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RUMÄNIEN Frühpädagogisches Personal Ausbildungen, Arbeitsfelder, Arbeitsbedingungen Autorinnen und Autoren des Länderberichts Laura Ciolan, Romita Iucu, Anca Petrescu und Cristian Bucur Universität Bukarest, Fakultät für Psychologie und Erziehungswissenschaft Zitier-Vorschlag: Ciolan, L., R. Iucu, A. Petrescu und C. Bucur. 2017. „Frühpädagogisches Personal – Länder- bericht Rumänien“. In Personalprofile in Systemen der frühkindlichen Bildung, Erziehung und Betreuung in Europa, herausgegeben von I. Schreyer und P. Oberhuemer. www.seepro.eu/Deutsch/Laenderberichte.htm

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RUMÄNIEN Frühpädagogisches Personal Ausbildungen, Arbeitsfelder, Arbeitsbedingungen

Autorinnen und Autoren des Länderberichts Laura Ciolan, Romita Iucu, Anca Petrescu und Cristian Bucur

Universität Bukarest, Fakultät für Psychologie und Erziehungswissenschaft

Zitier-Vorschlag: Ciolan, L., R. Iucu, A. Petrescu und C. Bucur. 2017. „Frühpädagogisches Personal – Länder-bericht Rumänien“. In Personalprofile in Systemen der frühkindlichen Bildung, Erziehung und Betreuung in Europa, herausgegeben von I. Schreyer und P. Oberhuemer. www.seepro.eu/Deutsch/Laenderberichte.htm

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Inhalt 1. Governance/Zuständigkeiten im System der frühkindlichen Bildung, Erziehung und

Betreuung ................................................................................................................................. 3

2. Wer gehört zum frühpädagogischen Personal? ....................................................................... 4

2.1 Reguläres Einrichtungspersonal mit direktem Kontakt zu Kindern ................................. 4

2.2 Personalstrukturen: Qualifikation, Geschlecht, Migrationshintergrund ......................... 7

3. Grundausbildungen .................................................................................................................. 8

3.1 Ausbildungswege frühpädagogischer Kernfachkräfte und Leitungsfachkräfte ............... 8

3.2 Kompetenzanforderungen und Ausbildungscurricula ................................................... 10

3.3 Alternative Zugangs- und Qualifizierungswege, Systemdurchlässigkeit ........................ 14

4. Fachpraktische Komponente der Ausbildung von Kernfachkräften ...................................... 15

5. Fort- und Weiterbildung (FWB) .............................................................................................. 16

6. Neuere Reformen zu Professionalisierung und Personalangelegenheiten............................ 20

7. Neuere Forschungsprojekte zu Professionalisierung und Personalangelegenheiten ............ 21

8. Allgemeine Rahmenbedingungen .......................................................................................... 23

8.1 Bezahlung und Arbeitszeiten .......................................................................................... 23

8.2 Personal in Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigung ............................................................. 23

8.3 Unterstützungsmaßnahmen am Arbeitsplatz ................................................................ 23

8.4 Kinderfreie Arbeitszeiten ............................................................................................... 23

8.5 Personalmangel und Personalgewinnung ...................................................................... 24

9. Künftige Personalherausforderungen – subjektive Experteneinschätzung ........................... 24

10. Literatur .................................................................................................................................. 25

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1. Governance/Zuständigkeiten im System der frühkindlichen Bildung, Erziehung und Betreuung

Das System der frühkindlichen Bildung, Erziehung und Betreuung in Rumänien kann als multisek-toral beschrieben werden. Während Kindergärten für 3- bis 6-/7-Jährige unter die Zuständigkeit des Ministeriums für nationale Bildung (Ministerul Educației Naționale – MEN) fallen und Teil des “voruniversitären” Bildungssystems sind, gehören Kinderkrippen und andere Einrichtungen für Kinder bis 3 Jahre sowohl zum nationalen System der Sozialdienste als auch zum Bildungssys-tem und liegen unter der Verantwortung von drei verschiedenen Ministerien: dem Ministerium für Arbeit und soziale Gerechtigkeit Ministerul Muncii și Justiției Sociale), dem Ministerium für nationale Bildung und dem Ministerium für öffentliche Gesundheit (Ministerul Sănătății). Frühpädagogische Einrichtungen für Kinder bis zu 3 Jahren sind entweder eigenständige Kinder-krippen innerhalb von Kinderbetreuungszentren, die von Kommunen organisiert werden oder spezielle Altersgruppen innerhalb von Kindergärten. Strukturen und Personalkategorien werden von allen drei Ministerien genehmigt. Kinderkrippen werden durch zwei Gesetze geregelt: das Bildungsgesetz, das die frühpädagogi-schen Einrichtungen reguliert (Nr. 1/2011) und das Gesetz der Sozialarbeit – Betreuungs- und Aufsichtsdienste (Nr. 292/2011). Für die Steuerung von Kinderkrippen ist das Generaldirektorat für Sozialarbeit und Kinderschutz (Direcția Generală pentru Asistență Socială și Protecția Copilului) zuständig und sie werden von lokalen Behörden auf Bezirksebene verwaltet. Die Steuerung der Kindergärten fällt unter die Verantwortung des Schulinspektorats des jeweiligen Bezirks (Inspectoratul Școlar Județean), einer dezentralisierten Einheit des Ministeriums der nationalen Bildung; lokale Behörden sind für das Management und die Infrastruktur zuständig. Ein bedeutendes Merkmal des frühpädagogischen Systems in Rumänien ist die Tatsache, dass durch das Fehlen einer spezifischen Aufsichtsbehörde für Einrichtungen für unter 3-Jährige sich einige Kinderkrippen und andere Einrichtungen außerhalb der regulierten Strukturen entwickeln und keine klar definierten Bildungs- oder Qualitätsstandards haben. Sowohl öffentliche Kindergärten als auch Kinderkrippen werden von lokalen Gremien finanziert. Kinderkrippen erhalten keine staatlichen Subventionen, während Kindergärten immer noch teilweise durch das nationale Bildungsbudget finanziert werden (d.h. Gehälter des qualifizierten Personals werden von Kommunen gezahlt, kommen aber als dafür vorgesehene Zuschüsse aus dem Staatsbudget, während Gehälter in Kinderkrippen oder Kinderbetreuungszentren aus-schließlich von den Kommunen gezahlt werden). In den letzten Jahren nahmen private frühpä-dagogische Einrichtungen deutlich zu, sowohl als eine Alternative zu öffentlichen Tageseinrich-tungen und auch als Antwort auf die unzureichende Versorgung vor allem für die Altersgruppe der unter 3-Jährigen. Aus fachpolitischer Perspektive ist das MEN berechtigt, durch Bezirks-Schulinspektorate die Ko-ordination und Kontrolle über frühpädagogische Aktivitäten auszuüben. Inspektionen haben meist die Kindergärten im Blick; Inspektionen von Kinderkrippen finden nur manchmal statt, aber sie sind nicht verpflichtend, da der gesetzliche Status einer Kinderkrippe als Institution sehr unklar ist. Außer den Inspektionen und Aufsichtspflichten, die vom MEN durchgeführt und koordiniert werden, können alle anderen Ministerien, die in den Prozess einbezogen sind (siehe oben) auch Analysen, Aufsichts- und Beratungstätigkeiten im Rahmen ihrer entsprechenden Verantwor-tungsbereiche durchführen. Zusammenfassend kann man sagen, dass Rumänien ein getrennt organisiertes frühpädagogi-sches System hat mit verschiedenen Verantwortungen und Regelungen für Kinder unter 3 Jah-ren und über 3 Jahren. Diese Situation führte zu geringer Systemkohärenz und manchmal auch zu einer schwachen Bildungskomponente in Kinderkrippen (Ciolan 2006, 35).

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2. Wer gehört zum frühpädagogischen Personal?

2.1 Reguläres Einrichtungspersonal mit direktem Kontakt zu Kindern Personal in Kinderkrippen Das Personal in Kinderkrippen besteht derzeit aus folgenden Kategorien: a) Management Personal: Einrichtungsleitung b) Pädagogisches Personal: Krippenfachkräfte (educator-puericultor) c) Personal mit nicht-pädagogischer aber spezialisierter Fachausbildung, z.B. medizinische

Assistenzfachkraft d) Personal mit nicht-pädagogischer Ausbildung: Verwaltungspersonal, Betreuungskraft, Kö-

chin, etc. Zwei Hauptgruppen arbeiten täglich direkt mit den Kindern:

• Educatori-puericultori (Krippenfachkräfte) haben eine Ausbildung, die sie an einer pädago-gischen Fachoberschule erworben haben. Dies sind berufsbildende Ausbildungsstätten der Sekundarstufe II, die Qualifikationen auf der EQR-Stufe 4 und den ISCED 2011-Stufen 3 und 4 anbieten. Einige Fachkräfte in Kinderkrippen haben auch einen Bachelor-Abschluss (drei Jah-re) in Erziehungswissenschaft (Grund- und Vorschulpädagogik), meist dort, wo Kinderkrip-pen an Kindergärten angeschlossen sind. In den letzten Jahren organisierten pädagogische Fachoberschulen auch eine Art tertiären nicht-universitären Ausbildungsweg für diejenigen, die schon ein Abschlussdiplom einer regulären Fachoberschule haben.

• Îngrijitori (Betreuungskräfte) absolvieren eine Sekundarstufen II-Ausbildung (jeglicher Fach-richtung) und eine verpflichtende Fortbildung von mindestens 30 Stunden mit Schwerpunkt frühkindliche Bildung und Betreuung sowie Elternschaft. Darüber hinaus gibt es für sie hin-sichtlich der Grundausbildung keine Mindestanforderungen. Derzeit existiert für eigenstän-dige Kinderkrippen keine formale Verpflichtung, dass ihr Personal einen fachspezifischen Fachoberschulabschluss hat, obwohl es eigentlich eine notwendige Voraussetzung für die Qualität der Arbeit mit unter 3jährigen Kindern sein sollte, Personal mit einer angemesse-nen Qualifikation einzustellen.

Einrichtungsleitungen (Director/șef de centru) von frühpädagogischen Einrichtungen sind aus-gebildete Fachkräfte mit Verantwortungen im Bildungs- und Managementbereich, um die konti-nuierliche Qualitätsverbesserung auf der Einrichtungsebene sicherzustellen. Seit 2012 (siehe Regierungsentscheidung 1252/2012) gibt es für Bewerberinnen auf diese Stellen neue Vorschrif-ten. Sie müssen eine Hochschulbildung auf Bachelorniveau in einem der folgenden Gebiete ha-ben: Wirtschaft, Jura, Verwaltung, Medizin, Soziologie, Psychologie oder Erziehungswissenschaft sowie mindestens zwei Jahre Berufserfahrung im frühpädagogischen Bereich. Dies stellt eine bedeutende Änderung hinsichtlich der formalen Voraussetzungen dar. Obwohl die Personalanforderungen für die Arbeit in Kinderkrippen formal nicht geregelt sind, begannen einige Universitäten fachspezifische Abschlüsse in Frühpädagogik anzubieten. Ein Beispiel ist hier die Universität Bukarest, Fakultät für Psychologie und Erziehungswissenschaft, die seit 2013 einen zweijährigen Master-Studiengang in Frühpädagogik anbietet.

