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Kulturverein Prenzlauer Berg e.V. | April/Mai 2016 | kostenlose Ausgabe mittendrin Magazin für Kultur und Bildung Außen vor? Thema Partizipation Thema Partizipation

MITTENDRIN April-Mai-Ausgabe 2016

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Magazin für Kultur und Bildung

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Page 1: MITTENDRIN April-Mai-Ausgabe 2016

Kulturverein Prenzlauer Berg e.V. | April/Mai 2016 | kostenlose Ausgabe

mittendrinMagazin für Kultur und Bildung

Außen vor?

Thema PartizipationThema Partizipation

Page 2: MITTENDRIN April-Mai-Ausgabe 2016

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INHALT

THEMA

Partizipation 2.0 3

SHORTSTORIES

Wissen für alle, immer und überall? 5MOOCs machen´s möglich

Demokratie ist machbar, Herr Nachbar 8Das Kinderparlament: Früh übt sich!

Revoution in der Frühpädagogik 9Beziehung auf Augenhöhe mit Emmi Pikler

WORT & VISION

Vom leben und sterben wollen 10Bov Bjerg: Auerhaus

Erlesenes für Kinder 12Viele Bücher machen klücher

Was es heißt, Film zu verstehen 13Filmschauen heißt Mitdenken

KIEZ & KULTUR

Champions ohne Grenzen 16Fußball verbindet Kulturen

Demo:Polis – Das Recht auf Öff entlichen Raum 18Ausstellung in der Akademie der Künste

Kolumne: Der Springende Punkt 19... regelt den Verkehr

DAS LETZTE

Wat? Wo steht denn ditte? 20Bilderrätsel

Impressum 20

EDITORIAL

„Das Schicksal des Menschen

ist der Mensch“

(Bertolt Brecht)

Wir machen uns die Welt, widdewidde wie sie uns

gefällt, trällert Pippilotta Viktualia Rollgardina

Pfeff erminza Efraimstochter Langstrumpf im Brust-

ton der Überzeugung – und triff t damit des Pudels

Kern. Zentral ist hier das kleine Wörtchen „machen“.

Denn wenn wir immer nur tatenlos zusehen und

darauf hoff en, dass jemand (oder etwas) gestaltend

eingreift, stehen die Chancen auf eine Welt, wie

sie uns gefällt, im Kleinen wie im Großen deutlich

schlechter! Es bleibt uns also nur eins: selbst das

Ruder in die Hand nehmen und aktiv werden!

Die Möglichkeiten unsere Gesellschaft mitzugestal-

ten sind vielfältig – und altersunabhäng. Ja, auch für

demokratische Prozesse gilt: früh übt sich. Im Kinder-

parlament in der Kita lässt sich Mitbestimmung wun-

derbar erproben (S. 8). Eine künstlerische Auseinan-

dersetzung zum Thema „Gestaltungsmöglichkeiten

der Zivilgesellschaft“ bietet aktuell die Akademie der

Künste mit ihrer Ausstellung „Demo:Polis - Das Recht

auf Öff entlichen Raum“ (S.18). Und dass Fußball

und Partizipation ein gutes Team sind, beweisen

die Champions ohne Grenzen (S. 16 f.), die sich mit

Sportangeboten für die Teilhabe von Gefl üchteten

einsetzen.

Viel Spaß beim Lesen!

Barbara Schwarz und Frauke Niemann

(Redaktion MITTENDRIN – ein Magazin des Kulturverein Prenzlauer Berg)

Inhalt

Page 3: MITTENDRIN April-Mai-Ausgabe 2016

| 3 Thema

Petitionen lassen sich heu-te mit wenigen Mausklicks online erstellen und ebenso

leicht unters Volk bringen. Mittels einschlägiger Kampagnenplattfor-

Klar, das Internet an sich ist nicht politisch. Es bietet aber vielfältige Möglichkeiten, sich

aktiv ins politische Geschehen und die öff entliche Debatte einzumischen. Das wohl

bekannteste und meist genutzte Mittel digitalen Protestes ist die Onlinepetition. Um

Flugblätter zu verteilen oder Unterschriften zu sammeln, einst analoge Knochenarbeit,

muss heute niemand mehr auf die Straße gehen.

Partizipation 2.0

men, Blogs, Social-Media-Kanälen und E-Mail-Verteilern können in kürzester Zeit deutlich mehr Unter-stützer gewonnen werden als damals in der Fußgängerzone. Aber wie

wirkmächtig ist ein solcher „Klickaktivismus“? Das lässt sich pauschal nicht beantworten, da man den Erfolg solcher Protestak-tionen nicht allein an der Zahl der

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4 | Thema

Unterzeichner oder der tatsächli-chen Realisierung der Forderung festmachen kann. Auch wenn durch eine eingereichte Petition im ersten Anlauf keine Gesetzesänderung er-wirkt wird, kann sie helfen, für ein (vormals vielleicht unbeachtetes) Thema eine breite Öffentlichkeit herzustellen, was letztlich auch die politischen Entscheider beeinflusst.

Auch der direkte Weg ins Parla-ment steht empörten Bürgern of-fen: auf der Onlineplattform des Deutschen Bundestages können sie Petitionen einreichen. Wer-den diese von 50.000 oder mehr Menschen unterzeichnet, werden sie im Petitionsausschuss beraten

und mit einer Empfehlung ver-abschiedet, über die der Deut-sche Bundestag dann beschließt. Es gibt aber auch andere Wege: Mehrere Millionen Menschen nutzen mittlerweile aktiv Kampagnenplattfor-men wie campact.de, avaaz.org oder change.org. Diese haben zwar keine gesetzliche Handhabe, um die Parla-mentarier dazu zu zwingen, sich mit denen von ihnen initiierten Petitionen auseinanderzusetzen, doch auch sie schaffen öffentlichen Druck und kön-nen so Veränderungen bewirken.

So hat sich beispielsweise die Blog-gerin Mary Scherpe – selbst Stal-king-Opfer – erfolgreich für eine Verschärfung des Stalking-Geset-

Nur mal kurz die Welt retten – per Mausklick?

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zes eingesetzt. Nachdem sie auf change.org 80.000 Unterschriften für eine Änderung des Stalking-Paragrafen § 238 gesammelt und an Justitzminister Heiko Maas überge-ben hatte, hat dieser nun einen neuen Gesetzesentwurf vorgelegt, der Stal-king-Opfer künftig besser schützt.

Natürlich lässt sich die Welt nicht mit einem Mausklick zum Besseren verändern. Die meisten aufmerk-samkeitsstarken Petitionen wer-den flankiert von verschiedenen Offlineaktivitäten, Dialogen, De-monstrationen und medienwirksa-men Auftritten, die im Gedächtnis bleiben.

Doch wer Online-Protest per se als „Sofa-Aktivismus“ belächelt, liegt falsch. Oftmals ist die digitale Be-teiligung der Anfang aktiven poli-tischen Engagements. Laut NGO-Leitfaden zeigen zahlreiche Studien, dass die Wahrscheinlichkeit für po-litisches Engagement enorm steigt, wenn Menschen zum ersten Mal eine digitale Unterschrift geleistet haben. Online-Aktivismus ist EINE von vielen Möglichkeiten in beste-hende Machstrukturen einzugrei-fen. Nutzen wir sie!

