68
phase 10 Magazin der pbr AG 4 / 2014 Lehre und Kommunikation im Einklang NEUBAU DES CAMPUS HAMM FÜR DIE HOCHSCHULE HAMM-LIPPSTADT Moderne Lernwelt mit Mittelpunkt NEUBAU DES CAMPUS KAMP-LINTFORT FÜR DIE HOCHSCHULE RHEIN-WAAL Neuanfänge in der Stadt INTERVIEW MIT PROF. DR. MARIE-LOUISE KLOTZ UND KARL-HEINZ SANDKNOP Leuchttürme des Wissens SCHWERPUNKT HOCHSCHULE

phase 10 04/2014

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Leuchttürme des Wissens. Magazin der pbr Planungsbüro Rohling AG

Citation preview

Page 1: phase 10 04/2014

phase 10Magazin der pbr AG 4 / 2014

Lehre und Kommunikation im Einklangneubau des campus hamm für die hochschule hamm-lippstadt

Moderne Lernwelt mit Mittelpunktneubau des campus kamp-lintfort für die hochschule rhein-waal

Neuanfänge in der Stadtinterview mit prof. dr. marie-louise klotz und karl-heinz sandknop

Leuchttürme des Wissensschwerpunkt hochschule

Page 2: phase 10 04/2014

Theoretische Institute der Otto-von-Guericke-Universität Fortsetzung auf Seite 6

Page 3: phase 10 04/2014

VORWORT phase 10 // pbr AG 4 / 2014 3

Liebe Leserinnen und Leser,

Universitäten und Hochschulen erzeugen im Allgemeinen viele Vorteile. So steigern sie durch ihre Qualifizierungseffekte das Bruttoinlandsprodukt und senken die Arbeitslosigkeit. Gleichzeitig regen sie vor Ort Netzwerkbildungen an und ermöglichen regionale Synergie­effekte. Dezentrale Hochschulstandorte unterstützen zudem die qualifizierte Gleichwer­tigkeit der Lebensverhältnisse in unserem Land. In den Forschungseinrichtungen der Uni­versitäten und Hochschulen wachsen zudem auch Erkenntnisse heran, die langfristig den hohen Rang der Wirtschaft und Kultur der Bundesrepu­blik Deutschland sichern helfen.

Steigende Zahlen von Studienwilligen in Deutschland und ein immanenter Qualifizierungsdruck führen dazu, dass gegenwärtig ein erhöhter Bedarf an Hochschulin­frastruktur besteht. Das Land Nordrhein­Westfalen hat als seinen Beitrag hierzu den massiven Ausbau vorhan­dener Einrichtungen als Maßnahmen forciert und darü­ber hinaus die Gründung von vier neuen Hochschulen in Bottrop, Hamm, Kamp­Lintfort und Bochum beschlossen, um bis zum Jahr 2020 eine Anzahl von 11.000 neuen Stu­dienplätzen zu schaffen. Zwei dieser gänzlich neuen Hoch­schulstandorte durfte die pbr AG nach erfolgreicher Wett­bewerbsteilnahme von Beginn an planen.

Wir haben sowohl in Hamm als auch in Kamp­Lintfort versucht, nicht nur Räume, son­dern Orte zu schaffen. An Hochschulgebäude werden Tausende von funktionalen Anforde­rungen gestellt. Diese sind überwiegend durch die Einhaltung von Rechtsnormen spezifi­ziert – die zu beachten kostet viel Mühe. Zudem gilt es, ein Zeit­ und Geldbudget gegen Herausforderungen, die im Entstehungsprozess von Seiten der Bauleister und Nutzer lau­ern, zu sichern – ein Haufen Arbeit auch das. Am Ende genügt aber auch das Bestehen die­ser Herausforderung allein noch nicht. So kann man zwar Häuser bauen, die sieben Spra­chen sprechen, zu sagen aber haben sie nichts.

Unsere Häuser wollen etwas sagen. Sie wollen ein das Lehren und Lernen fördernder Partner aus Stein sein. Sie wollen, dass man sich leicht orientieren kann, dass man auch draußen hat, wenn man drinnen ist. Vor allem wollen sie, gleich einem mittelalterlichen Wei­ler, Leben und Arbeiten an einem zentrierten übersichtlichen Ort zusammenfassen und or­ganisieren. Die beiden genannten Hochschulcampus wollen ein ausgleichender, haltgeben­der Gegenpol zur dynamisch virtuellen Welt auf dem Bildschirm sein. Diese Hochschulen wollen für die Studenten das Kraft und Geborgenheit spendende Basislager für den Auf­stieg in die oft sauerstoffarmen Regionen einer Karriere sein.

Semesterbeginn vorwort

Dip l . ­ I ng . ( TU ) A rch i tek t BDA He in r i ch Eus t rupVors t andsvo rs i t zender de r pb r AG

Page 4: phase 10 04/2014

10

20

32

52

12

30

48

Page 5: phase 10 04/2014

INHALT phase 10 // pbr AG 4 / 2014 5

Vorlesungsverzeichnis inhalt

Aktuelle Projekte

Das Fenster nach Russlandstandort sankt petersburg

Beteiligungen

Exkursionjena

Neues aus dem Hochschulbau

6

Länderübergreifende Zusammenarbeit neubau des niedersächsischen landesarchivs in stade

Optimale Studienbedingungenhörsaalneubau der otto-von-guericke- universität magdeburg

12

10

Gebäudekontrolle durch Fingerberührungtechnische ausrüstung für hörsaal- und seminargebäude der universität vechta

Folge den Farbendas leit- und orientierungssystem der universität vechta

52

54

58

62

64

66

Komfortzone Wissensgewinn werkzeuge des lernens

Lehre und Kommunikation im Einklangneubau des campus hamm für die hochschule hamm-lippstadt

Innovative Lernwelten für Hochschulen der Zukunftzielorientierte bedarfsplanung und umsetzung bei der neuplanung

der hochschulen hamm-lippstadt und rhein-waal

Moderne Lernwelt mit Mittelpunktneubau des campus kamp-lintfort für die hochschule rhein-waal

Neuanfänge in der Stadtinterview mit prof. dr. marie-louise klotz und karl-heinz sandknop

Generalunternehmervergabe vs. Einzelgewerkvergabe unterschiede in der projektorganisation und -abwicklung

aus sicht des projektmanagements

16

20

30

32

44

48

Page 6: phase 10 04/2014

6 phase 10 // pbr AG 4 / 2014

Neues Gewand für das Fachhochschulzentrum Münster sanierung und modernisierung

Le is tungen pb r AGArch i tek tu r Techn ische Gebäudeaus rüs tung Tragwerksp lanung

Das Fachhochschulzentrum (FHZ) an der Corrensstraße ist einer von drei Standorten der Fachhochschule in Münster und liegt am Rande der Innenstadt. Das kreuzförmige, mehrgeschossige Gebäude mit einer Nutzfläche von 12.000 m² beherbergt verschiedene Räumlich-keiten für die Fachbereiche Bauingenieurwesen, Ökotrophologie, Wirtschaft und das Kompetenzzentrum Humanitäre Hilfe. Hierzu ge-hören Büros, Hörsäle, Seminarräume, eine Bibliothek, Werkstätten, Labore, eine Cafeteria sowie Technik- und Lagerräume. In den 70er Jahren gebaut, wies das Gebäude hohe Schadstoffbelastungen auf und war stark sanierungsbedürftig. Das Bauteil A wurde 2012 mo-dernisiert, die Bereiche B und D 2013. Für die Arbeiten wurde das je-weilige Bauteil freigezogen und saniert. Lärmintensive Arbeiten fan-gen größtenteils in den Semesterferien statt. Bis Ende 2014 wird die Sanierung des letzten Bauteils C abgeschlossen.

Der Gebäudekomplex erhielt eine neue Fassade mit Leichtmetall-elementen und Faserzementplatten sowie eine Wärmedämmung. Die außen liegenden Fluchtbalkone wurden entfernt und durch neue Außentreppen als Flucht- und Rettungswege ersetzt. Geschossweise wurde das Gebäude bis auf die Betonkonstruktion entkernt und sa-niert. Die Verwaltungs- und Lehrbereiche erfuhren eine umfassende Modernisierung und die Werkstatt- und Laborbereiche wurden mit speziellen lufttechnischen Anlagen ausgestattet.

Retrospektive neubau theoretische institute der otto-von-guericke-universität magdeburg

Le is tungen pbr AGGesamtp lanung

Fo r tse t zung von Se i te 2

Auf dem Campus der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg wurde im Jahr 2000 der Neubau der Theoretischen Insti-tute fertiggestellt. In dem Gebäude sind das Institut für Medizinische Mikrobiologie sowie das Zentrum für Biochemie untergebracht. Der Institutsneubau dient der Studentenausbildung, der Forschung so-wie der mikrobiologischen Analytik im Rahmen der Patientenbetreuung. Eine dreigeschossige Spange mit Laborräumen, die einen um ein Geschoss er-höhten Quader umfasst, prägt den Baukörper.

Durch die Übereinstimmung mit der städtebau-lichen Struktur, die Maßstäblichkeit der Baukörper-figur, die Materialwahl und die Ornamentik erweist der Institutsneubau dem städtebaulichen Umfeld eine Referenz. Die Zugangsseite mit Doppelfas-sade akzentuiert den zurückhaltenden Baukörper. Hier treten Massivität und Filigranität, Transparen-tes und Opakes in spannungsvollen Dialog.

Page 7: phase 10 04/2014

NEUES AUS DEM HOCHSCHULBAU phase 10 // pbr AG 4 / 2014 7

Barockes Bauwerk bekommt neue Bedeutung umbau und sanierung des unteren schlosses, siegen

Kolloquium neues aus dem hochschulbau

Im Stadtkern von Siegen entsteht der „Campus Siegen Altstadt“. Das denkmalgeschützte Untere Schloss aus dem 17. Jahrhundert wird vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes Nordrhein-Westfa-len zu einem Universitätsgebäude umgenutzt. Es besteht aus dem Hauptflügel, der im Norden vom Kurländer Flügel und im Süden vom Wittgensteiner Flügel flankiert wird. Seit Juli 2014 werden die drei Hauptflügel für die wissenschaftliche Fakultät III Wirtschaftswissen-schaften der Universität Siegen saniert und umgebaut.

Der Hauptflügel und der Kurländer Flügel werden vorwiegend Büros, Besprechungsräume, Seminarräume und Nebennutzungen enthalten. Für den Wittgensteiner Flügel, der ehemals der Justizvoll-zugsanstalt Platz bot, ist eine Umnutzung zu einer Bibliothek vorge-sehen. Der Wittgensteiner Flügel wird in Abstimmung mit der Denk-malpflege um einen kompakten zweigeschossigen Anbau in neutraler und zeitloser Anmutung ergänzt. Um den Schnittpunkt zwischen Alt- und Neubau architektonisch bewusst zu trennen, sollen die rauen Abrisskanten in ihrer Anmutung erhalten bleiben.

Video vom Ent wur f des Campus S iegen A l t s t ad th ttp : / / goo .g l /2D1kmk

Der Campus Hubland Süd der Julius-Maximilians-Universität Würz-burg befindet sich am östlichen Stadtrand Würzburgs und grenzt an die Gemeinde Gerbrunn. Dieses Erweiterungsgelände der Uni-versität entstand in den 1970er Jahren und wurde seitdem konti-nuierlich ausgebaut. Die Bauten des Zentralbereichs, darunter eine Mensa, Tiefgarage und ein Apartmenthaus, wurden auf Basis eines Entwurfs des Architekten Freiherr von Branca geplant und zwischen 1974 und 1981 realisiert. Sowohl Gebäudesubstanz als auch die tech-nische Infrastruktur sind veraltet. Baurechtliche, bautechnische, hy-gienische und funktionelle Mängel machen eine Generalsanierung unumgänglich. Neben diesen Mängeln sind außerdem die energe-tische und brandschutztechnische Modernisierung sowie die Opti-mierung der Barrierefreiheit vorgesehen.

Im ersten Bauabschnitt werden das Mensagebäude, die Tiefga-rage und das Apartmenthaus modernisiert. In der Mensa wird die Essensausgabe neu strukturiert und die Anzahl der täglichen Essen von 4.500 auf 5.000 erhöht. Die Maßnahme, die 2017 abgeschlos-sen sein soll, umfasst insgesamt fünf Module, von denen drei – ein Mensaprovisorium, die Sanierung der Mensa und die Umnutzung eines Apartmenthauses – von der pbr AG betreut werden.

Mensa der Universität Würzburg auftrag für generalsanierung

Le is tungen pb r AGArch i tek tu r

Le is tungen pb r AGGesamtp lanung

Page 8: phase 10 04/2014

8 phase 10 // pbr AG 4 / 2014 NEUES AUS DEM HOCHSCHULBAU

Auf dem Campus der Hochschule Mittweida entsteht derzeit ein neues Forschungsgebäude für das Institut für Lasertechnik. Der drei-geschossige Neubau beherbergt auf einer Fläche von 2.800 m² ins-gesamt 46 Laborräume für im Institut ansässige Forschungsgrup-pen und vervollständigt den Campus der Hochschule Mittweida. Die Übergabe an die Hochschule erfolgt voraussichtlich im Mai 2016.

Der Entwurf sieht einen kompakten Baukörper vor, der einen Be-zug zum benachbarten Zentrum für Medien und Soziale Arbeit her-stellt. In seiner maßvollen Höhenentwicklung ordnet sich der Neubau gut in die gewachsene Struktur der Umgebung ein und vermeidet so eine unangemessene Dominanz. Die Fassade wird eine Vorhang-konstruktion aus ortstypischem Klinkermauerwerk erhalten. Der Ein-gangs- und Foyerbereich wird durch eine markante Glasfassade und plastische Durchbildung außen und innen gekennzeichnet. Im Erd-geschoss wird ausschließlich die Forschungsgruppe Hochrate und Nano angeordnet, da hier hohe Traglasten von 50 bis 100 kN/m² zu verzeichnen sind, die eine schwingungsfreie und wirtschaftliche Plat-zierung in den Obergeschossen nicht zulassen. Zudem werden auf dieser Ebene die Reinraumbereiche konzentriert. Alle Labore bzw. die betreffenden Arbeitsplätze werden natürlich belichtet.

Im Rahmen eines europaweiten VOF-Verfahrens hat die pbr AG vom Hessischen Baumanagement, Regionalniederlassung Mitte den Auf-trag für die Planung eines Seminargebäudes auf dem Campus der Justus-Liebig-Universität in Gießen erhalten. Weil der Neubau den ersten visuellen Baustein in Richtung des angestrebten baulich-räum-lich, funktional und atmosphärisch zukunftsweisenden Universitäts-campus darstellt, kommt ihm eine besondere Schlüsselstellung zu.

Das viergeschossige Gebäude mit dreigeteilter Grundstruktur nimmt zwei Hörsäle für 100 Personen, acht Seminarräume für 60 Personen sowie Sanitär- und Nebenräume auf. Als klares Rechteck-volumen mit begrüntem Flachdach orientiert es sich an den Ge-staltungslinien des Masterplans für den Campus. Die Fassade aus sandfarbenen Betonfertigteilen wird durch eine horizontale Teilung im Geschossdeckenverlauf gegliedert. Die großformatigen Beton-fertigteile betonen die klare Kubatur des Gebäudes und harmonisie-ren mit den perlbeigen Metalloberflächen der Fenster- und Sonnen-schutzelemente. Mit einer leicht eingeschobenen, dreigeschossigen Glasfassade im Süden öffnet sich das Gebäude in Richtung des zu-künftigen Campusplatzes.

Markante Fassade für Speziallabore neubau institut für lasertechnik, hochschule mittweida

Erster visueller Baustein auf dem Campus der Justus-Liebig-Universität Gießen neubau eines seminargebäudes

Le is tungen pb r AGArch i tek tu rBrandschutzp l anung

Le is tungen pb r AGArch i tek tu r Techn ische Aus rüs tung

NEUBAU SEMINARGEBÄUDE CAMPUS PHILOSOPHIKUM JUSTUS-LIEBIG-UNIVERSITÄT GIESSEN

p Planungsbüro Rohling

Page 9: phase 10 04/2014

Gleich zweimal ist die pbr AG in diesem Jahr mit einem Iconic Award ausgezeichnet worden. Den internationalen Architek-tur- und Designpreis erhielt sie für den Neubau des Campus Hamm der Hochschule Hamm-Lippstadt und für den Neubau des Campus Kamp-Lintfort der Hochschule Rhein-Waal. Am 6. Oktober 2014 findet im Rah-men der EXPO REAL die Preis-verleihung in der BMW-Welt in München statt.

VORNEWEG phase 10 // pbr AG 4 / 2014 9

Die Iconic Awards wurden 2014 zum zweiten Mal vergeben und ste-hen unter dem Motto „ganzheitlich vernetzt“. Die Besonderheit des Architektur- und Designpreises liegt darin, dass er die Disziplinen Ar-chitektur und Design in ihrem Zusammenspiel berücksichtigt. Der Preis prämiert Architekturentwürfe, Produkte und Kommunikations-konzepte aus allen Bereichen der Bau- und Immobilienbranche und der produzierenden Industrie.

Ausgelobt werden die Iconic Awards vom Rat für Formgebung, einem der führenden Kompetenzzentren für Kommunikation und Wissenstransfer im Bereich Design. Neben diversen anderen wich-tigen Branchenwettbewerben richtet er auch den German Design Award aus. Der Rat für Formgebung wurde 1953 auf Initiative des Deutschen Bundestages gegründet, um die Designkompetenz der deutschen Wirtschaft zu stärken. Die unabhängige Jury der Iconic Awards setzt sich aus Vertretern der Bereiche Architektur, Innenar-chitektur, Design und Markenkommunikation zusammen.

Iconic Award zweifach erhalten internationaler architektur- und designpreis für campusneubauten

Page 10: phase 10 04/2014

10 phase 10 // pbr AG 4 / 2014 OTTO-VON-GUERICKE-UNIVERSITÄT MAGDEBURG

Optimale Studienbedingungen hörsaal- neubau der otto-von-guericke-universität magdeburg

Hörsaa l Un ive rs i t ä t MagdeburgDas Foye r und de r Hörsaa lbe re i ch m i t ge rundeten Außenwänden heben s i ch deut l i ch vone inander ab .

