallzeitung stellt sie vor.

Und die Nominierten sind ...

BETRIEBS-RÄTEPREIS2018

VW-NUTZ-

FAHRZEUGE

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Sich um einen Preis bewerben, der Ge-danke schienBetriebsratMichaelHellriegelfern. »Wirmachen dochnichts Besonderes.Wir bieten nur Geflüchteten Praktika an«,dachte derVorsitzende des Betriebsrats vonSiemens in Leipzig. Andere ermutigten ihn:»Doch, das ist was Besonderes, bewerbtEuch.« Seit sein Projekt zu den Nominier-ten für den Betriebsrätepreis 2018 zählt,denkt Hellriegel: »Vielleicht ist es dochnicht selbstverständlich.«

Als 2015 viele Menschen nachDeutschland flüchteten, spürte MichaelHellriegel: »Da sind viele gefordert, umdas zu bewältigen.« Der Betriebsrat sam-melte Spenden und überlegte, wie sie ge-flüchteten Menschen bei einem Neuan-fang helfen können. Da die meisten keineArbeitserlaubnis haben, kamen reguläreJobs nicht infrage, Praktika schon.

Der Betriebsrat fragte in allen Abtei-lungen, wer Praktika fürGeflüchtete anbie-ten kann. Die Antwort: sehr viele. Die Un-ternehmensleitung zogmit unddieAgenturfür Arbeit schickte Bewerber. 2016 beka-

men elf Geflüchtete Praktika im LeipzigerWerk und Mindestlohn. »Bezogen auf dieBeschäftigtenzahl sind wir damit Spitzen-reiter im Konzern«, sagt Hellriegel. Nachdem Praktikum versucht der Betriebsrat,den jungenMenschen eine Ausbildung zuvermitteln. Ein junger Mann lernt Elektro-niker imWerk, zwei weitere beginnen imAugust eine Lehre als Industrieelektriker.Die nächsten Praktikanten sind schon da.

Für Hellriegel braucht es drei Dinge,umGeflüchteten zu helfen. »GutenWillen,eine Betriebsleitung, die es unterstützt, undeinen Buddy.« Bei Siemens in Leipzig hatjeder Praktikant einen Betreuer. Buddy-System nennt es der Betriebsrat. AuchMi-chael Hellriegel begleitet einen jungenMann. Er half ihm, sich für einen Schulab-schluss anzumelden, und gingmit ihm zurAusländerbehörde. Das Projekt nutzt nichtnur Geflüchteten. »Wo lernt man sonst imAlltag geflüchtete Menschen kennen?«,fragt Hellriegel. »Bei uns können sich Be-schäftigte selbst ein Bildmachen, wer dieseMenschen sind und was sie erlebt haben.«

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Mit PraktikumGeflüchteten geholfen

Ohne den Betriebsrat geht bei Valeo Sie-mens in Sachen Schicht nichts. Ändert sichetwa die Auftragslage und will der Arbeit-geber für ein halbes Jahr auf 18 Schichtenhochfahren, bestimmt der Betriebsrat mit.Er prüft, ob tatsächlich so viele Schichtengebraucht werden und ob das vorhandenePersonal ausreicht oder zusätzliche Kräfteeingestellt werdenmüssen. Für Betriebsrä-tin Nadine Knauff ist es das Besondere ander Vereinbarung, die der Betriebsrat An-fang des Jahres abgeschlossen hat. »Wirhaben kein völlig neues Schichtsystem er-funden. Wir haben eine Mantelbetriebs-vereinbarung entwickelt, die festhält, dassder Betriebsrat jeder neuen Schichtphasezustimmen muss.«

»Der Übergang von einem Indus-triebetrieb zu einer Automobilgesellschaftwar nicht ganz einfach. Da wurde auf ein-mal viel mehr Flexibilität von uns ver-langt«, sagt Nadine Knauff. Gleichzeitigzog die Auftragslage an, sodass fünf Tagepro Woche nicht ausreichten, um die Ar-

beit zu schaffen, und der Arbeitgeber mitdem Betriebsrat über eine 6-Tage-Wocheverhandeln wollte.

Viele Beschäftigte fühlten sich vondem Vorstoß überrumpelt. Der Betriebs-rat bildete zunächst Arbeitsgruppen undwollte wissen, was sich die Beschäftigtenfür ihre Arbeitszeit wünschen. Herauskam ein Schichtbaukasten, aus dem jenach Auftragslage ein Modell gezogenwerden kann und der auch den Beschäf-tigten Selbstbestimmung und Flexibilitäteinräumt.

»Eine 6-Tage-Woche ist nicht schön,aber wenn es die Auftragslage erfordert,wollen wir möglichst viele Wünsche unse-rer Kolleginnen und Kollegen berücksich-tigen«, sagt Nadine Knauff. Zurzeit testensie zwei Modelle bei Valeo Siemens: eine6-Tage-Woche mit 6 Stunden pro Tag undeine 6-Tage-Woche mit 8 Stunden pro Tagund einer freien Woche im Monat. Jetztmöchte der Betriebsrat wissen, welchesModell die Beschäftigten besser finden.

Ohne den Betriebsratändert sich keine Schicht

SIEMENS

LEIPZIG

SIEMENSVALEO

Foto:AndreyPopov/PantherM

edia

Für die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall habenMetallerinnen und Metaller in den 1950er-Jahren16 Wochen lang gestreikt.

Attacke auf dieLohnfortzahlung

Krankenversicherung Die Beiträgezur gesetzlichen Krankenversicherungwerden bald wieder halbe-halbe vonArbeitgebern und Arbeitnehmernbezahlt. Nun droht ein neuer Konflikt.

Geschafft! Alle Metallerinnen und Metaller, die sichin den vergangenen Jahren für gerechte Kranken-kassenbeiträge eingesetzt haben, können sich aufdie Schultern klopfen. Nach dem Beschluss desBundeskabinetts werden die Arbeitgeber ab 2019wieder die Hälfte der Beiträge zur gesetzlichenKrankenversicherung zahlen (»Parität«). So, wie esbis 2005 der Fall war.

