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Otto-Friedrich-Universität Bamberg Otto-Friedrich-Universität Bamberg Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur Seminar: Sprechanlässe Seminar: Sprechanlässe Dozentin: Dr. K. Popp Dozentin: Dr. K. Popp SS 2007 SS 2007 23.05.2007 23.05.2007 Referentinnen: Kristina Pätz, Katharina Stahl Referentinnen: Kristina Pätz, Katharina Stahl Diskutieren Diskutieren und und Argumentieren Argumentieren

Otto-Friedrich-Universität Bamberg Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur Seminar: Sprechanlässe Dozentin: Dr. K. Popp SS 2007 23.05.2007

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Otto-Friedrich-Universität BambergOtto-Friedrich-Universität BambergLehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und LiteraturLehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und LiteraturSeminar: SprechanlässeSeminar: SprechanlässeDozentin: Dr. K. PoppDozentin: Dr. K. PoppSS 2007SS 200723.05.200723.05.2007Referentinnen: Kristina Pätz, Katharina StahlReferentinnen: Kristina Pätz, Katharina Stahl

Diskutieren Diskutieren und und

ArgumentierenArgumentieren

Die Beleidigungen sind die Die Beleidigungen sind die Argumente jener, die über Argumente jener, die über keine Argumente verfügenkeine Argumente verfügen

(Jean Jaques Rousseau)(Jean Jaques Rousseau)

GliederungGliederung

1.1. DiskutierenDiskutieren2.2. ArgumentierenArgumentieren3.3. Vorstellung weiterer Methoden für den Vorstellung weiterer Methoden für den

UnterrichtUnterricht

1. Diskutieren1. Diskutieren

Definition:Definition:In einer lebhaften AuseinandersetzungIn einer lebhaften Auseinandersetzungseine Meinung über ein bestimmtes Thema seine Meinung über ein bestimmtes Thema austauschen; in einer wechselseitigenaustauschen; in einer wechselseitigenAussprache erörtern; Meinungsaustausch/Aussprache erörtern; Meinungsaustausch/AuseinandersetzungAuseinandersetzung

Zehn Regeln für Zehn Regeln für vernünftiges Diskutierenvernünftiges Diskutieren

1.1. RedefreiheitRedefreiheit2.2. BegründungspflichtBegründungspflicht3.3. Redliche Bezugnahme auf das GesagteRedliche Bezugnahme auf das Gesagte4.4. SachlichkeitsgebotSachlichkeitsgebot5.5. Redliche Bezugnahme auf implizierte Redliche Bezugnahme auf implizierte

VoraussetzungenVoraussetzungen6.6. Gemeinsame Ausgangspunkte respektierenGemeinsame Ausgangspunkte respektieren7.7. Verwendung plausibler ArgumentationsmusterVerwendung plausibler Argumentationsmuster8.8. Logische GültigkeitLogische Gültigkeit9.9. Annahme des Ergebnisses der DiskussionAnnahme des Ergebnisses der Diskussion10.10. Klarheit des Ausdrucks und korrektes VerstehenKlarheit des Ausdrucks und korrektes Verstehen

2. Argumentieren2. Argumentieren

Was ist Argumentieren?Was ist Argumentieren?

Menschen sind Wesen mit eigenem Willen, mit Menschen sind Wesen mit eigenem Willen, mit eigenen Meinungen, die nicht von allen geteilt eigenen Meinungen, die nicht von allen geteilt werdenwerden

Menschen treffen Entscheidungen, die für Menschen treffen Entscheidungen, die für andere unverständlich sindandere unverständlich sind Menschen denken, fühlen oder handeln Menschen denken, fühlen oder handeln oft oft nicht in Übereinstimmung mit anderennicht in Übereinstimmung mit anderen

Wir sind auf gemeinsames Handeln Wir sind auf gemeinsames Handeln angewiesenangewiesen

Menschen müssen sich gegenseitig Menschen müssen sich gegenseitig abstimmen, d.h. sie suchen im argumentativen abstimmen, d.h. sie suchen im argumentativen Austausch LösungenAustausch Lösungen

Die Argumentierenden versuchen den anderen Die Argumentierenden versuchen den anderen zu überzeugen und lassen sich gegebenenfalls zu überzeugen und lassen sich gegebenenfalls überzeugenüberzeugen

Die Gründe, die vorgebracht werden = Die Gründe, die vorgebracht werden = ArgumenteArgumente

Den Austausch der Argumente = Den Austausch der Argumente = ArgumentationArgumentation

VoraussetzungVoraussetzung: : Es geht um etwas StrittigesEs geht um etwas Strittiges

Argumente sind zweigliedrigArgumente sind zweigliedrig Sie enthalten eine Meinung und ein ArgumentSie enthalten eine Meinung und ein Argument Gesprächspartner muss sich auf Gesprächspartner muss sich auf

Argumentation einlassenArgumentation einlassen Widerstand des anderen, als auch das Wissen, Widerstand des anderen, als auch das Wissen,

dass Widerstand zur Disposition stehtdass Widerstand zur Disposition steht Vorstellung von GleichberechtigungVorstellung von Gleichberechtigung Bessere Argumente zählenBessere Argumente zählen

