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150 Ludwig, dieselbe Weise behandelt wie die Blatter der Vinca mi- nor L., erhielt ich such wirklich BUS den Blilttern des Oleander einen in weisser pulverfhniger Form abscheid- baren Stoff, der in verdunnter Schwefelsaure oder Hydro- chlorsaure aufgelgst, eine sehr bitter schmeckende Flus- sigkeit darstellte, mit welcher Tannin - Aufliisung einen weissen Niederschlag gab. Mange1 an Material machte es mir unmoglich, weitere Reagentialversuche anmstellen, und zu erforschen, ob beide Bitterstoffe der Vinca minor L. und des Nerium Oleander L. identisch sind oder nicht; es muss dies einer spiiteren Arbeit uber diesen Gegen- stand vorbehalten bleiben. Nrchtriglichea fiber den Stassfarthit, nebst einer Bemerkung ilber den Boracit; von in Jena. Prof. Dr. Hermann Ludwig - Meine Untersuchung des Stassfurthits im November hefte des Archivs der Pharmacie, Bd. 96. S. 129 - 133, hatte ich der verehrl. Redaction des Archivs lingst .ein- gesendet, als mir in der Zeitschrift fur die gesammten Naturwissenschaften von G i e b el und He i n t I, Jahrgang 1558, Miirz und April, S. 265-273 (die, beilautig gesagt, sehr spat in meine Hilnde gelangte) die Abhandlung von W. Heintz: ,Ueber die Zusammensetzung des Stassfur- thits,U zu Gesicht kam. Herr Prof. Heintz liess durch die Berren Stud. Siewert und Drenkmann Stassfur- thit analysiren, welcher durch heisses Wasser von a&& gendem Chlormagnium befreit worden war. Ob das im Waeser ungelost gebliebene Mineral viillig frei von che- misch gebundenem Chlormagnium.war, dariiber ist nichts angegeben. Zur Analyse verwendeten die Herren Sie- wert rind. D r e n k m a n n immer das ge’gluhte Mineral. Sie fanden:

Nachträgliches über den Stassfurthit, nebst einer Bemerkung über den Boracit

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Page 1: Nachträgliches über den Stassfurthit, nebst einer Bemerkung über den Boracit

150 Ludwig,

dieselbe Weise behandelt wie die Blatter der Vinca mi- nor L., erhielt ich such wirklich BUS den Blilttern des Oleander einen in weisser pulverfhniger Form abscheid- baren Stoff, der in verdunnter Schwefelsaure oder Hydro- chlorsaure aufgelgst, eine sehr bitter schmeckende Flus- sigkeit darstellte, mit welcher Tannin - Aufliisung einen weissen Niederschlag gab. Mange1 an Material machte es mir unmoglich, weitere Reagentialversuche anmstellen, und zu erforschen, ob beide Bitterstoffe der Vinca minor L. und des Nerium Oleander L. identisch sind oder nicht; es muss dies einer spiiteren Arbeit uber diesen Gegen- stand vorbehalten bleiben.

Nrchtriglichea fiber den Stassfarthit, nebst einer Bemerkung ilber den Boracit;

von

in Jena. Prof. Dr. Hermann Ludwig

- Meine Untersuchung des Stassfurthits im November

hefte des Archivs der Pharmacie, Bd. 96. S. 129 - 133, hatte ich der verehrl. Redaction des Archivs lingst .ein- gesendet, als mir in der Zeitschrift fur die gesammten Naturwissenschaften von G i e b el und He i n t I, Jahrgang 1558, Miirz und April, S. 265-273 (die, beilautig gesagt, sehr spat in meine Hilnde gelangte) die Abhandlung von W. Heintz: ,Ueber die Zusammensetzung des Stassfur- thits,U zu Gesicht kam. Herr Prof. Heintz liess durch die Berren Stud. Siewert und Drenkmann Stassfur- thit analysiren, welcher durch heisses Wasser von a&& gendem Chlormagnium befreit worden war. Ob das im Waeser ungelost gebliebene Mineral viillig frei von che- misch gebundenem Chlormagnium. war, dariiber ist nichts angegeben. Zur Analyse verwendeten die Herren Sie- wert rind. Drenkmann immer das ge’gluhte Mineral. Sie fanden:

