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NEUE GRUPPE NEWS Heft 31 +++ Frühjahr 2008 2 Glückwünsche 3 Editorial 4 Bericht Jahrestagung Hannover 2007 KURSBERICHTE: 7 Zahnärztliche Fotodokumen- tation für Fortgeschrittene 8 Workshop Paul Weigl Jahrestagung 2007 9 Composite: State of the Art. Reise nach Genf ins Geneva Smile Center zu Didier Dietschi 11 Die Neue Gruppe besucht die Malo-Klinik in Lissabon 14 Kurs 3D-Navigation in Freiburg 15 Laudatio: Ernst Helmut Pruin 16 Nachruf: Günter Klimberg 17 Nachruf: Günter Staehle TRADITION +INNOVATION WWW.NEUE-GRUPPE.COM

NEUE GRUPPE NEWS - Heft 31 - Frühjahr 2008

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NEUE GRUPPE NEWS

Heft 31 +++ Frühjahr 2008

2 Glückwünsche

3 Editorial

4 Bericht JahrestagungHannover 2007

KURSBERICHTE:7 Zahnärztliche Fotodokumen-

tation für Fortgeschrittene

8 Workshop Paul WeiglJahrestagung 2007

9 Composite: State of the Art.Reise nach Genf ins GenevaSmile Center zu Didier Dietschi

11 Die Neue Gruppe besucht die Malo-Klinik in Lissabon

14 Kurs 3D-Navigation in Freiburg

15 Laudatio: Ernst Helmut Pruin

16 Nachruf: Günter Klimberg

17 Nachruf: Günter Staehle

TRADITION+INNOVATION

WWW.NEUE-GRUPPE.COM

Page 2: NEUE GRUPPE NEWS - Heft 31 - Frühjahr 2008

GlückwünscheZum 95. Geburtstag gehen unsere allerbesten Glückwünschean Ernst Helmut Pruin, der diesen besonderen Tag am 25.März erlebte. Die Neue Gruppe gratuliert auf das Herzlichsteund wünscht beste Gesundheit!

Seinen 75. Geburtstag feierte Hans Hermann Hupe am 23.April. Die Neue Gruppe gratuliert von ganzem Herzen!

Ihre 70. Geburtstage feierten unsere Freunde Harald Bartekam 29. Januar, Helge Richter am 21. Februar und unser Grün-dungsmitglied und ehemaliger Schatzmeister Hartmut Wengelam 20. Januar. Die besten Wünsche zu diesen Festtagen!

Zu seinem 60. Geburtstag gratulieren wir herzlichst unseremFreund Jean-Francois Roulet (Beirat von 2002 bis 2003). Herzlichen Glückwunsch!

Die Freunde der NEUE GRUPPE gratulieren allen Jubilaren vonHerzen!

Page 3: NEUE GRUPPE NEWS - Heft 31 - Frühjahr 2008

Editorial

Liebe Freunde der Neue Gruppe,

wenn Ihr diese neue Ausgabe unserer Neue-Gruppe-News inden Händen haltet, ist Frühjahrstagung in Lindau/Bodensee.An dieser nehmen begrüßenswert viele Mitglieder teil. Undwas mich besonders freut: Viele haben ihre Frauen und Kinderdabei. Ein gutes wissenschaftliches und ein attraktives Rahmen-programm sind für Lindau vorbereitet. In vielen Briefen und E-Mails habe ich erwartungsvolle Zustimmung für die Vorbe-reitungen unserer Frühjahrstagung erhalten. Ein neuesGemeinschaftsgefühl ist im Entstehen begriffen. So hat meine„Regierungserklärung“ zu Anfang des Jahres ein sehr positi-ves Echo gezeigt. Eine ganze Reihe lange nicht gesehenerFreunde haben sich zu meiner großen Freude zu dieserFrühjahrstagung angemeldet.

Die Vorbereitungen zur Jahrestagung in Bregenz am 12./13.September 2008 laufen auf Hochtouren. Das Thema „Ästhetikbraucht Funktion“ stößt überall auf sehr großes Interesse, vorallem die Art der medialen Vermittlung als Dentalshow derbesonderen Art. Seit Monaten erarbeitete ich mit Dr. GerdBasting und Frau Anna Kovacs von der Quintessenz TVBühnenbilder, wissenschaftliche Darstellung und filmischeUmsetzung. Auch konnte mit Frau Manuela Röck eine reizen-de Schauspielerin als Moderatorin gewonnen werden. AlleReferenten haben freudig zugesagt und gestalten dasProgramm intensiv mit. Das Erstaunliche: Bisher hat nochkeiner nach der Höhe des Honorars gefragt. Die Neue-Gruppe-News, die Sie in den Händen halten, wurdengrafisch neu gestaltet. Dafür geht unser herzlicher Dank an UdoEngel und alle Autoren. Wir streben an, die NEUE-GRUPPE-NEWS in naher Zukunft als unsere Zeitschrift in Farbe heraus-geben zu können. Zum Schluss gilt mein besonderer Dank allen Vorstands-kollegen, die auf sehr freundschaftliche Art hervorragendeArbeit leisten.

Mit herzlichen GrüßenEuer

Wangen, 29. April 2008

NEUE GRUPPE NEWS / Heft 31 / Frühjahr 2008 3Editorial

Page 4: NEUE GRUPPE NEWS - Heft 31 - Frühjahr 2008

Tagungsbericht der 41. Jahrestagung der Neue Gruppe, 1.- 4. November 2007,Hannover

� Der alte und

der neue Vorstand

�Der scheidende

Präsident weiht die

Tagungsglocke ein

Die 41. Jahrestagung der NEUE GRUPPE im Congress Cen-trum Hannover stand unter dem Motto „Paradigmenwechsel inder Prothetik - die prothetische Behandlung mit Implantaten.“Die Eröffnung des ersten Hauptkongresstages erfolgte durchden Präsidenten der NEUE GRUPPE, Dr. Eckbert Schulz, vorca. 300 Teilnehmern.

Zu Beginn referierte Prof. Dr. Strub aus Freiburg über die pro-thetisch basierte dreidimensionale Diagnostik und deren intra-operative Umsetzung in der Implantologie. Der überwiegendeAnteil implantatprothetischer Planungen in Deutschland erfolgtnoch anhand zweidimensionaler Röntgenaufnahmen. So zeig-te eine Umfrage im Auditorium, dass ca. 20 % der anwesen-den Behandler in speziellen Fällen auf dreidimensionalePlanungen zurückgreift. Die auf Basis dreidimensionaler Datendurchgeführte präoperative digitale Planung und ihre räumlichexakte Umsetzung in den OP-Situs kann in speziellen anato-mischen Situationen ein sichereres, besser vorhersagbares,auf prothetischen Vorgaben basierendes Behandlungser-gebnis ermöglichen. Prof. Strub zeigte eine Übersicht übererhältliche Systeme und deren Einsatzmöglichkeit auf. Hierbei wurden kamerabasierte ‚online’ Navigationssysteme(Robodent) und verschiedene neue, mit Führungsschienenarbeitende ‚offline’ Systeme (NobelGuide, Simplant, med-3D)verglichen und ihre jeweiligen systemspezifischen Vor- undNachteile genannt. Insgesamt ließe sich die Vorhersagbarkeiteines gewünschten prothetischen Resultates durch dreidimen-sionale Diagnostik und intraoperative Umsetzung steigern.

Auf die Steigerung der Vorhersagbarkeit zum Erreichen vonästhetischen Resultaten ging insbesondere auch der folgendeReferent Dr. Ueli Grunder ein. In einem hervorragenden, prak-tisch orientierten Vortrag zeigte er ein großes Spektrum anBehandlungsmethoden und deren Möglichkeiten, Limitationen

und Risiken. Beispielsweise das Problem der Versorgung vonzwei fehlenden Frontzähnen und der oftmals schwierig zu rea-lisierenden Ausbildung einer Papille zwischen den Implantatenbei nicht optimalen knöchernen Voraussetzungen. In einigenFällen sei dann die Lösung mit nur einer implantatgetragenenKrone mit anhängendem Pontic ästhetisch zufriedenstellender.Als Augmentationsverfahren für umfangreiche Defekte wurdedie Verwendung von autologem Knochen und Knochenersatz-materialien in Verbindung mit titanverstärkten-nichtresorbier-baren Membranen gezeigt, die aufgrund ihrer Volumenstabi-lität umfangreiche vertikale und transversale Kieferkamm-Augmentationen ermöglichen. Die Quote an Dehiszenzen gabder Referent mit 8,8% an. Dr. Grunder betonte im Speziellenauch die Wichtigkeit der korrekten dreidimensionalen Implan-tatpositionierung zum Erreichen eines ästhetischen Ergebnis-ses.

