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Siegen
Universität Siegen Geldanlage bei Inflationsrisiken und politischen Risiken Raus aus der Krise! Aktieninvestments im Reich der Mitte. Wie westliche Anleger am chinesischen Wandel partizipieren. Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Arnd Wiedemann Studentische Teammitglieder: Nico Donath Lukas Hollweg Natalie Schmücker Weiwei Zhang
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis ....................................................................................................... I
Tabellenverzeichnis ............................................................................................................. II
Abbildungsverzeichnis ........................................................................................................ III
Einleitung ............................................................................................................................ 1
1 Grundzüge der chinesischen Volkswirtschaft
1.1 Darstellung der chinesischen Volkswirtschaft ........................................................ 3
1.2 Chinesische Währungspolitik .................................................................................. 4
2 Chinesische Aktienmärkte
2.1 Darstellung der historischen Entwicklung des chinesischen Aktienmarktes .......... 5
2.2 Aktienarten .............................................................................................................. 7
2.3 QFII-System ............................................................................................................ 8
3 Auswirkung einer Aufwertung des Renminbi auf zentrale Faktoren der chinesischen
Volkswirtschaft
3.1 Ist-Analyse zentraler Faktoren der chinesischen Volkswirtschaft
3.1.1 Handelsbilanz .............................................................................................. 10
3.1.2 Leitzins ........................................................................................................ 12
3.1.3 Inflation ....................................................................................................... 13
3.1.4 Investitionen ................................................................................................ 15
3.1.5 Konsum ....................................................................................................... 17
3.2 Über die Notwendigkeit einer Aufwertung des Renminbi und dessen Folgen ....... 19
4 Reaktion ausgewählter Branchen des chinesischen Marktes auf die zentralen Bestim-
mungsfaktoren der Volkswirtschaft
4.1 Datenbasis: CSI300 Index ....................................................................................... 24
4.2 Vorstellung und Entwicklung ausgewählter Branchen des chinesischen Marktes . 27
4.2.1 Energiesektor und Betrachtung des CSI300 Energy Index ......................... 29
4.2.2 Gesundheitssektor und Betrachtung des CSI300 Health Care Index .......... 31
4.2.3 Industriesektor und Betrachtung des CSI300 Industrial Index ................... 33
4.2.4 Grundbedarfsgüter und Betrachtung des CSI300 Consumer Staples Index 36
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
5 Thesenformulierung
5.1 Beurteilung der Branchen ........................................................................................ 38
5.2 Veränderung der ausgewählten Branchen bei einer Aufwertung des Renminbi ..... 40
5.3 Anlageempfehlung ................................................................................................. 44
6 Fazit ............................................................................................................................... 45
Anhang
I Memorandum of Understanding with Overseas Stock Exchanges .................................. 48
II Liste zugelassener QFII ................................................................................................... 50
Literaturverzeichnis ............................................................................................................. IV
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
I
Abkürzungsverzeichnis
BIP: Bruttoinlandsprodukt
Bspw.: beispielsweise
CSRC: China Securities Regulatory Commission
CSAFE: Chinese State Administration of Foreign Exchange
CSI: China Securities Index
FDI: Foreign Direct Investment
EU: Europäische Union
EUR: Euro
Kfz: Kraftfahrzeug (insb. Personenkraftwagen)
KMU: kleine und mittlere Unternehmen
NBSC: National Bureau of Statistics of China
NRCMS: New Rural Cooperative Medical Scheme
QFII: Qualified Foreign Institutional Investors
RMB: Renminbi
RQFII: Renminbi Qualified Foreign Institutional Investors
SMEB: Small and Medium Enterprise Board
SSE: Shanghai-Stock-Exchange
SZSE: Shenzhen Stock Exchange
USD: US-Dollar
WTO: Welt-Handels-Organisation
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
II
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Wichtigste Handelsgüter Chinas nach Gesamtanteil in 2010. .......................... 12
Tabelle 2: Branchenspezifische Bestandteile des CSI300 Index. ....................................... 27
Tabelle 3: Strategische Pläne Hong Konger Investoren im Perlflussdelta. ......................... 34
Tabelle 4: Korrelationen der Aktienindizes mit Wirtschaftsfaktoren ................................. 37
Tabelle 5: Übersicht ausgewählter Kennzahlen der Aktienindizes ..................................... 38
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
III
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Vergleich zwischen SSE und SZSE. ............................................................. 6
Abbildung 2: Nominales Wachstum des BIP in % p.a. von 1970-2010. ............................ 10
Abbildung 3: Handelsbilanzsaldo/ BIP in % p.a. von 1970-2010. ................................... 11
Abbildung 4: Leitzinsen in % im Überblick von 2002-2012. ............................................ 13
Abbildung 5: Inflation in % p.a. von 1985-2011. .............................................................. 14
Abbildung 6: Kumulierte Investitionen in 100 Mio. Yuan der privaten Stadtbevölkerung
jeweils Ende des Jahres. ...................................................................................................... 16
Abbildung 7: Veränderung Realeinkommen und BIP in % p.a. von 2001-2011. ............... 17
Abbildung 8: Entwicklung CSI300 Index im Vergleich zu SSE Composite Index und
Hang Seng Index (08.04.2005 - 30.12.2011). ..................................................................... 24
Abbildung 9: Entwicklung CSI300 Index im Vergleich zu DAX und Dow Jones
(08.04.2005 - 30.12.2011). .................................................................................................. 26
Abbildung 10: Entwicklung CSI300 Index zu den ausgewählten Branchenindizes.. ......... 28
Abbildung 11: Strukturelle Entwicklung des chinesischen Energiesektors ........................ 29
Abbildung 12: Entwicklung des Wechselkurses von August 2010 bis August 2011 ......... 41
Abbildung 13: Entwicklung der gewählten Aktienindizes innerhalb eines Jahres ............. 41
Abbildung 14: Entwicklung des chinesischen Leitzinses von 8/2010 bis 8/2011 .............. 42
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
1
Einleitung
Während in der westlichen Welt das Ende der Finanzkrise nicht absehbar ist und im US-
amerikanischen und europäischen Währungsraum große Unsicherheit herrscht, beginnt für
private Investoren die Suche nach sinnvollen Anlagealternativen. Fernab der gewohnten Ge-
filde nimmt sich die folgende Ausarbeitung dieser Suche an und verlagert den Fokus kurz- bis
mittelfristiger Investitionen ins Reich der Mitte. Es wird thematisiert, inwiefern sich Chinas
Kapitalmärkte als krisenresistente Anlagealternative eignen. Dazu wird erörtert, inwieweit der
Wandel Chinas zur freien Marktwirtschaft fortgeschritten ist und welches Anlagepotenzial die
sukzessive Öffnung des chinesischen Kapitalmarktes bietet. Insbesondere der Entwicklung
der chinesischen Währung kommt dabei eine entscheidende Rolle zu. Diese resultiert unter
anderem aus der gewachsenen Bedeutung der chinesischen Volkswirtschaft im internationalen
Kontext der Handelsmärkte. Ziel dieser Arbeit ist es, zu prüfen, inwieweit sich die aktuellen
Entwicklungen des Renminbi auf den chinesischen Aktienmarkt auswirken, um anhand des-
sen die Attraktivität von Investitionen in Chinas Aktienmärkten zu diskutieren.
Der Einstieg in die Thematik soll durch eine kurze Darstellung der Entwicklung der chinesi-
schen Volkswirtschaft und des Währungssystems erleichtert werden. Dabei wird den Fragen
nachgegangen, wie die sukzessive Öffnung des Emerging Market voranschreitet, wie es aktu-
ell um die internationale Vergleichbarkeit mit anderen Staaten steht und wie der Wechselkurs
des Renminbi zustande kommt. Kapitel 2 widmet sich intensiv der Struktur des chinesischen
Aktienmarktes und zeigt dessen Entwicklung, die spezifischen Aktienarten und die Voraus-
setzungen für ein Investment ausländischer Investoren auf. Im dritten Kapitel sollen Chancen
und Risiken eines Investments durch eine genauere Betrachtung der volkswirtschaftlichen
Rahmenbedingungen greifbar werden. Hierzu werden fünf makroökonomische Bestimmungs-
faktoren zu Analysezwecken ausgewählt: Handelsbilanz, Leitzins, Inflation, Investition und
Konsum. Sie bilden den Rahmen fiskalpolitischer Maßnahmen. Die Faktoren werden zum
Einen auf ihren Ist-Zustand betrachtet, zum Anderen werden mögliche Zukunftsszenarien mit
Blick auf eine Aufwertung des Renminbi aufgestellt. Im Fokus liegen dabei die Einflüsse der
Aufwertung auf die angesprochenen Faktoren sowie deren wechselseitige Beeinflussung. Den
Übergang zur sektoralen Betrachtung der Wirtschaft schafft Kapitel vier. Hier werden vier
Branchen ausgewählt, welche durch eigene Aktienindizes repräsentiert werden. Dabei handelt
es sich um die Sektoren Energie, Gesundheit und Industrie, sowie jenen Bereich, der die Her-
stellung von Grundbedarfsgütern umfasst. Jeder Sektor wird separat auf seine historische
Entwicklung und zukünftige Potenziale betrachtet. Die vier Indizes werden daraufhin mit Hil-
fe finanzmathematischer Ansätze analysiert und deren unterschiedliche Reaktion auf Verän-
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
2
derungen der gewählten Einflussfaktoren und damit die Reaktion auf Änderungen des Wech-
selkurses gemessen. Darauf aufbauend wird abschließend unter Berücksichtigung der erarbei-
teten Entwicklungsannahmen eine Anlageempfehlung ausgesprochen.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
3
1 Grundzüge der chinesischen Volkswirtschaft
1.1 Darstellung der chinesischen Volkswirtschaft
China gehört zu den wichtigsten Volkswirtschaften der Welt. Dies hat sich nach Ausbruch der
internationalen Finanzkrise sowie der Schuldenkrise der USA und der EU weiterhin verstärkt.
Das „National Bureau of Statistics of China“ (NBSC) hat am 17. Januar 2012 die wichtigsten
makroökonomischen Daten aus dem Jahr 2011 veröffentlicht. Das chinesische Bruttoinlands-
produkt (BIP) betrug im Jahr 2011 5.650,37 Mrd. EUR1, die Wachstumsrate lag im Jahres-
vergleich zu 2010 bei 9,2%2. Dazu betrug das BIP im Jahr 1990 lediglich 223,68 Mrd. EUR.
Das BIP hat sich in dieser Zeit somit ca. um das 25-fache vergrößert. Insbesondere nach dem
Jahr 2000 lag die jährliche Wachstumsrate konstant bei mindestens 8% 3 und seit 2010
herrscht zwischen der Volksrepublik China und den USA Kaufkraftparität4.
Dieses nachhaltige Wirtschaftswachstum lässt sich vor allem auf die chinesischen Wirt-
schaftsreformen der letzten Jahrzehnte zurückführen. Seit 1978 wurde die Planwirtschaft im-
mer stärker eingegrenzt und konnte den Entwicklungsprozess zur Marktwirtschaft 1992 in nur
knapp 15 Jahren erfolgreich voran treiben. Dennoch nehmen die Regulierung und Steuerung
der chinesischen Regierung bis heute eine zentrale Rolle im Wirtschaftsprozess ein. Zu nen-
nen sind insbesondere staatliche Interventionen, die die Volkswirtschaft bei Marktversagen
oder zyklischen Schwankungen stabilisieren sollen.5 Der Vergleich zur US-amerikanischen
bzw. der mitteleuropäischen Marktwirtschaft fällt somit trotz Annäherungen des chinesischen
Systems weiterhin schwer. So entspricht dieses System nicht dem „Smith-Young“ Theorem
und damit einer „normalen“ Wirtschaftsentwicklung, sondern entwickelte sich eigenständig
und ohne vergleichbares Vorbild6. Außerdem hängt im Vergleich zu anderen Systemen die
chinesische Marktwirtschaft stark von den künstlichen Politik- und Systemreformen ab. Ent-
gegen allgemein gültigen Wirtschaftstheorien, stärkt Chinas Regierung durch gezielte Kon-
trolle das Wirtschaftssystem. Die staatlichen Eingriffe fördern somit einerseits das immense
Wachstum Chinas, verdeutlichen jedoch andererseits inwiefern sich Chinas Wirtschaftspolitik
von westlichen Wirtschaftssystemen unterscheidet. Zudem bedeutet jeder künstliche Eingriff
eine Einschränkung der freien Marktwirtschaft7.
1 Wechselkurs vom 02. März 2012 gilt für die gesamte Arbeit: 1 RMB Yuan = 0,1198219 Euro. 2 Vgl.: o.V. (2012a), o.S. 3 Vgl.: o.V. (2009a), o.S. 4 Vgl.: o.V. (2011a), o.S. 5 Vgl.: Wang (2011), S. 39-44. 6 Vgl.: Ebenda. 7 Vgl.: Wang (2011), S. 39-44.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
4
1.2 Chinesische Währungspolitik
Aufgrund der Asienkrise wurde der Renminbi (RMB) an den US-Dollar (USD) gekoppelt,
sodass seit Anfang der 1990er Jahre ein fester Wechselkurs bestand. Lediglich durch die Be-
wegungen des USD wurde auch der Wert des RMB in einer festgelegten Bandbreite verän-
dert. Der USD/RMB Wechselkurs blieb daher, aufgrund der geringen Schwankungsbreite,
lange Zeit nahezu identisch. Angesichts der beträchtlichen, jährlichen Handelsüberschüsse
wertet der RMB mittlerweile jedoch stetig auf. Seit Juli 2005 ist er nicht mehr an den USD,
sondern an einen Währungskorb gebunden, in welchem 10 Währungen enthalten sind. Dazu
zählen unter anderem der japanische YEN, der USD und der EUR. Nach der Subprime-Krise
in den Jahren 2007-2008 hat der USD aufgrund wirtschaftspolitischer Maßnahmen abgewer-
tet. Auch der EUR hat seit Beginn 2009 gegenüber dem RMB über 10% an Wert verloren8.
Für die langfristige inländische Entwicklung kann die RMB-Aufwertung jedoch durchaus
vorteilhaft sein. Zwar basiert Chinas Entwicklung insbesondere auf den billigen Exporten,
doch die weitere Erhöhung des Handelsbilanzüberschusses ist für China nicht erstrebenswert.
Die RMB-Aufwertung treibt daher die Reform der chinesischen Unternehmen voran, deren
Ziel es ist, das Produktprogramm von billiger Massenware zu technologisch hochwertigen
Produkten umzustellen. Zudem könnten der Import von Bedarfsgütern wie Erdöl, Eisenerz,
Sojabohnen oder Weizen günstiger werden9.
Um das internationale Handeln sowie die internationale Bedeutung Chinas nachvollziehen zu
können, sind die chinesischen Devisenreserven sehr bedeutend. Sie haben zum einen eine
große Bedeutung für die finanzielle Stabilität Chinas und sorgen zum anderen für internatio-
nales Prestige. Möglich sind diese vor allem aufgrund der riesigen Exportüberschüsse und den
Netto-Zuflüssen an ausländischen Direktinvestitionen. Zudem sorgt der Anstieg ausländischer
Kredite und der Zufluss an „heißem Geld“, das aufgrund von Spekulationszwecken einer
RMB-Aufwertung nach China transferiert wird10 zusätzlich für den Anstieg der Devisenreser-
ven.
8 Vgl.: Yang (2010), S. 279-287. 9 Vgl.: Ebenda. 10 Vgl.: Yang (2010), S. 279-287.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
5
2 Chinesische Aktienmärkte
2.1 Darstellung der historischen Entwicklung des chinesischen Aktienmarktes
Nach langer Vorbereitung wurden die beiden Börsen „Shanghai Stock Exchange“ (SSE), und
der „Shenzhen Stock Exchange“ (SZSE) am Ende des Jahres 1990 eröffnet. Dies ermöglichte
erstmalig den Börsengang für chinesische Unternehmen und damit die Finanzierung und Ka-
pitalbeschaffung über einen freien, wenn auch noch stark reglementierten Kapitalmarkt11. Die
Position der Steuerungs- und Überwachungsbehörde beider Börsenplätze nimmt die China
Securities Regulatory Commission (CSRC) ein12. Deren Hauptaufgaben sind die Kontrolle der
Transaktionen und die Prüfung potenzieller Emittenten.
Die Entstehung und der Aufbau des chinesischen Aktienmarktes, insbesondere die Gründung
der SSE, brachte die chinesische Entwicklung in den letzten Jahren voran. Die Entwicklung
der Aktienmärkte kann in acht Phasen unterteilt werden:
• 1990-1993 schwankte der Aktienmarkt, nicht zuletzt aufgrund unterschiedlicher Start-
schwierigkeiten und noch vorhandener Beschränkungen, sehr stark. Nach den Börsen-
gängen vieler Unternehmen erreichte die SSE Anfang 1993 den ersten Meilenstein mit
dem Indexwert 1558. Angesichts der immensen Wachstumszahlen, wurde die maxi-
mal erlaubte Schwankungsbreite des Index auf 3%-Punkte festgelegt.
• 1993 bis 1996 führte die Verknappungspolitik der Finanzierungsmöglichkeiten zu sin-
kenden Geldflüssen, was eine Abnahme der Aktienwerte zur Folge hatte.
• 1996 bis 1997 zogen die Aktienwerte schnell wieder an. Um die steigenden Kurse zu
steuern und eine Aktienblase zu vermeiden, erließ die chinesische Regierung be-
schränkende Regelungen. So wurden z.B. die Menge der maximal auszugebenden Ak-
tien beschränkt, die Stempelsteuer erhöht.
• 1997 bis 1999 sanken die Aktienkurse infolgedessen wieder ab. Zudem war der Ein-
fluss der Asienkrise trotz des geschlossenen Systems deutlich spürbar.
• 1999 bis 2001 stiegen die Kurse an der SSE wiederum schnell und erreichten den In-
dexwert 2237. Angesichts der raschen Entwicklung der Netzwerk-Technologie began-
nen viele Unternehmen ab 1999 in China zu entwickeln und zu produzieren. So konnte
sich der chinesische Aktienmarkt Ende 1999 als dritter Aktienmarkt Asiens neben
Singapur und Japan etablieren.
11 Vgl.: o.V. (2010a), o.S. 12 Vgl.: o.V. (2007a), o.S.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
6
• 2001 bis 2005 fiel der Index tendenziell ab, insbesondere Mitte 2005 unter die 1000
Punktemarke. Dies war unter anderem dem Beitritt in die Welt-Handels-Organisation
(WTO), und damit verbundenen Zugeständnissen geschuldet.
• 2005 bis 2007 war die Reform der Eigenkapitalallokation ein prägendes Ereignis. Die
Wirtschaft boomte, sodass sich die allgemeine Situation, insbesondere aufgrund der
Konsumerwartungen und der gestiegenen durchschnittlichen Einkommen, stark ver-
besserte. Der Wert des SSE konnte sich daher auf über 6.000 Punkte verbessern.
• Seit Ende 2007 führte die Finanzkrise weltweit zu stagnierenden und zeitweise fallen-
den Aktienkursen, was auch auf dem chinesischen Aktienmarkt zu spüren ist. Bis En-
de 2011 war die Entwicklung daher tendenziell negativ, sodass die Zukunft des chine-
sischen Aktienmarkts nur schwer zu beurteilen ist.13
Die SSE ist die größte Börse Chinas. Im Vergleich zur SZSE weist die SSE eine größere Total
Negotiable Market Capitalization und Total Market Capitalization (siehe Abbildung 1). Von
1990 bis 2011 entwickelte sich die SSE von anfangs acht Aktien und 22 Anleihen zu aktuell
928 notierten Aktiengesellschaften. Die gesamte Marktkapitalisierung bis Ende 2011 betrug
über 40,57 Milliarden EUR14. Allein in 2011 wurden an der SSE Aktien für insgesamt 4,59
Milliarden Euro ausgegeben15. Heute kooperiert die SSE zudem mit über 37 ausländischen
Börsen16.