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Nachtrfigliches Uber den Stassfurthit. 151

I. II. III. IV. v. VI. VII. VIII. MgO = 30,s 32,Oa 30,41 30,61 31,ll 30’38 30,32 31,28 Fez03 = - - 0’34 0’21 419 0’55 - BOJ = 69’04 67’96 69,59 69,05 68’68 69’43 69,05 68’72

l 00 ,OO 100,oo loo,00 100’00 100,iK) l 0 0 , O O 100’00 100’00. Die Borsgure wurde nur e i n m a l direct bestimmt,

und zwar ebenfah nach S tromeier’s Methode, die iibri- gen 7 Angaben sind nur Verlust bei der Analyse. Die directe Bestimmung ergab 68,72 Proc. Borsgure (Ana- lyse VIII.)

H eint a berechnet aus diesen Analysen die Formel 3 MgO, 4 BO3, welche 30,06 Procent Talkerde und 69,94 Procent Borslure verlangt. ,,Stellt man,(( sagt er am Schlusse seiner Abhandlung, ,,die Resultate dieser Unter- suchungen zusammen, so kann man nicht mehr in Zwei- fel sein, dass der Stassfurthit, ungeachtet er in seinen Eigenschaften, namentlich in seiner Krystallform, wesent- lich vom Boracit abweicht, mit dicsem dieselbe Zusam- mensetzung besitzt, dass er also mit demselben hetero- morph isLu

Zur Entscheidung der Fragen, ob das Wasser dem Stassfurthit wesentlich zukomme, und ob das Chlormagnium chemisch oder nur mechanisch damit verbunden sei, habe ich nun einige Versuche angestellt, -welche mich berech- tigen anzunehmen, dass der Stassfurthit (wenigstens die mir zu Gebote stehenden Handstiicke) in der That eine chemische Verbindung des Wassers mit der borsauren Talkerde und mit salzsaurer Talkerde ist.

Der noch ubrig gebliebeneThei1 des zu meiner ver- offentlichten Untersuchung verwendeten Handstucks zeig- ten ‘sich auch nach mehrmonatlichem Aufbewahren in einer Pappschachtel noch eben SO trocken kreidig, als zur Zeit der Untersuchung. Andere Stuckchen, welche ich zur Zeit der Gothaer Apotheker-Versammlung (im Sep- tember 1856) von Hrn. Medicinalrath Dr. B l e y erhielt, zeigten sich jetzt ein wenig feucht.

Das spec. Gewicht des snalysirten, trocken bleiben- den, ungegliihten, ungewaschenen Minerals, in Photogen

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152 Ludwig,

von 0,8044 spec. Gew. bestimmt, betrug nur 2,5074 bei 40 Cels. Bei 300facher Vergrosserung erscheint das zwi- schen dep Fingern vorsichtig zerdriickte Mineral als zarte durchsichtige, zerbrochene Prismen.

1,589 Cfrm. dicses lufttrocknen, ungewaschenen, zer- riebenen Stassfurthits, in einer Glasrohre mit aufgesetz- tern Korke, in welchem ein offenes Glssrohrchen mit feuchtem blauem Lackmuspapier steckte, im Wasserbade bei 1000 C. eine Stunde lang erhitzt, verloren 0,045'Grm. neutrabs Wasser = 3,083 Proc. Wnsser.

1,210 Grin. lufttrockner, ungewaschener, zerriebener Stassfurthit von derselben Probe, init 2,052 Grm. fein zerriebenem, frisch gegliihtem, gelbem Bleioxgd gemengt und im Porcellantiegel gegliiht, verloren 0,063 Grm. Was- ser = 5,206 Proc. Wasser.

Aus 5,206 - 3,083 folgen 2,123 Proc. Wasaer,, welche bei lOOOC. noch nicht entweichen.

