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Sabine Mangold-WillBegrenzte Freundschaft

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Moderne Europäische Geschichte

Herausgegeben von Hannes Siegrist und Stefan Troebst Band 5

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WALLSTEIN VERL AG

Sabine Mangold-Will

BegrenzteFreundschaft

Deutschland und die Türkei1918–1933

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Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© Wallstein Verlag, Göttingen 2013www.wallstein-verlag.deVom Verlag gesetzt aus der Adobe Garamond und FrutigerUmschlaggestaltung: Susanne Gerhards, DüsseldorfUmschlagfotos: (links) aus: Der Asienkämpfer 8 (1926), S.66. Originalbildunterschrift: »Vom Münchner Bundestag: Die letzten der Teilnehmer beim Abschiedstrunk im Kreuzbräu«. (rechts) Kemal Eddin Sami Pascha in Uniform mit Gattin, 1926. Foto: Bundesarchiv. Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst. Sign. 183-2009-1207-502Druck und Verarbeitung: Hubert & Co, GöttingenISBN (Print) 978-3-8353-1351-4ISBN (E-Book, pdf ) 978-3-8353-2469-5

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Inhalt

Einleitung 9

Teil I: Im Schatten der verdrängten Niederlage. Zwischen Kriegsende und der Aufnahme diplomatischer Beziehungen, 1918 - 1923

1. Kriegsende im Orient und der Zusammenbruch der osmanisch-deutschen »Waffenbrüderschaft«, 1918 /1919 31

2. Türkischer Schauplatz Deutschland. Exil und Nationalbewegung 41

3. Deutschland, die türkischen Exilanten und die »Armenierfrage« 66

4. Vom »Galeriebesucher im Welttheater« zum stillen Teilnehmer an den Lausanner Konferenzen, 1921-1923 86

5. Die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen, 1923 /1924. Neubeginn zwischen Emotionalisierung und Mißtrauen 117

Teil II: Von den Funktionen einer »Freundschaft«. Außen- und innenpolitische Interessenlagen in Deutschland und derTürkei, 1924 - 1933

1. Historiographische Bestandsaufnahme und Grundzüge der außenpolitischen Interessenlagen . 133

2. Außenpolitik und politische Kommunikation in der Phase relativer Normalität, 1923-1929. Die Außenminister zwischen Innenpolitik und internationalem System 161

3. Die Außenministerien – Organisation, interkulturelle Experten und politische Pläne 179

4. Zwei Botschafter zwischen Monarchie und Republik. Nationale Propaganda und deutsch-türkische Freundschaftspflege 196

5. Deutschland und die Türkei zwischen internationaler Einbindung und Zerstörung des europäischen Status quo, 1929-1933 217

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Teil III: Verflochtene Leben? Die soziale Dimension der Beziehung: Organisierte Türken- und Deutschlandfreunde, die Auslandskolonien und Mittlerfiguren

1. Institutionalisierte Freundschaft. Die Deutsch-Türkische Vereinigung zwischen Außenkulturpolitik und gesellschaftlicher Vermittlung 247

2. Der Bund der Asienkämpfer. Kriegserinnerung, Kampf gegen Versailles und transnationale Kommunikation 269

3. Türken in Deutschland und ihre Institutionen. Nationalisierung und Werbung für die neue Türkei 288

4. Deutsche und Auslandsdeutschtum in der Türkei 307

5. Mittler, Beziehungshändler und Geschäftsfreunde. Interkulturelle und transnationale Existenzen? 320

Teil IV: Räume der Begegnung. Inszenierte gesellschaftliche Kontaktzonen und Transferleistungen

1. Die Botschaftsgebäude – Räume und Symbole der deutsch-türkischen Begegnung? 349

2. Die Bälle der türkischen Botschaft. Kulturelle Selbstdarstellung und politische Kommunikation 360

3. Fortgesetzte Waffenbrüderschaft? Die türkische Militär- und Rüstungspolitik und (k)eine deutsche Militärmission 365

Exkurs: Oberst Walter Nicolai und der Aufbau des türkischen Geheimdienstes 387

4. Vorbereitungen für den Wissenschaftstransfer. Die Gründung der Landwirtschaftshochschule in Ankara 391

5. Deutsch-türkische Sportbegegnungen. Organisationstransfer und nationale Propaganda 414

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Teil V: Freund-Bilder. Politische Wahrnehmung und nationale Stereotypen

1. Die Türkei als politisches Argument 437

2. Mustafa Kemal-Bilder in Deutschland 463

3. Türkische Bilder von Deutschland in den Jahren der Weimarer Republik – ein Versuch 482

Schlußbetrachtung Begrenzte Freundschaft und begrenzte Moderne. Von den Funktionen einer Beziehung zwischen »Europa« und

»Orient« in der Zwischenkriegszeit 499

Abkürzungen 507

Quellen und Literatur 509

Dank 534

Personenregister 535

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Einleitung

a. Von Kontinuitäten und Brüchen, Sinngehalten und Funktionen einer politischen »Freundschaft« nach dem Ersten Weltkrieg

Am 19. März 1921 erlebte die deutsche Reichshauptstadt Berlin ein merkwürdi-ges Schauspiel: Von der Hardenbergstraße über die Tauentzien-, Kleist- und Yorkstraße bis zum Matthäi-Friedhof in der Großgörschenstraße schlängelte sich unter dem Schutz einer Polizeimannschaft ein unübersehbarer Trauerzug. Auf dem Sarg, der der Trauergemeinde voranfuhr, leuchtete rot die türkische Flagge mit Halbmond und Stern. In der »große[n] Menschenmenge«, die den Katafalk begleitete – der Berliner Presse zufolge sollen es rund zweihundert Trauergäste und Schaulustige gewesen sein1 – standen Deutsche und Türken, durch ihre Kopfbedeckungen deutlich voneinander zu unterscheiden, dicht gedrängt bei-einander. Am Grab des verstorbenen Türken, das der Berlintourist heute ver-geblich suchen würde, sprachen nacheinander zwölf deutsche und osmanische Politiker und Honoratioren.2 Ihre Namen lesen sich wie die Gästeliste einer kaiserzeitlichen Großveranstaltung der besseren Berliner Gesellschaft. Zugegen waren u. a. der Chef der Reichswehr General Hans von Seeckt, der Ministerial-direktor im Auswärtigen Amt Otto Göppert, der ehemalige Kommandant der osmanischen Kaukasusarmee General Friedrich Kress von Kressenstein, der Di-rektor der Deutschen Bank Arthur von Gwinner, der ehemalige Leiter der Nach-richtenstelle für den Orient Freiherr Max von Oppenheim und der Staatssekre-tär a. D. des Äußeren Richard von Kühlmann.3 Der schillerndste deutsche Redner auf dem Matthäi-Kirchhof aber war Dr. Ernst Jäckh, mehr verächtlich als liebevoll »Türken-Jäckh« genannt. Der Journalist und Publizist hatte sechs Jahre zuvor, kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, im Auftrag des Auswär-tigen Amtes die Deutsch-Türkische Vereinigung (DTV) ins Leben gerufen, die er noch immer leitete.4 Jäckh zur Seite trat der Direktor der Anatolischen Eisen-bahngesellschaft Franz Johannes Günther, der in einer emotionalen Rede dem

1 Vgl. Talaat Paschas Beisetzung, in: DAZ, Berlin, 19.3.1921 Abendausgabe. Dort findet sich auch das vorstehende Zitat.

2 Zum Begräbnis vgl. ebd. sowie Talaat Paschas Begräbnis, in: DAZ, 20.3.1921 Morgen-ausgabe. Vgl. auch G. Höpp: Tod und Geschichte oder Wie in Berlin prominente Muslime bestattet wurden, in: ders./G. Jonker (Hg.): In fremder Erde. Zur Geschichte und Gegenwart der islamischen Bestattung in Deutschland, Berlin 1996, 23 f. Vgl. ebd., 36: photographische Aufnahme des Trauerzuges.

3 Zu dieser Liste vgl. Talaat Paschas Beisetzung, in: DAZ, 19.3.1921 Abendausgabe.4 Zu Jäckh und der DTV im und nach dem Krieg s. Teil III.1.

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Einleitung

toten »Recken«5 vor ihnen im Sarg die letzte Ehre erwies. Unter den musli-mischen Trauergästen stach besonders der arabische Drusenscheich Şakib Arslan hervor, der zu diesem Zeitpunkt noch immer zu den entschiedenen Verteidigern des Osmanischen Reiches und seiner Zusammenarbeit mit Deutschland ge-hörte.6

Symbolträchtiger als mit dieser Trauerfeier hätte das Ende der im Ersten Weltkrieg zum Waffenbündnis intensivierten Verbindung zwischen Deutsch-land und der Türkei kaum inszeniert werden können. Denn mit Mehmed Talaat Pascha, dem der aufwendige Trauerzug und die großartige Beerdigung galt, wurde in Berlin nicht nur ein ehemaliger Großwesir des Osmanischen Reiches, sondern vor allem der zweitwichtigste Mann der jungtürkischen Regierung zu Grabe getragen, die im August 1914 mit Deutschland eben jenen formellen Bei-standspakt geschlossen hatte.7 Doch das Begräbnis wie der vorangegangene Mord an Talaat durch einen Armenier markieren nicht allein das Ende einer Geschichte von Waffenbündnis, Krieg und Völkermord. Sie verweisen ebenso auf die Kontinuitäten und die Neuanfänge in den deutsch-türkischen Beziehun-gen nach dem verlorenen Krieg. Dafür spricht nicht nur, daß viele der deutschen Trauergäste zu den Protagonisten des Kaiserreiches wie der Weimarer Republik zählten; auch der Auftritt der türkischen Botschafts- und Konsulatsangehörigen, weiterer osmanischer Würdenträger und »sogar ein[es] Vertreter[s] der neuen Republik Haidar Pascha«8 – eine Formulierung, mit der die Deutsche Allgemeine Zeitung (DAZ) etwas dunkel, aber erkennbar auf die revolutionäre Nebenregie-rung der »Großen Nationalversammlung« in Ankara anspielte – ist ein Indiz dafür.