Abbildung 1: Vergleich zwischen SSE und SZSE. Eigene Darstellung17.
13 Vgl.: Cui (2008), S. 52-53. 14 Vgl.: o.V. (2011b), o.S. 15 Vgl.: o.V. (2010b), o.S. 16 Vgl.: Anhang I. 17 Vgl.: o.V. (2012c), o.S.
Total Negotiable Market Capitalization
Total Market Capitalization
Total Turnover
No. of Listed Companies
Average Price-earnings Ratio
0% 20% 40% 60% 80% 100%SSE
SZSE
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
7
Die SSE und die SZSE unterscheiden sich in ihren Entwicklungsstrategien grundlegend. Die
Ursache liegt in dem chinesischen Multi-Level-Kapitalmarkt-System. Die SZSE fungiert
hauptsächlich zur Entwicklung der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) und fördert
die nationale Strategie selbstständiger Innovationen. Es bestehen drei Hierarchien an der
SZSE, nämlich Hauptboard, „Small and Medium Enterprise Board“ (SMEB) sowie
„ChiNext“-board. Bis Ende 2011 notierten insgesamt 646 KMU im SMEB und der total
turnover in value betrug über 9,91 Milliarden EUR18. Im ChiNext notierten 281 Unternehmen,
der total turnover in value betrug dort 2,71 Milliarden EUR19.
2.2 Aktienarten
An den chinesischen Börsen werden zahlreiche Arten von Aktien gehandelt. Diese können in
drei Arten (A-shares, B-shares und H-shares) nach verschiedenen Investitionssubjekten unter-
teilt werden:
• staatliche Aktien
• Aktien für juristische Personen
• Mitarbeiteraktien
• individuelle Aktien in der Gesellschaft
Je nach Größe des Eigenkapitals sowie dem jeweiligen Risiko des Unternehmens, bestehen
die Aktien aus Stammaktien und Vorzugsaktien. Zudem werden Aktien nach dem jeweiligen
Aktienkäufer in A-shares, B-shares und H-shares unterteilt.
A-shares
A-shares sind Aktien von Unternehmen des chinesischen Festlandes und durften Anfangs nur
von chinesischen Anlegern in Renminbi gehandelt werden. Sie werden an beiden Börsen von
chinesischen Unternehmen emittiert und dort gehandelt20. Seit dem Jahr 2002 dürfen auch
sog. „Qualified Foreign Institutional Investors“ (QFII)21, auf die im Kapitel 2.4 näher einge-
gangen wird, A-shares handeln. Für A-shares gilt zudem das T + 1 Settlement-System. Dieses
besagt, dass Aktien die heute erworben wurden erst morgen weiterverkauft werden dürfen.
18 Vgl.: o.V. (2011c), o.S. 19 Vgl.: o.V. (2011d), o.S. 20 Vgl.: Rogers (2008), S. 33. 21 Vgl.: o.V. (2006a), o.S.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
8
„T“ steht dabei für den Tag des Erwerbs der Aktien, „1“ steht für die Mindesthaltedauer. Die
tägliche Schwankungsbreite ist bei A-shares auf +/- 10% begrenzt22.
B-shares
B-shares sind ebenfalls Renminbi-Aktien und werden nur von ausländischen Investoren ge-
handelt23. Ihr Nennwert lautet zwar auf Renminbi, gehandelt werden sie an beiden Börsen
jedoch auch in Fremdwährung: an der SSE in USD, an der SZSE in Hongkong-Dollar. B-
Aktiengesellschaften müssen in China gegründet worden sein und dort ihre Erstnotiz haben.
Die Arten der Investoren sind beschränkt auf:
• Ausländische, natürliche Personen, juristische Personen und Organisationen
• Chinesische Bürger im Ausland
• Chinesische Bürger im Inland mit legalen Deviseneinlagen
• Private Investoren24.
Für B-shares gilt das T + 3 Handelssystem. Die Kursveränderung ist ebenfalls auf +/- 10%
begrenzt.
H-shares
H-shares heißen die Aktien der staatlichen Unternehmen, die in China durch die CSRC regis-
triert und überwacht, jedoch in Hongkong notiert und gehandelt werden25. Es handelt sich
dabei um Aktien mit Sacheinlagen für die das T + 0 Handelssystem gilt. Für H-shares gelten
keine Beschränkungen hinsichtlich der Schwankungsbreite oder der Handelsmenge. Nur chi-
nesische Institutionen oder Organisationen dürfen in H-Shares investieren. Auch chinesische
Privatpersonen dürfen dies nicht.
2.3 QFII-System
Als Reaktion auf den WTO-Beitritt Chinas in 2001 wurde Ende 2002 das QFII-System einge-
führt26. Dies war neben der Möglichkeit von Foreign Direct Investments (FDI) eine weitere
wichtige Investitionsmöglichkeit für ausländisches Kapital und markierte einen wichtigen
Schritt in Richtung Öffnung der chinesischen Kapitalmärkte, sodass ausländische Investoren
22 Vgl.: Ebenda. 23 Vgl.: Rogers (2008), S. 33 f. 24 Vgl.: o.V. (2007b), o.S. 25 Vgl.: Worrall et al. (2006), S. 96 f. 26 Vgl.: Green (2004), S. 226-228.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
9
erstmals selbstständig in China investieren konnten. Dennoch gelten bis heute viele Be-
schränkungen und Regulierungen, die schrittweise entfernt werden sollen27.
Das QFII-System ist ein Übergangssystem für die Einführung ausländischer Investoren und
die Liberalisierung der Kapitalmärkte. Es regelt die Bedingungen für ausländische Investoren,
die am chinesischen Wertpapiermarkt handeln möchten. Nach der Genehmigung der entspre-
chenden Behörde muss eine bestimmte Menge der ausländischen Währung importiert und in
RMB gewechselt werden. Das Geld wird auf einem entsprechenden Konto als Einlage hinter-
legt und am Aktienmarkt investiert. Alle Einzahlungen und Auszahlungen vom bzw. auf das
Konto werden von der regulierenden Abteilung streng überwacht. Außerdem müssen auslän-
dische Investoren mittel- bis langfristige Investitionsziele haben, sodass der Spekulationshan-
del weitestgehend unmöglich ist28.
Zudem müssen die Investoren über mehr als 7,52 Mrd. EUR verfügen. Jeder QFII darf zwi-
schen 50 Millionen und 1 Milliarden USD investieren und nicht über 10% der ausgegebenen
Aktien einer Aktiengesellschaft besitzen. Alle QFII dürfen zusammen nicht mehr als 20% der
ausgegebenen Aktien einer Gesellschaft besitzen. Nicht zuletzt wegen der zu erwartenden
Aufwertung des Renminbi steigt die Menge der QFII kontinuierlich an. Sie gelten daher auch
als eine Hauptantriebskraft für die Entwicklung der A-shares. Bis Ende 2011 wurden insge-
samt 135 ausländische Investoren29 als QFII beglaubigt, deren Investitionsbetrag über 20 Mil-
liarden USD betrug30. Im August 2011 verkündete der chinesische Vizepremier Keqiang Li,
dass ausländische Investoren direkt mit dem RMB investieren dürfen. Die sogenannten
Renminbi Qualified Foreign Institutional Investors (RQFII) könnten die Wechselkurs-Risiken
zwischen USD und einheimische Währung vermeiden und direkt in RMB handeln.
27 Vgl.: o.V. (2006a), o.S. 28 Vgl.: Ebenda. 29 Vgl.: Anhang II. 30 Vgl.: Guo (2011), o.S.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
10
3 Auswirkungen einer Aufwertung des Renminbi auf zentrale Faktoren der chinesischen
Volkswirtschaft
3.1 Ist-Analyse zentraler Faktoren der chinesischen Volkswirtschaft
3.1.1 Handelsbilanz
Nur wenige Staaten stehen so sehr für den Wirtschaftsboom und den Profit durch Exporte wie
China. Durch den dadurch entstandenen Wohlstand ist allerdings auch nahezu kein zweiter
Staat in solchem Ausmaß von seinen Handelsbilanzüberschüssen abhängig. Bisher profitierte
China von dieser Entwicklung und konnte, insbesondere seit Anfang der 1980er Jahre, fast
ununterbrochen ein enormes Wirtschaftswachstum verzeichnen. Abbildung 2 zeigt die jährli-
che, prozentuale Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes (BIP) Chinas im Vergleich zu der
wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands und der USA.
Abbildung 2: Nominales Wachstum des BIP in % p.a. von 1970-2010. Eigene Darstellung31.
Bemerkenswert ist, dass China trotz des rasanten Wachstums seit 1978 weltweit bis Mitte der
1990er Jahre, als der endgültige Umschwung hin zur freieren Marktwirtschaft und weg von
der Planwirtschaft erfolgte, eine relativ unbedeutende Rolle zukam32. Dies lag unter anderem
daran, dass das BIP pro Kopf zwar immens stieg, die Basis jedoch sehr niedrig war und daher
zunächst der Rückstand der vergangenen Jahrzehnte aufgeholt werden musste. So übertraf die
deutsche Volkswirtschaft die chinesische im Jahre 1970 noch um das fünf-fache. Im Jahr
1996 konnte die chinesische Volkswirtschaft die deutsche jedoch überholen und war im Jahre
2010 bereits mehr als dreimal so groß. Bei gleichbleibendem Wachstum wird China zudem in
31 Quelle: www.OECD.org. 32 Vgl.: Klenner (2006), S. 21 ff.
-10,00%
-5,00%
0,00%
5,00%
10,00%
15,00%
20,00%
19
71
19
73
19
75
19
77
19
79
19
81
19
83
19
85
19
87
19
89
19
91
19
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19
95
19
97
19
99
20
01
20
03
20
05
20
07
20
09
Deutschland
USA
China
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
11
einigen Jahren der amerikanischen Volkswirtschaft den Rang als größte Volkswirtschaft der
Welt ablaufen.
In Relation gesehen ist die chinesische Volkswirtschaft dennoch weniger abhängig von ihren
Exporten als z.B. die deutsche: Die chinesischen Exporte im Jahre 2010 betrugen 1,577 Billi-
onen USD, die deutschen Exporte betrugen hingegen „nur“ 1,268 Billionen USD. Die Han-
delsbilanzüberschüsse betrugen zugleich 182,7 (China) und 202 (Deutschland) Milliarden
USD. Werden diese jedoch mit dem BIP in Relation gesetzt, ergibt sich die Quote der Han-
delsbilanzsaldi zum jeweiligen BIP. Bei einem BIP von ca. 2,8 (Deutschland) und 9,1 (China)
Billionen USD wird deutlich, dass Deutschland deutlich abhängiger vom Außenhandel ist, als
dies in China der Fall ist. Abbildung 3 veranschaulicht dies:
Abbildung 3: Handelsbilanzsaldo/ BIP in % p.a. von 1970-2010. Eigene Darstellung33.
Traditionell erwirtschaftete China deutliche Handelsüberschüsse, sodass stark anwachsende
Devisenreserven angehäuft wurden, um Leistungs- und Kapitalbilanz ausgeglichen zu halten.
Eine genaue Ermittlung der Höhe des Handelsüberschusses ist jedoch schwer möglich, da
jeder Staat in der Bewertung unterscheidet. So werden beispielsweise Exporte Chinas, die per
Frachtschiff über Hong-Kong geliefert werden von China als Exporte Hong-Kongs angese-
hen, von den USA, das traditionell ein Handelsdefizit aufzuweisen hat, werden diese jedoch
als Importe aus China deklariert.
Dem stehen US-amerikanische Exporte entgegen die über Hong-Kong das chinesische Fest-
land erreichen und in China als US-amerikanische Importe für China gerechnet werden.
33 Quelle: http://stat.wto.org.
-8,00000%
-6,00000%
-4,00000%
-2,00000%
0,00000%
2,00000%
4,00000%
6,00000%
8,00000%
10,00000%
12,00000%
19
70
19
72
19
74
19
76
19
78
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80
19
82
19
84
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86
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88
19
90
19
92
19
94
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96
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20
00
20
02
20
04
20
06
20
08
20
10
Deutschland
USA
China
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
12
Die wichtigsten Abnehmer chinesischer Exporte sind seit 2009 die Europäische Union
(20,4%), die USA (20,3%), Hong-Kong (11,5%), Japan (10,5%) und Südkorea (6,9%)34. Chi-
nesische Importe stammen zudem mittlerweile ebenfalls größtenteils aus diesen Ländern, wo-
bei leichte Variationen, insbesondere durch einseitige Rohstoffimporte entstehen.
Tabelle 1: Wichtigste Handelsgüter Chinas nach Gesamtanteil in 2010. Eigene Darstellung35.
3.1.2 Leitzins
Leitzinsen sind jene Zinsen der Zentralbank eines Staates, zu denen sich Kreditinstitute Geld
leihen können, welches sie in Form von Krediten dann weiter verleihen können. Leitzinsen
nehmen daher eine zentrale Rolle im Wirtschaftskreislauf ein, da diese für die Zentralbanken
ein wichtiges Instrument darstellen, auf wirtschaftliche Gegebenheiten zu reagieren. Grund-
prinzip ist, dass Wirtschaftswachstum, das auf Investitionen basiert und Inflation tendenziell
positiv korreliert sind. Werden die Leitzinsen erhöht, geben die Kreditinstitute diese erhöhten
Zinsen an die Kreditnehmer weiter und machen eine Investition aufgrund des gesunkenen
Bar- bzw. Kapitalwertes damit weniger interessant. Zudem lohnt es sich eher, Geld anzule-
gen, da die Zinsen für Einlagen ebenfalls ansteigen. Durch diese Vorgänge wird das Wirt-
schaftswachstum gebremst. Bei sinkenden Leitzinsen verhalten sich die Investitionen entspre-
chend entgegengesetzt. Kredite werden günstiger, sodass (feststehende) Cash-Flows barwertig
werthaltiger und damit interessanter werden. Zudem lohnt es sich tendenziell weniger, das
Geld als Einlage bei der Bank zu deponieren, da dieses ebenfalls niedriger verzinst wird.
Durch erhöhte Investitionen wird das Wirtschaftswachstum angekurbelt.
Bei sinkenden Zinsen erhöht sich jedoch auch die Geldmenge aufgrund der häufigeren Inan-
spruchnahme von Krediten, sodass die Preise steigen, da sich die Inflation an der vorhandenen
Geldmenge orientiert.
34 Vgl.: o.V. (2010c), o.S. 35 Quelle: http://www.bpb.de/wissen/I5576W,0,China_Volksrepublik.html.
Wichtigste Exportgüter Wichtigste Importgüter
29% Elektronik 24% Elektronik
14% Textilien u. Bekleidung 12% Rohstoffe
8% Elektrotechnik 11% chem. Erzeugnisse
7% Maschinen 11% Brennstoffe/technische Öle
5% chem. Erzeugnisse 9% Maschinen
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
13
Dem Leitzins kommt daher eine sehr wichtige Funktion zu. Er steuert indirekt die angebotene
Geldmenge und wägt somit zwischen Wirtschaftswachstum und Inflation ab. In der Vergan-
genheit wurde der Leitzins in China sehr häufig, mit z.T. sehr hohen Veränderungen für eben
jene Funktion genutzt. Da sowohl Wirtschaftswachstum als auch Inflation (meist) sehr hoch
sind (s. Punkt 3.1.3), muss die chinesische Zentralbank häufig interagieren und den Leitzins
an die veränderte Situation anpassen. Im Vergleich zur EU bzw. den USA wurde der chinesi-
sche Leitzins auffällig oft und vor allem drastisch angepasst und hat zudem aktuell ein deut-
lich höheres Niveau. Dies liegt ebenfalls an den hohen Exportüberschüssen und wird im fol-
genden Punkt näher diskutiert. Abbildung 4 zeigt die Entwicklung des Leitzinses in China der
EU und den USA in den vergangenen 10 Jahren.
Abbildung 4: Leitzinsen in % im Überblick von 2002-2012. Eigene Darstellung36
3.1.3 Inflation
Die Inflation wird als die Steigerung des allgemeinen Preisniveaus definiert. Für einen belie-
bigen Warenkorb Produkt muss somit ein um die Inflationsrate erhöhter Preis gezahlt werden.
Dem Preisanstieg steht jedoch kein realer Zuwachs der Warenmenge entgegen. Der Wert des
Geldes sinkt. Der Vorgang der Geldentwertung hängt nach Ansicht der klassischen Inflations-
theorie maßgeblich von der im Wirtschaftskreislauf vorhandenen Geldmenge in einer Volks-
wirtschaft ab und wird damit insbesondere von der Regierung bzw. der Zentralbank gesteu-
ert37. Die im Wirtschaftskreislauf vorhandene Geldmenge und der Wert des Geldes sind so-
mit, bei gleichbleibender Gütermenge, negativ korreliert. Je mehr Geld einer Währung im
Umlauf ist, desto weniger ist eine Einheit dieser Währung wert, wenn die Summe der Güter
36 Quelle: Thomson Reuters Datastream. 37 Vgl.: Mankiw (2004), S. 702 ff.
0
1
2
3
4
5
6
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8
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00
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09
15
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3.8
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.12
.20
10
12
.5.2
01
1
30
.9.2
01
1
Euribor
Chibor
US-Interbank
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
14
konstant bleibt. Eine der Hauptursachen der Inflation sind die jährlichen Handelsüberschüsse,
die für einen starken Anstieg der Geldmenge sorgen. Da ein großer Teil der durch Exporte
erhaltenen Devisen durch deutlich geringere Importe im chinesischen Wirtschaftskreislauf
bleiben, steigert dies die im Kreislauf befindliche Geldmenge. Um die daraus resultierende
Inflation zu begrenzen, wird ein Großteil der Devisen wieder aus dem System entfernt und in
Form von Staatsreserven, ausländischen Direktinvestitionen oder Staatsanleihen angelegt38.
Dies gelingt seit Mitte der 90er Jahre insgesamt relativ gut, sodass die Inflation im Vergleich
zu vorherigen Jahren deutlich gesenkt werden konnte. Die Maßnahmen die dazu nötig sind,
sind allerdings trotz ihres Erfolges riskant, sodass diese langfristig nicht weiter durchzuhalten
sind. Die dafür verantwortlichen Umstände werden in Kapitel 3.2 diskutiert. Abbildung 5
stellt die Inflationsraten Chinas, Deutschlands sowie der USA ab dem Jahr 1985 dar.
Abbildung 5: Inflation in % p.a. von 1985-2011. Eigene Darstellung39.
Zwar ist die Inflation in China insgesamt gesunken, in manchen Produktgruppen ist sie aber
noch sehr beträchtlich. So sind Konsumgüter und vor allem Nahrungsmittel für die bestehen-
de Inflation verantwortlich, sodass hier eine deutlich höhere Inflation ermittelt werden kann.
Der Anteil der Inflation, der durch Nahrungsmittel verursacht wird, beträgt bis zu 70%, wäh-
rend der Anteil am Warenkorb deutlich geringer ist40. Faktisch betrug die ansonsten relativ
moderate Inflation im Bereich der Nahrungsmittel in den Jahren 2007, 2008 und 2011 über
10%. Dies ist insbesondere für jene Bevölkerungsgruppen fatal, die im Inland Chinas ohne
Teilhabe am „Wirtschaftsaufschwung“ sind und einen großen Anteil ihres Einkommens für
Nahrungsmittel ausgeben müssen. Um dem entgegen zu wirken hat die chinesische Zentral-
bank in den letzten Jahren die Zinsen immer wieder stark erhöht, wurden Preisuntergrenzen
38 Vgl.: McKinnon et al. (2011), S.11 ff. 39 Quelle: www.OECD.org. 40 Vgl.: Allianz (2011), S.1.
-5,000%
0,000%
5,000%
10,000%
15,000%
20,000%
25,000%
1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011
Deutschland
USA
China
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
15
für einige Grundnahrungsmittel, Medikamente etc. erhoben und die Mindest-Liquiditäts-
Einlage der Banken auf 20% erhöht, um das Geldangebot weiter zu reduzieren. All dies dient
dazu, die Liquidität sowie das Wirtschaftswachstum auf ein gesundes Niveau zu senken um
damit die Inflation einzudämmen und verdeutlicht die erheblichen politischen Risiken, mit
denen eine Investition in China einhergeht.