» „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“

(Erich Kästner)

Text: Frauke Niemann

„Auch der direkte Weg

ins Parlament steht

empörten Bürgern

off en: auf der Online-

plattform des Deut-

schen Bundestages

können sie Petitionen

einreichen. “

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| 5Shortstories

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Wissen für alle, immer und überall?MOOCs machen´s möglich

Hochschulbildung für alle, kostenlos, frei verfügbar und abrufbar von überall

auf der Welt – auch ohne entspre-chende Schulabschlüsse, Latinum oder das nötige Kleingeld für Stu-diengebühren: das versprechen so-genannte MOOCs (Massive Open Online Course). Man braucht nichts weiter als PC, Tablet oder Smart-phone und einen Internetzugang, und schon öffnen Havard, Princton und co. bereitwillig die (virtuellen) Türen und Hörsäle.

Aber der Reihe nach: Bereits 2011 bot die Universität Standford auf Initiative von Sebastian Thrun, Pro-fessor für Künstliche Intelligenz, drei Informatik-Kurse als offene Online-Kurse an. Die Resonanz war enorm, knapp 100.000 Personen nahmen teil. Dieser Erfolg ebnete den MOOCs den Weg: Viele renom-mierte amerikanische Universitäten

sprangen auf den Zug auf, schlossen sich mit anderen Universitäten und Partnern zusammen, um MOOCs anzubieten: Zu den bekannstesten Anbietern gehören Coursera, Uda-city und edX. Im Vergleich zu diesen amerikanischen Vorreitern stecken die meisten deutschen Initiativen – zumindest was Teilnehmerzahlen und Umfang der Angebote angeht – noch in den Kinderschuhen.

Ohne Frage bieten MOOCs die Möglichkeit, Bildungsangebo-te zu demokratisieren. Mit dem MOOCs-Konzept lassen sich neue Zielgruppen erreichen: Nicht nur Studenten, auch und vor allen an

Weiterbildung interessierte Er-wachsene nutzen die Möglichkeiten der Online-Kurs-Plattformen. Ein Garant für gerechtere Bildung sind sie damit aber noch lange nicht, denn die Bereitstellung des Ange-bots allein führt nicht dazu, dass es auch Menschen aus allen Bildungs-schichten wahrnehmen. Laut einer 2015 erschienenen US-Studie von John D. Hansen (Harvard Universi-ty) und Justin Reich (Massachusetts Institute of Technology) werden MOOCs vor allem von denjenigen genutzt, die bereits über einen ho-hen Bildungsstandard verfügen und deutlich wohlhabender sind als der (amerikanische) Durchschnitt. Will man dies ändern und auch Men-schen aus sogenannten bildungs-fernen Haushalten erreichen, muss man diese auch gezielt ansprechen. Geschieht dies nicht, verschärfen MOOCs die Ungleichheiten im Bil-dungssystem eher.

„Bildung ist die

mächtigste Waff e, um

die Welt zu verändern.“

(Nelson Mandela)

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6 | Shortstories

CourseraCoursera wurde von zwei Infor-matikprofessoren der Universität Standford ins Leben gerufen. Aktu-ell kann man aus knapp 2.000 Kur-sen wählen, die von 140 Universi-täten aus aller Welt zur Verfügung gestellt werden, darunter z.B. die Columbia, Yale und Princeton. Aus Deutschland sind die Münchener Hochschulen Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) und die Tech-nische Universität (TUM) vertre-ten. Die Kurse bestehen meist aus Videovorlesungen in Kombination mit Leistungsüberprüfungen. Die Unterrichtssprache ist überwiegend englisch. Die Teilnahme an den Kursen ist kostenlos, ein offizielles Zertifikat über das erfolgreiche Ab-schließen ist kostenpflichtig. Das Angebot ist breitgefächert: es gibt Kurse zu geistes-, wirtschafts-, so-zial- und naturwissenschaftlichen Themen, desweiteren Informatik- und Sprachangebote.www.coursera.org

edXedX ist ein Gemeinschaftsprojekt der Elite-Universität Harvard und

des renommierten MIT (Massachu-setts Institute of Technology). Aktu-ell sind über 650 Kurse auf der Seite gelistet von über 90 Partneruniver-sitäten, Non-Profit-Unternehmen und internationalen Organisatio-nen. Zu den Kursanbietern gehört auch die RWTH Aachen. Auch edX ist auf keinen speziellen Fachbereich festgelegt und bietet Kurse zu unter-schiedlichsten Themen: Von Me-dizin über Umweltwissenschaften, Design, Kommunikation bis hin zu Ernährung oder Architektur. Die Kurstteilnahme ist kostenfrei, die Zertifizierung muss bezahlt werden.www.edx.org

UdacityUdacity ist eine private Online-Akademie, gegründeten vom Stand-fordprofessor Dr. Sebastian Thrun, und bietet vorrangig Kurse zur beruflichen Weiterbildung in den Bereichen Technologie und IT an. Hierbei setzt Udacity nicht auf die Zusammenarbeit mit Universitä-ten, sondern mit Partnern aus der Wirtschaft (u.a. Google, Facebook, Saleforce, Amazon). Es gibt kosten-freie Kurse und ein kostenpflichti-

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ges Nanodegree-Programm. Diese fachsepzifischen Diplome (Senior Web Developer Nanodegree, Data Analyst Nanodegree etc.) sollen Studierenden die Möglichkeit ge-ben, Abschlüsse für einen Bruchteil regulärer Studienkosten zu erwer-ben, die sie für Berufe im Techno-logiesektor qualifizieren und von IT-Unternehmen anerkannt wer-den. Die Nanodegree-Programme kosten 200 Euro pro Monat, veran-schlagt sind für die verschiedenen Angebote zwischen 150 und 400 Stunden Arbeitsaufwand. Die letzt-endlichen Kosten hängen also von den Wochenstunden ab, die auf das Programm verwandt werden.www.udacity.com

FutureLearnFutureLearn ist ein britischer MOOCs-Anbieter und eine Initi-ative der Open University in Part-nerschaft mit über 80 britischen und internationalen Universitäten und anderen Institution wie z.B. dem British Council, dem British Museum, der British Library oder der BBC. Das Angebot umfasst u.a. Rechtswissenschaften, Sprachkurse,

Können MOOCs die

Bildung revolutionie-

ren? Ja, aber sie garan-

tieren nicht automa-

tisch eine gerechtere

Verteilung von

Bildungschancen!

Wir stellen Ihnen hier

einige MOOC-Anbieter

vor, die auf ihren Platt-

formen Wissen kosten-

frei feilbieten!

Page 7: MITTENDRIN April-Mai-Ausgabe 2016

| 7 Shortstories

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Ökologie, IT, Literatur, Medienwis-senschaften und Psychologie. Die Kurse sind englischsprachig. Die meisten Kurse beanspruchen zwei bis vier Stunden pro Woche und dauern zwischen sechs und zehn Wochen. Die Kurse sind kostenfrei, auch hier besteht die Möglichkeit der kostenpflichtigen Zertifizierungwww.futurelearn.com

