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Eine Sonderbeilage von text intern und der VDZ Akademie zum Expertenforum Auf dem VDZ Akademie-Expertenforum zeigen hochkarätige Experten warum Smartphones und Tablets eine echte Chance für deutsche Medienunternehmen darstellen. Marco Koeder Juan Senor Heiko Scherer Peter Hossli Jean Pierre Crapet Staffan Ekholm Donata Hopfen Arne Wolter Treffpunkt: Moderator Ulrich Hegge (li.) mit Donata Hopfen (Axel Springer) und Arne Wolter (G+J EMS) MOBILE MEDIA 2011! ALL AROUND: TABLETS, APPS & CO.

Mobile Media 2011!

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Mobile Media: Im Rahmen des Expertenforums "Mobile Media 2011! All Around Tablets, Apps & Co." welches die VDZ Akademie am 08.06.2011 in Hamburg veranstaltete, diskutierten nationale und internationale Medienvertreter aus Deutschland, Österreich, Schweiz, UK, Japan & Schweden über die Frage, auf welche Endgeräte, Lösungen und Angebote Medienhäuser heute setzen sollten, um in der mobilen Wertschöpfungskette auch langfristig erfolgreich zu sein. Textintern dokumentiert die Veranstaltung mit einem Sonderheft.

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Page 1: Mobile Media 2011!

EineSonderbeilage von text intern und der

VDZ Akademie zum Expertenforum

Auf dem

VDZ Akademie-Expertenforum

zeigen hochkarätige Experten

warum Smartphones und

Tablets eine echte Chance

für deutsche Medienunternehmen

darstellen.

Marco Koeder

Juan Senor

Heiko SchererPeter Hossli

Jean Pierre Crapet Staff an Ekholm Donata Hopfen

Arne Wolter

Treff punkt: Moderator Ulrich Hegge (li.) mit Donata Hopfen (Axel Springer)

und Arne Wolter (G+J EMS)

MOBILE MEDIA 2011!ALL AROUND: TABLETS, APPS & CO.

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Ausgabe 27, Mittwoch, 6. Juli 20112

VDZ EXPERTENFORUM

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Der Kongress der guten Hoff nungZwei Tage zur Zukunft der mobilen Medien

M acht nicht

die selben

Fehler – das

ist der Neustart, eine

zweite Chance! Noch

so eine kommt nicht

mehr“. Mit diesem

Appell starten 100

Teilnehmer Anfang

Juni in ein Informati-

onsmarathon, den die

VDZ Akademie mit

ihrem Expertenforum

„Mobile Media 2011!“

veranstaltet. Dieser

fast schon beschwö-

rende Aufruf stammt

von dem Software-Entwickler Staffan

Ekholm, CEO von Moving Media+. Der

auf die Entwicklung von iPad-Angebo-

ten spezialisierte Schwede eröffnet mit

dem britischen Consultant Juan Senor

die Referate. Und die beiden halten nicht

ohne Grund den Eröffnungspart von

zehn Vorträgen. Sie sind der „Wakeup“.

Sie bringen internationales Flair in die

Diskussion rund um „Tablets, Apps &

Co.“ – und sie bringen die Dinge auf den

Punkt. „Das iPad ist die größte Medienin-

novation seit Gutenberg“ oder „Das jour-

nalistische Geschichtenerzählen ist die

Re-Investition, in Plattformen müssen

wir nicht investieren“, so fokussiert Senor

seine Thesen, seine Empfehlungen an

die Verlagsmanager im Publikum.

Die meisten der Teilnehmer sind

sicherlich nach Hamburg angereits, um

Erfahrungen und Tipps zu bekommen,

wie sich die Einbrüche im Werbemarkt

durch neue digitale Erlösquellen und

Geschäftsfelder wettmachen lassen. Sie

wollen wissen, welche HTML-Technolo-

gien wichtig werden, ob und wenn wel-

che Smartphones das Rennen machen

oder wie Apps Geld in die Kassen bringen

können. Zahlreiche Verlags- und Medi-

enhäuser planen oder setzen bereits

digitale Ableger ihrer Kernmarken um.