Das Thema der ästhetischen Rehabilitation griff auch Dr.Mauro Fradeani auf und zeigte seine Herangehensweise beiumfangreichen prothetischen Planungen, um ästhetische End-resultate zu erreichen. Vor jeder Behandlung stehe die ästheti-sche Analyse, bestehend aus dentogingivaler Analyse (Inzisal-linien, Zahnproportionen, interinzisale Dreiecke, Höhe derLachlinie usw.), Gesichtsanalyse und funktioneller Analyse.Besondere Herausforderungen stellen hierbei die Versorgungvon parodontal geschädigten Patienten oder von anteriorenImplantaten dar. Hierbei müssen okklusale Probleme, phone-tische Probleme und ästhetische Probleme wie z.B. Zahn-elongationen, breite Zahnzwischenräume, weichgeweblicheProbleme im Bereich des Zahn-zu-Implantat- und Implantat-zu-Implantat-Kontaktes gelöst werden. Er zeigte Möglichkei-ten auf, diesen Problemen durch saubere Planung und Durch-führung von chirurgischen und prothetischen Maßnahmen undmithilfe eines adäquaten Weichgewebsmanagment beizu-

4 Bericht Jahrestagung Hannover 2007

Page 5: NEUE GRUPPE NEWS - Heft 31 - Frühjahr 2008

� Eckbert Schulz

übergibt

die Geschäfte an

seinen Nachfolger

Wolfgang Bücking

� Die Ernennung der neuen Mitglieder durch Ralf Gerhart:

v.l. Michael Stimmelmayr, Torben Hennief, Arndt Happe

kommen. Insbesondere der Auswahl eines geeigneten kera-mischen Materials und eines kompetenten Zahntechnikerskomme eine hohe Bedeutung zu. Dr. Fradeani zeigte die Vor-und Nachteile von glasskeramischen, aluminium- und zirkon-oxidkeramischen Materialien auf und demonstrierte mithilfevon Studiendaten und Überlebensraten materialspezifischeLimitationen im Front- und Seitenzahnbereich.

Am zweiten Hauptkongresstag begann Prof. Dr. Urs Belser miteiner aktuellen Übersicht der Behandlungsplanungsprinzipienund den daraus hervorgehenden Entscheidungsfindungs-kriterien im Zusammenhang mit der Implantattherapie im ante-rioren Oberkiefer. Es wurden Behandlungsprotokolle zur Her-stellung von Funktion und Ästhetik im teilbezahnten Kiefergezeigt und insbesondere auf das Konzept der Frühimplanta-tion/Frühbelastung eingegangen. Hierbei nimmt die individuel-le präoperative Risikobewertung verschiedener Faktoren einezentrale Rolle zur Entscheidungsfindung ein. Anhand vonLangzeitstudiendaten anteriorer Implantatrestaurationen, diegezielt auch objektivierbare ästhetische Parameter wie z.B.das Vorhandensein von Papillen, Jugae alveolares und dieHöhe des vestibulären Gingivaniveaus beinhalten, zeigte er,welche Verfahren evidenzbasiert zur Erzielung einer zufrieden-stellenden Ästhetik herangezogen werden können. In diesemZusammenhang ging Prof. Belser ebenfalls noch auf verschie-dene, mehr oder weniger vorteilhafte Implantatdesigns ein,und es wurden interessante Ergebnisse hinsichtlich des margi-nalen Knochenabbaus der neuen Bone-Level-Implantate vonStraumann vorgestellt.

Unter dem Titel „Keramik in der Implantologie: State of the art“berichtete Frau Dr. Irena Sailer aus Zürich über den derzeitigenwissenschaftlichen Kenntnisstand bezüglich der Verwendungvon keramischen Abutments, vollkeramischen Kronen undKeramikimplantaten. Neben den ästhetischen Vorteilen wur-den Studienergebnisse gezeigt, die die Verwendung von kera-mischen Abutments aus Aluminiumoxid (Überlebensraten vonbis zu 98% bei Implantatbrücken) und Zirkonoxidkeramik(100% nach 4 Jahren) rechtfertigen Ein weiterer technischerAspekt ist die Möglichkeit der individualisierten Gestaltungmittels CAD-CAM-Technologie, wobei die Morphologie derperiimplantären Weichgewebe berücksichtigt wird. Als Risiko

bei der Verwendung von Keramikabutments wurde das Unter-schreiten einer Mindestwandstärke genannt.

Dr. Luca Cordaro führte in seinem Vortrag die verschiedenenBehandlungsoptionen in Fällen von stark dezimiertem Zahn-bestand vor, die sich oftmals in einem Spannungsfeld zwi-schen Patientenwunsch, realisierbarer Funktion Ästhetik undPhonetik befinden. Er zeigte Kriterien auf, die für die Ent-scheidung zwischen festsitzenden und herausnehmbarenZahnersatz herangezogen werden müssen und demonstrierteeine Herangehensweise, die abhängig vom Ausgangsbefundund anatomischen Verhältnissen eine verzögerte Implantationmit verzögerter Belastung, verzögerte Implantation und Sofort-belastung oder Sofortimplantation und Sofortbelastungenfavorisiert.

Zum Abschluss widmete sich Dr. Georgia Trimpou der „demVorbild der Natur nachgeahmten Implantatprothetik“ undzeigte Faktoren auf, die den marginalen Knochenabbau amImplantathals beeinflussen, wie die Größe und Lage desMicrogaps sowie sein Verhalten unter mechanischer Be-lastung am Implantat-Abutment-Interface. Es wurden implan-tatprothetische Konzepte vorgestellt, um diesen Problem-aspekt zu minimieren, wobei sie insbesondere auf das Plat-form-Switching und präzise Konusverbindungen zu sprechenkam. Auch wurde auf die große Bedeutung der Zahntechnikhingewiesen, die z.B. durch die Gestaltung von ‚ovate pontics’das Austrittsprofil der implantatgetragenen Krone und dieAusformung von Papillen positiv beeinflusst.

Neben dem Hauptprogramm waren insbesondere die beglei-tenden Workshops von Zahntechnikermeister H.P. Spielmannund PD Dr. Weigl, die viele praktische Tipps und Tricks zubieten hatten, zu erwähnen.

Zusammenfassend bot das Tagungsprogramm einen umfas-senden, viele Aspekte beleuchtenden Überblick über denaktuellen Stand der Implantatologie und Implantatprothetik.Die Resonanz vieler Teilnehmer auch zum festlichen Rahmen-programm war äußerst positiv.

CHRISTOPH BUBE, HANNOVER

NEUE GRUPPE NEWS / Heft 31 / Frühjahr 2008 5Bericht Jahrestagung Hannover 2007

Page 6: NEUE GRUPPE NEWS - Heft 31 - Frühjahr 2008

6 Bericht Jahrestagung Hannover 2007

Page 7: NEUE GRUPPE NEWS - Heft 31 - Frühjahr 2008

Abschließend wurdedie Porträtfotografiebesprochen. Hierbeiwurde besonders aufden Einfluss derBeleuchtung einge-gangen.

Nach diesem umfang-reichen theoretischenProgramm genossenwir den Abend im Thai-ländischen RestaurantPhams.

Am Samstag setzten wir dann unsere erworbenen theoreti-schen Kenntnisse in die Praxis um. Alle Teilnehmer hatten ihreeigenen Kamerasysteme dabei und wir fotografierten unsgegenseitig zunächst intraoral. Anschließend übten wir diePortraitfotografie. Wir konnten verschiedene Lichtführungenausprobieren und die unterschiedliche Ergebnisse bei Studio-beleuchtung oder mit einfacher Variation der Blitzlichtführungdurch Diffusoren miteinander vergleichen. Ein kurzer Exkurs in die Sachfotografie rundete den Vormittagab.

Am Samstagnachmittag wurden die Ergebnisse des Vormit-tags eingehend besprochen.Auch die Themen Bildarchivierung und Bildbearbeitung wur-den angesprochen. Herr Bengel stellte verschiedene Archivie-rungsprogramme – vom einfachen Share Ware Programm biszum professionellen Programm Foto Station Pro – vor. Als letzter Punkt stand die Bildbearbeitung auf dem Pro-gramm. Wir haben anhand einiger Beispiele im ProgrammFotoshop die häufig notwendigen BearbeitungsschritteAusrichten, Helligkeit, Kontrast, Farbe und Schärfen durchge-führt.

Neben dem umfangreichen theoretischen Programm war die-ser Kurs durch viel praktische Arbeit mit der Kamera geprägt.Diese Übungen haben nicht nur sehr viel Spaß gemacht, siebrachten den Teilnehmern auch so viel Sicherheit, dass siedas Gelernte sofort in ihrer Praxis umsetzen konnten. Einsehr umfangreiches Kursskript hilft bei der Nacharbeitung undVertiefung des Gelernten.

Ein sehr gelungener Kurs, der jedem empfohlen werden kann,der seine Fotodokumentation verbessern möchte.

