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Nassehi Weltfremdheit Der Globalisierungsdebatte

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Die "Welt"-Fremdheit der Globalisierungsdebatte

Ein phanomenologischer Versuch 1

Von A rm in N assehi

Wenn das kein groBes Won ist: Globalisierung. Es holt seine Bedeutung schon dadurch ein,

daB es einen wahrlich globalen Bedeutungsraum ausfiillt und als Chiffre fur ganz unterschiedli-

che Sachverhalte herhalten mud, und das nicht nur im wissenschaftlichen Diskurs. Globalisie-

rung steht sowohl fur eine expandierende Unternehmensstrategie wie fur das Menetekel, daB

volkswirtschaftliche Rechnungen sich nicht mehr ohne andere Wirte machen lassen.Es symbo-

lisien die verschwindende politische Autonomie von Nationalstaaten wie die Entstehung politi-

scher Raume tiber nationalstaatliche Grenzen hinaus, Es bezeichnet sowohl ein Schreckgespenst,

das unseren schonen sozialen Frieden und das leidlich funktionierende Modell eines sozialdemo-

kratisch gebandigten Kapitalismus bedroht und dereguliert, als auch die Moglichkeit, regionale

Partikularismen zugunsten jenes Zustandes aufzuheben, den man vor zweihundert lahren noch

im Blick harte, als Menschheit als Inklusionsformel fur die Verbreitungjener Krafte sorgen soll-

te, die uns aus selbstverschuldeter Unmiindigkeit befreien konnen, Die Rede von derGlobalisie-

rung legitimiert sowohl soziale Grausarnkeiten in politisehen Entscheidungen als aueh

Hoffnungen darauf, daf die .Eine Welt", von der in den 70er Jahren Alternativ- und Dritte-Welt-

Bewegungen noch als Provokation gesprochen haben, nun Realitat geworden sei,

Dieser wahrlich globale Bedeutungsraum macht es nicht gerade leichter, das, was mit Glo-

balisierung bezeiehnet wird, theoretisch angemessen zu fassen, Halt man Globalisierung nieht

nur fiir eine Erfindung der Vorstandsetagen multinationaler Konzeme oder fur ein Klotzchen

im semantischen Baukasten von Standortstreitern, scheinen mir Begriffe wie Globalitdt und

Globalisierung im sozialwissenschaftlichen Raum - bei allen kritischen Analysen tiber den

Siegeszug eines in der Tat sich bisweilen im Kolonialstil ausbreitenden globalen Kapitalismus

(vgl. etwa AltvaterlMahnkopf 1997) - durchaus aueh mit positiven Konnotationen versehen

zu sein, Ich halte diese positive Konnotation ubrigens keineswegs fur uberrascbend, stand

doch bis vor kurzem gerade die SpaItung der Welt in Nationalstaaten und kulturelle und poli-

tische Blocke obenan, wenn es darum ging, weltweite soziale Vertlechtungsmeehanismen und

Konfliktlinien zu beschreiben,

Soziologische Theorien uber Globalisierung sind voll von solchen Erwartungen. Ob man bei

Wilbert E. Moore (1966) schon in den 60em von einer "singularity of civilization" hort, bei

Ronald Robertson (1992) tiber mankind als eine der vier Dimensionen weltgesellsehaftlicher

Beziehungen liest, die durchaus in der Lage sei, das Fundament einer global culture zu legen,

ob man an Anthony Giddens' (1995. S. 75ff.) Verstandnis von Globalisierung als prinzipieller

Wechselseitigkeit von lokalen und globalen Ereignissen denkt, ob man Rudolf Stichwehs

(1995) dunkle Andeutungen uber die Notwendigkeit einer Soziologie der Menschheit bedenkt

odeT ob man sich tiber Margaret S. Archers (1991) Verve tiber die praktische Bedeutung einer

"Sociology for One World" zur Herstellung dieser einen Welt wundert, die auf den Felsen der

.unicity of Humanity" gebaut werden musse - stets wird mit dem Gedanken der Globalisie-

rung und weltgesellschaftlieher Ausdehnung von gesellschaftlichen Prozessen die Hoffnung

verbunden, eine welthistorisch neue Realitat zu begreifen. Es spricht aus diesen Perspektiven

- mit durehaus unterschiedlichen Konsequenzen, die ieh hier vernachlassige - auch die Erwar-

1) Fur kritische Hinweise zu friiheren Versionen des Textes danke ich Steffani Engler, Cordula Kropp

und Markus Schroer.

Soziale Welt 49 (1998). S. 151 - 166

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tung, daB sich durch Globalisierungsprozesse auch Potentiale des Ausgleichs, der Versrandi-

gung und des commitments freisetzen lieben.

Wie das so ist mit Zauberwortern. Sie zaubern sich gerade das her, was gesagt werden soIl.

Das Wort - von Begriff will ich noch gar nicht reden - rnagnetisiert aile rnoglichen kommuni-zierbaren Thernen, wobei es - je nach Gusto - Plus- oder Minus-Pole anzieht. Globalisierung

steht gleichzeitig fur den Optimismus, daB endlich zusamrnenwachst, was zusamrnengehort -

wie kleinraumig wir vor ein paar Jahren noch gedacht haben ... -, und Globalisierung steht fi.ir

den Pessimismus, daB konkrete Orte - die eigenen! - immer unbedeutender werden, womit

dem eigenen Ort zugleich eine besondere Wurde verliehen wird.

Ich werde im folgenden versuchen, einen soziologisch-theoretisch angernessenen Begriff

der Globalisierung zu entwickeln, dessen soziologische Relevanz ich mit dem Konzept Welt-

gesellschaft plausibel machen zu konnen glaube. Zur weiteren Erlauterung werde ich beson-

deres Augenrnerk auf den Weltbegriff legen.

Globalisienmgsbegriff

Wie steht es aber um den BegriffGlobalisierung? Zunacnst scheint die Begriffsentscheidung

fur Globalisierung an der Stelle einzusetzen. wo sich soziologische Beobachter einerseits vom

Okonornisrnus etwa der Wallersteinschen WeItsystemtheorie absetzen, in der kulturelle und

politische Faktoren fast ausschlieBlich als abhangige Variablen des kapitalistischen Weltsy-

stems erscheinen (vgl. Wallerstein 1987). Andererseits verdanken wir der soziologischen Per-

spektive, Globalisierungsprozesse nicht mit dem zu verwechseln, was in den politischen

Wissenschaften intemationale Beziehungen genannt wird, also mit der Wechselseitigkeit

staatlicher Einheiten. Vielleicht sind dies die beiden einzigen bewuflten Theorieentscheidun-

gen der soziologischen Globalisierungsdebatte. die kapitalistische Weltwirtschaft sowie das

intemationale Staatensystern jeweils nur als eine Dimension des Globalisierungsprozesses an-

zusehen, die nicht als Iineare Determinante fur den Rest des Sozialen angesetzt werden kann,

der sich auf unserem Globus abspielt (vgl. auch Beck 1997. S. 48ff.).

