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1 N E P A L H I L F E B E I L N G R I E S Juli 2019 Information für Freunde und Förderer der Nepalhilfe Beilngries Liebe Freunde und Förderer der Nepalhilfe Beilngries, heute möchten wir Ihnen den neuen Newsletter der Nepalhilfe Beilngries zum Schmökern in die Hand geben. Wie immer soll er Sie zum Fortgang unserer Projekte informieren und auch über Interessantes aus Nepal berichten. Das Jahr 2019 steht für uns ganz im Zeichen des Abschlusses der Renovie- rungsarbeiten der beim Erdbeben beschädigten Schulen. Bis Ende des Jah- res werden sie erdbebensicher und in frischer Farbe Stück für Stück wieder ihren Betrieb aufnehmen. Damit können wir uns voll und ganz wieder neuen Herausforderungen widmen. Der Erlebnisbericht des Kurses Q11 des Beilngrieser Gymnasiums ist dieses Mal ein Schwerpunkt des Newsletters. Auf unsere Vermittlung hin konnte im April diesen Jahres eine 26-köpfige Schüler- gruppe mit Ihren Lehrkräften eine drei- wöchige Exkursion nach Nepal unter- nehmen. Stellvertretend beschreiben zwei Teilnehmer ihre gesammelten Ein- drücke. Etwas zeitversetzt war auch ein Team der Nepalhilfe vor Ort, um sich dem Fortgang der zahlreichen Projekte zu widmen. Informationen dazu finden Sie auf den ersten Innenseiten. Was gibt es sonst Neues aus Nepal? In diesen Wochen soll der seit dem Erd- beben 2015 gesperrte Grenzübergang nach China in Kodari wieder eröffnet werden. Umfangreiche Reparaturarbei- ten an Straßen und Brücken auf beiden Seiten sind mittlerweile abgeschlossen. Diese Straßenverbindung stellt den wichtigsten Landzugang zum mächti- gen Nachbarn dar und sichert damit den für Nepal so wichtigen Warenfluss aus dem Norden. Wer in der letzten Zeit zum Trekken in der Annapurnaregion war, kann ein Lied davon singen. Die neu gebaute Piste bis Muktinath hat viele der reizvollen Fußwege zerstört und zwingt zum Gehen auf der staubigen Straße. Wahr- lich kein Vergnügen! Dies hat auch die Tourismusbehörde erkannt und so werden derzeit neue Wege abseits der Straßen angelegt. Spät, aber hoffentlich nicht zu spät! Die Zeichen des Klimawandels sind auch in Nepal nicht mehr zu übersehen. Waren in den letzten Jahren die Monsunnieder- schläge immer kürzer und immer heftiger geworden, so sahen sich etliche Bewoh- ner des Terai im April das erste Mal seit Menschengedenken einem Tornado ausgesetzt. Das Unwetter forderte 27 Tote und mehr als 400 Verletzte, der Sachschaden ist immens. Bitte nutzen Sie auch zwischen den Newslettern die Gelegenheit, sich auf unserer Homepage stets aktuell zu informieren. Wir von der Nepalhilfe Beilngries wünschen Ihnen Vergnügen bei der Lektüre und eine schöne Sommerzeit! Ralf Petschl Vorsitzender der Nepalhilfe Beilngries Kleine Tänzer in Melchaur

P A L H I L F E BEILNGRIE N E S Juli 2019 · 2019. 6. 27. · Beilngries und dem Gymnasium Beilngries wurde es dann möglich, dass wir - 26 Schüler, drei Lehrer und ein Elternehepaar

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NEPALHILFE BEILNGRIES

Juli 2019

Information für Freunde und Förderer der

Nepalhilfe Beilngries

Liebe Freunde und Fördererder Nepalhilfe Beilngries,heute möchten wir Ihnen den neuenNewsletter der Nepalhilfe Beilngrieszum Schmökern in die Hand geben. Wieimmer soll er Sie zum Fortgang unsererProjekte informieren und auch überInteressantes aus Nepal berichten.