BRIGITTE SIMON, FREIBURG

Am 26. und 27. Oktober 2007 fand in Münster ein Fortbil-dungskurs zum Thema „Zahnärztliche Fotodokumentation fürFortgeschrittene – Bildbearbeitung“ von Dr. Wolfgang Bengelstatt. Organisiert wurde der Kurs in bewährter Weise vonDr. Raphael Borchard, der auch seine Praxisräume zur Verfü-gung stellte.

Am Freitag stand die Theorie im Mittelpunkt. Da heute über-wiegend digital fotografiert wird, erläuterte der Referent kurzdie Unterschiede zwischen konventioneller und digitaler Foto-grafie und stellte eine Reihe von digitalen Fotosystemen ver-schiedener Hersteller vor, welche für die dentale Fotografiegeeignet sind. Für die professionelle Fotodokumentation sind dies digitaleSpiegelreflexkameras mit Wechselobjektiven. Digitale Sucher-kameras können nur mit gewissen Einschränkungen für doku-mentarische Zwecke eingesetzt werden, reichen u. U. aberaus, um z. B. Patienten ein Vorher-Nachher-Bild mitzugeben.

Bei der dentalen Fotografie ist die Auswahl des richtigenObjektives wichtig. Bei digitaler Fotografie kann grundsätzlichauch mit Brennweiten von 60 oder 70 mm gearbeitet werden,da der Verlängerungsfaktor von ca. 1,5 effektive Brennweitenvon 90 bzw. 105 mm ergibt. Das Problem der 60 oder 70 mmObjektive liegt im geringen freien Arbeitsabstand, d.h. manmuss sehr nah an den Patienten herangehen, was besondersbei intra operativen Aufnahmen problematisch sein kann. Mit100 mm Makroobjektiven kann ein komfortablerer Abstandzum Patienten gehalten werden. Insbesondere bei der Ver-wendung von Lateralblitzen sollte ein 100 mm Makroobjektivverwendet werden, da sonst die Mundhöhle nicht korrektausgeleuchtet wird.

Vor- und Nachteile verschiedener Blitzsysteme wurden be-sprochen.

Intensiv wurde nun auf die spezielle intraorale Fotografie ein-gegangen.Um reproduzierbare Aufnahmen von Zahngruppen zu erhalten,ist es wichtig, die Ausrichtung der optischen Achse immersenkrecht zum Zahnboden bzw. zu einer Tangente des Bogenszu legen sowie die Okklusalebene parallel zum horizontalenBildrand auszurichten. Zu reproduzierbaren Bildausschnitten gelangt man durchStandardeinstellungen, für die das Bildzentrum, der Abbil-dungsmaßstab und die Aufnahmerichtung immer gleich sind.

An verschiedenen Beispielen wurden die häufigsten Fehler beider Fotografie und wie man sie vermeidet dargestellt.

NEUE GRUPPE NEWS / Heft 31 / Frühjahr 2008 7Kursberichte

Zahnärztliche Fotodokumentation für Fortgeschrittene – Bildbearbeitung

�Dr. Wolfgang Bengel

Page 8: NEUE GRUPPE NEWS - Heft 31 - Frühjahr 2008

Am Sonntag, den 4.11.2007, trafen sich in einer überschau-baren Runde einige Kollegen zum Nachkongress der Jahres-tagung 2007, um einen Intensivkurs zum Thema Konusprothe-sen auf Implantaten zu belegen. Aufgefordert vom Referenten,Fragen stellen zu dürfen, begann Herr Dr. Weigl mit dem „Wortzum Sonntag“. Er predigte folgende Hypothese, die sich durchseinen Workshop wie ein roter Faden zog: eine Konusprothe-se auf Implantaten verhält sich biomechanisch wie eine 12-bzw. 14-gliedrige Brücke. Laut einer von ihm durchgeführtenStudie aus Frankfurt ist innerhalb der nächsten drei Jahre nachEingliederung einer Konusprothese auf Implantaten keineUnterfütterung notwendig.

Es folgte ein kleiner Exkurs zum Thema Biomechanik anhandeines Beispiels aus der alltäglichen Praxis. Man stelle sicheine Modellgussprothese mit Freiendsituation vor: bei langemHebelarm und einer Kraft F am distalen Ende hebelt die Pro-these am mesialen Pfeilerzahn ab. Es entsteht eine Versprö-dung des Materials, die bei geringem Querschnitt eine Soll-bruchstelle provoziert. Ein Vorschlag von einem der Zuhörer,der den antagonistischen Kontakt aus dem distalen Drittelentfernen würde, wurde vom Referenten kritisch beäugt, denneine Infraokklusion, seiner Meinung nach, würde zwangsläufigzu einer Kompression des Kiefergelenkes führen. Besser wärees, den Querschnitt im Metall zu verstärken.

8 Kursberichte

Konusprothesen auf Implantaten Workshop Dr. P. Weigl, Hannover, 4.11.2007

� Dr. P. Weigel

Weiter ging es mit der Präzision implantatgestützter Konus-prothesen.. 20µm, so Herr Dr. Weigl, reichen an Spielpassungaus, um einen Bruch des Implantats zu provozieren. Seine For-derung, dass eine Konusprothese auf Implantaten keineMikrobewegung aufweisen darf, wird nur durch Galvanomatri-zen erreicht und zwar bei einer Passgenauigkeit, die einenWert von 3 µm nicht überschreiten darf. Nun stellte sich dieFrage, wie solch eine Präzision geschaffen werden kann,zumal jeder zahntechnische, als auch zahnmedizinischeArbeitsschritt potenzielle Fehlerquellen birgt. Mit dem freund-lichen Hinweis, dass man zu diesem Workshop noch einenpraktischen Kurs mit seinem Zahntechniker belegen kann, gabder Referent folgende Tipps zur Oberflächenbearbeitung vonInnenteleskopen. Diese sollten, zwecks größtmöglicher Ober-flächenverkleinerung, mit einem gelben Diamanten am Paralle-lometer beschliffen werden. Ferner sollte der Silberlack, derzur Galvanisierung notwendig ist, mittels Airbrush, statt miteinem Pinsel aufgetragen werden, um einen maximalen Spaltvon 5 µm zu erreichen, der ausreichend genug ist, das Außen-teleskop reibungslos entfernen zu können. Zusätzlich wirddurch den kleinen Spalt eine Haftkraft zwischen dem Gold undder Keramik erzielt, die der einer Totalen Prothese entspricht.Dies bedeutet aber auch, dass der Speichelfilm, über den dieHaftung erfolgt, nicht dicker als 5 µm sein darf, um die Kapil-larkräfte nicht zu verlieren.Eine gute Passgenauigkeit bekommt man außerdem durcheine intraorale Verklebung der Matrizen mit der Tertiärstruktur.Damit umgeht man auch die Gefahr, eine Deformierung derGalvanomatrizen zu provozieren.

Zum Schluss ging der Referent auf die Behandlungsabläufeanhand eines Beispiels ein. Zunächst werden die Abutmentsauf den Implantaten befestigt, bevor die Primärteile mit denaufgesetzten Galvanomatrizen definitiv einzementiert werdenkönnen. Darüber erfolgt die Einprobe des Tertiärgerüstes unddas intraorale Verkleben der Sekundärteile mit dem Gerüst.Dann muss es im Labor sehr schnell gehen, denn die Primär-teile sind bereits definitiv zementiert, evtl. sollte das Proviso-rium umgearbeitet werden. Im nächsten und letzten Arbeits-gang wird dann die fertiggestellte Arbeit eingesetzt.

Insgesamt war der Kurs von Dr. Weigl an den Praktiker mitVorkenntnissen gerichtet.Dr. Weigl vermittelte sein Wissen sehr anschaulich und jeder-zeit nachvollziehbar, so dass wir hier einen gelungenenTagungsausklang erlebten.

NICOLE FILUSCH, ERNST VÖPEL

Page 9: NEUE GRUPPE NEWS - Heft 31 - Frühjahr 2008

Vor der traumhaften Kulisse der schneebedeckten Alpen, fandam 18./19. Januar im nahezu frühlingshaften Genf, ein beein-druckender Kurs in den Praxisräumen von Dr. Didier Dietschiund Partnern im Geneva Smile Center statt. Die Exzellenz in der adhäsiven und ästhetischen Zahnmedizin,dargelegt an Hand praktischer Übungen mit begleitenden Vor-trägen, war das Thema dieser Fortbildung. Den anteriorenRestaurationen galt dementsprechend die größte Aufmerk-samkeit.

