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Nahrungsmittelallergien und -intoleranzen

Nahrungsmittelallergien und -intoleranzen · 2018-03-11 · 4 Nahrungsmittel, die häufig eine IgE-vermittelte Allergie auslösen: Kinder Kuhmilch, Hühnerei, Weizenmehl, Erdnüsse,

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Nahrungsmittelallergienund -intoleranzen

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Vorwort

Bei Umfragen in der Bevölkerung geben bis zu 30 Pro-zent an, auf eines oder mehrere Nahrungsmittelallergisch zu sein. Basierend auf allergologischenTests zeigt sich, dass tatsächlich etwa zwei bis sechsProzent von einer Nahrungsmittelallergie betroffensind. Eine Allergie ist klar definiert als eine Über-reaktion des Immunsystems auf Allergene ausunserer Umwelt.

Am häufigsten entwickeln Kleinkinder Nahrungs-mittelallergien, verlieren diese aber häufig in denfolgenden Jahren wieder. Bei Erwachsenen ist dieNahrungsmittelallergie oft gekoppelt an eine Pollen-allergie. Die Symptome einer Nahrungsmittelallergiekönnen vom relativ harmlosen oralen Allergiesyndrombis hin zu Erbrechen, Durchfall, Reaktionen der Hautoder der Atemwege sowie zu einem anaphylakti-schen Schock reichen.

Von Nahrungsmittelallergien abzugrenzen sind dieIntoleranzen z. B. auf Laktose, Histamin, Gluten(Zöliakie) und Fruktose. Diese können für Betroffeneebenfalls grosse Einschränkungen und gesundheit-lich unangenehme Folgen bedeuten, sind aber nichtlebensgefährlich.

Diese Broschüre vermittelt einen Überblick über dasgrosse Gebiet der Nahrungsmittelallergien und -in-toleranzen und unterstützt Betroffene sowie Fach-leute mit wichtigen Informationen zu Auslösern,Symptomen, Diagnostik, Therapie und Behandlung.

Prof. Dr. med. Barbara Ballmer-WeberChefärztin Allergologie, Klinik für Dermatologie,Venerologie und Allergologie, Kantonsspital St. Gallen

Autoren

Prof. Dr. med. Arthur HelblingLeiter der Allergologisch-ImmunologischenPoliklinik, Inselspital, Universitätsspital Bern

Dr. med. Yann CoattrenecService d’Immunologie et Allergologie,Hôpitaux universitaires de Genève

Dr. med. Giovanni FerrariLeiter der Allergiestation, OspedaleRegionale di Bellinzona e Valli

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Inhalt

5 Nahrungsmittelallergien

5 Ursache

6 Formen der Nahrungsmittelallergie

7 Häufigkeit

7 Auslöser

9 Symptome

10 Diagnose

11 Behandlung/Therapie

13 Nahrungsmittelintoleranzen

16 Deklaration/Labels

18 Weitere Informationen

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Nahrungsmittel, die häufig eineIgE-vermittelte Allergie auslösen:

KinderKuhmilch, Hühnerei, Weizenmehl, Erdnüsse, Nüsse

ErwachseneÄpfel, Hasel- und Walnüsse, Kiwi, Sellerie, Karotten,Fisch, Schalentiere

In der Schweiz kommt dieSellerieallergie oft vor.

Löst der Verzehr von Meeresfrüchten Asthmaaus, kann eine Hausstaubmilbenallergiedahinterstecken.

©nito/Fotolia.co

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Nahrungsmittelallergien

Als Nahrungsmittelallergien werden Unverträglich-keitsreaktionen bezeichnet, die auf einem spezi-fischen immunologischen Mechanismus beruhen.Das Immunsystem des Allergiebetroffenen bildetAntikörper (Immunglobuline, IgE) gegen harmloseEiweisse in Nahrungsmitteln oder sehr selten auchgegen Kohlenhydratkomponenten (alpha-Gal). DieAllergene sind meist pflanzlicher oder tierischerHerkunft.

Ursache

Die Nahrungsmittelallergie gehört zum sogenanntenatopischen Formenkreis, der meist auf einergenetischen Veranlagung beruht. Betroffene habendeshalb neben der Nahrungsmittelallergie oftmalsnoch weitere Allergien, z.B. auf Pollen oder Haus-staubmilben. Oder sie haben zusätzlich eine atopi-sche Dermatitis (Neurodermitis) oder ein Asthma.Nahrungsmittelallergien verursachen in den meistenFällen eine sogenannte Sofortreaktion, das heisst,die Symptome treten innerhalb von Sekunden bisMinuten und nicht später als zwei Stunden nach demEssen des Lebensmittels auf.

Die Aufgabe des Immunsystems ist, den mensch-lichen Organismus vor Krankheiten durch Bakterien,Viren und Parasiten zu schützen. Es trifft tagtäglichunzählige Entscheidungen, ob das, was wir essen,trinken, einatmen oder womit wir mit der Haut inKontakt kommen, schädlich ist oder harmlos. Beidiesen Entscheidungen kann es zu Fehleinschätzun-gen kommen, sodass ein an sich harmloses Eiweiss

in einem Lebensmittel fälschlicherweise als gefähr-lich eingestuft wird. Dabei werden übermässig vielespezifische IgE-Antikörper gegen ein einzelnes Ei-weiss (Allergen) in einem Nahrungsmittel gebildet.Diese IgE-Antikörper binden sich anschliessend anAbwehrzellen (Mastzellen), die sich in der Haut, inden Schleimhäuten und im Blut befinden. DieserVorgang der Antikörperproduktion wird Sensibilisie-rung genannt. Sobald das auslösende Nahrungsmittelwieder gegessen wird, erkennen die IgE-Antikörperdas Eiweiss und aktivieren die Allergiekaskade: DieMastzellen und weitere Immunzellen schütten ver-schiedene Botenstoffe aus, welche die allergischeReaktion und somit die Symptome verursachen. Derbekannteste Botenstoff ist das Histamin. Danebenwerden aber noch weitere Substanzen freigegeben.