IversityIversity ist eine Online-Bildungs-plattform mit Sitz in Berlin, die mit 41 deutschen und europäischenUni-versitäten kooperiert, darunter z.B. die Berliner Hertie School of Gover-nance. Die Unterrichtssprache ist deutsch oder englisch, oft sind die Kurse bilingual. Das Angebot ist mit knapp 50 Kursen eher über-schaubar. Es gibt kostenpflichtige Pro-Kurse und kostenfreie Kurse. Wie die meisten anderen Anbieter auch, bietet Iversity die Möglich-keit, sich die erfolgreiche Teilnahme kostenpflichtig zertifizieren zu las-sen. Studierende können außerdem auch Leistungspunkte nach dem European Credit Transfer and Ac-cumulation System (ECTS) erwer-ben (ebenfalls kostenpflichtig), d.h. sie können sich online erbrachte Leistungen auf ihr Präsenzstudium anrechnen lassen. Aktuell ist dies allerdings nur bei einem der geliste-ten Kurse möglich.www.iversity.org

openHPIopenHPI ist die MOOC-Plattform des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts und bietet interaktive deutsch- und englischsprachige Onlinekurse zu verschieden The-men der Informationstechnologie und Informatik in Kombination mit weiterführendem Lesestoff, Selbst-tests, Hausaufgabenblättern und der Anbindung an soziale Diskussions-

foren zum Austausch mit Kursbe-treuern und anderen Lernenden. Es gibt Einsteiger-Kurse, die sich eher an ein breiteres Publikum mit wenig oder keinen Vorkenntnissen richtet und Kurse, die Innovationen der Informatik-Forschung behan-deln, die für ein Fachpublikum kon-zipiert sind. Sind alle Bedingungen für ein Zertifikat erfüllt, kann man am Abschlusstest teilnehmen. Im Gegensatz zu anderen MOOC-An-bietern vergibt das HPI kostenlose Zertifikate.www.open.hpi.de

mooinmooin ist eine offene Lernplattform der Fachhochschule Lübeck und ihrer Tochtergeselschaft oncampus und steht für „Massive Open On-line International Network“. Zurzeit werden 14 kostenfreie Kurse ange-boten, alle sind deutschsprachig, bis 2020 soll das Angebot auf 40 aufgestockt werden. Das Themen-spektrum reicht von Nachhaltigkeit

über Videoproduktion, Corporate Learning und Marketing bis hin zu Netzwerksicherheit. Die Kursteil-nahme ist kostenlos, die Abschluss-prüfung mit Präsenzprüfung inkl. Zertifikat und der Erwerb von Leis-tungspunkten (ECTS) ist kosten-pflichtig.www.mooin.oncampus.de

OpenCourseWorldOpenCourseWorld ist eine deutsche hochschulübergreifende MOOC-Plattform, die vom Saar-brücker E-Learninganbieter IMC betrieben wird. OpenCourseWorld bietet Kurse aus unterschiedlichen Bereichen an: Von Gesundheitsma-nagement, über IT-Sicherheit bis hin zu App-Entwicklung. Am Ende jedes MOOCs gibt es die Möglich-keit, ein kostenpflichtiges Zertifikat zu erwerben. Aktuell werden 17 Kurse angeboten, Kurssprache ist deutsch oder englisch.www.opencourseworld.de

» »Von allen Welten, die der Mensch erschaff en

hat, ist die der Bücher die Gewaltigste.«

(Heinrich Heine)

Text: Frauke Niemann

Page 8: MITTENDRIN April-Mai-Ausgabe 2016

8 | Shortstories

Das Kinderparlament: Früh übt sich!

Demokratie ist machbar, Herr Nachbar

Kinder wollen sich beteiligen und mitbestimmen. Die UN-Kinderrechtskonventi-

onen legen in Artikel 12 und 13 das Recht der Kinder auf Äußerung und Berücksichtigung ihrer Meinung fest. Dafür gibt es mittlerweile viele Formate: Kindergesprächsrunden, Kinderkonferenzen und Kinderpar-lamente, die Partizipation im Kin-desalter möglich machen.

Denn eins steht fest: Mitmischen macht Spaß und verändert die Welt. Außerdem macht es stolz und stärkt das Selbstbewusstsein. Meist begin-nen Mitbestimmungsprozesse in der Grundschule. Haus 2 der Kita Gleimstrolche beginnt schon we-sentlich früher und hat im Januar dieses Jahres ein Kinderparlament ins Leben rufen. Betritt man das Foyer der Kita, hängt an prominen-

ter Stelle ein Plakat, das die Par-lamentarier vorstellt. Aktuell sind das Emil, Erik, Frida, Lilli A., Lilli D. und Loana aus der gelben, grü-nen und blauen Gruppe. Alle Kin-der kommen im Sommer 2016 in die Schule. Diese sechs Kinder sind Ansprechpartner für Wünsche und Ideen, aber auch für Beschwerden und Aufreger. Einmal im Monat be-sprechen sie alles mit Melanie, einer Erzieherin aus der roten Gruppe. Da Demokratie keine kommuni-kative Einbahnstraße ist, berichtet Melanie im Gegenzug von den Ide-en und Wünschen der Erzieher und Erzieherinnen. Diese wiederum trägt das Parlament wieder ins Ple-num. Das klingt alles ganz einfach, aber wer einmal bei einem Treffen war, weiß, dass hier um Meinung und Haltung gerungen wird und dass demokratische Abstimmun-

gen, wenn der eigene Wunsch keine Mehrheit findet, auch schmerzhaft sein können. Umso wichtiger ist es, dass Beteiligung früh in den Alltag integriert wird, damit Mitbestim-mung nicht abstrakt bleibt, sondern zum lebendigen Prozess wird.

Die Kinder machen die Erfahrung, dass Demokratie machbar und sinnvoll ist. Für den Bildungspro-zess sehr wichtig und daher nicht zu unterschätzen ist die Verant-wortung, welche die Kinder für ihr Handeln übernehmen. Wenn die Erwachsenen diese Ernsthaftigkeit, mit der die Kinder bei der Arbeit sind, widerspiegeln, werden die Kinder stark, zuversichtlich und glauben daran, dass Mitdenken und Mitmachen des Einzelnen wirklich etwas bewirken.

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Text: Barbara Schwarz

Page 9: MITTENDRIN April-Mai-Ausgabe 2016

| 9 Shortstories

Dr. Emilie „Emmi“ Pikler (1902-1984) war eine un-garische Kinderärztin. Sie

gründete 1946 ein heute internatio-nal bekannte Säuglingsheim in Bu-dapest. Sie erkannte, dass mit Säug-lingen von Geburt an kommuniziert werden kann. Dies setzte völlig neue Maßstäbe in der Frühpädago-gik. Seitdem spricht man von der Pikler®Kleinkindpädagogik. Drei der sechs Kitas der KVPB Kindertagesstätten arbeiten in der Frühpädagogik nach dem Entwick-lungskonzept von Emmi Pikler: Haus 1 und Haus 2 der Gleimstrol-che und die Kita Buch.

Piklers Ansatz und ihre Herange-hensweise sind einfach und viel-leicht deshalb so überraschend, ge-radezu revolutionär. Die Aufgaben des Erwachsenen als Bezugsperson

sind: Raum-Geben, Vertrauen-Schaffen, Bereitschaft-Zeigen, Be-obachten und Führen. Diese Be-dingungen bieten einem Kind gute Voraussetzungen für ein positives Körperbewusstsein, eine gute Be-ziehungsfähigkeit und letztendlich für Selbstverantwortung und Auto-nomie. So wird der Grundstein für eine gelingende Persönlichkeitsent-wicklung gelegt. Piklers Lehre um-fasst die beziehungsvolle, liebevolle Pflege, die autonome Bewegungs-entwicklung und das freie Spiel als starke Säulen ihres Entwicklungs-konzeptes.

Gerade bei der Pflege, die Füttern, Wickeln und Baden umfasst, hat das Kind vielfältige Erlebnisse und spürt bei der Berührung sich selbst und den anderen Menschen. Neben dem Faktor Zeit ist die Freude we-

Nestbereich mit

Pikler-Geräten im

Haus 1 der Kita

Gleimstrolche.

