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Sommer 2015 | Nr. 2 | € 1,20 Islamfeindliche Attacke auf muslimische Mutter in Graz 28 Willkommenskultur: Begegnungsfest in Thal bei Graz 26 Sisi ist ein Terrorist, Herr Außenminister! 22 TATWIR FORTSCHRITT Ein Staat darf alles! Israels elftes Gebot 18 Protest gegen die Weltmächte G7-Gipfel in München 7 Zeitschrift für kritische politische Bildung SREBRENICA MuslimInnen gegen Rechts Unite againist Facism! 4 Ramadan Spezial Mein Ramadan im Sandschak (Sandžak) 14 kritisch.politisch.tatwir ALLEANZA ANTIFASCISTA

Tatwir Ausgabe 2

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Page 1: Tatwir Ausgabe 2

Sommer 2015 | Nr. 2 | € 1,20

Islamfeindliche Attackeauf muslimische Mutter

in Graz 28

Willkommenskultur:Begegnungsfestin Thal bei Graz 26

Sisi ist ein Terrorist, Herr Außenminister!

22

tatwirtatwirtatwirtatwirtatwirtatwir TATWIR

FORTSCHRITT

Ein Staatdarf alles!

Israels elftes Gebot

18

Protestgegen die Weltmächte

G7-Gipfel in München

7

Zeitschrift für kritische politische Bildung

SREBRENICAMuslimInnengegen Rechts

Uniteagainist Facism!

4

Ramadan Spezial

Mein Ramadan im Sandschak(Sandžak)

14kritisch.politisch.tatwir

againist Facism!

ALLEANZAANTIFASCISTA

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Page 2: Tatwir Ausgabe 2

kritisch.politisch.tatwir.

TATWIR FORTSCHRITT

HerausgeberinHelga Suleiman

Augasse 90, 8051 Graz

E-mail: [email protected]

OFFENLEGUNGlt. Mediengesetz §§ 24 und

25 Mediengesetz 1981, BGBl. Nr.314/1981 idF BGBl. I

Nr.101/2014

TATWIR ist eine mindestens vier-mal jährlich herausgegebene periodische Zeitschrift. Sie will kritische politische Bildung und Partizipation in Österreich fördern und insbesondere jun-gen Menschen ein Forum für freie Meinungsäußerung und Diskussion bieten. Über Beiträge zu Politik und Gesellschaft global, regional und lokal, zu Kultur, Geschichte, Religion und Kunst praktiziert TATWIR in-terkulturelle und interreligiöse Kommunikation und verhilft zivil-gesellschaftlichen Initiativen zu Öffentlichkeit und Vernetzung.

LeserInnenbriefe an:[email protected]

ABOSJahresabonnement inkl.

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in Österreich: € 3,75(vierteljährlich)

in der EU: € 12,50(vierteljährlich)

Das Abo umfasst alleAusgaben im Jahr.

Abobestellung unter:0676 447 67 63

oder [email protected]

TATWIR macht TATWIR

Der Fortschritt unserer zweiten Aus-gabe ist, dass wir einen Text in zwei Sprachen, Bosnisch und Deutsch, präsentieren können!

TATWIR will in den vielen Sprachen ihrer AutorInnen sprechen. Deutsch allein ist uns zuwenig! Eine Sprache allein kann niemals die wunderbare Vielfalt widerspiegeln, die in jedem Menschen schlummert. Wer kennt nicht das Gefühl, manchmal die Worte für eine bestimmte Gedank-en oder Gefühle nicht zu fi nden? Vi-elleicht gibt es sie in einer anderen Sprache …

Wir wünschen uns, dass Meh-rsprachigkeit in Zukunft selbstver-ständlich ist. Wobei wir eine Meh-rsprachigkeit meinen, die aus unserem Alltag erwächst. Aus dem Kindergarten und dem Schulhof und aus den Zeitungen, die wir lesen. Wie TATWIR :)

Ein inhaltlicher Schwerpunkt dieser Ausgabe ist der Monat Ramadan. Es ist der Fastenmonat für Muslime, eine ganz besondere Zeit. Nach-dem in TATWIR viele MuslimInnen schreiben, haben wir schöne Be-iträge im Ramadan-Spezial gesam-melt.

Wir freuen uns über die vielen leuch-tenden Beispiele für Solidarität mit Flüchtlingen aus aller Welt. Eines da-von stellen wir im Beitrag „Begeg-nungsfest in Thal“ vor. Für Menschen, die sich für Asylsuchende einsetzen, ist unsere Zeitschrift interessant. Ver-schiedene politische Meinungen und Informationen über Religionen und Kulturen sind eine Bereicherung im Umgang miteinander.

Viel Freude beim Lesen!

Ramadan Karim!

Das Redaktionsteam

tatwir weltDie Abscheuliche Heuchelei des Westens|Teil 2 Eine Palästinenserin spricht. Von Susan Abulhawa.

Verfolgte Rohingya in Gefahr | Krise im JemenSüdostasien

Protest gegen G7 | TTIIPin München

367tatwir literarisch

Ich habe einen Traum | Ich habe einen Traum | Teil 2Teil 2von Abdullah An-Nemsawy

Das Buch, das vom Himmel kamBuchvorstellung | Autor: Ahmad Vincenzo

811

tatwir reLigionFasten im (Mond)Monat RamadanWelchen Nutzen, ziehen MuslimInnen aus dem Fasten?

Schöne Worte zum Ramadan ...von Abdullah An-Nemsawy

1213

tatwir AUSTRIASisi ist ein Terrorist, Herr Außenminister!von Helga Suleiman

WillkommenskulturBegegnungsfest in Thal bei Graz

2220

kritisch.politisch.tatwir.tatwir

tatwir eDitoriAL

kritisch.politisch.tatwir

tatwir KoLUmnEnIsraels elftes Gebot:Wir dürfen alles!

Warum bin ich da?Ein Medizinstudent antwortet ...

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Page 3: Tatwir Ausgabe 2

Der Krieg zwischen Serbien und Montenegro, Bosnien und Herze-gowina und Kroatien dauerte von 6. April 1992 bis 14. Dezember 1995 an und wurde mit der Unterfertigung des Daytoner Abkommen am 21. November 1995 beendet.

Das Massaker, welches als das schwerste Verbrechen in Europa seit dem Ende des zweiten Weltkriegs gilt, ereignete sich während des Bosnienkriegs zwischen 11. und 22. Juli 1995. Der Massenmord wurde durch die Armee der Republik Ser-bien und die serbischen Paramilitärs „Škorpioni“ in der Region Srebrenica begangen.

Das geschah trotz ihrer Ernennung zur „UN-Schutzzone“. Getötet wur-den während der geplanten Of-fensive mehr als 8.000 muslimische Männer und Jungen zwischen 13 und 78 Jahren. Zu dieser Zeit befan-den sich ungefähr 50.000 Menschen in Srebrenica, wobei Frauen, Kinder, behinderte und ältere Personen nach Potočare verfrachtet wurden. Die ermordeten Bosniaken wurden in Massengräbern vergraben. Um die Spuren des Massenmordes zu verschleiern, wurden viele Leichen an verschiedenen Orten vergraben. Die Vertreter der Republik Serbien übernahmen erstmals im Juni 2004 offi ziell die Verantwortung für das geplante Massaker von Srebreni-ca;- nachdem 34 Listen der Opfer-namen bekannt gegeben wurden.

Am 20. September 2003 wurde eine Srebrenica-Gedenkstätte eröffnet.

Nach dem Massaker in Srebrenica ist nichts mehr wie früher. Srebren-ica wird der blutige Stempel des zwanzigsten Jahrhunderts bleiben.

„Von Familienangehörigen der Srebrenica-Opfer werden die Ver-einten Nationen und auch die Nie-derlande seit Jahren beschuldigt, das Massaker zugelassen zu ha-ben. Nach der Einnahme der UNO-Schutzzone im Juli 1995 wurden von bosnisch-serbischen Truppen bosniakische Muslime vor Augen der dort stationierten niederlän-dischen Blauhelmen ausgesondert und anschließend in der Umge-bung der Kleinstadt ermordet. Ihre Leichen wurden später in etlichen Massengräbern entdeckt, nach vielen wird weiterhin gesucht.“

Aus orf.at: UNO gedenkt 20. Jahrestages des Srebrenica

Massakers

Dvadeset godina od genocida u Srebrenici

Rat izmedju Srbije i Crne Gore, Bosne i Hercegovine i Repub-like Hrvatske trajao je od 6. apri-la 1992. do 14. decembra 1995. godine i okončan je potpisivan-jem mirovnog sporazuma u Day-tonu, 21. novembra 1995. godine.

Događaj koji se smatra jednim od najvećih ubojstava u Evropi nakon drugog svjetskog rata, desio se je za vrijeme rata u Bosni i Hercegovini od 11.07.-22.07.1995. Genocid su izvrsili Vojska Republike Srpske kao i paravojna formacija „Škorpioni“ u regionu Srebrenice koja je bila formalno pod zastitom UN. Nave-deno je da je tokom ofanzive srp-skih snaga na tadašnju “zaštićenu zonu” u julu 1995. ubijeno više od 8.000 muslimanskih muškaraca i dječaka između 13 i 78 godina. Tih dana se je oko 50.000 ljudi nalazilo u Srebrenici, a žene, djeca, invalidi i starci su deportovani u Potočare.

Likvdirani Bošnjaci pokopani su u masovnim grobnicama a u mno-go sučajeva su masakrirana tjela raznošena na razlicita mjesta da bih se prekrili tragovi genocida.Srpska vlast tek je u junu 2004. godine priznala da su njihove sigurnosne snage izvrsile masakr koji je bio plani-ran, kako je ustanovila komisija za Srebrenicu Republike Srpske, nakon sto su skupljene 34 liste imena žrtava. U znak sjećanja na ubijene Bošnjake, u Potočarima kod Srebrenice izgrađen je Memorijalni centar, koji je zvanično otvorio bivši predsjednik SAD Bil Klinton 20. septembra 2003.

