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südtirol pan o rama Das Wirtschaftsmagazin Vers. in Post. - 45% - Art. 1 Abs. 1 - Ges. 353/2003 (abg. Ges. 27.02.2004 Nr. 46) - CNS Bozen - Poste Italiane SpA - Taxe percue / Tassa pagata - Abo im Inland: 11 Euro - Abo im Ausland: 20 Euro Februar 2011 www.panorama-online.com – Nr. 01/2011 – 1,80 Euro GEBT HER EURE DATEN! CLOUD COMPUTING: Welche Südtiroler Unternehmen ihre IT auslagern BLS & SMG Wofür die beiden Landesgesellschaften ihr Werbebudget ausgeben Die Notare Eine elitäre Kaste kämpft um ihr Image Othmar Eisath Der Chef von Doppelmayr Italia über millionenschwere Geschäfte mit Zukunft mit dem GROSSEN BANKENREPORT

Südtirol Panorama - Februar 2011

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südtirol panorama - Das Wirtschaftsmagazin

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Page 1: Südtirol Panorama - Februar 2011

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GEBT HER EURE DATEN! CLOUD COMPUTING:

Welche Südtiroler Unternehmen ihre IT auslagern

BLS & SMG Wofür die beiden Landesgesellschaften ihr Werbebudget ausgeben

Die Notare Eine elitäre Kaste kämpft um ihr Image

Othmar Eisath Der Chef von Doppelmayr Italia über millionenschwere Geschäfte mit Zukunft

mit dem GROSSENBANKENREPORT

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Page 3: Südtirol Panorama - Februar 2011

INHALT

EDITORIAL

Südtirol Panorama Februar | 2011 3

4 News & Trends

Titel52 Die Wolke der Zukunft

„Cloud Computing“: Wer die neue Art der Datenverwaltung anbietet und wel-che Unternehmen bereits Daten auslagern.

56 Zu Gast in der ServerfarmEin Gespräch mit Karl Manfredi, dem Geschäftsführer von Brennercom, über die Zukunft des Breitbands, hochsensible Firmendaten und Aktien, die sich nicht verkaufen lassen.

Unternehmer & Märkte08 Die Werbekampagnen auf dem Prüfstand

Südtirol Panorama wagt einen Blick in den Mediendschungel und zeigt auf, in welchem Umfang und wofür die SMG und BLS ihr Werbebudget ausgeben.

14 Zwei Frauen hinter der KameraAuf dem Weg zum Filmland, zwei Frauen ziehen die Strippen. Barbara Nie-derkofl er und Carmen Cian im Porträt.

20 Der elitäre Club der NotareWarum Notare um ihr Image kämpfen. Ist die Kaste zu Unrecht mit Vorurtei-len überschüttet? Südtirol Panorama nimmt das komplexe Notarwesen unter die Lupe.

27 Der KunstmäzenNotar Umberto Russo öffnet sein Haus für junge Nachwuchskünstler.

28 Ein Fisch im Haifi schbeckenDer Managementtrainer Helmuth Kraft gibt acht Tipps für einen feindvollen Umgang mit den Arbeitskollegen.

30 AutotestSüdtirol Panorama testet das Elektroauto Think und entdeckt die Verführung und die Tücken des lautlosen Dahinrollens.

34 Was darf es sein, Herr Eisath?Tischgespräch mit Othmar Eisath, Geschäftsführer von Doppelmayr Italia, über Aufstiegsanlagen, die Führung von Mitarbeitern und das schwierige Ge-schäft mit den Cable Linern.

Geld & Finanzen40 Small Caps, Mid Caps oder Large Caps?

Der Aktienmarkt boomt und die Gewinne steigen. Wo soll aber investiert wer-den? Der Universitätsprofessor Matthias Bank beleuchtet Chancen und Ri-siken der Large Caps.

Branchenreport Finanzindustrie44 Der Report über Südtirols Geldgeber

Südtirols Banken leiden immer noch unter den Nachwehen der Wirtschafts-krise. Wie hart es die einzelnen Institute getroffen hat und wie das Geschäfts-jahr 2010 verlaufen ist.

48 Im Dschungel der AbsicherungWann ist welche Versicherung für welchen Unternehmer sinnvoll? Eine Checkliste.

Service

39 Kolumne Max Otte: Nach der Krise – vor der Krise?42 Finanzkommentar: Achtung Zinsen64 Up to date: Smartphones – die Alleskönner für unterwegs66 Was macht eigentlich... Daniela Kofl er?

Erscheinungstermin: 11. Februar 2011 Leitung: Verena Pliger Verantwortlicher Direktor: Kurt W. Zimmermann Autoren: Ariane Löbert, Georg Peter Mair, Melanie Ockert, Anita Rossi Schlussredaktion: Alexandra Fössinger Rück-meldungen an die Redaktion: panorama@ff -bz.com Grafi k und Produktionsleitung: Ralf Kohler Fotograf: Alexander Alber Titelbild: Photocase/knallgrün Marketing und Ver-kaufsleitung: Edith Benischek, 0471 304548 Herausgeber: ff -Media GmbH Bozen – Eintrag. Lg. Bozen 20/98 R.P. vom 7.10.98 Südtirol Panorama: Brennerstraße 7a, 39100 Bozen, Tel. 0471 30 45 00, Fax 30 45 11, www.panorama-online.com, panorama@ff -bz.com Druck: Radin-Berger-Print GmbH, Innsbruck (A) Gesamtaufl age: 26.000 Stück

Farmen ohne Kühe Nach dem Web 2.0 verändert nun das Web 2020 die Welt. Wer jetzt nicht aufspringt, hat bereits verlo-ren – mit Sätzen wie diesen verdie-nen sich Zukunft s-forscher ihr täglich Brot. Aber was heißt hier 2020? Wir schreiben ge-

rade mal 2011 und sind bereits jetzt mittendrin. Mittendrin in der Veränderung. Oder besser ge-sagt, Länder wie Tunesien oder Ägypten sind es. Warum etwa sonst hat es die ägyptische Regie-rung zu Beginn der aktuellen Ausschreitungen für notwendig befunden, das Land radikal vom Netz abzutrennen, um den sozialen Netzwerken wie Facebook & Twitter als modernes Revolu-tionsmittel den Garaus zu machen? Was in den sozialen Netzwerken passiert, lässt sich längst nicht mehr steuern. Facebook hat mittlerweile die 500-Millionen-Marke an Nutzern geknackt, verbietet man seine Nutzung, fühlt sich die Ge-neration Facebook so, als würde sie von der Sau-erstoff zufuhr getrennt. Soziale Netzwerke sind kein Hype mehr, sondern Alltag.

Warum in Südtirol die Realität des Internets erst noch in die menschliche Wahrnehmung inte-griert werden muss, warum wir uns manchmal noch wie in einem Entwicklungsland fühlen und ob Südtirol überhaupt das technische Zeug für eine virtuelle Revolution hat – ab Seite 56 bli-cken wir in die Zukunft : mit einem Interview in einer futuristischen Farm, ganz ohne Kühe und Ochsen, dafür mit Hightechservern und hochsensiblen Daten heimischer Unternehmen. Brennercom-Chef Karl Manfredi hat dafür sein Firmenherzstück geöff net.

Bekannt ist er als Crashprophet, als einer der ersten hat er die Finanzkrise prognostiziert. Ge-meint ist Max Otte. Uns ist es gelungen, den Professor für Sie, liebe Leser, als Kolumnist ins Heft zu holen. Auf Seite 39 gibt er sein Debüt in Südtirol. VERENA PLIGER

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Impressum

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NEWS & TRENDS

4 Südtirol Panorama Februar | 2011

Piemont

Venetien

Umbrien

Friaul-J.V.

Trentino-Südtirol

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90

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9

0Angaben in Mio. Euro

Bei Derivaten handelt es sich im Wesentlichen um Verträge zwischen zwei Anlegern, die wet-ten, ob Aktien oder andere Wertpapiere in ih-rem Wert steigen oder fallen. Sollten in den drei Regionen Nordostitaliens – Veneto, Fri-uli Venezia Giulia und Trentino-Südtirol – die off enen Derivatverträge geschlossen werden, so würde das Kosten in der Höhe von 99 Mil-lionen Euro verursachen. Die Provinz Veneto trägt zu dieser Summe mit 90 Millionen Euro bei. Hinzu kommt zum Jah-resende 2009 die Verschuldung von 6,484 Mil-liarden Euro. Betrachtet man das Verhältnis dieser zwei Werte (90 Millionen und 6,484 Mil-

Derivatgeschäfte: Südtirol spielt keine Rolle

Die Krise am Arbeitsmarkt scheint ein Ende zu haben. Diesen Eindruck gewinnt man zu-mindest, wenn man sich den Umfang an Stel-lenanzeigen in den Zeitungen etwas genauer ansieht. Befand sich vor einigen Monaten das Angebot an Arbeitsplätzen noch im Keller, so ist jetzt eine deutlich größere Nachfrage an Fachkräft en zu verzeichnen.„Der Boom der Branchen wie Photovoltaik und Anlagenbau spiegelt sich jetzt auch in der

Suche nach Fachkräft en wider“, erklärt Hannes Mair von der Arbeitsagentur look4u. Gefragt sind Profi le im technischen Bereich, beson-ders Bauingenieure oder Ingenieure für die Sparten Maschinenbau und Elektrotechnik. Aber auch im Lebensmittelbereich wird die Nachfrage nach Fachkräft en immer größer. Besonders gesucht sind dort etwa Chemiker für Labor und Entwicklung. „Die weltweite Fi-nanz- und Wirtschaft skrise hat bewirkt, dass

viele Unternehmen mit Neuanstellungen vor-sichtig waren. Die Devise war: Auf die Bremse treten und abwarten, wie sich der Markt ent-wickelt. Da sich die Wirtschaft nun in einer Erholungsphase befi ndet, können und wol-len Firmen auch wieder Arbeitskräft e anstel-len. Allerdings kann der Südtiroler Markt den ganzen Bedarf gar nicht decken, sodass Fach-kräft e aus dem Ausland nach Südtirol geholt werden müssen”, so Hannes Mair. (GPM)

Arbeitsmarkt: Chemiker und Ingenieure gesuchtFo

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Im Lebensmittelsektor werden Chemiker in den

Bereichen Labor und Ent-wicklung gesucht

liarden) so ergibt sich ein Prozentsatz von 1,38. Dieser Wert liegt somit 0,28 Prozent über dem italienischen Durchschnitt von 1,1 Prozent.Besser sieht es im Friaul und in Trentino-Süd-tirol aus. Im Friaul betragen die öff entlichen Schulden 2,84 Milliarden Euro. Um die of-fenen Derivatverträge zu schließen, wären dort neun Millionen Euro fällig. Das Verhält-nis hier: 0,32 Prozent, also deutlich unter itali-enischem Durchschnitt. Trentino-Südtirol gibt hingegen den Musterschüler. Die öff entlichen Schulden betrugen zum Jahresende 2009 ins-gesamt 1,169 Milliarden Euro, off ene Derivat-verträge gibt es keine. (GPM)

Negativer Marktwert der derivativen Finanzgeschäfte in Italien

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KURZ NACHGEFRAGT

PR-INFO Appell an das Land

Gottlieb Taschler ist OK-Chef des Biathlon Antholz

SÜDTIROL PANORAMA: Der Biath-lon in Antholz zählt zu den wichtigs-ten Sportveranstaltungen in Südtirol. Wie viele Besucher konnte man heuer verzeichnen?

GOTTLIEB TASCHLER: Wir konnten beim diesjährigen Biathlon rund 64.000 Besucher an den vier Wettkampft agen zählen. In den letzten Jahren konnten wir eine stetige Steigerung der Besu-cherzahlen verzeichnen und sind des-halb sehr zufrieden mit dem heurigen Ergebnis.

Vielfach herrscht die Meinung, dass sportliche Veranstaltungen in Südti-rol hauptsächlich mit öffentlichen Gel-dern fi nanziert werden. Antholz wehrt sich gegen diesen Vorwurf – wie also fi nanzieren Sie sich?Wir arbeiten mit einem Budget von rund zwei Millionen Euro. Diese Sum-me setzt sich lediglich zu drei Prozent aus öff entlichen Geldern zusammen. Wenn man bedenkt, dass diese Ver-anstaltung jährlich mit acht Millionen Euro eine enorme lokale Wertschöp-fung erzielt – abgesehen von den cir-ca 150 Millionen Fernsehzuschauern – wäre es angemessen, wenn die öff ent-liche Hand mehr beisteuern würde.

Biathlon in Antholz ist mittlerweile eine Großveranstaltung. Wie stemmt man einen solchen Event?Die Herausforderungen diesbezüglich steigen ständig, deshalb musste auch das Personal verstärkt werden. Mittlerweile haben wir einige Fixangestellte, die ganz-jährig in der Verwaltung tätig sind. Dane-ben gibt es den Vorstand, der aus dreizehn Personen besteht. Fünf derselben bilden eine Arbeitsgruppe, die sich wesentlich mit der Organisation der Veranstaltung beschäft igt. Während der Rennwoche sor-gen dann bis zu 770 Personen dafür, dass der Biathlon Weltcup reibungslos über die Bühne geht. (GPM)

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PR-INFO

6 Südtirol Panorama Februar | 2011

Der Raiffeisen Energieverband (REV) und die Etschwerke Trading GmbH – eine 100-prozentige Tochter der Etschwerke AG – haben einen zu-

kunftsweisenden Vertrag für eine enge Zusam-menarbeit in den Bereichen Energieeinkauf und Energieverkauf unterzeichnet. Alle Südtiro-ler Energieunternehmen können diesen neuen Dienst demnach – zu überaus günstigen Bedin-gungen – zur Vermarktung von Überschuss-strom und zum Erwerb von Integrationsstrom in Anspruch nehmen. Ein vorteilhaftes Angebot von landesweitem Interesse also – darin sind sich der Geschäftsführer des Raiffeisen Ener-gieverbands, Rudi Rienzner, und der Präsident der Etschwerke Trading GmbH, Walter Stirner, einig. So sei der Raiffeisen Energieverband ein kompetenter und professioneller Partner, wenn es um die Vermarktung der in Südtirol produ-zierten Energie und der „Grünen Zertifi kate“

geht, mit denen die umweltfreundliche und nachhaltige Produktion von Energie gefördert wird.

Zahlreiche Südtiroler Energieunternehmen haben bereits angekündigt, dieses neue Dienst-leistungsangebot nutzen zu wollen: Der Vertrag umfasst deshalb schon heute ein Energievolu-men in der Höhe von zirka 140 Millionen kWh. Das entspricht einem Umsatz von etwa 10 Mil-lionen Euro – eine Zahl, zu der weitere vier Mil-lionen Euro addiert werden müssen, die in Süd-tirol mit dem Handel von „Grünen Zertifi katen“ erwirtschaftet werden. Der im Rahmen des Ab-kommens zwischen dem Raiffeisen Energie-verband und der Etschwerke Trading GmbH verwaltete Energieumsatz dürfte noch weiter steigen: So können alle Südtiroler Energieun-ternehmen bis Ende 2011 in diesen Vertrag ein-steigen.

infoboxRaiffeisen EnergieverbandRaiffeisenstraße 239100 BozenKarin LadurnerTel. 0471 06 44 [email protected]

Etschwerke Trading GmbHZwölfmalgreinerstraße 839100 BozenDiego GanzTel. 0471 22 58 [email protected]

ZUM BESTEN PREISDie Etschwerke und der Raiffeisen Energieverband arbeiten zukünftig eng zusammen: Interessante Vorteile für Südtiroler Energieunternehmen stehen hierbei im Vordergrund.

Bester Preis und hochqualitative Dienste. Der Raiffeisen Energieverband hatte den Dienst ausgeschrieben. Die Etschwerke Trading GmbH ist unter mehreren Anbietern als Sieger hervor-gegangen. Mit gutem Grund. So hat das Unter-nehmen nicht nur mit seiner Preisgestaltung, sondern auch mit der Qualität der Dienstleis-tungen, der Genauigkeit der Fakturierung, der Datenverwaltung und mit höchster Professio-nalität überzeugt, erklärt REV-Geschäftsführer Rudi Rienzner. Auch deshalb sind weitere Syn-ergien zwischen den beiden Unternehmen im Gespräch.

Größter Energielieferant Südtirols. Die Etsch werke-Gruppe ist mit einem Jahres-umsatz von 450 Millionen Euro sowie 150.000 Strom- und 46.000 Erdgaskunden der größ-te Energieversorger in Südtirol. Kerngeschäft der Etschwerke ist die Stromproduktion aus erneuerbaren Energieträgern wie Wasser, Wind, Biomasse und Fernwärme. „Dieser Ver-trag zeigt, dass wir für Südtirol arbeiten und einheimische Energieproduzenten und En-ergieverteiler aktiv dabei unterstützen, ihren Strom auf einem schwierigen Markt zu besten Bedingungen zu verkaufen. Wenn es um die Umsetzung dieses Ziels geht, ist der Raiffei-sen Energieverband der beste Partner“, sagt der Präsident der Etschwerke Trading GmbH, Walter Stirner. ❧

Rudi Rienzner, Geschäftsführer des REV (links im Bild) und Walter Stirner, Präsident der Etschwerke Trading GmbH bei der Vertragsunterzeichnung am Sitz der Etschwerke in Bozen

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UNTERNEHMER & MÄRKTE

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Die Frage kommt immer wieder: Warum brauchen wir zwei Ge-sellschaft en, die sich um die Ver-

marktung Südtirols kümmern? Könnte die-se Aufgabe nicht von einer gemeinsamen Agentur übernommen werden? Was macht die Südtirol Marketing Gesellschaft (SMG) anders als die neu gegründete Business Location Südtirol (BLS)? Solche Fragen möchten die verantwortlichen Direktoren erst gar nicht hören. Ihre Argumentation:

Die SMG vermarktet den Tourismusstand-ort Südtirol und die vor zwei Jahren neu gegründete BLS den Wirtschaft sstandort Südtirol. Zwei unterschiedliche Bereiche also, die einer unterschiedlichen Positio-nierung bedürfen. Wie aber und vor allem wo positionieren sich die beiden Gesell-schaft en? Besser gesagt: In welchen Medi-en streuen sie ihre Marketing- und Werbe-kampagnen? Südtirol Panorama hat einen Blick in den Mediendschungel geworfen

und einen Vergleich gewagt, welche der beiden Südtiroler Vermarktungsgesell-schaft en wo und in welchem Umfang zu fi nden ist.

AUS MARKETINGFEHLERN LERNEN. Für die BLS steht Südtirol für die „vier L: Lea-dership, Lage, Leistung und Lebensqua-lität“. Für die SMG steht Südtirol für die „kontrastreiche Symbiose aus alpin und mediterran, Spontaneität und Verläss-

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Allein 2011 plant die SMG mit diesen 12 Magazinen eine Printkooperation. Das Prinzip ist einfach. Ein Beispiel: Die SMG schlägt dem Männermagazin Beef einen re-daktionellen Beitrag zum Thema Speck vor und kauft sich dafür eine gewisse Seiten-anzahl ein. Die redaktionelle Arbeit über-nimmt Beef, die SMG liefert Inputs. Um die Kosten zu refi nanzieren, wendet sich die SMG an die Südtiroler Hoteliers und bietet ihnen die Möglichkeit, in diesem redaktio-nellen Umfeld eine Anzeige zu schalten.

Printkooperationen: Refi nanziert über Südtiroler Hotels

ser Erkenntnis hat BLS den Anzeigenauf-bau angepasst: „Wir befi nden uns immer noch in der Dachmarkenwelt, sind als Ab-sender und Kontaktstelle aber unmittel-bar erkennbar”, so der BLS-Direktor. Das heißt, dass die Dachmarke auf den Su-jets jetzt nur noch klein zu sehen ist, da-für prangert das Logo der BLS wesentlich größer.

DER ALTE HASE SMG. Solche Erkenntnis-wege sind bei der Südtirol Marketing Ge-sellschaft bereits Vergangenheit. Das Sys-tem funktioniert. „Grundsätzlich braucht man für gutes Marketing Kontinuität. Je-des Jahr etwas anderes machen zu wollen ist einer der großen Fehler, die im Mar-keting immer wieder gemacht werden“, meint Christoph Engl. Den Vergleich mit der BLS scheut der medienaffi ne Marke-ter, und über die Auft eilung des Budgets spricht er während des Interviews nur sehr ungern. Dabei bräuchte er keinen Vergleich zu scheuen. Die Kommunikation der SMG ist von vorn bis hinten durchgestylt, allein der jährliche Jahresbericht zeugt davon: Eine 46 Seiten dicke Broschüre, in der ne-ben einer Präsention der Mitarbeiter alle Marktaktionen detailliert aufgelistet sind – die Kampagnen in Fernsehen, Zeitungen & Zeitschrift en, im Web und natürlich in den Social Media. Dazu fi nden sich eine optisch ansprechende Aufl istung der Ak-tivitäten im Destinationsmanagement, der Unternehmenskommunikation und der Dachmarke Südtirol, mit der die SMG

Das neue Magazin M ist für SMG, BLS, TIS und EOS eine gemeinsame Plattform

lichkeit, Natur und Kultur“. Beiden geht es darum, Südtirol als begehrte Destina-tion im In- und Ausland zu vermarkten. Die Kanäle für die Kommunikation rei-chen vom Fernsehen über Zeitungen und Zeitschrift en über das Internet bis hin zu Messeauft ritten. Während die SMG zehn Jahre Marktauf-bau hinter sich hat, befi ndet sich die BLS noch in der Aufb auphase. Erste Werbe-kampagnen sind im vergangenen Jahr an-gelaufen, in diesem Jahr sollen sie weiter intensiviert werden. „Wir sind im Aufb au begriff en, wir mussten erst defi nieren, wel-che unsere Stärken sind, worauf wir in un-serer Kommunikation setzen, welche un-sere Alleinstellungsmerkmale sind. 2009 haben wir also Grundlagenarbeit geleis-tet und unsere strategische Ausrichtung defi niert. 2010 haben wir dann mit den Marketingaktivitäten begonnen“, erklärt BLS-Direktor Ulrich Stofner.

BLS VERFEHLT MARKETINGSTART. Es war ein Jahr der Konzeptfi ndung, ein Jahr, in dem auch Fehler passiert sind. Das ers-te Kampagnensujet ist im Frühjahr 2010 an den Start gegangen, mit einem Inserat, das der Tourismuswerbung sehr ähnlich sah. „Wir mussten dann aber erkennen, dass dieser Auft ritt für uns als Standortver-markter nicht funktioniert, weil ganz ein-fach der Absender nicht verständlich war. Der Leser oder Unternehmer hat die Kam-pagnen tendenziell als Tourismuswerbung wahrgenommen und nicht als Statement zum Standort “, gesteht Stofner ein. Ihren Fokus richtet die BLS auf die beiden Märkte Deutschland und Italien, aber auch auf spezielle Branchen: die Bereiche Erneu-erbare Energien/Energieeffi zienz und Al-pine Technologien. Die Marketingstrategie basiert auf der Hauptaussage, dass Südtirol innerhalb Italiens die unternehmerfreund-lichste Provinz ist. Angesprochen werden sollen etwa in Deutschland all jene Unter-nehmen, die ohnehin in den italienischen Markt wollen. „Und genau diese Unterneh-men wollen wir mit unserer Kommunika-tion erreichen“, erklärt Stofner. Der Erkenntnisweg innerhalb der BLS hat dazu geführt, dass sich die Vermark-tung eindeutig auf den B-to-B-Bereich beschränkt, also auf potentielle Investo-ren. „Wenn wir Unternehmer nur über die ,Dachmarke Südtirol‘ ansprechen, dann versteht der Investor nicht, dass BLS sein konkreter Ansprechpartner und Service-dienstleister ist”, erklärt Stofner. Dank die-

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10 Südtirol Panorama Februar | 2011

BLS: Vermarkter der Wirtschaft

Vor ziemlich genau zwei Jahren ist die Business Location Südtirol (BLS) gegründet worden. Der Auftrag der Betriebsansiedelungsgesellschaft ist es, Standortmarketing für Südtirol zu betrei-ben. Die BLS ist, genauso wie mittlerweile auch wieder die SMG, eine In-House-Gesellschaft des Landes, das heißt: öffentlich kontrolliert, privat-rechtlich organisiert. Finanziert wird die BLS zu 100 Prozent über die Autonome Provinz Bozen. 2011 hat die BLS ein Budget von insgesamt 11,6 Millionen Euro, damit ist es rund 600.000 Euro geringer als jenes der SMG. Die Budgetstruktur ist aber eine völlig ande-re: 42 Prozent fallen für Investitionsausgaben an, das heißt für Erschließungen, Ankäufe oder Enteignungen. 13 Prozent dagegen für Filmför-derungen, mit diesen 1,5 Millionen Euro sollen Filmproduzenten angeregt werden, in Südtirol Filme zu drehen. Die restlichen 45 Prozent ste-hen für die Serviceleistungen der BLS zur Ver-fügung, unter anderem für Beratungs- und Ver-waltungsleistungen und das Marketing.

Seit zwei Jahren zeigt sich Direktor

Ulrich Stofner für den Aufbau der

BLS verantwortlich

ein gutes Image für Südtirol in neun euro-päischen Märkten aufb auen möchte. Die SMG nimmt ihren Auft rag wahr, für den guten Namen Südtirols im In- und Aus-land zu sorgen. Allein in Deutschland arbeitet die SMG im Moment mit drei Agenturen zusammen: mit der Mediaagentur Crossmedia in Düs-seldorf, der Kreativagentur Kolle Rebbe in Hamburg und der PR-Agentur Häberlein & Mauerer in Berlin. Für erstere, also die Mediaagentur Crossmedia, hat sich übri-gens auch die BLS entschieden.

RABATTKÄMPFE. „Die Agenturen selek-tionieren die Medien nach unseren Ziel-gruppen und erforschen, welche Medi-en zu unserer Zielgruppe passen. Damit können wir gezielt und strategisch wer-ben. Die inhaltlichen Verhandlungen führen wir selbst. Wenn es um den Preis geht, dann vertrauen wir uns den Agen-turen an“, erklärt Christoph Engl im In-terview und fügt hinzu, warum das so wichtig ist, „Um etwa mit Gruner+Jahr eine Verhandlungsbasis aufzubauen, würden wir mit unserem niedrigeren Budget nur einen geringen Rabatt erhal-ten. Im Vergleich zu anderen Werbekun-den sind wir eben nur ein kleiner Fisch. Wenn aber eine Medienagentur die Ver-handlung führt, hat man natürlich eine ganz andere Ausgangsposition: Sie kann aufgrund der Tatsache, dass sie mehrere Kunden vertritt, das Vielfache an Budget auf den Tisch legen .“ Auf den ersten Blick erscheinen die Inserate der BLS denen der SMG sehr ähnlich

BLS: Anzeigekampagne im SMG-Stil

NUTZNIESSER GRUNER+JAHR. Wenn Christoph Engl von einem niedrigen Budget spricht, dann meint er konkret 630.000 Euro. So viel hat die SMG allein in verschiedene Medien des Hamburger Gruner+Jahr-Verlags investiert. Erschienen sind damit verschiedene Südtirol-Beilagen im Stern, Stern Ge-

sund leben, Eltern, Eltern Family so-wie Anzeigen in National Geographic. Damit tut es die SMG dem Automobil-riesen Toyota gleich, der seit März ver-gangenen Jahres nur noch in G+J-Titeln investiert – und das einen zweistelligen Millionenbetrag. Der Autohersteller ver-abschiedet sich damit von der bisherigen Praxis, Zeitschrift en über Verlagsgren-zen hinweg zu buchen, um jeweils die an-gestrebten Zielgruppen am effi zientesten zu erreichen.

HAUPTINVESTITIONEN WERDEN IN TV GESTECKT. Am meisten hat die SMG im Jahre 2010 aber nicht in Print- sondern in TV-Kampagnen investiert, und zwar in den beiden Hauptmärkten Deutschland und Italien. In Deutschland gehen vom Gesamtbudget von 2,4 Millionen Euro un-gefähr 1,3 Millionen Euro ins Fernsehen, 700.000 Euro in Printmedien, 100.000

„Unser Medienplan ist immer auch mit

unserem Messe- und Eventplan querzulesen …“

Ulrich Stofner

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SMG: Vermarkter des Tourismus

Was als Südtirol Tourimus Werbung STW im Jahre 2000 begann, wurde unter dem Namen SMG zu einer privatrechtlichen Konsortialge-sellschaft. Anfang des Jahres ist die Südtirol Marketing Gesellschaft nun wieder zum Land zu-rückgekommen, als In-House-Gesellschaft. Die SMG ist laut Statut eine nicht gewinnorientierte Gesellschaft, deren Ziel es ist, das gesamte zur Verfügung stehende Budget in Marketingaktivi-täten zu investieren. Damit wird bilanztechnisch jedes Jahr ein „Null-Ergebnis“ angepeilt, was bei einem Gesamtvolumen von 15 Millionen Euro jeweils ein leichtes Bilanzgewinn- oder Verlust-Ergebnis ist. 2009 hat die SMG einen Verlust von 19.144 Euro eingefahren. Das Gesamtbudget der SMG wird 2011 insgesamt 15,5 Millionen Euro betragen. Das Budget des Landes beträgt dabei 12,2 Millionen Euro, damit ist es gleich hoch wie im Jahre 2010. Die 3,3 Millionen Euro steuern die 21 Kooperationspartner der SMG bei, etwa die EOS, der HGV, der Sennereiverband oder die Handelskammer.