3.1.4 Investitionen
Investitionen nehmen zur Generierung des Wirtschaftswachstums eine enorm wichtige Rolle
ein, da sie dafür sorgen, dass die Güternachfrage bedient werden kann. Gleichzeitig hängt die
Investitionsbereitschaft allerdings auch von der Konjunktur- bzw. dem Wirtschaftswachstum
ab, da bei erwartetem Wachstum, die Güternachfrage ebenfalls steigt und damit die Möglich-
keit einer rentablen Investition gesteigert wird. Durch Investitionen werden wiederum Ar-
beitsplätze geschaffen, welche den Konsum steigern, sodass die Rentabilität einer Investition
in der Regel steigt41. Es handelt sich somit um ein bipolares Abhängigkeitsverhältnis zwi-
schen Investition und Konjunktur bzw. Wirtschaftswachstum.
Der Bernanke-Gertler-Effekt, welcher konjunkturelle Zusammenhänge zu erklären versucht,
unterliegt der Annahme, dass die Investitionsbereitschaft bzw. -nachfrage lediglich vom Zins-
satz abhängig sei, zudem ein Unternehmen einen Kredit aufnehmen kann, um eine Investition
zu tätigen42. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass der barwertige Cashflow, der bereits vor
Tätigung der Investition bekannt ist, größer sein muss als Zinsen und Rückzahlungsbetrag. Es
muss mit anderen Worten eine positive Rendite erwirtschaftet werden können. Auch wenn die
Investitionsnachfrage noch von anderen Faktoren bestimmt wird, wie dem Konjunkturzyklus,
der politischen Stabilität oder den persönlichen Eigenschaften des Investors, zeigt es jedoch,
wie hoch auch hier die Abhängigkeit vom Zinsniveau ist.
Ausländische Direktinvestitionen nehmen in China ebenfalls eine sehr große Rolle ein, da der
chinesische Markt sehr große Potenziale birgt und ausländische Investoren dadurch im großen
Stile angelockt werden. Durch jene ausländischen Firmen, ob durch eigenständige Marktbear-
beitung, Bildung von Joint-Ventures oder M&A, wird die im Land befindliche Geldmenge
ebenfalls erhöht und sorgt damit gleichsam für Wachstum und Arbeitsplätze, aber auch für
einen Überschuss an Kapital und damit für Inflation. Da es bisher nicht ohne weiteres möglich
ist, chinesische RMB im Ausland anzulegen, wird zudem ein hoher Anteil des chinesischen
41 Vgl.: Blanchard et al. (2009), S. 482 ff. 42 Vgl.: Gärtner et. al (2004), S.87-91.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
16
Privatvermögens entweder als vergleichsweise niedrig verzinste Bankeinlage deponiert oder
aber im chinesischen Inland investiert. Die Sparquote privater chinesischer Haushalte beträgt
39%, was ein exorbitant hoher Wert ist, sodass ein immenses Investitionspotenzial gegeben
ist43. Da sich viele chinesische Anleger schnelle Gewinne erhoffen, ist die Volatilität der chi-
nesischen Aktienmärkte sehr hoch, sodass kurzfristig ausgelegte Anlagestrategien eigentlich
nur für spezialisierte und professionelle Anleger geeignet wären. Um kurzfristigen Anlage-
strategien und einhergehenden Aktienspekulationen Einhalt zu gebieten, wurde das (T + X)
Handelssystem eingeführt, um die Haltedauer von Aktien zu erhöhen. Ein weiteres Problem
ist, dass die Spekulation mit Immobilien sehr beliebt ist, da es an alternativen Anlageformen
mangelt. Grundannahme der Immobilienspekulation ist ein konstanter Zustrom an Landarbei-
tern in die Städte, sodass die Nachfrage nach Wohnraum weiterhin hoch ist. Dies führte zu
einer Immobilienblase und stellt ein beträchtliches Risiko dar. Zudem zeigt die Situation, in-
wiefern Investitionsmöglichkeiten fehlen, sodass die chinesische Volkswirtschaft von einer
weiteren Liberalisierung der Finanz- und Kapitalmärkte profitieren könnte. Aufgrund des
immensen Wachstums können Investitionen dennoch sehr wohl rentabel sein, wie z.B. die
Veranschaulichung des chinesischen Kfz-Marktes im nächsten Punkt zeigen wird. Abbildung
6 gibt abschließend einen Überblick über die aktuelle Situation der inländischen Investitionen
der urbanen Bevölkerung.
Abbildung 6: Kumulierte Investitionen in 100 Mio. Yuan der privaten Stadtbevölkerung jeweils Ende des
Jahres. Eigene Darstellung44.
43 Vgl.: Yang et al. (2004), S.18.; Vgl. Krämer (2011), S.3. 44 Quelle: Thomson Reuters Datastream.
0
50000
100000
150000
200000
250000
300000
350000
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
17
3.1.5 Konsum
Durch das immense Wachstum der chinesischen Volkswirtschaft in den letzten Jahrzehnten
wurde die Situation der Bevölkerung stark verbessert. Auch wenn die Einkommensverteilung
sehr streut45, sind die Einkommen stetig gewachsen. Abbildung 7 stellt die Entwicklung der
realen, frei verfügbaren Einkommen der urbanen Bevölkerung in den Jahren 2001-2011 dar.
Abbildung 7: Veränderung Realeinkommen und BIP in % p.a. von 2001-2011. Eigene Darstellung46.
Diese Entwicklung ermöglicht es der chinesischen Bevölkerung, in- und ausländische Waren
zu konsumieren, sodass China seit einigen Jahren international zu den interessantesten Kon-
sumgütermärkten zählt47 und der Konsum massiv gestiegen ist. Zudem ist weiteres Potenzial
vorhanden, den Konsum zu Lasten der Sparquote zu steigern. Dies würde in Anbetracht der
enormen Höhe der Sparquote das Investitionsvolumen zwar wesentlich absenken, hätte auf-
grund der Überinvestition jedoch keine negativen Folgen. Um den Konsum voranzutreiben
bzw. weiter auszubauen, wird insbesondere die Privatisierung der Staatsbetriebe, die Refor-
mierung des Finanzsektors sowie die Einführung von Sozialversicherungen angegangen, um
der Bevölkerung mehr Eigenständigkeit und soziale Absicherung zu garantieren, was den
Konsum anregen und soziale Differenzen abzuschwächen. Zwar sorgt z.B. die Privatisierung
der Staatsbetriebe kurzfristig für Arbeitslosigkeit und trägt damit zu einer Minderung des
Wachstums bei. Langfristig gesehen, kann der allgemeine Wohlstand jedoch nur von der sys-
tematischen Optimierung des Wirtschaftssystems durch die Reformierung der angesproche-
nen Punkte partizipieren48. Überdies sollen die Einkommensunterschiede zwischen Land- und
Stadtbevölkerung bekämpft werden. Eine im Jahre 2006 veröffentlichte UN-Studie kam zu
45 insbesondere in den Regionen Shanghai, Peking, Zhejiang und Guangdong liegen die Einkommen deutlich über dem Durchschnitt. 46 Quelle: http://www.stats.gov.cn/english. 47 Vgl.: Reisach (2007), S. 47 ff. 48 Vgl.: Lauber (2003), S. 57 ff.
-5,00%
0,00%
5,00%
10,00%
15,00%
20,00%
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011
BIP
Einkommen
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
18
dem Schluss, dass China zu den (angehenden) Industrie-Staaten mit der größten Ungleichheit
bezüglich der Einkommensverteilung gehört49. So lag der Gini-Koeffizient50 in China 2010
nach Steuern bei 0,451 (Deutschland = 0,284, USA = 0,386)51. Hauptgrund dafür ist, dass
insbesondere die Großstädte bzw. in Meeresnähe gelegene Regionen am immensen Wachs-
tum Chinas teilhaben, während die innenliegenden Regionen eher landwirtschaftlich (und
damit oftmals verarmt) geprägt sind. Durch diese Missstände wandern zudem zunehmende
Massen vom Land in die Städte, was lange Zeit durch die chinesische Regierung befürwortet
und gefördert wurde. Problematisch ist jedoch, dass die in die Städte drängenden Menschen
kurzfristig nicht vollständig aufgenommen werden können bzw. für nicht einmal die Hälfte
ein Arbeitsplatz zur Verfügung steht (Im Jahre 2003 drängten 20.000.000 Einwohner der
Landbevölkerung in die Städte, welche jedoch lediglich 8.000.000 zu besetzende Arbeitsplät-
ze anbieten konnten52).
Um die Missstände zu bekämpfen, beschloss die Regierung ein breites Maßnahmenpaket,
welches das soziale Gefälle zwischen Stadt und Land begrenzen bzw. verlangsamen soll. Da-
zu wurden die Steuern für Agrarprodukte gesenkt bzw. ganz abgeschafft, um ärmere Bevölke-
rungsschichten zu unterstützen. Es werden immer häufiger Investitionen in Industrie und Inf-
rastruktur der ländlichen Regionen getätigt; zudem ist die Erlaubnis zum Markteintritt und zur
Marktbearbeitung für ausländische Investoren häufig an Investitionen in ländlichen Regionen
gekoppelt. Insgesamt ist die Entwicklung dennoch positiv, sodass sich in China eine zuneh-
mend breiter werdende Mittelschicht etabliert, welche einen großen Drang nach Konsumgü-
tern, Dienstleistungen und Tourismusangeboten verspürt. So wurden 2010 über 18.000.000
Kfz verkauft, was einem Wachstum von durchschnittlich 40%-Punkten zu den Jahren 2009
und 2008 entsprach53, wodurch China im Jahr 2010 zum größten Kfz-Markt der Welt aufstieg.
Dennoch liegt der Anteil der Bevölkerung mit Kfz noch unter 10% der Gesamtbevölkerung,
während z.B. in Deutschland ein Kfz auf lediglich etwas weniger als zwei Einwohner kommt.
Dies zeigt, welch immenses Potenzial Chinas „neue“ Mittelschicht für Anbieter der unter-
schiedlichsten Branchen darstellt54.
49 Vgl.: Pilny (2006), S. 202. 50 Der Gini-Koeffizient ist eine statistische Größe, die die Gleichmäßigkeit des Einkommens der Bevölkerung misst. 0,0 ist dabei der Wert mit der absoluten Gleichverteilung, 1,0 der der absoluten Ungleichverteilung. 51 Quelle: www.OECD.org. 52 Vgl.: Lauber (2003), S. 57 ff. 53 Vgl.: o.V. (2011f), o.S. 54 Vgl.: Lauber (2003), S. 57 ff.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
19
3.2 Über die Notwendigkeit einer Aufwertung des Renminbi und dessen Folgen
Der RMB gilt gemeinhin als unterbewertet. Das verfolgte Ziel der chinesischen Wirtschafts-
politik liegt dabei nah. Durch die Unterbewertung sind chinesische Produkte auf dem Welt-
markt oftmals sehr günstig, sodass Exporteure einen extremen Wettbewerbsvorteil gegenüber
anderen, nicht chinesischen Unternehmen haben55. Fraglich ist jedoch, in welchem Ausmaß
der RMB unterbewertet ist. Hier scheiden sich die Geister, sodass die angenommenen fairen
Kurse von 1:6 (aktuell 1:6,3 56) bis hin zu 1:2,5 USD/RMB reichen. Manche halten den RMB
gar für nicht unter- sondern für überbewertet57.Gleichzeitig gilt die Frage: Unterbewertet im
Vergleich zu was? – so ist die freie Konvertibilität des RMB bis heute nicht vollständig er-
reicht bzw. auch nur absehbar. Wie in Kapitel zwei erörtert wurde, war der RMB lange Zeit
an den USD gebunden und ist heute an einen Währungskorb gekoppelt. Ein direkter Ver-
gleich fällt dennoch schwer, da der Handel zwischen EUR und RMB nicht ohne den „Zwi-
schenschritt“ USD möglich ist. Dennoch zeigt auch die obige Diskussion, wie schwer es fällt,
den „wahren Wert“ einer Währung objektiv zu bestimmen, geht man z.B. nach dem populären
„Big-Mac-Index“, müsste der Kurs bei etwa 1:3,65 USD/RMB liegen58.
Aufgrund dieser Komplexität wird an dieser Stelle der Arbeit darauf verzichtet, eine eigene
Wertung aufzustellen. Nach Meinung der Forschung gilt der RMB insbesondere gegenüber
dem USD als stark unterbewertet59.
In Kapitel zwei wurde bereits verdeutlicht, wie durch den Aufbau von Devisenreserven die
Unterbewertung des RMB erreicht und gehalten werden kann. Fraglich ist, wieso die chinesi-
sche Regierung (perspektivisch) von ihrem Kurs abzurücken scheint und der Währung eine
größere Bandbreite und damit eine Aufwertung (von aktuell 5-6% gegenüber dem USD p.a.)
gestattet.
Eine Erklärung liegt dabei in Chinas Beitritt in die WTO im Jahre 2001. Die WTO verbietet
in ihren Regeln eine durch Manipulation hervorgerufene Unterbewertung einer Währung.
Zwar ist die Wahl eines festen Wechselkurses legitim, dieser müsste jedoch konstant auf ei-
nem fairen Niveau liegen und dürfe nicht künstlich auf niedrigem Niveau gehalten werden,
um daraus dauerhafte Wettbewerbsvorteile generieren zu können60. Insbesondere die USA,
55 Vgl.: Franke et al. (2008), S.38. 56 Am 02.03.2012. 57 Vgl.: Sinnakkannu et al. (2011), S. 27. 58 Vgl.: Yang et al. (2004), S. 1-2. 59 Vgl.: Goldstein (2005), S. 2-4. 60 Vgl.: Franke et al. (2008), S.30-31.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
20
die die Folgen des unterbewerteten RMB anhand von Problemen durch das immense Han-
delsdefizit am deutlichsten zu spüren bekommen, üben großen Druck auf die chinesische Re-
gierung aus, die freie Konvertibilität des RMB sicherzustellen. Begründung ist unter anderem,
dass durch die günstigen Importe aus China in die USA viele Arbeitsplätze durch die Abwan-
derung der Industrie verloren gingen, wenn die jeweiligen Unternehmen aus Kostengründen
ihre Produktion verlagern61. Die USA sind drohten der chinesischen Regierung bereits mit
Strafzöllen für chinesische Güter, um deren Preisvorteil zunichte zu machen und somit selbst
dafür zu sorgen, dass der RMB in den USA „fair“ bewertet würde. Mangels handfester und
zielführender Sanktion bzw. konkreter und objektiver Beweise kann dies jedoch nicht der
(einzige) Grund für das chinesische Vorgehen sein.
Nach Auffassung der Autoren und der forschenden Wissenschaft hat die Aufwertung des
RMB vielmehr innenpolitische Gründe, da China selbst von einer dieser profitieren würde62.
Der erste Grund liegt in dem Trugschluss, dauerhafte und extrem unausgeglichene Handelsbi-
lanzen würden nur der importierenden Seite Schaden zufügen63. Zwar wirken sich (dauerhaf-
te) Handelsdefizite stets negativ aus und treten offensichtlicher in Erscheinung, doch auch
Handelsüberschüsse können langfristig zu volkswirtschaftlichen Problemen führen. Ein
Grund ist die Konfrontation mit externen Problemen. So bleiben die negativen Folgen eines
Defizits in der globalisierten Weltwirtschaft nicht mehr im Ursprungsland, sondern können
sich aufgrund der weltweiten Vernetzung auf andere Volkswirtschaften übertragen. Als Beleg
sei nur die aktuelle weltweite Finanz- und Bankenkrise genannt, die aufgrund der weltweiten
Vernetzung zwar in den USA ihren Ursprung fand, andere Staaten dennoch in kürzester Zeit
mit in die Krise zog. Die Konfrontation mit notleidenden Krediten erscheint daher als sehr
passendes Beispiel, um zu verdeutlichen, wie sich ein für sich genommen positiver Handels-
überschuss zu einem Problem entwickeln kann. Zudem gibt es auch akute, die Bevölkerung
direkt betreffende Probleme, z.B. die Inflation. Ein Teil der Inflation kommt durch Export-
überschüsse zustande, die bei einem festen Wechselkurs inflationär wirken, da sie nicht durch
Kursanpassungen eliminiert werden64.Der Grund dafür liegt darin, dass der erhöhten Geld-
menge kein erhöhtes Güterangebot gegenüber steht. Exportiert China somit bedeutend mehr
in die USA als sie aus den USA importiert, weil die Preise (aufgrund der unterbewerteten
Währung) dort real höher liegen als in China, entsteht ein Warenstrom in die USA und ein
Kapitalstrom nach China. Bei flexiblen Wechselkursen würde nun der Wert des RMB steigen
61 Vgl.: Yang et al. (2004), S. 1-2. 62 Vgl.: Stier et al. (2010), S. 15. 63 Vgl.: Priewe (2011), S. 30-34. 64 Vgl.: Priewe (2011), S. 20-27.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
21
bzw. der des USD sinken, da das Angebot an USD in China steigt. Dies geschieht allerdings
nicht, da alle USD aufgekauft und in RMB getauscht werden, damit der Wechselkurs gehalten
werden kann. Das Ergebnis des Prozesses ist, dass in China ebenfalls höhere Preise gezahlt
werden müssen, da ansonsten alle Waren in den USA angeboten werden. Daraus folgt eine
Entwertung des Geldes bzw. eine Verteuerung der Waren.
Die Eliminierung der Exportüberschüsse gelingt China im Vergleich zu den Handelsüber-
schüssen allerdings außerordentlich erfolgreich65. Hierzu muss wiederum die Menge an RMB
beschränkt werden, da durch den Ankauf von USD bzw. den Verkauf von RMB die Geld-
menge an RMB steigt. Diese muss jedoch konstant gehalten werden, damit einerseits der
Wechselkurs konstant bleibt und andererseits die Inflation eingedämmt wird. Daher werden
chinesische Staatsanleihen ausgegeben, mit denen die USD aufgekauft werden, welche dann
im Ausland angelegt werden. Die Kosten der Eliminierung belaufen sich damit auf die Zins-
differenzen zwischen kurzfristigen chinesischen und langfristigen USD-Amerikanischen
Staatsanleihen66. Die in USD lautenden Devisenreserven Chinas sorgen zwar somit einerseits
dafür, dass die Inflation nicht noch stärker zunimmt, gleichzeitig werden aber die zur Verfü-
gung stehenden Zinsen nicht genutzt, was die Kapitalbindung steigert und das Risiko mit sich
bringt, dass der USD abwertet und die Reserven an Wert verlieren67. Zwar verlieren die in
USD angelegten Devisenreserven durch die Aufwertung des RMB ebenfalls an Wert, geht
man jedoch davon aus, dass eine Aufwertung langfristig unausweichlich ist, ist es besser,
wenn dies so früh wie möglich geschieht und nicht erst, wenn die Reserven noch weiter an-
gewachsen sind. Zudem können langfristige Exportüberschüsse zu mangelnder bzw. nur ge-
ringer Lohnentwicklung führen, was den eigenen inländischen Konsum schwächt und damit
die Abhängigkeit an den Exporten bzw. den damit verbundenen Überschüssen verschärft.