Nakon srebreničkog genocida ništa više nije kao što je bilo ra-nije. Srebrenica će ostati krva-vi pečat dvadesetog vijeka.

tatwir welt

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Foto: Haber Journal

20 Jahre nach dem Genozid in

SREBRENICA

Foto: The Advocacy Projekt @fl ickr CC BY-ND 2.0

Foto: neverending september @fl ickr CC BY-SA 2.0

Page 4: Tatwir Ausgabe 2

tatwir welt

Hofbauer HannesBALKANKRIEGZehn Jahre Zerstörung Jugoslawiens

Der Historiker hat intensiv ge-forscht und herausgefunden, dass das verordnete Sparpro-gramm des IWF (Internationaler Währungsfonds) den geeigne-ten Hintergrund für den Krieg geliefert hat.

Das Zusperren von Betrieben als Folge des Verkaufs von Fab-riken und Unternehmen an „In-vestoren“, hatte Arbeitslosigkeit und Not zur Folge. Die Menschen ließen sich gegeneinander auf-hetzen und in den Krieg treiben.

Promedia Verlag, Wien 2001

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WIR GEDENKEN SREBRENICA11. Juli 1995

Buchempfehlung

Page 5: Tatwir Ausgabe 2

WIR ERINNERN ... Gaza im Sommer 2014Die abscheulicheHeuchelei des Westens Teil 2

Aus Anlass der Erinnerung an die israelische Aggression ge-gen Gaza im letzten Sommer veröffentlicht TATWIR den zweiten Teil des Artikel der Autorin Susan Abulhawa.Sie schrieb ihn im Juni 2014.

Zum Anlass für das Bombardement auf Gaza nahm die israelische Regierung die Ermordung dreier is-raelsicher Jugendlicher:

Es spielt keine Rolle, dass bisher nie-mand weiß, wer die israelischen Jugendlichen ermordet hat. Das ganze Land scheint nach palästi-nensischem Blut zu lechzen, was an Lynchmorde an Schwarzen in den amerikanischen Südstaaten erinnert, die verübt wurden, wann immer ein Weißer tot aufgefunden wurde. Es spielt auch keine Rolle, dass diese israelischen Jugendli-chen Siedler waren, die in einer der illegalen, nur für Juden bestimmten Kolonien lebten, auf zumeist vom Staat privaten palästinensischen Besitzern gestohlenem Land des Dorfes el-Khader. Der überwiegen-de Teil der Siedler dort sind Ameri-kaner, vorwiegend aus New York, wie einer der ermordeten Jugendli-chen, die über das Privileg zweier Staatsbürgerschaften verfügen, die – wo auch immer sie herkommen – ein zweites Land haben, ihr eigentli-ches Heimatland und das unsere, während die einheimischen Palästi-nenser in Flüchtlingslagern, in be-lagerten Ghettos oder im endlosen Exil ausharren.

Palästinensische Kinder werden tagtäglich angegriffen oder ermor-det, und kaum je wird in der westli-chen Presse darüber berichtet. Während palästinensischen Müt-tern häufi g gar die Schuld gegeben wird, wenn Israel ihre Kinder tötet, und ihnen vorgeworfen wird, dass sie sie in den Tod schicken, anstatt sie – außer Reichweite israelischer Heckenschützen – im Hause zu be-halten,

verlangt niemand einen Kommen-tar von Rachel Frankel, der Mutter eines der ermordeten Siedler, zu der Tatsache, dass einer der Ent-führten ein Soldat war, der vermut-lich an der Unterdrückung seiner palästinensischen Nachbarn be-teiligt war. Niemand fragt, warum sie mit ihrer Familie aus den USA einwanderte, um in einer nur von Juden mit Herrschaftsanspruch be-wohnten Kolonie zu leben, die auf dem von einheimischen nicht-jü-dischen Besitzern konfi szierten Land errichtet wurde. Auf keinen Fall würde jemand es wagen, ihr vorzu-werfen, sie hätte damit ihre Kinder Gefahren ausgesetzt.

Keine Mutter sollte die Ermordung ihres Kindes erleiden müssen, keine Mutter, kein Vater. Das gilt nicht nur für jüdische Eltern. Das Leben unserer Kinder ist nicht weniger kostbar, ihr Verlust nicht weniger erschütternd und kein geringeres Trauma. Aber der Wert eines Leb-ens wird hier von Seiten des Staates wie der ganzen Welt erschreck-end unterschiedlich beurteilt: Ein palästinensisches Leben ist wertlos und verfügbar, ein jüdisches Leben dagegen sakrosankt.

Die Einzigartigkeit und Überlegen-heit jüdischen Lebens ist ein fun-damentaler Grundsatz des Staates Israel.

Er durchzieht jedes seiner Gesetze, sämtliche Regularien, und er passt zu der offensichtlichen Verachtung und Missachtung palästinensischen Lebens – sei es durch Gesetze, die Juden bei der Arbeitssuche oder bei Bildungschancen bevorzugen, oder durch Gesetze, die Nicht-Ju-den vom Kauf oder der Anmietung von Wohnungen in jüdischen Vier-teln ausschließen, oder durch die zahllosen Militärverordnungen, die Bewegungsfreiheit, Wasserverbr-auch, Zugang zu Lebensmitteln, Bildung, Heiratsmöglichkeiten und wirtschaftliche Unabhängigkeit der Palästinenser einschränken, und schließlich die Tatsache, dass das Leben der palästinensischen Zivil-gesellschaft regelmäßig auf den Kopf gestellt wird. Das Leben von Nicht-Juden entspricht so dem re-ligiösen Erlass des Oberrabbiners von Hebron und Kiryat Arba, Dov Lior: „Tausend nichtjüdische Leben sind nicht so viel wert wie ein jü-discher Fingernagel.“

Erschienen am 3. Juli 2014 auf > The Hindu Mit Dank übernommen von

www.kritisches-netzwerk.de (Artikel),

Übersetzung von Jürgen Jung

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Buchempfehlung

Susan Abulhawa

WÄHREND DIE WELT SCHLIEFDer preisgekrönte Roman erzählt die Geschichte ein-er palästinensischen Familie über vier Generationen. Er folgt der Familie Abulheja von ihrer Vertreibung aus dem Dorf Ein Hod im Jahr 1948 nach Jenin, Jerusalem, Beirut und Philadelphia, durch Jahrzehnte eines Leb-ens in Palästina und in der Diaspora bis zum Jahr 2002.

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Die antifaschistische Organisation UAF wurde 2003 in Großbritannien gegründet. Sie war eine Antwort auf den Wahlerfolg der British National Party, einer rechtsextre-men und faschistischen Partei.

Seitdem demonstrieren Gewerkschafter-Innen, MuslimInnen und AktivistInnen aus allen Teilen der Gesellschaft gemeinsam gegen alle Formen von Rassismus und Neonazi-Aktivitäten.

In Liverpool bereiten sich derzeit Antifas-chistInnen gegen einen von Neonazis ge-planten „White Man March“ im August vor.

http://uaf.org.uk/2015/06/liverpool-organises-against-fas-cist-white-man-march/

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UNITE AGAINIST FACISMALLEANZAANTIFASCISTA

Gewerkschaften und AntifaschistInnen in Liverpool 2013Foto: www.uaf.org.uk

Page 7: Tatwir Ausgabe 2

Das ägyptische Militär unter-steht nicht der Kontrolle einer Regierung oder des Präsidenten oder gar eines Parlamentes, das es derzeit in Ägypten - entge-gen der Verfassung - gar nicht gibt. Das ägyptische Militär ist der größte Wirtschaftsfaktor im Lande. Sein einziges Ziel ist es , die Offi ziere zu privilegieren. Das funktioniert nur über die Aus-beutung des Volkes. Das Militär ist eng verfl ochten mit der Justiz, die völlig rechts- und prinzipi-enlos handelt. Im Grunde ge-hören in Ägypten nahezu alle Generäle, Richter und Staatsan-wälte und erst recht alle Polizei-führer ins Gefängnis, denn sie sind alle Schwerverbrecher. Die gesamte Aufbruchstimmung des arabischen Frühlings ist dort verschwunden.

Deren Aktivisten sitzen überwieg-end im Gefängnis - nicht nur die Muslimbruderschaftsfreunde. Meinungsfreiheit gibt es nicht mehr, Pressefreiheit schon gar nicht. Al-Sisi hat das zu verant-worten. Er macht genau das, was er dem gewählten Despo-ten Mursi vorwirft: Er macht sich zum Despoten. Und weil das so ist, möchte ich der jungen Frau zu ihrer Tat gratulieren. Irgend-wer muss es ja sagen: Al-Sisi ist ein Mörder!

G.H., Student

ÄGYPTENtatwir welt

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Die junge Frau, eine Medizinstudentin,hat Al-Sisi auf der Pressekonferenz mit Kanzlerin Merkel in Deutschland mehrere Male laut beschimpft.

Er ist ein Mörder!! Er ist ein Nazi!! Er ist ein Faschist!!

Foto: www.uaf.org.uk

Page 8: Tatwir Ausgabe 2

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Mai 2015: Achttausend Menschen driften in teils kaum seetüchtigen Booten hilfl os auf dem Meer. Niemand will sie aufnehmen. Es handelt sich überwiegend um Angehörige einer Minderheit, der muslimischen Ro-hingya. Sie fl üchten aus dem bud-dhistischen Myanmar. Bei Unruhen 2012 wurden 140 000 Rohingya aus ihren Häusern vertrieben und von den Behörden in überfüllte La-ger gepfercht. Sie leben dort bis heute hinter Stacheldraht. Manche Flüchtlinge geraten in die Hände thailändischer Schlepper und müs-sen in sklavenähnlichen Verhältnis-sen auf Fischerbooten schuften. Andere erreichen Thailand oder Malaysia und werden als illegale Migranten dort ausgenutzt.

Die Zivilbevölkerung leidet un-ter den Kriegsfolgen, eine noch größere humanitäre Krise droht.

Oxfam ist eine internationale Entwicklungsorganisation, die weltweit Menschen mobilisiert, um Armut aus eigener Kraft zu überwinden.

Oxfam fordert die internationale Gemeinschaft auf, sich für einen sofortigen Waffenstillstand und für die Öffnung des Landes für humanitäre Hilfe einzusetzen. Darüber hinaus müssen alle Konfl iktparteien jegliche Verlet-zungen des humanitären Völk-errechts unterlassen.

Volker Türk vom UN-Flüchtlingshil-fswerk: “Es kann keine Lösung ge-ben, wenn man nicht die Ursachen anspricht. Myanmar muss die volle Verantwortung für die Menschen aus Myanmar übernehmen. Die Verleihung einer Staatsbürger-schaft an die Rohingyas muss das Ziel sein. Alle Einschränkungen für die muslimischen Rohingyas müs-sen aufgehoben werden.”