Am bekanntesten ist sicher Anthony Giddens' Beitrag zu einer theoretischen Konsolidie-

rung des Globalisierungsbegriffs. Giddens versteht unter Globalisierung im genannten Sinne

weder bloB okonornische noch nationalstaatliche Ausdehnungsprozesse, sondem nichts weni-

ger als "die Verwandlung von Raum und Zeit" (Giddens 1997, S. 23). In seinem Buch Kon-

sequenzen der Moderne heiBt es: .Definieren laBt sich der Begriff der Globalisierung im Sinne

einer Intensivierung weltweiter sozialer Beziehungen, durch die entfernte Orte in solcher Wei-se miteinander verbunden werden, daB Ereignisse am einen Ort durch Vorgange gepragt wer-

den, die sich an einem viele Kilometer entfernten Ort abspielen, und urngekehrt." (Giddens

1995, S. 85) GlobaJisierung heiBt nach diesem Verstandnis, daB weltweite Interdependenzen

zunehmen. Die Formel konnte heiBen: In der globalisierten Moderne hiingt alles irgendwie

mit aI/em zusammen,

So plausibel diese Definition auch erscheint, sie hat wenig Konturenscharfe - und letztlich

negiert sie sogar, was den anschwellenden Globalisierungsgesang doch erst so attraktiv macht:

daB es sich um etwas Neues handelt, daB Globalisierung den Schlussel fur Probleme darstellt,

die sich mit dem Verschwinden jener praktischen Grenzlinien seit 1989 gestellt haben. Aber

daB alles irgendwie mit allem zusarnrnenhangt, wubten wir das nicht schon friiher? RonaldRobertson ist es denn auch, der zeigt, daB sichjenes weltweite Interdependenzgeflecht letztlich

schon mit der Entstehung des europaischen Staatensystems, mit der Handels- und Produkti-

onsexpansion in Europa, mit der Entdeckung und Kolonisation der Neuen Welt sowie seit dem

19. Jahrhundert mit einer Entwicklung herausgebildet hat, in der tatsachlich alles mit allem zu-

samrnenzuhangen scheint (vgl. Robertson 1992. S. 85£.). Ich frage also noch einmal: Was ist

das Neue an der G1obalisierung. wenn darunter nicht das verstanden wird, was offenbar mit

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dem zusammenfallt, was wir sonst Modemisierung nennen, die Expansion eines okonomi-

schen, politischen und kulturellen Syndroms namlich, das als okzidentaler Rationalisierungs-

prozeB in den letzten zwei bis drei Jahrhunderten einen scheinbar durch nichts aufzuhaltenden

Siegeszug uber den Globus angetreten hat und dessen Folgen nun rekursiv auf es selbst zu-

riickschlagen? Was ist das unmittelbar Neue, das erklaren konnte, daB ausgerechnetjetzt, da

das Autbrechen alter Stabilitaten zu beobachten ist und eine - so Benedict Anderson (1992)-

New World Disorder zu beklagen ist, Modemisierung als Globalisierung erscheint? Die ten-

denzielle Globalitat des Kapitalismus jedenfalls ist so alt wie er selbst, und Politik ist ebenfalls

nicht erst seit gestern ein transnationales Geschaft, wie auch Kulturen, Denkriiurne, Religio-

nen und Konfessionen niemals jene lokale Selbstgeniigsarnkeit besafen, wie es die Priester-

herrschaft ihrer Verwalter immer gem gehabt harte. Vielleieht steht die Chiffre Globalisierung

auch nur fur eine kognitive Verschiebung. Vielleicht bezeiehnet sie lediglich eine neue Sicht

der Dinge, die sich selbst womoglich gar nicht so sehr verandert haben.

DaB mehr beim alten geblieben ist, als die neue Begriffswelt suggeriert, zeigt sieh meines Er-

achtens schon darin, wie traditionell doch auch auf dem Globalisierungsfeld gedacht und gestnt-

ten wird. Ich nehme mir wieder Giddens vor: Die Programmatik kommt sehr innovativ daher.Es wird die Soziologie kritisiert, sie habe den Gesellschaftsbegriff bis dato vieI zu sehr "auf eine

im Sinne eines begrenzten Systems gedeutete Vorstellung" (Giddens 1995, S. 85) beschrankt.

Die Pragmatik dagegen bleibt eher zunickhaltend, wenn als die vier Dimensionen der Globali-

sierung die kapitalistische Weltwirtschaft, das System der Nationalstaaten, die rnilitarische

Weltordnung und die intemationale Arbeitsteilung herhaIten mussen (vgl. ebd., S. 93). Bezugs-

punkt ist fur Giddens letztlieh die - relativ selbstgenugsarne - Nationalgesellschaft bzw. der Na-

tionalstaat, vor dessen Hintergrund er erst alljene angeblich neuen Phanornene beschreiben kann

wie die Dialektik von Fremdheit und Vertrautheit, von Intimitat und Unpersonlichkeit, von

,,Disembedding" und .Re-Embedding", Das liest sich alles recht gefallig, aber es beschreibt nur

Identitats- und Reproduktionsprobleme, die aus der Diskussion urn Modernisierungs- und Ent-traditionalisierungsfolgen wohlbekannt sind. Globalisierung ist dann bloB eine Chiffre dafur,

daB sich die - angebliche - Integritat nationalstaatlicher Binnenordnungen nieht nur intemen

strukturellen, sondem auch auferen Gefahren und Risiken gegenubersieht, Giddens bleibt damit

bei den international relations, wenn er auch das Gegenteil behauptet und wenn er auch den ur-

spriinglich auf intemationale Politik und Okonomie bezogenen Begriff urn Perspektiven aus

dem Alltagsleben erweitert. Der Zustand der globalen Modeme ist demnaeh ein world system of

national societies - so die Adaption des Giddensschen Schernas durch Robertson ( 1992, S. 27).

Dieses Modell iiberwintert in den theoretischen Grenzen des Parsonsschen Gedankens, Gesell-

schaftsgrenzen seien an der Selbstgenugsamkeit= "self-sufficiency" - gesellschaftlicher Einhei-

ten festzumachen (vgl, Parsons 1972), und kommt so uber den methodologischen Nationalismus

(Smith 1979, S. 191)2 der traditionellen Moderne nieht hinaus, Darf ein theoretisch tragfahiger

Globalisierungsbegriffs aber wirklich am Container- Konzept (vgl. Beck 1997, S. 49ft) der Iden-

titat von Nationalstaat und Gesellsehaft kleben, der schon fur die Beschreibung des Staatensy-

stems des 18. und 19. lahrhunderts getaugt, oder auch: nieht getaugt hatte?

WeltgeseUschaft

Was ware eigentlich, wenn man Giddens wirklich beim Wort nahme und Gesellschaft, wie

er uns ja selbst anempfiehlt, gerade nicht im Sinne eines begrenzten Systems und damit auch

2) Freilich verfangt sich Smith mit seiner substantialistischen Definition der Nation als einer tatsachlich

auf gerneinsamen Werten, auf einer gerneinsamen Geschichte und identitatsstiftenden Mythen, auf

einer gemeinsamen Offentlichkeit und einem geteilten System von Rechten und Pflichten basieren-

den Population selbst im Dickicht einer allzusehr am Selbstverstandnis poliuscher Narionen orien-

tierten Denkweise (vgl. Smith 1991. S. 14).

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nicht im Plural dachte? Ein solches Konzept ist nahezu gleichzeitig unabhangig vcneinander

von zwei Autoren entwickelt worden, nlimlich einerseits von Niklas Luhmann in einem Auf-

satz von 1971 und andererseits von John W. Burton in einem Buch von 1972 - beide kommen

ubrigens auch, wiederum vollig unabhangig voneinander, zu identischen Bezeichnungen. Sienennen jene globalisierte Sozialform Weltgese/lschajr (Luhmann 1975) bzw, World Society

(Burton 1972) und referieren beide darauf, daB sich das soziale Leben auf dem Planeten eben

nur irn politischen Sinne an staatlichen Grenzen festmachen lasse. Ziernlich lapidar heibt es

bei Burton: "State boundaries are significant, but they are just one type of boundary which af-

fects the behaviour of world society." (Burton 1972. S. 20) Und es ist hinzuzufugen. daB Bur-

ton dies nicht nur auf geographische, sondem auch auf soziale Grenzen bezieht, die quer durch

nationalstaatliche Grenzen hindurchgehen.

Ahnlich wie Burton insistiert auch Luhmann darauf, daB die Grenzen sozialer Systeme,

auch funktionaler Teilsysteme, keineswegs vor politisch gezogenen Grenzen Halt machen undsich deshalb auf dem Erdball schon aus logischen Grunden keine Mehrheit von Gesellschaften

denken lassen durfte. Es fehlt ein eindeutiges SchlieBungskriterium. das die Bedingung der

self-sufficiency regionaler gesellschaftlicher Gebilde erfullt, was Parsons noch fur den Gesell-

schaftsbegriff vorsah und was doch spatestens seit Wilbert Moores scharfsinniger Kritik an

Parsons aus dem Jahre 1966 harte erledigt sein mussen (vgl. Moore 1966). Es laBt sich schlicht

kein theoretisch befriedigendes Kriterium angeben, nach dem sich Gesellschaften voneinan-

der scheiden lieBen. Weder normativer Konsens noch Kultur, weder staatliche, geschweige

denn regionale Grenzen noch eine wie auch irnrner gedachte Integritat von Populationen tau-

gen als begriffliche Kandidaten, ein solches Kriterium anzugeben, undjeder dieser moglichen

Begriffe spottet der empirischen Realitiit des globalisierten Alltags.'