Revolution in der FrühpädagogikBeziehung auf Augenhöhe mit Emmi Pikler

»Jedes Kind braucht seinen Fähigkeiten

entsprechend angemessenen Raum;

allerdings immer groß genug, den nächsten

Entwicklungsschritt zuzulassen.

(Emmi Pikler)

sentlich, die das Kind beim Anblick oder dem Genießen von Essen ver-spürt. So werden selbst Säuglingen schon kleine Trinkgläser angebo-ten. Oder es wird aus einem Glas gefüttert, damit das Kind sieht, was es isst. Für die selbstständige mo-torische Entwicklung braucht das Kind (Frei)Raum, die Gelegenheit und die „Erlaubnis“ dazu, sowie Erwachsene, die an seinen Erkun-dungen wohlwollend und interes-siert Anteil nehmen. Im Freien Spiel erhält das Kind von Beginn an die Möglichkeit, sich für eine Beschäfti-gung zu entscheiden und selbst ide-enreich tätig zu sein.

Die Familienärztin Emmi Pikler hat Grundsätze entwickelt, die in ihrer Einfachheit bestechen und heute noch Gültigkeit haben. Durch res-pektvolle Wahrung der vielfältigen Kompetenzen des Kindes wird die Autonomie geschützt, der Individu-alität freier Raum gelassen und die Persönlichkeit gestärkt.

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yText: Barbara Schwarz

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Page 10: MITTENDRIN April-Mai-Ausgabe 2016

10 | Wort & Vision

Birth – School – Work – Death. Das Leben verläuft in vorgezeichneten Bahnen, oder? Wenn es nach Frie-der ginge, nicht. Denn Frieder ist 17 und lebensmüde: Eines Tages legt er sich in den elterlichen Keller, nimmt Schlaftabletten und spült sie mit einer Flasche billigem Weißwein herunter. Nur zufällig bleibt sein Suizidversuch nicht unentdeckt. „Ich wollte mich nicht umbringen. Ich wollte bloß nicht mehr leben. Ich glaube, das ist ein Unterschied“, sagt er später zu Höppner. Später im Auerhaus.

Erstmal wird Frieder aber in die „Klapse“ am Stadtrand einge-wiesen. Sein Psychologe rät ihm, nicht zurück zu den Eltern zu zie-hen, und so gründet Frieder nach

dig „Our House“ von Madness hö-ren. Und dabei bleibt es. Das Auerhaus ist ein geschützter Ort, eine Zuflucht vor den Zwängen und Erwartungen der Außenwelt. Sie leben ein „richtiges Leben mit Aufstehen und Frühstückmachen und Federballspielen, mit Essenbe-sorgen und zusammen Kochen. (…) Ein richtiges Leben mit ziemlich viel Reden, mit Reden zum Früh-stück und Reden zum Mittag und Reden am Abend.“ Das Auerhaus scheint eine geradezu magische An-ziehungskraft auf alle auszuüben, die in der vermeintlichen Dorfidylle keinen rechten Platz finden können. So geht es auch Pauline und Harry. Die bildhübsche, glatzköpfige Pau-line ist eine Klapsen-Bekanntschaft Frieders. Sie hat einen Hang zur Py-

seiner Entlassung kurzerhand eine WG und nimmt das leerstehende Bauernhaus seines verstorbenen Großvaters in Beschlag, zusammen

Vom leben und sterben wollen.

Buchtipp

„Auerhaus“ ist ein klassischer Coming-of-Age-Roman, der in einem beschaulichen Dorf

in der schwäbischen Provinz Mitte der 80er Jahre spielt. Der Ich-Erzähler, Antiheld par

excellence, hört auf den Namen Hühnerhöppner und hat eigentlich schon genug mit

sich selbst zu tun und mit dem saufenden, cholerischen Freund seiner Mutter, den er nur

den F2M2 (Fiesen Freund Meiner Mutter) nennt. Allerdings hat er die Rechnung ohne

Frieder, seinen besten Freund, gemacht.

Bov Bjerg: Auerhaus

mit Hühnerhöppner, Höppners Freundin Vera und Mitschülerin Cäcilia. Ein Dorfnachbar – des Englischen unkundig – tauft es das „Auerhaus“, weil die Freunde stän-

BOV BJERG liest aus

AUERHAUS:

13. April 2016, 20 Uhr

Heinrich-Böll-Bibliothek

Greifswalder Str. 87

10409 Berlin

Page 11: MITTENDRIN April-Mai-Ausgabe 2016

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romanie und hat sich im Eifer des Gefechts die Haare versengt. Harry ist deutlich älter als die anderen. Er versorgt die WG mit Gras, macht eine Lehre als Elektriker und ver-dient sich nebenbei ein Zubrot auf dem Stuttgarter Schwulenstrich. Beide sind irgendwann einfach da und beziehen ganz selbstverständ-lich ebenfalls Zimmer im Auerhaus.

Zusammen suchen die sechs Freun-de das Glück. Und für einige Mo-nate, scheint es, als haben sie es gefunden. Sie feiern wilde Partys, auf denen die ganze Oberstufe zu-gegen ist, dazu die halbe Klapsen-Belegschaft und ein Großteil der Schwulenszene zwischen Stuttgart und Paris. Da alle chronisch klamm

Unterm Strich:

Bov Bjergs „Auerhaus“

ist mehr als ein Jugend-

roman. Es ist eine Ge-

schichte über die Kraft

der Freundschaft und

Gemeinschaft, die nie

ins Kitschige abrutscht.

Die Protagonisten des

Romans sind füreinan-

der da, im Leben wie im

Sterben. Davon erzählt

Bjerg ganz unprätentios

und mit bemerkens-

werter Leichtigkeit.

Seine Sprache ist

schnörkellos, schnodd-

rig und pointiert, der

Ton äußert lakonisch.

Trotzdem oder gerade

deswegen ist es ein

tiefes und melancho-

lisches Buch über das

Erwachsenwerden und

die Unwiederbring-

lichkeit der Jugend mit

ihren ambivalenten

Gefühlslagen, Ängsten,

Sehnsüchten und Ver-

rücktheiten.

Bov Bjerg

AuerhausBlumenbar Verlag

240 Seiten, 18,00 Euro

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Wort & Vision

Text: Frauke Niemann

sind, und die Bäuche trotzdem ge-füllt sein wollen, unterrichten sie sich gegenseitig in der Kunst des Klauens (und der Kunst des Rück-wärtsklauens, deren Beherrschung überaus hilfreich ist, wenn man beim Klauen beobachtet wird).

Einen gemeinsamen Sommer lang rebellieren sie gegen alles, was sich ihnen und ihrem Freiheitsdrang in die Quere stellt, Eltern, Muste-rungsbeamte und die allgegenwärti-ge Provinzpiefigkeit. Doch die Un-beschwertheit ist nur Oberfläche, denn die eine Angst schwingt im-mer mit, die Angst um Frieders Le-ben. Und von Anfang an beschleicht einen die Ahnung, dass sie nicht un-begründet ist.

Page 12: MITTENDRIN April-Mai-Ausgabe 2016

12 | Wort & Vision

Diese Bücher wurden auf die Probe gestellt, haben einen zweifachen Kinder-TÜV pas-

siert. Seit einiger Zeit gibt es im Familienbereich der Kita Kiezeulen und Gleimstrolche

das „Lesen für Kinder“. Wir stellen Ihnen ausgewählte Schätze dieser Vorlesestunden vor.