Die Sensibilisierung auf ein Nahrungsmittel kannirgendwann im Leben stattfinden, sei es über denAllergenkontakt in der Muttermilch, nach demerstmaligen Verzehr eines Nahrungsmittels oder aucherst nach jahrelangem, problemlosem Essen einesNahrungsmittels.

2. Mastzellen schütten Botenstoffe wie z.B. Histamin,Leukotriene, Zytokine ( ) ins Blut aus.

Mastzelle

1. Allergene ( ) binden sich an Antikörper ( ) auf denMastzellen.

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Neben den Sofortreaktionen gibt es gegen Nahrungs-mittel auch verzögerte Reaktionen, die erst nachsechs bis acht Stunden auftreten (Kohlenhydratkom-ponente), und Spätreaktionen, die sich sogar erstnach 24 bis 72 Stunden zeigen. Bei dieser Form derNahrungsmittelallergie sind andere Immunmechanis-men verantwortlich für die Reaktion. Solche verzöger-ten Reaktionen können zum Beispiel bei der atopi-schen Dermatitis zu einer Verschlechterung des Haut-bildes führen.

Formen der Nahrungsmittelallergie

Primäre NahrungsmittelallergiePrimäre Nahrungsmittelallergien entstehen meistensaufgrund einer Sensibilisierung im noch unreifenMagen-Darm-Trakt des Kindes. Sie treten deshalbvor allem im Säuglings- und Kleinkindalter auf. Dieauslösenden Eiweisse haben eine hohe Stabilitätgegenüber der Einwirkung von Hitze, Magensäureund Verdauungsenzymen. Bis im Vorschulalter bildetsich häufig eine Toleranz, zumindest bei Kuhmilch,Hühnerei, Weizen und Soja. Fisch-, Nuss- und Erd-nussallergien bleiben eher weiter bestehen – oft dasganze Leben lang. Bei Kleinkindern kann dasAuftreten einer Nahrungsmittelallergie das ersteZeichen einer atopischen Veranlagung sein. Manch-mal tritt begleitend eine atopische Dermatitis(Neurodermitis) auf, und oftmals erkranken dieseKinder später an Asthma oder Heuschnupfen.

Auch ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsenekönnen primäre Allergien auf Nahrungsmittel ent-

wickeln. Bei Erwachsenen richten sich die Allergienebenfalls gegen relativ stabile Eiweisse, die wenigoder gar nicht durch den Einfluss von Hitze, Magen-säure oder Verdauungsenzymen verändert werden.

Sekundäre NahrungsmittelallergieBei dieser Form der Nahrungsmittelallergie entstehtzuerst eine Sensibilisierung über die Atemwege (Nase,Lunge) zum Beispiel auf Birkenpollen. Weil die Ei-weissstrukturen der Inhalations- und der Nahrungs-mittelallergene ähnlich sind, kommt es zu sogenann-ten Kreuzreaktionen, die auch pollenassoziierteNahrungsmittelallergien genannt werden. Rund70 Prozent der Baumpollenallergiker weisen Kreuz-reaktionen mit Nahrungsmitteln auf. Bei anderenPollenarten kommen Kreuzreaktionen weniger häufigvor. Wichtig zu wissen ist: Nicht jede Person mit test-mässig dokumentierten Kreuzreaktionen reagiert aufalle infrage kommenden Nahrungsmittel. Jemand,der beispielsweise eine Birkenpollenallergie miteiner Kreuzreaktion auf Apfel hat, reagiert nichtzwingend auf andere Früchte oder Nüsse, ja er kannsogar auch einige Apfelsorten vertragen.

Neben den Pollen gibt es noch andere Atemwegs-allergene, die Kreuzreaktionen auf Nahrungsmittelverursachen können, z.B. Latex (Naturgummi), Tier-allergene (z.B. von Katzen, Vögeln) oder Hausstaub-milben. Reagiert beispielsweise ein Betroffener mitAsthma auf Meeresfrüchte, kann eine Hausstaub-milben- oder eine Küchenschabenallergie dahinter-stecken. Bei Beschwerden nach dem Genuss einerBanane liegt die Ursache möglicherweise in einerGummi- oder Latexallergie.

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Nahrungsmittelallergien aufgrund von Kreuzreaktionen

Allergen: Nahrungsmittel:

Birken-, Erlen-, Haselpollen Kern- und Steinobst (Äpfel, Birnen, Pflaumen, Aprikosen,Kirschen usw.), Haselnuss, Walnuss, Mandeln, Tomaten, Karotten,Sellerie, Mango, Avocado, Fenchel, Kiwi, Litschi

Beifusspollen (Artemisia) Sellerie, Karotten, Fenchel, Artischocken, Kamille, Pfeffer, Senf,Dill, Petersilie, Koriander, Kümmel, Anis, Sonnenblumenkerne

Hausstaubmilben Crevetten, Hummer, Langusten, Krebse, Schnecken

Latex Avocado, Banane, Edelkastanie (Vermicelles, Maroni), Kiwi,Papaya, Feige, Paprika

Vogelfedern Hühnerei (Dotter)

Häufigkeit

Von Nahrungsmittelallergien betroffen sind zwei bissechs Prozent der Bevölkerung, davon Kinder etwashäufiger als Erwachsene.