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SMG-Direktor Chris-toph Engl mit Rein-hold Messner, Südti-rols erfolgreichstem Werbeträger

Euro in das Web-TV, 100.000 Euro in Webkampagnen. Das restliche Budget wird auf Messeauft ritten, Co-Marketing-aktionen, Film-Projekten sowie weiteren Maßnahmen zur Bewerbung der Desti-nation Südtirol verteilt. In Italien dagegen wurden vom Gesamt-budget von 2,3 Millionen Euro rund 1,6 Millionen Euro in TV-Kampagnen inves-tiert. Allgemein kann man sagen, dass die SMG 55 Prozent des Marketingbudgets für TV-Werbespots ausgibt. Dabei läuft heutzu-tage eine TV-Kampagne nicht mehr nur in klassischen Fernsehsendern, sondern zunehmend auch im Web-TV und in ziel-gruppengenauen Spartensendern, also Pay-TV-Kanälen. Darauf setzt auch die SMG massiv. „Heute bedeutet Fernsehen auch Web-TV. Dort haben wir zwar nicht die große Reichweite, dafür eine genaue und affi ne Zielgruppe. Dort können wir am

besten rückverfolgen, welche Sendungen von wem genutzt werden. Bei den tradi-tionellen Fernsehkanälen können wir das nur über Umfragen messen. Das heißt, wir müssen unsere TV-Werbung so streuen, dass wir einerseits von möglichst vielen Menschen gesehen und andererseits von genau den richtigen Menschen gesehen werden“, so Christoph Engl. Welche Geld-

630.000 Euro, so viel hat die SMG allein in den Verlag Gruner+Jahr investiert

SMG: Teure Print-Kampagnen

mittel wo eingesetzt werden, hänge auch von den jeweiligen Märkten ab: „In Italien investieren wir stark in Print und TV, in Deutschland in Web, Print und TV und in der Schweiz vor allem in Print. Eben weil wir wissen, dass die Schweizer nach wie vor eine Lesenation sind“

BLS BLEIBT ZURÜCKHALTEND UND IN-VESTIERT INS WEB. Die BLS bewegt sich im Gegenzug zur SMG noch recht vorsich-tig: 200.000 Euro, so viel hat die BLS im vergangenen Jahr in Werbemaßnahmen investiert. Als Medien kommen im Moment nur Print- und Onlineprodukte in Frage. Fern-sehen spielt im Moment noch keine Rolle. Im Print war die BLS in der Süddeutschen Zeitung, im Handelsblatt und in der Wirt-schaft swoche präsent, vor allem aber auch in den spezifi schen Medien im Bereich Erneuerbare Energie wie Energy 20 oder Neue Energie. Und zwar immer nur dann, wenn auch ein redaktionelles Umfeld zum Th ema Erneuerbare Energien präsentiert wurde. Viele Werbeschaltungen wurden eingesetzt, um auf spezifi sche Veranstal-tungen und Messeauft ritte zu verweisen. So hat die BLS etwa das Investorenevent auf der GlobalConnect in Stuttgart gezielt beworben. „Deshalb soll unser Medien-plan, im Sinne eines integrierten und ver-netzten Kommunikationsansatzes, immer auch mit unserem Messe-und Eventplan quergelesen werden”, erklärt Direktor Ul-rich Stofner.

„In der Schweiz investieren wir vor allem in Print, da die Schweizer eine Lesenation sind…“

Christoph Engl

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„Unsere Mittel sind begrenzt“Was die Marketingaktivitäten betrifft , befi ndet sich die BLS noch in der Aufb auphase. Ganz nach dem Motto: „Error and try“. Im Interview erklärt Direktor Ulrich Stofner, warum die BLS jetzt vor allem auf das Web setzt.

SÜDTIROL PANORAMA: Kürzlich ist in der Zeit ein Inserat der BLS er-schienen, warum gerade dort?

ULRICH STOFNER: In einem breiten Medium sind wir nur dann präsent, wenn dort ein Th ema redaktionell be-handelt wird, das für uns von Interes-se ist. Entweder das Th ema Erneuer-bare Energie oder das Th ema Alpine Technologien. In der Zeit ist ein Spe-cial über Erneuerbare Energien er-schienen. Ansonsten werden Sie von uns kaum ein Inserat in einem breiten Medium, wie dem Spiegel, fi nden. Wir versuchen unsere Zielgruppe – also Unternehmer und Entscheider – im-mer themenfokussiert anzusprechen, dort, wo sie ihre täglichen Nachrich-ten und Fachinformationen beziehen.

Wie viel haben Sie 2010 für Werbung ausgegeben?2010 waren wir unter anderem auf den Onlineseiten von Die Zeit, Han-delsblatt oder der Süddeutschen Zei-tung. Insgesamt haben wir für Online und Print fast 200.000 Euro ausge-geben. Das ist vergleichsweise we-

nig, wenn man bedenkt, dass in man-chen Magazinen eine Werbeseite 25.000 Euro kostet. Unsere im Ver-hältnis moderaten Werbeausgaben er-klären sich damit, dass wir sehr stark auf Online-Kommunikation setzen, die weitaus günstiger ist als Printwer-bung, dafür aber kontinuierliche Prä-senz garantiert und Kontakte gene-riert. Wir müssen unsere fi nanziellen Mittel bestmöglich einsetzen.

Aber erreichen Sie mit Online-Wer-bung auch Ihre Zielgruppe, die Unter-nehmer?Uns ist wichtig, sehr gezielt und sehr spitz vorzugehen. Wir holen unse-re Zielgruppe dort ab, wo sie ihre täg-lichen News und Fachinformationen beziehen. Online-Kommunikation eignet sich hervorragend zur Kontakt-aufnahme und Aktivierung vor Mes-sen und Events.

Wo fi nden denn diese begleitenden Events statt?Wichtig ist, nahe an den Unterneh-mer heranzutreten und ihm möglichst viele Informationen über den Wirt-

schaft sstandort Südtirol mit auf den Weg zu geben. Deshalb gehen wir di-rekt auf Unternehmen zu und veran-stalten in diversen deutschen Städten, etwa in Zusammenarbeit mit der ita-lienischen oder deutschen Handels-kammer, Info-Events im Rahmen von Südtirol-Tagen. Durch spezifi sche Fachreferate zeigen wir, dass Südtirol das ideale Sprungbrett für den Eintritt in den italienischen Markt ist.

Und wie ist die Resonanz?Sehr gut, durchschnittlich kommen um die 80 Unternehmer. Wobei wir auch noch beim Experimentieren sind, wir müssen erst noch ein Modell etablieren, denn eine solche Veran-staltung funktioniert nur mit starken Organisationspartnern.

Die BLS hat mit der Crossmedia GmbH in Hamburg dieselbe Media-agentur wie die SMG, stimmen Sie sich mit Ihren Schaltplänen ab?Ja, wir stimmen unsere Kommunika-tion zum Standort eng mit der SMG ab. Insofern ist die gemeinsame deut-sche Mediaagentur ein großer Vorteil. Damit können wir auch Synergien ideal nutzen.

Die SMG setzt auf Printkooperati-onen, wo Hotels in einem redaktio-nellen Umfeld zu günstigen Konditi-onen ihre Inserate schalten konnten. Kommt diese Form der Kommunikati-on auch für die BLS in Frage?Im Moment laufen bereits Gespräche mit Südtiroler Unternehmen, die Tes-timonialkraft für den Wirtschaft s-standort Südtirol haben. Also mit Firmen, für die die Marke Südtirol Bedeutung hat. Eine Kooperation die-ser Art kann von wechselseitigem Vorteil sein. Aber insgesamt setzen wir im Jahr 2011 verstärkt auf die Di-rektansprache profi lkonformer Un-ternehmen, auf das Hervorheben der Standort Benefi ts und unseres um-fangreichen Serviceangebotes.

Eine Print-Kampagne in einem breiten Medium wie dem Spiegel hat laut Direktor Ulrich Stofner für die BLS nur selten Sinn

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„Kooperationen sind eine Win-win-Situation“630.000 Euro, so viel investiert die SMG in den Verlag Gruner+Jahr. Ein Interview mit SMG-Direktor Christoph Engl über die Investitionen am deutschen Markt und den Sinn und Zweck von Printkooperationen.

SÜDTIROL PANORAMA: In Deutsch-land hat es 2010 unter anderem eine Kooperation mit National Geographic gegeben. Warum arbeitet die SMG ausgerechnet mit einem Medium zu-sammen, das verglichen mit ande-ren Medien „nur“ eine Aufl age von 180.000 Exemplaren hat?

CHRISTOPH ENGL: Weil es bei die-ser Kooperation um das Th ema Do-lomiten ging und National Geogra-fi c nun mal die höchste Kompetenz im Bereich Naturwissenschaft en hat. Nach dem Prinzip: passendes Medi-um für das passende Th ema.

Der Erfolg hat sich sehen lassen...Ja, der Erfolg war riesig: Die Titelge-schichte über die Dolomiten war das best erkauft e National Geografi c im Jahr 2010. In der Zwischenzeit ist der-selbe Artikel bereits in sechs weiteren Länderausgaben von National Geogra-fi c erschienen.

Warum arbeitet die SMG in Deutsch-land vor allem mit Gruner+Jahr zu-sammen?Es ist der größte Verlag mit vielen Magazinen, von denen viele von un-seren potentiellen Gästen gelesen wer-den. Das hat mit dem Verlag weniger zu tun als vielmehr mit der Affi nität der Leser zum Th ema Südtirol. Wir ermitteln jährlich mit dem System der Semiometrie, welche Printprodukte unsere Zielgruppe liest, welche Fern-sehkanäle sie konsumiert und welche Filme sie sieht. Mit dieser Erkennt-nis erarbeiten wir dann die Mediapla-nung. Meistens ist es aber so, dass wir uns all jene Medien, die auf unsere Zielgruppe zugeschnitten sind, nicht leisten können.

Und diesen Mix fi nden Sie bei Gruner+Jahr?Gruner+Jahr bietet sich für eine Zu-sammenarbeit deshalb so gut an, weil der Verlag eine sehr breite Palette an

Produkten hat, unter anderem viele Magazine zum Th ema Genuss und Familie, zwei Th emen, die für Südtirol sehr wichtig sind. Für 2011 haben Sie eine Printkoo-peration mit dem neuen Männerma-gazin Beef abgeschlossen, warum setzt die SMG jetzt auf kochende Männer?Wir haben uns gefragt, welches Me-dium das Th ema Speck am besten transportierten kann. Schließlich konnten wir Beef von der Geschichte überzeugen. Auch wenn das Männermagazin von der Aufl age und von der Massenwir-kung nicht so stark ist, so generiert es eine sehr hohe Aufmerksamkeit. Für mich ist es im Moment der Trendset-ter im Bereich Genuss. Eines der bes-ten Magazine im deutschen Raum, mit der modernsten Grafi k für gut-situierte Männer, die es sich leisten können, ein solches Magazin zu kau-fen und die auch verstehen, was da drinnen steht. Was für uns entschei-dend ist: Die Redaktion produziert das Heft gemäß Interessen der Le-

ser und erstellt nicht eine Werbebro-schüre.

Bekanntlich orientiert sich der Um-fang einer Printkooperation daran, wie viele Hotels oder Restaurants eine Anzeige schalten.Wir defi nieren den Umfang vorab und bieten den Südtiroler Hoteliers die Möglichkeit, im Umfeld der Süd-tirol-Beiträge ein Inserat zu schalten. Dadurch können wir einen Teil der Kosten refi nanzieren. Ein Hotelier hat die Möglichkeit, zu einem günstigen Preis in ein Medi-um reinzukommen, in welchem er im Normalfall keine Anzeige schal-ten könnte.

Das ist für den Verlag natürlich sehr angenehm, weil er keine Anzeigen akquirieren muss.Die Akquise geschieht über unsere Partner. Es ist eine Win-win-Situati-on. Die SMG bekommt das Angebot, ein Th ema in einem guten redaktio-nellen Umfeld zu positionieren und der Hotelier eine ebenso gute Sicht-barkeit. ◀

Die SMG setzt auf kochende Männer: Das Männermagazin Beef ist für SMG-Direktor Christoph Engl der Trendsetter im Bereich Genuss

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Nein, Südtirol ist bis dato kein Film-land. Jedenfalls nicht für Holly-woodproduktionen. Das soll sich

ändern, die ersten Schritte wurden bereits getätigt. Sieben Filme, so viele hat das Land über die Business Location Südti-rol gefördert: Die Filmproduktionen „Un passo dal cielo“, „Der Sommer der Gauk-ler“, „Messner“, „First on Everest“, „Super-ski Dolomiti“ und „Überleben in Venedig“ sollen ein Vorgeschmack auf Südtirol als Filmstandort sein. An vorderster Front: Carmen Cian, sie betreut im Auft rag der BLS die Filmteams in Südtirol.Als Drehort für Reportagen oder Reise-sendungen, dafür ist Südtirol bereits seit Längerem bekannt. Immer wieder wählen internationale Fernsehanstalten Südtirol als Drehort. Direkter Ansprechpartner ist Barbara Niederkofl er, sie betreut den Be-reich Film&TV in der SMG. „Wir pfl egen

sehr gute Kontakte zu den einzelnen Re-daktionen. Bekommen wir eine Anfrage für einen Dreh in Südtirol, dann erstel-len wir einen Drehplan und bieten den Redaktionen die notwendige organisato-rische Unterstützung an. Es kommt aber auch vor, dass wir den Redaktionen indi-viduelle Th emenvorschläge unterbreiten, um Südtirol als Drehkulisse schmackhaft zu machen“, erzählt Barbara Niederkofl er, die mittlerweile nicht nur mit Journalis-ten sondern auch mit Schauspielern oder Starköchen tiefe Freundschaft en pfl egt. Wenn Barbara Niederkofl er über ihre Arbeit spricht, strahlen ihre Augen: „Das Schöne an meiner Arbeit ist, dass ich die schönsten Winkel des Landes und die un-terschiedlichsten Menschen kennenler-nen darf, von den einfachen Bergbauern bis hin zu Starköchen. Das hat mich sehr geprägt und bereichert.“

Was noch nicht ist, kann jetzt werden: Südtirol ist mit der BLS auf dem Weg zum Filmland. Dabei hat die SMG bereits Erfahrung mit Filmreportagen und Kamerateams. Wir stellen Ihnen die beiden Frauen vor, die dafür sorgen, dass die schönsten Seiten Südtirols vor die Kamera kommen. VON VERENA PLIGER

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Filmland in Frauenhand

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Barbara Niederkofl er von der SMG: immer auf der

Suche nach der geeigneten Location, nach den optima-

len Lichtverhältnissen

Carmen Cian von der BLS: Bei den internationalen Filmproduktionen sind ihr Organisationstalent und ihre Ortskenntnis gefragt

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„Ich darf die schönsten Winkel des Landes kennenlernen“

Seit zehn Jahren zeigt Bar-bara Niederkofl er den Jour-nalisten und Kamerateams die schönsten Plätzchen Südtirols

Es ist kurz nach 9 Uhr, um 10 Uhr sollte er mit dem Flugzeug in Bo-zen ankommen. Alles steht in St.

Kassian bereit: Kameraleute, Produktions-leute, Komparsen, Schauspieler. Sie wissen, wenn der große Star kommt, muss alles schnell gehen. Für den Dreh bleibt gera-de mal eine Stunde Zeit. Schließlich muss er um 14 Uhr wieder zum nächsten Dreh. Dann die Nachricht: Der Flug Rom-Bozen wurde gestrichen. Er landet in Verona. Bar-bara Niederkofl er überlegt keine Sekunde, steigt in ihr Auto und fährt los. Mit wie vie-len Stundenkilometern sie die Autobahn nach Verona düst, daran mag sie sich lieber nicht mehr erinnern. Nur so viel: Als sie den italienischen Schlagersänger Al Bano Carrisi in Verona abholt, ist sie um zwei Führerscheinpunkte ärmer. Für Carrisi ist sie seither „La piccola Schumi“.

SIE KENNT JEDEN SONNENAUFGANG. Szenen wie diese sind keine Ausnahme im Berufsalltag von Barbara Niederkofl er. Ein Tag ohne Action existiert für die Ver-antwortliche für Film&TV in der SMG so gut wie gar nicht. Seit zehn Jahren arbeitet die gebürtige Gadertalerin für die SMG, immer in Eile, immer auf der Suche nach der geeigneten Location, nach den opti-malen Lichtverhältnissen, stets im Kontakt

mit dem Hydrografi schen Dienst. Selbst SMG-Direktor Christoph Engl kommt ins Schwärmen: „Barbara kennt jeden Hub-schrauberlandeplatz, jeden Sonnenunter-gang und wird von den Medien selbst als Star gehandelt.“

SIE GIBT DEN DREHPLAN VOR. Insge-samt 80 Filmproduktionen koordiniert und organisiert Barbara Niederkofl er im Jahr, ist ständig umringt von Journalisten und Kamerateams, zeigt ihnen die schönsten Orte und führt sie in entlegenste Winkel des Landes. 80 Prozent der Filmteams kom-men aus Italien und Deutschland, vor allem von den öff entlich-rechtlichen Sendern wie Rai, ZDF oder den dritten Programmen der ARD. Manche Produktion dauert nur ei-nen Tag, die meisten rund eine Woche. So auch die Sendung „Zu Tisch in.. Alta Ba-dia“ des Dokukanals Arte. Sieben Tage lang wird die Arte-Redaktion im Juni im Gader-tal drehen. Bereits im Herbst hat Barbara Niederkofl er zusammen mit dem Sender für drei Tage die einzelnen Drehorte vor-besichtigt. Im Zentrum des Porträts wird eine Familie aus Alta Badia stehen, wie sie lebt, was und wie sie kocht, woher sie ihre Produkte bezieht. Barbara Niederkofl er hat die Familie vorgeschlagen, mit den einzel-nen Familienmitgliedern erste Gespräche

geführt und sie gebrieft , was sie im Juni al-les erwarten wird. „Es überrascht mich im-mer wieder, wie hilfsbereit, disponibel und aufgeschlossen die Südtiroler sind“, erzählt Barbara Niederkofl er. Als das spannendste Projekt in den letz-ten Jahren bezeichnet sie einen zehntägigen Dreh quer durch Südtirol. „Aus dem Hub-schrauber haben wir die schönsten Orte Südtirols aufgenommen, unglaubliche 30 Stunden Rohmaterial an Luft aufnahmen haben wir seither. Den Morgen werde ich nicht mehr vergessen, als gerade Neu-schnee gefallen ist und die ersten Sonnen-strahlen durch die Dolomiten blitzten. Das ist einfach unbeschreiblich“, erzählt sie. Aus dem Rohmaterial hat sie zusammen mit dem Amt für Audivisuelle Medien zwei- bis dreiminütige Best-Of ’s zusammengestellt. Auf Youtube haben die Kurzfi lme mittler-weile über 350.000 Klicks generiert und wurden zu einem viralen Marketingins-trument. Arbeitszeiten bis 18 Uhr sind Barbara Nie-derkofl er unbekannt – bis spät in die Nacht ist sie oft unterwegs, das Handy ständig am Ohr, immer auf der Suche nach einem Notfallplan, wenn mal wieder alles anders kommt als im Drehplan defi niert. Wie lan-ge man diese Stresssituationen durchhält? „Bis man Kinder hat.“

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„Am Set läuft es nie so ab wie geplant“

Carmen Cian betreut die Filmteams bei ihren Drehs in Südtirol. Unter anderem war sie beim Film „Der Sommer der Gaukler“ in der Bozner Dr. Streitergasse mit am Set

Es ist kein Durchkommen mehr in der Dr. Streitergasse in Bozen: Kamera- und Produktionsleute

laufen wie wild umher. Dazwischen der bayerische Kultregisseur Marcus H. Ro-senmüller, er gibt Anweisungen an die bei-den Schauspieler Max von Th un und Lisa Maria Potthof. Die Gasse selbst ist kaum noch zu erkennen, sie wurde auf antik ge-trimmt. Dachrinnen wurden entfernt, Sand aufgeschüttet, Fassaden angepasst. Zwei ganze Nächte wurde gedreht – für gerade mal sieben Minuten Film. Der Dreh ist für den deutschen Kino-Spielfi lm „Der Som-mer der Gaukler“. 30 Leute waren am Set, während der eine einen großen Lampion aufh ängt, deckt der andere das Etikett der Wasserleitung ab. Es ist September, die Innenstadt von Bozen ist im Ausnahmezustand. Die Nerven von Carmen Cian hängen an einem seidenen Faden. Seit einem Jahr betreut sie für die BLS Filmteams in Südtirol.

AMÜSANTE SZENEN AM SET. Insgesamt sechs Produktionen hat die BLS in diesem Jahr ins Land geholt. Bei jedem einzelnen dieser Filme hat sich Carmen Cian um die Betreuung der Filmteams gekümmert. Un-ter anderem auch beim italienischen Spiel-fi lm „Un passo dal cielo“ mit Hollywoodstar

Terence Hill. Für das nicht fi lm-affi ne Süd-tirol eine völlig neue Herausforderung: Mit Konrad Pamer wurde ein eigener Location-Scout engagiert, tagelang ist er mit der rö-mischen Produktionsfi rma Lux Vide das Land abgefahren, um den besten Dreh-ort zu fi nden, zehn Wochen lang wurde schließlich im Hochpustertal gedreht, am Sitz der BLS in Bozen wurden kleine Ne-benrollen vergeben, im Tourismusbüro von Innichen insgesamt 150 Komparsen gecastet. „Nur eine 100-jährige Frau ließ sich nicht fi nden, ansonsten konnten wir die meisten der gesuchten Rollen mit Süd-tirolern besetzen“, erzählt Carmen Cian, die zuvor für fünf Jahre bei Salewa im Mar-keting war und beim Filmdreh zum Or-ganisationstalent mutiert ist: „Am Set gibt es immer Überraschungen, man muss alle Eventualitäten miteinplanen. Mal musste ich schnell einen Hundezwinger besorgen, ein weiteres Mal ein Weißes Kreuz-Auto.“ Noch immer schmunzeln muss sie, als sie an den Dreh am Pragser Wildsee zurück-denkt: „Zwei Stuntmen aus Rom sollten in einem Klettergarten einen Absturz simu-lieren, aber was sich dann herausstellte: Sie konnten nicht klettern. Sie hingen im Fels und hatten augenscheinlich mit ihrer Hö-henangst zu kämpfen. Manch ein Südtiro-ler fand das natürlich sehr amüsant.“

JETZT WIRD ABGERECHNET. Bei Fer-tigstellung des Films wird jeweils die End-abrechnung abgeschlossen. Dann weiß die BLS genau, wie viel an Wertschöpfung z. B. der Dreh mit Terence Hill gebracht hat. „Die Filmförderung unterstützt die Produktionsfi rmen, damit sie hier drehen, verlangt aber gleichzeitig, dass sie 150 Pro-zent der geförderten Summe hier ausge-ben. Für Hotels etwa, für das Catering, für fi lmtechnisches Personal und Dienst-leistungen, für Baubühne oder Requisite“, erklärt Carmen Cian.

JE LÄNGER DER DREH, UMSO HÖHER DIE WERTSCHÖPFUNG. Ihr Direktor Ul-rich Stofner fügt hinzu: „Die Produzenten bekommen die Fördersumme nur dann ausbezahlt, wenn sie ihre versprochenen Ausgaben in Südtirol auch belegen kön-nen, bis jetzt hat etwa der Film mit Terence Hill keinen Cent von Südtirol bekommen.“ Genannt wird diese Form der Unterstüt-zung direkte Wirtschaft sförderung. Da „Un passo dal cielo“ erkennbar an Südti-roler Locations gedreht wurde, was einen touristischen Mehrwert darstellt, greift die Regel, dass die Ausgaben in Südtirol 100 Prozent vom Beitrag betragen müs-sen. Fakt ist: Je länger in Südtirol gedreht wird, umso höher die Wertschöpfung. ◀

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SCHUTZ VOR SONNE UND HITZEDie Kombination aus einer Klimaanlage und speziellen, langlebigen Sonnen-schutzfolien der Marke Serisolar erweist sich als die beste Lösung gegen Hitze und UV-Strahlung. Jetzt profitieren auch die beiden Südtiroler Unternehmen Duka und Dent Service davon.

Der Unternehmenssitz der Firma Duka in Bri-xen: Seit Kurzem schützen langlebige Sonnen-schutzfolien der Firma Serisolar die Räum-lichkeiten vor direkter Sonneneinstrahlung, Blendung und Lufterhitzung

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PR-INFO

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infoboxSerisolar – Trient, Mailand, RomVertretung Südtirol: Engelbert RasslerTel. 335 66 19 444 [email protected] www.serisolar.com

Das Unternehmen Seristampa wurde im Jahr 2000 in Serisolar umbenannt und hat gleichzeitig die Produkti-on von Aufklebern auf Polyester-

Sonnenschutz- und Sicherheitsfolien für Glas-scheiben umgestellt. Seit damals hat sich viel getan: Bediente man anfangs lediglich die Regi-onen Trentino-Südtirol und Veneto, folgte 2009 ein neuer Sitz in Mailand für das Einzugsge-biet Nordwestitalien. 2010 wurde für Mittelita-

lien schließlich ein weiterer Sitz in Rom eröffnet. Somit wird nun das gesamte Staatsgebiet be-dient. Mit dem Exklusivvertrieb von Folien des Typs Madico zählt Serisolar somit auch euro-paweit zu den führenden Unternehmen im Be-reich Sonnenschutz-Sicherheitsfolien an Glas-scheiben.

Sonnenschutzfolien für Firma Duka & Dent Service. Nach den mittlerweile bekannten Ar-beiten für das Four Points Sheraton Hotel in Bo-zen, die Unternehmen Leitner-Prinoth Techno-logies in Sterzing oder Mirò im Kampillcenter Bozen kamen 2010 in Südtirol unter anderem zwei weitere Projekte hinzu: Die prestigereiche Firma Duka in Brixen und die Dent Service in Bozen. Serisolar hat für beide Unternehmens-sitze die Glasfl ächen mit einer hochwertigen Sonnenschutz-Sicherheitsfolie beschichtet . Das starke Isolierglas an den verglasten Tür-men des Unternehmenssitzes von Duka erwies im Winter zwar gute Dienste, im Frühjahr und im Sommer wurde allerdings der Treibhausef-fekt zum Problem. Direkte Sonneneinstrahlung, Blendung und Lufterhitzung hinter der Vergla-sung belasteten die Kühlanlage der Räumlich-keiten und wirkten sich negativ auf die Produk-tivität des Personals aus. Serisolar brachte eine spezielle langlebige (> 15 Jahre) Sonnenschutz-folie mit guter Lichtdurchlässigkeit und einem Refl exionsfaktor von über 85 Prozent an der Außenseite der Verglasung an. Damit löste Se-risolar das Problem innerhalb von zwei bis drei Arbeitstagen. Das Unternehmen Duka konnte während der Anbringung seine Arbeitstätigkeit normal weiterführen. Die Investition soll sich dank der Stromeinsparungen für die Klimaan-lage in rund vier Jahren rentieren.

Interessant war auch der Eingriff an den Glas-scheiben am Gebäude von Dent Service in der Max-Planck-Straße in Bozen: Der Betrieb hatte sich bereits auf Kosten von über 20.000 Euro für eine Klimaanlage eingestellt. Dann aber ent-schied sich das Unternehmen dafür, neue Son-nenschutzfolien des Typs „sputtered“ zu 75 Mi-kron mit geringer ästhetischer Auswirkung (geringe Spiegelung) anzubringen. Die Kos-ten dafür beliefen sich auf nur 4.000 Euro, da-mit konnte Dent Service mehr als 15.000 Euro einsparen.