Folgende Fähigkeiten sind für Folgende Fähigkeiten sind für das Argumentieren notwendig:das Argumentieren notwendig:

Sprachliche GewandtheitSprachliche Gewandtheit UrteilskraftUrteilskraft EinfühlungsvermögenEinfühlungsvermögen Analytisches und kreatives DenkenAnalytisches und kreatives Denken OffenheitOffenheit MutMut RücksichtsnahmeRücksichtsnahme

Argumentieren in der Argumentieren in der SchuleSchule

Kinder können unterschiedlich gut Kinder können unterschiedlich gut argumentierenargumentieren

Schule kann nicht alle Unterschiede Schule kann nicht alle Unterschiede kompensierenkompensieren

ABER: sie kann dazu beitragen, dass alle ABER: sie kann dazu beitragen, dass alle Schüler/innen Argumentationskultur Schüler/innen Argumentationskultur erfahrenerfahren

Besondere Bedeutung des Besondere Bedeutung des Argumentierens in der SchuleArgumentierens in der Schule

a)a) Argumentieren als Teil des sozialen Argumentieren als Teil des sozialen Umgangs in der Klein- und GroßgruppeUmgangs in der Klein- und Großgruppe

b)b) Argumentieren prägt wesentlich auch Argumentieren prägt wesentlich auch den Fachunterrichtden Fachunterricht

Was für das Argumentieren Was für das Argumentieren zu lernen ist...zu lernen ist...

MutMut• Mut, eine eigene Meinung zu vertretenMut, eine eigene Meinung zu vertreten• Unterricht soll Mut und Selbstsicherheit fördern Unterricht soll Mut und Selbstsicherheit fördern

und ausbildenund ausbilden VerbindlichkeitVerbindlichkeit

• Argumentieren setzt eine Behauptung vorausArgumentieren setzt eine Behauptung voraus• Gewisse Verbindlichkeit beim Sprechen Gewisse Verbindlichkeit beim Sprechen

eingeheneingehen• Eigene Behauptungen überdenkenEigene Behauptungen überdenken

ZweifelZweifel• Sinn für die Bestreitbarkeit von Behauptungen Sinn für die Bestreitbarkeit von Behauptungen

schließt eine Haltung des Zweifels einschließt eine Haltung des Zweifels ein• Wer argumentiert, zweifelt an den Behauptungen Wer argumentiert, zweifelt an den Behauptungen

der anderen und sollte bereit sein, eigene der anderen und sollte bereit sein, eigene Behauptungen zu überdenkenBehauptungen zu überdenken

UrteilsfähigkeitUrteilsfähigkeit• Man muss eigene und andere Argumente auf Man muss eigene und andere Argumente auf

Stichhaltigkeit überprüfenStichhaltigkeit überprüfen• Dafür benötigt man WissenDafür benötigt man Wissen

EinfallsreichtumEinfallsreichtum• Anschauliche BeispieleAnschauliche Beispiele• Konsequenzen erahnenKonsequenzen erahnen• Kreativität ist wichtigKreativität ist wichtig

Praxisbeispiel: WerbungPraxisbeispiel: Werbung

PerspektivenübernahmePerspektivenübernahme• Argumente für den Adressaten überzeugend Argumente für den Adressaten überzeugend

darstellendarstellen• Dazu muss man Kommunikationspartner Dazu muss man Kommunikationspartner

einschätzen, seine Einstellungen, einschätzen, seine Einstellungen, Grundüberzeugungen und auch Gefühle Grundüberzeugungen und auch Gefühle nachvollziehen könnennachvollziehen können

BegriffsanalyseBegriffsanalyse• Begriffssemantik muss geklärt werdenBegriffssemantik muss geklärt werden

Einsetzung sprachlicher und Einsetzung sprachlicher und nichtsprachlicher Mittelnichtsprachlicher Mittel

• Formulierungsfähigkeit, Schlagfertigkeit Formulierungsfähigkeit, Schlagfertigkeit sprachliche Mittelsprachliche Mittel

• Mimik, Gestik, Intonation, Emotionalität Mimik, Gestik, Intonation, Emotionalität nichtsprachliche Mittelnichtsprachliche Mittel

Abwehr unfairer TaktikenAbwehr unfairer Taktiken• Mögliche unfaire TaktikenMögliche unfaire Taktiken

- Nicht zu Wort kommen lassenNicht zu Wort kommen lassen- UnterstellungenUnterstellungen- Persönlicher AngriffePersönlicher Angriffe

• Mögliche AbwehrtechnikenMögliche Abwehrtechniken- Verhalten des Gegenübers zum Thema machenVerhalten des Gegenübers zum Thema machen- Zustimmen und auf das eigene Thema mit „aber“ Zustimmen und auf das eigene Thema mit „aber“

zurüchzukehrenzurüchzukehren

RücksichtnahmeRücksichtnahme- Prinzip der GleichberechtigungPrinzip der Gleichberechtigung- ABER: oft hierarchische StrukturenABER: oft hierarchische StrukturenStärkerer Gesprächspartner muss auf Stärkerer Gesprächspartner muss auf

