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Sehr typisch und weit verbreitet im Bahnareal ist lockere Pioniervegetation auf Kiesflächen. Je nach Nutzung ist die Vegetation lockerer oder dichter. Wichtig ist in jedem Fall, dass der Bahnbetrieb nicht beeinträchtig ist und Gehwege immer zu- gänglich bleiben. Ruderalpflanzen Pioniere auf heissem Grund Im Bahnhofareal wachsen unzählige Ruderalpflanzen, auch Pionierpflanzen genannt. Mit vielfältigen Überlebensstrategien trotzen die Pflanzen der Hitze, der Trockenheit und der Nähr- stoffarmut. Abhängig von den Standortbedingungen entste- hen verschiedene Pflanzengemeinschaften. Durch gezielte Ansaaten werden im Bahnhofareal typische Artenkombinationen gefördert, wobei aus- schliesslich einheimisches Saatgut verwendet wird. Artenreiche, eher hoch wachsende Pflanzengesell- schaften besiedeln ungenutzte Randstreifen und schmale Böschungen. Hier kann die Vegetation auch länger stehen gelassen werden, ohne dass der Betrieb gestört wird, was für Blütenbesucherin- nen sehr wertvoll ist. An grösseren Böschungen werden lockerwüchsige Magerwiesen mit Steinkörben, Steinpackungen und auch Sträuchern angelegt. Diese Böschungen werden regelmässig im Spätsommer geschnitten, damit der Blütenreichtum erhalten bleibt. Mit Sense und Mähmaschine Einsatz zur Erhaltung des Vegetationsmosaikes Das Lebensraummosaik Hauptbahnhof Ein Fünfsternhotel für Pflanzen und Tiere Schnitt einer Magerwiese im August Der fachgerechte Unterhalt nimmt sowohl auf den Bahnbetrieb Rücksicht als auch auf die Bedürfnisse der wichtigsten Tiergruppen und Pflanzengesellschaften. Mit regelmässigem Unterhalt stellen wir sicher, dass Problempflanzen wie der schnell- wüchsige Japanische Knöterich oder die Goldrute nicht überhand nehmen. Von oben links nach unten rechts: Eseldistel Wilde Möhre Schmalblättriger Hohlzahn Scharfer Mauerpfeffer Wegwarte Rainfarn Schnitt des ökologisch problemati- schen Japanischen Knöterichs Brombeerdickicht für Wildbienen in einer ungenutzten Nische Frei geschnittene Steinkörbe für Sonne liebende Eidechsen Strukturreiches Versickerungsbecken an der Remisenstrasse Kletterhilfen, die das begrünte Per- rondach bei der Sihlpost mit der Bodenvegetation vernetzen Grosse Steinblöcke als Begrenzung der Fahrwege Steinkörbe kombiniert mit Holzzaun an der Zollstrasse Der Unterhalt wird durch Fachper- sonen begeleitet, die ökologisches Knowhow haben. Böschungen und Wiesen werden jedes Jahr nur teilweise geschnitten und bieten vielen Tierarten willkom- mene Winterquartiere. Die alltägliche Nutzung des Areals garantiert die notwendige Dynamik, damit Flächen nicht einwachsen. So bleiben sie für Wärme- und Trockenheitsspezialistinnen – Sandschrecke, Mauereidechse und Pionierpflanzen – attraktiv. Auch wenn nach dem Ausbau des Bahnhofs Zürich weniger Flächen zur Verfügung stehen, bleibt der Lebensraum dank den Ausgleichsmass- nahmen und baulichen Ersatzstrukturen für Flora und Fauna ein ökologisches Paradies. Lebensraum zwischen den Gleisen Ökologischer Ausgleich und Ersatz für seltene Tiere und Pflanzen im Bahnareal Zürich

Mit Sense und Mähmaschine Das Lebensraummosaik ... · der Betrieb gestört wird, was für Blütenbesucherin- ... Zu diesen Spezialistinnen zählen im SBB-Areal von Zürich Mauereidechse,

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Sehr typisch und weit verbreitet im Bahnareal istlockere Pioniervegetation auf Kiesflächen. Je nachNutzung ist die Vegetation lockerer oder dichter.Wichtig ist in jedem Fall, dass der Bahnbetriebnicht beeinträchtig ist und Gehwege immer zu-gänglich bleiben.