Mit dieser hier nur angedeuteten Geschichte der staatlichen und gesellschaft-lichen Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei nach dem Ersten Weltkrieg bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten ist das Thema der vorliegenden Arbeit umrissen. Entstanden ist sie ursprünglich aus einem rein antiquarischen Interesse: der Frage nämlich, wie es nach dem Krieg im deutsch-türkischen Verhältnis eigentlich weiterging. Traditionelle internationale Politik-geschichte wie die neue Transnational-Geschichte haben die deutsch-osmani-

5 PAAA R 78551, Rede des Generaldirektors Günther am Grabe Talaats. 6 Vgl. W. L. Cleveland: Islam against the West. Shakib Arslan and the Campaign for Isla-

mic Nationalism, Austin 1985. F. Hoffmann: Die Syro-Palästinensische Delegation am Völkerbund und Şakib Arslan in Genf 1921-1936 /46, Münster 2007. Erst 1921 entschloß sich Arslan, mit bedingt durch den Tod Talaats, die Leitung der syro-arabischen Delega-tion beim Völkerbund zu übernehmen.

7 Eine deutsche Biographie Talaats fehlt, während die türkische Literatur mittlerweile unüberschaubar ist. Vgl. stellvertretend C. Kutay: Şehit Sadrıazâm Talat Paşa’nın Gur-bet Hatıraları, 2. Aufl. Istanbul 1983. Für weitere Literatur vgl. Mehmed Talat Pascha. Asyl und Tod in Berlin, in: I. Böer / R. Haerkötter / P. Kappert (Hg.): Türken in Berlin 1871-1945. Eine Metropole in den Erinnerungen osmanischer und türkischer Zeit-zeugen, Berlin / New York 2002, 195-201.

8 Talaat Paschas Beisetzung, in: DAZ, 19.3.1921 Abendausgabe.

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Von Kontinuitäten und Brüchen, Sinngehalten und Funktionen

schen Beziehungen im Kaiserreich und während des Weltkrieges als Gegenstand entdeckt. Recht genau wissen wir mittlerweile über die politischen, wirtschaft-lichen und militärischen Interessenlagen und Ambitionen, aber auch mentalen Konfliktlagen und kulturellen Transferleistungen zwischen Deutschland und dem Osmanischen Reich Bescheid.9 Immer noch unbefriedigend ist dagegen der Forschungsstand zu den Beziehungen während der Weimarer Republik, für die eine selbständige Studie bezeichnenderweise bisher fehlt.10

Die Leerstellen in den deutschen und türkischen Nationalgeschichten, aber auch in vielen deutsch-türkischen Beziehungsgeschichten legen nahe, der 1918 von den alliierten Siegern erzwungene Abbruch der diplomatischen Beziehun-gen habe auch alle anderen Verbindungen, Begegnungen und Auseinanderset-zungen zwischen Deutschen und Türken schlagartig beendet. Doch wie – so fragt man sich – wurde dann die Erinnerung an die deutsch-türkische »Waffen-bruderschaft« und der im Krieg entworfene Mythos von der deutsch-türkischen »Freundschaft« konserviert, die noch nach dem Zweiten Weltkrieg und zum Teil bis in die Gegenwart unverändert11 in Deutschland zur Beschreibung und Ge-staltung des deutsch-türkischen Verhältnisses dienten? Wer trug diese Beziehun-gen überhaupt weiter und welche Bedeutung konnte ihnen in den veränderten nationalen Kontexten nach der gemeinsamen Niederlage im Weltkrieg noch zukommen?

Obwohl damit bereits ein umfangreicher Komplex angesprochen ist: nämlich der der außen- wie innenpolitischen Funktionen einer als Freundschaft insze-nierten bilateralen Beziehung in der »Zwischen(kriegs)zeit« der Weimarer und der frühen türkischen Republik,12 kommt ein weiteres Interesse hinzu. Die Jahre nach 1918 werden von den neueren Globalhistorikern immer deutlicher als Ein-

9 Aus der Fülle der Titel können hier nur die wichtigsten aufgeführt werden. Zum Bis-marckreich vgl. F. Scherer: Adler und Halbmond. Bismarck und der Orient 1878-1890, Paderborn 2001. Zum Wilhelminischen Kaiserreich vgl. G. Schöllgen: Imperialismus und Gleichgewicht. Deutschland, England und die orientalische Frage 1871-1914, Mün-chen 1984. W. van Kampen: Studien zur deutschen Türkeipolitik in der Zeit Wilhelms II., Kiel 1968. I. Ortaylı: Osmanlı Imparatorluğu’nda Alman Nüfuzu, Istanbul 1998. M. Gencer: Bildungspolitik, Modernisierung und kulturelle Interaktion. Deutsch-türkische Beziehungen (1908-1918), Münster 2007. Zum Ersten Weltkrieg vgl. U. Trumpener: Germany and the Ottoman Empire 1914-1918, Princeton 1968. M. Aksakal: The Ottoman Road to War in 1914, Cambridge 2008. Zur Debatte um den Völkermord an den Armeniern während des Krieges vgl. R. Hosfeld: Operation Ne-mesis. Die Türkei, Deutschland und der Völkermord an den Armeniern, Köln 2005.

10 Zu den Gründen dieses Desiderats und den bisherigen Forschungsansätzen s. Teil I.2. 11 Vgl. z. B. R. Hermann: Waffenbruder und Weggefährte. Seit mehr als zweihundert

Jahren sieht die Türkei in Deutschland den wichtigsten Partner, in: FAZ, 14.2.2004, Nr. 38, 10.

12 Vgl. dazu bereits S. Mangold: Von der Funktion einer Freundschaft – die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkischen Republik 1924, in: Themenportal Europäische Geschichte (2011), www.europa.clio-online.de/2011/Article=499.

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Einleitung

schnitt im »Verhältnis nicht westlicher Eliten zu Europa und der westlichen Moderne«13 interpretiert. Dieser »Aufbruch Asiens« korrespondierte aber – das wird in der Diskussion um »multiple, alternative Formen der Moderne«14 meist unberücksichtigt gelassen – gerade in Weimar mit einer ausgeprägten Selbstkri-tik am Substanzverlust und der Uneinigkeit Europas sowie den Kosten der westlichen Moderne. An die Nachkriegsjahre knüpfte sich damit genauso eine lebhafte Auseinandersetzung der europäischen – auch der deutschen – Eliten mit Asien und dem Orient.15 Und hier wie dort diente diese Beschäftigung dazu, eine zunehmend als bedrohlich empfundene west-europäische Moderne einzu-hegen.

In diesen Kontext gilt es, die deutschen Blicke auf die Türkei wie die türki-schen Perspektiven auf Deutschland in den Jahren der Republik einzuordnen. Die Zuschreibung der Türkei zur außereuropäischen Welt ist dabei eine komple-xitätsreduzierende Annahme; tatsächlich zu fragen, inwiefern die Türkei in den zwanziger und frühen dreißiger Jahren zu Asien oder zu Europa gehörte, würde sich als historiographische Sackgasse erweisen. Statt dessen muß immer wieder untersucht werden, wer wann und in welchem Kontext von der Türkei als Teil Europas oder als Teil Asiens bzw. des Orients sprach.

Diese Studie will daher nicht nur ausloten, welche Sinngehalte und Funktio-nen die deutsch-türkischen Beziehungen in einer Nachkriegswelt einnahmen, die sich international zwar auf gegenseitige globale Verständigung geeinigt hatte, in der die Nationalstaaten und ihre Gesellschaften zugleich aber mit einem dezi-dierten Nationalismus auf die beunruhigenden Herausforderungen der west-lichen Moderne reagierten. Es geht ihr zugleich darum, die geteilte Geschichte

13 A. Eckert: Der Erste Weltkrieg – global. Mit Orientalen, in: FAZ, 14.3.2007, Nr. 62, N3. Vgl. auch S. Conrad: Vorwort: »Europa« aus der Sicht nichtwestlicher Eliten, 1900-1930, in: ders./A. Dirlik / A. Eckert (Hg.): Beyond Hegemony? Europe and the Politics of Non-Western Elites 1900-1930 (= Journal of Modern European Studies 4 [2006] 2), München 2006, 158-169, bes. 165. E. Manela: Die Morgenröte einer neuen Ära: Der »Wilsonsche Augenblick« und die Transformation der kolonialen Welt, 1917-1920, in: S. Conrad / A. Eckert / U. Freitag (Hg.): Globalgeschichte. Theorien, Ansätze, Themen, Frankfurt a. M./ New York 2007, 282-312.