Schwächeren Rücksicht nehmen und sich eher Schwächeren Rücksicht nehmen und sich eher zurückhaltenzurückhalten

Wie Argumentieren Wie Argumentieren gelernt wirdgelernt wird

Vielfältige Situationen schaffen und dabei Vielfältige Situationen schaffen und dabei immer wieder Aufmerksamkeit auf immer wieder Aufmerksamkeit auf verschiedene Teilfähigkeiten lenkenverschiedene Teilfähigkeiten lenken

Schüler/innen sollen möglichst oft Schüler/innen sollen möglichst oft Gelegenheit haben, eine eigene Gelegenheit haben, eine eigene Auffassung zu vertretenAuffassung zu vertreten

a) Mündliches a) Mündliches ArgumentierenArgumentieren

Rollenspiele zu Alltagssituationen/ Situationen, Rollenspiele zu Alltagssituationen/ Situationen, die literarischen Texten entnommen sinddie literarischen Texten entnommen sind

PlanspielePlanspiele Kontrollierte DialogeKontrollierte Dialoge KurzredenKurzreden Diskussions- und DebattenübungenDiskussions- und Debattenübungen

Praxisbeispiel: Talk-ShowPraxisbeispiel: Talk-Show

b) Schriftliches Argumentierenb) Schriftliches Argumentieren

vor allem in der Schule im Rahmen der vor allem in der Schule im Rahmen der Erörterung (also ab der 8. Jahrgangsstufe)Erörterung (also ab der 8. Jahrgangsstufe)

sollte schon viel früher einsetzen : bereits in sollte schon viel früher einsetzen : bereits in der Grundschule in Form kurzer der Grundschule in Form kurzer StellungnahmenStellungnahmen

Die Praxis der Erörterung wird von vielen Die Praxis der Erörterung wird von vielen Schülern als realitätsfern und formalistisch Schülern als realitätsfern und formalistisch empfunden empfunden

hängt vermutlich damit zusammen, dass der hängt vermutlich damit zusammen, dass der Bezug zur außerschulischen Bezug zur außerschulischen Schreibwirklichkeit zu wenig hergestellt wirdSchreibwirklichkeit zu wenig hergestellt wird

argumentierende Texte mit Situations- und argumentierende Texte mit Situations- und Adressatenbezug sollten zuerst geübt werdenAdressatenbezug sollten zuerst geübt werden

besser: Erörterung nach einer längeren besser: Erörterung nach einer längeren Unterrichtseinheit oder sogar einem Unterrichtseinheit oder sogar einem

Projekt oder auch vor der Klassenarbeit am Projekt oder auch vor der Klassenarbeit am Thema gemeinsam zu arbeiten Thema gemeinsam zu arbeiten

sinnvoll auch gezielt Teilfähigkeiten zu übensinnvoll auch gezielt Teilfähigkeiten zu üben entspricht neuerer prozessorientierter entspricht neuerer prozessorientierter Schreibdidaktik Schreibdidaktik

ArgumentationstricksArgumentationstricks PlausibilitätsargumentationPlausibilitätsargumentation Rationale ArgumentationRationale Argumentation Moralische ArgumentationMoralische Argumentation Emotionale ArgumentationEmotionale Argumentation Taktische ArgumentationTaktische Argumentation

Weiterhin ist zu Weiterhin ist zu beachten...beachten...

Keine erzwungene ArgumentationKeine erzwungene Argumentation Grenze zum Streit ist schnell Grenze zum Streit ist schnell

überschrittenüberschritten Besonderheit: Situation der Besonderheit: Situation der

Gewaltanwendung Gewaltanwendung Argumentation Argumentation überdenkenüberdenken

Überzeugungs-Überzeugungs-schlüsselschlüssel

3. Vorstellung weiterer 3. Vorstellung weiterer Methoden für den UnterrichtMethoden für den Unterricht

FünfsatzübungFünfsatzübung Experten-MethodeExperten-Methode Robinson-SpielRobinson-Spiel

LiteraturLiteratur Klippert, H.:Klippert, H.: Kommunikations - Training. Kommunikations - Training.

Übungsstrategien für den Unterricht II. Weinheim und Übungsstrategien für den Unterricht II. Weinheim und Basel: Beltz Verlag, 1996³, 158, 172, 176-179.Basel: Beltz Verlag, 1996³, 158, 172, 176-179.

Ludwig, O./ Spinner, K. H.:Ludwig, O./ Spinner, K. H.: Mündlich und schriftlich Mündlich und schriftlich argumentieren. In: Praxis Deutsch. Velber: Friedrich argumentieren. In: Praxis Deutsch. Velber: Friedrich Verlag, 2000, S. 16-23, 26-29.Verlag, 2000, S. 16-23, 26-29.

Wagner, R. W.:Wagner, R. W.: Mündliche Kommunikation in der Mündliche Kommunikation in der Schule. Paderborn u.a.: Schöningh UTB, 2006, S. 207-Schule. Paderborn u.a.: Schöningh UTB, 2006, S. 207-219219

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