Page 11: phase 10 04/2014

OTTO-VON-GUERICKE-UNIVERSITÄT MAGDEBURG phase 10 // pbr AG 4 / 2014 11

Die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg zählt zu Deutschlands jüngsten Universitäten. 1993 gegründet, bildet sie mit neun Fakul-täten und 14.000 Studierenden ein universitäres Zentrum der Lehre und Forschung in Sachsen-Anhalt. Die Einrichtungen der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg sind auf verschiedene innerstädti-sche Standorte verteilt. Hierzu zählt auch der Campus am Schrote-platz in unmittelbarer Nähe zum Zentrum Magdeburgs, nördlich des Hauptbahnhofs. Mit dem dortigen Neubau des Hörsaal 6 wurde zum

Wintersemester 2013/14 eine dringend zu füllende Kapazitätslücke geschlossen. Für den Hörsaalneubau erbrachte die pbr AG im Auf-trag der Otto-von-Guericke-Universität die Planung der Architektur. Die Baukosten betrugen 3,3 Millionen Euro.

Fo r tse t zung au f Se i te 50

Page 12: phase 10 04/2014

12 phase 10 // pbr AG 4 / 2014 STAATSARCHIV STADE

Nach der Umstellung auf die digitale Datenverarbeitung beschlossen die Landesregierungen Niedersachsens und der Freien Hansestadt Hamburg im Jahr 2009, ein gemein-sames Grundbuch- und Aktenarchiv zu schaffen. Die län-derübergreifende Zusammenarbeit im Archivwesen stellt bundesweit bislang ein Unikum dar. Für die gesetzlich vor-geschriebene Aufbewahrung der Grundbücher und -akten Nordostniedersachsens und Hamburgs fehlten im alten, Mitte der 1960er Jahre entstandenen Staatsarchiv Stade jedoch die räumlichen Kapazitäten. Auch wurden dort die heutigen Anforderungen zur sachgemäßen Aufbewahrung von Archivgut nur unzureichend erfüllt. Die Lösung bietet ein moderner Neubau mit einer klaren Grundrissstruktur.

Länderübergreifende Zusammenarbeit neubau des niedersächsischen landesarchivs in stade

Auto rD ip l . - I ng . ( FH ) Mar t i na Ko rmann

Page 13: phase 10 04/2014

STAATSARCHIV STADE phase 10 // pbr AG 4 / 2014 13

St aa tsa rch i v S t adeDer Haupte ingang w i rd du rch e inen Vo rp l a t z mark ie r t .

Lesega r tenD ie F l äche zw ischen Magaz in und Hauptgebäude wurde a l s Lesega r ten ange leg t .

Page 14: phase 10 04/2014

14 phase 10 // pbr AG 4 / 2014 STAATSARCHIV STADE

befinden sich die für die Öffentlichkeit eingeschränkt zugängliche Ver-waltung sowie multifunktionale Büro- und Produktionsräume. Hier findet auch die Bearbeitung von kontaminierten Archivalien statt.

Im dreibündigen Bereich für Archivtechnik, westlich der Magist-rale, sind Anlieferung, Werkstatt und Archivalienaufbereitung unter-gebracht. Die Werkstatträume werden unter anderem zur Restaurie-rung und Trocknung von Archivgut genutzt. Das erste Obergeschoss beherbergt die übrigen Nutzungseinheiten, darunter eine Dienstbi-bliothek, Lagerräume und eine Reprowerkstatt zur Anfertigung von digitalen Reproduktionen. Im zweiten Obergeschoss befindet sich die Dienstwohnung des Haustechnikers.

Das Herzstück des Staatsarchivs bildet der fünfgeschossige Ma-gazintrakt im Norden des Grundstücks. Von den Gebäudetrakten für Öffentlichkeit /Verwaltung und Archivtechnik aus ist er für die Mit-arbeiter des Staatsarchivs über die Magistrale auf kurzem Wege zu erreichen. Eine besondere Herausforderung in der Planung des Ma-gazins stellten die Anforderungen an Öffentlichkeit, Klima und Be-lichtung dar. Seine passive Klimatisierung sorgt für ein sich selbst stabilisierendes konstantes Raumklima. So werden Betriebskosten gering gehalten und ökologische Maßstäbe im Sinne der Nachhal-tigkeit gesetzt. Um die Archivalien vor schädlichem Tages- und Son-nenlicht sowie Wärmeeinstrahlung zu schützen, wurde auf Fenster verzichtet und der Zugang über Schleusen gestaltet. Die Oberflächen der Wände und Decken im Magazinbereich blieben unbehandelt, um die unterstützende Wirkung zur Regulierung der Luftfeuchtigkeit voll auszunutzen. Um hinreichend Platz für das Archivgut beider Länder sicherzustellen, wurde das Magazingebäude mit einer Kapazität von 50 Regalkilometern ausgestattet. 20 Regalkilometer davon werden vom Staatsarchiv Hamburg genutzt. Diese wurden durch die Verla-gerung der im Staatsarchiv Hamburg Wandsbek archivierten 21.000 Grundbücher und Grundakten benötigt.

Neben den erforderlichen Kapazitäten und optimalen Bedingungen zum Schutz der Archivalien zeichnet sich der Neubau durch kurze Wege, eine hochmoderne Ausstattung, Transparenz und Nachhal-tigkeit aus. Das neue Staatsarchiv Stade stellt sich als eine Kom-position aus monolithischen Baukörpern im heterogenen Umfeld zwischen Bahngleisen, Industriebauten und Wohngebäuden unter-schiedlicher Größe dar. Der Neubau versteht sich als Auftakt und Anker für die zukünftige Stadtentwicklung im Quartier rund um den Bahnhof. Sein äußeres Erscheinungsbild ist geprägt durch seine Zie-gelfassade sowie Fenster- bzw. Pfosten-Riegel-Konstruktionen aus dunkelgrauen Aluminiumprofilen. Durch die roten Ziegel hat das Ar-chiv ein für Stade ortstypisches Fassadenmaterial erhalten und fügt sich somit optisch in das Stadtbild ein. Darüber hinaus zeichnet sich das Material Ziegel durch Robustheit aus.

Der Neubau gliedert sich in zwei Baukörper, das Magazingebäude und das vorgelagerte Gebäude für Öffentlichkeit / Verwaltung bzw. Archivtechnik. Durchdrungen werden die Gebäudeteile von einer zentralen Magistrale, die sich vom Eingangsbereich bis in das Ma-gazin erstreckt. Die Baukörper bilden klar definierte Räume, den An-lieferungshof auf der Westseite zur Industriebahn und den größeren Hof mit Grünfläche vor den Lesesälen auf der Ostseite. Der Haupt-zugang wird durch einen Vorplatz markiert.

Der großzügige, mit einer Glasfassade gestaltete Eingangsbereich öffnet sich bereits von außen dem Besucher und gibt den Blick auf das Eingangsfoyer mit seiner offenen Haupttreppe frei. Dieser Be-reich ist auch für Ausstellungen geeignet. Im Erdgeschoss befindet sich zudem ein teilbarer Lesesaal, der sich nach Norden zu einem begrünten Hof orientiert. Mit seiner im Raumkonzept integrierten, akustisch wirksamen Trennwand bietet er den Besuchern Raum und Ruhe zum Studieren von Dokumenten. Auch Veranstaltungen und Vorträge werden hier künftig stattfinden. Im ersten Obergeschoss

50 Regalkilometer für das Archivgut der Bundesländer Hamburg und Niedersachsen

Fer t igs te l l ung03 / 2014

F lächen und Rauminha l teNF 7.190 m² BGF 10 .055 m² BRI 37.590 m³

Gesamtbausumme20 Mio . � (b ru tto )

Bauher rS t aa t l i ches Baumanagement Osnabrück -Ems land

Le is tungen pb r AGArch i tek tu r

Page 15: phase 10 04/2014

STAATSARCHIV STADE phase 10 // pbr AG 4 / 2014 15

Lesesaa lDer Lesesaa l b ie te t e inen ruh igen Bere i ch , um Arch ivmate r i a l zu s tud ie ren .

Foye rGroße G lase lemente und d ie o ffene Hauptt reppe p rägen d ie Raumwahrnehmung .

Page 16: phase 10 04/2014

16 phase 10 // pbr AG 4 / 2014 TUTORIUM

Wer heute Zugang zu Fachwissen sucht, muss in den meisten Fällen dazu nicht ein-mal mehr seinen privaten Arbeitsplatz ver-lassen. Viele wissenschaftliche Fachartikel sind im Volltext über Online-Datenbanken verfügbar und der Anteil an E-Books in Hoch-schul-Bibliotheken hat stark zugenommen. Oftmals haben Studierende über eine Inter-netverbindung Zugriff auf vielfältige Biblio-theks-Datenbanken, so dass sie auch Bücher online leihen können. In den Bibliotheken lassen sich Bücher zum Teil sogar im Vorbei-gehen per QR-Code, der auf einem Aufstel-ler im Regal angebracht ist, direkt auf das Smartphone oder Tablet laden. Fachwissen ist schnell und komfortabel verfügbar. An sie-ben Tagen. Rund um die Uhr.

Kostengünstig ist diese hohe Verfügbar-keit zumindest für die Hochschulen nicht, die etwa eine Vielzahl von Zeitschriftenabon-nements für verschiedene Studienbereiche finanzieren müssen. Wissenschaftler spre-chen sich u. a. deshalb auch für den freien Zugang zu Wissen aus und veröffentlichen Artikel in frei zugänglichen Open Access Da-tenbanken oder Zeitschriften. Hochschulen investieren außerdem in eigene Online-Lern-plattformen, die den Studierenden beispiels-weise Lernmaterial, Video-Vorlesungen und Foren zur Verfügung stellen.

Tutorium komfortzone wissensgewinn

Page 17: phase 10 04/2014
Page 18: phase 10 04/2014

18 phase 10 // pbr AG 4 / 2014 TUTORIUM

Werkzeuge des Lernens verbreitung von wissen

1

Gesprächspartner kann das Wissen aus einem direkten Dialog aufnehmen.

Wissen im Gedächtnis

Kulturen sind lange Zeit ohne Schrift ausgekommen, weil sie ihr Wis-sen mündlich weitergegeben haben. Auch heute noch wird diese Art der Wissensverbreitung in Form von Geschichten, Sprichwörtern und Reimen eingesetzt. So soll beispielsweise die Formelhaftigkeit von Reimen bewirken, dass Inhalte besser erinnert und nicht ver-fälscht werden. Der Verbreitung von Informationen durch die mündli-che Überlieferung sind jedoch enge Grenzen gesetzt. Nur der kleine Kreis unmittelbarer Gesprächspartner kann Inhalte aufnehmen, wo-durch Informationen schneller verloren gehen. Einen großen Vorteil der Oralität erkannte Platon: Um den Inhalt besser zu verstehen, kann der Gesprächspartner direkt befragt werden.

Der Schreibstift

Schon im alten Ägypten und in der Antike wurden stiftähnliche Schreibwerkzeuge eingesetzt. Schreibstifte mit einem gut sicht-baren Schriftbild gibt es jedoch erst ab der Mitte des 16. Jahrhun-derts. Etwa zur selben Zeit wurde in einigen deutschen Gebieten die Schulpflicht eingeführt. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts begann in Deutschland die Produktion des Bleistifts. Die Verbreitung von Stift und Papier halfen u. a. dabei, Wissen selbständig aufzuzeichnen und es zu einem späteren Zeitpunkt wieder abzurufen.

5

handschriftliche Bücher wurden durch-schnittlich pro Jahr in einer klösterlichen Schreibstube mit fünf Mönchen erstellt.

Page 19: phase 10 04/2014

TUTORIUM phase 10 // pbr AG 4 / 2014 19

Die Gutenberg-Bibel

Johannes Gutenberg entwickelte um 1450 ein technisch ausgereif-tes Druckverfahren mit auswechselbaren metallenen Lettern in ei-ner Druckpresse. Dieses System revolutionierte die Informations-verbreitung für die folgenden Jahrhunderte, weil es erstmals die maschinelle Massenproduktion von Büchern zu einem geringeren Aufwand ermöglichte. So machte es Bücher für eine große Bevöl-kerungsgruppe erschwinglich und eröffnete den Zugang zu Wissen. Die Gutenberg-Bibel ist das erste gedruckte Buch und so zu einem Symbol für den Buchdruck geworden. Vor Gutenberg wurden Doku-mente und Bücher aufwändig und zeitraubend von Mönchen in Skrip-torien handschriftlich vervielfältigt, so dass die Inhalte der Werke un-ter der Kontrolle der Kirche standen.

Digitale Medien

Durch die Digitalisierung der Daten sind geschriebene Wissens-inhalte nicht mehr an ein Trägermaterial wie Papier gebunden, son-dern sie können beliebig häufig vervielfältigt, verteilt und gedruckt werden. Bildungsbarrieren werden so abgebaut. Aufgrund der Infor-mationsflut müssen Suchende jedoch neue und qualitätskritische Formen der Ergebnisfindung anwenden, um zu relevanten Resulta-ten zu gelangen. Dank der Entwicklung von Smartphones, Tablets und Notebooks werden Inhalte unabhängig vom Aufenthaltsort ab-gerufen und generiert.

180 Exemplare der Gutenberg-Bibel wurden produziert.

2.355.027

Aufrufe erzielte ein amerikanisches Lernvideo über eine Grundrechenart.

Page 20: phase 10 04/2014

20 phase 10 // pbr AG 4 / 2014 HOCHSCHULE HAMM-LIPPSTADT

Die Hochschule Hamm-Lippstadt ist eine von vier Hochschulen, die 2009 von der Landesregierung in Nordrhein-Westfalen neu gegrün-det wurden. Die Gründungen gehören zu den Maßnahmen, mit de-nen das Land bis 2020 mehr als 11.000 neue Studienplätze schaffen will. Auf dem Gelände eines ehemaligen Bundeswehrkrankenhau-ses mit einer Größe von 57.000 m² wurde für die MINT-Hochschule Hamm-Lippstadt ein eigenständiger neuer Campus in Hamm mit spezialisierten Räumen kreiert. Um einen zentralen Platz orientiert sich ein Ensemble aus drei hell geklinkerten Gebäudekomplexen,

die sich durch ihre klare Formensprache und funktionale Offenheit auszeichnen. Der Entwurf für den Campus ging als erster Preis aus einem europaweit ausgelobten Wettbewerb hervor.Die zwei Solitäre H1 und H2 nehmen die zentralen Funktionen Hör-saalzentrum, Mensa und Campus-Office sowie Medienzentrum und Verwaltung auf. Das kombinierte Gebäude H3/H4 in geglieder-ter Kammstruktur ist der größte Gebäudekomplex auf dem Cam-pus. Er bietet Platz für Büros und Labore mit unterschiedlichen Nutzungsanforderungen.

Lehre und Kommunikation im Einklang neubau des campus hamm für die hochschule hamm-lippstadt

Page 21: phase 10 04/2014

HOCHSCHULE HAMM-LIPPSTADT phase 10 // pbr AG 4 / 2014 21

Gebäude H1Das g roße Fens te r zu r S t ad t b ie te t E inb l i cke i n das akade -mische Arbe i ten .

Zentrum des akademischen Lebens

Der Campus ist geprägt durch die Idee des zentralen Platzes. Alle Gebäude-Haupteingänge sind auf diesen Mittelpunkt ausgerichtet und von ihm aus werden alle Gebäude erschlossen. Wegebezie-hungen aus den Gebäuden führen auf den Campus. Somit stellt der Platz das Zentrum des akademischen Lebens dar. Die Architek-tur des Campus führt Studierende und Lehrende z. B. auf dem Cam-pusplatz, in Meeting Points und Arbeitsbereichen zusammen und regt die Kommunikation an.

Der Zugang zum Campus aus der Stadt erfolgt über einen Vor-platz von der Marker Allee. Mit einem Kunst-Objekt begrüßt er die Studierenden und Nutzer. Durch das anthrazitfarbene Logo der Hoch-schule wird eine eindeutige Absenderfunktion erzeugt. Alle Funkti-onen des Campus sind auf kurzem Wege fußläufig erreichbar. Eine Stellplatzanlage für PKW und Motorräder befindet sich westlich des Hauptzugangs. Die Kammstruktur des Gebäudes H3 / H4 mit grünen Höfen ist der Stadt zugewandt und bewirkt, dass sich Hochschul-bauten und Umgebung miteinander verzahnen.

Page 22: phase 10 04/2014

22 phase 10 // pbr AG 4 / 2014 HOCHSCHULE HAMM-LIPPSTADT

Campus HammDer Zugang zum Campus von de r S t ad t e r fo lg t übe r e inen Vo rp l a t z m i t e inem Ob jek t des Küns t le rs O l i ve r K ruse .

Lernen und Erholen kombiniert

Der ein- bis viergeschossige winkelförmige Gebäudekomplex H1 be-steht aus den beiden Gebäudeteilen Hörsaalzentrum und Mensa, die im ersten Obergeschoss durch eine Brücke verbunden sind. So entsteht im Erdgeschoss ein direkter Zugang vom Parkplatz auf das Zentrum des Campus. Das Hörsaalzentrum bietet auf drei Ebenen sieben Hörsäle unterschiedlicher Größe mit aufsteigendem Gestühl und neun Seminarräume mit 1.150 Sitzplätzen. Ein Windfang führt den Besucher in das zweigeschossige Eingangsfoyer des Hörsaal-gebäudes mit offener Haupttreppe. Aufgrund der Größe des Foyers und der technischen Ausstattung wird es auch für Hochschul- und kulturelle Veranstaltungen genutzt.

Unter dem ansteigenden Gestühl in den Hörsälen verbirgt sich eine bautechnische Besonderheit mit raumprägender Wirkung. Die Konstruktion des ansteigenden Bodens ist aus Betonfertigteilen er-stellt und reduziert so die Lärmentwicklung, wodurch ein wertigerer Raumeindruck entsteht. In den Hohlräumen der Betonstufen sind außerdem die Kanäle zur mechanischen Belüftung des Hörsaals in-

tegriert. Der Lufteintrag in den Raum erfolgt auf Bodenhöhe. Bei der Wahl des Hörsaalgestühls fiel die Entscheidung auf eine Konstruk-tion, bei der die Stühle rückseitig hängend an den fest installierten Tischen angebracht sind. Weil die Hörsaalstühle keine Befestigungs-füße besitzen, ist der Boden einfacher zu reinigen.

