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Aus der Abteilung für Neurophysiologie Leiter: Prof. Dr. Ulf Eysel Ruhr-Universität Bochum Neuroanatomische Untersuchungen zur Immunhistochemie und den Verschaltungsmustern des Nucleus subpraetectalis im visuellen System der Taube (Columba livia) Inaugural – Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin einer Hohen Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum vorgelegt von Marion Pilar Helene Theiß, geb. Meller aus Göttingen 2001

Neuroanatomische Untersuchungen zur Immunhistochemie und ... · Aus der Abteilung für Neurophysiologie Leiter: Prof. Dr. Ulf Eysel Ruhr-Universität Bochum Neuroanatomische Untersuchungen

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Aus der Abteilung für Neurophysiologie

Leiter: Prof. Dr. Ulf Eysel

Ruhr-Universität Bochum

Neuroanatomische Untersuchungen zur

Immunhistochemie und den Verschaltungsmustern des

Nucleus subpraetectalis im visuellen System der Taube

(Columba livia)

Inaugural – Dissertation zur

Erlangung des Doktorgrades der Medizin

einer

Hohen Medizinischen Fakultät

der Ruhr-Universität Bochum

vorgelegt von

Marion Pilar Helene Theiß, geb. Meller aus Göttingen

2001

Dekan: Prof. Dr. med. Gert Muhr

Referent: Prof. Dr. med. Ulf Eysel

Korreferent: Prof. Dr. med. Walter Gehlen

Tag der mündlichen Prüfung: 07.02.2002

Inhaltsverzeichnis 2

1 EINLEITUNG 7

1.1 Fragestellung 8

1.2 Das visuelle System der Taube 9 1.2.1 Retina 10

1.2.1.1 Retinale Projektionen 11 1.2.2 Thalamofugales System 12 1.2.3 Tectofugales System 12

1.2.3.1 Tectum opticum 12 1.2.3.1 Nucleus rotundus 15

1.2.4 Praetectale Kerne 18 1.2.4.1 Nucleus subpraetectalis und Nucleus interstitio-praetecto-subpraetectalis 18 1.2.4.2 Konnektivitäten der praetectalen Kerne 18 1.2.4.3 Biochemische Charakterisierung der praetectalen Kerne 20 1.2.4.4 Mögliche Funktionen der praetectalen Kerne 22

1.3 Grundlagen der visuellen Systeme von Vögeln und Säugern 23

1.4 Neuronale Elemente der Signalübertragung 25 1.4.1 Ionotrophe Glutamat-Rezeptoren 26 1.4.2 Ionotrophe GABA-Rezeptoren 27 1.4.3 Glutamatdecarboxylase 28 1.4.4 Parvalbumin 28

1.5 Zielsetzung der Arbeit 29

2 MATERIAL UND METHODEN 30

2.1 Material 30

2.2 Tracing 30

2.3 Tracer 30 2.3.1 BDA 31 2.3.2 CtB 31

2.4 Tracingverfahren 31

2.5 Überlebenszeiten 32

2.6 Perfusion 32

2.7 Postfixieren 32

2.8 Schneiden der Gehirne 33

2.9 Darstellung von BDA 33

2.10 Darstellung von CtB 33

2.11 Auswertung 34

2.12 Immunhistochemie 34

2.13 Allgemeine Antikörperherstellung 34

Inhaltsverzeichnis

3

2.14 Eingesetzte Antikörper 35 2.14.1 Anti-Glutamatdecarboxylase 35 2.14.2 Anti-GABAA-Rezeptor (? -Untereinheit) 36 2.14.3 Anti-AMPA-Rezeptoren 36 2.14.4 Anti-Parvalbumin 36

2.15 Sekundäre Antikörper 36

2.16 Die Gewebeaufbereitung 37 2.16.1 Die Perfusion 37 2.16.2 Postfixieren 37 2.16.3 Gefrierschutz 38

2.17 Gewebebehandlungen - Immunreaktionen 38

2.18 ABC-Reaktion 39

2.19 DAB-Reaktion 39

2.20 Kontrollen 40

2.21 Färbung mit Kresylviolett 40

2.22 Eindeckeln 40

2.23 Auswertung 41 2.23.1 Qualitative Auswertungen 41 2.23.2 Quantitative Auswertungen 41

3 ERGEBNISSE 42

3.1 Tracing 42 3.1.1 BDA 45 3.1.2 CtB 56

3.2 Immunhistochemie 65 3.2.1 Kontrollexperimente 65 3.2.2 Qualitative Auswertung 65 3.2.3 Quantitative Auswertung 72

3.2.3.1 Quantitative Auswertung im Nucleus subpraetectalis 72 3.2.3.2 Quantitative Auswertung im Nucleus interstitio-praetecto-subpraetectalis 77

4 METHODENDISKUSSION 78

4.1 Injektionen von BDA und CtB 78

4.2 Immunhistochemie 79

5 VERSCHALTUNGSMUSTER DES NUCLEUS SUBPRAETECTALIS 81

5.1 Tectum opticum-Nucleus subpraetectalis 83

5.2 Nucleus subpraetectalis – Nucleus rotundus 84

5.3 Nucleus subpraetectalis-Nucleus triangularis 85

5.4 Nucleus subpraetectalis - Nucleus praetectalis 85

Inhaltsverzeichnis

4

6 BIOCHEMISCHE ORGANISATION DES SP/IPS-KOMPLEXES 86

7 INTEGRATION DES SP/IPS-KOMPLEXES IN DAS TECTOFUGALE SYSTEM 88

8 MÖGLICHE MECHANISMEN EINER PARALLELEN INFORMATIONSVERARBEITUNG 94

9 ZUSAMMENFASSUNG 96

10 LITERATURVERZEICHNIS 99

Abkürzungen

5

Abkürzungen AMPA ? -Amino-3-hydroxy-5-methyl-isoxazole-4-propriosäure

ÄnS Äußere nukleäre Schicht

ÄpS Äußere plexiforme Schicht

BDA Biotin-Dextran-Amin

CO Kohlenmonoxyd

CtB ? -Untereinheit des Choleratoxin

DAB-Reaktion Diaminobenzidin-Reaktion

DMSO Dimethylsulfoxid

GABA ? -Aminobuttersäure

GAD Glutamatdecarboxylase

Gld Nucleus geniculatus lateralis pars doralis

Glu R Glutamatrezeptor

GzS Ganglienzellschicht

H2O2 Wasserstoffperoxid

HRP horseradish peroxidase

IHC Immunhistochemie

Imc Nucleus isthmi, pars magnocellularis

InS Innere nukleäre Schicht

IpS Innere plexiforme Schicht

IPS Nucleus interstitio-praetecto-subpraetectalis

NMDA N-methyl-D-aspartat

NO Stickoxid

nPV Nucleus posteroventralis thalami (Kuhlenbeck)

nTT Nucleus tectothalamicus

Ov Nucleus ovoidalis

pAK Primärer Antikörper

PBS Phosphatpuffer

PT Nucleus praetectalis

PV Parvalbumin

RT Nucleus rotundus

Ru Nucleus ruber

SAC Stratum album centrale

sAK Sekundärer Antikörper

Abkürzungen

6

SGC Stratum griseum centrale

SGF Stratum griseum et fibrosum superficiale

SOp Stratum opticum

SP Nucleus subpraetectalis

SpL Nucleus spiriformis lateralis

T Nucleus triangularis

TO Tectum opticum

TrO Tractus opticus

TT Tractus tectothalamicus

V Ventrikel

Einleitung

7

1 Einleitung

Für Individuen, die aktiv mit ihrer Umgebung im Dialog stehen, sind Kenntnisse

über die Umgebung von höchster Bedeutung. Spezielle sensorische Systeme

nehmen bei den sich aktiv bewegenden Organismen Informationen aus der

Umwelt auf, welche anschließend mittels einer übergeordneten Steuereinheit

verarbeitet und in angemessener Weise beantwortet werden können. Die

Evolution der Organismen auf der Erde trieb die Entwicklung der zunächst

einfachen sensorischen Systeme immer weiter an, wobei auch die übergeordnete

Steuereinheit als Integrationsstelle dieser Informationen stetig weiterentwickelt

wurde. In der Gegenwart erreichten die phylogenetisch jungen Klassen der Vögel

und Säuger eine hohe Komplexität verschiedener sensorischer Systeme, zum

Beispiel des auditiven und visuellen Systems. Kennzeichnend für diese

verschiedenen Systeme, ist die selektive Perzeption und Verarbeitung einzelner

Stimuli der Umwelt, die über geeignete Rezeptoren aufgenommen und in

elektrische Signale umgewandelt werden, um anschließend vom Rezeptor in die

zentralen Bereiche der Steuereinheit geleitet zu werden. Als Steuereinheit fungiert

bei Vögeln und Säugern das zentrale Nervensystem, und für die integrative

Verarbeitung sensorischer Informationen als höchster Koordinationszentrum

insbesondere das Gehirn.

In den Neurowissenschaften Gegenstand intensiver Forschung ist das visuelle

System, welches mit seinen in der Retina des Auges gelegenen Rezeptoren

visuelle Informationen in elektrische Impulse umwandelt, die entlang

verschiedener Bahnen zu einzelnen Strukturen im Gehirn geleitet werden, um dort

ein Abbild der Umgebung zu erzeugen. Hierbei werden visuelle Stimuli gemäß

ihrer visuellen Information in unterschiedlichen Bahnen des Sehsystems

verarbeitet, wobei die Informationen bereits auf retinaler Ebene gefiltert und

aufgetrennt werden. Diese Filterung der Information ist ein Prozeß, bei dem

morphologische, elektrophysiologische und biochemische Eigenschaften der

beteiligten neuronalen Systeme den Informationsgehalt regulieren. So finden sich

in der Retina der Vertebraten Neuronen, die vornehmlich auf bewegte Stimuli

reagieren, während andere Neuronen Detailinformation der visuellen Szenerie

perzipieren. Desweiteren sind zum Beispiel bestimmte Photorezeptoren der

Retina, die Stäbchenzellen, selektiv erregbar durch Helligkeitsunterschiede,

Einleitung

8

wiederum andere Photorezeptoren, die Zapfenzellen, nehmen hingegen

Farbinformationen der Umwelt war.

Die Verarbeitung visueller Informationen in parallelen aufsteigenden Bahnen von

der Retina zu zentralen Kerngebieten des Gehirns legt die Vermutung nahe, daß

jede dieser Projektionen aus der Retina auch spezielle Funktionen bei der

Verarbeitung visueller Informationen erfüllt. Hierbei bestimmen vermutlich bereits

die Projektionen verschiedener retinaler Neuronen, die zum Beispiel

Bewegungsinformationen oder Detailinformationen der visuellen Umwelt

weiterleiten, den visuellen Informationsgehalt in den entsprechenden visuellen

Sehbahnen. Gleichwohl sind auch zwischen den aufsteigenden Sehbahnen

Verschaltungen bekannt, die eine wechselseitige Modulation zunächst distinkter

Informationen wahrscheinlich werden lassen.

1.1 Fragestellung

Das visuelle System der Vertebraten gehört im Nervensystem zu den bislang am

besten charakterisierten sensorischen System, wobei verschiedene zum visuellen

System gehörende Hirnstrukturen in ihrer Funktion erfaßt sind. Dennoch sind viele

Wege der Informationsfortleitung und Informationsverarbeitung innerhalb dieses

Sehsystems bei den Vertebraten auch gegenwärtig noch nicht komplex erfaßt.

Weitere Erkenntnisse über die Verarbeitung visueller Informationen können

morphologische und biochemische Untersuchungen der aufsteigenden

Sehbahnen, beziehungsweise der beteiligten neuronalen Strukturen liefern. Da die

Funktionen einzelner Abschnitte in einem sensorischen System durch die

morphologischen und biochemischen Möglichkeiten / Eigenschaften bestimmt

sind, lassen zum Beispiel Untersuchungen der Morphologie von Neuronen, der

Verknüpfungen einzelner Hirnstrukturen sowie der Verteilung von

Neurotransmittern in einzelnen Abschnitten des Gehirn Rückschlüsse auf die

Informationsverarbeitung in dem jeweiligen Bereich zu.

In der vorliegenden Arbeit werden anatomische und biochemische Eigenschaften

praetectaler Kerne untersucht, die möglicherweise an der visuellen

Informationsverarbeitung, bei der Taube Columba livia, beteiligt sind. Das visuelle

System der Taube kennzeichnet zwei aufsteigenden Bahnen, die tectofugale und

die thalamofugale Sehbahn, die mit dem genikulostriatalen beziehungsweise

extragenikulären System bei Säugern verglichen werden (Karten & Shimizu,

Einleitung

9

1989). Das in der vorliegenden Arbeit untersuchte Nucleus

subpraetectalis/Nucleus interstitio-praetecto-subpraetectalis-Komplex (SP/IPS-

Komplex) steht in enger anatomischer Lokalisation zum tectofugalen System. Eine

mögliche Funktion dieses Komplexes ist eine Modulation der tectofugalen

Informationsverarbeitung. Hierbei stellt sich die Frage in welchem Umfang das

tectofugale System modulatorische Einflüsse von anderen Systemen erhält. Um

die Hypothese zu unterstützen, daß der SP/IPS-Komplex einen anatomischen

Bezug zum tectofugalen System hat, wurden die Konnektivitäten des SP/IPS-

Komplexes durch Injektion von retrograden und anterograden Tracer in den

SP/IPS untersucht.

Im zweiten Teil der Arbeit wurden mögliche biochemische Signalwege des

SP/IPS-Komplexes untersucht, daß heißt mögliche intranukleäre

Informationsvermittlungen, sowie efferente Projektionen anhand des

Expressionsmusters inhibitorischer und exzitatorischer Neurotransmitter und

Rezeptortypen erfaßt.

Im Folgenden wird zunächst das visuelle System der Taube Columba livia

vorgestellt, mit einem Schwerpunkt auf dem asymmetrisch organisierten

tectofugalen System, bevor mögliche Funktionen der praetectalen Kerne skizziert

werden.

1.2 Das visuelle System der Taube

Die Taube ist eine visuell hochentwickelte Spezies (Emmerton, 1983). Visuelle

Informationsverarbeitung beginnt mit der Aufnahmen des Lichtreizes im Auge. Das

in der Linse und im Glaskörper gebrochene Licht wird in den Photorezeptoren der

Retina in ein elektrisches Spannungssignal umgewandelt, wodurch die visuelle

Information über diverse retinale Verschaltungen schließlich im Nervus opticus zu

weiteren neuronalen Strukturen geleitet wird. Bei der Taube sind insbesondere

Hirnstrukturen der beiden großen aufsteigenden Sehbahnen an visueller

Informationsverarbeitung beteiligt. Zum einen ist es das thalamofugale System,

dessen Ursprung der Nucleus geniculatus lateralis, pars dorsalis ist, welcher zum

visuellen Wulst im Vorderhirn projiziert, und zum anderen das tectofugale System,

mit den Projektionen vom Tectum opticum zum diencephalen Nucleus rotundus

und schließlich zum telencephalen Ectostriatum.

Einleitung

10

1.2.1 Retina

Die sechsschichtige Retina der Taube zeigt einen für Vertebraten typischen

Aufbau aus zellkörperreichen (nukleären) und zellkörperarmen (plexiformen)

Schichten. Bei der adulten Taube werden zwei plexiforme Schichten, eine innere

plexiforme (IpS) und eine äußere plexiforme (ÄpS) sowie drei nukleäre Schichten,

die sich in eine innere nukleäre (InS) und äußere nukleäre (ÄnS) und eine

Ganglienzellschicht (GzS) gliedern, unterschieden. Die Photorezeptoren befinden

sich in der ÄnS, während die Horizontalzellen, Amakrinzellen, die inter-plexiformen

Zellen und die Bipolarzellen in der InS lokalisiert sind. Die Ganglienzellen sind

perlschnurartig nebeneinander in der entsprechenden GzS angeordnet (Wässle &

Boycott, 1991).

In der ÄnS werden zwei Typen von Photorezeptoren unterschieden: erstens, die

für das Dämmerungssehen verantwortlichen Stäbchen, und zweitens, die für das

Farbensehen wichtigen Zapfen und Doppelzapfen (Morris, 1970; Mariani & Leure-

DuPree, 1978). Gemeinsam ist beiden Photorezeptortypen der Aufbau aus einem

inneren und einem äußeren Segment wobei das innere Segment in der ÄnS und

das äußere Segment in der ÄpS lokalisiert ist (Nalbach et al., 1993). Das innere

Segment dient der Energieversorgung, während das äußere Segment den

eintreffenden Lichtreiz in ein elektrisches Spannungssignal umwandelt. Das

elektrische Signal gelangt anschließend weiter über die Bipolarzellen zu den

Ganglienzellen, deren Axone als einzige die Retina verlassen und den Nervus

opticus bilden.

Die Retina der Taube wird unterteilt in ein rotes Feld im dorso-temporalen Bereich,

und ein gelbes Feld, welches die übrige Retina bestimmt. Die Namensgebung

dieser Felder beruht auf farbigen Öltropfen im inneren Segment der Zapfen (Bloch

& Maturana, 1971; Mariani & Leure-DuPree, 1978). Diese Öltropfen setzen sich

aus Lipiden und Karotinoiden zusammen, deren Konzentration die Farbe der

Photorezeptoren bestimmt (Varela et al., 1993). Galifret (1968) stellte fest, daß im

roten Feld der Retina rote und orangene Öltropfen überwiegen sowie im gelben

Feld gelbe und grüne Öltropfen. Die Aufgaben der Öltropfen sind einerseits eine

Filterfunktion zum Schutz der Retina vor UV-Strahlung (Emmerton, 1983), und

andererseits die Absorption des Lichtes eines speziellen Wellenlängenbereiches,

Einleitung

11

um eine maximale Aktivierung des jeweiligen Photorezeptors zu erreichen (Young

& Martin, 1984).

Im roten und gelben Feld der Retina können desweiteren Bereiche mit erhöhter

Ganglienzelldichte abgegrenzt werden, die als Area dorsalis im roten Feld, und als

Area centralis im gelben Feld bezeichnet werden (Bingelli & Paule, 1969; Hayes &

Holden, 1983). Mit diesen morphologischen Unterscheidungskriterien geht parallel

auch eine unterschiedliche visuelle Informationsverarbeitung einher. Im dorso-

temporal gelegenen roten Feld werden vornehmlich frontale, binokulare Reize

abgebildet, die das Erkennen von nahen Objekten ermöglichen (Bloch &

Martinoya, 1982; Uhlrich et al. 1982). Das gelbe Feld ist dagegen verantwortlich

für das laterale, monokulare Gesichtsfeld. Blough (1971) stellte in

Verhaltensexperimenten fest, daß die Fixierung weit entfernter Objekte mit der

Area centralis des gelben Feldes erfolgt. Hahmann und Güntürkün (1993) zeigten

darüber hinaus in anatomischen Untersuchungen und Verhaltensexperimenten,

daß eine maximale visuelle Auflösung in der Area centralis vorliegt.

Eine Besonderheit der Taubenretina ist die schon auf retinaler Ebene

stattfindende komplexe Reizverarbeitung, wobei in elektrophysiologischen

Untersuchungen die Neuronen auf Bewegung, Orientierung oder Helligkeit selektiv

reagierten (Maturana 1962; Maturana & Frenk 1963). Diese Form der

Reizverarbeitung findet man bei Säugern erst in nachgeschalteten Hirnarealen.

1.2.1.1 Retinale Projektionen

Der Nervus opticus der Taube besteht aus ca. 2,4 Millionen Axone, das heißt dem

2,5 fachen des Nervus opticus beim Menschen (Curcio & Allen 1990). Bei den

Tauben kreuzt der Sehnerv nahezu vollständig im Chiasma opticum (Cowan et al.

1961), mit nur geringen ipsilateralen Projektionen zum Nucleus of the Basal Optic

Root (nBor) (Güntürkün & Karten, 1991). Shimizu (1994) bestätigt diese Daten,

und demonstrierte weitere ipsilaterale Verbindungen zum thalamischen Nucleus

geniculatus lateralis pars ventralis, zu den beiden praetectalen Kernen Nucleus

praetectalis parvocellularis und magnocellularis, wie auch zum Nucleus lateralis

anterior. Letztere Projektionen wurden durch eine Arbeit von Remy und Güntürkün

(1991) bestätigt.

Der Großteil der retinalen Projektionen kreuzt im Chiasma opticum zur

kontralateralen Hirnhälfte, und erreicht dort den Nucleus geniculatus lateralis pars

Einleitung

12

ventralis, den Nucleus suprachiasmaticus, die Area praetectalis, den Nucleus

lentiformis mesencephali, den Nucleus of the Basal Optic Root, den Nucleus

geniculatus lateralis pars doralis (Gld) und das Tectum opticum. Der Nucleus

geniculatus lateralis pars dorsalis und das Tectum opticum bilden den

Ausgangspunkt für das thalamofugale und das tectofugale System, die beiden

großen aufsteigenden Sehbahnen der Taube.

1.2.2 Thalamofugales System

Das thalamofugale System stellt die Verbindung zwischen den Nucleus

geniculatus lateralis, pars dorsalis (Gld) und dem visuellen Wulst im

Telencephalon dar. Der visuelle Wulst erhält bilaterale Eingänge des Gld. Eine

vergleichbare visuelle Sehbahn bei Säugern stellt das genikulostriatäre System

dar, wobei hier der Nucleus geniculatus lateralis pars dorsalis auf den visuellen

Cortex projiziert (Karten & Shimizu, 1989).

1.2.3 Tectofugales System

Das tectofugale System bildet neben dem thalamofugalen System die weitere zum

Telencephalon aufsteigende Sehbahn, deren Ausgangspunkt das Tectum opticum

bildet. Das Tectum opticum projiziert bilateral zum diencephalen Nucleus rotundus

(Hellmann & Güntürkün, 1999), und dessen Efferenzen erreichen das ipsilaterale

telencephale Ectostriatum. Das tectofugale System der Vögel wird mit dem

extragenikulären System der Säuger verglichen, bei denen die Projektionen über

den mesencephalen Colliculus superior zum thalamischen Pulvinar, und von dort

letztendlich zum extrastriatalen Cortex gelangen (Karten & Shimizu, 1989).

1.1.1.1 Tectum opticum

Das Tectum opticum der Taube liegt im Mesencephalon. Zirka 75-95% der

retinalen Efferenzen kreuzen im Chiasma opticum und gelangen zum

kontralateralen Tectum opticum (Remy & Güntürkün, 1991). Die Morphologie des

Tectum opticum zeigt sich primär durch eine laminäre Strukturierung, die

abwechselnd aus nukleären und plexiformen Schichten besteht. Ramón y Cajal

(1911) unterteilte das Tectum opticum in fünfzehn Schichten, wobei die Schicht 1

Einleitung

13

pial lokalisiert ist und die Schicht 15 an den Seitenventrikel angrenzt. Weitere

morphologische Charakterisierung wurden durch die Definition verschiedener

Zelltypen (Hayes & Webster, 1975), Unterschiede in der dorso-ventralen

Schichtdicke des Tectum opticum (Hayes & Webster, 1985), und Kontraste in der

Zelldichte (Theiss et al., 1998) festgestellt.

Die retinale Innervation des Tectum opticum ist topographisch organisiert, und

terminiert in den superficialen Schichten 2 bis 7 (McGill et al., 1966; Crossland et

al., 1974; Clark & Whitteridge, 1976; Remy & Güntürkün, 1991). In diesen

retinorezipienten Schichten enthalten vor allem die Schichten 3, 5 und 7 retinale

Terminalien (Hayes & Webster, 1975; Angaut & Repérant, 1978; Acheson et al.,

1980).

Die Zelltypen in den superficialen Schichten sind die Horizontalzellen und

Radialzellen. Während die Horizontalzellen durch in den Schichten 4 und 5

gelegene Perikaria und parallel zur tectalen Oberfläche verlaufenden Dendriten

charakterisiert sind, liegen die Somata der Radialzellen auch in anderen

superficialen Schichten, und ihre Dendriten ziehen durch mehrere tectale

Schichten radial zur Oberfläche. Funktionell erhalten die Horizontalzellen direkten

retinalen Eingang, projizieren aber nicht aus dem Tectum opticum heraus (Van

Gehuchten, 1892), sondern fungieren als Interneuronen innerhalb dieser

mesencephalen Struktur. Die Funktion der in den superficialen tectalen Schichten

gelegenen Radialzellen ist vermutlich ähnlich, wobei aber Projektionen aus dem

Tectum opticum heraus nicht ausgeschlossen werden können.

In den mittleren Zellschichten des Tectum opticum, in den Schichten 8 bis 12, sind

Radialzellen und multipolare Neuronen lokalisiert (Van Gehuchten, 1892). Die

Dendriten dieser Nervenzellen steigen bis in die superficialen Schichten auf und

haben dort synaptischen Kontakt mit den retinalen Ganglienzell-Axonen oder den

Horizontalzellen (Van Gehuchten, 1892; Ramon y Cajal, 1911; Hardy et al., 1985).

