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Page 1: roecke

VON TILL RÖCKE

TILL RÖCKE, *1981 IN BONN-BAD GODESBERG, LEBT IN MÜNCHEN.

ARBEITETE ALS REPORTER BEI DER RHEINISCHEN POST IN DUIS-

BURG, DERZEIT NEBEN DEM GERMANISTIK- UND PHILOSOPHIE-

STUDIUM IN MÜNCHEN FREIBERUFLICH FÜR DEN RUNDFUNK. IN-

TENSIVE VERÖFFENTLICHUNGSPHASE VOR ETWA ZEHN JAHREN,

HAT 2010 WIEDER MIT DEM SCHREIBEN ANGEFANGEN.

Wirklichkeit verpfuscht

Durchhalteparole gesetzt

mit der Narrenkappe im Gesicht

den Apokalypsedrops gelutscht

Es gibt kein Ganzes mehr

grenzland-geweitet

post familiär

Old Danzig heißt schon lange Polen

Angola transformiert Paris

in Soho gastiert die Südsee

dir kleben Völker an den Sohlen

Es gibt kein Ganzes mehr

Massenkampf, Verteilungsschlüssel

Politik als Klientelverkehr

Was es sinnt ist schaler Schrecken

was es kennt ist bunte Wut

und keine Lindenstraßenschauer

unter grundgesetzten Decken

Weltanschauung, Weltdurchdringung

tausend Zeichen, tausend Bilder

kalt und nackt und kühn

eine Formung fasste einst Bewegung —

es gibt kein Ganzes mehr

das salz der erde

Nimm weg die Spaltungsmilde

die Friedlandfurie

und das Flüchtlingsleid

stirb als Weltalter im Ungefähr

dunkle Folie, Republik-Quartär

den Siebzehnten nimm fort, denn

Glaube war wie Heinrich Böll

ein Demiurgenscherz, Konsenskonstrukt

seicht gewagt und halb gewonnen

Glingonenland, kalt zerronnen

elendsvoll stets Wolfgang Koeppen

nimmt den Kalkfraß subkutan

schier ansichtsloses Neunundvierzig

mit Mauerbau am Nierentisch

alte Kämpfer, satirisch schlicht

wetzen Hörner und Hirne

kleistern das Kontinuum

erhaben hinab hinunter

in lang und lauwarm deutscher Zeit

geißelt der Ton die Redlichkeit

der gänger