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Mythen der Stadt Instrumentalisierung von Mythen als identitätsstiftendes Element des Stadtmarketings Rebekka Hehn Identität und Design Bachelor Proposal

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Mythen der StadtInstrumentalisierung von Mythen als identitätsstiftendes

Element des Stadtmarketings

Rebekka Hehn Identität und Design Bachelor Proposal

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1. Einleitung Durch die Stadt der Mythen 2. Mythos 2.1 Begriffsgeschichte und Einordnung 2.2 Mythos dieser Arbeit

3. Mythen des Alltags 3.1 Der Mythos ist eine Aussage 3.2 Mit Tünnes und Schäl die Mythen des Alltags erklärt 3.3 Sinn, Form und Bedeutung 4. Kölner Mythos 4.1 Drei Weise aus dem Morgenland 4.2 Mythos als Identitätsstifter 5. Methode 5.1 Einführung in die Methode 5.2 Performativität der Sprache 6. Analyse Berlin Dortmund Hamburg

7. Fazit 7.1 Mythen der Stadt als Identitätsträger 7.2 Ausblick Anhang Geschichte der Stadtentwicklung Literaturverzeichnis Bildnachweis Angaben Versicherung

Inhaltsverzeichnis

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Zahlreiche Besucherinnen und Besucher strömen jährlich in den Kölner Dom, um neben dem imposanten Bauwerk die Gebeine der Heiligen Drei Könige zu bewundern; oder zumindest ihre Repräsentation. Dass Caspar, Melchior und Balthasar nur zum Teil und nicht alleine im Dreikönigen-schrein verborgen liegen, scheint dabei nebensächlich. Der Mythos um die Ruhestätte der Drei Könige genügt, um ein Interesse bei Touristen und Stadtbewohnern zu wecken. Heilsbringer Mythos

Vom Kölner Dom aus geht es weiter, am Heinzelmännchenbrunnen vor-bei, Richtung Altstadt, wo sich vor Groß St. Martin – eine von zwölf romanischen Kirchen in Köln – die zwei Bronzefiguren von Tünnes und Schäl unterhalten. Die beiden kölschen Originale sind Karikaturen des kleinbürgerlichen Städters und verbreiten ihre kölsche Eigenart auch heute noch im Hänneschen-Theater, ein traditionelles Stockpuppenthe-ater. Gedanklich wandern wir über den Alter Markt, wo in stolzer Pose der Reitergeneral Jan von Werth Erinnerungen an seine Triumphe über französische Truppen im Dreißigjährigen Krieg zur Schau stellt. Als Held verkörpert Jan von Werth die Geschichte des Aufstieges von bäuerlichen Verhältnissen zum Freiherren. Heldenmythos

Blickt man nun am Jan von Werth Denkmal vorbei, erscheint Kölns Rathausturm, welcher mit 124 Steinfiguren der Kölner Stadtgeschichte verziert ist. Unter ihnen eine weitere in Stein gemeißelte Abbildung des Reitergenerals (Südseite, zweites Obergeschoss), welche sich in die Reihe bedeutender Persönlichkeiten einfügt. Eine Reihe tiefer, welche herrscher-

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1. Durch die Stadt der Mythen

1Einleitung

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All diese Mythen werden als wiederkehrende Erscheinungsbilder reprodu-ziert, gestaltet und finden physischen Ausdruck im Stadtbild. Und mehr noch, die Geschichten um Persönlichkeiten oder Eigenarten – im vori-gen wurden nur ein paar Beispiele genannt – werden auf unterschiedliche Weise zur Identitätsbildung, Produktvermarktung oder handlungsweisend verwendet und intensiviert und tragen dadurch zur städtischen Identitäts-bildung bei.

Werden Mythen als Identitätsträger von Städten instrumentalisiert und darüber hinaus zu Stadtmarketingzwecken verwendet? Wenn ja, in wel-chen Formen finden Mythen gestaltete Ausprägung im Stadtbild und in Bildern der Kommunikation und leisten dadurch ihren Beitrag als iden-titätsstiftendes Element? Was bedeutet Stadtidentität und wie steht sie in Verbindung zum Mythos? Dies sind Fragen, welche diese Arbeit begleiten.

Die Faszination an Mythen ist in unserer Kultur in vielen Bereichen – Literatur, Werbung, Unternehmenskommunikation, Politik – gegenwärtig. Der Mythos erzählt etwas, er transportiert eine Bedeutung, ohne sie dabei explizit zu benennen. Die „Arbeit am Mythos“ (Blumenberg 2006), seine Veränderbarkeit, Umformbarkeit oder Aktualisierbarkeit von mythischem Stoff macht ihn dabei für unterschiedlichste Einsatzzwecke zugänglich und hält ihn aktuell.

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gleiche Personen zeigt, ist auf der Südseite des Turmes Agrippina die jün-gere zu sehen. Sie gilt historisch gesehen als Gründerin und Namensstif-terin von Köln und wird noch heute an Karneval als Jungfrau des Kölner Dreigestirns verkörpert. Und auch das Reiter-Korps Jan von Werth ist am Rosenmontag im Karnevalsumzug anzutreffen und hält durch jährliche Wiederholung die Geschichte lebendig. Gründermythos

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Hypothese

Fragestellung

Motivation

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„Mythen sind Geschichten von hochgra-diger Beständigkeit ihres narrativen Kerns und ebenso ausgeprägter marginaler Varia-tionsfähigkeit. Diese beiden Eigenschaften machen Mythen traditionsgängig: ihre Be-ständigkeit ergibt den Reiz, sie auch in bild-nerischer oder ritueller Darstellung wieder-zuerkennen, ihre Veränderbarkeit den Reiz der Erprobung neuer und eigener Mittel der Darbietung.“

Blumenberg 2006: 40

Meine Motivation für diese Arbeit ist es, den Begriff des Mythos, seine Relevanz und Struktur nachzuvollziehen und ihn dadurch als gestalte-risches Werkzeug verfügbar zu haben. Im Sinne Roland Barthes (1964) meint dies gesellschaftlich verankerte Bedeutungen aufzugreifen und sie in eine gestaltete Form zu transformieren. Der Mythos wird dabei ins-trumentalisiert; es wird für eine bereits vorhandene Vorstellung eine geeignete Form, ein Symbol oder Bild gesucht, welches sie transportiert. Dieses Vorgehen des Erzeugens von Mythen (vgl. ebd.: 111) wird bei-spielsweise in der Werbung und Gestaltung von Produkten (Almighurt Joghurt, Rügenwalder Teewurst) oder im Journalismus (Cover des TIME Magazines, welches Angela Merkel abbildet) genutzt. Zudem sehe ich das Konzept des Mythos als Hilfestellung, um im Sinne der Zeichentheorie Roland Barthes erweiterte Bedeutungszuschreibungen in gestalteten Din-gen erkennen zu können; also eine Darstellung wissentlich als Symbol für etwas spezielles, anderes wahrzunehmen.Als Untersuchungsgegenstand habe ich das Thema Stadt gewählt, um daran beispielhaft den Mythos zu erklären und zu entdecken. Der Hypo-these folgend, werden Mythen in Städten zu Stadtmarketingzwecken reproduziert und gezielt narrativ eingesetzt. Städte bieten einen breitge-fächerten Möglichkeitsraum für gestalterische Aufgaben und sind dabei wegen ihrer Heterogenität und Komplexität sehr schwierig zu fassen. Den Mythos sehe ich als eine Methode, Städten ein Gesicht zu verleihen, sie wie-dererkennbar und unterscheidbar zu machen. Mein Interesse am Thema Stadt und Identität habe ich innerhalb eines Seminars an der KISD vertie-fen können. Dabei tauchten spannende Ansätze im Bereich Stadtmarke-ting, Stadtzeichen und -symbole auf, welche ich in dieser Arbeit aufgreifen möchte.

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Geschichte, in welchen Formen der Narration ist er im heutigen Stadtbild vertreten und in welcher Weise wird der Mythos transformiert?

Es folgt die Betrachtung des Mythos in identitätsstiftender Funktion für Städte. Wird der Mythos zu Stadtmarketingzwecken herangezogen und wenn ja, in welcher Weise? Um dies herauszufinden wird eine sprachsta-tistische Methode und Detailanalyse angewendet, mit welchen Städte hin-sichtlich ihres Mythos als identitätsstiftendes Element zu Stadtmarketing-zwecken betrachtet werden. Schließlich wird ein Ausblick darauf gegeben, welche Kraft Mythen der Stadt zu Vermarktungszwecken haben können und wie dies als gestalteter Ausdruck instrumentalisiert wird. Zur Gegen-standserläuterung Stadt ist der Arbeit ein verdichteter Exkurs über die Entstehung von Städten angehängt.

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Städte nutzen aus wirtschaftlichen Gründen spezifische Charakteristika und Besonderheiten, um die Stadt als Anziehungspunkt für unterschiedli-che Akteure attraktiv zu gestalten. Zwar sei es in heutigen Städten nahezu unmöglich eine eindeutige Identität der Stadt herauszufiltern, „[s]ehr wohl entstünden aber »Möglichkeitsräume«, also differenziere Räume, in denen sich vielfältige Identitäten entwickeln, nebeneinander bestehen und sich vermischen können.“ (Hilber 2012: 23). Es geht in dieser Arbeit also nicht darum, Mythen als Alleinstellungsmerkmal einer Stadt zu identifizieren, sondern sie als Kommunikationsinstrument der Stadt und des -marketings (vgl. ebd.: 27) zur Schärfung der städtischen Identität einzusetzen. Die Anpassungsfähigkeit des Mythos bietet sich dafür an, Städten trotz ihrer sich ständig wandelnden Umwelt eine Kontur zu geben. Unterschiedliche Akteure von Städten können vom Mythos erfasst werden und ihn auf ihre Weise reproduzieren. Ziel der Arbeit ist es, auf der einen Seite die Kraft von Mythen als gestalterische Methode für Standmarketingzwecke hervorzuheben und auf der anderen Seite exemplarisch zu untersuchen, auf welche Art und Weise dies aktuell in deutschen Großstädten bereits genutzt wird.

Im Folgenden wird zunächst der Mythosbegriff historisch verortet und geklärt, was Mythos heute meint, wie der Begriff in dieser Arbeit verwendet wird und in welche Bedeutungsrichtungen er sich clustern lässt. Anhand eines Beispiels mit Bezug zur Stadt Köln, wird die Struktur und Funk-tion des Mythos nach Roland Barthes erklärt. Anschließend wird ein Bei-spiel eines bekannten Kölner Mythos im Detail betrachtet. Was ist seine

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Relevanz und Ziel

Aufbau der Arbeit

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Was bedeutet Mythos, wie wird er historisch und sprachlich verortet und in welcher Weise ist er in dieser Arbeit zu verstehen? Um terminologische Unklarheiten zu vermeiden, wird in diesem Abschnitt der Frage nach der Begrifflichkeit von Mythos nachgegangen und diese beantwortet.

Der Begriff Mythos ist in unserem alltäglichen Sprachgebrauch vertreten und wird zugleich vielfältig verstanden. „Das »Wesen« des Mythos sperrt sich einer einheitlichen Definition.“ (Jamme 2013: 19). Mythen finden sich beispielsweise in der Werbung, in Produkten und in inszenierter Weise bei deren Vermarktung, in Zeitschriften oder Filmen wieder und fragt man Menschen, was Mythos bedeutet, lauten die Antworten: eine Geschichte aus vergangener Zeit, eine Erzählung über Götter, eine erfun-dene Geschichte, beruht auf wahren Begebenheiten, oder Ähnliches.

Wortgeschichtlich stammt Mythos aus dem Griechischen und bedeutet Wort, Rede, Erzählung, ursprünglich auch gesprochenes, formuliertes Wort. Erst mit der Entwicklung von Schrift, änderte sich seine Bedeutung hin zum Ausdruck für Erfundenes, Erdichtetes (vgl. Heidmann Vischer 2007: 665). Damit galt Mythos als Gegensatz zu Logos, dem sinnerfüllten Wort und der vernünftigen Rede. Der Mythosbegriff wurde im Verlauf der Geschichte, in unterschiedlichen Kulturen und Wissenschaftsbereichen auf sehr vielfältige Weise benutzt. Er erlitt Krisen, Umformungen, neuen Aufschwung und wird heute als Modewort in den Medien gebraucht.