Efferenzen der Radialzellen ziehen zum ventralen Thalamus und dem Nucleus

geniculatus lateralis pars dorsalis (Hunt & Künzle, 1976; Wild, 1989). Die

Efferenzen der multipolaren Neuronen gelangen vermutlich zu den praetectalen

Kernen.

In der tiefen tectalen Schicht 13 sind die großen multipolaren Neuronen lokalisiert,

welche mit ihren Efferenzen den Hauptanteil des Informationsausganges des

Tectum opticums bilden, und vor allem zum ipsi- wie kontralateralen Nucleus

Einleitung

14

rotundus projizieren. Diese tecto-rotundalen Projektionen zeigen auffällige dorso-

ventral Unterschiede in der Faserdichte, abhängig vom Ursprung im Tectum

opticum, wobei das ventrale Tectum opticum mit mehr Efferenzen zum Nucleus

rotundus projiziert als das dorsale Tectum opticum (Hellmann & Güntürkün, 1999).

Periventrikulär lokalisiert sind die Schichten vierzehn und fünfzehn, bei denen es

sich um reine Faserschichten handelt.

Elektrophysiologische, autoradiographische und immunhistochemische

Untersuchungen führten zu weiteren Kenntnissen über die Funktionalitäten der

verschiedenen Zelltypen im Tectum opticum. Karten und Mitarbeiter (1997)

unterscheiden anhand der Lokalisation und Ausbreitung zwei multipolare

Neuronentypen in der Schicht 13. Typ I der SGC-Neurone sind in der

Außenschicht lokalisiert und erhalten ihren tectalen Input aus der Schicht 5b.

Typisch für die Typ I Neurone ist ihre ausgeprägte bürstenartige Aufzweigung. Die

Typ II Neurone des SGC befinden sich dagegen in der Innenschicht. Der

Dendritenbaum der Typ II Neurone reicht jedoch nur bis Schicht 8 und zeigt einen

elliptischen Aufbau. Bei Hühnern wird von Luksch und Mitarbeitern (1998) ein

weiterer Neuronentyp im SGC beschrieben. Kennzeichen für die Typ III Neuronen

des SGC sind lange dendritische Felder, die in Schicht 4 des Tectum opticum

terminieren. Hellmann und Güntürkün (2001) beschreiben nach Tracerinjektionen

in den Nucleus rotundus fünf unterschiedliche Neuronentypen, Typ I bis V, in der

Schicht 13 des Tectum opticum. Folgende Unterscheidungskriterien wurden

gewählt: die sublaminäre Lokalisation in der Schicht 13, die Somatagröße,

Projektionen zu unterschiedlichen Subarealen des Nucleus rotundus und des

Nucleus triangularis und Differenzen innerhalb der Verbindungen des Tectum

opticum zu den retinorezipienten Schichten 3 bis 7.

Hardy und Mitarbeiter (1985) untersuchten die intratectale visuelle

Informationsverarbeitung, wobei sie zeigten, daß die multipolaren Neuronen der

Schicht 13 direkten retinalen Input erhalten, und diesen ohne synaptische

Verschaltungen weiterleiten. Auch die Radialzellen der Schichten 10 und 11 sind

direkt mit retinalen Zellen verschaltet, wobei diese aber vermutlich als

Interneuronen agieren um die elektrische Erregung zu den Neuronen der Schicht

13 weiterzuleiten, wo sie axo-somatische Synapsen bilden. Autoradiographische

Experimente deuten darauf hin, daß Glutamat als exzitatorischer Transmitter für

die Signalfortleitung im Tectum opticum verantwortlich ist (Beart, 1976; Henke et

Einleitung

15

al.,1976a/b). Immunhistochemische Untersuchungen zur Expression des

Glutamatrezeptors vom AMPA-Typ im Tectum opticum bestätigten diese

Annahme, und zeigten die Expression von Glutamatrezeptoren in den

superficialen Schichten, in den Schichten 9 und 10 und intensiv in der Schicht 13,

wodurch glutamaterge Mechanismen bei der retino-tectalen Signalfortleitung als

auch bei der intratectalen Signalfortleitung wahrscheinlich sind (Theiss et al.,

1998).

1.2.3.1 Nucleus rotundus Der Nucleus rotundus ist der größte diencephale Kern im Taubenhirn und bildet

nach dem Tectum opticum die folgende Verarbeitungsebene der visuellen

Informationen im tectofugalen System. Bei der morphologischen Charakterisierung

des Nucleus rotundus zeigt sich ein homogener Aufbau. Tömböl und Mitarbeiter

(1992) unterschieden in Golgi-Studien mit Hühnern zwei Neuronentypen aufgrund

ihrer Größe und der Verzweigung der Dendritenbäume. Die großen Neuronen

imponieren durch weitreichende Dendriten und zum Ectostriatum projizierende

Axone, während die kleinen Neuronen vermutlich als Interneuronen mit

modulatorischen Aufgaben fungieren. Eine zumeist inhibitorische

Signalmodulation der kleineren Neuronen wird durch ihre Terminalien mit zumeist

symmetrischen Synapsen auf den Perikarien und Dendriten der großen Zellen

angenommen (Tömböl et al., 1992). Exzitatorische Signale resultieren nach

Tömböl vermutlich aus den einziehenden tectalen Fasern, die asymmetrische

Synapsen mit Glomeruli-ähnliche Strukturen erkennen lassen.

Der Nucleus rotundus erhält Eingänge aus dem Tectum opticum, wobei die

multipolaren Zellen der Schicht 13 des Tectum opticum bilateral zum Nucleus

rotundus und zum Nucleus triangularis, der dem Nucleus rotundus dorsal

aufliegenden Kappe, projizieren (Karten & Revzin, 1966; Karten & Hodos, 1970;

Benowitz & Karten, 1976; Bischof & Niemann, 1990; Güntürkün et al., 1993;

Hellmann & Güntürkün, 1999). Diese Afferenzen ziehen vor allem in den ventralen

Nucleus rotundus ein (Granda & Yazulla, 1971). Güntürkün und Melsbach (1992)

stellten Unterschiede in den kontralateralen Projektionen beider Hemisphären fest,

wobei der linke Nucleus rotundus massiven Eingang vom rechten Tectum opticum

erhält, während die Projektionen vom linken Tectum opticum zum rechten Nucleus

rotundus in der Anzahl deutlich schwächer sind. Benowitz und Karten (1976)

Einleitung

16

beschreiben eine topographische Organisation der Efferenzen des Tectum

opticum zum Nucleus rotundus, bei der die oberflächlichen multipolaren Zellen der

Schicht 13 in den rostralen Bereich des Nucleus rotundus projizieren, und der

mediale und caudale Nucleus rotundus Eingänge aus tiefer gelegenen Zellen der

Schicht 13 erhält. Diese topographische Organisation wurde durch Nixdorf und

Bischof (1982) bei Zebrafinken bestätigt. Weitere Tracinguntersuchungen zur

topographischen Organisation der tectorotundalen Projektion wurden durch Karten

und Mitarbeiter (1997) und Deng und Rogers (1998) durchgeführt. Karten injizierte

einen Tracer in verschiedene Bereiche des Nucleus rotundus und konnte

retrograd zwei Neuronentypen mit unterschiedlicher Projektion in der Schicht 13

des Tectum opticum feststellen. Markierung der Außenschicht der Schicht 13

fanden sich bei Tracerapplikation in den rostralen und zentralen Nucleus rotundus,

während Injektionen in den caudalen Nucleus rotundus und in den Nucleus

triangularis Neuronen der inneren Schicht 13 (zur Schicht 14 gewandt) darstellten.

Deng und Rogers (1998) beschrieben ebenso unterschiedliche Projektionsziele

innerhalb der Schicht 13. Der innerste Anteil, übergehend zur Schicht 14, projiziert

demnach zum Nucleus triangularis. Die mittlere Schicht 13 zeigt hingegen

Projektionen zum dorsalen Nucleus rotundus, und Neuronen im äußeren Anteil

der Schicht 13 projizieren zum ventralen Nucleus rotundus.

Efferenzen des Nucleus rotundus gelangen zum ipsilateralen Ectostriatum,

welches im Telencephalon lokalisiert ist (Kondo, 1933; Karten & Hodos, 1970;

Benowitz & Karten, 1976; Nixdorf & Bischof, 1982; Miceli & Repérant, 1985). Bei

Hühnern entspringen diese Projektionen ausschließlich von den großen Neuronen

des Nucleus rotundus (Tömböl, 1992).

Um den Nucleus rotundus biochemisch zu charakterisieren wurden diverse

Untersuchungen über die Verteilung verschiedener Proteine, Neurotransmitter und

Rezeptoren durchgeführt. Braun und Mitarbeiter (1985) untersuchten die

Verteilung des Calcium-bindenden Proteins Parvalbumin sowie des

Aktivitätsmarkers 14C-Desoxyglucose unter Lichteinfluß bei Zebrafinken, und

fanden eine homogene Verteilung im gesamten Kern. Ebenso wurde eine

schwache, aber gleichmäßige Verteilung von GABA-positiven Neuronen

beobachtet (Domenici et al., 1988, Ngo et al., 1992). Hingegen konnten weder

muscarinerge noch nikotinerge Acetylcholinrezeptoren im Nucleus rotundus

Einleitung

17

detektiert werden (Wachtler, 1985; Dietl et al., 1988a), obwohl Martinez de la

Torre (1990) bei Hühnern der Nachweis von Acetylcholinesterase in dieser

Hirnstruktur gelang.

Bei der Bestimmung der Größe der rezeptiven Felder rotundaler Neuronen stellte

man fest, daß 80% der Neuronen im Nucleus rotundus mit 100° bis 175° ähnlich

große rezeptive Felder besitzen, wie die Neuronen in den tiefen tectalen Schichten

(Revzin, 1979; Maxwell & Granda, 1979). Mit Hilfe elektrophysiologischer Arbeiten

wurde der Nucleus rotundus und der Nucleus triangularis in verschiedenen

Untersuchungen in diverse funktionelle Bereiche unterteilt. Revzin (1979)

unterscheidet die drei Bereiche posterior, anterior und ventral; Zellen im

posterioren Drittel reagieren demnach vornehmlich auf bewegte Stimuli ohne

Vorzugsrichtung, während Zellen im anterioren Drittel bevorzugt durch

Reizmerkmale wie Größe, Richtung und Geschwindigkeit eines Objektes stimuliert

werden können. Neuronen der ventralen Region antworten hingegen vor allem auf

Helligkeitsunterschiede im Gesichtsfeld. Granda und Yazulla (1971) postulierten

nach elektrophysiologischen Ableitungen im Diencephalon der Taube, daß im

dorsalen Nucleus rotundus eher exzitatorische Signalmodulation und im ventralen

Nucleus rotundus zumeist inhibitorische Signalmodulation nach visueller

Stimulation erfolgt. Wang und Frost (1992) vermuten auf Grund

elektrophysiologischer Ableitungen, daß Neuronen im Nucleus rotundus „time to

contact“ Berechnungen durchführen. Diese sind wichtig, um Kollisionen mit

anderen Flugobjekten oder ruhenden Hindernissen voraus zu berechnen,

beziehungsweise zu vermeiden. Eine umfassende Arbeit von Wang und

Mitarbeiter (1993) teilt den Nucleus rotundus in vier funktionelle Bereich ein. Im

anterioren Nucleus rotundus werden dabei von dorsal nach ventral Bereiche

unterschieden, deren Neuronen auf Farbe, Helligkeit und Bewegung im

zweidimensionalen Raum reagieren. Neuronen des posterioren Nucleus rotundus

antworten im dorsalen Abschnitt vornehmlich auf Bewegung im dreidimensionalen

Raum, und im ventralen Bereich bevorzugt auf Bewegung im zweidimensionalen

Raum. Elektrophysiologische Untersuchungen von Huang und Mitarbeitern (1998)

zeigen, daß exzitatorische Signale aus dem ipsi- und kontralateralen Tectum

opticum im Nucleus rotundus durch den Neurotransmitter GABA eliminiert werden

können. Hierbei zeigt sich desweiteren eine generelle Hemmung von Neuronen

des Nucleus rotundus auf visuelle Reize. Auf Grund dieser Daten ist eine Funktion

Einleitung

18

von GABA als inhibitorischer Neurotransmitter im Nucleus rotundus anzunehmen,

wenngleich bislang ein direkter Nachweis von GABA und GABA-Rezeptoren nicht

gegeben ist.

1.2.4 Praetectale Kerne

Die Praetectalen Kerne umfassen den Nucleus praetectalis, Nucleus

subpraetectalis und den Nucleus interstitio-praetecto-subpraetectalis. Der Nucleus

subpraetectalis und der Nucleus interstitio-praetecto-subpraetectalis werden von

vielen Autoren als SP/IPS-Komplex zusammengefaßt. Da die Funktion des

Nucleus interstitio-praetecto-subpraetectalis noch weitgehend unbekannt ist, wird

dieser Kern gemeinsam mit dem Nucleus subpraetectalis aufgeführt.

1.2.4.1 Nucleus subpraetectalis und

Nucleus interstitio-praetecto-subpraetectalis

In der vorliegenden Arbeit werden die Einflüsse und die Funktionen des Nucleus

subpraetectalis und des Nucleus interstitio-praetecto-subpraetectalis untersucht.

Der zu den praetectalen Kernen zählende Nucleus subpraetectalis ist medial vom

Tectum opticum und ventro-lateral vom Nucleus rotundus im Taubenhirn

lokalisiert. Die Ausdehnung des Nucleus subpraetectalis in der caudo-rostralen

Ebene beginnt bei A4.25mm und reicht bis A5.25mm (Karten & Hodos, A

Stereotaxic Atlas of the Brain of the pigeon, 1967). Der Nucleus interstitio-

praetecto-subpraetectalis liegt dem Nucleus subpraetectalis als dorsale Kappe

auf, wobei seine caudo-rostrale Ausdehnung von A4.50mm bis A5.00mm reicht.

Die Zuordnung der beiden Kerne zu einer spezifischen Hirnregion variiert in der

Literatur. Benowitz und Karten (1976) rechnen den Nucleus subpraetectalis den

posterioren ventro-lateralen Diencephalon zu, während Domenici und Mitarbeiter

(1988) den Nucleus subpraetectalis dem Mesencephalon zuordnen.

1.2.4.2 Konnektivitäten der praetectalen Kerne

Für den Nucleus subpraetectalis wird eine inhibitorische Wirkung auf den Nucleus

rotundus vermutet (Benowitz & Karten, 1976; Shimizu et al., 1988; Mpodozis et al.,

Einleitung

19

1996; Deng & Rogers, 1998;). Die Rolle des Nucleus interstitio-praetecto-

subpraetectalis bleibt jedoch bislang weitgehend unklar.

Afferent verbunden sind der Nucleus subpraetectalis und der Nucleus interstitio-

praetecto-subpraetectalis der Taube mit dem Tectum opticum beider Hemisphären

(Hunt & Künzle, 1976a). Bei Zebrafinken wurden die Projektionen des Tectum

opticum mittels radioaktiv markierter anterograder Tracer untersucht. Der Nucleus

subpraetectalis und der Nucleus interstitio-praetecto-subpraetectalis, zusammen

als SP/IPS-Komplex beschrieben, erhalten demnach bilateralen tectalen Eingang

(Bischof & Niemann, 1990).

Um die Afferenzen des Nucleus rotundus näher zu untersuchen, injizierten

Benowitz und Karten (1976) Meerrettichperoxidase (horseradish peroxidase; HRP)

in definierte Abschnitte des Nucleus rotundus der Taube. Nach der Injektion in den

ventralen Nucleus rotundus stellten sie Markierungen ausschließlich in den

praetectalen Kernen Nucleus subpraetectalis und Nucleus interstitio-praetecto-

subpraetectalis fest. Wurde dagegen in den anteromedialen Nucleus rotundus

HRP appliziert, so ergaben sich zusätzlich zu den beiden praetectalen Kernen

auch somatische Markierungen im Tectum opticum. Nach HRP-Injektionen in den

caudalen Nucleus rotundus wurden jedoch keine Markierung im Nucleus

subpraetectalis oder Nucleus interstitio-praetecto-subpraetectalis beobachtet.

Benowitz und Karten resümierten anhand dieser Daten, daß der ventrale Nucleus

rotundus seine Afferenzen über den Nucleus subpraetectalis und Nucleus

interstitio-praetecto-subpraetectalis erhält. Außerdem vermuten sie den Nucleus

subpraetectalis als eine Zellansammlung hemmender Neuronen auf weitere

Kerngebiete.

Weitere Efferenzen des SP/IPS-Komplexes wurden durch HRP-Injektionen in den

telencephalen visuellen Wulst und das Ectostriatum bei Zebrafinken beschrieben

(Nixdorf & Bischof, 1982). Bei Applikation in das caudale Ectostriatum erkannten

die Autoren bei einer Injektion Markierungen im Nucleus subpraetectalis und

Nucleus interstitio-praetecto-subpraetectalis.

Tömböl und Mitarbeiter (1994) suchten den Ursprung einer inhibierenden

Innervation des thalamischen Nucleus rotundus bei Hühnern. Sie injizierten einen

Tracer in den Nucleus subpraetectalis und den Nucleus posterior ventralis thalami,

und konnten anschließend immunologisch GABAerge Strukturen an den

markierten Projektionen dieser beiden praetectalen Kerne im Nucleus rotundus

Einleitung

20

nachweisen. Im Nucleus rotundus wurden Fasern und Terminalien im gesamten

Kerngebiet beobachtet, die in ihrer Faserdichte variierten und keine

topographische Organisation erkennen ließen. In den immunologischen

Untersuchungen waren die durch den Tracer markierten Fasern zusätzlich GABA-

positiv. Deng und Rogers (1998) stellten eine topographische Organisation der

Afferenzen des Nucleus rotundus bei Hühnern nach Injektion eines retrograden

Tracers in distinkte Abschnitte des Nucleus rotundus fest. Im Gegensatz zu

Benowitz und Karten zeigten Deng und Rogers, das beim Huhn der gesamte

Nucleus rotundus Afferenzen aus dem Nucleus subpraetectalis, dem Nucleus

interstitio-praetecto-subpraetectalis und dem glutamatergen Tectum opticum

erhält. Der Nucleus subpraetectalis und der Nucleus interstitio-praetecto-

subpraetectalis projizieren demnach nur zum ipsilateralen Nucleus rotundus,

wobei der dorsale Nucleus subpraetectalis zum dorsalen Nucleus rotundus, der

ventrale Nucleus subpraetectalis zum ventralen Nucleus rotundus, und der

zentrale Nucleus subpraetectalis zum zentralen Nucleus rotundus projiziert. Nach

Deng und Rogers (1998) besteht eine Verbindung zwischen dem Nucleus

interstitio-praetecto-subpraetectalis und dem Nucleus triangularis. Außerdem

zeigten diese Autoren, daß im Nucleus subpraetectalis vornehmlich GABAerge

Neuronen lokalisiert sind.

1.2.4.3 Biochemische Charakterisierung der praetectalen Kerne

Um die Funktion und den Einfluß der praetectalen Kerne weiter zu verstehen,

müssen die biochemischen Charakteristika dieser Kerne näher untersucht werden.

Domenici und Mitarbeiter (1988) prüften die immunhistochemische Verteilung

GABAerger Neuronen im Taubenhirn. Im Nucleus subpraetectalis stellten sie eine

hohe Dichte GABA-positiver Somata fest, während gleichzeitig die Dichte eines

GABAergen Neuropils im Nucleus subpraetectalis deutlich geringer war. Hierbei

imponierten zwei Zellgrößen im Nucleus subpraetectalis: der mittlere Zelltyp mit

einer Somagröße von 15-20µm, und der große Zelltyp mit mehr als 20µm

Somagröße. Domenici und Mitarbeiter sehen den Nucleus subpraetectalis

aufgrund seiner GABAergen Neuronen als geeigneten Kandidat für den Ursprung

eines GABAergen Projektionssystem. Die Verteilung GABAerger Strukturen im

Nucleus rotundus und Nucleus subpraetectalis wurde von Shimizu und Mitarbeiter

(1988) vor und nach elektrolytischer Läsion des Nucleus subpraetectalis

Einleitung

21

beschrieben. Sie stellten fest, daß im Nucleus rotundus nach der Läsion des

Nucleus rotundus GABAerge Markierung verschwanden.

Granda und Crossland (1989) untersuchten immunologisch die GABAerge

Verteilung im Diencephalon und Mesencephalon von Hühnern kurz nach dem

Schlupf. Anschließend verglichen sie ihre Ergebnisse mit der GABAergen

Verteilung bei Säugern. Der Nucleus subpraetectalis und der Nucleus interstitio-

praetecto-subpraetectalis imponieren durch markierte Neurone, mit einer

Zellgröße von mehr als 100µm2. Die Zahl der GABA-positiven Fasern ist im

Nucleus subpraetectalis gering, wogegen im Nucleus interstitio-praetecto-

subpraetectalis sich zahlreiche GABA-positive Fasern darstellen. Die Autoren

vermuten, daß die großen GABA-positiven Neurone einen modulierenden Einfluß

auf exzitatorische Eingänge haben könnten.

Ngo beschrieb mit seinen Mitarbeitern (1992) die Verteilung GABAerger

Strukturen im Diencephalon von Hühnern mittels Licht- und

Elektronenmikroskopie. Ebenso wie zuvor von Domenici (1988) wurden im

Nucleus subpraetectalis vor allem die mittleren und großen GABAergen Somata

erkannt. Die Dendriten dieser Nervenzellen waren ebenfalls GABA-positiv.

Ausgehend vom Nucleus subpraetectalis stellten die Autoren außerdem

gebündelte Faserfragmente fest, die in den ventro-lateralen Nucleus rotundus

eintraten. Der Nucleus subpraetectalis und der Nucleus posteroventralis thalami

scheinen demnach die Quelle hemmender Einflüsse auf den Nucleus rotundus zu

sein.

Eine immunhistochemische und autoradiographische Untersuchung über die

Verteilung von GABAA-, GABAB- und Benzodiazepin-Rezeptoren zeigten im

Nucleus subpraetectalis nur Markierungen gegen den GABAA-Rezeptor, wobei

immunhistochemische Untersuchungen diese Ergebnisse bestätigen (Veenman et

al., 1994). Die Autoren bemerkten, daß Regionen mit hoher endogener GABA-

Konzentration eine geringe Rezeptormarkierung zeigen, vermutlich aufgrund der

Konkurrenz zwischen radioaktiv-markierter und endogener GABA.

Bei dem experimentellen Nachweis GABAerger Strukturen im Vorder- und

Mittelhirn der Taube wurde im Nucleus subpraetectalis und Nucleus interstitio-

praetecto-subpraetectalis eine dichte Ansammlung GAD- (Enzym zur GABA-

Synthese) und GABA-positiver Neuronen und eine leichte Markierung GAD-

positiver Fasern und Terminalien beobachtet (Veenman & Reiner, 1994). Die

Einleitung

22

Autoren vermuten auf Grund ihrer Daten verschiedene GABAerge Projektionen im

Taubenhirn, unter anderem auch die inhibitorische Projektion des Nucleus

subpraetectalis und des Nucleus interstitio-praetecto-subpraetectalis auf den

Nucleus rotundus.

Bei der Suche nach dem Ursprung eines vermutlich GABAergen Einflusses auf

den Nucleus rotundus führten Mpodozis und Mitarbeiter (1996)

immunhistochemische Untersuchungen sowie Tracing- und Läsionsexperimente

durch. Sie injizierten einen retrograden Tracer in den dorsoanterioren und

zentralen Nucleus rotundus, der zu starken ipsilateralen neuronalen

Markierungen, und bilateral zu axonalen Markierungen im Nucleus subpraetectalis

führte. Die Läsionsstudien wurden im Nucleus subpraetectalis durchgeführt. Der

Nucleus rotundus zeigte vor der Läsion des Nucleus subpraetectalis eine

GABAerge Anfärbung des Neuropil, wobei diese Markierung nach der

elektrolytischen Läsion des ipsilateralen Nucleus subpraetectalis deutlich abnahm.

Mpodozis und Mitarbeiter vermuteten daraufhin eine bilaterale tecto-rotundale

exzitatorische Innervation sowie eine indirekte ipsilaterale inhibitorische Projektion

vom Nucleus subpraetectalis, Nucleus interstitio-praetecto-subpraetectalis und

Nucleus posteroventralis auf den Nucleus rotundus.

1.2.4.4 Mögliche Funktionen der praetectalen Kerne

Auf Grund der Morphologie der Neuronen des Nucleus subpraetectalis der Hühner

postulieren Tömböl und Mitarbeiter (1999) diese als Interneuronen im tectofugalen

System. Die Autoren vermuten, daß es sich beim Nucleus subpraetectalis um eine

spezielle Neuronengruppe handelt, die modulatorische Eigenschaften auf Distanz,

daß heißt auf weitere Kerngebiete, zum Beispiel im tectofugalen System, ausübt.