Personal in Kindergärten In Kindergärten (3- bis 6-Jährige) können drei Hauptkategorien von Personal direkt mit den Kin-dern arbeiten, jeweils mit unterschiedlichen Qualifikationen:

• Educatoare (Kindergartenfachkräfte) absolvieren eine fachspezifische (Frühpädagogik) Aus-bildung an einer Berufsfachschule mit Fachrichtung Pädagogik (Sekundarstufe II). Personen mit dieser Ausbildung arbeiten immer noch im System, obwohl diese spezielle Route als al-leinige Ausbildung nicht mehr verfügbar ist. Diese Route wird inzwischen nur als Vorläufer

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angesehen, um eine voll qualifizierte vorschulpädagogische Fachkraft zu werden, da nun zur Erlangung einer dauerhaften Anstellung im Kindergarten ein Bachelor-Abschluss in Grund- und Vorschulpädagogik als formale Voraussetzung gilt.

• Institutori (Grundschullehrkräfte) absolvieren ein kurzes tertiäres Bildungsprogramm (drei Jahre) an der Pädagogischen Hochschule für Grundschullehrkräfte (Colegiul Universitar Pe-dagogic de Institutori). Dieser Abschluss stammt noch aus der vor-Bologna Zeit (bis 2005), als die regulären Hochschulabschlüsse vier bis sechs Jahre dauerten. Den Titel Institutor können auch qualifizierte Kindergartenfachkräfte (educatoare) führen, die nach ihrer Grundausbildung ein Hochschuldiplom abgeschlossen haben, ungeachtet der Fachrichtung. Seit 2005 wurde diese Ausbildung ersetzt durch:

• Profesori pentru învățământul Primar și Preșcolar (Grund- und Vorschullehrkräfte) mit ei-ner Hochschulausbildung und einer dualen Spezialisierung. Die ersten Absolventinnen mit dieser Spezialisierung schlossen ihr Studium 2008 ab.

Obwohl die Mindestvoraussetzung für die Arbeit als Kernfachkraft im Kindergarten nun ein Ba-chelor-Abschluss ist, kann das Personal in Kindergärten eine der oben genannten Qualifikatio-nen haben. Die Leitung und/oder stellvertretende Leitung (Director, Director adjunct) eines Kindergartens wird in der Regel durch einen Wettbewerb gewählt. Bewerberinnen müssen neue formale An-forderungen vorweisen, die im Bildungsgesetz (1/2011) und in den darauf folgenden vom MEN herausgegebenen Regulierungen festgelegt sind: ein Hochschulabschluss auf Bachelor-Niveau, mindestens vier Jahre einschlägige Berufserfahrung sowie die Mitgliedschaft im Nationalregister der Managementfachkräfte. Um als solche registriert zu werden, muss eine Person Kompeten-zen im Bildungsmanagement und in der Verwaltung haben, die durch eine Grundausbildung oder durch Weiterbildungen erworben wurden. Sowohl Kinderkrippen als auch Kindergärten können auf Dienste von professionellen Unterstüt-zungsfachkräften zurückgreifen, die meist bei Bezirkszentren für Bildungsunterstützung und Ressourcen (Centrul Județean de Asistență și Resurse Educaționale – CJRAE) angestellt sind. Nur sehr selten ist derartiges Unterstützungspersonal direkt bei den Trägern frühpädagogischer Ein-richtungen angestellt. Profesor logoped (Logopädinnen/sprachtherapeutische Fachkräfte) mit einer Ausbildung in För-derpädagogik, Psychologie oder Pädagogik unterstützen das Personal sowie die Kinder und Fa-milien. Profesor consilier (Beratungs- und Mentoringfachkräfte) mit einer Hochschulausbildung in Er-ziehungswissenschaft, Psychologie, Soziologie oder Sozialarbeit können psycho-pädagogische Unterstützung leisten, Beratung und Mentoringaufgaben direkt für Kinder, aber auch für das reguläre Personal und Familien. Tabelle 1 gibt einen Überblick über das Personal, das in Kinderkrippen und Kindergärten arbeitet und kategorisiert auch die Kernfachkräfte, d.h. Personal mit Gruppen- oder Einrichtungsverant-wortung, nach einem von fünf Berufsprofilen, die sich an diejenigen der ursprünglichen SEEPRO-Studie anlehnen (siehe Kasten 1).

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Tabelle 1 Rumänien: Personal in frühpädagogischen Einrichtungen

Berufstitel Haupt-Arbeitsfelder und Alter der betreu-ten Kinder

Haupt-Funktion/en

Altersbezogene Ausrichtung in der Ausbildung

Mindestqualifikation, ECTS-Punkte, EQR-Stufe, ISCED-Kategorie1

Betreuungssektor

Îngrijitor Betreuungsfachkraft

Creșă Kinderkrippen 4 Monate–3 Jahre

Niedrig quali-fizierte Ergän-zungskraft

0–3 Jahre Sekundarstufe II oder Schulabschlusszeug-nis Keine formale Grund-ausbildung erforder-lich, aber 30 stündige verpflichtende Fort-bildung ECTS-Punkte: n/z2 EQR-Stufe: 3 oder 4 ISCED 2013-F: n/z ISCED 2011: 3

Educator-puericultor Krippenfachkraft Profil: Frühpädagogische Fachkraft mit Schwerpunkt Kin-derkrippe

Creșă Kinderkrippen 4 Monate–3 Jahre

Kernfachkraft mit Gruppenverant-wortung

0–3 Jahre Berufsbildende Se-kundarstufe II, Be-rufsfachschule mit Fachrichtung Pädago-gik (oder post-sekundäre berufsbil-dende Route für diejenigen, die eine Fachoberschule ohne Spezialisierung absol-viert haben) ECTS-Punkte: n/z EQR-Stufe: 4 ISCED 2013-F: 0122 ISCED 2011: 3 oder 4

Bildungssektor

Educatoare Kindergartenfachkraft Profil: Vorschulpädagogische Fachkraft

Grădiniţe Kindergarten 3–6 Jahre

Kernfachkraft mit Gruppenverant-wortung

3–6 Jahre (Nicht länger die Mindestanforderung für die Arbeit in Kin-dergärten) Berufsbildende Se-kundarstufe II, Be-rufsfachschule mit Fachrichtung Pädago-gik ECTS-Punkte: n/z EQR-Stufe: 4 ISCED 2013-F: 0112 ISCED 2011: 3 oder 4

Institutori (învățământ preșcolar) Vorschullehrkraft Profil:

Grădiniţe Kindergarten 3–6 Jahre

Kernfachkraft mit Gruppenverant-wortung

3–6 Jahre Bis 2005: 3 Jahre Pädagogische Hochschule für Grundschullehrkräfte oder

1 Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2016; UNESCO 2014. 2 n/z = nicht zutreffend.

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Berufstitel Haupt-Arbeitsfelder und Alter der betreu-ten Kinder

Haupt-Funktion/en

Altersbezogene Ausrichtung in der Ausbildung

Mindestqualifikation, ECTS-Punkte, EQR-Stufe, ISCED-Kategorie1

Vorschulpädagogische Fachkraft

Berufsfachschule-Abschluss plus ein nicht fachspezifischer Hochschulabschluss ECTS-Punkte: n/z EQR-Stufe: 5 ISCED 2013-F: 0112 ISCED 2011: 5

Profesori pentru învăţământul preşcolar şi primar Grund- und Vorschul-lehrkraft Profil: Vor- und grundschul-pädagogische Fachkraft

Grădiniţe Kindergärten und Grundschulen 3–11 Jahre

Kernfachkraft mit Gruppenverant-wortung Einrichtungslei-tung

3–11 Jahre Seit 2005: 3 Jahre Universität, Bachelor-Abschluss ECTS-Punkte: 180 EQR-Stufe: 6 ISCED 2013-F: 0113 ISCED 2011: 6

Kasten 1 SEEPRO-Professionsprofile der Kernfachkräfte nach Altersfokus der Ausbildung (nach Oberhuemer, P. und I. Schreyer 2010)

• Frühpädagogische Fachkraft (Fokus auf Kinder von 0 bis 6/7 Jahre) • Vorschulpädagogische Fachkraft (Fokus auf Kinder von 3/4 bis 6 Jahre) • Vor- und grundschulpädagogische Fachkraft (Fokus auf Kinder von 3/4 bis 10/11 Jahre) • Sozial- und kindheitspädagogische Fachkraft (in der Regel Fokus auf Kinder von 0 bis 12 Jahre, manchmal

auch auf Erwachsene)

• Sozialpflege-/Gesundheits-Fachkraft (je nach Berufsausbildung sowohl enger als auch breiter Altersfokus, manchmal auch für die Arbeit mit Erwachsenen)

2.2 Personalstrukturen: Qualifikation, Geschlecht, Migrationshintergrund Auf nationaler Ebene existieren keine Statistiken hinsichtlich der Zusammensetzung des frühpä-dagogischen Personals. Es wird jedoch geschätzt, dass 99% des Personals in Kinderkrippen und Kindergärten Frauen sind. Es gibt auch keine Daten über ethnische Minderheitengruppen. Nach regionalen Daten auf lokaler/Bezirksebene – im Fall von Bukarest – haben 177 Kindergartenlei-tungen (96,2%) einen Hochschulabschluss und 7 (3,8%) eine berufsbildende Sekundarstufen II-Ausbildung. Das Durchschnittsalter beträgt 39 Jahre 4 Monate. 91 Stellen in Kindergärten sind von unqualifiziertem Personal besetzt.

Tabelle 2 Rumänien: Personalstrukturen - Qualifikation, Geschlecht, Migrationshintergrund des Personals in Kindergärten (3 bis 6 Jahre)

Personal Jahr/Prozentanteile

Fachkräfte mit einschlägigem, dreijährigem (oder längerem) Hochschulabschluss

Keine systematischen nationalen Daten für Kernfachkräfte Nur Kindergarten-Leitungen: 96,2%* (2016)

Fachkräfte mit einschlägigem berufsbildenden Abschluss (Sekundarbereich II bzw. post-sekundärem Abschluss)

Keine systematischen nationalen Daten für Kernfachkräfte Nur Kindergarten-Leitungen, einschließlich der Kindergär-ten, die an Schulen angeschlossen sind: 3,8%* (2016)

Personal mit anderer, nicht einschlägiger Qualifika-tion/Personal ohne formale Ausbildung 2015 (nur Kindergärten): 8,4%*

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Personal Jahr/Prozentanteile Fachkräfte mit besonderer Spezialisierung (z.B. Integrationsfachkräfte), die regelmäßig in der Ein-richtung arbeiten

Meist von extern, verfügbar an speziellen Zentren auf Bezirksebene

Männliche Fachkräfte 2016: 0,4% des gesamten Personals in Kinderkrippen und Kindergärten: (144 von 35.084)*

Fachkräfte mit Migrationshintergrund Keine systematischen nationalen Daten *Daten nur für lokale/Bezirksebene (Bukarest)

Von allen Lehrkräften im voruniversitären Bildungssystem arbeiten 14,8% in Kinderkrippen und Kindergärten.