Hier kann man unterschreiben, um gegen die Gewalt im

Jemen ein Zeichen zu setzen:

www.act.oxfam.org/interna-tional/en/actions/yemen-crisis

Weder Thailand noch Indonesien wollen die Flüchtlinge aufnehmen. Myanmar hat Anfang Juni ein Boot mit 727 Menschen zurück auf hohe See geschickt. In der Region wur-den zahlreiche Gräber mit Leichen mutmaßlicher Flüchtlinge entdeckt. Frauen sollen in Lagern in Thailand und Malaysia Opfer von Gruppen-vergewaltigungen geworden sein.Bis heute ist keine wirkliche Hilfe für diese Menschen in Sicht. Myanmars Staatschefs weisen die Verantwor-tung von sich.

Nach einem Luftan-griff in der Nähe von

Sanaa suchen die Menschen unter den

Trümmern der zer-störten Häuser nach

Überlebenden.© Abo Haitham /

Oxfam

Mindestens 121.000 Menschen mussten bereits aufgrund der jüngsten Gewalteskalation von ihrem Zuhause fl iehen. Im Gou-vernement Hajjah im Westen des Jemen wurden mehrere zehntausend Menschen ver-trieben. Viele von ihnen waren schon vorher vor gewalttätigen Auseinandersetzungen gefl o-hen und sind jetzt erneut auf der Flucht. Sie benötigen dringend Hilfe.

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SüdostasienVerfolgte Rohingya in Gefahr!

Krise im JEMENÜber 121.000 Menschen sind auf der Flucht

Page 9: Tatwir Ausgabe 2

40.000 Menschen haben An-fang Juni in München gegen den G7-Gipfel und gegen das TIPP-Abkommen protestiert.

Warum?400 AktivistInnen demonstrierten am Freitag vor dem militaristischen Thinktank Marshall Center+ in Gar-misch-Partenkirchen gegen die Kriege von NATO und G7, gegen Unterdrückung und für ein solidar-isches Miteinander.

Was ist der G7-Gipfel?Vor 40 Jahren haben sich sechs wirtschaftliche Großmächte (G6) zusammengeschlossen: West-deutschland, Frankreich, Groß-britannien, Italien, Japan und die USA. 1976 kam Kanada, 1998 Russ-land dazu. Grund war die Ölkrise*. Sie brachte das internationale Währungssystem zum Zusammen-bruch.

Die Länder in dem Bündnis sind bis heute die gleichen, obwohl Indien und China mittlerweile wirtschaftlich mächtiger sind als Frankreich, Italien, Großbritannien und Kanada. Ende 2014 hat China als größte Volkswirtschaft der Erde die USA überholt.

Doch die wichtigen Entscheidun-gen treffen nach wie vor nur die G8. Sie sprechen sich über Außen-, Sicherheits- und Finanzpolitik ab. In München waren es:

• die Situation im Jemen• Krimkrise/Ukraine• Abhängigkeit der EU von Gaslieferungen aus Russland über Ukraine• Überwachung von Finanzströmen als „Kampf gegen den Terror“• Griechenlands Finanzen

+Das Marshall Center ist ein deutsch-US-amerikanischer Think-Tank, in dem strategische Konzepte für globale Kriegseinsätze geplant und entwickelt werden.“Diese Mil-itärinterventionen sorgen überall nur für mehr Tod, mehr Elend und mehr Vertreibung. Sie haben nirgendwo die Lage der lokalen Bevölkerung verbessert, aber deswegen wur-den sie auch nicht geführt. Die Kriege der NATO dienen der Durch-setzung der Profi tinteressen der westlichen Staaten und Konzerne.”(Sprecher Benjamin Ruß)

* SO MÄCHTIG IST ÖL!1967 hat Israel große Teile Paläs-tinas besetzt. Die ölreichen Sta-aten entschlossen sich damals gemeinsam, den Ölpreis mächtig zu erhöhen. Sie wollten damit die Käufer des Öls (westliche Staaten) dazu bringen, auf Israel Druck aus-zuüben. Damit es sich aus dem be-setzten Palästina zurückzieht.

Was ist das TTIP-Abkommen?Ein Handels- und Investitionsab-kommen zwischen der EU und den USA. Es geht um den Abbau von allen Handelshemmnissen. Das be-deutet, dass EU und USA ganz glei-chgeschaltet werden. US-Konzerne können europäische Staaten kla-gen, wenn sie zum Beispiel auf Gr-und eines nationalen Gesetzes ihre Produkte nicht verkaufen können.Die Verhandlungen sind geheim. Die europäischen Parlamente ha-ben kein Mitspracherecht.

Die US-Konzerne und US-Politik ma-chen sich damit noch mächtiger. Sie wollen China wirtschaftlich über-runden. Auch militärisch gibt es ak-tuell Konfl ikte im Südchinesischen Meer. Die USA will Militärfl ugzeuge und –schiffe dahin schicken.

tatwir welt

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Foto: Screenshot

Protestiere mit Deiner Unterschrift:

www.350.org/sign/tpp-de

PROTESTGegen den G7 Gipfel in MünchenGegen TTIP

Page 10: Tatwir Ausgabe 2

Hussein Allam - CC BY-SA 2.5

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tatwir literarischHussein Allam - CC BY-SA 2.5

tatwir literarisch

Ort: Kairo,im Hof der SultanHassan Moschee nach dem Morgengebet.

Datum: Juni 2020.

Die Personen:zwei Frauen, die bes-cheidene Kleidung tra-gen, mit ihnen sind ihre Ehemänner und ihre fünf Kinder, alle sprechen Arabisch. Die Männer und die Jungen verrich-ten das Gebet mit mir und meiner Familie.

tatwir literarisch

Ich habe einen Traum

Sasha: Willst du uns denn ausspionieren und abhören lassen?Obama: Nur zu eurem ei-genen Schutz und unser aller Nutzen. Oh, dieser Mann soll verdammt sein.Michelle: Achte auf deine Wortwahl in Gegenwart der Mädchen. Warum soll er jetzt auf einmal verdammt sein? Du hast ihn persönlich auserwählt und ihn häufi g in seiner Abwesenheit gel-obt.

Obama (wütend): Ich verdamme ihn ab dem Mo-ment wo er beginnt die Gehirne unserer Töchter zu zerstören, um sie zum Islam zu konvertieren.Malia: Er hat von uns nicht verlangt, etwas zu glauben oder etwas zu lassen. Wir haben ihm Fragen gestellt und er hat sie beantwortet.Sasha: Gerade du Dad, hast uns immer wieder gesagt, wie wichtig es ist, sich eine eigene Meinung zu bilden, und nicht alles zu glauben was jemand sagt oder die Medien berichten.Malia (an Sasha gerichtet, traurig): Ja, stimmt. Das war vor der Präsidentschaft.Obama: Meiner Meinung nach ist der Islam Extremis-mus, Terrorismus und Zwang.Sasha: Meiner Meinung nach ist Freiheit, dass jeder entscheiden kann wie er will, auch Mister Ahmed.Obama: Freiheit hat ihre Grenzen.Michelle Obama: Wo sind die Grenzen der Freiheit, deiner Meinung nach?Obama (grantig): Sich nicht in die Erziehung meiner Töchter einzumischen.Michelle Obama: Das hat Mister Ahmed nicht getan.Obama: Doch, das hat er und er wird dafür seine Rechnung bekommen.

Sasha: Bitte Dad verletze ihn nicht. Er ist höfl ich. Er hat eine gute Frau. Und die Kinder können gar nichts dafür.Obama: Sie geben sich nur so, bis sie…Malia: Bis sie was?Obama: Bis sie euch dazu bringen, zum Islam zu kon-vertieren. Aber ich schwöre euch: Das wird nie sein!

Plötzlich änderte sich das Traumbild und ich fand mich wieder im Jahr 2020, im Hof der Sultan Hassan Mos-chee nach dem Morgengebet, im Gespräch mit den erwachsenen Töchtern der Familie Obama.

Sasha: Nach diesem Gespräch sahen wir weder die-sen Mister Ahmed mit dem engelhaften Lächeln, noch seine Frau, noch seine Kinder jemals wieder. Nach einer Weile haben wir in den Zeitungen über einen schrecklichen Vorfall gelesen: die Familie eines ehemaligen Mitarbeiters des Weißen Hauses war auf tragische Weise ums Leben gekommen. Ich erinnere mich an Aufnahmen von meinem Vater bei der Beer-digung, wo er sprach und sogar weinte.

Sasha: Kurz danach verließ mein Vater das Weiße Haus. Er war mit Reisen, Vorträgen und Schreiben beschäftigt. Wir sind älter geworden. Die Beobach-tungen durch die Geheimdienste wurden gelockert. Wir vertieften uns in das Studium des Orients, seiner Sprachen und seiner Religion. Wir entdeckten, dass es keinen Zwang im Islam gibt.Ich: Aber der Vater versteckte die Wahrheit vor euch. Ist sie euch noch immer verborgen?

Der Mann von Sasha: Was ist die Wahrheit?Ich: Die Muslime werden nicht nur wegen der Religion getötet und vernichtet. Es ist nicht allein die Religion. Es geht um ökonomische und politische Macht. Im arabischen Raum ist es Israel, eine Kolonie des Westens, aufgebaut zum Zweck der Kontrolle und Herrschaft über die Ölquellen der riesi-gen Region.Der Mann von Malia: Was ist die Lösung für das Prob-lem Israels Ihrer Meinung nach?

Teil 2

vonAbdullah An-Nemsawy

Foto @fl ickr Hussein Allam - CC BY-SA 2.5

Page 11: Tatwir Ausgabe 2

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tatwir literarisch

Ich: Die Erde bietet Schutz für uns alle. Auch das Heilige Land von Palästina kann alle schützen, die auf ihm leben. Eine gerechte Zukunft kann nur so aussehen: Palästinen-sische, muslimische und christliche Araber und alle anderen leben dort mit den Juden, die in das Heilige Land ausgewandert sind und mit denen, die dort geboren wurden. Die einen lernen die Sprache der an-deren, Arabisch und Hebräisch sind gleichberechtigte Sprachen.