Das Jahr 2019 steht für uns ganz imZeichen des Abschlusses der Renovie-rungsarbeiten der beim Erdbebenbeschädigten Schulen. Bis Ende des Jah-res werden sie erdbebensicher und infrischer Farbe Stück für Stück wiederihren Betrieb aufnehmen. Damit könnenwir uns voll und ganz wieder neuenHerausforderungen widmen.

Der Erlebnisbericht des Kurses Q11 desBeilngrieser Gymnasiums ist dieses Malein Schwerpunkt des Newsletters. Aufunsere Vermittlung hin konnte im Aprildiesen Jahres eine 26-köpfige Schüler-gruppe mit Ihren Lehrkräften eine drei-wöchige Exkursion nach Nepal unter-

nehmen. Stellvertretend beschreibenzwei Teilnehmer ihre gesammelten Ein-drücke. Etwas zeitversetzt war auch einTeam der Nepalhilfe vor Ort, um sichdem Fortgang der zahlreichen Projektezu widmen. Informationen dazu findenSie auf den ersten Innenseiten.

Was gibt es sonst Neues aus Nepal?In diesen Wochen soll der seit dem Erd-beben 2015 gesperrte Grenzübergangnach China in Kodari wieder eröffnetwerden. Umfangreiche Reparaturarbei-ten an Straßen und Brücken auf beidenSeiten sind mittlerweile abgeschlossen.Diese Straßenverbindung stellt denwichtigsten Landzugang zum mächti-gen Nachbarn dar und sichert damit denfür Nepal so wichtigen Warenfluss ausdem Norden.

Wer in der letzten Zeit zum Trekken inder Annapurnaregion war, kann ein Lieddavon singen. Die neu gebaute Piste bisMuktinath hat viele der reizvollenFußwege zerstört und zwingt zumGehen auf der staubigen Straße. Wahr-

lich kein Vergnügen! Dies hat auch dieTourismusbehörde erkannt und so werden derzeit neue Wege abseits derStraßen angelegt. Spät, aber hoffentlichnicht zu spät!

Die Zeichen des Klimawandels sind auchin Nepal nicht mehr zu übersehen. Warenin den letzten Jahren die Monsunnieder-schläge immer kürzer und immer heftigergeworden, so sahen sich etliche Bewoh -ner des Terai im April das erste Mal seitMenschengedenken einem Tornado ausgesetzt. Das Unwetter forderte 27 Toteund mehr als 400 Verletzte, der Sachschaden ist immens.

Bitte nutzen Sie auch zwischen denNewslettern die Gelegenheit, sich aufunserer Homepage stets aktuell zuinformieren.

Wir von der Nepalhilfe Beilngries wünschen Ihnen Vergnügen bei der Lektüre und eine schöne Sommerzeit!

Ralf PetschlVorsitzender der Nepalhilfe Beilngries

Kleine Tänzer in Melchaur

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Ein umfangreiches Programm warteteauf die Vertreter der Nepalhilfe Beiln-gries bei deren Aufenthalt in Nepal imApril diesen Jahres. Die Finanzverwalte-rin Claudia Thumann sowie Michaelaund Michael Rebele nutzten denzehntägigen Aufenthalt, um zahlreicheProjekte im Terai, der Region Kathman-du und dem Sindhupalchok-Distrikt zubesuchen. In diesem Artikel kann darü-ber nur in Auszügen berichtet werden.