Auslöser

Bei Kindern und Erwachsenen lösen meist nicht diegleichen Nahrungsmittel eine allergische Reaktionaus. In der Schweiz sind bei Kindern Kuhmilch,Hühnerei und Weizenmehl die dominierenden Nah-rungsmittel, daneben gibt es auch häufig Allergienauf Erdnüsse oder Nüsse, seltener auf Soja oderFisch. Bei Erwachsenen hingegen sind Äpfel, Hasel-

und Walnüsse, Kiwi, Sellerie und Karotten die häu-figsten Allergieauslöser. Im Prinzip kann fast jedesNahrungsmittel eine Allergie auslösen. Die Entwick-lung einer Nahrungsmittelallergie hängt aber von derindividuellen genetischen Veranlagung, den Pflanzender Umgebung und auch den kulturell bedingten Ess-gewohnheiten ab. So findet man z.B. in mitteleuro-päischen Ländern wie der Schweiz oft Selleriealler-gien, in Nordamerika Erdnussallergien und inSpanien, Italien oder Skandinavien Fischallergien.

Manchmal treten allergische Reaktionen auf be-stimmte Nahrungsmittel nur in Anwesenheit einesoder mehrerer Cofaktoren auf. So kann eine körper-liche Anstrengung Anaphylaxie-Symptome auslösen,wenn diese zwei Stunden vor bzw. vier bis sechsStunden nach der Einnahme des Allergens statt-

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Allergene in Gemüse oder Nüssen könneneinen Nesselausschlag auslösen.

Bei Kreuzreaktionen aufgrundeiner Beifusspollenallergie kannes auch zu einer Allergie aufKarotten kommen.

©sarsm

is/Fotolia.co

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Mundbereich (Lippen, Mund, Gaumen,Rachen, Hals)

Haut

Verdauungstrakt

Atmung

Kreislauf

Juckreiz, pelziges Gefühl, Schwellungen der Mundschleim-haut oder der Lippen, Bläschenbildung: Dies alles wirdzusammengefasst als «orales Allergiesyndrom»

Juckreiz, Rötungen (Flush), Nesselfieber (Urtikaria),Schwellungen z.B. im Gesicht (Angioödem), Schub oderUnterhaltung des Ekzems bei atopischer Dermatitis

Bauchkoliken, Durchfall, Erbrechen, Brennen hinter demBrustbein, Blähungen, Schluckschwierigkeiten

Ödeme im Bereich des Kehlkopfes, Atemnot, Asthmaanfall

Allgemeines Schwächegefühl/Kraftlosigkeit, Blutdruckabfall,Herzrasen, hoher Puls, Schock

findet. Weitere bekannte Cofaktoren sind Alkohol-genuss, die Einnahme von entzündungshemmendenMedikamenten oder eine Infektion. Das EiweissOmega-5-Gliadin, ein im Weizen enthaltenes Aller-gen, führt bekannterweise zu solchen Reaktionen.Weitere Lebensmittel wurden in der Literatur be-schrieben. Dieser Mechanismus ist noch nicht voll-ständig entschlüsselt, eine Hypothese zur Ursache istjedoch eine Erhöhung der Darmdurchlässigkeit.

Symptome

Bei Nahrungsmittelallergien können verschiedeneOrgane und Organsysteme mit Symptomen reagieren.Es gibt dabei keinen Unterschied zwischen Kindernund Erwachsenen.

Wenn ausschliesslich Verdauungsbeschwerden auf-treten, könnte auch eine Nahrungsmittelintoleranzoder eine funktionelle Erkrankung des Darmes dieUrsache sein, was bei medizinischen Abklärungenmitberücksichtigt werden sollte.

Ein orales Allergiesyndrom (siehe Tabelle), das ohneweitere Beschwerden auftritt, ist lästig, aber nichtgefährlich. Bei pollenassoziierten Nahrungsmittel-allergien auf Kern- oder Steinobst (z.B. Apfel, Kirsche,Pfirsich) ist dies häufig der Fall. Die milden Sympto-me im Mund können allerdings auch ein Warnzeichendarstellen, falls früher schon Allgemeinsymptomewie Nesselausschlag, Asthmaanfälle oder gar einKreislaufkollaps aufgetreten sind. In diesem Fall solldas auslösende Nahrungsmittel ausgespuckt undnicht weiter gegessen werden.

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Anaphylaxie – eine schwere, lebensbedroh-liche ReaktionDie Anaphylaxie ist die schwerste Form einer aller-gischen Reaktion. Sie entwickelt sich sehr rasch nachdem Kontakt mit dem Allergen. Kinder reagieren amhäufigsten mit einer Anaphylaxie auf folgende Nah-rungsmittel: Erdnüsse, Nüsse (Haselnuss, Walnuss,Cashewnuss, Pistazie, Pekannuss, Macadamianuss,Mandeln, Paranuss), Milch, Hühnereiweiss, Fisch undWeizenprodukte. Bei Erwachsenen sind u.a. Erd-nüsse, Nüsse, Schalen- und Krustentiere, Soja undSellerie verantwortlich für anaphylaktische Reaktio-nen. Bei Kindern sind Nahrungsmittel die häufigstenAuslöser einer Anaphylaxie, während bei Erwach-senen je nach Alter häufig auch Insektenstiche oderMedikamente diese schwere Form der allergischenReaktion auslösen können.