Wir sind trotzdem beide für dich da.Friederun Reichenstetter

Das Buch „Wir sind trotzdem bei-de für dich da“ nimmt sich eines schwierigen Th emas an: Der Tren-nung der Eltern. Erzählt wird die Geschichte von Jannis, der eines Morgens sichtlich wütend und ver-stört in der Kita aufschlägt und erst beim Morgenkreis mit der Sprache rausrückt: Sein Papa ist ausgezogen und seine Eltern wollen sich schei-den lassen. Jannis ist fassunglos! Es ist nicht einfach, ihn davon zu überzeugen, dass es nicht an ihm liegt, dass sein Vater fortgegangen ist. Zum Glück lässt Ella, Jannis beste Freundin, nicht locker, bis er ihr glaubt, dass er gar nichts für die Trennung kann. Und mit der Zeit stellt Jannis fest, dass immer noch alle für ihn da sind: seine Hündin Molli, seine Freunde, seine Mutter und auch sein Vater – obwohl er nicht mehr Zuhause wohnt.

Arena Verlag

gebunden, 32 Seiten

Altersempfehlung: 4-6 Jahre

Flicts. Eine Farbe sucht Freunde.von Ziraldo

Flicts ist eine traurige und einsame Farbe. Wohin sie auch kommt, kei-ner will sie dabei haben. Nicht der Regenbogen, nicht das Meer oder der Himmel. Für Flicts scheint es keinen Platz in dieser Welt zu ge-ben, so sehr sie sich auch um ihn bemüht. Auf keiner Fahne fi ndet sich Flicts, im Buntstift kasten ist Flicts ebenfalls nicht willkommen und auch die Ampel will von Flicts nichts wissen. Genau genommen will gar nichts Flicts sein. Schließ-lich hört die ungeliebte Farbe auf zu suchen, steigt in die Höhe, wird im-mer blasser und verschwindet am Ende ganz. Jedenfalls glauben das die meisten. Die Wahrheit kennen nur diejenigen, die die Gelegenheit hatten, den Weltraum zu bereisen und den Mond von Nahem zu be-trachten: „Th e Moon is Flicts“, ge-zeichnet Neil Armstrong.

Jacoby & Stuart

gebunden, 52 Seiten

Altersempfehlung: 3-6 Jahre

Das kleine Blau und das kleine GelbLeo Lionni

„Das kleine Blau und das kleine Gelb“ ist ein ebenso charmantes wie minimalistisches Kinderbuch mit kurzen Texten in Reimform. Die Helden der Geschichte sind, wie bereits der Titel verrät, zwei Farbkleckse. Als sich die beiden Freunde vor lauter Wiedersehens-freude ungestüm in die Arme fal-len, passiert es: Aus Blau und Gelb wird das kleine Grün. Sie denken sich nichts dabei, spielen, tollen he-rum und besteigen einen Berg. Erst Zuhause erkennen sie den Ernst der Lage: „Papa Blau blickt streng und spricht: Ein grünes Kind? Das kenn ich nicht!“ Beide zerfl ießen in blaue und gelbe Tränen – und ha-ben plötzlich ihre alte Farbe wieder. Die Freude ist groß, alle fallen sich in die Arme, und siehe da „den El-tern wurde plötzlich klar, was ihrem Kind geschehen war“.

Oetinger Verlag

gebunden, 44 Seiten

Altersempfehlung: 4-6 Jahre

Erlesenes für Kinder

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Texte: Frauke Niemann

Page 13: MITTENDRIN April-Mai-Ausgabe 2016

| 13Wort & Vision

Was es heißt, Film zu verstehenFilmschauen heißt Mitdenken

Der Medienwissenschaft-ler Marshall McLuhan hat in seiner ausführli-

chen Schrift zum Medienverständ-nis (Understanding Media: The Extensions of Man) die in den 1960er Jahren vorhandenen Medi-en in ein binäres System aufgeteilt. Er unterscheidet zwischen “hei-ßen” und “kalten” Medien. Wich-tig bei dieser Aufteilung ist, dass es McLuhan nicht um die Inhalte, sondern die Medien selbst geht. Er beruft sich dabei auf den Grad der Partizipation während der Re-

zeption. Diese Unterscheidung ist nicht immer leicht verständlich und wurde durch die Geschichte

Die Rezeption von Filmen ist mehr als nur passives Zuschauen.

kontrovers diskutiert. Als Beispiel kann aber das Comic-Medium herhalten: Durch die Präsentation simpler Bilder, die erst während des Anschauens und Lesens zu einer kohärenten Geschichten zusam-mentreten, ist es für ihn ein “kaltes” Medium, das viel Teilhabe für die Rezipienten fordert. Anders beim Medium Film. Für McLuhan ist der Film ein “heißes” Medium, das bei der Rezeption verstärkt auf das Visuelle und damit auf einen ganz besonderen Sinn setzt. Seiner Mei-nung nach ist es für die Zuschauer nur ein geringer Akt der Rezeption. Das mag für die simplen Sinnesein-drücke zwar gelten, missachtet aber den größeren Aufwand, der für ein tieferes Filmverständnis nötig ist.

Das von McLuhan aufgestellte Ar-gument des “heißen” Mediums Film lässt sich umgangsprachlich natürlich auch über’s Knie brechen: Filme verderben die Phantasie und sind ein passives Medium. Das mag sein, wenn man sie so einsetzt. Der Film, egal ob im Kino oder auf dem heimischen Bildschirm, ist aber viel mehr als das. Seine Rezeption erfor-dert einen hohen geistigen Einsatz. Und ganz wichtig: Sie muss erlernt und gefördert werden. Drei Aspekte sollen dies verdeutlichen.

„Kinder schauen nicht

nur Filme, sie hinterfra-

gen. Alles. Und zeigen

damit, was für eine

große Arbeit das ver-

meintlich passive

Medium da von ihnen

abverlangt.“

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„Wie funktioniert der

Film? Was will er mir

sagen? Wie positioniere

ich mich mit meinen

Werten zu den Werten

des Films?“

Page 14: MITTENDRIN April-Mai-Ausgabe 2016

14 | Wort & Vision

Filmschauen heißt Mitdenken

Wie viel Einsatz die Rezeption ei-nes Filmes den Zuschauern abver-langt, zeigt sich am besten beim gemeinsamen Filmeabend mit Kin-dern. Kinder verstehen, indem sie nachfragen: Wer ist diese Person? Wen hat die Protagonistin da ge-rade gerettet? Und was passiert als nächstes? Kinder schauen nicht nur Filme, sie hinterfragen. Alles. Und zeigen damit, was für eine große Arbeit das vermeintlich passive Me-dium da von ihnen abverlangt. Und uns Erwachsenen geht es nicht an-ders. Wir wissen diese Fragen nur anders, meist im inneren Monolog

zu stellen. Das fällt uns in der Re-gel schon gar nicht mehr auf, so ge-wohnt sind wir an diesen Denkpro-zess. Er ist aber ein wichtiger Aspekt für die Teilhabe am Medium Film.

Ohne diesen aktiven Prozess ver-mag es sich tatsächlich in eine pas-sive Bilderberieselung zu verwan-deln. Ähnlich versteckt, wenn nicht noch versteckter, verhält es sich bei einem weiteren Aspekt, der durch und durch cineastischer Natur ist: Dem Schnitt. Kein Buch, kein Bild und kein Musikstück nutzt ihn so wie der Film. Und ist dabei funda-mental auf ihn angewiesen. Eigent-lich ist der Filmschnitt ein kleines

Der Filmschnitt verlangt ein aktives Mitdenken, das wir aber kaum noch bemerken.