3. Grundausbildungen

3.1 Ausbildungswege frühpädagogischer Kernfachkräfte und Leitungsfach-kräfte

Obwohl im frühpädagogischen Bereich immer noch Personal mit vielen verschiedenen Ausbil-dungen arbeitet, wurden die aktuellen offiziellen Anforderungen der Grundausbildungen für frühpädagogisches Personal in Rumänien auf zwei Hauptrouten reduziert: - Für die Krippenfachkräfte (educator-puericultor) ist dies die berufsbildende Sekundarausbil-

dung an einer Berufsfachschule mit Fachrichtung Pädagogik oder eine postsekundäre be-rufsbildende Ausbildung für Absolventinnen nicht-pädagogischer Berufsfachschulen. Nach einer Eingangsprüfung können Absolventinnen dieser beiden Routen ein Bachelor-Studium (Grund- und Vorschulpädagogik) beginnen.

- Für die Grund- und Vorschullehrkäfte (profesor pentru învățământul primar și preșcolar) im Kindergarten ist es ein Hochschulstudium mit Bachelor-Abschluss, das eine doppelte Spezia-lisierung für die Arbeit in Kindergärten und Grundschulen bietet; Absolventinnen können auch als Krippenfachkräfte (educator-puericultor) arbeiten. Unterstützungsfachkräfte (Sprachtherapeutinnen, Beraterinnen), die meist bei Bezirksverwaltungen angestellt sind und Dienste für frühpädagogische Einrichtungen in ihrer Umgebung anbieten, müssen eben-falls eine Hochschulausbildung haben.

Es ist immer noch möglich, als Betreuungskraft (îngrijitor) in Einrichtungen für Kinder unter 3 Jahren zu arbeiten, ohne eine formale Ausbildung zu besitzen und manchmal auch als Ergän-zungskraft in Kindergärten, hauptsächlich in denen mit einem längeren Tagesprogramm (7:30 bis 16:00–18:00). Die Haupt-Grundausbildungen für frühpädagogisches Personal in Kindergärten ist ein Bachelor-Abschluss in Grund- und Vorschulpädagogik (drei Jahre, 180 ECTS Punkte). Der Großteil des Kin-dergartenpersonals hat nun diese Ausbildung, weil die von Universitäten angebotenen fachspe-zifischen Weiterbildungen Personen ohne Bachelor-Abschluss bewogen, ihr Studium mit einem Hochschuldiplom abzuschließen. Zudem wurde frühpädagogischem Personal mit Hochschulqua-lifikation vom Management ein höheres Gehalt angeboten. Tabelle 3 Rumänien: Krippenfachkraft

Titel in Rumänisch: Educator-puericultor Profil: Frühpädagogische Fachkraft mit Schwerpunkt Kinderkrippe

Zugangsvoraussetzung: Pflichtschulabschluss und erfolgreiches Bestehen einer Eignungsprüfung Ausbildung: 4 Jahre Berufsfachschule mit Fachrichtung educator-puericultor

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Titel in Rumänisch: Educator-puericultor Profil: Frühpädagogische Fachkraft mit Schwerpunkt Kinderkrippe

Abschluss: Abschluss der Sekundarstufe II (Baccalaureate) plus Berufszeugnis als educator-puericultor ECTS-Punkte: n/z EQR-Stufe: 4 ISCED 2013-F: 0112 ISCED 2011: 3 oder 4 Haupt-Arbeitsfelder im Kinderbetreuungsbereich: Kinderkrippen, Kindergärten mit Krippengruppen Anmerkung: Diese Arbeit können auch Absolventinnen mit Hochschulabschluss (Bachelor in Grund- und Vorschul-pädagogik) ausüben

Tabelle 4 Rumänien: Kindergartenfachkraft

Titel in Rumänisch: Educatoare Profil: Vorschulpädagogische Fachkraft

Zugangsvoraussetzung: Pflichtschulabschluss und erfolgreiches Bestehen einer Eignungsprüfung Ausbildung: 4/5 Jahre Berufsfachschule mit Fachrichtung Pädagogik (5 Jahre bis 2005, 4 Jahre nach 2005) Award Abschluss: Abschluss der Sekundarstufe II (Baccalaureate) plus Zertifikat als educatoare ECTS-Punkte: n/z EQR-Stufe: 4 ISCED 2013-F: 0112 ISCED 2011: 3 oder 4 Haupt-Arbeitsfelder im Kinderbetreuungsbereich: Kindergärten (3–6 Jahre) Die o.g. Route existiert immer noch, aber es gibt keine Möglichkeit, eine dauerhafte Stelle in Vollzeit zu erhalten ohne die folgende Ausbildung abgeschlossen zu haben: Seit 2005: (siehe auch Tabelle 6 unten) Zugangsvoraussetzung: Baccalaureate, allgemeine Hochschulreife Ausbildung: 3 Jahre Universitätsstudium in Erziehungswissenschaft, Fachrichtung Grund- und Vorschulpädagogik Abschluss: Bachelor-Abschluss und Lehrbefähigung in Grund- und Vorschulpädagogik (Doppel-Spezialisierung) ECTS-Punkte: 180 EQR-Stufe: 6 ISCED 2013-F: 0211 ISCED 2011: 6 Haupt-Arbeitsfelder im Kinderbetreuungsbereich: Kindergärten und Grundschulen (3–11 Jahre) und manchmal in Kinderkrippen

Tabelle 5 Rumänien: Grundschullehrkraft

Titel in Rumänisch: Institutori Profil: Vor- und grundschulpädagogische Fachkraft

Zugangsvoraussetzung: Abschluss der Sekundarstufe II: Baccalaureate und Eingangsprüfung für die Universität Ausbildung: 3 Jahre Studium an einer Colegiul Universitar Pedagogic de Institutori (Pädagogische Hochschule für Grundschullehrkräfte) – kurzes tertiäres Bildungsprogramm (vor-Bologna System) Abschluss: Zertifikat als Grundschullehrkraft (Grundschule und/oder Kindergarten) ECTS-Punkte: 180 EQR-Stufe: 5 ISCED 2013-F: 0112 ISCED 2011: 5 Haupt-Arbeitsfelder im Kinderbetreuungsbereich: Kindergärten (3–6 Jahre) und Grundschulen (6–11 Jahre) Anmerkung: Eine Alternative zur Erlangung dieser Qualifikation war bislang der erfolgreiche Abschluss einer Be-rufsfachschule mit Fachrichtung Pädagogik (Baccalaureate + Berufszeugnis) und ein Hochschulstudium (Bachelor-Niveau). Diese Route gibt es seit 2005 nicht mehr, als der Bachelor-Abschluss für Grund- und Vorschullehrkräfte eingerichtet wurde.

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Tabelle 6 Rumänien: Grund- und Vorschullehrkraft

Titel in Rumänisch: Profesor pentru învățământul primar și preșcolar Profil: Vor- und grundschulpädagogische Fachkraft

Zugangsvoraussetzung: Abschluss der Sekundarstufe II: Baccalaureate und Eingangsprüfung für die Universität Ausbildung: 3 Jahre Studium in Erziehungswissenschaft (Grund- und Vorschulpädagogik) Abschluss: Bachelor-Abschluss und Lehrbefähigung in Grund- und Vorschulpädagogik (Doppel-Spezialisierung) ECTS-Punkte: 180 EQR-Stufe: 6 ISCED 2013-F: 0113 ISCED 2011: 6 Haupt-Arbeitsfelder im Kinderbetreuungsbereich: Kindergärten (3–6 Jahre) und Grundschulen (6–11 Jahre). Ab-solventinnen können auch in Kinderkrippen arbeiten. Anmerkung: Seit 2005 ist dies nun die Haupt-Qualifizierungsroute für Kindergärten und Grundschulen.

3.2 Kompetenzanforderungen und Ausbildungscurricula

Krippenfachkraft (educator-puericultor)

Diese berufsbildende Sekundarausbildung wurde gestärkt durch die Regierungsentscheidung (1252/2012) über die Organisation und den Betrieb von Kinderkrippen und anderen frühpäda-gogischen Einrichtungen, die diese Ausbildung als Mindestanforderung für pädagogisches Per-sonal verlangte. Die berufsbildende Ausbildung dauert vier Jahre und das Abschlusszertifikat besteht aus zwei Komponenten: dem baccalaureate (Abschlussprüfung am Ende der Schule und Voraussetzung zum Hochschulzugang) sowie dem Berufszeugnis (berufliche Prüfung, die Zugang zu qualifizierten Stellen in Kinderkrippen und Tageseinrichtungen gewährt). Die Hauptaufgaben, die diese Fachkräfte ausführen sollen, sind: a) Betreuung sowie Anregung zu Lernerfahrungen, die die kindliche Autonomie steigern; b) Tätigkeiten, deren Schwerpunkt auf der sozio-emotionalen Entwicklung des Kindes liegt; c) Übung und Entwicklung der mündlichen Sprache; d) Aktivitäten, die die kindliche Aufmerksamkeitsspanne und Aufnahmefähigkeit erhöhen; e) Begleitung und Dokumentation der Entwicklungsfortschritte der Kinder; f) aktive Kooperation mit Eltern/Erziehungsberechtigten der Kinder.

Curriculare Schwerpunkte: Diese Ausbildung besteht aus einer Kombination klassisch allgemei-ner Fächer, die es den Absolventinnen ermöglichen, ihre Baccalaureate-Prüfung zu machen und danach ein Hochschulstudium anzuschließen, sowie aus fachspezifischen Fächern und berufli-cher Praxis in frühpädagogischen Einrichtungen. Die ersten beiden Studienjahre bestehen aus Fächern wie Sprache und Kommunikation, Mathematik und Naturwissenschaft, aber auch aus sozial-humanistischen Disziplinen, inklusiver allgemeinen Psychologie, Kinder- und Familienpsy-chologie, Pädagogik, Frühpädagogik, Praktikum. Spezialisiertere Fächer werden in den letzten beiden Studienjahren aufgenommen: Hygiene und kindliches Wachstum/kindliche Betreuung, Kinderpathologie (0 bis 3 Jahre), Spiel und Lernen, Förderpädagogik, Pädagogische Psychologie, Kinderschutz und Kinderrecht etc. All dies wird ergänzt durch praxisorientierte Bildungs-/Lernaktivitäten in verschiedenen Gebieten: Sprache, Wissenschaft, Technologie, Kunst, Musik und Theater. Praktika finden für mindestens drei bis vier Stunden in der Woche statt und kön-nen auch als Kompaktwoche/n während des Semesters organisiert werden.