Großer Wert wurde auf Kommunikationsflächen wie Sitznischen und Aufenthaltsbereiche gelegt. An vielen Orten des Campus sind offene studentische Arbeitsplätze eingerichtet, z. B. vor Seminarräu-men, in der Bücherei, auf Galerien und in Verbindungsgängen des Gebäudes H3/H4. Am Kopf des Hörsaalgebäudes sind diese Ar-beitsplätze aufgrund gläserner Fassadenelemente auch von außen als „Fenster zur Stadt“ gut erkennbar. So erhalten Passanten Ein-blicke in das akademische Arbeiten.

Die Mensa ist eingeschossig organisiert. Sie produziert täglich bis zu 650 Essen, die sich Nutzer aufgrund des Free-Flow-Systems selbständig zusammenstellen können. Der Speiseraum orientiert sich nach Süden, das Bistro zum Campusplatz. Studierende nutzen

Page 23: phase 10 04/2014

HOCHSCHULE HAMM-LIPPSTADT phase 10 // pbr AG 4 / 2014 23

Bl i ck au f den zen t ra len P l a t zD ie Gebäude H4 und H3 ( rech ts ) b i l den den nö rd l i chen Absch luss des Campus .

Page 24: phase 10 04/2014

24 phase 10 // pbr AG 4 / 2014 HOCHSCHULE HAMM-LIPPSTADT

Mag is t r a leD ie ge lbe Mark ie rung kennze ichnet d ie Mag is t r a le und b ie te t so Or ien t ie rung .

beides auch außerhalb der Küchenöffnungszeiten als Arbeits- und Kommunikationsbereiche. Die Küche mit sämtlichen Lagerräumen ist auf der Ebene der Speiseräume angeordnet, lediglich die Perso-nalumkleiden liegen im Untergeschoss. Die Ver- und Entsorgung der Mensa erfolgt über den im Westen angelagerten Anlieferhof. Das Campus-Office am östlichen Ende des eingeschossigen Mensa-Bau-teils ist eine zentrale Anlaufstelle für die Studierenden.

Verwaltung und Bibliothek

Medienzentrum und Hochschulverwaltung bilden einen gemein-samen Gebäudekomplex im südlichen Bereich des Campus. Die zweigeschossige Mediathek mit Medienstellplätzen und Nutzer-arbeitsplätzen ist modern gestaltet. Sie führt insgesamt 20.000 Medien, davon etwa 5.000 in Printform. Studierende können u. a. in zwei runden Raumskulpturen auf zwei Ebenen arbeiten. Im Erd-geschoss verfügen sie über einen geschlossenen Arbeitsraum mit Blick ins Grüne. Im zweiten Geschoss sind sie als offener Bereich mit Einzelarbeitsplätzen ausgeführt.

An das Medienzentrum lehnt sich das viergeschossige Verwal-tungsgebäude an. Medienzentrum und Verwaltung werden über ei-nen gemeinsamen Windfang erschlossen. Im Erdgeschoss und ers-ten Obergeschoss befinden sich vorwiegend Verwaltungsräume des Medienzentrums und der zentralen Dienste. Im zweiten und dritten Obergeschoss sind die Räume der Hochschulverwaltung angeordnet.

Departments und Labore

In den Kammstrukturen des Gebäudekomplexes H3 / H4 sind auf drei Ebenen alle Departmentfunktionen mit Einzelbüros, Großraum-büros, Seminarräumen und Laboren untergebracht. An der winkel-förmigen Magistrale am Campus sind in Richtung Marker Allee drei Trakte für die Büros, in Richtung Holunderweg drei Trakte für die La-bore angeordnet. Zwischen den einzelnen Gebäudeflügeln liegen an der Magistrale gläserne Treppenhäuser zur vertikalen Erschlie-ßung der Geschosse.

Bewusst wurden die Dozentenbüros als Einzelbüros mit ei-ner geringen Größe konzipiert. Denn die Lehrenden sollen nicht lange in ihren Büros verweilen, sondern sich mit Kollegen und Stu-dierenden treffen. Dafür bietet die Hochschule überdurchschnitt-lich viele Besprechungsräume: Drei Professoren teilen sich einen Besprechungsraum.

Ausgehend von einem konstanten Ausbauraster von 1,20 m und einer dreibündigen Gebäudetiefe können verschiedene Raumzonen modular angeordnet werden. Im Bürobereich wurden 4,40 m tiefe Räume für die Büros sowie 6,50 m tiefe Räume für die Seminarräume als Dreibundstruktur angeordnet, sodass dabei auch Großraumbü-roflächen optimal untergebracht werden können. Die Mittelzonen werden zur Platzierung von Nebenräumen genutzt. Die Geschoss-höhen orientieren sich mit 4,50 m an der Labornutzung, um stufen-lose Übergänge von Labor und Büro zu erstellen.

Neben physikalischen, biologischen und chemischen Laboren ver-fügt die Hochschule über einen Reinraumbereich und lichttechnische Labore. Der Reinraum-Laborbereich ist eine Raum in Raum-Konst-ruktion auf einem Hohlraumboden, die Versuche unter staubfreien Bedingungen ermöglicht. Die Reinraumlabore mit Schleusensys-tem arbeiten mit Überdruck. Beständig wird Luft über Hochluftfilter gereinigt, eingeblasen und über eine Luftabsaugung im Bodenbe-reich abgesaugt. Der kontinuierliche Strom aus gefilterter Luft stellt sicher, dass luftgetragene Teilchen zu Boden gedrückt werden und

We i te re In fo rmat ionen zu r Laborp l anung au f Se i te 64 .

Page 25: phase 10 04/2014

HOCHSCHULE HAMM-LIPPSTADT phase 10 // pbr AG 4 / 2014 25

Hörsaa lD ie Kons t ruk t ion des ans te igenden Bodens bes teh t aus Be ton fe r t i g te i l en und reduz ie r t d ie Lä rment w ick lung .

Gebäude H1Hörsaa l zen t rum und Mensa s ind über e inen Brückenbau ve rbunden .

Page 26: phase 10 04/2014

26 phase 10 // pbr AG 4 / 2014 HOCHSCHULE HAMM-LIPPSTADT

Bib l i o thekD ie fa rb ig akzen tu ie r te In fo theke b ie te t S i t z - und Abs te l l f l ächen .

die Konzentration dieser Teilchen im Raum möglichst gering ist. Ab-hängig von der ISO-Reinraumklasse ist die Luftwechselrate. Nutzer des Raumes kleiden sich in den vorgelagerten Sozialräumen um und betreten das Reinraumlabor über eine Personenschleuse.

Im Erdgeschoss des Gebäudes H3 an der Ecke Marker Allee /Holunderweg liegen erschütterungsfreie optische Labore. In die-sen Laboren sind überaus sensible Messeinrichtungen mit einer hohen Intoleranz gegenüber Schwingungen aufgestellt. Durch bau-liche Maßnahmen im Bereich der Gründung und der Fundamente wurden in den Räumen Erschütterungen verringert. Um die Über-tragung von Schwingungen aus benachbarten Gebäudeteilen zu ver-hindern, wurde zusätzlich eine Dehnfuge eingearbeitet.

Im südlichen Bereich des Gebäudes H3 befindet sich das zwei-geschossige Technikum. Die Hochschule nutzt das Technikum u. a. für große Versuchsaufbauten z. B. aus dem Bereich Maschinenbau. Diese Hallenkonstruktion mit einer Grundfläche von 1.500 m² ist mit einer Krananlage ausgestattet. Sie erstreckt sich über die gesamte Länge der Halle und ermöglicht den Transport von Lasten bis zu ei-nem Gewicht von 10 Tonnen. Für die Anlieferung großer Elemente ist die Halle des Technikums mit LKWs befahrbar. Direkt angelagert liegen Werkstätten, die sowohl das Technikum als auch die Hoch-schule insgesamt bedienen. In den Werkstätten lassen sich auf-grund der gebäudetechnischen Versorgung mit Gasen und Absau-gungsvorrichtungen verschiedene Werkstattsituationen nachstellen, z. B. eine Schweißwerkstatt.

Farbkonzept

Das Farbkonzept arbeitet mit einem reduzierten Farbkanon aus Weiß, Anthrazit und Gelb als Akzentfarbe, der sich durch die gesamte Ge-staltung der Campusgebäude zieht. Sämtliche Innenwände sind mit Ausnahme der Magistralen weiß gestrichen. Für eine verbesserte Orientierung sind die Magistralen im Gebäudekomplex H3/H4 gelb gehalten. Sämtliche Böden sind mit anthrazitfarbenen Materialien wie Werkstein, Kautschuk und Teppich belegt.

Der helle, freundliche Wasserstrich-Klinker erzeugt ein lebhaf-tes Gesamterscheinungsbild aus einem hell-dunkel Farbverlauf und spiegelt so den Anspruch der Hochschule auf Modernität wider. Der hochwertige engobierte Verblendstein wurde eigens für den Cam-pus entwickelt und produziert. Durch seine Kleinteiligkeit verstärkt der Stein den Eindruck der kubischen Fassadengestaltung.

Fenster sind in der Fassade als Bänder mit massiven Brüstun-gen gegliedert und in der Regel fest verglast. Geschlossene Fens-terflügel lassen sich zur natürlichen Belüftung der Räume öffnen.

Page 27: phase 10 04/2014

HOCHSCHULE HAMM-LIPPSTADT phase 10 // pbr AG 4 / 2014 27

PuksIn den be iden Raumsku lp tu ren a rbe i ten S tud ie rende au f zwe i Ebenen .

Energie und Technik

Die gesamte Infrastruktur des Campus ist in einem Technikkeller un-terhalb des Gebäudekomplexes H3/H4 angesiedelt sowie in den Lüf-tungszentralen auf dem Dach. Im Technikkeller befinden sich u. a. die Wasserversorgung und -aufbereitung, die Wärme- und Kälteversor-gung, Trafos, die Netzersatzgeneratoren sowie die Druckluft. Von die-sen Zentralen werden alle Gebäude über einen unterirdischen Tech-nikkanal erschlossen. Der 3 m breite und 4 m hohe Technikkanal ist großzügig bemessen, um eine hohe Flexibilität für Nachinstallatio-nen und Wartungsarbeiten zu gewährleisten. Die Hauptstromvertei-lung ist durch eine Stromschiene aus Kupfer ausgeführt. Erweiterun-gen der Stromversorgungen können nachträglich durch Anschluss

Page 28: phase 10 04/2014

28 phase 10 // pbr AG 4 / 2014 HOCHSCHULE HAMM-LIPPSTADT

Gebäude H3D ie Labore s ind i n den Kamm- s t ruk tu ren un te rgebrach t .

Unte r i rd i sche r Techn ikkana lFü r e ine hohe F lex ib i l i t ä t be i Nach ins t a l l a t i onen und War tungsa rbe i ten s ind Techn ik le i tungen in e inem unte r i rd i schen Kana l angeordnet .

Spez i a l l abo reLabore zu r Au fs te l l ung sens ib le r Techno log ie wurden z .T. schwingungs f re i ausgefüh r t .

an die optimal dimensionierte Kupfer-Strom-schiene, die alle Gebäude versorgt, durchge-führt werden. Über Versorgungskanäle sind auch die Gebäude H1 und H2 an die Technik-zentrale angeschlossen. Die infrastrukturelle Versorgung der Labore erfolgt über Sammel-schächte, die jeweils am Ende der Raumein-heiten angeordnet sind.

Die Kälteversorgung erfolgt durch eine individuell gefertigte, umweltschonende CO² -Kompressions-Kältemaschine mit einer Kälteleistung von 120 kW und einer konven-tionellen Kältemaschine mit einer zusätzli-chen Leistung von 600 kW. Die CO² -Kom-pressions-Kältemaschine erzeugt ganzjährig Abwärme, da auch bei kalten Außentempe-raturen Labore, Serverräume, Küche, Kühl-räume, Kühlmöbel und -zellen mit Kälte ver-sorgt werden müssen. So wird im Winter die Abwärme der Kältemaschine dem Heiz-system zugeführt und deckt so einen Teil der Grundlast. Zwei große Heizkessel decken den Hauptbedarf ab. Technisch werden die beiden Hochschulstandorte Hamm und Lipp-stadt von einer übergeordneten Manage-mentbedieneinheit über BACnet auf dem Campus Hamm gesteuert.

Page 29: phase 10 04/2014

HOCHSCHULE HAMM-LIPPSTADT phase 10 // pbr AG 4 / 2014 29

Gebäude H1Hörsä le , Semina r räume, Mensa , Campus Off i ce , s tudent i sches A rbe i ten

Gebäude H4PC-Poo ls , Semina r räume, Büros und

A rbe i t swe l ten , s tudent i sche Le rnwe l ten , ZFL , AStA , S tuPA, Fraunhofe r Anwendungszent rum

Gebäude H2Med ienzent rum, B ib l i o thek , s tudent i sches A rbe i ten , Präs id ium und Hochschu lve r wa l tung , Zen t ra le D iens te

Gebäude H3Techn ikum, Labore , Bescha ffung , Pos ts te l l e , Bü ros , PC -Poo ls

D ip l . - I ng . ( TU ) A rch i tek t Ch r i s toph B ie rschenkGeschä fts fe ld le i te r A rch i tek tu r

D ip l . - I ng . K l aus S te inkampGeschä ftsbe re i chs le i te r Techn ische Gebäudeaus rüs tung

Projektinformationen die kenndaten im überblick

Hochschu le Hamm-L ipps t ad tNeubau des Campus HammGesamtp lanungswettbewerb 2010 , 1. Pre i s

Fe r t i gs te l l ung02 / 2014

Gesamtbausumme60 Mio . � (b ru tto )

F l ächen und Rauminha l teNF 17.430 m² BGF 35 .280 m² BRI 163 .281 m³

Bauher rBau - und L iegenscha fts -be t r i eb NRW, N ieder l assung Soes t

Le is tungen pb r AGGesamtp lanung LP 1-4 , E rs te l l ung e ine r Funk t iona len Le i s tungsbeschre ibung , Qua l i t ä tss i che rung

P lanungspa r tne rKuttne r + Kah lLandscha ftsa rch i tek ten GbR, Landscha ftsa rch i tek tu r

V ideo in te r v iews mi t Ch r i s toph B ie rschenk und K l aus S te inkamphttp : / / goo .g l / c I33Y0

Page 30: phase 10 04/2014

30 phase 10 // pbr AG 4 / 2014 INNOVATIVE LERNWELTEN

Innovative Lernwelten für Hochschulen der Zukunft zielorientierte bedarfsplanung und umsetzung bei der neuplanung der hochschulen hamm-lippstadt und rhein-waal

Den neuen Hochschulen in Hamm-Lipp-stadt, Ruhr West und Rhein-Waal lag die gleiche Leitidee zu Grunde – eine interdiszi-plinäre, kommunikative und lebendige Hoch-schule zu gestalten, die Menschen und ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellt. rhe-form unterstützte dabei die Hochschulen von Anfang an und ermittelte in enger Ab-stimmung mit diesen den Flächenbedarf und das Raumprogramm. In der Projekt-Profil-Definition wurden alle Anforderungen, Be-darfe und Funktionen zusammengestellt, die dann die Grundlage für das Wettbewerbsma-nagement darstellten. Anschließend erfolgte das Nutzer- und Qualitätsmanagement, die Facility Management Qualifizierung und die Ausstattungs- und Möblierungsplanung. Da-bei spielt das Nutzer- und Qualitätsmanage-ment während der Planungs- und Bauphase eine ganz entscheidende und wichtige Rolle zur Fortschreibung und Detaillierung der An-forderungen sowie zur Qualitäts sicherung und Optimierung der Planung. Die Facility Management Qualifizierung dient zum ei-nen dem Aufbau der hochschulseitigen Betriebsorganisation, zum anderen der vollständigen inhaltlichen Definition der Be-triebsabläufe. Einen wichtigen Beitrag hat dabei auch die Ausstattungs- und Möblie-rungsplanung zum Erscheinungsbild der Hochschulen und der erfolgreichen Umset-zung der Leitideen beigetragen.

Anforderungen an Lernwelten

Gute und ausreichend studentische Arbeits-bereiche waren eines der Projektziele für den Campus Hamm der Hochschule Hamm-Lipp-stadt sowie die Möglichkeit, Flächen für den interdisziplinären Austausch und die Zusam-menarbeit zu schaffen. Für eine kommunika-tive Hochschule ist es wichtig, differenzierte Flächen- und Raumkonzepte anzubieten, die einerseits Studierende an den Ort binden und andererseits garantieren, dass Interdis-ziplinarität unter Lehrenden und Lernenden auch im Miteinander aktiv gefördert wird. Ein Konzept von unterschiedlich strukturier-ten und ausgestalteten Einzel- und Gruppen-arbeitsplätzen wurde auf Basis der Anforde-rungen des Hochschulprofils entwickelt und bereits in der Projekt-Profil-Definition fest-geschrieben sowie anschließend im Nutzer- und Qualitätsmanagement erfolgreich um-gesetzt. Gleiches galt für die studentischen Arbeitsbereiche, für die entsprechende Flä-chen zwischen den Instituts- und Laborbe-reichen sowie in der Nähe von Seminar- und Hörsaalbereichen baulich zu gestalten wa-ren. Die Studierenden sollen jederzeit die Möglichkeit haben, einzeln, am Rechner oder analog, und ebenso in Gruppen sowohl in ru-higer als auch die Diskussion untereinander fördernder Atmosphäre arbeiten zu können.

Auto rPro f. D r. Ch r i s t i ne Koh le r trhe fo rm GmbH

Möbel erzeugen Lern- und Arbeitswelten

Ein wesentliches Element zur Gestaltung von Lern- und Arbeitswelten stellt die Mö-blierung dar. Neben der Farbgestaltung und Beleuchtung, der Akustik, der technischen Ausstattung, dem Grundriss und der Raum-größe bieten moderne Möbel viele Möglich-keiten, Räume zu gestalten, flexible Nut-zungen anzubieten und unterschiedliche Flächen zu zonieren. Möbel können durch neue Materialien, ein intelligentes Design, die Integration von Informations- und Kom-munikationselementen sowie der Verbin-dung mit anderen Raumelementen dazu beitragen, ein attraktives und vielfältiges Lernumfeld zu kreieren. rheform teilt da-bei die Möbel und Arbeitsbereiche in vier wesentliche Kategorien ein, in denen sich die unterschiedlichen Nutzungen der Stu-dierenden am besten umsetzen lassen:

Page 31: phase 10 04/2014

INNOVATIVE LERNWELTEN phase 10 // pbr AG 4 / 2014 31

1 Raum-in-Raum-Möbel Diese Möbel bieten alle eine akustische Abschirmung. Dadurch

entsteht ein Möbel-Innenraum, in dem konzentriert in Gruppen oder auch einzeln gearbeitet werden kann.