Alle seit der Nakba (1948: „Die große Katastrophe“; 726.000 palästinensische Einwohner wurden durch israelische Paramilitärs zur Flucht gezwungen) ver-triebenen palästinensischen Flüchtlinge können zurückkehren und gemeinsam mit den Juden in ei-nem demokratischen Staat leben. Juden und Muslime regieren Seite an Seite.Wir wissen um Geschichte und Leid des jüdischen Vol-kes. Wir sind nicht dagegen, dass sie in Palästina leben. Wir sind aber dagegen, dass sie als absolute Herrscher regieren, während die Araber als Sklaven leben.

Sasha: Ich habe immer noch einige Kontakte mit wich-tigen Menschen. Ich glaube, sie sind klug. Ich werde ihnen von ihrer Vision erzählen. Vielleicht werden wir den Frieden demnächst erreichen.

Malia: Aus ihren Worten sprechen Weisheit und Güte. Mögen sie gehört werden…Sasha: Was meinen Sie zur Lage hier in Ägypten?Ich: Wie Sie sehen, konnten wir die Armut in Rekordzeit bekämpfen. Bald stirbt die letzte Person, die nicht mit einem Computer umgehen kann. Die Jugendlichen unter 15 Jahren beherrschen mehr als zwei fremde Sprachen. Es gibt keine Bestechung. Vetternwirtschaft ist Vergangenheit. Chaos ist ein fremdes Wort in den Ohren des ägyptischen Volks und seine Augen sehen nur steten Fortschritt beim Aufbau der Infrastruktur, der Wirtschaft und dem Sozialwesen.

Sasha: Was ist mit Afrika und Asien?Ich: Weder gibt es Missionen, um die Religion zu ver-breiten, noch Militäreinsätze um Bodenschätze aus-zubeuten. Delegationen werden in andere Länder nur dann geschickt, wenn die Bevölkerung es will und nur, um den Bedürftigen zu helfen Wissenschaft zu verbre-iten, Schulen zu errichten und das Gesundheitssystem zu verbessern.

Malia: Wie steht es um den Iran, auch ein muslimisch regiertes Land, das für meinen Vater und die USA so lange auf der „Achse des Bösen“ lag?Ich: Wir haben ein Zentrum gegründet, um Geschwis-terlichkeit zwischen Sunniten und Schiiten zu fördern. Wir haben mit unseren schiitischen Glaubensgeschwis-tern vereinbart, niemanden wegen seines Glaubens zu beleidigen. Imam Ali ist eine von uns respektierte Person. Kein Gefährte des Propheten darf beleidigt werden.

Sasha: Was ist mit den Arabern, ich meine die Golf-Staaten und das geldreiche Saudiarabien?Ich: Wir haben sie davon überzeugt, dass Ägypten ke-ine Einwände gegen ihre Königreiche hat, solange sie verfassungsgemäß sind, und die regierende Familie als Teil des Volkes und nicht als Herrscher lebt. Sie wis-sen, dass der Islam nicht nur Gebet und Fasten bedeu-tet. Islam bedeutet, ein gutes Verhältnis mit anderen Menschen und nachbarschaftliche Beziehungen mit anderen Staaten zu pfl egen.

Malia: Was ist mit dem Westen?Ich: Er ist in eine schwierige Wirtschaftskrise geschlittert und büßt jetzt für seine Sünden in der vorhergehenden und nachfolgenden Kolonisation.Malia: Sie meinen mit der vorhergehenden Kolonisa-tion die europäische Besetzung der muslimisch-ara-bischen Welt. Was ist die nachfolgende?Ich: Die vorhergehende Kolonisation sind die Kreuzzüge, dann kam die Ära der Kolonisierung und Plünderung der Bodenschätze und Reichtümer unseres Landes. Die nachfolgende ist der kulturelle und wirtschaftliche Kolonialismus. Die Bestimmung und Lenkung der Füh-rung eines Landes durch Fernsteuerung. Statt mit dem ägyptischen Volk zu reden, redeten die westlichen Mächte mit dem Diktator Mubarak. Genauso in Libyen mit Gaddafi und mit Ben Ali in Tunesien.

Sasha: Wenn ihr erreicht, was ihr wollt, dann werden wir nicht mehr auf der Erde leben, sondern im Para-dies, wo Frieden herrscht.

Die Worte von Sasha werden durch einen aufdring-lichen Ton unterbrochen. Der Wecker. Ich schrecke auf. Was habe ich da geträumt…?

Langsam verfl üchtigt sich mein Traum und die tagtägli-che Realität ruft mich zu sich.

Ich fl üstere innig: Insch’Allah! und nehme mir vor, die-sen Traum weiter zu erzählen.

Ich habe einen Traum

Foto @fl ickr Hussein Allam - CC BY-SA 2.5

Foto: Klagemauer by Sheepdog85 - Own work. Licensed under CC BY-SA 3.0 de via Wikimedia Commons

Page 12: Tatwir Ausgabe 2

tatwir literarisch

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Die Eroberung der HerzenEin Text über metaphysisches Denken und die Liebe

Unter metaphysischem Denken ist die Anstren-gung des Verstandes zu verstehen. Man strengt sich an, die Schöpfung als Ganzes zu erfassen und sie in all ihren sichtbaren und unsichtbaren Dimensionen zu begreifen. Ohne diese Anstren-gung von Verstand oder Geist zerfällt alles in leb-lose Bruchstücke. Ein Mangel an metaphysisch-em Denken führt daher zum Tod des Verstandes. Alle bedeutenden Zivilisationen haben sich ent-wickelt und sind ins Leben getreten, weil sie sich in die Arme des metaphysischen Denkens begeben haben.

Metaphysisch zu denken bedeutet, dass der menschliche Verstand oder Geist versucht, die gesamte Schöpfung wahrzunehmen und ihr In-neres wie auch ihr Äußeres zu verstehen. Wer Metaphysik und Physik (und andere Wissen-schaften) als einander widersprechende Disziplin-en betrachtet, versäumt es zu registrieren, dass er quasi behauptet, Flüsse und ihre Quellen seien einander entgegengesetzt.

Eine andere Dimension der Metaphysik stellt die Wahrnehmung der Schöpfung durch die Li-ebe dar. Liebe bedeutet in diesem Zusammen-hang, das ganze Universum mit allem, was in ihm geschieht, als ein beständiges miteinander in Verbindung stehendes Fließen zu erkennen und als solches zu lieben. Diejenigen, denen es ge-lungen ist, diese wahre Liebe aufzuspüren, jagen weder Reichtum noch Ruhm nach.

Spirituelles Training führt den Menschen zum Zweck seiner Erschaffung. Das Bewusstsein um den letztgültigen Zweck seines irdischen Daseins kann ihn von körperlichen Belastungen befreien

Es liegt an uns, die Vorstellungen des modernen Menschen zu ändern und sein Streben in andere Bahnen zu lenken. Denn dieser moderne Mensch hat seine spirituelle Bewegungsfähigkeit verloren; er hat mit seiner ursprünglichen Identität gebro-chen und ist so zum Opfer seiner selbst gewor-den. Wir haben die Hoffnung, dass uns Gott, der Allmächtige, Seine Unterstützung nicht verwei-gern wird, dass Er uns bei diesem segensreichen Unternehmen zum Erfolg führen wird, sofern wir nur unseren Willen stärken, ihn im regelmäßigen Gebet läutern und ihn durch ständige Selbstkritik zähmen.

Unsere Aufgabe besteht darin, heute und jetzt das Saatgut für eine glanzvollere Welt der Zu-kunft auszusäen, und Gott Selbst überlassen wir es, jedes einzelne Samenkorn zu einem frucht-baren Baum heranwachsen zu lassen, wenn Er es denn so will.

Ich bin voll und ganz davon überzeugt, dass als Ergebnis bewusster Anstrengungen diese verdor-bene Welt einer neuen Welt Platz machen wird. In dieser neuen Welt wird der Glaube und der Dienst an Gott den Wohlgeruch des Friedens, der Sicherheit und der Liebe in alle Teile der Welt tragen. Weiterhin bin ich mir absolut sicher, dass zukünftige Generationen die Glückseligkeit über-bordender Liebe in den Mittelpunkt ihrer Bemüh-ungen stellen werden und von dieser Liebe weit mehr als von allem Streben nach Geld, Ruhm oder Posten profi tieren werden.

Diese Liebe wird erobernden Herzen entspringen und dafür mit der Herrschaft über die Herzen be-lohnt werden.”

R.K., 18 Jahre ♀

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Das Buch,das vom Himmel kam

Buchvorstellung

„Was meinst Du was Zayd am besten kann?“ fragte Afra. Nawar überlegte einige Augenblicke. Ich bezweifl e, dass aus ihm ein großer Krieger wird. Doch hat er etwas ganz Besonderes an sich, das nicht einmal ich ganz begreife. Oft kom-mt es mir so vor, als besäße er eine Fähigkeit zu beobachten und zu-zuhören, die außergewöhnlich ist.

Dabei kommt ihm sein erstaunli-ches Gedächtnis zu Hilfe, das ihm erlaubt, rasch zu lernen. Und diese Gabe zeigt sich noch deutlicher, wenn es darum geht, die Worte Gottes in Erinnerung zu behalten und sie zu rezitieren!“

„Großartig!“, rief Afra.“Das werde ich sofort dem Ältesten unseres Stammes mitteilen!“

Wie ein Lauffeuer verbreitet sich der Islam zu Beginn des 7. Jahrhun-derts. Sein Verkünder, der Proph-et Mohammed, muss aus Mekka fl iehen und sucht Schutz in einer Wüstenoase. Dort trifft er auf Zayd, einen Jungen, der ihn glühend verehrt. Zayd wird der Schreiber des Quran.

Ahmad Vincenzo hat in einfacher Sprache einen berührenden Ro-man verfasst. Es gelingt ihm, den Lesenden in die Lebenswelt der Beduinen und Araber der damali-gen Zeit zu versetzen.

Einfühlsam, anschaulich und mit großem Respekt erzählt er die Ge-schichte der Verschriftlichung des Qur’an. Schade, dass die wohlfachunkundige Übersetzung aus dem Italienischen dem Original nicht immer entspricht (Musel-manen statt Muslime).

Über den Autor:

Ahmad Vincenzo,in Neapel/Italien geboren, ist ein zum Islam konvertierterIslamwissenschafter.