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2.1 Begriffsgeschichte und Einordnung

2Mythos

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Mythen reichen bis in die Antike zurück und galten lange Zeit als erzählte Geschichten von Göttern oder Halbgöttern. Um das 3. Jahrhundert ent-wickelte sich die philosophische Mythenauslegung, welche „den Mythos zur philosophisch-funktionalen Metapher oder Allegorie“ (Jamme 2013: 22) formte und gleichzeitig von religiösen Interpretationen entfernte. In der Renaissance wurde Gott vom Menschen als Mittelpunkt der Realität abgelöst, wodurch der christliche Glaube eine Krise erfuhr. Hinzu kam die Erkundung anderer Völker, deren Religionen, Götterbilder und mythische Erzählungen. „Der christliche Eurozentrismus unterwarf sich Mythen anderer Völker.“ (ebd.: 23). In dieser Zeit tauchte der Begriff Mythos erst-mals im deutschsprachigen Kulturkreis auf und wurde mit der Bedeutung der Fabel gleichgesetzt (vgl. Heidmann Vischer 2007: 665).

Die Zeit der Aufklärung brach an und mit ihr ein Angriff auf die Exis-tenzberechtigung von Mythen. Mythos als Erzählung von Göttlichkeit passte nicht zum wachsenden naturwissenschaftlichen Interesse und wurde als Aberglaube oder als überholt hingestellt. Der Mythos wurde zwar zum Gegenpol von rationalem Denken und Wissenschaft (vgl. Nöth 2000: 410), konnte sich aber weiterhin behaupten. Zwar hatten Mythen um 1800 nicht mehr den Anspruch religiöser Berechtigung, fanden ihren Platz aber als mythische, bildliche Sprache in der Poesie, als „eigenstän-dige Interpretation der Wirklichkeit“ (Jamme 2013: 24). Deutsche Sagen bekamen den Rang von Mythen, was ihr Wirkungsfeld erweiterte und Einfluss auf zahlreiche Autoren des 19. Jahrhunderts hatte. Der Mythos wurde schließlich zum literarischen Werkzeug, welches den Anspruch auf Wahrheit außer acht ließ. Darauf aufbauend verlor der Mythos schließlich ganz seine religiöse Funktion und wurde von Christian Gottlob Heyne als

„Vorstellungs- und Ausdrucksform der Kindheit des Menschengeschlech-tes“ (ebd.: 24) durch die Kritik der Aufklärung gerettet. Damit war die Grundlage für einen modernen Mythosbegriff geschaffen.

Der Mythos heuteDie fortschreitende Auflösung der Religion im Bewusstsein der aufgeklär-ten Gesellschaft machte den Mythos zur Aufgabe der Künste (Dichtung, Literatur, bildende Kunst, Musik). Es war ihre Funktion „verlorene Sinn-bestände, gesamtkulturelle Orientierungssysteme zu restaurieren, die Ent-zauberung der Moderne zu unterlaufen, Gesamtdeutungen einer unüber-sichtlich gewordenen Welt zu leisten“ (Gottwald 2013: 46). Heute gibt es viele Deutungsansätze für den Begriff des Mythos und Versuche, Haupt-bedeutungsgruppen zu bilden, welche wiederkehrende Elemente aufgrei-fen. So wird Mythos I. als „erzählende Darstellung von kollektiv bedeut-samen Orten und Figuren oder Naturphänomenen“ (Heidmann Vischer 2007: 664) vielfach mit religiösem oder heroischen Hintergrund, gedeu-tet. II. als mythisches Denken, ein Weltverständnis (oftmals dem Logos gegenübergestellt), welche aus I. erschlossen werde und im kollektiven Unterbewussten verankert sei. Das mythische Denken ergibt sich aus dem Prozess der Rezeption und Transformation von mythischen Stoffen der I. Bedeutung, beispielsweise dem Wirken von übermenschlichen Mächten. Im Sinne Cassirer1 ist das Material, worauf sich das mythische Denken bezieht, das des Mythos; im Vergleich bezieht sich das rationale Denken auf naturwissenschaftlich-mathematische Gesetzte (vgl. Gottwald 2013: 47). Und III. meint Mythos im umgangssprachlichen Gebrauch oft eine Person, Sache oder Begebenheit, welche glorifiziert oder dämonisiert wird (vgl. ebd.: 664 f.). Der Mythos heute, mit seinen unterschiedlichen Bedeu-

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1 Ernst Cassirer (1874) beschäftigt sich in Philosophie der symbolischen Formen Bd. 2 (1924) mit dem mythischen Denken als Weltwahrnehmung.

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tungsrichtungen, lässt sich aber zusammenfassen als eine Konstante des menschlichen Bewusstseins. Er beruht auf kollektivem Gebrauch.

Unter strukturalistischen Gesichtspunkten untersuchte Claude Lévi-Strauss2 den Mythos in seiner semantischen Struktur. Mythen seien Bot-schaften, welche durch Entziffern eines Codes aufgeschlüsselt werden können. Lévi-Strauss studierte daher nicht den Inhalt, sondern die Struk-tur von Mythen und versuchte dadurch die verborgene Logik des Mythos zu entschlüsseln (vgl. Nöth 2000: 410 f.).

Funktion des MythosIn unserer Gesellschaft fungieren Mythen als Kommunikationsmedium mit symbolischem Charakter. Ihre Funktion ist es, komplexe, teils histo-rische Zusammenhänge durch inhaltliche Reduktion auf narrative oder figurative Vermittlungsformen zu übertragen und zu vereinfachen (vgl. Krüger u. Stillmark 2013: 11). An die Stelle von Abstraktion rückt sinn-lich Wahrnehmbares und Konkretes. Der Mythos wird also als Erzählung angesehen, welche Unbekanntes, Heterogenes oder schwer begreifliches vereinfacht und mit Bekanntem erklärt. Damit eingeschlossen sind sowohl Geschichten über berühmte Begebenheiten oder Personen, als auch poli-tisches und kulturelles Handeln. Mythen, welche als metaphorische Erzäh-lung wiederkehrend aufgegriffen werden sind beispielsweise Heldenmy-then, Heilsbringermythen, Gründermythen oder kosmologische Mythen. Auch wenn im volkstümlichen Gebrauch der Mythos oftmals noch mit religiösen Erscheinungen in Verbindung gebracht wird, ist im Gebrauch von Mythen davon eher weniger zu erkennen.

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2 Claude Lévi-Strauss verfasst seine Mythenanalyse in vier Bänden: Mythologica I-IV (1964-1971).

Dieser Arbeit liegt ein Mythosbegriff zu Grunde, welcher als erweiterte Bedeutungszuschreibung von Wahrnehmungsphänomenen verstanden wird, die über das Sichtbare hinaus gehen. Dabei ist für den Mythos zen-tral, dass er in der Gesellschaft reproduziert wird und dadurch im kol-lektiven Bewusstsein verankert bleibt. Durch Transformationen, seien sie sprachlicher oder physischer Ausprägung, taucht die dem Mythos anhaf-tende Bedeutung wiederkehrend auf. Der Mythos ist also ein Wahrneh-mungsphänomen, welches durch Erinnerungsprozesse und konnotative Bedeutungen zum Mythos wird (vgl. Wodianka 2005: 213). Die Frage nach dem inhaltlichen Wahrheitsgehalt von Mythen ist dabei irrelevant. Unab-hängig, ob ein Mythos historisch belegbar ist, wird er kommuniziert, ent-hält Informationen und besitzt dadurch eine Realität in der Gesellschaft.

Beispielsweise beim Anblick des Kölner Doms sehen Betrachtende mehr als bloß kunstvoll aufeinander gesetzte Steine. Dem Gebäude wird eine ideologische Zusatzbedeutung beigemessen, welche durch Vorwissen und Erzählung entschlüsselt werden kann. Der Dom repräsentiert den goti-schen Baustil (gesellschaftliche Entwicklung), ist ein kirchlich institutiona-lisiertes Gebäude, wird als Sehenswürdigkeit vermarktet (glorifizierender Mythos), ist physischer Ausdruck einer Bibelgeschichte (religiöser Mythos) und so weiter. Mit dem Gebäude mit zwei Türmen wird also weitaus mehr verknüpft, als nur seine optische Gestalt. Er erhält seine Bedeutsamkeit aus der Korrelation von Erzählungen, welche ständig wiederholt werden. Mythen lassen sich zur Kategorisierung in inhaltliche Hauptlinien einteilen. Dabei wird der bereits im Kapitel 2.1.1 (Der Mythos heute) beschriebenen

2.2 Mythos dieser Arbeit

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Einteilung von Ute Heidmann Vischer (2007: 664-668) gefolgt, welche mit Peter Tapes (2013: 31 ff.) Bedeutungsfacetten3 des Mythos ergänzt wird.

1. Mythos als unwahre Geschichte/ Illusion, VorurteilEine nicht belegbare Annahme, die dem Logos gegenübergestellt ist. Dazu zählen Göttermythen oder Erzählungen über übernatürliche Kräfte. Dazu ließe sich beispielsweise der Mythos um die heilenden Kräfte von Reliquien der Heiligen Drei Könige zählen (siehe Kapitel 4.1).

2. Mythos als Verklärung oder ÜberhöhungEin Sachverhalt wird in überhöhter oder verklärender Weise durch Aus-schmücken, Beschönigen oder Weglassen, Verschärfen dargestellt. Zum Beispiel mystifizieren die Figuren von Tünnes und Schäl Charaktereigen-schaften von Kölnerinnen und Kölnern in überhöhter und verklärender Darstellungsform.

3. Mythos als glorifiziertes/ dämonisiertes Element, Ruhm Eine Person oder Gegenstand ist im positivem oder negativem Sinne bekannt bis hin zum Verehrungsphänomen. Das kann durch ein ruhmrei-ches Ereignis geschehen, an welches sich in der Gegenwart erinnert wird. Etwa Jan von Werths glorreiche Erfolge im Dreißigjährigen Krieg lassen die Figur und seine Geschichte zum Heldenmythos werden.

4. Mythos als Vorbild oder IdentifikationselementEtwas oder Jemand ist Vorbild, Leitbild oder Symbol(-figur) für eine Gruppe von Menschen. Die Heiligen Drei Könige sind Symbolfiguren und ein Leitbild der christlichen Gemeinde.

Doch wie ist ein Mythos, seine Geschichte, seine Bedeutung und Funk-tion zu erkennen? Und wie kann er auf eine Ebene gebracht werden, auf welcher er sich methodisch analysieren lässt? Dazu liefert der französi-sche Semiologe und Literaturkritiker Roland Barthes in seinem bekann-ten Werk Mythen des Alltag eine Antwort, indem er im Mythos nicht mehr und nicht weniger als eine Aussage, eine Mitteilung, eine Botschaft (vgl. Barthes 1964: 85) sieht. Der Mythos sei als eine Weise des Bedeutens Teil eines semiologischen Systems, und zwar eines sekundären semiologisches Systems (vgl. ebd.: 92). Dadurch könne er als besondere Form der Sprache dekonstruiert werden und verliere seine mystifizierende Kraft. Was dar-unter zu verstehen ist, wird im Folgenden anhand eines Beispiels erklärt.

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3 Grundlage von Tapes Hauptlinien sind 100 Texte der Printmedien mit 68 Bedeu-tungsfacetten, welche auf fünf reduziert sind (vgl. Tape 2013: 31).

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3Mythen des Alltags

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3.1 Der Mythos ist eine Aussage

Barthes’ semiologische Argumentation

Dadurch, dass der Mythos als semiologische Form entlarvt wird, welche dekodiert werden kann, verliert er zwar seine mystifizierende Kraft – er wird entmystifiziert (vgl. Barthes 1964: 8) –, wird aber zugleich als Inst-rument verfügbar, verborgene ideologische Zusatzbedeutungen aufzude-cken.