Schnell wird trotzdern gegen das Konzept der Weltgesellschaft eingewandt, es vernachlas-

sige tatsachlich bestehende Grenzen, Aber: Die Existenz von national- bzw. territorialstaatli-

chen Grenzen, von kulturellen und weltanschaulichen Disparitaten und von radikalen

Differenzen in der Lebensfuhrung, den Lebensstandards und den Lebenschancen wird gar

nicht bestritten, im Gegenteil: Grenzen erscheinen hier geradezu als Ausdruck der Reaktion

auf die Globalisierung sozialer Ursachen und Wirkungen. Nationen etwa sind letztlich die ge-

schickt konstruierten Adressaten fi.irIdentitatszumutungen und -bedurfnisse, die die sich glo-

balisierende Modeme offenbar nicht mehr traditionell stillen kann (vgl. dazu beispielhaft

Richter 1996). Ein anderer Einwand ist der, daB sich Gesellschaftsgrenzen doch spatestens

dann empirisch deutlich zeigen, wenn Migranten an den Aunengrenzen von Nationalstaaten

zuruckgewiesen werden. Auch dieser Einwand sticht nicht, Als Angehoriger eines bestimm-

ten Staates uberhaupt einen Sichtvermerk im PaB fur die Einreise zu benotigen ist ein hoch

voraussetzungsvoller Vorgang, und keinen Sichtvermerk zu haben und zuruckgewiesen zu

werden ist doch ein geradezu globales. weltgesellschaftliches Ereignis, ein politi scher Akt

tiber staatliche Grenzen hinweg. Dieses Beispiel zeigt iibrigens zugleich, daB "globale" Ereig-

nisse stets irn lokalen Kontext, stets in einem Hier und Jetzt situiert sind. Wo, wenn nicht ir-

3) Zu dieser Variante des Begriffs Weltgesellschaft vgl. Kneer/Nassehi 1997. S. 152ff. und Richter1997. Der Begriff Weltgesellschaft taucht iibrigens auch bei Parsons selbst auf. freilich nicht als Zu-

standsbeschreibung, sondem als historisches Ziel einer •.sich entwickelnden 'Weltgesellschaft"

(Parsons 1975, S. 183), die dann erreicht ware. wenn die hochste Ebene der Systernorganisauon fur

eine weltweite kulturell-normative Integration gesorgt haben wird. Einen ebenso normativen Begriff

von Wellgesellschaft findet man jiingst bei Richard Miinch. der sich von Globalisierungsprozessen

eine Verschiebung der Koordinaten "des sozialen Zusammenhalts von der nationalen auf die globale

Ebene" (Munch 1998. S. 417) erhofft und ,,auf dem Weg in die Weltgesellschaft" (ebd., S. 425) eine

.Dritte Modeme" (ebd.) ausruft, die von nationalstaatlicher aufweltgesellschaftliche Integration um-

stellt.

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gendwo an einer konkreten sozialen, raurnlichen und zeitlichen Position sollen Ereignisse

denn stanfinden, auch wenn wir sie "global" nennen?

Wie auch immer: Das Konzept der Weltgesellschaft fiihrt zumindest soziologisch-grundbe-

grifflich das zu Ende, was sich die meisten Konzepte der Globalisierung nicht zurnuten: daB

mit der Expansion sowohl okonornischer wie politischer, rechtlicher, wissenschaftlicher, reli-gioser, asthetischer und kultureller Interdependenzketten Grenzen nicht als theoretische Ma-

trix fur die Dimensionen der Globalisierung verwendet werden konnen, weil sie selbst bloB

Globalisierungsfolgen sind. Ein zumindest drarnaturgischer Nachteil des Konzeptes besteht

freilich darin, daf es Weltgesellschaft ebenfalls nicht als eine Neuigkeit behandeln kann. So-

bald die kommunikative Erreichbarkeit sozialer und geographischer Raume auf unserem Pla-

neten keinen prinzipiellen Schranken mehr unterliegt, voilzieht sich Weltgesellschaft letztIich

injedem sozialen Ereignis - und diese Bedingung ist seit etwa zwei Jahrhunderten wohl irre-

versibel gegeben. Globalisierung, so laSt sich jetzt sagen, ist jener Prozef der Intensivierung

und Dynamisierung sozialer Prozesse im weltgesellschaftlichen Konrext, was ubrigens weder

raumliche noch soziale Grenzziehungen ausschlob, sondern im Gegenteil geradezu provozier-Ie. Aber auch damit ist letztlich noch nicht viet gewonnen. Ehrlich gesagt sind wir bei der Gid-

densschen Diagnose geblieben, daB alles mil allern zusarnmenhangt, nun vielleicht auf

begrifflich angemessenerem Niveau. Aber hilft das wirklich weiter?

Beobachtung W Id Gegenstand

Wer einen angemessenen theoretischen Begriff von Globalisierung allein auf der Gegen-

standsseite sucht, hat keine andere Chance als so zu argumentieren, wie Giddens es der 010-

balisierungsdebatte eingeschrieben hat: alles hdngt mit allem zusammen, und das immer

doller! Vielleicht lohnt sich aber auch ein Blick auf die Beobachterseite. Dann lautet die Fragenieht mehr, was Globalisierung oder Globalitat denn sei, sondem warum ein Syndrorn, das wir

lange als Modernisierungsprozefi kennen, seit einigen Jahren als Globalisierung erscheint,

Das Neue, das sich irn Begriff der Globalisierung anzudeuten scheint, ist die Art und Weise,

wie man unter den Bedingungen der Weltgesellschaft die Welt beobachtet, genauer: Das Neue

ist, daB die europaische/nordarnerikanische Moderne, die stets auf Globalitat, Universalitat,

Allgilltigkeit und Allzustandigkeit drangte, sich nun explizit den Zumutungen einer Globalitat

ausgesetzt sieht, die ihre Universalitat, Allgultigkeit und Allzustandigkeir untergraben,

Es ist bezeichnend, daB die gangige Kritik des Konzepts Weltgesellschaft nicht sehen will.

daB Globallsierung eher ein kognitives Schema ist als eine schlichte Realitat, Einerseits wirdgegen den Gedanken der WeltgeselischaJt eingewandt, daB sich von einer Weltgesellschaft

schon deshalb nicht sprechen lasse, weil die Welt erstens in unterschiedlichste ethnische und

kulturelle Fragmente (so Smart 1994) bzw. NationalstaatenJ-gesellschaften zerfalle (fur viele

vgl. Reese-Schafer 1992, S. 89) - und weil zweitens von einer "globalen Sozialintegration"

kaurn zu sprechen sei, so Riidiger Korff (1995), Hier begegnet uns wieder jene unselige sozio-

logische Prasupposition, Gesellschaft, eben auch Weltgesellschaft stets nur als ein Gebilde se-

hen zu konnen, das durch Konsens oder ahnliche Gemeinsamkeiten integriert ist (vgL Munch

1998, S. 415f[). An den Begriff Gesellschaft wird stets die Forderung gebunden, eine soziale,

d.h. gesellige Einheit zu bezeichnen, die von einer gewissen Einheitlichkeit der Lebensver-

haltnisse, von einer Hornogenitat und internen Bindungskraft gekennzeichnet ist, die mit derParsonsschen Integrationsfunktion zusammenfallt, Etwas tlbertrieben gesagt: Bindet man den

Gesellschaftsbegriff an diese Bedingung, dann gibt es in der Tat keine Weltgesellschaft - aber

dann hat es auch niemals eine RegionalgesellschaJt gegeben, die diesen Namen verdiente, Sehr

treffend reflektiert sich dies in Elmar Altvaters und Birgit Mahnkopfs Charakterisierung des

globalisierten Zustandes als einer .Weltgesellschaft ohne Gesellschaftlichkeit" (Altvaterl

Mahnkopf 1997, S. 45ff) - hier treffen gewissermaBen die analytische Scharfe des Begriffs

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und die Trauer urn camouflierende Begriffe vergangener Theoriekonzepte aufeinander. Was

spricht eigentlich dagegen, Gesellschaftlichkeit womoglich zunachst eher an die Moglichkeit

des Widerspruchs, der Kritik, des Nein, der Differenz, der Abweichung und des Wandels als

an die viel voraussetzungsvollere Form der Einheit, des Ja , der Geselligkeit und der Rezipro-

zitat der Standpunkte zu binden, die damit als normatives Ziel, antizipierbarer versohnter Zu-

stand usw. ja gar nicht ausgeschlossen ist? Erlosung hat man stets nur dem Sunder

versprochen!