14 Conrad, Vorwort, 158. 15 Für erste Ansätze zu dieser Interpretation einer kulturellen Erneuerung Europas durch

die Rezeption östlicher Weisheit, wie sie z. B. Graf Keyserling mit seiner Darmstädter »Schule der Weisheit« verfolgte, vgl. D. Sachsenmaier: Searching for Alternatives to Western Modernity – Cross-Cultural Approaches in the Aftermath of the Great War, in: Conrad / Dirlik / Eckert, Beyond Hegemony?, 241-260. M. Kämpchen: Rabin-dranath Tagore und Deutschland, Marbach 2011. Bezeichnenderweise wird bisher übersehen, daß die Auseinandersetzung mit Asien diskursiv vor allem innerhalb der Europadebatten der Zwischenkriegszeit erfolgte: Vgl. z. B. W. Kirfel: Tagores Urteil über das Abendland, in: Abendland. Deutsche Monatshefte für europäische Kultur, Politik und Wirtschaft 1 (1925), 229-234. J.-L. Chabot: Aux origines intellectuelles de l’Union européenne. L’idée d’Europe unie de 1919 à 1939, Grenoble 2005, 224-227 (»Les menaces d’invasion«).

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Von Kontinuitäten und Brüchen, Sinngehalten und Funktionen

der deutschen und türkischen Republik als Experimentierfeld der Begegnung zwischen »Europa« und dem »Orient« unter den Bedingungen einer durch den Weltkrieg in die Krise geratenen Moderne zu verstehen. Ob am Ende von einer gemeinsamen deutsch-türkischen Geschichte, gar von einer deutsch-türkischen »Freundschaft« gesprochen werden kann und welche »Moderne« sich in den deutsch-türkischen Beziehungen überhaupt erfassen läßt, wird sich erweisen müssen.

Entgegen aller Mahnungen, endlich die Geschichte jenseits der Nationalstaa-ten und Nationen zu schreiben, hält diese Studie zunächst daran fest, axioma-tisch von der Existenz nationalstaatlicher Einheiten, Institutionen und Gruppie-rungen auszugehen, die auch primär im nationalstaatlichen Rahmen handelten. Erst die Analyse wird dann deren transnationale und transkulturelle Anteile und Erweiterungen bestimmen helfen. Anders formuliert: Ausgangspunkt soll hier nicht von vornherein die Untersuchung transnational agierender Gruppen, Netzwerke oder Mittler sowie ihrer Handlungsräume sein; ob und wo Grenz-überschreitungen und Interkulturalität auszumachen sind, kann vielmehr nur als Ergebnis, nicht aber als vorweggenommene Annahme dastehen.

Mit diesem Ansatz deutet sich bereits das nicht ganz unproblematische Ver-hältnis dieser Studie zur neuen Transnationalitätsforschung an. Denn einerseits profitiert sie nicht unerheblich von den Vorstellungen einer Historiographie, die nach Trägern, Räumen und Ideen jenseits der nationalstaatlichen Begrenzung fragt und sich dazu des methodischen Instrumentariums der Transferforschung16 bedient. Andererseits teilt sie deren Totalerklärungsanspruch nicht, wonach die Geschichtswissenschaft nur noch der Dekonstruktion des Nationalen zu dienen habe und die Ausbildung der europäischen Moderne, ihrer Nationen und Natio-nalstaaten daher allein in der Konfrontation und Begegnung mit der außereuro-päischen Welt erklärt werden könne.17

Am ehesten fühlt sich diese Studie daher der Definition Klaus Patels ver-pflichtet, der transnationale Geschichte als »Forschungsperspektive« versteht, die »nach den unterschiedlichen Graden der Interaktion, Verbindung, Zirkula-tion, Überschneidung und Verflechtung« fragt, die »über den Nationalstaat hinausreichen«, während die Nation jedoch weiterhin eine »definierende Rolle« spielt.18 Das kann für den betrachteten Zeitraum zwischen 1918 und 1933 kaum

16 Vgl. J. Paulmann: Internationaler Vergleich und interkultureller Transfer. Zwei For-schungsansätze zur europäischen Geschichte des 18. bis 20. Jahrhunderts, in: HZ 267 (1998), 649-685. M. Middell: Kulturtransfer und Historische Komparatistik – Thesen zu ihrem Verhältnis, in: Comparativ 10 (2000), 7-41.

17 Vgl. z. B. S. Conrad: Doppelte Marginalisierung. Plädoyer für eine transnationale Per-spektive auf die deutsche Geschichte, in: GG 28 (2002), 145-169, bes. 147. Exemplarisch ders.: Globalisierung und Nation im Deutschen Kaiserreich, München 2006.

18 K. K. Patel: Nach der Nationalfixiertheit. Perspektiven einer transnationalen Ge-schichte. Antrittsvorlesung, 12. Januar 2004, Berlin 2004, 5. Vgl. auch J. Paulmann: Grenzüberschreitungen und Grenzräume. Überlegungen zur Geschichte transnationa-

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Einleitung

anders sein: Stellten diese Jahre doch für Deutschland wie die Türkei eine Phase der Nationswerdung dar, die allerdings für die hier vorgestellten Protagonisten der deutsch-türkischen Beziehungen nicht ohne Auseinandersetzung mit »Eu-ropa« auf der einen und dem »Orient« auf der anderen Seite zu verstehen ist. Die überraschenden Verbindungen von Nation und Welt zumal in der Weimarer Republik gilt es also zu suchen.

Insgesamt beansprucht die vorliegende Studie damit nur eine Erklärungs-kompetenz von mittlerer Reichweite: Sie will und kann weder die nationale Geschichte der Weimarer und der Türkischen Republik, noch das Wesen und die Krisenjahre der europäischen Moderne neu erklären. Aber sie kann vielleicht den Blick dafür schärfen, wie in Deutschland und der Türkei auch und gerade in der politisch, wirtschaftlich und kulturell krisenhaften und nationalistisch aufgeladenen Zwischenkriegszeit transnationale europäisch-außereuropäische Verflechtungen, Spannungen und Verständigungen wirkten und in einem zen-tralen bürgerlich-elitären Teil der beiden nationalen Gesellschaften zur Bewäl-tigung der doppelgesichtigen Moderne westeuropäischer Provenienz herange-zogen wurden.

b. Die deutsch-türkischen Beziehungen während der Weimarer Republik als Kampf gegen die Pariser Ordnung und westliche Moderne

Als sich Fikret Adanır Ende der 1980er Jahre mit dem Deutschlandbild einiger Neuerscheinungen zur osmanisch/türkischen Geschichte beschäftigte, kam er zu dem Schluß, nach ihrer Lektüre könne von »eine[r] Germanophilie irgendwel-cher Art in der türkischen Geschichte«19 nicht gesprochen werden. Statt dessen konstatierten die Untersuchungen angesichts der weltpolitischen Ambitionen Deutschlands in der Türkei Mißverständnisse, passive Ablehnung, Überforde-rung und allenfalls situative außenpolitisch motivierte Übereinstimmungen. Dem entgegen steht in jüngeren deutschen wie türkischen Darstellungen zu den deutsch-türkischen Beziehungen eine Erzählung, die von ungebrochener Konti-nuität einer lang zurückreichenden gegenseitigen Freundschaft, dostluk, und Partnerschaft spricht.20 Insbesondere einige türkische Autoren, die sich einer

ler Beziehungen von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Zeitgeschichte, in: E. Conze / U. Lappenküper / G. Müller (Hg.): Geschichte der internationalen Beziehun-gen. Erneuerung und Erweiterung einer historischen Disziplin, Köln 2004, 169-196.

19 F. Adanır: Deutschland im Spiegel türkischer Geschichtsschreibung, in: D. Kiesel / Ş. Sargut / R. Wolf-Almanasreh (Hg.): Fremdheit und Angst. Beiträge zum Verhältnis von Christentum und Islam, Frankfurt a. M. 1988, 159-173, das Zitat: 172.