Im Mittelpunkt stehen meist Zusatzpro-

gramme (Apps) für Multimedia-Handys

und Tablets.

Der Kongress zeigt, wie sich die Zeiten

geändert haben. Während vor vier, fünf

VDZ-Kommunikationschef Peter Klotzki (re.) mit Chefredakteur

Christian Personn. text intern ist Medienpartner des Expertenforums

Der Stand der Dinge Laut der These des

schwedischen iPad-Spezialisten Ekholm

lässt sich der Entwicklungsstand der digi-

talen, mobilen Technologie ungefähr dort

verorten, wo sich die Vorfahren der Men-

schen zum aufrechten Gang aufrichten.

Im Vergleich zum heutigen Entwick-

lungsstand des zivilisierten Menschen

sei es noch ein weiter Weg

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Ausgabe 27, Mittwoch, 6. Juli 2011 3

VDZ EXPERTENFORUM

Jahren Multis wie Nokia oder Microsoft

im Zentrum von Zukunftsdiskussionen

standen, sind aktuell der iPad-Hersteller

Apple sowie das offene, von Google

entwickelte Betriebssystem Android

Wachstumstreiber. Der Markt explodiert:

Ende Januar 2011 wurde die Grenze von

10 Milliarden Downloads überschritten.

„Gründe für die steigende Nutzung des

mobilen Internets sind attraktive Flat-

rates sowie neue Geräte und Anwen-

dungen. Besonders das Interesse an

Tablet-PCs ist derzeit ungebrochen

groß“, so beschreibt die VDZ Akade-

mie die Lage.

Neueste Studien bestätigen dies:

Das Marktforschungsunternehmen

eMarketer prognostiziert für 2011

ein weltweites Absatz-Volumen von

24 Millionen Tablets. Der Markt dieser

Mobilgeräte bietet Verlagshäusern gänz-

lich neue Möglichkeiten hinsichtlich der

Distribution, Darstellung und Crossmedi-

alität digitaler Inhalte.

Neben den zahlreichen Chancen,

welche die neuen Trägermedien bieten,

stehen Verlagshäuser vor der Herausfor-

derung ihr Inventar für die neuen mobi-

len Medienkanäle zielgruppen- und

titelgerecht optimal aufzubereiten, so

formuliert es der Geschäftsführer der

VDZ Akademie Sven König zur Begrü-

ßung des Forums: „Im Mobile-Business

steckt unglaubliches Wachstums- und

Erlöspotenzial. Keine Gattung kann in

allen Bereichen mit so hohen Wachs-

tumsraten aufwarten“, begründet König

Zielrichtung der bewusst an der Praxis

orientierten Veranstaltung.

Doch die Verunsicherung ist groß.

Viele deutsche Unternehmen haben –

genauso wie sonst in westlichen Indus-

trieländern – kaum geeignete Paid-

Content-Modelle umgesetzt, viel zu

viele Inhalte sind kostenfrei ins Internet

transferiert worden – eine crossmediale

Vermarktung sieht anders aus. Denn am

Ende zahlen nur die Anbieter. Und das ist

ein Dilemma, das ja auch allen Medien-

unternehmen bewusst ist.

Besonders vor dem Hintergrund,

dass die Nutzer in Deutschland digitale

Technik und Angebote generell positiv

beurteilen und auch nachfragen. Laut

der Studie „Digitalbarometer Tablet-PCs“

des Marktforschers TNS Emnid wollen

User damit am liebsten Musik hören und

Video-Clips schauen. 45 Prozent würde

Tageszeitungen und gut ein Drittel auch

Zeitschriften lesen. Das attraktivste Genre

für eine App ist laut Studie das Thema

„Nachrichten“. 70 Prozent der Teilnehmer

halten solche Anwendungen für interes-

sant. Grundsätzlich ist ein Drittel der Nut-

zer bereit, für Apps zu bezahlen. Der „In-

App-Sales Studie“ von Mücke, Sturm &

Company (MS&C) zufolge werden 2013

voraussichtlich 1,6 Milliarden Euro durch

App-Downloads umgesetzt. Aufgrund

des rasanten Wachstums des App-Ange-

botes in den zahlreichen App-Stores

steige für Unternehmen in Zukunft die

Herausforderung, ihre Mobile Apps im

Wettbewerb profitabel zu positionieren.