Ästhetik und Architektur. Ganz im Sinne der Green Economy und einer minimalen Umwelt-belastung erweist sich die Kombination aus ei-ner angemessenen Klimaanlage und speziellen, langlebigen Sonnenschutzfolien der Marke Se-risolar als die beste Lösung für den Tertiär-sektor. Damit werden alle ästhetischen und ar-chitektonischen Aspekte von modernen oder historischen Gebäuden, unabhängig von deren Position, erhalten oder gar verbessert. Die Ma-dico-Sonnenschutzfolien von Serisolar sind zu-dem die einzigen Folien ihrer Art, die laut EN 12.600 die Bruchfestigkeit der Außenscheiben garantieren. ❧

Das Unternehmen Dent Service in der Max-Planck-Straße in Bozen entschied sich für die Sonnen-schutzfolien von Serisolar. Eine Klimaanlage brauchte das Unternehmen seither nicht mehr

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Der Stempel der elitären KasteDie Krise hat den rund 5.000 Notaren in Italien schwer zu schaff en gemacht. Die Verdienste sind um 30 bis 40 Prozent zurückgegangen. Warum die Notare in Südtirol um ihr Image kämpfen und ob die Kaste der Notare völlig zu Unrecht mit Vorurteilen überschüttet wird – ein Blick in die Branche. VON VERENA PLIGER

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Sie selbst sehen sich als Verbraucher-schützer genauso wie als Garanten für Rechtssicherheit und unabhän-

gige Beratung. Sie seien am Wohlergehen der Menschen interessiert und sprechen von harten Karrieren. In der breiten Öf-fentlichkeit sorgen diese Aussagen oft nur für bloßes Kopfschütteln. Gar manchmal werden dort Notare als „verknöcherte fi gli di papà“ bezeichnet.

Die Notar-Branche selbst verurteilt dieses Image. Was ist also dran an diesen Vorur-teilen, wie viel verdienen Notare wirklich, wer hat es in Südtirol in den auserlesenen Kreis geschafft und vor allem wie? Es sind dies Fragen, die einer Klärung bedürfen.Südtirol Panorama hat diese Aufga-be übernommen und das Gespräch mit Südtirols Notaren gesucht. Verdienen No-tare wirklich so viel oder wird die Kas-te der Notare völlig zu unrecht mit Vor-urteilen überschüttet? Entstanden ist ein Branchen überblick über einen wahrlich elitären Kreis.

WARUM DER BERUF MIT VORURTEILEN BEHAFTET IST. Im Mai vergangenen Jah-res hat der leitende Staatsanwalt Guido Rispoli eine Lanze für Südtirols Notare gebrochen. Es sei wichtig, dass die Notare völlig unabhängig seien. Dies sorge für Si-cherheit und Rechtsgültigkeit in Bereichen wie Immobiliengeschäft en, Gesellschaft s-gründungen oder Finanzierungen. Den heimischen Notaren brachte Rispoli sei-ne Wertschätzung entgegen. Walter Cre-paz, der Präsident der Südtiroler Notariats-kammer, fühlt sich bestätigt: „Wir Notare sind sowohl kompetente Berater als auch

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Garanten für den Bürger gegen ein böses Erwachen nach Vertragsabschluss.“ Seit Crepaz im März letzten Jahres zum ersten Notar Südtirols gewählt wurde, kämpft er unermüdlich um das Ansehen seiner Berufsgruppe. Vor allem gegen das Vorurteil, dass es nur Söhne von Notaren zum Notar schaff en. „Das ist völliger Un-sinn. In Italien treten nur 17,5 Prozent der Notare in die Fußstapfen Ihrer Eltern“, er-klärt Crepaz.

WARUM KAUM JEMAND VOR 30 NOTAR WIRD. Insgesamt 22 Notare sind derzeit in der Südtiroler Notarkammer eingetragen. Im Frühjahr sollen drei weitere dazukom-men: Sie haben die als überaus schwierig angesehene Prüfung bestanden und war-ten jetzt darauf, dass das Justizministeri-um ihnen den Notariatssitz in einer der Südtiroler Gemeinden zuweist. Weitere Notare sollen demnächst dazukommen, nachdem einige Südtiroler Kandidaten bereits die schrift liche Prüfung geschafft haben und nunmehr die mündliche Prü-fung angehen.Allein die niedrige Anzahl an Notaren zeigt, dass es sich um eine elitäre Kaste handelt, um einen Job, den man sich nicht so einfach aussuchen kann. Gleich meh-rere Notare bestätigen: Notar wird man nur, wenn man an sich glaubt, wenn man fest davon überzeugt ist, die schwierigen Prüfungen zu bestehen. Sechs bis acht Jahre, so lange braucht ein Anwärter nach dem Universitätsab-schluss. „Vor 30 wird kaum jemand No-tar“, erzählt Crepaz. Bei ihm selbst war es im Alter von 34 Jahren so weit. Mittlerwei-le ist er 44 Jahre alt und hat seit 10 Jahren sein eigenes Notariatsstudio, eine Sozietät mit Notar Herald Kleewein in der Süd-tirolerstraße in Bozen: Im Foyer und in den Konferenzräumen schmücken zahl-reiche Bilder und Skulpturen die Räum-lichkeiten. In Gröden selbst, seinem Ge-burts- und Wohnort, hat Walter Crepaz eine Außenstelle. Die Kanzlei beschäft igt insgesamt 19 Mitarbeiter. Zu den Kunden zählt das Who is Who der Südtiroler Un-ternehmerschaft . Sein Aufstieg dorthin war nach eigener Aussage aber alles an-dere als ein Honigschlecken.

WARUM NOTARE STUDIEREN, VERZICH-TEN UND ENTBEHREN MÜSSEN. Wir sitzen im Restaurant Da Cesare in der Pe-rathonerstraße in Bozen. Einem kitschig eingerichteten Lokal, das die Mächtigen

Der Grödner Notar Walter Crepaz ist Präsident der Südtiroler Notarkammer

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des Landes nicht nur wegen der vorzüg-lichen Fischgerichte schätzen, sondern, und das mag wohl noch viel mehr wie-gen, wegen der Intimität. Bei einem Piatto di spaghetti all’astice erzählt Walter Cre-paz über seinen beschwerlichen Aufstieg in das Notariat, über die vielen Entbeh-rungen, die er hinnehmen musste, über die vielen Dinge, auf die er während seiner Studienzeit verzichten musste.Walter Crepaz ist Sohn eines Maurers. Wie er selbst sagt, kommt er aus beschei-denen Verhältnissen. Er erinnert sich zu-rück an die Anfänge seines Rechtskun-destudiums in Bologna: „Ich musste bei einer 83-jährigen Frau ein kleines Zim-mer nehmen. Eigentlich war es lediglich ein Bett im Korridor zwischen Küche und WC, es fehlten Kleiderschränke, Heizung und Warmwasser. Jeden Tag bin ich mit Rückenschmerzen aufgewachen, in den

Wintermonaten gefror mir in den kal-ten Räumen sogar die Nase“, erzählt Cre-paz. „Ich war jede Woche von Sonntag bis Mittwoch in Bologna, hatte immer zwei Flaschen Fanta, Vollkornbrot und Nutella dabei. Das war monatelang mein Abend-essen. Als ich am Mittwochabend dann nach Gröden zurückkam, hatte ich im-mer bereits mindestens drei Kilogramm abgenommen. Es wurde gelernt und am Abend nicht ausgegangen: Das hätte Geld gekostet und ich hatte keines.“

Gelernt hat Crepaz viel, oft hat er ein Buch zehn Mal durchstudiert. Es war die Zeit, als seine Entscheidung gereift ist, eine Kar-riere als Notar einzuschlagen. „Ernst hat mich keiner genommen, schließlich war ich der einzige meiner Studienkollegen, der keine Richter oder Rechtsanwälte als Verwandte hatte“, so Crepaz.

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„Wir Knechte des Finanzamtes“Kaum jemand kennt den Wandel im Notariatswesen so gut wie Ida Tratter: Seit 37 Jahren ist die edle Dame mittlerweile im Amt. Im Interview spricht sie off en über Vorurteile und die Konkurrenz aus Österreich.

SÜDTIROL PANORAMA: Der Notarbe-ruf ist mit vielen Vorurteilen behaftet. Mit welchem Vorurteil werden Sie am häufi gsten konfrontiert?

IDA TRATTER: Die gängige Meinung ist, dass Notare und Apotheker teuer sind. Ich glaube aber, dass das Vorur-teil spätestens dann fällt, wenn der Kli-ent auf der Notarrechnung sieht, wie hoch die Steuern und wie hoch das ef-fektive Notarhonorar ist.

War Notar Ihr Wunschberuf?Nein, erst als ich nach meiner Promo-tion in Innsbruck im Jahre 1963 beim Notar Doná in Bruneck ein Prakti-kum gemacht habe, hat mich der Be-ruf überzeugt und ich habe mich dann zur Prüfung angemeldet.

Und die Prüfung, haben Sie diese im ersten Anlauf dann gleich geschafft?Nein. Ich brauchte drei Anläufe. Die Zeit der Prüfungen habe ich auch als physisch sehr anstrengend empfun-den. Zehn Stunden am Stück mit über 1.000 Leuten in einem Saal zu arbei-ten, das erfordert Kondition und Zä-higkeit.

Einige der 22 Südtiroler Notare sind in gleich mehreren Städten präsent. Fehlt der Nachwuchs?Wir hätten in Südtirol 40 Notarsitze, aber es fehlen in der Tat die Bewer-ber. Es gibt im Moment sehr wenige Praktikanten, weil der Weg zum Notar eben sehr steinig ist. Da Südtiroler No-tare heute zweisprachig sein müssen, ist es so gut wie ausgeschlossen, dass sich Anwärter anderer Provinzen für einen Sitz bewerben.

Südtiroler wenden sich gelegent-lich an einen Notar in Österreich. Wie stark spüren Sie diese Konkurrenz?Man merkt sie schon deutlich, aber ich habe genügend Arbeit von Klienten, die wissen, warum sie einen einheimi-

schen Notar bevorzugen. Der österrei-chische Notar übernimmt keine Ver-antwortung, keine Vorarbeit und auch keine Nacharbeit. Für den Klienten gibt es im Grunde gar keinen großen Preisunterschied, lediglich, dass er sein Geld nicht dem Notar zahlt, sondern demjenigen, der die Vor- und Nacharbeitet leistet und dafür auch keine Verantwortung über-nimmt.

Hat sich Ihr Beruf im Laufe der Jahr-zehnte verkompliziert?

Ja, denn es gibt dauernd neue Be-stimmungen, und der Staat wälzt im-mer mehr Verantwortung auf den Notar ab. Die Parteien wissen nicht, wie viel Verantwortung ein Notar trägt und welchen bürokratischen Aufwand er zu leisten hat.

Also mehr als ein Notar in Öster-reich oder Deutschland?Ja, zum Beispiel erarbeitet ein Notar einen Vertrag und schickt eine Kopie an das Finanzamt, das dann die Ge-bühren selbst einhebt. In Italien da-gegen muss der Notar die Steuern berechnen, sie vom Kunden einhe-ben und innerhalb einer bestimmten Frist an den Staat weitergeben. Da fühlt man sich manchmal schon als Knecht des Finanzamtes.

Mit dem Bersani-Dekret wurden Fix-tarife abgeschafft, hat damit der Konkurrenzkampf zugenommen?Mittlerweile ist es geradezu Mode geworden, einen Kostenvoranschlag einzuholen. Es gibt innerhalb der einzelnen Notarkammern aber im-mer noch Tarife als Richtlinien, an die sich Notare halten müssen. Denn nur, wenn die Preise ähnlich sind, wendet sich der Klient an den Notar seines Vertrauens.

Notare verbriefen in Italien auch Darlehen, wurden Italiens Banken deshalb von der Finanzkrise nicht so stark getroffen?Der Präsident der Staatssicherheit (FBI) der USA hat sich dazu geäu-ßert und gemeint, dass in Europa die „faulen Darlehen“ nicht wie in den USA Fuß gefasst haben, da Europa eine starke Kontrolle über die hypo-thekarischen Darlehen hat und dies auch aufgrund des notariato latino, welches es in den USA nicht gibt. Dies geht aus dem Buch „Notaio, si-curezza giuridica e sviluppo econo-mico“ hervor.

„Die gängige Meinung ist,

dass Notare und Apotheker teuer

sind…“Ida Tratter

Die Brunecker Notarin Ida Tratter be-treut vor allem Privatkunden

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Umso größer war die Genugtuung, als er sein Studium noch vor seinen Kommili-tonen abschließen konnte. Damit konn-te endlich seine Vorbereitung zum Notar beginnen.

WARUM DER CONCORSO SO SCHWIE-RIG IST. Der Weg hin zur Notarprüfung ist nicht nur lange, sondern hat auch eine ganz klare Reihenfolge, die zu befolgen ist: Nach dem Hochschulabschluss in Rechts-wissenschaft en erfolgt die Eintragung als Notariatskandidat bei einer Notarkam-mer, dann ein zweijähriges Praktikum bei einem Notar, dann die berüchtigten schwierigen Prüfungen.Für junge Juristen ist der Berufsweg eines Notars also mit langen Wartezeiten ver-bunden. „Zunächst gilt es, einen Notar zu fi nden, der einen jungen Berufsanwärter ausbildet; gleichzeitig ist es empfehlens-wert, eigene Notarschulen zu besuchen“, berichtet Crepaz. Erst dann darf ein An-wärter zur einmal jährlich in Rom stattfi n-denden Prüfung antreten. Dieser Concor-so ist in zwei Teile geteilt, einer dreitägigen, jeweils siebenstündigen schrift lichen und einer mündlichen Prüfung. 5.000 Personen durchschnittlich treten zu den Prüfungen an, aber nur zwischen 150 und 300 schaf-fen den schwierigen Prüfungsakt. Walter Crepaz musste mehrmals zur Prüfung an-treten, er erinnert sich, wie selbstsicher er das erste Mal zur Prüfung angetreten ist. Nie und nimmer hätte er es für möglich gehalten, durchzufallen. An welchen Feh-lern er bei den ersten Anläufen gescheitert ist, weiß er bis heute nicht: „Es ist nun mal so, dass das Italienisch eines Südtirolers nicht so schön und fein ist wie jenes eines Bolognesers. Das hat sicherlich auch eine Rolle gespielt.“ Der Weg zum Notar ist nicht nur lange, sondern auch kostspielig. Drei Jahre, so

lange dauert die Vorbereitung auf die Prü-fung – mindestens. Drei Jahre Spesen für die nicht verpfl ichtende, aber von allen Seiten empfohlene Notarschule. „Ich hatte großes Glück. Während meines vierjäh-rigen Praktikums in Rom durft e ich kos-tenlos auf eine Privatschule in Neapel. Einzige Voraussetzung war, fl eißig zu ler-

nen. Nebenbei habe ich auch eine Abend-schule in Rom besucht“, erzählt Crepaz verschmitzt. Dazu kommen Prüfungsge-bühren und Fachbücher. Zeit für einen Nebenjob bleibt dabei kaum. Bedenkt man, dass der Großteil erst mit Mitte 30 den Notartitel schafft , dann kann das feh-lende Geldverdienen schnell frustrieren und von diesem elitären Job abhalten.

WARUM SÜDTIROL NICHT MEHR NO-TARE HABEN WIRD. Erst wenn beide Prü-fungen bestanden sind, kann sich ein An-wärter um einen der Notarsitze bewerben. Walter Crepaz hat den Wunsch geäußert, sich in Bozen als Notar anzusiedeln. Es hat geklappt.

Die Zahl der Notariate ist übrigens limi-tiert, Neo-Notare müssen sich auf ein frei werdendes Notariat bewerben. Die Zahl der Notarsitze in einer Provinz ist klar ge-regelt, sie hängt sowohl von der Einwoh-nerzahl als auch von der ökonomischen Dichte und der Erreichbarkeit ab; dazu kommt noch der Zweisprachigkeitsnach-weis. Damit lässt sich auch die niedrige Anzahl der Südtiroler Notare begrün-den.

WARUM NOTARE IN ITALIEN MEHR KOM-PETENZEN HABEN. Die italienischen No-tare gehören der Union Internacional del Notariado Latino an, also dem lateinischen Notariat. Seinen Ursprung fi ndet es im rö-mischen Recht. Neben Italien gilt das latei-nische Notariat in weiteren 80 Staaten der Welt, unter anderem in Deutschland, Bel-gien, Frankreich, Griechenland, Luxem-burg, den Niederlanden, Österreich, der West- und Zentralschweiz, Ungarn, Slo-wenien, Spanien, Marokko, verschiedenen lateinamerikanischen Staaten und zuletzt auch in China oder Japan. In all diesen Ländern ist der Notar ein unabhängiger und unparteiischer Bera-ter, der weder auf der Seite des Verkäufers noch auf der Seite des Käufers steht, son-dern den jeweiligen Staat repräsentiert. Zu seinen Aufgaben zählen vor allem Beur-kundungs- und Beglaubigungstätigkeiten. Und zwar immer dann, wenn es um das Immobilien-, Gesellschaft s- Familien- und Erbrecht geht.

WARUM EIN PUBLIC NOTARY NICHT HAFTET. Dagegen hat der angelsäch-sische Rechtskreis, also die Vereinigten Staaten und Großbritannien, ein völlig anderes Notariatswesen. Dort nennt sich ein Notar Public Notary. Seine Aufgabe besteht meist nur darin, Unterschrift en

„Ernst hat mich keiner genommen, schließlich war ich der einzige meiner Studienkollegen, der keine Richter oder

Rechtsanwälte als Verwandte hatte …“Walter Crepaz

„Ich habe nur gelernt, war am Abend nie unter-wegs, das hätte

Geld gekostet und ich hatte keines…“

Walter Crepaz

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David Ockl, Lana

Der 42-jährige Bozner ist anders als viele seiner Amtskollegen. Er wollte eigentlich Arzt werden. Doch statt Medizin zu studieren, hat er ein Rechtskundestudium in Innsbruck gewählt. Es folgt ein relativ zufälliges Praktikum in einer Notariatskanzlei in Bozen, wo sein Faible für den Beruf wächst und David Ockl sich entschließt, den schwierigsten Weg aller Rechtsberufe anzupeilen: „Am wichtigsten ist, dass man an sich selbst glaubt, man muss absolut überzeugt sein, Notar zu werden. Einfach nur lernen und bei der Prüfung antreten, das klappt nicht.“ Er besucht die Notarschule in Mailand und studiert, wie er selbst sagt, wie ein Verrückter. Es lohnt sich: Bereits im Alter von 31 Jahren wurde er nach bestandenem Staatswettbewerb zum Notar in Lana ernannt. Heute sind Hofübergaben, Firmenübergaben sowie Vermögensrechtliche Übergaben sein Spezialgebiet. David Ockl ist mittlerweile Mitglied des Fachausschusses für internationales und europäisches Recht bei der nationalen Notarkammer. Er bemängelt: „Früher hatte man in der Familie einen Notar des Vertrauens, heute sucht man die besten Konditionen.“

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So viel kostet ein KaufvertragSeit dem Bersani-Dekret im Jahre 2006 wur-den die verpfl ichtenden Fix- und Mindestta-rife abgeschafft. Damit wird dem Notar die Möglichkeit gegeben, sein Honorar individu-ell festzulegen. Ein Beispiel für die zu be-zahlenden Kosten eines Kaufvertrages einer Erstwohnung unter Privaten zum Preis von 200.000 Euro und mit einem Katasterwert von 100.000 Euro:

Register-, Hypothekar- und Kataster-steuer sowie Gebühren: 3.336 €Stempelsteuer: 139,62 €Archivgebühren: 29,30 €Grundbuch- und Katastergebühren: 50 €Notarhonorar: 1.516 €MwSt.: 303,20 €

Gesamtbetrag: 5.374,12 €

▶▶▶▶▶

Wie viel bleibt einem Notar?Die Kosten eines Notariatsaktes setzen sich im Wesentlichen aus vier Posten zu-sammen:

dem Steuerbetrag, den der Notar für den Staat eintreibt;den Gebühren, für welche bei der Öf-fentlichen Verwaltung zwecks Vorbe-reitung der Urkunde und der nachfol-genden Erledigungen aufzukommen ist;den Vergütungen für die vom Notar er-brachten Dienstleistungen;der MwSt. auf die Vergütung, welche der Notar einkassiert und an den Staat weitergibt.

Die Vergütung des Notars bildet folglich nur einen der vier Ausgabenposten eines Notari-atsaktes. Die notariellen Leistungen werden von der Tarifordnung defi niert.

Wann braucht man Notare?Der Staat Italien hat den Notar zum Schutz des Bürgers und als Garanten für die Rechts-sicherheit bestellt. Der Notar muss also von Fall zu Fall prüfen, welches das richtige Mit-tel ist, um dem Klienten ein bestimmtes Er-gebnis zu ermöglichen. In Italien muss in den folgenden Fällen ein Notar herangezo-gen werden.

Grundstückskaufverträge,Eheverträge,Testamente, Erbschaftsannahmen und Erbschaftsausschlagungen,Schenkungen und Übertragungen,Gesellschaftsgründungen (S.p.A., GmbH, Genossenschaften)Kapitalerhöhungen, Satzungsände-rungen, UmwandlungsvorgängeDienstbarkeiten, Hypotheken

▶▶▶

▶▶

zu beglaubigen. Eine rechtliche Beratung übernimmt er im Vergleich zu den No-taren lateinischer Prägung aber nie. Auch führt er weder eine Überprüfung der Ur-kunde durch, noch haft et er für ihren In-halt. „Er bestätigt nur, dass eine gewisse Person die Urkunde unterzeichnet hat. Ein Public Notary in den USA muss nicht ein-mal Rechtswissenschaft en studieren. In den USA kann im Grunde jeder, der voll-jährig ist, keine Vorstrafen hat und einen kurzen Kurs besucht, zum Public Notary bestellt werden“, erklärt Walter Crepaz.

SIND ITALIENISCHE NOTARE TEURER ALS ANDERSWO? Die notarielle Urkun-de ist in Italien nicht teurer als zum Bei-spiel in Deutschland oder Österreich. Die Amtspfl ichten sind dabei diesselben. Dazu ist jedoch hinzuzufügen, dass der italie-nische Notar stets für den Inhalt des Ver-trages und für die fristgemäße Registrie-rung der Urkunde haft et. Der italienische Notar muss die anfallenden Gebühren und Steuern im Namen der Parteien einzahlen und haft et solidarisch mit den Vertrags-parteien für die termingerechte Einzah-lung der Gebühren und Steuern, denn ita-lienische Notare sind auch zur Erhebung, Berechnung und Abführung von Steuern verpfl ichtet. Der Consiglio Nazionale del Notariato hat diesbezüglich einen Siche-rungsfonds eingerichtet, der für einen eventuellen Schaden aufk ommt.

Die Amtspfl ichten des italienischen No-tars sind bindend. Er kann nicht nur eine Beglaubigung der Urkunde vornehmen, wie zum Beispiel seine Kollegen in Öster-reich. Diese strikten Amtspfl ichten wir-

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ken sich auch auf das Honorar aus. „Des-halb entsteht immer wieder der Eindruck, dass in Italien Notare so teuer sind“, er-klärt Walter Crepaz und erklärt, wie sich die Kosten eines Notariatsaktes zusam-mensetzen:

Register- Hypothekar- Kataster- und Schenkungssteuer, die der Notar für den Staat eintreibt, Gebühren und Stempelmarken für die Vorbereitung der Urkunde und der nachfolgenden Erledigungen,Vergütungen für den Notar (eigent-liches Honorar);Mehrwertsteuer auf die Vergütung, die der Notar einkassiert und an den Staat weitergibt.

WIE VIEL EIN NOTAR IN SÜDTIROL KOS-TET. Aufgrund der geschilderten Amts-pfl ichten kann, im Vergleich zu anderen Staaten, das Honorar italienischer Notare durchaus teurer sein. Laut Crepaz habe das auch damit zu tun, dass die italienische Gesetzgebung den Notar auch als Ausfall-schuldner für die einzunehmenden Steu-ern vorsehen. Auch im Falle einer Insol-venz des Kunden. Kann der Kunde also die Steuern nicht mehr bezahlen, so hat der Notar persönlich für die Steuern auf-zukommen. Schließlich haft et er.

WARUM DAS BERSANI-DEKRET DEN BERUF VERÄNDERT HAT. Auswirkungen auf den Notariatsberuf hatte das Bersani-Dekret aus dem Jahre 2006, vor allem in Hinsicht auf die Tarifordnung. Benannt wurde es nach dem ehemaligen Minister für Wirtschaft sentwicklung, Pierluigi Bersani. Für sämtliche Freibe-rufl er bedeutet dieses Dekret, dass die ver-pfl ichtenden Fix- und Mindesttarife abge-schafft wurden.„Für die Kunden bedeutet dies, dass die Notare unterschiedliche Honorare ver-rechnen und damit unterschiedlich hohe Rechnungen für gleiche oder ähnliche Leistungen ausstellen können. Dies kann dadurch gerechtfertigt sein, dass ähnliche Urkunden unterschiedliche Leistungen beanspruchen, und der unterschiedliche Preis kann von der unterschiedlichen Komplexität der verlangten Dienstleis-tung abhängen“, erklärt Walter Andreaus von der Verbraucherzentrale Südtirol. An-gesichts der komplizierten Tarife bei den Notaren rät Walter Andreaus deshalb je-dem Bürger, der einen Vertrag bei einem Notar abschließen möchte, sich vorher ei-

nen kostenlosen schrift lichen Kostenvor-anschlag aushändigen zu lassen. Einen Kostenvoranschlag sollte man laut Andreaus gleich bei mehreren Notaren anfordern. Ganz einfach, um Vergleichs-möglichkeiten zu haben und um sich für das beste Angebot entscheiden zu kön-nen. Zum Bersani-Dekret sagt Notar David Ockl: „Heute holen Kunden sicher öft ers Kostenvoranschläge ein als noch vor dem Dekret. Früher hatte man in der Familie einen Notar des Vertrauens, heute sucht man die besten Konditionen.“

Für die Notare selbst haben sich durch die Liberalisierung des Bersani-Dekrets

einige Vorteile ergeben. Notare haben seitdem die Möglichkeit, für ihre Spezia-lisierungen, ihre angebotenen Dienstleis-tungen sowie für ihre Preise zu werben. WARUM NOTARE IN ÖSTERREICH NICHT IMMER GÜNSTIGER SIND. Einige Südti-roler wenden sich angesichts der hohen Notariatsspesen in Südtirol an einen No-tar in Österreich. Gar von organisierten Busfahrten über den Brenner hört man, damit man sich kurz hinter dem Brenner von einem ös-terreichischen Notar die Unterschrift be-glaubigen lassen kann. Organisiert werden diese Fahrten nicht selten von Wirtschaft sberatern oder Im-

Paolo Pantozzi, Bozen

„Notare werden eh nur Söhne von Notaren“, das ist das häufi gste Vorurteil, das Notaren entgegengebracht wird. Paolo Pantozzi ist ein solcher, er ist Sohn eines Notars. Das Vorur-teil kennt er, gleichzeitig lässt es ihn kalt. Er weiß, dass es nicht stimmt. Er musste genauso hart lernen wie seine Berufskollegen. Auch wenn er, wie er zugibt, den Vorzug genoss, bei seinem Vater zu praktizieren. Die Prüfung hat er gleich beim ersten Mal geschafft, mit gerade mal 29 Jahren wurde er einer der jüngsten Notare Italiens. Seit 30 Jahren führt er nun die Kanzlei seines Vaters, betreut vor allem Privatkunden. „Das Notariat wurde extrem bürokra-tisiert. Früher noch bestand ein Kaufvertrag aus einem Blatt Papier, heute aus acht Blättern“, erzählt Pantozzi. Die Konkurrenz aus Österreich merkt er kaum, er wünscht sich aber, dass die durch die Legge Bersani abgeschafften Fixtarife wieder eingeführt werden: „Damit diese grausamen Preiskämpfe endlich ein Ende nehmen. Damit sich ein Klient wieder für den No-tar seines Vertrauens entscheiden kann und nicht für den billigsten“, so Pantozzi. Übrigens: Seine 31-jährige Tochter bereitet sich gerade ebenfalls auf die Notarprüfung vor.