Nach einer theoretischen Einführung bestand die erste Her-ausforderung im Modellieren eines Veneers. Um dabei dieForm der Zähne gut beurteilen zu können, sollte, wenn mög-lich, auf das Anlegen eines Kofferdams verzichtet werden.Retraktionsfäden ermöglichen eine bessere Darstellung derPräparationsgrenzen und halten die Sulkusflüssigkeit zurück.Nach der Präparation des Veneers („Composit Preparationand Finishing Kit“ der Fa. „Diatech“, selected by Dr. DidierDietschi) erfolgt die Auswahl des passenden Dentin- undSchmelztons. Verwendet wurden die von Coltene Whaledentund Dr. Didier Dietschi entwickelten Kompositfarben. Matrit-zen verhindern die Verletzung der Nachbarzähne beim Ätzenund unterstützen die Formgebung. Der Primer wird nur auf diezervikalen Bereiche und die inzisalen Palatinalflächen aufge-tragen und verblasen. Der Bonder wird auf der gesamten Prä-paration aufgetragen und für 20-30 Sekunden lichtgehärtet.Der Aufbau des Veneers beginnt mit einem Dentin-Inkrementim zervikalen Bereich, das mit einer „Mikrobrush“ an die Prä-parationsgrenze adaptiert wird. Als nächstes sollte die Inzisal-kante mit Dentin aufgebaut werden um das Licht zu blocken.Zum Schluß wird die Bukkalfläche mit Schmelz aufgefüllt unddem Zahn die endgültige Form gegeben. Auf das Modellieren

NEUE GRUPPE NEWS / Heft 31 / Frühjahr 2008 9Kursberichte

Composite: State of the Art18./19.01.08: Reise nach Genf ins Geneva Smile Center zu Didier Dietschi

von Texturen sollte hier verzichtet werden, dies geschieht spä-ter mit rotierenden Instrumenten. Beim „Finishing & Polishing“ wird dem Zahn seine individuelleForm und Beschaffenheit verliehen. Es ist der wichtigste Schrittbei der Formgebung eines Zahnes in der Front und sollte erstbei den mittleren, dann bei den seitlichen Inzisivi erfolgen. Nach dem Entfernen der Matrizen werden die approximalenFlächen mit einer Polierscheibe bearbeitet. Dabei muß daraufgeachtet werden, dass die Originalform des Zahnes beibehal-ten wird. Der gingivale Rand wird mit einem feinen flammen-förmigen Diamanten geformt und Überschüsse entfernt.Das bukkale Profil und die Übergänge werden ebenfalls mitdem Polierscheiben bearbeitet. Um die Kontrolle über dasabtragende Material zu behalten, sollte die Scheibe nur lang-sam rotieren. Die Nachbearbeitung (auch inzisal) erfolgt miteinem 40 µm feinen Diamanten.Abschließend wird das Profil des Zahnes mit dem Spiegel kon-trolliert und gegebenenfalls korrigiert.Durch zwei vertikale Vertiefungen (mesial und distal) und dashorizontale Glätten der Bukkalfläche mit einem feinen flam-menförmigen Diamanten, wird dem Zahn „der letzte Schliff“verliehen.Abschließend werden die Zähne mit der „Occlubrush“ (z.B. Fa.Hawe Neos-Kerr) poliert und die Fäden und Bonderreste ent-fernt.

Bei Klasse IV Restaurationen ist das Vorgehen ein weniganders. Nachdem die Farbe des Schmelzes und Dentinsbestimmt wurde, erstellt man zunächst frei Hand ein „Mock-up“. An Hand diesem wird die Länge der späteren Restaurati-on festgelegt und ein Silikonschlüssel gegen die palatinalenund inzisalen Flächen angefertigt.

Anterior composite restaurations: ”Challenging ceramic restaurations with the natural layering concept”

Posterior composite restaurations: “Achieving unsurpassed aesthetics and function with direct bonding in posterior teeth”

VON FRIEDERIKE MENN, KIEL

Page 10: NEUE GRUPPE NEWS - Heft 31 - Frühjahr 2008

Vorhandene alte Restaurationen werden mit einem Diamantenmit Wasserkühlung entfernt. Die Bereiche des Restaurations-randes sollten ohne Wasserkühlung entfernt werden, um dieÜbergänge zum natürlichen Zahn besser erkennen und sosubstanzschonend wie möglich präparieren zu können.Der Bevel wird mit einem feinen Diamanten angelegt und soll-te nach Möglichkeit eine Breite von 1-1,5 mm und einen Win-kel von maximal 45° haben. Die Approximalflächen werden miteinem diamantierten Metallstreifen gesäubert.Vor dem Ätzen, Primern und Bonden wird der Silikonschlüsselnochmals auf perfekten Sitz überprüft und Matrizen zumSeparieren der Zähne angelegt.Das „Build-up“ umfasst vier Inkremente:1. Ein Schmelz-Inkrement wird lingual mit Hilfe von Silikon-

schlüssel, Handinstrumenten und „Mikrobrush“ adaptiertund so eine linguale Schale erstellt. Nach dieser richtetsich der weitere Aufbau des Zahnes. Aus diesem Grundist es auch besonders wichtig die Dicke dieses erstenInkrementes zu kontrollieren. Nach dem ersten Lichthärtenwird die Matrize und der Silikonschlüssel entfernt undnochmals lichtgehärtet.

2. Als nächstes folgt ein Dentin-Inkrement, welches nichtganz bis an die inzisale Kante der lingualen Schale reichensollte. Nach belieben können Marmellons eingearbeitetwerden. Nach dem Lichthärten wird der Raum zwischenDentin-Inkrement und lingualer Schale mit etwas „Blue-Effect-Material“ aufgefüllt, welches der Restaurationdurch die Transluzenz des Materials einen natürlichenEffekt verleiht.

3. Mit dem dritten Inkrement werden die mesialen und dista-len Bereiche mit Schmelz aufgebaut. Gegebenenfalls kannnoch Effektmaterial (z.B. White Effect) eingearbeitetwerden.

4. Durch das Einarbeiten der Marmellons ist Platz für dasletzte Schmelz-Inkrement geschaffen worden, welcheszentral auf die Bukkalfläche aufgetragen wird.

Das Abschließende „ Finishing & Polishing“ sollte, wie bei denVeneers beschrieben, erfolgen. Mit den Polierscheiben werdenvon distal nach mesial die Innenkanten und das Profil ausge-arbeitet und anschließend mit Diamanten die horizontale undvertikale Textur geformt. Zum Schluss sollte die Restaurationnoch einmal mit Bonder benetzt werden um die Poren zu ver-schließen.

Bei posterioren Restaurationen sollte dem Modellieren mehrZeit und Aufmerksamkeit geschenkt werden als dem „Finis-hing & Polishing“. Die Matrize sollte spaltfrei mit einem Keiladaptiert und die Kavität wie gewohnt vorbehandelt werden.Das erste Schmelz-Inkrement dient dem Aufbau der Randlei-ste. Zur Orientierung dient die Randleiste des Nachbarzahnes.Erst dann wird der Dentinkern aufgebaut und die Kavität mitder letzten Schmelzschicht bedeckt. Zur optimalen Gestaltungdes Okklusionsreliefs sind die „Suter Kompositinstrumente“von Dr. Dietschi (Fa Adsystems) zu empfehlen. Das Ausarbei-ten der Restauration erfolgt mit Silikonpolierern und „Occlu-brush“.

Umrahmt wurde die Veranstaltung nicht nur von den Sehens-würdigkeiten der Stadt am Genfer See und ihrer Umgebung,sondern auch von einem gemeinsamen Abendessen der Kurs-teilnehmer; Begleiter/-innen und Referenten. Im angenehmenRahmen am Ufer des Genfer Sees, verwöhnt von den Köstlich-keiten der Küche, ergab sich reichlich Gelegenheit zu Gesprä-chen rund um das Kursthema und weit darüber hinaus.Die ausgedehnte Abendveranstaltung hinderte die Kursteil-nehmer jedoch nicht daran, pünktlich am nächsten Tag zumzweiten Teil dieses überaus spannenden und informativen Kur-ses zu erscheinen.Dem Referenten und den Organisatoren sei auf diesem Wegenoch einmal herzlich gedankt!