2 Einzelarbeitsplätze Sie laden zu konzentrierter Einzel- oder Gruppenarbeit ein. Hier

sind fast überall Steckdosen integriert. Im Gegensatz zu den Raum-in-Raum-Möbeln fehlt den Einzelarbeitsplätzen jedoch die Akustikabschirmung.

3 Steharbeitsplätze Für informelle Treffen und als Kurzzeit-Arbeitsplatz sind Stehar-

beitsplätze geeignet. Dazugehörige Stehhocker und Steckdo-sen gestalten das Arbeiten am Laptop komfortabler.

4 Lounge-Möbel Sie laden ebenfalls zu informellen Treffen ein. Hier kann zudem

die Pause verbracht oder gelesen werden. Optionale Trenn-wände erlauben vielfältige Aktivitäten.

Auf Basis dieser Kategorien wurden die Lern- und Arbeitswelten kon-zipiert und Möblierungsvorschläge gemacht, die dann bei einer Mus-terstellung getestet und anschließend über ein Online-Befragungs-tool bewertet werden konnten. Die Hochschulleitung legte großen Wert auf die Einbeziehung der Nutzervorstellungen. So hatten die Studierenden und Hochschulangehörigen die Möglichkeit, einzelne Möblierungsbeispiele auszuprobieren und ihre Meinung zu doku-mentieren. Auf Basis dieser Ergebnisse wurden die Lern- und Ar-beitswelten festgelegt und final umgesetzt.

Page 32: phase 10 04/2014

32 phase 10 // pbr AG 4 / 2014 HOCHSCHULE RHEIN-WAAL

Moderne Lernwelt mit Mittelpunkt neubau des campus kamp-lintfort für die hochschule rhein-waal

Kunst am BauIm Foyer i s t e in Ob jek t des Küns t le rs Ra imund Kummer i ns t a l l i e r t .

Page 33: phase 10 04/2014

HOCHSCHULE RHEIN-WAAL phase 10 // pbr AG 4 / 2014 33

Seit ihrer Entstehung 2009 hat sich die Hochschule Rhein-Waal schnell entwickelt: Den Betrieb nahm sie in provisorisch eingerichteten Interimsgebäuden auf. Heute verfügt sie mit dem komplett neu errichteten Campus Kamp-Lintfort über ei-nen der modernsten Hochschulstandorte des Landes für die Bereiche Mathematik, Informatik, Natur- und Ingenieurwissen-schaften sowie Technik (MINT). Die pbr AG hat in Zusammen-arbeit mit dem Straelener Architekten Michael von Ooyen mit ihrem Entwurf den ersten Preis in einem Generalplanerwett-bewerb gewonnen.

Page 34: phase 10 04/2014

34 phase 10 // pbr AG 4 / 2014 HOCHSCHULE RHEIN-WAAL

Der Campus als Mitte

Bis zu 2.000 Studierende des Fachbereichs Kommunikation und Umwelt belegen auf dem neuen Campus einen von acht Bachelor- oder vier Master-Studiengängen. Die Studierenden auf dem Cam-pus treffen sich und verweilen auf dem zentralen Platz, der von fünf Schollen mit Sitzflächen gegliedert wird. Anstelle eines großen Bau-körpers wurde das Raumprogramm auf vier zwei- bis dreigeschos-sige Bauteile verteilt, die den klar gefassten zentralen Platz ausbil-den. Im Vordergrund stand der Gedanke, einen Ort des Austauschs und der Kommunikation für Lehrende und Studierende zu schaffen. So werden alle Gebäude von diesem Platz erschlossen und sind zu ihm geöffnet. Die im Nordwesten angeordneten zentralen Einrich-tungen orientieren sich mit der Mensa, dem Bistro, der Bibliothek und dem Hörsaalzentrum mit Foyer- und Ausstellungsbereich zur Mitte des Campus. Ihnen gegenüber befinden sich der Baukörper für die Fakultät Kommunikation und Umwelt sowie das Technikum.

Während das quadratische Gebäude des Hörsaalzentrums und der Bibliothek im Norden des Campus den Kopf der Hochschule kennzeichnet, ist die Baukörperstruktur im Süden zum angrenzen-den park ähnlichen Grünraum mit dem Bach Große Gorley und der sich anschließenden studentischen Wohnbebauung offen gestaltet. Durch die Abwinkelung des östlichen Gebäudes entsteht im Norden ein zur Innenstadt ausgerichteter Eingang zum Campus. Von Süden

blicken die Nutzer über das Hochschulareal und können so die Anbin-dung an die Stadt Kamp-Lintfort erkennen. Indem die relativ große Baumasse auf vier Gebäude aufgeteilt wurde, konnte die Stadt mit dem neuen Campus weitergedacht werden. Die Hochschulgebäude binden sich aufgrund ihrer Maßstäblichkeit und Materialität in die städtische Struktur ein.

In Anlehnung an die regionale Bautradition, die besonders durch die Verwendung des Materials Ziegelstein gekennzeichnet ist, und unter Berücksichtigung der Nutzung wurden die Fassaden mit Ma-terialien wie Stahl/Aluminium, Glas und Klinkermauerwerk gestal-tet. Bei der Auswahl des anthrazitfarbenen Klinkers wurde beson-deres Augenmerk auf seine Oberfläche gelegt. Als Kontrast zu dem industriell gefertigten Klinker wurde eine flächenbündige Pfosten-Riegel-Konstruktion mit schlanken Aluminiumprofilen und farbigen Öffnungsflügeln eingebaut. Die Fensterbänder bilden mit den ge-schlossenen Brüstungen eine horizontale Struktur. Die farbigen Lüf-tungselemente rhythmisieren und gliedern die Fassade, aufgesetzte Sonnenschutzkästen akzentuieren sie zusätzlich als horizontales sil-bernes Band. Die reduzierte Farbigkeit der Gebäude aus anthrazit-farbenem Klinker, dunklem Metall und gezielt eingesetzten farbi-gen Akzenten setzt sich auch im Innenbereich, zum Beispiel in den Hörsälen fort.

CampusScho l l en aus schwar zem Beton und Ho l z symbo l i s ie ren au f dem Campusp la t z d ie fün f Kont inen te .

Page 35: phase 10 04/2014

HOCHSCHULE RHEIN-WAAL phase 10 // pbr AG 4 / 2014 35

Fassadenb i l dDer an th raz i t fa rbene K l i nke r und d ie f l ächenbünd igen P fos ten -R iege l -Kons t ruk t ionen e r zeugen e in kon t ras t re i ches E rsche inungsb i l d .

Page 36: phase 10 04/2014

36 phase 10 // pbr AG 4 / 2014 HOCHSCHULE RHEIN-WAAL

Kunst im FoyerD ie Wandma le re i „Scha ttenwur f“ von Ra imund Kummer n immt Bezug zu r Sku lp tu r „Scha ttenwer fe r“ au f dem Campus K leve .

Page 37: phase 10 04/2014

HOCHSCHULE RHEIN-WAAL phase 10 // pbr AG 4 / 2014 37

Bib l i o thekD ie fa rb igen Akzente de r Fassade se t zen s i ch im Innenbere i ch fo r t .

Page 38: phase 10 04/2014

38 phase 10 // pbr AG 4 / 2014 HOCHSCHULE RHEIN-WAAL

Hörsaalzentrum und Bibliothek

Das Hörsaalzentrum und die Bibliothek empfangen die Nutzer in ei-ner zweigeschossigen Eingangshalle mit einem Werk des Berliner Künstlers Raimund Kummer. Zwei spiegelbildlich angelegte Treppen-anlagen führen in das Obergeschoss. In dem Gebäude befinden sich das Audimax mit ansteigendem Gestühl für 300 Personen und ein experimenteller Hörsaal für 150 Besucher. Das Audimax kann mit einer verschiebbaren Wand um einen Seminarraum erweitert wer-den. Der Experimentierhörsaal bietet eine technische Ausstattung für verschiedene physikalische Experimente. Auf allen Ebenen sind insgesamt fünf weitere Hörsäle und drei Seminarräume verteilt. Für eine optimierte Raumakustik in den Hörsälen wurden Schallabsor-ber und ein Wechsel aus harten und weichen Flächen eingesetzt. An PC-Pulten in den Hörsälen werden Beleuchtung und Medientechnik gesteuert sowie Medien angeschlossen.

Im zweiten Obergeschoss hat die Bibliothek mit verglasten Stu-dierkabinen, sogenannten Carrels, Gruppenräumen und Büros auf einer Fläche von 750 m² ihren Platz. Sie bietet Aufstellflächen für insgesamt 45.000 Medien. Dank eines Selbstverbuchungssystems und einer automatischen Vorsortierung der zurückgegebenen Bü-cher wird das Bibliothekspersonal entlastet.

Offene Bereiche wie Flure wurden sehr robust mit einfachen und rohen Materialien ausgeführt und verstrahlen einen rauhen, annä-hernd industriellen Charme. Sichtbetonflächen, Streckmetalldecken, Metallgeländer und graue Fußböden prägen hier die Raumwahrneh-mung. In diesem Detail wird die Zielsetzung deutlich, den experi-mentellen und offenen Charakter der Universität in klarer Abgren-zung zu einem Bürogebäude herauszuarbeiten. In allen Gebäuden bildet die Wandgestaltung ein Spiel zwischen Sichtbeton und wei-

TreppeOffene Bere i che wurden mi t robus ten Mate r i a l i en w ie Be ton und Met a l l ausgefüh r t .

Page 39: phase 10 04/2014

HOCHSCHULE RHEIN-WAAL phase 10 // pbr AG 4 / 2014 39

ßen verputzten Wänden. Beispielsweise im Obergeschoss des Hör-saalgebäudes sind die innen liegenden Wände weiß, nach außen ge-richtete Wände in Sichtbeton ausgeführt. Daran orientiert sich auch die Gestaltung der Innentüren. Sie sind flächenbündig in Schatten-Nut-Zargen farblich passend zum Material eingefasst.

Geordnete Verhältnisse in der Lehre

In dem Fakultätsgebäude befinden sich neben verschiedenen Che-mie-Nasslaboren auch Medienräume, PC-Pools und Werkstätten. Eine Freiterrasse im Staffelgeschoss ermöglicht Außenexperimente. Im zweiten Obergeschoss ist das Gebäude über eine filigrane Brücke mit Fachwerkträgern, die einen gestalterischen Bezug zu industriellen Bauten herstellt, an das Technikum angebunden. Besondere Heraus-

Aud imaxDer Hörsaa l b ie te t 30 0 Pe rsonen P la t z und kann du rch e ine ve rsch iebba re Wand noch ve rg rößer t werden .

forderungen waren hier, Schwingungsstabilität zu gewährleisten und die Durchdringung der Glasfassade durch die Brücke herzustellen.

In Teilen offenbart das Gebäude eine dreibündige Struktur, wo-bei im Mittelteil dienende Funktionen angeordnet sind. An einer Ma-gistrale sind die Seminarräume für die Bereiche Chemie und Physik angelagert. Über Stichflure sind die Büros der Dozenten erreichbar. Diese Räume wurden bewusst nicht an der Magistrale angeord-net, um einen beruhigten Bereich zum Arbeiten und Vorbereiten zu schaffen. Die innen liegenden Flure werden über verglaste Seiten-teile der Innentüren natürlich belichtet. An den Flurenden befinden sich mit Glastüren geschlossene Räume für studentisches Arbeiten.

Page 40: phase 10 04/2014

40 phase 10 // pbr AG 4 / 2014 HOCHSCHULE RHEIN-WAAL

Experimentieren auf zwei Ebenen

Das Technikum ist eine multifunktionale Technologie- und Experimen-tierhalle. Im Erdgeschoss sind die Technikhalle und verschiedene La-bore wie CAD/CAM-Labore und das sogenannte Fabric Laboratory (FabLab) angeordnet. Das FabLab ist eine Werkstatt mit 3D-Dru-cker, Laser-Cutter und CNC-Fräsen zur computergesteuerten ma-schinellen Herstellung von innovativen Produkten. Die Technikhalle mit Faserbetonboden und Aufprallschutz kann mit schweren Fahr-zeugen befahren werden, um z. B. große Maschinen auf- und abzu-laden. Mit einer Kranbahn werden Lasten z. B. von einem LKW bis in das Obergeschoss gehoben. Verschiedene Anschlüsse wie Stark-strom und Druckluft liegen im Technikum vor, um eine Vielzahl an Ver-suchsszenarien realisieren zu können. Die akustische Decke absor-biert Schallemissionen.

Im Erdgeschoss sind außerdem eine Mechanikwerkstatt und die-nende Bereiche angesiedelt. Ein eingeschossiger Raum für weitere Versuchsaufbauten befindet sich im ersten Obergeschoss. Im zwei-ten Obergeschoss liegen studentische Arbeitsplätze, Seminarräume und Büros. Die Fassade des Technikums ist im Erdgeschoss zu drei Seiten komplett verglast, um so eine klare Bezugnahme zwischen innen und außen herzustellen.

Licht schafft Atmosphäre

Auf dem Campus erzeugen Leuchten entlang des Fakultätsgebäudes eine Achsbeziehung von der Stadt zum Grünraum. Diese Wegelinie ist intensiver beleuchtet als der zentrale Campusplatz. Bodenstrah-ler in den Schollen illuminieren den Platz zurückhaltend. Schwer-punktmäßig wird auf dem Campus energieeffiziente LED-Beleuch-tung eingesetzt. Bei der Auswahl der Lichtfarbe und der Ausrichtung der Leuchten in den Gebäuden wurde großer Wert auf Übereinstim-mung mit den Außenleuchten gelegt, um in der Dunkelheit für den Betrachter ein durchgängiges Erscheinungsbild zwischen der Außen-beleuchtung und der durch Glasfassaden wahrnehmbaren Innenbe-leuchtung zu erzeugen.

LaboreLabore s ind im Faku l t ä tsgebäude un te rge -b rach t und au f ku r zem Wege zu e r re i chen .

Page 41: phase 10 04/2014

HOCHSCHULE RHEIN-WAAL phase 10 // pbr AG 4 / 2014 41

Techn ikumIn de r Techn ikha l l e können z . B. Masch inen fü r g rößere Ve rsuche au fges te l l t werden .

Küh l techn ikDas He i z - und Küh lsys tem i s t im Unte r- geschoss des Techn ikums p l az ie r t .

Page 42: phase 10 04/2014

42 phase 10 // pbr AG 4 / 2014 HOCHSCHULE RHEIN-WAAL

Mensa und Verwaltung

Das Verwaltungs- und Mensagebäude beherbergt im Erdgeschoss das Student Service Office mit Besprechungsräumen und die Mensa. Im Obergeschoss sind Seminarräume und Sprachlabore sowie Räume der Verwaltung angeordnet.

In der Mensa mit direkter Anbindung an das Bistro werden täg-lich zur Mittagszeit 650 Essen zubereitet. Außerhalb der Mittagszeit werden 200 Gäste pro Tag mit Frühstück und Zwischenverpflegun-gen versorgt. Die Speiseversorgung erfolgt im Frischkost-System, d. h. die Speisen werden unter Verwendung von Convenience Food zubereitet und direkt ausgegeben. Die Cafeteria gibt zusätzlich Zwi-schenmahlzeiten wie Snacks und Sandwiches aus, wenn die Haupt-mensa geschlossen ist. In Nebenzeiten bedienen sich die Studieren-den an Automatenstationen.

Der Speisesaal kann durch eine Glasschiebewand von der Essens-ausgabe abgetrennt werden. Damit nutzen Studierende diese Flä-che auch außerhalb der Mensaöffnungszeiten zum Arbeiten. Durch zu öffnende bodentiefe Fensterelemente stellt die Mensa einen Be-zug zum zentralen Platz her. Darüber hinaus hat die Hochschule so die Möglichkeit, Außensitzflächen auf dem Campus einzurichten.

Die Mensa verfügt über einen Free-Flow- und Selbstbedienungs-bereich sowie Aktionstheken und eine Front-Cooking-Theke. Täglich werden zwei Hauptmenüs und drei Alternativmenüs angeboten. Die neue Mensa beinhaltet eine ebenerdige Warenanlieferung, Tages-, Tiefkühl- und Trockenlager, Vorbereitungsräume, eine Koch- und Brat-küche, eine Spülküche sowie einen Müllraum. Die Lager u. a. für Ge-

MensaDer Spe isesaa l kann du rch e ine G laswand von de r Essensausgabe abget rennt werden .

müse und Obst, Fleisch und Molkereiprodukte sind im Erdgeschoss angeordnet und mit der Produktion verbunden. Die Küche mit vorge-lagertem Vorbereitungsbereich ist als Vollküche mit Heißumluftdämp-fer, Kochkessel und Universal-Gargerät ausgelegt. Im Müllraum sind Nassmüllkühler aufgestellt, in denen der Nassmüll aus der Produktion bis zum Abtransport durch eine Fremdfirma zwischengelagert wird.

Energie

In einer Studie wurde ermittelt, dass für die Beheizung des Stand-orts Kamp-Lintfort ein Blockheizkraftwerk, ein Kessel und eine starke Wärmedämmung, die den Standard um 50 % übertrifft, wirtschaftli-cher als andere Systeme sind. Mit dem Blockheizkraftwerk erzeugt die Hochschule zusätzlich eigenen Strom, der auf dem Campus ge-nutzt wird. Die zentrale Wärmeerzeugung des gesamten Campus befindet sich im Untergeschoss des Technikums. Das Kellergeschoss ist über einen Lastenaufzug wartungsfreundlich erschlossen.

Die Raumbelüftung erfolgt überwiegend natürlich, um Energie zu sparen. Nur Räume mit einem hohen Luftwechselbedarf wie La-bore und Serverräume werden klimatisiert. Zwei Kaltwassererzeu-ger mit einer Kälteleistung von 850 kW auf dem Dach des Techni-kums erzeugen die benötigte Kühlleistung.