20 Vgl. S. Adatepe: Einführung. Die deutsch-osmanischen Beziehungen, in: Böer / Haer-kötter / Kappert, Türken in Berlin, 1-20, bes. 14-18, ohne jede Fußnote und daher wis-senschaftlich nicht nachvollziehbar. Vgl. auch P. Kappert: Epilog, in: ebd., 327-334. U. Steinbach: Deutschland und die Türkei, in: ders., Die Türkei im 20. Jahrhundert,

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Die deutsch-türkischen Beziehungen während der Weimarer Republik

speziellen deutsch-türkischen Erinnungskultur verpflichtet fühlten, sprachen in den 1980ern noch vom »gemeinsamen Schicksal«21 oder einer »Seelen ver wandt-schaft«,22 die Deutsche und Türken miteinander verbänden. Und selbst Adanır räumte trotz seines negativen Befundes ein, »die Masse der türkischen Bevöl-kerung« habe sich »seit Abdulhamids Zeiten« daran gewöhnt, »in Deutschland einen uneigennützigen Freund der muslimischen Völker zu erblicken.«23 Eher einem politischen Bekenntnis als einer historischen Analyse glich auch die For-mulierung, die einer der besten Kenner der türkischen Geschichte in Deutsch-land, Udo Steinbach, 1996 wählte. Seinen Überblick über »Deutschland und die Türkei« begann er mit den Worten: »Deutschland und die Türkei verbindet eine über einhundertjährige Beziehung. Durchweg war das Verhältnis von Zusam-menarbeit und Freundschaftlichkeit geprägt. Hierin unterscheiden sich die deutsch-türkischen Beziehungen von denen anderer europäischer Mächte zu dem Land am Bosporos.«24 Bemerkenswert ist nun, daß selbst in jüngeren Stu-dien, die eher von einer »schwierigen Balance«25 zwischen Deutschland und der Türkei ausgehen, gerade das wechselseitige Verhältnis während der Weimarer Jahre anhaltend als unproblematisch gedacht wird. Exemplarisch dafür seht die Formulierung von Curd-Torsten Weick: »Zwischen der Regierung in Weimar und der türkischen Regierung unter Mustafa Kemal entwickelten sich daraufhin bilaterale Strukturen, die – mit deutlichen freund- bzw. partnerschaftlichen Akzenten durchsetzt – auch Ansätze einer Schicksalsgemeinschaft aufwiesen.«26

Dieses Bild vertrauensvoller, partnerschaftlicher politischer und gesellschaftli-cher Beziehungen, das letztlich nur die Sprache der Quellen ungefiltert wieder-gibt, prägte weitgehend auch die wenigen Untersuchungen, die sich detaillierter mit der Weimarer Republik und der Türkei beschäftigten. Die einschlägigste ältere Studie dazu stammt von Cemil Koçak, der in seiner Darstellung der »tür-

411-431, bes. 415 f. R. Turfan / M. Ş Yazman: Tarihte Türk-Alman Dostluk Ilişkileri, Istanbul 1969. Vgl. auch Y. Özgüldür: Türk-Alman Ilişkileri 1923-1945, Ankara 1993.

21 C. Kutay: Türk-Alman Tarihi. Kadar Baği. Deutsch-Türkische Geschichte. Das ge-meinsame Schicksal, Istanbul 1986. Das »gemeinsame Schicksal« von Deutschen und Türken offenbart sich nach Kutay vor allem in ihrer übereinstimmenden Frontstellung gegen Rußland. Diese Interpretation übersieht aber nicht nur das lange Zeit gute preu-ßisch/deutsch-russische Verhältnis im 19. Jahrhundert, sondern erklärt auch, warum Kutay die Zeit der Türkischen Republik bis zum Tod Atatürks ausklammert, denn in dieser Periode läßt sich von einem türkisch-russischen Gegensatz nur schwer sprechen.

22 M. Tuksavul: Eine bittere Freundschaft. Erinnerungen eines türkischen Jahrhundert-zeugen, Düsseldorf 1985, 422.

23 Adanır, Deutschland im Spiegel, 172. 24 Steinbach, Deutschland und die Türkei, 412. Lediglich für die Jahre des Kaiserreiches

und des Weltkrieges hält es für »historisch falsch, ein allzu glattes Bild« zu zeichnen. Vgl. ebd., 414.

25 C.-T. Weick: Die schwierige Balance. Kontinuitäten und Brüche deutscher Türkei-politik, Hamburg 2001.

26 Vgl. ebd., 24.

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16

Einleitung

kisch-deutschen« Beziehungen zwischen 1923 und 1939 knapp 90 Seiten den zehn Jahren der Weimarer Republik widmete.27 Koçak umriß darin erstmals die diplomatischen und politischen Beziehungen zwischen den beiden Staaten ebenso wie die militärische und rüstungstechnische Kooperation, außenwirt-schaftliche Großprojekte und die kulturelle Zusammenarbeit besonders im Bil-dungs- und Ausbildungswesen. Vor allem aber kennzeichnete er die wechsel-seitigen Beziehungen der Zwischenkriegszeit bereits als eine Erscheinung der Außenpolitik wie der Gesellschaft jenseits der staatlichen Handlungsträger. Daß viele seiner Kapitel, wie zum Beispiel »Deutschlands Blick auf die Europäisie-rung der Türkei«, blaß und wenig aussagekräftig blieben, hing vor allem damit zusammen, daß er seine Quellen – ausschließlich Akten des deutschen Auswär-tigen Amtes – lediglich übersetzte oder nacherzählte. Koçaks erkenntnisleitendes Interesse richtete sich, wie er im Vorwort angab, auf die »Beschaffenheit« oder »Qualität«, niteliğini, der türkisch-deutschen Beziehungen. Er wollte den wech-selnden »Übereinstimmungen und Problemen«, »yakınlığı ve sorunları«, nach-spüren, die sich auf politischem, kulturellem, militärischem und wirtschaftli-chem Gebiet zwischen den beiden Ländern auftaten.28 Am Ende aber kommt er nur zu dem Ergebnis, daß die ökonomischen Beziehungen das »wichtigste Feld« ausmachten, die kulturellen und militärischen Kontakte von »Nähe« geprägt waren und die politischen Beziehungen während der Weimarer Republik, be-sonders vor dem Hintergrund der nachfolgenden nationalsozialistischen Außen-politik, im allgemeinen »von Problemen entfernt« blieben29 und von »Ähnlich-keiten, Nähen und Parallelitäten«30 geprägt waren.

Während Koçak seine Geschichte der deutsch-türkischen Beziehungen noch weitgehend unberührt von Fragen nach der Begegnung der Türkei mit Europa bzw. Deutschlands mit der sich europäisierenden Türkei schrieb, erschienen bereits Ende der achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts zwei deutsche Ausstel-lungskataloge, die die deutsch-türkischen Beziehungen der Republik vor allem unter dem euphorischen Blick einer mehr oder weniger bewußten Hilfe Deutschlands zur Modernisierung der Türkei akzentuierten.31 Diese Fragestel-lung wurde in den letzten Jahren, unter zunehmender Auslassung der Außen-

27 Vgl. C. Koçak: Türk-Alman Ilişkileri 1923-1939. Iki Dünya Savaşı Arasındaki Dönemde siyasal, kültürel, askeri ve ekonomik ilişkiler, Ankara 1991, 4-96.

28 Vgl. ebd., IX. Auch die Gliederung innerhalb der beiden großen Hauptteile orientiert sich an den vier Feldern Politik, Kultur, Militär und Wirtschaft.

29 Ebd., 249.30 Ebd., 247. 31 Vgl. den in Deutsch und Türkisch verfaßten Katalog: Atatürk zamanında Türk-Alman

ilişkileri (1924-1938) – deutsch-türkische Beziehungen in der Zeit Atatürks, Bonn 1981, sowie Die deutsch-türkischen Beziehungen von 1924-1938. Eine Ausstellung, veranstal-tet vom Türkischen Generalkonsulat Frankfurt a. M. und der Deutschen Bibliothek, Frankfurt a. M. 1987, darin besonders: K.-D. Grothusen: Die Türkei in der Zeit Kemal Atatürks (1919 /23-1938) und die deutsch-türkischen Beziehungen, 9-30.

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Die deutsch-türkischen Beziehungen während der Weimarer Republik

politik, dafür aber unter der überfälligen Betonung der türkischen Interessen an den deutsch-türkischen Kontakten besonders für die Phase des späten Osmani-schen Reiches und die Türkische Republik nach 1933 fruchtbar gemacht.32

In wachsendem Maße setzte sich damit eine neue Interpretationslinie fest, die Deutschland als Vorbild und die deutsch-türkischen Beziehungen als Motor der türkischen Europäisierung und Modernisierung behauptete. In dieser Tradition steht schließlich auch die in Deutschland bisher leider kaum rezipierte Studie von Dorothée Guillemarre-Acet »Impérialisme et nationalisme« aus dem Jahr 2009.33 Darin räumt sie dem Verhältnis der Türkischen Republik zur Weimarer Republik erstmals ein Eigenrecht ein, indem sie sie als Sonderbeziehungen zweier Staaten beschreibt, die als Verlierermächte des Ersten Weltkriegs nach politischer und kultureller Legitimität gegenüber den westlichen Siegerstaaten suchten. Anders als alle bisherigen Arbeiten zu den deutsch-türkischen Bezie-hungen wendet sie sich zudem kritisch gegen die These vom deutschen »modèle« und verweist statt dessen endlich auf den ambivalenten und selektiven Charakter dieses Transfers, den sie als anverwandelnde Adaption, aber nicht als Nachah-mung beschreibt.34 Obwohl Guillemarre in ihrer Arbeit ausdrücklich die türki-sche Perspektive in den Vordergrund stellt, bleibt indes eine eigentümliche Leerstelle: Sie präsentiert die türkischen Akteure letztlich als monolithischen kemalistischen Block; die Frage, welche Gruppen oder Milieus in der Türki-schen Republik warum welche Bereiche auswählten, auf denen Deutschland als »au premier plan des innovations scientifiques et technologiques«35 galt, und welche innenpolitischen Interessen diese Akteure damit verbanden, wird nicht konsequent verfolgt. Das Bild einer sich einheitlich europäisierenden und mo-dernisierenden Türkei unter Mustafa Kemal wird damit nicht in Frage gestellt.