10 Kursberichte

Page 11: NEUE GRUPPE NEWS - Heft 31 - Frühjahr 2008

NEUE GRUPPE NEWS / Heft 31 / Frühjahr 2008 11Kursberichte

„Re-programm yourself“ ist der Slogan des Malo-Fortbil-dungsinstitutes, welches ein Teil des für dentale Verhältnissegigantischen Unternehmens bildet. In der Tat wird der Besucher der Klinik einer Art „Gehirn-wäsche“ unterzogen (Originalzitat Paulo Malo am ersten Kurs-tag). Das fängt beim Betrachten der beeindruckenden Dimen-sionen der Malo-Health-Group an. Wir stehen vor einem15stöckigen Bürogebäude mit ca. 700-800qm Grundfläche. Wir, das sind die Freunde Marcus Simon, Josef Diemer,Andreas Röhrle und Jürgen Bretthauer (und Jürgens KollegeJoachim Heiter aus seiner Gemeinschaftspraxis). Auf meineFrage, in welchem Stock sich die Klinik befindet, lächelte michder Hotelconcierge des nebenan gelegenen Mariott mitleids-voll an: “its the whole building!“ Laut Werbebroschüre arbeiten dort 350 Angestellte, in 8 OP-Räumen werden jährlich 6.000 Implantate gesetzt, 3.000davon mit Sofortbelastung, in 50 Behandlungszimmern finden7.000 Behandlungen (allgemeine Zahnmedizin) pro Monatstatt.Wir sollten uns im 13ten Stock melden. Erwartungsvoll durch-schritten wir die riesige Eingangshalle aus rotem Marmor undbegaben uns zu einem der vier Fahrstühle. Was bei uns dieRezeption und der Wartezimmerbereich ist, ist dort eben diegesamte 13te Etage. Platz ohne Ende, ultramodern und allessehr geschmackvoll: Verschiedene Wartelounges mit jederMenge Flat-Screens an den Wänden. Eine 50qm große Kinder-ecke mit Spielkonsolen, eine bewirtete Cafeteria mit Balkonund ein Internetcafe. Hinter dem leuchtenden Empfangstreseneine Glaswand hinter der – ähnlich einem Pressezentrum o.ä.– zehn Telefonistinnen mit Ihren Headsets an Bildschirmensitzen. In dieser Telefonzentrale werden wohl die übrigenMalo-Kliniken (Polen, Russland, China, zwei in Holland, zweiin Brasilien und zwei in USA) koordiniert. In vielen anderenLändern sind derzeit Kliniken in der Entstehung (Süd-Korea,

Marocco, Italien, Angola und in Japan). Genügend einge-schüchtert wurden wir dann von zwei netten jungen Mitarbei-tern empfangen, welche für die kommenden drei Tage aus-schließlich für uns zuständig waren. Nebenbei bemerkt: alleMalo-Mitarbeiter mit denen wir es zu tun hatten, waren stetssehr gut informiert, sehr freundlich, sehr offen und sprachensehr gut Englisch.In der siebten Etage wurden wir mit Malo-Shirts eingekleidetund bekamen unsere Unterlagen. Hier befinden sich Vortrags-und Seminarräume, ein Hands-On Kursraum und ein Merchan-dise-Shop. OP-Hauben und Shirts mit Malo-Aufdruck, Malo-Wein, Instrumente, Demo-Modelle, DVTs und vieles mehr.Wenn der Leser dieser Zeilen nun die Stirn in Falten legt, dannkann er unsere Gefühlslage nachempfinden.Anschließend wurden wir in die OP-Etage geleitet. Hier relati-vierte sich etwas unser erster Eindruck. Die OP Zimmer sindeher durchschnittlich. Normale, einfache zahnärztliche Be-handlungseinheiten, funktionelle Einrichtung, operiert wird imStehen, keine Lupen, keine Mikrochirurgie.Die Behandlungsplanung, die Behandlung, die Dokumentationund Nachsorge wirken allerdings sehr gut strukturiert undorganisiert. Alles läuft sehr schematisch und bestens vorberei-tet ab. Wir haben in den drei Tagen Klinikhospitation nur dieBehandlung totaler Kiefer verfolgen können. Das Schema liefimmer gleichermaßen ab: Zunächst wird in der Behandlungs-planung vor allem das Lippenbild und das Knochenvolumenbeurteilt (DVT obligatorisch). Ist beim breiten Lachen desPatienten Zahnfleisch sichtbar? Das Ausmaß des Gummy-Smile wird gemessen. Zweiter wichtiger Punkt ist die Beurtei-lung der Lippenfülle. Mit diesen Daten wird das Ausmaß der Knochenresektionbestimmt – ein ganz zentraler Punkt in der „All-on-four“Behandlung. Durch die Knochenresektion erhält man erstensein mindestens 5mm breites Kieferkammplateau, zweitens

Die NEUE GRUPPE besucht die Malo-Klinik in Lissabon, 18.-20. Februar 2008

3-Tages Kurs zum Thema „All-on-four“, die Versorgungdesolater oder zahnloser Kiefer mit nur vier Implantaten und Sofortbelastung mit einem totalen,festsitzenden Langzeitprovisorium

ANDREAS RÖHRLE, SCHWÄBISCH GMÜND

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wird dadurch der Übergang zwischen natürlicher Gingiva undrosa Kunststoff des Langzeitprovisoriums in den nicht sicht-baren Bereich unter die Lippe gelegt und drittens kann dieLippenfülle verbessert werden ohne ein problematischesRidge-Lap-Design. Die Versorgung wird All-on-four genannt,weil immer nur vier Implantate pro Kiefer eingesetzt werden.Die Implantatpositionen sind immer ähnlich: Im Bereich derzweiten Prämolaren sind die Implantate um 45° nach distalgeneigt um im OK den Sinus und im UK das Foramen menta-le zu umgehen. In der Region der seitlichen Inzisivi die beidenzentralen, geraden Implantate.

Nach Angabe der Mitarbeiter werden ca. 60% aller All-on-fourFälle am Tage der Implantation mit einem Langzeitprovisoriumversorgt. Bei ca. 5% aller Fälle findet das Nobel Guide-Verfah-ren Anwendung. D.h. es wird (fast) ohne Lappenbildung mitder Schablone implantiert. In diesen Fällen wird das Langzeit-provisorium schon vor der Implantation angefertigt. PauloMalo gibt zu, dass dies Provisorium eigentlich nie passt. Des-halb werden drei von vier Titanpfosten postoperativ nach demEinprobieren wieder aus dem Provisorium ausgeschliffen, neufixiert und im Labor wieder einpolymerisiert. In allen übrigenFällen wird großzügig aufgeklappt und ebenso großzügig derKieferkamm reseziert. Wenn beim Gummy-smile beispielswei-se 2-3mm Gingiva sichtbar war, wird der Kieferkamm um 6 –7mm abgetragen. Die Implantate werden mit einer konfektio-nierten Orientierungsschablone eingebracht und direkt mitAbutments versehen. Wesentlicher Punkt ist hier das Dreh-moment. Es wird immer unterdimensioniert aufbereitet (imOberkiefer oft nur mit einem 2mm Spiralbohrer für die 4mmNobel-Speedy-Implantate.) Um Kontrolle über das Drehmo-ment zu haben, beginnt Malo beim Eindrehen der Implantateimmer bei 30 Ncm. Wenn sich das Implantat bei 30 Ncm biszur Endposition eindrehen lässt, dann ist die Primärstabilität zuschwach. Es kann nicht sofort belastet werden. Wenn dieMaschine beim Eindrehen bei 30Ncm stoppt, das Implantataber noch nicht in Endposition ist, dann wird auf 50 Ncmerhöht. Falls das immer noch nicht reicht und es nur nochwenige Gewindegänge bis zur Endposition sind wird mit derHandratsche und „gefühlter“ Drehmomentkontrolle manuelleingedreht. Laut Malo sind 70 – 80 Ncm kein Problem. Druck-nekrosen welche die Osseointegration verhindern, wären indiesem Drehmomentbereich mit den Nobel Speedy Implanta-ten kein Problem. Mit einem Positionierungsschlüssel werdendie definitiven Abutments aufgeschraubt und mit Abdruck-pfosten versehen.

Nach dem Vernähen um die Abutments herum, werden dieAbdruckpfosten mit Vierkantdraht und Kunststoff verschlüs-selt. Es werden ein Sammelabdruck und eine erste Bißre-gistrierung genommen. Der Patient bleibt den ganzen Tag inder Klinik. Innerhalb der nächsten 5-6 Stunden wird einWachsregistrat, die Wachsaufstellung, Remontage und Abga-be des verschraubten Langzeitprovisoriums vorgenommen.Diese Erstversorgungen bestehen nur aus Kunststoff ohne

Metallverstärkung und gehen nur bis zum zweiten Prämolaren.Nach einem halben Jahr Tragezeit wird das Provisorium aus-getauscht. Im Unterkiefer immer in eine Kunststoffbrücke mitTitanbasis, mit Extensionen bis zum ersten Molaren. Im Ober-kiefer entweder wahlweise wie im Unterkiefer oder einer tech-nisch aufwändigeren Keramikarbeit mit Titan-Mesostruktur:also immer festsitzend. Fast überflüssig zu erwähnen, dass dieZahntechnik in mehreren Abteilungen unterteilt im Gebäudeintegriert ist und vom technischen Niveau durchaus unseremStandard entspricht.