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Wunder, das sich in einem wahn-witzigen Tempo durch das Medium arbeitet und von uns Rezipienten völlig selbstverständlich gedeutet wird. Der Sprung auf eine andere Kameraeinstellung oder gar eine völlig neue Verortung in Raum und Zeit irritiert uns Zuschauer schon gar nicht mehr. Dabei müssen wir dieses fast schon unauffällige Film-mittel jederzeit neu deuten. Anstatt uns stets aus dem Filmgenuss raus-zureissen, lässt er uns intensiver in die Handlung eintauchen. Der Film-schnitt, das Zusammenfügen neu-er Räume und Kontexte zu einem großen Ganzen erfordert eine akti-vere Rezeption, als sie uns McLuhan

» Eigentlich ist der Filmschnitt ein kleines Wunder, dass sich in einem

wahnwitzigen Tempo durch das Medium arbeitet und von uns

Rezipienten völlig selbstverständlich gedeutet wird.

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| 15 Wort & Vision

Kinder verarbeiten Filme nicht nur durch neugierige Fragen, sondern auch im Spiel.

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oder der Stempel des “passiven Me-diums” weismachen wollen.

Analyse und Spiel

Die Arbeit mit dem Medium Film geht aber auch nach dem Abspann weiter. Wer nach dem Kinobesuch auf dem Nachhauseweg weiter über das Gesehene diskutiert oder im heimischen Kinderzimmer die Handlung nachspielt, setzt genau dort an, wo auch die Filmwissen-schaft arbeitet: Bei einem tieferen Filmverständnis. Die Filmwissen-schaft gibt sich nicht mit 120 Minu-ten visueller Stimulanz zufrieden, sondern hinterfragt das Gesehene. Wie funktioniert der Film? Was will er mir sagen? Wie positioniere ich mich mit meinen Werten zu den Werten des Films?

Das ist eine gänzlich andere Diskus-sion als ein simpler Austausch über Prädikate wie “gut” oder “schlecht”. Das eigene Befinden steht dabei viel weniger im Vordergrund als die Suche nach Sinn. Auf dem Weg dorthin findet sich ein tieferes Ver-ständnis. Oftmals machen es die Filmemacher und Filmemacherin-nen unnötig schwer, ihre Botschaf-ten zu entschlüsseln und eben jenes Verständnis zu finden. Dort vermag dann auch die Filmkritik anzuset-zen und Urteile über die Qualität abzuliefern. Viel spannender ist es aber, diese Qualitäten nur als Aus-gangspunkte für eine tiefere Analy-se zu verstehen und den Film weiter zu entschlüsseln. Diese Arbeit ist es auch, die die Rolle der Filmwissen-schaft so unabdingbar macht.

Autoren, Regisseure und Schauspie-ler können wie alle anderen Künst-ler bei ihrer Arbeit auf Intuitionen und Gefühle zurückgreifen, deren

Bedeutungen erst in der nachge-stellten Analyse erkennbar werden. Dieses Herausarbeiten von Bedeu-tungen heißt, Filme zu verstehen. Genau das tun wir Kinobesucher und Fernsehzuschauer, wenn wir uns aktiv in die Rezeption einschal-ten. Und genau das machen Kinder, wenn sie zu ihren Spielzeugen grei-fen und sich selbst in die Rolle ihrer liebsten Filmfiguren versetzen. Sie verarbeiten und verstehen das Ge-sehene aus einer aktiven Innenper-spektive. Ihr Analyse-Werkzeug ist nicht der Kopf, sondern das Spiel.

Wer sich über den passiven Charak-ter des Film-Mediums auslässt, ver-mag eine aktive Rezeption nie erlebt zu haben. Kein Wunder, sie will ge-nauso gelernt werden wie das Lesen, Tanzen oder Schwimmen. Und ist dabei genauso als Potenzial veran-kert wie alle anderen Lernprozesse. Erst mit der Übung entfaltet sie sich und kann bereits im Kindesalter be-ginnen. Durch eine pädagogische Begleitung von Eltern, Erzieherin-nen und Lehrerinnen. Durch frühe Filmgespräche zur gemeinsamen

Reflexion des Gesehenen. Und ganz besonders durch das kindliche Spiel als weiterführende Auseinanderset-zungen mit Filmen und ihren eige-nen Welten. Dazu braucht es kein abgeschlossenes Filmwissenschafts-studium. Es braucht nur kindli-che Neugier und die Bereitschaft, Fragen an den Film zu stellen. Dann wird aus dem vermeintlich passiven Medium ein aktives, ein “kaltes” Medium mit McLuhan ge-sprochen, das einen hohen Grad der Partizipation abverlangt.

AutoreninfoChristian Steiner, Jahrgang 1987,

studierte Philosophie und Medien-

wissenschaft an der CAU Kiel.

Das aktive Rezipieren von Filmen

lernte er bereits in frühen Jahren bei

familiären Filmabenden. In seiner

Freizeit podcastet er regelmäßig über

Filme und pfl egt dabei das eigene

Filmverständnis.

www.secondunit-podcast.de

www.superherounit.de

Text: Christian Steiner

Page 16: MITTENDRIN April-Mai-Ausgabe 2016

16 |

Es ist nicht leicht in einem an-deren Land Fuß zu fassen, schon gar nicht, wenn die

Gründe, die einen dazu bewegt ha-ben, die eigene Heimat zu verlassen, Krieg, Diskrimierung oder Verfol-gung heißen. Die Berliner Initiative Champions ohne Grenzen (CHoG) hat es sich zur Aufgabe gemacht, Geflüchteten, die in ihren Heimat-ländern nicht selbstbestimmt in Frieden und Freiheit leben kön-nen und deswegen den Weg nach Deutschland gewählt haben oder wählen mußten, durch offene und kostenlose Sportangbote beim Ein-leben und Eingewöhnen in die neue Umgebung zu unterstützen.

2012 gingen die Champions ohne Grenzen mit einem Fußballtraining in Berlin Kreuzberg an den Start, heute sind sie in ganz Berlin vertre-ten. Aktuell bieten die CHoG zehn Trainings für Kinder, unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, Frauen und Männer an sieben Standorten in der Stadt an. Das Angebot wird

sehr gut angenommen, denn im Gegensatz zu regulären Sportver-einen, gibt es bei den Champions ohne Grenzen keine bürokratischen Hürden oder Leistungsdruck. Für viele der Geflüchteten sind die Trai-nings mehr als nur eine kurzweilige Unterbrechung ihres oftmals recht isolierten Alltags in den Sammel-unterkünften. CHoG bieten ihnen, die Möglichkeit, ihre Freizeit aktiv zu gestalten und neue soziale Kon-takte zu knüpfen. In regelmäßigen Abständen nehmen die internatio-nalen Teams an Turnieren, Freund-

Champions ohne GrenzenFußball verbindet Kulturen

schaftsspielen und antirassistischen Veranstaltungen teil, um die Öf-fentlichkeit auf ihre Lebenssituation in Deutschland und in ihren Her-kunftsländern aufmerksam zu ma-chen, sie für das Thema Flucht und Asyl zu sensiblisieren und Vorurtei-le abzubauen.