Kranke bestrafen? Wie reagieren die Arbeitgeber?Wie zu erwarten, klagen sie über neue Kostenbelas-tungen – auch wenn die Parität bis 2005 selbstver-ständlich war. Außerdem nutzen sie die Gelegenheitzur Attacke auf eine zentrale soziale Errungenschaftder Bundesrepublik: die Lohnfortzahlung im Krank-heitsfall. Arbeitgebervertreter würden die Lohnfort-zahlung am liebsten auf maximal sechs Wochen proKalenderjahr beschränken. Neu- oder Folgeerkran-kungen blieben außen vor, kranke Beschäftigte wür-den doppelt bestraft: durch die Krankheit und zusätz-lich durch finanzielle Einbußen.

Absicherung für alle »Die Parität hat mit dem An-spruch der Beschäftigten auf Entgeltfortzahlung reingar nichts zu tun«, sagt Hans-Jürgen Urban, der imIG Metall-Vorstand für Sozialpolitik zuständig ist.Die Entgeltfortzahlung ist für ihn eine der wichtigstensozialen Leistungen. »Sie sorgt für eine wirksame Ab-sicherung aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh-mer im Krankheitsfall.« Für die Gewerkschaften sindAngriffe auf diese Errungenschaft ein absolutes Tabu.

igmetall.de/zusatzbeitrag

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SBV-Wahlen Im Herbst finden in vielen BetriebenWahlen zur Schwerbehindertenvertretung (SBV)statt. Sie sind wichtig, denn von einer engagierten SBV profitieren alle Beschäftigten im Betrieb:Die Kolleginnen und Kollegen machen sich stark für alters- und gesundheitsgerechte Arbeit.Obendrein leisten sie einen wesentlichen Beitrag zur Inklusion behinderter und beeinträchtigterMenschen im Betrieb. Zwei Menschen mit Behinderungen berichten von ihrem Schicksal – undwie die SBV ihnen geholfen hat. Von Jan Chaberny

Carsten Kremling: Nachtschicht auf Dauer nicht durchgestandenEr kann sich noch an seinen Schreck beimAufwachen erinnern – die Sekunde, inder im Nebel des Halbschlafs plötzlich dieGewissheit da ist: Ich kann meine rechteKörperseite nicht mehr bewegen. Ich habekein Gefühl in meinem Arm, in meinemBein. »Daswar brutal«, sagt CarstenKrem-ling jetzt, neun Jahre nach jenemMorgen,der alles veränderte, der ein Einschnitt ist.Carsten kommt insKrankenhaus, dieÄrztevermuten einen Schlaganfall, aber das ist esnicht: Carsten Kremling, damals 42 Jahre,bekommt eine andere Diagnose: Er leidetan Multipler Sklerose, einer Nervenkrank-heit, die nicht heilbar ist, die in Schübenverläuft, derenKrankheitsverlauf nicht vor-hersehbar ist. »Natürlich ist das belastend«,

sagt Carsten Kremling. »Genau deshalb istmir ein intaktes Arbeitsumfeld sowichtig.«

Viel erreicht In seinem Betrieb, derIlsenburger Grobblech, hat CarstenKremling das gefunden: Ein Arbeitsum-feld, das auf seine Bedürfnisse zugeschnit-ten ist. Vorangetrieben und mit ermög-licht hat das Olaf Schmiedeck, dieVertrauensperson der Schwerbehindertenam Standort. »Ohne das Engagement derSBV wäre es nicht gegangen.«

Und es ist viel gegangen. EinigeMo-nate vor Ausbruch der Krankheit, Ende2008, schließt Carsten Kremlings alter Be-trieb, die Ilsenburger Maschinenbau, woer in der Instandhaltung gearbeitet hat.

Carsten wechselt im Januar 2009 als Leih-arbeiter zur Ilsenburger Grobblech. Zu-erst wird er in der Werkstoffprüfung ein-gesetzt, später arbeitet er in der Brennerei.Im Mai 2012 wird er fest übernommen.Das ist ein wichtiger Schritt, jetzt gibt esSicherheit, jetzt setzt sich die SBV noch-mals verstärkt dafür ein, die Belastungen,denen Carsten ausgesetzt ist, zu reduzie-ren, ein Arbeitsumfeld zu gestalten, das anseine Bedürfnisse angepasst ist.

»Die Kolleginnen und Kollegenhaben sich dafür stark gemacht, dass ichaus dem 5-Schicht-Betrieb rauskomme«,sagt Carsten. »Vor allem die Nachtschich-ten haben mich stark belastet, das hätteich auf Dauer nicht durchgestanden.«

Carsten kommt aus der Brennereiraus, die Arbeit ist zu anstrengend. Zwarschlagen die Medikamente gut an, immerwieder ist er aber längere Zeit krank. Seitzwei Jahren arbeitet er als Palettenfahrer inderVersandabteilung, erwechselt zwischenFrüh- und Spätschicht, das schafft er kör-perlich gut. »Die SBV hat mich immerunterstützt, sie war bei allen Gesprächenzumbetrieblichen Eingliederungsmanage-ment dabei. Das hat mir sehr geholfen.«

Mittlerweile engagiert sich Carstenselbst in der SBV. Seit 2014 ist er Stellver-treter im SBV-Gremium. Unter den 700Beschäftigten am Standort gibt es 53schwerbehinderte Kolleginnen und Kolle-gen. Gerade sind sie dabei, für eine Kolle-gin, die stark an Rheuma erkrankt ist, eineHomeoffice-Regelung zu verhandeln, diees ihr ermöglicht, an mindestens zweiTagen in derWoche von daheim aus zu ar-beiten. »Wir sind optimistisch, dass wir dashinbekommen«, sagt Carsten. Sein Enga-gement ist ihm eineHerzensangelegenheit:»Ichweiß aus eigener Erfahrung, wie wich-tig es ist, dass die Kolleginnen und Kolle-gen eine starke SBV im Betrieb haben.«

Carsten Kremlingleidet an MultiplerSklerose. Nach derDiagnose half ihmdie Schwerbehinder-tenvertretung, seineArbeitsbelastungzu reduzieren.

»Ohne die sbV wäre es nicht gegangen«

Foto:MichaelUhmeyerPhotographie/regios24

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Der Tag, der das Leben von Thilo Schittkovon einer auf die andere Sekunde fürimmer verändert, der Tag, seit dem nichtsmehr so ist, wie es bis dahin war, ist einDienstag im März. Es ist kurz nach18 Uhr, draußen ist es noch hell. Thilo,damals 17 Jahre alt, ist mit seinemMotor-rad auf dem Weg nach Hause – dann, aneiner Kreuzung, passiert es: Ein Autofah-rer, der links abbiegen will, übersieht ihn,nimmt ihm die Vorfahrt. »Er ist einfachlosgefahren«, sagt Thilo. Rettungskräftesind schnell vor Ort, Thilo Schittko wirdin einen Krankenwagen geladen, auf derFahrt bekommt er starke Schmerzmittel,im Krankenhaus wird er operiert.