Erste Anzeichen einer anaphylaktischen Reaktionkönnen sein:

� Jucken, Kribbeln der Handinnenflächen, Fuss-sohlen, des Haarbodens sowie der Mund-schleimhaut

Hinzu kommen je nach Stärke der Reaktion:

� juckende Quaddeln (rote, erhöhte Hautstellen),Nesselausschlag (Urtikaria)

� Atembeschwerden, Engegefühl im Hals, Husten-attacken, Atemnot

� Magen-Darm-Beschwerden (Bauchkrämpfe,Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Schluckbe-schwerden)

� starker Schwindel, Gefühl von Kraftlosigkeit,«Schwarzwerden», Schock.

Diagnose

Bei Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie sindausführliche Abklärungen bei einem Allergologenwichtig. Eine korrekte Diagnose ist die Basis, um dieNahrungsmittel zu kennen, die zwingend gemiedenwerden müssen, und um eine gezielte Ernährungs-umstellung erfolgreich zu gestalten.

Folgende Verfahren sind Teil einer umfassendenDiagnose:

AnamneseDie präzise Anamnese (Befragung) durch eineSpezialistin oder einen Spezialisten oder bei Bedarfdurch eine erfahrene Ernährungsberaterin oder einenerfahrenen Ernährungsberater ist von zentraler Be-deutung. Zusätzlich zur Befragung sollte ein Ess-beschwerde-Tagebuch geführt werden, um den Zu-sammenhang zwischen den auslösenden Nahrungs-mitteln und den Symptomen genau zu erfassen. DieAnamnese ist die Entscheidungsgrundlage für alleweiteren Testungen.

HauttestDer Hauttest ist eine kostengünstige, schnelle Unter-suchung. Symptome, die während des Tests auf-treten, beschränken sich meist auf die Hautstellen,an denen der Test durchgeführt wird. Beim soge-nannten Pricktest werden Nahrungsmittelextrakteauf dem Unterarm aufgetragen, die Haut leicht ein-geritzt und das Ergebnis nach 15 bis 20 Minutenabgelesen und beurteilt. Es sind auch Verfahrenmöglich, bei denen die Pricknadel zuerst ins Lebens-mittel und danach in die Haut gestochen wird (Prick-

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to-Prick). Hauttests können in jedem Alter, auchbereits bei Säuglingen gemacht werden. Um dasTestresultat nicht zu beeinflussen, sollten vor einemHauttest keine antiallergischen Medikamente (zB.Antihistaminika) eingenommen werden.

BluttestBei einem Bluttest werden IgE-Antikörper im Blutgemessen, z.B. mit dem ImmunoCAP-System. Einpositiver Bluttest ist kein Beweis für eine Nahrungs-mittelallergie, sondern beweist nur das Vorliegeneiner Sensibilisierung. Ebenso lässt er in der Regelkeinen Rückschluss auf den Schweregrad derSymptome zu. Die Bestimmung von anderen Anti-körpern z.B. IgG oder IgG4 sind nicht geeignet zumNachweis einer Nahrungsmittelallergie.

Orale ProvokationBei einer oralen Provokation wird das Nahrungs-mittel, das als Auslöser einer Allergie vermutet wird,in aufsteigenden Mengen gegessen. Dies muss unterstrenger ärztlicher Aufsicht erfolgen, da allergischeReaktionen auftreten können. Eine «offene» Provoka-tion heisst, dass die betroffene Person und die Ärztinoder der Arzt wissen, welches Allergen verabreichtwird. Eine «einfachblinde» Provokation bedeutet, dassnur dem Arzt bekannt ist, welches Allergen verab-reicht wird, und bei einer «doppelblinden» Provokationwissen weder Arzt noch Betroffene, welches Allergenverabreicht wird. Orale Provokationstests sind meistdie letzte Stufe der Allergiediagnostik. Das Verfahrenist aufwendig und zeitintensiv. Die Provokation dientzur Sicherung der Diagnose bei unklarer Anamnese.Sie kann auch dazu dienen, die Toleranzgrenze zuermitteln.

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Wichtig zu wissenEs ist zu beachten, dass ein positiver Hauttest oderder Nachweis von erhöhten spezifischen IgE-Anti-körpern gegen ein Nahrungsmittel nur bedeutet, dassder Betroffene, die Betroffene sensibilisiert ist, abernicht, dass die allergische Reaktion tatsächlich auf-tritt. Andererseits schliessen negative Hauttests oderein fehlender Nachweis von IgE-Antikörpern eineAllergie auf das entsprechende Nahrungsmittel nichtautomatisch aus. Die Anamnese und der Nachweisvon Symptomen sind für die Bestätigung einer Aller-gie immer nötig.

Behandlung/Therapie

Steht die Diagnose fest und ist das auslösendeNahrungsmittel identifiziert, ist auch heute noch dasstrikte Meiden dieses Nahrungsmittels die einzigwirksame Massnahme. Wichtig ist, dass jede Be-troffene und jeder Betroffene mit Notfallmedikamen-ten ausgerüstet wird und in der Handhabung dieserMedikamente durch die Allergologin oder denAllergologen instruiert wird (siehe unten). Der Arztund die Ernährungsberaterin entscheiden anhand derTestresultate und der Anamnese über eine indivi-duelle Ernährungstherapie. Folgende Themen werdengemeinsam in der Ernährungsberatung besprochen:

� Wie strikt muss der Auslöser gemieden werden?Müssen auch Kleinstmengen («Spuren»/Kontami-nationen) in den Lebensmitteln weggelassenwerden? Bei Gefahr einer anaphylaktischenReaktion müssen das Nahrungsmittel sowie auchVerunreinigungen in anderen Nahrungsmittelnimmer strikt gemieden werden.