Weitere Erkenntnisse über die funktionelle Relevanz der praetectalen Kerne

wurden in Verhaltensexperimenten vor und nach gezielter Läsion des Nucleus

rotundus, des Nucleus geniculatus pars ventralis und des Nucleus subpraetectalis

gewonnen (Hodos & Bonbright, 1975). Die Tiere wurden präoperativ auf die

Erkennung von Lichtunterschieden trainiert; die Läsionen wurden in drei Gruppen

unterteilt: die erste Gruppe erfuhr Läsionen im Nucleus rotundus, die zweite im

Nucleus rotundus und Nucleus geniculatis lateralis pars ventralis, und die dritte

Gruppe war durch Läsionen im Nucleus rotundus, Nucleus geniculatis lateralis

pars ventralis und Nucleus subpraetectalis gekennzeichnet. Im postoperativen

Einleitung

23

Training wurden vergleichbar hohe Defizite in der ersten und der dritten Gruppe,

daß heißt nach der Läsion des Nucleus rotundus beziehungsweise des Nucleus

rotundus, Nucleus geniculatis lateralis pars ventralis und Nucleus subpraetectalis

beobachtet. Gemeinsame Läsionen des Nucleus rotundus und des Nucleus

geniculatis lateralis pars ventralis führten hingegen zu geringen oder keinen

Veränderungen der Differenzierung von Helligkeitsunterschieden. Die Autoren

vermuten, daß zerstörte Zellgruppen, welche zu einer Beeinträchtigung der

visuellen Leistung führen, nicht zwangsweise visuelle Informationen verarbeiten.

Sie spekulieren dagegen, daß solche Zellgruppen modulierend auf die Aktivität

anderer Zellgruppen in einem parallelen System wirken könnten. Die Aufgaben

der indirekten tecto-praetecto-rotundalen Projektion könnten die Diskrimination

relevanter und irrelevanter visueller Stimuli, zum Beispiel bei der Futterauswahl,

sein (Veenman und Reiner, 1994b).

Zusammenfassend wird der Nucleus subpraetectalis als eine inhibitorisch über

GABAerge Mechanismen wirksame Zellgruppe angenommen (Domenici et al.,

1988; Granda & Crossland, 1989; Ngo et al., 1992; Veenman et al., 1994;

Veenman & Reiner, 1994; Mpodozis & et., 1996). Untersuchungen zu

Konnektivitäten im tectofugalen System zeigten, daß der SP/IPS-Komplex eine

kollaterale Verbindung zur Projektion des Tectum opticum zum Nucleus rotundus

darstellt (Benowitz & Karten, 1976; Hunt & Künzle, 1976a; Bischof & Niemann,

1990; Tömböl et al., 1994; Deng & Rogers, 1998). Eletrolytische Läsion des

Nucleus subpraetectalis führten zum Verschwinden GABAerger Projektion im

Nucleus rotundus. Eine direkte Wirkung des SP/IPS-Komplexes könnte demnach

eine zeitverzögerte Inhibition des tectorotundalen Informationsflusses sein.

1.3 Grundlagen der visuellen Systeme von Vögeln und Säugern

Vor etwa 300 Millionen Jahren existierten die Vorfahren der Reptilien, Vögel und

Säugetiere als „primitive“ Tetrapoden. Die Trennung der gemeinsamen

Entwicklung fand vor 280 Millionen Jahren statt. Im Laufe der Evolution

entwickelten sich die einzelnen Vertebratenklassen unabhängig voneinander,

gleichwohl auch heute noch einzelne Merkmale auf einen gemeinsamen Ursprung

zurückzuführen sind. Zum Beispiel können im Nervensystem zahlreiche

Gemeinsamkeiten zwischen Vögel, Reptilien und Säuger ausgemacht werden, wie

Einleitung

24

die Perzeption und Verarbeitung visueller Informationen in mehreren parallelen

Sehbahnen. Die im folgenden dargestellten Vergleiche im visuellen System von

Reptilien, Vögeln und Säugern beziehen sich auf eine Arbeit von Shimizu und

Karten (1993), die zahlreiche Hirnstrukturen im visuellen System dieser

Vertebratenklassen auf Analogien untersucht haben.

Eine der aufsteigenden Sehbahnen innerhalb dieser Vertebratenklassen verläuft

von der Retina zum Thalamus und von dort weiter zum Telencephalon. Bei Vögeln

und Reptilien wird sie als thalamofugale Sehbahn bezeichnet während das Analog

bei Mammaliern die retinogenikuläre Sehbahn ist. Die zweite, wichtige

aufsteigende Sehbahn bei Vögeln und Reptilien wird als tectofugale Sehbahn

bezeichnet. Sie verläuft von der Retina über das mesencephale Tectum opticum

zum diencephalen Nucleus rotundus, und terminiert schließlich im telencephalen

Ectostriatum. Bei Säugern wird die extragenikuläre Sehbahn als analog zu dieser

Sehbahn vermutet. Die extragenikuläre Sehbahn führt von der Retina über den

mesencephalen Colliculus superior zum thalamischen Pulvinar, und von dort

schließlich zum extrastriatalen Cortex.

Einzelne Kerne entlang dieser beiden aufsteigenden Sehbahnen, dem

tectofugalen System der Vögel und dem extragenikulären System der Säuger,

werden dabei als analog eingestuft. Zum Beispiel wird das Tectum opticum der

Vögel und Reptilien mit dem Superioren colliculus der Säuger, und der Nucleus

rotundus der Vögel und Reptilien mit dem thalamischen Pulvinar der Säuger

verglichen.

Das Telencephalon der Vögel, Reptilien und Säuger unterscheidet sich hingegen

wesentlich voneinander. Während bei Vögeln und Reptilien die Neuronen

hauptsächlich in Kerngebieten gruppiert sind, weist der Cortex der Säuger eine

charakteristische laminäre Strukturierung auf. Shimizu und Karten (1993) stellten

dennoch die Hypothese auf, daß Substrukturen des Ectostriatum der Vögel mit

distinkten Regionen des extrastriatären Cortex der Säuger verglichen werden

können, wie zum Beispiel der Area 19 und 21a. Ähnlichkeiten zwischen dem

Vorderhirn der Vögel und Reptilien sowie dem der Säuger zeigen sich in

Untersuchungen der Konnektivitäten und der biochemischen Eigenschaften. In

neurochemischen Untersuchungen wurden ähnliche Konstellationen von

Transmittern, Peptiden und Rezeptoren, wie zum Beispiel der Acetyltransferase,

der Glutamatdecarboxylase, Serotonin und GABAA-Rezeptoren im Telencephalon

Einleitung

25

der Vögel und der Säuger gefunden. Hingegen sind aber auch deutliche

Unterschiede in der Dichte neuroaktiver Substanzen auszumachen. Die

Ähnlichkeiten der Verteilung oben beschriebener Moleküle deutet auf eher geringe

Modifikationen hin, wodurch eine konservative Entwicklung und möglicherweise

auch Funktion im neuronalen System der Vögel und Säuger bekräftigt wird.

Unterschiede in der Verteilung von Transmittern, Peptiden und Rezeptoren bei

Vögeln und Säugern kennzeichnen vermutlich während der Evolution erfolgte

Veränderungen, möglicherweise Spezialisierung in dem jeweiligen System.

1.4 Neuronale Elemente der Signalübertragung

Mögliche exzitatorische und inhibitorische Signalwege zwischen dem Tectum

opticum, dem Nucleus subpraetectalis und dem Nucleus rotundus wurden in der

gegenwärtigen Arbeit mit Hilfe spezifischer Antikörper gegen diverse Glutamat-

Rezeptoren, den GABAA-Rezeptor sowie das GABA synthetisierende Enzym

Glutamatdecarboxylase (GAD) untersucht. Außerdem wurden

immunhistochemische Markierungen gegen Parvalbumin, einem Calcium-

bindenden Protein, in diesen Kerngebieten des visuellen Systems der Taube

durchgeführt. Im diesem Abschnitt werden die biochemischen Eigenschaften der

Signalübertragung auf neuronaler Ebene erläutert.

Neben der elektrischen Kopplung von Nervenzellen über gap-junction Proteine,

die einen schnellen Austausch von Ionen ermöglichen, kommunizieren Neuronen

durch die Ausschüttung von Transmittersubstanzen an ihren Nervenendigungen.

Nach Anbindung dieser an die entsprechenden Rezeptoren aktivieren oder

hemmen sie die elektrische Signalübertragung und schließlich die Funktion der

korrespondierenden Nervenzelle.

Ein Verständnis der Wirkungsweise dieser zwischen Neuronen ausgetauschten

Transmittersubstanzen erlaubt weitere Einblicke in die Mechanismen, die einer

entsprechenden Funktion dieser Neuronen und damit auch der

Verhaltenssteuerung zugrunde liegen.

Im Nervensystem sind bislang eine Vielzahl von Transmittern identifiziert worden,

wobei drei Gruppen von Substanzen unterschieden werden:

1. Aminosäurederivate (zum Beispiel Acetylcholin, Dopamin, Glutamat, ? -Aminobuttersäure (GABA))

2. Peptide (zum Beispiel Enkephaline, Vasopressin, Oxytocin)

Einleitung

26

3. Gase (zum Beispiel CO, NO)

In der vorliegenden Arbeit wurde die Verteilung und Wirkorte der beiden

klassischen Neurotransmitter Glutamat und GABA innerhalb der praetectalen

Kerne der Taube untersucht. L-Glutamat fungiert als exzitatorischer

Neurotransmitter im zentralen Nervensystem (Krnjevic, 1974), der seine Wirkung

über die Bindung an entsprechenden ionotrophen Glutamat-Rezeptoren (NMDA:

N-methyl-D-aspartat, Kainat; AMPA: ? -amino-3-hydroxy-5-methyl-isoxazole-4-

propriosäure) oder metabotrophen Glutamat-Rezeptoren ausübt (Watkins &

Evans, 1981; Fagg, 1985; Mayer & Westbrook, 1987b; Sladeczek et al., 1985).

GABA ist ein inhibitorischer Neurotransmitter des zentralen Nervensystems

(Krnjevic, 1974), der an den ionotrophen GABAA-Rezeptor oder den

metabotrophen GABAB-Rezeptor binden kann (Dunlap, 1981; Hill & Bowery, 1981;

Bormann, 1988; Nicoll, 1988). Ionotrophe und metabotrophe Rezeptoren

unterscheiden sich unter anderem dahingehend, daß bei den ionotrophen

Rezeptoren ein für Ionen permeabler Kanal direkter Bestandteil des Rezeptors ist,

wobei die Bindung des Transmitters eine Konformationsänderung des Ionenkanals

bewirkt (Eccles & McGeer, 1979). Die Rezeptoraktivierung wirkt sich somit direkt

auf die Permeabilität des Ionenkanals aus. Bei den metabotrophen Rezeptoren

hingegen bewirkt die Transmitterbindung die Aktivierung einer „second-

messanger“ Kaskade über ein Guanin Nucleotid-Bindungsprotein (G-Protein), als

deren Folge ein räumlich benachbarter Ionenkanal in seinem Öffnungsverhalten

beeinflußt wird (Eccles & McGeer, 1979).

1.4.1 Ionotrophe Glutamat-Rezeptoren

In der klassischen Nomenklatur werden die ionotrophen Glutamat Rezeptoren

nach ihrer Aktivierbarkeit durch den Agonisten NMDA in non-NMDA Rezeptoren

und NMDA Rezeptoren unterteilt. Die non-NMDA Rezeptoren wiederum werden

aufgrund ihrer bevorzugten Aktivierung durch die Agonisten AMPA und Kainat

untergliedert. Gemeinsames strukturelles Motiv der Glutamat-Rezeptoren ist der

Aufbau aus jeweils fünf Rezeptoruntereinheiten, wobei die durch AMPA

aktivierbaren Glutamat-Rezeptoruntereinheiten Glu R1, Glu R2, Glu R3 und Glu

R4 von den durch Kainat stimulierbaren Rezeptoruntereinheiten Glu R5, Glu R6,

Glu R7, KA-1 und KA-2 unterschieden werden. Von diesen abgrenzbar sind

wiederum die NMDA Rezeptoruntereinheiten NR1, NR2A, NR2B, NR2C und

Einleitung

27

NR2D. Die verschiedenen Rezeptoruntereinheiten entstehen durch alternatives

Schneiden und Prozessieren des Glutamatrezeptorgens. Der Aufbau des

Rezeptors aus den entsprechenden AMPA, Kainat oder NMDA

Rezeptoruntereinheiten bestimmt schließlich die charakteristischen

Öffnungseigenschaften des integrierten Ionenkanals. Während AMPA und Kainat

Rezeptoren nach der physiologischen Bindung von Glutamat zumeist permeabel

für nur einwertige Ionen wie Natrium sind, so können nach massiver Erregung der

postsynaptischen Membran durch Glutamat, zweiwertige Ionen wie Calcium den

NMDA Rezeptorionenkanal passieren. AMPA Rezeptoren, bei denen die

Rezeptoruntereinheit Glu R2 nicht Bestandteil des Rezeptors ist, sind darüber

hinaus auch permeabel für Calcium. Da Calcium in Nervenzellen als sogenannter

intrazellulärer zweiter Botenstoff vielfältige Signalkaskaden beeinflußt, wirkt ein

Glutamat-Rezeptor vermittelter postsynaptischer Calcium Einstrom stark regulativ

auf das Signal empfangende Neuron.

1.4.2 Ionotrophe GABA-Rezeptoren

Der im zentralen Nervensystem am weitesten verbreitete ionotrophe GABA-

Rezeptor ist der GABAA-Rezeptor. Sein struktureller Aufbau ist vermutlich ähnlich

dem der ionotrophen Rezeptoren allgemein, daß heißt fünf

Rezeptoruntereinheiten formen sich zu einem funktionsfähigen Rezeptor

zusammen. Bislang sind acht verschiedene Rezeptoruntereinheiten bekannt (? , ? ,

? , ? , ? ,? ,? und ? ) (Whiting et al., 1995; Sieghart et al., 1995; Hedblom & Kirkness,

1997; Whiting et al., 1997; Whiting, 1999). Während die Untereinheiten ? , ? , ? und

? ubiquitär um Gehirn verbreitet sind, so ist die Expression von ? auf die Retina

beschränkt. Die Rezeptoruntereinheiten ? ,? und ? wurden erst in jüngerer Zeit

charakterisiert, und ihr Vorkommen ist vermutlich vornehmlich auf das periphere

Nervengewebe begrenzt (Hedblom & Kirkness, 1997; Whiting et al., 1997;

Whiting, 1999).

Die verschiedenen Rezeptoruntereinheiten sind in diversen Kombinationen von

Heteromeren zu GABAA-Rezeptoren zusammengebaut, wodurch sich die

elektrophysiologischen und pharmakologischen Eigenschaften ergeben.

Grundsätzlich ist der GABAA-Rezeptor selektiv permeabel für Anionen wie Chlorid,

wodurch es nach Bindung von GABA im Nervensystem der Vertebraten zu einer

Einleitung

28

Hyperpolarisation der Zelle durch einen Chlorid-Ionen-Einstrom kommt.

Intrazellulären Einfluß auf den GABA-Rezeptor haben die Proteinkinasen A und C

sowie Calcium-Calmodulin abhängige Proteinkinasen.

1.4.3 Glutamatdecarboxylase

Das für die Synthese des Neurotransmitters GABA wichtige Enzym ist die

Glutamatdecarboxylase (GAD), da es die Umwandlung von Glutamat in GABA

katalysiert. Seine Funktion bei der Herstellung von GABA und sein spezifisches

zytosolisches Vorkommen machen es zu einem idealen Marker für GABAerge

Neuronen im Nervensystem.

1.4.4 Parvalbumin

Parvalbumin (PV) gehört zu den Calcium-bindenden Proteinen, die im

Nervensystem der Vertebraten weit verbreitet sind (Celio & Heizman, 1981; Celio

et al., 1990). PV fungiert allgemein als regulatives Protein, welches die Calcium-

Homöostase von Nervenzellen gewährleistet (Heizmann, 1984; Celio, 1990).

Häufig ist PV in GABAergen, schnell feuernden Neuronen, lokalisiert (Celio, 1986;

Freund, 1989).

Eine physiologische Bindung von Calcium-Ionen in Zellen wird notwendig, da

Calcium-Ionen in diesen die Funktionen intrazellulärer, zweiter Botenstoffe

erfüllen, und an einer Vielzahl von Prozessen in Neuronen beteiligt sind. Über die

Regulation der Phosphorylierung-Dephosphorylierung verschiedener Proteine

steuern sie zum Beispiel Prozesse der Transmitterfreisetzung (Smith & Augustine,

1988), oder mikrotubuläre Transportprozesse (Chan et al., 1980), ebenso wie die

Funktionszustände von Rezeptoren (Greengard et al., 1996).

Einleitung

29

1.5 Zielsetzung der Arbeit

In der vorliegenden Arbeit wurde die Integration des Nucleus subpraetectalis /

Nucleus interstitio-praetecto-subpraetectalis (SP/IPS) innerhalb der tectofugalen

Informationsverarbeitung untersucht. Vorausgegangene Studien deuteten an, daß

das SP/IPS System vermutlich inhibitorischen, GABAergen Einfluß auf das

tectofugale System nimmt. Injektionen neuronaler Farbstoffe in den Nucleus

rotundus (RT) gaben auf Grund retrograder Markierungen im SP/IPS Anzeichen

für eine Projektion dieser praetectalen Kerne auf den RT.

? ? Konnektivitäten des SP/IPS-Systems zum tectofugalen System

Durch Injektionen anterograd transportierter neuronaler Marker wie Biotin-

Dextran-Amin und die ß-Untereinheit des Choleratoxin in den SP/IPS sollte

eine Verbindungen zum RT verifiziert werden. Darüber hinaus sollten durch den

ebenfalls gegebenen retrograden Transport dieser neuronalen Marker der

afferente Input der praetectalen Kerne (SP/IPS) von Neuronen der tectalen

Schicht 13 verifiziert werden.

? ? Charakterisierung biochemische Signalwege im SP/IPS-Komplex

Mit Hilfe verschiedener Antikörper sollten mögliche exzitatorische (glutamaterge)

und inhibitorische (GABAerge) Signalwege im SP/IPS-Komplex erfaßt werden.

Außerdem wurde die Expression des Calcium-bindenden Proteins Parvalbumin in

diesen praetectalen Kernen erfaßt. Quantitative Analysen der immunpositiven

Neuronen sollten Aufschluß über mögliche Heterogenitäten der

Transmitterverteilung zwischen beiden Hemisphären, der anterior-posterior

Ausdehnung, sowie zwischen dem SP und dem IPS geben.

? ? Einfluß des SP/IPS-Komplexes auf das tectofugale System

Anhand der unter Punkt 1 gewonnen Daten zur Konnektivität des SP/IPS-Systems

zum tectofugalen System, sowie der unter Punkt 2 erlangten Daten über mögliche

exzitatorische und inhibitorische Signalwege innerhalb des SP/IPS-Systems, sollte

ein Modell zum Einfluß dieser praetectalen Kerne auf die Informationsverarbeitung

im tectofugalen System erarbeitet werden.

Material und Methoden

30

2 Material und Methoden

2.1 Material

Die Tracing-Untersuchungen und immunhistochemischen Studien wurden im

Nucleus subpraetectalis der Taube Columba livia durchgeführt. Für die Tracing-

Untersuchungen standen insgesamt 12 Tiere, für die immunhistochemischen

Untersuchungen insgesamt 9 Tiere beiden Geschlechts, im Alter von 1 bis 10

Jahren zur Verfügung. Sie wurden aus der lokalen Zucht bezogen; die

durchgeführten Untersuchungen wurden gemäß der deutschen Gesetzgebung des

Tierschutzes durchgeführt.

2.2 Tracing

Bei der Tracing-Technik werden mittels einer Stereotaxie Farbstoff-Injektionen in

definierte Hirnareale durchgeführt, um Verbindungen verschiedener Kerngebiete

zu erfassen. Durch Zusatz von Detergenzien (DMSO bei BDA) wird hierbei eine

erhöhte Membranpermeabilität hervorgerufen, wodurch die injizierten Substanzen,

die auch als Tracer bezeichnet werden, in die Zelle eindringen können. Tracer

werden entlang der Fortsätze von Neuronen transportiert und erlauben somit die

Darstellung des dentritischen und axonalen Verzweigungsmusters. Die genaue

Lokalisation des Injektionsortes, in der gegenwärtigen Arbeit der mesencephale

Nucleus subpraetectalis der Taube, wurde anhand des „Stereotaxic Atlas of the

Brain of the pigeon (Columbia livia)“ (Karten & Hodos, 1967) ermittelt. Für die

Tracingexperimente standen insgesamt zwölf Tiere mit einem Gewicht von 464-

570g zur Verfügung.

2.3 Tracer

In der vorliegenden Arbeit wurden als Tracer Biotin-Dextran-Amin (BDA) sowie die

? -Untereinheit des Choleratoxins (CtB) verwendet. Der Tracer BDA wurde

neunmal injiziert, und CtB wurde sechsmal verwendet. Bei fünf der zwölf Tiere

wurden bilaterale Injektionen durchgeführt, wobei jeweils rechts oder links BDA,

beziehungsweise CtB injiziert wurden.

Material und Methoden

31

2.3.1 BDA

Bei BDA handelt es sich um einen bevorzugt anterograd transportierten Tracer mit

einem Molekulargewicht von 10.000 MW (Molecular Probes, Holland). Das BDA

wurde als 10%-ige Lösung in 4% DMSO verwendet. Um eine ausreichende

Markierung zu erreichen, wurde in jede Taube ein Tracervolumen von 36 bis 75nl

durch Druckinjektionen (WPI-Nanoliter-Injektor, Harry Fein, Berlin) appliziert.

2.3.2 CtB

CtB ist ein Tracer, der sowohl retro-, als auch anterograd transportiert wird. Das

Tracervolumen lag bei zwischen 23 und 75nl im Nucleus subpraetectalis.

2.4 Tracingverfahren

Die Tiere wurden zunächst mit Equitesin (0,33ml/100g KG) narkotisiert, und

anschließend auf einem Wärmekissen in eine stereotaktische Apparatur eingelegt.

Der antero-posteriore Nullpunkt der Taube wurde hier durch Fixierung der

Gehörgänge und des Schnabels festgelegt. Der benötigte Tracer, BDA

beziehungsweise CtB, wurde vorsichtig in eine Glaspipette aufgesogen, die mit

einem Druckinjektor verbunden war. Nach einem kleinem Schnitt in die Kopfhaut

wurde der medio-laterale Nullpunkt des Schädels mittels eines Loches in der

Schädeldecke und der Lokalisation des Sinus sagittalis superior, bestimmt.

Anhand des Taubenatlas nach Benowitz & Karten (1967) wurde die Stereotaxie in

der gewünschten antero-posterioren und medio-lateralen Ebene eingestellt, und

an der entsprechenden Stelle vorsichtig ein kleines Loch in die Schädeldecke

gebohrt. Nachfolgend wurde die Glaspipette auf die Gehirnoberfläche aufgesetzt,

und die Stereotaxie entsprechend in der dorso-ventralen Achse geeicht. Nach

Berechnung der Zielkoordinate in der dorso-ventral Ebene wurde die Glaspipette

bis zur gewünschten Eindringtiefe vorgeschoben. Nach Erreichen des

Injektionsortes wurde zur Adaptation des umgebenden Gewebes an den

Fremdkörper ca. 10 Minuten gewartet. Die folgende Injektion verlief langsam über

einen Zeitraum von 5-10 Minuten, wobei abschließend die Glaspipette für 10

Minuten am Injektionsort belassen wurde, um die Verteilung des Tracers im

Injektionskanal zu vermeiden.

Material und Methoden

32

2.5 Überlebenszeiten

Die Laufeigenschaften des Tracers bestimmen den Zeitraum von der Injektion bis

zur Perfusion der Tiere. Bei BDA wurde drei bis sieben Tage, bei CtB drei bis fünf

Tage gewartet, bevor wie unter Punkt 2.6 beschrieben perfundiert wurde.