Als er aufwacht, fühlt er sich schwach,sein Bein schmerzt, aber zumChefarzt sagtThilo, dass er am Freitag zur Arbeit müsse,zu einemwichtigenTermin. Ein halbes Jahrzuvor, im September 2010, hatte er seineAusbildung alsMechatroniker beimDaim-ler-Werk in Berlin-Marienfelde angefan-gen. Als er nach der Operation aufwacht,ahnt er nicht, dass er nicht zu dem Terminan seiner Ausbildungsstelle wird gehenkönnen. Dass er am Anfang eines lan-gen, schmerzhaftenWeges steht.

Neuanfang Bis heute, sieben Jahre nachdem Unfall, musste der 24-Jährige zahlrei-che Operationen über sich ergehen lassen.Zählt man alle Zeiten zusammen, lag erknapp siebenMonate imKrankenhaus, warein halbes Jahr lang in Rehabehandlung,insgesamt ist er dreieinhalb Jahre arbeits-unfähig. »Ich habe am Anfang nicht reali-siert, wie krass das ist, was mit mir gesche-hen ist. Aber nach und nach merkte ich,dass ich inmeineAusbildung nicht einfach

Ein Unfall veränderteThilo Schittkos

Leben. Die Schwer-behinderten-

vertretung machtsich für ihn undfür eine neue

Ausbildung stark.

erneut bei Daimler zu bewerben, jedochfür eine andere, für ihn besser geeigneteAusbildung als Zerspanungsmechaniker– denn bei dieser Tätigkeit entfällt dieMaschineninstandhaltung. Thilo mussnicht knien und nicht hocken, da er diesnach dem Unfall nicht mehr kann.

Die SBV muss bei jedem schwerbe-hinderten Bewerber in das Auswahlver-fahren einbezogen werden. ManuelaEnslen macht sich für Thilo stark. MitErfolg: Thilo bekommt im Herbst 2014einen neuen Ausbildungsvertrag.

Die SBV und sein Ausbildungs-meister sorgen dafür, dass er spezielle,maßangefertigte Sicherheitsschuhe be-kommt. Ende Januar 2018 schließt Thiloerfolgreich seine Ausbildung ab, anschlie-ßend bekommt er einen unbefristetenÜbernahmevertrag. Heute arbeitet Thiloin der Kleinserienfertigung für Ölpum-pen. Auch dort wird er unterstützt. Eswird darauf geachtet, dass er nicht längerals die Hälfte des Arbeitstags steht. Dazuwurde für ihn allein eine Sitzstehhilfe an-geschafft. Der Tag imMärz vor sieben Jah-ren hat Thilos Lebenmit einemSchlag ver-ändert. Mit den Schmerzen, denmotorischen Einschränkungen muss erleben, das gelingt nicht alle Tage gleich gut.»Ich bin froh und dankbar, dass ich beiDaimler noch mal eine Ausbildung begin-nen durfte undnun einen sicherenArbeits-platz habe«, sagt Thilo.

Thilo schittko: Mit einer neuen Ausbildung ging es weiter

Für barrierefreie und gute ArbeitUnter dem Motto »Gute Arbeit – barrierefrei – Deine

SBV-Wahl 2018« finden im Oktober und November die

Wahl der Schwerbehindertenvertretungen (SBV) in Be-

trieben mit mindestens fünf Wahlberechtigten statt .

Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmit-

glied der IG Metall, ruft alle auf, wählen zu gehen: »Alle

reden von Teilhabe – sie schaffen die Voraussetzungen.

Alle reden von Gesundheitsprävention – sie tun es. Alle

reden von Barrierefreiheit – sie beseitigen die Hürden.

Ohne das Engagement der mehr als 6000 Schwerbe-

hindertenvertreterinnen und -vertreter der IG Metall

wäre es um eine inklusive und gesundheitsförderliche

Arbeitswelt schlechter bestellt . Damit auch in Zukunft

der Arbeitsalltag für alle besser wird – wählen gehen!«

Wahlberechtigt sind schwerbehinderte Beschäftigte

mit einem Grad der Behinderung von mindestens

50 Prozent sowie Beschäftigte, die durch Bescheid der

Agentur für Arbeit den Schwerbehinderten gleich-

gestellt sind. Die SBV vertritt die Interessen der schwer-

behinderten Beschäftigten – sie gestalten gute,

barrierefreie Arbeit im Betrieb. Wählbar sind alle

Beschäftigten, die dem Betrieb mehr als sechs Monate

angehören – also auch Beschäftigte ohne Behinderung.

Mehr zur SBV-Wahl unter: sbvwahl.de

wieder einsteigen konnte.« Wochen undMonate verstreichen, ohne dass Thilo zu-rück zu seinerAusbildungsstelle alsMecha-troniker kann. Im Februar 2014 ist die re-guläreAusbildungszeit um. »Dass ich heutebei Daimler als Zerspanungsmechanikerarbeite, habe ich auch dem großen EinsatzvonManuela Enslen von der Schwerbehin-dertenvertretung zu verdanken.«

Manuela Enslen, die Vertrauensper-son der Schwerbehinderten am Daimler-Standort Marienfelde, rät Thilo, sich nachdem Ende des Ausbildungsverhältnisses

Foto:ChristianvonPolentz/transitfoto.de

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Der Arbeitsvertragund allgemeineGeschäftsbedingungenRecht so Regelungen über allgemeine Geschäftsbedin-gungen sind auch auf Arbeitsverträge anzuwenden. WelcheAnforderungen diese in Arbeitsverträgen erfüllen müssen,um rechtlich wirksam zu sein, erläutert Tjark Menssen.

Tjark Menssenist Jurist bei derDGB RechtsschutzGmbH.Foto: Frank Ott/DGB Rechtsschutz

Bereits seit 2002 sind die Regelungen überallgemeine Geschäftsbedingungen (AGB)auch auf Arbeitsverträge anzuwenden. ImZuge der Schuldrechtsreform wurde dasRecht der AGB in das Bürgerliche Gesetz-buch (BGB) aufgenommen. Seitdem sinddie Vorschriften der AGB in den Paragra-fen 305 bis 310 BGB enthalten.