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Grund- und Vorschullehrkraft (Profesor pentru învățământul primar și preșcolar)

In Rumänien müssen alle Lehrkräfte im voruniversitären System eine Hochschulausbildung vor-weisen. Der Beruf der Grund- und Vorschullehrkraft ist gesetzlich geregelt und besteht aus ei-nem dreijährigen Bachelor-Studium in Grund- und Vorschulpädagogik, der zum Bereich der Er-ziehungswissenschaft gehört. Der Abschluss kann von öffentlichen und privaten Hochschulinsti-tutionen angeboten werden, falls diese von der Nationalagentur für Qualitätssicherung in der Hochschulbildung nach den offiziellen Standards, die 2016 genehmigt wurden, akkreditiert sind (siehe ARACIS 2016). Die Agentur hat für diese Abschlüsse hinsichtlich des Curriculums, des Per-sonals, der Gebäude etc. stringente verpflichtende Kriterien und Qualitätsindikatoren. Kompetenzen/didaktische Ansätze: Die Schlüsselkompetenzen, die erworben werden sollen, werden in der untenstehenden Tabelle beschrieben. Sie basieren auf einem nationalen Rah-menwerk, hier wird jedoch das Beispiel der Universität Bukarest dargestellt. Die Ziele des Ba-chelor-Studiums für künftige Grund- und Vorschullehrkräfte richten sich nach dem identifizier-ten beruflichen Bedarf und den Rollen und spezifischen Kompetenzen, die die Tätigkeiten der Bildungsfachkräfte definieren (siehe auch die pädagogische Sichtweise wie von Stan 2014 darge-legt). Seit dem Studienjahr 2013/2014 legt das Studienprogramm einen Schwerpunkt auf beruf-liche und fachübergreifende Kompetenzen, in Übereinstimmung mit den auf nationaler Ebene definierten Standards im Rumänischen Nationalen Qualifikationsrahmenwerk (NQF).

Tabelle 7 Rumänien: Grund- und Vorschullehrkraft – Kompetenzen (Universität Bukarest, basierend auf dem NQF)

Allgemeine Kompetenzen • Planung und Entwicklung eines zielgruppenspezifischen Bildungsprogramms für den Grund- bzw.

Vorschulbereich; • Einschätzung von Bildungsprogrammen für den Grund- und Vorschulbereich; • Management von Gruppen/Klassen und Bildungsprojekten, die sich speziell auf Grund- und Vor-

schulpädagogik beziehen; • Anbieten von Beratung, Begleitung, psychologischer und pädagogischer Unterstützung für ver-

schiedene Gruppen von Beteiligten (Kinder, Familien, Lehrkräften, Angestellten etc.); • Selbsteinschätzung und kontinuierliche Verbesserung beruflicher Praxis und Karriereentwicklung. Instrumentelle Kompetenzen • Anwendung pädagogischer Kenntnisse beim Gestalten von Bildungsprozessen: Konzepte, Modelle,

Methoden, Techniken, Szenarien und weitere Optionen; • Identifikation und Anwendung von Bildungstheorien, Modellen und Strategien für angemessene

pädagogische Methoden; • Identifikation und Vergleich von Theorien, Modellen und speziellen Techniken und Instrumenten,

die zur Einschätzung von Bildungsprozessen nötig sind; • Analyse von spezifischen Konzepten, Theorien, Modellen und Techniken zur Gestaltung von zielge-

richteten Interventionen bei der Beratung, Begleitung sowie bei der psychologischen und pädago-gischen Unterstützung verschiedener Zielgruppen;

• Durchführung pädagogischer Forschung zur Weiterentwicklung von Theorie und Praxis und zur Reflexion beruflicher Praxis mit Blick auf kontinuierliche Verbesserung;

• Interpretation und Erklärung verschiedener pädagogischer Theorien, Modelle und Kontexte aus der Sicht des Bildungsmanagements;

• Förderung reflexiver Praxis, basierend auf dem Lernen von Studierenden/Kindern und auf der eigenen berufliche Weiterentwicklung;

• Entwicklung von Bildungsprojekten/-programmen hinsichtlich der effizienten Organisation der Lernumgebung und der genutzten Ressourcen, in Übereinstimmung mit den Prinzipien und spezifi-schen Funktionen des Bildungsmanagements.

Zwischenmenschliche Kompetenzen • Durchführung von Bildungsprogrammen mittels angemessener spezifischer Konzepte, Theorien

und Methoden, die für verschiedene Altersgruppen angepasst sind; • Anwendung von Standard-Einschätzmethoden bei Bildungsaktivitäten mit Kindern/Erwachsenen

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und ihre Nutzung zur Verbesserung der Prozessqualität; • Analyse, Interpretation und Erklärung von Evaluationsdaten sowohl auf der individuellen als auch

auf der Einrichtungsebene; • Entwicklung von Bildungsprogrammen um spezifische Bildungsbedürfnisse zu identifizieren, analy-

sieren und auf sie zu reagieren; • Entwicklung guter beruflicher Praktiken und Beteiligung bei der Planung von Forschungsprojekten

unter Berücksichtigung spezifischer methodologischer Normen und Prinzipien. Systemische Kompetenzen • Analyse, Interpretation und Korrelierung von intra-/interdisziplinären Praktiken sowie die Anwen-

dung pädagogischer Kenntnisse bei der Gestaltung von Bildungsaktivitäten und didaktischer Res-sourcen auf verschiedenen Ebenen (Makro, Meso, Mikro);

• Erklärung und Interpretation von Bildungskontexten/Situationen sowie Überführung der Kenntnis-se, Fähigkeiten und Fertigkeiten in pädagogisches Planen;

• Analyse und Interpretation verschiedener Bildungskontexte durch die Anwendung wissenschaftli-cher Konzepte, Paradigmen und Theorien im Hinblick auf Personen mit besonderen Bildungsbe-dürfnissen;

• Durchführung von Bildungsaktivitäten in methodisch angemessener Art und in Übereinstimmung mit dem nationalen Curriculum Rahmenwerk;

• Gestaltung und Anwendung von Evaluationsinstrumenten, Analyse und Interpretation der Ergeb-nisse, Argumente liefern für die Auswahl der verwendeten Methoden, Techniken und Instrumente;

• Übertragung der Evaluationsergebnisse in die Praxis zur Unterstützung der Entwicklung der Ein-richtung oder der individuellen Entwicklung;

• Entwicklung alternativer Evaluationsstrategien für spezifische Lehr- und Lernprozesse. Folgende Kompetenzen werden als die erwartete Synthese von Lernprozessen auf dem Ba-chelor-Niveau betrachtet: • Gestaltung, Durchführung und Einschätzung von Lehr- und Lernaktivitäten; • Gestaltung, Durchführung und Einschätzung von extracurricularen Aktivitäten und Bildungs-

partnerschaften; • psychologische und pädagogische Unterstützung für Kinder in Risikosituationen (alleinerzie-

hende Familien, Eltern, die im Ausland arbeiten, Eltern mit sehr geringem Verdienst etc); • Erreichen einer optimalen Zusammenarbeit zwischen der Schule und den Familien der Kin-

der sowie mit der Kommune; • Leitung von Bildungsaktivitäten auf der Gruppen/Klassenebene und Ressourcenmanage-

ment betreiben; • institutionelles Management und Marketing; • Gestaltung und Evaluation von sozialen und Bildungsprojekten; • Expertise bei der Gestaltung und Implementierung des Curriculums und der Programme von

Grundausbildung und Fortbildungen. Curriculare Schwerpunkte: Das Curriculum dieses Programms ist durch die Nationalagentur für Qualitätssicherung in der Hochschulbildung mittels spezifischer Standards stark reguliert. Die aktuellsten Standards, die 2016 genehmigt wurden und rund 75% des gesamten Studienpro-gramms abdecken, schaffen ein allgemeines nationales Curriculum Rahmenwerk. Über ca. 25% der Programminhalte kann jede Universität selbst entscheiden. Die Standards legen einige grundlegende/fundamentale Fächer fest, die für alle Abschlüsse in den Erziehungswissenschaf-ten gelten, aber auch eine große Anzahl von Studiengebieten/Disziplinen speziell für diesen Ab-schluss. Das Praktikum sollte mindestens 15% der Gesamtstudiendauer betragen.

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Tabelle 8 Rumänien: Curriculum der Grundausbildung für künftige Grund- und Vorschullehrkräfte – erstes Studienjahr (Uni-versität Bukarest, Abteilung für Lehrkraftausbildung, Studienprogramm Grund- und Vorschulpädagogik)

Fächer ECTS-Punkte

I. Basisdisziplinen (Fächer)

Grundlagen der Psychologie 5

Grundlagen der Pädagogik 5

Grundlagen der Förderpädagogik 5

Informations- und Kommunikationstechnologien 4

Curriculare Theorie und Praxis 5

Frühpädagogik 4

II. Bereichsspezifische Disziplinen (Fächer)

Persönlichkeitspsychologie 4

Entwicklungspsychologie 4

Rumänische Literatur 4

Pädagogische Psychologie 5

Mathematik 5

Psycho-Pädagogik der Lernschwierigkeiten 4

Fachpraktikum (Kindergarten und Grundschule) 2

III. Ergänzende Disziplinen (Fächer)

Fremdsprachen 4

ECTS-Punkte gesamt 60

Wahlfächer

Sport 4

Tabelle 9 Rumänien: Curriculum der Grundausbildung für künftige Grund- und Vorschullehrkräfte – zweites Studienjahr (Universität Bukarest, Abteilung für Lehrkraftausbildung, Studienprogramm Grund- und Vorschulpädagogik)

Fächer ECTS-Punkte

I. Basisdisziplinen (Fächer)

Unterricht: Theorie, Forschung und Praxis 4

Evaluation: Theorie und Methodik 4

Methodik der Bildungsforschung 4

Bildungstheorien 3

II. Bereichsspezifische Disziplinen (Fächer)

Computerbasiertes Lernen 4

Klassen-/Gruppenmanagement 4

Grundschulbildung 4

Moderne rumänische Sprache 5

Didaktik der Sprache und Kommunikation (vorschulische Bildung) 4

Kinderliteratur 4

Mathematik 4

Didaktik der Mathematik (vorschulische Bildung) 3

Didaktik der Naturwissenschaft (vorschulische Bildung) 3

Fachpraktikum (Kindergarten) 4

Fachpraktikum (Grundschule) 4

III. Ergänzende Disziplinen (Fächer) Ein Wahlfach – Paket A Soziologie der Bildung (Wahlfach) Bildungsmanagement (Wahlfach)

2

ECTS-Punkte gesamt 60

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Wahlfächer

Theorie, Solfeggio, Diktat (Wahlfach) 4

Fremdsprachen (Wahlfach) 4

Tabelle 10 Rumänien: Curriculum der Grundausbildung für künftige Grund- und Vorschullehrkräfte – drittes Studienjahr (Uni-versität Bukarest, Abteilung für Lehrkraftausbildung, Studienprogramm Grund- und Vorschulpädagogik)

Fächer ECTS-Punkte

I. Bereichsspezifische Disziplinen (Fächer)

Moderne rumänische Sprache 3

Psycho-Pädagogik des Spiels 4

Didaktik der rumänischen Sprache und Literatur 4

Didaktik der Arithmetik 4

Geschichte und Didaktik der Geschichte 4

Geographie und Didaktik der Geographie 4

Didaktik der Künste: musikalische Bildung 4

Didaktik der Sport- und psychomotorischen Bildung 4

Didaktik der staatsbürgerlichen Bildungsaktivitäten 4

Didaktik der Künste: kreative Bildung 4

Umwelterziehung/Didaktik der Naturwissenschaft 4

Didaktik der praktischen Fähigkeiten 4

Fachpraktikum (Kindergarten) 5

Fachpraktikum (Grundschule) 5

II. Ergänzende Disziplinen (Fächer) Ein Wahlfach – Paket B Interkulturelle Bildung Bildungsmanagement

3

ECTS-Punkte gesamt 60

Studierende erhalten zusätzliche 10 ECTS-Punkte für die Bachelor-Prüfung. Zum erfolgreichen Bestehen des Studiums gehört auch eine schriftliche Prüfung über grundlegende Kenntnisse der Grund- und Vorschulpädagogik (Curriculum, Didaktik, Einschätzung, Kommunikation und Grup-penmanagement) sowie die Verteidigung einer forschungsbasierten Bachelor-Arbeit vor einer Kommission.