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� Wird das Nahrungsmittel in erhitzter Form, z.B.gekocht oder verbacken, vertragen? Dies ist beiKreuzreaktionen teilweise möglich.

� Besteht das Risiko einer Mangelernährung? Wieist eine ausgewogene und nährstoffdeckendeErnährung trotz Einschränkungen möglich?

� Welche Lebensmittel können als Alternativeeingesetzt werden? Gibt es Spezialprodukte?

� Wie ist eine Zutatenliste auf einem verpacktenLebensmittel zu lesen? Welche Zutaten sind beider vorhandenen Allergie nicht geeignet?

� Gibt es Rezepte oder Koch- und Backbücher?

Die Kosten für die Ernährungsberatung werden vonder obligatorischen Krankenversicherung abzüglichder Franchise und des Selbstbehaltes übernommen,wenn eine ärztliche Überweisung vorliegt.

Kleinkinder und Kinder wachsen die Nahrungsmittel-allergie meist innerhalb von wenigen Jahren wiederaus. Sie vertragen also Nahrungsmittel, die vormalsAllergien ausgelöst haben, später wieder problemlos.Es handelt sich vor allem um Kuhmilch und Hühnerei.Die Toleranz wird durch den Allergologen häufig imRahmen einer Nahrungsmittelprovokation geprüft.Bei Auftreten im Erwachsenenalter kann eineNahrungsmittelallergie manchmal auch lebenslangbestehen bleiben.

Medikamentöse Therapie/NotfallmanagementJede Person mit einer Nahrungsmittelallergie solltemit Notfallmedikamenten ausgerüstet sein. Trotzgrosser Sorgfalt kann es geschehen, dass das aus-lösende Lebensmittel ungewollt eingenommen wird.Der betreuende Arzt instruiert die Betroffenen überdie korrekte Handhabung der Notfallmedikamente

wie auch des Adrenalin-Autoinjektors und kontrolliertdiese von Zeit zu Zeit. Manchmal hilft die gemein-same Erarbeitung eines Notfallmanagementsplans.

Betroffene, die ein Anaphylaxie-Risiko haben, solltenimmer ein Notfallset bei sich tragen. Dieses bestehtaus einem oder zwei Adrenalin-Autoinjektoren sowieeinem Antihistaminikum und einem Kortikosonprä-parat in Tabletten- oder Tropfenform. Ein zweiterAdrenalin-Autoinjektor kann notwendig sein, wenndie erste Dosis nicht ausreicht, um die Symptome zulindern, oder wenn sich die Symptome wieder ver-stärken. Wenn die Gefahr eines Asthmaanfalls be-steht, wird zusätzlich ein Asthma-Notfallspray ver-schrieben. Die Dosierungen für die Medikamentewerden vom Arzt angegeben. Den Adrenalin- Autoin-jektor gibt es in zwei Ausführungen: eine tiefereDosis für Kinder (0,150 mg, bis zu 25 bis 30 kgKörpergewicht) und eine höhere Dosis für ältereund/oder schwerere Kinder und Erwachsene (0,3 mg).

Das Notfallset muss immer griffbereit sein, und so-wohl der Betroffene als auch Eltern und Betreuungs-personen sollten die korrekte Anwendung im Notfallkennen und regelmässig üben. Wir empfehlen, sichmehrere Notfallsets verschreiben zu lassen. So kanndie betroffene Person eines bei sich tragen, z.B. inder Handtasche, dem Rucksack oder dem Schul-rucksack. Weitere Sets können zu Hause, in derSchule oder am Arbeitsplatz deponiert werden.

Allergenspezifische Immuntherapie(Desensibilisierung)Eine spezifische Immuntherapie mit Nahrungsmittel-allergenen steht noch nicht zur Verfügung. Im Rahmenvon Studien wird versucht, eine orale Toleranz bei

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einer Nahrungsmittelallergie zu entwickeln. ErsteErfolge wurden bereits erzielt. Die Therapie wirdBetroffenen in der Praxis aber noch nicht angeboten.

Eine spezifische Immuntherapie («Hyposensibili-sierung») mit Pollen zur Behandlung einer Kreuzreak-tion auf Nahrungsmittel ist umstritten. Sie ist sinnvollzur Behandlung der Heuschnupfenbeschwerden. DieErfahrungen aus den letzten Jahren zeigten, dass nurbei der Hälfte der behandelten Personen nach einerspezifischen Immuntherapie mit Birkenpollenextrak-ten eine Besserung bezüglich Verträglichkeit derNahrungsmittel eingetreten ist.

Nahrungsmittelintoleranzen

Nahrungsmittelintoleranzen sind nicht allergischeReaktionen nach der Einnahme von Lebensmitteln.Am häufigsten lösen Milchzucker (Laktose), Frucht-zucker (Fruktose), Gluten oder Histamin eine Intole-ranz aus, dies häufiger bei Erwachsenen als beiKindern. Im Gegensatz zu einer Nahrungsmittelaller-gie ist eine -intoleranz aber nicht lebensbedrohlich.