Die Sofortbelastung mit dem All-on-four Konzept wird in Lis-sabon seit 8 Jahren im Unterkiefer und seit 6 Jahren im Ober-kiefer durchgeführt. Eigene Statistiken weisen eine durch-schnittliche Erfolgsrate von 99,86 % für den Unterkiefer und98,5 % für den Oberkiefer aus. Wenn man wie beschrieben,

12 Kursberichte

� Demo-Modell einer Supra-Konstruktion

„all on four“

� Post-operative Röntgenansicht einer klassischen

Malo-Versorgung

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NEUE GRUPPE NEWS / Heft 31 / Frühjahr 2008 13Kursberichte

� Die NEUE GRUPPE Delegation

v.l. Marcus Simon, Joachim Heiter, Jürgen Bretthauer,

Josef Diemer, Paolo Malo und Andreas Röhrle

ohne Augmentationen auf nur vier Implantaten und reduzier-tem zahntechnischen Aufwand versorgt, sind neben der hohenErfolgsrate natürlich die kurze Behandlungszeit und die niedri-geren Kosten für den Patienten ein großer Vorteil

Ein Fazit zu ziehen ist nicht einfach: Einerseits widersprichtdas Malo-Konzept in so vielen Punkten unseren Grundprin-zipien in der Implantologie (Implantatanzahl, Drehmoment,Knochenerhalt, Augmentationen, Einheilzeiten, Mikrochirurgie,Prothetikkonzepte), andererseits ist das Konzept, wie vorge-tragen, einleuchtend einfach und in sich logisch.

Für bestimmte Fälle wie z.B. Gummy-Smile mit desolaterRestbezahnung oder aber beim zahnlosen, atrophierten oderhohen und schmalen Kieferkamm, ist es jedoch eine interes-sante Behandlungsoption.

Nicht nur fachlich war Lissabon interessant. Die freundlichenMenschen, die schöne Stadt und nicht zuletzt die guten Fisch-restaurants machen die Reise dorthin lohnenswert.

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Am 29. Februar trafen wir uns in einem Kreis von ca. 25 Kolle-gen in der Freiburger Zahnklinik, um uns von den obengenannten Referenten in die Geheimnisse der computer-gesteuerten Navigation einweihen zu lassen.Zuerst wurde uns von den Herren Drs. Marquardt und Knaufdie drei bekanntesten Systeme Nobel Guide, Simplant undMed 3D vorgestellt und die Besonderheiten jedes Systemserläutert.Die Referenten ließen jederzeit Fragen zu und so entwickeltesich schnell eine lebhafte Diskussion, in der die Vorteile jedesSystems wie aber auch die Schwächen klar wurden. Die Kollegen Marquardt und Knauf erwiesen sich als ausge-sprochen kompetent und bewiesen große Erfahrung imUmgang mit einzelnen Systemen, verheimlichten aber auchdie Schwachstellen der Systeme nicht.Im zweiten Vortrag erläuterte Herr PD Schulze als Leiter Radio-logie der Zahnklinik Freiburg die radiologischen Grundlagen.Mit Temperament verstand es Herr Schulze, uns ein ehertrockenes Thema hervorragend darzustellen. Dabei drehtesich sein Vortrag um die digitale Volumentomographie versusComputertomographie. Er erklärte uns Voxel und Pixel und somanchem Kollegen, besonders dem Autor dieser Zeilen,rauchte sehr schnell der Kopf.Abends trafen wir uns zu einem gemeinsamen Abendessen,bei dem weiter mit den Referenten wie auch untereinandergefachsimpelt wurde.

Der 2. Tag war der Tag der PraxisEs begann mit einer Live-OP von 6 Implantaten im zahnlosenUnterkiefer mit Hilfe von Nobel Guide und der Eingliederungeines Provisoriums am gleichen Tag.In der Chirurgie zeigten sich die Schwächen bzw. die mög-lichen Ungenauigkeiten der Navigation bei geringer Knochen-breite. Bei einzelnen Implantaten zeigte die Planung am PC bereitsein limitiertes aber ausreichendes Knochenangebot. NachInsertion der Implantate ohne Lappenbildung, entschloss sichder Operateur aufzuklappen, um eine Kante am Alveolarfort-satz zu brechen, und es zeigte sich eine große knöcherneDehiszens vestibulär einzelner Implantate, die dann augmen-tiert wurden.Das Provisorium wurde aus guten Gründen nicht nachursprünglichem Nobel-Guide-Protokoll bereits im Vorfeld aufden sogenannten ‚Guided Abutments’ fertiggestellt. Vielmehrwurden die Abutments im Mund einpolymerisiert und ins LaborWörner zur Ausarbeitung geschickt. Die Eingliederung erfolgteam selben Tag abends.

Diese OP löste einigen Diskussionsbedarf, speziell zur Genau-igkeit der Planung, aus. Die Referenten erläuterten nochmalssehr kompetent, dass es immer eine Ungenauigkeit von ca.0,5-1mm gibt. Speziell bei limitiertem Knochenangebot ist esmanchmal erforderlich, nach Insertion der Implantate einenLappen zu bilden und eine GBR-Therapie durchzuführen.Im weiteren Verlauf des Tages bestand dank Unterstützung derIndustrie die Möglichkeit, mit den einzelnen Systemen zuüben, um sich so mit den unterschiedlichen Programmen ver-traut zu machen.Es folgten noch 2 weitere Live-OP´s, bei der die KollegenMarquardt und Knauf sowohl Mut wie auch großes chirurgi-sches Geschick bewiesen, da es sich hier nicht um einfacheStandardfälle handelte. Darin bestand aber auch ein großerVorteil für die Kursteilnehmer, denn bei sogenannten „ein-fachen“ Fällen ist der Lerneffekt sicherlich deutlich geringer.Herr Prof. Kohal stand am 2. Tag als Moderator bzw. advoca-tus diaboli während der Operationen und Diskussionen mitHumor und großem Sachverstand allen Kursteilnehmern zurSeite.

Die Herren Kollegen Marquardt und Knauf haben mit großemEinsatz und einem hohen Maß an Kompetenz eine sehr guteVeranstaltung für die Neue Gruppe organisiert und durch-geführt. Die prothetische Abteilung der Universität Freiburgbietet sich sicherlich für weitere Veranstaltungen aus meinerSicht an.Die Entscheidung, ob man ein Navigationsprogramm in seinerPraxis benötigt und falls ja welches, fällt nach diesem Kursusdem erfahrenen implantologisch tätigen Kollegen leichter.

ERNST VÖPEL, REMSCHEID

14 Kursberichte

Schienengeführte 3-D Navigation in der oralen ImplantologieDr. Pascal Marquardt, Dr. Marko Knauf, PD Dr. Dirk Schulze,Prof. Jörg Strub, ZTM Wolf Wörner

� Gruppenbild vor dem Klinikeingang: Ein ausgebuchter Kurs!

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NEUE GRUPPE NEWS / Heft 31 / Frühjahr 2008 15LAUDATIO Ernst Helmut Pruin

LAUDATIO

unserem Freund Ernst Helmut Pruin

zum 95. Geburtstag

Es ist einfach erstaunlich, wie Pruin aus einem Tag über 48Stunden herausholen kann, um neben einer sehr umfang-reichen Praxis Forschung zu betreiben, Erfindungen bis zurerfolgreichen Patentreife zu entwickeln (z. B. Dentomat u. a.),in vielen Kursen zu lehren, Lehrbücher zu schreiben, sich in derStandespolitik an verschiedenen verantwortlichen Stellen er-folgreich einzusetzen (u. a. als Kammerpräsident) und vielesmit Ideen und Durchsetzungskraft zu bewirken (zahnärztlichesAltersversorgungswerk, Helferinnenweiterbildung, Etablierungdes Faches Oralchirurgie).Bei seiner Lehrtätigkeit in seinen Kursen entwickelte sich auchder Kontakt zur NEUE GRUPPE über Günter Wunderling undCharlie Przetak, der zur Aufnahme 1975 führte. Selbst die, dieunseren Freund Ernst Helmut Pruin nur wenig kennen, konntenihn auf den ausgedehnten Neue Gruppe Tagungen und Festenals über neunzigjährigen frischen Evergreen beobachten, unddas lässt erahnen, dass er neben den vielen, vielen Ämternund Aufgaben auch Spaß und Freude erleben kann.Wir wünschen unserem Vorbild Ernst Helmut Pruin, dass erseine Gesundheit wiedererlangt und seinen kritisch wachenGeist bis in sein nächstes Jahrhundert behält.

Alles Gute und viel Glück! Deine Freunde der NEUE GRUPPE.

Sticht man eine Informationsquelle an, um einige Daten zueinem so erfolgreichen Berufs-leben, wie Herr Prof. Dr. Dr.Ernst Helmut Pruin es uns vorweist, zu ergattern, so hat mangleich mehrere Aktenordner voll Material zur Verfügung.Zu seiner Berufswahl gibt Ernst Helmut Pruin gleich selbereine Anekdote zum Besten: Die Begegnung mit einem ange-sehenen mit zehn Büchern bepackten Zahnarzt vor einerBuchhandlung ließ den Pennäler erahnen, dass Erkenntnis ausForschung von gesicherter Position aus zu erreichen wäre. Sohat dann Prof. Pruin sich die Zahnmedizin aus seinen Studienals Grundstein seines vielseitigen und erfolgreichen Werde-gangs gewählt. Die Grundsteinlegung musste durch Kriegs-einwirkungen wiederholt werden. Seine große Praxis war zer-bombt. Die von ihm aufgebaute Abteilung für Zahn-, Mund-und Kieferkrankheiten am Krankenhaus war demontiert. DasFundament seiner beruflichen Laufbahn wurde schon währenddes Krieges immer breiter und fester durch die Aufnahme desMedizinstudiums und durch Erfahrungen in der Chirurgie desKopfes an der Front und in Lazaretten. Eigene anatomischeForschungen und ein neugieriger Blick über alle Tellerränderhinweg waren die Basis seiner Pionierleistungen in der Implan-tologie.