Wurden Bestimmungen im Arbeits-vertrag nicht individuell ausgehandelt,sondern vom Arbeitgeber vorformuliert,sind sie unwirksam, wenn sie beispiels-weise den Arbeitnehmer unangemessenbenachteiligen. Gleichgültig ist, ob dieBestimmungen einen äußerlich geson-derten Bestandteil des Vertrags bilden(zum Beispiel in allgemeinen Anstel-lungsbedingungen) oder in den Vertrags-text selbst aufgenommen werden,welchen Umfang sie haben, in welcherSchriftart sie verfasst sind und welcheForm der Vertrag hat.

unangemessene Klauseln Der Arbeitge-ber als Klauselverwender trägt bei unan-gemessenen oder sonstigen unzulässigenKlauseln das Risiko der völligen Unwirk-samkeit. Das kann weitreichende Folgenhaben. Ein Beispiel: Häufig finden sich inArbeitsverträgen Klauseln darüber, dassSonderzahlungen vom Arbeitgeber ge-währt, aber jederzeit widerrufen werdenkönnen. Solche Klauseln sind unwirksam,wenn die Gründe für einen Widerrufnicht explizit benannt werden.

Auch einzelvertragliche Ausschluss-fristen oder Vereinbarungen über Ver-tragsstrafen sind in der Regelunrechtmäßig, wenn sie den Arbeitneh-mer einseitig benachteiligen. Dies mussnach den Umständen des Einzelfalls be-urteilt werden. Die Arbeitnehmer habenmit den Regelungen zu den AGB abereinen rechtlichen Ansatzpunkt.

Das Bundesarbeitsgericht (BAG) hat auchin vielen Fällen Arbeitsvertragsklauselnfür unwirksam erklärt, weil sie – aus Sichteines »durchschnittlichen« Arbeitneh-mers, der seinen Vertrag sorgfältig liest –nicht klar und verständlich waren. So be-wertete das BAG zum Beispiel die vomArbeitgeber vorformulierte Vertragsklau-sel, »erforderliche Überstunden sind mitdemMonatsgehalt abgegolten«, als unklarund erklärte sie in den meisten Fällen fürunwirksam. Der Grund: Bei einer so weitgefassten Klausel ist für den Arbeitneh-mer nicht erkennbar, in welchemUmfanger ohne zusätzliche Vergütung Überstun-den leisten muss.

Agb-Kontrolle Egal ob einArbeitsvertragvor oder nach 2002 geschlossen wurde:Hält eine Klausel der AGB-Kontrolle nichtstand, ist sie unwirksam. Dabei gehen Un-klarheiten zulasten des AGB-Verwenders,also desArbeitgebers.DieNeuregelung von2002 betrifft nur sogenannte Formular-arbeitsverträge. Das sind alle Vertrags-bestimmungen, auf deren Inhalt derArbeitnehmer keinen Einfluss nehmenkann, was praktisch auf nahezu sämtlicheArbeitsverträge zutrifft. Echte, individuellausgehandelteVertragsabreden unterliegennicht derAGB-Kontrolle, können aber auf-grund sonstigerUmstände unwirksam sein,zum Beispiel bei Benachteiligung wegendes Alters oder des Geschlechts.

Wenn Du Fragen zum Arbeitsvertrag hast,

berät Dich Deine IG Metall vor Ort. Hier findest

Du die Kontaktdaten Deiner Geschäftsstelle:

igmetall.de/vor-ort

Kleingedrucktes prüfen lassen

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23metallzeitungJuli/August 2018

>Der reCHTsFALL

Rassistische und menschenverachtende Äußerungenauf Facebook berechtigen denArbeitgeber, das Arbeits-verhältnis fristlos zu kündigen. Das hat das SächsischeLandesarbeitsgericht klargestellt. Solche Kommentarefallen nicht unter die Meinungsfreiheit.

EinMitarbeiter eines kommunalenUnternehmensschrieb auf der Facebookseite einer rechtsextremenPartei einenmenschenverachtendenKommentar. SeinenAccount betrieb er unter seinem Namen und veröffent-lichte dort auch seinen Beruf als Straßenbahnfahrer,seinen Arbeitgeber und ein Bild von sich inDienstklei-dung. Unter der Überschrift »Straßenbahnfahrer einRassist?« berichtete daraufhin eine Tageszeitung überden Beitrag auf Facebook, was den Arbeitgeber ver-anlasste, demMann fristlos zu kündigen. Dieser klagtedaraufhin und argumentierte, dass die Entlassung auf-grund des Rechts auf freie Meinungsäußerung unzu-lässig sei. Zudem habe es sich um einen satirischenKommentar gehandelt.

Das sahen die Richter anders und entschieden,dass die fristlose Kündigung rechtens ist. Sie führtenaus, dass das Foto nichts mit Satire zu tun hat, sondernausschließlich eine menschenverachtende und men-schenherabwürdigende Botschaft enthält. Eine solcheSchmähkritik ist von der Meinungsfreiheit nicht ge-schützt. Der Beitrag und das Foto wurden von demKlä-ger ganz bewusst auf die Facebookseite einerrechtsextremen Partei gesetzt. Weil sich der Straßen-bahnfahrer auf der Plattform öffentlich neben demFotoin seiner Dienstkleidung und unter seinemNamen ab-bilden ließ, schadete er seinem Arbeitgeber in erhebli-chem Umfang, weshalb diesem nicht zuzumuten war,das Arbeitsverhältnis fortzuführen, so die Richter.

Nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungs-gerichts schützt Artikel 5 Absatz 1 Satz 1 Grundgesetzzwar nicht nur sachlich differenzierte Äußerungen,sondern Kritik darf gerade auch pointiert, polemischund überspitzt erfolgen. Auch eine überzogene oder garausfällige Kritik macht eine Äußerung für sich genom-men noch nicht zur Schmähkritik. Sie nimmt diesenCharakter erst dann an, wenn nicht mehr die Ausein-andersetzung in der Sache, sondern – jenseits auch po-lemischer oder überspitzter Kritik – die Diffamierungder Person im Vordergrund steht.

Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut und vomGrundgesetz geschützt. Sie hat aber auch Grenzen.Werzu Hass oder gar Gewalt gegen Bevölkerungsgruppenaufstachelt, kann sich nicht nur strafbar machen, son-dern riskiert auch seinen Job.

sächsisches Landesarbeitsgericht vom27. Februar 2018 – 1 sa 515/17 (rechtskräftig)

Rassistische Kommentarerechtfertigen Kündigung

>erWerbsLOsbei mehreren Arbeitsangeboten

nur eine sperrzeit zulässig

Werden einem Erwerbslosen innerhalbweniger Tage mehrere Arbeitsangeboteunterbreitet und er bewirbt sich nicht,rechtfertigt dies nur eine Sperrzeit bei Ar-beitsablehnung. Ein Beikoch hatte an zweihintereinanderliegenden Tagen drei Stel-lenangebote der Arbeitsagentur erhalten,sich jedoch nirgends beworben. Mit dreiBescheiden stellte die Arbeitsagentur einedreiwöchige, eine sechswöchige und einezwölfwöchige Sperrzeit fest.

Das Bundessozialgericht entschied,dass bei mehreren Beschäftigungsangebo-ten, die in einem so engen zeitlichen Zu-sammenhang unterbreitet werden, voneinem einheitlich zu betrachtenden Le-benssachverhalt auszugehen ist. Bewirbtsich der Erwerbslose in einer solchen Situa-tion nicht, ist dies als einheitliches versiche-rungswidriges Verhalten zu werten, dasnicht mehrfach sanktioniert werden darf.

bundessozialgericht vom3. mai 2018 – b 11 AL 2/17 r

>ArbeiTssiCHerHeiTNeue Kriterien für persönliche

schutzausrüstungen

Seit Kurzem ist die neue europäische Ver-ordnung über persönliche Schutzausrüs-tungen (PSA) anzuwenden. Im RahmenderUmstellungmüssenHersteller für PSA-Produkte eine Reihe geänderter Kriterienberücksichtigen. Fragen und Antwortenzur neuenVerordnung können Interessierteauf der Internetseite derDeutschenGesetz-lichen Unfallversicherung nachlesen:

dguv.de Rsuchbegriff: d1132757

>eNTgeLTumWANDLuNgKein Anspruch auf Kündigung der

Direktversicherung wegen geldnot

Nur weil ein Arbeitnehmer Geld braucht,kann er von seinemArbeitgeber nicht dieKündigung einer Direktversicherung zurbetrieblichen Altersvorsorge verlangen.Das Bundesarbeitsgericht entschied, dassder Arbeitnehmer kein schutzwürdigesInteresse an der begehrten Kündigunghat. Die im Betriebsrentengesetz geregelteEntgeltumwandlung dient dazu, den Le-bensstandard des Arbeitnehmers imAlterzumindest teilweise abzusichern. Mit die-ser Zwecksetzung wäre es nicht vereinbar,wenn der Arbeitnehmer vomArbeitgeberverlangen könnte, die Direktversicherunglediglich deshalb zu kündigen, um demversicherten Arbeitnehmer die Möglich-keit zu verschaffen, das für den Versor-gungsfall bereits angesparte Kapital für denAusgleich von Schulden zu verwenden.

bundesarbeitsgericht vom26. April 2018 – 3 AZr 586/16

>bAFÖgHöhere Leistung auch dann, wenndie Tochter die mutter aufnimmt

Auszubildende wohnen im Sinne des Ge-setzes nicht bei den Eltern, wenn sie einenElternteil in ihre Wohnung aufnehmenund sich diese Aufnahme als Unterstüt-zung des Elternteils darstellt. Das Bundes-verwaltungsgericht entschied, dass einemAuszubildenden in diesem Fall der höhereUnterkunftsbedarf nach dem Bundesaus-bildungsförderungsgesetz zusteht.

bundesverwaltungsgericht vom8. November 2017 – 5 C 11.16

Alles,was Recht ist

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Wann kann ich überhaupt in rentegehen?Das hängt vom Geburtsjahr und von derAnzahl der Versicherungsjahre ab. Seit2012 steigt das reguläre Renteneintrittsalterschrittweise an. Für ab 1964 Geboreneliegt das reguläre Renteneintrittsalter bei67 Jahren. Wer mindestens 35 Versiche-rungsjahre vorweisen kann, darf vor derregulären Altersgrenze in Rente. Diesewird dann aber kräftig gekürzt. Beschäf-tigte mit mindestens 45 Versicherungsjah-ren können derzeit mit 63 Jahren und fünfMonaten abschlagsfrei in Rente gehen.Aber Vorsicht: Auch diese Altersgrenzesteigt an – auf zukünftig 65 Jahre.

Welche steuern und beiträge werdenvon der rente abgezogen?Wer gesetzlich krankenversichert ist,muss auch als Rentnerin oder RentnerBeiträge zur Kranken- und Pflegeversi-cherung zahlen, aber nicht mehr zur Ar-beitslosen- und zur Rentenversicherung.

Bei der Steuer ist es komplizierter: Seitdem Jahr 2005 werden Renten zuneh-mend besteuert. Dafür werden die Ren-tenbeiträge während des Berufslebens zu-nehmend steuerfrei. Die Steuerpflichthängt vom Jahr des Renteneintritts ab.Wer 2025 in Rente geht, muss zum Bei-spiel 85 Prozent der Rente versteuern.

Wie hoch wird meinAlterseinkommen sein?Dazu sollte man zusammenzählen: dievoraussichtliche gesetzliche Rente (steht inder Renteninformation, die jedes Jahr perPost von der Rentenversicherung kommt),Betriebsrenten und private Renten (fallsvorhanden), eventuelle weitere Einkünfte(zum Beispiel Mieteinkünfte, Hinterblie-benenrente). Bei jedem Posten auf Bruttound Netto achten! Neben den Einkünftenverändern sich in der Rente auch die Aus-gaben: Fahrtkosten für den Arbeitswegfallen weg, Ausgaben für Gesundheit undFreizeit steigen möglicherweise.

ruhestand

Wichtige Tippsfür heutige undkünftige Rentner

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Gut vorbereitet in den Ruhestand –dann macht der Ausflug mit denEnkeln gleich viel mehr Spaß.