Auf ähnlichen Beobachtungen wie Guillemarre aufbauend und ihrer Kritik am angeblichen »Modernisierungsmodell« Deutschland verpflichtet, wird die vorliegende Studie mit ihrem speziellen Erkenntnisinteresse zwei neue Akzente setzen. Erstens: Statt weiterhin den Mythos von der deutsch-türkischen »Freund-schaft« zu widerlegen, soll erklärt werden, warum gerade nach dem Krieg diese Freundschaftsinszenierung erst eigentlich plausibel wurde. Es kommt darauf an, zu verstehen, warum und von wem auf beiden Seiten nach 1918 von der deutsch-

32 Für die Zeit des Kaiserreiches vgl. Gencer, Bildungspolitik; für die Phase ab 1933 vgl. C. Dalaman: Die Türkei in ihrer Modernisierungsphase als Fluchtland für deutsche Exilanten, Berlin 2001: www.diss.fu-berlin.de/2001 /57/ (13.8.2007), und A. Reisman: Turkeys Modernization. Refugees from Nazism and Atatürk’s Vision, Washington 2006.

33 D. Guillemarre-Acet: Impérialisme et nationalisme. L’Allemagne, l’Empire ottoman et la Turquie (1908-1933), Würzburg 2009. Es wurde darauf verzichtet, im einzelnen auf Guillemarre hinzuweisen; ihre Kapitel zu den deutsch-türkischen Beziehungen zwi-schen 1918 und 1933 sind dem Leser parallel zur Lektüre empfohlen.

34 Vgl. ebd., 328. 35 Ebd.

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Einleitung

türkischen »Freundschaft« gesprochen wurde, welche Funktionen mithin also diese »Freundschaftsbilder« in den beiden Nationen einnahmen. Daraus ergibt sich zweitens: Diese Arbeit ist nicht primär daran interessiert, Deutschlands Beitrag zur Modernisierung der Türkei zu bestimmen, auch wenn die angeführ-ten Beispiele auf den deutschen Anteil an der Europäisierung der Türkei hinwei-sen werden. Ihr geht es vielmehr darum aufzuzeigen, welche Rolle das deutsch-türkische Verhältnis bei der Bewältigung der als Herausforderung empfundenen Moderne in Deutschland wie der Türkei spielte und wie dieses Verhältnis dabei genutzt und interpretiert wurde.

Die These, die im folgenden vertreten werden soll, geht davon aus, daß es keine deutsch-türkische »Freundschaft« mit gemeinsamen Zielen gab, sondern das Verhältnis eine strategische Partnerschaft auf der Basis paralleler Werte dar-stellte, die in einem klar umrissenen Segment von Politik und Gesellschaft An-ziehungskraft und emotionales Verständigungspotential entfaltete, weil sie auf den Begriff der Freundschaft zurückgreifen konnte. Die deutsch-türkischen Beziehungen in den Jahren der Weimarer Republik waren keine staatliche Erfin-dung; sie wurden zwischen 1918 und 1933 von den staatlichen Handlungsträgern gegenüber der eigenen wie der fremden Gesellschaft nicht offensiv propagiert. Vielmehr behielt eine deutsch-türkische Sonderverbindung Fürsprecher in den Teilen von Diplomatie, Politik und Gesellschaft, die sich nicht bedingungslos mit der etablierten innen- wie außenpolitischen Situation in ihren Staaten iden-tifizierten und damit zugleich nach einer Alternative zur bedingungslosen west-lichen Moderne suchten. Es handelte sich dabei in der Regel um Menschen, die im Weltkrieg mit der irritierenden Erfahrung von Krieg und Fremde, nach dem Krieg aber mit der nicht weniger irrititierenden Erfahrung von westlicher Besat-zung, Umsturz und radikaler Modernisierung konfrontiert wurden. Während unter den Handlungsträgern in Regierungen und Diplomatie eher das politische Mißtrauen und der Wille zur wechselseitigen Instrumentalisierung im national-staatlichen, außenpolitischen Interesse dominierte, erwiesen sich die Beziehun-gen jenseits der Regierungsebene (und z. T. sogar dort) als fruchtbar, weil sie von den Beteiligten als eine eingehegte oder konservative Modernisierung gegen West-Europa gedacht, interpretiert und dargestellt werden konnte. Dennoch dürfen diese Kontakte nicht darüber hinwegtäuschen, daß die deutsch-türki-schen Beziehungen in der Regel einem Dialog unter Autisten glichen: Jeder re-dete für sich und seine nationale Umgebung. Die Propaganda für eine deutsch-türkische Gemeinsamkeit blieb mangels staatlicher Rückendeckung auf beiden Seiten auf einen kleinen, gesellschaftlich allerdings keineswegs marginalen, sich diskursiv selbst bestätigenden Kreis von Personen beschränkt.

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c. Die deutsch-türkischen Beziehungen in Forschung und Quellen

Für einen Blick auf transnationale Existenzen, Einflüsse, Transfers und Rückwir-kungen war in der Geschichtsschreibung zur Weimarer wie zur Türkischen Re-publik lange Zeit kaum Platz. Das hing vor allem damit zusammen, daß die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg primär als Phase der nationalen Neubesinnung und des gesteigerten Nationalismus wahrgenommen wurden. Zu mächtig war selbst in der Globalisierungsgeschichte der Gemeinplatz von einer »Phase der De-Globalisierung«36 in der Zwischenkriegszeit geworden. Im nationalistischen Klima der türkischen Gesellschaft verstand die Historiographie ihre Aufgabe zudem weniger in der kritischen Dekonstruktion als in der nationalen Selbstver-gewisserung.37 Folglich wurde lange ausgeklammert, was nicht in das Bild der nationalen Selbstrettung paßte. Erst in letzter Zeit wird die türkische National-bewegung der Jungtürken wie der Kemalisten auch als Ergebnis einer trans-national agierenden Elite und einer Mischung nationaler und auswärtiger Ele-mente verstanden.38

Ähnlich sieht es auch in der Weimar-Forschung aus. Nicht zuletzt die Suche nach den Ursprüngen der europäischen Einigung und die Migrationsforschung haben deutlich gemacht, daß das Land in der Mitte Europas auch und gerade nach dem Ersten Weltkrieg keine Insel war; vielmehr trifft auf Weimar genauso zu, was Osterhammel / Petersson insgesamt für die Zwischenkriegszeit formuliert haben: »Man konnte einander nicht mehr entrinnen; die Welt war bis ins All-tagsleben spürbar zu einer Schicksalsgemeinschaft geworden.«39 Dennoch wur-den und werden die außereuropäischen Beziehungen der Weimarer Republik bisher vergleichsweise wenig behandelt. Selbst in Studien zur deutschen Außen-politik tauchen die deutsch-türkischen Beziehungen daher kaum auf, so daß sie sich bisher weder in die Außenpolitik der Republik von Weimar einordnen las-sen, noch die Frage nach Kontinuität und Wandel in der deutschen Außenpoli-tik zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus im Hinblick auf die deutsch-türkischen Beziehungen befriedigend beantwortet werden kann. Dabei ist die deutsche Nahostpolitik während der Weimarer Republik mittlerweile recht gut aufgearbeitet, allerdings mit einer klaren Fokussierung auf den arabischsprachi-

36 J. Osterhammel / N. P. Petersson: Geschichte der Globalisierung. Dimensionen, Pro-zesse, Epochen, München 2003, 63.

37 Vgl. B. Lewis: History Writing and national Revival in Turkey, in: ders.: From Babel to Dragomans. Interpreting the Middle East, Oxford 2004, 421-429. H. Berktay: Der Aufstieg und die gegenwärtige Krise der nationalistischen Geschichtsschreibung in der Türkei, in: Periplus 1 (1991), 102-125.

38 Vgl. z. B. M. Ş. Hanioğlu: Preparation for a Revolution. The Young Turks 1902-1908, Oxford 2001. H.-L. Kieser: Vorkämpfer der »Neuen Türkei«. Revolutionäre Bildungs-eliten am Genfersee (1870-1939), Zürich 2005. A. G. Altinay: The Myth of the Military-Nation. Militarism, Gender, and Education in Turkey, New York 2004.