LaktoseintoleranzMilch und Milchprodukte enthalten Laktose(Milchzucker). Wenn wir diese essen oder trinken,wird die Laktose bei der Verdauung in ihre einzelnenBestandteile gespalten. Dafür braucht es das Ver-dauungsenzym Laktase. Bei der Laktoseintoleranz(Milchzuckerunverträglichkeit) wird das Enzym Lak-tase nicht oder nur ungenügend produziert. Deshalbwird die Laktose nicht mehr ausreichend verdaut.

Beschwerden� Bauchschmerzen, Bauchkrämpfe� Durchfall� Blähungen, Wind� Übelkeit

Therapie� Verwenden Sie laktosefreie Speziallebensmittel

und kochen und backen Sie damit. Es gibt inSupermärkten und Reformhäusern ein grossesSortiment, z.B. laktosefreie Milch, laktosefreieJogurts, laktosefreien Rahm, laktosefreienMozzarella und vieles mehr.

� Normale, laktosehaltige Kuhmilch und Kuh-milchprodukte sollten Sie meiden. Auch Schaf-,Ziegen- oder Stutenmilch enthalten Laktose undsollten weggelassen werden.

� Verarbeitete Produkte (z. B.Wurst, Aufschnitt,Salat- oder Fleischsaucen, Gebäck, Patisserie)können auch Laktose enthalten. Diese muss inder Zutatenliste deklariert sein.

� Um Milch und Milchprodukte auch auswärtsbeschwerdefrei essen zu können, gibt es dasVerdauungsenzym Laktase in Tabletten- oderPulverform. Sie erhalten dieses in jeder Apotheke.

FruktosemalabsorptionIn den meisten pflanzlichen Nahrungsmitteln istFruchtzucker (Fruktose) enthalten. Vor allem Früchte,Fruchtsäfte und Honig haben einen grossen Fruktose-anteil. Normalerweise wird die Fruktose im Dünn-darm problemlos aufgenommen. Bei einer Fruktose-malabsorption ist diese Aufnahme eingeschränkt.

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Hartkäse wie Parmesan oder Sbrinz undButter sind natürlicherweise laktosefrei.Sie werden von den meisten Personen mitLaktoseintoleranz gut vertragen.

Fruchtzucker wird in der Regel besser aufgenommen, wenngleichzeitig fett- oder eiweissreiche Nahrungsmittel gegessenwerden. Auch in Kombination mit Traubenzucker (Glukose) kanndie Fruktose besser aufgenommen werden.

Es gibt in Supermärkten und Reformhäusern eingrosses Sortiment an glutenfreien Lebensmitteln,z.B. glutenfreies Mehl, glutenfreie Müesli undvieles mehr. Lesen Sie die Zutatenliste allerProdukte immer genau durch.

Personen mit einer Histaminintoleranzessen am besten nur frisches Fleisch undfrischen Fisch. Gepökelte, getrockneteoder anders haltbar gemachte Fleisch-und Fischwaren sollen gemieden werden.

©saschanti/Fotolia.com

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Beschwerden� Übelkeit� Bauchschmerzen, Bauchkrämpfe� Blähungen, Wind� Durchfall� Verstopfung� Erbrechen

Therapie� Früchte und Fruchtsäfte enthalten viel Frucht-

zucker. Essen und trinken Sie diese nur in kleinenMengen, oder lassen Sie sie ganz weg. Gemüseund Salat sind besser verträglich.

� Auch getrocknete Früchte enthalten viel Frucht-zucker. Diese lieber weglassen oder nur in ganzkleinen Mengen essen.

Zöliakie (Glutenunverträglichkeit)Bei Personen mit einer Zöliakie führt Gluten (Kleber-eiweiss in verschiedenen Getreidesorten) zu einerSchädigung der Dünndarmschleimhaut. Wird eineglutenfreie Ernährung eingehalten, ist in der Regelein beschwerdefreies Leben möglich.

Beschwerden

Bei Erwachsenen:

� Bauchschmerzen, Bauchkrämpfe� Durchfall� Verstopfung� Blähungen, Wind� Mangelerscheinungen (z.B. Eisenmangel und

dadurch Blutarmut)� Müdigkeit� Konzentrationsschwäche

Bei Kindern:

� keine Gewichtszunahme oder sogar Gewichts-abnahme

� nicht altersentsprechendes Wachstum� Entwicklungsverzögerung� Bauchschmerzen, Bauchkrämpfe� Durchfall� Verstopfung� Weinerlichkeit, Energielosigkeit

Therapie� Folgende Getreidesorten sind glutenhaltig und

müssen weggelassen werden, auch wenn sieverarbeitet wurden oder in anderen Lebens-mitteln enthalten sind: Weizen, Dinkel, Gerste,Roggen, Hafer, Kamut, Einkorn, Grünkern, Emmerund Triticale.

� Folgende unverarbeitete Lebensmittel sindnatürlicherweise glutenfrei: Reis, Mais, Hirse,Fonio, Sorghum, Buchweizen, Quinoa, Amaranth,Teff, Gemüse, Früchte, Fleisch, Fisch, Eier, Milch,Hülsenfrüchte (Kichererbsen, Sojabohnen,Bohnen, Erbsen, Linsen), Lupinen und Samen undKerne (Leinsamen, Kürbiskerne, Nüsse, Sonnen-blumenkerne usw.), Kartoffeln, Topinambur, Sago,Maniok, Tapioka. Achten Sie darauf, dass diesekeine Spuren von glutenhaltigem Getreideenthalten.