Roland Barthes4 (1964) beteiligt sich in seinem Werk Mythen des Alltags an der modernen Mythendebatte, indem er anhand von Alltagsbeispielen die Mythenlandschaft der französischen 50er Jahre durchwandert, vom Beef-steak und Pommes frites bis hin zum Plastik. Bezeichnend für Barthes’ Mythen-analyse ist dabei, dass grundsätzlich alles zu einem Mythos werden könne, da ein Mythos alles sei, „wovon ein Diskurs Rechenschaft ablegen kann“ (ebd.: 85); der „Mythos ist eine Sprache“ (ebd.: 7). Dies bedeutet, dass jeder Gegenstand, jede Gegebenheit in einen gesellschaftlichen Gebrauch übergehen und mit Zusatzbedeutungen aufgeladen werden könne. Daraus folgert Barthes, dass Mythen nicht an bestimmten Objekten festzuma-chen seien, sondern fast alles Bedeutungsträger einer mythischen Aussage werden kann, angefangen bei Texten, gesprochener Sprache, Objekten, Werbung, Bewegung bis hin zu Bildern und Filmen. Damit eine Aussage jedoch zum Mythos werde, bedarf es eines erweiterten semiologischen Systems. Auf diese Weise ordnet Barthes den Mythos der Zeichentheorie zu und formuliert – basierend auf Ferdinand de Saussures semiologischer Theorie – eine Analyse von Mythen.

4 Roland Barthes, 1915 geboren, war französischer Semiotiker, Literatur- und Kultur-theoretiker und zuletzt Professor am Collège de France. Er wird zwischen Struktura-lismus und Poststrukturalismus eingeordnet und beschäftigte sich mit Alltagsphäno-menen, welche er als Grundlage für wissenschaftliche Betrachtungen nahm. Barthes verstarb im Alter von 65 Jahren.

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Mythos als erweitertes ZeichensystemDie Semiologie beschreibt zunächst die Lehre der Zeichen und wie sich diese ergeben. Ein Zeichen konstituiert sich nach Barthes, und dabei folgt er Saussure, aus einem Bedeutendem (Signifikant), einem Bedeuteten (Signifikat). Da jedoch ersteres und zweites nicht getrennt voneinander gedacht werden könne, verbinden sich beide im Zeichen. Ein Zeichen beschreibt also die assoziative Gesamtheit aus Bedeutendem und Bedeu-teten. Dies ist uns aus dem Bereich der Sprache bekannt. Die Sprache sei ein primäres Zeichensystem, der Mythos hingegen ein sekundäres. Der Mythos gehe über das primäre Zeichensystem hinaus und bilde ein erwei-tertes, sekundäres semiologisches System, indem er dem primären Zei-chen ein weiteres Bedeutetes hinzufüge.Mythen bedienen sich also dem primären semiotischen System, welches wie beschrieben aus der Relation Signifikant und Signifikat besteht, und fügen ein weiteres Bedeutetes hinzu. Dabei wird Zeichen (Gesamtheit aus Bedeutendem und Bedeutetem) des primären semiotischen Systems zugleich Bedeutendes des zweiten semiotischen Systems. In Korrelation mit einem zweiten Bedeuteten ergibt sich ein weiteres Zeichen, das des Mythos, welches Barthes als die Bedeutung benennt (vgl. Barthes 1964: 96). Die Mythische Erzählung ergibt sich also aus einem primären semio-tischen System und verschiebt sich um beliebig viele Stufen. Das primäre System wird dabei mit weiteren Bedeutungen aufgeladen. „Alles vollzieht sich so, als ob der Mythos das formale System der ersten Bedeutung um eine Raste verstelle.“ (ebd.: 93).

Betrachten wir zunächst das erste semiologische System, also das des Zei-chens. Auf einem Bierdeckel eines Kölner Brauhauses sind zwei Karika-turen von Tünnes und Schäl6 abgebildet. Im primären Zeichensystem ist die Zeichnung auf dem Bierdeckel Signifikant (das Bedeutende, das Bild) des primären Zeichensystems. Dass die dargestellten Figuren Tünnes und Schäl, ihre Benennung, ihr Aussehen, ihre persönliche Geschichte1, sind, ist der Inhalt (Signifikat, Bedeutetes). Die Karikaturen rufen durch ihre Darstellung eine Vorstellung von Tünnes und Schäl hervor und dienen somit als ikonisches Zeichen. Das ist, nach Barthes, der primäre Sinn des Zeichens. (Zur Erläuterung ist auf Seite 25 ist eine Grafik abgebildet.)

ExkursTünnes und Schäl als ikonisches Zeichen

Die Darstellung von Tünnes und Schäl auf dem Bierdeckel hat mit den Figuren, also damit, wie wir uns Tünnes und Schäl vorstellen, eine wahr-nehmbare Ähnlichkeit und kann deshalb als diese erkannt werden. Nach Umberto Ecos Kultursemiotik funktioniert die Entschlüsselung des iko-nischen Zeichens nur aufgrund von gesellschaftlicher Konvention und zwar unter Zuhilfenahme von Erkennungscodes (vgl. Eco 1972: 205). Das bedeutet, dass Betrachtende des Bierdeckels nur aufgrund ihres Vorwis-

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3.2 Mit Tünnes und Schäl Barthes‘ Mythen des Alltags erklärt

Ein Beispiel5

5 Ein vergleichbares Beispiel liefert Roland Barthes, indem er den Mythos anhand eines Titelbildes einer Pariser Zeitschrift erklärt, welches einen dunkelhäutigen Soldaten in französischer Uniform und militärischem Gruß abbildet.

6 Die Figuren wurden 1803 vom Gründer des Kölner Hänneschentheaters etabliert und sind damit keine historischen Personen. Mit ihrer persönlichen Geschichte ist daher die ihnen zugeschriebene gemeint. Tünnes, rheinische Form von Anton, als freundlicher, rustikaler Typ; Schäl in feiner Kleidung und listigem Charakter.

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sens, wie Tünnes und Schäl aussehen und, dass Figuren, welche so ausse-hen Tünnes und Schäl repräsentieren, das Zeichen, also die Korrelation aus Skizze und Inhalt entschlüsseln können. Umberto Ecos Kultursemio-tik könnte daher auch als wesentliche Voraussetzung des Mythos, wie ihn Bartes beschreibt, angesehen werden. Damit wäre die Entschlüsselung des primären Zeichensystems beschrieben.

Kommen wir nun zum sekundären System, also dem des Mythos. „[D]er Mythos ist insofern ein besonderes System, als er auf seiner semiologi-schen Kette aufbaut, die bereits vor ihm existiert […].“ (Barthes 1964: 92). Unser Ausgangspunkt für den Mythos Tünnes und Schäl ist nun das ikoni-sche Zeichen des primären semiologischen Systems. Der Mythos knüpft nun an das Zeichen an (Karikatur, welche Tünnes und Schäl bedeutet) und erschafft ein weiteres System, welches vom Prinzip her aufgebaut ist wie das erste.

Das Zeichen, welches aus dem Ausdruck, in diesem Beispiel der Zeich-nung auf dem Bierdeckel, und dem Inhalt (die Figuren von Tünnes und Schäl) hervor geht wird im Mythos zum Ausdruck (Signifikant), welcher eine weitere Vorstellung hervorruft. Tünnes und Schäl stehen für eine Persiflage der kleinbürgerlichen Eigenheiten des Kölners. Diese wird im sekundären semiologischen System Inhalt des Ausdruckes. Es spielt nun also keine Rollen mehr, in welcher Form Tünnes und Schäl repräsentiert werden, ob als Zeichnung, Sprache, Theateraufführung oder Bronzesta-tue, der Mythos sieht in ihnen eine Ganzheit von Zeichen, ein globales Zeichen (vgl. ebd.: 93). Sie alle werden auf die reine Funktion des Aus-druckes für Kölner Eigenarten reduziert. Der Mythos bedient sich also

der Zeichen und lädt sie mit weiteren Bedeutungen auf. Die Zeichnung von Tünnes und Schäl ist nun nicht mehr als persönliche Geschichte der Charaktere zu sehen, sondern verweist auf ein überpersönliches Bezugs-system, nämlich das der Eigenheiten der Kölnerinnen und Kölner. Und dies ist der Mythos als Aussage, als Mitteilung, als Botschaft.

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Kommen wir zurück zu Roland Barthes und seinen Begrifflichkeiten.Die Grafik zeigt zwei semiologische Systeme, welche im Mythos enthal-ten sind. Das primäre System wird als Objektsprache benannt, welcher sich der Mythos bedient. Und der Mythos selber, die Metasprache, ist jene Sprache welche von der Objektsprache spricht. Um einen Mythos zu ent-schlüsseln, ist es unwichtig, wie sich die Objektsprache (aus Signifikant und Signifikat) zusammensetzt. Wesentlich für den Mythos ist nur der Gesamtterminus, also das Zeichen I des ersten Systems. Und dies auch nur, wenn sie dem Mythos dienlich ist (vgl. Barthes 1964: 94). Das ist auch der Grund, weshalb der Ausdruck des ersten Systems für den Mythos irrelevant ist. Der Mythos behält von allen nur, dass sie Zeichen sind und die gleiche Bedeutungsfunktion besitzen. Eine Puppe, welche Tünnes und Schäl bedeutet besitzt demnach die gleiche Funktion, wie ein bedrucktes Bierglas oder Bronzestatuen.

Der Endterminus, Zeichen I, des ersten Systems fungiert, wie im voran-gestellten Beispiel beschrieben, als Ausgangsterminus, Bedeutendes, des zweiten Systems. Es hat also eine Doppeldeutigkeit, weshalb Barthes eine differenzierte Benennung als Notwendig sieht. „Im Bereich der [Objekt-]Sprache, das heißt als Endterminus des primären Systems, nenne ich das Bedeutende Sinn […]. Im Bereich des Mythos nenne ich es Form.“ (ebd.: 96). Das Bedeutende im Mythos ist also aus Zeichen der Objektsprache gebildet. „[Es] erweist sich als doppeldeutig. Es ist zugleich Sinn und Form, einerseits erfüllt, andererseits leer.“ (ebd.: 96). Als Sinn des ersten Systems ist muss das Zeichen gelesen werden, es ist gefüllt mit der persön-

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Mythos als sekundäres semiologisches System Am Beispiel von Tünnes und Schäl7

7 Die Grafik ist angelehnt an Roland Barthes Darstellung in Mythen des Alltags 1964: 93.

Bedeutendes I Signifikant Ausdruck

Bild

Zeichnung auf Bierdeckel

Bedeutetes I Signifikat

Inhalt Begriff

Darstellung von

Tünnes und Schäl

Bedeutetes II Signifikat

Inhalt Begriff

Eigenheiten der Kölner

Zeichen II Bedeutung

Tünnes und Schäl als Persiflage der Kölner Eigenheiten

Zeichen I Sinn

Ikonisches Zeichen

Bedeutendes II Form

Tünnes und Schäl

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s3.3 Sinn, Form und Bedeutung

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lichen Geschichte von Tünnes und Schäl und der Darstellung dieser. „Der Sinn ist bereits vollständig, er postuliert Wissen, eine Vergangenheit, ein Gedächtnis, eine vergleichende Ordnung der Fakten, Ideen und Entschei-dungen.“ (ebd.: 96 f.). Als Form wird diese Geschichte zurück gedrängt und der Sinn entleert sich. Es bleibt nur noch die Feststellung, dass es Tün-nes und Schäl sind. Die Form kann nun durch den Begriff (Bedeutetes II) mit einer neuen Bedeutung gefüllt werden. „Durch den Begriff wird eine neue Geschichte in den Mythos gepflanzt.“ (ebd.: 98). Diese Geschichte ist weniger das Reale, sondern unbestimmte, unbegrenzte Assoziationen; die Eigenarten der Kölnerinnen und Kölner. Dabei kann das Bedeutete mehrere Bedeutende haben. Als Repräsentation der Wesenszüge von Köl-nerinnen und Kölnern dienen nicht nur Tünnes und Schäl, sondern bei-spielsweise Büttenreden oder das Kölsche Grundgesetzt wären ebenfalls Bedeutende des Bedeuteten. Aus Form und Begriff formt sich schließlich der Endterminus des mythischen Systems, also Zeichen II, für welches Barthes den Begriff Bedeutung wählt. Diese stellt den Mythos dar. Indem sich Rezipienten auf die Bedeutung des Mythos einlassen, werden sie zu seinen Lesenden. Dabei erfassen sie nicht die einzelnen Systemelemente des Mythos, sondern nehmen ihn als ein unbestimmbares, gegebenes Gan-zes hin. Denn der Mythos hat die Eigenschaft, natürlich zu erscheinen, als eine schon immer so gewesene Tatsache. „Der Verbraucher des Mythos faßt die Bedeutung als ein System von Fakten auf. Der Mythos wird als ein Faktensystem gelesen, während er doch nur ein semiologisches System [ein System von Werten] darstellt.“ (ebd.: 115). Für Barthes erweiterten Mythosbegriff lässt sich festhalten, dass Mythen nicht als unveränderliche Erzählung begriffen werden, sondern als komplexes, gesellschaftliches Mitteilungssystem, mit welchem Botschaften übermittelt werden.