Die Wassermengen 3,083 : 2,123 verhalten sich nahe- zu wie 5 Aeq. Wasser zu 3 Aeq. Wasser (genauer wie 5 : 3,44). Es verliert also der Stassfurthit = 5 (3 MgO, 4 BO3 + HO) + 3 (Mg C1, HO) bei 1000 C. nahezu nur disjenige Wasser, welches mit der borsauren Talkerde verbunden angenomrnen werden kann, wZihrend das mit dem Chlormagnium verbunden gedachte erst beim Glii- hen entweicht, aber dsbei das Chlorrnagnium zersetzt, Talkerde und Salzsaure bildet, welche letztere nun in Gas verwandelt wird.

Dass bei einer directen Erhitzung des lufttrocknen Stassfurthits uber 1000 C. hinaus salzs#urehaltiges Wasser entweicht, habe ich friiher schon bemerkt.

Dass wasserhaltige Mineralien ihr Krystallwasser un- gemein leicht hergeben kijnnen, hat A. D a m o u r sehr schon bei d;?n Zeolithen nachgewiesen (8. Ann. de a i m . et dp. Phys. Aodt 1@58. Tom. LIfI. pag. 438-459). Diese den Feldspathen analogen, aber durch den Wassergehalt von ihnen verschiedenen) Mineralien verlieren oft schon weit unter 1000 C. einen grossen Theil ihres Krystall-

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wasserB und nehmen an der Luft liegend dasselbe daraus wieder auf.

Eine Probe des von Hrn. Medicinalrath Dr. B l e y im September 1856 zu Gotha erhaltenen Stassfurthitij (dort noch als Boriicit bezeichnet), welche etwas feucht erscheint, aber beim Zerreiben ein lockeres weisses Pul- ver giebt, wurde fein zerrieben, in zwei gleiche Portionen getheilt, die eine Portion mit kaltem, die andere Portion mit siedendem Wasser geyaschen, bis die W‘ascliwlsser sich niit salpetersaurem Silberoxyd nicht mehr trubten. Beide Wasohwasser enthielten ziernlich vie1 salzsaure Talk- erde gelost; dime musste also, wenigstens-in der kalt gewaschenen Portion, nur mechanisch beigemengt gewe- sen sein. Die ungelost gebliebenen Pulver gaben beide an kalte, massig verdiinnte Salpetersaure keine Chlor- verbindung ab, denn die ablaufende’ Saure wurde durch salpetersaures Silberoxyd nicht getriibt. Als aber die beiden Riickstiinde, der bei der kalten uiid der bei der heissen Waschung ungelost gebliebene, jeder fur sich mit derselben verdunnten Salpetersiiure e”mig4 Augenblicke zum Sieden erhitst wurden, so losten sie iich Mar auf und beide erhaltenen Losungen gaben auf Zusatz von salpetersaurem Silberoxyd dicke kasige Niederschlage von Chlorsilber.

Mit der Lasung des heiss gewaschenen Minerals in Salpetersiiure wurden noch folgende Reactionen angestellt. Eine Probe mit salpetersaurer QuecksilberoBydullosung versetzt, gab eine starke weisse Fallung; eine zweite Probe mit essigsaurem Bleioxyd gemischt, starken weis- sen Niederschlag ; eine dritte Probe mit Indigblaulosung gemischt, entfarbte dieselbe alsbald. Hier war also n&en mechanisch beigemengtem Chlorrnagniui reichlich chemisch gebundenes Chlormagnium zugegen, welches SO-

wohl kaltem als heissem Wasser, ja selbst kalter Sal- petersijure Widerstand leistete und erst durch heisse Sd: petersaure aus seiner unloslichen Verbindwg mit der borsauren TaIkerde befreit wurde.

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154 Ludwig,

War nun der Stassfurthit eine chemische Verbin- dthg von borsaurer Talkerde mit Chlormagnium plus Wasser, so lag der Gedanke nahe, dass der wasser- freie Boracit neben borsaurer Talkerde ebenfalls Chlor- magnium enthielt. Zwar erwiihnen die aammtlichen Ana- lytiker des Boracits : We s t r u m b, P fa f f, A r f v e d s oh, Stromeyer, Dumenil und Rammelsberg, nichts von einem Chlorgehalte dieses schon krystallisirenden Mine- rals, und die allgemein angenommene Formel des Bora- cits ist: 3 MgO, 4B03. Allein wer sucht auch SO leicht Chlormagnium, dieses so ungemein leicht losliche, zer- iiiessliche Salz, in einem in Wasser unloslichen, kiesd- harten, urspriinglich fiir Quarz gehaltenen Mineral. Nur L. G m e 1 i n spricht von zyweilen darin vorkommenden plattge.driickten Steinsalzkornchen (C. C. v. Leonhard’s Rand- buch der Oyktognosie, 1826. 5. Au$. 6.289).