39 Osterhammel / Petersson, Geschichte der Globalisierung, 63.

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Einleitung

gen Orient.40 Die fast ausbleibende Rezeption dieser Forschungen in den Ge-samtdarstellungen zur deutschen Auswärtigen Politik korrespondiert dabei mit einem Defizit der politikgeschichtlichen Nahoststudien: In der Regel verzichten sie darauf, die einschlägigen Thesen und Ergebnisse zur deutschen Außenpolitik der Republik, wie etwa die von Peter Krüger oder Hermann Graml,41 wahrzu-nehmen. Die Historiker der türkischen Außenpolitik wiederum stellten die in-ternationalen Beziehungen zu Deutschland in der Zwischenkriegszeit gegenüber dem Verhältnis der Türkei zu Rußland, Großbritannien und Frankreich erst einmal zurück.42

Während die Zusammenarbeit und Auseinandersetzung zwischen dem Wil-helminischen Kaiserreich und dem Osmanischen Reich ebenso wie die Bezie-hungen zwischen Deutschland und der Türkei nach der nationalsozialistischen Machtergreifung die Aufmerksamkeit der Historiker in Deutschland wie der Türkei gefunden haben,43 blieb so die Zeit dazwischen weitgehend unberück-sichtigt. Lediglich als Vorgeschichte der deutsch-türkischen Beziehungen nach 1933 wurden sie bezeichnenderweise – mit Ausnahme der erwähnten Studie von Guillemarre – bisher thematisiert.44 Auch deswegen wird in den Handbüchern noch immer auf die bereits 1977 entstandene Darstellung der deutschen Türkei-

40 Vgl. J. L. Wallach (Ed.): Germany and the Middle East 1835-1939. International Sympo-sium April 1975, Tel Aviv 1975. U. Dann (Ed.): The Great Powers in the Middle East 1919-1939, Tel Aviv 1988, bes. 269-300 mit Beiträgen von Wallach, Hillgruber und Wolffsohn. H. Goren (Hg.): Germany and the Middle East. Past, Present, and Future, Jerusalem 2003. W. G. Schwanitz (Hg.): Germany and the Middle East 1871-1945, Princeton 2004. Ders: Deutschland und der Mittlere Osten, Leipzig 2004 (= Compa-rativ 14 [2004], H. 1). Zur genaueren Betrachtung der Interpretationslinien s. Teil II.1.

41 Vgl. P. Krüger: Die Außenpolitk der Republik von Weimar, Darmstadt 1985. Ders.: Das doppelte Dilemma: Die Außenpolitik der Republik von Weimar zwischen Staa-tensystem und Innenpolitik, in: German Studies Review 22 (1999), 247-267. H. Graml: Zwischen Stresemann und Hitler. Die Außenpolitik der Präsidialkabinette Brüning, Papen, Schleicher, München 2001.

42 Auf den Forschungsstand zur türkischen Außenpolitik und dem Anteil der Deutsch-landpolitik darin wird in Teil II genauer eingegangen. Insgesamt zur türkischen Ge-schichte vgl. E. J. Zürcher: Turkey. A modern History, London / New York 2005; S. J. Shaw / E. Kural Shaw: History of the Ottoman Empire and Modern Turkey, 2 Vols., Cambridge 1976 /77, ND Cambridge 2002.

43 Für die Zeit vor 1918 s. o. Anm. 9; für die Zeit nach 1933 vgl. L. Krecker: Deutschland und die Türkei im Zweiten Weltkrieg, Frankfurt a. M. 1964; Y. Güçlü: Turkish-Ger-man relations on the Eve of World War Two, in: Turkish Studies 1 (2000), 73-94. Umfangreich ist mittlerweile die Literatur zur Türkei als Exil für verfolgte deutsche Wissenschaftler und Künstler in den Jahren 1933-1945. Für weitere Literatur vgl. M. Ay-din / S. Tezel-Aydin (Ed.): Turkish foreign policy bibliography. Sources in English, French and German 1919-2001, Ankara 2002.

44 Das trifft auf Koçak, Türk-Alman Ilişkileri ebenso zu wie auf Özgüldür, Türk-Alman Ilişkileri. Letztere Studie kommt interpretatorisch nicht über den Befund hinaus, die türkisch-deutschen Beziehungen hätten »in der Weltgeschichte wichtige Spuren« hin-terlassen. Vgl. ebd., I.

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Die deutsch-türkischen Beziehungen in Forschung und Quellen

politik in Weimar von Antoine Fleury zurückgegriffen werden, der die deutsch-türkischen Politik- und Außenwirtschaftsbeziehungen in den Kontext der deut-schen Orientpolitik nach dem Ersten Weltkrieg einzuordnen suchte.45

Während Fleury, Özgüldür und Koçak noch fast vollständig auf die Aufarbei-tung der kulturellen Beziehungen verzichteten, liegen für diesen Bereich über das von Guillemarre Präsentierte hinaus mittlerweile eine Reihe z. T. sehr detail-lierter und quellengesättigter Studien vor. Dazu gehören beispielsweise die Be-ziehungen auf dem Gebiet der Architektur,46 Orientalistik und Archäologie47 sowie der Medizin.48 Gerade weil diese Bereiche aber wissenschaftlich bereits angegangen sind, sollen diese Teilbeziehungen in der vorliegenden Arbeit be-wußt ausgeschlossen bleiben.

Die Quellenlage für eine Geschichte der deutsch-türkischen Beziehungen während der Weimarer Republik erweist sich als höchst disparat: Einerseits sind dem Nichtosmanisten deutliche Grenzen gesetzt, denn bis zur Sprach- und Schriftreform in der Türkei 1928 liegen die türkischen Quellen noch in Osma-nisch vor. Andererseits macht die Fülle der zur Verfügung stehenden Nachlässe, Akten, Egodokumente – wie Briefe und Memoiren –, Zeitungsartikel und Par-lamentsprotokolle49 unbedingt eine Auswahl notwendig. Da in dieser Studie vor

45 A. Fleury: La pénétration allemande au Moyen-Orient 1919-1939: Le cas de la Turquie, de l’Iran et de l’Afghanistan, Leiden 1977. Zu Fleurys Fragestellung und Interpretation s. Teil II.1.

46 Vgl. B. Nicolai: Moderne und Exil. Deutschsprachige Architekten in der Türkei 1925-1955, Berlin 1998. B. Dogramaci: Architektur, Politik, Kulturtransfer. Deutschsprachige Architekten, Stadtplaner und Bildhauer als Gestalter der türkischen Hauptstadt An-kara, in: G. Clemens (Hg.): Die Türkei und Europa, Hamburg 2007, 95-125. Dies.: Kulturtransfer und nationale Identität. Deutschsprachige Architekten, Stadtplaner und Bildhauer in der Türkei nach 1927, Berlin 2008.

47 Vgl. K. Bittel: Abteilung Istanbul, in: Deutsches Archäologisches Institut: Das Deut-sche Archäologische Institut. Geschichte und Dokumente, Bd. 3: Beiträge zur Ge-schichte des Deutschen Archäologischen Instituts 1929 bis 1979, Teil 1, Mainz 1979, 65-91. Th. Lier: Hellmut Ritter in Istanbul 1926-1949, in: WI 38 (1998), 334-385. S. Marchand: Orientalism as Kulturpolitik. German Archeology and Cultural Imperia-lism in Asia Minor, in: George W. Stocking (Ed.): Volksgeist as method and ethic. Essays on Boasian Ethnography an the German Antropological Tradition, Madison 1996, 298-336.

48 Vgl. H. Goerke / A. Terzioğlu (Hg.): Die medizinischen Beziehungen zwischen Deutsch-land und der Türkei. Verhandlungen des am 18. und 19. Oktober 1976 in Istanbul ab-gehaltenen Symposiums, München 1978. E. Grunwald / J. C. Wilmanns (Hg.): Deutsch-türkische Beziehungen in der Medizin. Katalog der Ausstellung vom 3. Juni bis 3. Juli 1983 im Institut für Geschichte der Medizin der Ludwig-Maximilians-Universität München, München 1983. R. Erichsen: Medizinemigration in die Türkei, in: A. Scholz / C.-P. Heidel (Hg.): Emigrantenschicksale. Einfluß der jüdischen Emigran-ten auf Sozialpolitik und Wissenschaft in den Aufnahmeländern, Frankfurt a. M. 2004, 65-82.

49 Die stenographischen Protokolle des deutschen Reichstags liegen digital vor: www.reichstagsprotokolle.de.

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Einleitung

allem die Funktion der deutsch-türkischen Beziehungen für die Politik und Gesellschaft der Weimarer Republik im Mittelpunkt steht, wurden bevorzugt Quellen deutscher Provenienz herangezogen.

Nicht nur für die diplomatie- und politikgeschichtlichen Aspekte erwiesen sich die gedruckten und ungedruckten Akten des Auswärtigen Amtes in Berlin als zentrale und reiche Quellengrundlage. Parallel zu dieser nationalstaatlichen Überlieferung wurden zudem die Akten der Ministerien für Auswärtige Angele-genheiten der Länder Bayern und Sachsen konsultiert, wo sich während der Weimarer Republik – abgesehen von Berlin – die stärksten türkischen Gemein-den bildeten. Diesen außenpolitischen Akten ließen sich in Form amtlicher Übersetzungen zugleich deutschlandpolitisch relevante Quellen – insbesondere amtliche Schriftwechsel und Zeitungsartikel – osmanischer bzw. türkischer Her-kunft entnehmen, die in den türkischen Archiven wie bei der Durchsicht türki-scher Zeitschriften nur mit wesentlich größerem Aufwand zu entdecken gewesen wären. Da eine den »Akten der Deutschen Auswärtigen Politik« vergleichbare Edition der türkischen Außenamtsquellen bisher fehlt, erwiesen sich zudem die gedruckten Reden und Erinnerungen des langjährigen türkischen Außenmi-nisters Tevfik Rüştü (Aras) als besonders wertvoll,50 erlauben sie doch einen in-ternen Blick auf die türkische Außenpolitik jenseits der Stellungnahmen des Staatspräsidenten Mustafa Kemal. Dessen Reden und autobiographische Noti-zen durfte natürlich auch diese Untersuchung nicht ignorieren,51 denn Mustafa Kemal gab in der autoritären Türkischen Republik die politischen Rahmenbe-dingungen vor. Den deutsch-türkischen Beziehungen würde eine Fokussierung auf den Staatsgründer jedoch nicht gerecht werden. So kam es vielmehr gerade darauf an, die Männer um Mustafa Kemal, in den Ministerien, der Nationalver-sammlung und Öffentlichkeit, in den Blick zu nehmen; sofern von ihnen Me-moiren oder Erinnerungen vorliegen, wurden sie möglichst herangezogen; das gilt auch für die deutschen Akteure.