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4Kölner Mythos

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Im Folgenden werden anhand eines Beispiels Formen der Transformation eines bekannten Mythos der Stadt Köln betrachtet. Dabei wird dargestellt, wo er physischen Ausdruck im Stadtbild findet und als identitätsstiftendes Element fungiert. Ziel der Vorgehensweise ist es herauszufinden, wie der Mythos instrumentalisiert und reproduziert wird und dadurch zur Iden-tität der Stadt Köln beiträgt. Aus der detaillierten Betrachtung werden schließlich Kategorien gebildet, in welchen Formen Mythen Ausdruck einer Stadt sein Können.

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4.1. Drei Weise aus dem Morgenland

Eine repräsentative Erfolgsgeschichte

Kaspar, Melchior und Balthasar kamen dem Matthäus-Evangelium zufolge aus dem Morgenland, um das neugeborene Kind in Bethlehem anzube-ten und brachten Weihrauch, Myrrhe und Gold als Geschenke8. Die drei Sterndeuter sind neben der heiligen Ursula und dem heiligen Gereon Stadtpatrone von Köln. In Form von Bier, Stadtwappen, Ausstellung, Sie-gel, Miniaturfigur oder in Liedern wird die Geschichte lebendig gehalten und ist reproduzierter Ausdruck des Mythos rund um die drei Weisen aus dem Morgenland. Dieses Vorgehen ist keine Erfindung unserer Zeit.

8 Matthäus-Evangelium 2: „(1)Da Jesus geboren war zu Bethlehem im jüdischen Lande, zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen die Weisen vom Morgenland nach Jerusalem und sprachen: (2) Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten. […] (9) Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen hin, bis daß er kam und stand oben über, da das Kindlein war. (10) Da sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut (11) und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.“

Als 1164 die Gebeine der Heiligen Drei Könige – wie sie in Deutschland im Laufe der Zeit genannt wurden – von Mailand nach Köln gebracht wurden, verschaffte dies Köln nicht nur die Veranlassung eine neue, impo-sante Kirche im gotischen Baustil, den Kölner Dom (Grundsteinlegung 1248), zu errichten, sondern trug erheblich zu Kölns wirtschaftlichem Erfolg bei. Tausende Wallfahrende kamen um den Dreikönigenschrein zu bewundern. Für Pilger wurden Unterkünfte errichtet, Nahrungsmittel angeboten und der florierende Reliquienhandel verhalf der Stadt Köln unter anderem zu ihrem Reichtum. Verkauft werden konnte alles mögli-che: originale Knochen- oder Körperteile von Heiligen, Objekte, mit wel-chen heilige Personen zu ihren Lebzeiten in Kontakt waren, beispielsweise Kleidung oder Gebrauchsartikel, oder auch Dinge, welche Primärreli-quien9 berührt hatten. So glaubte man, dass sich die heilenden Kräfte einer Reliquie (lat. reliquiae, Zurückgelassenes) übertragen ließen, wann man diese mit einem anderen Gegenstand berührte. Reliquien wurden zum europa-weiten Handelsgut und boten selbstverständlich zahlreiche Möglichkeiten des Betrugs. Zudem entstanden Ende des 14. Jahrhunderts kleine Plaket-ten aus Blei-Zinn-Legierung, welche den Wallfahrenden als Pilgerzeichen verkauft wurden. Diese Souvenirs dienten einerseits der persönlichen Erinnerung und andererseits als Beweis für den tatsächlichen Besuch der Pilgerstätte. Eine Nachbildung des Gittergusses aus dem 15. Jahrhundert, welcher die Heiligen Drei Könige abbildet ist auch heute noch zum Preis von 17€ im Kolumba, Kunstmuseum des Erzbistums Köln, zu erwerben; Versand möglich (vgl. Kolumba Köln).

9 Primärreliquie: Gebeine oder Körperteile der Heiligen; Sekundärreliquie: Utensilien des Lebens der Heiligen; Tertiärreliquie: Berührungsreliquien, solche, die mit Primär- oder Sekundärreliquien in Berührung kamen. Dabei wird nicht die Reliquie selber, sondern deren Wirkmacht reproduziert.

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Der Handel mit Heiligtümern oder Erinnerungsstücken beschränkte sich zudem nicht nur auf Materielles, sondern brachte ebenso Dienstleistun-gen hervor, welche sich verkaufen ließen. Im Dom wurde vom 16. bis 20. Jahrhundert der Service angeboten, dass ein Domvikar mit Gebetszetteln von Gläubigen den Dreikönigenschrein berührte, damit dessen Heiligkeit auf die Zettel übertragen werde (vgl. Becker-Huberti u. Beikircher 2012). Damit wurden die in großen Mengen hergestellten Dreikönigszettel zur Ter-tiärreliquie. Europaweite Funde der Dreikönigszettel lassen dabei Rück-schlüsse auf die Reichweite des Pilgertourismus zu.

Vorbei an der Mailänder Madonna hin zum von Nikolaus von Verdun entworfenen Schrein der Drei Könige bis zum Gerokreuz – im Septem-ber vorigen Jahres wurde der traditionelle Pilgerweg erneut ins Auge der Vermarktung genommen. Anlässlich des 850. Jahrestags der Ankunft der Königsgebeine in Köln wurde das Dreikönigsjahr (www.dreikoenigsjahr.de) am 23. September 2014 mit dem Motto reich beschenkt eröffnet und zog Besucherinnen und Besucher an (Abb. 1, S.31). Im Anschluss ihrer Besichtigung im Kölner Dom konnten sie Artikel rund um die Wallfahrt erwerben. Im eigens eingerichteten Pilgerbüro wurden neben der bereits erwähnten Nachbildung des ursprünglichen Pilgerzeichens, Magnete, Anstecknadeln, Briefmarken oder Pilgerstempel mit eigenem Jubiläums-jahr-Logo10 angeboten.

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10 Die Aachener Agentur „Hüsch & Hüsch hat ein Logo entworfen, das die Heili-gen Drei Könige in moderner, abstrakter Form zeigt. Dazu gibt es einen Claim: reich beschenkt. Er ist mehrdeutig, weil auch die Situation vieldeutig ist: beschenkt sein - beschenkt werden - selbst beschenken. Das schließt die spirituelle Dimension ebenso mit ein wie die wirtschaftliche, die man nicht verschweigen muss.“ http://www.huesch.de/aktuell/2014/224-07-reich-beschenkt.html [Zugriff 09.2.15].

Abb. 1: Dreikönigsjahr Magnet mit Logo

Abb. 2: Logo Festkomitee des Kölner Karnevals

Abb. 3: Siegel Universität zu Köln

Abb. 4: Etikett Früh Kölsch

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Doch nicht nur im Kölner Dom selber wurde das Jubiläum genutzt um dem Mythos um die Drei Könige Präsenz zu verschaffen. Im Schoko-ladenmuseum am Rhein wird der Dreikönigenschrein in Originalgröße als Modell aus 300 Kilogramm Schokolade gezeigt. Dazu Domdechant11 Robert Kleine im Videointerview: „Ich sehe es auch als die Chance, hier an diesem Ort wo so viele Touristen hinkommen, den Schrein in den Mit-telpunkt zu stellen. Die Geschichte der Heiligen Drei Könige, die Heils-geschichte und dann vielleicht anzuregen sogar in den Dom zu kommen. Wir überlegen immer, wie erreichen wir Menschen mit unserer Botschaft und hier werden wir sehr viele, auch Kinder und Jugendliche sehr gut erreichen.“ (Dreikönigsjahr).

Das Museum Schnütgen konzipierte eine große Sonderausstellung mit dem Titel Die Heiligen Drei Könige – Mythos, Kunst und Kult, in welcher Skulp-turen, Gemälde, Schriften und weiteres zum Thema gezeigt wurden. In der ständigen Sammlung des Museums befinden sich dazu die drei originalen Steinfiguren des Dreikönigenpförtchens. Durch das Dreikönigenpfört-chen soll Erzbischof Rainald von Dassel der Legende nach die Gebeine bei ihrer Ankunft in Köln getragen haben. Historisch belegt ist dies aller-dings nicht. Heute zieren das Tor am Lichhof in der Altstadt vier Kopien der Steinfiguren, welche die Anbetung der Drei Könige nachbilden. Diese Darstellung findet sich auch im Siegel der Universität zu Köln wieder.

Sternsinger ziehen jährlich Anfang Januar durch die Städte und Orte, um bei Geschäften, Privathaushalten oder Institutionen Geld für eine Spen-denaktion zu sammeln. Organisiert vom Kindermissionswerk der katholi-

schen Kirche haben 3000 Kinder in Kaspar-, Melchior- und Balthasarver-kleidung 2014 rund 2,6 Millionen Euro in Köln gesammelt; 40 Millionen Euro waren es bundesweit (vgl. Kölner Dom).

Neben diesen temporären Mythosvertretern gibt es zahlreiche weitere physische Ausprägungen in Köln, welche einen Teil von Kölns Identität ausmachen. Angefangen beim Stadtwappen, welches um 1300 etabliert wurde. Im Schildhaupt sind drei gelbe Kronen auf rotem Grund zu sehen, als Symbol für die Heiligen Drei Könige, die Schutzpatrone von Köln. Eine Adaption des Wappens nutzt auch das Festkomitee des Kölner Kar-nevals und somit ziehen die drei Kronen jährlich durch die Straßen der Stadt (Abb. 2, S.31).

Die Kölner Universität wählt als repräsentierendes Siegel eine Abwand-lung des ursprünglichen Pilgerzeichens aus dem 15. Jahrhundert, welches die Drei Könige beim Überbringen ihrer Geschenke ans Christuskind zeigt (Abb. 3, S.31). Nach der Neugründung der Universität zu Köln 1920 ist es in offizieller Verwendung und bekam 2005 eine moderne Gestaltung (vgl. Kölner Universitätsarchiv).

Hinzu kommen unzählige Verkaufsprodukte: Souvenirartikel, Postkarten, Bücher und die Kölsch Brauerei Früh verwendet in Anlehnung an das Kölner Stadtwappen die symbolträchtigen drei Kronen auf dem Etikett ihres Bieres (Abb. 4, S.31).

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11 Der Kölner Domdechant, auch Domdekan, ist Repräsentant der katholischen Kirche in Köln. Er gilt als kirchlicher Ansprechpartner.

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Identität mit drei KronenDie Darstellungen der Drei Könige verweisen auf historisch-religiöse Repräsentationsfiguren, welche Objekt der christlichen Verehrung sind. Die Weisen aus dem Morgenland wurden erst im 5. Jahrhundert als Könige betitelt und auch ihre Namensgebung, Kaspar, Melchior und Bal-thasar sind Teil der umfangreichen Legende (vgl. Becker-Huberti: Drei Könige). Ebenso die Annahme, dass es drei Personen gewesen seien ist auf die Symbolik der Zahl Drei als heilige Zahl und göttliche Konstella-tion zurückzuführen (vgl. ebd.: Dreizahl). Neben der religiösen Symbolik, sind die Heiligen Drei Könige zugleich eine Demonstration von Macht. Die königliche Benennung impliziert Machtverhältnisse und als die wert-vollen Reliquien in Köln ankamen – ob geschenkt oder als gestohlene Kriegsbeute sei dahingestellt – machte dies die Stadt zu einer Pilgermet-ropole und bescherte Köln wirtschaftliches Wachstum und Berühmtheit. Als Gründungsfiguren des Kölner Doms und Schutzpatrone der Stadt sind sie zudem bedeutsam für die Stadtgeschichte und -entwicklung. Es schwingt beim Auftauchen von Bedeutenden der Drei Könige also eine erweiterte Bedeutungszuweisungen mit, welche sich im Mythos verbin-den. Wir haben es mit einem sekundären semiologischen System zu tun.