2.6 Perfusion

Zur Fixierung der Hirnstrukturen der Taube wurde das Tier zunächst mit einer

Kochsalzlösung (0.9% NaCl) und anschließend mit einem entsprechenden Fixativ,

bestehend aus 4% Paraformaldehyd + 0,1% Glutaraldehyd in 0,12 M

Phosphatpuffer, perfundiert. Vor Beginn der Perfusion wurde der Taube 0,2ml

Heparin (1000Units) intramuskulär in den Brustmuskel verabreicht. Das Heparin

vermeidet eine vorzeitige Blutgerinnung, welche zu einer Verstopfung des

Gefäßsystems führen könnte. Zehn Minuten später erfolgte die Anästhesie mit

Equitesin (0,5ml/100g Körpergewicht (KG)), erneut intramuskulär in den

Brustmuskel. Sobald sich das Tier in tiefer Narkose befand, wurden die Federn

des Thorax gerupft. Die Eröffnung des Brustkorbes begann mit einem Schnitt

entlang der unteren Rippenbögen, wobei die Leber durch vorsichtiges Ausschälen

der inneren Thoraxwand gelöst wurde. Nach der Eröffnung des Perikards erfolgte

das Einführen des Katheters in den linken Herzventrikel, ein kleiner Schnitt

oberhalb des rechten Vorhofes ermöglichte den Abfluß des Blutes aus dem

Kreislaufsystem, und die Perfusion mit 40?C warmer 0.9% NaCl Lösung wurde

begonnen. Sobald die Skleren der Augen blutleer erschienen, meist nach der

Perfusion von ca. 200ml NaCl, wurde mit der Fixierlösung perfundiert. Das

Zeichen einer guten Perfusion war eine Versteifung und Überstreckung des

Kopfes.

2.7 Postfixieren

Das Gehirn wurde vorsichtig aus dem Kopf herauspräpariert, und anschließend für

zwei Stunden postfixiert. Die Zusammensetzung der Postfixierlösung bestand aus

der bereits bei der Perfusion verwendeten Fixierlösung, in welcher zusätzlich 30%

Succrose gelöst wurden.

Material und Methoden

33

2.8 Schneiden der Gehirne

Für die weiteren Untersuchungen wurden 35µm dicke Frontalschnitte des Gehirns

auf einem Kryostaten angefertigt. Als Einbettmedium wurde „Tissue Freezing

Medium“ (Jung, Deutschland) benutzt. Die Schneidetemperatur lag bei minus

25?C. Die Hirnschnitte wurden dann in einer PBS-Lösung mit 0,1% Natriumazid

(NaN3) gesammelt. NaN3 hatte die Aufgabe die Pilz- und Bakterienbildung zu

unterdrücken.

2.9 Darstellung von BDA

Um die Markierungen von BDA zu visualisieren, wurde ein Vectastain ABC Elite

Kit (Vector Laboratories, Camon, Wiesbaden) verwendet. Zuvor wurden die

Schnitte zur Ausschaltung endogener Peroxidasen für 30 Minuten in 0.1 % H2O2

inkubiert. Danach wurden die Gehirnschnitte 3 mal 2 Minuten und 2 mal 10

Minuten in 0,12 M PBS gespült, bevor die unter Punkt 2.18 beschriebene ABC-

Reaktion folgte. Nach der ABC-Reaktion wurden die Schnitte erneut drei mal zwei

Minuten in 0,12 M PBS und zwei mal zehn Minuten in 0,1M Na-Acetatpuffer (pH

6,0) gespült. Anschließend folgte die Visualisierung des Tracers an welchen der

ABC-Komplex, und somit die Peroxidasen gebunden hatte, mittels der DAB-

Reaktion (Punkt 2.19).

2.10 Darstellung von CtB

Die Darstellung von CtB erfolgte durch eine immunhistochemische Behandlung

der Gehirnschnitte. Begonnen wurde hierbei mit einer Inkubation der Hirnschnitte

für 30 Minuten in 0,1 % H2O2 zur Inaktivierung endogener Peroxidasen. Danach

wurden die Hirnschnitte 3 mal 2 Minuten und 2 mal 10 Minuten in 0,12 M PBS

gespült. Es folgte eine Inkubation der Proben in Normalserum (Affenserum,

Jackson, USA) in 10ml PBS und 0,1ml Triton X 100 (PBS-T) für 30 Minuten bei

Raumtemperatur. Das Serum stammte vom Spender des sekundären Antikörpers

und diente dazu, unspezifische Anbindungsstellen für die Antikörper zu blockieren.

Nach erneutem Spülen wurde über Nacht (4°C) im primären Antikörper, anti-CtB

(1:10000 in PBS-T), inkubiert. Am nächsten Tag wurde kurz mit PBS gespült,

bevor die Hirnschnitte für 60 Minuten bei Raumtemperatur im sekundärem

Material und Methoden

34

Antikörper inkubierten. Anschließend folgte eine ABC- und darauf eine DAB-

Reaktion (Punkt 2.18 und 2.19).

Bei den sechs bilateral BDA und CtB injizierten Tauben, wurde die histologische

Gewebeaufbereitung verändert, um eine Differenzierung der beiden Tracer zu

ermöglichen. Zur Darstellung von BDA wurden die Hirnschnitte zunächst einer

ABC- Reaktion und einer anschließenden Kobalt-Nickel-intensivierten DAB-

Reaktion unterzogen (Punkt 2.18 / 2.19), worauf die beschriebene

immunhistochemische Detektion mit anti-CtB erfolgte. Bei der abschließenden

DAB-Reaktion wurde zur Darstellung von CtB auf eine Nickel-Kobalt

Intensivierung verzichtet. Das so erhaltene Signal war heller und rötlicher als das

der BDA-Markierungen.

2.11 Auswertung

Die Auswertungen der Tracing-Untersuchungen erfolgten an einem Mikroskop der

Firma Olympus, Typ BH 2, wobei die mikroskopischen Bilder im Rechner

digitalisiert wurden, und die markierten Zellstrukturen anschließend mit Hilfe eines

Bildanalysesystems („analysis“, SIS, Münster, Deutschland; „designer“,

Micrografx, Dallas, USA) nachgezeichnet werden konnten.

2.12 Immunhistochemie

Bei der Methode der Immunhistochemie (IHC) werden Proteine, zum Beispiel

Enzyme, Transmitter oder Rezeptoren, durch spezifische Antikörper markiert. Die

Prozedur im einzelnen sowie die ablaufenden Reaktionen werden in den

nachfolgenden Abschnitten dargestellt. Ein wichtiger Faktor für eine gelungene

Darstellung von Antigenen mittels der IHC ist eine geeignete Vorbehandlung und

Fixierung des zu untersuchenden Gewebes sowie der Einsatz spezifischer

Antikörper.

2.13 Allgemeine Antikörperherstellung

Antikörper gehören zu den Gammaglobulinen und stellen eine heterogene Gruppe

von Glykoproteinen dar. Sie werden durch B-Lymphozyten und Plasmazellen bei

Kontakt des Organismus mit Antigenen gebildet (Antigen-Antikörper-Reaktion).

Material und Methoden

35

Spezifische Antikörper stellt man in Säugetieren wie Maus, Kaninchen oder Ziege

her. Zuerst wird dabei das in späteren Versuchen zu detektierende Protein, z.B.

eine gereinigte Rezeptoruntereinheit, subkutan injiziert. Dieses Protein löst nun als

Antigen eine Immunantwort aus, mit der Folge einer spezifischen

Antikörperproduktion gegen das Antigen. In der Phase der höchsten

Antikörperproduktion des Tieres entnimmt man Blut, und zentrifugiert dieses,

wodurch die Erythrozyten von dem restlichen antikörperreichen Serum getrennt

werden. Im Serum enthalten sind sogenannte polyklonale Antikörper, das heißt

außer den spezifisch gegen das Antigen gerichteten Antikörpern auch weitere

Antikörper, welche das Tier im Laufe seines Lebens gegen andere Antigene

gebildet hat.

Bei kleinen Antigenen kann durch eine Vergrößerung des Proteins, z.B. durch die

Anlagerung eines Aldehydes, eine verbesserte Immunantwort hervorgerufen

werden. Ein solches Verfahren erfordert häufig eine angepaßte Vorbehandlung

des zu untersuchenden Gewebes, wie zum Beispiel eine entsprechende

Fixierung. Die käuflich erwerbbaren Antikörper sind meist gereinigte Substanzen,

die eine optimale Immunreaktion zulassen.

2.14 Eingesetzte Antikörper

Die in der gegenwärtigen Untersuchung verwendeten primären Antikörper (pAK)

richten sich gegen den Neurotransmitter ? -Aminobuttersäure (GABA), das GABA

synthetisierende Enzym Glutamatdecarboxylase (GAD), gegen die ? -

Rezeptoruntereinheit des GABAA- Rezeptors, gegen das Calcium-bindende

Protein Parvalbumin (PV) und gegen die ionotrophen Glutamatrezeptor-

Untereinheiten vom AMPA–Typ (GluR2/3 und GluR4). Die sekundären Antikörper

(sAK) binden spezifisch an den pAK (Überblick: Tabelle 1).

2.14.1 Anti-Glutamatdecarboxylase

Zur Bildung des Antigens für die Antikörperproduktion gegen

Glutamatdecarboxylase (GAD) wurde geklonte DNA verwendet, die in E.coli

exprimiert wurde. Der polyklonale Antikörper richtet sich gegen die lange Sequenz

der GAD (~67kD; Kaufmann et al., 1986). Die Antikörper sind erhältlich bei

„Chemicon International INC“ unter der Katalognummer AB 108.

Material und Methoden

36

2.14.2 Anti-GABAA-Rezeptor (? -Untereinheit)

Die monoklonalen Antikörper gegen die ? -Untereinheit des GABAA-Rezeptor

stammen aus der Maus. Zu beziehen ist der anti-GABAA-Rezeptor Antikörper bei

der Boehringer Mannheim GmbH, Deutschland.

(Katalognummer: 1381458)

Literatur: Schoch & Möhler (1983), Möhler et al. (1986), Richards et al. (1987),

Watson et al. (1986).

2.14.3 Anti-AMPA-Rezeptoren

Die polyklonalen Antikörper richten sich gegen synthetisierte C-terminale

Aminosäure-Sequenzen der AMPA-Rezeptor-Untereinheiten der Ratte, und

wurden im Kaninchen hergestellt.

Glu R2/3 EGYNVYGIESVKI = 13 Aminosäuren (AS)

Glu R4 RQSSGLAVIASDLP = 14 AS

Die Oligopeptide wurden für 90 min bei Raumtemperatur mit 0,1% Glutaraldehyd

in einer phosphat-gepufferten Salzlösung (PBS) und Rinderserum-Albumin

konjugiert, bevor sie einem Kaninchen injiziert wurden. Der Vertrieb dieser

Antikörper erfolgt durch „Chemicon International INC“

(Katalognummer: AB 1506 (Glu R2/3); AB 1508 (Glu R4)).

Literatur: Petralia & Wenthold, 1992; Wenthold, 1992; Keinänen et al., 1990;

Wenthold, 1990.

2.14.4 Anti-Parvalbumin

Für die Herstellung des Antikörpers gewinnt man PV als Antigen aus der

Muskulatur von Karpfen. Der in Mäusen hergestellte monoklonale Antikörper

erkennt das Protein PV in den Nervenzellen verschiedener Säuger und Vögeln.

Erhältlich ist der Antikörper bei „Sigma“ unter der Katalognummer PA-235.

Literatur: Celio et al., 1990.

2.15 Sekundäre Antikörper

Zur Herstellung von Dauerpräparaten mittels der DAB-Reaktion wurden je nach

pAK polyklonale affinitätsgereinigte sAK eingesetzt. Der sAK gegen die pAK GAD,

Material und Methoden

37

Glu R2/3 und Glu R4 stammte aus einem ABC-Elite-Kit (Vector Laboratories,

Camon Deutschland). Die Spezifität dieses sAK ist Ziege gegen Kaninchen. Der

von Chemicon vertriebene sAK aus Kaninchen richtete sich gegen

Immunglobuline der Maus (Katalognummer: AP 160B), und wurde zur Detektion

des pAK gegen den GABAA-Rezeptor eingesetzt. Ein weiterer sAK aus einem

ABC-Elite-Kit war Ziege-anti-Maus, und wurde zur Detektion des pAK gegen PV

eingesetzt.

Tabelle 1: Eingesetzte Antikörper und deren Konzentrationen

pAK anti- Spezies Konzentration sAK Konzentration

GAD Kaninchen 1 / 2000 Ziege gegen Kaninchen

1 / 200

Glu R4 Kaninchen 1 / 5000 Ziege gegen Kaninchen

1 / 200

GABAA-Rezeptor

Maus 1 / 50 Kaninchen gegen Maus

1 / 50

Parvalbumin Maus 1 / 500 Ziege gegen Maus

1 / 200

2.16 Die Gewebeaufbereitung

2.16.1 Die Perfusion

Die Fixierung ist notwendig, um das Gewebe in einem möglichst nativen Zustand

zu konservieren, wodurch der Erhalt nachzuweisender Proteinstrukturen

gewährleistet bleibt. Die Vorgehensweise war identisch mit der unter Punkt 2.6

beschriebenen Perfusion; die Fixierlösungen waren hierbei auf die jeweiligen

Antikörper abgestimmt (Tabelle 2).

2.16.2 Postfixieren

Nach der Präparation der Gehirne wurde das Gewebe je nach Antikörper für 1-16

Stunden in einer dem Antikörper angepaßten Fixierlösung (Tabelle 2), in welcher

zusätzlich 30% Succrose gelöst wurde, postfixiert.

Material und Methoden

38

Tabelle 2: Fixierlösungen und Postfixierzeiten

PAK anti- Postfixierung Fixiermittel

GAD 1 Stunde 4% Paraformaldehyd

(PFA)

GABAA-Rezeptor 1 Stunde +

Glu R4 16 Stunden 0,2% Glutaraldehyd (Glu)

Parvalbumin 1 Stunde 4% PFA

2.16.3 Gefrierschutz

Um einen Gefrierschutz des Gewebes vor dem Schneiden auf dem Kryostaten zu

gewährleisten, wurde das Gehirn für einen Tag in eine phosphat-gepufferte

Salzlösung mit 30% Succrose gelegt. Diese Lösung hatte die Aufgabe dem

Gewebe osmotisch Flüssigkeit zu entziehen, um beim Auffrieren des Materials auf

dem Kryostaten der Entstehung von Gefrierartefakten vorzubeugen. Die

Schneideprozedur ist unter Punkt 2.8 beschrieben.

2.17 Gewebebehandlungen - Immunreaktionen

Die Hirnschnitte wurden zunächst für dreißig Minuten zur Inaktivierung endogener

Peroxidasen, die bei der abschließenden DAB-Reaktion den unspezifischen

Hintergrund der Färbung steigern würden, in 0,1% H2O2 inkubiert. Nach mehreren

Spülgängen in PBS, folgte eine dreißig minütige Inkubation in 10%-igem

Normalserum, welches vom Spender des sekundären Antikörpers stammte, und

einer Abdeckung unspezifischer Anbindungsstellen diente. Nach kurzem Spülen

mit PBS begann die Inkubation mit dem pAK, über Nacht auf einem Schüttler bei

4?C in einer Standardlösung mit 0,3% Triton X-100 und PBS. Die jeweiligen

Konzentrationen der eingesetzten pAK sind der Tabelle 1 zu entnehmen. Triton X-

100 fungiert als Detergenz, und ermöglicht eine erhöhte Membranpermeabilität

durch Herauslösen von Lipiden aus der Zellmembran. Am folgenden Tag wurden

die Hirnschnitte mehrfach gründlich in PBS gespült (3*2 Minuten, 2*10 Minuten),

bevor die Inkubation mit dem sAK folgte. Die Inkubationszeit betrug eine Stunde

bei Raumtemperatur auf dem Schüttler. Die verwendeten sAK waren am C-

terminalen Ende mit dem Vitamin Biotin konjugiert, welches als Anbindungsstelle

Material und Methoden

39

für die weitere ABC-Reaktion diente. Vor der ABC-Reaktion wurden die

Gehirnschnitte erneut intensiv mit PBS gespült (3*2 Minuten, 2*10 Minuten).

2.18 ABC-Reaktion

Über die ABC-Reaktion wurde die IHC-Reaktionskaskade mit einer Peroxidase

verbunden, welches in einer abschließenden Diaminobenzidin-Reaktion ein

Chromogen bindet und färbt. ABC steht für den Avidin-Biotin-Komplex, wobei das

Emzym Meeretichperoxidase an das Biotin gekoppelt war („ABC-Elite-Kit“, Vector

Laboratories, England). Zunächst wurden die Stammlösungen mit den einzelnen

Reaktionskomponenten gemäß Herstellerangaben dreißig Minuten vor Beginn der

ABC-Reaktion zusammengefügt. In einer neunzig minütigen Inkubation der

Hirnschnitte in der ABC-Lösung bei Raumtemperatur auf dem Schüttler, fand

anschließend eine Kopplung über das Avidin am biotinylierten sAK statt. Als letzter

Schritt dieser Reaktion wurde das Gewebe drei mal zwei, und zwei mal zehn

Minuten in PBS gespült.

2.19 DAB-Reaktion

Für die Detektion des Antigens nach immunhistochemischer Behandlung wurde

die langsame, aber gleichmäßig ablaufende Nickel-Kobalt intensivierte

Diaminobenzidin-Reaktion (DAB-Reaktion) nach Hsu und Soban (1982) und

Hancock (1986) durchgeführt. Hierbei wurde mittels eines Oxidationsprozesses

das primär farblose 3,3-Diaminobenzidin in eine braune Form überführt, die

mikroskopisch sichtbar wurde.

Zunächst wurde das Material zur Ansäuerung in Natrium-Acetat (pH 6.0) gespült,

um eine gute Farbintensität durch das Diaminobenzidin zu erreichen.

Anschließend folgte eine fünfzehn minütige Inkubation in einem Cocktail

bestehend aus Ammonium-Nickelsulfat, Ammonium-Chlorid, Kobaltchlorid und ß-

D-Glucose. Ammonium-Nickelsulfat, Ammonium-Chlorid und Kobaltchlorid

bewirkten eine Signalverstärkung. Im nächsten Schritt wurde einer Lösung

gleicher Zusammensetzung Glucoseoxidase (10µl, Stamm: 0,001g/ml) zugefügt.

Die Glucoseoxidase spaltete die ? -D-Glucose, setzt dabei kontinuierlich H2O2 frei,

und führt durch Reaktion mit den Peroxidasen zur Oxidation des DAB. Die

Material und Methoden

40

Reaktionsdauer betrug etwa 15 Minuten, wonach die Hirnschnitte zunächst in Na-

Acetat und dann in PBS gespült wurden.

2.20 Kontrollen

Zur Überprüfung der Spezifität der pAK und sAK wurden Kontrollexperimente

durchgeführt, bei denen der pAK durch ein Serum vom Spender des

Primärantikörpers ersetzt wurde, wobei der weitere Verlauf der IHC unverändert

blieb. Desweiteren wurde zur Überprüfung der Spezifität der sAK eine IHC ohne

pAK-Inkubation durchgeführt.

2.21 Färbung mit Kresylviolett

Zur allgemeinen Darstellung der mikroskopischen Morphologie des Taubenhirns

wurden Kresylviolett-Färbungen durchgeführt. Der Farbstoff Kresylviolett markierte

unabhängig vom Zelltyp das endoplasmatische Reticulum der Zellen. Dazu

wurden die Hirnschnitte auf gelatinisierten Objektträgern aufgezogen und

getrocknet. Es folgte ein kurzes Spülen in Aqua dest, gefolgt von einem Spülen in

70% Alkohol, zur Permeabilisierung des Gewebes, bevor das Material in mit

Essigsäure (99%) versetztem Aqua dest. (5 Tropfen Essigsäure pro 100ml Aqua

dest.) angesäuert wurde. Die Farbreaktion erfolgte für zehn Minuten in einer 1%-

igen Kresylviolett-Lösung. Danach wurden die Hirnschnitte kurz in Aqua dest.

gespült; eine weitere Differenzierung der Färbung fand in 70% und 96% Alkohol,

der mit Essigsäure versetzt war, statt.

2.22 Eindeckeln

Die Hirnschnitte wurden auf gelatinisierten Objektträgern aufgezogen und

anschließend getrocknet. In einer aufsteigenden Alkoholreihe (70%, 96% und

100%) wurden die Präparate dehydriert, zweimal mit Xylol gespült, bevor mit

DEPEX („Serva, Feinbiochemie GmbH & Co“, Deutschland) eingedeckelt wurde.

Material und Methoden

41

2.23 Auswertung

Die Auswertung erfolgte an einem Mikroskop der Firma Olympus, Typ BH 2,

welches mit einem Bildanalysesystem („analysis“, Deutschland) verbunden war.

2.23.1 Qualitative Auswertungen

Bei den qualitativen Auswertungen wurden die Strukturen untersucht, welche die

einzelnen pAK im tectofugalen System markierten. Festgestellt wurden dabei die

Lokalisationen der Färbungen, als auch qualitative Unterschiede somatischer-

oder Neuropil-Markierungen.

2.23.2 Quantitative Auswertungen

Die quantitative Auswertung erfolgte bei neun Tauben in zwei Kerngebieten des

tectofugalen Systems, dem Nucleus subpraetectalis (SP) und dem Nucleus

interstitio-praetecto-subpraetectalis (IPS). Die Datenerhebung fand in der

gesamten rostro-caudal Ausdehnung des SP/IPS-Komplexes statt (A4.25–A.5.25,

Karten und Hodos 1967).

Von den Antikörpern gegen GAD, GABAA-Rezeptor, GluR4 und Parvalbumin

wurden die relative Zellzahl immunpositiver Zellen im SP und IPS bestimmt. Dazu

wurden im SP und IPS zwei Felder gleicher Größe (280µm x 220µm) angelegt. Ein

Feld war ventral, das andere im dorsalen Bereich der Kerne lokalisiert. Um den

prozentualen Anteil der markierten Neuronen zu bestimmen, wurden die gleichen

Felder in den Kresylviolettschnitten derselben Taube angelegt.

Eine statistische Analyse aller quantitativen Daten erfolgte mittels der Sofware

„Statistica for windows“ (Version 4.5, StatSoft, 1993, USA). Mögliche quantitative

Unterschiede in der Verteilung der immunpositiven Neuronen in der caudo-

rostralen Ausdehnung des Kernes sowie zwischen beiden Hemisphären wurden

mittels einer „Zwei-Wege ANOVA“ mit anschließender „post-hoc Untersuchung

(Scheffé-Test)“ durchgeführt.

Ergebnisse

42

3 Ergebnisse

Gegenstand der vorliegenden Untersuchungen war ein zum visuellen System

gehörendes Kerngebiet, der Nucleus subpraetectalis (SP), in der Taube Columba

livia. Mit Hilfe von Tracing-Experimenten mit den beiden Tracern Biotin-Dextran-

Amin (BDA) und der ? -Untereinheit des Choleratoxins (CtB) wurden die

Konnektivitäten des SP zu weiteren Hirnstrukturen festgestellt. Desweiteren

erfolgte eine immunhistochemische Charakterisierung der Expression von

Glutamatdecarboxylase, das den Neurotransmitter ? -Aminobuttersäure (GABA)

synthetisierende Enzym, von GABA- und Glutamat-Rezeptoren sowie des

Calcium-bindenden Proteins Parvalbumin im Nucleus subpraetectalis. Hierdurch

sollte der Einfluß des Nucleus subpraetectalis auf die durch die Tracing Daten

erkannten neuronalen verbundenen Strukturen näher beschrieben werden.

3.1 Tracing

Beim Tracing werden molekulare Substanzen, Tracer genannt, gezielt in

Hirnregionen injiziiert. Die Tracer werden durch Endocytose von den Neuronen

aufgenommen und entlang der Fortsätze dieser Zellen, den Axonen und

Dendriten, aktiv und passiv transportiert. Die molekularen Eigenschaften der

Tracer bestimmen hierbei die Laufeigenschaften, daß heißt die Geschwindigkeit

und die vorwiegende Richtung (anterograd – retrograd) des Transportes. Ebenfalls

abhängig vom Tracer erfolgt die anschließende Detektion der Signale, die nach

mikroskopischer Auswertung Aufschluß über die Konnektivitäten der einzelnen

Kerne gibt. Bei dieser Arbeit wurden die Tracer BDA und CtB in den

mesencephalen Nucleus subpraetectalis (SP) appliziert, wobei genaue

Injektionsorte für jede Taube einzeln mittels des histologischen Taubenatlas nach

Karten und Hodos (1967) bestimmt wurden (Tabelle 3).

Ergebnisse

43

Tabelle 3: Tracer und Injektionsdaten

Taube links rechts antero-

posterior

?mm?

medio-

lateral

?mm?

dorso-

ventral

?mm?