Zwar hatte die chinesische Volkswirtschaft, wie in Kapitel 3.1 gezeigt, mit diesen beiden
Problemen bisher wenig zu kämpfen. Wenn Wachstum und Handelsüberschüsse konstant
bleiben, ist es langfristig jedoch zu risikoreich und zu teuer weitere Devisenreserven aufzu-
bauen, um eine fortschreitende Inflation zu verhindern.68
Weiter ergibt sich daraus, dass ein aufgewerteter RMB ausländische Exporte in China günsti-
ger werden ließe. Dies würde zum einen die inländischen Preise senken, da China selbst auf-
grund gestiegener Lohnkosten heute nicht mehr der „Billig-Anbieter“ Asiens ist und Wettbe-
65 Vgl.: Guillaumont et al. (2008), S. 4-5. 66 Vgl.: Stier et al. (2010), S. 13. 67 Vgl.: Priewe (2011), S. 35. 68 Vgl.: Ebenda.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
22
werber günstigere Ware in China anbieten könnten. Durch den erhöhten Wettbewerbsdruck
könnten z.B. Lebensmittel günstiger angeboten werden. Die Inflation würde durch abneh-
mende Lebensmittelspekulationen einerseits sowie durch höhere Importe andererseits gesenkt,
wenn von gleichbleibenden Exporten ausgegangen wird.
Zudem ziehen bereits einige Industrien, die auf Niedriglohnbasis arbeiten, von China in ande-
re Länder wie Vietnam, Kambodscha, Bangladesch oder Indien, um dort günstiger produzie-
ren zu können69.Dies beweist, dass die Löhne und damit der Wohlstand der chinesischen Be-
völkerung stark und insbesondere nachhaltig angestiegen sind, sodass sich China als Standort
zur Billigproduktion heute oft nicht mehr rentiert. China selbst kann davon nur profitieren.
Indem Löhne und Konsum weiter steigen und sich der Wohlstand in einer kontinuierlich
wachsenden Mittelschicht etabliert, wird das Fundament für einen langfristigen Aufschwung
durch Bildung und führende Technologie gelegt. Unterstützt wird dies durch die Erhöhung
bzw. Vergünstigung von Rohstoffen, die importiert werden müssen. So ist China seit 2008
nach den USA, die bisher noch unangefochten an der Spitze liegen, weltweit der zweitgrößte
Importeur von Erdöl. Der Preis für Rohöl wird in USD festgelegt, bei einer Aufwertung des
RMB um 5%-Punkte wird Rohöl somit ebenfalls um diesen Satz günstiger. Bei einem Ge-
samtimport-Volumen von ca. 170.000.000 m³ Rohöl im Jahre 2008 ist eine derartige Preis-
senkung mit großen Ersparnissen verbunden70.
In dem Maße, in dem Importe günstiger werden, werden chinesische Exporte im Ausland teu-
rer. An diesem Punkt gibt es zwei unterschiedliche Möglichkeiten für die Exporteure. Erstens
können sie den Preis in RMB konstant halten. Die Folge wäre ein gestiegener Preis in USD,
was tendenziell zu fallenden Absatzzahlen und damit einem Rückgang der Exporte führt.
Stattdessen können die Exporte allerdings auch zweitens den Dollarpreis konstant halten. In
diesem Fall blieben die Exporte konstant (bzw. würden nicht aufgrund von Preisänderungen
verändert), die Exporteure müssten jedoch Abschläge ihrer Gewinnmargen hinnehmen, da der
Exporterlös in RMB sinkt. Beides führt somit zu sinkenden Gewinnen. Langfristig wird dies
zu einer annähernd ausgeglichenen Handelsbilanz führen, da ein fortschreitendes (Export-)
Wachstum aufgrund der hohen Kosten durch die Sterilisierung der importierten Inflation so-
wie die Nachteile aus sinkenden Exporterlösen aber steigenden Importvolumina sowohl zu
teuer als auch schwierig umzusetzen ist.
69 Vgl.: Pilny (2006), S. 162-163. 70 Exemplarische Ersparnis für Importvolumen und Preise aus 2008 = ca. 4,3 Milliarden USD.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
23
Das Kriterium, welches sich für die mittel- bis langfristige Entwicklung als entscheidend er-
weisen wird, ist die Sparquote71. Die gesamtwirtschaftliche Sparquote liegt in China aktuell
bei ca. 52%, was sehr hoch ist. Der Anteil der privaten Haushalte beträgt dabei über 43%, was
ebenfalls Beleg des starken Aufschwungs der Bevölkerung ist. Eine der Begründungen der
hohen Sparquote liegt allerdings auch in den noch nicht vollständig entwickelten Finanz- und
Kapitalmärkten Chinas. So sind viele chinesische Unternehmen auf Innenfinanzierungen an-
gewiesen (durchschnittlich 67% des Investitionsvolumens), da sich passende Anleihe-
Finanzierungen oft nicht realisieren lassen bzw. z.T. noch nicht angeboten werden. Fraglich
ist daher, wie sich die Sparquote Chinas zukünftig entwickelt, ein moderater Rückgang ist
dabei eine weitverbreitete Annahme72. Da heute allerdings in China tendenziell Überinvestiti-
on herrscht und ein Kapitalabfluss zur Beruhigung der Märkte durchaus sinnvoll erscheint
mindert selbst ein massiver Rückgang der Sparquote die Wachstumschancen nur geringfügig
und könnte durch ausländische Direktinvestitionen zudem abgeschwächt werden. Ziel der
chinesischen Regierung ist es zwar, die weitere Erhöhung der Exportüberschüsse aufzuhalten,
die gesamtwirtschaftliche Produktion soll jedoch weiterhin wachsen. Dem entsprechend wür-
de die Reduzierung der Inflation eine Absenkung des Leitzinses erlauben, sodass das volks-
wirtschaftliche Wachstum durch günstigere Kredite angekurbelt werden würde. Darüber hin-
aus steigt der Konsum durch eine sinkende Sparquote weiter an und könnte Unternehmen
damit zusätzliches Kapital für weitere Innenfinanzierungen bringen73.
Wichtig für all diese Entwicklungen ist jedoch, dass diese nicht in kurzer Zeit geschehen,
sondern mit großem Vorlauf zu erwarten sind, sodass sich Marktteilnehmer darauf einstellen
und etwaige Auswirkungen schon vorher analysieren können.
Nachdem nun die zentralen Bestimmungsfaktoren der chinesischen Volkswirtschaft in Relati-
on zur Währungsaufwertung gesetzt wurden, erfolgt im folgenden Kapitel eine Abgrenzung
verschiedener Branchen. Ziel ist es, einen Zusammenhang zwischen den vorgestellten Fakto-
ren zu den ausgewählten Branchen (Energiesektor, Gesundheitssektor, Industriesektor und
Sektor, der die Grundbedarfsgüter umfasst) herzustellen. Die Betrachtung der verschiedenen
Branchen der ökonomischen und politischen Entwicklungen stellt die Grundlage der darauf
folgenden Investitionsempfehlung für den chinesischen Aktienmarkt dar.
71 Vgl.: Krämer (2011), S. 3ff. 72 Vgl.: Ma et al. (2010), S. 11. 73 Vgl.: Goldstein (2005), S. 6-7.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
24
4. Reaktionen ausgewählter Branchen des chinesischen Marktes auf die zentralen Be-
stimmungsfaktoren der Volkswirtschaft
4.1 Datenbasis: CSI300 Index74
Der folgende Abschnitt befasst sich zunächst mit den Fragen, wie eine Branchenunterteilung
des chinesischen Kapitalmarktes aussehen könnte und wie erforderliches Datenmaterial erho-
ben werden kann. Da am Ende der Ausarbeitung eine Anlageempfehlung getroffen wird,
empfiehlt sich eine branchenspezifische Orientierung an den vorhandenen Aktienindizes.
Während in Deutschland der deutsche Aktienindex DAX die Lage am Kapitalmarkt repräsen-
tativ widerspiegelt, gestaltet sich die Suche nach Chinas Leitindex etwas schwieriger. Der
Großteil der Indizes orientieren sich an den Festlandbörsen SSE, SZSE und der Hong Kong
Stock Exchange (HKEx)75. Dabei spiegeln beispielsweise Shanghais bedeutendster Index der
China Shanghai Composite Index und der zentrale Index Hong Kongs der Hang Seng Index
lediglich Teilmärkte der Börsenlandschaft wider76.
Um ein größeres Spektrum abzudecken, entschieden sich die Verfasser als Datengrundlage
den CSI300 Index (China Securities 300 Index) zu nutzen. Dieser setzt sich aus den 300 größ-
ten in A-Aktien gehandelten, festlandchinesischer Unternehmen zusammen, die entsprechend
an den Börsen Shanghai und Shenzhen gelistet sind77. Abbildung 8 trägt die drei genannten
Indizes mit dem Beginn der Erhebung des CSI300 Index gegeneinander ab.
Abbildung 8: Entwicklung CSI300 Index im Vergleich zu SSE Composite Index und Hang Seng Index
(08.04.2005 - 30.12.2011). Eigene Darstellung78.
74 Alle Daten wurden entnommen aus http://de.finance.yahoo.com/ und Thomson Reuters Datastream. 75 Vgl.: Némethi (2009). 76 Vgl.: Lindenberg (2006). 77 Vgl.: o.V. (2006b) , o.S. 78 Quelle: http://de.finance.yahoo.com/.
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CSI 300 Index
SSE Composite Index
Hang Seng Index
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
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Die Korrelationskoeffizienten belegen, dass der CSI300 Index und der SSE Composite Index
mit einem Koeffizienten von 0,98 sehr stark korrelieren, während der CSI300 Index und der
Hang Seng Index auf einen Korrelationskoeffizienten von 0,87 kommen. Entsprechend reprä-
sentativ erscheint der CSI300 Index, der Ende Januar 2012 aus einem Pool von 1.394 A-Share
gelisteten Unternehmen schöpfen konnte. Davon entfielen 922 Unternehmen auf die Shanghai
Stock Exchange und 472 Unternehmen auf die Shenzhen Stock Exchange79. Um eine Auf-
nahme in den CSI300 Index zu ermöglichen, müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein. So
muss eine Aktie mindestens drei Monate an einer der Festlandbörsen gelistet sein, es sei denn,
der tägliche Durchschnittswert des Kurses gehört von Anfang an zu den besten 30 gelisteten
A-Shares. Außerdem sollte sie keinerlei finanzielle oder rechtliche Probleme innerhalb der
letzten Jahre aufweisen und eine geringe Volatilität zu Grunde legen. Das CSI Index Advisory
Committee verabschiedet in der Regel in halbjährlichen Sitzungen die neuesten Zusammen-
setzungen des Index oder nimmt in Ausnahmesituationen vorläufige Anpassungen mittels
“fast entry rules“ vor. Dabei werden nicht mehr als 10% des aktuellen Bestandes variiert und
sogenannte Pufferzonen eingehalten. In diesen Pufferzonen werden den besten 240 Unter-
nehmen besondere Konditionen zur weiteren Indexzugehörigkeit zugeschrieben und der Wie-
dereintritt für ehemals zugehörige Unternehmen, die sich unter den 301-360 besten A-Shares
befinden erleichtert. Zudem wird eine Reserveliste von 15 Unternehmen geführt, die in den
Index übergehen, falls es zu M&A-Transaktionen, Spin-Offs oder sonstigen Ausfällen inner-
halb des Index zwischen den periodischen Anpassungen kommt80.
Betrachtet man die Entwicklung des CSI300 stellt man fest, dass sich dieser seit seiner Erhe-
bung wertmäßig verdoppelt hat. Dennoch weist er im Vergleich zum DAX und Dow Jones
eine sehr instabile Performance auf. Während der DAX auf eine Volatilität von 1,53% und
der Dow Jones auf eine Volatilität von 1,36% kommen, landet der CSI300 Index bei 2,05%
(vgl. Abbildung 9).
79 Quelle: http://www.sse.com.cn/sseportal/en/c05/c02/c05/c02/p1043/c1505020502_p1043.shtml und http://www.szse.cn/main/en/MarketStatistics/StatisticsBySecurities/. 80 Vgl.: o.V. (2011g), o.S.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
26
Abbildung 9: Entwicklung CSI300 Index im Vergleich zu DAX und Dow Jones (08.04.2005 - 30.12.2011).
Eigene Darstellung81.
Insbesondere in den letzten beiden Jahren 2010 und 2011 zählten Chinas Börsenbarometer zu
den schwächsten unter den größten Indikatoren der Welt82. Während der CSI300 in diesem
Zeitraum ein beachtliches Minus von -33,65% verzeichnete, kam der DAX auf ein leichtes
Minus von -2,48% und der Dow Jones legte um 15,43% zu. Dies erscheint unter Berücksich-
tigung des Anstiegs des jährlichen BIP-Wachstums der Volksrepublik China kontrovers.
Denn die Wachstumsquoten fielen nach beachtlichem Zuwachs von 13,25% in 2007 in den
Folgejahren nie unter 8,7%. Demnach ist am chinesischen Aktienmarkt trotz anhaltendem
Wirtschaftswachstum ein deutlicher Abwärtstrend der Kurse zu beobachten. Gründe dafür
liegen zum Einen in Chinas Geldpolitik, zum Anderen beschert ein Rückgang der Nachfrage
aus den USA und der EU den Betrieben Überkapazitäten. Um das Risiko von Inflation und
Immobilienblasen zu minimieren, erhöhte die Zentralbank Zins und Reserveanforderungen
der Banken83 . Finanzierungsschwierigkeiten der Unternehmen waren die logische Konse-
quenz und hatten direkten Einfluss auf deren Kurse am Aktienmarkt. Umso interessanter, er-
scheint daher die Betrachtung einzelner Branchen und deren unterschiedliche Entwicklungen
im Vergleich zum gesamten CSI300 Index.
81 Quelle: http://de.finance.yahoo.com/. 82 Vgl.: Geinitz (2011), o.S. 83 Vgl.: Gerbl (2011), o.S.
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CSI 300 Index
DAX
Dow Jones
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4.2 Vorstellung und Entwicklung ausgewählter Branchen des chinesischen Marktes
Nach Vorstellung des CSI300 Index sollen nun repräsentative Branchen ausgewählt werden,
auf deren Basis eine Anlageempfehlung getroffen werden kann.
Der CSI300 Index gliedert sich in zehn Industriesektoren, die sich aus international üblichen
Klassifikationen und landesspezifischen Gegebenheiten zusammensetzen 84 . Zu jedem der
aufgezeigten Industriesegmente wird ein separater Index geführt, deren Zusammensetzungen
sich nach den vorgestellten Variationsmöglichkeiten des gesamten CSI300 Index neu ergeben
können. Diese werden in Tabelle 2 mit ihrem aktuellen Anteil am CSI300 Index, sowie ihrer
relativen Entwicklung gelistet. Die Datenverfügbarkeit der branchenspezifischen Tages-
schlusskurse ist seit dem 02. Juli 2007 gewährleistet und dient im weiteren Verlauf der Aus-
arbeitung als Datengrundlage.
Bestandteile des CSI 300 Index
(Stand: 16.01.2012)
SSE Code SZSE Code Absoluter Anteil Relativer Anteil Index Entwicklung
02.07.2007 - 16.01.2012
CSI 300 Industrials Index 000910 399910 66 22% -42,61%
CSI 300 Materials Index 000909 399909 54 18% -35,50%
CSI 300 Financials Index 000914 399914 49 16,33% -34,02%
CSI 300 ComsumerDiscretionary Index 000911 399911 33 11% -23,78%
CSI 300 Energy Index 000908 399908 24 8% -19,65%
CSI 300 Consumer Staples Index 000912 399912 23 7,66% +18,41%
CSI 300 Health Care Index 000913 399913 23 7,66% +7,87%
CSI 300 IT Index 000915 399915 13 4,33% -43,79%
CSI 300 Utilities Index 000917 399917 11 3,66% -44,41%
CSI 300 Telecommunications Index 000916 399916 4 1,33% -9,67%
∑ 300
Tabelle 2: Branchenspezifische Bestandteile des CSI300 Index. Eigene Darstellung85.
Um das breite Spektrum an Branchen dem begrenzten Umfang der Arbeit anzupassen, werden
vier der genannten zehn Sektoren genauer betrachtet. Dabei fiel die Wahl auf die Industrie-,
Energie- und Gesundheitsbranche sowie auf jenen Sektor, der die grundsätzlichen Bedarfsgü-
ter erfasst. Der CSI300 Industrials Index umfasst die größten Unternehmen aus den Bereichen
Luft- und Raumfahrt, Konstruktion und Maschinenbau, Baustoffe, Elektronik, Handels-
/Vertriebspartner und Logistik (Luft, Wasser, Land). Der CSI300 Energy Index listet die Ka-
tegorien Anlagenbau und Service, im Rahmen der erneuerbaren und nicht erneuerbare Ener-
gien. Der Health Care Index führt Gesundheitsdienstleister und entsprechende Komponenten-
hersteller, sowie biotechnologische Konzerne und Pharmakonzerne. Zu guter Letzt beinhaltet
84 Vgl.: o.V. (2012d), o.S. 85 Quelle: http://www.csindex.com.cn/sseportal_en/csiportal/zs/indexreport.do?type=1.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
28
der Consumer Staples Index Betriebe des Lebensmittel Einzelhandels, Getränke- und Le-
bensmittelproduzenten, sowie Hersteller von Haushaltprodukten.86
Die folgende Abbildung trägt die vier genannten Indizes gegenüber dem CSI300 Index ab.
Abbildung 10: Entwicklung CSI300 Index zu den ausgewählten Branchenindizes. Eigene Darstellung87.
Der gesamte CSI300 Index hat für den Zeitraum vom 02.07.2007 bis 16.01.2012 ein deutli-
ches Minus von -32,51% hinnehmen müssen. Ein Auswahlkriterium für die vier Sektoren sind
unter anderem deren unterschiedliche Entwicklungen. Der Industrie Index weist nach dem
Utilities- und IT Index die schlechteste Performance auf und landet mit -42,61% im Minus.
Dabei ist zu beachten, dass dieser mit seinem aktuellen Anteil von 22% den größten Einfluss
auf den Verlauf des gesamten CSI300 Index hat. Ebenfalls im Minus befindet sich der Ener-
gie Index. Dieser beläuft sich auf -19,65%. Dennoch verspricht der aktuelle Fünf-Jahres-Plan
(2011-2015) der chinesischen Regierung deutliche Umbaumaßnahmen innerhalb der Energie-
branche und stellt somit ein mögliches “Upside-Potenzial“ dar. Der CSI300 Health Care In-
dex und der Consumer Staples Index hingegen landen mit jeweils +7,87% und +18,41% im
Plus.
Im Folgenden werden zum einen die ausgewählten Sektoren im Rahmen der aktuellen politi-
schen und ökonomischen Entwicklungen betrachtet und zum anderen in Relation zu den vor-
gestellten volkswirtschaftlichen Bestimmungsfaktoren gesetzt, um deren mögliches Anlage-
potenzial zu hinterfragen.
86 Vgl.: o.V. (2012e), o.S. 87 Quelle: http://de.finance.yahoo.com/.
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CSI 300
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Index
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4.2.1 Energiesektor und Betrachtung des CSI300 Energy Index
Der internationale Druck auf den größten Klimasünder der Erde nimmt stetig zu. Während die
Energienachfrage weiter steigt, muss der Ausstoß von Klimagasen massiv reduziert werden.