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Die genannten Beispiele zeigen, welche kulturelle Relevanz der Mythos um die Heiligen Drei Könige für die Stadt Köln besitzt und in welchen Formen er als wiederkehrende Rekonstruktion und jahrhundertlange Kanonisierung verankert bleibt. Die physischen Ausprägungen der mythi-schen Geschichte können in der Stadt erlebt werden und der Mythos wird in unterschiedlichen Kontexten – Kirche, Karneval, Kunst, Universität, Heraldik, Produkte – angewandt. In Form des Dreikönigsjahres 2014 wird der Mythos zudem vermarktet und lockt Interessierte nach Köln. Damit der Mythos zu einem kollektiven identitätsstiftenden und normierenden Wahrnehmungsphänomen werden kann, bedarf es kulturellen Strategien, beispielsweise „die Etablierung einer Deutungsvariante durch ständige Wiederholung oder durch mit Autorität ausgestattete Institutionen wie Zeitungen/öffentliche Rituale“ (Wodianka 2013: 328 f.).

Stadtidentitäten entwickeln und verändern sich langfristig, in kleinen Schritten und aus vielen Komponenten und sind vom Stadtimage12 zu unterscheiden. Letzteres beschreibt den Auftritt von Städten, eine Art Aushängeschild oder Idealbild, wie sich eine Stadt repräsentiert, wohinge-gen es „bei der Entwicklung der Stadtidentität primär um Authentizität“ (Hilber u. Datko 2012: 8) geht. Unter Gesichtspunkten des Stadtmarke-tings wird Stadtidentität als Einzigartigkeit, das unverwechselbare Cha-rakteristikum einer Stadt angesehen. Die Identität einer Stadt macht sie von anderen Orten unterscheidbar und birgt Identifikationspotentiale für Bürgerinnen und Bürger oder Unternehmen und lockt Touristen an (vgl. Datko 2012: 147).

12 Ein Vorstellungsbild einer Stadt, welches nicht objektiven Gegebenheiten entspre-chen muss, sondern sich aus Erfahrungen, Emotionen und Gesehenem entwickelt und verfestigt (vgl. Lynch 2001: 104 f.).

4.2 Mythos als Identitätsstifter

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Die Kraft, welche in der Reproduktion des Mythos der Heiligen Drei Könige steckt, dient für Köln als Identitätsstifter. Auf der einen Seite kann durch Repräsentation und Pflege des Mythos ein emotionales, gemein-schaftsstiftendes Identifikationspotential für Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Stadt entstehen. Es ist eine kollektive Geschichte, welche Werte ver-mittelt und welche Bürgerinnen und Bürger mit Stolz lebendig halten. Dies geschieht beispielsweise durch Rituale wie Sternsingen, Wallfahrten oder Karneval. Die eingangs gestellte Frage, ob Mythen als Identitätsträger von Städten instrumentalisiert werden, lässt sich also positiv beantworten.

Andererseits wird die Bekanntheit von Mythen in Städten zur Vermarktung und für touristische Zwecke genutzt. Sehenswürdigkeiten, Besichtigungs-punkte, Stadtführungen oder Souvenirs knüpfen in mehreren Städten an einen Mythos an und funktionalisieren diesen dadurch. Bauliche Inter-pretationen von Mythen, wie zum Beispiel Denkmäler, Plätze, Gebäude prägen Stadtbilder und lassen sich wiederum zu Vermarktungszwecken verwenden. In repräsentativen Logos der Städte, in denen von Instituti-onen oder regionalen Produkten finden sich Symbole wieder, welche auf einen Mythos anspielen. Als Vermarktungsstrategie werden Mythen visu-ell vervielfältigt und teils als Markenzeichen etabliert. Dadurch soll ein Ortsbezug hergestellt, ein Alleinstellungsmerkmal herausgebildet werden und die Stadt gewinnt an Wiedererkennungswert. Dies kann sich auch im Sprachgebrauch niederschlagen. Wenn von Domstadt, Stadtmusikanten oder der deutschen Finanzstadt gesprochen wird, erscheint in den Köpfen vieler Menschen ein Vorstellungsbild, welche Stadt und welcher Mythos gemeint ist.

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„The simplest form of sense is identity, in the narrow meaning of that common term: »a sense of place«. Identity is the extent to which a person can recognize or recall a place as being distinct from other places - as having a vivid, or unique, or at least a particular, character of its own.“

Lynch 1981: 131

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Nachfolgend wird der Frage nachgegangen, inwiefern Mythen in Städten als identitätsstiftendes Element zu Stadtmarketingzwecken Verwendung finden. In welchen Formen finden sie gestaltete Ausprägung in der städti-schen Kommunikation und deren Bildern? Um dies zu untersuchen, wer-den sprachliche und visuelle Artikulationsformen von Städten detailliert betrachtet.

Mithilfe der Lexikostatistik werden drei deutsche Großstädte hinsichtlich der Instrumentalisierung ihres städtischen Mythos als identitätsstiftendes Element zu Stadtmarketingzwecken untersucht. Es werden Ausprägungen des jeweiligen Mythos, seine Funktionalisierung und Artikulationsformen betrachtet. Als Bezugsquelle wird sich dabei auf offizielle (Image-)Bro-schüren – teilweise auf die von Imagekampagnen – der Städte bezogen. Denn diese sind wichtiges Medium der Repräsentation und Außenkommu-nikation. Aus der Perspektive einer mythischen Bedeutungszuschreibung wird sowohl die sprachliche Ausarbeitung (gesamter Text einer Broschüre, Kernaussagen und Claims), als auch das visuelle Erscheinungsbild (Logo, Bildmaterial) mit welchem sich die Stadt dabei repräsentiert betrachtet.

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5.1 Einführung in die Methode

5Methode

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ExkursAkteure in StädtenBürgerinnen und BürgerFlexibilität in der Arbeitswelt, soziale Vernetzungen oder der Wunsch nach Unabhängigkeit können Gründe für einen Wohnortswechsel sein. Bürgerinnen und Bürger sollen gerne in einer Stadt leben und sich mit ihr identifizieren. Eine Stadt soll zu ihrer werden und nicht irgendeine Stadt sein, in der sie Leben oder auch wieder wegziehen (vgl. Hilber u. Datko 2012: 9).

TouristenDie hohe Mobilität unserer Gesellschaft, ermöglicht es, in kurzer Zeit unterschiedlichen Städte zu erreichen. Sogenannte harte Kriterien, wel-cher Ort für eine Städtereise gut erreichbar ist, lösen sich mit wachsender Infrastruktur zunehmend auf. Daher spielen für Touristen immer mehr Auswahlkriterien, wie Sehenswürdigkeiten, Medienberichte oder das ver-mittelte Gefühl und Image einer Stadt eine Rolle (vgl. ebd.: 9 f.).

Wirtschaftliche AkteureUm wirtschaftliche Stabilität zu sichern, sollen Städte als attraktive Stand-orte für Unternehmen gefördert werden. Neben den harten Standortkri-terien, wie Flächenverfügbarkeit, Anknüpfungsmöglichkeiten, wirtschaft-liche Unterstützung und den weichen Kriterien, wie Ansehen eines Ortes oder Kulturangebot, wird angenommen, dass auch emotionale Faktoren, wie die persönliche Präferenz der Entscheider für eine Stadt, in Entschei-dungsprozesse einfließen (vgl. ebd.: 10). Und dazu trägt die Identität einer Stadt bei, da sie die gefühlsbedingten Entschlüsse beeinflussen kann.

Kritik am VorgehenDa gerade große Städte mit unterschiedlichen Interessengruppen, sozia-len Unterschieden und Verkehrsfaktoren, eine hohe Diversität aufweisen, werden sicherlich unterschiedliche Mythen im Stadtbild und zu Stadtmar-ketingzwecken reproduziert. Auch ist es möglich, dass gewisse Mythen nur Zielgruppenspezifisch instrumentalisiert werden. Als Eingrenzung wird in der Modellhaften Untersuchung nur ein Mythos – ich nenne ihn Haupt-mythos – der jeweiligen Stadt betrachtet. Um das Untersuchungsmaterial zu begrenzen, wird pro Stadt nur eine Broschüre, welche möglichst viel-fältige Akteure und Themen einer Stadt, einbezieht, und das Stadtlogo detailliert untersucht. Das Modell könnte aber in einer Fortführung durch weitere Repräsentationsformen von Städten, wie beispielsweise Internet-auftritt oder Social Media Kanäle, ergänzt werden.

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5.2 Performativität der Sprache

Methodisches Vorgehen

Doch wie werden angenommene Hauptmythen einer Stadt tatsächlich zu Stadtmarketingzwecken instrumentalisiert? Um dies herauszufinden wird zunächst eine Methode angewandt, die die stadteigenen Imagebroschüren auf ihre sprachliche Ausarbeitung untersucht. Dabei wird sich auf das Vorgehen der quantitativen Lexikometrie13, oder Lexikostatistik, gestützt. Die von Annika Mattissek (2008) in ihrer Dissertationsarbeit Die neoliberale Stadt – Diskursive Repräsentationen im Stadtmarketing deutscher Großstädte vorge-stellte lexikometrische Methode bildet die Grundlage des hier angewand-

13 „Die Einführung solcher quantitativer Analysen in die Sprachwissenschaften geht auf den amerikanischen Linguisten Zellig Harris (1963) zurück, auf den sich auch Michel Pêcheux in seiner »analyse automatique du discours« (1969) bezieht.“ (Mattissek 2008: 119).

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ten Vorgehens14. Die Lexikometrie ist ein Verfahren, bei welchem – mit Hilfe von rechnergestützten Programmen – sprachliche Strukturen Ana-lysiert und sichtbar gemacht werden, welche sich erst durch einen Über-blick größerer Textmengen ergeben (vgl. ebd.: 119). Ziel dieses Verfahrens ist es also, quantitative Strukturen und Muster des Sprachgebrauchs zu beschreiben (vgl. ebd.:122).

Für den Einsatz der Lexikometrie wird zwischen zwei Herangehenswei-sen unterschieden. Zum einen kann ein Text auf eine vorher aufgestellten Hypothese hin untersucht werden oder er wird erkundend betrachtet. Bei der ersten Vorgehensweise werden definierte Suchanfragen oder Annah-men formuliert und Texte dahingehend überprüft. Bei explorativ einge-setzter Methode wird sich ohne vorher definierte Kriterien ein Überblick über Begrifflichkeiten im Texte verschafft. (vgl. ebd.: 123). Im Folgenden wird im ersten Schritt die explorative Herangehensweise gewählt, um einen Überblick über die stadtspezifischen Begrifflichkeiten zu bekommen. Das Ergebnis wird dann im zweiten Schritt hinsichtlich mythencharakteristi-scher Wörter und Wortzusammenhänge betrachtet.

„Um überhaupt Aussagen über einen Textkorpus treffen zu können, ist es zunächst notwendig zu definieren, welche Einheiten des Textes als Grundbausteine der Auswertung betrachtet werden. Daher wird der Text in minimale Einheiten segmentiert, die dann zur Analyse herangezogen werden […].“ (ebd.: 124). In der vorliegenden Untersuchung werden Texte auf der Ebene einzelner Wörter, welche die kleinste Einheit bilden, seg-mentiert. Ziel dieses Vorgehens ist es, zu überprüfen, ob die Hypothese, dass Mythen als Identitätsträger von Städten zu Stadtmarketingzwecken

instrumentalisiert werden, belegt werden kann. Es geht darum „Struktu-ren des Sprachgebrauchs aufzudecken, die Aufschluss über Strukturen des Denkens und Sprechens“ (ebd.: 123) geben.

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14 Diskurstheoretische und linguistische Hintergründe der Lexikometrie können bei Mattissek (2008) auf den Seiten 113-122 nachgelesen werden.