HistaminintoleranzHistamin ist ein Bestandteil in verschiedenen Nah-rungsmitteln. Es kommt am häufigsten in verarbeite-ten Produkten vor, die einen Reifungsprozess hintersich haben (Käse, Würste, Wein usw.). Normalerwei-se wird Histamin im Körper problemlos abgebaut. Bei

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einer Histaminintoleranz wird zu viel Histamin durchdie Nahrung aufgenommen, oder der Abbau istgestört.

Beschwerden� plötzliche Hautrötungen� Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall� Schwindel, Herzrasen� bei Frauen: stärkere Menstruationsbeschwerden� rinnende Nase� Kopfschmerzen, Migräne� rote Augen

TherapieHistaminreiche Nahrungsmittel müssen einge-schränkt oder gemieden werden. Testen Sie aus,welche Nahrungsmittel Sie persönlich in welchenMengen gut vertragen.

Deklaration/Labels

Damit ein allergieauslösendes Nahrungsmittel ver-mieden werden kann, bietet die Zutatenliste auf derVerpackung von Lebensmitteln eine wichtige Ent-scheidungsgrundlage beim Einkaufen. Seit dem Jahr2002 müssen in der Schweiz 14 Zutaten, die Allergienoder andere unerwünschte Reaktionen auslösenkönnen, klar deklariert werden. Seit 2016 müssendiese in der Zutatenliste auf der Verpackung sogarhervorgehoben werden (z.B. fett markiert, kursiv odermit Grossbuchstaben geschrieben). Dies auch, wennnur kleine Mengen oder Bestandteile des Auslösersin einer Zutat enthalten sind. Zusätzlich werdenunbeabsichtigte Vermischungen/Kontaminationen

am Ende der Zutatenliste mit folgendem Hinweisangegeben: «kann… enthalten» oder «kannSpuren von… enthalten». Dies erleichtert es denBetroffenen, entsprechende Nahrungsmittel bzw.Allergene zu meiden. Auch im Offenverkauf (z.B.Bäckerei, Metzgerei, Restaurant, Take-Away-Stand)muss das Verkaufspersonal Auskunft geben. GemässGesetz ist eine mündliche Auskunft durch eine Fach-person ausreichend.

Schweizer Allergie-Gütesiegel

Einen Zusatznutzen beim täglichen Einkauf bietet dasSchweizer Allergie-Gütesiegel, welches von ServiceAllergie Suisse SA in enger Zusammenarbeit mitaha! Allergiezentrum Schweiz entwickelt wurde. Eszeichnet Produkte und Dienstleistungen aus, dieunter besonderer Berücksichtigung der Allergie- undIntoleranzproblematik hergestellt werden, und garan-tiert, dass das ausgezeichnete Produkt strengereAnforderungen erfüllt als gesetzlich vorgeschrieben.Ein ausgezeichnetes Produkt ist somit für Menschenmit Allergien und Intoleranzen wesentlich sichererals herkömmliche Produkte. Die Produkte selbst undderen Herstellungsprozess werden nach strengenKriterien durch unabhängige Stellen geprüft. Nur beipositivem Resultat wird das Gütesiegel vergeben. Esbietet eine wichtige Orientierungshilfe für den Kauf-entscheid. Mehr Informationen zu Produkten mit demSchweizer Allergie-Gütesiegel unterwww.service-allergie-suisse.ch.

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«Glutenfrei-Symbol»

Das Warenzeichen – eine durchgestrichene Ähre imKreis – steht für Lebensmittel, die bei der IG-Zöliakieregistriert sind und regelmässigen Kontrollen unter-liegen. Es zeichnet Lebensmittel aus, die höchstens20 mg pro kg (20 ppm) Gluten im genussfertigenProdukt enthalten. Sie sind für Betroffene gut erkenn-bar und können bedenkenlos konsumiert werden. DerVerband der Schweizerischen Zöliakiegesellschaftenhat mit den entsprechenden Produzenten strengeVereinbarungen bei der Produktion und Kontrolleglutenfreier Lebensmittel vereinbart.

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� glutenhaltiges Getreide wie Weizen, Roggen, Gerste,

Hafer, Dinkel und daraus gewonnene Erzeugnisse

� Milch und daraus gewonnene Erzeugnisse

(einschliesslich Laktose)

� Eier und daraus gewonnene Erzeugnisse

� Fische und daraus gewonnene Erzeugnisse

� Krebstiere und daraus gewonnene Erzeugnisse

� Sojabohnen und daraus gewonnene Erzeugnisse

� Hartschalenobst (Nüsse), d. h. Mandeln (Amygdalus

communis L.), Haselnüsse (Corylus avellana),

Walnüsse (Juglans regia), Cashewnüsse (Anacardium

occidentale), Pecannüsse (Carya illinoinensis),

Paranüsse (Bertholletia excelsa), Pistazien (Pistacia

vera), Macadamianüsse und Queenslandnüsse

(Macadamia ternifolia) und daraus gewonnene

Erzeugnisse

� Sesamsamen und daraus gewonnene Erzeugnisse

� Sellerie und daraus gewonnene Erzeugnisse

� Senf und daraus gewonnene Erzeugnisse

� Erdnüsse und daraus gewonnene Erzeugnisse

� Schwefeldioxid und Sulfite in Konzentrationen von

mehr als 10 mg/kg oder 10 mg/l, ausgedrückt als SO2

� Lupinen und daraus gewonnene Erzeugnisse

� Weichtiere und daraus gewonnene Erzeugnisse

Liste der Zutaten und Zusatzstoffe, die Allergien oder andere unerwünschte Reaktionen auslösenkönnen und gemäss Lebensmittelinformationsverordnung deutlich in der Zutatenliste angegebenwerden müssen

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Weitere Informationen

Broschüren und Infoblätter zum Thema

� Laktoseintoleranz� Pollenallergie� Allergene im Offenverkauf� Allergieprävention� Urtikaria – Nesselfieber, Ursachen und Auslöser� Angioödem – hereditäre und andere Formen� Asthma� Allergie, Asthma und Schule� Allergie, Asthma und Sport� Erste Hilfe bei anaphylaktischen Reaktionen

(Infoblatt)

Broschüren und Informationsmaterial können bestelltoder heruntergeladen werden überwww.aha.ch.