DETHARD SUABEDISSEN, BREMEN

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16 NACHRUF Günter Klimberg

Nach langem mit großer Geduld ertragenem Leiden ist unserlieber Freund und Kollege Günter Klimberg gestorben. Günterstammt aus einer angesehenen Münsteraner Beamtenfamilie.Er war im besten Sinn des Wortes ein typischer Westfale, auf-recht, zuverlässig, großzügig und mit hintergründigem Humor.Er hatte eine verbindliche Art und ging offen auf die Menschenzu.Nach dem Abitur in Münster hat er von 1939 bis 1943 an derWestfälischen Wilhelmsuniversität Zahnheilkunde studiert.Anschließend wurde Günter 1943 zur Wehrmacht eingezogenund kam nach kurzer Ausbildung an der Ostfront zum Einsatz.Ende 1944 wurde Günter mit Verletzungen und Erfrierungen indas westfälische Lazarett Hemer eingeliefert. Dies hat ihmvermutlich das Leben gerettet. 1945 erhielt Günter die zahn-ärztliche Approbation und nahm anschließend unter schwierig-sten Bedingungen im Elternhaus seine berufliche Tätigkeit auf.1946 heiratet er Rita, die er während des gemeinsamenStudiums kennen gelernt hatte. In der Zwischenzeit hatte ereigene Praxisräume und die Zulassung zur Behandlung vonKassenpatienten, was damals für junge Kollegen keine Selbst-verständlichkeit war.1948 folgte die Promotion in Münster. Seine Praxis mit eige-nem Labor nahm in den folgenden Jahren einen großenAufschwung. Der Grund dafür war neben der Persönlichkeitvon Günter der überdurchschnittliche Drang zur Teilnahme anzahlreichen Fortbildungsmöglichkeiten.

Als ich 1963 an die zahnärztliche Klinik in Münster kam, lernteich Günter Klimberg kennen. Er war fast bei jeder Veranstal-tung der Westfälischen Gesellschaft sowie anderer wissen-schaftlich-zahnärztlicher Vereinigungen anwesend und dis-kutierte lebhaft mit den Experten. 1966 kamen wir beide zuFortbildungskursen nach Düsseldorf in die Praxis von CharlyPrzetak, dem Mitbegründer der NEUE GRUPPE. Der Kontakt mit dieser fachlich sehr anspruchsvollen Gesell-schaft war ein Wendepunkt in unserer beruflichen Tätigkeit.Hier wurde schon Ende der 60er Jahre moderne Parodontolo-gie und Gnathologie sowie später auch Endodontie undImplantologie vermittelt.Durch die NEUE GRUPPE konnten wir von den ersten undweltweit besten Kollegen und Lehrern der Zahnheilkunde dieneuesten Erkenntnisse der wissenschaftlichen und prakti-schen Zahnheilkunde kennen lernen. Es war ein regelrechterAufbruch in der wissenschaftlichen und praktischen Zahnheil-kunde.1967 wurde Günter in die NEUE GRUPPE aufgenommen.1969 haben wir unsere erste gemeinsame Reise in die USAangetreten, wo wir an einem internationalen Zahnärzte-kongress teilnahmen und zahlreiche prominente Praxen inNew York und Boston besuchen konnten.In der Zwischenzeit hatten wir in Münster auch eine kleineFortbildungsgruppe mit Heinz Erpenstein, Peter Diedrich,

jungen Kollegen ausder Zahnklinik und nichtzuletzt auch GüntersSohn Uli, der 1971 dieApprobation erhieltund 1973 promovierte.Nach einem vollenArbeitstag in der Praxisoder der Klinik trafenwir uns regelmäßig inGünters Labor zur Dis-kussion über unsereneuesten Erkenntnisse aus dem letzten Fortbildungskurs oderzum Einartikulieren, Übertragungsbogen anlegen und Herstel-lung von Zentrikregistraten nach Lauritzen. Diese Registratewurden so lange genommen, bis am Splitcast kein Spalt mehrzu sehen war. Auch andere Probleme der Zahnheilkunde wur-den oft bis in die späte Nacht hinein diskutiert.

Unsere familiären Kontakte waren in dieser Zeit recht intensiv.Wir machten gemeinsame Spaziergänge in der Umgebung vonMünster und waren auch mehrmals zusammen beim Schi-laufen in Südtirol. Dort haben wir abends über den Plänen zumNeubau von Günters Praxis gesessen und diskutiert.Günter war auch ein passionierter Jäger. Für uns als Laien wardie Teilnahme an einer Treibjagd ein besonderes Erlebnis, dasmit einem geselligen Abend endete.1970 ist Günters Frau Rita nach langer schwerer Krankheitgestorben. Günter stürzte sich in dieser Zeit in seine beruflicheArbeit, und er plante und baute eine neue große Praxis. Es warwahrscheinlich die größte Praxis in Münster mit 3 Behandlern,6 Sprechzimmern und allen notwendigen zusätzlichen Räu-men, einschließlich eines großen Labors.1976 haben Günter und Hilde geheiratet. Beide haben noch-mals ein gemeinsames Glück gefunden. Nach kurzer Zeit hatHilde auch die Herzen der Kinder von Günter erobert. Hildewar nicht nur eine liebevolle Partnerin, sondern auch einegroße Stütze für Günter in seinen letzten Lebensjahren.Nach der endgültigen Praxisaufgabe 1991 hatte Günter mehrZeit für sein Hobby Töpferarbeiten. Er fertigte wunderschöneGefäße und Figuren in allen Größen an, die zum Teil seinengroßen Garten heute noch schmücken.Die letzten Jahre waren zum Teil erheblich von Krankheitgezeichnet. Doch Günter behielt seinen Humor. Zu seinem85sten Geburtstag hat Hilde für Günter ein schönes Festarrangiert, das uns allen noch in guter Erinnerung ist.Lieber Günter, Du warst ein treu sorgender Vater, ein liebe-voller Ehemann und ein guter zuverlässiger Freund.Wir werden Dich sehr vermissen und Dich in unseremGedächtnis behalten.

RALF MUTSCHELKNAUSS

NACHRUF auf Günter Klimberg

*06.06.1921 †12.10.2007

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NEUE GRUPPE NEWS / Heft 31 / Frühjahr 2008 17NACHRUF Günter Staehle

Am 19. März 2008 ist unser Freund, Günter Staehle, im Altervon 87 Jahren verstorben. Er war mir persönlich und vielen vonuns ein ganz besonderer Freund. Als Zahnarzt war er derschwäbische Tüftler schlechthin. Wer ihn in Vorträgen undKursen erlebte, wird mit mir die volle Bewunderung und Hoch-achtung für seine Person und sein Tun teilen.

Eigentlich wollte er gar kein Zahnarzt werden. Er war mit Leiden-schaft der Musik und seiner Geige verbunden. Nach demAbitur im Jahr 1939 studierte er an der Stuttgarter Musikhoch-schule Musik im Hauptfach Geige, wurde dann aber im Verlaufdes Zweiten Weltkriegs als Soldat zur damaligen DeutschenWehrmacht eingezogen. Ab Ende 1942 wurde er an derberüchtigten „Ostfront“ eingesetzt und dort mehrfach verwun-det. Von seinem Jahrgang (1921) sind nicht viele aus demKrieg zurückgekehrt. Nach dem Zusammenbruch gelang esihm, sich auf abenteuerlichen Wegen bis in seine schwäbischeHeimat durchzuschlagen und so der Kriegsgefangenschaft zuentgehen.

In der Nachkriegszeit sah er aufgrund seiner erlittenen Verwun-dungen keine Chance mehr für den Beruf eines Geigers. Erentschloss sich deshalb, den Beruf seines Schwiegervaters zu

ergreifen und begann 1946 in Tübingen das Zahnmedizinstu-dium, das er 1949 abschloss. Im gleichen Jahr promovierte erzum Dr. med. dent. über ein Thema zur Remineralisation desZahnschmelzes. Von 1949 bis 1950 war er an der Kieferchirur-gie des Stuttgarter Katharinenhospitals, das wegen Zerstörungvon Stuttgart nach Stetten im Remstal verlagert worden war,unter der Leitung von U. Rheinwald tätig. 1951 gründete er inBöblingen eine eigene Zahnarztpraxis, die er mit kurzer Unter-brechung als erster Leiter des Zahnmedizinischen Fortbildung-zentrums Stuttgart (im Jahr 1976) bis 1986 führte.