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mobilienmaklern. Rein rechtlich ist die-se Vorgangsweise erlaubt, obwohl sie im Visier der Finanzwache ist. „Die Kosten für die Beglaubigung einer Unterschrift bei einem österreichischen Notar sind erheblich niedriger als jene eines italienischen Notars. Für eine Be-glaubigung verlangt ein Notar in Öster-reich zwischen 30 und 170 Euro, je nach Vertragswert“, meint Walter Andreaus von der Verbraucherzentrale. Südtirols Notare stehen der Konkurrenz aus Österreich natürlich kritisch gegen-über. So meint Walter Crepaz dazu: „Sie müssen hier unterscheiden, ein Notar in Österreich beglaubigt nur die Unter-schrift , er erstellt weder einen Vertrags-

akt noch kontrolliert er ihn. In der Praxis heißt das also, dass man erst in Südtirol jemanden engagieren muss, der den Nota-riatsakt aufstellt und auf seine Richtigkeit hin überprüft , und erst dann kann man den Akt in Österreich beglaubigen lassen. Und wer kümmert sich anschließend um die Eintragung ins Grundbuch und im Ka-taster, sowie um die weiteren vom Gesetz vorgesehenen Meldungen?“ In dieselbe Kerbe schlägt Notar David Ockl: „Müsste der österreichische Notar den Notariatsakt selbst erstellen, dann wä-ren die Kosten in etwa gleich hoch wie in Italien; er würde jedoch nicht für die steu-erliche Behandlung der Urkunde persön-lich haft en.“ ◀

„Ein Notar in Österreich darf nur

die Unterschrift beglaubigen, er erstellt keinen Vertragsakt...“

Walter Crepaz

Viele behaupten, er habe das rich-tige Händchen: für die Kunst, für das Neue, für das Unverbrauchte.

Umberto Russo hat sich in den vergan-genen Jahren als Kunstmäzen einen Na-men gemacht. Zahlreiche Kunstschätze nennt er sein Eigen. Mittlerweile ist sein Ruf als engagierter Sammler junger, noch unbekannter Kunst bis in die hintersten Winkel von Galerien gedrungen. Bis vor acht Jahren noch hat er nur historische Werke gesammelt, allen voran antike Dru-cke. Dann hat er es sich zur Aufgabe ge-macht, Nachwuchskünstler zu fördern. Junge Künstler, die über Talent verfügen, ehrgeizig, strebsam und fl eißig sind, de-nen aber das fi nanzielle Polster fehlt, selbst eine Ausstellung zu arrangieren. Sieben Künstler hat Umberto Russo be-reits unter seine Fittiche genommen. Ih-nen hat er Raum für ihre Ideen gegeben, für ihre Kunst. Unter anderem die Künst-ler Luciano Vezzosi, Davide de Paoli, Hon-gyu Zhang oder Adriano Pompa. Die Aus-stellungen, die nie länger als eine Woche dauern, fi nden nicht irgendwo statt, son-dern bei ihm zu Hause, im „Angolo di Umberto Russo”, am Eck zwischen der Fagenstraße und der Nino Bixio-Stra-ße in Bozen. Das Projekt selbst nennt er nicht umsonst „Arte in Casa“. „Mir geht

es um Freundschaft und Begeisterung für die Sache statt um die übliche Geschäft e-macherei“ erzählt der Kunstliebhaber, der sein Geld als Notar verdient. Der Enkel des Bildhauers Filippo Cifarello ist gebür-tiger Sizilianer und lebt seit 1975 in Bozen. Zuerst als Präfekt am Regierungskommis-sariat, dann als Notar. Wer in sein Nota-riatsstudio eintritt, fühlt sich wie in einer Galerie: Im Zentimeterabstand hängt ein

Bild neben dem anderen – verschiedenster Künstler, unterschiedlichster Kunstrich-tungen. „Ich muss meine Kunstschätze doch genießen können, schließlich ver-bringe ich die meiste Zeit des Tages in die-sen Räumen“, meint Russo. In Bozen hat sich der Sizilianer von Anfang an wohlge-fühlt: „Ich habe meine Mitmenschen re-spektiert und ich wurde respektiert“. ◀ VERENA PLIGER

Zuhause in einer GalerieJungen Nachwuchskünstlern widmet er seine ganze Leidenschaft : Ihnen schenkt der Notar Umberto Russo mit einem unkonventionellen Konzept Raum für ihre Ideen, für ihre Kunst.

Umberto Russo ist Notar von Beruf und Kunstmäzen aus Leidenschaft

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Seien Sie kein Fischstäbchen!

Sie würden den verhassten Kollegen im Büro am liebsten aus dem Weg gehen? Falsch – erklärt Ma-nagementtrainer Helmut Kraft in seinem Buch „Fische haben Feinde, Fischstäbchen nicht“. Für ihn ist jeder Feind im Büro eine Bereicherung. Acht provokante Tipps für den Kampf im Haifi schbecken.

Feinde sind etwas Besonders und machen Sie zu jemanden ganz Besonderem. Solange Sie keine

Feinde haben, gehören Sie in die Kategorie Fischstäbchen. Das heißt, Sie sind leblos, entsprechen einer Norm, wurden paniert und eingefroren. Ein kleiner verzehr-barer Happen für zwischendurch. Wenn Sie hingegen Feinde haben, dann sind Sie so lebendig wie ein Fisch im Wasser. Mit einem richtigen Feind wird man nie de-pressiv, weil Feinde sehr belebend sind.

ÜBERLEBEN IM HAIFSCHBECKEN. Wir beherrschen heute nicht mehr die Kunst, edle Feindschaft en zu kultivieren, und da-

gegen muss endlich etwas getan werden. Das Führen von Konfl ikten muss wieder erlernt werden. Trainieren Sie für eine hö-here Kampfk lasse, geben Sie nicht mehr nach, behalten Sie Ihre Feinde. Merken Sie sich eins: Ohne niveauvollen Streit fehlt uns etwas, und die Friedenspfeife schmeckt erst nach hartem Kampf rich-tig gut.

VERBESSERN SIE IHR FEINDHANDICAP. Feinde gehören nun einmal zum Berufs-leben, gute Gegner machen es sogar in-teressanter und können hervorragende Motivatoren sein. Warum also nicht ak-zeptieren, dass nicht alle Konfl ikte gelöst

werden können? Besser ist es, sich von den Patentrezepten zur Konfl iktlösung zu ver-abschieden und sein „Feindhandicap“ zu trainieren. Je mehr Sie von den folgenden unorthodoxen, paradoxen und unerwar-teten Strategien im Haifi schbecken einset-zen, desto schneller werden Ihre Feinde zu ebenbürtigen Sparringspartnern.

1. DEFINIEREN SIE NIE DAS STREITTHEMAHaben Sie, wenn möglich, gleich mehrere Th emen parat, damit Ihnen der Streitstoff nicht ausgeht. Gut, wenn Sie es schaff en, gleich mehrere Eisen im Feuer zu haben, wobei Sie die Glut immer schön schü-

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ren sollten, das hilft . Frauen können das meist besser als Männer, da Letztere lei-der dazu neigen, sich immer nur mit ei-ner Sache beschäft igen zu können. Um gut in Schwung zu kommen, können Sie anfangs auch gleich alle Th emen anspre-chen und Ihrem Gegner vorwerfen, er sei schuld daran, dass die Situation so weit eskaliert ist.

2. UNTERBRECHEN SIE DEN ANDERENFallen Sie Ihrem Gegner zunehmend ins Wort, insbesondere wenn er Ihnen Vor-würfe macht. Denn wer redet, wird von anderen beachtet und kann die Aufmerk-samkeit genau auf die Th emen lenken, die ihm wichtig sind. Sollte Ihr Lieblingsfeind darauf nicht anspringen, sollten Sie ihn unterbrechen. Damit signalisieren Sie ihm, dass das, was er sagt, Sie überhaupt nicht interessiert. Sie entziehen ihm Ihre Aufmerksamkeit und geben ihm das Ge-fühl, er sei es nicht wert, angehört zu wer-den. Vermeiden Sie dabei jeglichen Blick-kontakt mit ihm, schauen Sie desinter-essiert weg, wenden Sie sich etwas Be-deutsamerem zu, zeigen Sie ihm die kalte Schulter, nehmen Sie eine völlig andere Körperhaltung an als er. Als Lernmodell für diese Strategien sind unsere Politi-ker am besten geeignet. Insbesondere in Talkshows – achten Sie einmal darauf, wie schnell und häufi g sie einander unterbre-chen, weil sie wissen: Wer redet, liegt vorn. Derjenige, dem zuletzt die Luft ausgeht, der bis zum Schluss penetrant seine Po-sition vertritt und seine Gesprächspartner ignoriert, triumphiert.

3. MACHEN SIE VORWÜRFE JENSEITS DES INHALTSSchaff en Sie es nicht, Ihren Gegner end-gültig zu unterbrechen, sodass er klein beigibt und verstummt, helfen Angriff e auf seine Person, am besten solche, die überhaupt nichts mit dem eigentlichen Inhalt zu tun haben. Bemerkungen zu seiner Person verursa-chen ein großes Überraschungsmoment, deshalb dürfen Sie sie nicht zu häufi g ein-setzen, ansonsten nutzen sie sich ab.

4. VEREINBAREN SIE KEINE REGELN FÜR DEN STREITZu jeder Zeit und an jedem Ort zündeln und damit Ihren Gegner überraschen können Sie nur, wenn Sie keine Regeln für

Kämpfe vereinbaren. Wenn Sie im Streit keine Spielregeln beachten, wie zum Bei-spiel Signale zu Unterbrechungen, weiße Fahnen usw., dann dominieren Sie mögli-cherweise den Kampf, verwirren die Geg-ner. Allerdings kann es am Ende gut sein, dass sich niemand mehr mit Ihnen streiten möchte – und das macht auch einsam.

5. STREITEN SIE VOR ALLEM UM „MUSEUMSSTÜCKE“Ganz gezielt verschaff en Sie Ihrem Kon-trahenten ein emotionales Tief, wenn Sie ihm olle Kamellen vorwerfen. Strei-ten Sie über Dinge, die weit zurückliegen und im Grunde durch sind, weil man auf Vergangenes keinen Einfl uss mehr hat. Es ist Gras darüber gewachsen. Die Sa-che, die Sie ihm mit zunehmender Vehe-menz vorwerfen, ist vorbei, wodurch er sich besonders schlecht und hilfl os fühlt. Entschuldigungen sollten Sie auf keinen Fall annehmen, auch wenn es manchmal schwer fallen sollte.

Seien Sie nachtragend, bis der Arzt kommt! Konfl iktreiche Altware ist deshalb wie al-ter Rotwein: je älter, desto besser.

6. TRETEN SIE IHREM GEGNER ZU NAHTreten Sie Ihrem Feind unaufgefordert zu nah, das wirkt manchmal Wunder. Und wenn Sie Glück haben, fühlt sich Ihr Geg-ner bedroht und weicht zurück – ein si-cheres Zeichen dafür, dass Sie dabei sind, sich einen entscheidenden Vorteil zu ver-schaff en. Hält er Ihnen stand, wissen Sie, dass Ihr Feindniveau ebenbürtig ist.

7. DRÜCKEN SIE DIE ENTSCHEIDENDEN KNÖPFEÜberschreiten Sie die emotionale und psy-chische Schmerzgrenze Ihres Gegners. Ignorieren Sie konsequent die weißen Fahnen, die Ihnen signalisieren sollen, dass Ihr Kampfpartner eine Pause benö-tigt oder sogar den Ring verlassen möchte. Und fallen Sie nicht auf Friedensangebote herein wie „Sie haben recht, es stimmt, was Sie sagen“.Hier ist Ihre Standfestigkeit gefordert. Das steigert die Hilfl osigkeit Ihres Geg-ners oder der Konfl ikt eskaliert. Bleiben Sie hart und drücken Sie diese Knöpfe, die Ihren Feind aus der Fassung bringen. Je häufi ger Sie also erfolgreich denselben Vorwurf machen, dasselbe unterstellen oder kritisieren, desto größer ist meist die Wirkung.

8. MACHEN SIE DEN ANDEREN FÜR DIE ESKALATION VERANTWORTLICHVor allem wenn Ihr Sparringspartner beim Fight an der Gürtellinie Friedensan-gebote unterbreitet, ist es von Vorteil, ihm die Schuld für die Verschärfung der Lage zu geben. Das ist zwar ungerecht, für Sie aber ein unschätzbarer Vorteil. Vielleicht haben Sie Glück und können Schuldge-fühle in ihm auslösen. Und dass es ihm nicht gelingt, den Kampf mit Einlenken zu beenden, verstärkt das noch. Wer viel Dreck beseitigen möchte, hat wahrscheinlich eine ganze Menge da-von am Stecken. Und das ist Ihre Chance, nutzen Sie sie!

WAS NUN? Am Ende werden Sie entwe-der ein entnervtes, hilfl oses und fast um Frieden bettelndes Opfer vor sich haben oder einen starken Feind, mit dem Sie auf höchstem Niveau kämpfen können. ◀ HELMUT KRAFT

„Nur wer Feinde hat, ist so lebendig

wie ein Fisch im Wasser.“

Helmut Kraft

Der unorthodoxe Managementtrainer.

Helmut Kraft war Personal-entwickler, Lehrer, Theo-loge, Musiker, Sportler und Animateur.

Heute ist er Management-trainer und -coach. Mit dem Buch „Fische ha-

ben Feinde, Fischstäbchen nicht“ hat er auf humorvolle Weise völlig unorthodoxe, para-doxe und unerwartete Überlegensstrategien fürs Büro entwickelt: zur Verbesserung des persönlichen Feindhandicaps.

„Fische haben Feinde, Fischstäbchen nicht“, von Helmut Kraft, Redline Verlag, 17,95 €

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Smarter Stromfresser

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Alle Zeichen stehen auf Elektro. Problem: die zu schwachen Batterien und die zu hohen Kosten der Fahrzeuge. Nichtsdestotrotz wagt der norwegische Hersteller Th ink nun den Schritt auf den italienischen Markt. Ein Praxistest von Südtirol Panorama.

Um mit dem Think nicht ohne Strom liegen zu bleiben, hieß es für

Verena Pliger verschiedene Steckdosen

ausprobieren

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Mit einer Länge von nur 3,15 Metern ist der Think das perfekte Auto für die Innenstadt und

dort vor allem für kleine Parklücken

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Klein, öko, langsam – ein heißer Feger sieht anders aus. Es ist 12 Uhr mittags, ich habe mein erstes

Date. Eigentlich viel zu früh für ein Date. Ich bin nervös. Da steht er vor mir: 3,15 Meter lang, Öko-„Bemalung“ und große Glubschaugen. Oh Gott! Das soll er sein? Th ink, so sein Name. Ich denke mir: Muss Öko denn immer auch – mit Verlaub – nach Öko aussehen? Mal wieder ertappe ich mich dabei, nur nach Äußerlichkeiten zu urteilen. Ja ja, ich weiß: Um etwas be-

urteilen zu können, sollte man nicht nur die Hülle betrachten, sondern immer auch den Kern. Nur wer das ganze Paket gründ-lich untersucht, kann auch ein objektives Urteil abgeben. Denn nichts ist schlimmer als unbegründete Vorurteile. Na dann los – auf zum Test! Ich starte meine erste Fahrt in einem Elektroauto.

THINK ELECTRIC. Kaum zu glauben, dass das Elektroauto Th ink seit dem Jahre 1999 produziert wird. Ich muss zugeben: Es

war mir bis heute völlig unbekannt. Kein Wunder: In Italien steht das E-Auto erst seit kurzem zum Verkauf. Erst mal ein-gestiegen, glaube ich mich in einem her-kömmlichen Fahrzeug. Oder besser ge-sagt in einer Light-Version des Smart – ebenso wie der kleine Deutsche besitzt der kleine Norweger nur zwei Sitze. Dafür trumpft er mit einem größeren Gepäckab-teil auf. Die Innenausstattung ist gar nicht so schlecht – mit einem konventionell an-getriebenen Fahrzeug durchaus vergleich-

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THINK – 100 Prozent elektrisch

Motor: Dreiphasen AsynchronmotorLeistung: 34 kW/46 PSAntrieb: FrontBatterie: ZEBRA-SodiumBeschleunigung 0-50 km/h: 6,5 secHöchstgeschwindigkeit: 110 km/hReichweite: 160 kmLadezeit 0-100 Prozent: 10 StundenLadezeit 0-80 Prozent: 7,5 StundenGewicht: 1.038 kg

Preis: ab 43.000 Euro

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„Das Gefühl ist sexy: Ich fl itze und schlängle mich durch enge Gassen und schnappe mir auch kleinste Parkplätze“

Verena Pliger

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bar. Auch wenn ich mir bei einem Preis von 43.000 Euro mehr erwartetet hätte. Obwohl die Einrichtung recht simpel ge-halten ist, befi ndet sich alles dort, wo es hingehört: Lenkrad, Radio, elektrische Fensterheber und Automatikgetriebe. Al-les beim Alten! Mein Blick schweift über die robust anmu-tende Armaturentafel: kein Drehzahlmes-ser, keine Tankanzeige. Nichts von beidem ist vorhanden. Stattdessen eine Anzeige für die verbleibende Akkuleistung – wie wichtig die mir sein würde, war mir zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst.

THINK ECONOMIC. Die Fahrt kann be-ginnen – aber alles bleibt still! Ich drehe den Schlüssel in die Ausgangsposition zu-rück, versuche es noch einmal. Nichts, der Motor will einfach nicht starten! Kein Ge-räusch zu vernehmen. Ich versuche es mit dem Gaspedal, und siehe da: Der Th ink setzt sich in Bewegung. Der Motor läuft , wenn auch völlig geräuschlos. Den Wähl-hebel auf D – los geht’s, raus aus der Indus-triezone, rein in die Bozner City.Der Th ink besitzt zwei Antriebsmodi: Drive und Economy (D und E am Wähl-hebel). Der Economy-Modus arbeitet betont wirtschaft lich und sorgt für einen möglichst geringen Stromverbrauch. Der Drive-Modus ist im Vergleich dazu der herkömmliche Antriebsmodus, wobei hier das beste Verhältnis zwischen Kraft und Sparsamkeit gesucht wird. Beeindruckend ist sowohl im Drive- als auch im Economy-Modus die Beschleu-nigung dieses elektrischen Runners. Dank der stufenlosen Automatik zieht der Th ink ruckfrei und ohne Zugkraft unterbrechung nach vorn und erreicht schon nach 6,5 Sekunden die 50 km/h-Marke. Ein guter Wert! Nicht zu vergessen: Der 1.038 Ki-logramm schwere Th ink muss mit 46 PS auskommen. Für meine Spritztour durch

die Bozner Stadt reicht diese Leistung aber völlig aus. Ich muss schon sagen, das Gefühl ist sexy: Ich fl itze und schlängle mich durch enge Gassen und schnappe mir auch kleinste Parkplätze. Der beste Beweis, dass dieses Elektroauto nicht nur gut fürs grüne Gewissen ist, sondern auch mit praktischer Wendigkeit – er hat einen Wendekreisradius von gerade mal 4,5 Me-tern – und kompaktem Aufb au begeistert. Einziger Nachteil: Da der Th ink sehr leise ist, nehmen mich die Fußgänger und Rad-fahrer nicht wahr – besondere Vorsicht ist also gefragt.

THINK FAST. Die City ist das Hauptein-satzgebiet des Th ink – dort hat er sei-

ne Klasse bereits bewiesen. Jetzt wollen wir uns auf fremdes Terrain begeben: auf die Schnellstraße Mebo. Wird der kleine Th ink etwa zum Porsche-Jäger? Nein, das wird er natürlich nicht. Aber mit einer ge-testeten Höchstgeschwindigkeit von 115 km/h schafft er es immerhin auf die Über-holspur.

THINK ADVENTUROUS. Doch der Spaß auf der linken Spur wird teuer. Wieder in Bozen angekommen, befi ndet sich die An-zeigenadel der Akkuleistung in dunklen Tiefen. Und das nach 80 Kilometern. Kein Problem, schließlich gibt es doch überall Steckdosen. Das Abenteuer „Auto aufl a-den“ kann beginnen! Ein Abenteuer im wahrsten Sinne des Wortes! Die Akkus fast leer, möchte ich den Th ink in die Tiefga-rage der Redaktion parken. Prompt ste-he ich vor dem ersten großen Problem! Die Garage ist besetzt, ein fi eser Diesel hat sich dort einquartiert. Nichts wie raus mit dem, mein Winzling braucht dringend Futter, das heißt Strom. Ich hole mir die Ladekabel aus dem Koff erraum des E-Au-tos, stecke ein Ende ins Auto, das andere in die Steckdose der Garage. Also dann: Strom marsch! Nichts passiert. Wie es aussieht, habe ich die Rechnung ohne das mitgeliefer-te Messgerät gemacht! Dieses zeigt näm-lich: zu wenig Spannung. Was mir Unwis-senden verborgen blieb: Ältere Steckdosen haben zu wenig Spannung und deshalb kann das „Betanken“ des Elektroautos zu einem schwierigen Unterfangen werden.

Da bleibt nur eine Lösung: Der benachbar-te Autoelektriker. Ganz frech bitte ich ihn um zehn Stunden Strom und verspreche, den Wagen am nächsten Morgen wieder vollgetankt abzuholen. Ohne seine Hilfe wäre ich glatt liegen geblieben. ◀ VERENA PLIGER

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Was darf es sein, Herr Eisath?Südtirol Panorama hat den Anlagenbauer Othmar Eisath zu Tisch gebeten. Ein Gespräch mit dem Geschäft sführer von Doppelmayr Italia über den Kampf um Marktanteile in Italien, regionenüber-greifende Millionenprojekte und warum er bei seiner Frau auf dem Rennrad das Nachsehen hat.

Das Restaurant Miil gehört zum Wein-gut Kränzel von Franz Graf Pfeil

Ein Konzern mit Weltformat.

Doppelmayr Italia ist Teil des familienge-führten Weltkonzerns Doppelmayr in Vor-arlberg. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2009/2010 erzielte das weltweit operieren-de Mutterhaus mit 2.608 Mitarbeitern einen Gesamtumsatz von 603 Millionen Euro. Nach einem Umsatzrückgang von 9,4 Prozent im Geschäftsjahr zuvor hat sich die Auftrags-lage damit wieder stabilisiert. In die Scheinwerfer der Medien ist Doppel-mayr aber auch immer wieder wegen eines Streits in der Familie Doppelmayr geraten. Das Verhältnis von Artur Doppelmayr zu sei-nem Sohn Michael, der ihm als Vorstands-vorsitzender nachfolgte, ist seit mehreren Jahren getrübt. Ausgangspunkt für den Zwist war die Fusion mit der Schweizer Firma Ga-raventa.

Er ist einer, der sich nicht kümmert um das Urteil anderer. Einer, der seinen Weg geht, unbeirrt dessen,

was andere sagen. Einer, der sich selbst nicht gerne ins Rampenlicht rückt. Der Publicity genauso wenig sucht wie In-terviews, Fotografen und PR in eigener Sache. Othmar Eisath ist kein typischer Manager. Keiner von der Sorte, der mit elegantem Anzug, gestreift er Krawatte oder polierter Aktentaschen ein Restau-rant betritt. Othmar Eisath erscheint mit Dandy-Hut. Farblich passend zum dun-kelblauen Mantel und seinen dunkelbrau-nen Schuhen. Ein Stil mit Klasse. Der Eggentaler bleibt gerne der Mann im Hintergrund, der Millionenverträge an Land zieht, ohne die PR-Trommel zu rühren. Sein Metier ist die Wintersport-technologie, sein Arbeitgeber: Doppel-mayr Italia. Die Tochter der weltweiten Nummer eins im Bereich Aufstiegsanla-gen. Im Geschäft sjahr 2009/2010 hat die Gruppe, die 2.600 Mitarbeiter beschäft igt, rund 120 Seilbahnanlagen installiert. Das ergibt einen Jahresumsatz von 603 Mil-lionen Euro. Damit spielt das Vorarlber-ger Familienunternehmen mit 60 Prozent Marktanteil international die erste Gei-ge. In Italien dagegen ist Doppelmayr Italia mit 40 Prozent Marktanteil bislang die Nummer zwei. Auf die Plätze verwiesen vom Sterzinger Konkurrenzunternehmen Leitner AG. 60 Prozent des Marktes hat das Unternehmen von Michl Seeber in seiner Hand.

ZU GAST IN EINER ALTEN MÜHLE. Es ist Mittwoch, halb eins. Wir sitzen in der Miil in Tscherms, der Doppelmayr-Geschäft s-führer selbst hat das Restaurant für das Südtirol Panorama-Tischgespräch vorge-

schlagen. Es ist ein Restaurant, das zu Ei-sath passt: Es macht keinen großen Wir-bel um sich, überzeugt mit Qualität und Erfolg. Othmar Eisath hat ein Faible für das Res-taurant. Für das Einfache mit seiner gro-ßen Wirkung. Für die authentische Küche, die Chefk och Othmar Raich in dieser ehe-maligen alten Mühle serviert. Das vielfach als Geheimtipp gehandelte Restaurant ge-hört zum Weingut Kränzel, einer „kunst-vollen, aber nicht künstlichen Erlebnis-welt“ im Besitz des Grafen Franz Pfeil. Die Umgebung ist geprägt von Terrassen und Wasserfl ächen, Zypressen und Lärchen. Kunst und Genuss fi nden hier inmitten eines zwei Hektar großen Labyrinthgar-tens ihre ganz ureigene Symbiose.

VON AGAMATIC ZU DOPPELMAYR. Othmar Eisath ist ein Mann der schnel-len, der präzisen Entscheidungen – und zwar nicht nur im Job. „Ich nehme den Zitrusfrüchterisotto mit Garnelen, den wollte ich schon immer probieren. Als Hauptspeise den Branzino, allerdings ohne Peperonifond. Dazu ein Glas Weiß-wein.“

Entscheidungen musste Eisath die ver-gangenen 30 Jahre viele treff en. Und im-mer ging es darum, das Geschäft mit den Seilbahnen und Lift anlagen nach vorne zu bringen. Seit 30 Jahren ist der gelern-te Maschinenbauingenieur im Geschäft , seit 30 Jahren beim selben Unternehmen, seit 20 Jahren als Geschäft sführer. Ledig-lich der Namen seines Arbeitgebers hat sich im Verlauf der letzten drei Jahrzehnte verändert. Was als Ein-Mann-Unterneh-men Agamatic begann, gegründet Anfang der 80er Jahre von der Südtiroler Firma Hölzl sowie dem österreichischen Kon-

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AuthentischHier trifft man Othmar Eisath: im Restaurant „Miil“ in TschermsFo

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Othmar Eisath ist seit 30 Jahren Ge-schäftsführer in ein und demselben Unternehmen. Lediglich der Namen seines Arbeitgebers hat sich im Laufe der Jahrzehnte verändert: Aus Agamatic wurde Doppelmayr Italia

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Ein Gespräch bei Tisch über die Kunst der Mitarbeiterführung: „Unsere Mitarbeiter

sollen sich als Teil eines Ganzen fühlen, sie sollen wissen, wo wir stehen und wohin wir

wollen“, so der Bauingenieur Othmar Eisath

Als Vorspeise wählt der Eggentaler einen Zitrusfrüchterisotto mit Garnelen

Als Hauptspeise einen Branzino mit Früh-lingslauch, Kapern und einem Melanzane-

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zern Doppelmayr, heißt nunmehr seit knapp zehn Jahren Doppelmayr Italia.

EIN CHEF AUF AUGENHÖHE. Heute be-schäft igt Doppelmayr Italia 120 Mitar-beiter. Eine schlanke Struktur, wie Eisath beim Tischgespräch betont. „Ich darf be-haupten, ein sehr gutes Betriebsklima zu haben.“ Auf die Frage, warum er dies so selbstbewusst behaupten könne, antwortet er wiederum ganz selbstbewusst: „Wir hat-ten die vergangenen Jahre eine sehr nied-rige Fluktuationsrate. Das hat sicher auch damit zu tun, dass wir mit einer sehr inter-essanten Materie arbeiten und fl ache Hier-archien haben. Bei uns ist jeder per Du.“ Das Du bietet Eisath seinen Mitarbeitern an, um Niveaus abzubauen, jeder soll sich einem ähnlichen Niveau angehörig, jeder dem Team und damit dem Erfolg des Un-ternehmens zugehörig fühlen. Alle zwei bis drei Monate beruft Eisath eine Ver-sammlung ein, wo er vor versammelter Mannschaft Vorhaben, Projekte und Zah-len präsentiert. „Unsere Mitarbeiter sollen sich als Teil eines Ganzen fühlen, sie sol-len wissen, wo wir stehen und wohin wir wollen“, erklärt Eisath. Wertschätzung al-lein reiche aber durchaus nicht. „Wir sind der Überzeugung, dass unsere Mitarbei-ter auch leistungsgerecht und gut entlohnt werden müssen.“

ENTSPANNTES MUTTER-TOCHTER-VER-HÄLTNIS. Doppelmayr Italia kümmert sich von Lana aus ausschließlich um den italienischen Markt, 10 bis 15 Prozent aller Produkte werden direkt hier in Lana pro-duziert. „Während wir uns hier vor allem auf Spezialanfertigungen konzen trieren, werden am Hauptsitz in Vorarlberg alle Serienprodukte entwickelt und produ-ziert. Der redegewandte Geschäft sführer selbst hält sich durchschnittlich zwei Mal im Monat in Vorarlberg auf, um sich mit dem Mutterhaus abzusprechen „Dort be-raten wir über künft ige Strategien, aber auch, wie wir die einzelnen Auft räge mög-lichst schnell und rationell abwickeln kön-nen. Es ist noch nie vorgekommen, dass wir einen Auft rag nicht fristgerecht gelie-fert haben. Selbst unser jüngstes Projekt, die neue Pendelbahn auf Meran 2000, die mitunter zu den schwierigsten Projekten zählte, konnte termingerecht in Betrieb gehen. Sie transportiert seit Dezember mit zwei Kabinen bis zu 850 Personen pro Stunde und ist ein durchschlagender Erfolg“, erzählt Eisath.