Die chinesische Regierung bekennt sich in ihrem 12. Fünf-Jahres-Plan (2011-2015) zur Um-
strukturierung in Richtung “grüne Wirtschaft“. Ein Drittel der Aufwendungen die diesen Be-
schlüssen zu Grunde liegen, sind für natürlichen Ressourcen und weitere Umweltfragen ver-
plant88. Laut dem Fünf-Jahres-Plan soll der Energieverbrauch für jeden erwirtschafteten Yuan
bis 2015 um 16-17% reduziert werden. In der vorherigen Periode gelang es bereits die Ener-
gieintensität um 19% zu senken89. Zudem spielen neben der Minimierung des Rohstoffver-
brauchs die Reduktion des CO2-Ausstoßes und sonstiger Schadstoffabgaben eine entschei-
dende Rolle. Die Abbildung zeigt die erwartete strukturelle Entwicklung des Energiesektors.
Abbildung 11: Strukturelle Entwicklung des chinesischen Energiesektors90.
Insbesondere den erneuerbaren Energien wie z.B. Wind, Photovoltaik, Holz, Wasser und Bio-
gas kommen die geplanten Reformen zu Gute. Bis 2020 ist für diesen Sektor ein Investitions-
volumen von rund 596,96 Mrd. EUR vorgesehen. Bis 2015 soll der Anteil am Primärver-
brauch der alternativen Energien auf 11,4% steigen. Geplant ist der Bau von insgesamt 120
GW Wasserkraftwerken, 6 Onshore- und 2 Offshore-Windparks mit Kapazitäten von 70 GW
und der Bau von Solarkraftwerken mit Kapazitäten von über 5 GW91. Der Verbrauch an nicht
erneuerbaren Energien soll tendenziell abnehmen. Die Regierung plant, die aktuell 11.000
Unternehmen im Kohlesektor auf 4.000 zu komprimieren. Außerdem sollen durch weitere
88 Vgl.: Lam (2011), o.S. 89 Vgl.: Landwehr (2011), o.S. 90 Vgl.: o.V. (2010d), S. 6. 91 Vgl.: Abele (2011a), o.S.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
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Fusionen bis zum Jahre 2015 2/3 der Kohleproduktion von den größten acht bis zehn Unter-
nehmen abgedeckt werden92. Diese Tatsache birgt wiederum großes Potenzial für ein stärke-
res Gesamtgewicht des CSI300 Energy Index am gesamten CSI300 Index. Chinas Bemühun-
gen um eine “grüne Wirtschaft“ sind dennoch zwiespältig zu beurteilen. Waren es im Jahre
2010 lediglich 11 Reaktoren, die Strom ins chinesische Netz einspeisten, sind in den nächsten
5 Jahren Baumaßnahmen für 40 weitere Reaktoren geplant. China tituliert seine Kernenergie
trotz der jüngsten Katastrophe in Japan als “saubere“ und sichere Energiequelle und hält ent-
sprechend an den geplanten Projekten fest93. Hohe Investitionen werden auch in die Wind-
kraftstrategie Chinas fließen. Die “China Wind Energy Development Roadmap 2050“ sieht
vor, bis 2050 1,45 Billionen EUR in Windkraftanlagen zu investieren, um zu diesem Zeit-
punkt 1.000 GW Windkraftkapazität zu ermöglichen. Allerdings können solche massiven
Investitionen nur mit einem angemessenen Niveau des Strompreises bzw. durch Unterstüt-
zung von Regierung und Endabnehmer realisiert werden94.
Die Intention des Fünf-Jahres-Planes liegt insbesondere darin, die Kapazitäten der inländi-
schen Energieproduktion zu erhöhen. Dabei wird China bei regenerativen Energien zunächst
auf Know-how und Investitionen aus dem Ausland angewiesen sein. Entsprechend sind vor-
erst die Importe von Komponenten bzw. Zuliefererteilen für regenerative Energieanlagen ver-
hältnismäßig groß95. Mittelfristiges Ziel ist es allerdings, neue Technologien im Nuklear-,
Wind- und Solarsektor zu etablieren, um China am Weltmarkt vorne zu positionieren. Im
Rahmen der volkswirtschaftlichen Bestimmungsfaktoren spielen die Investitionen und der
damit verbundene Zins zur Umsetzung Chinas Energiepolitik die größte Rolle.
Der CSI300 Energy Index folgt einem negativen Trend und auch die mittlere Tagesrendite
seit Juli 2007 liegt bei -0,02338 Prozent. Der Energy Index ist im Vergleich zu den anderen
gewählten Indizes der volatilste mit 2,60074 %. Dafür ist der CSI300 Energy Index nicht so
stark an den CSI300 selbst gebunden. Der Beta-Faktor dieses Index gegenüber dem CSI300
liegt bei 0,0658996 und drückt somit eine sehr geringe Veränderung bei Schwankungen des
CSI300 aus. Die Korrelation des CSI300 Energy Index zur Inflationsrate ist positiv und liegt
bei 0,44696. Somit kann erwartet werden, dass bei steigender Inflation auch der Index steigt.
An dieser Stelle sei aber auch auf die Problematik des Zusammenhangs von Inflation und
Aktienkursen hingewiesen. So sehen die meisten Experten Aktien als Profiteure der Inflation, 92 Vgl.: o.V. (2010d), o.S. 93 Vgl.: o.V. (2011h), o.S. 94 Vgl.: Abele (2011b), o.S. 95 Vgl.: Lam (2011), o.S. 96 berechnet in Microsoft Excel mit linearer Regression und der Methode der kleinsten Quadrate.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
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Analysten der Deutschen Bank sehen das aber beispielweise genau andersherum97. Zudem gilt
der Energiesektor als sehr kapitalreicher Sektor, der somit auch schneller auf Inflationsverän-
derungen reagiert. Zu den stetig gestiegenen Investitionen in China, wie bereits in Kapitel drei
erläutert, korreliert der CSI300 Energy Index leicht negativ, da seine Entwicklung wie bereits
erwähnt einem negativen Trend folgt.
Als nächstes soll die Beeinflussung des CSI300 Energy Index mit dem Leitzins betrachtet
werden. Aufgrund des Kurs-Gewinn-Verhältnisses oder auch des Fed-Modells98, steigt der
Aktienkurs, wenn der Leitzins sinkt und umgekehrt. Umso interessanter ist es, dass alle hier
vorgestellten Indizes mit dem chinesischen Leitzins positiv korrelieren. Der CSI300 Energy
Index korreliert mit einem Wert von 0,35137. Für die Handelsbilanz und den Konsum stehen
nur jährliche Werte zur Verfügung. Da somit nur eine sehr kurze Betrachtung seit 2007 an-
hand weniger Werte erfolgen kann, soll für diese beiden Einflussfaktoren nur ein jeweiliger
Trend angegeben werden. Das BIP in China stieg in den letzten Jahren erheblich an. So ver-
doppelte es, wie bereits im letzten Kapitel beschrieben, seit 2007 seinen Wert auf 56,5 Mrd.
EUR in 2011. Da der CSI300 Energy Index in diesem Zeitraum einem negativen Trend folgte,
korrelieren Handelsbilanz und dieser Index negativ. Der Konsum stieg ebenfalls, wie schon in
Kapitel drei erklärt, in den letzten Jahren stetig an. So wuchs dieser vom Jahr 2007 bis 2010
um etwa 40%. Der CSI300 Energy Index erlebte in dieser Zeit einen Kursverlust von etwa
2.426,14 RMB-Punkten und korreliert so eindeutig negativ mit dem Konsum.
4.2.2 Gesundheitssektor und Betrachtung des CSI300 Health Care Index
Der Gesundheitssektor Chinas gliedert sich in die drei großen Bereiche Gesundheitsdienstleis-
tungen, Pharmaindustrie und biotechnologische Industrie. Die Maßnahmen zur Verbesserung
des chinesischen Gesundheitswesens stehen ähnlich wie die Energiebranche weit oben auf der
“To-Do-Liste“ des 12. Fünf-Jahres-Plans. Insbesondere die wachsende Mittelschicht Chinas
und der demografische Wandel sind es, die das Potenzial der Branche rund um die Gesund-
heitsdienstleistungen im eigenen Land beflügeln. Somit scheint die Nachfrage nach Medika-
menten und medizinischen Geräten tendenziell gesichert. Bereits 2009 versuchte man, mit
ersten Reformen dem veralteten Gesundheitssystem auf die Sprünge zu helfen. Es wurden
fünf grundlegende Schwerpunkt-Reformen zur Verbesserung der Gesundheitsinfrastruktur
und der Ausweitung des Zugangs zu medizinischer Grundversorgung beschlossen. Ziel war
es, die Landbevölkerung in der Krankenversicherung zu etablieren, die Übernahme von Kos-
97 Vgl.: o.V. (2011i), o.S. 98 Vgl.: Peeters (2008), S. 168.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
32
ten für “Basis-Medikamente“ durch die Krankenkassen zu gewährleisten und staatlich sub-
ventionierte Vorsorgeuntersuchungen einzurichten. Alleine von 2009 bis 2011 plante die Re-
gierung weitere Ausgaben in Höhe von ca. 102 Mrd. EUR zur Umsetzung und Fortführung
der Reformen. So legte bspw. die Sozialversicherung NRCMS (New Rural Cooperative Me-
dical Scheme) aufgrund gestiegener Mitgliederzahlen bei ihren Einkünften in 2010 um 38,6%
im Vergleich zum Vorjahr zu. Gemessen am BIP sind die chinesischen Gesundheitsausgaben
noch relativ gering. 2010 betrugen diese 4,89%, während sie in den meisten westlichen Län-
dern bei etwa 10% liegen. 2010 belief sich die Anzahl der Ärzte pro 1.000 Einwohner auf
1,79 und die Anzahl der Krankenhausbetten pro 1.000 Einwohner auf 3,56. Auch hier besteht
deutliches Potenzial nach oben. 2/3 der Krankenhäuser befindet sich zudem in staatlicher
Hand, während 1/3 privat betrieben werden.
Das größte nachhaltige Potenzial im Gesundheitssektor sieht China allerdings im Ausbau des
biotechnologischen Bereichs. Hier sollen sich die Ausgaben für Forschung und Entwicklung
zwischen 2011 und 2015 auf 12 Mrd. RMB belaufen. China zählt den biotechnologischen
Sektor zu den sieben “Strategic Emerging Industries“. Diese definieren die sieben Antriebs-
kräfte der chinesischen Ökonomie von morgen. Die Schlüsselfunktionen des genannten Sek-
tors sehen sie in neuen Patenten, innovativen, biotechnologischen Produkten und hoch
technologisierten Gerätschaften. Des Weiteren ist die Regierung darauf bedacht, die Pharma-
industrie zu festigen. Aktuell besteht der fragmentierte Markt insgesamt aus 13.000 Pharma-
betrieben, die auf Grund mangelnder Synergien das Preisniveau für Medikamente relativ hoch
halten. Während laut Fünf-Jahres-Plan auf nationaler Ebene ein bis zwei große Pharmakon-
zerne mit Erträgen bis zu 11,94 Mrd. EUR entstehen sollen, plant man auf regionaler Ebene
20 große Pharmaunternehmen zu etablieren.99 Das Preisfestlegungsrecht der Medikamenten-
hersteller für 20 Arzneimittel wurde bereits durch die Regierung aufgehoben. Diese Maßnah-
me stärkt den chinesischen Herstellern den Rücken, da in erster Linie ausländische Anbieter
von dieser Maßnahme betroffen sind. Diese sollen sukzessiv vom Markt verdrängt werden, da
die importierten Pharmazeutika im Schnitt 70% teurer sind als die eigens produzierten. Aus-
ländische Pharmakonzerne sind aktuell noch mit einem Anteil von über 50% am chinesischen
Markt vertreten. Mit dem Aufbau eigener “Pharma-Riesen“ soll dem entgegengesteuert wer-
den, sodass die steigende inländische Nachfrage zum Großteil eigenständig absorbiert werden
99 Vgl.: o.V. (2010d), o.S.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
33
kann und der internationale Einfluss Chinas steigt.100 Auch hier stellen die Formierung von
Großkonzernen ein klares Steigerungspotenzial für den CSI300 Health Care Index dar.
Der CSI300 Health Care Index verfolgt einen insgesamt positiven Trend. Auch seine mittlere
Tagesrendite ist mit 0,00853% leicht positiv. Die Volatilität dieses Index liegt bei 2,25730%,
sodass der CSI300 Health Care Index in seiner Schwankungsintensität direkt hinter dem
CSI300 Energy Index folgt. Dafür ist der Beta-Faktor fast 10 Mal so hoch: 0,63182. Somit
folgt der CSI300 Health Care Index bei Veränderungen des CSI300 diesem mehr. Die Korre-
lation des CSI300 Health Care Index zur Inflation liegt nur bei 0,21078, was bedeutet, dass
der Index bei Steigung der Inflationsrate geringfügig steigt. Dabei sei jedoch die bereits oben
erwähnte Problematik des Zusammenhangs zwischen Aktienkursen und Inflation zu berück-
sichtigen. Zu den Investitionen in China korreliert der CSI300 Health Care Index mit einem
Wert von 0,27763 positiv. Denn sowohl die Investitionen als auch dieser Index konnten seit
Juli 2007 zunehmen. Die Investitionen erreichten Ende 2011 einen um 29,4 Mrd. EUR seit
2007 erhöhten Wert. Im Vergleich zur Zinsentwicklung des Chibor, verhält sich der CSI300
Health Care Index allerdings ähnlich wie der CSI300 Energy Index und weist eine Korrelation
von 0,33789 zum chinesischen Leitzins auf. Da die Entwicklung des CSI300 Health Care
Index positiv seit 2007 verlief, korreliert dieser Index auch positiv mit der seit 2007 fast linear
steigenden Handelsbilanz. Die Korrelation des CSI300 Health Care Index mit dem BIP Chi-
nas beträgt 0,67495. Im Vergleich zum linear wachsenden Konsum Chinas kann der CSI300
Health Care Index ebenfalls mit einem fast genau polynomischen Wachstum mithalten. Seine
Korrelation zum Konsum ist mit einem Wert von 0,50147 deutlich positiv.
4.2.3 Industriesektor und Betrachtung des CSI300 Industrial Index
Nachdem China Jahrzehnte die “Werkbank der Welt“ verkörperte, befindet sich nun der chi-
nesische Industriesektor massiv im Umbruch101. Das steigende Lohnniveau, die drohende
weitere Aufwertung des RMB und die verschärften Umweltauflagen machen es zunehmend
schwieriger, sich als Billigproduzent zu behaupten. Alleine die Löhne im sogenannten Perl-
flussdelta (Provinz Guangdong) sollen von 2010 bis 2015 um 140% zulegen. Viele Hand-
lungsalternativen bleiben da nicht, denn ein Großteil der Betriebe sind Auftragsfertiger, die
lediglich einzelne Komponenten zusammenbauen. Entweder können die steigenden Kosten
der Betriebe durch Modernisierungen und Rationalisierungen der Produktionsprozesse kom-
pensiert werden oder die Produktpalette muss sich in Richtung eines hochwertigeren Preis-
100 Vgl.: Schaaf (2011a), o.S. 101 Vgl.: Kamp (2009), o.S.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
34
segments und höherer Wertschöpfungsketten verlagern. Die ersten Textilbetriebe aus Chinas
Exportprovinz Guangdong haben ihre Produktion bereits nach Vietnam, Kambodscha oder
Bangladesch verlagert. Die Tabelle zeigt die Tendenz von Handlungsmaßnahmen unter 3.000
befragten Hong Konger Investoren im Perlflussdelta. Die Umfrage fand unter den Mitgliedern
der “Chinese Manufacturers Association of Hong Kong“ im März 2011 statt. Von den 3.000
Befragten waren über 60% in den Gewerben Textil, Elektronik, Spielzeug- /Plastikwaren,
Druck und Papier, sowie Schmuck und Uhren aktiv.102
Tabelle 3: Strategische Pläne Hong Konger Investoren im Perlflussdelta103.
Wie bereits im vorherigen Kapitel angedeutet, stellt die chinesische Regierung in ihrem aktu-
ellen Fünf-Jahres-Plan sieben “strategic emerging industries“ vor104. Diese sollen der chinesi-
schen Wirtschaft zu nachhaltigem Wachstum verhelfen und werden in den folgenden Jahren
durch staatliche Investitionen und Steuervorteile massiv gefördert. Dabei handelt es sich um
Forschung und Entwicklung in den Bereichen:
- Biotechnologie
- neue Energien
- effizientere Energienutzung
- hochtechnologisierter Anlagenbau (z.B. Hochgeschwindigkeitszüge, Flugzeug- und
Sattelitenkonstruktion)
- Hybrid- und Elektrofahrzeuge
- neue Materialien wie z.B. Karbonfaser, Halbleiter, hitzebeständige Legierungen, usw.
- IT-Sektor (Netzwerk- und Softwarekomponenten, Telekommunikation und Internet)
Bei Investitionen im Industriesektor sollte insbesondere darauf geachtet werden, dass sich die
entsprechenden Unternehmen in diesen Sparten bewegen und von staatlichen Investitionen
102 Vgl.: Rohde (2011a), o.S. 103 Vgl.: Ebenda. 104 Vgl.: o.V. (2010d), o.S.
Maßnahme Wert in % (Mehrfachnennung möglich)
Effizienz der Produktion steigern 69,3
Kostensenkungen 61,3
Fertigungstechnologie modernisieren 59,3
Produkte mit höherer Wertschöpfung entwickeln 47,2
Eigene Marke entwickeln 34,0
Fertigung verlagern 14,1
Betrieb einstellen 4,3
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
35
profitieren. Zunächst aber zurück von den visionären Strategien zur aktuellen wirtschaftlichen
Lage. Im Jahr 2010 gliederte sich der chinesische Export wie folgt. Elektronische Erzeugnisse
stellten mit 28,5% den größten Teil der Ausfuhren dar. Textilien und Bekleidungen kamen auf
einen Anteil von 13,1%, während die Sparte der Elektrotechnik bei 8% landete105. Somit hält
China seine Vormachtstellung bei den Weltexporten der elektronischen Erzeugnisse und in-
vestiert weiter in deren Ausbau106. Zu den dynamischsten Sektoren der chinesischen Wirt-
schaft zählt die chemische Industrie. So erzielten die chemischen Erzeugnisse von 2009 auf
2010 ein Absatzplus von +41,2%, sodass nahezu alle Segmente eine zweistellige Wachstums-
rate erreichten. 2011 erlebte das Segment der Lacke- und Farbenindustrie zwar einen Höhen-
flug, Gesundheits- und Umweltauflagen erschweren allerdings auch hier die Zukunft der chi-
nesischen Billigprodukte. Der Absatz von bspw. Kunststoffen in Primärform ist zudem zu-
sätzlich abhängig von den Lohnentwicklungen im verarbeitenden Gewerbe.107 Mittelfristig
wird es der chinesische Industriebereich verhältnismäßig schwer haben. Fraglich ist, ob das
hohe Potenzial der inländischen Nachfrage den drohenden Rückgang der Exporte kompensie-
ren kann. Zudem gilt es abzuwarten, ob die Entwicklung in Richtung High-Tec Industrie den
Rückgang der textilverarbeitenden Industrie und der reinen Auftragsfertigung abfangen kann,
denn diese Sparten werden vermutlich ohne staatliche Subventionen langfristig nicht überle-
ben.
Der CSI300 Industrial Index weist einen deutlichen negativen Trend auf. Seine mittlere Ta-
gesrendite ist mit -0,05756% am geringsten und seine Volatilität auf dem gleichen Niveau wie
die des CSI300 Health Care Index bei 2,24906%. Der Beta-Faktor des Industrial Index ist von
den betrachteten Indizes der größte mit 0,78674, was bedeutet dass dieser Index am stärksten
von den Schwankungen des CSI300 beeinflusst wird. Die Korrelation zwischen Inflation und
dem CSI300 Industrial Index ist positiv, ähnlich wie bei dem CSI300 Energy Index liegt sie
bei 0,48425. Durch die Investitionen in China wird der CSI300 Industrial Index leicht entge-
gengesetzt beeinflusst. Mit einem Wert -0,286932 korreliert dieser Index mit den getätigten
Investitionen. Die Entwicklung des CSI300 Industrial Index korreliert mit 0,32296 positiv mit
dem chinesischen Leitzins ähnlich wie die anderen Indizes. Da die Entwicklung des CSI300
Industrial Index in den letzen Jahren negativ war, korreliert dieser Index mit dem steigenden
BIP Chinas mit dem Wert -0,68710. Ebenfalls wie zwei der anderen betrachteten Indizes
weißt auch der CSI300 Industrial Index eine deutliche negative Korrelation zum Konsum auf.