Er lehrt Islamisches Recht und Ge-sellschaft an der Universität Nea-pel Federico II und Soziologie an der Accademia di Belle Arti di Catania auf Sizilien.

Er ist im islamisch-christlichen Dialog aktiv und einer der Un-terzeichner des ursprünglich von 138 muslimischen Gelehrten un-terzeichneten offenen Briefes Ein gemeinsames Wort zwischen Uns und Euch an christliche Würden-träger aus der ganzen Welt.

Das Buch ist auch in türkischer Sprache erhältlich, unter dem Titel:

Yesrib’de Bahar

1961 yılında Napoli’de doğan Ahmad Vincenzo, 1990’da Şazeli şeyhi olan Kont Abdulwahid Pallavicini’nin şahitliğinde, uzun ve derin bir din bilimleri araştırmasından sonra İslam’ı seçmiştir. Günümüzde Milan’da yaşayan ve İtalyan Müslümanların tem-silcisi olarak kabul edilen Vincenzo, “Italian Comunita Religiosa İslamica” kuruluşunun ve Intellettuali Musulmani Italiani (İtalyan Müslüman Entellektüeller) Derneğinin kurucularındandır.

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FASTEN

Ramadan, der Monat des Fastens, ist der neunte Monat des islamischen Kalenders und hat ent-weder neunundzwanzig oder dreißig Tage.

Im Mondmonat gibt es eine Nacht, die besser als tausende Monate ist. In dem Monat hat Al-lah s.w.t.* das Fasten zur Pfl icht und das nächtli-che Verrichten der Gebete zu einer freiwilligen Tat gemacht. Er ist der Mondmonat der Geduld und der Lohn der Geduld ist das Paradies und zu-gleich ist er auch der Monat der Versöhnung. Es ist der Monat, dessen Beginn Barmherzigkeit, des-sen Mitte Vergebung und dessen Ende Befreiung vom Feuer der Hölle ist.

In einer der Nächte des Ramadan ist das Ver-richten einer guten Tat besser, als sie in tausend Nächten zu verrichten. Welche Nacht es ist, ist jedoch unbekannt, damit der Muslim in all den Nächten von Ramadan die Gelegenheit nutzt, um gute Werke zu verrichten.

Laut Überlieferung von Al-Buchari habe der Ge-sandte Allahs s.a.w.s.* gesagt;>>Im Ramadan sind die Tore des Paradies geöff-net, die Tore der Hölle geschlossen und der Teufel wird in Ketten gelegt.<<

Was bedeutet Fasten?Fasten bedeutet Enthaltsamkeit. Soll heißen, sich z.B. beim Sprechen zu mäßigen. Jeder kennt das Sprichwort: ,,Reden ist Silber, Schweigen ist Gold”.

Im religiösen Sprachgebrauch bedeutet das Fas-ten, dass wir vom ersten Aufkommen der Mor-gendämmerung bis zum Sonnenuntergang auf Speisen und Trank verzichten. Wobei der Muslim seine Absicht, das vorgeschriebene Fasten zu er-füllen, jede Nacht nach Sonnenuntergang und vor dem ersten Aufkommen der Morgendäm-merung, formulieren muss.

Ist Fasten eine Pfl icht?Im Mondmonat wurde unser heiliges Buch, näm-lich der Qur’an, herabgesandt und er ist ein deu-tliches Zeichen der Rechtleitung und der Unters-cheidung. Also wer von uns in dem Monat volljährig und Al-hamdulillah gesund ist, der muss in ihm fasten.

Wer ist verpfl ichtet?Volljährige und geistig gesunde Muslime sind dazu verpfl ichtet zu fasten.Jedoch dürfen Frauen während ihrer Regelblu-tung oder Blutung nach der Entbindung nicht fas-ten und müssen die versäumten Tage nachholen.Das gilt auch für Frauen die schwanger oder am Stillen sind, alte Menschen die das Fasten nicht halten können, Reisende und kranke Menschen die aus gesundheitlichen Gründen nicht fasten können.

Das Fasten ist eine direkte Angelegenheit zwischen dem Einzelnen und seinem Schöpfer. Es ist also ein Gottesdienst, der frei von Heuchelei sein muss.

Welchen Nutzen,ziehen MuslimInnen

aus dem Fasten?

Foto upyernoz @fl ickr CC BY 2.0

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im (Mond)Monat Ramadan

Wie beginnt und endet der Ramadan?Der islamische Kalender zählt zwölf Monate. Alle diese Monate haben neunundzwanzig oder dreißig Tage. Das islamische Jahr ist ein reines Mondjahr und ist um elf Tage kürzer als das Son-nenjahr.Die genauen Anfänge der Mondmonate hän-gen mit dem Anfang der ersten Sichel des neuen Mondes zu Beginn des Ramadans zusammen.

Der Prophet s.a.w.s* sagte:>>Beginnt das Fasten des Monats Ramadan nach Erscheinen des Neumondes von Ramadan und brecht es ab nach Erscheinen des Neumondes von Schauwal. Wenn der Himmel in der Nacht des 30 Tages von Schaban bedeckt ist, vollendet den Monat Schaban zu 30 Tagen. <<Wenn man das Erscheinen des Neumondes von Ramadan gesehen hat, ist man dazu verpfl ichtet, zu fasten. Aber wer ihn nicht gesehen hat und es von einem glaubwürdigen Muslim erfuhr, ist eb-enfalls dazu verpfl ichtet zu fasten.

*s.w.t. - Subhānahu wa-ta ālā: Er ist gepriesen und erhaben

*s.a.w.s. Sallā ‘llāhu ‘alayhi wa-sallam: Friede und Segen sei auf ihm

V.A., Schülerin ♀

Die Seele des Fastenden wird gereinigt und seine Beziehung zu Gott und den Mitmenschen wird gefes-tigt. Ohne dies bleibt das Fasten bedeutungslos und leer. So ist ein grosser Nutzen des Monats Ramadan mehr Barmherzigkeit gegenüber Armen und Bedürfti-gen und darüber hinaus das Erlangen einer gewissen Selbstbeherrschung und Konzentration auf das Wes-entliche.

Fasten schärft das Gewissen und vergrössert die Wid-erstandskraft.Wer fastet denkt mehr an Gott, übt sich in wohltätiger Nächstenliebe, schmeckt die Süsse der Ergebung in Gottes Willen, die Liebe Gottes und Gottesfurcht.

Die Muslime geniessen auch das besondere Mitein-ander in der Familie und unter Freunden im Fasten-monat. Vielleicht ist der grösste praktische Nutzen der einmonatigen geistigen und körperlichen Übung der, dass die Selbstbeherrschung und die Absage an bestimmte Dinge auch andere Aspekte des Leben eines Muslims weiter zu durchdringen vermag.

Dies wird möglich, weil dem Muslim im Ramadan eine Möglichkeit geboten wird eine innere Abrechnung durchzuführen und er somit neue Vorsätze für die nächste Zeit fassen kann.

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Den heiligsten und schönsten Monat im ganzen Jahr in meiner Heimat verbringen zu können, ist das beste und schönste Gefühl für mich. Das Hören des Ezan vom Muezzin fünfmal am Tag, diese süßliche Luft die nach Ramadan und nach Sauberkeit riecht, die Familien die zusammen beten und für den Sehur aufstehen… Oder das Gefühl, wenn alle zusammen auf das Iftar warten und glücklich und dankbar sind, dass uns Allah der Barmherzige so Vieles gegeben hat. Und das schöne Gefühl, wenn man zum Fastenbrechen mit Bismillah-i Rahman-i Rahim das Wasser und eine Dattel kostet …

Die jungen Leute spazieren bis zum Iftar. Sie reden miteinander vor den Bäckereien und warten auf das frisch gebackene Brot. Schöne Stunden verbringen wir in der Moschee zum Terawih Gebet und danach zu Hause, wo wir mit der Familie Quran rezitieren oder im Fernsehen auf dem Programm Sandzak TV Geschich-ten über den Islam anschauen und Hadithe hören. Das sind meine schönen Erinnerungen an den San-dzak im Monat Ramadan. Denn es gibt keinen Ort auf der Welt, wo man besser den heiligsten Monat ver-bringen kann, als im Sandzak. Nirgends habe ich das Gefühl wie dort, wenn ich mit meiner ganzen Familie, meinen Großeltern, meinen Tanten, Onkeln, Cousinen und Cousins den Ramadan verbringe.

Von der Gemeinde werden öffentliche Iftare organ-isiert, wo jeder mit der eigenen Familie kommen und essen kann. Das wird vor allem für die ärmeren Leute gemacht und damit alle Leute zusammen kommen. Es gibt islamische Konzerte, an denen man Ilahije hört. Dort ist alles anders, dort fühlt man mehr Liebe und Gottesfurcht. Ich bin glücklich, denn wo auch immer ich mich hindrehe, sehe ich Musliminnen und Muslime, meine Schwestern und Brüder, die nur für Allah fasten und auf seine Belohnung hoffen.

Aber die schönste Nacht im Monat Ramadan, die ich im Sandzak immer verbracht habe, ist die Nacht Lejletul Kadr. Zu dieser Nacht wird von der islamischen Partei BDZ ein Gebet auf dem Hauptplatz “Trg Gazi Isa Beg Isakovic” in Novi Pazar’s organisiert. Tausende von Leuten beten zusammen unter dem offenen Him-mel bis zum Sehur. Man fühlt sich in diesem Moment zusammen und vereint und einfach gesegnet.

Ich hoffe, dass ich Ihnen etwas über meine Heimat und den schönsten Monat in Sandzak erzählen konnte.