Neubau eines Distrikt-Hospitals

In Kawasoti/Terai erfolgte die Unter-zeichnung der Dokumente zur gemein-samen Finanzierung des künftigenDistrikt-Hospitals. Die nepalesische

Regierung, die Nepalhilfe Beilngries undder Verwaltungsdistrikt Nawalpur ver-pflichten sich, die Kosten der auf fünfJahre ausgelegten Bauarbeiten gemein-sam zu tragen. Die Grundmauern desfünfgeschossig geplanten Gebäudesstehen bereits. Das neue 70 x 30 Metergroße Krankenhaus grenzt an das beste-hende Midpoint-Hospital an, das bereitsseit 2014 von der Nepalhilfe unterstütztwird. Daneben übergaben die Gäste ausBayern eine vom Roten Kreuz betriebe-ne Blutbank ihrer Bestimmung. Sie wirddie bestehende Versorgungslücke zwischen den beiden Großstädten Bharatpur und Butwal schließen.

Termine, Termine, Termine – Skizzen einer umfangreichen Projektreise

Weitere Sanierte Schulgebäude übergeben

Die Übergabe zweier durch das Erdbe-ben zerstörter und neu errichteter Schu-len in Kadambas und Melchaur bildeteden Schwerpunkt des zweitägigen Auf-enthalts im Sindhupalchok Distrikt.Sowohl die Shree Kali Devi School(Michl-Dacher-Schule), als auch dieGyan Mandir Higher Secondary Schoolweckten bei Michaela und MichaelRebele alte Erinnerungen. Die beidenwaren schon bei deren ersten Eröffnun-gen in den Jahren 1995 und 2013 zuge-gen. Zudem besuchte die Gäste aus Bay-ern fünf weitere schulische Einrichtun-

Die Fundamente des neuen Distrikt Hospitals in Kawasoti stehen bereits

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Claudia Thumann im Lagerraum der Armenapotheke des Bir Hospitals

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gen, die in letzter Zeit fertiggestellt oderdemnächst fertiggestellt werden. Alle 14beschädigten Schulgebäude werdennach den neuesten Sicherheitsrichtlini-en bis zum Jahresende saniert sein.

Armenapotheke und Computerraum

Bei den Besuchen der Armenapothekedes Bir-Hospitals in Kathmandu und derOrdensschwestern der Englischen Fräu-lein in Lubhu ging es zurück zu denWurzeln der Nepalhilfe. Den Kontakt zubeiden Einrichtungen hatte der frühereVorsitzende Karl Rebele hergestellt.Nach wie vor werden sie von der Nepa-hilfe unterstützt. Waren es am AnfangSachspenden, so beschränkt sich dieHilfe nunmehr ausschließlich auf finanzielle Zuwendungen.

Für Claudia Thumann als pharmazeu-tisch-technische Assistentin war es imBir-Hospital sehr aufschlussreich, einenfachkundigen Blick in die wohl geordne-ten Lagerräume der Apotheke zu wer-fen. Rund 100 bedürftige Patienten kön-nen hier täglich kostenlos mit Medika-menten versorgt werden. Die mitUnterstützung der Nepalhilfe immonatlichen Turnus durchgeführten„Health Camps“ des Hospitals in denDörfern des Hinterlands dienen dermedizinischen Vorsorge und Ersthilfefür jeweils bis zu 700 Patienten.

Bei den Ordensschwestern der Englischen Fräulein durften die Gästeaus Bayern 30 neue PC-Einheiten fürden Computerraum der Schule überge-ben. Bereits vor zwölf Jahren hatte dieNepalhilfe Beilngries die Erstinstallationfinanziert. Dieser Bestand war nun defi-nitiv in die Jahre gekommen.

Ausblick

Das Sanierungsprojekt der Wasserver-sorgung in Chunikhel am südlichen Talkessel von Kathmandu oder der Neubau der Gemeindeschule in Lubhu,jenem Ort, in dem das Shaligram Kinderhaus und die Hans KammerlanderSchule liegen, steht auf der aktuellenAgenda. Einen nachhaltigen Eindruckhaben zudem die Besuche in zwei Einrichtungen für geistig und körperlichbehinderte Mitmenschen hinterlassen.Nachdem dieses Thema in Nepal gerneunter den Tisch gekehrt wird und dieVersorgungs- und Betreuungssituationmeist desolat ist, will sich die Nepalhilfehier verstärkt engagieren.