Ich sehe gerade in der globalen Unterschiedlichkeit, in der Radikalitat sozialer und kultu-

reller Ungleichheiten, in der lnkompatibilitdt und radikalen Perspekiivendifferenz; gerade in

der Nicht-Einheitlichkelt der Lebensverhaltnisse aes sozialen Lebens auf der Erde sowohl die

Brisanz wie auch die Plausibilitat des Begriffs weltgeseitschaft. Denn es sind nicht schlicht

diese Differenzen. die das Gesellschaftliche der Welt ausmachen, sondem die wechselseitige

Beobachtbarkeit der Perspektiven und Orte, die Reziprozitat der Differenz. Nur weil die un-

terschiedlichen und ungleichen Teile der Weltgesellschaft voneinander wissen, nur weil sie

sich als KompJement ihrer selbst wahrnehmen konnen, und indern sie in dieser Weise beob-

achtend aufeinander bezogen sind, stehen sie Ilberhaupt in Differenz zueinander. Die Diffe-renz und Inkompatibilitat von Lebensformen und Lebensverhaltnissen und die

antagonistische Wechselseitigkeit von Weltbilderrr' ist eben keine Form sozialer Beziehungs-

losigkeit,' sondern im Gegenteil: Diese Differenzen konstituieren jenes Beobachtungssche-

rna, das Gesellschaft als Weltgesellschaft erscheinen Hilit. Sie zwingen uns dazu, das Lokale

als das andere des GJobalen zu sehen und das Globale nicht als abstraktes Theoretikum, son-

dern als denjenigen Horizont, an dem sich Lokalitaten begegnen und ihrer strukturellen epi-

stemologischen Ahnlichkeit gerade in der Wahrnehmung ihrer Unterschiedlichkeit gewahr

werden.? Wer sich zumutet, sowohl Gegenstand als auch Beobachtung in den Blick zu nehmen

und nieht nur naeh Interdependenzen fragt, sondern auch nach ihrer kognitiven Reprasentation

irn Globalisierungsdiskurs, mu6 feststellen, daB all das, was von der Kritik ins Feld gefiihrtwird, urn die Weltgesellschaft eine soziologische Fiktion (so Wagner 1996) zu schimpfen, so-

wohl die Brisanz wie auch die Plausibilitat des Begriffs Weltgesellschaft ausmacht.

4) DaB so etwas wie politisch relevante Weltbilder entsteht, scheint selbst eine Folge weltgesellschaft-

licher Verhaltnisse zu sein. Wie die simulierte ldentitat europaischer bzw. westlicher Kultur sen dem

Beginn der Aufklarung erst im Spiegel des Anderen entstehen konnte, sind auch die politischen Welt-

bilder des 20. Jahrhunderts wechselseitige Reaktionen aufeinander, wie sowohl das Erstarken der "is-

lamischen Welt" a1s auch die Konstruktion einer (sud- )ostasiatischen Identitat zeigen, die weniger

auf sicb selbst, sondern VOT aHem auf die weltgesellschaftliche Sichtbarkeit (und Konkurrenz) ihres

Anderen bezogen ist, Diese Erkenntnis vermirtelt auch Huntingtons (1993) These vom clash of civi-

lizations. Freilich entgeht auch Huntington nicht dem Fehler, jene Weltbilder als stabile Einheiten zu

reifizieren, anstatt ihre politischen und epistemologischen Konsttuktionsbedingungen zu beleuchten.

5) Gerade die Exklusivitat, mit der sich solche politischen Weltbilder gegenuberstehen, macht ihre Be-

ziehung (und inre enge Verwandtschaft) aus. Die wechselseitige Fremdheit jener Konstruktionen ist

gerade die Form ihrer lnterdependenz. Wie uns nach Simmel die Bewohner des Sirius nicht eigentlich

fremd sind, weil wir keinerlei Beziehung zu ihnen haben (vgl. Sirnmel 1992, S. 764f.). laBt sich ana-

log sagen: Waren politisch (und militarisch) wirksame Weltbilder nieht reziprok aufeinander bezo-

gen, waren sie sieh nicht einmal fremd UDdkonnten sich ergo nicht als wechselseitige Perspektiven,

nicht als Weltbilder wahmehmen. Distinktive Weltbilder im globalen Koruext sind feindliehe Bruder

vom gleichen Stamm - und ihre Feindschaft scheint die Bedingung dafur zu liefern. daB sie sich

wechselseitig stabilisieren. Zur Relation von Fremdheit und Feindschaft vgl. Nassehi 1995.6) Vnter struktureller epistemologischer iihnlichkeir verstehe ich ausdrucklich nichi eine Ahnlichkeit der

Lebensverhaltnisse oder der kulturellen Selbstbeschreibungsformen. sondem die Notwendigkeit fast a I-

ler global wirksamen Kontexte, sieh als Kontexte anderer Kontexte wahrnehmen zu lemen. Allein in

dieser epistemologischen Gemeinsarnkeit konvergieren weltgesellschaftliche Perspektiven, keineswegs

aber in einer wie auch immer konsentierten, integrierten oder bedeutungsidentischen Sozialitat,

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Welt

In welcher Welt spielt sich diese Gesellschaft eigentlich ab? Margret Archer meint: in ein

und derselben. Bestreitet die Kritik des Konzepts Weltgesellschaft namlich die Tatsache, daB

es sich urn eine Welt handelt, in der wir leben, so wird von Archer in ihrer Presidential

Address im Auftrag der International Sociological Association 1991 nicht nur gegen jene Zau-derer gefochten, die auf der Unterschiedlichkeit der Lebensverhaltnisse herumreiten, sondern

vor allem gegenjene Relativisten und Postmodernisten, die unterschiedliche Perspektiven bis-

weilen fur prinzipiell unversohnlich halten, Archer dekretiert also gewissermaflen namens der

ISA einen "ontological status of One World", die in der "unicity of human nature itself" be-

grundet liege, Aber wie verhalt es sich eigemlich mit dem ontologischen Status der Welt, von

der menschlichen Natur ganz zu schweigen? Solite Archer womoglich einem vorkritischen

Weltkonzept aufgesessen sein?

Wagt man einen Blick in die Geschichte des Weltbegriffs, wird man sich eine solche Naivi-

tat bezuglich des ontological status of one world nicht mehr leisten konnen. Vormoderne Welt-

begriffe waren in der Tat noch in der Lage, Welt als beobachtungsunabhangige Entitat zu

denken, die man zwar kognitiv verfehlen kann, die aber gewissermaBen von sich selbst her

eine wahre Sicht der Dinge verburgt, wenn sich nur die adaequatio rei et intellectus einstellt.