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NEUES STANDBEIN BOOMT. Die Kern-kompetenz in Italien sind zweifelsohne die seilgezogenen Systeme, sie machen noch immer 80 Prozent des Umsatzes aus. Spe-zialisiert hat man sich hier aber auf die Materialtransporte, genannt Doppelmayr Transport Tecnology, kurz DTT. Noch macht dieses Standbein zehn Prozent des Umsatzes aus. Für Eisath hat diese innova-tive Technologie aber durchaus das Poten-tial, in den kommenden Jahren auf 30 bis 40 Prozent anzusteigen. Konkret handelt es sich hierbei um eine Kombination aus der bewährten Seilbahntechnologie und der herkömmlichen Förderbandtechnik. „Eines unserer Prestigeobjekte haben wir 2008 auf der Insel Simberi in Papua Neu-guinea realisiert. Mit unserem sogenann-ten RopeCon System transportieren wir goldhaltiges Erz von der Mine im Lan-desinneren bis zur Verhüttung am Hafen. Die Transportstrecke verläuft durch den tropischen Regenwald und zerklüft etes Gelände. Eine herkömmliche Förderan-lage hätte hier keine Chance“, erzählt Oth-mar Eisath und nimmt noch eine Gabel Zitrusfrüchterisotto in seinen Mund.

Dieses innovative System, so erzählt er, könnte auch optimal beim Bau des BBT eingesetzt werden. Vor allem um den Bau-schutt abzutransportieren. So wie in Ja-maika etwa, wo seit 2007 rund 1.200 Ton-nen Bauxit pro Stunde vom Abbaugebiet am Mt. Olyphant über eine Strecke von 3,4 Kilometern und einen Höhenunter-schied von 470 Metern zur Weiterverar-beitung ins Tal transportiert werden. „In Zeiten, in denen Unternehmen Transport-lösungen fordern, die sowohl kostengüns-tig in Betrieb und Wartung als auch um-weltverträglich sind, ist es uns gelungen, eine Marktnische zu besetzen. Wobei die Vorteile auf der Hand liegen: minimale Staub- und Geräuschentwicklung, geringe Betriebs- und Wartungskosten sowie er-höhte Sicherheit“, erklärt der Eggentaler.

ITALIENGESCHÄFT ZURÜCKGEGAN-GEN. 48 Millionen Euro, so hoch fi el der Umsatz von Doppelmayr Italia im Ge-schäft sjahr 2009 aus. Eisath selbst spricht von einem Marktwert von 100 Millionen Euro, wobei der Marktwert zwischen 2002 und 2007 noch doppelt so hoch war. Vor allem die Olympischen Winterspiele in Turin sowie die Weltmeisterschaft en in Bormio sorgten in diesen goldenen Jah-ren für satte Auft ragsbücher. „In Italien

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sind die Auft räge die letzten Jahre stark zurückgegangen. Heute investieren nur noch wenige Regionen in Aufstiegsanla-gen. Warum? Weil keine Beiträge fl ießen. Das heißt, sobald Beiträge fl ießen, wie etwa in Aosta, wird auch gebaut. Damit sind wir Anlagenbauer natürlichen Um-satzschwankungen ausgesetzt“, erzählt der Geschäft sführer.

REGIONENÜBERGREIFENDE MILLIO-NENPROJEKTE. Während das Mutter-haus in Vorarlberg aktuell vor allem mit interessanten Projekten im Bereich urba-ner Transportsysteme – unter anderen in Doha, Caracas oder Oakland – auf sich aufmerksam macht, blickt Eisath voller Enthusiasmus in die Provinz Udine. Dort soll in den kommenden Tagen über ein revolutionäres Projekt entschieden wer-den. Mit rund acht Kilometern wäre es eine der längsten Seilbahnen der Welt. Eingesetzt werden soll die von Doppel-mayr patentierte 3S-Technologie, mit der eine Seilbahn selbst große Entfernungen ohne Stützen überwinden kann. 85 Mil-lionen Euro, so hoch ist die Investitions-summe für das Jahrhundertprojekt. Es soll den Bahnhof von Pontebba mit Nassfeld in Kärnten verbinden. Im Moment wird das regionenübergreifende Projekt von einer Expertenkommission evaluiert. Nachdem alle off enen Fragen geklärt sind, erwartet man aber grünes Licht. Derweil erhielt Doppelmayr Italia den Zuschlag für ein weiteres regionenüber-greifendes Millionenprojekt: Eine 2-Sek-tionen-Seilbahn, die den italienischen Wintersportort Courmayeur mit dem französischen Luxusskiort Chamonix ver-binden soll – direkt über den Mont Blanc. Dieser Auft rag ist mit 106 Millionen Euro der bisher größte in der Firmengeschichte der Doppelmayr Italia. Einsetzen möchte der Anlagenbauer dieselbe Technik, wie sie sich bereits von Malcesine auf den Monte Baldo bewährt hat: Rotierende Ka-binen, die sich während der Fahrt einmal um die eigene Achse drehen – für einen herrlichen Panoramarundblick auf den Mont Blanc.

EIN LEBEN NACH PLAN. Während der Eggentaler die letzten Bissen seines Bran-zino verzehrt, gibt er einen Einblick in sein Privatleben. „Von Montag bis Frei-tag widme ich mich voll und ganz Dop-

pelmayr, samstags versuche ich meinen Hobbies nachzugehen – sofern die Arbeit es erlaubt – und der Sonntag gehört mei-ner Familie. Meine Frau und ich sind be-geisterte Freizeitsportler, im Winter sind wir viel mit den Skiern unterwegs, im Sommer mit dem Rennrad. Wobei mei-ne Frau wesentlich mehr Biss und Kondi-tion hat als ich. Mit dem Rennrad von Eg-gen zum Gardasee und wieder zurück ist für sie nichts Außergewöhnliches“, erzählt der Vater von zwei Söhnen schmunzelnd.

Die Macht allein sei für ihn nicht erstre-benswert, vielmehr gehe es ihm darum, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen berufl ichem Erfolg, Familie und Hobby zu fi nden. Wobei seine Freizeit genauso streng strukturiert wird wie sein unter-nehmerischer Alltag, wo im Fünfj ahres-plan gedacht wird. „Ich hasse nichts mehr, als am Sonntagmorgen aufzustehen und nicht zu wissen, was der Tag bringen soll. Deshalb möchte ich ein Wochenende im-mer bereits einige Tage vorher planen.“

Pläne für die Zukunft hat Eisath noch einige. „Früher oder später muss es uns einfach gelingen, mit den Seilbahnen wie-der einen Quantensprung zu machen, wie bei der Einführung der kuppelbaren An-lagen. Wer Eisath kennt, weiß, dass er so schnell nicht aufgeben wird. Die Innovation, das ist sein Steckenpferd. Kaum ein anderes Südtiroler Unternehmen investiert so stark in diesen Bereich. „Es ist ein sehr schwieriges Th ema, denn innovativ ist ein Projekt erst dann, wenn es auch erfolg-reich am Markt etabliert ist. Und meistens ist dies nur bei einem von zehn Projekten der Fall“, so Eisath.

DCC-ERFOLG LÄSST AUF SICH WARTEN. Die Nachfrage des Kellners nach einem Dessert lehnt der Eggentaler dankend ab. Er esse nie einen Nachtisch. Viel lieber spricht er noch kurz über ein Th ema, das ihn immer „wurme“: den ausbleibenden Durchbruch der DCC, also des urbanen Transportsystems. Bei Doppelmayr Cable Car genannt. „Wir haben das System be-reits seit 1988 im Angebot, aber es hat sich nicht so entwickelt wie anfangs erhofft . Bis heute macht dieses Geschäft sfeld nur zehn Prozent unseres Umsatzes aus. Aus diesem Grund würde ich mich freuen, wenn die Überetscher Bahn realisiert würde. Auch wenn Leitner den Auft rag bekommt. Es wäre ein Aufschwung für die gesamte Branche und würde die urbanen Trans-portsysteme endlich etablieren.“ Eisath ist Unternehmer. Er weiß genau: Erst wenn das System von der Bevölke-rung akzeptiert wird, steigen auch die Um-sätze. Und er weiß auch: In bestimmten Situationen ist man nur gemeinsam stark – selbst wenn es sich dabei um den stärks-ten Konkurrenten handelt. ◀ VERENA PLIGER

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Kunst und Genuss fi nden im Weingut Kränzel mit seinem zwei Hektar großen Labyrinthgarten eine ganze ureigene Symbiose

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KOLUMNE

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02003 2009

Schwellenländer*

Entwickelte Länder**

MAX OTTE ist einer der

wenigen, der die Finanz-

krise vorausgesehen hat.

Der als Crash-Prophet

bekannte Professor

managt einen Anlage-

fonds und ist Gründer

der Privatinvestor

Verwaltungs AG.

IM HERBST 2008 drohte die Welt in den Abgrund zu stürzen. Banken und Finanz-institute wurden reihenweise zahlungsunfähig, und auch die noch solventen Institute liehen sich untereinander kein Geld mehr, aus Angst, es nicht zurückzubekommen.

Die Lehmann-Pleite war dabei nur der Aus-löser. Fast drei Jahrzehnte lang waren sämt-liche Regeln auf den Kapitalmärkten verwäs-sert oder ganz abgeschafft worden, so dass am Ende eine hemmungslose Spekulationswirt-schaft herrschte. Dabei waren diese Regeln ge-rade nach der Katastrophe von 1929 eingeführt worden, um eine Wiederholung zu vermeiden. Nach und nach vergaß man die Lehren aus dem Großen Crash und der Depression. Nach 1980 konnten Banken und Finanzdienstleister ihre Geschäft e oft mit haft endem Eigenkapital von weniger als einem Prozent betreiben. Je-den normalen Unternehmer und Handwerker würde man bei so wenig Eigenkapital als ver-antwortungslos ansehen, den Banken gestat-tete man es über allerlei Tricks.

Auch mehr als zwei Jahre nach dem Aus-bruch der Krise hat die Politik kaum Schritte eingeleitet, die hemmungslose Spekulations-wirtschaft einzudämmen. Die Finanzbran-che schreibt sich ihre Regeln selber, indem sie über ihre Lobbyisten in Brüssel, London oder Washington die Gesetzgebungsverfahren di-rekt beeinfl usst und jede sinnvolle Gesetzge-bung verwässert.

Den Totalabsturz haben wir verhindert, indem die Staaten im Herbst 2008 gigantische Ban-kenrettungs- und Konjunkturprogramme ge-startet haben – auf Kosten der Bürger. Auch in Griechenland und Irland haben wir nicht

„den Euro“ gerettet, sondern wieder die Ban-ken. Im Falle von Staatsumschuldungen wä-ren die Banken nämlich für das Ergebnis ih-rer Fehlspekulationen teilweise verantwortlich gewesen.

Nun bahnt sich nach der Bankenkrise eine Kri-se der Staatsschulden an, und zwar nicht nur in Griechenland, Irland, Portugal und Spani-en, sondern auch in Japan und vor allem den USA. Die Staatsverschuldung in Italien ist zwar hoch, dafür weisen die Unternehmen oft mals solide Bilanzen auf und es gab keine Immobi-lienblase. Japan hat Staatsschulden von über 200 Prozent seiner Wirtschaft sleistung. Bis-lang sparen die Japaner sehr viel, und der Staat kann sich für 1,4 Prozent bei der eigenen Be-völkerung verschulden. Wenn aber aufgrund der Alterung weniger gespart wird, ist in Japan die Katastrophe vorprogrammiert.

Mit einem laufenden Staatsdefi zit von 11 Pro-zent und einem Immobiliensektor, der sich mittlerweile in der Zwangsverwaltung befi n-det, weist Amerika derzeit Züge von Staatswirt-schaft auf. Eine wirkliche Gesundung der US-Wirtschaft , bei der die Industrieproduktion mittlerweile unter 10 Prozent der Wirtschaft s-leistung ausmacht, ist nicht abzusehen.

Hier liegen Risiken, die auch Europa beein-trächtigen können, viel mehr als Griechenland, Irland und vielleicht Portugal und Spanien das tun. Nach der Krise ist vor der Krise. Davon können Sie ausgehen.

___Anmerkung: Beim nächsten Mal lesen Sie an dieser Stelle, wie Sie Ihre Ersparnisse durch die Krise bringen.

Nach der Krise – vor der Krise?Die Regierungen der Welt haben den Totalabsturz verhindert. Die Macht der Finanzoligarchie haben sie nicht beschnitten.

NOTENBANKBILANZEN & DEVISENRESERVEN

* Devisenreserven der wichtigsten Schwellenländer**Bilanzsumme der Notenbanken in den entwickelten Ländern

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RiesenDer amerikanische Aktienmarkt zieht wieder an und die Chancen für eine ansehnliche Gewinnent-wicklung steigen. Aber wo lohnt es sich zu investieren? In Small Cap, Mid Cap und Large Cap? Also in kleine, in mittlere oder in große Unternehmen? Eine Übersicht über Chancen und Risiken.

Der amerikanische Aktienmarkt hat sich zuletzt den Weg nach oben freigekämpft – das lässt auf

ein freundliches Börsenjahr hoff en. Die US-Börsen konnten ihre Jahresendrallye fortsetzen und schlossen auf Jahreshöchst-ständen und damit dem höchstem Niveau seit der Lehman-Pleite im September 2008. Laut Einschätzung der Fondsge-sellschaft Pioneer Investments wird die amerikanische Wirtschaft im laufenden Jahr um mehr als drei Prozent zulegen. Die Gründe liegen im Anstieg des priva-ten Konsums und an der Tatsache, dass es den Privathaushalten in den vergangenen Monaten gelungen ist, ihre Schuldenlast deutlich zu reduzieren. Hinzu kämen wie-der steigende Einkommen.

Damit steigt natürlich auch wieder die At-traktivität von Aktien. Aber wo lohnt es sich zu investieren? In Small Caps, Mid Caps und Large Caps? Also in kleine, in mittlere oder in große Unternehmen? In der Medienberichterstattung neh-men die Titel großer und bekannter Un-ternehmen den größten Platz ein. Ob Großbanken, IT-Kolosse oder Pharma-konzerne, ihre Entwicklung an der Bör-se ist omnipräsent. Dagegen führen die kleineren Aktiengesellschaft en ein Schat-tendasein. Für manche Analysten völlig zu Unrecht. So hat eine wissenschaft liche Un-tersuchung von Ibbotson Associates erst kürzlich gezeigt, dass Small Caps im Zeit-raum von 1925 bis 2005 eine durchschnitt-liche jährliche Rendite von 12,6 Prozent

erzielten, während Large Caps rund zwei Prozentpunkte weniger abwarfen. Inves-titionen in Unternehmen mit niedriger Marktkapitalisierung, den sogenannten Small Caps, brachten Anlegern in der Ver-gangenheit also meistens höhere Rendi-ten als der Kauf von Large Caps. Selbst im Krisenjahr 2009 schnitten die Kleinen besser ab als die Großen. Der Stoxx Euro-pe Small 200 Index legte um insgesamt 49 Prozent zu. Die Großkonzerne im Stoxx Europe Large 200 Index brachten es dage-gen nur auf ein Plus von 25 Prozent. Die Gründe für dieses bessere Abschneiden liegen nach Ansicht von Analysten darin, dass sich kleinere und mittlere Unterneh-men oft noch in einem Wachstumsstadi-um befi nden und erst dabei sind, ihren

Jetzt kommen die

Papiere von Siemens sind 2010 kontinu-ierlich gestiegen – zuletzt auf über 90 €

Nach einem Tief im Herbst hat sich die Kaffeehauskette Starbucks wieder erholt

Goldman Sachs hat Walt Disney auf die Americas Conviction Buy List gesetzt

Siemens Starbucks Walt Disney

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GELD & FINANZEN

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Große Unternehmen wie Coca Cola zeichnen sich durch ihre hohe Marktkapitalisierung aus – das macht sie für Anleger interessant

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KOMMENTARVON THOMAS AMONN

Markt zu erobern. Dieses Wachstum schlägt sich entsprechend in stärker stei-genden Gewinnen und Kursen nieder. Zu-dem könnten kleinere Firmen gegenüber Large-Cap-Unternehmen schneller auf Marktveränderungen reagieren. Gleich-zeitig unterliegen diese Nebenwerte ganz anderen Risiken als Large Caps. Sie sind weniger liquide und haben eine höhere Volatilität. Beide Faktoren steigern damit das Risiko von Kleinaktien. Südtirol Pan-orama hat Matthias Bank, Professor für Banken und Finanzen an der Universität Innsbruck, über Chancen und Risiken großer Aktienunternehmen befragt.

SÜDTIROL PANORAMA: Die Chancen stehen gut, dass Large Caps, also Groß-konzerne, ihre Kursgewinne in den kom-menden Jahren steigern könnten. Was macht diese Large Caps so besonders?

PROF. MATTHIAS BANK: Aktien dieser Großunternehmen bieten dem Anleger relative Sicherheit. Diese Konzerne ha-ben aufgrund ihrer Größe eine Firmen-struktur, die breit aufgestellt ist. Die se interne Diversifi zierung bringt vor allem in Krisenzeiten besondere Vorteile mit sich: Bricht ein Geschäft sfeld weg, wird es von den anderen Geschäft sfeldern kompensiert. Diese Flexibilität haben kleinere Unternehmen, also Small Caps, nicht. Deshalb bevorzugen Investoren gerade in Krisenzeiten sogenannte Lar-ge Caps.

Man teilt börsennotierte Unternehmen ja in Large Caps, Small Caps und Mid Caps ein, um den Investoren einen Leit-faden für ihre Geldanlage zu geben. Warum braucht es diese Unterschei-dung?Die Unterteilung an der Börse fi ndet ja deshalb statt, damit der Anleger oder Investor auf den ersten Blick erkennt, ob er in ein großes, mittleres oder kleines börsennotiertes Unternehmen inves-tiert. Die großen Unternehmen, also die Large Caps, zeichnen sich dadurch aus, dass sie die größte Marktkapitalisierung haben, meistens werden sie in einem In-dex zusammengefasst, wie in Deutsch-land dem Dax 30. Im Grunde sind es all jene Unternehmen, die rund 50 Prozent der Marktkapitalisierung eines Landes ausmachen. In der Praxis sind es Fir-men, deren Mindestkapitalisierung grö-

ßer als eine Milliarde Euro ist. Wo-bei ein Large Cap in den USA natürlich sehr viel größer als einer in Italien oder Deutschland ist. Insofern hängt die Grö-ße auch immer von der Größe und der Wirtschaft des jeweiligen Landes ab.

Kann man eine Zahl nennen, wie viele Unternehmen als Large Caps bezeich-net werden können?Ich schätze, dass in den USA sicher zwi-schen 300 und 500 Unternehmen als solche bezeichnet werden können. In Deutschland und Italien werden es je-weils rund 30 Unternehmen sein. Welt-weit also schätze ich, vor allem wenn ich die aufstrebenden Schwellenländer da-zuzähle, erreichen wir zwischen 1.500 und 2.000 Large Caps.

Sind die umsatzstärksten Unternehmen denn auch die größten Large Caps?Nicht unbedingt, denn das Cap bezieht sich auf die Marktkapitalisierung. Aus meiner Sicht zählen im Moment Apple, Microsoft und Google zu den größten Large Caps. Sehr gut im Rennen ist auf-grund der hohen Rohstoff preise aber si-cher auch der US-amerikanische Mine-ralölkonzern Exxon Mobil Corporation. Aber auch Weltkonzerne wie Coca Cola, Johnson&Johnson, IBM, Siemens oder Daimler sind gut dabei.

Was haben Large Caps denn gegenüber Small Caps zu bieten?Die hohe Marktkapitalisierung der Lar-ge Caps hat gleich mehrere Vorteile: Über ein großes Unternehmen gibt es in der Öff entlichkeit einfach mehr In-formationen als über ein kleineres Un-ternehmen. Das liegt ganz einfach dar-an, dass ein solches Unternehmen mehr Aufmerksamkeit generiert, weil es mehr Kunden und Lieferanten und mehr An-leger hat, die an der Börse in diese Fir-ma investieren. Ein Anleger wird also nicht so schnell von irgendwelchen In-formationen überrascht, die andere An-leger durch Insiderwissen bereits hatten. Small Caps dagegen haben wesentlich mehr Informationsasymmetrien. Das heißt, es kommt häufi ger vor, dass ge-wisse Investoren mehr Informationen über das Unternehmen haben als ande-re. Dieses Ungleichgewicht ist bei den Large Caps wesentlich geringer, deshalb ist auch die Bewertung und damit der Preis besser, effi zienter und fairer.

Achtung ZinsenIn Frankfurt läuten die Alarmsirenen: Im Ja-nuar 2011 verzeich-nete die Infl ationsrate der Eurozone im Jah-resvergleich einen An-stieg von 2,4 Prozent. Sollte sich diese Teue-rung in den kommen-den Monaten bestäti-gen, wäre die von der

EZB angestrebte Preisstabilität gefährdet, die 2 Prozent als jährliche Obergrenze ansetzt. Dem-entsprechend wandte sich EZB-Präsident Jean-Claude Juncker bereits an die Öff entlichkeit, um die Bereitschaft zu Leitzinserhöhungen anzu-kündigen. Kommentatoren reagierten entsetzt. Beweisen die Währungshüter in Frankfurt wieder einmal ihre von der Deutschen Bundesbank geerbte Infl ationsobsession, indem sie trotz drama-tischer Finanzkrise und Rezession vor nur zwei Jahren und ungeachtet der Schuldenkrise in Griechenland, Irland, Portugal, Spanien schon wieder an der Zinsschraube drehen wollen? Dabei hatte sich die EZB ohnehin restriktiver als ihre Kollegen in den USA, Großbritannien und Japan verhalten, die die Leitzinsen bis an die Nulllinie herabdrückten, während sich die Eurozone nur bis auf 1 Prozent herabwagte. Die Kritiker liegen falsch. Das Wirtschaft s-wachstum der Eurozone ist nach überstande-nem Einbruch zwar nicht überwältigend, aber dennoch besser als selbst von den meisten Op-timisten erwartet: 2010 dürft e das BIP um 1,5 Prozent gestiegen sein, wahrscheinlich sogar etwas mehr; 2011 wird das Wachstum in der-selben Größenordnung liegen. Aussagekräft ige Indikatoren wie der Einkaufsmanager-Index deuten auf eine eher stärkere Wirtschaft sdyna-mik hin. Es besteht also kein Grund, weshalb das Doping negativer Realzinsen – Leitzinsen unter der Infl ationsrate – weiterhin beibehal-ten werden müsste. Eine Anhebung der Leit-zinsen auf 2 Prozent im Jahresverlauf wäre also durchaus vertretbar: Man kann nicht zugleich gesund sein wollen und Medikamente nehmen wie ein Kranker.Nun sind die Konjunkturdaten der Eurozone aber Durchschnittswerte: Während das deut-sche BIP 2010 um phänomenale 3,6 Prozent expandierte, zogen Austeritätsmaßnahmen in der europäischen Peripherie Stagnation bis Re-zession nach sich. Also könnte Deutschland höhere Leitzinsen gut gebrauchen, während sie für die Schwachen in der Eurozone einen zusätzlichen Nackenschlag bedeuten? Dieser Einwand ist zwar korrekt, aber er betrifft die Konstruktion der Eurozone überhaupt: Um langfristig zu funktionieren, obliegt es den Na-tionalregierungen – durch Transferzahlungen zwischen den einzelnen Mitgliedsländern –, Ungleichgewichte zu kompensieren. Die Zins-politik der EZB ist dafür kein passendes In-strument.

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Südtirol Panorama Februar | 2011 43

GELD & FINANZEN

Large Caps sind also tendenziell weni-ger riskant, kann man dann überhaupt gute Gewinne erzielen?Sie sind deshalb weniger riskant, weil sie aufgrund ihrer Diversifi zierung, ih-rer Internationalität und ihres höheren Cashfl ows eine niedrigere Volatilität aufweisen.

Profi tieren Large Caps vom Wachstum in den Schwellenländern?Ich würde es nicht verallgemeinern, aber natürlich können Großunter-nehmen leichter vom Aufschwung in den Emerging Markets profi tieren. Kleineren Unternehmen fehlt meist die Infrastruktur, dort zu agieren, es fehlen die Spezialisten und damit die Diversi-fi kation der Mitarbeiter. Größere Struk-

turen können auf solche Entwicklungen sehr viel leichter eingehen.

Bieten Large Caps in der Krise einen besseren Schutz als kleinere Werte? Von Schutz würde ich in diesem Zu-sammenhang nicht sprechen, denn auch sehr viele Large Caps haben in der Krise verloren. Denken wir nur an den Dax, der mehr als 40 Prozent verloren hat. Da große Firmen aber eine geringere Vola-tilität haben, ist auch das Risikoniveau geringer. Selbst Investoren, die sehr gut informiert sind, können schnell auf die falsche Fährte geführt werden.

Im Moment haben die Large Caps an den Weltbörsen ein Kurs-Gewinn-Ver-hältnis von 9,5. Was heißt das für die Anleger?Bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 9,5 sind die erwarteten Gewinne relativ hoch zum jetzigen Kurs. Im Markt aber wird immer eine längerfristige Perspek-tive angelegt, das heißt, der Markt er-wartet, dass die Gewinne nicht auf dem hohen Niveau bleiben. Das heißt, dass das Gewinnverhältnis in Zukunft eher zurückgehen könnte.

Sowohl der US-Dollar als auch der Euro sind immer noch eher schwach. Wie wirkt sich das auf die Large Caps aus – wer profi tiert von den schwachen Wäh-rungen?Sowohl die europäischen als auch die US-amerikanischen Großkonzerne kön-nen durch ihre schwache Währung Marktanteile gewinnen, da sie günstiger verkaufen können. Eine eher schwache Währung hilft immer, Produkte im Aus-land kurzfristig besser zu verkaufen. Im Moment sind wir in Europa und in den USA in einer Pattsituation, der Euro ist nicht so schwach wie ihn alle reden und auch der Dollar ist nicht so schwach wie in alle reden. Ich würde keinen gravie-renden Unterschied in der Ausgangssi-tuation sehen.

Wir haben bisher von Small Caps und Large Caps gesprochen, es gibt aber auch Large Caps, also mittlere Unter-nehmen. Welche Vorteile haben sie ge-genüber Mid Caps?Tendentiell erzielen Mid Caps eine eher höhere Rendite als Large Caps, dafür ist aber auch das Risiko entsprechend hö-her. Wenn wir davon ausgehen, dass die

Die US-Börsen hatten Ende 2010 das höchste Niveau seit der Lehman-Pleite

Preise gerade eher fair bewertet sind, dann gibt es im Moment aber keinen systematischen Vorteil oder Nachteil von Large Caps gegenüber Mid Caps. Einen Vorteil gibt es dagegen bei den Handelskosten, also den Transaktions-kosten an der Börse, diese sind bei den Large Caps sicher am geringsten. Je grö-ßer das Unternehmen, je höher die Marktkapitalisierung, desto besser in den meisten Fällen die Liquidität, desto niedriger die Transaktionskosten an der Börse. Bei den Large Caps sind die Kos-ten also deshalb so niedrig, weil sie die beste Informationslage haben und Anle-ger nicht so schnell von irgendwelchen Informationen überrascht werden kön-nen. Bei großen Unternehmen liegen eben sehr viele Informationen off en auf dem Tisch, weil darüber in den Medien laufend berichtet wird. Bei kleinen Un-ternehmen ist das nicht immer so, dort gelangen oft keine weiteren Informati-onen – außer solchen, die sowieso von Gesetzes wegen veröff entlicht werden müssen – nach außen.