S.A.,17 Jahre, ♀

Ezan/Azzan: Ruf des Muezzins zum GebetSehur/Suhur: Das Frühstück vor Beginn des Fastens jeden MorgenIftar: Fastenbrechen nach jedem Fasttag am AbendTerawih Gebet/ Salāt at-Tarāwīh:Gebet im Ramadan nach dem NachtgebetHadith:Überlieferte Aussagen des Propheten saws.Ilahije: Religiöse GedichteLejletul Kadr/Lailat al-Qadr: die Nacht im Monat Ramadan, in der der Qur’an erstmals offenbart wurde

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Schöne Worte zum Ramadan ...... für MuslimInnen

... und alle die darüber wissen wollen

Das Fasten im Monat Ramadanhat zwei wichtige Punkte:

1. Die Verse über das Fasten:„O ihr, die ihr glaubt! Euch ist das Fasten vorge-schrieben, wie es den Menschen vor euch vorge-schrieben war; vielleicht werdet ihr gottesfürchtig“. 2/183. 1

Von Abū Hurayrah2 (r.a.)3 Allahs Gesandter (s.a.s.)4 sagte: „Allah, der Erhabene, sagte: „Außer dem Fasten sind alle guten Taten des Sohnes Adams für ihn, aber es ist für mich, und ich werde ihn dafür belohnen. Das Fasten ist ein Schutz. An einem Fasttag soll niemand von euch etwas Schlechtes sprechen, lärmen oder schreien. Wenn jemand mit einem von euch schimpft oder mit ihm streitet, so soll er darauf verzichten zu an-tworten und sagen: Ich faste. Bei Allah, dem Erhaben-en, in dessen Hand die Seele von Muhammad liegt, ist der Geruch des Mundes eines Fastenden bei Allah vorzüglicher als der Duft des Moschus. Es gibt für den Fastenden zwei Freuden, auf die er sich freut: Wenn er nach dem Sonnuntergang das Fasten unterbricht, freut er sich, und wenn er seinen erhabenen Schöpfer erreicht, freut er sich für sein Fasten.“

Von Abdullāh an-Nemsāwy

1 Al-Qur’ān al-karīm Sūratul-baqara2 Ein Gefährte des Propheten Muhammad. Abū Hurayrah bedeutet Vater des Kätzleins. 3 „radiya-llahu’anh“ bzw. „ …’anhā“ (Möge Allāh Wohlgefallen an ihm bzw. … an ihr haben).Wird von Muslimen bei der Nennung der Prophetengefährten ehrend hinzugefügt. 4 „‘alaihi-s-salātuwa-s-Salām” (auf ihm seien Segen und Friede) oder „salla-llāhu ’alaihiwa-sallam“ Allah segne ihn und schenke ihm Friede). Wird von Muslimen bei der Nennung des Propheten Muhammad ehrend hinzugefügt. 5 Ein Gefährte des Propheten Muhammad (s.a.s.). 6 Stillung des Durstes.

Wie die Tat ist, ist die Belohnung

Sahl5 (r.a.) berichtet, der Prophet (s.a.s.) habe gesagt: Das Paradies hat ein Tor, das ar-raīyān6 genannt wird. Am Tag der Auferstehung werden nur die Menschen, die das Fasten eingehalten haben, durch dieses Tor ins Paradies eintreten dürfen. Es wird gefragt werden: „Wo sind die Menschen, die gefastet haben?” Die Genannten werden sich erheben, und niemand außer ihnen wird durch dieses Tor ins Paradies eintreten dür-fen. Und wenn sie eingetreten sind, wird es verschlos-sen werden, und niemand wird es mehr passieren kön-nen.

2. Ramadan ist eine Chance für einneues gutes VerhaltenFür diejenigen, die nicht beten, dass sie beten und für diejenigen, die rauchen, dass sie mit dem Rauchen aufhören.

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Wie überall auf der Welt, wo Muslime fasten, steht man im Kosovo zur bestimmten Zeit auf.Am Morgen wird ganz normal Frühstück bzw. Syfyr ge-gessen. Es werden Eier, Sucuk, einfach alles was man im Kühlschrank fi ndet, aufgetischt. Meistens fastet die ganze Familie. Auch die Kleinen wollen es ausprobieren, daher erlauben die Eltern man-chmal, dass sie ein paar Tage mitfasten (solange sie können).

Für das Fastenbrechen wartet die ganze Familie, ob klein oder groß, darauf bis die Lichter der Min-arette angehen. Zu Iftar kochen die Frauen etwas Gutes, z.b Sarma, Fleisch mit Reis, Salat.

Im Kosovo bemühen sich die Frauen, dass sie viel und gut kochen, denn die Männer und Frauen kommen nach einem langen Arbeitstag nach Hause, gehen zur Moschee, beten das Abendge-bet und kommen erst dann nach Hause.

Sie verbringen die Zeit nach dem Iftar mit der Familie, trinken Caj (schwarzer Tee), essen und lassen es sich gut gehen.

V.J., Schülerin, ♀

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Eine Freitagspredigtkündigt das Kommen des Ramadan an

Liebe Brüder und Schwestern!Das Fasten wurde zwei Jahre nach der Hidschra vorgeschrieben: „O ihr, die ihr glaubt! Euch ist das Fasten vorgeschrieben, wie es den Menschen vor euch vorgeschrieben war; vielleicht werdet ihr gottesfürchtig.“ (Qur’an 2:183)

Seitdem kommt der Monat Ramadan jedes Jahr mit viel Segen und Barmherzigkeit von Allah t. und seitdem ist der Monat Ramadan eine Schule der demütigen Ehrfurcht gegenüber Allâh. Aber heute zutage ist der Monat Ramadan ein Monat, in dem es üblich ist schöne und künstlerische Mahlzeiten vorzubereiten, oder die ganze Nacht vor dem Fernseher zu verbringen. Allah, der Erha-bene, wollte etwas Besseres für die Leute, aber die Leute machen etwas anderes daraus.

Allah t. wollte, dass der Monat Ramadan eine Schule für demütige Ehrfurcht gegenüber Allah ist, ein Monat der Reue, ein Monat der Verge-bung, ein Monat des Qur’ans, ein Monat des Ge-bets.

Liebe Brüder und Schwestern,der Monat Ramadan ist gekommen, um uns zu retten, um unseren Weg zu erleichtern, letz-tendlich um uns ins Paradies zu bringen. Lasst ihn uns zum Startpunkt der aufrichtigen Reue gegenüber Allah machen, damit die Reue un-sere Sünden vergehen lässt und unsere Fehler und schlechten Taten auslöscht! Da der Teufel im Ramadan angebunden ist und das Feuer der Gelüste durch das Fasten erloschen ist, ist die Macht der Neigung vergangen und die Macht des Verstandes geblieben. Der Sünder hat keine Ausrede mehr.

O Wolken der Unachtsamkeit der Herzen, zer-streut euch! O Licht der demütigen Ehrfurcht ge-genüber Allâh und des Glaubens, gehe auf! O Seiten der Taten der Frommen, erhebt euch! O Herzen der Fastenden, fürchtet euch [vor Allâh]! O Füße der sich Anstrengenden, werft euch vor eurem Herrn nieder und verbeugt euch! O Au-gen der sich Anstrengenden, fallt nicht zu! O Him-mel der Seelen, halte ein! O Blitze der Sehnsucht, leuchtet für die Liebenden! O Sinne der Wissen-den, weidet! O Eifer derjenigen, die etwas außer Allah lieben, begnüge dich damit nicht!

Aller Lobpreis gebührt Allah»Der Monat Ramadân,in welchem der Qur’ân herabgesandt wurdeals eine Leitung für die Menschen und als Zeugnisder Leitung und Unterscheidung“

Wer nicht im Ramadân bereut, wann bereut er dann? Wer nicht im Ramadan zu Allah dem Erhabenen zurückkehrt, wann kehrt er dann zurück?Wer nicht im Ramadan auf seine Gebete und Verpfl ichtungen achtet, wann dann?Wer nicht im Ramadan von den Sünden und Ver-fehlungen ablässt, wann dann?

Die Zeit vergeht, die Tage eilen dahin, und von einem Augenblick zum nächsten wandert der Mensch von der Erdoberfl äche in die Tiefe der Erde.

Allâh der Erhabenen sagt im Qur’an: „Und wenn dich Meine Diener nach Mir fragen, so bin Ich nahe; Ich erhöre den Ruf des Bittenden, wenn er Mich anruft. So sollen sie nun auf Mich hören und an Mich glauben, auf dass sie besonnen handeln mögen.“ (Quran 2:186)

As-Suyuti überlieferte in seinem Hadithwerk Al-Dschami As-Saghir: „Ich hörte den Gesandten Allahs sagen: “Der Fastende hat bei seinem Fas-tenbrechen ein Bittgebet das nicht abgewiesen wird.”

Die früheren frommen Muslime der Gemeinschaft haben den Aufruf des Herrn der Geschöpfe ver-standen. Sie kannten den Wert der Zeit. Asch-Schafi ‘i pfl egte den Qur’an im Ramadan 60 Mal vollständig zu rezitieren.Az-Zuhri pfl egte zu sagen, immer wenn der Rama-dân kam: „Er (Ramadan) besteht nur aus der Rez-itation des Qur’an und der Speisung von Armen.“ Wenn der Ramadan eintraf, wandte sich Imam Malik von der Lesung des Hadithes und dem Sit-zen mit den Gelehrten ab und wandte sich der Rezitation des Qur’an zu.

Liebe Geschwister!Lasst uns den Ramadan zu einer Schule machen, in der wir Geduld lernen! Denn der Ramadan ist der Monat der Geduld, wie uns Abu Dawud vom Propheten überlieferte. „Das Fasten ist die Hälfte der Geduld“, wie uns At-Tirmidhi ebenfalls von den Worten des Propheten überlieferte.

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Apartheid. Während Südafrika ab 1990 sich von der Rassentrennung abkehrte, feiert diese in Israel ein-en neuen Trend. Palästinenser sind nicht berechtigt, gleiche Wege und Straßen und gleiche Verkeh-rsmittel wie Israelis zu benützen.Sogar in öffentlichen Gebäuden und Toiletten gibt es abgegrenzte Bereiche. Das Recht auf Wasser und Lebensmittel für Palästinenser gibt es schon lange nicht mehr. Ziel dabei ist die systematische Ausschaltung und Vertreibung des palästinensischen Volkes und die vollständige Errichtung eines zionis-tischen Staates Israel.

Pünktlich zu Ramadan melden die Nachrichten „Radikal-islamische Hamas bombardiert Israel – Israel wehrt sich“. So tönt auch Bundes-kanzlerin Merkel lautstark, dass Deutschland und der Westen Israel verteidigen müssten, auch durch Waffenlieferungen: „Und weil wir glauben, dass Deutschland Israel besonders unterstützen muss. Das nationalsozialistische Deutschland hat sechs Millionen Juden umge-bracht. Die Juden waren sehr froh, dass sie nach dem Zweiten Welt-krieg einen Staat bekommen ha-ben und damit eine Zufl ucht. Aus dieser Verantwortung heraus machen wir das.“

Nach Schilderungen der poli-tisch gesteuerten Medien leben israelische Bürger in Angst und Schrecken vor der Palästinenseror-ganisation Hamas. Doch bis heute konnte kein einziger Angriff Hamas zugeordnet werden. Kritiker sprech-en von einer Selbstinszenierung der Angriffe durch israelisches Militär. Das Ziel sei, ein „palästinenserfreies Israel“ zu schaffen.