177 BDA -- 4,5 3,3 10,0

298 -- BDA 4,6 3,0 9,6

354 -- BDA 4,75 3,2 9,8

409 CtB BDA 4,75 3,3 9,6

430 CtB BDA 4,75 3,3 9,6

505 -- BDA 4,75 3,3 9,6

506 BDA CtB 4,75 3,3 9,6

514 -- BDA 4,75 3,4 9,45

451 CtB -- 4,75 3,4 9,45

170 -- CtB 4,75 3,4 9,45

513 CtB BDA 4,75 3,4 9,45

519 CtB BDA 4,75 3,4 9,45

Die in dieser Arbeit eingesetzten Tracer waren Biotin-Dextran-Amin (BDA) und die

? -Untereinheit des Choleratoxins (CtB). Für die Tracing-Untersuchungen standen

insgesamt zwölf Tauben zur Verfügung. Dabei wurde jeweils neun mal BDA und

sechs mal CtB injiziiert. An fünf Tieren wurden bilaterale Injektionen durchgeführt,

jeweils BDA und CtB in unterschiedliche Hemisphären. Genau in den Nucleus

subpraetectalis gelangen sechs Injektionen, davon viermal mit BDA und zweimal

mit CtB. Zwei Tiere verstarben bereits nach der Injektion auf dem Operationstisch,

neun Injektionsorte lagen medial, beziehungsweise ventral des Nucleus

subpraetectalis. Einmal wurde ein großes Blutgefäß getroffen, wodurch eine

Auswertung nicht möglich war. Die Injektionsvolumina waren abhängig vom

Tracer, und lagen bei BDA zwischen 36 und 75nl, bei CtB zwischen 23 und 75nl.

Die Überlebenszeiten der Tauben nach der Injektion bis zur Perfusion variierten

zwischen drei bis sieben Tagen (Tabelle 4).

Ergebnisse

44

Tabelle 4: Überlebenszeiten und Volumina

Taube 177 298 354 409 430 506 451 170 513 519

Überlebenszeit

?Tage? 3 3 7 5 3 3 3 3 3 3

Injektionsvolumen

?nl?

BDA

37

41

69

75

75

50

--

75

75

75

CtB -- -- -- 69 50 23 75 75 75 75

Nach der histochemischen Aufbereitung waren deutliche Markierungen beider

Tracer lichtmikroskopisch zu erkennen, wobei das Signal von BDA intensiver als

das von CtB erschien. Bei beiden verwendeten Tracern fand man in

verschiedenen Kerngebieten Anfärbungen von Somata, sowie diffuse Färbungen

von Axonen und Dendriten, die aufgrund fehlender Differenzierung als Neuropil

beschrieben werden. Außerdem war bei den Tracerapplikationen mit BDA

deutliche Ansammlungen des Tracers am Injektionsort zu sehen, die bei CtB-

Injektionen nicht zu beobachten waren.

Das stärkere BDA-Signal resultiert vermutlich aus der unterschiedlichen

Behandlung der Hirnschnitte bei der DAB-Reaktion, wobei zur CtB-Detektion die

DAB-Reaktion ohne Ammonium-Nickelsulfat, Ammoniumchlorid und Kobaltchlorid

durchgeführt wurde (siehe Punkt 2.9 und 2.10).

In den vorliegenden Experimenten wurden die beiden Tracer anterograd und

retrograd transportiert. Dabei zeigte BDA verstärkte Markierungen in den

efferenten Projektionen des Nucleus subpraetectalis und CtB zeigte hingegen die

afferenten Projektionen des Nucleus subpraetectalis stärker markiert.

Ergebnisse

45

3.1.1 BDA

Es gelang in allen untersuchten Tieren eine gute Darstellung des Tracers BDA im

visuellen System der Taube. Hierbei war der Nachweis des Injektionsortes anhand

der zum Teil im Nucleus subpraetectalis verbleibenden Tracersubstanz möglich.

Injiziert wurde zwei mal in den ventro-lateralen Nucleus subpraetectalis, einmal in

den ventralen sowie einmal in den lateralen Nucleus subpraetectalis. Zusätzlich zu

den Tracerrückständen erkannte man im Nucleus subpraetectalis zumeist

vereinzelt auftretende Somata und Neuropilmarkierungen (Abbildung 1a,b). In

Abhängigkeit vom Injektionsort wurden die im folgenden beschriebenen

Konnektivitäten detektiert.

Nach SP-Injektionen zeigte der Nucleus interstitio-praetecto-subpraetectalis (IPS)

vor allem Fasermarkierung und zum Teil markierte Somata (Abbildung 1a,b). In

dem aus fünfzehn Schichten bestehenden Tectum opticum (TO) wurde vor allem

in der multipolaren Schicht 13 intensive Somata und Neuropil Markierung

beobachtet (Abbildung 2a,b). Der diencephale Nucleus rotundus (RT) zeigte eine

ausgeprägte Markierung von Fasern und Terminalien, somatische Markierungen

blieben aus, wobei sich von caudal nach rostral eine abnehmende dorso-mediale

Aussparung der Markierungen im Nucleus rotundus, bis zur vollständigen

Markierung des Kernes, zeigte (Abbildung 3a,b). Im Nucleus triangularis (T), der

dem Nucleus rotundus als dorsale Kappe aufliegt, fand man keine BDA-

Markierung von Somata oder Neuropil. Nach BDA-Injektionen in den Nucleus

subpraetectalis wurde der Nucleus praetectalis (PT) vor allem in den äußeren

Schichten markiert (Abbildung 4a,b). Es imponierten die Markierung von Fasern

und Terminalien, zum Teil waren auch somatische Markierungen zu erkennen.

Darüber hinaus wurden Fasern zwischen Nucleus subpraetectalis und Nucleus

rotundus, sowie zwischen Nucleus subpraetectalis und Nucleus praetectalis

markiert.

Ergebnisse

46

Abbildung 1: BDA und CtB Markierungen im SP und IPS BDA-Injektionen in den ventro-lateralen SP (a, Taube 409) führen zu einer gleichmäßigen Markierung der Somata und des Neuropil im SP. Im IPS sind nur geringe Anfärbungen der Somata und des Neuropil zu erkennen. Zusätzlich (b, Taube 177) beobachtet man Tracerrückstände (Pfeile). CtB-Injektionen in den dorsalen SP (c, Taube 506) führen zu einer gleichmäßigen Fasermarkierung im SP und IPS sowie zu einer geringen somatischen Markierung. Nach ventralen CtB-Injektionen in den SP (d, Taube 519) erkennt man gleichmäßige somatische Markierungen wie Faseranfärbung im SP und IPS. Balken: 160µm.

Ergebnisse

47

Abbildung 2: BDA und CtB Markierung im TO Nach Tracerapplikationen in den SP beobachtet man im TO eine somatische- und Fasermarkierung der Schicht 13. Nach BDA-Injektion (a,b, T.409) finden sich Markierungen der Schicht 13 mit Abnahme von ventral nach dorsal. Die CtB-Applikationen in den SP (c,d, T.506) zeigen ein ähnliches Markierungsmuster. In der Schicht 13 sind gleichmäßig und intensiv die Somata und das Neuropil angefärbt ohne ventro-dorsale Unterschiede. Die Fotos b/d zeigen eine 160-fache Vergrößerung der Schicht 13 im TO. Balken: a,c = 1600µm; b,d = 160µm.

Ergebnisse

48

Abbildung 3: Tracer Markierungen im RT Verteilungsmuster im RT nach BDA-Injektion in den SP (Taube 519). Im Foto a stellt sich eine Neuropilmarkierung des lateralen RT bei A5.25 dar. In rostralen Abschnitten (A6.25,b) zeigt dagegen der gesamte RT eine gleichmäßige Neuropilanfärbung. Somatische Markierungen wurden im RT nicht festgestellt. Auf den Vergrößerungen c und d erkennt man die beschriebene Anfärbung des Neuropil. Entlang der Dendriten sind Terminalien (Pfeile) zu beobachten. Balken: a,b = 160µm; c = 400µm; d = 100µm.

Ergebnisse

49

Bei Tracerapplikationen in den ventralen Nucleus subpraetectalis (Taube 519

rechts, Abbildung 5) wurden innerhalb dieses Kernes vereinzelte, größtenteils

ventro-lateral gelegene Somata markiert. Die Fasermarkierung füllten im caudal

lokalisierten Nucleus subpraetectalis (A4.25) den gesamten Kern aus, um dann

weiter rostral nur noch am medialen Rand als auf den Nucleus rotundus gerichtete

Fasern aufzutreten (A4.50-5.00). Der Nucleus interstitio-praetecto-subpraetectalis,

ein Kern dorsal zum Nucleus subpraetectalis lokalisiert, wurde nach

Tracerinjektionen in den ventralen Nucleus subpraetectalis durch Neuropil-

markierungen hervorgehoben. Im lateral gelegenen Tectum opticum beobachtete

man in der gesamten rostro-caudalen Ausbreitung eine geringe Markierung der

Somata und des Neuropil in Schicht 13, wobei ventral eine höhere Zell- und

Faserdichte vorlag.

Abbildung 4: BDA und CtB Markierung im PT Die Tracerinjektionen mit BDA und CtB in den PT zeigen vor allem Anfärbungen des Neuropil, somatische Markierungen lagen nur vereinzelt vor. BDA-Injektionen in den SP (a, Taube 177) zeigen eine deutliche Fasermarkierung besonders am äußeren Anteil des PT. Ein ähnliches Markierungsmuster beobachtete man nach CtB-Injektionen in den SP (b, Taube 506). Es liegt eine intensive Anfärbung des Neuropil vor, mit stärkerer Darstellung in äußeren Bereichen. Somatische Markierungen zeigen sich nur sehr spärlich. Balken: 160µm.

Ergebnisse

50

Abbildung 5: BDA-Injektion bei der Taube 519 rechts Darstellung des Markierungsmuster nach BDA-Injektion in den ventralen SP. Punkte zeigen somatische Markierungen, Striche bedeuten markiertes Neuropil. Tracerrückstände sind durch größere schwarze Flecken gekennzeichnet. Kleine gepunktete Flächen stellen Terminalien dar. Balken: 1000µm.

Ergebnisse

51

Der diencephale Nucleus rotundus stellte sich durch die ventrale BDA-Injektion in

den Nucleus subpraetectalis mit zahlreichen Terminalien und Fasern dar, es

wurden aber keine somatischen Markierungen beobachtet. Die Verteilung der

markierten Terminalien und Fasern im Nucleus rotundus betrafen caudal (A4.75)

nur den lateralen Nucleus wobei sich jedoch die Fasermarkierung weiter rostral

(A7.00) über den gesamten Kern erstreckte (Abbildung 3). Auch im Nucleus

praetectalis wurden Markierungen festgestellt, nachdem BDA in den ventralen

Nucleus subpraetectalis appliziert worden war. Der gesamte Nucleus praetectalis

war hierbei gekennzeichnet durch Markierungen von Terminalien, gefärbte Faser

wurden dabei, kreisförmig, in den äußeren Kernanteilen des Nucleus praetectalis

beobachtet.

Nach Injektion von BDA in den lateralen Nucleus subpraetectalis (Taube 513,

Abbildung 6), wurden im Nucleus subpraetectalis überwiegend

Neuropilmarkierung detektiert, welche im caudalen Bereich des Nucleus

subpraetectalis (A4.25-A4.75) auf den lateralen bis medialen Nucleus

subpraetectalis begrenzt waren, sich weiter rostral dagegen (A5.00-A5.25) auf den

gesamten Nucleus subpraetectalis ausdehnten. Somata wurden nur vereinzelt in

der Umgebung des Injektionsortes markiert. Der Nucleus interstitio-praetecto-

subpraetectalis imponierte durch zahlreiche Fasermarkierung, wobei auch hier im

caudalen (A4.50-4.75) Nucleus interstitio-praetecto-subpraetectalis die laterale

Hälfte des Nucleus interstitio-praetecto-subpraetectalis gefärbt war, und die

mediale Hälfte keine Markierung zeigte. Weiter rostral (A5.00) war dagegen der

gesamte Nucleus interstitio-praetecto-subpraetectalis markiert. Bei der lateralen

BDA-Injektion in den Nucleus subpraetectalis wurden im Tectum opticum Fasern

und zelluläre Strukturen in Schicht 13 markiert, mit einer vermehrten Markierung

im ventralen Abschnitt des Tectum opticum. Der Nucleus rotundus zeigte lateral

lokalisierte Fasern und Terminalien (A4.75-5.25), ohne BDA-Signal im Nucleus

triangularis. Die Ausdehnung der Markierung nahm nach rostral zu, bis der

gesamte Kern von Fasermarkierungen erfaßt wurde (A6.25). Somata wurden im

Nucleus rotundus nach BDA-Injektion in den Nucleus subpraetectalis nicht gefärbt.

Desweiteren wurden Fasern zwischen Nucleus subpraetectalis und Nucleus

rotundus dargestellt.

Ergebnisse

52

Abbildung 6: BDA-Injektion bei der Taube 513 rechts Verteilung der Somata und des Neuropil nach lateraler BDA-Injektion in den SP. Punkte zeigen somatische Markierungen, Striche bedeuten markiertes Neuropil. Tracerrückstände sind durch größere schwarze Flecken gekennzeichnet. Kleine gepunktete Flächen stellen Terminalien dar. Balken: 1000µm.

Ergebnisse

53

Nach der lateralen SP-Injektion wurden im gesamten Nucleus praetectalis

Terminalien markiert, wobei Fasermarkierungen auf den äußeren Nucleus

praetectalis begrenzt waren.

Bei zwei weiteren Tauben (Taube: 409 und 177, Abbildung 7 und 8) wurde der

Tracer BDA in den ventro-lateralen Abschnitt des Nucleus subpraetectalis injiziert.

Im caudalen (A4.25) Nucleus subpraetectalis waren Tracerrückstände zu sehen

(Abbildung 1a,b), weiter rostral hingegen wurden vermehrte Fasermarkierungen

und einzelne somatische Färbungen erkannt, begleitet von zahlreichen markierten

Terminalien. Die Verteilung der Markierungen von Somata, Neuropil und

Terminalien variierte innerhalb des Nucleus subpraetectalis. Im caudalen Nucleus

subpraetectalis waren vor allem Markierungen im ventro-lateralen Abschnitt zu

erkennen. Die Ausbreitung des BDA-Signals nach rostral nahm zu, bis in der

anterior-posterioren Ebene A5.00 gleichmäßig Somata, Neuropil und Terminalien

im Nucleus subpraetectalis markiert wurden. Der Nucleus interstitio-praetecto-

subpraetectalis zeigte schwache Markierungen von Somata und Fasern

(Abbildung 1a,b). In Schicht 13 des Tectum opticum wurde nach ventro lateraler

Injektion eine sehr intensive Somata- und Neuropilmarkierung beobachtet, wobei

im ventralen Tectum opticum die Dichte der Markierung höher war als im dorsalen

Tectum opticum. (Abbildung 2a,b). Auch bei den Tauben 409 und 177 waren

Fasern und Terminalien im Nucleus rotundus BDA-positiv, Somata aber nicht

markiert. Die Verteilung der BDA-Markierung im Nucleus rotundus zeigte von

caudal nach rostral auch bei diesen Tieren wieder eine zunächst laterale im

weiteren Verlauf zunehmende Markierung des Nucleus rotundus. Im Nucleus

triangularis wurde kein BDA-Signal erkannt. Zwischen Nucleus subpraetectalis

und Nucleus rotundus wurden wiederum BDA-positive Fasern detektiert. Der

Nucleus praetectalis imponierte durch Anfärbung der Terminalien und des

Neuropil mit dem Tracer BDA. Die Markierungen der Terminalien waren zumeist

im gesamten Nucleus praetectalis verteilt, mit Aussparungen im inneren (T.177,

A4.25), oder äußeren Anteil des Nucleus praetectalis (T.409, A4.50) (Abbildung

4a,b). Fasermarkierungen lagen vereinzelt vor, gehäuft am äußeren Rand des

Nucleus praetectalis. Auch in den Tauben 409 und 177 war das Neuropil im

Bereich zwischen Nucleus subpraetectalis und Nucleus praetectalis angefärbt.

Ergebnisse

54

Abbildung 7: BDA-Injektion bei der Taube 409 rechts Darstellung der somatischen und Neuropilmarkierungen nach BDA-Injektion in den ventrolateralen SP. Punkte zeigen somatische Markierungen, Striche bedeuten markiertes Neuropil. Tracerrückstände sind durch größere schwarze Flecken gekennzeichnet. Kleine gepunktete Flächen stellen Terminalien dar. Balken: 1000µm.

Ergebnisse

55

Abbildung 8: BDA-Injektion bei der Taube 177 links Verteilungsmuster der markierten Somata und des Neuropil nach BDA-Injektion in den ventrolateralen SP. Punkte zeigen somatische Markierungen, Striche bedeuten markiertes Neuropil. Tracerrückstände sind durch größere schwarze Flecken gekennzeichnet. Kleine gepunktete Flächen stellen Terminalien dar. Balken: 1000µm.

Ergebnisse

56

3.1.2 CtB

Eine erfolgreiche Darstellung des Tracers CtB nach den Injektionen in den

Nucleus subpraetectalis gelang bei zwei Tieren (Taube: 506 und 519), wobei in

der Taube 506 in den rechts hemisphärischen Nucleus subpraetectalis, in der

Taube 519 in den links hemisphärischen Nucleus subpraetectalis injiziert wurde.

Aufgrund der hohen Diffusionskapazität des Tracers CtB war der gesamte Kern

markiert. Eine weitere Subdifferenzierung des Injektionsortes war daher nicht

möglich.

Der Nucleus subpraetectalis zeigte bei beiden Tieren nach der CtB-Injektion eine

intensive Anfärbung des Neuropil und schwache somatische Markierungen

(Abbildung 1c,d). Im Nucleus interstitio-praetecto-subpraetectalis fand man jeweils

nach der Tracerapplikation in den Nucleus subpraetectalis eine starke Markierung

von Fasern, Somata wurden hingegen nur vereinzelt markiert (Abbildung 1c,d).

Das mesencephale Tectum opticum imponierte durch prominente Markierungen

der multipolaren Neuronen nebst Fortsätzen in der Schicht 13, wobei keine dorso-

ventralen Dichteunterschiede in der Markierung zu erkennen waren (Abbildung

2c,d).

Nach CtB-Injektion in den Nucleus subpraetectalis war im Nucleus rotundus das

Neuropil intensiv markiert, der Nucleus triangularis hingegen von Markierungen

ausgespart. Im dorsalen Nucleus praetectalis wurden CtB-positive Fasern und

vereinzelte CtB-positive Somata detektiert (Abbildung 4c). Zwischen dem Nucleus

subpraetectalis und dem Nucleus praetectalis wurden CtB-markierte Fasern mit

vereinzelt auftretenden CtB-positiven Somata erkannt.

Im Vergleich der einzelnen Tiere wurden Unterschiede nach den CtB-Injektionen

in den Nucleus subpraetectalis deutlich. Bei Taube 506 (Abbildung 9), wurde

vornehmlich das Neuropil und nur wenige Somata im Nucleus subpraetectalis

nach der Injektion erkannt. Die Ausdehnung der Fasermarkierungen variierte in

der rostro-caudal Achse, wobei nur der caudale Nucleus subpraetectalis (A4.25)

gleichmäßig und vollständig mit Fasern markiert war (Abbildung 1c). In der

medialen Ausdehnung des Nucleus subpraetectalis (A4.50-4.75) war die

Fasermarkierung hingegen auf den dorsalen Nucleus subpraetectalis begrenzt.

Ergebnisse

57

Abbildung 9: CtB-Injektion bei der Taube 506 rechts Somatische und Fasermarkierung nach CtB-Applikation in den dorsalen SP. Punkte zeigen somatische Markierungen, Striche bedeuten markiertes Neuropil. Balken: 1000µm.

Ergebnisse

58

Im rostralen Bereich des Kernes (A5.00-5.25) war das Neuropil zumeist im

medialen Anteil CtB-markiert, wobei die Faserrichtung auf den Nucleus rotundus

gerichtet war. Sehr vereinzelt waren in den rostralen Bereichen (A5.00) auch

Somata CtB-markiert.

Im Nucleus interstitio-praetecto-subpraetectalis waren zahlreiche CtB-positive

Fasern zu erkennen, die sich im caudalen Nucleus interstitio-praetecto-

subpraetectalis (A4.50-4.75) gleichmäßig verteilten (Abbildung 1c). Im rostralen

Abschnitt (A5.50) wurden moderat CtB-positive Somata und Neuropil deutlich.

Nach der Tracerapplikation in den Nucleus subpraetectalis zeigten sich im Tectum

opticum das Neuropil und die Somata in der Schicht 13 CtB-positiv (Abbildung

2c,d). Die CtB-Markierungen waren gleichmäßig in der dorso-ventralen

Ausdehnung dieser Schicht, ohne das Dichteunterschiede CtB-positiver Strukturen

erkannt wurden. Nur in der Taube 506 war eine leichte Abnahme der angefärbten

Somata und Fasern der Schicht 13 im rostralen Tectum opticum (A5.25-5.50) zu

beobachten.

Der diencephalen Nucleus rotundus imponierte durch CtB-positive Fasern, wo

hingegen keine Somata gefärbt waren. Das markierte Neuropil verteilte sich

primär (A4.75-5.00) im lateralen Nucleus rotundus, weiter rostral (bis A5.50) nahm

die laterale Markierung der Fasern ab. Gleichzeitig wurde eine Zunahme der CtB-

markierten Fasern im ventralen und medialen Nucleus rotundus erkannt. Noch

weiter rostral (A6.25) war dann der gesamte Kern mit Fasern und Terminalien

markiert.

Bei der Taube 506 zeigten sich im Nucleus praetectalis nach der rechts

hemisphärischen Injektion von CtB in den Nucleus subpraetectalis neben den

Markierungen von Fasern auch vereinzelte CtB-positive Somata, die auf den

zentralen Nucleus praetectalis begrenzt waren. Das Neuropil wurde hingegen im

gesamten Nucleus praetectalis CtB-markiert, wobei sich die Markierung in den

äußeren Bereichen des Kerns intensiver darstellte (Abbildung 4c). Auch bei der

Taube 506 wurden Fasermarkierungen zwischen Nucleus subpraetectalis und

Nucleus praetectalis erkannt.

Bei der Taube 519 (Abbildung 10) wurde CtB in den linken Nucleus

subpraetectalis appliziert. Im injizierten Kern wurden intensive, gleichmäßig

verteilte Fasermarkierungen und nur vereinzelt auftretende, CtB-positive Somata

Ergebnisse

59

Abbildung 10a: CtB-Injektion bei der Taube 519 links (A4.00-A5.25) Darstellung der markierten Faser und Somata nach CtB-Injektion in den ventralen SP. Punkte zeigen somatische Markierungen, Striche bedeuten markiertes Neuropil. Tracerrückstände sind durch größere schwarze Flecken gekennzeichnet. Balken: 1000µm.

Ergebnisse

60

Abbildung 10b: CtB-Injektion bei der Taube 519 links (A5.50-A6.25) Darstellung der markierten Faser und Somata nach CtB-Injektion in den ventralen SP. Punkte zeigen somatische Markierungen, Striche bedeuten markiertes Neuropil. Tracerrückstände sind durch größere schwarze Flecken gekennzeichnet. Balken: 1000µm.

Ergebnisse

61

erkannt (Abbildung 1d), wobei im rostralen Nucleus subpraetectalis

Fasermarkierungen auf den medialen Anteil beschränkt blieben. CtB-positive

Fasern, nicht aber Somata, wurden im Nucleus interstitio-praetecto-

subpraetectalis mit einer gleichmäßigen Darstellung in der rostro-caudalen

Ausdehnung beobachtet (Abbildung 1d). Im Tectum opticum wurden intensive

Markierungen des Neuropil und der Somata, ohne dorso-ventrale

Dichteunterschiede, erkannt. Dieses Markierungsmuster entsprach dem von der

Taube 506. Zusätzlich zeigte die Schicht zehn CtB-markierte Fasern.

Bei der CtB-Injektion in den Nucleus subpraetectalis imponierte der Nucleus

rotundus durch eine homogene Fasermarkierung, ohne CtB-positive Somata,

wobei der Nucleus triangularis ausgespart blieb. Das markierte Neuropil

beschränkte sich primär auf den lateralen Nucleus rotundus, wobei von caudal

(A4.75) nach rostral (A6.25) eine verstärkte von lateral nach medial zunehmende

Fasermarkierung zu beobachten war von der schließlich der gesamte Kern

betroffen war. Zwischen Nucleus subpraetectalis und Nucleus rotundus waren

ebenfalls Fasern CtB-markiert.

Ergebnisse

62

Auch im Nucleus praetectalis wurde nach Tracerapplikation in den Nucleus

subpraetectalis CtB-positive Faser und Somata detektiert, wobei Somata zumeist

zentral im Nucleus praetectalis lagen, die Fasermarkierungen dagegen häufig den

gesamten Kern betrafen. Außerdem wurden zwischen Nucleus subpraetectalis

und Nucleus praetectalis vereinzelt Tracerrückstände, markierte Somata und

Neuropil erkannt. Die Tabellen 5 und 6 fassen die Markierungsmuster nach BDA-

und CtB-Injektionen und in den Nucleus subpraetectalis zusammen.

Ergebnisse

63

Tabelle 5 : Markierungsmuster nach BDA-Injektionen Taube Injektions-

ort SP IPS TO RT PT

Somata Neuropil Somata Neuropil Somata Neuropil Somata Neuropil Somata Neuropil

177 BDA

ventro-lateraler SP

? ?

ventro-lateral

? ? A4.25-4.75

ventro-lateral ? ? ?