Michaela Rebele (links) und Claudia Thumann übergaben den Computerraum offiziell seiner Bestimmung

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Als vor zwei Jahren die beiden Koordi-natoren der Nepalhilfe Beilngries SunilShrestha und Shyam Pandit unsereSchule besuchten und von ihrem Landund vor allem von dem verheerendemErdbeben 2015 erzählten, ahnte nochniemand, dass wir zwei Jahre späterselbst Nepal bereisen und sogar ein Erdbeben erleben würden. Durch dieZusammenarbeit der Nepalhilfe Beilngries und dem Gymnasium Beilngries wurde es dann möglich, dasswir - 26 Schüler, drei Lehrer und einElternehepaar - im April 2019 eine fastdreiwöchige Geographie-Exkursion indas ferne Nepal unternehmen konnten,um Land und Leute kennenzulernen.

Nach zehn Stunden Flug wurden wirsehr herzlich von Sunil und Shyamsowie unserem Reiseleiter Gupta Bhan-dari und seinem Team am Flughafen inKathmandu willkommen geheißen.Schon am nächsten Tag ging es nachPokhara, von wo aus wir auch unseresiebentägige Trekkingtour zumAnnapurna Base Camp begannen. Dabeikonnten wir die vielfältige Natur und dieatemberaubende Kulisse des Himalayafür uns entdecken.

Genauso beeindruckend ging es dann inShyams Heimatdorf Ratanpur imTanahun District weiter. Dort wurdenwir mehr als herzlich mit Blumenkettenund Tikas von den Dorfbewohnern

begrüßt. Als Dank für ihre Gastfreund-schaft überreichten wir der örtlichenFrauengruppe unsere mitgebrachtenGeschenke. Nach einem sehr schmack-haften Abendessen wurden wir dann inGruppen von drei bis fünf Schülern auf-geteilt und durften unsere erste Nachtbei der Gastfamilie verbringen. Amnächsten Tag reichten dieGesprächsthemen am Frühstückstischvon der Einrichtung der Lehmhütten,den Bananenstauden vor der Tür, dervon der Nepalhilfe errichteten Wasser-anlage, dem harten und einfachen Bau-ernleben bis hin zu den Spinnen an denWänden und einer Ratte im Schuh. Allewaren sich aber einig über die Freund-lichkeit und Herzlichkeit der Dorfbe-wohner und so freuten wir uns alle gutgelaunt auf den bevorstehenden Schul-besuch.

Erlebnisse, die unter die Haut gehen - Beilngrieser Gymnasiasten der Q11 in Nepal

Nach einem halbstündigen Fußmarscherreichten wir das im letzten Jahr vonder Nepalhilfe eröffnete neue Schulge-bäude, wo wir ebenso herzlich und auchmusikalisch begrüßt wurden. Nachdemdie dortigen Schüler verschiedene Tänzeund Lieder für uns aufgeführt hatten,konnten auch wir durch „Goaßlschnal-zen“ und einen „Boarischen“ (Tanz) einStück unserer Kultur mit nach Nepalbringen. Über unsere Darbietungenfreuten sich die nepalesischen Schülerund Lehrer ebenso wie über die vielenMaterialien, die wir mit Hilfe der Spon-soren aus unserer Region mitbringenkonnten: Stifte, Wandkarten, Work-books, Sportkleidung und -geräte. Nacheiner eingehenden Besichtigung derSchule konnten wir dann auch mitunseren Projekten beginnen. Einige vonuns bearbeiteten mit den nepalesischen

Voller Einsatz - Fußballmatch am Kinderhaus

Gruppenbild an der Don-Bosco-Schule

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Schülern unsere selbsterstellten engli-schen Workbooks, die anderen brachtenauf dem Sportplatz den Schülern ver-schiedene Sportspiele bei und spieltenauch mit. Nach zwei weiteren Über-nachtungen im „homestay“, einemBesuch eines Nachbardorfes und einerWanderung in der schönen Mittelge-birgslandschaft von Tanahun ging eswieder zurück nach Kathmandu, wo wirnach etwa sieben Stunden auf sehr hol-prigen und kurvigen Straßen heil anka-men.