Der Vormittag im Hamburger Hotel

Elysee zeigt, wie ungewohnt für viele

der Umgang mit neuen digitalen

Kanälen ist. Die VDZ Akademie

hat extra einen Hashtag einge-

richtet, Moderator Ulrich Hegge

versucht über Twitter-Account

die Teilnehmer im Saal zum Kom-

mentieren oder Fragen stellen zu

animieren. Allerdings nutzt dies

erst eine kleine Minderheit am

Nachmittag. „Learning by doing“

hatte morgens der Schwede

Ekholm empfohlen, nach einigen Stun-

den wurde dies auch umgesetzt.

Auch via Facebook ist die Veranstal-

tung präsent, hier können Interessierte

– am Computer oder Smartphone – die

Redebeiträge verfolgen. Zwei Diskussi-

onsrunden werden 30 Minuten lang live

im Facebook TV übertragen. Interviews

werden gefilmt, ein VDZ-Mitarbeiter

schreibt sich die Finger wund: Per Tweed

fasst er die wichtigsten Beiträge häpp-

chenweise zusammen. Die VDZ Aka-

demie hat wahrlich keine Kosten und

Mühen gescheut, um nachhaltig zu bele-

gen, wie moderne Medien funktionieren.

Alle Texte: Christian Personn

Xnip-Code: FBRK7P

Fotos: Klaus Knuffmann

Omipotenz: Der Gerätehersteller Apple als alles beherrschender Kiosk Provokation: So sehen viele anscheinend die wirtschaftliche Zukunft

„Man darf nicht mehr isoliert in Kanälen denken“

Ulrich Hegge , Medienun-

ternehmer und Moderator

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Ausgabe 27, Mittwoch, 6. Juli 20114

VDZ EXPERTENFORUM

„Wir sind noch ganz am Anfang“Die meisten Experten der Mobil-Branche sehen große Chancen für

deutsche Medienunternehmen – wenn sie jetzt durchstarten

W e are the wine and not the bottle“.

Dieses Zitat von Juan Senor, Director

Innovation Media Consulting Group,

ist eine der Kernaussagen zum Selbstverständnis

der Verlage in einem dynamisch gewachsenen

Mobile-Markt. Der gebürtige Spanier liest den

anwesenden Manager erst die Leviten – und baut

sie dann wieder auf. Er warnt davor, ähnliche Feh-

ler zu begehen wie vor Jahren die Musikindustrie.

Sie habe bekanntlich einen Großteil ihres Umsatzes

verloren, weil dem kostenlosen (illegalen) Runter-

laden von Musikdateien kein Alternativmodell ent-

gegenstand.

Senor macht Mut für die Zukunft. Der Berater

großer Unternehmen wie Financial Times oder

Condé Nast sagt, worauf es seiner Meinung nach

ankommt: „Nur für das, was begehrt ist, was exklu-

siv ist, kann man

auch eine Rechnung

stellen“. Für ihn ist die

Erfindung des iPads

ein Segen, da von

Anfang an damit auch

ein Geschäftsmodell

verbunden war. Apps

und der iTunes-Store

seien der Schlüssel zu einem Modell.

Das mobile Internet wachse gerade in Deutsch-

land rasant – um 13 Prozent im Jahr 2010 und

um erwartete 20 Prozent in diesem Jahr. Satte

65.000.000 Gigabyte an Daten haben die Deut-

schen per Mobilfunk-Verbindung im Jahr 2010 aus

dem Internet gezogen. Es wurden doppelt so viele

Daten herunter geladen wie noch im Vorjahr.

In dieser Situation haben die Verlage viele

Erkenntnisse und Erfahrungen im ersten Tablet-

Jahr gesammelt und wissen, wo sie stehen und wel-

che Chancen sie nutzen können. Dabei zeigt sich

immer mehr, dass Apps ein eigenes Medium sind,

das sehr erfolgreich sein kann, wenn man seinen

Charakter versteht, pflegt und nutzt.