A5.00-5.25

gesamter Kern

?

lateral

?

lateral

? ?

Schicht 13

ventral> dorsal

? ?

Schicht 13

ventral> dorsal

?

? ? A5.00 ventro-lateral ? ? ?

A6.75 gesamter

Kern

?

? ?

gesamter Kern Terminalie

n

409 BDA

ventro-lateraler SP

? ?

A4.75 gesamter

Kern A5.25 medial

? ?

A4.75-5.00

gesamter Kern A5.25 medial

?

zentral

? ?

A4.75 lateral A5.00

gesamter Kern

? ? ?

Schicht 13

ventral> dorsal

? ? ?

Schicht 13

ventral> dorsal

?

? ?

A5.25 lateral bis

A6.25 gesamter

Kern

?

? ?

Terminalie

n gesamter Kern, Faser

n äußer

er Ring

519 re BDA

ventraler SP

? ? A4.25

gesamter Kern, A4.50-5.00

ventral

? ? A4.25

gesamter Kern, A4.50-5.00

medial

?

? ? ?

gesamter Kern

?

Schicht 13

?

Schicht 13

?

? ? ? A4.75

lateral bis A7.00

gesamter Kern

?

? ? Terminalie

n gesamter Kern, Faser

n äußer

er Ring

513 BDA

lateraler SP

?

ventro-lateral

? ? A4.25–

4.75 lateral

A5.00-5.25

gesamter Kern

?

? ? A4.50–

4.75 lateral A5.00

gesamter Kern

? ?

Schicht 13

ventral> dorsal

? ?

Schicht 13

ventral> dorsal

?

? ? A4.75-5.25

lateral A5.50 bis

A6.25 gesamter

Kern

?

? ? Terminalie

n gesamter Kern, Faser

n äußer

er Ring

Ergebnisse

64

Tabelle 6: Markierungsmuster nach CtB-Injektionen Taube Injektions-

ort SP IPS TO RT PT

Somata Neuropil Somata Neuropil Somata Neuropil Somata Neuropil Somata Neuropil

519 li CtB

ventraler SP

? zentral

? ? A4.50-5.25 ventral A5.50 zentral

?

? ? ? gesamter IPS

? ? ? Schicht 13

? ? ? Schicht 13 ? ? Schicht 10

? ? ? A4.75-5.75 lateral A6.25 gesamter Kern

? A4.00 zentral

? ? A4.00 äußerer Ring A4.25 gesamter PT

506 CtB

dorsaler SP

? dorsaler SP

? ? A4.25 gesamter SP A4.50-4.75 dorsal A5.00-5.25 medial

? A5.00 medial

? ? A4.50-4.75 gesamter IPS A5.00 medial

? ? ? Schicht 13

? ? ? Schicht 13

? ? ? A4.75-5.00 Lateral A5.25 zentrale Aussparung A5.50 ventro-medial A6.25 gesamter RT

? A4.00 zentral

? ? gesamter PT besonders äußerer Ring

Legende ? keine Markierung ? kaum Markierung ? ? moderate Markierung ? ? ? starke Markierung

Ergebnisse

65

3.2 Immunhistochemie Die verwendeten polyklonalen und monoklonalen Antikörper waren gegen die

Antigene verschiedener Rezeptoruntereinheiten, Enzyme und Proteine gerichtet.

Dabei handelte es sich um die Glutamatrezeptoruntereinheit Glu R4, die ß-

Untereinheit des GABAA-Rezeptor, das den Neurotransmitter ? -Aminobuttersäure

synthetisierende Enzym Glutamatdecarboxylase (GAD) und das Calcium-

bindende Protein Parvalbumin. In der zunächst folgenden qualitativen Auswertung

werden die Immunmarkierungen dieser Antikörper in verschiedenen, dem

visuellen System der Taube zugehörigen Strukturen, wie dem Nucleus

subpraetectalis, dem Nucleus interstitio-praetecto-subpraetectalis, dem Tectum

opticum und dem Nucleus rotundus dargestellt. Bei der anschließenden

quantitativen Auswertung werden Unterschiede in der Häufigkeit der diese

Proteine exprimierenden Neuronen im Nucleus subpraetectalis und im Nucleus

interstitio-praetecto-subpraetectalis beschrieben.

3.2.1 Kontrollexperimente

Zur Überprüfung der Spezifität der sekundären Antikörper wurden

Kontrollexperimente durchgeführt. Bei diesen Kontrollen wurden die primären

Antikörper durch ein immunologisch nicht reaktives Serum ersetzt, während die

Immunhistochemie ansonsten unverändert blieb. Bei diesen Kontrollexperimenten

wurden weder somatische noch diffuse Markierungen beobachtet.

3.2.2 Qualitative Auswertung

Mit allen vier verwendeten Antikörpern wurde im Nucleus Subpraetectalis eine

gleichmäßig verteilte somatische Markierung erkannt (Abbildung 11a-d). Im

Gegensatz dazu führten nur die Antikörper gegen GAD, GABAA-Rezeptor und

Parvalbumin zu einer deutlichen Anfärbung des Neuropil, während mit den

Antikörpern gegen Glu R4 keine Neuropilmarkierung beobachtet wurde.

Ergebnisse

66

Abbildung 11: Immunhistochemie im SP und IPS GAD- (a), GABAA-Rezeptor- (b), GluR4- (c) und PV-Verteilungen (d) im SP und IPS. Man erkennt bei allen verwendeten Antikörpern eine gleichmäßige somatische Markierung. Die Antikörper gegen GAD, GABAA-Rezeptor, PV zeigten außerdem deutliche Anfärbungen des Neuropil. Balken: 160µm.

Ergebnisse

67

Im Nucleus interstitio-praetecto-subpraetectalis wurden intensive Antigen-

markierungen der verschiedenen Proteine beobachtet. Neben den somatischen

Markierungen aller verwendeten Antikörper in dieser mesencephalen Struktur war

auch das Neuropil im Nucleus interstitio-praetecto-subpraetectalis immunpositiv

gegen den GAD, GABAA-Rezeptor und Parvalbumin markiert (Abbildung 11a-d).

Die Immunhistochemie mit dem Glu R4-Antikörper zeigte dagegen ausschließlich

immunpositive Somata.

Im Tectum opticum wurden mit den eingesetzten primären Antikörpern gegen

GABAA-Rezeptor, GAD und Parvalbumin Somata und Neuropil markiert, wobei die

diversen detektierten Antigene Unterschiede in der Lokalisation und der Intensität

der Markierung zeigten (Abbildung 12a-d). Die GAD-Antikörper führten zu einer

starken Anfärbung der Somata in den Schichten 2,3 und 13, die Schichten 4, 5, 7

und 10 waren somatisch etwas schwächer markiert. Neuropilmarkierungen stellten

sich verstärkt in den superficialen Schichten 2, 3 und 4 dar (Abbildung 12a). Bei

Antikörpern gegen den GABAA-Rezeptor zeigten sich deutliche somatische

Markierungen in Schicht 13 sowie intensive Markierung des Neuropil in den

Schichten 2, 3, 4 und 5 sowie in der Schicht 13 (Abbildung 12b). In der

Immunhistochemie gegen Glu R4 zeigte sich keine somatische Anfärbung oder

Markierung des Neuropil im Tectum opticum (Abbildung 12c). Intensive

Parvalbumin-positive Somata wurden in den Schichten 2, 3, 4, 6 und 8 des

Tectum opticum beobachtet, etwas abgeschwächt lagen somatische

Markierungen in den Schichten 10 und 13 vor. Neuropilmarkierung beobachtete

man im Tectum opticum durch Parvalbumin-Antikörper deutlich in den Schichten

2, und 3, hingegen waren in den Schichten 4, 6 und 8 moderatere Markierungen

zu erkennen (Abbildung 12d).

Ergebnisse

68

Abbildung 12: Immunhistochemie im TO GAD- (a), GABAA-Rezeptor- (b), GluR4- (c) und PV-Verteilungen (d) im TO. Der Antikörper gegen GAD zeigt somatische und Neuropilmarkierungen in den superficialen Schichten, sowie nur somatische Markierungen in den Schichten 10, 13 (a). Somatische und Neuropilmarkierungen findet man beim Antikörper gegen den GABAA-Rezeptor vor allem in der Schicht 13 im TO(b). Die Immunhistochemie gegen GluR4 im TO führt zu keiner Markierung (c). Die Markierungen gegen PV sind durch somatische und Neuropilanfärbungen in den superficialen Schichten und vereinzelt somatische Markierungen in den Schichten 10 und 13 gekennzeichnet (d). Balken: 250µm.

Ergebnisse

69

Im diencephalen Nucleus rotundus wurden mit allen primären Antikörpern

Neuropil-Markierungen erkannt, hingegen lagen somatische Markierungen nur

vereinzelt vor. Eine deutliche Darstellung des Neuropil wurde mit dem Antikörper

gegen GAD beobachtet bei nur schwacher Markierung der Somata (Abbildung

13a). Während der Antikörper gegen den GABAA-Rezeptor nur im Neuropil des

Nucleus rotundus erkannt wurde (Abbildung 13b) zeigten hingegen Antikörper

gegen die AMPA-Rezeptoruntereinheit Glu R4 eine deutliche Anfärbung der

Somata und des Neuropil (Abbildung 13c),. Das Calcium-bindenden Protein

Parvalbumin zeigte ebenso wie GAD eine schwache zelluläre Markierung, aber

eine intensive Färbung des Neuropil im Nucleus rotundus (Abbildung 13d).

Eine Übersicht über die qualitative Auswertung stellt Tabelle 7 dar.

Ergebnisse

70

Abbildung 13: Immunhistochemie im RT GAD- (a), GABAA-Rezeptor- (b), GluR4- (c) und PV-Verteilungen (d) im RT. Immunhistochemiegegen GAD zeigt gleichmäßige schwache somatische und starke Neuropilanfärbungen (a). Der Antikörper gegen GABAA-Rezeptor markiert diffus das Neuropil im RT (b). Bei Markierungen gegen GluR4 findet sich sowohl Somata wie Neuropil angefärbt (c). Der Antikörper gegen PV zeigt schwache somatische und deutliche Faseranfärbung im RT (d). Balken: 1000µm.

Ergebnisse

71

Tabelle 7: Ergebnisse der immunhistochemischen Untersuchungen

Antikörper

SP IPS TO RT

Somata Neuropil Somata Neuropil

Somata

Neuropil Somata Neuropil

GAD

? ? ?

? ? ?

? ? ?

? ? ?

Schichten:

2,3: ? ? 4,5,7,10: ?

13: ? ?

Schichten:

2,3,4: ?

?

? ? ?

GABAA -Rezeptor

? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? Schicht 13: ? ? ?

Schichten 2-5 und

13: ? ? ?

? ? ? ?

Glu R4

? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ?

PV

? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? Schichten 2,3,4,6,8: ? ?

10,13: ?

Schichten 2,3: ? ? 4,6,8: ?

? ? ? ?

Ergebnisse

72

3.2.3 Quantitative Auswertung

Die quantitative Analyse immunpositiver Neuronen und Kresylviolett gefärbter

Neuronen innerhalb des Nucleus subpraetectalis und des Nucleus interstitio-

praetecto-subpraetectalis, ermöglichte die Bestimmung des prozentualen Anteils

GAD-, GABAA-Rezeptor-, Parvalbumin- und Glu R4-positiver Zellen in den beiden

Kerngebieten. Die quantitativen Analysen im Nucleus subpraetectalis erstreckte

sich über die caudo-rostrale Ausdehnung dieser Struktur von A4.25 bis A 5.25

(Anatomischer Atlas der Taube, Karten & Hodos, 1967). Die Zellzählung im

Nucleus interstitio-praetecto-subpraetectalis wurde in den caudo-rostralen

Bereichen zwischen A 4.50-A5.00 durchgeführt. Bei der Bestimmung des

prozentualen Anteils immunpositiver Neurone wurden die Daten aus beiden

tectalen Hälften gemittelt, da keine offensichtlichen Unterschiede zwischen linkem

und rechtem Nucleus subpraetectalis und Nucleus interstitio-praetecto-

subpraetectalis beobachtet wurden (siehe statistische Auswertung, 3.2.3.1 und

3.2.3.2). Die statistische Analyse wurde mittels der Sofware „Statistica for

windows“ (Version 4.5, StatSoft, 1993, USA) durchgeführt. Mittels einer „Zwei-

Wege ANOVA“ mit anschließender „post-hoc Untersuchung (Scheffé-Test)“

erfolgte die Bestimmung quantitativer Unterschiede in der Verteilung der

immunpositiven Neuronen in der caudo-rostralen Ausdehnung des Kernes sowie

zwischen beiden Hemisphären.

3.2.3.1 Quantitative Auswertung im Nucleus subpraetectalis

Die quantitativen Auswertungen immunpositiver Neuronen im Nucleus

subpraetectalis zeigten, daß eine Vielzahl der Nervenzellen dieses praetectalen

Kernes die untersuchten Antigene exprimierten. Bei den Antiköpern gegen GAD,

GABAA-Rezeptor und Parvalbumin imponierte insgesamt eine konstante

Verteilung der markierten Neurone in der caudo-rostralen Ausdehnung des

Nucleus subpraetectalis (Abbildungen 14 und 15). Der Antikörper gegen Glu R4

hingegen zeigte in der caudo-rostralen Ausdehnung ansteigende Werte

immunpositiver Nervenzellen, während links-rechts Unterschiede zwischen beiden

Hemisphären nicht deutlich wurden (Abbildungen 14 und 15).

Ergebnisse

73

GAD

0

10

20

30

40

50

60

A 4.25 A 4.50 A 4.75 A 5.00 A 5.25caudo-rostrale Achse

Anz

ahl m

arki

erte

r N

euro

ne

SP li SP re IPS li IPS re

GABA-A Rezeptor

0

10

20

30

40

50

60

A 4.25 A 4.50 A 4.75 A 5.00 A 5.25caudo-rostrale Achse

Anz

ahl m

arki

erte

r N

euro

ne

SP li SP re IPS li IPS re

Abbildung 14: GAD und GABAA-Rezeptor im SP und IPS Quantitative Auswertung GAD- und GABAA-Rezeptor-immunpositiver Neurone im SP und IPS. Insgesamt zeigt sich eine konstante Verteilung in der caudo-rostralen Ausdehnung des SP und IPS. Links-rechts Unterschiede sind nicht festzustellen.

Ergebnisse

74

PARVALBUMIN

0

10

20

30

40

50

60

A 4.25 A 4.50 A 4.75 A 5.00 A 5.25caudo-rostrale Achse

Anz

ahl m

arki

erte

r N

euro

ne

SP li SP re IPS li IPS re

Glu R4

0

10

20

30

40

50

60

A 4.25 A 4.50 A 4.75 A 5.00 A 5.25caudo-rostrale Achse

Anz

ahl m

arki

erte

r N

euro

ne

SP li SP re IPS li IPS re

Abbildung 15: PV und GluR4 im SP und IPS Quantitative Auswertung der Parvalbumin (PV) und GluR4-immunpositiver Neurone im SP und IPS. Die Immunhistochemie mit dem Antikörper gegen PV zeigt eine konstante Verteilung in der caudo-rostralen Ausdehnung des SP und IPS. Markierungen gegen Glu R4 imponieren durch einen zirca 2,5-fachen Anstieg der markierten Neurone in der caudo-rostralen Ausdehnung des SP und IPS. Links-rechts Unterschiede sind nicht festzustellen.

Ergebnisse

75

Im Detail war die Anzahl GAD-markierter Neuronen im Nucleus subpraetectalis

von caudal nach rostral gleichmäßig verteilt (Abbildung 14). Auch die GABAA-

Rezeptor-positiven und Parvalbumin-positiven Neuronen wiesen im Nucleus

subpraetectalis eine konstante Verteilung auf der caudo-rostralen Achse auf, mit

dem Unterschied, daß die absolute Zellzahl der Parvalbumin-positiven Neuronen

etwas höher lag, als die GAD und den GABAA-Rezeptor exprimierenden

Nervenzellen (Abbildungen 14 und 15). In der statistischen Auswertung dieser

Daten mittels einer „Zwei-Wege ANOVA“ mit anschließender „post-hoc

Untersuchung (Scheffé-Test)“ zeigte sich, daß sowohl GAD und GABAA-Rezeptor,

als auch Parvalbumin exprimierende Neuronen keine signifikanten Unterschiede in

der Verteilung über die caudo-rostrale Achse des Nucleus subpraetectalis, als

auch zwischen beiden Hemisphären des Taubengehirns aufwiesen (GAD: n=5,

p? 0.05; GABAA-Rezeptor: n=5, p? 0.05; Parvalbumin: n=6; p? 0.05).

Die quantitativen Auswertungen Glu R4 markierter Neuronen ergab, daß die

Anzahl immunpositiver Neuronen auf der Ebene A5.25 um zirka den Faktor 2,5

höher lag als auf der Ebene A4.25 (Abbildung 15). In der statistischen Analyse

dieser Daten wurde deutlich, daß entlang der caudo-rostralen Ausdehnung dieses

Kernes die Anzahl der Glu R4 synthetisierenden Zellen signifikant anstieg (n=6,

p<0.01), während keine signifikanten links-rechts Unterschiede gemessen wurden

(p>0.05).

Abbildung 16 faßt den Anteil immunpositiver Neuronen gegenüber den

Zellzählungen in Kresylviolett-Präparaten in Prozent für den Nucleus

subpraetectalis zusammen. Dabei wurde für GAD und den GABAA-Rezeptor eine

konstante Expression dieser Proteine im caudalen und rostralen Nucleus

subpraetectalis deutlich. Die gesamte Verteilung GAD-postiver Zellen im Nucleus

subpraetectalis variierte zwischen 65% im rostralen Bereich und 76% im caudalen

Nucleus subpraetectalis (Abbildung 16). Der prozentuale Anteil der mit den

GABAA-Rezeptor markierter Neuronen lag zwischen 58-83%, wobei die Werte von

83%, 74% und 75% in den Hirnebenen A4.25, A4.75 und A5.25 beobachtet

wurden, und die Ebenen A4.50 und A.5.00 im Nucleus subpraetectalis mit 66%

und 58% anteilig geringer markiert waren. Auch bei Parvalbumin zeigte sich die

gleichmäßige Markierung von caudal nach rostral mit prozentualen Werten

zwischen 88% und 97%.

Ergebnisse

76

Abbildung 16: Prozentuale Verteilung der markierten Neurone im SP und IPS Es zeigen sich konstante Markierungen gegen GAD- und GABAA-Rezeptoren im SP und IPS, wobei im Mittel zirka 70% der absoluten Zellzahl immunpositiv sind. Eine ähnlich konstante Expression gegen Parvalbumin (PV) liegt im SP und IPS vor, jedoch zeigt PV im SP mit 92,4% eine deutlich höhere Anzahl markierter Neurone. Ein prozentualler Anstieg immunpositiver Neurone findet man bei Glu R4-Markierungen. Sowohl im SP wie IPS wird ein Anstieg von 55 bzw 58% auf 97 bzw 96% in der caudo-rostralen Ausdehnung deutlich.

Prozent der markierten Neurone im SP

0

20

40

60

80

100

120

A 4.25 A 4.50 A 4.75 A 5.00 A.5.25caudo-rostrale Achse

Quo

tient

der

mar

kier

ten

Neu

rone

GAD/Kv GABA-A/Kv PV/Kv Glu R4/Kv

Prozent der markierten Neurone im IPS

0

20

40

60

80

100

120

A 4.25 A 4.50 A 4.75 A 5.00 A.5.25caudo-rostrale Achse

Quo

tient

der

mar

kier

ten

Neu

rone

GAD/Kv GABA-A/Kv PV/Kv Glu R4/Kv

Ergebnisse

77

Ein deutlicher prozentualer Anstieg immunpositiver Neuronen im Nucleus

subpraetectalis wurde für die Rezeptoruntereinheit Glu R4 gezeigt, mit einem

Anstieg von 55% auf 97% zwischen A4.25 und A4.75. Weiter posterior (bis A5.25)

blieb der prozentuale Anteil Glu R4 markierter Neuronen konstant. Diese

Ergebnisse zeigen eine konstante Verteilung von GAD- und GABAA-Rezeptor-

positiver Neurone, im Mittel 71,6% und 71,2%, und einen hohen Prozentsatz von

zirka 84,4% Glu R4- und 92,4% Parvalbumin-positiver Neurone im Nucleus

subpraetectalis.

3.2.3.2 Quantitative Auswertung im Nucleus interstitio -praetecto-

subpraetectalis

Die quantitative Auswertung im Nucleus interstitio-praetecto-subpraetectalis

offenbarte viele Ähnlichkeiten in dem Expressionsmuster von GAD, dem GABAA-

Rezeptor, Parvalbumin und Glu R4 zu dem benachbarten Nucleus

subpraetectalis.

Die Antiköper gegen GAD, den GABAA-Rezeptor und das Calcium-bindende

Protein Parvalbumin markierten Neuronen ohne signifikante Unterschiede in der

caudo-rostralen Ausdehnung zwischen A4.50-A5.00 des Nucleus interstitio-

praetecto-subpraetectalis (Abbildung 16), sowie zwischen den beiden

Hemisphären (GAD: n=5, p? 0.05; GABAA-Rezeptor: n=5, p? 0.05; Parvalbumin:

n=6; p? 0.05). Hingegen nahm die Anzahl Glu R4-positiver Neuronen zwischen

A4.50 und A5.00 signifikant zu (n=6, p<0.01) (Abbildung 16)., ohne jedoch, daß

signifikante links-rechts Unterschiede offensichtlich wurden.

Bei der Bestimmung der prozentualen Verteilung zeigten sich keine Unterschiede

zwischen der Expression von GAD, GABAA-Rezeptor und Parvalbumin

exprimierender Neuronen im Nucleus interstitio-praetecto-subpraetectalis. Der

Anteil GAD markierter Neuronen variierte zwischen 64-66%, der Anteil an GABAA-

Rezeptor-positiven Neuronen lag zwischen 71-77%, und bei den Parvalbumin-

positiven Neuronen lag die Varianz zwischen 66-73%. Demgegenüber wurde bei

der Darstellung der Glutamatrezeptoruntereinheit Glu R4 zwischen A4.50 und

A5.00 ein Anstieg von 58% auf 96% deutlich, so daß im rostralen Nucleus

interstitio-praetecto-subpraetectalis nahezu alle Neuronen eine Glu R4 Markierung

aufwiesen.

Diskussion

78

4 Methodendiskussion

4.1 Injektionen von BDA und CtB

In der vorliegenden Untersuchung wurden die Konnektivitäten des Nucleus

subpraetectalis (SP) und des Nucleus interstitio-praetecto-subpraetectalis (IPS)

insbesondere zum tectofugalen System der Taube Columba livia untersucht.

Darüber hinaus sollten mit Hilfe immunhistochemischer Studien mögliche

exzitatorische und inhibitorische Signalwege dieser praetectalen Kerne erfaßt

werden.

Die Verbindungen des SP und IPS zu weiteren Hirnstrukturen wurden dabei durch

Injektionen neuronaler Tracer wie Biotin-Dextran-Amin (BDA) sowie die

ß-Untereinheit des Choleratoxin (CtB) in den SP oder IPS erfaßt. Bei beiden

Tracern handelt es sich um Substanzen, die nach Applikation in das

entsprechende nervale Gewebe, von den dort gelegenen Nervenzellen

phagocytiert werden. Während BDA anschließend zumeist anterograd verbundene

Hirnstrukturen markiert (Brandt & Apkarian, 1992), wurde CtB als vornehmlich

retrograder Tracer eingesetzt (Angelucci et al., 1996; Hellmann & Güntürkün,

1999). In beiden Richtungen, anterograd und retrograd, handelt es sich vermutlich

um aktiven Transport, bei dem wahrscheinlich zunächst eine vesikuläre

Verpackung der injizierten Substanz erfolgt, welche dann von spezifischen

Transportermolekülen wie Kinesin (Hirokawa, 1998) transportiert wird. Als

anterograder Transport wird hierbei die Verfrachtung der injizierten Substanz vom

Somata zur Nervenendigung bezeichnet, während retrograder Transport die

Transportrichtung von der Nervenendigung, der Synapse zum Zellsomata

beschreibt. Mit Hilfe der beiden Tracer BDA und CtB konnten somit nach Injektion

in den SP sowohl afferente als auch efferente Verbindungen dieser praetectalen

Kerne erfaßt werden.