Die nächsten Tage waren von Sightsee-ing und vor allem auch durch Besuchezahlreicher Projekte der Nepalhilfegeprägt. Beim Sightseeing besichtigtenwir in Bhaktapur und Kathmandu ver-schiedene hinduistische und buddhisti-sche Tempel. Dabei erlangten wir einenEinblick in die nepalesische Lebensartund Kultur, welchen wir durch interes-sante Gespräche mit Einheimischennoch vertiefen konnten. Dies war unsbesonders im Kinderhaus der Nepalhilfe

Beilngries möglich. Nach einer Führungsowie verschiedenen Tanz- undGesangseinlagen, knüpften wir bei derOsternestsuche, beim Kneten oder auchbeim Fußballspielen viele neue Kontakte.Dabei waren wir besonders von demsehr geschwisterlichen Umgang derKinder und Jugendlichen miteinanderbeeindruckt.

Es standen aber auch noch andere Pro-jekte der Nepalhilfe auf dem Programm,vor allem Schulen in Lubhu, etwasaußerhalb von Kathmandu: die ShreeMahalaxmi Secondary School, die DonBosco Schule, die Mary Ward Schulesowie die Hans-Kammerlander-Schule.In der letzteren konnten wir von einervorbildlich funktionierenden Inklusionlernen und den Arbeitsalltag einer blin-den Lehrerin verfolgen. In Bhaktapurbesichtigten wir das Siddhi MemorialHospital und dessen Seniorenheim.Nach einer Führung durch beide Häuserwaren wir sehr erstaunt über die Fort-schrittlichkeit beider Einrichtungen im

doch unterentwickelten Nepal. Diesewäre aber ohne die Fördermittel derNepalhilfe Beilngries nicht zustandegekommen. In einem sehr emotionalenVortrag berichtete uns der Gründer desKrankenhauses, wie ihn sein an man-gelnder medizinischer Versorgung ver-storbener Sohn inspirierte, dieses Hospi-tal zu gründen.

Eine Schülergruppe hatte sich schon imVoraus mit dem Tabuthema Men -struation in Asien beschäftigt. Somitging es für eine kleine Gruppe etwasaußerhalb von Kathmandu auf eineÖko-Farm zum DhartiMata-Projekt.DhartiMata ist eine Art Bindenmanufak-tur, die wiederverwendbare und ökolo-gische Binden, von Nepali-Frauen fürNepali-Frauen, herstellt und verkauft.Das Projekt ist als NGO organisiert. Die-se versucht durch ihre Arbeit das Tabuaufzuweichen und die Bevölkerung auf-zuklären.

Neben all diesen unglaublich vielfältigenEindrücken, neuen Erfahrungen undwunderschönen Erinnerungen konntenwir am Tag vor unserer Abreise noch ameigenen Leib erfahren, was es heißt, ineinem Land zu leben, das fortwährendvon der Gefahr zerstörerischer Erdbebenbedroht ist. Um 6.29 Uhr Ortszeiterschütterte ein Erdbeben der Stärke 4,8das Kathmandutal und riss uns aus demSchlaf. Aber außer dass es uns einengehörigen Schrecken eingejagt hatte,führte es zum Glück zu keinen Schäden.

Obwohl die Nepalesen ständig unbere-chenbaren Naturgewalten ausgesetztsind und noch immer unter den Zer-störungen des großen Erdbebens von2015 leiden, konnten wir erfahren, mitwelchem Lebensmut sie versuchen, ihreSchwierigkeiten zu meistern. Es zeigtesich aber auch, wie sehr sie auf die Hilfevon Organisationen wie der NepalhilfeBeilngries angewiesen sind.