RuderalpflanzenPioniere auf heissem Grund

Im Bahnhofareal wachsen unzählige Ruderalpflanzen, auchPionierpflanzen genannt. Mit vielfältigen Überlebensstrategientrotzen die Pflanzen der Hitze, der Trockenheit und der Nähr-stoffarmut. Abhängig von den Standortbedingungen entste-hen verschiedene Pflanzengemeinschaften.

Durch gezielte Ansaaten werden im Bahnhofarealtypische Artenkombinationen gefördert, wobei aus-schliesslich einheimisches Saatgut verwendet wird.

Artenreiche, eher hoch wachsende Pflanzengesell-schaften besiedeln ungenutzte Randstreifen undschmale Böschungen. Hier kann die Vegetationauch länger stehen gelassen werden, ohne dassder Betrieb gestört wird, was für Blütenbesucherin-nen sehr wertvoll ist.

An grösseren Böschungen werden lockerwüchsigeMagerwiesen mit Steinkörben, Steinpackungenund auch Sträuchern angelegt. Diese Böschungenwerden regelmässig im Spätsommer geschnitten,damit der Blütenreichtum erhalten bleibt.

Mit Sense und MähmaschineEinsatz zur Erhaltung des Vegetationsmosaikes

Das Lebensraummosaik HauptbahnhofEin Fünfsternhotel für Pflanzen und Tiere

Schnitt einer Magerwiese im August

Der fachgerechte Unterhalt nimmt sowohl auf den Bahnbetrieb Rücksicht als auch auf die Bedürfnisse der wichtigsten Tiergruppen und Pflanzengesellschaften. Mitregelmässigem Unterhalt stellen wir sicher, dass Problempflanzen wie der schnell-wüchsige Japanische Knöterich oder die Goldrute nicht überhand nehmen.

Von oben links nach unten rechts:EseldistelWilde MöhreSchmalblättriger HohlzahnScharfer MauerpfefferWegwarteRainfarn

Schnitt des ökologisch problemati-schen Japanischen Knöterichs

Brombeerdickicht für Wildbienen ineiner ungenutzten Nische

Frei geschnittene Steinkörbe fürSonne liebende Eidechsen

Strukturreiches Versickerungsbeckenan der Remisenstrasse

Kletterhilfen, die das begrünte Per-rondach bei der Sihlpost mit derBodenvegetation vernetzen

Grosse Steinblöcke als Begrenzungder Fahrwege

Steinkörbe kombiniert mit Holzzaunan der Zollstrasse

Der Unterhalt wird durch Fachper-sonen begeleitet, die ökologischesKnowhow haben.

Böschungen und Wiesen werdenjedes Jahr nur teilweise geschnittenund bieten vielen Tierarten willkom-mene Winterquartiere.

Die alltägliche Nutzung des Areals garantiert die notwendigeDynamik, damit Flächen nicht einwachsen. So bleiben sie fürWärme- und Trockenheitsspezialistinnen – Sandschrecke,Mauereidechse und Pionierpflanzen – attraktiv.

Auch wenn nach dem Ausbau des BahnhofsZürich weniger Flächen zur Verfügung stehen,bleibt der Lebensraum dank den Ausgleichsmass-nahmen und baulichen Ersatzstrukturen für Floraund Fauna ein ökologisches Paradies.

Lebensraum zwischen den Gleisen

Ökologischer Ausgleich und Ersatz für seltene Tiereund Pflanzen im Bahnareal Zürich

Das Bahnareal – ein Paradies für ÜberlebenskünstlerErsatz für verloren gegangene Lebensräume

Drei Zielarten werden im Bahnhofarealbesonders gefördert, da sie in derSchweiz gefährdet sind.