Die Zeit, bis der Tracer die Nervenendigung beziehungsweise das Zellsomata

erreicht, war dabei abhängig von der Transportstrecke sowie vom

Molekulargewicht der Tracer. BDA ist mit einem Molekulargewicht von 10000Da

ein großer Tracer, dessen Membranpermeabilität am Injektionsort durch Zusatz

von DMSO verbessert wurde. CtB war hingegen auch ohne weiteren Zusatz gut

membranpermeabel, und wurde von den Somata und Nervenendigungen direkt

aufgenommen. Die bedeutenden Unterschiede der beiden Tracer sind, neben

Diskussion

79

ihrer bevorzugt anterograden oder retrograden Transportrichtung, daß CtB eine

detaillierte Darstellung von Axonen in ihrer gesamten Länge mit beinahe Golgi-

ähnlicher Auflösung von Terminalien ermöglicht, während sich BDA auf eine

Markierung der Somata im verbundenen Kerngebiet beschränkt (Angelucci et

al.,1996). In der vorliegenden Arbeit zeigte sich die deutlich erhöhte

Membranpermeabilität und der gesteigerte Transport von CtB unter anderem

darin, daß am Injektionsort keine Tracerrückstände von CtB drei Tage nach der

Injektion zu erkennen waren, während der BDA Injektionsort auch nach sieben

Tagen Überlebenszeit gut zu erkennen war.

Diese offensichtlichen Unterschiede der beiden Tracer wurden in der

gegenwärtigen Untersuchung genutzt, um 3 bis 7 Tage nach der Tracerinjektion

die afferenten und efferenten Konnektivitäten des SP und IPS innerhalb des

tectofugalen Systems und zum Teil darüber hinaus nach entsprechender

histochemischer Aufbereitung darzustellen.

4.2 Immunhistochemie

Mittels der Methode der Immunhistochemie wird die Expression von Proteinen

durch spezifische, gegen diese gerichtete Antikörper in Zellen nachgewiesen. Bei

dem Einsatz geeigneter Antikörper kann hierbei im Idealfall eine genaue

Lokalisation der Proteine in den Zellen erfolgen. In Nervenzellen ist somit zum

Beispiel eine genaue Lokalisation von Rezeptorproteinen im Somata oder den

Dendriten möglich. Die eingesetzten Antikörper gegen den GABAA-Rezeptor und

den Glu R4-Rezeptor, sowie gegen GAD und Parvalbumin zeigten gleichermaßen

somatische Markierungen, wobei der GABAA-Rezeptor, GAD und Parvalbumin

darüber hinaus auch im Neuropil nachgewiesen wurden. Immunhistochemische

Anfärbungen des Somata deuten darauf hin, das die entsprechenden Proteine im

Zellsomata exprimiert und vermutlich auch lokalisiert sind. Für den GABAA-

Rezeptor und Glu R4 kennzeichnet dies das Vorhandensein axo-somatischer,

membrangebundener Rezeptoren in diesen Nervenzellen. Auch die beiden

Proteine GAD und Parvalbumin liegen demnach massiv, vermutlich cytosolisch in

den Somata entsprechend immunpositiver Neuronen vor. Immunmarkierungen

des Neuropil zeigen außerdem die Lokalisation der Proteine GAD, Parvalbumin,

und des GABAA-Rezeptors in den Dendriten der entsprechenden Nervenzellen an.

Während der GABAA-Rezeptor vermutlich auch hier membrangebunden an den

Diskussion

80

Synapsen dieser Zellfortsätze vorliegt, so ist für GAD und Parvalbumin ein

vermutlich cytoplasmatisches Vorkommen in diesen Zellfortsätzen wahrscheinlich.

Gleichwohl sind diese Aussagen nur aus der Funktion der Proteine abzuleiten

(siehe Diskussion der biochemischen Signalwege), da keine ultrastrukturellen

Daten über die Lokalisation der Proteine vorliegen.

Die Spezifität der eingesetzten Antikörper wurde seitens der Anbieter und in

diversen vorangegangenen Untersuchungen überprüft. Auch in

Kontrollexperimenten der vorliegenden Arbeit zeigte sich, daß ein Ersatz des

primären Antikörpers durch ein unspezifisches Serum zu keinerlei Markierungen

im aufbereiteten Hirngewebe der Taube führte.

Diskussion

81

5 Verschaltungsmuster des Nucleus subpraetectalis

Nach Injektion der beiden Tracer BDA und CtB in den Nucleus subpraetectalis

stellten sich vier unterschiedliche Applikationsorte dar. Injiziiert wurde in den

ventralen, ventro-lateralen, in den lateralen sowie dorsalen Nucleus

subpraetectalis (SP). Die im folgenden kurz skizzierten Konnektivitäten des SP

beziehen sich auf das mesencephale Tectum opticum (TO), dem zu den

praetectalen Kernen zugehörige Nucleus interstitio-praetecto-subpraetectalis (IPS)

und den Nucleus praetectalis (PT) sowie auf den diencephalen Nucleus rotundus

(RT). Abhängig vom Injektionsort im SP zeigte sich eine differente topographische

Markierung in den einzelnen Kernen, wobei Unterschiede in der Dichte und

Lokalisation der markierten Strukturen, zum Beispiel in der Anzahl und der

Lokalisation der markierten Somata oder Fasern, deutlich wurden.

Injektionen in den ventralen SP führten im IPS zu einer deutlichen und

gleichmäßigen Anfärbung des Neuropil, während somatische Markierungen nicht

zu erkennen waren. Hingegen waren im TO in der Schicht 13 gelegene Somata

sowie das Neuropil dieser Schicht gleichmäßig in der gesamten dorso-ventralen

Ausdehnung, ohne Unterschiede in der rostro-caudalen Achse gekennzeichnet.

Injektionen von CtB oder BDA in den ventralen SP markierten im RT

ausschließlich das Neuropil. Hierbei zeigte sich ein Markierungsmuster, nach

welchem der ventrale SP auf den gesamten rostralen RT projiziert, während

caudal nur der laterale RT vom ventralen SP innerviert wird. Im PT, waren nach

Injektionen in den ventralen SP Faserterminalien markiert, während vemutlich

einziehende Fasern nur in den äußeren Anteilen dieses Kernes zu erkennen

waren.

Nach Applikation der Tracer in den ventro-lateralen SP stellten sich ähnliche

Projektionen dar. Im IPS zeigten sich vereinzelt somatische Markierungen und

eine gleichmäßige Anfärbung des Neuropil. Das TO war dagegen durch intensive

somatische Markierungen in der Schicht 13 gekennzeichnet, die von intensiven

Neuropilfärbungen in dieser multipolaren tectalen Schicht begleitet waren. In einer

subjektiven Betrachtung zeigte sich hierbei eine qualitative Dichtezunahme dieser

Markierungen im ventralen TO. Injektionen in den ventro-lateralen SP führten im

RT zu Anfärbungen des Neuropil, wobei auch hier caudal primär der laterale RT

markiert war, während weiter rostral eine Ausdehnung dieser Neuropil-Markierung

Diskussion

82

auf den gesamten RT zu erkennen war. Im PT wurden wiederum

Neuropilanfärbungen in den äußeren Bereichen des Kernes nach Injektionen der

Tracer in den ventro-lateralen SP deutlich.

Wurde der Tracer in den lateralen SP appliziert, so war im rostralen IPS der

gesamte Kern durch markierte Faser gekennzeichnet. Im mesencephalen TO fand

sich eine deutliche Anfärbung der Somata und des Neuropil in der Schicht 13,

wobei eine intensivere und subjektiv dichtere Markierung der Schicht 13 des

ventralen TO gegenüber dem dorsalen TO deutlich wurde. Ebenso wie nach

Tracerinjektionen in den ventralen und ventro-lateralen SP, zeigten sich auch nach

CtB- oder BDA-Injektionen in den lateralen SP primär laterale Faser- und

Terminalienmarkierungen im caudalen RT, die sich weiter rostral zum medialen

RT ausbreiteten. Im rostralen RT stellten sich im gesamten Kern

Fasermarkierungen nach Injektionen in den lateralen SP dar, wobei keinerlei

somatische Markierungen zu erkennen waren. Im PT hingegen wurden

Terminalien im gesamten Kern sowie Faser im äußeren Bereich des Kernes nach

Injektionen in den lateralen SP dargestellt.

Nachdem der Tracer in den dorsalen SP injiziiert wurde, konnten Projektionen

dieses Bereiches auf den IPS nachgewiesen werden, wobei vereinzelt Somata,

zumeist aber das Neuropil in diesem Kern dargestellt wurde. Im TO wurden

Somata und Fasern der Schicht 13 gleichmäßig in der dorso-ventralen, und rostro-

caudalen Ausdehnung markiert. Der RT war gekennzeichnet durch eine

Fasermarkierung, die sich caudal auf den lateralen RT beschränkte, im zentralen

RT keinerlei Markierungen zeigte, um im rostralen RT Neuropil im gesamten Kern

zu markieren. Im PT zeigte sich nach Tracerinjektion in den dorsalen SP eine

Anfärbung vereinzelter Somata, konträr zu den Ergebnissen nach Injektionen in

den ventralen, ventro-lateralen oder lateralen SP. Außerdem waren aber auch hier

deutliche Markierungen des Neuropil im gesamten Kern zu verzeichnen, wobei

aber auch hier die lateralen Abschnitte intensiver markiert waren.

Zusammenfassend stellte man fest, daß je nach Farbstoffinjektion in den SP ein

ähnliches Markierungsmuster in den beschriebenen Kernen vorliegt. Der IPS

zeigte deutliche Neuropilanfärbung und teilweise vereinzelt, nach ventro-lateraler

und dorsaler Injektion der Tracer in den SP markierte Somata. Im TO beobachtete

man unabhängig von der Tracerapplikation im SP eine Anfärbung der Somata und

des Neuropil in Schicht 13, jedoch bestand nach ventro-lateraler und lateraler

Diskussion

83

Farbstoffinjektion in den SP ein von ventral nach dorsal abnehmender

Zellzahlgradient in der Schicht 13 des TO. Im RT fand sich nach jeder

Tracerinjektion eine ähnliche Anfärbung der Faser. In rostralen Abschnitten war

der gesamte Kern markiert und im caudalen Anteil beschränkte sich die

Fasermarkierung auf den lateralen RT. Zuletzt sei noch der PT erwähnt, der

hauptsächlich durch eine Neuropilanfärbung in den äußeren Bereichen auffiel.

5.1 Tectum opticum - Nucleus subpraetectalis

Die Verbindung des mesencephalen TO zum SP/IPS-Komplex wurde durch

unterschiedliche wissenschaftliche Gruppen bei Hühnchen, Zebrafinken und

Tauben untersucht, wobei keine topographische Organisation innerhalb der

Projektion der tectalen multipolaren Schicht 13 auf den SP/IPS erkannt wurde

(Karten & Revzin, 1966; Hunt & Künzle, 1976; Bischof & Niemann, 1990).

Retrograde Markierungen nach CtB-Injektionen in den SP der vorliegenden Arbeit

bestätigen diese Ergebnisse, wobei sich eine massive Markierung der Schicht 13

Neuronen zeigte, begleitet von einem dorso-ventral zunehmenden

Zellzahlgradienten in dieser Schicht. Vermutlich erhält der SP einen stärkeren

Input aus dem ventralen TO gegenüber dem dorsalen TO. Tectale

Tracerinjektionen zeigten, daß der Nucleus rotundus den größten Teil der tectalen

Eingänge von ventralen Schicht 13 Neuronen erhält (Hellmann & Güntürkün,

1999). Die Autoren postulieren eine Gesichtsfeld abhängige Projektion, da im

ventralen TO die visuelle Information des frontalen Gesichtsfeldes repräsentiert ist

(Remy & Güntürkün, 1991). Möglicherweise trägt der SP/IPS-Komplex zu

größeren Teilen zur Informationsverarbeitung in diesem Gesichtsfeld bei. Jedoch

besteht auch die Möglichkeit einer analogen gesichtsfeldabhängigen

Repräsentation in beiden Projektionssystemen, daß heißt tecto-rotundal, sowie

tecto-praetecto-rotundal. Damit bestände die Funktionalität des zusätzlichen

Projektionssystems nicht in der Informationsergänzung, sondern vielmehr in der

unterschiedlichen Informationsverarbeitung. Diese könnte durch einen „direkten“,

schnellen tecto-rotundalen Weg und einer „indirekten“, langsamen tecto-praetecto-

rotundalen Projektion gekennzeichnet sein.

Mpodozis und Mitarbeiter (1996) stellten spärliche Projektionen vom TO zum

kontralateralen SP/IPS-Komplex bei Tauben fest. Ähnliche Daten beschrieben

Bischof und Niemann (1990) bei Zebrafinken. Sie zeigten daß der SP/IPS-

Diskussion

84

Komplex bilaterale tectale Eingänge erhält. Nach Injektion der Tracer BDA und

CtB in den SP fanden sich in der vorliegenden Arbeit jedoch keine Markierungen

im kontralateralen TO. Eine Ursache dafür könnte eine zu geringe

Diffusionskapazität der beiden Tracer sein. Vielleicht waren die Überlebenszeiten

der Tauben von drei bis sieben Tagen zu gering gewählt, so daß der axonale

Transport dieser Substanzen bis zum kontralateralen TO nicht abgeschlossen

war. Es ist aber auch denkbar, daß der mediale SP kontralateralen tectalen Input

erhält, ein Bereich des SP, der in der gegenwärtigen Arbeit von den

Tracerapplikationen unberührt geblieben ist.

5.2 Nucleus subpraetectalis – Nucleus rotundus

Benowitz und Karten (1976) beschreiben die Projektion zwischen SP/IPS-Komplex

und dem diencephalen RT in der Taube, wonach der RT vermutlich inhibitorischen

Input aus diesen praetectalen Kernen erhält. Efferenzen des SP/IPS-Komplexes

beschränken sich gemäß den Autoren jedoch auf den ventralen und antero-

ventro-lateralen Bereich des RT. Spätere Arbeiten von Deng und Rogers (1998)

und Mpodozis und Mitarbeiter (1996) zeigen bei Hühnchen und Tauben, daß der

SP/IPS-Komplex auf den gesamten RT projiziert. Deng und Rogers konkretisieren

die SP Projektion auf den RT; demnach projiziert der dorsale SP zum dorsalen

RT, der ventrale SP zum ventralen RT sowie der mittlere Bereich des SP auf den

zentralen RT.

In den gegenwärtigen Untersuchungen bei der Taube wurden nach Injektionen in

den SP in caudalen Hirnabschnitten der laterale RT, und weiter rostral der

gesamte RT markiert. Gemeinsam ist allen beschriebenen Untersuchungen, daß

der SP/IPS-Komplex nur ipsilateral auf den RT projiziert. Tömböl und Mitarbeiter

(1994) untersuchten die Projektionen vom SP und PV auf den RT bei Hühnchen,

wobei sie GABAerge Strukturen an den markierten Nervenendigungen im RT

nachwiesen. Neben diesen Tracinguntersuchungen zeigten auch immunologische

und Läsionsstudien von Mpodozis (1996) nach Läsion des SP eine Abnahme der

GABAergen Neuropilmarkierung im RT.

Zusammenfassend bestätigen diese Daten den Einfluß des SP/IPS-Systems auf

das tectofugale System und damit seine wichtige Rolle bei der Verarbeitung

visueller Informationen im RT.

Diskussion

85

5.3 Nucleus subpraetectalis -Nucleus triangularis

Der Nucleus triangularis (T) liegt als dorsale Kappe dem RT an. Bislang gibt es

aber kaum Erkenntnisse über die Konnektivitäten dieses Kernes, als auch über

mögliche physiologische Relevanzen, zum Beispiel bei der Verarbeitung visueller

Informationen. In einer Konnektivitätsstudie wurde gezeigt, daß der T keine

direkten Verbindungen mit dem SP besitzt (Benowitz & Karten, 1976; Hellmann &

Güntürkün, 2001), während jedoch somatische Markierungen im IPS und nTT

(Nucleus tectothalamicus) eine Projektionen vom IPS zum T anzeigen (Deng &

Rogers, 1998; Hellmann & Güntürkün, 2001).

In der vorliegenden Arbeit blieb der T nach SP-Injektionen von jeglicher

Markierung ausgespart. Somit zeigte sich auch mit den Tracern BDA und CtB, daß

keine direkten Verbindungen zwischen dem T und dem SP besteht.

5.4 Nucleus subpraetectalis - Nucleus praetectalis

Der PT wurde in bisherigen Untersuchungen nur sehr spärlich beschrieben. Eine

Untersuchung von Gamlin und Mitarbeitern (1996) bei Tauben verweist auf

Konnektivitäten zwischen dem PT und dem TO, wobei Neuronen der Schicht 5b

auf den PT projizieren. Nach Tracerinjektionen in den SP zeigten sich in der

gegenwärtigen Arbeit deutliche Markierungen des Neuropil, sowie sehr vereinzelte

somatische Markierungen im PT. Da gleichzeitig keine Markierungen in der

Schicht 5b des TO erkannt werden konnten, handelt es sich möglicherweise nicht

um retrograde Projektionen des TO zum PT, sondern um eine direkte SP – PT

Projektion.

Hellmann und Güntürkün (2001) zeigten jedoch, daß Neuronen der Schicht 13

teilweise auf den PT projizieren. Daher ist es in dieser Arbeit nicht

auszuschließen, daß die PT Markierungen durch retrograde TO Projektion

hervorgerufen wurden.

Diskussion

86

6 Biochemische Organisation des SP/IPS-Komplexes

Mit Hilfe immunhistochemischer Untersuchungen konnte in der vorliegenden

Arbeit die bislang weitgehend unbekannte biochemische Organisation der

praetectalen Kerne SP und IPS bei der Taube näher charakterisiert werden. Die

Immunmarkierungen gegen den GABAA- und den GluR4 Rezeptor sind hierbei ein

Hinweis auf inhibitorische und exzitatorische afferente Signalverarbeitungswege.

Die somatische Verteilung der beiden Proteine GABAA und GluR4 kennzeichnet

dabei vermutlich axo-somatische inhibitorische und exzitatorische Rezeptoren,

während das GABAA-positive Neuropil-Signal wahrscheinlich Ausdruck

dendritischer GABAA-Rezeptoren ist.

Die massiven somatischen und im Neuropil lokalisierten GAD-Signale der

vorliegenden Arbeit sind ein deutlicher Hinweis auf die GABA Synthese in

Neuronen des SP und IPS bei der Taube. Eine hohe Dichte GABAerger Neuronen

wurde auch von Domenici und Mitarbeitern (1988) in diesen Kernen des

Taubenhirns erkannt. Die Autoren stellten fest, daß das somatische GABA-Signal

gegenüber den Neuropil-Markierungen hervortrat, wodurch sie auf eine

prominente GABAerge Projektion aus den beiden Kernen zu anderen neuronalen

Kerngebieten rückschlossen. Gleichwohl sind auf Grund der in der vorliegenden

Arbeit vorgestellten Markierungen der Axone und Dendriten in diesen praetectalen

Kernen auch intrinsische GABAerge Signalwege denkbar, die unter

Gliederungspunkt 7 in ein Modellsystem integriert werden. Ein mögliches

Terminationsgebiet einer solchen inhibitorischen Projektion ist der Nucleus

rotundus. In ultrastrukturellen Untersuchungen bei Hühnchen wurden Gruppen

von axo-somatischen und axo-dendritischen Terminalien im Nucleus rotundus

identifiziert, deren Synapsen symmetrisch aufgebaut waren und abgeflachte

Vesikeln enthielten, die GABA-positiv waren (Ngo et al., 1992). Die Autoren dieser

Studie spekulierten bereits, daß diese Terminalien von Axonen aus dem Nucleus

subpraetectalis stammen. In einer kombinierten ultrastrukturellen Tracing und

immunhistochemischen Studie wurde diese Vermutung bei Hühnchen bestätigt,

wonach die Projektionen des SP und auch des PV auf den Nucleus rotundus

GABA-erg sind (Tömböl et al., 1994).

Die somatische Expression von Parvalbumin, ebenfalls begleitet von

Neuropilmarkierungen korreliert vermutlich mit den GAD-positiven Neuronen im

Diskussion

87

SP/IPS-Komplex. Im Neocortex sowie im Hippocampus wurde das Calcium-

bindende Protein Parvalbumin kolokalisiert mit GABAergen Neuronen detektiert,

Neuronen welche eine hohe Feuerfrequenz kennzeichnet (Celio, 1986; Freund,

1989). Gleichwohl ist das Vorkommen von Parvalbumin nicht spezifisch für

einzelne Transmitter, wie Braun und Mitarbeiter (1988) für den Nucleus rotundus

zeigen konnten. In diesem diencephalen Kern wurden keine GABAergen

Neuronen, wohl aber Parvalbumin-positive Neuronen lokalisiert. Bei der Taube

zeigte sich im Nucleus rotundus eine Kolokalisation von Glu R4 und Parvalbumin

(Theiss et al., 1998).

Die aufgezeigten Daten machen deutlich, daß Glutamat vermutlich als

exzitatorischer Transmitter, GABA wahrscheinlich als inhibitorischer

Neurotransmitter auf Neuronen des SP und IPS fungiert. Auf Grund der massiven

somatischen GAD-Expression und den Daten anderer Studien zufolge ist GABA

darüber hinaus als Neurotransmitter der efferenten Projektionen dieser Kerne

anzunehmen. Ein Modell über die möglichen Signalwege des SP/IPS-Komplexes,

insbesondere im Bezug zur Signalverarbeitung im tectofugalen System der Taube,

wird im folgenden Gliederungspunkt 7 diskutiert.

Diskussion

88

7 Integration des SP/IPS-Komplexes in das tectofugale System

Bei den Mammaliern erfolgt die Diskrimination und Verarbeitung visueller

Informationen weitgehend im retino-genikulocorticalen System, während bei

Vögeln und Reptilien eine solche visuelle Signalfortleitung größtenteils in den

Kerngebieten der tectofugalen Sehbahn geleistet wird. Bei den Vögeln und

Reptilien nimmt die Projektion von der Retina zum Corpus geniculatum und weiter

zum visuellen Wulst im Vorderhirn, auch als thalamofugale Sehbahn bezeichnet

und dem retino-genikulocorticalen System der Mammalier homolog, nur einen

kleinen Teil der retinalen Projektionen ein. Hingegen terminieren etwa 90%

retinaler Axone im mesencephalen TO, um von dort bilateral über den

diencephalen RT zum im Vorderhirn gelegenen Ectostriatum zu projizieren (Karten

& Hodos, 1970). Der RT fungiert somit als thalamisches Relaycenter bei der

Weiterleitung visueller Informationen zum Telencephalon (Engelage & Bischof,

1989). Innerhalb der tectofugalen Sehbahn erhält er seine Afferenzen bilateral aus

der tectalen Schicht 13 (Karten & Revzin, 1966), wobei Neuronen in

unterschiedlichen Lagen innerhalb dieser Schicht 13 auf distinkte Bereiche des RT

projizieren (Benowitz & Karten, 1976; Luksch et al., 1998; Hellmann et al., 1999).

In diversen anatomischen Untersuchungen und Verhaltensstudien wurde gezeigt,

daß für die visuelle Signalverarbeitung bei Vögeln und Reptilien maßgeblich die

weitere Projektion vom RT zum Ectostriatum verantwortlich ist (Hodos & Karten,

1966, 1970; Reiner & Powers, 1980; Shimizu & Karten, 1993). Im Vergleich zu

den Mammaliern ordnen Shimizu und Karten (1993) den RT als homolog zur

inferioren caudalen Pulvinar ein, einem bei Mammaliern multimodal arrangierten

Kerngebiet, daß möglicherweise auch an der visuellen Signalverarbeitung beteiligt

ist (Raczkowski & Diamond, 1980).

Anatomische, biochemische und physiologische Untersuchungen teilen den RT

der Vögel in diverse Subregionen ein. So zeigten Benowitz und Karten (1976)

sowie Nixdorf und Bischof (1982) anhand von Tracinguntersuchungen, daß der

posteriore RT Afferenzen der tiefen tectalen Schicht 13 erhält, während die

multipolaren Neuronen der oberen Schicht 13 auf den dorsalen und anterio-

medialen RT projizieren. Darüber hinaus terminieren Axone von in

unterschiedlichen Höhen gelegenen tetalen Schicht 13 Neuronen im gesamten

Diskussion

89

ventralen RT. In einer weiteren Studie wurde der RT mittels des biochemischen

Nachweises von Acetylcholin Esterase (AChE) unterteilt (Martinez-de-la Torre,

1990). Hierbei konnte AChE nicht im postero-lateralen, im postero-medialen, im

antero-medialen und rostralen RT nachgewiesen werden, während der

intermediale RT AchE-positiv war. Immunhistochemisch wurde gezeigt, daß die

Expression von Glutamatrezeptoren im RT ebenfalls zwischen dorsalen und

ventralen rotundalen Bereichen variiert (Theiss et al., 1998). Auch

elektrophysiologisch war eine Substrukturierungen des RT möglich (Granda &

Yazulla, 1971; Revzin, 1979; Wang et al., 1993). Demnach verarbeitet der ventrale

RT vornehmlich bewegte Reize im 2-dimensionalen Raum, während antero-medial

Helligkeitsunterschiede und zum Teil bewegte Reize zu einer Erregung rotundaler

Neuronen führt. Im dorso-anterioren RT werden Farbinformationen empfangen

und weitergeleitet, während Bewegungen im 3-dimensionalen Raum im dorso-

posterioren und dorso-medialen RT gelegenen Neuronen stimulieren.