Apartheid, Genozid, Freiheits-beraubung, Unterdrückung sind nur wenige Geschehnisse von vielen, die von Israel verbrochen werden und der EU unterstützt werden, auch wenn oft nur indi-rekt – denn Schweigen ist auch ein Verbrechen. Sie widersprechen nämlich nicht nur dem europäisch-demokratischen Gedankengut, sondern verletzten vielmehr auch Menschenrechte in jeglicher Hinsi-cht. Jene werden hingegen dann ganz rasch erwähnt, wenn der Übeltäter „ein Muslim“ ist.

Gastbeitrag von H.H., Student

Zitate aus:http://diefreiheitsliebe.de/politik/warum-wir-der-vertreibung-der-palaestinenser-gedenken-muessen/

Aussagen einiger Politiker wie Justizministerin Ajelet Schaked un-terstreichen diesen Verdacht. 2014 stimmte sie in den sozialen Netzwerken mit dieser Aussage überein: „Dazu zählen nun auch die Mütter der Märtyrer (…) Sie sollten ihren Söhnen nachfolgen – nichts wäre gerechter. Sie müssen ver-schwinden, und ebenso die Häus-er, in denen sie diese Schlangen großziehen. Andernfalls werden dort noch mehr kleine Schlangen großgezogen.“

AuchVize-Verteidigungsminister und Chef der Zivilverwaltung Eli Ben-Dahan ist der Meinung, dass “Palästinenser Tiere sind und keine Menschen. Sie haben kein Recht zu leben.“

Bildungsminister Naftali Bennett sagte zuletzt stolz, dass er in seinem Leben “schon viele Araber getötet hat“ und dass das „kein Problem“ sei, da Palästinenser „Granatsplitter im A....“ sind.

Nach dem Genozid 2014 in Gaza, bei dem über 2000 Palästinenser, davon über 90 % Zivilisten,vor allem Kinder und Frauen, getötet wurden, waren sechzig der dafür eingesetz-ten israelischen Soldaten, bereit ihr Schweigen zu brechen.

Sie hatten den Befehl von Offi zie-ren erhalten, sich wie in einem Vid-eospiel zu fühlen und bestätigten in einer Videoaufnahme, dass von Anfang an kein Interesse bestand sich zu verteidigen, sondern jeden Palästinenser aus dem Weg zu räumen: „Jeder, der in Sichtweite gerät, gilt als Verdächtigter.“

ISRAELS elftes Gebot:

Wir dürfen alles!

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ISLAMOPHOBIEDas Feindbild Islam

Dschihadist hier, Dschihadist dort. In letzter Zeit bekommt man den Begriff “Dschihad”, „Terror“ und “Islam” nicht mehr aus den Schlag-zeilen. Dabei ist Islamfeindlichkeit1 ein relativ junges Phänomen und hat erst in den letzten Jahren me-diale Aufmerksamkeit erfahren.Aber muss man wirklich vor dem Islam Angst haben? Hat man das Recht, alle Muslime für die Gräuel-taten der Extremisten zu verur-teilen?

Der DschihadIch muss meinen Eltern danken, da sie mir den Weg der Integration in die Gesellschaft gezeigt haben. Respekt und Vernunft anderen gegenüber war stets meine Rich-tung. Das Problem ist aber, dass die sogenannten “Dschihadisten” diese grundlegenden Prinzipien des Islams nicht verstanden haben. Einen Islam, der den Frieden mit auf den Weg gibt, der ausdrück-lich sinngemäß vorschreibt, dass das Töten von einem Unschuldi-gen dem Töten der ganzen Men-schheit gleicht, solch einen Islam kennen sie nicht. Sie kennen den großen Dschihad nicht, diesen der den Kampf mit sich selbst, dem Gewissen vorschreibt. Dschihad ist der Kampf gegen das Böse im Her-zen des eigenen Ich, die Anstren-gung gegen eine niedrige Stufe der Seele, die zum Bösen gebietet. Trotzdem gehört das arabische Wort Dschihad, das “Bemühung” oder “Anstrengung” bedeutet, zu den Begriffen, die am häufi gsten missverständlich übersetzt und wahrgenommen werden.Wenn ich gute Taten verrichte und schlechte Taten vermeide, habe ich den größten Dschihad ver-richtet. So wird es vom Propheten Muhammed (Friede sei mit ihm) überliefert. Der große Dschihad ist „heiliger“ als der kleine Dschihad, der Kampf für die Verteidigung, auf den sich die IS-Milizen fälschlich-erweise berufen, um ihre Taten zu rechtfertigen.

1Politikwissenschaftler und Islamophobie-Forscher Farid Hafez beschreibt Islamopho-bie so: „Ich verstehe darunter eine nega-tive Stereotypisierung von und feindselige Haltung gegenüber etwas, das als „das Muslimische“, als Anti-These zum „Wir“ wah-rgenommen wird.“

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Die Deutung des QuranAllah sagt im Qur’an: “Er ist es, Der das Buch (als Offenbarung) auf dich (Muhammed) herabgesandt hat. Dazu gehören eindeutige Verse - sie sind der Kern des Buches - und andere, mehrdeutige. Was aber diejenigen angeht, in deren Herzen (Neigung zum) Abschwei-fen ist, so folgen sie dem, was da-von mehrdeutig ist, im Trachten nach Irreführung und im Trachten nach ihrer Missdeutung. Aber nie-mand weiß ihre Deutung außer Al-lah. Und diejenigen, die im Wissen fest gegründet sind, sagen: “Wir glauben daran; alles ist von un-serem Herrn.” Aber nur diejenigen bedenken, die Verstand besitzen.” - Qur’an 3:7

Das bedeutet, dass der Qur’an mehrdeutig ist und deshalb Ter-rororganisationen wie der IS oder Al-Qaida dazu neigen eigentlich kontextgebundene Verse aus dem Qur’an aus dem Kontext zu reißen und dann falsch zu interpretieren, um schließlich Macht zu gewin-nen. Um dem entgegenzuwirken, hat jeder Muslim und jede Muslima die Pfl icht sich Wissen anzueignen, indem sie zum Beispiel die Erläuter-ung des Qur’an lesen, um nicht ir-regeführt zu werden.

Wissen für Allah anzueignen ist das erste Gebot im Islam! Im Qur’an, Sure al-’Alaq (Das Sich Anklam-mernde/die Keimzelle), Verse 1-5 heißt es:„Lies im Namen deines Herrn, Der erschuf, Erschuf den Menschen aus einem Klumpen Blut. Lies! denn dein Herr ist der Allgütige, Der (den Menschen) lehrte durch die Feder,Den Menschen lehrte, was er nicht wusste.“

„Das Streben nach Wissen ist eine Pfl icht für jeden Muslim.“ – Prophet Muhammed (Friede sei mit ihm)

Nur wenn man zusätzlich Wissen über die Vergangenheit der Mus-lime besitzt, kann man den Quran richtig interpretieren. Zur Zeit der Offenbarung des Qurans durch den Propheten Muhammed (Frie-de sei mit ihm) dominierten in der Stadt Mekka die Nichtmuslime. Viele Muslime wurden unterdrückt und misshandelt, doch die Muslime riefen die Götzendiener gewaltfrei zum Frieden auf. Aufgrund der un-erträglichen Unterdrückung wan-derten die Muslime später zur Stadt Yathrib aus, die später in Medina umbenannt wurde. Dort konnten sie ihre eigene Ordnung schaffen. Nach der Offenbarung bestimmter Verse war es den Muslimen erlaubt, sich militärisch zu verteidigen, aber nur weil sie unterdrückt und Ge-walttätigkeiten ausgesetzt waren.

Der Krieg war nur zu defensiven Zwecken erlaubt und man musste vorsichtig wegen unnötiger Provo-kation und Gewalt sein. Ein Muslim muss strengstens auf die Einhaltung humanitärer Richtlinien achten und wissen, dass Barbareien, unnötige Gewalttaten und ungerechtfertig-te Angriffe verboten sind!

Verse, die zu dieser Zeit offenbart wurden wie z.B.: “Und tötet sie, wo immer ihr auf sie trefft, und vertreibt sie, von wo sie euch vertrieben ha-ben, denn Verfolgung ist schlimmer als Töten! Kämpft jedoch nicht ge-gen sie bei der geschützten Ge-betsstätte, bis sie dort (zuerst) ge-gen euch kämpfen. Wenn sie aber (dort) gegen euch kämpfen, dann tötet sie. Solcherart ist der Lohn der Ungläubigen.” [2:191] werden heute von Islamkritiker aus dem Kontext gerissen, falsch interpretiert und gegen den Islam angewen-det.

von Hazal Altuntaş,HAK-Maturantin

Fortsetzung im nächsten TATWIR!

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WARUM bin ich da?

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Eine Studienkollegin fragt mich:Warum bist du da?

Jemand, der nach nur nach den Behauptungen in den Medien geht, glaubt sicherlich leicht an solche Theaterstücke zwischen Al-Sisi , EU, USA und über das gestohlene Palästina.

Leider läuft in dieser Welt viel nach den Prinzipien von Macht, Medien und Egoismus. Solange es diese Mentalität gibt, kann alles be-hauptet werden: Islamisierung, Radikalisierung, Gottesstaat. Unter der Behauptung diese drei zu verhindern, darf alles gemacht werden: Folt-ern, Morden, Verbrennen und alle Menschen-rechte mit den Füßen treten. Jeder Mensch muss glauben, was die Herrschenden ihm sagen, denn sonst treffen die Vorwürfe auf ihn zu und er gehört sowie die 2000 Unschuldigen in Rabaa getötet und verbrannt. Das ist das Prinzip.

Der Grund, dass ich und viele andere hier leben, ist die westliche Außenpolitik. Das große echte Problem für die EU ist der Islam überhaupt und bitte, keine Rede über Glaubensfreiheit.