Page 43: phase 10 04/2014

HOCHSCHULE RHEIN-WAAL phase 10 // pbr AG 4 / 2014 43

Projektinformationen die kenndaten im überblick

Hochschu le Rhe in -Waa lNeubau des Campus Kamp-L in t fo r tGenera lp l ane r wettbewerb 2010 , 1. Pre i s

Fe r t i gs te l l ung03 / 2014

Gesamtbausumme38 ,5 Mio . � (b ru tto )

F l ächen und Rauminha l teNF 15 .797 m² BGF 19 .055 m² BRI 80 .429 m³

Bauher rBau - und L iegenscha ftsbe t r i eb BLB NRW, N ieder l assung Du isbu rg

Le is tungen pb r AGGesamtp lanung mi t M ichae l von Ooyen

P lanungspa r tne rKuttne r + Kah l Landscha ftsa rch i tek ten GbR, Landscha ftsa rch i tek tu r

D ip l . - I ng . ( TH ) A rch i tek tLudger RascheGeschä ftsbe re i chs le i te r A rch i tek tu r

Aud imax Hörsä le , B ib l i o thek , Semina r räume,

Foye r m i t Auss te l l ungsbere i ch

Faku l t ä tsgebäudeLabore , Lager, Pro jek t räume, Dozentenbüros ,

PC -Poo ls , s tudent i sche Arbe i t sp l ä t ze

Techn ikum Versuchsha l l e , Werks t a tt , Semina r räume, Labore , Bü ros , Lager

Mensa / Ve r wa l tungMensa , Ca fe te r i a , Ve r wa l tung , S tudent Off i ce , Semina r räume, s tudent i sche Arbe i t sp l ä t ze

Video in te r v iew mi t Ludger Raschehttp : / / goo .g l / y19Hmt

Page 44: phase 10 04/2014

44 phase 10 // pbr AG 4 / 2014 INTERVIEW

Welche Schwerpunktthemen hatten beim Neubau der Campusanlagen Priorität?

mlk Kommunikation, Technik und Internationalität. Kommunikation der Menschen untereinander war uns äußerst wichtig. Deshalb ha-ben wir in unseren Neubauten Zonen und Räume der Kommunika-tion und des Verweilens für Studierende und Lehrende integriert. Das Thema Technik sollte durch die bauliche Ausstattung zum Tra-gen kommen. Internationalität schlägt sich nicht nur in den Lehr-plänen und den Menschen nieder, sondern auch im Baulichen. Die fünf Schollen auf dem zentralen Platz des Campus repräsentieren die fünf Kontinente.khs Uns war es wichtig, einen modernen Campus zu schaffen, mit dem wir uns zukunftsfähig aufstellen. Schon vor dem Architekten-wettbewerb haben wir uns viele Gedanken darüber gemacht, was die Hochschule benötigt. Die rheform GmbH hat uns dabei gehol-fen, unsere Ideen zu formulieren und abzugleichen, ob sie umsetz-bar sind. Von Beginn an war unser Ziel die interdisziplinäre Lehre und Forschung. Die Hochschule ist ein Ort der Innovation und des Wis-sens, der Begegnung und der Identifikation. Wir haben uns Anre-gungen bei niederländischen Hochschulen in Venlo und Maastricht geholt. Wir wollten sehen, wie dort Hochschule und Miteinander verstanden werden, auch unter dem Gesichtspunkt Kommunikation und interdisziplinäres Arbeiten. Gerade in Holland sitzen die Profes-soren nicht im Elfenbeinturm, sondern mittendrin. Je mehr wir plan-ten, desto sicherer wurden wir uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Pro fesso r Dr. Mar ie -Lou ise K lo t z (MLK) i s t 20 09 zu r Präs i -den t in de r Hoch -schu le Rhe in -Waa l e rnannt worden . Ka r l -He inz Sandknop (KHS) wurde zu r g le i chen Ze i t V i ze -p räs iden t de r Hoch -schu le Hamm-L ipp -s t ad t . We i l be ide schon vo r den o ff i z i -e l l en Gründungen de r Hochschu le e in -gese tz t worden s ind , haben s ie d ie En t -w ick lung de r E in r i ch -tungen maßgeb l i ch bee in f luss t . Im Ge -sp räch m i t phase 10 be r i ch ten s ie von dem Ents tehungs -p rozess und dem bau l i chen Resu l t a t de r Hochschu len .

Neuanfänge in der Stadt interview mit prof. dr. marie-louise klotz und karl-heinz sandknop

Welche besonderen Anforderungen wurden an die Neubauten gestellt?

khs Der Entwurf musste in erster Linie dem geforderten Raumprogramm gerecht wer-den. Trotzdem sollte er Flexibilität und Ge-staltungsspielräume bieten, um die Gebäu-destruktur an sich verändernde Strukturen anpassen zu können. Wir wollten eine at-mende Hochschule kreieren, die aus zent-ralen Bereichen wie Hörsälen und Mensa sowie addierbaren, modular aufgebauten Departmentfunktionen besteht. Beispiels-weise verfügen wir über einen Energieka-nal, dessen Schächte so groß sind, dass wir Leitungen jederzeit nachinstallieren können. Auch unser Reinraumbereich kann von der Fläche noch verdoppelt werden. Damit sind wir in den kommenden Jahren in der Lage, sehr schnell auf eine veränderte wissen-schaftliche Nachfrage zu reagieren. Zurzeit lernen 2.300 Studierende auf dem Campus Hamm. Unser Ziel sind 4.000 Studierende.mlk Besondere Anforderungen ergaben sich aus der Spannbreite der Studienange-bote in Kamp-Lintfort. Diese reicht von De-sign über Chemie und Umweltwissenschaf-ten bis zu Ingenieurwissenschaften. Der Bereich Design benötigt z. B. Werkstätten wie eine Druckerei, in denen Dinge im kre-ativen Prozess ausprobiert und produziert werden. Im ingenieurwissenschaftlichen Be-

Page 45: phase 10 04/2014

INTERVIEW phase 10 // pbr AG 4 / 2014 45

„JUNGE LEUTE ERWARTEN EINE ARCHITEKTUR, DIE ANSPRECHEND, OFFEN, HELL UND FREUNDLICH IST.“

reich sind es Labore, in denen z. B. techni-sche Dinge entwickelt werden. Dazu gehö-ren auch hochgerüstete IT-Labore, in denen Studierende das Hacken von Software simu-lieren, um effiziente Lösungen gegen Hacker-Angriffe zu entwickeln.

Konnten Studierende und Lehrende auf die Planung einwirken?

mlk Die Campusplanung fand statt, als die Hochschule Rhein-Waal nur aus wenigen Per-sonen bestand. Bevor überhaupt der erste Professor eingestellt wurde, haben wir die grundlegenden baulichen Dinge parallel zum Aufstellen des Studienangebots festlegen müssen. Dann kamen einzelne Professoren dazu, um mit den Studiengängen in Kamp-Lintfort zu starten. Diese Professoren sind im Fine-Tuning involviert gewesen und Pro-fessoren konnten zum Teil auf die Ausstat-tungsdetails der Labore einwirken. Aber der

grundsätzliche Erstaufschlag geschah durch sehr wenige Personen. An einer bereits eta-blierten Hochschule, die nur ein neues Ge-bäude baut, sieht die Situation sicher anders aus.khs Die ersten 80 Studierenden kamen erst im September 2009. Das Raumprogramm und die strukturellen Vorgaben mussten bis dahin aber vom Gründungspräsidium mit rhe-form und den ersten Professoren in großen Teilen formuliert worden sein. Deshalb konn-ten Studierende nur sehr eingeschränkt auf die Entwicklung einwirken. Später haben wir einen studentischen Wettbewerb zur Möb-lierung studentischer Arbeitsflächen durch-geführt. Hier konnten sich die Studierenden einbringen.

Warum entschied man sich für einen kompakten, zusammenhängenden neuen Campus?

khs Der Campus sollte möglichst kompakt sein, weil wir die Kontakte der Studieren-den untereinander und zu den Lehrenden fördern wollten. Lernräume, Laboratorien,

Büroräume, Studierendenzentrum, studentische Arbeitsflächen – all diese Bereiche sollten Foren bilden für den kreativen interdiszi-plinären Austausch. Dafür eignet sich der umgesetzte Entwurf mit kurzen, vernetzten Wegebeziehungen am besten. Das Entstehen spontaner Kommunikation ist immer eine Entscheidung des Ein-zelnen, dennoch liegt ein wesentlicher Schlüssel dazu in der räum-lichen Struktur. Entfernt man sich vom Zentrum, findet man in den Gebäuden auch Rückzugsflächen für konzentriertes Arbeiten. mlk Ganz wichtig war uns, dass sich die Hochschule mitten in der Stadt befindet. Einerseits macht die städtische Anbindung die Hoch-schule für Studierende interessanter. Andererseits gibt sie auch der Stadt die Gelegenheit, die Hochschule aufzunehmen und mit ihr zu interagieren. Bei der Campuseröffnung haben beispielsweise einige Bürger zum ersten Mal realisiert, dass Kamp-Lintfort eine Hoch-schule hat. Außerdem gehört zu einer modernen Hochschule, dass der Campus kompakt und zusammenhängend ist. Er sollte nicht über die Stadt verteilt in verschiedenen Gebäuden untergebracht sein wie bei alten Hochschulen, die im laufenden Prozess gewach-sen sind. So gebündelt gibt sich die Hochschule auch klar als Einheit zu erkennen und lädt zur Kommunikation ein. Wir sind sehr glück-lich, dass im Zentrum der Stadt ein Neuanfang gewagt worden ist.

Page 46: phase 10 04/2014

46 phase 10 // pbr AG 4 / 2014 INTERVIEW

Wie ist die Hochschule an die Stadt angebunden?

mlk Die Hochschule ist auf kurzem Wege zu erreichen, so dass auch Bürger auf dem Campus verweilen. Darüber hinaus öffnet sie sich für die Bürger mit öffentlichen Lehrver-anstaltungen im Rahmen des Studium Ge-nerale. Die Fakultät hat sich auch mit Pro-jekten wie der virtuellen Rekonstruktion des Klosters Kamp geöffnet. Zudem gibt es Vor-träge u. a. zusammen mit der Stadt und der Wirtschaftsförderung. khs Unser Ziel ist, die Fachhochschule im Stadtquartier zu verankern und schon bei den Passanten Interesse am Hochschulbe-trieb zu wecken. Der Campus hat einen ur-banen Charakter mit öffentlichen, durchlässi-gen Strukturen. Die Umgebung profitiert von dieser verbesserten Aufenthaltsqualität und dem pulsierenden Campusleben mit Aus-stellungen und Events.

Welche Rolle übernahm die Architek-tur für das Ziel der Imageprägung?

khs Die wachsende Bedeutung regionaler Identifikation mit der ortsansässigen Hoch-schule, die Veränderung der Lehre und ihre wachsende Dezentralisierung stellen Hoch-schulen heute vor Herausforderungen, die sich immer schwieriger mit tradierten Zweck-architekturen in Einklang bringen lassen. Deshalb musste der neue Campus so at-traktiv sein, wie er es jetzt für Studierende und die Wirtschaft ist. mlk Junge Leute erwarten eine Architek-tur, die ansprechend, offen, hell und freund-lich ist. Ganz besonders gilt das für Studie-rende, die einen Designstudiengang belegen, weil sie ein besonderes Gespür für gestal-terische Themen haben. Wir haben Wert auf eine großflächige und elegante Architektur gelegt. Damit ist uns gelungen, den Zeitgeist zu treffen und die Wissenskultur der Studie-renden anzusprechen. Wenn man in einem Hörsaal der Hochschule sitzt und die Innen-architektur auf sich wirken lässt, nimmt man Wärme und Eleganz wahr.

Übernimmt der neue Campus eine Funktion für die Imageprägung der Stadt?

mlk Von Anfang an hat die Stadt Kamp-Lintfort die Hochschule auf-genommen, z. B. indem sie sich zur Hochschulstadt umbenannt hat. Die Stadt sucht auch die Kompetenz der Studierenden und Professo-ren. In Zusammenarbeit mit kompetenten Partnern in der Hochschule hat sie z. B. ihr Corporate Design neu gestaltet. Die Hochschule hat auch die Aufgabe, der Stadt eine Hilfe bei der Neuausrichtung zu sein. Diese Synergie ist wichtig. khs Hamm ist eine Stadt im Strukturwandel. Vier Bergwerke und verschiedene Bundeswehrstandorte haben geschlossen. Wachstum gibt es in den Branchen unternehmens- und gesundheitsbezogener

„WIR WOLLTEN EINE ATMENDE HOCHSCHULE KREIEREN.“

Page 47: phase 10 04/2014

INTERVIEW phase 10 // pbr AG 4 / 2014 47

Dienstleistungen. In dieses Stadtbild fügt sich die Hochschule mit ihrem hochwertigen Erscheinungsbild prägend ein und setzt einen neuen städtebaulichen Akzent. In der näheren Umgebung gibt es z. B. mit dem Technologiepark weiteres Entwicklungspotential. Und die Hammer Bevölkerung ist stolz auf die Hochschule. Die Stadt hat die Hochschule und die Neubaumaßnahme auf verschiedene Weise

sehr unterstützt.

Was bedeutet für Sie Modernität im Rahmen des Hochschulbaus?

khs Modernität bedeutet für mich Nach-haltigkeit im Bauen, begeisternde Architek-tur und Funktionalität. Wir bieten eine kom-plette WLAN-Versorgung und enorme Dichte in der Stromversorgung. Beispielsweise in den Hörsälen hat jeder Platz einen Stroman-schluss. Außerhalb des Raumprogramms ha-ben wir 500 m² für studentische Einzel- und Gruppenarbeitplätze bereitgestellt, die wir als Hochschule selbst finanziert haben. Das ist ein Merkmal, das andere Hochschulen nicht aufweisen. Wichtig waren außerdem die Grundlagenlabore für alle MINT-Berei-che, Speziallabore und Reinraumlabore für die Forschungsfelder.mlk Vor allem müssen die vielfältigen tech-nischen Bedingungen erfüllt sein. In Kamp-Lintfort ist das der Fall. Dort verfügen wir über die Hörsaalstrukturen, Präsentations-möglichkeiten und den benötigten Raum. Wir haben z. B. mit dem Technikum Labore mit entsprechendem Zuschnitt, um ingeni-eurwissenschaftlich großräumig arbeiten zu können. Es gibt dort Labore der Chemie, Biochemie und Mikrobiologie mit sehr guter Ausstattung.

Welche Funktion übernimmt der Neubau mit Blick auf Kooperationen zwischen Wirtschaft und Lehre?

mlk Die Hochschule ist der Wirtschaft sehr wichtig. Mit der Gründung der Hochschule wurde ein Förderverein ins Leben gerufen, in dem sich viele regionale Unternehmen enga-gieren. Firmen bringen sich in Praktika, Projektarbeiten, Bachelor- und Masterarbeiten sowie Forschungsprojekten ein und gewinnen daraus einen Mehrwert. Bereits heute werden Produkte im Design- und IT-Bereich gemeinsam mit Unternehmen untersucht. khs Die Wirtschaft hat ein sehr kurzes Zyklusdenken. Durch un-sere flexible Raum- und Laborgestaltung können wir sehr schnell auf neue Bedarfe reagieren. Studentisches Arbeiten ist in verschie-denen Varianten möglich. Studierende können beispielsweise mit

Firmen in Seminar- oder Laborräumen arbeiten. Mitte Mai 2014 ha-ben wir in Gebäude H4 „Symila“ eingerichtet, ein Fraunhofer An-wendungszentrum. Es ist eins von zwölf Instituten bundesweit für anwendungsbezogene Forschung in Zusammenarbeit mit der mit-telständischen Wirtschaft. Der Schwerpunkt liegt im Informatikbe-reich. Im Vorfeld dieser Gründung gab es bereits Projekte mit Unter-nehmen. Mit dem regionalen Telekommunikationsanbieter HeLi NET läuft eine Kooperation, bei der die Frage bearbeitet wird, wie Kom-munikation das selbstbestimmte Wohnen für ältere Menschen un-terstützen kann. Außerdem gibt es eine Stiftungsprofessur, die von den Stadtwerken getragen wird.

Was hat Sie persönlich während der Realisierungsphase am stärksten beeindruckt?

khs Wir haben uns sehr schnell zu einem Team zusammengefunden. Alle Beteiligten waren von dem Ziel getragen, in kurzer Zeit eine he-rausragende Hochschule zu bauen. Mich hat beeindruckt, dass wir diesen Weg in weniger als fünf Jahren zurückgelegt haben. Das ge-sprochene Wort zählte auf beiden Seiten. Wenn man sich aufeinan-der verlassen kann, dann arbeitet man in einer Kreativität, Intensi-tät und Ruhe, die es ermöglicht, das Projekt sehr gut umzusetzen. mlk Am eindrucksvollsten war, dass aus dem Nichts eine Hoch-schule entstanden ist. Man beginnt auf dem Blatt Papier oder an der Metaplanwand zu überlegen, was man anbieten kann und was die curricularen und baulichen Rahmenbedingungen sind. Es ist un-glaublich bewegend, mit welchem Tempo der Aufbau vom Start weg gelungen ist und wie viel erreicht worden ist. Das ist eine außerge-wöhnliche Teamleistung.

Page 48: phase 10 04/2014

48 phase 10 // pbr AG 4 / 2014 UNTERSCHIEDE IN DER PROJEKTORGANISATION

Zu Beginn einer Baumaßnahme stehen strategische Ent-scheidungen zur Durchführung des Projektes. Hierzu zählt insbesondere auch die zu wählende vertragliche Konstel-lation hinsichtlich der Bauabwicklung. In der Vergangen-heit haben sich zwei wesentliche Modelle im Bereich der Vergabe von Bauleistungen im öffentlichen Bau etabliert: die Einzelgewerkvergabe und die Vergabe an einen Gene-ralunternehmer (GU). Die „klassische Vergabe“, die Einzel-gewerkvergabe, erfolgt nach der Menge aufgeteilt in Teil-lose und nach Art und Fachgebiet getrennt in Fachlose. Bei der Vergabe an einen Generalunternehmer wird ein Unternehmen benannt, welches die gesamte Erstellung des Bauwerks einschließlich der Gewährleistung über-nimmt, die Ausführung ausgewählter Gewerke jedoch an Nachunternehmer vergibt.