Moderne Weltbegriffe dagegen entstehen auf dem Boden der gesellschaftlichen Erfahrung

von Kontingenz: Wenn auch langsam, so wurde doch durch Ausdifferenzierung von Wert-

und Funktionsspharen, von Lebensformen und Weltanschauungen die Welt in Horizonte de-

komponiert - ubrigens auch und gerade don, wo gewaltsame und autoritare kognirive Macht-

politik Wahrheiten dekretierte und als Politik sichtbar machte. Aus der Ontologie der Welt

wurde eine Theorie des Subjekts, d.h. der bewuBten Welrkonstitution durch das Subjekt tiber-

haupt bzw, durch konkrete Individuen. All dies ist wohldiskutiert und -kommentiert, und es

ist hier nicht der Ort, dies ausfuhrlicher zu diskutieren. Ich erlaube mir aber den Hinweis, dafmit dieser Begriffsverschiebung vom Sein der Welt zum Welthorizont exakt das verlorengeht,

was die Prograrnmatik der ArcherschenVariante der World Society so geme hatte: die Einheit

spendende Perspektive einer ontologisch fundierten Welt fur aile.

Vielleicht bedarf es neben moralischer Verve doch differenzierterer Erkenntnismittel, urn

solchem - wahrscheinlich gar nicht antizipierten - Kulturimperialismus zu entkommen. Nur

ein kurzer Blick in Edmund Husserls Phanornenologie reicht aus, urn die innere Widerspruch-

lichkeit der modernen Weltkonstitution in den Blick zu bekommen (Husser! 1950: 1977).

Husser! ist der Schopfer einer Theorieform, die die Konstitution der Welt an die konkreten

Akte von Subjekten bindet. Das Subjekt kennt keine andere Welt als die, die es selbst, kraft

konkreter intentionaler Akte hervorbringt. Freilich ging es Husserl nicht darurn, von konkre-

ten Individuen zu sprechen. Seine Frage war vielmehr, wie das transzendentale Subjekt eine

Welt flir aile hervorbringt. Und er ist grandios gescheitert, denn es ist ihrn nicht gelungen, die-

se eine Welt fur aile auszuweisen, sondem lediglich die Differenz unterschiedlicher Weltho-

rizonte, die sich als Welten in einer Welt vorfinden. Welten sind je konkrete Aprioris (vgl.

Welter 1986, S. 115), Perspektiven. deren Differenz nicht aufzuheben ist, weil die Welt eben

nicht mehr als Gegenstandskorrelat, sondem als Aktkorrelat gedacht wird. Mit anderen Wor-

ten: Welt ist nicht schlicht da, sondem sie wird je hervorgebracht. Das ist der ontologische Sta-

tus der Welt, der es geradezu ausschlieflt. von einer Welt zu sprechen, sondem lediglich - in

dieser paradoxen Formulierung - von Welten in der einen Welt. Dies ist ubrigens nichts, was

von der Soziologie unbeobachtet geblieben ware. Man denke nur an den phanornenologischen

AnschluB durch Alfred Schiltz, der mit seiner Weber-Kritik ein radikal perspektivisches Ver-

standnis der sozialen Welt entwickelt hat (vgl, Schiitz 1974). Ahnliches hat die Wissenssozio-

logie Peter Bergers und Thomas Luckmanns im Sinn. die den Perspektivismus der

Schutzschen Sozialphanomenologie in Richtung eines Sozialkonstruktivismus weiterentwik-

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158 Armin Nassehi

kelt haben (Berger/l.uckrnann 1969). oder Pierre Bourdieus distinktionslogische Irnplikatio-

nen in seiner Theorie sozialen Sinns (Bourdieu 1979; 1987). Oder man denke an Luhmanns

Theorie sozialer Systerne, die das Aktkorrelat Welt an die vibrierende Dynamik komrnunika-

tiver Ereignisse bindet und damit eine wirklich sozialphanomenologisehe Theorieanlage pra-

sentiert (Luhmann 1984).7 All diese - sehr untersehiedlichen - Formen soziologischerTheoriebildung negieren den ontologischen Status der einen Welt und erlauben folgenden

SchluB: Ist Welt tatsachlich dekomponiert in unterschiedliche Horizonte, die nicht vorgangig

einer auBerhalb ihrer selbst liegenden Ordnung unterworfen sind. ist soziale Ordnung nieht die

Voraussetzung, sondern bestenfalls die Foige sozialer Prozesse. Gesellschaft muB dann nicht

auf eine Welt-Ordnung zuruckgefuhrt werden, sondern im Gegenteil: Gesellschaft erscheint

dann als ein geradezu ehaotiseher AnschluBzusammenhang von Ereignissen, dessen all tag-

lich-gewohnte Ordnung als arbitrar und damit hoch voraussetzungsreich vorgestellt werden

muB. Das Konzept Weltgesellschaft zwingt nieht dazu, eine Harmonisierung von Lebensbe-

dingungen und Perspektiven als Bedingung ihrer Moglichkeit zu suchen. Urngekehrt: Wie in

diesem Kompositum Gesellschaft nur im Singular vorkommt, ist Welt ein unheilbar pluralesKonzept. Die Frage der Weltgesellschaft ist dann nieht mehr die Frage nach ihrer Existenz,

sondern die Frage, wie diese pluralen Welten sozial aneinander anschlieBen. Und erst im An-

sehluB daran wird die Frage sinnvoll, unter we1chen Bedingungen eine Harmonisierung, eine

Verschmelzung von Perspektiven, ein Ausgleich von Interessen usw. iiberhaupt moglich ist.

Und die Bedingungen fur diese Moglichkeit stehen nicht gut. Was man im okonornischen Feld

Deregulierung nennt, ist gewissermaBen zum gesarntgesellschaftlichen Zustand einer aus den

Fugen geratenen Welt (sicl) geworden, die aile Ordnungen als das entlarvt, was sie nach dem

Gusto der traditionellen Moderne nicht sein durften: arbitrare und hochkontingente, in diesem

Sinne: sinnniose Strukturen, die weder einem Plan noeh einer Notwendigkeit, weder einem

Willen noch einer Vorstellung folgen. Die Modeme war ein sterer Kampf gegen die Arnbiva-

lenz, gegen das Andere. wenn man so will: gegen das Nicht-Identische. I n der Weltgesell-

schaft jedenfalls werden wir der Nicht-Identitaten anderer Perspektiven ansichtig - und das

scheint sieh mit den Eindeutigkeitsanspriiehen der Modeme nicht zu vertragen, wie wir von

Zygmunt Bauman (1995) lernen konnen,

Postkolonialismus a ls radikale Lesart

Mein Versuch einer phanornenologischen Dekonstruktion des Weltbegriffs leidet, das durf-

te schon deutlich geworden sein, an jener Krankheit, die die Therapeuten des modernen Defa-

tismus den morbus postmodemi nennen durften, jener Krankheit iibrigens, die Margaret

Archer als leibhaftiger Antikorper mit dem Gegengift des modernen Universalismus zu heilen

versucht. Ganz ausdriicklich hat Archer (1991. S. 145) auch Autoren wie Bauman, Lyotard

oder Baudrillard im Visier und wirft ihnen vor, nur die Perspektive westlicher, wohlbestallter

Intellektueller zu besehreiben, die sich solche SpieIchen leisten konnen. Nun sind es nicht nur

Intellektuelle, die aus der Perspektive des Westens argumentieren, die an dieser Krankheit la-

borieren, Seit einigen Jahren sorgt der sogenannte Postkolonialismus fur Aufsehen, der die

vom Westen geradezu aufgezwungene Alternative zwischen westlichem Universalismus und

dem Partikularismus der Dritten Welt nicht akzeptiert. So beschreibt etwa Homi Bhabha - der

theoretisehe Kopf des Postkolonialismus - Migrationsfolgen der Weltgesellschaft weniger als

das Aufeinandertreffen stabiler Kulturen, also festgefugter Beobachtungskategorien, die sich

fiir Harmonie oder Konflikt entseheiden konnten. Die epistemologisch privilegierte Position

sogenannter nicht-westlicher Perspektiven in den Metropolen des Westens sieht Bhaba darin,

daB diese weder das eine noch das andere sind. sondern das Dazwischen; das dadureh zum

7) Zu den Anleihen Luhrnanns bei Husserl fur eine operative Theoneanlage vgl, ausfuhrlich Nassehi

1993.