Als ich nun schon krystallisirte freie Roracitkrystalle aus der Sammlung unsers Instituts (sie stammten von Liineburg, andere sind ein Geschenk von S tr om eyer und W a ck e n r o der ) opferte, dieselben fein z’errieb und mit kaltem Wasser, heissein Wasser und kalter Salpeter- ahre behandelte, gaben sie kaum eine Spuc von Chlor- magnium ab ; allein mit verdunnter Salpetersaure einige Augenblicke gekocht, gaben sie eine Losung, welche durch salpetersaures Silberoxyd dick kasig gefallt wurde. Eine vorlaufige Bestimmung des Chlors und d/er Talkerde, von Hrn. S t r eck aus Ostheim, Mitglied unsers Institiits, un- ter meiner Aufsicht vorgenommen, ergab 7,638 Procent Chlor und 26,M Proc. Talkerde, ausserdem kleine, nicht bestimmte Meiigen von Eisenoxyd und Kalk. Aus dem Verluste wiiraen sich 68,045 Proc. Borsiiure ergeben.

Ich enthalte mich fb jetzt jeder weiteren Specula- tion uber die mljgliche Formel aes Boracits und fiige zum Schluss nur die Bitte an die Mineralogen hinzu, dass sie die in ihren Sammlungen befindlichen Boracite auf einen Chlorgehalt priifen mogen, um dariiber in6 Klare zu kommen, ob aIleBoracite chlorhaltig sind, oder ob nur die meinigen eine Ausnahme machen.

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Uber Mayer’s weissen Biustsyrup. 155

Ein klarer Boracitkrystall (FthombendodekaBder), von Hm. Prof. Succom bier mir gutigst mitgetheilt, enthielt ebenfalls chemisch gebundenes Chlormagnium.

Hr. Prof. SUCCOW hat schon friiher in seinem Werke iiber die Verwitterung der Mineralien auf den Einfluss aufmerksam gemacht, den das Kochsalz auf die Verwit- terungsfAhigkeit de,r . Boracite haben konnte. Der von mir nachgewiesene Gehalt der Boracite an Chlormagnium macht die VerwitterungsfAhigkeit derselben leicht be- greiflich. -

Ueber lager’s weissen Brustsyrup; von

Prof. Dr. L u d w i g in Jena.

Aus der Fabrik von Q. A. W. Mayer in Breslau wird ein Syrup verschickt, dessen Preis : Flasche’ 2 Thlr., Flasche 1 Thlr., Flasche Thlr. ist. In der beigegebenen Gebrauchsanweisung .wird gesagt, dass die- ser weisse Brustsyrup von mehreren Physikern approbirt und gegen jeden veralteten Husten, gegen Brustschmerzen, Grippe, langjiihrige Heiserkeit, Halsbeschwerden, Ver- achleimung der Lungen noch nie ohne das befriedigendste Resultat in Anwendung gebracht sei. i Dieser Syrup wirke gleich nach dem ersten Gebrauche auffallend wohlthiiiig, mmal bei Krampf- und Kxuchhusten, befordere den Aus- wurf des ziihen, stockenden Schleimes, mildere sofort den Reiz im Kehlkopfe und beseitige in kurzer Zeit jeden noch so heftigen, selbst den schlimmen Schwind- suchthusten und das Blutspeien.

Q e b r au ch s a n w e i s u ng. Man nimmt mindestens drei Ma1 tiiglich, das erste Ma1 niichtern, das letzte Ma1 vor dem Schlafengehen 2 Theeloffel voll und nach Qe- brauch von 2 bis 4 Flaschen wird vollkummene Heilung erzielt worden sein. Eine besondere Dist, miiglichstes Vermeiden von SZCuren und Fetten und au scharfen Ge- triinken auegenommen, ist nicht nothig.