105 Vgl.: Schaaf (2011b), o.S. 106 Vgl.: Schaaf (2010), o.S. 107 Vgl.: Schaaf (2011c), o.S.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
36
So sanken seine Kurse seit 2007 ähnlich wie des CSI300 Energy Index und stehen somit in
Asymmetrie zu dem steigenden Konsum.
4.2.4 Grundbedarfsgüter und Betrachtung des CSI300 Consumer Staples Index
In keiner anderen Sparte hatte der Zusammenhang zwischen steigendem Einkommen und
erhöhten Konsummöglichkeiten einen größeren Einfluss als bei den Grundbedarfsgütern. Der
CSI300 Consumer Staples Index legte unter den CSI300 Branchenindizes mit beachtlichen
18,41% am besten zu. Laut National Bureau of Statistics stieg der Einzelhandelsumsatz seit
2001 von 450,53 Mrd. EUR auf 1851,85 Mrd. EUR in 2010. Dies entspricht einem Zuwachs
von 411%, während zum Vergleich das BIP im selben Zeitraum um knapp 250% zulegte.
Entsprechend hat sich die Kaufkraft der chinesischen Bevölkerung zwischen 1990 und 2010
nahezu verzwölffacht.108 Die Mentalität der Chinesen scheint sich zudem zu wandeln. Wäh-
rend vor einigen Jahren tendenziell wenig konsumiert wurde und viele Wanderarbeiter mit der
Ersparnis in ihre Heimatprovinzen zurückkehrten, lag die Sparquote der städtischen Haushalte
2010 bei ca. ¼ des Nettoeinkommens109. Diese beläuft sich 2010 in Deutschland auf 11,4%
und in den USA auf 5,7%110. Im internationalen Vergleich ist die Sparquote in China noch
immer verhältnismäßig hoch, dennoch zieht der Konsum besonders in den Städten deutlich
an. Insbesondere die gestiegenen Ansprüche an qualitative Produkte und der zunehmende
Fokus auf Gesundheit und Ernährung ermöglichen ein immenses Wachstumspotenzial. Laut
Prognosen der Boston Consulting Group wird sich die chinesische Mittelschicht in den nächs-
ten zehn Jahren auf 400 Millionen Menschen nahezu verdreifachen. Fertig- und Gefrierpro-
dukte werden immer beliebter und der Nahrungsmittelindustrie kommt die Expansion großer
“Cash&Carry-Märkte“ zugute, da die kleinen offenen Märkte aus den Städten verdrängt wer-
den111. Kleinere Betriebe gehen zudem unter den hohen Hygienestandards der Regierung oft
zugrunde. Steigende Nachfrage und hohe Qualitätsansprüche steigern wiederum den Bedarf
an entsprechenden Anlagen. Um dem gerecht zu werden, ist China zurzeit auf zahlreiche Im-
porte angewiesen, will allerdings als langfristiges Ziel den eigenen Anteil am Anlagenbau der
Getränke- und Lebensmittel Industrie auf 60% erhöhen112. Trotz allem muss berücksichtigt
werden, dass der chinesische Markt kein homogener Absatzmarkt ist. So sind die Konsumen-
108 Vgl.: Schaaf (2011d), o.S. 109 Vgl.: Rohde (2011b), o.S. 110 Quelle: www.deutsche-bank.de. 111 Vgl.: Abele (2010), o.S. 112 Vgl.: Maurer (2009), o.S.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
37
ten bspw. in der Region Guandong deutlich bodenständiger als in Beijing, Shanghai oder
Shenzhen113.
Der CSI300 Consumer Staples Index beschreibt einen positiven Trend und weißt mit einem
Wert von 0,01385 Prozent die höchste mittlere Tagesrendite der betrachteten Indizes auf.
Auch die Volatilität dieses Index ist sehr gemäßigt und liegt mit einem Wert von 2,08576%
erstaunlicherweise sogar noch unter der Volatilität des CSI300 Index (diese liegt bei
2,13767%). Der Beta-Faktor ist dem des CSI300 Health-Care Index mit 0,61234 sehr ähnlich.
Die Korrelation zur Inflationsrate dieses Index ist mit 0,59067 am größten und somit die Er-
wartung, dass bei Änderungen der Inflationsrate dieser Index schwankt, am höchsten. Ebenso
wie der CSI300 Health Care Index korreliert der CSI300 Consumer Staples Index mit einem
Wert von 0,34038 leicht positiv mit den in China getätigten Investitionen. Der CSI300 Con-
sumer Staples Index weißt die höchste positive Korrelation der hier vorgestellten Indizes zum
chinesischen Leitzins auf. Mit dem Wert 0,7 folgt der Trend dieses Index relativ genau dem
Trend des Chibor und auch der gesamte Verlauf der Kurse ähnelt stark der Zinskurve. Zu dem
steigenden BIP Chinas korreliert der CSI300 Consumer Staples Index leicht negativ mit ei-
nem Wert von -0,27212. Auch im Vergleich zum Konsum verhält sich der CSI300 Consumer
Staples Index zwar seit 2009 ähnlich wachsend, korreliert aber auch insgesamt leicht negativ
mit diesem, was aber aufgrund mangelnder Datenbasis, wie bereits in Kapitel 4.1.1.2 erwähnt,
nicht überbewertet werden sollte. Eine Übersicht zwischen den Beziehungen der genannten
Aktienindizes und der Wirtschaftsfaktoren findet sich in Tabelle 4.
Index
Korrelation mit Inflation
Korrelation mit Investition
Korrelation mit Zins
Korrelation mit Handelsbi-
lanz
Korrelation mit Konsum
CSI300 Energy Index
0,44696
-0,15889
0,35137
-0,66444
-0,85288
CSI300 Health Care Index
0,21078
0,27763
0,33789
0,67495
0,50147
CSI300 Indus-trial Index
0,48425
-0,28692
0,32296
-0,68800
-0,84406
CSI300 Con-sumer Staples Index
0,59067
0,34038
0,70
0,46821
-0,27212
Tabelle 4: Korrelationen der Aktienindizes mit Wirtschaftsfaktoren114.
113 Vgl.: Rohde (2011b), o.S. 114 Berechnet in Microsoft Excel (Ergebnisse gerundet).
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
38
5 Thesenformulierung
5.1 Beurteilung der vorgestellten Branchen
Basierend auf den bisherigen Ergebnissen, sollen nun noch einmal die vorgestellten Branchen
und stellvertretend für diese die entsprechenden Aktienindizes einander gegenüber gestellt
werden. Dazu erfolgte eine Regressionsrechnung in Microsoft Excel und eine Analyse ver-
schiedener historischer Daten. Folgende Tabelle zeigt eine Übersicht der im vergangenen Ka-
pitel vorgestellten Kennzahlen der Aktienindizes.
Index Mittlere Tages-
rendite in % Volatilität in %
Varianz in % Beta-Faktor115 Bestimmtheitsmaß
CSI300 Index
-0,04090
2,13767
0,04570
1
--
CSI300 Energy Index
-0,02338
2,60074
0,06764
0,06589
0,00296
CSI300 Health Care Index
0,00853
2,25730
0,05095
0,63182
0,35861
CSI300 Indus-trial Index
-0,05756
2,24906
0,05058
0,78674
0,56013
CSI300 Con-sumer Staples Index
0,01385
2,08576
0,04350
0,61234
0,39453
Tabelle 5: Übersicht ausgewählter Kennzahlen der Aktienindizes116.
In Kapitel vier wurde bereits dargestellt, welcher der Indizes am volatilsten ist und wie die
gewählten Aktienindizes mit dem CSI300 Index zusammenhängen. Die erarbeiteten Faktoren
der einzelnen Indizes sollen zur Risikoeinschätzung genutzt werden. Dabei wird unter ande-
rem der Beta-Faktor betrachtet, auch wenn ein Investor nicht das Marktportfolio hält. Der sehr
volatile CSI300 Energy Index weißt einen Beta-Faktor von 0,06589 und ein Bestimmtheits-
maß von 0,00296 auf. Das heißt, dass dieser Index ein geringes systematisches Risiko auf-
weist, aber dafür ein hohes unsystematisches Risiko. Die nicht marktbedingten Schwankun-
gen dieses Index sind unter Umständen also sehr hoch. Dagegen ist der Beta-Faktor des
CSI300 Health Care Index fast zehn Mal so hoch: 0,63182. Das Bestimmtheitsmaß dieses
Index liegt bei 0,35861. Somit weißt dieser Index ebenfalls ein geringes bis normales syste-
matisches Risiko und auch ein hohes unsystematisches Risiko auf, womit dieser Index ähnlich
wie der CSI300 Energy Index bewertet werden kann. Den größten Beta-Faktor der vorgestell-
ten Indizes hat der CSI300 Industrial Index mit 0,78674. Sein Bestimmtheitsmaß liegt bei
115 Als diversifiziertes Marktportfolio wird der CSI300 Index angenommen. 116 Berechnet in Microsoft Excel (Ergebnisse gerundet).
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
39
0,56013. Das systematische Risiko dieses Index kann also als gering bis normal eingestuft
werden, während das unsystematische Risiko gering ist. Dieser Index unterliegt somit nicht
größeren marktunabhängigen Schwankungen. Zuletzt soll der CSI300 Consumer Staples In-
dex betrachtet werden, dessen Beta-Faktor bei 0,61234 liegt und das Bestimmtheitsmaß bei
0,39453. Damit weist dieser Index ein geringes bis normales systematisches Risiko auf, dafür
ist sein unsystematisches auch relativ hoch. Abschließend kann also gesagt werden, dass der
CSI300 Industrial Index nur geringen marktunabhängigen Schwankungen unterliegt, aller-
dings weist er auch das höchste systematische Risiko auf. Da die systematischen Risiken aller
vorgestellten Indizes relativ niedrig sind, lässt sich aus dieser Sicht keine eindeutige Aussage
treffen, welcher Index am besten für eine Investition geeignet wäre.
Wie bereits dargestellt wurde, folgt der CSI300 Energy Index einem negativen Trend, ist sehr
volatil und korreliert außerdem stark positiv mit der steigenden Inflation. Zwar beinhaltet der
Fünf-Jahres-Plan der chinesischen Regierung grundlegende Veränderungen für den Energie-
sektor. Eine Umschichtung in Richtung erneuerbarer Energien wird jedoch nicht so schnell
realisierbar und eher für langfristige Investitionen in diese Brache interessant sein. Da aber
Spekulationen über den Fünf-Jahres-Plan hinaus sehr unsicher sind, soll im Wesentlichen die
Entwicklung der Branchen und eine Anlageform für die nächsten fünf Jahre betrachtet wer-
den. Der Energiesektor wird in dieser Zeit weiterhin sehr volatil bleiben. Zwar wird dieser
Branche Potenzial nach oben zugemessen, durch die Umstrukturierung und höherer Energie-
effizienz, allerdings nicht in den nächsten fünf Jahren. Daher eignet sich der CSI300 Energy
Index nach Auffassung der Autoren nicht als gute Anlageform.
Der CSI300 Health Care Index spiegelt hingegen den aufstrebenden Gesundheitssektor in
China wider und folgt einem insgesamt positiven Trend. Die Korrelation zur Inflation ist rela-
tiv niedrig und das systematische Risiko dieses Index nicht sehr hoch. Dieser Index und die
Branche die er repräsentiert, befinden sich in einem aufsteigenden Segment Chinas und ver-
spricht für einen Anleger durchaus eine positive Rendite. Dies liegt unter anderem daran, dass
der demografische Wandel in China eine immer ältere Bevölkerung mit sich bringt und somit
mehr Leistungen aus dieser Branche benötigt werden. Ebenfalls plant die chinesische Regie-
rung einen Ausbau der Sozialleistungen und die wachsende Mittelschicht hegt großes Interes-
se an medizinischen Leistungen. Zu dieser Branche gehören auch die aufstrebende Pharma-
und Biotechnologieindustrie, für die der Fünf-Jahres-Plan große Investitionen vorsieht. Damit
erscheint der Gesundheitssektor äußerst interessant für eine Geldanlage in China.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
40
Auch der Industriesektor in China befindet sich in einem Umbruch und der CSI300 Industrial
Index verzeichnet eine negative, durchschnittliche Tagesrendite. Als größter Sektor in China
trägt er nicht nur am stärksten zum Bruttoinlandsprodukt bei, sondern hat auch den größten
Anteil am CSI300 Index. Derzeit entwickelt sich die Branche von der Massenfertigung immer
mehr zur Fertigung hochwertigerer Produkte. Für diese fehlt aber noch weitestgehend der
Absatzmarkt und der allgemeine Trend steigender Löhne belastet die Branche zusätzlich. Da-
her erwarten die Autoren für die nächsten fünf Jahre nur eine bedingt positive Veränderung
des Industriesektors und des CSI300 Industrial Index und stufen diesen insgesamt als zu unsi-
cher ein, da auch seine bisherige Entwicklung nicht sehr viel versprechend erscheint.
Als letztes sei der CSI300 Consumer Staples Index, der den Bedarf an Grundbedarfsgütern
repräsentiert, betrachtet. Wie in Kapitel vier beschrieben, ist Chinas Bevölkerung mehr und
mehr konsumorientiert. Durch steigende Löhne kann sich die wachsende Mittelschicht immer
mehr Lebensmittel und Textilien leisten. Der dazugehörige Index konnte ebenfalls in den letz-
ten Jahren stark gewinnen und weist eine positive, durchschnittliche Tagesrendite auf. Zudem
ist er wenig volatil und verfügt über ein geringes systematisches Risiko. Dieser Aktienindex
geht als Gewinner aus der Entwicklung der letzten Jahre hervor und wird daher als äußerst
rentabel für eine mögliche Geldanlage gesehen.
5.2 Veränderung der ausgewählten Branchen bei einer Aufwertung des Renminbi
Die in Kapitel vier vorgestellten Branchen sollen nun in Bezug auf Wechselkursänderungen
untersucht werden. Dazu wird zunächst die Entwicklung der Aktienkurse zwischen dem 02.
August 2010 und dem 01. August 2011 betrachtet. In diesem Zeitraum wertete der RMB um
etwa 5,3% zum USD auf. Abbildung 12 verdeutlicht den fast linearen Anstieg des RMB. Wie
bereits in Kapitel drei angesprochen, gilt eine weitere Aufwertung um ca. fünf Prozentpunkte
in nächster Zeit als durchaus realistisch. Daher soll anhand von historischen Daten bestimmt
werden, welche Branche am meisten von einer Aufwertung profitiert hat und somit am besten
geeignet für einen potenziellen Anleger erscheint. Dabei wird immer mit der Mengennotie-
rung des RMB gearbeitet, um die Aufwertung des Kurses zu betrachten.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
41
Abbildung 12: Entwicklung des Wechselkurses von August 2010 bis August 2011. Eigene Darstellung117.
Abbildung 13 verdeutlicht zusammenfassend die Entwicklung der vier gewählten Aktienindi-
zes im gewählten Zeitraum.
Abbildung 13: Entwicklung der gewählten Aktienindizes innerhalb eines Jahres. Eigene Darstellung118.
Interessant ist, dass die Kursentwicklungen des CSI300 Energy Index und des CSI300 Indus-
trial Index von der Aufwertung des RMB weitestgehend unbeeinflusst bleiben und somit kei-
ne Anwärter für potentielle Anleger zu sein scheinen. Natürlich muss in diesem Zusammen-
hang noch berücksichtigt werden, dass der Aktienkurs nicht nur auf Schwankungen des
Wechselkurses reagiert, sondern auch andere wirtschaftliche Faktoren zu einer Kursänderung
geführt haben können, wie der Leitzins. Außerdem war die Beeinflussung des Handelsüber-
117 Quelle: http://www.federalreserve.gov/releases/H10/hist/. 118 Quelle: http://de.finance.yahoo.com/.
0,142
0,144
0,146
0,148
0,15
0,152
0,154
0,156
0,158
02
. A
ug
10
19
. A
ug
10
08
. S
ep
10
27
. S
ep
10
15
-Oct
-10
03
. N
ov
10
23
. N
ov
10
13
-De
c-1
0
03
. Ja
n 1
1
21
. Ja
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1
09
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11
1-M
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11
18
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1
06
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25
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11
12
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1
01
. Ju
n 1
1
20
. Ju
n 1
1
08
. Ju
l 1
1
27
. Ju
l 1
1
Wechselkurs USD/RMB
Linear (Wechselkurs
USD/RMB)
0,00
1.000,00
2.000,00
3.000,00
4.000,00
5.000,00
6.000,00
7.000,00
8.000,00
02.
Aug
10
02.
Sep
10
02.
Okt
10
02.
Nov
10
02.
Dez
10
02.
Jan
11
02.
Feb
11
02.
Mrz
11
02.
Apr
11
02.
Mai
11
02.
Jun
11
02.
Jul
11
CSI300 Consumer Staples
CSI300 Energy
CSI300 Industrial
CSI300 Health Care
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
42
schusses und der Inflationsrate durch die Aufwertung des RMB nicht wie sie hätte sein sollen,
was an den Auswirkungen der vorangegangenen Krise und dem hohen Defizit der USA im
Jahre 2011 liegen könnte.
Der CSI300 Consumer Staples Index folgt in dem betrachteten Zeitraum einem positiven
Trend und kann um mehr als 30% im Kursverlauf gutmachen. Auch der CSI300 Health Care
Index scheint von den Wechselkursänderungen beeinflusst zu werden. Dieser schließt im Au-
gust 2011 allerdings mit dem gleichen Kursniveau, von dem aus er bereits im August 2010
startete. Der CSI300 Health Care Index korreliert mit einem Wert von -0,51073 deutlich nega-
tiv mit dem Wechselkurs, während der CSI300 Consumer Staples Index wie erwartet mit ei-
nem ähnlichen Wert mit dem Wechselkurs positiv korreliert.
Abbildung 14: Entwicklung des chinesischen Leitzinses von 8/2010 bis 8/2011. Eigene Darstellung119.
Betrachtet man die Zinsentwicklung zwischen August 2010 und 2011 (vgl. Abbildung 14),
sieht man, dass der Zins extrem zulegte. Liegt dieser Mitte des Jahres 2010 noch bei niedrigen
2,5%, bewegt er sich ein Jahr später bereits auf einem Niveau von etwa sieben Prozent, was
einer Steigerung von 300% innerhalb eines Jahres entspricht. Wie bereits in Kapitel drei be-
schrieben, macht ein höherer Zinssatz Geldanlagen interessanter und damit die Investition in
Aktien prinzipiell weniger beliebt. Denn die risikoreichen Geschäfte mit Aktien ziehen nur
dann viele Anbieter an, wenn eine risikolose Anlage des Geldes nur zu einem sehr niedrigen
Zinssatz möglich ist. Allerdings ist auch die typische negative Reaktion der Aktienkurse auf
einen steigenden Zinssatz bei keinem der CSI300 Indizes zu erkennen (vgl. Kapitel 4.1.1.2).