3.3 Alternative Zugangs- und Qualifizierungswege, Systemdurchlässigkeit Seitdem der Beruf der Grund- und Vorschullehrkraft reguliert wurde, hat die Flexibilität der Rou-ten abgenommen. Hinsichtlich der educator-puericultor in Kinderkrippen: Personen, die die klassische vierjährige Route an einer Berufsfachschule mit Fachrichtung Pädagogik nicht abgeschlossen haben, son-dern eine andere Berufsfachschule absolviert haben und ein Baccalaureate besitzen, können sich für zwei Jahre an einer „Post-Berufsfachschule“ einschreiben, die die gleiche Spezialisierung anbietet. Diese Post-Berufsfachulen existieren nicht dauerhaft, sondern werden nach Bedarf organisiert, wenn Arbeitgeber Fachkräfte brauchen. Das Hauptproblem in Rumänien ist, dass es nur sehr wenige Einrichtungen für Kinder unter 3 Jahren gibt. Obwohl sie dies seit 2012 tun könnten, zögern Kindergärten meist, Krippengruppen einzurichten, weil Kommunen diesen Bildungszyklus kaum finanzieren. Wenn diese Position doch verfügbar ist, steht sie auch anderen Hochschulabsolventinnen der Erziehungswissenschaft offen; dies wird jedoch wegen des sehr geringen Gehalts kaum wahrgenommen.

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Hinsichtlich der Grund- und Vorschullehrkräfte besteht eine gewisse Flexibilität durch offene und Fernstudienprogramme, die auch von der Nationalagentur für Qualitätssicherung in der Hochschulbildung akkreditiert sein müssen, sowie durch berufliche „Rückumwandlungs“-Programme. Diese können von Universitäten organisiert werden für Fachkräfte, die in Kinder-gärten (oder Grundschulen) arbeiten und eine Lehrbefähigung in einem anderen Gebiet besitzen (d.h. Lehrkraft in Biologie, Geographie, Sprachen, etc.) und die daher in Kindergärten oder Grundschulen als unqualifiziertes Personal arbeiten. Diese Studien dauern zwei Jahre und um-fassen 120 ECTS-Punkte. Sie werden modular angeboten, mit einem blended learning-Ansatz.

4. Fachpraktische Komponente der Ausbildung von Kernfachkräften

Krippenfachkraft (educator-puericultor)

Die Grundausbildung für diese Fachkräfte umfasst ein drei bis vier Stunden pro Woche dauern-des Praktikum im Feld (drei Stunden in den ersten beiden und vier Stunden in den letzten bei-den Studienjahren). Struktur und Inhalt dieses Fachpraktikums bezieht sich auf die aufeinander-folgenden Stufen professioneller Entwicklung: zuerst Beobachtungen, dann Üben der berufli-chen Fertigkeiten unter Aufsicht und schließlich Gestalten und Durchführen von Bildungsaktivi-täten unter Aufsicht. Hinsichtlich des Praktikums existieren keine klaren Standards. Die wö-chentlichen Stunden können auch als Kompaktmodul organisiert werden.

Grund- und Vorschullehrkraft (Profesor pentru învățământul primar și preșcolar)

Für Grund- und Vorschullehrkräfte sind nach den nationalen Standards mindestens 15% Prakti-kum im Curriculum der Grundausbildung und der ECTS-Punkte vorgesehen. Dies bedeutet, dass jedes Studienprogramm mindestens 27 ECTS-Punkte für das Praktikum vergeben muss, um den Standards zu entsprechen. Praktika in Kindergärten finden in der Regel in bestimmten Einrich-tungen statt, die von der Universität als dem Ausbildungsanbieter gemeinsam mit der lokalen Schulaufsichtsbehörde als dem „Abnehmer“ des qualifizierten Personals ausgewählt werden. Die Praktikumsperioden werden auf der Seite der Universität von einer akademischen Kraft, die die Studierenden in allen Stadien unterstützt und sie am Ende evaluiert koordiniert, aber auch von einer Mentorin des Kindergartens, die einen Vertrag mit der Universität hat und für ihre Arbeit mit den künftigen Kindergartenfachkräften bezahlt wird. Alle Universitäten, die ein Ba-chelor-Studium anbieten, haben ihr eigenes Netzwerk von Praktikumskindergärten mit erfahre-nen Mentorinnen. Dennoch haben die Studierenden während ihres Studiums nicht genug Zeit, um in den Kindergärten zu arbeiten. Praktika in der Grundausbildung sind eher fragmentiert und daher ist eine langfristige Auswirkung nicht gegeben.

Schlüsselfertigkeiten und -kompetenzen, die während des Praktikums erworben werden sollen, umfassen unter anderem folgendes: - Gruppendynamik verstehen und Strategien entwickeln für qualitativ hochwertige Interaktio-

nen mit Kindern; - Gestaltung und Anpassung von Lernerfahrungen an die Spezifikationen im Curriculum, sie

durchführen und einschätzen; - Reflexionsfähigkeiten entwickeln, um die eigene berufliche Praxis zu verbessern.

In der Regel sollen Studierende ein Portfolio führen, um sowohl ihre Beobachtungs- und For-schungsfähigkeiten, als auch ihre Fähigkeit zur Übernahme von Verantwortung in der berufli-

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chen Arbeit mit Kindern zu dokumentieren. Die Mentorin im Kindergarten evaluiert die Leistun-gen der Studierenden und informiert die akademische Supervisorin an der Universität. Die Uni-versitätstutorin nimmt dann eine Abschlussevaluation der Studierenden vor, basierend auf der Evaluation der Mentorin, der Qualität des Portfolios und der Fortschritte, die über das Semester gemacht wurden (das Praktikum wird jedes Semester evaluiert). Es gibt zwei bedeutende aktuelle Debatten und aussichtsreiche Reformen in Rumänien. Die ers-te betrifft die Qualifikation und die Rolle der Mentorinnen in Kindergärten. Auf nationaler Ebene wurde ein beruflicher Standard entwickelt mit vielschichtigen Rollen für Mentorinnen und es gab sogar einen Versuch, ein nationales Register von Mentorinnen zu erstellen. Aber wegen fehlender finanzieller Ressourcen am MEN wurde die Initiative nicht weiter verfolgt. Einige Aus-wirkungen zeigen sich jedoch trotz der Tatsache, dass der formale Status der Mentorinnen im-mer noch nicht geklärt ist. Ein Beispiel ist die Universität Bukarest, an der seit 2005 ein neues Master-Programm Mentoring in der Bildung angeboten wird, das interessierte Lehrkräfte aus Schulen und Kindergärten ausbildet. Die zweite Debatte hat eben erst auf politischer Ebene begonnen und lenkt die Aufmerksamkeit wieder auf eine Vorschrift im Bildungsgesetz 1/2011, die eine Änderung im institutionellen Mo-dell der Lehrkraftausbildung durch die Einführung didaktischer Master-Programme fordert. Eine der Schlüsselideen ist es, das letzte Semester als ein verpflichtendes Praktikum in einer Bil-dungseinrichtung zu verbringen. Ein Grund für diesen Vorschlag können die aktuellen Vorge-hensweisen für neu qualifizierte Lehrkräfte sein, die zwei Jahre warten müssen, bevor sie die letzte Eignungsprüfung machen, die das Lehrzertifikat verleiht und durch die sie eine dauerhafte Stelle antreten können.

5. Fort- und Weiterbildung (FWB)

Fort- und Weiterbildungen für Bildungsfachkräfte, die in Einrichtungen für unter 3-Jährige arbei-ten, sind auf der nationalen Ebene nicht geregelt, sondern bleiben die Entscheidung jeder Ein-richtung und Kommune. Wenn die sehr geringe Anzahl dieser Einrichtungen und der angestell-ten Fachkräfte berücksichtigt werden, wird ein breiter angelegtes Rahmenwerk wohl nicht ge-braucht. Aber die verschiedenen Fortbildungsmöglichkeiten für Vorschullehrkräfte gelten nicht für das pädagogische Personal in Kinderkrippen, wo Fortbildungen meist in Form verschiedener Projekte angeboten werden und nicht als kohärentes System. Zudem ist die Teilnahme an Fort-bildungen ungleich und es gibt immer noch einige Fachkräfte, die sie vermeiden (siehe Lucian Ciolan 2014, 57).

Grund- und Vorschullehrkraft (Profesor pentru învățământul primar și preșcolar)

Für Grund- und Vorschullehrkräfte (mit der Spezialisierung der Universitätsausbildung) gibt es ein breites und umfassendes Fortbildungssystem, das auf nationaler Ebene vom MEN organisiert und koordiniert wird. Nach dem Bildungsgesetz 1/2001 ist Fortbildung sowohl ein Recht als auch eine Pflicht für Lehr-kräfte und kann mittels folgender Maßnahmen stattfinden: a) Programme und Aktivitäten für die kontinuierliche Verbesserung der wissenschaftlichen,

pädagogischen und didaktischen Fertigkeiten; b) Übungsprogramme im Bereich des Managements, Mitarbeiterführung und Bildungs-

evaluation; c) Trainingskurse und Prüfungen für die Lehrkraft-Prämierung II und II (siehe unten);