Fallweise wurden zudem die Akten des Foreign Office in den National Archi-ves zur Türkei konsultiert; für die ausgewählten Beispiele deutsch-türkischer Begegnungen hielten zusätzlich Hauptstaats-, Kriegs- und Universitätsarchive in

50 Vgl. 10 ans sur les traces de Lausanne, Istanbul 1935. Diese Sammlung enthält Tevfik Rüştüs wichtigste Reden vor der türkischen Nationalversammlung und dem Völker-bund in Genf. Vgl. auch seine Memoiren: T. R. Aras: Görüşlerim, Istanbul 1968; ders: Görüşlerim. Ikinci Kitap, Istanbul 1968.

51 Vgl. Mustafa Kemal: Die neue Türkei 1919-1927. Rede gehalten von Gasi Mustafa Kemal Pascha in Angora vom 15. bis 20. Oktober 1927 vor den Abgeordneten und Delegierten der Republikanischen Volkspartei, Bd. 1: Der Weg zur Freiheit 1919-1920, Bd. 2: Die nationale Revolution 1920-1927, nach der unter Aufsicht des Verfassers her-gestellten französischen Fassung des Originaltextes übersetzt von Dr. Paul Roth, Leip-zig 1928. J. Deny: Les Souvenirs du Gâzi Moustafa Kemâl Pacha. Version française re-maniée d’après l’origine turc, in: Revue des études islamiques 1 (1927), 117-139, 145-222. Zu Mustafa Kemal vgl. A. Mango: Atatürk. The Biography of the founder of Modern Turkey, Woodstock / New York 1999.

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Die deutsch-türkischen Beziehungen in Forschung und Quellen

Berlin, Leipzig, Dresden und München sowie das Militärarchiv in Freiburg, die Dependenzen des Bundesarchivs in Lichterfelde und Koblenz sowie das Stadt-archiv Wuppertal und das Archiv für Christlich-Demokratische Politik (ACDP) der Adenauer-Stiftung Personalakten, Vereinsdokumente, Nachlässe, Zeitungs-ausschnittssammlungen, Briefwechsel und ministerielle Akten bereit, die bisher noch nicht für die Geschichte der deutsch-türkischen Beziehungen herangezo-gen wurden.

Die wichtigste Quelle, insbesondere für die Wahrnehmung der Türkei aus deutscher Sicht, stellten schließlich die Mitteilungen des Bundes der Asien-kämpfer. Eine systematische Durchsicht und Auswertung des gesamten, zwi-schen Dezember 1919 und 1938 erschienenen Asienkämpfer52 erwies sich dabei nicht nur im Hinblick auf die Lebens- und Vorstellungswelt der ehemaligen Orientsoldaten und Türkeideutschen als aussagekräftig, sondern führte über die darin enthaltenen Buchrezensionen auch zu den Erinnerungen, Reisebeschrei-bungen53 und publizistischen Analysen54 der zwanziger und frühen dreißiger Jahre, die sich in Deutschland mit der Türkei beschäftigten. Diese Schriften bildeten die Quellengrundlage insbesondere für den letzten Teil dieser Studie, der im wesentlichen den deutschen Wahrnehmungen und Bildern der Türkei unter Mustafa Kemal gewidmet ist. Dem Asienkämpfer verdankt diese Studie zudem Hinweise auf die türkischen Deutschlandbilder, da zu seinen Autoren auch Türken gehörten und er Artikel aus türkischen Zeitungen in Übersetzung wiedergab.

Ein Wort ist abschließend noch zu den Autobiographien, Memoiren und Weltkriegserinnerungen deutscher und türkischer Provenienz nötig. Grundsätz-lich ließ sich feststellen, daß die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg unter deutsch-türkischen Gesichtspunkten nur in wenigen Erinnerungen eine besondere Rolle spielten. Die meisten Egodokumente, die den Blick in die Türkei bzw. nach Deutschland enthielten, reichen nur bis 1918 oder setzten erst wieder im Zweiten Weltkrieg ein. Eine bezeichnende Ausnahme stellten dabei die Erinnerungen des deutschen Botschafters in Istanbul und Ankara zwischen 1924 und 1932, Rudolf

52 Der Asienkämpfer. Mitteilungen des Bundes der Asienkämpfer 1 (1919)-13 (1931), Nr. 7. Im August 1931 wurde der Titel der Mitteilungen des Bundes in »Orientrundschau« umbenannt: Orientrundschau 13 (1931), Nr. 8-20 (1938). In den ersten Jahren fehlt die Paginierung. Die Seitenzahlen werden daher in Klammern gesetzt.

53 Vgl. R. Hartmann: Im neuen Anatolien, 2. Aufl. Berlin 1928. K. Klinghardt: Türkün Jordu. Der Türken Heimatland. Eine geographisch-politische Landesschilderung, Ham-burg 1925.

54 Als politische Kampfschrift der unmittelbaren Nachkriegszeit vgl. Mehmed Zeki: Raubmörder als Gäste der deutschen Republik. Sensationelle Enthüllungen über die türkische Verbrechergesellschaft, bekannt unter dem Namen »Komitee für Einheit und Fortschritt« (Comité Union et Progrès), Berlin / Leipzig 1920; eine deutlich weltan-schauliche Analyse aus dem Kreis der Asienkämpfer stellt dar: K. Klinghardt: Angora-Konstantinopel. Ringende Gewalten, Frankfurt a. M. 1924. Vgl. auch K. Ziemke: Die neue Türkei. Die politische Entwicklung 1914-1929, Stuttgart 1930.

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Einleitung

Nadolny, dar.55 Während sich in Deutschland während der Weimarer Republik und später vor allem ehemalige Offiziere an ihre Front- und Orienterfahrung erinnerten,56 suchten in der Türkei einige Politiker und Journalisten ausdrück-lich ihr Verhältnis zum politischen und militärischen Bündnispartner rück-blickend zu bestimmen. Nicht wenige türkische Erinnerungen an die Zeit des Welt- und des nachfolgenden Befreiungskrieges zeichneten sich indes aus deutsch-türkischer Perspektive durch ein merkwürdiges Schweigen aus.57 Dies läßt sich zum Teil wohl aus der Eigenart türkischer Egodokumente erklären, persönliche Lebensstationen und Erlebnisse zugunsten der Erinnerungen an die Taten anderer und die eigene amtliche Funktion zurückzustellen.58 Die ausge-prägte Tendenz türkischer Autobiographien und Memoiren zur Selbstnationa-lisierung spielte dabei jedoch die entscheidendere Rolle. Christoph Herzog hat im Zusammenhang mit der Autobiographie Muammers (Tuksavul), die in ihrer deutschen Fassung auch für die vorliegende Arbeit herangezogen wurde,59 aus-drücklich auf die adressatenbezogene Auswahl der Erinnerungen hingewiesen. Am Beispiel Muammers kann er nachweisen, daß für das deutsche Lesepubli-kum andere Ereignisse betont wurden als für das türkische.60 Türkische Auto-biographien der Befreiungskriegsgeneration zeichnen sich demnach durch das Bemühen ihrer Autoren aus, den eigenen Beitrag zur Rettung und Formierung der türkischen Nation herauszustreichen und damit ihre nationale Identität als Türke zu beweisen. Die damit verbundene Negierung transnationaler Anteile in der eigenen Biographie sagt daher nicht zwangsläufig etwas über die individuelle Bedeutung deutsch-türkischer Erfahrungen aus, sehr wohl aber etwas über ihr gesellschaftliches Ansehen: Es bot sich zu bestimmten Zeiten und in bestimm-ten Positionen offensichtlich eher an, sie zu verschweigen, als sie zu betonen. Eine teilweise frustrierende Erfahrung bei der Quellenlektüre verwandelt sich so

55 Vgl. R. Nadolny: Mein Beitrag, Wiesbaden 1955. Ders.: Mein Beitrag. Erinnerungen eines Botschafters des Deutschen Reiches, hg. und eingel. von G. Wollstein, Köln 1985. Beim Text von 1955 handelt es sich um die noch von Nadolny selbst vorgenommene Erstveröffentlichung; Wollstein hat hingegen die ursprüngliche, archivalische Fassung zum Druck gegeben.

56 Aus der Fülle dieser Veröffentlichungen sei an dieser Stelle stellvertretend nur auf zwei Texte hingewiesen: O. Liman von Sanders: Fünf Jahre Türkei, Berlin 1920; F. Kress von Kressenstein: Mit den Türken zum Suezkanal, Berlin 1938.