119 Quelle: Thomson Reuters Datastream.
0
1
2
3
4
5
6
7
8
2.8
.20
10
17
.8.2
01
0
1.9
.20
10
16
.9.2
01
0
1.1
0.2
01
0
18
.10
.20
10
2.1
1.2
01
0
17
.11
.20
10
2.1
2.2
01
0
17
.12
.20
10
3.1
.20
11
18
.1.2
01
1
2.2
.20
11
17
.2.2
01
1
4.3
.20
11
21
.3.2
01
1
5.4
.20
11
20
.4.2
01
1
5.5
.20
11
20
.5.2
01
1
6.6
.20
11
21
.6.2
01
1
6.7
.20
11
21
.7.2
01
1Zinsen
Linear (Zinsen)
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
43
Der steigende Wechselkurs korreliert zudem positiv mit dem chinesischen Leitzins und der
Inflation. Auch die positive Korrelation des Wechselkurses mit der Inflation entspricht nicht
der allgemeinen Erwartungshaltung. Da durch eine Aufwertung der Währung Importe günsti-
ger werden, müsste die Inflation prinzipiell sinken120. Somit muss bei einer weiteren Aufwer-
tung des RMB mit einem Anstieg des Zinses und ebenfalls einer höheren Inflationsrate ge-
rechnet werden, außer die Inflationsrate wurde im betrachteten Zeitraum von anderen Fakto-
ren stark beeinflusst. Zudem gelten die meisten Theorien bezüglich Interaktionen zwischen
verschiedenen Faktoren im Verhältnis zum Wechselkurs für Volkswirtschaften, in denen sich
Wechselkurse frei entwickeln können und nicht staatlich beeinflusst werden. Die Auswirkun-
gen eines Leitzinses um 10% und einer ebenfalls relativ hohen Inflationsrate dürften fatal für
verschiedene Faktoren in der chinesischen Volkswirtschaft sein, sind aber an dieser Stelle
nicht von Interesse. Abschließend bleibt zu sagen, dass die zu erwartende Aufwertung des
RMB um etwa fünf Prozent sehr wahrscheinlich kaum eine Veränderung der chinesischen
Volkswirtschaft bringen wird. Insbesondere dürfte die Aufwertung wieder einmal keine wir-
kungsvolle Inflationsbekämpfung mit sich bringen. Außerdem ist es fraglich, ob der Wechsel-
kurs überhaupt Einfluss auf den Handelsüberschuss121 Chinas, insbesondere mit den USA,
hat.
Insgesamt wertete der RMB seit dem Jahr 2005 etwa 25% gegenüber dem USD auf122. In die-
ser Zeit konnte ein deutlicher Rückgang des Handelsüberschusses und auch ein zeitweiser
Rückgang der Inflationsrate verzeichnet werden. Bei einer Aufwertung der chinesischen Wäh-
rung um ca. zwanzig Prozent in den nächsten Jahren, kann durchaus mit dem gewünschten
Rückgang der Inflationsrate aber auch des hohen Zinses gerechnet werden. Damit würden
dann wiederum die Investitionen sinken und der Handelsüberschuss zurückgehen. Die Ak-
tienkurse würden von dieser Entwicklung nur profitieren, da die Investition in Aktien bei ei-
nem niedrigen Zinsniveau wieder attraktiver wird. Dies wiederum hat einen Anstieg der Kur-
se durch die erhöhte Nachfrage zur Folge.
Da die Wertentwicklungen der Vergangenheit keine Prognosen für die Zukunft erlauben, soll
anhand der vorhandenen Daten eine mögliche Tendenz gegeben werden.
120 Vgl.: Ruppel (2007), S. 29. 121 Vgl.: o.V. (2011m), o.S. 122 Vgl.: FAZ Finanzen vom 16.02.2012.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
44
5.3 Anlageempfehlung
Nach der Betrachtung der wirtschaftlichen Situation Chinas und der politischen Umstände
dieses Emerging Marktes sowie der Erläuterung der wichtigsten volkswirtschaftlichen Ein-
flussfaktoren soll nun abschließend eine Anlageempfehlung für private oder kleinere unter-
nehmerische Investoren abgegeben werden. Dabei wird der aktuelle Wandel in der Volksre-
publik China und eine in nächster Zeit zu erwartende Aufwertung des RMB berücksichtigt.
Da es sich um eine Investition in Aktien handelt, wird der potentielle Anleger als risikofreu-
dig und gewinnorientiert angenommen. Außerdem darf nicht vergessen werden, dass der An-
leger die im zweiten Kapitel vorgestellten Voraussetzungen erfüllen muss, um überhaupt in
China investieren zu können. Grundsätzlich ist eine Investition in RMB bei immer mehr deut-
schen Banken möglich. Seit Mitte des Jahres 2011 ist es unter anderem bei der Deutschen
Bank möglich ein Konto auf RMB lautend zu eröffnen. Momentan ist dies zwar nur Ge-
schäftskunden vorbehalten, mit einer Erweiterung für private Anleger kann jedoch in nächster
Zeit gerechnet werden123, wenn der Renminbi mehr und mehr frei konvertibel wird.
Grundsätzlich ist die Anlage in den CSI300 Index sinnvoll, da dieser sich momentan auf ei-
nem relativ gemäßigten Niveau befindet mit viel Luft nach oben. Alle vorgestellten Branchen
werden durch den Fünf-Jahres-Plan der Regierung begünstigt und streben einen positiven
Wandel in den kommenden Jahren an.
Aufgrund der erarbeiteten Ergebnisse bietet sich eine Geldanlage in CSI300 Consumer
Staples Index an, der in jeder Hinsicht die beste Entwicklung seit Juli 2007 verfolgt. Auch die
Aufwertung des RMB verstärkte den positiven Trend dieses Index. Zur Erwirtschaftung einer
positiven Rendite in den nächsten fünf Jahren scheint der CSI300 Consumer Staples Index
somit am geeignetsten.
Auf längere Sicht und bei Betrachtung der zu erwartenden Entwicklung des Gesundheitssek-
tors, scheint zudem der CSI300 Health Care Index eine gute Anlagemöglichkeit zu sein. Die
Entwicklung dieses Sektors wird in den nächsten Jahren sicherlich stark voranschreiten.
Gleichzeitig verfügt der Gesundheitssektor über eine geringe Abhängigkeit von volkswirt-
schaftlichen Ereignissen. Somit gilt auch eine Anlage in den CSI300 Health Care Index als
vielversprechend.
123 Momentan u.a. möglich durch Fonds, vgl.: Lukassen (2012), o.S.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
45
6. Fazit
Ziel dieser Arbeit war es zu prüfen, ob Chinas Aktienmärkte als Geldanlage zum Schutz vor
politischen und inflationären Risiken dienen können. Im Fokus standen private Anleger, wel-
che eine kurz- bis mittelfristig sichere Anlage suchen. In Anbetracht der zurückliegenden Jah-
re, welche insbesondere durch die weltweite Finanzkrise geprägt waren, stellt dies nicht zu-
letzt aufgrund der zusätzlich eingetretenen Schuldenkrise in der Europäischen Union, eine
große Problematik dar, privates Vermögen anzulegen. Dabei geht es zunächst um die erfolg-
reiche Konservierung und nicht unbedingt um die Vermehrung des Vermögens, um die ange-
sprochenen Krisen zu bewältigen. Diese führten zu einem Anstieg der Unsicherheit, sodass
Prognosen nur unter größter Unsicherheit möglich sind. Investitionen sind damit risikobehaf-
teter als üblich. Folglich wurde eine Anlagemöglichkeit gesucht, die von der europäischen
Krise weitestgehend verschont (d.h. unbeeinflusst) bleibt. Resultat der Suche waren Chinas
Aktienmärkte, da Anlagemethoden wie der Kauf von Aktien auf einem Emerging Market wie
China sehr vielversprechend erschienen. Zudem wurden Indizes gewählt, die ebenfalls als
konservative Anlageform beschrieben werden können. Diese offerieren oftmals kurzfristig
geringere Gewinnpotenziale als jüngere Märkte wie z.B. der IT-Sektor. Mögliches Wachstum
ist aufgrund der besseren Vergleichbarkeit mit bewährten Volkswirtschaften, der konstanteren
Nachfrage sowie der geringeren Anfälligkeit für Spekulationsblasen nachhaltiger sowie leich-
ter vorhersehbar und damit besser für private Anleger geeignet.
China hat sich in den vergangenen Jahrzehnten in allen Bereichen und insbesondere in Politik
und Wirtschaft sehr verändert. Der Wandel wurde dabei vor allem durch den Wechsel von der
Planwirtschaft zur Marktwirtschaft sehr erfolgreich geprägt und veränderte Chinas Volkswirt-
schaft sehr. Der Entwicklungsprozess ist dabei bereits weit fortgeschritten, wenn auch längst
nicht abgeschlossen. Der bisherige Erfolg deutet jedoch an, dass sich China wirtschaftlich auf
dem richtigen Weg befindet. Aufgrund des bereits bewältigten Entwicklungsprozesses nimmt
China heute eine wichtige Position in der Weltwirtschaft ein und ist stark mit westlichen In-
dustrienationen verflochten, sodass gegenseitige Abhängigkeiten entstanden sind. Dies resul-
tiert zum einen aus den hohen Exporten, zum anderen aus dem Interesse anderer Nationen
(und Unternehmen), China als einen der attraktivsten Absatzmärkte weltweit erschließen zu
können. Möglich wurde der Erfolg auch, weil die chinesische Regierung oft zum richtigen
Zeitpunkt die richtigen Entscheidungen traf. So waren und sind bis heute die hohen Export-
überschüsse unter anderem dem seit 1992 geltenden, weitestgehend festen Wechselkurs zwi-
schen RMB und USD zu verdanken. Möglich waren diese, indem der unterbewertete RMB in
Verbindung mit einem niedrigen Lohnniveau zu attraktiven Preisen auf dem Weltmarkt führ-
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
46
te. Mittlerweile ist die Entwicklung Chinas an einem weiteren Scheidepunkt angelangt. Die
hohen Exporte führen zunehmend zu hoher Inflation. Das Wachstum ist allein durch Billig-
produktion nicht zu halten, da aufgrund der gestiegenen Reallöhne andere Nationen zuneh-
mend günstiger werden. Zudem erwirtschaften die hohen Exportüberschüsse in Form von
Devisenreserven niedrige Renditen und beinhalten dennoch hohe Risiken, sodass von dem
bisherigen Kurs zunehmend abgewichen werden muss. Ziel ist es, die Binnennachfrage (wei-
terhin) zu steigern und sinkende Exporterlöse damit zu relativieren. Nur so scheint das
Wachstum konstant und nachhaltig realisierbar zu sein. Zudem soll der industrielle Sektor von
der bisherigen Billigproduktion auf vermehrte Hightech-Produktion umstrukturiert werden.
China soll mit anderen Worten modernisiert und auf die Ebene eines Industriestaates „ge-
hievt“ werden.
Ansatzpunkte, die dies bewerkstelligen sollen, sind die kontinuierliche Aufwertung des RMB
sowie die schrittweise Öffnung der chinesischen Finanz- und Kapitalmärkte. Diese führen
dazu, dass die Inflation gesenkt werden kann, da durch den (tendenziellen) Ausgleich der
Handelsbilanz weniger Inflation importiert wird und diese damit nicht durch den weiteren
Aufbau von Devisenreserven eliminiert werden muss. Der Leitzins kann dadurch wieder auf
ein gesünderes Niveau gesenkt werden, wobei mit gesonderten Regeln zu rechnen ist, da der
Immobilienblase keine weitere Nahrung gegeben werden soll. Sinkende Zinsen führen somit
zu gesteigerten Investitionen, da risikolose Geldanlagen weniger attraktiv sind. Gleichzeitig
sorgen eine sinkende Sparquote, sowie die damit einhergehende Erhöhung des Konsums da-
für, dass das Investitionsvolumen langfristig, relativ gesehen sinkt. Dies ist jedoch aufgrund
der Überinvestition in vielen Bereichen unproblematisch und wird zudem durch eine weitere
Erhöhung der Investitionen aus dem Ausland abgefangen.
Dennoch ist und bleibt China wie auch andere Emerging Markets vorerst ein volatiler Markt
und ist daher nicht ohne Erfahrung zu meistern. Die QFII-Regelung kommt dem entgegen, da
Privatpersonen dazu gezwungen werden an QFIIs, bzw. solange Privatanleger keine in RMB
lautende RMB-Konten eröffnen können, über den Umweg von dafür spezialisierten Gesell-
schaften, heranzutreten und diese mit der Anlage zu beauftragen. Dies stellt damit eine weite-
re Chance dar, die wirtschaftliche Zusammenarbeit auszubauen und damit auch China am
Erfolg der Globalisierung teilhaben zu lassen. Zudem eröffnet sich für ausländische (deut-
sche) Banken ein „neues“ Geschäftsfeld, welches hohe Potenziale darstellt.
Trotz der mathematisch ermittelten Fakten und den zugrundeliegenden volkswirtschaftlichen
Theorien sind exakte Prognosen nicht möglich. So können unterschiedliche Ereignisse die nur
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
47
in mittelbarem Zusammenhang mit der beschriebenen Thematik stehen Auswirkungen auf die
Ergebnisse dieser Arbeit haben. Aufgrund der immensen Bedeutung des chinesischen Fünf-
Jahresplans kann mittelfristig dennoch von einer relativ stabilen Entwicklung ausgegangen
werden. Dieser kann als zusätzlicher Indikator bei der Wahl der Anlagestrategie berücksich-
tigt werden. Trotz der intensiven Ausrichtung auf alternative bzw. regenerative Energien wur-
de in dieser Arbeit darauf verzichtet, Aktien des Energie-Index zu empfehlen, weil dieser
Markt noch extrem volatil und sehr undurchsichtig erscheint. Langfristig kann sich eine Anla-
ge auf diesem Markt dennoch rentieren. Entscheidend wird sein, ob die chinesische Regierung
an ihrem Kurs festhält und die Umgestaltung der Infrastruktur in den folgenden Fünfjahres-
plänen weiterhin im Fokus behält, oder ob zukünftig andere Schwerpunkte gewählt werden.
Langfristig stellt die Energiegewinnung durch Kohleverbrennung jedoch keine Alternative
dar. Fraglich ist daher, welche Strategie zur Abdeckung des immensen Energiebedarfs ge-
wählt wird. Ob dies mittelfristig tatsächlich erneuerbare Energien sind bleibt abzuwarten.
Bis dahin stehen jedoch zunächst humanitäre und soziale Themen im Fokus, die die Regie-
rung lösen muss. Durch den Anspruch, die Einkommen weiterhin real jährlich zu steigern,
offerieren die beschriebenen Indizes (CSI300 Consumer Stapler und CSI300 Health Care)
kurz- bis mittelfristig Potenziale, private Gelder gewinnbringend anzulegen. Trotz der über-
wiegend positiven Entwicklung im Betrachtungszeitraum liegen hier weitere Wachstumspo-
tenziale, welche nicht zuletzt durch weitere Fusionen, sowie das immense Wachstumspoten-
zial der Inlandsnachfrage nach Konsumgütern und besseren gesundheitlichen Bedingungen
abgeschöpft werden können. Chinas Politik stellt dabei einen relativ geringen Risikofaktor
dar, weil sie aufgrund der Konstanz, die sie bei der Verfolgung der festgelegten Strategie
zeigt, durchaus berechenbar ist. Zudem ist sie, trotz der Risiken bezüglich der Devisenreser-
ven in einer starken Verhandlungsposition und kann eigene Interessen somit leichter erfolg-
reich durchsetzen. Dies führt zu einer Risikoreduktion für private Anleger, da inflationäre
Risiken aufgrund des zugrundeliegenden Sachwertes einer Aktie als nahezu inflationsneutral
zu bezeichnen sind.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
48
Anhang
I: Memorandum of Understanding with Overseas Stock Exchanges124
No. Date of Signing Stock Exchanges Name of MOU
Place of Signing Subscriber
1
1994.3
London Stock Exchange plc, Inc.
MOU Shanghai Li Xiangrui
Andrew Hugh Smith
1998.10 MOU Shanghai Tu Guangshao
Gavin Casey
2004.1 MOU Shanghai Geng Liang
Clara Furse
2 1995.7 NASD
Information Shairing Agreement
Washington D. C.
Wei Wenyuan
Richard Ketchum
3 1995.2 Pacific Exchange
MOU Concerning the Provisions of Informa-tion for the Purpose of
Regulation and En-forcement
Shanghai and San
Francisco Li Xiangrui
4 2002.5 Hong Kong Exchanges and
Clearing, Ltd.
Cooperation Agreement on Exchange or Se-
condment of Executive Staff
Shanghai Zhu Congjiu
KuangQizhi
5 2002.9 Australian Stock Exchange MOU Shanghai Zhu Congjiu
Richard G. Humphry AO
6
2002.12
Tokyo Stock Exchange, Inc.
MOU Shanghai Zhu Congjiu
Masaaki Tsuchida
2006.08 MOU Send
bymail
Zhu Congjiu
TaizoNishimuro
7 2003.3 Korea Stock Exchange MOU Shanghai Geng Liang
YUNG-JOO KANG
8 2003.10 New York Stock Exchange MOU New York Geng Liang
Robert G. Britz
9 2004.4 Singapore Exchange Limited MOU Singapore Geng Liang
Hsieh Fu Hua
10 2004.9 Osaka Securities Exchange
Co., Ltd.
MOU Shanghai Zhu Congjiu
MihioYoneda
11 2004.9 Vienna Stock Exchange MOU Vienna
Geng Liang
Erich Obersteiner
Stefan Zapotocky
12 2004.11 TORONTO STOCK EX-
CHANGE, a division of TSX INC.
MOU Shanghai Geng Liang
John B. Cieslak
13 2004.11 Moscow Interbank Currency MOU Shanghai Geng Liang
124 o.V. (2011n), o.S.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
49
Exchange Alexander I. Potemkin
2009.9 Moscow Interbank Currency
Exchange
MOU(Index) Send
bymail
Zhang Yujun
Konstantin Korishchenko
14 2004.11 DEUTSCHE BÖRSE AG MOU Shanghai Geng Liang
Werner G. Seifert
15
2005.3 BOVESPA-Brazil's Stock
Exchange
MOU Brazil
Geng Liang
Raymundo MagliandFilho
2007.8 BOVESPA-Brazil's Stock
Exchange
MOU Brazil Geng Liang
Raymundo MagliandFilho
16 2005.3 Chicago Mercantile Exchan-
ge INC.
MOU Send
bymail
Geng Liang
Terrence A. Duffy
17 2005.3 Chicago Board Options Ex-
change, INC.
MOU Send
bymail
Geng Liang
William J. Brodsky
18 2005.4 Jakarta Stock Exchange MOU Shanghai Geng Liang
ErryFirmansyah
19 2005.6 BORSA ITALIANA MOU Beijing Geng Liang
Massimo Capuano
20 2005.6 BMV-Mexican Stock Ex-
change
MOU Beijing Geng Liang
Guillermo Prieto-Trevino
21 2005.6 MTS S.p.A.
The Letter of Intent for Cooperation
Send bymail
Zhu Congjiu
Philippe Rakotovao
22 2005.9 OMX MOU Shanghai Zhu Congjiu
Hans-Ole Jochumsen
23 2006.9 Luxembourg Stock Exchan-
ge
MOU Shanghai Michel Maquil
Geng Liang
24 2006.9 Bourse de Montreal Inc. MOU Shanghai Zhu Congjiu
Luc Bertrand
25 2006.9 EURONEXT N.V. MOU Shanghai
Geng Liang
Jean-Francois Theo-dore
Olivier Lefebvre
26 2006.10 The NASDAQ Stock Market
LLC
MOU New York James Liu
Adena T. Friedman
27 2007.4 Karachi Stock Ex-
change(Guarantee)Limited
MOU Beijing Geng Liang
ShehzadChamdia
28 2007.6 Cairo& Alexandria Stock
Exchange
MOU Cairo Geng Liang
MagedShawky
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
50
2010.1 The Egyptian Exchange MOU Shanghai Liu Xiaodong
Mohamed Omran
29 2007.10 Istanbul Stock Exchange MOU Shanghai Geng Liang
Osman BĐRSEN
30 2007.11 Hochiminh Stock Exchange MOU Shanghai Geng Liang
Nguyen Doan Hung
31 2008.10 The Tel-Aviv Stock Ex-
change Ltd.