Generalunternehmervergabe vs. Einzelgewerkvergabe unterschiede in der projektorganisation und -abwicklung aus sicht des projektmanagements

Auto rDip l . - Ing . Marcus DenkS |PM Pro jek tmanagement GmbH

Page 49: phase 10 04/2014

UNTERSCHIEDE IN DER PROJEKTORGANISATION phase 10 // pbr AG 4 / 2014 49

Verdingungsunterlagen – Die Grundlage für die Vergabe

Bei dem Neubau des Campus Kamp-Lintfort der Hochschule Rhein-Waal entschied man sich für die klassische Vergabe. Hier wurde die Bauleistung auf Basis von Einheitspreisleistungsverzeichnissen, auf-geteilt auf Fachlose, ausgeschrieben und vergeben. Bei dem Neu-bau des Campus Hamm für die Hochschule Hamm-Lippstadt fiel die Wahl auf die Realisierung durch einen Generalunternehmer. Dort er-folgte die Vergabe auf Basis einer funktionalen Leistungsbeschrei-bung. Die Grundlage bildete die abgeschlossene Entwurfsplanung, die in Teilbereichen durch Leitdetails in Ausführungsplanungsquali-tät ergänzt wurde. Bei der Aufstellung der Verdingungsunterlagen für den GU ergibt sich aus Sicht des Projektmanagements insbeson-dere die Anforderung, die organisatorischen Aufgaben des GU klar und eindeutig zu regeln. Hierzu gehört z. B. die Durchführung und Protokollierung von regelmäßigen Abstimmungsterminen.

Aufgabenverteilungen in Vergabeverfahren

Im Rahmen der Vergabe von zusammengefassten Fachlosen wie beim Neubau des Campus Kamp-Lintfort sind die Vergaben inhalt-lich und terminlich durch die Projektsteuerung zu koordinieren. Dies erstreckt sich von der Prüfung der Leer-Leistungsverzeichnisse vor Veröffentlichung bis zur Vergabe der jeweiligen Fachlose. Bei der GU-Vergabe erfolgt die Koordination der Einzelvergaben gesam-melt über den GU. Seitens der Projektsteuerung ist hier insbeson-dere die Beantwortung der Bieterfragen im Rahmen der Angebots-frist zu koordinieren. Beim Neubau des Campus in Hamm gingen über 300 Bieterfragen ein, die zeitnah zu beantworten waren. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Durchführung von Aufklärungsge-sprächen mit den potentiellen Bietern.

Die Kosten im Blick

Bei der Einzelgewerkevergabe erhält man erst sukzessive den Ab-gleich des geplanten Budgets mit den Auftragssummen, da die Ge-

werke in der Regel dem Planungsverlauf folgend baubegleitend ausgeschrieben werden. Hierbei ist in begrenztem Umfang eine Kos-tensteuerung durch die Änderung von Qualitäten der späteren Ge-werke möglich. Bei der GU-Vergabe liegt mit Beauftragung des GU bereits vor Baubeginn die Hauptauftragssumme für die Bauleistung im Abgleich mit dem geplanten Budget vor. Hier kommt es jedoch regelmäßig zu Nachtragsforderungen, die sich aus einer abweichen-den Interpretation des vertraglich geschuldeten Bausolls ergeben.

Terminkontrolle und Qualität

Auf Basis eines dezidierten Bauzeitenplans werden bei Einzelgewer-ken den ausführenden Firmen relativ engmaschige Termine vertrag-lich oder zum Teil operativ vorgegeben. Auf dieser Basis ist eine de-taillierte Terminkontrolle gegeben. Bei der GU-Vergabe werden in der Regel nur wesentliche Meilensteine wie die Vorlage der Aus-führungsplanung, die Fertigstellung der Baugrube etc. vertraglich vereinbart. Zwar schuldet der GU einen dezidierten Bauablaufplan, die tatsächliche Umsetzung entlang der vertraglichen Meilensteine obliegt jedoch dem GU. Während bei der klassischen Vergabe die Koordination der Einzelgewerke durch die Objektüberwachung er-folgt, übernimmt der GU diese Aufgabe im Innenverhältnis gegen-über seinen Nachunternehmern.

Fazit

Beide Hochschulstandorte konnten wie geplant zum Sommerse-mester 2014 pünktlich in Betrieb genommen werden. Der Weg da-hin wurde von den Beteiligten unter den beschriebenen unterschied-lichen Rahmenbedingungen und Konstellationen beschritten. Am Ende führten jedoch beide gewählten Wege jeweils zu dem ge-planten Ziel, der Realisierung eines modernen und zukunftsfähigen Hochschulstandorts.

Abhängig vom Projekt wird ent-schieden, wel-ches Vergabe-verfahren den größten Erfolg verspricht.

Page 50: phase 10 04/2014

50 phase 10 // pbr AG 4 / 2014 OTTO-VON-GUERICKE-UNIVERSITÄT MAGDEBURG

For tse t zung von Se i te 10

Das neue, als Stahlbetonkonstruktion er-richtete Hörsaalgebäude bietet Platz für bis zu 300 Personen und steht allen Fakultä-ten zur Verfügung. Nach Norden hebt sich der hufeisenförmige Neubau durch gerun-dete Außenwände und eine silbergrau- so-wie anthrazitfarbige Fassadenverkleidung aus Aluminium-Verbundplatten von der Umgebung der bestehenden Hochschul-gebäude ab. Dadurch grenzt sich das Ge-bäude in Form, Farbe und Materialität von der Umgebung deutlich ab. Durch das He-rausrücken des Foyers aus der Flucht der auf dem Campus bestehenden Nachbarge-bäude ist der Hörsaalneubau für Besucher leicht auffindbar.

Das Gebäude setzt sich aus zwei Teilen zusammen: dem nach Süden oval verlaufen-den Hörsaal und dem nach Norden ausge-richteten Foyerbereich. In Form, Farbe und Höhe sind die beiden Teile durch Kontraste geprägt und bilden gleichzeitig eine Einheit.

So unterscheidet sich das nach Osten scharf-kantig auskragende Vordach des Foyerbe-reichs von den gerundeten Außenwänden des Hörsaalbereichs. Durch seinen Höhenun-terschied sowie die farblichen Variationen in der Fassadenverkleidung hebt sich der Hör-saal- vom Foyerbereich ab. Das Foyer besitzt entsprechend seiner Funktion in Teilberei-chen eine großzügige Verglasung. Auf diese Weise öffnet sich das Gebäude dem Besu-cher und gibt den Blick frei auf die Stahlbe-tonwände des Hörsaalzugangs. Die dort in die Wand reliefartig eingelassenen Schrift-züge machen bereits von weitem die Funk-tion des Gebäudes deutlich. Die massiven Stahlbetonwände wurden in diesem Bereich in ihrer Materialhaftigkeit sichtbar gelassen. Im Foyer befinden sich offene studentische Arbeitsplätze mit einer Cafeteria. Bedingt durch die Glasfassade bietet ein hoher An-teil natürlichen Tageslichts den Studierenden ideale Arbeitsbedingungen. Dadurch dass

Optimale Studienbedingungen hörsaal- neubau der otto-von-guericke-universität magdeburg

Auto rD ip l . - I ng . ( FH ) An ton Anneser

Fe r t i gs te l l ung10 / 2013

F lächen und Rauminha l teHNF .489 m² BGF .974 m² BRI 7.0 06 m³

Gesamtbausumme2,9 Mio . � (b ru tto )

Bauher rLandesbet r i eb Bau Sachsen -Anha l t

Le i s tungen pb r AGArch i tek tu r

Page 51: phase 10 04/2014

OTTO-VON-GUERICKE-UNIVERSITÄT MAGDEBURG phase 10 // pbr AG 4 / 2014 51

die Zugangstüren zum Hörsaal auf einer Li-nie mit den Haupteingangstüren zum Ein-gangsfoyer liegen, werden kurze Wege zur Vorlesung ermöglicht. Ein barrierefreier Zu-gang zum Hörsaal befindet sich an der Ost-seite des Gebäudes.

Im Inneren des Hörsaals schafft eine Ei-chen-Holzverkleidung in Verbindung mit an-thrazitfarbenen Sitzen und Schreibplätzen eine angenehme Arbeitsatmosphäre. In Grün vereinzelt abgesetzte Sitze schaffen im Raum Akzente und lockern das Gesamt-

Hörsaa lIm Hörsaa l haben b i s zu 30 0 Pe rsonen P la t z .

Foye rS tudent i sche Arbe i t s f l äche mi t Ca fe te r i a

bild auf. Das Belüftungskonzept beinhaltet Quellluftauslässe unter jedem Sitzplatz und eine verdeckte Absauganlage in der Hörsaal-decke. Neben dem Hörsaal wurden in dem Gebäudekomplex noch dem Betrieb die-nende Funktionen, wie Technikräume, Vor-bereitungsräume, Regieraum und Sanitär-räume untergebracht. Die Farbgebung der Zugänge zu Hörsaal, Technik und sanitären Anlagen wurde entsprechend dem Farbkon-zept der Universitätsgebäude gewählt.

Page 52: phase 10 04/2014

52 phase 10 // pbr AG 4 / 2014 UNIVERSITÄT VECHTA

Die Universität Vechta hat 2010 ein neues dreigeschossiges Hör-saal- und Seminargebäude für den Fachbereich Wirtschaftswissen-schaften und Verwaltungsmanagement im nördlichen Teil des beste-henden Campusgeländes bauen lassen. Dabei stellte der Bauherr besondere Anforderungen z. B. an die Planung der Medientechnik und der Gebäudekontrolle. Sämtliche technischen Systeme des Neu-baus, wie die übergeordnete Gebäudeautomation, Zutrittskontrollen und die Brandmeldetechnik sollten auf vorhandene Zentralen in den Nachbargebäuden aufgeschaltet werden, um Schnittstellenvorteile zu nutzen und einen hohen Nutzerkomfort zu erzielen.

Das Erdgeschoss des Neubaus beherbergt ein Foyer sowie zwei höhengestaffelte, unterschiedlich große Hörsäle. Das Obergeschoss als aufliegender Riegelbau verfügt über Seminarräume in einbündiger Anordnung. Die technische Gebäudeausrüstung ist überwiegend im Hanggeschoss des Gebäudes untergebracht. Hörsäle und Seminar-räume sind mit umfangreicher Medientechnik ausgestattet. Hierzu gehören u. a. Beamer und hochauflösende Visualizer mit Projekti-onsflächen, eine qualitativ hochwertige Dolby Surround-Beschallung im großen Hörsaal und eine Stereo PA-Anlage im kleinen Hörsaal.

Die komplette Präsentationstechnik lässt sich mit berührungs-sensitiven Anzeige- und Bedienmonitoren lokal in den Räumen und zentral über einen Regieraum steuern. Über das Touchscreen-Dis-play wird zwischen vorgefertigten Lichtszenarien – z. B. für Vorträge,

Beamer- oder Visualizer-Präsentationen und die Raumreinigung – ge-wählt. Beispielsweise bei einer Beamerpräsentation wird automa-tisch die flächige Beleuchtung im Bereich des Auditoriums verringert, der Sonnenschutz heruntergefahren und das Dozentenpult mit einer reduzierten Beleuchtung erhellt.

Der Dozent schließt sein Notebook an die Medienanschlüsse des Regiepults im Hörsaal an und kann sofort seine Präsentation über den Beamer zeigen. Zusätzlich steht ihm ein hochauflösender Visu-alizer zur Verfügung, der nach dem Prinzip des Overhead-Projektors gedruckte und handschriftliche Vorlagen an der Hörsaalwand abbil-det. Der Hörsaal ist technisch vorgerüstet für die nachträgliche Ins-tallation einer Kameraanlage, um Veranstaltungen aufzuzeichnen und parallel in weitere Hörsäle oder ins Internet zu übertragen.

Mikrofonsignale werden über eine digitale Echo-Cancelling-An-lage aufbereitet, um an jeder Stelle im Hörsaal ein klares, gleichlau-tes und rückkopplungsfreies Signal wahrzunehmen. Das Signal, das der Dozent ins Mikrofon spricht, wird zusätzlich über Induktionsschlei-fen auf dem Fußboden in ein Hörbehindertensystem eingespeist. An jedem Platz im Hörsaal wird so aus dem Hörbehindertensystem ein optimal aufbereitetes Signal direkt auf die Hörgeräte übertragen.

Die Gebäudeautomation ermöglicht es der Universität Vechta, an einem zentralen Rechner Betriebszustände abzufragen und zu steuern. So kann beispielsweise festgestellt werden, ob Türen und

Gebäudekontrolle durch Finger- berührung technische ausrüstung für hörsaal- und seminargebäude der universität vechta

Auto rD ip l . - I ng . Axe l Jös t ing

Fer t i gs te l l ung09 / 2012

F lächen und Rauminha l teNF .955 m² BGF 2 .316 m² BRI 8 .570 m³

Gesamtbausumme5 Mio . € (b ru tto )

Bauher rUn ive rs i t ä t Vech t a

Le i s tungen pb r AGTechn ische Gebäudeaus rüs tung

Page 53: phase 10 04/2014

UNIVERSITÄT VECHTA phase 10 // pbr AG 4 / 2014 53

Fluchttüren im Gebäude ge- bzw. verschlossen und ob Leuchten ein- oder ausgeschaltet sind. Lichtszenarien werden für Veranstaltungen und Jahreszeiten programmiert, sodass die Ein- und Ausschaltung automatisch und effizient erfolgt. Zusätzlich regeln Präsenzmelder die Schaltung der Beleuchtung in den Hörsälen, Seminarräumen, den Fluren und den Sanitärbereichen. Bei Betreten und Verlassen der entsprechenden Gebäudebereiche wird die Beleuchtung akti-viert bzw. deaktiviert.

Sowohl die elektrotechnische Erschließung des Gebäudes als auch die Deckung der Gesamtheizlast von 140 kW erfolgen aus dem Bestand der vorhandenen Campusnetze. Die Leerrohrverbindungen mit Starkstromleitung, Daten- und Kommunikationsleitungen zu den Nachbargebäuden sind so üppig dimensioniert, dass sie Nachinstal-lationen ermöglichen.

Un ive rs i t ä t Vech t aDas Q-Gebäude mi t Hörsä len und Semina r räumen.

Hörsaa lDas Reg iepu l t ve r füg t übe r be rüh rungs - sens i t i ve Bed ienmon i to re und d i ve rse Med ienansch lüsse .

Öffen t l i che Bere i cheD ie L i ch ts teuerung e r fo lg t ene rg ie - e ff i z i en t du rch Präsenzme lde r.

V ideo in te r v iew mi t Axe l Jös t ingh ttp : / / goo .g l /Lc I61T

Page 54: phase 10 04/2014

54 phase 10 // pbr AG 4 / 2014 LEITSYSTEM UNIVERSITÄT VECHTA

Folge den Fa

rben das leit

- und

orientie

rungssystem der u

niversit

ät vechta

Tex t

Ma ik

e Ei c

kho ff

Un ive rs

i t ät V

echt a

Den Überb l i ck beha l ten Übers i ch tsp l äne s ind an den w ich t igen Lau fwegen des Campus pos i t i on ie r t .

Page 55: phase 10 04/2014

LEITSYSTEM UNIVERSITÄT VECHTA phase 10 // pbr AG 4 / 2014 55

Studierende und Universitätsmitarbeiter finden täglich unter einer Vielzahl von Gebäuden auf dem Campus die gesuchten Seminar-räume, Hörsale oder Büros – auch wenn sie den Weg zum ersten Mal beschreiten. Sie gelangen direkt zum Ziel, weil ein verständli-ches und eindeutiges Orientierungs- und Leitsystem durch ein La-byrinth von Gebäuden, Fluren und Treppen führt. Nicht das Vorhandensein eines Orientierungs- und Leitsystems fällt den Nutzern auf, sondern das Fehlen. Als Schnittstelle zwischen Cor-porate Design und Architektur nimmt das Orientierungs- und Leitsys-tem des Campus eine wichtige Position ein. Die Klarheit und Über-sichtlichkeit eines Campus sind profilbildende Wettbewerbsvorteile, die zur Imagebildung der Universität und einem erhöhten Wohlfühl- und Sicherheitsfaktor beitragen.

Seit ihrer Gründung 1830 hat die ehemalige Hochschule Vechta eine lange Tradition in der Lehrerausbildung. Besonders seit 2005 wurden die Qualitäten und Leistungen der Hochschule kontinuier-lich weiterentwickelt. Als im Oktober 2010 die Hochschule offiziell zur Universität umbenannt wurde, begann ein umfangreicher Pla-nungs- und Konzeptionsprozess. Von der Modernisierung waren be-sonders das Corporate Design und die Campusarchitektur betroffen. Die Kuhl|Frenzel GmbH & Co. KG entwickelte in diesem Rahmen ein Orientierungs- und Leitsystem für den wachsenden Campus, das 2013 mit dem Iconic Award ausgezeichnet wurde und für den Ger-man Design Award 2015 nominiert ist.

Das Orientierungs- und Leitsystem der Universität Vechta arbei-tet mit den wesentlichen Bestandteilen des Corporate Designs. Seine gestalterische Grundlage bildet das markante Logo der Uni-versität Vechta. Das V des Logos wird durch einen senkrechten Bal-ken und einen im 45°-Winkel geneigten weiteren Balken gebildet.

Der 45°-Winkel findet sich in der Umsetzung des Orientierungs- und Leitsystems konsequent wieder, z. B. im 45° abgewinkelten Kopf-bereich der Leitstelen und Campus-Übersichtspläne sowie im Rich-tungspfeil der Leitstelen. Schenkel und Schaft des Richtungspfeils stehen in einem Winkel von 45° zueinander. Indem das Orientierungs- und Leitsystem gestalterische Merkmale der Universität Vechta wie den 45°-Winkel des Logos, Schrift und Farbe aufgreift, trägt es zur Vermittlung der Markenidentität bei.

Elemente einer intell igenten Wegeführung

Das Orientierungs- und Leitsystem der Universität Vechta setzt farb-lich kodierte Übersichtspläne, Richtungsleitelemente, Campuskenn-zeichnungen, Gebäudekennzeichnungen sowie Leitlinien in Gebäu-den ein und folgt dem Grundsatz vom Allgemeinen zum Besonderen. Die Positionierung der Leitelemente orientiert sich am Zentrum – einer geografisch zentral auf dem Campusgelände gelegenen Brücke – sowie an wichtigen Laufwegen und Sichtecken. Farblich kodierte Campus-Übersichtspläne sind an häufig frequentierten und offen-sichtlichen Laufwegen zu Gebäuden sowie auf den Wegen von den Parkplätzen zum Campus positioniert. Eine Willkommensstele mit dem Logo der Universität Vechta begrüßt Besucher auf dem Cam-pus. Richtungsleitelemente sind in Intervallschritten radial vom Zen-trum angeordnet und geben Rückmeldung über Entfernungen. Ihr Abstand zueinander nimmt mit größerer Entfernung vom Zentrum zu. Campuskennzeichnungen finden sich auf Straßen an den Ein-gängen zum Campusgelände.