Das nächste große Turnier findet am 9. Juli 2016 statt. Zusammen mit dem FSV Hansa 07 veranstal-ten die Champions ohne Grenzen – mittlerweile zum vierten Mal – den Kick Out Racism Cup, bei dem so-wohl Flüchtlingsteams, Aktive aus Menschenrechts- und Flüchtlings-organisationen als auch engagierte Fußballvereine gegen Diskriminie-rung auf den Platz gehen und ge-meinsam kicken. Für Unterhaltung jenseits des Fußballplatzes sorgt ein musikalisches, kulturelles und kulinarisches Rahmenprogramm. An Infoständen können Interessier-te mehr über flüchtlingspolitische Projekte erfahren, sich austauschen und vernetzen.

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e.V

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Kiez & Kultur

Fußball überwindet Grenzen, Sprachbarrieren und Voruteile. Eine Berliner Flüchtlingsinitiative zeigt, wie es geht.

Die Champions ohne

Grenzen machen sich

stark gegen die

soziale Ausgrenzung

von Flüchtlingen und

setzen dabei auf die

integrative Kraft des

Fußballs.

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Bildungs- & BegegnungsprojekteDas Engagement von Champi-ons ohne Grenzen beschränkt sich aber nicht auf den Fußball-platz. Es gibt zusätzlich zu den Sportangeboten verschiedene Bil-dungs- und Begegnungsprojekte.

Eines davon ist „Grenzenlos ko-chen“. Regelmäßig begeben sich Spieler und Spielerinnen der Cham-pions-ohne-Grenzen-Teams, unter-stützt von Trainern und Aktiven, auf Kochtournee, denn auch am Herd lassen sich Grenzen überwinden. In immer wechselnden Berliner Einrichtungen kommen Menschen zusammen, um Rezepte auszutau-schen gemeinsam zu kochen, zu essen oder einfach miteinander ins Gespräch zu kommen. Jede Veran-staltung widmet sich jeweils ande-ren Regionen, mal steht iranischer Kebab auf der Speisekarte, ein ander Mal afghanischer Auberginenbraten oder kamerunische Kochbananen.

Beim Projekt „Fuß gefasst“ steht die Erkundung der neuen Hei-mat im Mittelpunkt. Interes-sierte können sich melden und an von Geflüchteten geleiteten Stadttouren teilnehmen und da-

bei Berlin aus ihrer Sicht erleben. Das Projekt „Nachspielzeit“ ist ein Austausch-, Beratungs- und Dis-kussionsangebot. Die Teammit-

glieder haben hier die Möglichkeit, sich untereinader und mit den TrainerInnen über Themen, die sie beonders beschäftigten, auszutau-schen. Es gibt Thementage, an den über Wohnungssuche, Sprachkur-se und Jobssuche gesprochen wird oder auch mal über Fußballtakti-ken, das Training, neue Spiele und anstehende Turniere.

Engagement mit AuszeichnungFür ihr Engagement wurde dem Champions-ohne-Grenzen-Team im März dieses Jahres der DFB-Integrationspreis verliehen Mit dem

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e.V

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Text: Frauke Niemann

Kiez & Kultur

Champions ohne

Grenzen

Seit vier Jahren setzt sich CHAMPI-

ONS ohne GRENZEN e.V. für Teilhabe

und Integration von Gefl üchteten in

die deutsche Gesellschaft ein. Durch

Sport-Trainings, Orientierungstouren

in der Berliner und Brandenburger

Kulturlandschaft, Beratung und Ver-

netzungsarbeit, werden Gefl üchtete

aus aller Welt nachhaltig auf ihrer

Reise in eine neue Heimat begleitet.

www.championsohnegrenzen.de

Preis werden Vereine und Initiati-ven ausgezeichnet, die auf die ver-bindende Wirkung des Fußballs set-zen, um Flüchtlinge zu integrieren.

Wer das Projekt unterstützen möch-te, kann z.B. Mitglied werden und die Arbeit von CHoG mit einem festen Jahresbeitrag fördern. Aber auch Einmal-Spenden sind sehr willkomen. Auf betterplace.org kann man aktuell die CHoG-Kids Kindertrainings unterstützen und so z.B. Fahrkarten für die Fahrt zum Training sponsoren.

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DEMO:POLIS

Das Recht auf öff entlichen Raum

- Ausstellung -

Noch bis zum 29. Mai 2016 in der

Akademie der Künste

Hanseatenweg 10 ,10557 Berlin

Dienstag: 14 bis 22 Uhr,

Mittwoch bis Sonntag: 11 bis 19 Uhr

Eintritt: 8 Euro, ermäßigt 5 Euro

Bis 18 Jahre und dienstags von 18-22

ist der Eintritt frei.

Kiez & Kultur

Demo:Polis – Das Recht auf Öff entlichen Raum

Ausstellung in der Akademie der Künste

Zunehmend kritische Bürger fordern ein Mitspracherecht bei Entscheidungen, die Öf-

fentliche Räume betreffen. Die Aus-stellung Demo:Polis der Akademie der Künste konzentriert sich auf den Öffentlichen Raum als Austra-gungsort demokratischer Wand-lungsprozesse. Sie veranschaulicht mit Plänen und Modellen, Fotogra-fien und Filmen, wie Architekten, Stadtplaner, Künstler, Studierende und Bürger den Öffentlichen Raum gestalten und nutzen. Die Beispiele reichen vom Brooklyn Bridge Park in New York über den Campo de Cebada in Madrid bis zum Tempel-hofer Feld in Berlin. Die Ausstellung zeigt Raumgestaltungen kleiner Plätze wie ganzer Küstenstreifen,

Dokumentationen von Demonstra-tionen und kritischen Kunstaktio-nen, gibt Einblicke in die Arbeit er-folgreicher Bottom-Up-Initiativen zur Wahrung des Öffentlichen und lädt die Besucher mit interaktiven Diskussionsveranstaltungen ein, die Stadt der Zukunft mitzugestalten.

Ein vielfältiges Veranstaltungspro-gramm setzt die mit der Ausstel-lung angestoßene Debatte während der Laufzeit fort: Im „Urban Parli-ament“ erarbeiten Aktivisten von Stadtinitiativen und Besucher die „Berliner Urban Rights Charta“ Auf der 36-stündigen Konferenz „Public Space: Fights and Fictions“, disku-tieren Teilnehmer aus der ganzen Welt Entwicklungen und Gefähr- Quelle: Pressemitteilung der ADK

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dungen des Öffentlichen Raums. Mehr Informationen gibt es unter www.adk.de.

Page 19: MITTENDRIN April-Mai-Ausgabe 2016

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so an: „Dämliche Ampelschaltung! Alles nur für die Autos, damit die schnell weiterkommen, und wir? Wir müssen auf die nächste Grün-phase warten. Nie komm ich in ei-nem Rutsch rüber!“ Is auch Kom-munikation, aber leider eine miese.