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d) berufliche Umwandlungsprogramme für Personen, die keine fachspezifische Ausbildung haben;

e) Studien, die einem fachspezifischen Hochschuldiplom entsprechen. Sowohl pädagogisches als auch Managementpersonal in voruniversitärer Bildung muss nach dem Bestehen der Abschluss-Eignungsprüfung (definitivat), die die staatliche Anerkennung als Lehrkraft verleiht, alle fünf Jahre an Trainingsprogrammen teilnehmen, für die Kreditpunkte vergeben werden. Kreditpunkte anzusammeln hat sowohl Auswirkungen auf das Gehalt als auch auf den berufli-chen Aufstieg. Zum Beispiel ist die Teilnahme an Fortbildungen und das Sammeln von Kredit-punkten eines der Schlüsselkriterien für eine Gehaltszulage, die „Verdienstprämie“ (gradație de merit) genannt wird. Sie kann erreicht werden durch einen offenen Wettbewerb und basiert auf den beruflichen Leistungen einer Lehrkraft über die letzten fünf Jahre. Die Zulage bringt für die Dauer von fünf Jahren ca. 25% mehr Gehalt. Um Kreditpunkte anzusammeln müssen Lehrkräfte an akkreditierten Trainingskursen teilneh-men. Auf nationaler Ebene hat MEN eine spezielle Akkreditierungsbehörde für Trainingskurse für Lehrkräfte und Management in der voruniversitären Bildung: Diese Spezielle Akkreditie-rungskommission besteht aus 20 unabhängigen Experten, die über eine offene Ausschreibung für den Zeitraum von fünf Jahren ernannt werden - mit der Möglichkeit von zwei Amtszeiten. Diese Experten arbeiten eng mit dem fest angestellten Personal im Bildungsministerium zu-sammen, das für Fortbildung zuständig ist (Direktorat für Fortbildung). Die Kommission wird gebeten, die Kursvorschläge, die von verschiedenen Anbietern eingereicht werden, zu evaluie-ren. Wenn sie akkreditiert sind, werden die Kurse in das Register der akkreditierten Trainingsan-bieter aufgenommen und ihnen wird eine bestimmte Anzahl von beruflich übertragbaren Kre-ditpunkten zugewiesen. Absolventinnen des Studiums Grund- und Vorschulpädagogik können von Fortbildungen in öf-fentlichen Institutionen profitieren, Kindergärten und Grundschulen, sog. „Bildungszentren für Lehrkräfte“ auf Bezirksebene (regionale Fortbildungsanbieter), Berufsvereinigungen und Ge-werkschaften. Nach geltenden Regularien kann ein Fortbildungsanbieter eine öffentliche oder private Bildungseinrichtung sein, eine Nicht-Regierungs-Organisation oder sogar ein privates Unternehmen, das sich auf Fortbildung spezialisiert hat. Die Trainingskurse, die sie zur Akkredi-tierung bei der national verantwortlichen Behörde einreichen, sollten mit den beruflichen Stan-dards für den Lehrberuf übereinstimmen und mit dem Regelrahmenwerk zur Akkreditierung von Ausbildungsanbietern, das im Ministerialbeschluss Nr. 5564/2011 Methodologie zur Akkreditie-rung und regelmäßigen Evaluation von Fortbildungsanbietern und ihren Programmen festgelegt ist. Die Bildungszentren für Lehrkräfte (Casa Corpului Didactic) sind wichtige Fortbildungsanbieter auf lokaler oder Bezirksebene und sind Teil eines nationalen Netzwerks, das vom Bildungsminis-terium finanziert wird. Insgesamt sollte das Angebot einer akkreditierten Fortbildung unter eine der Programmkatego-rien fallen, die in der Tabelle 12 beschrieben sind. Tabelle 11 Rumänien: Struktur von akkreditierten Fortbildungsprogrammen und vorgesehenen Kompetenzen (zusammenge-stellt aus dem Bildungsgesetz 1/2011 und dem Ministerialbeschluss Nr. 5564/2011)

Programmtypen Vorgesehene Kompetenzen

Kategorie 1: Fortbildungsprogramme für spezifische Kompetenzge-biete

a) Verbesserung und Entwicklung von Kompetenzen im spezifischen Wirkungsbereich (Kindergarten/Grundschule) und im Gebiet der pä-dagogischen Psychologie und Didaktik;

b) Entwicklung von Kompetenzen, die zum beruflichen Aufstieg ge-braucht werden;

c) Erwerb oder Entwicklung von Kompetenzen in Management und Mit-arbeiterführung.

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Programmtypen Vorgesehene Kompetenzen

Kategorie 2: Fortbildungsprogramme, die sich auf die Politik und Strategien des Bildungsmi-nisteriums beziehen

a) Entwicklung von ergänzenden Kompetenzen, um berufliche Kenntnis-se und Tätigkeitsgebiete zu erweitern, wie z.B. computerunterstützte Lehre, Unterricht in einer Fremdsprache, Beratung und Begleitung, Erwachsenenbildung;

b) Entwicklung und Ausweitung übergreifender Kompetenzen hinsicht-lich Interaktion und Kommunikation in sozialen und pädagogischen Bereichen: Organisation, Anleitung und Verbesserung der Leistungen von kollegialen Gruppen, Reflexionspraxis etc.

Kategorie 3: Modulare Programme, die sich nicht auf die Fachspezi-alisierung beziehen

Fortbildungsprogramme, die von Trainingsanbietern initiiert werden, die andere als die o.g. Kompetenzbereiche abdecken.

Kategorie 4: Besondere Programme

Fortbildungen, die von Trainingsanbietern nach Bedarfsanalysen gestal-tet werden.

Anmerkung: Kategorie 1 Programme werden nur von Universitäten angeboten, die für ihre Forschungs-kompetenz in diesen Gebieten bekannt sind (Kategorie A Universitäten) und Kategorie 2 Programme von denen, die für ihre Kompetenz in der Lehrkraftausbildung und Forschung bekannt sind (Kategorie B Universitäten, nach dem nationalen System der Klassifikation von Universitäten).

Eine besondere Weiterbildungsform ist direkt auf beruflichen Aufstieg und Beförderung ausge-richtet, nämlich die Kurse in Kategorie 1b in Tabelle 12. Nachdem sie ihre definitivat-Prüfung bestanden und den ersten Schritt in ihrer beruflichen Karriere gemacht haben, absolviert das pädagogische Personal spezielle Trainingskurse, um die nächsten beiden formalen Karriere-schritte anzugehen: die zweite und die erste Lehrkraft-Prämierung3. Sowohl die Trainingskurse als auch die Prüfung, um diese Weiterqualifizierungen zu erreichen, werden von ausgewählten Universitäten organisiert. Beide Kurse umfassen die Didaktik spezifischer Fächer (Mathematik und Naturwissenschaft, Sprachen, Kunst, etc.) und schließen auch eine Komponente von psycho-pädagogischen Kenntnissen und Fertigkeiten ein. Um die erste Lehrkraft-Prämierung zu erlangen, müssen die Lehrkräfte eine praktische Prüfung bestehen, basierend auf einer Inspektion im Klassenraum durch Spezialisten der Schulaufsichts-behörde. Sie müssen auch ein Jahr lang Praxisforschung in einem bestimmten Gebiet durchfüh-ren, die von einer akademischen Lehrkraft an der Universität koordiniert wird und mit einer schriftlichen Arbeit abschließt, die vor einer Kommission, der ein spezialisierter Inspektor und eine Vertretung der Erziehungswissenschaft der Universität angehören, verteidigt werden muss. Beruflicher Aufstieg führt zu einer Gehaltserhöhung und möglicherweise zu Änderungen hin-sichtlich der beruflichen Verantwortlichkeiten (sich im Mentoring engagieren, Fortbildungen für Kolleginnen, etc.). Fortbildung als kontinuierliche Entwicklung und Aktualisierung von Wissen und Fertigkeiten wird von der Methodologischen Kommission4 organisiert. Diese Kommission ist eine Art von Gemein-schaft von Praxiskräften, die sich mindestens einmal pro Woche treffen und diskutieren, reflek-tieren, Erfahrungen austauschen und Bedarfsanalysen und Verbesserungspläne durchführen. Ihre Aktivität basiert auf dem kollegialen Lernen und behandelt berufliche Probleme auf der Einrichtungsebene. Von Zeit zu Zeit werden sie von der Schulaufsichtsbehörde gebeten, in ihrem

3 Zweite und erste Lehrkraft-Prämierungen sind gesetzlich verankerte Teile des beruflichen Aufstiegssystems in Rumänien. Sie sind Schritte auf der Karriereleiter durch Weiterbildungen und werden erreicht durch einen spezifischen Prozess und nach einer Prüfung. Die erste Lehrkraft-Prämierung ist der höchste berufliche Grad auf der Karrierleiter für qualifizierte Lehrkräfte. Beide sind nur für voll qualifizierte Vollzeit-Lehrkräfte vefügbar. 4 Methodologische Kommissionen werden auf der Ebene jeder Bildungseinrichtung organisiert und umfassen Lehrkräfte aus dem gleichen Fachgebeit (z.B. vorschulische Bildung). Z.B. schließt die methodologische Kommission in Kindergärten alle Kindergärtenfachkräfte ein und wird von einer erfahrenen und pädagogischen kompetenten Lehrkraft geleitet.

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Kindergarten einen pädagogischen Zirkel (Cercul Pedagogic) zu veranstalten, ein regelmäßiges Treffen von Fachkräften eines bestimmten Gebiets (z.B. im Bereich Bukarest), das von der loka-len Schulaufsichtsbehörde koordiniert wird. Fortbildungsaktivitäten können umfassen: Vorstel-len neuer Materialien oder Lernansätze; Ermutigung zur Zusammenarbeit zwischen Einrichtun-gen und Austausch von Erfahrungen; Vorstellung von Artikeln und wissenschaftlichen For-schungsthemen; Diskussion der gesetzlichen Vorschriften; beratende Unterstützung für neu qualifiziertes Personal. Zusätzlich zum national geregelten Fortbildungsrahmenwerk in der vorschulischen Bildung in Rumänien findet ein beträchtlicher Anteil von Fortbildungsaktivitäten auf der Einrichtungs- oder lokalen Ebene statt, aber meist sind dies Aktivitäten, die nicht auf Kreditpunkten beruhen. Bei-spiele sind: Veranstaltungen zum Kennenlernen neuer Forschungen und Bildungsansätze; Sym-posien über aktuelle Probleme; Workshops über psychologische und pädagogische Themen, die sich auf die Frühpädagogik beziehen, Konferenzen, etc.

Kasten 2 Rumänien: Inhalt der Fortbildungskurse (Beispiel für Bukarest)

Beispiele der Inhalte von Fortbildungskursen, die vom Bildungszentrum für Lehrkräfte in Bukarest angeboten werden, umfassen: Bildungsmanagement und Mitarbeiterführung (60 Kreditpunkte), Mentoring (60 Kreditpunkte), Klassenmanagement; Karriereentwicklung in der Lehre (25 Kreditpunkte), Qualitätsmanagement, Selbstevaluation der Einrichtung (11 Kreditpunkte), non-formale Management Aktivitäten (15 Kreditpunkte), Bildung für Menschen- und Kinderrechte (11 Kreditpunkte), kreative Ansätze und das frühpädagogische Curriculum (12 Kreditpunkte), „bessere Eltern, bessere Kinder“ (30 Kreditpunkte).

Es gibt auch andere Anbieter, wie z.B. die Universität Titu Maiorescu, die Fachhochschule Bukarest, das Ministeri-um für Arbeit, Familie und Chancengleichheit und verschiedene Stiftungen. Deren Programme umfassen: Ressour-cenmanagement in Bildungseinrichtungen, Ethik in der Bildung durch Kommunikation, Training und Verantwor-tung (15 Kreditpunkte), Bildungsmanagement (25 Kreditpunkte), Umstrukturierung der Fortbildung im voruniversi-tären Bildungssystem (25 Kreditpunkte).