Wie lange sollten Large Caps denn ge-halten werden? Die letzten Jahre und Jahrzehnte ist die Umschlagshäufi gkeit nach oben gegan-gen und damit ist die durchschnittliche Haltedauer zurückgegangen. Im Schnitt kommen wir in den USA im Moment auf eine Haltedauer unter einem Jahr. Es spricht aber gleichzeitig nichts dagegen, Large Caps auch über einen Zeitraum von fünf Jahren und mehr zu halten. Die Frage lautet immer, in welcher Situati-on sich ein Investor befi ndet. Wenn er Informationen hat, die andere nicht ha-ben, dann sollte er versuchen, diese In-formationen auszunutzen. Wenn er aber ein Investor ist, der weiß, dass er nichts weiß – und das sind die meisten – dann kann ich ihm nur raten, sich ein gut di-versifi ziertes Portfolio zu kaufen, wo un-bedingt Large Caps vertreten sein soll-ten. ◀ INTERVIEW: VERENA PLIGER

Matthias Bank ist Professor für Banken und Finanzen an der Fakultät für Betriebs-wirtschaft der Universität Innsbruck

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„Apple, Microsoft und Google sind

aktuell die größten Large Caps…“

Prof. Matthias Bank

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BRANCHENREPORT FINANZINDUSTRIE

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Längst hatten die dramatischen Fol-gen der Krise die Politiker zusam-mengeschweißt. Seit sie im April

2009 in London den Rahmen für die Neuordnung der Finanzwelt abgesteckt haben, glaubte man, einer weiteren Kri-se den Nährboden genommen zu haben: „Kein Produkt und kein Akteur des Fi-nanzmarkts soll künft ig mehr unreguliert oder unbeaufsichtigt sein“, hieß es im Ab-schlusskommuniqué des Gipfeltreff ens. Die Banken müssen künft ig mehr Eigen-kapital einbehalten und einen größeren Teil von Verbriefungen – also Krediten, die in Wertpapiere verpackt wurden – in den eigenen Büchern halten.

REGULIERUNG DER BANKEN. US-Präsi-dent Barack Obama wollte dann vor ziem-lich genau einem Jahr noch einen Schritt weitergehen. Sein Vorschlag, eine Banken-steuer auf das Fremdkapital der Banken einzusetzen, hatte weltweit für Aufruhr gesorgt und Befürworter auf seine Seite gezogen. Zur Kassa gebeten sollten nicht alle Finanzinstitute werden. Nur die ganz großen sollen nach Obamas Vorschlag 0,15 Prozent der Bilanzsumme pro Jahr an Steuern abgeben. Schließlich musste er sich beugen: Ende Juni strichen die De-mokraten die umstrittene Steuer für große Finanzinstitute in Höhe von insgesamt 18

Milliarden Dollar – auch wenn Obama weltweit für seinen Vorschlag Unterstüt-zung erhielt. Die Südtiroler Banken hät-te die Regulierung nicht betroff en, denn keine der Südtiroler Banken kann Vermö-genswerte von mehr als 50 Milliarden Dol-lar aufweisen, erst dann nämlich hätte die Steuer gegriff en.

RÜCKSCHLAG IN DAVOS. Beim Weltwirt-schaft sforum in Davos nun der nächste Rückschlag. Während führende Politiker und Banker, wie der deutsche Finanzmi-nister Wolfgang Schäuble oder der Chef der britischen Bank Barclays Bob Dia-mond, bekräft igen, dass sich die Lage spürbar beruhigt habe und das Schlimms-

te überstanden sei, hat eine neue Studie der Managementberatung Oliver Wyman die Köpfe der Wirtschaft s- und Politbosse erzittern lassen. Aus der Studie geht hervor, dass die nächs-te Finanzkrise bereits in Sicht sei. Neben Spekulationsblasen auf den Rohstoff -märkten und der Gefahr, die von der en-ormen Staatsverschuldung ausgehe, sei es vor allem der Schattenbanksektor, der Probleme bereiten könnte. Unter Schat-tenbanken versteht man Finanzinstitute, die vergleichsweise wenig reguliert sind: Geldmarktfonds, Zweckgesellschaft en und vor allem Private-Equity-Firmen und die umstrittenen Hedgefonds. Allein in den USA belaufen sich nach An-gaben der US-Notenbank die Verbindlich-keiten der Schattenbanken auf 15,3 Billi-onen Dollar – was in etwa der gesamten Staatsverschuldung der USA entspricht. Im traditionellen Bankensektor sind es im Vergleich nur 12,9 Billionen Dollar. Unterstrichen wurde die Warnung von Gary Cohn, dem Präsidenten der US-Investmentbank Goldman Sachs: „Die größte Gefahr für die Finanzstabilität ist die Verschiebung der Risiken aus dem kon trollierten Bankensektor in die kaum regulierten Schattenbanken.“ Dabei hat auch die Vorzeige-Investmentbank Gold-man Sachs tiefe Einschnitte hinnehmen

Südtirols Bankenreport

Während die internationale Finanzwelt darüber diskutiert, ob die Banken über- oder unterregu-liert sind, ächzen Südtirols Banken immer noch über die Folgen der Wirtschaft skrise. Ein Über-blick, wen es besonders hart getroff en hat und wo Südtirols Banken heute stehen.

„Es gibt kaum eine Bank, die

aufgrund der Ereignisse keine Kapitalerhöhung

benötigte…“Josef Prader

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BRANCHENREPORT FINANZINDUSTRIE

Südtirol Panorama Februar | 2011 45

2. 3.1.

müssen. Einen Gewinneinbruch um 53 Prozent im vierten Quartal 2010 musste Goldman-Chef Lloyd Blankfein dem Ka-pitalmarkt gestehen.

GEWINNE DER BANKEN SCHRUMPFEN. Während die internationale Finanzwelt darüber diskutiert, ob die Banken über- oder unterreguliert sind, ächzen Südtirols Banken immer noch über die Folgen der Wirtschaft skrise. Wobei ihnen vor allem die niedrigen Zinssätze, knappen Zins-margen, geringere Provisionserträge und die Kreditausfälle zu schaff en machen. „Noch nie in der Geschichte der Nach-kriegszeit gab es dermaßen hohe Kredi-tausfälle. Die Gewinne der Bankinstitute sind ausnahmslos in hohen Millionenbe-trägen geschrumpft , und zwar wohl vor allem wegen der Kreditrisiken. Es gibt kaum eine Bank, die aufgrund der Ereig-nisse keine Kapitalerhöhung benötigte.“,

meint Josef Prader von der Privatbank Prader Bank. Ein Blick auf die Bilanzen des Geschäft s-jahres 2009 macht deutlich, dass es die Südtiroler Banken wesentlich härter ge-troff en hat als vielfach hausintern verlaut-bart wurde. Über Jahre waren die Banken ein kräft iges Wachstum gewohnt, jetzt ha-ben plötzlich nicht nur ihre Geschäft svo-lumina abgenommen, sondern auch ihre Gewinne. Teilweise sogar in einem alar-mierenden Maße. So hat der Reingewinn der Raiff eisenkassen um wahnsinnige 60 Prozent abgenommen. Allein die Raiff -eisenkasse Überetsch hat einen Verlust von 12,3 Millionen Euro hinnehmen müs-sen. Und hätte die Raiff eisen-Landesbank nicht ihren Gewinn stark steigern kön-nen, wäre der Gewinnrückgang noch dra-matischer ausgefallen. Paul Gasser, Gene-raldirektor des Raiff eisenverbandes, führt die sinkenden Gewinne auf die niedrigen

Zinsen zurück – mit den niedrigen Zinsen würden nicht nur die Gewinne schrump-fen, sondern auch die Rentabilität. Mit ein Grund für die schrumpfenden Gewinne sind aber auch die zunehmenden Wertbe-richtigungen, die bei manchen Raiff eisen-kassen aufgrund von Kreditausfällen vor-genommen werden mussten. Insgesamt sind die Gewinne der heimischen Banken, wie die Südtiroler Wirtschaft szeitung im September 2010 berichtete, um 50 Milli-onen Euro geschrumpft . Damit haben die Südtiroler Banken keineswegs grandios besser abgeschnitten als die italienischen Banken, die laut italienischem Bankenver-band ABI 2009 mit einem durchschnitt-lichen Gewinnverlust von 45 Prozent ab-geschlossen haben.

SEHR VERHALTENE AUSSICHTEN. Auch wenn das Geschäft sjahr 2010 mittlerweile abgeschlossen ist, will man sich darüber

Südtiroler Sparkasse

Die Ratingagentur Moody’s hat 2010 für die Südtiroler Sparkasse das Rating A2 für die mittel- und langfristigen Einlagen bestätigt und den Ausblick von negativ auf stabil ver-bessert. „Damit sind wir eine der wenigen Banken in Italien, die von Moody’s nicht her-abgestuft worden ist“, so Norbert Plattner, Präsident der Südtiroler Sparkasse. Gleichzeitig spürt auch die Südtiroler Spar-kasse die Auswirkungen der Finanzkrise, 2009 ist der Gewinn auf 15,7 Millionen zu-rückgegangen, das sind 10,8 Millionen Euro weniger als noch im Jahr zuvor. Negativ auf das Ergebnis ausgewirkt habe sich laut Ge-neraldirektor Peter Schedl insbesondere die Einlagenseite, wo sich die Refi nanzierungs-kosten der Banken substantiell verteuert ha-ben. Ob der Gewinn auch 2010 rückläufi g ist, darüber hält sich Schedl noch bedeckt. Er betont aber: „Die 2009 eingeleitete Konsoli-dierungsphase zeigt erste Früchte. So konnte trotz unvermindert schwieriger Rahmenbe-dingungen das operative Ergebnis leicht ver-bessert werden und wieder eine angemes-sene Stabilität erreicht werden.” Die Gesamteinlagen haben um 1,3 Prozent abgenommen und belaufen sich auf 10,34 Milliarden Euro. In den 119 Geschäftsstellen werden 1.386 Mitarbeiter beschäftigt. 2011 sollen in den Provinzen Vicenza und Treviso zwei neue Geschäftsstellen dazukommen.

Südtiroler Volksbank

Als Genossenschaftsbank steht die Süd-tiroler Volksbank im Eigentum von 14.194 Mitgliedern und 4.202 Aktionären. 1.118 Mitarbeiter beschäftigt das zweitgrößte Fi-nanzinstitut des Landes, das Filialnetz er-streckt sich auf 133 Niederlassungen, davon sind allein 63 in Südtirol. Ende September hat vor allem eine Nachricht für Aufregung gesorgt: Der bisherige Präsident Hansjörg Bergmeister hat seinen Rücktritt bekannt gegeben, als Nachfolger wurde der 43-jäh-rige Tourismusunternehmer Otmar Micha-eler ernannt. Die Wirtschaftskrise hat auch bei der Südti-roler Volksbank ihre Spuren hinterlassen. Be-reits 2009 ging der Reingewinn um 18,7 Pro-zent auf 26,2 Millionen Euro zurück. Für das Geschäftsjahr 2010 rechnet die Volksbank mit einem weiteren Rückgang. „Dieses Er-gebnis widerspiegelt vor allem die schwache Zinsentwicklung, den starken Druck auf die Zinsmarge und die Verschlechterung der Kreditqualität”, erklären die Verantwort-lichen. 2009 hat die Südtiroler Volksbank, die gerade dabei ist, ihren Verwaltungssitz in der Schlachthofstraße umzubauen, 10,6 Mil-liarden Euro verwaltet. Diese Summe habe sich 2010 leicht erhöht. Zuwächse hat es auch bei den Ausleihungen, etwa bei den Darlehen für den Hausbau oder Wohnungs-kauf, und den indirekten Einlagen gegeben.

Banca di Trento e Bolzano

Zusammen mit der Südtiroler Sparkasse, der Südtiroler Volksbank und der lokalen Raiffei senkassen teilt sich die Banca di Tren-to e Bolzano (BTB) rund 90 Prozent des Südtiroler Finanzmarkts. Neuer Generaldirektor der BTB ist seit An-fang des Jahres Nicola Calabrò, der auf Ro-berto Dal Mas folgt. Letzterer hatte erst im Herbst 2009 die Leitung der Bank übernom-men. Die Bank für Trient und Bozen hat die Wirtschaftskrise im vergangenen Geschäfts-jahr 2009 besonders stark gespürt. Allein der Reingewinn hat sich von 2008 auf 2009 um fast 50 Prozent reduziert, von 10,9 auf 5,6 Millionen Euro. Dafür hat sich das Kre-ditgeschäft positiv entwickelt. 6,6 Prozent mehr Kredite wurden 2009 vergeben, also insgesamt 2,7 Milliarden Euro. Die Bank für Trient und Bozen hat derzeit 104 Filialen, davon 44 in Südtirol, und gehört zur italienischen Bankengruppe Intesa Sanpao-lo. Im ersten Halbjahr 2010 musste die Bank neuerdings einen Verlust von 0,2 Millionen Euro hinnehmen, während die BTB-Mutter Intesa Sanpaolo ihren Gewinn auf eine Milli-arde Euro verdoppeln konnte. Warum dieser so hoch ausfi el, lässt sich laut Konzern damit begründen, dass die Bank einen Einmaler-lös von rund 650 Millionen Euro aus dem Verkauf des Wertpapiergeschäfts an die US-Bank State Street erzielen konnte.

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BRANCHENREPORT FINANZINDUSTRIE

46 Südtirol Panorama Februar | 2011

6.5.4.

Für das Ranking wurde eine Auswahl der größten Retail- und Privatbanken herangezogen, die ihren Rechtssitz in Südtirol ha-ben. Die Raiffeisenkasse Bruneck steht stellvertretend für die 49 Raiffeisenkassen. Die Daten beziehen sich auf das Jahr 2009

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Raiffeisen Landesbank

Insgesamt sind die Gewinne der Raiffei-senkassen im Geschäftsjahr 2009 deutlich stärker zurückgegangen als etwa jene der Südtiroler Sparkasse oder der Südtiroler Volksbank. Der Reingewinn der 49 Raiffei-senkassen belief sich 2009 auf 29,5 Millio-nen Euro, ein Jahr zuvor waren es noch 74 Millionen Euro. Einziger Lichtstrahl war die Raiffeisen Lan-desbank Südtirol, also das zentrale Bank-institut sowie der Dienstleister, Produkt-entwickler und Produktanbieter der 49 Südtiroler Raiffeisenkassen. Ausgerechnet im Krisenjahr 2009 hat die Bank das beste Ergebnis ihrer 37-jährigen Geschichte erzielt. 2009 konnte die Landesbank ihren Reinge-winn auf rund 12 Millionen Euro steigern. 2008 waren es noch rund 4,5 Millionen Euro. Präsident Michael Grüner führt dies vor allem auf die Zuwächse im Kreditgeschäft zurück. Zum Jahresende 2009 wurden 949 Millionen Euro an Krediten vergeben. Die notleidenden Kredite machen dabei nur 1,01 Prozent aus, das ist mehr als die Hälfte des Südtiroler Durchschnitts. Das Kreditvolu-men der Raiffeisen Landesbank Südtirol ist in den Geschäftsjahren 2008 und 2009 um insgesamt etwa 30 Prozent gewachsen. Vor allem durch die Einnahmen aus dem Ver-mittlungs- und Provisionsgeschäft für die 49 Raiffeisenkassen.

Raiffeisenkasse Bruneck

Die Raiffeisenkasse Bruneck ist eine genos-senschaftliche Lokalbank mit 12 Geschäfts-stellen. Hervorgegangen ist sie 1973 aus der Fusion von drei kleinen Dorf-Raiffeisenkas-sen. Mittlerweile ist es die größte Raiffei-senkasse Südtirols. Trotz der Wirtschaftskri-se kann sie im Geschäftsjahr 2009 sowohl auf ein starkes Wachstum der Einlagen als auch der Ausleihungen verweisen. Die ge-samten für Kunden verwalteten Geldmittel haben 2009 insgesamt 829 Millionen Euro betragen, das ist ein Plus von 8,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zugenommen ha-ben 2009 mit 564 Millionen Euro auch die Kredite an Kunden, das entspricht einem Zuwachs von 4,2 Prozent. Innerhalb der Raiffeisen-Gruppe hat die Bank mit Sitz in Bruneck mit am besten abgeschlossen. Während fünf Raiffeisenkas-sen, darunter jene im Eisacktal und jene im Überetsch, sogar rote Zahlen geschrieben haben, kann die Raiffeisenkasse Bruneck im-mer noch einen Gewinn von 4,4 Millionen Euro vorweisen. Allerdings hat auch das Vo-lumen der notleidenden Forderungen deut-lich zugenommen. Das Volumen lag zum Jahresende 2009 bei neun Millionen Euro. Die Raiffeisenkasse Bruneck hat 3.251 Mit-glieder und beschäftigt 110 Mitarbeiter. Das Eigenkapital hat sich im Geschäftsjahr 2009 auf 136,9 Millionen Euro erhöht.

Hypo Tirol Bank Italien

Seit 2009 ist die Hypo Tirol Bank Italien eine Vollbank, die sich auf Investmentbera-tung, Immobilienfi nanzierung und Immobi-lienleasing konzentriert. Über 100 Mitarbei-ter betreuen in Bozen, Meran, Brixen, Trient und Verona mehr als 2.000 Kunden. 2009 wurden Vorwürfe laut, die Regionalbank hätte 160 Millionen Euro an ausfallgefähr-deten Forderungen plus 100 Millionen an überfälligen Krediten. Der bisherige Italien-Chef Franz Josef Mayrhofer wurde daraufhin abgesetzt und Luca Passero als Nachfolger bestimmt. Heute korrigiert die Geschäfts-leitung die genannten Zahlen nach. „Nach einer fundierten Risikoanalyse wurden in den beiden vergangenen Jahren umfangreiche Risikovorsorgen aufgebaut. Ein großer Teil dieser Positionen ist zudem hypothekarisch sichergestellt.” 2008 hatte die Hypo Tirol Bank Italien noch einen Gewinn von 802.006 Euro erwirtschaftet, 2009 dagegen musste die Bank mit einem Verlust von 1,75 Millio-nen Euro schließen. Zurückzuführen ist die-ser Verlust laut Konzernleitung nicht nur auf die Finanzkrise, sondern auch auf die Um-wandlung als Vollbank nach italienischem Recht. Dieser Konsolidierungsprozess hat die Kosten natürlich erhöht. Auch 2010 rechnet man mit einem negativen Betriebsergebnis, beeinfl usst vor allem durch Wertberichtigungen im Kreditbereich.

DIE BILANZEN 2009 DER SÜDTIROLER FINANZINSTITUTE IM VERGLEICH

Finanzinstitut Bilanzsumme Kredite an Kunden Kundeneinlagen EigenkapitalGewinn des

Geschäftsjahres

Südtiroler Sparkasse 8.225,4 Mio € 6.461,6 Mio € 5.498,9 Mio € 447,5 Mio € 15,7 Mio €

Südtiroler Volksbank 5.189,7 Mio € 4.438,1 Mio € 3.730,5 Mio € 509,3 Mio € 26,2 Mio €

Banca di Trento e Bolzano 3.020,1 Mio € 2.738 Mio € 1.544,6 Mio € 166,7 Mio € 5,6 Mio €

Raiffeisen Landesbank 1.760,6 Mio € 949,2 Mio € 1.049,2 Mio € 181 Mio € 12,1 Mio €

Hypo Tirol BankItalien 1.318,2 Mio € 1.289,7 Mio € 83 Mio € 61,4 Mio € -1,8 Mio €

Raiffeisenkasse Bruneck 821,6 Mio € 563,9 Mio € 612,1 Mio € 136,9 Mio € 4,4 Mio €

AlpenBank 226,1 Mio € – 1.083 Mio € 14.645 Mio € 0,2 Mio €

Prader Bank 75,3 Mio € 25,7 Mio € 50,4 Mio € 20,8 Mio € -1,6 Mio €

Südtirol Bank 71,5 Mio € 8,2 Mio € 48,7 Mio € 16,5 Mio € 0,1 Mio €

Page 47: Südtirol Panorama - Februar 2011

BRANCHENREPORT FINANZINDUSTRIE

Südtirol Panorama Februar | 2011 47

8. 9.7.

nur sehr verhalten äußern. Die Raiff ei-senkasse Landesbank verweist etwa dar-auf, dass man Details erst bei der Landes-versammlung im April verkünden werde. Die Südtiroler Sparkasse, dafür bekannt, als erstes Geldinstitut seine Geschäft s-zahlen veröff entlicht zu haben, hat die-se Tradition auch in diesem Jahr fortge-setzt: Pünktlich Mitte Januar zeigte sich Norbert Plattner, Präsident der Südtiroler Sparkasse, bei einer Pressekonferenz trotz eines weiteren schwierigen Jahres für den Bankensektor sehr zufrieden mit dem Er-gebnis 2010. Die Bank konnte bei den Ausleihungen zulegen, und der Gewinn werde sich auf dem Niveau des Vorjahres halten. Das wä-ren 17,4 Millionen Euro. Im Vergleich: 2008 lag der Gewinn noch bei 26,5 Millio-nen Euro, 2007 gar bei 41 Millionen Euro. Sorge bereiten dagegen nach wie vor die Sparkassen-Aktien, die auch 2010 wieder

an Wert verloren haben. Um zehn Prozent sind sie allein im Jahr 2010 in den Keller gerutscht, um 20 Prozent die vergangenen drei Jahre insgesamt. Deutlich zulegen konnte die Südtiroler Sparkasse bei den Ausleihungen, das Kre-ditvolumen stieg um 6,3 Prozent im Ver-gleich zum Vorjahr. Damit hat die Bank rund 7,3 Milliarden Euro verliehen, allein 150 Millionen Euro wurden Ende des Jah-res an das Land verliehen.

VON KREDITKLEMME KEINE SPUR? Für die Direktoren der Finanzinstitute nicht, für Verbände und Wirtschaft streibende dagegen schon. Immer wieder werden Stimmen laut, dass in den Jahren vor der Krise zu leichtfertig Kredite vergeben wur-den und in den aktuell schwierigen Zeiten der Geldhahn zugedreht wurde: Ein Kre-dit werde nur dann noch vergeben, wenn ein ausreichend hoher Eigenkapitalanteil

vorhanden sei. Die Banker haben dieses Vorurteil immer wieder dementiert, viel-mehr von einer „überlegten Kreditverga-be“ gesprochen. Jetzt bleibt die Frage, ob die Verbände und Unternehmen nur gejammert haben oder ob sich die Banken über die Eigenkapi-talvorgaben und die Risikoanalysen hin-weggesetzt haben. Denn wirft man einen Blick auf die Bilanzen der Banken im Ge-schäft sjahr 2009, so kann in der Tat keine Rede von einer Kreditklemme sein. Und das in Zeiten der neuen internationalen Eigenkapitalregeln, Basel III genannt, wo die Banken selbst eine höhere Eigenkapi-talquote vorweisen müssen. Wenn auch die Ausleihungen nicht mehr in diesem Maße wie vor der Krise zugenommen haben. Bei der Südtiroler Sparkasse etwa stieg das Kreditvolumen von 6,4 auf 7,3 Milliarden Euro. ◀ VERENA PLIGER

AlpenBank

Die AlpenBank betreut gehobene Privatkun-den. Auch wenn die Einstiegsbeträge nicht ausdrücklich festgelegt sind, geht es dabei doch um größere Investitionsbeträge. Da-mit liegt der Fokus der AlpenBank ganz klar auf dem Wertpapierbereich und der Vermö-gensbetreuung. Die AlpenBank hat seit dem Jahr 2000 eine Niederlassung in Bozen und ist zur einen Hälfte im Besitz der Raiffeisen Landesbank Tirol und zur anderen Hälfte im Besitz der Raiffeisen Landesbank Südtirol. Sie verwaltet zwischen Bozen und Innsbruck im Anlagebereich ein Kundengeschäftsvolu-men von rund einer Milliarde Euro. Seit Dezember 2010 ist der ehemalige Pens-plan-Direktor Michael Atzwanger zusammen mit Norbert Alber und Heinold Pider für den Ausbau des Private Banking verantwortlich. Mit dieser Verstärkung möchte man sich für den Ausbau der Geschäftstätigkeit vor allem im Trentino aber auch in Südtirol selbst vor-bereiten. Für die kommenden Jahre plant die AlpenBank auch eine Expansion in Nor-ditalien. Um für diese Ausweitung des Ge-schäftsfeldes gewappnet zu sein, plant man für 2011 ein neues Firmengebäude zu bezie-hen. Über das Geschäftsjahr 2010 möchte man sich noch nicht äußern, in den voran-gehenden beiden Geschäftsjahren hat die AlpenBank einen Gewinn von 0,2 Millionen Euro erzielt.

Prader Bank

Die Prader Bank hat ihr fünftes Geschäfts-jahr hinter sich. Als einzige Privatbank Südti-rols hat die Bank, die nach dem Gründer und geschäftsführenden Verwaltungsrat Josef Prader benannt ist, keine Filialen und keine Schalterhalle. Die Prader Bank betreut ihre Kunden in diskreten Beratungsräumen der beiden Kundencenter in Bozen und Trient. Zielklientel sind Unternehmer, Institutionen und wohlhabende Private. Auskünfte über die Anzahl der Kunden gibt die Bank keine. 2010 ist laut Josef Prader außergewöhnlich gut verlaufen. Er spricht von stark zweistelli-gen Zuwächsen. Bereits 2009 gab es Steige-rungen zum Vorjahr: Die Bilanzsumme stieg um 33 Prozent, das Geschäftsvolumen über 50 Prozent. Den Verlust von 1,6 Millionen Euro im Jahre 2009 rechtfertigt Josef Prader damit, dass sich die Bank in einer Aufbauphase befi ndet: „Wir hatten einen Neustart und haben uns von daher von Anfang an mit einer entspre-chenden Kapitaldecke ausgestattet.“ Wichtig ist ihm zu betonen, dass die Zahlen nicht das Ergebnis von Kreditausfällen oder sonstigen Fehlspekulationen sind. „Unsere Kunden ha-ben alle Kreditraten bezahlt, wir haben kei-ne Rückstände und Null Ausfälle – und das bei historisch tiefen Zinsen“, so Prader, der noch für 2012 eine Expansion in eine weitere norditalienische Provinz anstrebt.

Südtirol Bank

Die Südtirol Bank ist eng mit dem Namen ihres Gründers und Präsidenten Peter Mayr verbunden. 2008 hat er die Alpi Sim in die Südtirol Bank umgewandelt, eine Vollbank, die sich vor allem auf Private Banking kon-zentriert. Ende 2010 hat die Südtirol Bank insgesamt 780 Millionen Euro verwaltet und mehr als 8.000 Kunden betreut. 30 Mitarbei-ter sind am Hauptsitz in Bozen beschäftigt, weitere 200 Anlageberater arbeiten freibe-rufl ich. Bei der Kreditvergabe beschränkt sich die Südtirol Bank auf wertpapiergesi-cherte Kredite und auf einige wenige Hypo-thekarkredite. Die Südtirol Bank hat 48 Akti-onäre, wobei der Raiffeisenverband Salzburg mit 25 Prozent der Hauptaktionär ist. Vor einem Jahr hat die Südtirol Bank die Wertpapiervermittlungsgesellschaft „Lau-rin Capital Management SIM“ übernom-men. „Diese Operation hatte außerordent-liche Kosten zur Folge. Für 2010 erwarten wir uns deshalb dasselbe oder ein leicht ver-bessertes Resultat im Vergleich zu 2009“, erklärt Junior-Chef Benjamin Mayr. Erschwe-rend wirkt sich für die Südtirol Bank die im-mer größer werdende Belastung durch die formellen Aufl agen aus. „Diese zusätzlichen Kosten können von größeren Banken leich-ter getragen werden, deshalb versuchen wir, unsere Fixkosten so niedrig wie möglich zu halten“, so Mayr.

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48 Südtirol Panorama Februar | 2011

BRANCHENREPORT FINANZINDUSTRIE

Raus aus dem VersicherungsdschungelDer Versicherungsmarkt boomt und ist kaum noch überschaubar. Welcher Versicherungsschutz ist für ein Unternehmer unverzichtbar und welcher nur eine sinnlose Geldausgabe? Südtirol Panorama gibt einen Überblick, welche Absicherung wann und für wen wirklich sinnvoll ist. VON ARIANE LÖBERT

Haft pfl icht, Rechtsschutz, Ver-dienstausfall, Glasbruch, Dieb-stahl, Feuer... Ein Rundum-Sorg-

los-Versicherungspaket für den Betrieb ist beruhigend. Und teuer. Aber wel-

che Absicherung braucht der Freiberuf-ler oder der Kleinbetrieb wirklich? Und welche Versicherungen sind eigentlich überfl üssig oder zumindest verzichtbar?Es ist dies eine Frage, die sich nicht pau-

schal beantworten lässt. Eine sinnvolle Absicherung ist abhängig von der Art des Unternehmens und den aus der un-ternehmerischen Tätigkeit resultierenden Risiken sowie der Unternehmensgröße,

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Unternehmer werden mit Versicherungs-angeboten zugemüllt: wer sich opti-

mal absichern möchte, hat die Qual der Wahl

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Südtirol Panorama Februar | 2011 49

BRANCHENREPORT FINANZINDUSTRIE

dem Wert der Betriebsanlagen und –gü-ter, der Zahl der Beschäft igten und, und, und. Um den passenden Versicherungs-schutz zu fi nden, ist daher der Gang zu einem Versicherungsberater oder –bro-ker ratsam. Nur so lassen sich Bedarf und Angebot möglichst passgenau in Deckung bringen.