„It is“, so Senor, „neither print, not web, it is

an app“. Er plädierte für differenzierte Inhalte

auf differenzierten Plattformen: Geschichten

müssten erzählt werden für Augen, Ohren

und Finger. Während für Print der Charakter

„long narrative“ kennzeichnend sei, sollten

Apps „depth and experience“ vermitteln.

Wesentlich ist der „unique content“, die jour-

nalistischen Stories, die kein Provider oder

Geräthersteller bieten könne. Die Frage „Print

oder nicht Print?“ sei falsch. Besser wäre es, die Rol-

len sauber zu definieren.

Print werde sich künftig immer mehr zur Haute

Couture entwickeln (müssen): Die Verlage bräuch-

ten vor allem auch für die Apps hochwertigen

journalistischen Inhalt: Darüber hinaus müssten

sie aufpassen, die Hoheit über Preise und Kunden-

daten nicht zu verlieren. Apple und Google dürften

nicht beherrschende Marktpositionen eingeräumt

werden – den Verlagen ruft Senor sinngemäß zu:

Lasst euch nicht das Geschäft wegnehmen, das ihr

Jahrhundertlang beherrscht habt.

Eine Voraussetzung für Innovationen und Inves-

titionen ist Kenntnis darüber, wie weit die mobile

Infrastruktur entwickelt ist. Dazu schätzt Jean-

Pierre Crapet, Leiter Content Strategy & Coope-

ration Deutsche Telekom, dass Ende 2011 drei

Betriebssysteme und 20 verschiedene Geräte am

Markt sein werden. Crapet gibt die Position eines

umfassenden Technologie-Anbieters wieder. Für

die Deutsche Telekom sind danach die generellen

Nutzungen aller denkbaren Abspielkanäle (über

unterschiedliche Geräte) durch die User wesentlich.

Es sind nicht nur journalistische Inhalte, sondern

auch Spiele und TV-Formate, die im Nutzungsver-

halten eine wesentliche größere Rolle spielen.

Seine Voraussagen: Der Umgang mit Mobile ent-

wickelt sich zunehmend zu einer Parallel-Nutzung,

insbesondere zum Fernsehen, während das Tablet

den PC verdrängt. Zur Frage der Monetarisierung

sagte er, dass zwar der Anteil der Paid Apps (in den

USA bei 10 Prozent) steige, der Erlös für die einzelne

Apps derzeit aber abnehme. Er riet den Verlagsver-

tretern, auf Reichweite und Nutzbarkeit zu achten.

„Denken Sie konvergent!“

Als Erfolgsfaktoren nannte Crapet folgende:

- hocheffektive Datennetze

- effektives Handling

- große Reichweite

- hoher Kundennutzen

- Monetarisierung aus Gratisangeboten.

„iPad=iPaid“

Juan Senor, Media

Consulting Group

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„Wer viel das Tablet nutzt, nutzt entspre-chend den PC weniger“

Jean-Pierre Crapet, Deutsche Telekom

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Ausgabe 27, Mittwoch, 6. Juli 2011 5

VDZ EXPERTENFORUM

„Der App-Hype ist schon wieder am Abklingen“ Die Ernüchterung über die kleinen Wunderdinger

E s gibt unendlich viele Möglichkeiten – so

beschreibt Heiko Scherer von der Multime-

dia-Agentur KircherBurkhardt die mobile

Situation. Es gebe immer mehr Endgeräte und

verschiedenste Nutzungssi-

tuationen. Überraschend: Das

iPad wird am meisten im Bett

genutzt, zur Fernsehen-Prime

time und am Wochenende.

Die Beschäftigung mit Gerät

und den angebotenen Inhal-

ten dauere auch viel länger

als z. B. beim Smartphone.

Deshalb Scherers Grund-

satz: Unterschiedliche Geräte

erfordern unterschiedliche

Konzepte. Weitere Thesen: Die ortsbezogene Infor-

mation, die auf dem Mobilgerät geliefert wird, ist

eines der Hauptthemen der Zukunft. Gerade lokal

wäre das User-Feedback enorm ausgeprägt und

dieses stelle einen hohen Mehrwert für den Anbie-

ter. Daneben bieten die Social Communities Twitter

und Facebook für mobile Endgeräte komplett neue

Potentiale.