Das machte mich nachdenklich. Klar: Autos, die vor der roten Am-pel warten müssen, verpesten die Luft . Aber Fußgänger, die nich ganz rüberkommen, sind verärgert. Und Radfahrer … hm, na, das is ein Fall für sich. Etliche Radfahrer waren wahrscheinlich in der Schulzeit, als sie mit ihrer Klasse in einer der Ver-kehrsschulen das Radfahren geübt haben müssten, gerade an Masern o.ä. erkrankt. Ansonsten wüssten sie doch, dass sie nich bei Rot über die Kreuzung fahren oder nach rechts abbiegen dürfen. Radfahrer sollen demnächst ja bevorzugt werden: ein gewisser Heinrich Strößenreuther hat mit einigen Gleichgesinnten ei-nen Gesetzentwurf entworfen, der eine ziemliche Menge Radfahrer-Bevorzugungen enthält. Wenn ich das so lese (gesetz.volksentscheid-fahrrad.de), dann sind das viele Privilegien einseitig für die Zwei-rädler: z.B. sollen viele Kilometer Fahrradstraßen entstehen. So weit – so gut. Dazu heißt es aber im § 3 Abs. 5: „In Fahrradstraßen sol-len nach Möglichkeit Lieferzonen für den Lieferverkehr der Anlieger eingerichtet werden.“ Super. Also, wo es diese „Möglichkeiten“ nich gibt, wird nix geliefert? Oder § 7

Kolumne:

und ich hab heut eine Frage: Wisst Ihr, meine werte Leserschar, was eine „Kommunikative Kreuzung“ is? Nee? Hi, hi, hab ich mir ge-dacht! Also, die Straßenkreuzung Schönhauser Allee / Schivelbei-ner Straße / Wichertstraße is eine. Stehe ich doch neulich da unter der U-Bahn und warte auf die Pünktin – was meine liebe Frau Gemahlin is – die war zum Einkaufen in den Arcaden. So konnte ich die vielen Fußgänger, die die beiden Fahrbah-nen der Schönhauser überquerten, gut beobachten. Na, das war lus-tig! Manche (nämlich die, die die Ampelschaltung kennen) standen an der Bordsteinkante, schon mit vorgebeugtem Kopf, um gleich los-zustürmen, wenn das grüne Am-pelmännchen erscheint. Sprint ab! Über den ersten Damm, unter der U-Bahn durch, ersten Fuß auf der zweiten Fahrbahn – puh, geschafft ! Beim zweiten Schritt war schon das rote Ampelmännchen am Leuch-ten! Und das Schönste, viele lachten ganz fröhlich die an, die von der ge-genüberliegenden Fahrbahn kamen und ebenfalls spurteten! Wenn das mal keine Kommunikation is!

Tja, und die Anderen, die mit Kin-derwagen, Einkaufsbeuteln oder Rollatoren, kamen auch ins Ge-spräch! Das hörte sich dann etwa

Der Springende Punkt

Hallöle,alle mal herhören… da bin ich wieder,

Abs. 1: „Bis 2020 sind auf mindes-tens 50 Abschnitten von Hauptstra-ßen Grüne Wellen einzurichten.“ Hallo? Grüne Wellen für Radler? Wo schon etliche solche für Autos nicht korrekt funktionieren? Da möchte ich doch, wie Gretchen zu Faust, sa-gen: „Heinrich, mir graut´s vor dir.“ Um es klarzustellen: Ich habe nix gegen Radfahrer, im Gegenteil. Na-türlich weiß ich von vielen Unfäl-len, die entstehen, wenn abbiegende Autofahrer die Radfahrer nich ge-nügend beachten. Aber ein eigenes Radfahrergesetz? Reicht nich eine entsprechende Ergänzung in der StVO? Alle sich auf den Straßen egal wie bewegenden Menschen sollen doch gleichberechtigt sein, wa? Und so sehe ich auch die Partizipation. Par-ti-zi-pa-ti-on, das is laut Duden: das Teilhaben, das Teilnehmen, das Beteiligtsein. Merkt Ihr was? Teil is das wichtigste Wort; alle sollen sich den Kuchen teilen, und keiner soll bevorzugt oder vernachlässigt wer-den. Das könnte doch ganz toll sein: ein Autofahrer lächelt einem Rad-fahrer zu und räumt ihm die Vor-fahrt ein; eine Fußgängerin winkt einem Autofahrer, der lange genug wartet, weil sie nich so schnell mit Kinderwagen über den Damm kommt; ein freundlicher Straßen-bahnfahrer wartet bis der Rollator am vorgesehenen Platz steht …

Liebe Leute, es gibt soooooo vie-le Möglichkeiten! Mein Rat: macht davon Gebrauch, freundlich zuein-ander zu sein. Ein Radio-Moderator hat früher stets am Schluss seiner Sendung gesagt: „Und immer dran denken: Der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ist ein Lächeln!“ Probiert´s mal! Aber ...

„Ein Radler-Gesetz? Hm, is doch

Schnee!“, ampelt der Springende

Punkt vom KVPB. (pad)

... .. Kiez & Kultur

Page 20: MITTENDRIN April-Mai-Ausgabe 2016

20 | Das Letzte

Wat? Wo steht denn ditte?

MitTENDRINmachen Impressum

Der Mann, der uns direkt ins Vi-sir nimmt, ist Asif. Asif ist vor sieben Jahren aus seiner Heimat Pakistan nach Deutschland ge-flüchtet, nachdem mehrere Anschläge auf ihn verübt wurden. Er flüchtete zu Fuß durch den Iran in die Türkei und von dort mit ei-nem kleinen Boot nach Griechen-land, um dann von einem Schlep-per zusammen mit vier anderen Flüchtlingen, versteckt in einen kleinen Container, nach Hamburg gebracht zu werden. Dies alles er-fahren wir aus erster Hand, denn der scanbaren QR-Code auf dem überlebsgroßen Fotoportrait leitet uns direkt zu einem Videointerview mit Asif.

Das ist das Besondere am Multi-media-Streetart-Projekt „Familiar Facades“: Es will Geflüchtete als In-dividuen sicht- und hörbar machen.

Die MITTENDRIN ist das kostenlose Kiezmagazin des

Kulturverein Prenzlauer Berg e.V. Es erscheint alle zwei

Monate in einer Aufl age von 2.000 Stück. Wir freuen uns über

jede Wortmeldung – ob Alltägliches oder Kurioses, kleine

oder größere Aufreger, Lob oder Kritik.

Ganze Artikel sind genauso willkommen wie Themenvor-

schläge, Leserbriefe, Hinweise auf inspirierende Lektüre oder

spannende Veranstaltungen in Prenzlauer Berg. Aktuelle und

vergangene Ausgaben fi nden Sie hier:

www.kvpb.de/mittendrin.

Herausgeber: Kulturverein Prenzlauer Berg e.V.,

Danziger Str. 50, 10435 Berlin | Redaktion: Barbara

Schwarz, Frauke Niemann | ViSdP: Der Vorstand | Layout:

Henriette Anders | Satz und Bildredaktion: Frauke Niemann

Redaktion MITTENDRIN

Barbara Schwarz | Frauke Niemann

Danziger Straße 50 - 10435 Berlin

Tel: 030/346 235 39 | 030/490 852 37

Mail: [email protected]

Fotos von Asif und acht weiteren Asylbewerbern wurden auf Ge-bäude im urbanen Raum tapeziert, alle erzählen ihre Geschichte auf familiarfacades.de.

Wenn Sie wissen, welche Prenz-lauer Berger Hauswand das Por-tait von Asif ziert, senden Sie Ihre Lösung bitte bis zum 15. Mai 2016 an [email protected]. Unter allen Mitratern verlosen wir zwei Karten

für eine Theaterproduktion, die im Rahmen des Performing Arts Festi-val Ende Mai 2016 im ZENTRUM danziger50 gezeigt wird.

Des Rätsels Lösung: In der letzten Ausgabe haben wir die „Europa vom Prenzlauer Berg“ gesucht. Zu finden auf dem Abenteuerspielplatz Marie in der Marienburger Straße.

Bilderrätsel

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Der Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe ist der 15.05.2016. Ihre Beiträge senden Sie bitte an: [email protected].

Text: Frauke Niemann