MOU Milan Zhang Yujun
Ester Levanon
32 2008.10 Malta Stock Exchange MOU Milan
Zhang Yujun
Joseph ZammitTabona
33 2009.1 Hong Kong Exchanges and Clearing Limited (HKEx)
Agreement on Regular Meetings between Se-nior Executives and on
Staff Exchange
Shanghai Zhang Yujun
Paul Chow
34 2009.2 Abu Dhabi Securities Ex-
change
MOU Abu Dhabi Geng Liang
Tom Healy
35 2009.4 NZX Ltd. MOU Wellington Zhang Yujun
Mark Weldon
36 2009.8 Colombo Stock Exchange MOU Send
bymail
Zhang Yujun
SurekhaSellahewa
37 2010.4 The Stock Exchange of
Thailand
MOU Shanghai
Zhang Yujun
PatareeyaBenjapolchai
II: Liste zugelassener QFII125
No. QFII Chinese Name QFII English Name Regist-ration
Domesticcustodianbank
ExaminationandApproval Date
1 瑞士银行 UBS AG 瑞士 花旗银行(中国)有限公司 23.05.2003
2 野村证券株式会社 Nomura Securities Co.,Ltd. 日本
中国农业银行股
份有限公司 23.05.2003
3
摩根士丹利国际股份有
限公司
Morgan Stanley & Co. International Limited 英国
汇丰银行(中国)有限公司 05.06.2003
4 花旗环球金融有限公司 Citigroup Global Markets Limited 英国
德意志银行(中
国)有限公司 05.06.2003
5 高盛公司 Goldman, Sachs & Co. 美国
汇丰银行(中国)有限公司 04.07.2003
6 德意志银行 Deutsche Bank Ak-tiengesellschaft 德国
花旗银行(中国)有限公司 30.07.2003
125 o.V. (2012f), o.S.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
51
7
香港上海汇丰银行有限
公司
The Hongkong and Shanghai Banking Corporation Limited 香港
中国建设银行股
份有限公司 04.08.2003
8
荷兰安智银行股份有限
公司 ING Bank N.V. 荷兰 渣打银行(中国)有限公司 10.09.2003
9 摩根大通银行
JPMorgan Chase Bank, National Asso-ciation 美国
汇丰银行(中国)有限公司 30.09.2003
10
瑞士信贷(香港)有限公司
Credit Suisse (HongKong) Limited 香港
中国工商银行股
份有限公司 24.10.2003
11
渣打银行(香港)有限公司
Standard Chartered Bank (HongKong) Limited 香港
中国银行股份有
限公司 11.12.2003
12 日兴资产管理有限公司 Nikko Asset Man-agement Co.,Ltd. 日本
交通银行股份有
限公司 11.12.2003
13 美林国际 Merrill Lynch Inter-national 英国
汇丰银行(中国)有限公司 30.04.2004
14 恒生银行有限公司 Hang Seng Bank Limited 香港
中国建设银行股
份有限公司 10.05.2004
15
大和证券资本市场株式
会社
Daiwa Securities Capital Markets Co.,Ltd. 日本
中国工商银行股
份有限公司 10.05.2004
16
雷曼兄弟国际(欧洲)公司
Lehman Brothers International (Euro-pe) 英国
中国农业银行股
份有限公司 06.07.2004
17
比尔及梅林达盖茨信托
基金会 Bill & Melinda Gates Foundation 美国
汇丰银行(中国)有限公司 19.07.2004
18 景顺资产管理有限公司 INVESCO Asset Management Limited 英国
中国银行股份有
限公司 04.08.2004
19 荷兰银行有限公司 ABN AMRO Bank N.V. 荷兰
汇丰银行(中国)有限公司 02.09.2004
20 法国兴业银行 SociétéGénérale 法国 汇丰银行(中国)有限公司 02.09.2004
21 巴克莱银行 Barclays Bank PLC 英国 渣打银行(中国)有限公司 15.09.2004
22 德国商业银行 Commerzbank AG 德国 中国工商银行股
份有限公司 27.09.2004
23 富通银行 Fortis Bank NV-SA 比利时 中国银行股份有
限公司 29.09.2004
24 法国巴黎银行 BNP Paribas 法国 中国农业银行股
份有限公司 29.09.2004
25 加拿大鲍尔公司 Power Corporation of Canada 加拿大
中国建设银行股
份有限公司 15.10.2004
26 东方汇理银行
Credit Agrigole Cor-porate and Invest-ment Bank 法国
汇丰银行(中国)有限公司 15.10.2004
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
52
27 高盛国际资产管理公司
Goldman Sachs Asset Management Interna-tional 英国
汇丰银行(中国)有限公司 09.05.2005
28
马丁可利投资管理有限
公司
Martin Currie In-vestment Manage-ment Ltd 英国
花旗银行(中国)有限公司 25.10.2005
29
新加坡政府投资有限公
司
Government of Sin-gapore Investment Corporation Pte Ltd 新加坡
渣打银行(中国)有限公司 25.10.2005
30 柏瑞投资有限责任公司 PineBridge Invest-ment LLC 美国
中国银行股份有
限公司 14.11.2005
31
淡马锡富敦投资有限公
司
Temasek Fullerton Alpha Investments Pte Ltd 新加坡
汇丰银行(中国)有限公司 15.11.2005
32 JF资产管理有限公司 JF Asset Manage-ment Limited 香港
中国建设银行股
份有限公司 28.12.2005
33
日本第一生命保险相互
会社
The Dai-ichi Mutual Life Insurance Com-pany 日本
中国银行股份有
限公司 28.12.2005
34 新加坡星展银行 DBS Bank Ltd. 新加坡 中国农业银行股
份有限公司 13.02.2006
35 安保资本投资有限公司 AMP Capital Inves-tors Ltd.
澳大利
亚 中国建设银行股
份有限公司 10.04.2006
36 加拿大丰业银行 The Bank of Nova Scotia 加拿大
中国银行股份有
限公司 10.04.2006
37
比联金融产品英国有限
公司 KBC Financial Prod-ucts UK Limited 英国
花旗银行(中国)有限公司 10.04.2006
38
法国爱德蒙得洛希尔银
行
La CompagnieFinan-cierr Edmond de Rothschild Banque 法国
中国银行股份有
限公司 10.04.2006
39 耶鲁大学 Yale University 美国 汇丰银行(中国)有限公司 14.04.2006
40
摩根士丹利投资管理公
司
Morgan Stanley In-vestment Manage-ment Inc. 美国
汇丰银行(中国)有限公司 07.07.2006
41
英国保诚资产管理(香港)有限公司
Prudential Asset Management (Hong-kong) Limited 香港
中国农业银行股
份有限公司 07.07.2006
42 斯坦福大学 Stanford University 美国 汇丰银行(中国)有限公司 05.08.2006
43 通用电气资产管理公司 GE Asset Manage-ment Incorporated 美国
汇丰银行(中国)有限公司 05.08.2006
44 大华银行有限公司 United Overseas Bank Limited 新加坡
中国工商银行股
份有限公司 05.08.2006
45
施罗德投资管理有限公
司 Schroder Investment Mangement Limited 英国
交通银行股份有
限公司 29.08.2006
46
汇丰环球投资管理(香港)有限公司
HSBC Global Asset Management (Hong Kong) Limited 香港
交通银行股份有
限公司 05.09.2006
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
53
47 瑞穗证券株式会社 Mizuho Securities Co.,Ltd 日本
中国建设银行股
份有限公司 05.09.2006
48
瑞银环球资产管理(新加坡)有限公司
UBS Global Asset Management (Singa-pore) Ltd 新加坡
花旗银行(中国)有限公司 25.09.2006
49
三井住友资产管理株式
会社
Sumitomo Mitsui Asset Management Company, Limited 日本
花旗银行(中国)有限公司 25.09.2006
50 挪威中央银行 Norges Bank 挪威 汇丰银行(中国)有限公司 24.10.2006
51 百达资产管理有限公司 Pictet Asset Mana-gement Limited 英国
汇丰银行(中国)有限公司 25.10.2006
52 哥伦比亚大学
The Trustees of Co-lumbia University in the City of New York 美国
汇丰银行(中国)有限公司 12.03.2008
53
保德信资产运用株式会
社 Prudential Asset Management Co.,Ltd. 韩国
中国建设银行股
份有限公司 07.04.2008
54 荷宝基金管理公司
Robeco Institutional Asset management B.V. 荷兰
花旗银行(中国)有限公司 05.05.2008
55
道富环球投资管理亚洲
有限公司
State Street Global Advisors Asia Li-mited 香港
渣打银行(中国)有限公司 16.05.2008
56 铂金投资管理有限公司 Platinum Investment Company Limited
澳大利
亚 汇丰银行(中国)有限公司 02.06.2008
57
比利时联合资产管理有
限公司 KBC Asset Manage-ment N.V. 比利时
中国工商银行股
份有限公司 02.06.2008
58 未来资产基金管理公司 Mirae Asset Global Investments Co., Ltd. 韩国
中国工商银行股
份有限公司 25.07.2008
59 安达国际控股有限公司 ACE INA Interna-tional Holdings, Ltd. 美国
中国工商银行股
份有限公司 05.08.2008
60 魁北克储蓄投资集团 Caisse de dép?t et placement du Québec 加拿大
汇丰银行(中国)有限公司 22.08.2008
61 哈佛大学
President and Fel-lows of Harvard Col-lege 美国
中国工商银行股
份有限公司 22.08.2008
62
三星投资信托运用株式
会社
Samsung Investment Trust Management Co., Ltd. 韩国
中国银行股份有
限公司 25.08.2008
63 联博有限公司 AllianceBernstein Limited 英国
汇丰银行(中国)有限公司 28.08.2008
64 华侨银行有限公司
Oversea-Chinese Banking Corporation Limited 新加坡
中国建设银行股
份有限公司 28.08.2008
65
首域投资管理(英国)有限公司
First State Investment Management (UK) Limited 英国
花旗银行(中国)有限公司 11.09.2008
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
54
66
大和证券投资信托委托
株式会社 DAIWA Asset Ma-nagement Co. 日本
中国银行股份有
限公司 11.09.2008
67 壳牌资产管理有限公司 Shell Asset Manage-ment Company B.V. 荷兰
花旗银行(中国)有限公司 12.09.2008
68 普信国际公司 T. Rowe Price Inter-national, Inc. 美国
汇丰银行(中国)有限公司 12.09.2008
69
瑞士信贷银行股份有限
公司 Credit Suisse AG 瑞士 中国工商银行股
份有限公司 14.10.2008
70 大华资产管理有限公司 UOB Asset Mana-gement Ltd 新加坡
中国工商银行股
份有限公司 28.11.2008
71 阿布达比投资局 ABU Dhabi Invest-ment Authority 阿联酋
汇丰银行(中国)有限公司 03.12.2008
72
德盛安联资产管理卢森
堡
Allianz Global Inves-tors Luxembourg S.A. 卢森堡
中国工商银行股
份有限公司 16.12.2008
73 资本国际公司 Capital International, Inc. 美国
汇丰银行(中国)有限公司 18.12.2008
74
三菱日联摩根士丹利证
券股份有限公司
Mitsubishi UFJ Mor-gan Stanley Securi-ties Co., Ltd. 日本
中国银行股份有
限公司 29.12.2008
75
韩华投资信托管理株式
会社
Hanwha Investment Trust Management Co., Ltd. 韩国
花旗银行(中国)有限公司 05.02.2009
76 新兴市场管理有限公司 Emerging Markets Management, L.L.C. 美国
汇丰银行(中国)有限公司 10.02.2009
77
DWS投资管理有限公司
DWS Investment S.A. 卢森堡
汇丰银行(中国)有限公司 24.02.2009
78 韩国产业银行 The Korea Develop-ment Bank 韩国
中国建设银行股
份有限公司 23.04.2009
79
韩国友利银行股份有限
公司 Woori Bank Co., Ltd 韩国 中国工商银行股
份有限公司 04.05.2009
80 马来西亚国家银行 Bank Negara Malay-sia
马来西
亚 汇丰银行(中国)有限公司 19.05.2009
81
罗祖儒投资管理(香港)有限公司
Lloyd George Man-agement (Hong Kong) Limited 香港
汇丰银行(中国)有限公司 27.05.2009
82
邓普顿投资顾问有限公
司 Templeton Invest-ment Counsel, LLC 美国
汇丰银行(中国)有限公司 05.06.2009
83
东亚联丰投资管理有限
公司
BEA Union Invest-ment Management Limited 香港
中国工商银行股
份有限公司 18.06.2009
84
日本住友信托银行股份
有限公司 The Sumitomo Trust & Banking Co., Ltd. 日本
花旗银行(中国)有限公司 26.06.2009
85
韩国投资信托运用株式
会社
Korea Investment Trust Management Co., Ltd 韩国
中国工商银行股
份有限公司 21.07.2009
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
55
86 霸菱资产管理有限公司 Baring Asset Mana-gement Limited 英国
汇丰银行(中国)有限公司 06.08.2009
87 安石投资管理有限公司 Ashmore Investment Management Limited 英国
中国工商银行股
份有限公司 14.09.2009
88
纽约梅隆资产管理国际
有限公司
BNY Mellon Asset Management Interna-tional Limited 英国
中国建设银行股
份有限公司 06.11.2009
89
宏利资产管理(香港)有限公司
Manulife Asset Man-agement (Hong Kong) Limited 香港
花旗银行(中国)有限公司 20.11.2009
90 野村资产管理株式会社 Nomura Asset Man-agement CO., LTD 日本
中国工商银行股
份有限公司 23.11.2009
91 东洋资产运用(株) Tongyang Asset Management Corp. 韩国
花旗银行(中国)有限公司 11.12.2009
92 加拿大皇家银行 Royal Bank of Cana-da 加拿大
中国工商银行股
份有限公司 23.12.2009
93
英杰华投资集团全球服
务有限公司
Aviva Investors Global Services Li-mited 英国
中国工商银行股
份有限公司 28.12.2009
94 常青藤资产管理公司 Ivy Investment ma-nagement Company 美国
花旗银行(中国)有限公司 08.02.2010
95 达以安资产管理公司 DIAM Co., Ltd. 日本 汇丰银行(中国)有限公司 20.04.2010
96 法国欧菲资产管理公司 OFI Asset Manage-ment 法国
渣打银行(中国)有限公司 21.05.2010
97 安本亚洲资产管理公司
Aberdeen Asset Management Asia Limited 新加坡
花旗银行(中国)有限公司 06.07.2010
98 KB资产运用 KB Asset Manage-ment Co., Ltd. 韩国
花旗银行(中国)有限公司 09.08.2010
99
富达基金(香港)有限公司
Fidelity Investments Management (Hong Kong) Limited 香港
汇丰银行(中国)有限公司 01.09.2010
100
美盛投资(欧洲)有限
公司
Legg Mason In-vestements (Europe) Limited 英国
花旗银行(中国)有限公司 08.10.2010
101 香港金融管理局 Hong Kong Monetary Authority 香港
花旗银行(中国)有限公司 27.10.2010
102
富邦证券投资信托股份
有限公司
Fubon Securities Investment Trust Co. Ltd. 台湾
中国建设银行股
份有限公司 29.10.2010
103
群益证券投资信托股份
有限公司
Capital Securities Investment Trust Co. Ltd. 台湾
汇丰银行(中国)有限公司 29.10.2010
104 蒙特利尔银行投资公司 BMO Investments Inc. 加拿大
中国工商银行股
份有限公司 06.12.2010
105 瑞士宝盛银行 Bank Julius Bear & Co.,Ltd 瑞士
花旗银行(中国)有限公司 14.12.2010
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
56
106
科提比资产运用株式会
社 KTB Asset Manage-ment Co.,Ltd 韩国
中国建设银行股
份有限公司 28.12.2010
107 领先资产管理 Lyxor Asset Mana-gement 法国
中国建设银行股
份有限公司 16.02.2011
108
宝来证券投资信托股份
有限公司
Polaris International Securities Investment Co. Ltd.
台湾 花旗银行(中国)有限公司
04.03.2011
109
忠利保险有限公司 AssicurazioniGeneraliS.p.A.
意大利 中国工商银行股份有限公司
18.03.2011
110
西班牙对外银行有限公
司
Banco Bilbao Viz-cayaArgentaria, S.A.
西班牙 中信银行股份有限公司
06.05.2011
111
国泰证券投资信托股份
有限公司
Cathay Securities Investment Trust Co., Ltd.
台湾 汇丰银行(中国)有限公司
09.06.2011
112
复华证券投资信托股份
有限公司
FuhHwa Securities Investment Trust Co. Ltd.
台湾 花旗银行(中国)有限公司
09.06.2011
113
亢简资产管理公司 Comgest S.A. 法国 德意志银行(中国)有限公司
24.06.2011
114
东方汇理资产管理香港
有限公司
Amundi Hong Kong Limited
香港 中国建设银行股
份有限公司
14.07.2011
115
贝莱德机构信托公司 BlackRock Institu-tional Trust Compa-ny, N.A.
美国 花旗银行(中国)有限公司
14.07.2011
116
GMO有限责任公司 Grantham, Mayo, Van Otter-loo&Co.LLC
美国 汇丰银行(中国)有限公司
09.08.2011
117 新加坡金融管理局 Monetary Authority
ofSingapore 新加坡 汇丰银行 08.10.2011
118
中国人寿保险股份有限
公司(台湾)
China Life Insurance Co., Ltd.(Taiwan)
台湾 建设银行 26.10.2011
119
新光人寿保险股份有限
公司
Shin Kong Life In-surance Co., Ltd.
台湾 花旗银行 26.10.2011
120
普林斯顿大学 The Trustees of Prin-ceton University
美国 汇丰银行 25.11.2011
121
新光投信株式会社 Shinko Asset Man-agement Co., Ltd.
日本 汇丰银行 25.11.2011
122 加拿大年金计划投资委员会
Canada Pension Plan Investment Board
加拿大 汇丰银行 09.12.2011
123 泛达公司 Van Eck Associates Corporation
美国 工商银行 09.12.2011
124 瀚博环球投资公司 Hansberger Global Investors, Inc.
美国 渣打银行 13.12.2011
125 安耐德合伙人有限公司 EARNEST Partners LLC
美国 建设银行 13.12.2011
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
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126 泰国银行 Bank of Thailand 泰国 汇丰银行 16.12.2011
127 科威特政府投资局 Kuwait Investment Authority
科威特 工商银行 21.12.2011
128 北美信托环球投资公司 Northern Trust Glob-al Investments Li-mited
英国 交通银行 21.12.2011
129 台湾人寿保险股份有限公司
Taiwan Life Insur-ance Co., Ltd.
台湾 花旗银行 21.12.2011
130 韩国银行 The Bank of Korea 韩国 汇丰银行 21.12.2011
131 安大略省教师养老金计划委员会
Ontario Teachers' Pension Plan Board
加拿大 汇丰银行 22.12.2011
132 韩国投资公司 Korea Investment Corporation
韩国 汇丰银行 28.12.2011
133 罗素投资爱尔兰有限公司
Russell Investments Ireland Limited
爱尔兰 汇丰银行 28.12.2011
134 迈世勒资产管理有限责任公司
Metzler Asset Mana-gement GmbH
德国 工商银行 31.12.2011
135 华宜资产运用有限公司 HI Asset Manage-ment Co., Linmited.
韩国 工商银行 31.12.2011
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