Wohin will Google? Unkonventionelle Thesen eines unkonventionellen Unternehmens

S ehr oft tritt Stefan Tweraser, Country Direc-

tor Sales Google Deutschland, für sein

Unternehmen ins Rampenlicht. Der Öster-

reicher wird inzwischen als deutsches „Gesicht“ sei-

ner Firma präsentiert. Anders als alle Vortragenden

sonst tritt der ehemalige McKinsey-Mitarbeiter eher

leger gekleidet auf und verzichtete ganz auf Charts.

Sein Vortrag ist thesenhaft und zeigt die mit-

telfristige Strategie des Suchmaschinen-Multis auf

dem inzwischen auch für Google sehr wichtigen

mobilen Terrain. In 2010 habe Google weltweit

einen Umsatz von 1 Milliarde Dollar im Mobilbe-

reich gemacht. „Mobil first“ – diese Kernaussage

von dem jetzigen Google-Verwaltungsvorsitzen-

den Eric Schmidt sei die generelle Strategie. Dazu

komme die generelle Ausrichtung „User first“. Dabei

werde dem Lokalen einen wesentliche Bedeutung

zugemessen: Bereits 30 Prozent aller Suchanfragen

und 40 Prozent aller mobilen Anfragen seien heute

schon lokal einzuordnen. Neben dem Lokalen seien

„commercial“ und „mobile“ die tragenden Säulen

von Googles Aktivitäten für die nächsten Jahre.

Das Unternehmen geht laut Tweraser davon

aus, dass kein Gerät dem Menschen in Deutsch-

land emotional und rein räumlich so nah ist wie

das mobile Telefon. Untersuchungen belegen, dass

junge Leute 24 Stunden – also selbst in der Nacht

– ihr Handy bei sich haben wollen. Auf viele Dinge

des alltäglichen Lebens würden

die Deutschen verzichten, aber

nicht auf ihr Handy, so belegen

es Untersuchungen, laut Stefan

Tweraser.

Jede Anwendung werde

heute auf die von Google ent-

wickelte Android-Technologie

ausgerichtet, zudem arbeite

man an lokalen Plattformen.

Generell weisen für Google die

Apps in ihrer Funktionalität

keine zukunftsträchtige Per-

spektive auf. Der Browser stehe

im Interesse von Google weiter

vorne, dies sei „die zentrale App“.

Im Übrigen würde in ein paar

Quartalen niemand mehr über

Apps sprechen. Eine „gut pro-

grammierte HTML 5-Seite kann

vieles besser“, sagt der Manager.

Auf jedem mit Android-Software

ausgestattete Gerät gebe es die

Möglichkeit, Paid Content zu generieren. Tweraser

relativierte seine These allerdinsg etwas: Die Logik

hinter Apps sei richtig, also die Komplexitäten eines

Browsers zu reduzieren.

Scherers Vortarg wurde via Twitter veröffentlicht

Heiko Scherer hält Apps für überbewertet

Kurz und prägnant war das Referat von Google

Deutschland Manager Stefan Tweraser

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Ausgabe 27, Mittwoch, 6. Juli 20116

VDZ EXPERTENFORUM

„Es geht um konvergentes Denken“ Wie die digitalen Marktführer Bild und G+J EMS vorgehen

K onvergentes Denken, das hat, so Donata

Hopfen (Geschäftsführerin Bild digital

und Mitglied der Verlagsgeschäftsführung

Bild), die Mobile-Strategie von Axel Springer von

Anfang an geprägt. Ein strategischer Vorteil sei es,

dass Bild bereits 2007 einen Mobil-Tarif selbst auf-

gelegt habe. Zudem habe man sich konsequent am

Verhalten der Nutzer orientiert: So ergebe sich eine

Hightime-Nutzung ganz früh morgens und sehr

spät abends. Nutzer seien auch eher bereit Regis-

trierungsdaten am mobilen Gerät abzugeben als

am stationären. Richtschnur ist bei Axel Springer:

jede Mediennutzung neu denken, 1:1-Kopien funk-

tionierten nicht. Entsprechend sei auch der Content

auf das jeweilige Gerät ausgerichtet. Axel Springer

sei mit dem Vermarktungsmodell des „Apple App

Stores“ sehr zufrieden, auch wenn es ein Sharing

von 30 Prozent pro Auftrag für Apple gebe. Der

Hauptvorteil für Springer sei die „sehr geringe

Absprungquote bei App-Käufen“.