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Die" Welt" -Fremdheit der Globalisierungsdebatte 159

Ausdruck kommt, daB weder das eine noch das andere sich gleich bleibt, wenn es sich globaler

Beobachtung stellt. Die postkoloniale Perspektive ist die. die sich nicht auf diese oder jene

Kultur, auf Erste oder Dritte Welt. auf aufklarerischen Universalisrnus oder postmodemen

bzw. traditionell partikularen Perspektivismus festlegen lassen will. Bhaba sieht nieht nur ein

international, sondern vor allem ein transnational problem. Es ist das Problem der perennie-

renden Ubersetzung, die Ubertragung des einen ins andere. die stete Fortentwicklung der

Welt. die geradezu explosive Gegenseitigkeit von Beobaehtungen. die keine Originale, keine

Prasenz mehr zulassen kann, die nichts so hinterlabt, wie es war - weder das Ubersetzte, noch

den Ubersetzer. Die Position des westlieh kontaminierten Angehorigen nicht-westlicher Kul-

tur, der das Sowohl-als-auch wie das Weder-noch verkorpert, reprasentiert - so Bhaba - das

Problem der Reprasentation selbst (vgl. Bhaba 1994. S. 227). Er symbolisiert die Arbitraritat,

die Kontingenz, das Gewordensein, den Zufall. das Chaos und die differance (Derrida) jeder

Kulturproduktion (vgl. ebd., S. 173f.).8

Man lase den postkolonialistischen Diskurs ubrigens falsch, sahe man in ihm eine .realisti-

sche" Beschreibung, die eine ohne Zweifel kleine Gruppe (von Literaten und Kulturwissen-

schaftlem) in ihrer intellektuellen Selbstbesehreibung zum MaBstab fur die Besehreibungweltgesellschaftlicher Verhaltnisse machte. Der Diskurs des Postkolonialismus bietet viel-

mehr eine radikalisierte Lesart an, die gewissennaBen in der Dekonstruktion des Gedankens

stabiler, sich nieht permanent verandernder Kulturen liegt. !ndem die Figur des westlich kon-

taminierten Angehorigen nicht-westlicher Kultur auf die differance jeder Kulturproduktion

selbst verweist, auf die paradoxe selbsttragende Konstruktion jedes vermeintlich festen Bo-

dens. besteht seine .Realitat" gerade darin, die Arbitraritat aller Realitat zu reprasentieren,

Diese radikale, epistemologisierende Lesart des Dazwischen verweist freilich auch darauf, daf

etwa Migrationsfolgen nicht mehr in nationalstaatlichen Aufbruchs- und Ankunftsszenarien

gedacht werden durfen. Es entstehen durch Migration vielmehr "transnationale Raurne" (Pries

1996) und, wie man hinzufugen mull, transnationale Identitaten, "soziale Lebens- und Hand-Iungszusammenhange, fur die ein Hier-wie-Dort, ein Sowohl-als-Auch gilt" (Beck 1997, S.

58). Diese Raume, Identuaten und Handlungszusamrnenhange fugen sieh nicht mehr den als

stabil vorgestellten Kulturen der Push- und Pull-Krafte in der migrationssoziologischen No-

menklatur.?

Wie in der gender-Forschung der/die (sic") Transsexuelle zurn Prototyp und Versuchskanin-

chen der sozialen Konstruktion von Geschlechtem geworden ist (vgl. Hirschauer 1993; Linde-

mann 1993), so ist der postkoloniale, hybride Migrant. der nicht mehr wie der ..Frernde"

Alfred Schutz' (1971) von einer stabilen Struktur in die andere wechselt, urn .Jntegnert" zu

werden. letztlich der prototypische Bewohner der Weltgesellschaft. Er reprasentiert multikul-

turelle Identitat und Nicht-Identitat zugleich, und seine Reprasentation irn Diskurs is! keines-

wegs an seiner statistischen Reprasentanz fur die Bevolkerung der Weltgesellschaft zu

messen. Seine theoretische Funktion besteht vielmehr darin, die epistemologische Unsicher-

heit des Lokalen im Hinblick aufs Globale zu bezeichnen. Wie der/die Transsexuelle fur die

gender-Forschung ist er ein Heuristikum, das unsere gewohnten Sichten bis zur Kenntlichkeit

entstellt. Er ist aber kein Therapeutikum, kein normativer Erbe des "gulen Wilden", in den

sich Ethno-Eklektiker west lieher Bildungsschichten all das hineinprojizieren durfen, was ih-

nen die Gewohnlichkeit des modemen Alltags verwehrt,

Und umgekehrt laBl sich die postkoloniale Perspektive auch nicht auf die blolle Umkehrung

vormaliger Machtverhaltnisse bzw, Wertigkeiten ein, wie sie vor allern in der US-amerikani-schen Offentlichkeit zu beobaehten ist, wenn Angehorige von Minderheiten ihre zuvor herabge-

8) Zur Einftihrung in diese Diskussion urn ..hybride Kulturen" IIgL Bronfen/Marius 1997.

9) Zur Entstehung kultureller Selbst- und Fremdthematisierung als Migrationsfolge vgl. Nassehi 1997a.

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160 Armin Nassehi

wurdigten Zuschreibungen nun mit SelbstbewuBtsein den friiheren Peinigem entgegenhalten. In

einem Essay des Literaturwissenschaftlers Edward W. Said heiBt es: "Halle man Schwarze zu-

vor stigrnatisiert und ihnen eine den WeiBen untergeordnete Position zugewiesen, so ist es seit-

her geboten, das Schwarzsein nicht zu verleugnen und nicht nach dem WeiBsein zu trachten,

sondern vielmehr das Schwarzsein zu akzeptieren und zu feiem, ihm sowohl poetisch als auchrnetaphysisch Wurde zu verleihen, Die negritude, die zuvor ein Zeichen der Herabwilrdigung

und Minderwertigkeit gewesen war, gelangte auf diese Weise zu einem positiven Sein." (Said

1997, S. 86)10 Gegen diese ethnischen Partikularisrnen, die in ihren kognitiven Schernatisierun-

gen kaum uber die Logik der rassistischen Ausgrenzung selbst hinausweisen, serzt Said eine Re-

flexion auf die Entstehung von Perspektiven, gewissermaBen auf die empirische Analyse von

Ereignissen, und nicht auf eine vorgangige Zuschreibung zu ethnischen oder nationalen Tradi-

tionen. Said pladiert etwa dafiir, literarische Werke von Immigranten oder aus ehemals koloni-

sierten Landern eben nicht als ethnographische Zeugnisse zu behandeln, sondern sie .als

Literatur" (ebd., S. 92) zu Iesen: als Literatur heiBt: strukturgleich mit jegJicher Form kultureller

Representation, die je ernpirisch in einer Gegenwart geschieht und als selbsrtragende Konstruk-

tion dem .srahlharten Gehause der Zugehorigkeit" (Nassehi 1997a) auch epistemologisch ent-

rissen werden muB. Insofem sagt Said unrnibverstandlich und gegen jede sozialromantische

Attitude, das Andere, das Dazwischen, die globale Verschiebung, die Derridasche differance mit

besondere Wiirde zu versehen, "daB die bloBe Existenz als unabhangiger, postkolonialer Araber

oder Schwarzer oder Indonesier weder ein Programm noch ein ProzeB noch eine Vision ist, Sie

is! vielrnehr nichts weiter als ein geeigneter Ansatzpunkt, an dern die wirkliche Arbeit, die harte

Arbeit, beginnen konnte" (Said 1997, S. 88). Die wirkliche, die harte Arbeit ist freilich die, nicht

den postkolonialen Araber, den Schwarzen oder den Indonesier als Hybriden zu entlarven - das

durfte uns (sic!) nicht schwerfallen, Wirklicher und harter ist es. dies auch bei Westfalen, bei

Bayern, bei Deutschen, Franzosen und Wallisern, bei Schotten, Andalusiem und Lombarden,

bei Eidgenossen, Polen und Russen zu tun. Die Weltgesellschaft und ihre Verwerfungen zwin-

gen geradezu zum ethnologischen Blick auf uns selbst,

Vielleicht - und ich formuliere dies wohlweislich als Frage -, vielleicht ist das Neue, auf

das der anschwellende Globalisierungsgesang hinweist, der Blick in den Spiegel jener zu-

nachst kolonial unterworfenen Regionen, in dem sich die Kontingenz und das Hybride der ei-

genen Perspektive im wahrsten Sinne des Wortes reflektiert. Globalisierung ist dann nicht nur

ein wachsendes Interdependenzgeflecht, gewissermaBen die exponentielle Steigerung der

Spielzuge bei Erhohung der Spielerzahl. In der kognitiven Einstellung der globalen Welt voll-

zieht sich vielmehr jener Blick hinter die Kulissen auch der eigenen Kuhurproduktion, den das

moderne Paradigrna durch die Setzung von apriorischen Bedingungen, letztbegriindeten Ord-

nungsfaktoren und nicht-reflexiven blinden Flecken lange ausgeschlossen hat - mit beachtli-

chern Erfolg, wie wir wissen, Globalisierung macht Beobachter unerbittlich als solche sichtbar

- und affiziert schon deshalb die Sehnsucht nach Ordnung. Globalisierung malt den Rousseau-

schen Naturzustand an die Wand - die Roheit der Welt ohne die sittliche Totalitat des Staates.