Insgesamt ist die Anzahl der Kurse, die sich speziell auf die Frühpädagogik beziehen, jedoch nicht sehr groß, vor allem Kurse, die von nationalen oder lokalen Behörden finanziert werden. In den letzten Jahren wurden öffentliche Investitionen in die Fortbildung meist in der Form von Struk-turfonds-Projekten getätigt, aber diese Situation schuf beträchtliche Ungleichheiten hinsichtlich des Zugangs, der für Fachkräfte in großen Städten sehr viel einfacher war als für die in ländlichen Gebieten. Die Finanzierung von Fortbildungen ist derzeit ein kritischer Punkt. Investitionen auf nationaler Ebene sind beschränkt auf Projekte und die bescheidene Finanzierung der Bildungs-zentren für Lehrkräfte. Investitionen auf lokaler oder Einrichtungsebene sind sehr begrenzt und die Teilnahme des Personals an Fortbildungen wird durch das sehr niedrige Niveau ihrer Ein-kommen beeinträchtigt. Zwei aktuelle nationale Projekte hatten eine bedeutende Komponente der Personalentwicklung in der Frühpädagogik gewidmet: PRET (2007-2016), ein Programm zur Reform der Frühpädagogik, war hauptsächlich ein Projekt zur Entwicklung der Infrastruktur, das sich landesweit an 750 Kindergärten wandte, das aber auch eine Ausbildungskomponente hatte. Diese bestand aus spezifischen Modulen für Erziehe-rinnen (ca. 35.000), für Personal aus Kinderkrippen (Betreuungskräfte, medizinische Assistentin-nen; ca. 13.000), für Managerinnen (ca. 2.500) und auch für Eltern. PETI (2007-2011), ein Programm für inklusive frühkindliche Bildung, zielte darauf ab, die Teil-nahme an frühpädagogischer Bildung von benachteiligten Gruppen, besonders der Roma Bevöl-kerung zu erhöhen. Es beinhaltete auch eine Fortbildungskomponente, deren Schwerpunkt in-klusive Bildung, besondere Bedürfnisse, Chancengleichheit und die Arbeit mit verletzlichen Gruppen und Gemeinschaften war. Mehr als 4.000 Fachkräfte nahmen an diesen Trainings teil. Für die Fachkräfte im Feld wurden wichtige Unterstützungsmaterialien entwickelt, wie z.B. das Handbuch für gute Praxis (MEN 2008b), aber auch das neu überarbeitete Curriculum für früh-kindliche Bildung von Kinder zwischen 3 und 6/7 Jahren (MEN 2008a).

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Ein wichtiger Vorteil von Fortbildungen ist es, dass die erworbenen Kreditpunkte für die berufli-che Mobilität im internationalen Bereich (d.h. Erasmus) genutzt werden können oder für die Einschreibung in ein weiterführendes Studium wie z.B. ein Master-Studium, post-universitäre Weiterbildungen oder sogar ein Promotionsstudium. Für frühpädagogische Fachkräfte gibt es viele relevante Masterstudien und das Interesse und die Besuchsquote steigt derzeit. An öffent-lichen Universitäten sind frühpädagogische Fachkräfte (ebenso wie andere Kandidatinnen) be-rechtigt, kostenfreie Plätze in Anspruch zu nehmen. Die Anzahl dieser subventionierten Plätze für ein bestimmtes Master-Studium wird von der Hochschule festgelegt. Beispiele für einschlägi-ge Master-Studien für frühpädagogische Fachkräfte sind: Frühpädagogik; Schulberatung und -begleitung; Lernen, Innovation und Coaching in der Bildung; Bildungsmanagement; Sprachthe-rapie; inklusive Bildung; Mentoring in der Bildung. Wie bereits erwähnt, ist Fortbildung ein gesetzlicher Anspruch für Vorschullehrkräfte, aber auch eine Verpflichtung. Die Teilnahme an Fortbildungsaktivitäten wird auch während der Arbeitszeit gestattet, aber nur außerhalb der direkten Kontaktstunden. Dennoch können auch einige Kon-taktstunden für Fortbildungen genutzt werden, wenn ein Kindergarten einen pädagogischen Zirkel veranstaltet oder interne Fortbildungsaktivitäten organisiert, die die Vorstellung von be-stimmten Tätigkeiten beinhalten. Insgesamt ist das Fortbildungssystem relativ divers, sogar vielseitig, aber zwischen dem Regel-rahmenwerk und den formalen Vorschriften und der effektiven Implementierung im Feld beste-hen immer noch Diskrepanzen. Leider wurden während der letzten Jahre keine großen For-schungsprojekte über die Fortbildung im frühpädagogischen Bereich finanziert, um die Haupt-probleme und Herausforderungen darzustellen. Eine der wichtigen Debatten über Fortbildung in der Frühpädagogik bezieht sich auf die Finan-zierung dieser Aktivitäten durch öffentliche Gelder. Diese Diskussion ist nicht notwendigerweise nur ein Thema für frühpädagogische Fachkräfte, sondern für das voruniversitäre Personal im Allgemeinen. Was gebraucht wird, ist eine verbesserte Passung zwischen den formalen Teilnah-mevoraussetzungen für Fortbildungen und den verfügbaren Finanzressourcen für Fortbildungs-anbieter. Ein anderer Bereich, der derzeit in den Blick genommen wird, ist das System des beruflichen Aufstiegs mit der definitivat-Prüfung und den zwei darauf folgenden Lehrkraft-Prämierungen. Ein zweiter Aspekt, der Teil der nationalen frühpädagogischen Strategie ist, ist ein Beitrag zu einem integrierten frühpädagogischen System, auch aus der Perspektive von Fachkräften, die mit allen Altersgruppen von 0 bis 6 Jahren arbeiten.

6. Neuere Reformen zu Professionalisierung und Personal-angelegenheiten

Professionalisierung der frühpädagogischen Leitungsstellen 2016 schätzte das Bildungsministerium die Positionen der Kindergarten-Leitungen ein. Dies stell-te einen wichtigen Schritt dar in die Richtung zur Professionalisierung frühpädagogischer Ma-nagementaufgaben und zu einem transparenteren Vorgehen bei der Auswahl von Kindergarten-leitungen, basierend auf expliziten Kriterien mit dem direkten Einbeziehen von wichtigen Ent-scheidungsträgern. Für diejenigen, die sich für die Position bewerben, wird in allen voruniversitären BiIdungseinrich-tungen, d.h. in Schulen und Kindergärten, ein nationales Prüfungsverfahren durchgeführt. Um an diesem Prüfungsprozess teilzunehmen, müssen Kandidatinnen • einen standardisierten schriftlichen Test ablegen, dessen Schwerpunkt kognitive und Ma-

nagementfähigkeiten sind;

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• an einem Interview teilnehmen, das geführt wird von einem Auswahlgremium aus Vertre-tungen der Bezirks-Schulaufsichtsbehörde, regionaler/lokaler öffentlicher Behörden, der frühpädagogischen Einrichtung/Schule sowie Vertretungen der Gewerkschaften, die die An-gestellten im Bildungsbereich vertreten;

• dem Auswahlgremium ein berufliches Portfolio präsentieren, aus dem die Managementer-fahrungen und -expertise eingeschätzt werden, einschließlich der besuchten Management-kurse.

Die erste Runde dieses nationalen Prüfungsverfahrens hat bereits stattgefunden und nach den politischen Informationen und den abschließenden Ergebnissen, war sie ein Erfolg.

Pilotprojekt zur Errichtung innovativer Kinderkrippen 2012 wurde in Bukarest eine wichtige Piloteinrichtung gegründet: das rumänisch-dänische Zent-rum für integrierte Bildung. Diese Kinderkrippe, die sozial benachteiligte Kinder zwischen 0 und 4 Jahren aus gefährdeten Gebieten in Bukarest aufnimmt, entstand aus einem Projekt, das von der Velux Stiftung in Dänemark und dem Allgemeinen Direktorat für Sozialarbeit und Kinder-schutz (DGASPC) im Distrikt 1 von Bukarest finanziert wurde. Dass Projekt wurde vom DGASPC implementiert, in Zusammenarbeit mit der VIA Fachhochschule in Dänemark, der Universität Bukarest (Fakultät für Psychologie und Erziehungswissenschaft) und dem „Pro Vocatie” Zentrum für Ressourcen und Training in sozialen Berufen. Vorteilhaft für die Implementierung dieser Ini-tiative waren die früher etablierten und stabilen Partnerschaften zwischen Kommunen, Vertre-tungen von Universitäten und gemeinnützigen Organisationen, die sich mit frühkindlicher Bil-dung und Betreuung beschäftigen. Das Know-How aus diesem „gute-Praxis“-Projekt floss in ein neues Programm ein, das dieses Programm mit den gesammelten Erfahrungen auf alle Kinderkrippen im Sektor 1 ausdehnte und auch über Bukarest hinaus verbreitete. Derzeit hat der DGASPC Sektor 1 es geschafft, von Kom-munen (ohne weitere externe Finanzierung) eine sichere Finanzierung zur Unterstützung der Fortbildung zu erhalten (mehr als 250.000€). Im ersten Teil des Projektes wurden erfolgreiche Bildungsinterventionen konsolidiert.

7. Neuere Forschungsprojekte zu Professionalisierung und Personalangelegenheiten

In Rumänien gab es wenig groß angelegte, finanziell geförderte Forschungen im Bereich der Frühpädagogik. UNICEF Rumänien unterstützt weiterhin Berichte und Studien über diese Alters-gruppe, die sehr gebraucht und geschätzt werden, diese sind jedoch meist eher auf Politik als auf die Praxis ausgerichtet.

Auswirkungen einer fachkraftzentrierten Bildungsintervention über das Wohlbefinden der Kinder Quelle: Rodawell – Rumänisch-Dänisches Zentrum für das Wohlbefinden der Kinder (ein laufen-des Forschungs- und Entwicklungsprojekt, koordiniert von der Universität Bukarest, 2016–2019). Ziele und Hintergrund: Das Ziel dieser noch laufenden Untersuchung ist es, die Auswirkungen einer Bildungsintervention mit vielen Komponenten zu konzipieren, zu implementieren und zu messen. Sie bezog sich auf 4- bis 10jährige Kinder aus zwei Kindergärten und zwei Grundschulen in Gegenden von Bukarest mit unterdurchschnittlichen sozioökonomischen Lebensbedingungen. Diese Längsschnittstudie vergleicht das Wohlbefinden und die schulischen Leistungen der Kinder in zwei staatlichen Bildungseinrichtungen. In der ersten Gruppe wurden die Kinder einer spezifi-schen Bildungsintervention ausgesetzt; in der zweiten Gruppe (Kontrollgruppe) erhielten die hinsichtlich des Alters gleich verteilten Kinder keine derartige Intervention. Die Intervention baut auf den Erfolg des RODACIE Programms auf, das von rumänischen und dänischen Experten

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entwickelt wurde und zwischen 2011 und 2015 als Pilotstudie mit ökonomisch benachteiligten Vorschulkindern stattfand. Das Programm wird von Mitgliedern der Fakultät für Psychologie und Erziehungswissenschaft an der Universität Bukarest in Zusammenarbeit mit einem Team päda-gogischer Forscher und Ausbildungsfachkräften der VIA Fachhochschule in Dänemark durchge-führt. Vorgehen: Eines der Hauptziele ist es, Lehrkräften intensive Trainingsveranstaltungen in Schlüs-selbereichen zu bieten, die sowohl den Inhalt, der in den Klassen gelehrt wird als auch das Lern- und Beziehungsumfeld ansprechen. Während der 12 Monate der Intervention wurden den Lehr-kräften Gelegenheiten zur „formativen Evaluation“ gegeben, während das Interventionsteam auch dauernde und direkte Unterstützung bietet, um die neuen Fähigkeiten an die Studierenden in der Klasse weiterzugeben. Design: Zwei Gruppen: Kontroll- und Interventionsgruppe; prä- (Ausgangslage), mittel- (nach sechs Monaten Intervention) und post-Interventions-Messungen (zum Ende des Programms). Stichprobe: 247 Kinder in der Interventionsgruppe (89 in Kindergärten, 158 in Grundschulen); 191 Kinder in der Kontrollgruppe (93 in Kindergärten und 98 in Grundschulen). Instrumente: Gut validierte und weit verbreitete Instrumente werden genutzt, um emotionale, verhaltensmäßige und soziale Indikatoren einzuschätzen. Ergebnisse und Implikationen: Es kann davon ausgegangen werden, dass diese Forschungsstu-die in einem umfassenden Abschlussbericht über das Wohlbefinden der gefährdeten Kinder in Kindergärten und Grundschulen mündet. Vorläufige Ergebnisse (Mai 2017) betonen besonders ein hohes Niveau an Gefährdung im Rahmen der emotionalen und sozialen Indikatoren. Es ist auch geplant, die Studienergebnisse in ein „Wohlbefinden-Barometer“ überzuführen, das als Selbsteinschätzungs- und Diagnostikinstrument in Kindergärten und Grundschulen in Rumänien genutzt werden kann.