Bei der Verabschiedung richtete SunilShresta kein „goodbye“ an uns, sondernein „welcome“. Damit lud er uns ein,nach Nepal zurückzukehren und bot unsdie Möglichkeit an, nach dem Abiturbeispielsweise einen Freiwilligendienstim Kinderhaus zu absolvieren. Manchevon uns können sich das sehr gut vor-stellen.

Text: Sonja Panke und Luca Skarica,Gymnasium BeilngriesFotos: Oliver Stahn

Gemeinsame Bearbeitung der Workbooks

Übergabe von Kartenmaterial

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Immer ein herzliches WillkommenDie Journalistin Anne Oschwald aus Ravensburg besuchte das Kinderhaus der Nepalhilfe und schickte uns folgenden Bericht:

Ein Besuch im Shaligram BalgrihaKinderhaus ist inzwischen festerBestandteil meiner fast jährlichenNepalreisen. Jedes Mal bin ich positivüberrascht, über die wohlerzogenen,offenen und verantwortungsbewus-sten Kinder und Jugendlichen undüber die wohlige Atmosphäre, diedort herrscht und die Leiterin Radhi-ka Singh Maharjan, und ihre Mitar-beiterinnen für die Kinder schaffen.Der Koordinator in Nepal, Sunil Shre-sta, der einmal die Woche vor Ort imKinderhaus der Nepalhilfe Beilngriesist, gab mir wieder die Gelegenheitihn dorthin zu begleiten.Die Distanz ist nicht weit, dennoch istdie Fahrt von Katmandu nach Luhbuzeitraubend. Der Verkehr in der Haupt-stadt Nepals ist chaotisch wie eh und je.Trotz Ausbau verschiedener Verkehrs-

adern sind die Straßen neuralgisch ver-stopft. Den Fahrer beeindruckt das nichtweiter: Er steuert den Jeep mit nepalesi-scher Gelassenheit zum Ziel. Zuvor wirddie Region etwas ländlicher. Neben denHäusern befinden überwiegend kleinere,manchmal größere Gartenparzellen, diedem Anbau von Gemüse dienen. Wohn-häuser mit kleinen Läden, Teehäusernund Lokalen säumen den Weg. Immerwieder tauchen Hinduschreine undTempel entlang der Straße auf. Nachetwa einer Stunde Fahrt ist das Kinder-haus erreicht.

Neuerungen für die ZukunftIn frischem Rot erstrahlt das Gebäude.Die Außenanlagen sind gepflegt und dieverhältnismäßig geringen Schäden, diedas Erdbeben 2015 auch hier verursachthat, sind längst repariert. Radhika Singh

Maharjan begrüßt uns, ebenso wie eini-ge Kinder. Die Schule ist für heute aus.Sie haben Freizeit. Während sich dieVerantwortlichen Sunil und Radhika dernotwendigen Buchführung widmen,nehmen sich Ashmita und Radha Zeitfür mich. Sie leben mit 41 weiteren Kin-dern zwischen vier und circa 18 Jahrenim Kinderhaus, dem ersten Projekt derNepalhilfe Beilngries. Die beiden 16-und 17-jährigen Mädchen zeigen mirdie privaten Zimmer, die nach Alter auf-geteilt sind und die sich immer mehrereMädchen beziehungsweise Jungen tei-len. Sie zeigen mir auch die Aufenthalts-räume, an deren Aufteilung sich seitmeinem letzten Besuch einiges verän-dert hat. Gleich ins Auge sticht mir derComputerraum, in dem jetzt siebenRechner zur Verfügung stehen. Die bei-den erzählen von ihren eigenen Lieb-lingsfächern: IT beziehungsweise Eng-lisch. Womöglich Hinweise auf die spä-tere Berufswahl.