Diese Vielfalt von Substrukturen innerhalb des RT ist ein Indiz für die

Verschiedenartigkeit der Signalverarbeitung in diesem thalamischen Kern, dessen

Komplexität auch gegenwärtig noch nicht gänzlich erfaßt ist. Gleichwohl zeigen

auch die in der gegenwärtigen Untersuchung durchgeführten Tracingstudien mit

den beiden neuronalen Tracern BDA und CtB eine offensichtliche Strukturierung

der Projektionen des SP/IPS auf den RT. Deutliche Markierungen des Neuropil,

ohne das rotundale Somata markiert waren, zeigen die efferenten Projektionen

des SP auf den RT an. Diese Projektionen waren derart gegliedert, daß nach

ventraler oder ventro-lateraler Tracerapplikation caudal im diencephalen Kern

Neuropil im lateralen beziehungsweise ventro-lateralen RT markiert wurde,

während rostral in RT nach solchen Tracerapplikationen der gesamte Kern

Neuropilmarkierungen aufwies. Nach dem Tracing von BDA in den lateralen SP

wurden hingegen deutliche laterale Neuropilmarkierungen im caudalen RT

beobachtet, während auch hier weiter rostral der gesamte RT solche intensiven

Neuropilmakierungen aufwies. Die Injektionen von CtB in den dorsalen SP zeigten

dagegen ein Makierungsmuster von Neuropil im RT, wobei caudal Neuropil im

lateralen RT, und ventro-medial im gesamten RT markiert war.

Zusammenfassend lassen diese Daten eine Projektion des gesamten SP auf den

vornehmlich lateralen RT im caudalen Bereich des Kernes erkennen, während

Diskussion

90

rostral der gesamte RT vom SP innerviert wird. Eine topographische Organisation

dieser Projektionen vom dorsalen SP auf den dorsalen RT, beziehungsweise vom

ventralen SP auf den ventralen RT konnte somit nicht nachgewiesen werden. Für

eine sinnvolle Informationsverarbeitung innerhalb dieses Systems ist dies aber

auch keine Grundvoraussetzung, da bereits die Projektionen vom TO auf den RT

keiner retinotopen Ordnung folgen (Benowitz & Karten, 1976), sondern, wie oben

skizziert, vielmehr einer funktionellen Gliederung unterliegen. Unter solchen

funktionellen Gesichtspunkten projiziert der SP vornehmlich auf caudale rotundale

Bereiche, die an der Verarbeitung von Informationen über Bewegungen im

Gesichtsfeld beteiligt sind, während im rostralen RT der SP funktionelle Bereiche

innerviert, die Informationen über Farbe, Helligkeit und Bewegungen integrieren.

Hierbei stellt sich die Frage, welche Funktionen eine solche SP-Innervation des

RT bei der Verarbeitung visueller Informationen in diesem thalamischen Kern, der

eine wichtige, wenn nicht die wichtigste Integrationsstelle innerhalb der visuellen

Sehbahn auf dem Weg zum Vorderhin darstellt, ausübt. Um diese Frage zu

beantworten, mußten zunächst die Afferenzen des SP erfaßt werden. Mittels der

in der vorliegenden Arbeit durchgeführten Tracingstudien wurden neben den

Neuropilmarkierungen im RT auch sehr intensive somatische Markierungen von

Schicht 13 Neuronen im TO, begleitet von ebenfalls intensiven Markierungen des

Neuropil in dieser efferenten Schicht des TO, detektiert. Vereinzelt waren nach

Tracerinjektionen in den SP auch Neuronen in der gleichfalls efferenten tectalen

Schicht 10 histochemisch nachweisbar. Diese afferenten Konnektivitäten des SP

stimmen größtenteils mit Untersuchungen von Hunt und Künzle (1976a) überein.

In der gegenwärtigen Arbeit nicht bestätigt, von Hunt und Künzle aber postuliert,

projiziert das TO bilateral auf den SP. Auch bei Zebrafinken wurden solche ipsi-

und kontralateralen Projektion des TO auf den SP bestätigt (Bischof & Niemann,

1990). Möglicherweise liegt der Grund für die in der vorliegenden Arbeit

vornehmlich ipsilateralen Projektionen des TO auf den SP bei den verwendeten

Tracern BDA und CtB, während in den anderen beiden Untersuchungen andere

anterograde, in das TO injizierte Tracer zum Einsatz kamen. Gleichwohl dieser

Unterschiede konnte in der vorliegenden Arbeit mittels der eingesetzten Tracer

das Projektionsmuster des TO auf den SP noch einmal detailliert untersucht

werden, wobei ein abnehmender Dichtegradient somatischer Markierungen der

tectalen Schicht 13 von ventral nach dorsal offensichtlich wurde. Vermutlich ist

Diskussion

91

dieser Gradient aber nicht Ausdruck einer prozentual unterschiedlichen Projektion

zwischen ventralen und dorsalem TO auf den SP, sondern korreliert vielmehr mit

der von ventral nach dorsal abnehmenden Dichte der Neuronen in dieser Schicht,

wie in einer quantitativen Studie kresylviolett gefärbten Hirnschnitte deutlich wurde

(Theiss et al., 1998).

Offensichtlich gelangt bei Tauben die visuelle Information über zwei parallele

Wege zum RT. Der eine Informationsweg, die tectofugale Sehbahn, ist die direkte

Verbindung tectaler Schicht 13 Neuronen zum RT, während der Andere von

tectalen Neuronen der Schichten 10 und 13 zum SP, und dann weiter zum RT

verläuft. Tömböl und Mitarbeiter (1999) postulieren ein Modell, nach dem es sich

bei den ispilateralen Projektionen des TO auf den SP um Axonkollaterale der

ispilateralen Verbindungen zwischen TO und RT handelt.

Im Vergleich der hier vorgestellten Tracingdaten mit diversen

Konnektivitätsuntersuchungen zeigt sich, daß bei Tauben der SP/IPS-Komplex

vermutlich auf den ventralen (Benowitz & Karten, 1976), in der vorliegenden Arbeit

ventro-lateralen (caudal) bis gesamten RT (rostral) projiziert, während die weiteren

rotundalen Bereiche direkt vom TO innerviert werden. Bei Hühnchen hingegen

scheint der gesamte RT nebst Nucleus triangularis, der dorsalen Kappe dieses

diencephalen Kernes, vom SP/IPS-Komplex innerviert zu werden (Deng & Rogers,

1998). Gleichwohl konnten Hellmann und Güntürkün (2001) nach gezielten

dorsalen bis ventralen rotundalen Tracerapplikationen entsprechende dorsale bis

ventrale retrograde somatische Markierungen im SP erkennen. Für Hühner und

Taube gleichermaßen gilt, daß weder die Somata noch die Dendriten von

Neuronen des SP direkte retinale Eingänge erhalten, sondern die Afferenzen

dieses intrinsischen Kernes des tecto-thalamischen Traktes ausschließlich vom

TO kommen (Mpodozis et al., 1996).

Anhand der Daten der biochemischen Organisation des SP/IPS-Komplexes (siehe

Gliederungspunkt 6) und den beschriebenen Konnektivitäten, läßt sich ein Modell

über die Signalverarbeitung im tectofugalen System unter Einfluß der praetectalen

Kerne erstellen.

Diskussion

92

Gemäß dem in Abbildung 17 dargestellten Modell ist es denkbar, daß visuelle

Informationen von Neuronen der tectalen Schicht 13 zum einen direkt zu

rotundalen Neuronen geleitet werden, und parallel dazu zunächst zu Neuronen

des SP/IPS-Komplexes gelangen, um anschließend von diesen ausgehend den

RT zu innervieren. Auf Grund des in der vorliegenden Arbeit gezeigten GluR4-

Signals in den beiden praetectalen Kernen ist anzunehmen, daß diese tectalen

Efferenzen glutamaterge Eingänge erhalten. Die Innervation des RT vom SP und

IPS wiederum ist vermutlich inhibitorisch über den Neurotransmitter GABA. Wie

zuvor beschrieben exprimieren Neuronen dieser beiden praetectalen Kerne das

GABA synthetisierende Enzym GAD (eigene Befunde) sowie den Neurotransmitter

GABA (Domenici et al., 1988). In immunhistochemischen und ultrastrukturellen

Abbildung 17: Modell zur Signalverarbeitung im tecto-rotundalen System unter Einbeziehung des Nucleus subpraetectalis Neben der direkten (glutamatergen) Projektion tectaler Schicht 13 Neuronen zum Nucleus rotundus (RT), ist ein zweiter, polysynaptischer Informationsfluß über den Nucleus subpraetectalis (SP) zum RT anzunehmen. Neuronen der tectalen Schicht 13 projizieren exzitatorisch (glutamaterg) auf Glu R4 exprimierende Neuronen des SP. Neuronen des SP, welche das GABA synthetisierende Enzym GAD exprimieren, projizieren inhibitorisch (GABAerg) auf Neuronen des RT, welche den GABAA-Rezeptor exprimieren. Außerdem sind GABAerge Interaktionen subpraetectaler Neuronen denkbar, da ein hoher Anteil dieser Neuronen das Calcium-bindende Protein PV exprimiert.

Diskussion

93

Untersuchungen konnten Hinweise auf die Expression von GABA-Rezeptoren im

RT von Vögeln gesammelt werden. Dietl und Mitarbeiter (1988b) demonstrierten

die Synthese von GABA-Benzodiazepin-Rezeptoren im RT von Tauben, und eine

Arbeitsgruppe um Tömböl konnte in elektronenmikroskopischen immunologischen

Untersuchungen bei Hühnchen die Präsens von symmetrischen Synapsen mit

GABAergen Vesikeln an rotundalen Neuronen demonstrieren (Tömböl et al.,

1994). Die tectalen Neuronen der Schicht 13, welche direkt zum RT projizieren,

sind weder GAD- noch GABA-positiv (Karten und Mpodozis, nicht veröffentlicht;

eigene Befunde) und scheiden somit mutmaßlich als Ursprung einer

inhibitorischen Innervation aus. Anhand der vorliegenden Daten ist hingegen

anzunehmen, daß die Projektionen des SP und IPS inhibitorisch über den

Neurotransmitter GABA auf rotundalen Neuronen wirken. Parallel zu dieser

inhibitorischen Projektion der beiden Kerne auf den RT ist die vermutlich

kolokalisierte Expression von Parvalbumin und GABA in den Neuronen des SP

und IPS ein Hinweis auf intrinsische, inhibitorische Signalwege innerhalb des

SP/IPS-Komplexes. Diese Theorie wird unterstützt durch die zusätzliche

Expression von GABAA-Rezeptor im SP/IPS-Komplex. Für die Signalverarbeitung

visueller Informationen entscheidend ist aber die parallele Projektion ausgehend

vom TO zum RT. Hierbei ist der „direkte“ Weg, ausgehend von tectalen Schicht 13

Neuronen vermutlich exzitatorisch (Ngo et al., 1994, Theiss et al., 1998).

Hingegen ist der „indirekte“ Informationsfluß ausgehend von tectalen Schicht 10

und 13 Neuronen zu den praetectalen Neuronen exzitatorisch, und dann weiter zu

rotundalen Neuronen inhibitorisch, und infolge seiner polysynaptischen

Verbindungen langsamer. Außerdem ist die tecto-rotundale Projektion bilateral

(Revzin & Karten, 1967; Hunt & Künzle, 1976a), während Efferenzen des SP/IPS-

Komplexes ipsilateralen Einfluß auf den RT nehmen (Mpodozis et al., 1996;

eigene Befunde). Für die Signalverarbeitung in diesen Kerngebieten bedeutet

dies, daß tectale Neurone den RT bilateral exzitatorisch aktivieren, während der

inhibitorische Einfluß des SP/IPS-Komplexes auf den ipsilateralen RT beschränkt

bleibt.

Diskussion

94

8 Mögliche Mechanismen einer parallelen

Informationsverarbeitung

In diesem System stellt sich nun die Frage, warum visuelle Informationen auf zwei

parallelen Wegen zum RT gelangen. Bei der Betrachtung der Funktionen des RT

wird deutlich, daß es sich um einen sehr heterogen aufgebauten Kern handelt, in

welchem verschiedene visuelle Qualitäten wie Helligkeit, Farbe, Bewegungen von

Objekten in distinkten Bereichen dieses Kernes verarbeitet werden (siehe

Gliederungspunkt 7). Die skizzierten Projektionen vom TO beinhalten eine direkte,

schnelle exzitatorische, und eine indirekte, langsamere inhibitorische

Informationsleitung. Der Grund für diesen Schaltkreis könnte eine

Feinabstimmung der visuellen Information im tecto-rotundalen System sein, bei

der ein Signal zunächst schnell vom TO zum RT geleitet wird, um dann zeitlich

verzögert von Neuronen des SP/IPS-Komplexes beendet oder moduliert zu

werden. Auf das tectofugale System bezogen könnte die Rolle des SP/IPS-

Komplexes in der zeitlichen Modulation des tectofugalen Informationsflusses

liegen.

Gleichwohl sind elektrophysiologische Untersuchungen, zum Beispiel vor und

nach Läsion der praetectalen Kerne notwendig, um die vermutlich sehr

differenzierten Einflüsse (abhängig von der Lokalisation der Synapsen: axo-

dendritisch / axo-somatisch) des SP/IPS-Komplexes bei der Informations-

verabeitung im tecto-rotundalen System zu erfassen.

Auch bei Mammaliern ist eine vergleichbare Projektion in den homologen

Kerngebieten (TO = superiorer Colliculus; RT = Pulvinar) anzunehmen (Shimizu &

Karten, 1993). Zum Beispiel wurde bei Eichhörnchen gezeigt, daß der superiore

Colliculus bilateral die caudale Pulvinar innerviert, und darüber hinaus GAD-

immunreaktive Axone lokalisiert sind (Raczkowski & Diamond, 1980). Obwohl die

Quelle dieser Axone noch nicht erfaßt ist, zeigen sich deutliche Parallelen zu dem

beschriebenen System bei Vögeln, wobei auch hier Modifikationen „direkter

Projektionen“ durch „indirekte Projektionen“ vorstellbar sind.

Die in dem vorliegenden Modell dargestellten Projektionen tectaler Projektion

unter Einbeziehung der verfügbaren biochemischen Informationen deuten sehr

komplexe Mechanismen der Informationsverarbeitung im tectofugalen Sehsystem

Diskussion

95

und den entsprechend verbundenen Kerngebieten bei Vögeln an. Hierbei

erscheint es wahrscheinlich, daß eine primäre Information modulierend durch

weitere, parallele Kerngebiete beeinflußt wird. Der Grund einer solchen

Modulation liegt möglicherweise in einer schärferen Trennung verschiedener

Signale, die als Fluß an Einzelinformationen in den Kerngebieten eintreffen. Über

die Bedeutung der unterschiedlichen rostralen und caudalen Innervationen des RT

durch den SP/IPS-Komplexes kann gegenwärtig nur spekuliert werden. Auffallend

ist, daß der gesamte rostrale RT vom SP Efferenzen erhält. In diesem rotundalen

Bereich werden Informationsqualitäten wie Größe, Richtung und Geschwindigkeit

eines Objektes verarbeitet (Revzin, 1979), ebenso aber auch Informationen über

die Farbe und Helligkeit (Wang et al., 1993). Bei einer solchen Fülle

unterschiedlicher visueller Signale erscheint eine scharfe Trennung der einzelnen

Informationen notwendig. Auch im caudalen RT, der nicht komplett von Neuronen

des SP innerviert wird, sind feine Abstimmungen der eingehenden Informationen

durch modulierende Einflüsse der praetectalen Kerne sinnvoll; in diesen

rotundalen Bereichen werden Meldungen über Bewegungen von Objekten

verarbeitet (Wang et al., 1993), Informationen, die vermutlich einer ständigen

Veränderung unterliegen und sehr präzise abgestimmt werden müssen.

Die vorliegende Arbeit liefert morphologische und biochemische

Basisinformationen, um in weiteren, zum Beispiel elektrophysiologischen und

verhaltensbiologischen Untersuchungen die Funktionen der modulierenden

Einflüsse des SP/IPS-Komplexes auf den RT an Tauben zu erfassen.

Diskussion

96

9 Zusammenfassung

Im Vogelgehirn erfolgt die Verarbeitung visueller Informationen hauptsächlich über

zwei aufsteigende Sehbahnen, dem tectofugalen und dem thalamofugalen

System. Das tectofugale System verläuft von der Retina über das kontralaterale

Tectum opticum zum thalamischen Nucleus rotundus und von dort ausgehend

zum telencephalen Ectostriatum. Während die Projektionen vom Tectum opticum

zum Nucleus rotundus bereits in zahlreichen Untersuchungen beschrieben

wurden, waren mögliche Assoziationen des Nucleus subpraetectalis zum

tectofugalen System bislang weitesgehend spekulativ.

Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es daher, die Konnektivitäten des Nucleus

subpraetectalis insbesondere zum tectofugalen System bei der Taube Columba

livia zu untersuchen. Desweiteren sollten immunhistochemische

Charakterisierungen dieses Kernes mögliche exzitatorische und/oder

inhibitorische Signalflüsse in diesem System näher analysieren.

Die Konnektivitäten wurden mit Hilfe der beiden neuronalen Tracer Biotin-Dextran-

Amin (BDA) oder der Choleratoxin ß-Untereinheit (CtB) untersucht. Die Tracer

wurden dazu in insgesamt 10 Tieren mit Hilfe einer stereotaktischen Einrichtung in

den Nucleus subpraetectalis injiziert. 3-7 Tage nach den BDA-Injektionen wurden

vornehmlich anterograde Markierungen im Nucleus rotundus detektiert, jedoch

zeigten sich auch Anfärbungen im Tectum opticum. Mit dem Tracer CtB wurden

neben den anterograden Signalen im Nucleus rotundus auch deutliche retrograde

Markierungen im Tectum opticum nach 3-5 Tagen offenbar. Am Injektionsort

wurden mit beiden Substanzen somatische Markierungen der Neuronen des

Nucleus subpraetectalis sowie des Neuropil beobachtet. Im Nucleus interstitio-

praetecto-subpraetectalis fanden sich zahlreiche Fasermarkierungen jedoch nur

vereinzelt somatische Anfärbungen. Retrograde Markierungen im Tectum opticum

waren ebenfalls durch somatische und Neuropil-Anfärbungen gekennzeichnet,

während anterograd im Nucleus rotundus vermutlich axonale Terminalien

dargestellt wurden. Außerdem konnten Konnektivitäten zum Nucleus praetectalis

aufgezeigt werden.

Bei diesen insgesamt ausschließlich ipsilateralen Markierungen wurde im Tectum

opticum nach BDA-Injektionen ein dorso-ventral zunehmender Gradient markierter

Diskussion

97

Somata in der Schicht 13 beobachtet, ohne Unterschiede in der rostro-caudalen

Ausdehnung. Im Nucleus rotundus waren hingegen caudal Terminalien im

ausschließlich lateralen Anteil dieses Kerns markiert, während im rostralen

Nucleus rotundus Terminalien im gesamten Kerngebiet beobachtet wurden.

Die immunhistochemischen Untersuchungen des Nucleus subpraetectalis dienten

desweiteren dazu, mögliche inhibitorische und exzitatorische Signalflüsse in

diesen Kernen zu analysieren. In der vorliegenden Untersuchung wurden dazu

spezifische Antikörper gegen die ? -Untereinheit des GABAA-Rezeptors, das für die

GABA-Synthese erforderliche Enzym Glutamat-Decarboxylase (GAD), die

Glutamat-Rezeptoruntereinheit GluR4, sowie das Calcium-bindende Protein

Parvalbumin eingesetzt. Somatische Markierungen von Neuronen des Nucleus

subpraetectalis wurden gezeigt für den GABAA-Rezeptor, GAD, GluR4 und

Parvalbumin, wobei die Antikörper gegen den GABAA-Rezeptor, GAD und

Parvalbumin auch das Neuropil im Nucleus subpraetectalis anfärbten.

Eine weiterhin durchgeführte quantitative Auswertung dieser Immunmarkierungen

stellte die Verteilung dieser Proteine im Bezug zur Anzahl an Neuronen in der

rostro-caudalen Ausdehnung des Nucleus subpraetectalis dar. Hierbei zeigte sich,

daß die Antikörper gegen den GABAA-Rezeptor, GAD und Parvalbumin eine

konstante Verteilung in der rostro-caudalen Ausdehnung des Nucleus

subpraetectalis aufwiesen, wobei etwa zwei-drittel aller Neurone immunpositiv auf

alle genannten Antikörper reagierten. Dagegen fand sich beim Antikörper gegen

GluR4 ein Ansteigen der immunpositiven Zellen von caudal nach rostral um den

Faktor 2,5. Es wurden keine links-rechts Unterschiede in der Expression dieser

Antigene beobachtet.

Diese Daten der Konnektivitätsuntersuchungen sowie der immunhistochemischen

Studien wurden im Bezug bereits bekannter Informationen in einem Modell zum

Einfluß des Nucleus subpraetectalis auf die mögliche Signalverarbeitung im

tectofugalen System zusammengefaßt. Demnach erhält der Nucleus

subpraetectalis direkten Eingang von tectalen Schicht 13 Neuronen. Da die

tectalen Schicht 13 Neuronen kein GAD exprimieren, während der exzitatorische

Neurotransmitter Glutamat in dieser tectalen Schicht nachgewiesen wurde, ist es

wahrscheinlich, daß der afferente Eingang des Nucleus subpraetectalis

Diskussion

98

exzitatorisch auf den GluR4 exprimierenden Neuronen terminiert. Aufgrund der

GAD und GABAA-Rezeptor Expression im Nucleus subpraetectalis sind

intrinsische inhibitorische Wechselwirkungen möglich, gleichwohl die GAD-

Synthese auch im Zusammenhang mit einer vermutlich inhibitorischen Projektion

des Nucleus subpraetectalis auf den Nucleus rotundus zu sehen ist. In der

vorliegenden Arbeit wie auch in zuvor durchgeführten Untersuchungen wurde

gezeigt, daß der Nucleus rotundus Glutamat-Rezeptoren ebenso wie GABA-

Rezeptoren synthetisiert.

Anhand dieser Daten sind zwei parallele Projektionen visueller Informationen vom

Tectum opticum zum Nucleus rotundus denkbar. Die erste, bereits ausführlich

beschriebene Projektion, verläuft direkt von den tectalen Schicht 13 Neuronen, um

exzitatorisch auf rotundalen Neuronen zu terminieren. Dieser monosynaptische

Weg ist vermutlich sehr schnell. Bei der zweiten Projektion hingegen wird

möglicherweise eine Kopie der Informationen von den tectalen Schicht 13

Neuronen zum Nucleus subpraetectalis gesandt, und anschließend in diesem über

noch nicht näher identifizierbare intrinsische Signalwege verarbeitet. Von diesem

Kerngebiet aus wird die Information anschließend zum Nucleus rotundus

weitergeleitet, vermutlich mit inhibitorischer Wirkung. Es handelt sich bei diesem

Signalweg um einen polysynaptischen Weg, der vermutlich gekennzeichnet ist

durch eine langsamere, und damit zeitlich spätere inhibitorische Wirkung auf den

Neuronen des Nucleus rotundus. Dieser Signalfluß könnte somit eine

modulatorische Wirkung des Nucleus subpraetectalis auf die Signalverarbeitung

im tectofugalen System darstellen.

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99

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Danksagung Herrn Prof. Dr. O. Güntürkün möchte ich meinen Dank ausdrücken für die

Bereitstellung des Dissertationsthemas sowie für die hervorragende Betreuung

während der gesamten Anfertigung der vorliegenden Doktorarbeit.

Ebenso möchte ich meinen Dank an Herrn Prof. Dr. U. Eysel aussprechen, der als

Betreuer an der medizinischen Fakultät das Fortkommen dieser Arbeit

aufmerksam verfolgt und unterstützt hat.

Bedanken möchte ich mich besonders bei Dr. Burkhard Hellmann, der durch seine

intensive Betreuung und konstruktive Kritik eine große Unterstützung während der

gesamten Zeit bei der Fertigstellung dieser Doktorarbeit war.

Danken möchte ich auch Ariane Schwarz für ihre Hilfe in labortechnischen Fragen.

Besonders bedanken möchte ich mich bei meinen Schwiegereltern Hildegard und

Herbert Theiß, die durch ihre liebevolle Kinderbetreuung die endgültige

Fertigstellung dieser Arbeit ermöglicht haben.

Ein großer Dank gilt meinen Eltern Prof. Dr. K. Meller und C. Zaragoza Mifsud de

Meller für ihre fachliche wie familiäre Unterstützung während des gesamten

Studiums und der Zeit als Ärztin im Praktikum.

Ein besonderer Dank gilt meinem Mann Carsten.