Frühzeitiger Rentencheck

IG Metall-RentenratgeberNach langer Arbeit den Ruhestandgenießen – das wünscht sich wohljeder. Wie es am besten gelingt.Von simon Che berberich

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Die Rente naht

Wie teuer ist die vorzeitige rente?Teurer, als viele denken. Durch die kür-zere Versicherungszeit sinkt die Rente.Außerdem werden dauerhafte Abschlägefällig: 0,3 Prozent für jeden Monat, denman vor der regulären Altersgrenze inRente geht.

Beispiel: Wer nach 1964 geboren istund mit 63 statt mit 67 in Rente gehenwill, zahlt 14,4 Prozent Abschlag und esfehlen vier Beitragsjahre. Abschläge lassensich im Voraus ausgleichen: Durch frei-willige zusätzliche Zahlungen in die Ren-tenkasse. Relativ günstig stehen die »be-sonders langjährig« Versicherten da, diemindestens 45 Versicherungsjahre vor-weisen können. Für sie entfallen die Ren-tenabschläge.

gibt es Alternativen zurvorzeitigen rente?Wer nicht bis zur Rente Vollzeit arbeitenkann oder will, kann in Teilzeit wechseln.Der Lohn ist meist immer noch höher als

die Rente und durch die Weiterbeschäfti-gung erhöhen sich die Rentenansprüche.Eine andere Möglichkeit ist Altersteilzeit.Sie ist in Tarifverträgen der IG Metall fürviele Beschäftigte geregelt. Ältere, die län-gere Zeit arbeitsunfähig sind, sollten stattvorzeitiger Rente zunächst Krankengeldbeanspruchen. Das Krankengeld ist meisthöher als die Rente. Rentenabschläge wer-den vermieden.

Was bringt es, länger zu arbeiten?Über das reguläre Rentenalter hinaus zuarbeiten ist für die meisten Beschäftigtenkeine Option – weil sie es weder wollennoch können. Wer weiter erwerbstätigsein möchte, muss das mit dem Arbeitgeber vereinbaren.

Dabei sollte man sich nicht aufschlechtere Arbeitsbedingungen einlas-sen: Damit schadet man sich selbst undschafft Druck auf jüngere Kolleginnenund Kollegen. Das Weiterarbeiten erhöhtdie spätere Rente.

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»Wegbegleiter Rente«Die neue Broschüre »Wegbegleiter

Rente« enthält alle wichtigen

Informationen für künftige und

jetzige Rentnerinnen und Rentner.

IG Metall-Mitglieder erhalten die

Broschüre bei ihrer Geschäftsstelle.

Hier gibt es Hilfe:Viele IG Metall-Ge-

schäftsstellen und

die Deutsche Renten-

versicherung bieten

Rentenberatung an.

Wer Entscheidungen

der Rentenversicherung

für falsch hält, kann

sich Hilfe holen.

IG Metall-Mitglieder

können sich von den Ex-

pertinnen und Experten

ihrer Geschäftsstelle

rechtlich beraten lassen.

igmetall.de/vor-ort

Illustration: Stephanie Brittnacher

Wenn die Rente nicht reichtWer nach Tarifverträgen der IG Metallbezahlt wird, kann in aller Regel miteiner auskömmlichen Rente rechnen.Doch viele Ruheständler – vor allemFrauen – kommen mit ihren Alters-einkünften kaum aus. Wie sich die Renteaufbessern lässt:

WohngeldDabei handelt es sich um einen Zuschusszur Miete oder den Unterhaltskosten fürsEigenheim: Der Antrag auf Wohngeldkann sich für Ruheständler mit relativkleinen Renten lohnen. Ob ein Anspruchbesteht, hängt neben der Rentenhöheauch vom Wohnort, der Haushaltsgrößeund dem Haushaltseinkommen ab.

grundsicherung im AlterAls einfache Faustregel gilt: Wer zurzeitein geringeres Einkommen als 838 Euroim Monat hat, sollte beim zuständigenSozialamt prüfen lassen, ob Anspruch aufGrundsicherung besteht. Informationenzum Thema gibt es hier:

deutsche-rentenversicherung.de

ermäßigungenRundfunk- und Fernsehgebühren, Ver-sicherungen, Museumsticket oder Bahn-Card: Für Senioren gibt es zahlreicheSondertarife und Vergünstigungen. Nach-schauen lohnt sich.

Die Rente ist da

Antrag stellenDie Rente wird nicht automatisch gezahlt.Beschäftigte müssen rechtzeitig (mög-lichst drei Monate) vor Renteneintritteinen Antrag bei der Rentenversicherungstellen.

rente erhöhen:mit freiwilligen beiträgenWer vorzeitig in den Ruhestand gegangenist, kann die Rente durch freiwilligeBeiträge erhöhen. Dabei wird monatlichoder jährlich ein frei wählbarer Betrag(derzeit maximal 1209 Euro pro Monat)in die Rentenkasse gezahlt. Und zwar bisdie reguläre Altersgrenze erreicht ist.Ab dann fließt die erhöhte Rente.

rente erhöhen: durch PflegeMehr Geld erhalten können auch Rent-nerinnen und Rentner, die einen Angehö-rigen oder Bekannten pflegen (ab Pflege-grad 2). Allerdings nur, wenn sie dasreguläre Rentenalter noch nicht über-schritten haben. Alle anderen können zueinem Trick greifen: Sie verzichten für dieZeit der Pflege auf einen kleinen Teil ihrerRente (mindestens ein Prozent), beziehenalso eine Teilrente. Dann erhalten auch sieein Rentenplus für die geleistete Pflege-arbeit. Nach der Pflegezeit können siewieder in die Vollrente wechseln.