WIE GUT SIND BROKER WIRKLICH? Ein Broker ist nicht als Agent im Auft rag ei-ner oder mehrerer Versicherungen tätig, sondern sucht auf dem Markt nach den je-weils besten Lösungen für seine Kunden. Damit ist er unabhängig. Wer sämtliche Versicherungen bei ein und demselben Anbieter abschließt, bekommt zwar „al-les aus einer Hand“, aber nur selten auch in allen Bereichen die günstigsten Kondi-tionen. Der Bundesverband der Versiche-rungsberater in Deutschland hat ausge-rechnet, dass die Deutschen 20 Milliarden Euro jährlich sparen könnten, wenn sie ihr Versicherungsportfolio optimieren wür-den. Es ist davon auszugehen, dass diese Aussage in ähnlicher Form auch auf Ita-liener, Österreicher oder Schweizer zu-trifft . Aber nicht nur die Prämienhöhe ist entscheidend, sondern vor allem, dass die existenziellen Risiken abgedeckt sind. Und auch da hapert es: „Es werden häufi g die falschen Verträge abgeschlossen“, sagt Stefan Albers, Präsident des Bundesver-bandes der Versicherungsberater.

RISIKEN ANALYSIEREN. „Wir machen zuallererst immer eine Bedarfsanalyse direkt vor Ort im Unternehmen“, betont daher Gregor Stimpfl , Vizepräsident von Assiconsult, Südtirols ältestem Versiche-rungsbroker. Bei der Bedarfsanalyse werden folgende Fragen geklärt:

Freiberufler oder Kleinunternehmer? Handwerker oder Handelsunterneh-men oder Hotelier?Was muss, was soll, was kann versi-chert werden? Welche Schadensfälle würden die be-rufl iche Existenz gefährden und bei welchen Schäden könnten die fi nan-ziellen Folgen zur Not auch selbst ge-tragen werden?

Grundsätzlich gilt: Jedes Risiko, das die Existenz eines Unternehmens bedrohen könnte, sollte unbedingt versichert wer-den. Doch was für eine Firma wichtig ist, kann für eine andere mehr als entbehr-

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SÜDTIROL PANORAMA: Was gibt es aus Ihrer Sicht ganz grundsätzlich beim Abschluss von Versicherungen zu beachten?

WALTER ANDREAUS: Wichtig ist, dass man die größten Risiken zuerst absichert und für die kleineren eher anderweitig Rücklagen anlegt. Wir sprechen da immer vom „Gau-Prin-zip“. Die Frage lautet also: Welche Schäden kann ich selbst nicht decken und welche Risiken führen zu der-art enormen fi nanziellen Belastun-gen, dass sie meine Lebensplanung durcheinanderbringen?

Welche Versicherungen sind für ei-nen Unternehmer im privaten Be-reich empfehlenswert und auf wel-che kann man getrost verzichten?Die ganz großen Risiken, die eigent-lich jeder absichern sollte, sind: To-desfall, Krankheit und Haft pfl icht. Gerade für junge Menschen wäre au-ßerdem eine Berufsunfähigkeitsver-sicherung ratsam. Eine Diebstahl-versicherung für die Privatwohnung ist hingegen meist unsinnig, weil die Vorgaben der Versicherer, eine Woh-nung diebstahlsicher zu machen, sehr aufwändig und teuer sind. Ähn-liches gilt für eine Hausrat- oder Kaskoversicherung – sie sind nur bei wirklich wertvollem Mobiliar oder teuren Fahrzeugen ratsam. Die Frage lautet immer: Habe ich im Zweifels-fall das Geld, um einen Schaden zu

ersetzen oder kann ich mich im Not-fall auch mit einem weniger hoch-wertigen Ersatz begnügen?

Wo fi ndet man die günstigste Versi-cherung – beim Agenten, beim Bro-ker oder im Internet?Das kann man so pauschal nicht be-antworten. Auf dem Versicherungs-markt gibt es beinahe täglich et-was Neues. Man sollte in jedem Fall mehrere Angebote einholen und miteinander vergleichen und erst dann verhandeln. Nicht immer muss man gleich die Versicherung wech-seln, oft kann man mit einem güns-tigen Angebot in der Tasche bei der eigenen Versicherung bessere Kondi-tionen aushandeln.

Ist die billigste auch immer die bes-te Versicherung oder worauf kommt es sonst noch an?Ganz wichtig ist die Laufzeit der Ver-träge. Um fl exibel zu bleiben, sollte man nur Einjahresverträge abschlie-ßen und jährlich nachverhandeln. Auch sollte man sich den Inhalt des Vertrages genau anschauen und mit dem eigenen Bedarf abgleichen: Ist mir bei einer Unfallversicherung ein Tagegeld wichtiger als eine Absi-cherung gegen Invalidität? Ist auch die Berufsunfähigkeit (durch Unfall oder Krankheit) abgedeckt? Welche Versicherungssumme bietet die Haft -pfl ichtversicherung? ◀ INTERVIEW: ARIANE LÖBERT

„Nicht nur auf den Preis schauen“Bei der Wahl der richtigen Versicherung spielen viele Faktoren eine Rolle. Welche be-sonders, erklärt Walter Andreaus von der Verbraucherzentrale Südtirol im Interview.

Walter An-dreaus von der Verbrau-cherzentrale SüdtirolFo

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lich sein. Für den Betreiber eines Schot-terwerkes ist das Raub- und Einbruchdieb-stahl-Risiko vermutlich weit geringer als für einen Juwelier. Eine Transport-Versi-cherung ist für eine Firma mit hohem Ex-portanteil unentbehrlich, für einen Steuer-berater ist sie absolut überfl üssig.

In Südtirol liegen diese Versicherungen im Moment klar im Trend:

Hohe Nachfrage: Ganz vorne bei den Unternehmensversicherungen rangie-ren die verschiedenen Arten der Haft-pflicht- sowie Versicherungen gegen Feuer, Betriebsausfall und Diebstahl. Geringe Nachfrage: Als nachrangig wird hierzulande in vielen Fällen eine Versicherung gegen Sturm, Leitungs-wassereinbruch oder Glasbruch ange-sehen. Gar keine Nachfrage: Als völlig unnö-tig werden dagegen die Versicherung von preiswerten Kleinmaschinen (z. B. Handbohrer oder Fön) oder eine Kas-koversicherung für einen mehr als fünf Jahre alten Firmenwagen angesehen.

RISIKO UNTERVERSICHERUNG. Laut Alois Kaiser, Landesdirektor der Tiro-ler Versicherung, fi ndet man in Südtirol Falsch- oder Überversicherung fast ebenso häufi g wie Unterversicherung. Vor allem die fi nanziellen Folgen eines Be-triebsausfalles würden oft unterschätzt. „Wenn zum Beispiel ein Hotel nach einem Brand eine Saison lang wegen Re-novierungsarbeiten geschlossen bleibt und gleichzeitig ein Kredit abzuzahlen ist, dann ist meist die fi nanzielle Basis und damit der Fortbestand des Unternehmens akut gefährdet“, so Kaiser. Bei vielen Feuerversicherungen fehle au-ßerdem häufi g eine richtige Bewertung der Liegenschaft . Eine daraus resultieren-de Unterversicherung führt im Ernstfall dazu, dass die Versicherung nur einen Teil des Schadens übernimmt.

HAFTPFLICHT FÜR FREIBERUFLER. Be-rufskammern machen vor allem Freiberuf-lern klare Vorgaben für die Absicherung der mit der Berufsausübung verbunde-nen Risiken. Dabei steht die Berufs- und Betriebshaft pfl icht an erster Stelle. Egal,

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Für Gregor Stimpfl von Assiconsult ha-ben Freiberufl er andere Versicherungs-bedürfnisse als Kleinunternehmen

ob durch eine fehlerhaft e Beratung beim Wirtschaft sprüfer ein Vermögensschaden entstanden ist, ob ein ärztlicher Kunstfeh-ler vermutet wird oder jemand durch ein fehlerhaft es Produkt zu Schaden kommt – hier können sich die Forderungen von Geschädigten leicht auf mehre Millionen summieren und damit nicht nur die wirt-schaft liche Existenz gefährden.

„Die Höhe der Schadensforderungen in diesem Bereich ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen“, weiß Versicherungsbroker Stimpfl aus Erfah-rung. Und da zwei Drittel dieser Fälle bei Ge-richt landen würden, sei nicht nur eine ausreichende Deckung, sondern auch eine professionelle Schadensabwicklung durch den Versicherer entscheidend.

PRIVATE RISIKEN ABDECKEN. Ein Frei-berufl er oder Unternehmer ist im privaten Bereich den gleichen oder ähnlichen Ri-siken ausgesetzt wie ein Angestellter. Eine gute Absicherung ist hier oft sogar noch wichtiger, da sich zum Beispiel eine längere Erkrankung sofort auch auf das Unternehmen auswirkt. Verbraucherschützer geben Tipps, welche private Absicherungen für Unternehmer auch wirklich Sinn haben:

Sinnvolle PrivatversicherungenUnfallversicherungLebensversicherungKrankenzusatzversicherung PrivathaftpflichtversicherungWohngebäudeversicherung

Verzichtbare PrivatversicherungenReisegepäckversicherungen. Beim Reisegepäck wird der Schaden nur un-ter ganz bestimmten Voraussetzungen und mit engen Obergrenzen ersetzt.Altersvorsorge und Todesfallschutz sollten separat vorgenommen werden. Kapitallebensversicherungen Versicherungen für Brillen oder Zahnersatz sowie Handy- oder Fahr-adversicherungen Sterbegeldversicherungen

Aber egal für welche Versicherung man sich entscheidet, wesentlich ist im priva-ten wie im unternehmerischen Bereich, dass die Polizzen regelmäßig der aktuellen Lebens- und Unternehmenssituation an-gepasst werden. Walter Andreaus von der Verbraucher-zentrale Südtirol empfi ehlt fl exible Ver-träge und verweist auf seriöse Unterneh-mensversicherer, die ihren Kunden ein jährliches Update anbieten. ◀

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Alois Kaiser von der Tiroler Versiche-rung warnt vor Unterversicherung

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CLOUD IST NICHTGLEICH INTERNETIT-Produkte und -Dienstleistungen kom-men bereits seit längerem aus der „Da-tenwolke“: Webmail-und Firewall-Sys-teme und jede Form sozialer Netzwerke laufen übers Internet. Für den Privatge-brauch gibt es schon lange Speicherplatz im Netz, etwa für das Zwischenparken großer Bilddateien. Cloud Computing ist also keine Erfi ndung des Jahres 2010, sehr wohl aber der jüngste Trend für IT-Lösungen der verschiedensten Art im Un-

ternehmensbereich. Externe hochspezia-lisierte IT-Dienstleister übernehmen die Betreuung der ausgelagerten Rechner und Speicher, sind Hoster und Provider von Managed Services, bieten maßgeschnei-derte Online-Anwendungspakete in Mie-te an und verwalten sämtliche Daten des Betriebs in der „digitalen Wolke“. Der Zugriff darauf ist, auch dank Smart-phones, immer und überall und von meh-reren NutzerInnen gemeinsam möglich – der Weg hin zum mobilen Unterneh-men ist geebnet.

DER CLOUD-MARKT IN SÜDTIROLEs geht auch hierzulande zur Sache: Ange-bote und Vertriebswege sind teilweise aus-gebaut, internationale Partnerschaft en ge-festigt und das Geschäft wächst täglich. So bietet Datef AG einige der beschriebenen Leistungen bereits seit 2004 an. Die Bozner Firma stellt seit 2010 Anwendungen über ihre Cloud sogar eine Zeitlang kostenlos zum Testen an. Das Projekt beinhaltet eine Offi ce 2010 Vollversion, einen Cloud-Mail-account und Speicherkapazität für die ei-

IT aus der SteckdoseDie IT in Unternehmen steht vor dem Umbruch: Die Soft ware kommt künf-tig aus dem Web, der Speicherplatz aus virtualisierten Servern. Wer in Südti-rol bereits Daten aus der Cloud abruft und abspeichert, und was es bringt.

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genen Dokumente. Egon Steinkasserer ist der Technologie-Kopf des Bozner Unter-nehmens Würth Phoenix GmbH. Er stellt klar, dass Cloud Computing zwar nicht das Kerngeschäft darstellt, dass diese Th e-men bei vielen Kunden jedoch längst An-wendung gefunden haben. Der internati-onal agierende Soft waredienstleister hat sich auf individuelle Beratung für Cloud Szenarien spezialisiert, neben den Hos-ting-Standards für Leistungen rund um ERP auch für Kundenbeziehungsmanage-ment (CRM) und IT-Überwachung. Die Praxistauglichkeit der Cloud-Technolo-

gien erprobt derzeit auch die Bren-nercom AG. Hatte sich das Unter-nehmen in den ersten zehn Jahren auf den Bereich Telefonie, Internet und Datenverbindungen – also auf die Datenautobahnen gestürzt – so

baut es sein Angebot jüngst auf ver-schiedene Dienste im Informations-

und Telekommunikationsbereich aus (siehe Interview ab Seite 56). Das Kon-

zept heißt „Blue Sky“, benannt nach der Wolke, die ja bekanntlich am Himmel hängt. Die Brennercom will sich mit die-sem neuen Geschäft smodell als General-unternehmer platzieren, um Kunden eine noch weiter gefasste Dienstpalette anzu-bieten, von der Glasfaserkabelinfrastruk-tur und dem Serverhousing über individu-alisierte Soft warelösungen (ERP) bis hin zum „Full Managed Service“. Bisher sitzen die Kunden in der Region Trentino-Süd-tirol, einige aber auch schon in Mailand, Nordtirol und München, vom kleinen Stadtviertelgeschäft bis zum multinatio-nalen Großunternehmen.

DIE MÖGLICHKEITENDer Bereich ist bei allen befragten An-bietern im raschen Aufb au begriff en, da die Nachfrage seit der zweiten Jahreshälft e 2010 explosionsartig steigt. Gefragt sind Anwendungen wie CRM, aber auch Col-laboration Tools, Messaging und Client-Management-Systeme, die von einem vir-tuellen Netzwerk verwaltet werden. Ein Südtiroler Unternehmen kann im Grun-de bereits heute alle Programme aus der Cloud beziehen. Das verändert das IT-Business in der Firma natürlich gewal-tig. Kunden versprechen sich von der neuen Technologie eine neue Unterneh-mensstrategie, die da lautet: eigene Res-sourcen schonen und Kosten einsparen,

gleichzeitig auf fl exible Art und Weise die Kernabläufe im Unternehmen ständig op-timieren. In Zeiten der Wirtschaft sfl aute wichtiger denn je. Schöne Nebeneff ekte: Wer sich Anwendungen aus der „Cloud“ holt, hat immer Zugriff auf den neuesten Stand der Soft - aber auch der Hardware und zwar von überall, das System wird ständig gewartet und ist ausfallsicher.

DIE KUNDEN IN SÜDTIROLMeistens geht es beim Einsatz von Cloud Computing neben der Kostenerspar-nis darum, interne Prozesse schlanker zu gestalten mittels Beratung von einem hochqualifi zierten Ansprechpartner, also darum, sich Kompetenzen einzukaufen. So war es beispielsweise bei Gastrofresh GmbH, die im Lauf des Jahres 2010 ihre komplette IT in die „Cloud“ ausgela-gert hat. Für Verwaltungsleiter Oswald Deporta war für die Entscheidung aus-schlaggebend, dass eine Überarbeitung des Informationssystems anstand – von der Buchhaltung bis zum Warehouse. Das eigene Rechenzentrum im Haus hätte die-sen Übergang nicht mehr geschafft . Da war es naheliegend, das ganze IT-System samt Soft ware-Lizenzen und automatisier-tem Back-up zu überdenken: „Für einen mittelständischen Betrieb wie Gastrofresh

Was steckt hinter dem Begriff „Cloud Computing“?Virtualisierte und ausgelagerte Rechen- und Speicherzentren (V-Server) werden nach Be-darf genutzt, Ablauf- und Programmierum-gebungen sind ebenfalls nicht mehr im Be-trieb sondern in der Ferne und bieten fertige Applikationen im Internet. Abgerechnet wird nach Gebrauch (Kostenwahrheit). EDV-Ab-teilungen im Unternehmen werden damit entlastet oder abgebaut.

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So funktioniert Cloud Computing: Alles, was der Nutzer braucht, von

der Hardware über die Programme bis hin zu den Speicherplätzen,

steht auf Servern im Internet bereit, die er ganz individuell mieten kann

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ist der Aufb au einer eigenen spezialisier-ten EDV-Abteilung nicht zu leisten. Der Wechsel zum Cloud Computing garan-tiert uns erstens ein Know-How, das sich ständig weiterentwickelt, und erlaubt uns zweitens planbare Kosten.“ Rund ein Jahr lang hat man den Wechsel in Blumau vorbereitet, mit einer Analyse der Prozesse im Haus und dem schritt-weisen Übergang zur neuen 360°-IT-Be-treuung durch den Cloud-Partner. Am 1. November wurde der alte Server im Haus ausgeschaltet.

Nicht nur Gastrofresh, auch die Kellerei Kaltern hat jüngst seine kompletten IT-Systeme auf diese Weise ausgelagert. Da-mit kann die Kellerei einen innovativen 24-Stunden-Service für 365 Tage im Jahr gewährleisten, ohne dabei Investitions-kosten in die eigene Infrastruktur tätigen zu müssen. Das Unternehmen Karl Pichler AG setzt dagegen bereits seit 2004 auf Cloud Com-puting – vom ERP-System über Offi ce und Mail. Das Unternehmen dürft e damit mit die längste Cloud-Erfahrung in Südtirol haben. Firmenchef Christian Pichler hat sich von der Möglichkeit überzeugen las-sen, die ständig komplexer werdende IT gänzlich einem Fachmann zu überlassen, um sich so besser auf die Kernkompetenz

des Unternehmens konzentrieren zu kön-nen. Auch die Option, das IT-Paket jeder-zeit erweitern oder reduzieren zu können. Seit Einführung des Cloud Computing ar-beiten die Angestellten der Karl Pichler AG alle auf einer einheitlichen Standard-plattform, die keine unerlaubten Installa-tionen schluckt, nicht einmal über lokale Datenträger.

MENTALE BARRIEREN ABBAUENEben dieses „nicht mehr Herr im eigenen Haus sein“, wie es Deporta von Gastrofresh bezeichnet, ist die größte mentale Barrie-re. Es ist das am häufi gsten vorgebrachte Argument gegen Cloud Computing. Auch der Geschäft sführer der Brennercom Karl Manfredi räumt dieser Angst, sich durch Auslagerung der IT-Dienste der Fremd-steuerung auszuliefern, einen breiten Raum in der Kundenberatung ein. Denn die meisten Unternehmer möchten das

Metall der eigenen Server am liebsten täglich angreifen können, die Vorstellung eines V-Servers irritiert noch. Dabei ist das Risiko, die Kontrolle über die Datensicherheit und -Lokalisation zu verlieren, gering:

Erstens werden vor Beginn der Zu-sammenarbeit genaue schriftliche Re-gelungen diesbezüglich getroffen, de-ren Einhaltung ständig überwacht wird. Zweitens bieten lokale Anbieter grö-ßere Garantien in puncto Informa-tionssicherheit, mit ISO-Zertifizie-rungen und ständigen Fortbildungen. Drittens ist der Bereich Datenschutz insbesondere in Italien sehr streng geregelt, wie Stefanie Graupner, die Marketingleiterin von Datef, unter-streicht. Denn das italienische Gesetz zur „Privacy“ 196/2003 verpflichtet alle Einrichtungen und Betriebe, ge-nauestens Buch zu führen über die Datensammlung, -verwaltung und -weitergabe. Das Recht des Einzelnen auf Datenschutz wird darin als hohes Gut gehandhabt, bei widerrechtlichem Gebrauch von Daten drohen sogar Sanktionen von bis zu 300.000 Euro (in besonders schweren Fällen sogar vier Mal so viel). ◀

ANITA ROSSI

Tipps:Der Einsatz dieser Technologien muss wohl-überlegt sein, denn einmal ausgelagerte Kompetenzen wieder ins Unternehmen zu-rückzuholen kann teuer werden. Und: Die Voraussetzung für den Cloud-Vertrag ist ein bereits getestetes Vertrauensverhältnis mit dem Anbieter.

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lber „Ein Vertrauensverhältnis wird bei Cloud Computing voraus-

gesetzt“, meinen sowohl Stefanie Graupner, Marketingleiterin von Datef, als auch Egon Steinkasserer von Würth Phoenix

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PR-INFO

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Der zur BMW-Gruppe gehörende Mo-torradhersteller Husqvarna Motor-cycles arbeitet zukünftig mit einer neuen Softwarelösung von Würth

Phoenix. Das Traditionsunternehmen mit schwedisch-italienischen Wurzeln wird damit seine Logistikprozesse optimieren und die Ser-vicequalität in der Ersatzteilverwaltung erhöhen. Für die Realisierung des Projektes wurde der heimische IT-Dienstleister Würth Phoenix be-

infoboxWürth PhoenixKravoglstraße 439100 BozenTel. +39 0471 56 41 [email protected]

Steckbrief Würth PhoenixTätigkeit: IT- und Beratungsunternehmen für

Business Software und IT Management

Unternehmenssitze: Hauptsitz in Bozen, euro-

paweite Präsenz mit über 100 Mitarbeitern

Das Angebot: ERP und CRM-Lösungen auf Ba-

sis von Microsoft Dynamics, Überwachungslö-

sungen auf Open Source Basis

(„WÜRTHPHOENIX NetEye“), Collaboration-Lö-

sungen auf Microsoft-Basis („SharePoint“),

Prozessoptimierung mit ITIL

auftragt. Südtirol Panorama sprach mit Corrado Toxiri, CIO bei Husqvarna Motorcycles, über den Stellenwert der Entscheidung für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.

SÜDTIROL PANORAMA: Was macht Husqvar-na Motorcycles?

CORRADO TOXIRI: Husqvarna ist der ältes-te Motorradhersteller Europas. Wir produzie-ren seit 1903 Motorräder, zunächst in Schwe-den und seit 1986 in Italien. Der Schwerpunkt des Modellprogramms liegt auf sportlichen Enduro-Fabrikaten, die ausnahmslos mit Ein-zylindermotoren ausgerüstet sind. 2007 hat die BMW-Gruppe unser Unternehmen übernom-men.

Welchen Stellenwert haben Software-lösungen für Ihren Markterfolg?Die Unterstützung unserer Wertschöpfungs-kette mit leistungsfähiger Unternehmenssoft-ware ist geschäftskritisch und Voraussetzung für eine nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit in einem globalem Umfeld.

Sie setzen auf die Zusammenarbeit mit Würth Phoenix. Was waren die ausschlaggebenden Kriterien hierfür?

Wir haben eine detaillierte Marktanalyse durchgeführt und uns letztendlich für das An-gebot von Würth Phoenix entschieden. Lo-gistikkompetenz, die breite Erfahrung mit Business Software auf Basis von Microsoft-Plattformen sowie ein ausgewiesener Quali-tätsstandard bei der Abwicklung komplexer IT-Projekte waren die entscheidenden Kriterien. Diese Wahl ist wesentlicher Teil unserer Ge-schäftsstrategie, mit der wir klare Qualitäts-verbesserungen im Beschaffungs- und Liefer-prozess erreichen wollen.

Für Sie eine gute Möglichkeit, öfter nach Süd-tirol zu kommen?Ich kenne die Gegend nur als Tourist. Nun habe ich die Möglichkeit, auch aus berufl ichen Grün-den öfter nach Südtirol zu kommen. ❧

GUT IM RENNENmit Business Software von Würth Phoenix

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Verschwiegenheit und Diskretion als oberste Prämisse: Die Serverfarm ist das Herzstück der Brennercom. Wie viele und vor allem welche Firmen ihre sensiblen Da-ten hier lagern, darf Geschäftsführer Karl Manfredi (rechts im Bild) nicht verraten

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Das Leben im HochsicherheitstraktDie Daten sind sensibel, die Namen der Kunden absolut geheim. Ein Besuch in der größten Ser-verfarm des Landes. Wann der gläserne Mensch auch in Südtirol Realität wird, warum die Bren-nercom nicht für jeden da sein kann und warum sich für das letzte Aktienpaket des Landes kein Käufer fi nden lässt – ein Gespräch mit Brennercom-Geschäft sführer Karl Manfredi.

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Hunderte grüne Lichter blinken im Sekundentakt, der Raum ist ein-gehüllt in ein blaues, gedämmtes

Neonlicht, ein Server ist an den anderen gereiht. Welchem Kunden welcher Ser-ver gehört, bleibt geheim. Absolute Dis-kretion ist gefragt. Gar einige Südtiroler Unternehmen haben hier ihr IT-Equip-ment ausgelagert, ihre höchst sensiblen Firmendaten. Brennercom-Geschäft sfüh-rer Karl Manfredi hütet den Serverraum wie einen kostbaren Schatz. Rund zwei Millionen Euro wurden in das 300 Qua-dratmeter große Rechenzentrum inves-tiert. Die Temperatur ist angenehm, die Kapazitätsreserven enorm, die Netzwerk-Infrastruktur auf kleinsten Raum redu-ziert. Jeder Kunde hat hier rund um die Uhr Zugang zu seinen Daten. Ein Video-System überwacht jede Ecke des Raumes. Karl Manfredi lässt seine Fingerabdrücke biometrisch authentifi zieren, durch eine Eingangsschleuse treten wir ein in den Hochsicherheitstrakt.

SÜDTIROL PANORAMA: Die EU schreibt vor, dass die öffentliche Hand Beteiligungen an Gesellschaften, die keine institutionelle Aufgaben erfüllen, verkaufen muss. Das Land muss nun also insgesamt 19.483 Aktien zu einem Preis von 1.103 Euro je Aktie verkaufen. Wie viele wurden bereits verkauft?

KARL MANFREDI: Bei der ersten Aus-schreibung im vergangenen Jahr hat sich kein Anbieter fi nden lassen, das heißt, bis jetzt ist noch keine Aktie ver-kauft worden. In diesem Jahr wird es aber eine weitere Ausschreibung ge-

ben. Dann schaut man weiter. Aber das ist eine Sache des Eigentümers, also der Provinz Bozen, die ja bereits in der Ver-gangenheit 22 Prozent des Kapitals ver-kauft hat. Damals ist das Land mit 100 Prozent Gewinn ausgestiegen. Für das Land war die Brennercom bis jetzt also eine sehr erfolgreiche Investition. Ich kann nur sagen, dass die Brennercom sehr profi tabel arbeitet.

Aber Sie sprechen doch von einem pro-fi tablen Unternehmen, warum hat es dann kein Interesse gegeben?Das kann ich Ihnen leider auch nicht sa-gen. Natürlich bin ich sehr überzeugt von meinem Unternehmen, aber wenn man bedenkt, dass alle Aktien zusam-men einen Kaufpreis von 22,5 Millio-nen Euro haben, dann ist das eine Men-ge Geld. Dazu die Wirtschaft skrise und die zurückhaltenden Banken. Jetzt hat sich die Situation etwas entspannt und

ich bin überzeugt, dass man einen Inter-essenten fi nden wird.

Das klingt nicht sehr überzeugend, was, wenn sich kein Interessent fi nden lässt?Ich bin überzeugt, dass es Interes-senten gibt. Aber meine Aufgabe ist es zu schauen, dass das Geschäft gut läuft und alle momentanen Anteilseigner zu-frieden gestellt werden. Ich war mit der Provinz Bozen als Eigentümer immer sehr zufrieden und wir profi tierten vom guten „Brand“ unseres Eigentümers. Der Verkauf der Aktien soll jetzt dazu dienen, die Brennercom etwas mehr in die Privatwirtschaft zu überführen. Wir sind mittlerweile ja sehr stark gewach-sen und nach Trient, Verona, Österreich und Deutschland expandiert. Damit ha-ben sich die Notwendigkeiten verändert.