57 Besonders auffällig sind bestimmte Auslassungen z. B. bei einem engen Vertrauten Talaats: A.C. Denker: Ittihatçı Şeflerin Gurbet Maceralari, Istanbul 1992.

58 Zu türkischen Egodokumente vgl. E. Seidel: Die türkische Autobiographie. Versuch ei-ner Problematisierung, in: WI 31 (1991), 246-254. Eine Edition auszugsweise ins Deutsche übersetzter türkischer Egotexte bieten: Böer / Haerkötter / Kappert, Türken in Berlin.

59 Vgl. Tuksavul, Eine bittere Freundschaft. 60 Vgl. den Tagungsbericht »Konvention und Innovation in Ego-Dokumenten (15.-

20. Jahrhundert: Arabisch, Persisch, Türkisch) unter http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=1765 zum Beitrag von Ch. Herzog (Istanbul): Lessons of a long life: the self, history, and religion in the memoirs of Muammer Tuksavul.

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Der Gang der Untersuchung

bereits zu einem ersten Befund bei der Analyse der deutsch-türkischen Bezie-hungen der Zwischenkriegszeit.

d. Der Gang der Untersuchung: Politik und Lebenswelten eines Asienkämpfers

Wer wissen will, wie die deutsch-türkischen Beziehungen in ihren jeweils natio-nalen Kontexten und unter den Bedingungen von Nachkriegsära und westlicher Moderne funktionierten, muß die handelnden Menschen in ihren vielfältigen Vernetzungen und Vorstellungen in den Mittelpunkt rücken. Die folgende Dar-stellung gleicht daher dem Gang durch die Lebens- und Gedankenwelt eines deutschen Asienkämpfers oder »Türkenfreundes«, der nach dem Krieg von der Orientfront nach Deutschland zurückkehrt und dort mit seinen ganz eigenen Erlebnissen und Blickrichtungen Kriegsniederlage und Revolution, den Aufbau der Republik wie deren Selbstauflösung erlebt und mitgestaltet.

Im ersten Kapitel wird zunächst das Nachkriegsdeutschland zwischen 1918 und 1923 als Schauplatz für Deutsche und Türken vorgestellt, die über den Ab-bruch der diplomatischen Beziehungen im Oktober 1918 hinaus deutsch-türki-sche Kontakte pflegten. Dieser erste, als einziger chronologisch angelegte Teil ist nicht als Prolog der »eigentlichen« deutsch-türkischen Geschichte in den Krisen-jahren der Moderne gedacht. Ihm wurde vielmehr bewußt besondere Aufmerk-samkeit gewidmet, weil sich in dieser Formierungsphase – noch vor der Grün-dung der Türkischen Republik im Oktober 1923 – die mentalen Grundmuster wie die Grenzen einer künftigen wechselseitigen politischen Verständigung ab-zeichneten. Nachdem die methodische Entscheidung getroffen war, nicht nur das staatliche Handeln in den Mittelpunkt zu rücken, durfte zudem die erneute Aufnahme der diplomatischen Beziehungen durch den Austausch von Botschaf-tern im Laufe des Jahres 1924 nicht mehr länger am Beginn der deutsch-türki-schen Nachkriegsgeschichte stehen. Statt dessen mußte auch den gesellschaft-lich-politischen Kontinuitäten nachgespürt werden, die über die diplomatischen und staatlichen Zäsuren hinausführten. So wird das bisherige Bild eines radika-len politischen und personellen Neuanfangs in den deutsch-türkischen Bezie-hungen zwischen Kaiserreich und Republik, das so sehr im zeitgenössischen In-teresse der türkischen Politik lag, relativiert.

Mit dem Freundschaftsvertrag vom März 1923 und der Aufnahme der diplo-matischen Beziehungen 1924 zwischen der deutschen und der türkischen Repu-blik ergab sich für einen Asienkämpfer ebenso wie für einen türkischen »Deutschlandfreund« die Notwendigkeit, erstmals wieder ernsthaft nach den längerfristigen staatlichen und parteispezifischen außenpolitischen Positionen zu fragen. Auch mit den Personen, die diese Außenpolitik auf politischer und diplomatischer Ebene trugen, mußte er sich nunmehr auseinandersetzen. Im zweiten Kapitel sollen daher institutionengeschichtlich die Auswärtigen Ämter, Botschaften und Konsulate im Mittelpunkt stehen. Indem nach den Vorstellun-

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Einleitung

gen und Praktiken ihres Personals – vom Außenminister bis zum Botschafter vor Ort – gefragt wird, rücken zugleich die innenpolitischen Machtzentren, also Regierung, Parlament und Parteien, wie die internationalen Rahmenbedingun-gen in den Blick. Dem politisch interessierten Türkenfreund der Weimarer Re-publik mag manches Detail in den deutsch-türkischen Beziehungen auf politi-scher und diplomatischer Ebene entgangen sein, ganz sicher aber hat er den Besuch des türkischen Außenministers 1929 in Deutschland mitverfolgt und dessen symbolischen Wert sorgsam abgewogen. Diesem Ereignis und seiner Be-deutung in der politischen Kommunikation zwischen Deutschland und der Türkei folgt schließlich ein ausführliches Kapitel über die politische Annähe-rung und Kooperation in der Spätphase der Weimarer Republik zwischen 1930 und 1933. Um der Frage nach der Selbst- und Fremdverortung der Türkei als europäischer Macht näherzukommen, werden dabei im wesentlichen die Reak-tionen beider Staaten auf den Europaplan des französischen Außenministers Aristide Briand und das Zusammenwirken der Türkei mit Deutschland im Vor-feld ihres Völkerbundbeitritts 1932 im Mittelpunkt stehen.

Das dritte Kapitel stellt die Institutionen und informellen Netzwerke derer dar, die sich in Deutschland wie in der Türkei für die deutsch-türkischen Bezie-hungen einsetzten und zugleich ihre gesellschaftlichen Träger (oft mit politi-schem Mitbestimmungsanspruch) waren. In welche Vereine konnte ein Asien-kämpfer oder ein Türke in Deutschland oder der Türkei eintreten, wenn er sich für die deutsch-türkischen Beziehungen stark machen wollte? Welche Kontakt-personen konnte er ansprechen, wem würde er im deutsch-türkischen Gesell-schaftsraum immer wieder begegnen? Wer tat sich besonders als Mittler hervor? Und gab es überhaupt eine intellektuelle Mittlerelite wie z. B. in den deutsch-französischen Beziehungen?

Das vierte Kapitel ist den Orten und Formen der Begegnung und des Trans-fers zwischen Deutschen und Türken gewidmet. Aus der Fülle der Beispiele und Möglichkeiten wurden dabei fünf Felder ausgewählt, die jeweils auf den Schnitt-flächen zwischen Politik und Gesellschaft, Militär und Wirtschaft, Wissenschaft und Massenkultur lagen: Während der erste Abschnitt den Botschaften als Or-ten der Begegnung gewidmet ist, beschäftigt sich der letzte mit den deutsch-türkischen Sport- und vor allem Fußballbeziehungen. Dazwischen werden die alljährlich stattfindenden Berliner Bälle der türkischen Botschaft, Militär und Geheimdienst sowie die Landwirtschaftliche Hochschule in Ankara als Orte deutsch-türkischer Geschichte vorgestellt und ausgelotet. Solche Räume der Begegnung und des Transfers ließen sich noch viele andere finden, z. B. im über-haupt nicht erforschten deutsch-türkischen Musikleben; die getroffene Auswahl sucht insgesamt die gesellschaftliche und thematische Spannbreite deutsch-tür-kischer Beziehungen in der Nachkriegszeit zu vermitteln.

Das letzte Kapitel führt schließlich in die politische Bilder- und Sprachenwelt der deutschen Türkei- und der türkischen Deutschland-»Freunde« ein. In ihm sollen Interpretationen und Ideen offengelegt werden, die von den Trägern der

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Der Gang der Untersuchung

deutsch-türkischen Beziehungen mit dem Gegenüber verbunden wurden. Denn nur so lassen sich zentrale Wahrnehmungsmuster erkennen, die spezifisch für die Zeit der beiden neuen Republiken waren. Ihre Zeitbedingtheit klar zu be-nennen, ist gerade für den Kontext der deutsch-türkischen Beziehungen um so wichtiger, da Schriften aus den zwanziger und frühen dreißiger Jahren zum Teil bis heute als Literaturgrundlage für Studien oder öffentliche Meinungsäußerun-gen dienen. Außerdem finden sich in der Perzeption verdichtet noch einmal Hinweise auf die Funktionen, die das Interesse am jeweils anderen und an den deutsch-türkischen Beziehungen für die Autoren, und darüber vermittelt auch für die lesende Öffentlichkeit, haben konnte. Das letzte Kapitel gibt somit noch einmal die Gelegenheit zu hinterfragen, welche Bedeutung der Rückbezug auf den Weltkrieg und die Waffenbrüderschaft für die Weimarer Jahre hatte.

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Teil I

Im Schatten der verdrängten Niederlage

Zwischen Kriegsende und der Aufnahme diplomatischer Beziehungen, 1918–1923