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Wiedereinstiegnach Pause

Das Programm »Perspek-tive Wiedereinstieg«unterstützt Frauen undMänner, die nach längererfamilienbedingter Pausewieder zurück in denBeruf wollen. Das Bundes-familienministerium stelltdazu auch einen Rechnerbereit, mit der die finan-zielle Perspektive einesWiedereinstiegs geprüftwerden kann.

wiedereinstiegsrechner.de

Job in Europafinden

Das von der EU-Kommis-sion gegründete Portal»Eures« hilft Arbeitssu-chenden dabei, eineBeschäftigung in einemanderen EU-Land zu fin-den. Online gibt es eineÜbersicht über aktuelleStellenangebote. Mehr als850 Eures-Berater in ganzEuropa unterstützen beider Suche nach einemArbeitsplatz im Ausland.Das Portal zur beruflichenMobilität steht Bewerbernmit unterschiedlichemBildungsniveau und unter-schiedlicher Arbeitserfah-rung offen.

ec.europa.eu/eures

Spezialbibliothekzur Berufsbildung

Das Bundesinstitut fürBerufsbildung stellt seinenBibliothekskatalog mitneuer Suchoberflächebereit. Bei der Bibliothekhandelt es sich um diegrößte wissenschaftlicheSpezialbibliothek zumThemenfeld Berufsbildungund Berufsbildungsfor-schung im deutschsprachi-gen Raum. Mehr unter:

bibb.de/bibliothek

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Fortbildungrechnet sich

Sicher, die tägliche Arbeit vieler Be-schäftigter wird sich weiter rasantverändern. Digitalisierung und In-dustrie 4.0 weisen in eine schnellle-bige Zukunft, was Fließband- ge-nauso wie Büroarbeit betrifft. Dieneuen Anforderungen im Betrieblassen sich aber mit kontinuierli-cher und gezielter Weiterbildungmeistern. Die Bundesregierungplant jetzt eine Qualifizierungsof-fensive; die IGMetall hat sie für dieBeschäftigten längst gestartet.

So sehen beispielsweise dieTarifverträge in der Metall- undElektroindustrie von 2015 den An-spruch auf Bildungsteilzeit vor.

Mitglieder der IG Metall könnensich damit bis zu sieben Jahre langweiterbilden oder studieren – inTeilzeit neben der Arbeit oder inVollzeit (verblockte Teilzeit), mitvollem Rückkehrrecht auf einengleichwertigen Arbeitsplatz im Be-trieb. Bildungsteilzeit kann beimChef beantragen, wer mindestensfünf Jahre im Betrieb gearbeitet hat.

Es funktioniert auch schon imAnschluss an die Ausbildung: BeimMedizintechnikhersteller MaquetGetinge in Rastatt zum Beispielgehen vier von elf Auslernern abSeptember in die Bildungsteilzeit.Tobias Wieber, stellvertretender

Betriebsratsvorsitzender bei Ma-quet Getinge, sagt: »Das ist einegute Sache. Man kann sich beruf-lich qualifizieren, orientieren undhat trotzdem die Sicherheit, wiedervoll im Betrieb einsteigen zu kön-nen.« Die IG Metall vor Ort undder Betriebsrat beraten grundsätz-lich zu den Bedingungen und zurFinanzierung der Bildungsteilzeit.

mehr Perspektiven Kein Abitur –und trotzdem studieren? DieseMöglichkeit, die die IG Metall mitdurchgesetzt hat, eröffnet Beschäf-tigten auf ihrem Fachgebiet neuePerspektiven: Mechatroniker kön-

Eine Weiterbildungerhöht die Chancen,in der Firma aufzu-steigen und mehrGeld zu verdienen.

Qualifizierung Die Technik entwickelt sichrasant – mit erheblichen Auswirkungen fürdie Arbeitswelt. Doch Beschäftigte können sichfür neue Aufgaben rüsten: mit gezielterWeiterbildung. Die IGMetall zeigt, wie es geht.

Zur Urlaubszeit im Sommer verdie-nen sich Tausende Schülerinnenund Schüler sowie Studierende inBetrieben etwas dazu.Wenn Ferien-beschäftigte Mitglied der IG Metallsind oder werden, können sie eben-falls von tariflichen Regelungen zuBezahlung, Arbeitszeiten und An-zahl der Urlaubstage profitieren.

Damit die Ansprüche schnellgelten, ist es entscheidend, zuBeginn der Tätigkeit Gewerk-

schaftsmitglied zu werden. Wennder Ferienjob beispielsweise min-destens einen (Kalender-)Monatdauert, stehen Gewerkschaftsmit-gliedern nicht nur die zwei Ur-laubstage zu, die das Gesetz vor-schreibt, sondern drei.

In den Firmen setzen sich Be-triebsräte und Vertrauensleute derIG Metall dafür ein, dass auch fürFerienbeschäftigte gute Bedingun-gen herrschen. In den Geschäfts-

Wie Jugendliche durch die ig metall besonders

Foto:photographee.eu/PantherM

edia

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nen etwa ein Mechatronikstudiumaufnehmen, wenn sie – je nachBundesland – bereits ein bis dreiJahre im Betrieb gearbeitet haben.Der Trend ist eindeutig: Immermehr Menschen qualifizieren sichüber die Berufspraxis fürs Studium.

Eine Aufstiegsfortbildung istfür Beschäftigte ebenfalls möglich:Wer nach der Ausbildung mindes-tens ein Jahr lang in seinem Berufgearbeitet hat, kann zumTechniker,Meister oder Fachwirt werden.

Neue Wege Die IG Metall erprobtauch direkt im Betrieb neue Wege,umBeschäftigte für beruflicheWei-

terbildung zu begeistern. In einemForschungsprojekt werden derzeitVertrauensleute bei Linde MH inAschaffenburg sowie bei Opel undBosch in Eisenach zu »Weiterbil-dungspromotoren« ausgebildet. AlsBildungskümmerer sind diese inenger Abstimmung mit dem Be-triebsrat als Berater und Trainer fürBeschäftigte da. Die Idee dahinter:Wird das Feld der Qualifizierungaktiv gestaltet, sichert das langfristigArbeitsplätze. Eine Weiterbildungerhöht grundsätzlich auch dieChancen, in der Firma aufzusteigenund mehr Geld zu verdienen.

[email protected]

Foto:vgajic/iStock

Die Zukunftder Arbeit erleben

Die MS Wissenschaft, das Ausstel-lungsschiff des Bundesbildungsmi-nisteriums, ist noch bis Oktober inganz Deutschland unterwegs. In-teressierte können sich auf demumgebauten Frachtschiff mit denArbeitswelten der Zukunft befas-sen. Die Besucher dürfen selbstaktiv werden und sich an den 26Ausstellungsstücken ausprobieren.

ms-wissenschaft.de

von einem Ferienjob profitieren

Mehr WissenInformationen zu Weiterbildungs-

möglichkeiten und der Finanzierung gibt

es im Berufsbildungsportal »WAP«

wap.igmetall.deMehr zur Bildungsteilzeit unter:

igmetall.de/bildungsteilzeit

stellen der IGMetall und unter derHotline 0800 4468477 erhaltenSchüler und Studierende Auskunftzu Steuern und Sozialversiche-rungsbeiträgen, die möglicherweisewegen ihrer Tätigkeit im Betriebanfallen.

großes Netzwerk Mehr als 47 000Studierende haben sich schon inder IG Metall zusammengeschlos-sen. Sie können sich in Netzwer-

ken über Erfahrungen und Pro-bleme austauschen und mitreden:beispielsweise in Arbeitskreisenoder Jugendausschüssen der IGMetall vor Ort – regional und aufBundesebene.