Vorgehen der lexikometrischen AnalyseWie wird also die Lexikostatistik konkret angewandt? Um herauszufinden, ob der angenommene Mythos einer Stadt zu Marketingzwecken verwen-det wird, wird ein Onlinetooll5 verwendet, welches numerisch und prozen-tual die Häufigkeit von Wörtern in Texten ermittelt und diese tabellarisch wiedergibt. Als Untersuchungsmaterial werden offizielle und aktuelle Bro-schüren16 der jeweiligen Städte betrachtet, welche einen möglichst breit-gefächerten Überblick über die Stadt geben. Die Broschüren sind teils aus unterschiedlichen Intentionen heraus entworfen und richten sich an verschiedene Akteure der Städte, weshalb der genaue Kontext individuell erläutert wird. Gemeinsam ist aber allen Broschüren, dass sie zu Zwecken des Stadtmarketings konzipiert sind.

Rahmenbedingungen des methodischen VorgehensEs werden alle Wörter einer Broschüre in die Statistik einbezogen, welche aus mindestens vier Buchstaben bestehen. Daher fallen Wörter wie und, ist, der automatisch aus der Analyse raus. Zusätzlich werden häufig verwen-dete „Füllwörter“, wie Artikel, Konjunktionen, Präpositionen, Personal-pronomen und die Interpunktion gefiltert. Zugunsten der Übersichtlich-keit werden bei der Auswertung Wortgruppen zusammengeführt. Wenn in einem Text beispielsweise die Begriffe Deutschland, Deutschlands, Deutsche, Deutsch häufig verwendet werden, wird das Ergebnis addiert und unter einem Oberbegriff Deutschland erfasst. Ergebnis der Lexikostatistik ist

15 Verwendet wird das Onlinetool Textalyser, welches detaillierte Statistiken von Texten ermittelt (http://textalyser.net/index.php?lang=en#analysis).

16 Die verwendeten Broschüren stehen auf den entsprechenden Webseiten zum Down-load bereit.

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schließlich eine stadtspezifische Begriffsliste der am häufigsten genannten Wörter des Untersuchungsmaterials. Die dargestellte Größe der Begriffe nimmt proportional zur Häufigkeit ihrer Verwendung ab. In der Liste wer-den dann alle Wörter, welche dem Mythos zuträglich sind markiert. Die Analyse soll zeigen, in welcher sprachlichen Fülle der Mythos in medialer Repräsentation einer Stadt auftaucht.

Was die Methode nicht leistetEs werden bei diesem Untersuchungsvorgang keine inhaltlichen Wortzu-sammenhänge und -bedeutungen einbezogen. Es ist zwar eine Aussage darüber möglich, in welcher Häufigkeit einzelne Worte Verwendung fin-den, nicht aber, in welchen Beziehungen diese Worte zueinander und zum übergeordneten Kontext stehen. Beispielsweise werden Negativaussagen – Berlin ist nicht vielfältig. – oder kontextbezogene Aussagen – Im Winter sind alle Eisdielen geschlossen. – nicht eingeschlossen. „Auch wenn also keines-wegs davon ausgegangen wird, dass mit der Häufigkeit des Auftretens ein-zelner Lexeme damit auch schon automatisch deren Bedeutung bestimmt sei, können diese doch als Hinweis auf wichtige Themen, Begriffe etc. gedeutet werden. Wie einzelne Begriffe in unterschiedlichen Kontexten dann verwendet werden, kann nur mit Hilfe einer Feinanalyse einzelner Textsegmente bestimmt werden.“ (Mattissek 2008: 128). Daher wird die quantitativ-lexikometrische Methode im nächsten Schritt durch eine quali-tative Detailanalyse der Broschüren ergänzt.

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Differenzierte Text- und BildanalyseBei der differenzierten Analyse werden unter der Fragestellung, in welcher Weise und Formen der Mythos zu Stadtmarketingzwecken instrumentali-siert und repräsentiert wird, Textzusammenhänge, Bildmaterial und Kon-texte der Broschüren und das Stadtlogo untersucht. Folgend werden drei Städte, Berlin, Dortmund und Hamburg, detailliert betrachtet.

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6Analyse

Worthäufigkeit(numerisch) 5-9 10-19 20-29 30-39 40-49 50-59 60-69 70-79 80-89 90-99 100-109 110-119 120-129 130-139 140-149 150-159 160-169 170-179 180-189 190-199 ≤ 200

Legende der Worthäufigkeiten

Schriftgröße (Pt) 12 15 18 21 24 27 30 33 36 39 42 45 48 51 54 57 60 63 66 69 72

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Kreativ, vielfältig und international.

Berlin Stadt Deutschland

Hauptstadt

Neue

Vielfalt Geschichte Mauer Politik Wirtschaft Museumsinsel Welt International Kultur Kunst Metropole Millionen Tourismus

Aufgelistet sind alle Wörter, die mindestens vier mal genannt werden. 2367 Wörter insgesamt1486 unterschiedliche Wörter

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Untersuchungsgegenstand Imagebroschüre der Hauptstadtkampagne: Berlin Heute.be Berlin – Marke der Hauptstadt

Herausgeber Presse- und Informationsamt des Landes Berlin 2013

Intention Standortmarketing für Berlin betreiben und den Facettenreichtum der Stadt darstellen. „Diese Broschüre ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit des Landes Berlin.“ (Senatskanzlei 2008: 31). „Wir geben Ihnen hier einen Überblick über die vielfältige und spannende Metropole. Sie erhalten Einblick in ganz unterschiedliche Politikbereiche Berlins wie zum Bei-spiel Verwaltung, Wirtschaft und Kultur. Aber auch markante Punkte in Berlins Geschichte werden aufgelistet und kurz erläutert.“ (berlin.de).

Angesprochene ThemenPolitik, Wirtschaft, Kultur, Stadtgeschichte, Natur, Infrastruktur

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Berlin

Berlin, 3.421.829 Einwohnerinnen und Einwohner17

17 Die Daten zur Einwohnerzahl der Städte sind vom Statistischen Bundesamt auf ihrer Webseite veröffentlicht und stammen aus dem Jahr 2013.

KommuniktionsmusterAls Kommunikationsmuster von Berlins Hauptstadtkampagne be Berlin werden Dreiklänge von Aussagen über die Stadt kreiert, welche Berlins Vielfältigkeit transportieren sollen. Die Reihung der drei Äußerungen endet stets auf be Berlin. Durch die Verwendung des englischen Wortes be entsteht eine Alliteration und es wird der internationale Charakter der Stadt hervorgehoben. Als Hausschrift wird die BMF Change Letter in sechs Schriftschnitten benutzt. „Die Schrift erfüllt viele Ansprüche: sie ist zeitlos, eigenständig und anpassungsfähig in der Anwendung. Die BMF Change hat einen starken Charakter wie »der Berliner« an sich.“ (Senatskanzlei 2008: 10).

Claims (Senatskanzlei 2008)Berlin. FaszinierendeMetropole, mitten inEuropa. sei einzigartig sei kreativ, sei kunst,sei vielfältig sei engagiert, sei genuss,sei berlin sei berlin sei berlin

Markante Sätze „Deutschlands größte Stadt ist international geworden, weltoffen und aufgeschlossen für Neues.“ (ebd.: 3)

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„Kreativität zieht an. Künstler, Designer, Modemacher, Filmproduzen-ten, vor allem junge Leute, die sich neu entdecken und austesten wollen. Längst wurde Berlin zu einer internationalen Stadt. Inzwischen leben Menschen aus 185 Nationen hier.“ (ebd.: 7)

„Weltoffenheit und Vielfalt sind längst Markenzeichen der gesamten Berliner Kulturszene.“ (ebd.: 23) Bilder Das Umschlagbild der Broschüre ist im Color-Halftone-Stil gestaltet und symbolisiert durch seine mehrfarbige, aus einzelnen Punkten zusammen-gesetzte Darstellung Berlins vielfältigen, lebendigen Charakter. Die Foto-grafien in der Broschüre zeigen großteils markante Gebäude der Stadt. Berlins internationale Ausrichtung wird zudem durch Bilder, welche die Wirkung von Menschen mit unterschiedlicher nationaler Herkunft ver-mitteln, angesprochen. Logo Das aktuell verwendete Berlin-Logo wurde 2012 aus der Marketingkam-pagne be Berlin abgeleitet (vgl. Beyrow u. Vogt 2015: 152). Es setzt sich aus dem Logo des Landes, welches in stilisierter Form das Brandenbur-ger Tor und den Schriftzug Berlin in einem roten Balken darstellt, und dem Sloganbestandteil be zusammen. „Es soll das bekannte Berlin-Logo […] bei allen positiv imagebildenden Gelegenheiten ersetzen.“ (Senats-kanzlei 2008: 4). Der im Logo enthaltende Imperativ stimuliert Kom-munikation und spricht Rezipienten direkt an. Es ist ein Appel an Bür-gerinnen und Bürger, Besucherinnen und Besucher oder Unternehmen

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Berlin zu sein und dazu zu gehören. „Diese Kombination ist ein mutiges Bekenntnis der Stadt zu ihren Ideen und zu ihrem Wandel.“ (Senatskanz-lei 2008: 3). Fazit Der Mythos, Berlin sei kreativ, multikulturell und vielfältig, wird von der Stadt zu Stadtmarketingzwecken verwendet. Vor allem in der Wortwahl von Werbeslogans wird der Mythos transportiert, aber auch im Stadt-logo ist er vertreten. Beim Gedanken an die Stadt Berlin, schwingen die Mythen Kreativität, Vielseitigkeit und Internationalität mit, was durch Kommunikationsarbeit der Stadt unterstützt und aufgegriffen wird. Quellen Senatskanzlei Abt. 2 (Hg.) 2008: Erstellt durch Fuenfwerken Design AG: Corporate Design Richtlinien für die Berliner Verwaltung, Berlin. berlin.de [23.2.15] http://www.berlin.de/berlin-im-ueberblick/hauptstadt/berlinheute.html

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Stadt der Kohle- und Stahlindustrie.

DortmundStadt Welt Kunst

Europa

Wohnen

Zeit

Leben

Museum

Unternehmen

PhoenixGiants Ikea Ballett Zeche Zollern BrauereiCity

Aufgelistet sind alle Wörter, die mindestens fünf mal genannt werden. 6851 Wörter insgesamt4284 unterschiedliche Wörter

DeltaGebäudeHeimatRuhrSpielerTheaterKinderProjekteBildFußballKonzerthaus OperRapidminerStrukturwandelZentrumZukunft

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Untersuchungsgegenstand Imagebroschüre: Dortmund überrascht. Dich. – Eine Stadt Viele Stärken Herausgeber Stadt Dortmund 2015

Intention „Die Imagekampagne informiert in neun Themenfeldern von Technolo-gie und Wissenschaft über den Wohn- und Erlebnisstandort bis zur Kul-tur- und Sportlandschaft über die Stärken Dortmunds.“ (dortmund.de).

Angesprochene ThemenTourismus, Wohnen, interkulturelle Vielfalt, Forschung, Sport, Technologie, Handel, Handwerk, Kultur

Claims (Stadt Dortmund 2015)Dortmund überrascht. Dich.Eine Stadt. Viele Stärken. Eine Stadt. Viele Ziele.Eine Stadt. Viel Ökologie.

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Dortmund

Nordrhein-Westfalen, 575.944 Einwohnerinnen und Einwohner

Eine Stadt. Viel Internationalität.Eine Stadt. Viel Wissen.Eine Stadt. Viel Sport.Eine Stadt. Viel Technologie.Eine Stadt. Viel Wirtschaft.Eine Stadt. Viel Lebensqualität.Eine Stadt. Viel Kultur.

Markante Sätze „Wegen dieser besonderen Architektur wird das ehemalige Bergwerk [Zeche Zollern] im Dortmunder Westen auch »Schloss der Arbeit« genannt.“ (ebd.: 13) „Kathedralen der Industriekultur“ (ebd.) „Dortmund war seiner Zeit drei Jahrzehnte voraus, als die Stadtplaner in den 80er-Jahren erstmals eine innerstädtische Industriebrache zu einem Wohnviertel umgestalteten.“ (ebd.: 24) „Seit der Industrialisierung ist Dortmund eine Zuwanderungsstadt, heute haben mehr als 180.000 Einwohner eine Zuwanderungsgeschichte, 100.000 sind eingebürgert.“ (ebd.: 34) StadtwappenDortmund verwendet das seit dem 13. Jahrhundert nur geringfügig veränderte Stadtwappen als Markenzeichen. Es wird ein schwarzer Adler mit roter Bewehrung auf gelben (goldenen) Wappenschild dargestellt.