2004 erließ die Südtiroler Landesre-gierung einen Grundsatzbeschluss: Bis

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zum Jahre 2008 sollten 95 Prozent al-ler Betriebe mit mehr als drei Mitarbei-tern und 90 Prozent aller restlichen Un-ternehmen und privaten Haushalte mit Breitband versortgt werden. Warum ha-ben heute noch immer nicht alle Ge-biete eine Breitbandanbindung?Das muss ich korrigieren, die Ziele der Landesregierung wurden mittlerwei-

le erreicht. Ich behaupte, dass es europa-weit kein anderes so kapillares und gut funktionierendes Breitbandnetz wie in Südtirol gibt.

Trotzdem gibt es große Proteste, dass manche Ortschaften nicht mit einer Breitbandverbindung abgedeckt sind?In diesem Bereich wird so stark polemi-

siert – das ist einfach nicht korrekt. Ich möchte keine Namen nennen, aber die Klagen kommen von Gemeinden, die in das Kompetenzfeld unseres Wettbewer-bers fallen. Das heißt, wo unser Wett-bewerber die Ausschreibung gewonnen hat. Wenn Sie sich jene Gebiete ansehen, wo wir als Brennercom die Ausschrei-bung gewonnen haben, dann merken Sie, dass es dort eine sehr große Zufrie-denheit gibt. Natürlich gibt es Einzelfäl-le, bei denen die Versorgung noch nicht so optimal läuft . Aber wir mussten die Breitbandversorgung in einer relativ kurzen Zeit umsetzen und arbeiten jetzt daran, die Bandbreiten zu stärken.

Sie sprechen vom Mailänder Mitbe-weber Linkem, der den ersten Wett-bewerb im Jahre 2006 gewonnen hat und mit dessen Arbeiten sich das Land nicht immer zufrieden gezeigt hat. Gibt es Aussichten, dass die Brennercom ir-gendwann mal die Versorgung aller Ge-meinden übernehmen wird?Nein, denn unser Mitbewerber hat die Ausschreibung gewonnen und laut Aus-schreibung erfüllt er seine Leistung. Aber ich muss Sie noch einmal darum bitten, mit dem Wettbewerber selbst zu reden. Ich kann über Wettbewerber nur Gutes reden, das ist der gute Stil in der Wirtschaft .

Um noch einmal klarzustellen: Wie viele Gemeinden haben noch keinen Breit-bandanschluss?Fakt ist, dass alle Gemeinden einen Breitbandanschluss haben. Er funkti-oniert überall dort, wo das bestehende

„Der Verkauf der Aktien soll jetzt dazu dienen, die Brennercom etwas mehr in die Privatwirtschaft zu überführen…“

Karl Manfredi

Karl Manfredi vor der Zukunft der Telekommunikati-on: den Glasfaser-anschlüssen – für hohe Bandbreiten zu bezahlbaren Preisen

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Netz ADSL-fähig ist. Zusätzlich haben wir im Auft rag des Landes 44 ländliche Gemeinden und 27 Fraktionen mit einer Funklösung an das Netz angeschlossen.

Ich kann Ihnen ein ganz konkretes Bei-spiel nennen, wo noch kein Anschluss besteht: die Fraktion Mahr, südlich von Brixen zum Beispiel.Da haben Sie sicher recht. Aber es gibt auch hier in Bozen Teile, wo der An-schluss noch fehlt. Man wird das Netz nie überall gleich ausbauen können, ge-nauso wenig, wie man überall eine Au-tobahn hinbauen kann. Tatsache ist aber, dass jeder Südtiroler Bürger mit einem Stick oder einer ISDN-Verbin-dung Zugang zum Internet hat.

Aber das kann im 21. Jahrhundert wohl kaum die Lösung sein, schließlich sind Betriebe und Unternehmen in einer glo-balisierten Welt auf eine stabile Breit-bandverbindung angewiesen, um über-haupt auf dem Markt zu bestehen. Für den Bürger gibt es ja auch noch die Möglichkeit, sich an einen Satellitenbe-treiber, wie Astra oder Eutelsat, zu wen-den. Diese Anbieter bieten paketierte Breitbandlösungen an. Auch wenn der Preis hier natürlich etwas höher ist.

Der Bedarf an Breitband hat sich in den letzten beiden Jahren verdoppelt. Welt-weit werden riesige Datenfl üsse ver-schoben. iPhone, Tablet-PCs & Co wer-den den mobilen Datenverkehr weiter explodieren lassen. Haben Sie nie Sorge vor einem gigan-tische Datenstau, wie es in der Ver-

gangenheit bereits in den USA oder in Großbritannien passiert ist? Sollte es tatsächlich zu einem Datenstau kommen, so können auch wir als Bren-nercom nichts dagegen tun. Hierfür sind andere Stellen zuständig. Wir sind dazu da, unseren Kunden das Kommu-nizieren zu ermöglichen. Wir hatten bis dato noch nie einen Datenstau, weil wir unseren Kunden eine garantierte Band-

breite zur Verfügung stellen. Das heißt, der Kunde hat seine Linie, auf der er im-mer mit einer gewissen Geschwindigkeit kommunizieren darf.

Wie heben Sie sich von Ihren Mitkon-kurrenten ab?Durch unsere lokale Präsenz sind wir greifb ar, man weiß, dass man uns direkt kontaktieren kann. Die Brennercom hat

„Man wird Breitband nie überall gleich ausbauen können, genauso wenig, wie man überallhin eine Autobahn bauen

kann…“Karl Manfredi

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mit dem Manfredi ein Gesicht. Für viele stellt diese Tatsache eine Form der Si-cherheit dar. All diese Wettbewerbsvor-teile erleichtern uns auch die Interaktion mit unseren Kunden. Wir wissen genau, was unsere Kunden brauchen, weil wir ihr Umfeld kennen.

Wie sieht in Südtirol aber die Vertei-lung zwischen der Brennercom und ih-ren Mitbewerbern aus?Ohne Frage, in Südtirol spielen wir in der Serie A. Allein die Tatsache, dass zwei Drittel der von Südtirol Panorama ermittelten Top 250 Unternehmen Süd-tirols zu unseren Kunden zählen, ist der Beweis dafür. Unser Hauptkonkurrent Telecom Italia ist technisch sicher sehr gut unterwegs, allerdings kann er den Kunden nicht dieselbe Nähe und Flexibilität bieten wie wir es können. Aber mich interessiert eigentlich gar nicht, was der Wettbewerb

macht, das Geld bekommen wir schließ-lich von unseren Kunden. Die Markt-anteile von Fastweb oder Telecom sind mir, ehrlich gesagt, völlig egal.

Aber Sie haben doch sicher Ambiti-onen, mehr Kunden dazuzugewinnen?Ja, schon, aber erstens passt nicht jeder Kunde zu uns und zweitens können wir nicht alle Unternehmen als Kunden ge-winnen. Wir haben auch nicht für jeden Kunden das richtige Produkt im Ange-bot. Wer zum Beispiel national sehr gut aufgestellt ist und in Südtirol nur eine kleine Filiale hat, dem kann Brenner-com sicher nicht ein wettbewerbsfähiges Angebot bieten. Mir ist wichtig, unseren Kundenanteil zu halten, anstatt ihn be-liebig zu erhöhen.

Die Telekommunikationsindustrie ist wie kaum eine andere globalisiert. Zu-gleich ermöglicht sie eine Kommuni-

kation rund um den Globus in Sekun-denschnelle. Hätten Sie das vor zehn Jahren für möglich gehalten? Nie und nimmer. Unser Leben wird von Tag zu Tag komplizierter, das heißt, die technologischen Systeme greifen immer stärker in unser Leben ein. Wir als Brennercom sind vor etwas mehr als 10 Jahren in Betrieb gegan-gen. Unsere erste Verbindung nach Mai-land hatte 34 Megabit, für die damalige Zeit war dies eine enorme Transportka-pazität. Hätte ich damals meinen Chef-technikern erklärt, dass wir für das Jahr 2011 eine 10 Gigabit-Strecke planen, dann hätten sie gesagt: „Der Manfredi ist erst neu im Geschäft . Verzeihen wir ihm seine Unwissenheit. Der versteht noch nicht viel“. Was ich sagen will, nie-mand hat sich damals vorstellen kön-nen, was auf uns zukommen wird.

Stichwort Cloud Computing – eine Mo-deerscheinung oder der Trend der Zu-kunft?Fakt ist, dass Cloud ein wahnsinnig tol-ler Begriff ist. Sollte ich den Erfi nder dieses Wortes irgendwann mal kennen-lernen, dann lade ich ihn in das Res-taurant meiner Frau, den Auener Hof im Sarntal, zu einem Abendessen ein. Cloud – Wolke – heißt ja nichts anderes, dass etwas nicht hier, sondern irgendwo sonst gemacht wird. Das heißt, alle Funktionen, von der Hardware über die Programme bis hin zu den Speicherplätzen, stehen auf Ser-vern im Internet bereit, und der User kann sich diese Funktionen individu-ell mieten.

Im Jahre 2011 plant die Brenner-com eine 10-Gi-gabit-Strecke – für Karl Manfredi wäre diese Trans-portkapazität vor zehn Jahren noch völlig undenkbar gewesen

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BRANCHENREPORT SOFTWARE & IT

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Seit der Gründung der Brennercom im Jahre 1998 steht Karl Manfredi dem Südtiroler Telekommunikationsunterneh-men Brennercom als Geschäftsführer vor

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Die Brennercom hat sich als eines der ersten Südtiroler Betriebe auf Cloud Computing konzentriert, warum?Wir bieten Cloud Computing seit et-was mehr als einem Jahr an und unse-re Serverfarm ist bereits jetzt halb voll. Das heißt, einzelne Unternehmen haben die Anwendungen nicht mehr zu Hau-se im Unternehmen, sondern in unserer Serverfarm hier in der Pacinottistraße in Bozen.

Wie erklären Sie sich diesen Run?Cloud Computing hat einfach viele Vor-teile: Ein Unternehmen braucht keinen Serverraum mehr, muss sich nicht mehr um die Stromversorgung, die Wartung

sowie um die Sicherheit der Daten küm-mern. So kann sich etwa ein Treppen-hersteller voll und ganz auf seine Kern-kompetenzen konzentrieren.

Wie viele Unternehmen lagern momen-tan ihre Daten in der Serverfarm der Brennercom?Das kann ich nicht so genau sagen, ers-tens, weil ich es nicht weiß, zweitens, weil es relativ vertrauliche Daten sind.

Ich wollte auch nicht die Namen der Unternehmen wissen, sondern die An-zahl? Sagen wir so: Ein Unternehmen spei-chert seine Daten auf modernsten Ser-

vern, die eine enorme Kapazität haben aber so klein wie ein Modem sind. Wir haben in unserer Serverfarm also sehr viel Platz für sehr viele Firmen.

Sie haben es selbst angesprochen: Das Thema Vertraulichkeit. Warum dürfen Sie nicht sagen, welche Unternehmen ihre Daten in Ihrer Serverfarm spei-chern? Wenn doch eine Serverfarm – wie Sie selbst sagen – so sicher ist?Sie treff en den Nagel auf den Kopf. Hier geht es um Psychologie und um die Ur-angst der Menschen, dass Daten nur dann sicher sein können, wenn der Ser-ver im eigenen Keller steht. Aber im Grunde ist es doch völlig egal wo der Server steht, Hauptsache, es handelt sich um ein sicheres geschütztes Ambiente, der Unternehmer hat jederzeit Zugriff und muss sich nicht vor einem Rechner-crash fürchten. Denn Sie müssen wis-sen, rein statistisch gesehen kommt es bei jedem Rechner alle drei bis fünf Jah-re zu einem Crash. Wer da seine Daten nicht sicher abgespeichert hat, verliert das Herzstück des Unternehmens. 80 Prozent der Unternehmen überleben ei-nen solchen Crash nicht.

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BRANCHENREPORT SOFTWARE & IT

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Südtirols größter Telekommunikationsanbieter.

Das Geschäftsjahr 2010 verlief laut Geschäftsführer Karl Manfredi für die Brennercom AG sehr zufrieden stellend. Erstmals wird der Telekommunikationsanbieter einen Umsatz von über 25 Millionen Euro erreichen. Im Geschäftsjahr zuvor waren es noch 24,5 Millionen Euro. Gegründet wurde die Brennercom von der Brennerautobahn und der Athesia im Jahre 1998. Nach einer verlustreichen Firmenstartphase stieg dann, zwei Jahre später, das Land Südti-rol mit einer Beteiligung von 64 Prozent als Eigentümer ein. Jetzt gehört das Unternehmen wieder maßgeblich zur Athesia Gruppe. Als Bestbieter hat die Gruppe über ihre Innsbrucker Tochter KM Invest GmbH Ende 2008 den Zuschlag für Brennercom-Aktien im Wert von zwölf Millionen Euro erhalten. Das Land hält noch 42,35 Prozent an der Brennercom, nun müssen diese 19.483 Aktien an Private verkauft werden, denn die EU schreibt vor, dass die öffentliche Hand Beteiligungen an Gesellschaften, die keine institutionellen Aufgaben erfüllen, verkaufen muss. Bisher ist der Verkauf erfolglos geblieben.Die Brennercom beschäftigt rund 100 Mitarbeiter und hat mehr als 1.000 Kunden. In den ver-gangenen Jahren wurden 20.000 Festnetzanschlüsse und 9.000 Breitbandanschlüsse instal-liert. Um die Breitbandversorgung in Südtirol zu fördern, hat die Landesregierung bisher zwei öffentliche Ausschreibungen zur Bereitstellung von Breitbandanschlüssen durchgeführt. Die erste Ausschreibung, die 14 Gemeinden betraf, entschied im Jahre 2006 die Firma Linkem mit Sitz in Mailand für sich, die zweite hat im Jahre 2007 die aus Brennercom, Raiffeisen On-line und der RUN AG gebildete Arbeitsgemeinschaft Broadband 44+ für sich entschieden. 44 Gemeinden, in denen die ADSL-Abdeckung derzeit unter 50 Prozent liegt, sollte die Bieterge-meinschaft mit Breitband ausstatten. 2009 kam ein Folgeauftrag dazu: Weitere 46 Ortsteile in 21 Gemeinden sollten an das BB4-Funknetz angeschlossen werden. Der Auftrag ist mittlerweile abgeschlossen, noch gibt es Lücken. Auch wenn die Landesregierung bekräftigt, ihr Ziel, noch vor Ende 2009 alle Betriebe mit mehr als drei Mitarbeitern, 95 Prozent aller kleineren Betriebe und 90 Prozent der Bevölkerung mit Breitband-Internet zu versorgen, erreicht zu haben.

Der Funkturm auf dem Dach der Brennercom in der Pacinotti straße in Bozen

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Wie wird sich der Arbeitsalltag des Ma-nagers durch die technologische Auf-rüstung verändern?Es gibt jede Menge Visionen. Bisher hat man die Welt immer in Digital Native und Digital Migrants unterschieden: Wir beide sind Digital Migrants, weil wir mit der digitalen Welt nicht aufge-wachsen sind. Per defi nitionem sind wir die „Polli“, weil die jüngere Generation einen viel besseren Umgang mit Com-puter & Co hat. Jetzt aber konnten Universitäten bewei-sen, dass es auch unter der jüngeren Ge-neration sehr viele junge Menschen gibt, die digitale Medien zwar nutzen, darin aber keineswegs Experten sind und sich

auch nicht automatisch besser ausken-nen als wir Digital Migrants. Wenn Sie mich aber fragen, in welche Richtung wir uns entwickeln werden, dann bin ich der Überzeugung, dass die Masse ein Gerät haben wird, mit dem man alles machen kann: telefonieren, E-Mails schreiben, im Internet surfen usw. Wobei die gängigen Smartphones all die se Funktionen bereits heute beherr-schen, allerdings in einer relativ um-ständlichen Form. In Zukunft wird es einfach darum ge-hen, diese Funktionen noch viel ein-facher zugänglich zu machen, dass sie von allen wie selbstverständlich genutzt werden können. Wie wird sich diese digitale Wirtschaft

und Gesellschaft auf das Geschäft der Brennercom auswirken?Die Bedeutung der Telefonie, wie wir sie heute kennen, wird sicher abnehmen. Ich denke auch, dass die Kosten für die einzelnen Leistungen in Zukunft sehr viel günstiger werden. Ich denke, dass wir in spätestens fünf Jahren für fünf bis zehn Euro weltweit ohne Zeitlimit tele-fonieren können. Für uns als Brenner-com wird sich diese Verschiebung sicher gravierend auswirken, wobei wir uns be-reits jetzt darauf vorbereiten und diese Verschiebung als Chance sehen.

Was erwarten Sie sich von dieser Ver-schiebung denn konkret?Neue Projekte vor allem. Zum Beispiel arbeiten wir bereits jetzt daran, dass alle Häuser mit einem Glasfasernetz ver-netzt werden. In spätestens 15 Jahren wird es soweit sein. Dann werden wir diese digitale Gesellschaft , von der wir heute immer sprechen, erreicht haben.

Wie wird dieser gläserne Südtiroler denn aussehen?Der Südtiroler von morgen wird kei-ne eigenen externen Festplatten mehr zu Hause haben, wo er alle persönlichen Daten abspeichert. In Zukunft wird er auf diese Daten jederzeit und überall auf der Welt Zugang haben. In Zukunft werden wir auch nicht mehr in die Videothek gehen, um uns ein Vi-deo auszuleihen, sondern das Video ge-gen Gebühr direkt vom Netz runterla-den. Man kann sich dieses Modell so vorstellen wie iTunes, wo sich jeder di-rekt aus dem Netz die Musik runterla-den kann. ◀ INTERVIEW: VERENA PLIGER

„In spätestens 15 Jahren werden alle Häuser mit einem Glasfasernetz ver-

kabelt sein …“Karl Manfredi

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LUXUS & LIFESTYLE

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„Desire HD“ von HTC Das „Desire HD“ wird als das Flagschiff der Android Han-dys bezeichnet. Das von Google entwickelte Betriebssys-tem Android wartet bei diesem Smartphone mit vielen Leckereien auf: 3G-Internetempfang, Wi-Fi und 8-Me-gapixel-Kamera. Mit dieser Kamera und dem LED-Blitz knipst das HTC gestochen scharfe Bilder und dreht hochaufl ösende HD Videos. Und auch für dieses Be-triebssystem sind tausende Anwendungen (HTC Widgets) erhältlich.Preis: auf Anfrage

„N8“ von Nokia Um in der Königsklasse der Mobiltelefone mitzuspie-len, brachte der fi nnische Hersteller Nokia vor kurzem

das N8 mit einem 3,5 Zoll großen Display auf den Markt. Was sofort aufhorchen lässt, ist die Kamera dieses Smartphones: Xenonblitz und 12-Megapixel sind einmalig in dieser Klasse. Touchscreen-Has-ser werden sich freuen: Das Nokia bietet auch noch eine herkömm-liche Tastatur, die sich unter dem Bildschirm versteckt. Für Farbver-liebte: Das Nokia N8 ist in silber, grau, grün, blau und orange er-hältlich. Preis: ab 499 Euro

Smart unterwegs!Smartphones begeistern inzwischen die Massen. Diese neue, intelligente Form des Mobiltelefons glänzt mit unzähligen Funktionen, die beim Surfen und Fotografi eren noch lange nicht enden. Wir zeigen Ihnen vier Alleskönner für unterwegs.

UP TODATE

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LESEZEICHEN

REISE INSIDER-TIPP

MUST-HAVE DES MONATS

Edler SchützerSmartphones sind schon längst zu einem Trend geworden. Die großen Touchscreen-Bildschirme und das hochwertige Gehäuse dieser kleinen „Computer“ wollen aber vor Schmutz und Kratzern geschützt werden. Ab-hilfe schaffen dabei trendige Handytaschen wie dieses Modell vom italienischen Modelabel Gucci. Schwarzes, gummiertes „Guccissima“-Leder mit imprägniertem „Gucci“-Logo ma-chen diese edle Handytasche zum absoluten Hingucker! Elegant und auch funktional: Durch die oben angebrachte Lasche inklusive Druck-knopfverschluss ist das Smartphone fest und si-cher aufbewahrt. Der Clou: Durch den Verschluss kann das Smartphone nicht aus der Handytasche fallen und somit können auch kleinere Geräte als etwa das iPhone damit geschützt werden.INFO: Handytasche von Gucci, 120 Euro

„Torch 9800“ von BlackBerry Tippen und Berühren könnte das Motto dieses

BlackBerry sein: Mit einer herkömmlichen Tastatur für bequemes Schreiben und einem großen Touch-screen für problemlose Bedienung. Für das Surfen bietet das BlackBerry Wi-Fi- oder 3G-Internetemp-

fang. Und durch die 5-Megapixel-Kamera werden die wichtigsten Momente für immer festgehalten.

Preis: 649 Euro

„iPhone4“ von AppleEines ist klar: Das neue iPhone4 kann alles bes-ser als seine Vorgänger! Mit einer Aufl ösung von 640x960 Pixel ist das 3,5 Zoll große Retina Dis-play derzeit das hochaufl ösendste Display auf dem Markt. Ebenso hochaufl ösend: die Fotos und Videos, geknipst und aufgenommen von der 5-Me-gapixel-Kamera mit LED-Blitz. Und mit den rich-tigen Apps avanciert iPhone zum Sprachtrainer, Schlafhüter und Thermometer. Preis: ab 629 Euro

Zug

VON JOHANNA RASTNER | Die Bruneckerin hat in Innsbruck und Verona studiert, in Bergamo gearbeitet und lebt und arbeitet heute in Zug, dem kleinsten Kanton der Schweiz.

Der Kanton Zug bietet eine fl orierende Wirtschaft und internationale Bevölkerung. Und durch die günstige Lage der gleichnamigen Hauptstadt sind die beiden Nachbarstädte Zürich und Luzern in nur einer halben Stunde erreichbar.

Sehenswert: In der Nähe von Baar liegen die Höll-grotten: Höhlen mit Tropfsteinformationen und un-terschiedlich beleuchteten Seen. Elektrisches Licht unterstützt die Farbgebung und leitet durch das Tunnelsystem. Ein wundersames Naturgebilde! Restaurant, Bar und Club: „The Blinker“ ist 364 Tage im Jahr geöffnet und verfolgt das „Werkstatt-Kon-zept“. Beginnend beim Namen bis hin zum Lokal selbst. Kellner tragen etwa einen Mechanikeranzug. Die Küche ist ganztägig geöffnet und von Gerichten aus aller Welt inspiriert. www.the-blinker.biz Shopping: Zug ist voll von Secondhand-Läden! Ich empfehle das „Vintage“ in der Schmidgasse. Ta-schen, Schuhe und Kleider bekannter Marken wie Bottega Veneta, Prada, Valentino – hier fi ndet frau alles, was ihr Herz höher schlagen lässt.

Gastfreundlich: Gelegen am Südfuß der Albiskette bietet das Highclass-Kloster Kappel einen einma-ligen Blick auf die Alpen. Dieses Seminarhotel wurde vom Schweizer Hotelierverein als Unikat-Hotel ein-gestuft und erhält seit drei Jahren das Qualitätsgü-tesiegel Stufe zwei des Schweizer Tourismus.

IN DER WELT ZUHAUSE

Reisen, ferne Länder und fremde Kulturen sind jeher schon Inspiration für den Menschen gewesen. Simone Knauss ließ sich bei „Global Style“ genau von diesen Fak-toren beeinfl ussen. In diesem Wohnbuch beschreibt die Autorin ausführlich die Geschichte und Merkmale der Wohnstile Afrikas, Asiens, Amerikas und Europas. Anhand von weit über 200 Fotos kann sich der Leser ein Bild ma-chen, wie man Masken aus Tansania, zarte Kal-ligrafi en aus Japan oder marokkanische Kissen harmonisch in die eigenen vier Wände integrieren kann. Zudem weckt ein Verzeichnis der schönsten Hotels und wichtigsten Interior-Shops das Fernweh des Lesers.

INFO: Simone Knauss, „Global Style“, Callwey Verlag, rund 60 Euro

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PERSONALIEN

66 Südtirol Panorama Februar | 2011

SÜDTIROL PANORAMA: Wann war der letzte Gast aus Südtirol in Ihrem Hotel in Südafrika?

DANIELA KOFLER: Unsere letzten Süd-tiroler Gäste sind gerade erst wieder nach Hause gefl ogen, es kommen im-mer relativ viele. Ich freue mich stets, wenn Landsleute zu Besuch kommen.

Ein Hotel am Krüger Nationalpark – wie kam die Idee? Der Standort am Nationalpark war ein-fach ideal. Wir sind hier mitten in der Natur, ohne komplett von der Außen-welt abgeschnitten zu sein. Wir leben sozusagen in einer Kleinstadt wie Brun-eck, nur am Krüger Park, wo es immer wieder spannende Begegnungen mit der Natur gibt. Wir haben beispielswei-se Elefanten am Golfplatz oder Löwen oder Leoparden in der Stadt. Außerdem ist an meinem Mann ein Biologe verlo-ren gegangen, und ich hatte schon im-mer Freude an Tier- und Naturaufnah-men. Ich wollte schon immer Hotelierin sein und spielte als kleines Kind oft „Gasthaus“ – sehr zum Leidwesen mei-ner Mutter, die mir dann die Spiegeleier kochen musste.

Das Besondere am Kaia Tani Hotel ist...?... seine Intimität. Wir haben sechs Zim-mer und können maximal 17 Gäste be-herbergen. Mein Mann Alberto und ich sind zudem ausgebildete Safariführer und organisieren Touren, Exkursionen und Fotokurse in den einen Kilometer entfernten Krüger Nationalpark.

Was fasziniert Sie so an diesem Land?Wir sind 2002 zum ersten Mal nach Südafrika gereist und kauft en dann ein

Was macht eigentlich …… Daniela Kofl er?Sie stammt aus einer Brunecker Fotografendynastie, war in der Ski-Nationalmannschaft und über 25 Jahre eine gefragte Fotografi n. Heute besitzt Daniela Kofl er ein Hotel in Südafrika und organisiert für Urlauber Safaritouren durch den Krüger Nationalpark.

Die Fotografi n Daniela Kofl er betreibt mit ihrem Mann das Kaia Tani Hotel am Rande des Krüger Nationalparks

Haus am Krüger Nationalpark. Seit 2006 sind wir hier in Phalaborwa. Wir haben Südafrika gewählt, weil es eines der si-chersten afrikanischen Länder ist, oder vielleicht sogar das sicherste. Man kann auch ohne südafrikanische Partner in-vestieren. Die Immobilienpreise steigen jährlich. Außerdem gibt es eine unver-gleichliche Flora und Fauna, Import und Export funktionieren vorbildlich. Und das Klima ist für mich persönlich aus-schlaggebend, das heißt, wir essen das ganze Jahr im Freien.

Ist die Nachfrage nach der Fußballwelt-meisterschaft geringer geworden?Insgesamt war die Weltmeisterschaft ein großer Gewinn, auch für uns. Viele Stra-ßen sind erneuert worden, und die Kri-minalität ist merklich zurückgegangen, so dass sich viele Gäste sicherer fühlen und gern wiederkommen.

Und was ist aus der Berufsfotografi n Daniela Kofl er geworden?Ich habe 25 Jahre als Fotografi n in Süd-tirol gearbeitet, hauptsächlich als Food-Fotografi n für diverse Kochbücher. Ich organisiere auch heute noch Fotokurse und mache nach wie vor Hotelaufnah-men und Naturbilder.

Sie waren früher im Landeskader der Ski-Nationalmannschaft. Vermissen Sie den Winter in Südtirol?Bis 17 Jahre war ich im Landeskader der Skimannschaft , spezialisiert auf die Ab-fahrt. Mir hat immer schon das Wagnis, das Abenteuerliche oder das Gefährliche gefallen. Ich fahre meistens im Winter nach Südtirol zum Skifahren. Die Kälte vermisse ich aber gar nicht. Ich bin eher ein Sonnenmensch. ◀ MELANIE OCKERT

Leidenschaft für die Wildnis

Daniela Kofl er ist Jahrgang 1964 und lern-te nach dem Realgymnasium das Fotogra-fi eren im väterlichen Fotolabor. Nach der Fotoschule in Hall folgten Ausbildungen in Mailand bei namhaften Fotografen wie Oliviero Toscani (Benetton) oder Fabrizio Ferri und bei Werbefotografen in München. 1989 eröffnete sie ihr eigenes Fotostudio in Bruneck, zwei Jahre später erschien das erste Kochbuch. Bis heute folgten 19 wei-tere, darunter „So kocht Südtirol“. Seit 1994 besuchte sie regelmäßig Afrika und präsen-tierte ihre Safaribilder in Ausstellungen. 2006 eröffnete sie mit ihrem Mann Alberto und ihrem Sohn das Kaia Tani Guesthouse am Krüger Nationalpark in Südafrika. Im Januar zeigte das Stadtmuseum Bruneck die Ausstellung „Kofl er – 5 Generationen von Fotografen in Bruneck“ mit Bildern der Fotografenfamilie.

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