AllergiepassDer Allergiepass in Papierform wird vom Arztausgefüllt. Die Smartphone-App «Allergiepass» füriOS und Android kann vom Betroffenen ausgefülltund anschliessend vom Arzt validiert werden.

Schulungen zu AnaphylaxieSchulungsabende für Betroffene, Eltern vonbetroffenen Kindern und Workshops fürLehrpersonen finden Sie auf der Websitewww.aha.ch.

FachpersonenEine Liste von Ernährungsfachpersonen mitqualifizierter Fortbildung von aha! Allergie-zentrum Schweiz im Bereich Nahrungsmittelaller-gien und -intoleranzen kann unterwww.aha.chheruntergeladen werden.

Kurse für die Gastronomieaha! Allergiezentrum bietet Fortbildungen zumThema Nahrungsmittelallergien und -intoleran-zen für Fachleute aus der Gastronomie an.Weitere Informationen unterwww.aha.ch.

Impressum

Herausgeberin: Stiftung aha! Allergiezentrum Schweiz

7. Auflage: 15000 Exemplare deutsch5. Auflage: 5000 Exemplare französisch4. Auflage: 2500 Exemplare italienisch

Druck: Egger AG, Frutigen

Titelfoto: silencefoto/Fotolia.com

© by Stiftung aha! Allergiezentrum Schweiz, November 2017

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Herzlichen Dank!

Die Menu and More AG ist eine renommierte und mehrfach zertifizierte Verpflegungs-

anbieterin, welche sich auf die Zubereitung und den Vertrieb von gesunden und

kindergerechten Menüs für Mittagstische von Schulen und Krippen spezialisiert hat.

Über 460 Institutionen in der ganzen Deutschschweiz vertrauen mittlerweile auf die

frischen Menüs und den persönlichen Service. menuandmore liefert klimaneutral von

der Zubereitung über die Verpackung bis in den Kühlschrank des Mittagstisches alles

aus einer Hand und ist für besonders allergikerfreundliche Dienstleistungen mit dem

Schweizer Allergie-Gütesiegel ausgezeichnet worden.

www.menuandmore.ch

Die Produktion dieser Broschüre wurde unterstützt von:

Auch bei Unverträglichkeiten auf nichts verzichten müssen – dasAllergikersortiment der Migros

Die Migros kooperiert seit 2008 mit der Stiftung aha! Allergiezentrum Schweiz.Sie führt unter dem aha!-Label eine breite Produktpalette im Food- und Non-Food-Bereich. Die Produkte sind speziell auf die Bedürfnisse Betroffener zugeschnitten.Das Sortiment wird laufend ausgebaut und bietet Sicherheit und optimaleOrientierungshilfe. Und das Beste ist: Mit den aha!-Produkten fühlen sich Allergikerrundum wohl.

Weitere Informationen:www.migros.ch/aha / M-Infoline: 0800 84 0848

Coop Free From – für Genuss und Wohlbefinden

Vertragen Sie selbst oder jemand in Ihrer Familie gewisse Lebensmittel nicht? Seitüber zehn Jahren engagiert sich Coop dafür, dass Sie unkompliziert einkaufen undunbesorgt geniessen. Das Sortiment von Coop Free From umfasst mittlerweile über400 Artikel, die sich hervorragend für Personen mit Allergien oder Intoleranzeneignen. Diese Produkte sind entsprechend gekennzeichnet und überzeugen durch ihreKulinarik.Nebst Genuss und Vielfalt bietet Coop viele weitere Dienstleistungen, beispielsweiseTipps und Tricks von Familien für Familien oder einen Free-From-Ernährungsplan mitRezepten, die allen schmecken.

Mehr Information unter www.coop.ch/freefrom

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aha! Allergiezentrum Schweiz

Scheibenstrasse 20, 3014 BernPostfach 1, 3000 Bern 22aha!infoline 031 359 90 50

[email protected]

Für mehr Lebensqualität

aha! Allergiezentrum Schweiz ist eine unabhängige Stiftung, die sich für Menschen mit allergischenErkrankungen und Intoleranzen einsetzt. aha! Allergiezentrum Schweiz unterstützt Betroffene mitfundierter Information, Beratung sowie Schulungen.

Unsere Angebote� Persönliche Beratung über aha!infoline: 031 359 90 50� Kostenlose Broschüren rund um Allergien und Intoleranzen� Ferienlager für Kinder und Jugendliche� Schulungen zu Asthma, Neurodermitis und Anaphylaxie� Weiterbildungen für Fachpersonen aus Gesundheitswesen, Gastronomie sowie Bildung und Pädagogik� Apps und Tests unter www.aha.ch

Ihre Spende hilft!

Spenden per EinzahlungsscheinPostkonto 30-11220-0Einzahlungsscheine können auch telefonisch oder per E-Mail bestellt werden (Tel. 031 359 90 00, [email protected]).

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