Er bemühte sich von Anfang an, Zahnheilkunde auf höchstemQualitätsniveau auszuüben. Ein Beispiel dafür: Bereits 1949fräste er Zylinderteleskopkronen mit Hilfe einer kleinen Dreh-bank, die er aus einer zerbombten Fabrik ausgebaut hatte. Erhat etliche neue Verfahren entwickelt und dabei zahlreichePatente erworben, unter anderem im Bereich der Abform-technik und der Herstellung von Provisorien.Einige bemerkenswerte Entwicklungen in der Zahnmedizingehen auf ihn zurück wie z. B. eine Absauganlage am Behand-lungsstuhl, die er mit Hilfe eines Staubsaugers konstruierteund mit der Firma Dürr in Bietigheim zur Industriereife brachte.

Im Rahmen seiner Fortbildungsbemühungen stieß er zur NEUEGRUPPE und hat u. a. alle Kurse von Arne Lauritzen, mit demer sich später eng befreundete, mit Bravour durchlaufen. Neben seiner intensiven Praxistätigkeit veröffentlichte er eini-ge wegweisende Fachartikel und hielt unzählige Vorträge undKurse, die von der Kollegenschaft sehr gut aufgenommenwurden. Ihm wurden zahlreiche Ehrungen zuteil, unter anderem erhielter 1970 das Bundesverdienstkreuz und im gleichen Jahr denGrand Prix de Journées Internationales du film Dentaire. ImJahr 1974 wurde er in die Neue Gruppe aufgenommen. 1979wurde ihm die Ehrennadel der Deutschen Zahnärzteschaft,1981 der Jahresbestpreis der DGZMK verliehen. In den folgen-den Jahren wurde er Ehrenmitglied etlicher Vereinigungen,unter anderem der International Academy of Gnathology.

Von Anfang an war er beim Aufbau der Akademie Praxis undWissenschaft durch Günther Wunderling als Lehrer tätig. Alssolchen lernte ich ihn im Rahmen des Grundkurses kennenund schätzen. Ich bewunderte stets seine Handfertigkeit undsein überdurchschnittliches menschliches und fachlichesEngagement für seine Patienten und Kursteilnehmer. Es ent-stand eine enge Freundschaft mit ihm. So sah er in mir seinendentalen Adoptivsohn und versuchte, an mich sein ganzesdentales Wissen und Können weiter zu geben.Neben Bob Lee war er der Zahnarzt, der mich am meisten inmeiner Karriere gefördert hat, wofür ich ihm immer besondersdankbar war und sein werde. Bis 1986 haben wir im Rahmender APW und anderen Institutionen gemeinsam Kurse gege-

NACHRUF Günter Staehle

*24.05.1921 †19.03.2008

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ben. Nach dem Verkauf seiner Praxis besuchte er mich alle vierWochen in meiner Praxis in Wangen und führte erfolgreichkieferorthopädische Behandlungen bei Erwachsenen durch.Während der gemeinsamen Abende am Kamin führten wir lei-denschaftliche politische und geschichtliche Gespräche,wobei er mir als Zeitzeuge seine Zeit näher bringen konnte. Ichwar tief beeindruckt von seinem historischen und literarischenWissen.Und er begann wieder zu geigen; unvergessen ist sein Konzertmit Professor Alex Motsch und drei weiteren Kollegen im Rah-men der Jahrestagung der Neuen Gruppe in Neuß 1989: dasForellenquintett von Schubert. Darüber hinaus erfand er denextraoralen Funktionsabdruck, ein Abformverfahren für indivi-duelle Kinnauflagen bei Geigen.

In seinen letzten aktiven Jahren wurde er zu einem der bestenRestauratoren für historisches Porzellan: Auftragslage zweiJahre im Voraus. Er arbeitete mit einer Porzellanmalerinzusammen und ließ sich Kompositmaterialien in den Farbenvon Meißner Porzellan und anderen einfärben. Er ersetzte feh-lende Stücke, schiente und befestigte Bruchstücke mit Wur-zelstiften, Schrauben und Glasfasern. Nach Abschluss derRestauration wollte man schwören, das Stück habe niegefehlt.

Zusammen mit seiner Frau Regina zog er drei Söhne groß, dieerfolgreich beruflich Karriere machten. Volker, der älteste, inder Forstwirtschaft, Michael als Professor für Cello in den USAund der jüngste ist der uns wohl bekannte Professor HansJörg Staehle in Heidelberg. Nach dem Tod seiner Frau ver-brachte er seinen Ruhestand in Pflege zu Hause. Nach kurzerKrankheit ist er friedlich entschlafen. Wir werden ihn alsbedeutende Persönlichkeit und guten Freund in stetigerErinnerung behalten.

WOLFRAM BÜCKING, WANGEN, 29. MÄRZ 2008

18 NACHRUF Günter Staehle

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FREITAG, 12. SEPTEMBER 2008

DR. WOLFRAM BÜCKING: Einführung in das Tagungsthema durchden Präsidenten – Das stomatognathe System

DR. HARRY LUNDEEN: Die Biomechanik des Kauens

DR. CARL WIRTH (Gainesville; USA): „The Gnathic Replicator“

HEINZ MACK (München): Axiographie

DR. WERNER FISCHER et al (Braunschweig): Die Biomechanik desKauens – LIVE Demonstration der Kauvorgänge und Darstellung in 3D

PROF. DR. STEPHAN KOPP et al (Frankfurt a.M.): Ästhetik undFunktion des menschlichen Körpers CMD Diagnostik und Therapie

PROF. DR. STEPHAN KOPP, PROF. DR. DR. ROBERT SADER (Frankfurt a.M.): Ästhetik und Funktion des Gesichts. Kieferorthopädie, orthognatischeKieferchirurgie und ästhetische Gesichtsveränderungen

PROF. DR. ALEXANDER GUTOWSKI (Schwäbisch Gmünd): Das zentrische Registrat – Video-Demonstration am Patienten

DR. WOLF-DIETER SEEHER (München): Selektives Einschleifen undfunktionelle Prophylaxe – LIVE Demonstration am Patienten

DONNERSTAG, 11. SEPTEMBER 2008

– CEREC-Workshop (Sirona) DR. ALESSANDRO DEVIGUS– Nobel Biocare-Workshop DR. ROBERT NÖLKEN– SAM-Workshop ZA HEINZ MACK

SAMSTAG, 13. SEPTEMBER 2008

PROF. CLAUDE RUFENACHT (Genf /CH),PROF. DANIEL EDELHOF (München): Ästhetik und Funktion der Frontzähne

ZTM JÖRG STUCK (Essen): Ästhetik und Phonetik – LIVE Demonstration am Patienten

PROF. KUBEIN-MEESENBURG (Göttingen) et al: Ästhetik undFunktion der Frontzähne – wissenschaftlliche Grundlagen – Praxisdes CCF-Systems – LIVE Demonstration am Patienten

DR. ULRICH GAA (Schorndorf), THERESIA ASSELMEYER (Hannover), DR. JOSEF DIEMER (Meckenbeuren): Eingliederung einer zentrischen Schiene mit anteriorer Führung –Rekonstruktionen – Patientenvorstellung

ZTM STEFAN SCHUNKE (Fürth): Ästhetik und Funktion derSeitenzähne. Das biomechanische Aufwachskonzept nach Polz

WOLFGANG BOER (Euskirchen): Ästhetik und Funktion derSeitenzahnfüllung – LIVE Demonstration am Patienten

DR. DR. DIETER EDINGER (Hamburg): FGP-Stereographie inder Kaufläche – LIVE Demonstration am Patienten. Visualisierungmit dem ROSY-System

DR. ALESSANDRO DEVIGUS et al (Bülach/CH): ÄsthetischeRekonstruktion der Seitenzähne mit dem CEREC System in FGP.Demonstration am Patienten

42. Jahrestagung derNEUE GRUPPE

Bregenz 200812. bis 13. September

...eine Dentalshow besonderer Art.

ÄSTHETIKBRAUCHTFUNKTION

INFO & ANMELDUNG: www.neue-gruppe.comQuintessenz Verlag / Kongress-ServiceIfenpfad 2-4 · D-12107 Berlin · Telefon: 0049(0)30 - 76180-624

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Impressum

Copyright 2008 NEUE GRUPPE Journal. Herausgeber: NEUE GRUPPE, wissenschaftliche Vereinigungvon Zahnärzten.Redaktionelle Leitung: Dr. Udo EngelDas NEUE GRUPPE Journal umfasst zwei Ausgaben pro Jahr.Das Journal und alle in ihm enthaltenen Beiträge sind urheber-rechtlich geschützt.

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