Was die Unerbittlichkeit eines liberalen Weltwirtschaftssysterns nur syrnbolisiert, indem es

die Hoffnung auf eine keynesianische "Globalstrategie" schlicht mangels handlungsfahiger

pclitischer Akteure nicht einmal aufkommen laBt. is! der Zustand der gesamten Weltgesell-

10) Jeghche politische Strategic, die Differenzen aufheben will. verfallt der Paradoxic. die bekampfte

Differenzdurch ihre Benennungzu verstarken. Was hier fiirdas Problem des Rassisrnusund der kul-turellen Differenz angedeutet wird,wird strukturahnlich in der gender-Debatte diskutiert: lndem derFerninismus die Behandlung von Frauen als homogene Gruppe (mit einern gemeinsamen Ge-

schlechtscharakter, mil einer Festlegung von Frauen auf sogenannte .weibhche" Verhaltensweisenusw.)kruisiert, mach!er zugleichsprachlichaufdieDifferenzaufmerksam, die doch vermieden wer-den soil. Episternologische Aufklarung verspricht hier wie dort offensichtlich eine Dekonstruktion

der zugrundeliegenden Differenzen(vgl. dazu Gilderneister/Wetterer 1992; Butler 1991l.

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Die ..Wei' "<Fremdheit der Globalisierungsdebatte 161

schaft: keine Identitaten, keine handlungsf:ihigen, auf Dauer gestellten Akteurskonstellatio-

nen mehr zu kennen, denen all jene Funktionen zugeschrieben werden konnten, die Alteuropa

furs Gesellschaftliche bereithielt - ob in ihrer bUrgerliehen oder sozialistischen Variante,

macht da uberhaupt keinen Unterschied. Die Hybridisierung der Welt, das globale Dazwi-

schen, findet denn auch nicht nur auf dem Gebiet der Kultur und der kulturellen Identitat statt,

sondem uberall, Die Welten der Weltgesellschaft unterscheiden sich in unterschiedlichstenDimensionen voneinander. Weder sind die expandierenden, sich jeder Steuerung und Bandi-

gung entziehenden, weltweit operierenden Funktionssysteme aufeinander abbildbar und ho-

mogenisierbar, noch kann auf kulturelle lntegrationsmechanismen vertraut werden, weil sich

die Optionenvielfalt und die Verschiebungsrnoglichkeiten von Optionen kulturellen Legitimi-

tatsmustern sozial und geographisch entziehen. Auch hier steht ein Problem der Okonomie

symbolisch furs Ganze: Kapitalflucht als Chiffre for die geschmeidige Suche nach besseren

Bedingungen. Wie Geld auf Kapital- und Arbeitsmarkten, so werden wissenschaftliche Expe-

rimente, rechtliche Konstruktionen, religiose Heilspraktiken, moralische Obertretungen und

asthetische Zumutungen eben dort gemacht, wo es geht. Das funktioniert aber nur dann, wenn

Welt in regionale, funktionale und soziale Perspektiven dekomponiert wird, die sich aber kei-

ner Ordnung mehr fiigen und sich so in Echtzeit je neu bewahren miissen. Diese Erfahrung

mae hen wir in Europa derzeit mit dern Zerfall vormals identitatsverbiirgender Institutionen

politischer, sozialstaatlicher, kultureller und militarischer Art.

Noch einmaI: WeltgeseUschaft

Die Welten der Weltgesellschaft unterscheiden sich jedoch nicht nur kulturell und geogra-

phisch, also nicht nur global im Sinne einer raumiichen oder sozialen Verteilung auf dem Glo-

bus. Schon der ProzeB gesellschaftlicher funktionaler Differenzierung dekomponiert die

soziale Welt in Welten, die nicht mehr vorgdngig miteinander versohnt sind und ebensowenig

in stabiler hierarchischer Wechselseitigkeit zueinander stehen, Gerade deshalb konnen und

mussen diese Welten in wechselseitiger Beobachtung der strukturellen Differenz ihrer Per-

spektiven gewahr werden. Wo politische, wissenschaftliche, rechtliche, okonomische und as-

thetische Perspektiven nicht mehr problemlos aufeinander abbildbar sind, wird das, was

vormals als (national- )staatliehe Form gesellschaftlicher Einheit vorgestellt werden konnte, in

funktionale Eigenlogiken dekomponiert, die das MaS (und darnit: die MaSlosigkeit) ihrer

selbst nur mehr in sich finden konnen.!' Auch diese Perspektiven finden sich letztlich als Wel-

len in einer Weit vor, die sters aufeinander bezogen sind, sich wechselseitig einschranken, ir-

ritieren, potenzieren und storen und doch den Gedanken eines normativen Ausgleichs der

Weltenjenseits der jeweiligen Funktionslogik ausschlieBen. Die Welt der funktional differen-

zierten Gesellschaft ist eine per se multizentrische Welt. 12

All dies bedeutet zugleich, daB das Phanomen der Weltgesellschaft erst sekundar etwas mit

Globalisierung zu tun hat. Die Dekomposition der Gesellschaft in Welten vollzieht sich ohne-

hin mit dem gesellschaftlichen Differenzierungsprozeb. Diese theoretische Einsicht konnte

II) Ich habe dies an anderer Stelle differenzierungstheoretisch als Problem der Optionssteigerung

beschrieben, als Modernisierungsfolge, die die vormals effizienzsteigemden eigenlogischen Entkop-

pelungsprozesse funktionaler Teilsystemlogiken aus wechselseitiger Kontrolle oder zumindest ord-

nungsstiftender Einschrankung entliiBt (vgl. Nassehi I997b).

12) Diese hier nur angedeutete Theorie funktionaler gesellschaftlicher Differenzierung ruft bisweilen allzuidiosynkratische Lesarten hervor, die das zugrundeliegende Erkennmisinteresse geradezu 10 sein Ge-

genteil verkehren. Deshalb folgende Klarstellung: DaJl die Welt der funktional differenzierten Gesell-

schaft erne per se muitizentrische Weir sei, bedeutet nichi, funktionaieTeilsysteme stiinden sich inbeziehungsloser Distanz gegeniiber. 1m Gegenteil: Gerade weil sie sich als Perspektiven ausdifferen-

lien haben, sind es gerade die Widerspruche, Disparitiiten und Differenzen jener Perspektiven, die in

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162 Annin Nassehi

freilich so lange vermieden werden, so lange modeme gesellschaftliche Selbstbeschreibungen

aufnationalstaatlicher Ebene diskurspolitisch sich bewahrt und gerade in ihrem national staat-

lichen Kontext die "Idee der Modeme" (Munch 1984) konstituiert haben. Es war nicht zuletzt

die Soziologie selbst, die als modeme Leitwissenschaft fur die Plausibilitat des Container-

Konzepts des Nationalstaats gesorgt hat, indern sie einerseits am Mythos der gesellschaftli-

chen self-sufficiency des Nationalstaates mitgearbeitet hal und indem sie andererseits das fiir

die industriegesellschaftliche Modeme charakteristische Arrangement politischer und okono-

mischer Organisationsformen auf dem Boden nationaler Grenzziehungen fur gesellschaftliche