Axel Springer habe von Anfang an stark auf

Premium-Apps gesetzt und entschieden, ein

hochwertiges Produkt wie beim iPhone auch für

das iPad zu entwickeln, das entsprechend bezahlt

werden muss. Generell müsse bei der Entwicklung

immer das typische Printerlebnis von Bild auch

auf die anderen Abspielgeräte umgesetzt werden.

„Wir kommen aus der Printwelt und haben unsere

Inhalte immer mit Print- und Anzeigenerlösen

monetarisiert. Es gibt für die Verlage daher die Ver-

pflichtung, einen zweiten Erlösstrom aufzubauen“,

so Donata Hopfen. Mobile Besonderheiten müsse

man kennen und berücksichtigen. „Wir müssen 24

Stunden aktuell sein“.

Bei der anschließenden Diskussionrunde pro-

phezeit die Managerin: „Es geht jetzt richtig los, es

lassen sich Erlöse erwirtschaften, da jetzt die Reich-

weite dem Aufwand entsprechen – es ist jetzt ein

Massenmarkt“.

„Die mobile Zielgruppe ist einfach super-attraktiv“

Zufriedenheit auch bei Arne Wolter, Bereichs-

leiter digitale und internationale Vermarktung bei

Gruner+Jahr EMS: Er zeigt sich begeistert vom

mobile Werbemarkt. Es sei ein eigenständiger

Medienkanal, „der ein dramatisches Reichweiten-

wachstum hat“, die Zielgruppe sei „super-attraktiv“,

„tolle Werbeformen“ ließen sich realisieren. Ein wei-

teres Kennzeichen seien die hohe Interaktivität und

die besondere Wiedererkennung.

Zudem hätten die Geräte den Riesenvorteil, dass

Werbung aufgrund des kleineren Displays als beim

Computer quasi „exklusiv“ sein , da der User immer

nur das eine Werbemotiv oder nur ein Video sehen

könne. Er empfahl, zu investieren, auch in die Por-

tale. Es gehe darum, diesen Bereich so lange wie

möglich im Hochpreisbereich zu halten – und dies

sei gut möglich, weil es mobile User gewohnt sind,

für Angebote zu zahlen. Sein Fazit: „Mobile User

sind eine der attraktivsten Zielgruppen, weil sie so

genau erreicht werden können“.

Wo die Potentiale bei Mobil media liegen können, zeigt die Grafik aus dem Vortrag von

Heiko Scherer, der für KircherBurghardt viele Unternehmen bei ihremWeg in die mobile

Welt berät. Wesentlich sind in dem Zukunfstmodell der lokale und vernetzte (=soziale)

Content, der durch die beiden Social Communities Facebook und Twitter „getrieben“

wird. Die mobilen Abspielgeräte sind die dabei präferierte Technologie

Arne Wolter sprach über zukünftige Vermarktungspotenti-

ale, Donata Hopfen referierte die Erfolgsstory von Bild digital

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VDZ EXPERTENFORUM

Das Ausland macht es vorIn Japan, Schweden und der Schweiz entstehen Beispiele, wie es laufen kann