Pflichten für die GemeinschaftBeim Gang durchs Haus erläutern siemir auch die Pläne mit den Pflichten, diealle Kinder haben. Dass der Abwasch imWinter nicht die bevorzugte Tätigkeitvon Ashmita und Radha ist, kann manbei den kalten Temperaturen – auch desSpülwassers – leicht nachvollziehen. Dieälteren Kinder sind nicht nur für häusli-che Pflichten eingeteilt, sondern unter-stützen auch die jüngeren Schüler beiden Schulaufgaben. Fernab der Pflichtenbleibt aber noch genügend Freizeit, dieeinige mit Tischtennisspielen oder ande-ren Ballspielen verbringen. Im Fernseh -raum können sie Filme schauen. Später kann sich Radhika für eine Weilevon der Büroarbeit frei machen. BeimDurchatmen schildert sie, dass Buchhal-tung zwar notwendige Pflicht ist, ihreBerufung aber ist die Arbeit mit denKindern. Ihr warmer, verlässlicherUmgang mit ihnen untermauert dies.Als Zwischenmahlzeit gibt es exotischgewürzten Reispudding. Beim Löffelnkommt einem fast schon automatischdie Frage in den Sinn, wieviel Nahrungs-mittel für 43 hungrige Kindermünderund die Mitarbeiterinnen man wohlregelmäßig bereitstellen muss: 360 Kilo-gramm Reis pro Monat, 15 Großpackun-gen Toast, zwölf Liter Milch pro Tag undtäglich zwei Kilogramm Linsen, zähltRadhika beispielhaft auf. Kinder bei ihrer Schuhpflege

Eine kleine Sensation: Schnee im Garten des Kinderhauses

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Einsatz mit HingabeApropos Essen: Ein junger Bewohnerbegleitet mich zur „Alten Farm“. VomKinderhaus ist sie fußläufig erreichbar.

Kindergeburtstag mit Torte – wie bei uns

„Technical Block Lubhu“ eröffnet - Reminiszenz an alte ZeitenWie mag sich der Südtiroler Extrem-bergsteiger Hans Kammerlander gefühlthaben, als er Anfang des Jahres bei derEröffnung des neuen viergeschossigenGebäudetraktes „seiner Hans-Kammer-lander-Schule“ in Lubhu auf einerSchulbank Platz nahm? Liest man seineVita, dann hatte er als Kind mit Schuleund Lernen wenig am Hut. Heute bereuter dies, wie er selbst rückblickend sagt.Vielleicht ist gerade das der Grund, war-um er als langjähriger Unterstützer derNepalhilfe Beilngries den Schwerpunktseiner Hilfe im Bildungswesen sieht. 55.000,– 3 hat das neue vierstöckigeGebäude gekostet, dessen Errichtungeineinhalb Jahre in Anspruch nahm.Nun konnte es im Beisein von Kammer-lander übergeben werden.Im Jahr 2005 war bereits das Hauptge-bäude der mittlerweile 12-klassigenShree Setidevi School mit finanziellerUnterstützung aus Südtirol erbaut wor-den. Derzeit besuchen etwa 350 Jungenund Mädchen diese Schule. Daruntersind auch Kinder unseres in der Nähegelegenen Shaligram Kinderhauses. Auch damals war Hans Kammerlandervor Ort und pflanzte zur Erinnerung eineHimalaya-Tanne. Mittlerweile ist ausdem schmalen Bäumchen ein mächtiger

Baum geworden. Gewachsen ist aberauch der Raumbedarf der Schule. Indem nun eröffneten Erweiterungsbaubefinden sich neben einigen Klassen-zimmern zusätzliche Räume für dienaturkundlichen Fächer und eineBücherei. Diese steht dann nicht nurden Kindern offen, sondern soll auchder Bevölkerung zur Verfügung stehen.Für die einfachen Menschen ist es oftdie einzige Möglichkeit, um an Literaturzu gelangen.