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Neben dem heraldischen Symbol erscheint, je nach Gebrauch, der Schriftzug Stadt Dortmund oder dortmund.de. Zeitweise hatte Dort-mund zwei weitere Logos, welche aber 2004 wieder durch das Stadtwap-pen ersetzt wurden.

FazitAuch wenn der Mythos, Dortmund sei eine Industriestadt, in der sprach-lichen und visuellen Gestaltung der Imagebroschüre noch erkennbar ist, setzt Dortmund auf Vielfältigkeit und Innovation, anstatt eine besondere Stärke der Stadt hervorzuheben. Dies spiegelt sich auch in der Imagebro-schüre wieder. Es werden eine Vielzahl von Themen angesprochen und aufgelistet, wie Dortmund ist oder in Zukunft sein wird. Untermauert wird dies durch zahlreiche großformatige Fotografien, welche aber teil-

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weise keine Charakteristika der Stadt zeigen und somit austauschbar sind. Die Stadt versucht einen Imagewechsel zu vollziehen, weshalb 2015 die Kampagne Dortmund überrascht. Dich. gestartet wurde. „Viele denken bei Dortmund immer noch an Kohle, Stahl und Bier oder nur an den BVB. Aber Dortmund hat deutlich mehr und heute ganz anderes zu bieten – und genau darum geht es in der Kampagne.“ (dortmund-ueberrascht-dich.de). Der Mythos des Ruhrbergbaus wird zwar zu Stadtmarketing-zwecken aufgegriffen, allerdings meist im Zusammenhang mit Kulturel-len Orten oder Ereignissen. Beispielsweise werden Industriebrachen als Veranstaltungsorte benutzt und es wurde ein Industriemuseum in einer ehemaligen Zeche errichtet. Es werden architektonisch ansprechende Industriebauten als „Kathedralen der Industriekultur“ (Stadt Dortmund 2015: 13) vermarktet und auf dem ehemaligen Stahlwerksareal am Phoenix See sind modernste Wohnungen zu günstigen Preisen verfügbar oder in Planung. Dortmund vermarktet also nicht den Mythos der Stadt, sondern seinen Wandel und seine Transformation ins moderne. „[V]iele, die heute über Dortmund sprechen, denken immer noch zuerst an die Zeiten, als Kohle, Stahl und Bier das Gesicht unserer Stadt prägten und Dortmund einer der größten Industriestandorte Deutschlands war. Das ist längst Geschichte. Heute ist Dortmund ein moderner und urbaner Lebensraum in einer der am dichtesten besiedelten Regionen der Welt.“ (Stadt Dortmund 2015: 7). Quelle Stadt Dortmund (Hg.), Dortmund Agentur 2015: Dortmund überrascht. Dich: Eine Stadt. Viele Stärken. Dortmund.

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Vergnügungsstadt mit Handelshafen.

Hamburg Metropole Alster

Region

Stadt

Welt

Fakten

Zahlen

Elbe

Reeperbahn WasserElbphilharmonieLebenMenschenPassageSchanzeEuropaHafenMillionen

Aufgelistet sind alle Wörter, die mindestens vier mal genannt werden. 3017 Wörter insgesamt (inkl. Englisch)1822 unterschiedliche Wörter (inkl. Englisch)

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Untersuchungsgegenstand Imagebroschüre: Hamburg, das ist Wasser. Weite. Welt.

Herausgeber Hamburg Marketing GmbH2013

Intention „In dieser Imagebroschüre erfährt man, warum die Hamburger »Die schönste Stadt der Welt« so lieben. Geschichten, Zahlen und Fakten über Hamburg und die Metropolregion.“ (marketing.hamburg.de).

Angesprochene ThemenHafen, Lebensqualität, Kultur, Umwelt und Wirtschaft, Unternehmen KommuniktionsmusterAls Hausschrift verwendet die Stadt Hamburg zu Kommunikations-zwecken die Univers mit sechs Schriftschnitten. Für besondere Aus-zeichnungen in Broschüren kann zudem die Sabon in vier Varianten eingesetzt werden. Die Farbgestaltung ist mit zwei Blautönen an die Symbolik des Wassers angelehnt. Rot ist die Landesfarbe von Hamburg. Das rote Insert soll in seiner Formgebung an einen Schiffsbug erinnern (vgl. Hamburg Marketing 2007: 13) und ist Träger von Überschriften.

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Hamburg

Hamburg, 1.746.342 Einwohnerinnen und Einwohner

Claims (Hamburg Marketing 2013) Hamburg, das ist Wasser. Weite. Welt.Metropole am WasserHamburg macht Blau. Kultur schlägt Wellen Internationale Handelsmetropole

Markante Sätze „Viel Wasser führt durch Hamburg“ (ebd.: 4) „Wasser bestimmt das Lebensgefühl in der Elbmetropole. Und es ist ein Element ihrer Architektur.“ (ebd.: 4) „Am Hafen angekommen spürt man das Herz der Metropole. Es riecht nach Elbe und nach weiter Welt.“ (ebd.: 5) „Seeluft schnuppern ... Leben, wo andere Urlaub machen!“ (ebd.: 6) „Immer im Mai lädt die Metropole zum Hafengeburtstag ein. Drei Tage lang wird maritim und volkstümlich gefeiert.“ (ebd.: 16) „Volle Kraft voraus.“ (ebd.: 22) „Vom Elbufer aus kann man dem modernsten Container-terminal Europas bei der Arbeit zusehen.“ (ebd.:22)

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BilderIn der Broschüre sind variantenreiche Fotografien abgebildet, wobei Wasser und Schifffahrt auf zahlreichen Bildern thematisiert werden. Das Titelbild der Broschüre illustriert einen jüngeren Mann mit Tätowierung auf seinem muskulösen Oberarm, welches einen Anker mit Schiffstau, ein brennendes Herz und den Schriftzug Hamburg zeigt. Der Mann hat seinen Blick zum Wasser gerichtet. Im Hintergrund sind Containerkräne und ein Transportschiff zu sehen. Damit präsentiert sich Hamburg als junge, kraftvolle Stadt am Wasser mit Handelsposition. Die Schifffahrts-symbolik taucht auch in der ganzen Broschüre durchgehend auf, egal, ob es inhaltlich um Freizeit, wohnen, Sehenswürdigkeiten, Handel, Wirt-schaft und Umwelt geht. Bildmotive der Broschüre Möwe als Gestaltungselement / Beladene Containerschiffe / Menschen grillen am Elbufer oder machen eine Radtour / Sehenswürdigkeiten am Wasser / Schiffskapitän im Schiff / Sportsegelboote / Kreuzfahrtschiff Elbphilharmonie / Windrad am Wasser / (Silvester-)Feuerwerk an der Elbe mit zahlreichen Schiffen / Historischer Zweimaster beim jährlichen Hafengeburtstag Logo der freien Hansestadt Hamburg Das Hamburg-Logo setzt sich aus einer simplifizierten Form des bereits im Stadtwappen enthaltenen Tor der Burgmauer und einer blauen, geschwungenen Linie zusammen. In der Regel wird das Logo in Kom-bination mit dem Schriftzug Hamburg abgebildet. Im Gegensatz zum historischen Stadtwappen, wird das Hamburger Logo mit einem geöff-

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neten Tor dargestellt. Tore einer Stadt waren „ehemals die Schwelle zur kontrollierten Öffnung der Stadtmauer nach innen und außen“ (Beyrow u. Vogt 2015: 53) und markieren heute den historischen Stadtkern. Das geöffnete Tor signalisiert Offenheit gegenüber Fremden. „Das Hamburg Logo wurde 1998 von dem Designer Peter Schmidt für die Stadt ent-worfen, um ihr ein einheitliches Erscheinungsbild nach außen zu geben (»Corporate Design«). Es lehnt sich an das Hamburg-Wappen an, hat allerdings ein offenes Tor, das Hamburgs Weltoffenheit ausdrückt. Die blaue Welle spielt an auf die Dynamik der Hansestadt, den Hafen und die maritime Tradition.“ (hamburg.de). Es wird also die Bedeutsamkeit des Wassers in Hamburgs eingetragenem Markenzeichen einbezogen. FazitDie Stadt Hamburg nutzt im visuellen Erscheinungsbild des Stadtmarke-tings den Mythos junge, dynamische Hafenstadt mit Handelscharakter. Dabei werden unterschiedliche Akteure vom Mythos angesprochen. Im Bereich Freizeit und Kultur werden Hafen, Gebäude am Wasser, Schiff-fahrt und Hafengeburtstag als herausstechendes Merkmal der Stadt ver-

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mittelt. Wirtschaftliche Akteure werden von Hamburgs Handelsposition, der Infrastruktur von Wasserwegen, Energiegewinnung durch Windkraft und dem guten Klima für gute Geschäfte (vgl. Hamburg Marketing 2013: 20) angesprochen. „Seeluft schnuppern … Leben, wo andere Urlaub machen.“ (Hamburg Marketing 2013: 6). Für Bewohnerinnen und Bewohner wird der Mythos als hohe Lebensqualität der Stadt, bedingt durch das Flair, Strände, Segeln und Wassersport, Schiffe gucken und die attraktive Wohnsituation in Hamburgs Speicherstadt vermarktet. Auch im Stadtlogo findet sich der Mythos in symbolischer Form des Wassers wieder. Als Fazit lässt sich feststellen, dass Hamburg seinen Mythos als starkes identitätsbildendes Element im Stadtmarketing einsetzt. Quellen Hamburg Marketing GmbH (Hg.) 2013: Ham-burg. Das ist Wasser. Weite. Welt. Hamburg Marketing GmbH (Hg.) 2007: Kommunikationsmuster für die Marke Hamburg. hamburg.de [27.02.15] http://www.hamburg.de/wappen/

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Die Analyse von Imagebroschüren der drei Städte hat gezeigt, dass Mythen von Städten zu Stadtmarketingzwecken verwendet werden; besonders aus-geprägt ist dies für Hamburg feststellbar. Mythen können als represen-tative Vermarktungselemente und als städtisches Symbol fungieren und tragen zur Identität einer Stadt bei. Mythen sind eigentümlicher Teil einer Stadt, machen diese identifizierbar und zu anderen Städten unterscheid-bar. Sie verknüpfen Ereignisse mit Orten und schreiben ihnen Bedeutun-gen zu. Durch konstante Stadtmarketingstrategien können Mythen und ihre physischen Ausprägungen ein Bild erzeugen, welches meist als positi-ver Bestandteil einer Stadt angesehen wird. „Auch bei diesem Ansatz darf nicht vergessen werden, dass sich Stadtmarketing zwar um eine Schärfung der Stadtidentität bemüht, der eigentliche Zweck dahinter aber meist ein wirtschaftlicher ist: Gewinn neuer Bewohner, Gewinn neuer Unterneh-men, Gewinn von Besuchern und Touristen.“ (Hilber 2012: 27).

Mythen werden in der Stadt selber, im Sprachgebrauch und in der visuellen Verarbeitung performativ eingesetzt. Sie werden in Städten durch ständige Reproduktion aufrecht erhalten und formen das Bild einer Stadt. Durch die gestaltete, mediale Inanspruchnahme von Mythen erhalten diese eine Realität und findet sich in unterschiedlichen Artikulationsformen wie-der. Als Form kann der Mythos durch Gebäude, Denkmäler, Bilder, Pro-dukte, Logos oder Rituale und Feste repräsentiert werden. Als Bedeute-tes transportieren diese Artikulationsformen eine erweiterte Bedeutung,

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7.1 Mythen der Stadt als Identitätsträger

Ein Fazit

7Fazit

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nämlich die des Mythos. Wird nun zu Stadtmarketingzwecken eine Form des Mythos, beispielsweise die Titelbild Fotografie der Hamburger Image-broschüre, wiedergegeben, schwingt bei deren Auftauchen zugleich die erweiterte Bedeutung Hafen, Handel, Wasser, kurz Hamburg mit. Der Hamburger Hafen ist also eine bauliche Artikulationsform des städtischen Mythos, welche sich zu Stadtmarketingzwecken einsetzten lässt.