Evaluation frühpädagogischer Umfelder Quelle: Early Change Projekt: 517999-LLP-1-2011-1-GR-COMENIUS-CMP; Gregoriadis et al. 2014 (für vollständige Angaben siehe Literatur). Ziele und Hintergrund: Dieses Projekt, in dem Rumänien Partner war, wurde von der Europäi-schen Kommission finanziert. Neben einer Fortbildungs- und Forschungskomponente hatte das Projekt folgende Ziele: (a) empirische Daten zu sammeln für die Einschätzung der Struktur- und Prozessqualität von

frühpädagogischen Tageseinrichtungen für 0- bis 6-Jährige; (b) die Qualität der frühpädagogischen Umgebung von sechs nationalen Bildungssystemen zu

vergleichen, indem ausgewählte Daten statistisch analysiert wurden; (c) eine große Auswahl von „bester Praxis“, die in frühpädagogischen Gruppen in den teilneh-

menden Ländern implementiert wurde, zusammenzustellen. Diese Daten wurden während der zweiten Trainingsphase mit einem Beobachtungsinstrument von frühpädagogischen Fachkräften gesammelt.

Vorgehen: Die Forschung wurde in sechs Ländern implementiert: Griechenland, Finnland, Dä-nemark, Portugal, Rumänien und Zypern. Aus Rumänien nahmen insgesamt 16 Kindergärten, 128 Kindergruppen und 120 frühpädagogische Fachkräfte teil. Die Erzieherinnen wurden ausge-bildet, die Early Childhood Environmental Rating Scale-R (ECERS-R) anzuwenden, die die Qualität der frühpädagogischen Umgebung mit verschiedenen Subskalen evaluiert: Interaktion, Aktivitä-ten, Sprache und logisches Denken, Routinen der persönliche Pflege, Programmstruktur, Raum und Ausstattung. Die standardisierte ECERS-R, die übersetzt und auf rumänische Verhältnisse angepasst wurde, war das Hauptinstrument, das sowohl vom beteiligten akademischen Personal (das Kernteam umfasste auch die Autorinnen und Autoren des vorliegenden Berichts) als auch von den in der Anwendung trainierten frühpädagogischen Fachkräften in Kindergärten imple-mentiert wurde. ECERS-R (Harms, Clifford, and Cryer 2005) wurde gewählt, weil sie eine weithin

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akzeptierte und geprüfte Skala ist und schon in vielen Industrieländern implementiert wurde (z.B. in den USA, Deutschland, Schweden und Japan). Ergebnisse: In allen sechs teilnehmenden Ländern wurde die “Interaktions”-Subskala am höchs-ten bewertet. In Rumänien stand „Raum und Ausstattung“ an zweiter Stelle, gefolgt von „per-sönlicher Pflege“, „Aktivitäten“, „Sprache und logisches Denken“ sowie „Programmstruktur“ (für Details siehe Gregoriadis et.al. 2014, 18–19). Wichtige Ergebnisse hinsichtlich der Forschung und Beispiele guter Praxis wurden in einem E-Book zusammengestellt: http://earlychange.teithe.gr.

8. Allgemeine Rahmenbedingungen

8.1 Bezahlung und Arbeitszeiten Die Gehälter in Kinderkrippen liegen in der Verantwortung der Kommunen und es gibt darüber keine öffentlichen Daten. Die Gehälter der Fachkräfte in Kindergärten sind auf nationaler Ebene gesetzlich geregelt. Seit 2016 sind hinsichtlich der Gesetzgebung, die die Gehälter im öffentlichen Sektor regelt, viele Änderungen im Gange. Eines der diskutierten Themen ist eine Gehaltserhöhung der Fachkräfte in Kindergärten. Die Errechnung der Gehälter wird viele Faktoren berücksichtigen wie z.B. das Niveau der Ausbildung, die Berufserfahrung, das Niveau der beruflichen Qualifikation durch Fortbildungskurse, etc. Derzeit ist das Ergebnis jedoch noch unklar. Fachkräfte, die einen Hoch-schulabschluss besitzen, haben höhere Gehälter und meist sind diese in Kindergärten höher als in Kinderkrippen.

8.2 Personal in Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigung Der Großteil der frühpädagogischen Fachkräfte arbeitet Vollzeit, da es wenig Flexibilität hinsicht-lich der Arbeitsregelungen gibt. Die reguläre Wochenarbeitszeit beträgt 40 Stunden, während die Zeit für die direkte Interaktion mit Kindern je nach dem Typ der Einrichtung und der Art, wie diese geregelt ist, variiert. Es gibt zum Beispiel in Kindergärten sowohl Kurzprogramme (ca. vier Stunden pro Tag) und erweiterte Programme (ca. acht Stunden pro Tag). In letzterem Fall kön-nen die Fachkräfte in Schichten arbeiten, wenn die Öffnungszeiten die regulären Arbeitsstunden übersteigen.

8.3 Unterstützungsmaßnahmen am Arbeitsplatz Im Rahmen neuer politischer Initiativen für den Lehrberuf wird die Einführung von neu qualifi-zierten Lehrkräften/Erzieherinnen wieder diskutiert. Nachdem sie ihre erste Arbeitsstelle ange-treten haben, haben die Lehrkräfte in der Regel eine Probezeit von zwei Jahren (siehe Ende des Abschnitts 4), nach der sie die sog. definitivat-Prüfung ablegen, die nicht nur das Abschlusszerti-fikat als Fachkraft ist, sondern auch der erste Schritt im beruflichen Aufstieg. Wegen der fehlen-den Investitionen in diesem Bereich variiert jedoch der Umfang an Unterstützung, die die Fach-kräfte am Arbeitsplatz erhalten, beträchtlich. 8.4 Kinderfreie Arbeitszeiten Die vertraglichen Verpflichtungen sowohl der Fachkräfte in Kinderkrippen als auch in Kindergär-ten umfassen Verantwortlichkeiten, die nicht notwendigerweise mit dem direkten Kontakt zu Kindern zu tun haben, wie z.B. die Teilnahme an Trainings und Fortbildungen, Mentoring für andere neu qualifizierte Fachkräfte etc. In den letzten Jahren wurden die Verantwortungen der Fachkräfte vor allem in Kindergärten deutlich vielfältiger und erzeugten eine höhere Arbeitsbe-

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lastung und mehr Druck. Es gibt keine nationalen Daten darüber, aber es kann angenommen werden, dass eine Kindergartenfachkraft durchschnittlich zwei Stunden pro Tag mit derartigen Tätigkeiten verbringt.

8.5 Personalmangel und Personalgewinnung In Einrichtungen für Kinder unter 3 Jahren gibt es sowohl einen Mangel an Einrichtungen als auch einen Personalmangel. Die Hauptgründe für letzteres liegen in den niedrigen Gehältern und den herausfordernden Arbeitsbedingungen. Im Bereich der Kindergärten/vorschulischen Bildung ist der Anteil an qualifiziertem Personal relativ hoch, was dem System ein gewisses Maß an Stabilität verleiht. Grundsätzlich gibt es auf nationaler Ebene keinen Mangel an qualifiziertem Personal, vor allem wenn die große Anzahl der Studiengänge in Grund- und Vorschulpädagogik, die in den letzten Jahren akkreditiert wur-den, berücksichtigt wird. Die Personalsituation in kleinen Städten und in entlegeneren ländli-chen Gebieten ist jedoch eine andere Sache. Hier haben Träger Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu finden. Das Hauptproblem hat zwei Seiten: die eine bezieht sich auf das niedrige Niveau der Einkommen, die andere äußert sich in der ungleichen Verteilung von qualifiziertem Personal in verschiedenen Gebieten.

9. Künftige Personalherausforderungen – subjektive Experten- einschätzung

Die wichtigste Herausforderung für das frühpädagogische System im Allgemeinen und das früh-pädagogische Personal im Besonderen ist, dass es in Rumänien keine formalen Arbeitsregelun-gen und keine spezifischen Qualifikationsvoraussetzungen für Fachkräfte in Kinderkrippen gibt. Obwohl Universitäten begannen, durch Bachelor- und Master-Studien entsprechende Spe-zialistinnen auszubilden, sind Kinderkrippen weit davon entfernt, mit derartigen Fachkräften ausgestattet zu sein. Leider besteht in naher Zukunft keine Aussicht, diese Situation zu verbes-sern. Debatten darüber, welche Behörde verantwortlich sein sollte für die Regulierung und Fi-nanzierung solcher Einrichtungen bleiben auf der Verwaltungsebene haften und hatten bisher keine Auswirkung im Feld. Obwohl die offiziellen und formalen Besuchsquoten im Kindergarten hoch sind, besuchen viele Kinder nur unregelmäßig eine Einrichtung. Dies ist für das Personal hinsichtlich einer angemes-senen Unterstützung für den Übergang in die Schule eine große Herausforderung. Zudem ver-komplizieren diese unregelmäßigen Besuche einen kohärenten und integrierten Bildungsansatz mit der gesamten Gruppe. Eine dritte Herausforderung bezieht sich auf den beträchtlichen Druck, der auf dem frühpäda-gogischen Personal in Kindergärten liegt, so viele formale Zertifikate wie möglich durch die Teil-nahme an Trainings und Fortbildungen zu erlangen. Obwohl die Idee an sich nicht negativ ist, erzeugt sie einen Wettlauf um formale Zertifikate und tendiert dazu, das Interesse an Selbstref-lexion, kollegialem Lernen und kooperativen Aktionsforschungsprojekten zu minimieren. Die bürokratischen Bürden und der hohe Druck sowohl von Seiten der Behörden als auch der Fami-lien hinsichtlich der Sicherheit und des Wohlbefindens der Kinder schränkt die professionelle Freiheit des Personals und ihre Möglichkeiten, motivierende Lernaktivitäten zu gestalten, deut-lich ein.

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