Dynamische Pionierstandorte in Flussauen mitihren Kies- und Sandflächen, steilen Uferböschun-gen und Schwemmholzhaufen sind selten gewor-den. Bahnareale weisen ganz ähnliche Merkmaleauf und sind für viele Tiere und Pflanzen zumErsatzlebensraum geworden. Gleichzeitig bietensie auch vergleichbare Bedingungen wie die stei-nig-sonnigen Jurahänge.

Hitze und Trockenheit erlauben nur Spezialistinnenunter Tieren und Pflanzen, dieses Umfeld zu nutzen.

Zu diesen Spezialistinnen zählen im SBB-Areal vonZürich Mauereidechse, Blauflüglige Sandschreckeund viele Wildbienenarten sowie eine grosse Zahlvon Pionierpflanzen.

Vielfältige betriebliche Strukturen zwischen Haupt-bahnhof und Bahnhof Altstetten bilden ein wertvol-les Mosaik von Lebensräumen, das von diesenspezialisierten Arten genutzt wird.

Der Bahnhofausbau für Bahn 2000 beeinträchtigtdiese Freiflächen. Um das Miteinander von Bahn-betrieb und Natur zu sichern, wurden ausgleichen-de Massnahmen realisiert.

Mit speziellen baulichen Massnahmen– der Natur nachempfunden – wurde der

Lebensraum Bahnareal in den letztenJahren gezielt aufgewertet.

Für MauereidechsenSteinkörbe und Steinpackungen mit frostsicherenWinterquartieren, Bahnschwellenstapel, lockerwüchsige Magerwiesenböschungen

Für die Blauflügligen SandschreckenOffene Pionierflächen mit wenig Vegetation, Sandlinsen mit Steinabdeckung

Für WildbienenKünstliche Nisthilfen, Altholz, Lehmwände, Sandlinsen, breites Nahrungsangebot in Form geeigneter Wildpflanzen

Ein fliegendes Juwel als TarnkünstlerinErst beim Aufblitzen der blauen Flügelim Flug entdeckt man die seltene Sand-schrecke. Mit ihrer perfekten Tarnung istsie kaum vom offenen, kiesigen Unter-grund im Areal zu unterscheiden. Ihrnatürlicher Lebensraum sind gutbesonnte und wenig bewachsene Kies-flächen an Flüssen. In der Schweizkommt sie hauptsächlich im Tessin undim Wallis vor. Nördlich der Alpen ist siesehr selten anzutreffen.

Sonnenwärme als Leben spendendes ElixierDie Mauereidechsenpopulation imBahnhof Zürich ist die grösste imschweizerischen Mittelland. Das offeneGleisareal bietet der flinken Kletterinviele sonnige Plätze zum Aufwärmenund reichlich Insektennahrung. Lebens-wichtig ist ein vielfältiges Angebot anUnterschlupfmöglichkeiten in Form vonFugen, Spalten und grösseren Hohlräu-men sowie frostfreie Winterquartiere imUntergrund. Ihr ursprünglicher Lebens-raum sind die trockenen, warmen Jura-hänge, aber auch steinige Flussufer.

Fleissige Baumeisterinnen mit durchsichtigen FlügelnWildbienen sind im Mittelland seltengeworden. Im Bahnareal leben speziali-sierte Arten dieser vielfältigen Gruppe.Viele Wildbienenarten sind Einzelgänge-rinnen. Sie bauen Brutnester, legen injede Kammer ein Ei und füllen diese mitPollen der bevorzugten Blütenpflanzen.Das ist die Nahrungsquelle für die Brut,die im Folgejahr ausschlüpft. Die Tierebrauchen geeignete Nistmöglichkeitenund ein gutes Angebot an spezifischenNahrungspflanzen. Impressum

Herausgeberin: SBB Trassenbau Umwelt, Zürich

Konzept, Text, Fotos: topos Marti & Müller, Zürich

Gestaltung: modul-grafikdesign.ch

Januar 2005

Blauflüglige Sandschrecke Mauereidechse Wildbiene

Weitere Informationen:

SBB Infrastruktur

Projekt Management Zürich

Trassenbau Umwelt

8021 Zürich

[email protected]

www.sbb.ch/umwelt

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