Die Leitstelen verweisen unter Anwendung einer farblichen Ko-dierung mit Namen, Buchstaben und Pfeilen zu Gebäuden sowie zu entfernten Campus-Standorten. Gebäude in der nahen Umgebung sind detailliert mit ihren Funktionen aufgeführt. Ankerpunkte wie Bi-bliothek, Mensa, Aula und Hörsäle finden sich auf jeder der vorder- und rückseitig beschrifteten Leitstelen. Die Richtungsleitelemente wurden aus lackiertem Blech gefertigt, die Beschriftung erfolgte mit reversiblen Klebefolien.

Auch die Gebäude des Campus sind in das Orientierungs- und Leitsystem integriert und entsprechend markiert. Der Campus wurde

50

60

45° 45°

50

60

60

60

45° -W inke lDer 45° -W inke l des Logos f i nde t s i ch z .B. be i Möbe ln und Ve rb indungs l i n ien w ieder.

Page 56: phase 10 04/2014

56 phase 10 // pbr AG 4 / 2014 LEITSYSTEM UNIVERSITÄT VECHTA

vom Zentrum ausgehend in vier Farbzonen aufgeteilt und jeder Zone wurde eine Akzentfarbe zugeordnet. Gebäudekennzeichnungen in Form farbiger Balken an den Eingängen und z. T. an Sichtecken der Gebäude sind in der entsprechenden Akzentfarbe gehalten und er-lauben so die direkte Zuordnung zu dem Campusareal. Den Gebäu-den sind darüber hinaus Buchstaben zugeordnet. Sie werden auf den Stelen mit Richtungspfeilen kombiniert, um die Lage eines Ge-bäudes innerhalb eines Campusareals aufzuzeigen. Im Gebäude markieren an Ein- und Übergangen zu Gebäudeteilen Balkenele-mente Fakultäten, Institute und wichtige organisatorische Einrich-tungen. Charakteristische Verbindungslinien an Wänden und Decken

Fa rb l i che Kod ie rungE in du rchgäng iges Fa rbkonzept e r l e i ch te r t d ie Or ien t ie rung .

Akzentg ra f i kenÖffen t l i che Räume werden du rch Akzentg ra f i ken he r vo rgehoben .

in den Gebäuden führen direkt zu öffentlichen Räumen mit beson-derer Nutzung, z. B. zu Hörsälen und Sekretariaten. Auf der Wand sind die Verbindungslinien stets im Winkel von 45° aufgebracht, so wird erneut das markante V des Logos der Universität Vechta auf-gegriffen. Akzentgrafiken kennzeichnen öffentliche, kommunikative Räume wie Wartebereiche.

Farbaufteilung und Schrift

Ein wichtiges Ziel bei der Planung des Orientierungs- und Leitsys-tems war die Vereinheitlichung der Farbigkeit, um mit einem durch-

Page 57: phase 10 04/2014

LEITSYSTEM UNIVERSITÄT VECHTA phase 10 // pbr AG 4 / 2014 57

gängigen, intelligenten Farbkonzept die Orientierung und Bewe-gungsfähigkeit auf dem Campus zu erleichtern. Eine sachliche, moderne Grundfarbigkeit wurde durch die Farben Weiß, Schwarz und Abstufungen in Grau im Innen- und Außenbereich erzeugt. Die Hausfarbe „Vechtarot“ setzt den Hauptakzent des Auftritts der Uni-versität Vechta. Die weiteren Akzentfarben Hellorange, Blaulila und Grüngelb wurden den Hauptfarben zur Seite gestellt. Die drei se-kundären Akzentfarben stehen für die Eigenschaften der Universi-tät Vechta: Urbanität, Lebendigkeit und Lebensfreude. Sie finden sich im gesamten Auftritt der Universität wieder. So ist der Campus von seinem Zentrum ausgehend in diese vier Farbzonen aufgeteilt.

Die Schrift eines Orientierungs- und Leitsystems muss gut lesbar sein, in den architektonischen Kontext passen und eine hohe Identi-

fikationskraft aufweisen. Der Corporate Type der Universität Vechta ist die Schrift Apex Sans. Die serifenlose Linear-Antiqua wird von der Universität Vechta in allen Printmedien eingesetzt. Im Leitsys-tem findet die Apex Serif Verwendung. Die Schrift zeichnet sich vi-suell durch kräftige Serifen und eine ebenso kräftige Strichführung aus. Die Schriften der Apex-Reihe enthalten viele zusätzliche Gly-phen, die Unterstützung Dutzender von Sprachen, mehrere Zahlen-sätze, ein komplettes Sortiment von Ligaturen und viele nützliche Pfeile und geometrischen Formen. Die Form der Apex bildet die Ba-sis für die entwickelten Icons der Universität.

P fad f inde rLe i t s te len we isen den Weg zu fa rb l i ch kod ie r ten Gebäuden und en t fe rn ten Campus -S t andor ten .

Page 58: phase 10 04/2014

58 phase 10 // pbr AG 4 / 2014 AKTUELLE PROJEKTE

Seit April 2014 wird die Sporthalle am Schlosswall in Osnabrück wie-der genutzt. Gravierende Brandschutzmängel sowie der bauliche Zu-stand des über 40 Jahre alten Gebäudes hatten die sicherheits- und brandschutztechnische Sanierung sowie die energetische Optimie-rung erforderlich gemacht. Über die Modernisierung hinaus erfolgte eine Neuanordnung der Funktionsbereiche wie z. B. Eingänge, Gym-nastikraum und WCs.

Im Wesentlichen umfassten die Maßnahmen den Umbau der Tri-büne, die Ergänzung von Fluchttreppen, die Sanierung der Spannbe-tonkonstruktion, die energetische Sanierung der großen Halle, die Schadstoffsanierung sowie die Erneuerung der technischen Anlagen. Des Weiteren wurde die Erschließung und Wegeführung optimiert.

Der Hallenkomplex besteht aus drei Gebäudeteilen. Im Zuge des Umbaus wurde der alte Verbindungstrakt zwischen Turnhalle und gro-ßer Halle durch einen neuen Zwischenbau ersetzt. Die Fassadenge-staltung des neuen Zwischentrakts spiegelt die Nutzungen im In-neren des Gebäudes wider. Der Eingangsbereich mit Foyer öffnet sich durch seine Transparenz und Großzügigkeit zum Stadtraum hin.

Die Schlosswallhalle im Stadtzentrum von Osnabrück wird künf-tig nicht nur dem Schul- und Vereinssport, sondern auch mittleren bis größeren Sportereignissen wie Fußball- und Tanzturnieren sowie Boxkämpfen Raum bieten.

An der Prenzlauer Promenade in Berlin wurde am 6. März 2014 ein neuer zweigeschossiger SEAT Flagship Store auf einem 7.500 m² großen Grundstück offiziell eröffnet. Bei dem Gebäude handelt es sich in ganz Europa um das erste Autohaus im Stil der SEAT Cor-porate Identity. Die Volkswagen Immobilien GmbH war für die Re-alisierung des Gebäudes für die SEAT Deutschland Niederlassung GmbH als Projektsteuerer verantwortlich. Die pbr AG erstellte die Generalplanung für den Neubau.

Die Architektur des neuen SEAT Handelsplatzes ist gekennzeich-net durch seine große Glasfront und orthogonale Grundform. Das zweigeschossige Gebäude bietet eine Bruttogeschossfläche von mehr als 3.600 m². Im Erdgeschoss sind ein großzügiger Showroom, ein Servicebereich mit zwei Plätzen zur Dialog-Annahme, 12 Werk-stattarbeitsplätze und Räumlichkeiten für die Fahrzeugauslieferung angeordnet. Im Obergeschoss befinden sich Büros, Besprechungs-räume, Sozialräume und ein Lager für 1.500 Reifen.

Praxissemester aktuelle projekte

SEAT Flagship Store in Berlin neubau eines autohauses in konzern-ci

Sporthalle am Schlosswall wieder in Betrieb sicherheits- und brandschutztechnische sanierung sowie modernisierung

Le is tungen pbr AGArch i tek tu r Tragwerksp lanung

Le is tungen pbr AGGenera lp l anung

Page 59: phase 10 04/2014

AKTUELLE PROJEKTE phase 10 // pbr AG 4 / 2014 59

Nach zweieinhalbjähriger Bauphase steht das Hallenbad Bad Oldes-loe unter dem neuen Namen „Travebad“ Badegästen und Sport- bzw. Fitnessbegeisterten wieder zur Verfügung. Das Bad wurde saniert und um einen Erweiterungsbau mit Bewegungsbecken sowie einen Saunagarten vergrößert.

Das in den 1970er Jahren entstandene Hallenbad wies aufgrund von Abnutzung und baulichen Mängeln am Bestand einen hohen Sa-nierungsbedarf auf. Im Zuge der Sanierung und Erweiterung wurde die Organisationsstruktur des Gebäudes verändert. So wurde der Haupteingang durch den Anbau eines neuen Eingangsbereichs auf die Südseite verlagert, so dass ein barrierefreier Zugang entstanden ist. Die technischen Anlagen, der Sanitärbereich sowie die gesamte Gebäudehülle wurden saniert.

Die Wasserlandschaft des Travebads besteht insgesamt aus vier Becken: einem großen Schwimmerbecken, einem Nichtschwim-merbecken, einer Badelandschaft für Kinder sowie einem Bewe-gungs- bzw. Kursbecken. Der gesamte Umkleidebereich erfuhr eine Schadstoff-Sanierung und wurde neu möbliert. Ein lichtdurchlässi-ges Trennwandsystem mit satinierter Verglasung trennt den Umklei-debereich von angrenzenden Funktionen.

In Oschersleben ist nach der Sanierung und Erweiterung der Pusch-kinschule ein attraktives Schulzentrum für die Sekundarschule des Landkreises und die Grundschule mit Hort entstanden. Das Raum-programm beider Schulformen musste für den Ausbau im Bestand neu geordnet und durch einen Erweiterungsneubau für die Sekun-darschule des Landkreises ergänzt werden. Der denkmalgeschützte Altbau aus dem Jahr 1896 bot sich für die Unterbringung der allge-meinen Unterrichtsräume an, ohne tiefer in die Gebäudesubstanz eingreifen zu müssen. Für die barrierefreie Erschließung wurde an beiden Giebelseiten ein Außenaufzug angebaut.

Die erforderlichen Fachkabinette und Schulverwaltungsräume wurden in einem dreigeschossigen Neubau realisiert. Seine schlichte Lochfassade nimmt die Typologien des Altbaus mit seinen hohen und schmalen Fenstern auf und schafft so eine Verbindung zwi-schen Neu und Alt.

Das Herzstück des Schulkomplexes der Sekundarschule bildet die neu erbaute Aula, die sich zentral zwischen Alt- und Ergänzungs-bau sowohl gestalterisch als auch funktional gliedert. Ein geschlos-sener Verbindergang als leichte Alu-Glas-Konstruktion ermöglicht die barrierefreie Erschließung aller der Sekundarschule dienenden Ge-bäude und wird als Mehrzweckflur für Schulausstellungen und Ver-anstaltungen genutzt.

Erweitertes Angebot für Gesundheit und Fitness sanierung und attraktivierung des travebads, bad oldesloe

Schulkomplex A. S. Puschkin, Oschersleben sanierung und erweiterung einer sekundar- und grundschule

Le is tungen pbr AGArch i tek tu rTragwerksp lanungFre i an l agen

Le is tungen pbr AGArch i tek tu r Techn ische Gebäudeaus rüs tung

Page 60: phase 10 04/2014

60 phase 10 // pbr AG 4 / 2014 AKTUELLE PROJEKTE

Im Mai 2014 wurde die Epileptologie im Haus 2 des Evangelischen Krankenhauses Königin Elisabeth Herzberge (KEH) in Berlin nach drei-jähriger Sanierungs- und Umbauphase feierlich eröffnet. Haus 2 war Ende des 19. Jahrhunderts nach den Plänen des damaligen Stadt-baurates Hermann Blankenstein als Teilgebäude einer Heilanstalt für psychisch Kranke errichtet worden. Seit 1982 ist es in die Denkmal-liste des Landes Berlin eingetragen.

Neben Haus 2 hat die pbr AG auch die Gesamtplanung für die Sa-nierung des gegenüberliegenden Hauses 4 übernommen. Bauherr ist die Evangelisches Krankenhaus Elisabeth Herzberge gGmbH. Die Arbeiten an Haus 4 werden voraussichtlich im Oktober 2014 abge-schlossen. Ziel der Sanierungs- und Umbaumaßnahmen ist es, den Anforderungen an einen zeitgemäßen Klinikbetrieb gerecht zu wer-den. Dies beinhaltet die hochbauliche und gebäudetechnische Sa-nierung sowie den erforderlichen Umbau für eine fachgerechte und moderne medizinische Nutzung. Hierzu zählen Maßnahmen zum Brandschutz und zur Energieeinsparung sowie die weitgehende Er-neuerung der technischen Gebäudeausrüstung. Die Planung für die Sanierungsarbeiten wurde mit der zuständigen Denkmalbehörde des Bezirks Berlin-Lichtenberg abgestimmt. Die vorhandene konstruktive und bauliche Struktur wurde im Wesentlichen erhalten.

In der Nachbarschaft einer der ältesten Arbeitersiedlungen Rem-scheids ist der interkulturelle und generationsübergreifende Treff-punkt „Lindenhof“ entstanden. Auf Basis eines Entwurfs des Ko-penhagener Architekturbüros Carsten Lorenzen hat die pbr AG die Gesamtplanung für das Gebäude erbracht. Bauherr ist die GEWAG Wohnungsaktiengesellschaft Remscheid.

Das äußere Erscheinungsbild des Gemeinschaftshauses wird durch eine Alu-Pfosten-Riegelkonstruktion sowie großzügige Log-gien geprägt. Die Fassade besteht aus Stahlbeton mit einem Wär-medämmverbundsystem. Das Flachdach aus Stahlbeton wurde mit einer extensiven Dachbegrünung ausgeführt.

Das unter dem Projektnamen „Neue Mitte Honsberg“ konzi-pierte Gebäude wurde dreigeschossig errichtet und verfügt über eine Nutzfläche von insgesamt 2.920 m². Der Eingangsbereich mit Theke und Sitztreppe als offenem Treffpunkt bildet das Herzstück. Der im Erdgeschoss befindliche große Saal bietet bei Veranstaltun-gen Zuschauern bis zu 200 Sitzplätze.

Im Rahmen einer offenen Planungswerkstatt wurden im Vorfeld unter Teilnahme von Anwohnern, Vertretern der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, des Ministeriums Bauen und Verkehr sowie der Bezirksregierung Vorgaben für das Zentrum erarbeitet.

Epileptologie der KEH Berlin eröffnet sanierung der denkmalgeschützten häuser 2 und 4

Interkulturelle Begegnungsstätte „Neuer Lindenhof“ neubau eines gemeinschaftshauses in honsberg

Le is tungen pbr AGGesamtp lanung

Le is tungen pbr AGGesamtp lanung

Page 61: phase 10 04/2014

AKTUELLE PROJEKTE phase 10 // pbr AG 4 / 2014 61

Mit dem Neubau des Solehallenbades in Carolinensiel ist eine at-traktive Solebadelandschaft entstanden, die neuesten technischen Anforderungen entspricht. Früher aufgrund der Sole von Kurgästen genutzt, spricht heute ein umfangreiches Entspannungs-, Therapie- und Freizeitangebot Erholungssuchende, Familien und sportlich Am-bitionierte gleichermaßen an. Nach über 30-jähriger Nutzung wies das Kurzentrum erhebliche Mängel auf. Aus diesem Grund wurden umfangreiche Sanierungs- und Umbaumaßnahmen beschlossen, die auch den Neubau einer Schwimmhalle beinhalteten.

Der Eingangsbereich des Kurzentrums wurde neu konzipiert. Besucher erhalten nun vom Uferweg an der Harle Zugang zum Ge-bäude. Die Solehalle wurde am Standort des Vorgängerbaus neu errichtet. Vom Foyer aus können alle Einrichtungen des Bades er-schlossen werden. Die Solehalle beherbergt ein Kleinkinder- und ein Schwimmerbecken. Das vorhandene Süßwasserspaßbecken wurde aufwändig saniert. Im Erlebnisbereich befinden sich eine Breitrut-sche und eine geschlossene Rutsche sowie weitere Attraktionen. Die großzügige Wasserlandschaft besteht insgesamt aus zwei Sole- und zwei Süßwasserbecken. Das große Becken wurde im Innenbe-reich mit Schwallduschen ausgestattet sowie mit einem Hubboden versehen. Im Außenbereich befindet sich ein weiteres Solebecken mit Sprudelliegen und Wasserfall.

Für den Aufbau eines LKW- und Busmontagewerks der OOO MAN Truck & Bus Production RUS im Ort Schuschary südlich von Sankt Pe-tersburg wurde ein bisher als Lager genutztes eingeschossiges Hallengebäude mit mehrgeschossigem administrativen Gebäude-teil saniert. Nach der Vorplanung durch die pbr AG übernahm die pbr-Tochtergesellschaft OOO pbr Architects & Engineers S.-Peter-burg die Ausführungsplanung des Gebäudes. Bei der Planung galt es insbesondere, die hohen MAN-Qualitätsstandards einzuhalten. In dem Montagewerk mit eigenem Rahmenbau werden LKW und Busse für die Märkte der GUS produziert. 2013 startete die erste Testproduktion.

Für das Produktionswerk wurde das Stromversorgungssystem sowie die Elektro- und Medientechnik modernisiert, darunter auch die Brand- und Einbruchmeldeanlage. Ein neues Brandschutzsystem und ein Gebäudeautomationssystem wurden ebenfalls erstellt. Die ehemalige Lagerhalle erhielt eine moderne Wasser- und Abwasser-versorgung sowie neue Sanitärtechnik. Darüber hinaus benötigte das Montagewerk ein Heizungssystem und Raumlufttechnik mit Lüftungs- und Klimaanlagen.