E s war viel von Eigenformaten für Apps die

Rede. Eines der meistdiskutierten Beispiele

für ein solches Eigenformat ist die komplette

Mobile-Neuentwicklung „The Collection“, von Rin-

gier aus der Schweiz. Peter Hossli, Chefredakteur

des Magazins, stellt das im April 2011 gelaunchte

Mobile-Produkt vor. Es ist aufwendig ausgestat-

tet, journalistisch hochwertig und wird in vielen

Ländern und allen App-Stores angeboten. Hossli

verfolgt damit den Anspruch, das Tablet so weitrei-

chend wie möglich zu nutzen: „Ein Gerät, mit dem

man wieder richtigen Journalismus machen kann.“

Und zwar auf allen Kanälen: Geschichten werden

per Video, per langem Text und in herkömmlicher

Slideshow erzählt. Ein zweites Kennzeichen von

„The Collection“ sei neben dem hochwertigen

Journalismus die starke Interaktivität, die sogar

für die Werbung gelte. „Tablet-User erwarten sehr

viel Interaktivität und nicht PDFs. Und sie erwarten

guten Journalismus.“

Staffan Ekholm, CEO Moving Media + aus

Schweden hat den Titel „Popular Science“ für das

Medienunternehmen Bonnier entwickelt. Mit über

150.000 verkauften Apps für durchschnittlich zehn

bis zwölf US-Dollar ist es ein gutes Beispiel für ein

erfolgreiches mobiles Geschäftsmodell. Marco

Koeder, Executive Director Cyber Media in Tokio,

zeigt auf, wie der sehr spezielle japanische Markt

funktioniert und was deutsche Verlage von dort ler-

nen können. Japan blicke auf zehn Jahre „mobile“

Erfahrungen zurück. Es sei ein hervorragendes

Anschauungsfeld für noch nicht so erschlossene

Märkte. So wird in Tokio mit einem, dem Lese-

zirkel ähnlichen System für Smartphones und

Tablets erfolgreich gearbeitet. Die Japaner seien

generell an monetäre Abo-Modelle gewöhnt und

lassen sich trotz digi-

talem Vormarsch

Tageszeitungen in

Mil l ionenauflagen

ins Haus schicken.

Längst gibt es in

dem Land aber auch

Zeitungen, die aus

Twitter-Meldungen

zusammengestellt

werden oder spe-

zielle Smartphones

mit vorinstallierten

Bezahl-Angeboten

z. B. für Mädchen im

Girlie-Alter.

Weniger bekannt

ist, so Koeder, dass

die mobile Infrastruk-

tur Japans bei der

Flut- und Reaktorka-

tastrophe vor einigen

Wochen wahrschein-

lich Hunderttausende

von Leben gerettet

hat. Während fast die

gesamte wirtschaft-

liche und Energie-

Infrastruktur des

Landes und auch die

klassische Telekom-

munikation mit dem größten Telekomnetz Japans

zusammenbrach, konnte man weiter mobil Mails

schreiben und Anrufe über Skype tätigen. „Eine

mobile Infrastruktur – das kann überlebensnot-

wendig sein für eine Nation“, so Köder.

Die wesentlichen Ergebnisse des Expertenforums der VDZ Akademieg p

„Das iPad ist nicht der heilige Gral, nur ein device“,

fasst Moderator Ulrich Hegge die wichtigsten

Ergebnisse des Tages zusammen. Es eigne sich

nicht zum Kopieren von bestehendem Inhalt, der

dann einfach nur in das Angebot reingehoben

werde. Wichtig seien der Sinn für neue Horizonte

und neue Ansätze. Dazu gehöre auch das Lernen

und die Zusammenarbeit mit Spiele-Entwicklern.

Die Technologie von mobilen Angeboten und de-

ren Beherrschung werde zur Kernkompetenz von

Medienunternehmen. Die nötige Konvergenz

sei der wesentliche Erfolgsfaktor: Verlage dürfen

nicht mehr isoliert in Kanälen denken. Exklusive

Stores wie von Apple verlieren ihre Bedeutung.

Die Entwicklung der neuen Programmiersprache

HTML 5 soll als kommende Plattform wesentlich

einfachere Handhabung und damit bessere Ver-

marktungsmodelle ermöglichen.

Die wichtigsten Thesen:

• Mobile Media hat ein enormes Wachstum

• Die technische Entwicklung befi ndet sich

noch in einer Frühphase

• Marken sind gute Treiber für wirtschaftlichen

Erfolg

• Technologiewissen muss zur Kompetenz von

Medienunternehmen werden

• Die Zukunft vom Heilsbringer App bleibt

ungewiss

Beispielseite des Rignier-Portals „The Collection“

Mahnte zum besonnenen Handeln: Staffan Ekholm

Page 8: Mobile Media 2011!

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