Schüler und Studierende zah-len einenMitgliedsbeitrag von 2,05Euro im Monat, soweit sie nichtdurch ein Beschäftigungsverhältnisregelmäßig hinzuverdienen.

igmetall.de/ferienjob

Wege zum freienAusbildungsplatz

Der Ausbildungsstart imSeptember rückt näher.Jugendliche, die nochkeine Stelle haben, solltensich beeilen. Welche Wegezum Ausbildungsplatzführen, erfahrt Ihr aus denFragen und Antworten:

Viele Ausbildungsplätzesind bereits vergeben.Wo können sich Bewer-ber über noch offeneStellen informieren?Erste Anlaufstelle ist dieArbeitsagentur. Vor Ortberät sie und vermitteltAusbildungsstellen. Auchin Metall- und Elektro-berufen gibt es noch freiePlätze. Gerade wenigergroße Unternehmen inländlichen Gebieten su-chen nach Nachwuchs-kräften. Oft ist es sinnvoll,überregional zu suchen.

Welcher Weg führt nochzum Ausbildungsplatz?Wer weiß, welchen Berufer anstreben möchte, kannsich auch direkt bei Betrie-ben melden und nachAusbildungsmöglichkeitenfragen. Bewerber solltensich aber beeilen, um vordem Start im Septemberunterzukommen.

Worauf sollten Bewerberbei einer Ausbildungs-stelle nach Möglichkeitachten?Wichtig sind Ausbilder,die sich kümmern und andie Ausbildungsrahmen-pläne halten. Ein guterAusbildungsbetrieb hateinen Betriebsrat sowieeine Jugend- sowie Auszu-bildendenvertretung. DieIG Metall vor Ort weiß, inwelchen Betrieben guteBedingungen herrschen.

Ausbildungssuchende können

sich hier informieren:

jobboerse.arbeitsagentur.de

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Kari

katu

r:An

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metallzeitungJuli/August 2018

31Die Preiseim Juli/August

erster Preis:ein rotes Badetuch

Zweiter Preis:eine Trinkflasche von

Soulbottles

Dritter Preis:ein Fallminenbleistift

einsenden*

Schicke die Lösung

mit Vor-, Nachnamen

und Adresse bis

12. August 2018 perPost an: Redaktion

metallzeitung,

Preisrätsel,

60244 Frankfurt am Main.

Oder per E-Mail an:

[email protected]

*Maschinell erstellteLösungszuschriften

sind von der Teilnahme

ausgeschlossen.

Die Bildausschnitte gehören zuFotos, die Ihr in dieser Ausgabeder metallzeitung findet.Die Lösung ergibt sich aus derSumme der Seitenzahlen, aufdenen die Bilder zu finden sind.

rätsel

>Hier KANNsT Du DiCH regisTriereNAuf der IG Metall-Internetseite sind

Broschüren, Flyer und Servicean-

gebote erst einsehbar, wenn sich

Mitglieder online registriert haben.

Deinen persönlichen Zugang

kannst Du hier einrichten:igmetall.de/anmelden

>sOmmer, sONNe, griLLPArTYBetriebsfeste sind gut fürs Arbeits-

klima und steigern die Motivation.

Der Ratgeber »Betriebsfeier« erläutert,

wann Beschäftigte beim Mitfeiern

gesetzlich unfallversichert sind:

igmetall.de/ratgeber

>DeiNe gesCHÄFTssTeLLeHier findest Du Deine

IG Metall-Geschäftsstelle:

igmetall.de/vor-ort

>Hier WirsT Du miTgLieDHier kannst Du Mitglied

werden:

igmetall.de/beitreten

>LeserbrieFeDie Redaktion behält sich vor,

Leserbriefe zu kürzen, um möglichst

viele Mitglieder zu Wort kommen

zu lassen. Es ist leider nicht möglich,

alle Zuschriften abzudrucken.

Leserbriefe geben nicht die Meinung

der Redaktion wieder.

>imPressum

Herausgeber:Jörg Hofmann,

Christiane Benner,

Jürgen Kerner

Beauftragte der Herausgeber:Silke Ernst (verantw. i. S. d. P.)

Anschrift:Redaktion metallzeitung

Wilhelm-Leuschner-Straße 79,

60329 Frankfurt am Main

Chefredakteurin:FabienneMelzer

Chef vom Dienst:Artur Siemens

Redaktion:Simon Che Berberich,

Jan Chaberny, Dirk Erb,

Martina Helmerich, Jens

Knüttel, Sylvia Koppelberg,

Antonela Pelivan

Art-Direktion:Gudrun Wichelhaus-Decher

Bildredaktion:Michael Schinke

Sekretariat:Beate Albrecht

igmetall.de/metallzeitung

Angebot für Sehbehinderte:metallzeitung gibt es auch als

Word- oder PDF-Datei:

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Vertrieb:Thomas Köhler

Telefon: 069 6693-2224

Fax: 069 6693-2538

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Anzeigen:Petra Wedel, Zweiplus

Medienagentur,

Pallaswiesenstraße 109,

64293 Darmstadt

[email protected]

Druck und Versand:apm AG, Darmstadt

Papier:metallzeitung erscheint zehn

Mal im Jahr. Für Mitglieder

der IG Metall ist der Bezug

im Beitrag enthalten. Das

Papier, auf dem metallzeitung

gedruckt wird, besteht zu

70 Prozent aus Altpapier und

zu 30 Prozent aus Holz, das

aus nachhaltiger Waldbewirt-

schaftung in Süddeutschland

und der Schweiz stammt.

>LeserTeLeFON

0800 4463825Montag bis Donnerstag: 9 bis 16 Uhr

Freitag: 9 bis 13 Uhr (gebührenfreie Rufnummer)

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