Der Weg führt vorbei an der West WingSchule, die die meisten der Kinderhaus-Bewohner besuchen. Der Farmer SuryaGhimire berichtet mit gewohnter Hinga-

be von seiner Arbeit. Fast das gesamtebiologisch angebaute Gemüse von denrund 3500 Quadratmetern Land stehtdem Kinderhaus zur Verfügung. Einminimaler Teil wird an Bekannte ver-kauft. Ghimire zeigt die Parzellen, aufdenen derzeit riesige Brokkoli- und Blu-menkohl-Pflanzen stehen und erbeschreibt die Wirkweise und den Hin-tergrund der neuesten Errungenschaft:eine Biogasanlage, durch deren EinsatzEnergie und hochwertiger Dünger ent-stehen. Ein weiterer Baustein, der dazubeiträgt die Versorgung im Kinderhauszu sichern. Jedes Mal bin ich von Neuem beein-druckt, über die wertvolle und erfolgver-sprechende Arbeit, die die Mitarbeiterder Nepalhilfe Beilngries vor Ortgemeinsam erbringen. Und damit einenwichtigen Beitrag für die Zukunft derKinder und die Zukunft ihres Landes lei-sten.

Hans Kammerlander im Kreise der Ehrengäste

Das nun übergebene Erweiterungsgebäude

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Hinweis zum DatenschutzInformationen gemäß Art. 13 DSGVOerhalten Sie auf unserer Homepage, aufWunsch per Post oder per e-mail.

Kontaktadresse NepalhilfeNepalhilfe Beilngries e.V.,Postfach 1211, 92336 Beilngries, E-Mail: [email protected],Website: www.nepalhilfe.org

Spendenkonto: Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte eGKto-Nr. 4 622 707BLZ 721 608 18IBAN:DE 05 721608180004622707BIC: GENODEF1INP

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Er wird schon seit Jahren erstellt underfreut sich wachsender Beliebtheit. Mitdem Erlös des Kalenders unter stützen

Nepalhilfe-Kalender

und forcieren wir bestehende Projekteund zu künftige Vorhaben.

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Nepalhilfe Beilngries e.V.auch in Österreich:Nepalhilfe Sektion LichteneggErwin Stix · Schulstraße 8A-2813 LichteneggTelefon 00 43 - 676 / 4 37 23 40www.nepalhilfe.at

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Bekanntenkreis. Der Kalender wird ab Oktobererhältlich sein und kann im Internet unter derAdresse www.nepalhilfe-beilngries.de/kalenderverkauf vorab be stellt werden. Der Preis beträgt 17,– Euro zzgl. Versand.

Helfen Sie mit: Werden Sie Pate unserer Kinderhausfamilie !Um unser Kinderhaus mit jährlichenKosten von rund 80.000,– O lang fris tigabzusichern, suchen wir Paten, die Mit-glied in unserer Großfamilie werdenwollen. Motto ist: „Ein Haus für alle –alle eine Familie.” Um keines unserer 40Kinder auf Grund seines Aussehens, sei-nes Charakters oder seiner Herkunft zubevorzugen, gibt es keine individuellenPatenschaften.

Umgekehrt ist uns jedes neue Familien-mitglied willkommen – unabhängig vonder Höhe seines monatlichen Beitrags.Bereits 30,– O pro Monat reichen, um fürein Kind Essen und Schulgeld zu bezah-len. Wenn Sie Pate werden möchten,überweisen Sie einfach monatlich einenbeliebigen Betrag auf unser Spenden-konto unter dem Stichwort „PatenschaftKinderhaus”.

Impressum: Redaktion: Ralf Petschl, Michael Rebele und NHB-TEAM; Fotos: Nepalhilfe; Layout: Maximilian Vogt, Yvonne Bauer; gesponsert von: Aumüller Druck GmbH & Co. KG, Regensburg