Der Mythos erfüllt dabei eine ordnende Funktion. Er weist Symbolen und Ausdrucksformen ein Bedeutetes zu und homogenisiert sie zu einer einfa-chen Bedeutung des Mythos. Häufig sind Mythen der Stadt überzeichnete und verklärte Darstellungen von tatsächlich Gegebenem, welche bei Rezi-pienten Assoziationen auslösen und dadurch zum Vorstellungsbild einer Stadt beitragen. Als Identitätsträger von Städten, wird sich gerade diese Funktion des Mythos zunutze gemacht und als Element des Stadtmarke-tings eingesetzt und intensiviert.

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„Der Mythos verbirgt nichts und stellt nichts zur Schau. Er deformiert. Der My-thos ist weder Lüge noch ein Geständnis. Er ist eine Abwandlung.“

Barthes 1964: 112

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Im nächsten Schritt wäre zu überprüfen, wie erfolgreich städtische Kam-pagnen sind, welche einen Mythos als identitätsstiftendes Element ver-wenden. Ist eine Stadt, welche im Stadtmarketing auf mythische Bedeu-tungszuschreibungen zurückgreift erfolgreicher in ihrer Wirkung, und wenn ja in welcher Hinsicht? Werden durch die Repräsentation des Mythos Emotionen geweckt, mit welchen sich die unterschiedlichen Akteure einer Stadt identifizieren können? Welche gestalterischen Kriterien sind dabei besonders effektiv, um einen Mythos mit einer Stadt in Verbindung zu bringen? Wenn davon ausgegangen wird, dass sich der Mythos positiv im Stadtmarketing und für eine Stadt auswirkt, wie ließe sich dann ein Kon-zept entwickeln, welches den Mythos einer Stadt neu etabliert?

Außerdem wäre es spannend zu untersuchen, welche Wechselwirkungen durch die Instrumentalisierung von Mythen entstehen. Also wie bedingt der Mythos die Stadt und wie beeinflusst die Stadt den Mythos und seine Bedeutung?

7.2 Ausblick

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Anhang

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Die Bezeichnung Stadt impliziert – in der differentialen Dimension –, dass es noch etwas anderes geben muss als Stadt. Um Merkmale von Stadt, beispielsweise Dichte, Größe und Heterogenität (vgl. Wirth 1974) herauszuarbeiten, wird sie in der Stadtso-ziologie oftmals in Abgrenzung zum Landleben oder Dorf beschrieben. Eine wesent-liche Rolle zur Entwicklung der modernen europäischen Großstadt, wie wir sie heute kennen, trug die industrielle Revolution Ende des 18. Jahrhunderts bei. Doch belegt durch Ausgrabungen soll die erste Stadt bereits vor 10.000 Jahren existiert haben (vgl. Löw 2008: 14).

2500 Jahre vor unserer Zeitrechnung beginnt die Phase, Städte als Macht-, Handels- und Verwaltungszentren zu konzentrieren. Herrscher erweitern ihre Machtpotentiale, Städte werden unterworfen und Hierarchien unter den Städten entstehen. Ein bekann-tes Beispiel für diese Zeit ist Babylon. Es herrscht die damalige Vorstellung, das Leben in der Stadt sei geordnet und Kultur basiere auf dem städtischen Leben. Ein Merkmal dieser Städte ist die Funktionstrennung der Lebensbereiche ihrer Bewohnerinnen und Bewohner. Die Wohnung ist dem privaten zugeordnet, Tempel den Göttern und dem Glauben, öffentliche Orte der Politik (vgl. ebd.: 16). Auch in der physischen Gestalt der Städte wird die Abgrenzung zum Dorf manifestiert. Doch die Stadt existiert nicht autonom gegenüber der ländlichen Besiedelung, denn sie ist angewiesen auf die von der Landbevölkerung produzierten Waren. „Die Stadt ist Symbol, Zentrum für Han-del, Kunst und Kultur, aber nicht die ökonomische Grundlage der Reproduktion der Gesellschaft“ (ebd.: 17).

„Nach einer Phase der Verländlichung [...] kommt es gegen Ende des 10. Jahrhunderts mit einem wirtschaftlichen Aufschwung zu zahlreichen Neugründungen“ (ebd.: 17) von Städten. Durch das errichten von Stadtmauern entsteht dichte und nach Höhe strebende Bebauung, welche das Stadtbild ausmachen. Es bildet sich eine Struktur der Städte heraus, welche sich auch sozial abzeichnet: wohlhabende Einwohnerinnen und Einwohner leben im Stadtzentrum, wo sich die höchsten Gebäude, Kirchen und Rathäuser befinden, die ärmere Bevölkerung ist am Stadtrand angesiedelt. „Neben sozialen und rechtlichen Gliederungen ist die Differenzierung in Berufsgruppen und Zünfte ein wesentliches Organisationsprinzip.“ (ebd.: 19).

Aufgrund eines Bevölkerungsrückgangs, ausgelöst durch die Pest, Agrarkrisen und Kriege, gegen Ende des Mittelalters werden zunächst nur wenige Städte neu errichtet. Anfang des 14. Jahrhunderts wird die italienische Städteentwicklung, begünstigt durch starke Geldpolitik, neue Handelswege und wachsende Textilindustrie, neu belebt. Ein-flüsse aus der Kunst geben dem italienischen Städtebau, beispielsweise in Florenz oder Rom, ein neues Aussehen und werden als ästhetisches Ideal angesehen (vgl. ebd.: 19).

„Eine weitere umwälzende Veränderung wird mit dem 15. Jahrhundert verbunden: Kolonialismus.“ (ebd.: 20). Durch die Eroberung anderer Länder und das errichten von Stützpunkten, den Gold- und Sklavenhandel, die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus und die Erschließung neuer Seewege zum Beispiel nach Indien, wird diese Zeit soziologisch als Beginn einer Urbanisierung charakterisiert. Eroberer besetzen Städte, zerstören ländliche Siedlungen und zwingen damit die Bewohnerinnen und Bewohner sich in Städten niederzulassen (vgl. ebd.: 20). Es bilden sich neuartige Stadt-planungen, wie das schachbrettartig angelegte Straßennetz und architektonische Neu-gestaltungen aus.

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Geschichte der Stadtentwicklung

Eine Kurzfassung

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Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.Immanuel Kant

„Es entwickelte sich eine fortschreitende naturwissenschaftliche Durchdringung der Welt und ein wachsendes Interesse an der individuellen Persönlichkeit.“ (Löw 2008: 21). Es beginnt die Zeit der Abkehr vom Feudalismus, hin zur Aufklärung. Und damit verbunden werden Städte zu Bildungszentren und verstärkter Zentralisierung von Arbeit. Steigende Bevölkerungszahlen, wachsendes Konsumverhalten, internationaler Handel und technische Fortschritte bereiten schließlich den Weg zur industriellen Revolution. „Mit der Industrialisierung verändert sich nun die gesamte Sozialstruktur der Stadt. [...] Technische Neuerungen, wie die Erfindung der Dampfmaschine durch James Watt 1765, stellen erstens die Energie her, die in den Fabriken benötigt wird, produzieren jedoch zweitens eine lokal gebundene Energie, die die Konzentration der ArbeiterIn-nen in den Fabriken notwendig macht. Die Zunahme der Bevölkerung insgesamt und die stetig steigende Zunahme der Arbeitsplätze in den Fabriken führen zu einem explo-sionsartigen Anwachsen der Städte. Der Prozess der Verstädterung und Urbanisierung der Gesellschaft nimmt seinen Lauf.“ (ebd.: 23). Die massenhafte Zuwanderung in die Städte aufgrund des hohen Arbeitsangebotes hat das Schleifen, also Beseitigung städtische Befestigungsanlagen, zur Folge. „Grünanlagen und Parks, Promenaden und kleine Seen traten an die Stelle der ehemaligen Mauern und Festungsgürtel [...]“ (Schä-fers 2006: 48). Ebenso entstehen neue industrielle Großstädte, wie das Ruhrgebiet. „Je größer die Stadt, desto größer die Vorteile der Ansiedlung. Man hat Eisenbahnen, Kanäle und Landstraßen; die Auswahl zwischen erfahrenen Arbeitern wird immer grö-ßer [...]“ (Engels 1972: 25). Die Verdichtung in den Arbeitervierteln nimmt zu und Krankheiten, wie Cholera, verbreiten sich aufgrund schlechter Versorgungssysteme.

Gesundheit wird zum Thema des Städtebaus und die sozialwissenschaftliche Groß-stadtforschung beginnt als Gesundheitsforschung. Durch industrielle Verstädterung, war die Bevölkerung in den Städten erstmals in der Geschichte größer als die Land-bevölkerung; in Deutschland geschah dies um das Jahr 1910 (vgl. Schäfers 2006: 62).

Die moderne Stadtentwicklung ist durch weitere Einflüsse geprägt. Steigende Mobili-tät – Ausbau des Schienennetzes oder Erfindung des Automobils – führen zur Auswei-tung des Lebensraumes, beispielsweise in suburbane Räume. Die digitale Vernetzung ermöglicht dezentralisiertes ökonomisches Handeln und verändert Berufs- und Pro-duktionsverhältnisse (vgl. ebd.: 16).

Walter Siebel (2004: 201 ff.) benennt in seinem Text „Die europäische Stadt“ drei Ten-denzen, welche die gegenwärtige Stadtentwicklung bestimmen. Erstens: Der ökono-mische Strukturwandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft, welcher sich in der sozialräumlichen Struktur der Stadt abzeichnet. Zweitens: Der demografische Wandel, – Rückgang und älter werdende Bevölkerung – der Folgen für die Wohnungs-situation in Städten hat und drittens: Die Globalisierung, welche mit internationalen Wanderungsbewegungen und Integration einhergeht (vgl. ebd.: 204).

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Siebel, Walter 2004: Die europäische Stadt. In: Eckardt, Frank (Hg.) 2012: Handbuch Stadtsoziologie. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S.201-211.

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Jamme, Christoph: Mythos – Kulturphilosophische Zugänge. In: Krüger, Brigitte; Stillmark, Hans-Christian (Hg.) 2013: Mythos und Kulturtransfer: Neue Figurationen in Literatur, Kunst und modernen Medien. Bielefeld: Transcript, S.19-28.

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Tape, Peter: Terminologische Sensibilisierung im Umgang mit dem Mythos: Das Konzept der Mythosforschung. In: Krüger, Brigitte; Stillmark, Hans-Christian (Hg.) 2013: Mythos und Kulturtransfer: Neue Figurationen in Literatur, Kunst und moder-nen Medien. Bielefeld: Transcript, S.30-44.

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Internetquellen

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Bildnachweis

Seite 3 : Bopp, Eduard: Domspitzen 03http://ansichtssache.koeln/domspitzen-03.html [13.03.15].

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Mythen der Stadt Instrumentalisierung von Mythen als identitätsstiftendes Element des Stadtmarketings Rebekka Hehn Bachelor Nebenthema II im Lehrgebiet Identität und Design Betreut durch Professor Andreas Wrede Vorgelegt am 19.03.2015 Köln International School of Design Bachelorstudiengang Integrated Design Fachhochschule Köln Druck und Bindung: Rebekka Hehn

Angaben

KISDKöln International School of DesignInstitut der Fachhochschule Köln

KISDKöln International School of DesignCologne University of Applied Sciences

Wortmarke KISDStand: 18.03.2014

Wortmarke:Myriad Pro Bold Laufweite + 30, MetrischColour: 100 % K

1. Unterzeile: Myriad Pro RegularSchriftgrad 50% der Wortmarke ZAB: 64 % Colour: 100% K

2. UnterzeileMyriad Pro LightSchriftgrad 50% der Wortmarke ZAB: 56 % Colour:70% K

Hiermit versichere ich, dass ich die Arbeit selbstständig angefertigt habe und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel genutzt habe. Zitate habe ich als solche kenntlich gemacht. Köln, den 17.03.2015

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