Badelandschaft mit großzügigem Angebot neubau und erweiterung des kurzentrums cliner quelle, carolinensiel

Fahrzeugproduktion in Russland montagewerk für man truck & bus ag in sankt petersburg

Le is tungen pbr AGGesamtp lanung

Le is tungen pbr / OOO pbrGesamtp lanung

Page 62: phase 10 04/2014

62 phase 10 // pbr AG 4 / 2014 PBR SANKT PETERSBURG

Sankt Petersburg ist mit fünf Millionen Einwohnern nicht nur die zweitgrößte Stadt Russlands, sondern auch ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt und Sitz bedeutender In-dustriebereiche. Aufgrund der hohen wirtschaftlichen Be-deutung der westrussischen Metropole wurde 2008 die pbr-Tochtergesellschaft OOO pbr Architects and Engi-neers S.-Peterburg gegründet. Sie verfolgt das Ziel, hoch-wertige Planungsleistungen auf dem russischen Immobili-enmarkt zu etablieren.

Das Fenster nach Russland standort sankt petersburg

Auto rD ip l . - I ng . E r i k -Re inha rd F ied le r

Page 63: phase 10 04/2014

PBR SANKT PETERSBURG phase 10 // pbr AG 4 / 2014 63

OOO pbr bietet bedarfsorientierte Planungs-leistungen für deutsche und internationale Unternehmen, die in Russland bauen. Das Unternehmen besitzt seit 2010 die erforder-lichen Zulassungen für die Gesamtplanung von Gebäuden und erbringt diese Leistung eigenständig in Russland. Darüber hinaus schreibt OOO pbr auch Vor- und Entwurfs-planungen der pbr AG aus Deutschland nach russischen Vorschriften fort, um eine Bau-genehmigung in Russland zu erwirken und die Realisierung in den Fachbereichen Archi-tektur, Bauingenieurwesen und Technische Ausrüstung vor Ort zu betreuen. Das Team mit über 20 Mitarbeitern betreut von sei-

nem Büro auf der Wassiljewski-Insel in Sankt Petersburg ausschließlich Privatkunden. Bei Bedarf verstärken Freelancer und der russi-sche Partner OOO EuroCom MAT das Team.

Für den Aufbau eines LKW- und Busmon-tagewerks der OOO MAN Truck & Bus Pro-duction RUS südlich von Sankt Petersburg im Vorort Schuschary erstellte OOO pbr ge-meinsam mit der pbr AG die Generalplanung. Der Münchener Fahrzeughersteller MAN ließ sich als erstes deutsches Unternehmen der Branche in der Region nieder. Im Zuge der Planungen musste berücksichtigt werden, dass MAN das Montagewerk in bestehen-den Lagerhallen auf einem ca. 33.000 m²

großen Grundstück unterbringen wollte. Im Jahr 2013 erhielt OOO pbr einen Auftrag von IKEA Industry für die Gesamtplanung einer neuen Möbelfabrik in Veliky Novgorod mit einem Bauvolumen von 80 Mio. €. Hier sol-len für den russischen Markt vor allem IKEA-Küchenmöbel hergestellt werden. Darüber hinaus betreut OOO pbr u. a. Coca-Cola, die russische Groß- und Einzelhandelskette LENTA, den internationalen Mineralienkon-zern SIBELCO und den Hersteller techni-scher Schäume Armacell.

Page 64: phase 10 04/2014

64 phase 10 // pbr AG 4 / 2014 BETEILIGUNGEN

Neben der Nachhaltigkeitszertifizierung von Neubauten erkennen Bestandshalter auch die Wichtigkeit, den Gebäudebestand zu be­trachten. Schon seit 2012 zertifiziert a°blue regelmäßig Bestands­objekte. Neben dem DGNB­System ist mit dem Zertifizierungssys­tem BREEAM DE eine weitere Option verfügbar, Bestandsgebäude einem Nachhaltigkeitscheck zu unterziehen. Das Deutsche Institut für Nachhaltige Immobilienwirtschaft (DIFNI) hat 2012 mit BREEAM DE das britische Verfahren für Bestandsgebäude („In Use“) speziell auf die Standards und Normen des deutschen Immobilienmarkts ange­passt. Mit bereits mehr als 40 zertifizierten Objekten hat BREEAM DE inzwischen eine führende Stellung auf dem deutschen Markt.

BREEAM DE zeichnet sich aus durch eine kurze Bearbeitungs­zeit von nur drei Monaten, eine einfache Abfragesystematik und eine unkomplizierte Nachweisführung. Das Verfahren ist anwendbar auf alle gewerblichen Bestandsgebäude, die mindestens ein Jahr be­trieben wurden. Im Rahmen der Zertifizierung wird die Nachhaltig­keit des Gebäudes, des Betriebs und wahlweise auch der Nutzer bei der Bewertung berücksichtigt. Als Add­On zur reinen Zertifizie­rung berät a°blue Eigentümer und Gebäudebetreiber auch hinsicht­lich Optimierungsmaßnahmen der Bausubstanz und des Betriebs. Damit wird ein ganzheitlicher Ansatz der Optimierung der Gebäu­deperformance zu einer nachhaltigen Ausrichtung des Gebäudebe­stands angeboten.

Für den Campus Hamm der Hochschule Hamm­Lippstadt hat der Bau­ und Liegenschaftsbetrieb NRW Soest die IRM R. Mühlbacher GmbH beauftragt, die Laborplanung mit einer Laborfläche von insge­samt 7.989 m² zu erstellen. Zur Zeit der Planungsphase befand sich die Hochschule noch im Aufbau. Da viele Professuren noch nicht be­setzt waren, entwickelte IRM zusammen mit der Hochschule, ange­passt an die spezifischen Anforderungen und Arbeitsabläufe, Einrich­tungsstandards für die einzelnen Labortypen. Ein modulares System mit Normraster bildet die Basis der Labore und bewirkt eine hohe Nutzungsflexibilität und Wirtschaftlichkeit.

Der Laborbereich umfasst neben physikalisch­technischen, che­misch­nassen sowie lichttechnischen Laboren auch Elektrolabore, Reinräume, Sonderräume und eine Technologische Versuchshalle. Die Labore sind im Wesentlichen mit Laborarbeitstischen, Abzügen, La­borspülen, Energiezellen, deckenhängenden Versorgungsmodulen, Sicherheitsschränken – z. B. für brennbare Flüssigkeiten, aggressive Medien und Druckgasflaschen – und Vakuumpumpen ausgestattet. Die Oberflächen der Arbeits­ und Auswertungsplätze variieren je nach den spezifischen Nutzungsanforderungen.

In den Optik­ und Laserlaboren sind deckenhängende Laminar­Flow­Einheiten in der Raummitte oberhalb der Stellflächen für opti­sche Tischsysteme angeordnet. Diese Einheiten erzeugen im Stell­bereich der optischen Systeme eine nahezu keim­ und partikelfreie Umgebung durch eine laminare vertikale Luftströmung. Der Rein­raumbereich ist zusätzlich mit Nassprozessarbeitsbänken mit LF­Einheiten, Spin Coatern, Heizplatten sowie Ätzbecken ausgestattet.

Fakultäten beteiligungen

Bestandszertifizierung – Nachfrage steigend a°blue zertifiziert bestandsgebäude

Modulares System für die Wissenschaft irm gmbh realisiert laborplanung für hochschule hamm

Page 65: phase 10 04/2014

BETEILIGUNGEN phase 10 // pbr AG 4 / 2014 65

Die pbr AG und die HSP Hoppe Sommer Planungs GmbH aus Stutt­gart haben das Joint Venture hspbr GmbH gegründet. Das neue Un­ternehmen vereint die Kompetenz eines Gesamtplanungsbüros mit dem Know­how eines Fachplaners im Bereich Kliniken und sonsti­gen Einrichtungen des Gesundheitswesens. Die hspbr GmbH mit Standort in Stuttgart bietet bundesweit umfassende Leistungen zur Planung von Kliniken, Einrichtungen und Funktionsbauten aus dem Gesundheitsbereich sowie Betreuungs­ und Pflegeheimen aus ei­ner Hand an.

Im Gesundheitswesen sind der technologische Fortschritt sowie die Notwendigkeit zur Modernisierung und Spezialisierung häufig Im­pulsgeber für bauliche Entwicklungen. Mit hspbr ist ein Planungs­büro entstanden, das die besonderen Anforderungen beim Bau von Gesundheitsobjekten kennt und wirtschaftliche sowie ästhetische Lösungen entwickelt. Neben seiner Funktion als Vorstandsvorsitzen­der der pbr AG übernimmt Dipl.­Ing. Heinrich Eustrup gemeinsam mit Dipl.­Ing. Marcus Zehle die Geschäftsführung von hspbr. Horst Zehle hat sich seit über 10 Jahren auf die Planung von Gebäuden für das Gesundheitswesen spezialisiert und leitet als Geschäftsin­haber die HSP Hoppe Sommer Planungs GmbH.

Gebäude, die als Sonderbauten gelten, müssen hohe Anforderungen an den Brandschutz erfüllen. Alle Gebäude des Campus Hamm der Hochschule Hamm­Lippstadt wurden gemäß der Bauordnung NRW als Sonderbauten eingestuft. Die pbr Hölscher Brandschutz GmbH erstellte die Brandschutzplanung für den gesamten Campus. Eine besondere Herausforderung für die Planung waren die vielfältigen Nutzungen wie Hörsäle, Bibliothek, Büros, Labore und Speisesäle auf einem verdichteten städtischen Areal.

Die Campusneubauten wurden mit Brandmeldeanlagen ausge­stattet, über die im Brandfall die Feuerwehr alarmiert wird. Darüber hinaus verfügt das Hörsaalgebäude über eine akustische Sprach­alarmierungsanlage. Bei einem möglichen Brandereignis erfolgt die umgehende Alarmierung der Personen im Gebäude. So können Nutzer und Besucher die Gebäude über Flure und Treppenräume schnell verlassen.

Die Rauchableitung erfolgt in den Gebäuden über manuell bzw. teilweise automatisch zu öffnende Fenster sowie Fassaden­ und Dachöffnungen. In allen Gebäuden ist eine Sicherheitsbeleuchtung installiert. Da im Ausgabebereich des Mensagebäudes Front­Cook­ing­Stationen eingesetzt werden, wurde hier eine automatische Löschanlage eingeplant.

Objektplanung bis hin zur Gesamtplanung für das Gesundheitswesen pbr ag und hsp bündeln kompetenzen in hspbr

Brandschutz in der Hochschule pbr hoelscher brandschutz gmbh erstellt planung für campus hamm

Page 66: phase 10 04/2014

66 phase 10 // pbr AG 4 / 2014 INTERVIEW

Was ist Ihr Lieblingsort in Jena? Und warum?Mein Lieblingsort in Jena ist mein Schreibtisch in meinem Büro, denn dort kann ich am kreativsten sein.

Mit wem würden Sie gern mal in dieser Stadt essen gehen und wo?Oh, eine bestimmte Person wüsste ich dazu jetzt gar nicht. Aber ein sehr schöner Ort, um in Jena essen zu gehen, ist das Scala Res­taurant im Jentower, dort hat man einen guten Blick auf die Stadt.

Was würden Sie als Regierender Bürgermeister in Jena verändern?Ich würde die städtebauliche Verdichtung der Innenstadt intensiver betreiben und mich dabei von den vorhandenen Visionen einer zu­kunftsfähigen Stadt inspirieren lassen.

Welches moderne Gebäude in Jena hätten Sie gerne geplant?Den 160 m hohen Jentower. Das Unternehmen Intershop beabsich­tigte 2013 den Umzug ihres Firmensitzes in ein neu zu errichtendes Gebäude im Zentrum Jenas. Wir haben dafür ein Hochhaus ent­worfen, das ein Signal für die weitere Stadtentwicklung gewesen wäre. Leider fand der Entwurf nicht die Zustimmung des Bauherrn.

Welches der sogenannten sieben Wunder von Jena be­wundern Sie am meisten und warum?Das schönste Wunder ist der Jenzig, das ist ein 385 Meter hoher Muschelkalkberg. Er sieht ein wenig wie das Matterhorn aus. Von seinem Gipfel hat man eine großartige Sicht.

Welche Jenaer Erfindung ist für Sie und Ihr Team nicht wegzudenken?Dazu fällt mir jetzt keine materielle Idee ein. Ich bin der Meinung, dass Jena sich als Wissenschaftsstandort nach der Wende neu er­funden hat. Dies hat sich ausschlaggebend auf unsere Auftragslage und die Projekte, die wir realisiert haben, ausgewirkt.

Welches Zitat einer Jenaer Persönlichkeit charakterisiert Ihr Team am besten?Friedrich Schiller hat ja gut ein Jahrzehnt (1789 – 99) hier gelebt. Mein Lieblingszitat von ihm lautet: „Wir könnten viel, wenn wir zusam­menstünden.“ Das ist ein Motto, das wir versuchen zu beherzigen.

Welche kulturelle Veranstaltung haben Sie aktuell besucht oder welche würden Sie empfehlen?Bei uns gibt es jedes Jahr die Open­Air­Veranstaltung Kulturarena Jena. Das Programm ist sehr vielfältig. Dabei habe ich mir unter an­derem ein Konzert der Band Travis und von Gregory Porter, einem Jazz­Shooting­Star, angeschaut.

Welche Projekte betreut der pbr­Standort Jena aktuell?Hierzu gehören die gerade fertig sanierte und umgebaute Otto­Schott­Gemeinschaftsschule Jena­Lobeda sowie der Bau ei­ner Wohnanlage am Magdlstieg. Des Weiteren planen wir ge­rade den Verwaltungssitz der Heimstättengenossenschaft, einer Wohnungsbaugenossenschaft.

In einem Wort – was ist Jena für Sie?Dazu reicht ein Wort nicht! Für mich ist Jena im Augenblick die vitalste Stadt Thüringens und auch wirtschaftlich stark. Sie ist ein gelungenes Beispiel für die Entwicklung in den neuen Bundesländern seit 1990.

Exkursion interview mit michael bracke, geschäftsfeldleiter pbr ag jena

Dip l . ­ I ng . ( TU ) Michae l B rackeis t se i t 20 03 Geschä fts fe ld le i te r de r pb r AG am St andor t Jena . Im In te r v iew mi t phase 10 re f l ek t ie r t e r übe r se ine S t ad t a l s W issenscha fts ­ und Ku l tu rs t andor t und was ihn und se in Team mi t Sch i l l e r ve rb inde t .

Page 67: phase 10 04/2014

Herausgeber:

E-Mail [email protected] · Internet www.pbr.de

Hauptsitz Albert-Einstein-Straße 2 · 49076 OsnabrückTelefon +49 541 94120 · Telefax +49 541 94123 4 5

StandorteStralauer Platz 34 · 10243 Berlin Telefon +49 30 398809 0 · Telefax +49 30 398809 19

Campestraße 7 · 38102 Braunschweig Telefon +49 531 380016 0 · Telefax +49 531 380016 25

Zimmerstraße 15a · 40215 Düsseldorf Telefon +49 211 913287 20 · Telefax +49 211 913287 22

Fürstenbergerstraße 3-9 · 60322 Frankfurt am Main Telefon +49 69 1539470 10 · Telefax +49 69 1539470 12

Dornbusch 2 · 20095 Hamburg Telefon +49 40 6056495 40 · Telefax +49 40 6056495 42

Rathenaustraße 11 · 07745 Jena Telefon +49 3641 611 3 · Telefax +49 3641 611 500

Friedrich-Ebert-Straße 62 · 39114 Magdeburg Telefon +49 391 81805 0 · Telefax +49 391 81805 95

Löwenstraße 100 · 70597 Stuttgart Telefon +49 711 263461 75 · Telefax +49 711 263461 76

Verantwortlicher im Sinne des PresserechtsChristoph Bierschenk

RedaktionChristoph Bierschenk, Karina Bolte, Hubert Conrady, Guido Fehren, Claudia Klingbeil, Hermann Kuhl, Hartmut Lückemeyer, Daniel Waltermann

Kontakt zur [email protected]

Hinweis Markenrechtphase 10 Magazin der pbr AG ist ein eingetragenes Warenzeichen.

Markeninhaber/in:pbr Planungsbüro Rohling AGArchitekten und Ingenieure49078 Osnabrück

ISSN 2198-7564

Fotos: Joachim Brüske: Seite 64Martin Duckek: Seite 4, 52, 53Fotolia: Seite 67Kuhl|Frenzel: Seite 4, 16, 17, 18, 19, 30, 49, 55, 56, 57, 62, Axel Hartmann: Seite 4, 6, 60 Jörg Hempel: Seite 59Christa Henke: Seite 58Hochschule Rhein-Waal: Seite 45Hochschule Hamm-Lippstadt: Seite 46Ulli Hoppe: Seite 2, 4, 12, 13, 15, 61iStock.: Seite 63Olaf Mahlstedt: Seite 25, 26MAN Truck & Bus: Seite 61Bettina Meckel: Seite 54, 56Lucas Müller: Seite 60pbr AG: Seite 7, 8, Dominik Münich Photography: Seite 64Klemens Ortmeyer: Seite 1, 2, 3, 4, 6, 10, 24, 25, 27, 28, 29, 32, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 59, 65, 66Andreas Secci: Seite 4, 20, 22, 23, 50, 51Dietmar Strauß: Seite 65 Vollmer: Seite 7 Simon Vollmeyer: Seite 58

Konzeption, Text, Layout, Grafik und SatzKuhl|Frenzel Agentur für Kommunikation, Osnabrück

SchriftLinotype Univers (diverse Schnitte) von Adrian Frutiger

PapierInnen: 115 g/qm ProfiBulk 1.3Umschlag: 150 g/qm ProfiBulk 1.3

DruckGünter Druck, Georgsmarienhütte

Auflage3.000 Exemplare

Verteilung anKunden, Freunde und Mitarbeiter

UrheberrechtDas Magazin und alle in ihm enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind ur heberrechtlich geschützt. Jede urheber rechtswidrige Verwertung ist ohne Zustimmung der Rechteinhaber unzulässig. Der Herausgeber über-nimmt keine Haftung für die Vollständigkeit und Richtig-keit der Angaben in diesem Magazin. Namentlich ge-zeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers wieder, nicht unbedingt auch die der Redaktion.

phase 10 wurde 2014 mit einem Iconic Award „Winner“ in der Rubrik Communication / B2B Communication aus-gezeichnet.

4

Der Jen towerVon zwe i Auss i ch tsp l a tt fo rmen in 125 m Höhe b l i cken Besucher übe r d ie gesamte S t ad t .

Page 68: phase 10 04/2014

issn 2198-7564