Integration gehalten hat (vgl. dazu NassehiINollmann 1997). DaB esjener transnationale und

transkulturelle Globalisierungsprozef ist, der uns Gesellschaft als Weltgesellschaft entlarvt,

is! kein Zufall, weil er jener Gaukelei ein Ende rnacht. U nd dann laBt sich auch sehen, daB der

postkoloniale Hybridisierungsdiskurs viel alter ist, als es seine starken Thesen erscheinen las-

sen. All dies wird seit langem als Krise der ethnographischen Reprasentation diskutiert,

scheint aber erst unter GlobaJisierungsbedingungen von beobachtenswerter Kulturbedeutung

zu sein. Der Globalisierungsdiskurs verweist somit in der Tat auf neue, verunsichemde Beob-

achtungsverhalmisse. Insofem erfahren wir vom Konzept der Weltgesellschaft nichts tiber

Globalisierung, sondem von den Verunsicherungen der Globalisierungsfolgen etwas tiber Ge-

sellschaft als Weltgesellschaft. Damit zeigt sich einmal rnehr, daB das eigentliche revolutiona-

re Subjekt heute der Beobachter ist.

Die These

Das Kompositum aus Welt und Gesellschaft ist soziologisch-theoretisch in der Lage, gerade

die beobachterrelative Nicht-Integriertheit und Differen: der Lebensverhaltnisse der Weltge-

sellschaft plausibel zu machen, ohne - wie Teile der Globalisierungsdiskussion und noch

weitere Teile soziologischer Gesellschaftstheorie - der Fiktion nationalstaatlicher (d.h. gesell-

schaftlicher) Koharenz zu erliegen oder - wie etwa bei Samuel P. Huntington (1993) - den

Fehler einer Hypostasierung kultureller SchlieBung durch Weltbilder zu begehen. Das Ergeb-

nis konnte lauten: Weltgesellschaft unterscheidet sich von anderen nicht durch ontologische

Fakten. Es ist also nicht die entscheidende Frage, ob es die Weltgesellschaft gibt. Von Welt-

gesellschaft ist dann zu reden, wenn sich global players in der Differenz ihrer unterschiedli-

chen Bezogenheit auf ein und dieselbe Welt wahmehmen und dies reflexiv wird,

Weltgesellschaft ware dann - nach dem Thomas-Theorem - ein Welthorizont, der sich dann

eroffnet, wenn er sich in der Kommunikation als real bewahrt. Erst vor diesem Hintergrund

wird sowohl die Ausbeutung von Arbeitskraften in einer anderen Weltregion als auch der so-

zialromantische Ethno-Eklektizismus westlicher Bildungsschichten mit ihren weltanschauli-

12) der sozialen Welt aufeinanderprallen und ein geradezu naturwuchsiges Spiel wechselseitiger Irritatio-

nen, Interdependenzen und Interdependenzunterbrechungen liervorbringen. Diese Version systerntheo-

retischer Soziologie (vgl. Luhmann 1997) strebt eben nicht wie die Parsonssche und vor allern die

neoparsonianische Gesellschaftstheorie (vgl, in Deutschland vor allern Munch 1984) geradezu obsessiv

nach einern buchhalterischen Kategoriensystern, dessen Aufrechnung interpenetrierender Gegenkrafte

den theoretischen Stil einer (geschonten) Bilanzrechnung kopiert und damit die modeme Angst vor der

Arnbivalenz (vgl, Bauman 1995) zu dornestizieren versucht, Die hier angedeutete Differenzierungs-

theorie lebt gerade von jenem poststrukturalistischem Motiv, daB Ordnung das Ergebnis, die Feige ern-

piriscber Prozesse ist und nicht empirische Prozesse das Ergebnis einer bereits waltenden Ordnung. Sie

wundert sich eher tiber die Stabilitat als tiber den Wandel. eher iiber die Tragheit als tiber die Geschmei-digkeit des Sozialen, Und sie trennt (z.B, Funktionslogiken) nicht, um Ordnung und Berechenbarkeit

ins Chaos zu bringen, sondem urn gerade die chaotiscbe, unberechenbare. kontingente Ordnung einer

sozialen Welt zu versteben, in der sieh Disparates wechselseirig vorfindet, ohne kategorial harmonisch

prastabiliert zu sein. Diese Version von Systerntheorie schlieBt gerade das aus. was ein allzu assoziariv

verstandener Systembegriff suggeriert: d aB das Wahre nur als System wirklich sei (Hegel) und als 001-

ches die Ordnung eines Ganzen ausrnacht. dem sich das emzelne ohne Rest einfugt,

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Die ..Welt"-Fremdheil der Globalisierungsdebaue 163

chen und touristischen Erholungsbediirfnissen a1s weltgesellschaftliches Phdnomen

decodierbar. Und insofem waren die Entdeckung Amerikas, die Kreuzzuge oder auch die Ko-

lonialpolitik des 19. lahrhunderts eher keine weltgesellschaftlichen Ereignisse.

Dieses Syndrom soli mit dem Begri ff der Weltgesel lschaft beschrieben werden. Es ist genau

das Gegenteil von dern, was etwa Archer mit dem fast trotzigen Beharren auf der einen Welt

meint, ohne das Problem der funktionalen wie geographischen und kulturellen Perspektiven-differenz zu diskutieren. Es ist aber auch nieht eine angebliche .postmodeme Beliebigkeit=P

oder ein amoralischer Relatlvismus, den modeme Traditionalisten so geme ins Feld fuhren,

Die durch die globalisierte Optik herausgeforderte Moderne ist namlich immer noch die, die

mit ihren traditionellen Selbstbegriindungsproblemen zu kampfen hat. Das klassische morali-

sche Dilemma des Westens bleibt die Frage, wie sieh Universalismus und Toleranz versohnen

lassen, d.h. wie man andere Weltentwiirfe akzeptieren kann, ohne die eigenen Standards zu

verraten. Konkret: Wie lassen sich theoretisch unveriiuBerliche Menschenrechte dort einkla-

gen, wo man sie nur fur eine westliche Zumutung halt? Dieses Dilemma ist nicht auflosbar,

und genau deshalb ist der Globalisierungsdiskurs in der Tat eine rein westliche Erscheinung,

ein credo quia absurdum, auf das die Weltgesellschaft nicht verzichten KannoEs ist ubrigensdas gleiehe Dilemma, das die Phanornenologie mit dem Weltbegriff hat: daB Welten unuber-

setzbaren Aprioris unterliegen, und zwar in ein und derselben Welt, in der standig an Uberset-

zungen gearbeitet wird. Ein dieserart auf dem lochrigen Fundament des Postmodemismus

stehender Appell etwa fiir die politische Geltung der Menschenrechte erscheint aus der tradi-

tionell modemen Perspektive westlieher Universalisten ubrigens deshalb als besonders ver-

achtenswert, weil er sowohl sich selbst als auch seine Kritiker als Hybride decouvriert. Damit

freilich muB man leben.

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13) Der Vorwurf der .,postmodernen Beliebigkeir" ist allzusehr gefangen im Entweder-Oder von Univer-

salismus und Partikularismus, der sich strikt weigert, einen Blick auf die eigene Beobachtung zu ris-

kieren. Wie dem Westen jener angenehme Gegner im Osten abhandengekommen ist, der die

Verhaltnisse so prakusch stabilisieren konnte, wei! er in seiner antagonistischen Position so vertrautwar. furchten allzu traditionelle Fursprecher der klassischen Moderne, ihren Gegner, den Partikula-

rismus, lU verlieren, wenn sie sich auf die .,postmodeme" Herausforderung gedanklich einlassen

wiirden. Sprechen diese bisweilen von einem ..Affekt gegen das Allgemeine" (Honneth 1984), erge-

hen sie sich selbst in einem Affekt gegen die empirische Partikularitat jeder Perspektive, womit man

es sich unter Ausblendung einschlagiger Diskurse allzu einfach macht, so etwa Eickelpasch (1997).

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