Unsere Länder wurden durch die Politik von EU und USA verarmt, ausgeraubt und in den Krieg gebracht. Rohstoffe und Erdöl gestohlen.

Und du fragst mich einfach, warum ich da bin? Wenn du nur den Medien aus USA und EU glaubst, unterstützt du einen Verbrecher wie Al-Sisi.

Und du fragst mich, warum ich da bin?Glaub mir, es ist eine dumme Frage.

Bis dahin bin ich hier kein Arbeitsloser. Ich bin Medizinstudent. Nebenbei arbeite ich und zahle Steuern, genauso wie du. Ich schaffe vieles, was andere nicht schaffen müssen: Studieren, Arbei-ten, meine Familie ernähren.In 3 Jahren bin ich fertiger Arzt. Trotz allem was in unseren Länder euretwegen abgelaufen ist, lebe ich hier im Wohlstand. Durch meine Dienstleistungen für Österreicher und nicht durch die von uns geklauten Schätze, mit denen die Sozialhilfe hier fi nanziert wird.

Also bin ich für euch hier ein Plus und nicht ein Minus, sowie viele glauben. Aber ihr seid leider für unsere Länder minus 1000.

Medizinstudent, 23 Jahre

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BILDERBERG Treffenin Telfs/Tirol

Ein mächtiger Geheimbund?

Sicher nicht zufällig wurde kurz nach dem G-7 Gipfel in München und Elmau, nur 70 km weiter in Tirol das berühmt-berüchtige Bilderberg Geheimbund Treffen abgehalten.Wichtige Personen aus Wirtschaft und Politik kom-men zusammen, um sich „informell“ über wirtschafts-politische Fragen von weltweiter Bedeutung aus-zutauschen. Zu den Organisatoren des Treffens zählen der Vorstandschef des französischen Versicherungs-konzern Axa, führende Investmentbanker von Gold-man-Sachs, Lazard und Morgan-Stanley, der Ex-Chef der europäischen Zentralbank, der frühere Deutsche-Bank-Chef, der Chef des großen US-amerikanischen Aluminiumherstellers Alcoa und der Chef von EADS (die Airbus-Gruppe, Europas zweitgrößter Rüstungs-konzern).

Die Proteste gegen das Treffen in Telfs/Tirol wurden von vielen Organisationen, darunter Attac, Grüne, KPÖ und Piraten getragen. Sie sagen:

„Wir sind nicht einverstanden damit, dass sich de-mokratisch gewählte Politiker, aber auch die Inhaber großer Medienverlagshäuser, hinter verschlossenen Türen mit hochrangigen Vertretern von Militär, Ge-heimdiensten, Bankenwesen und Großkonzernen tref-fen, um aktuelle Themen von allgemeinem Interesse, die uns alle betreffen, zu besprechen“.

Die Kosten für dieses Treffen betragen voraussichtlich 5,7 Millionen Euro! Für eine Privatveranstaltung!

Als wäre dieses Steuergeld nicht an anderer Stelle bit-ter nötig … z.B. Bildung, Arbeit, Versorgung von Asyl-suchenden ...

Protest in Telfs gegen das Bilderbergtreffen

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wenn man so bedeutungslos wie Österreich in der internationalen Politik ist, kann man sich die Ernennung eines Spaßgesellschafters zum Außen-minister erlauben. Sebastian Kurz, jung und smart, immerhin ein netter Hingucker im grauen Diplo-matenfeld; – was hat man sich sonst dabei ge-dacht?

Eigentlich könnt‘ er sich – auf Grund seiner Jugend - schon auch einmal was trauen. Zum Beispiel eine eigene Meinung zu haben. Doch was hören wir von ihm? Die Wiedergabe von Zitaten ander-er europäischer Politiker. Er halte es mit Kanzlerin Merkel, verkündete er anlässlich seines Treffens mit Ägyptens Militärmachthaber Sisi Mitte Mai in Wien. Ganz im Gegensatz zum deutschen Bund-estagspräsident Lammer, der ein Treffen mit Sisi wegen dessen „systematischer Verfolgung op-positioneller Gruppen mit Massenverhaftungen, Verurteilungen zu langjährigen Haftstrafen und einer unfassbaren Anzahl von Todesurteilen“ ab-gelehnt hatte.

Kurz ließen die Fakten über die Menschenrechts-verbrechen und Grausamkeiten in Ägypten kalt. Die Todesstrafe anzuprangern war ihm genug. Denn – und wieder redet er einem europäischem Amtskollegen nach: Sisi sei zwar „nicht perfekt, aber was ist unsere Alternative?“

Zynischer geht es wirklich nicht. Nein, ein Präsi-dent, der innerhalb von zwei Prozesstagen 529 Oppositionelle zum Tod verurteilen lässt, dessen Militär und Polizei willkürlich verhaftet, mordet und foltert, der ist nicht perfekt. Aber es geht gerade noch?

Und Kurz weiter: Denn die Muslimbrüder wollen wir nicht.

Herr Kurz, erstens haben Sie keinen Tau über Geschichte, Idee und Ziele dieser Organisation (lesen Sie das Buch von Anette Ranko!) zweitens hören sie offenbar auf nur einseitig ideologisierte Theorien, die mit Islamfeindlichkeit unterlegt sind (lesen Sie die Analyse der SWP-25/März2015!), drittens ist das was Sie sagen ein Affront gegen die Demokratie als Gesellschaftsform, eine Miss-achtung der gesamten oppositionellen Gruppen in Ägypten und als Spitze davon eine Verhöhnung aller Opfer dieser grausamen Militärdiktatur!

SISI IST EIN TERRORIST, Herr Außenminister!

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Außenminister Kurz scheint nicht einmal die Kom-mentare des anerkannten Experten für die ara-bische Welt, Herrn Karim Al-Gawhary, zu ken-nen. Der schreibt auf qantara.de: Das wohl proble-matischste am Todesurteil gegen den demokratisch gewählten Ex-Präsidenten Mursi ist die gefährliche Botschaft, die sie an die Islamisten aussendet: Die Beteiligung am demokratischen Prozess lohnt sich nicht.

Und auch tiefergehende Analysen sind des Außenministers Sache nicht, denn für ihn ist Ägyp-ten im Kampf gegen den IS „sehr glaubwürdig“. Ach so? Was sind die Belege dafür Herr Kurz? Die brutalen Methoden der Folter und die Mas-senhinrichtungen, weil sie denen von IS so ähn-lich sind? Die amerikanische Militär-Unterstützung vielleicht? Dem Außenminister hat niemand im vielgerühmten diplomatischen Ö-Corps erklärt, dass Repression und Diktatur die Ursachen für politisch motivierte Gewalt sind. „Die arabischen Autokraten sind nicht das Bollwerk gegen radi-kale und militante Islamisten, sie sind der Grund warum diese entstanden und so erfolgreich sind“- schreibt Herr Gawhary.

Demzufolge tragen Herr Kurz und seine EU-Kolleg-en, denen allen Sisi „Recht ist“, zum Aufschwung von Bürgerkriegen und Terrorismus bei – anstatt demokratische Prozesse und ihre Ergebnisse zu re-spektieren und zu verteidigen. Warum wohl? Ist es bei Kurz schlichte Unwissenheit, sind es bei Merkel und Kollegen in EU und USA handfeste Kriegspro-fi tinteressen und das alte koloniale Streben um Kontrolle über die ölreiche Region.

Vielleicht braucht die Welt Karim El-Gawhary als österreichischen Außenminister. Andererseits … vielleicht muss auch er es dann „allen Recht“ ma-chen in Brüssel, wie der Herr Kurz es tut. Besser er bleibt ein kritischer Journalist.

Helga Suleiman

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Verwähl dich nicht!Wenn du Wählen darfst ...

Fahima 16 Jahre, BG-Schülerin. Obwohl sie in Österreich ge-boren ist, darf sie nicht wählen.

Sabile, 18 Jahre, BORG-Schülerin

Ahmed, 19 Jahre, BULME-Schüler

1. Warst Du wählen? Fahima: Ich war gar nicht wählen, weil ich keine österreichische Staatsbürgerschaft habe.

Sabile: Ja.

Ahmed: Ja.

2. Welche Partei tut etwas für MigrantInnen? Fahima: Die Parteien haben in ihren Wahlpro-grammen die Migranten und Migrantinnen nicht angesprochen. Die FPÖ hat über sie gesprochen. Und nur negativ halt.

Sabile: Es gibt keine, die sich wirklich ernsthaft für die Anliegen von MigrantInnen einsetzt.

Ahmed: Meiner Meinung nach ÖVP, dann SPÖ, dann Grüne und KPÖ.

3. Welche Partei engagiert sich für Jugendliche? Fahima: Soweit ich weiß, die SPÖ, KPÖ und die Grünen.

Sabile: Die Grünen. Weil da selber viele Jugend-liche dabei sind. Und sie sind ja selber eine der jüngeren Parteien in Österreich.

Ahmed: Ich fi nde fast alle. Aber die FPÖ bindet die Jugend viel in ihre Arbeit ein. Leider tun das die anderen weniger. Vielleicht die Grünen auch.

4. Warum ist die FPÖ so stark geworden?Fahima: Die FPÖ hat durch ihre Plakate undHetzereien siebzehn Prozent Aufstieg gehabt. Weil sie die Furcht der Menschen ausnützen und die meisten eher ungebildet sind. Einige wählen aus Protest FPÖ, weil ihnen die jetzige Regierung auch nicht passt.

Sabile: Weil die Leute einen Sündenbock brau-chen. Für die Arbeitslosigkeit zum Beispiel.

Ahmed: Die FPÖ hat viel gewonnen. Nicht we-gen des Islam oder „Ausländer“themas, sondern wegen der vielen sozialen Leistungen die gekürzt worden sind. Oder wegen dem Rauchverbot in Lokalen, usw.

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Drei junge Leute im Kurzinterview über die Landtagswahlen in der Steiermark

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Welche Ängste denn bitte? In der Gemeinde-siedlung, in der MigrantInnen verschiedener Generationen nebeneinander leben, hat nie-mand „Angst“. Konfl ikte gibt es, weil einige meinen, sie hätten mehr Recht auf etwas als an-dere. Es sind genau jene, die vergessen haben, dass jede/r von uns migrantische Vorfahren hat. Und es sind jene, die vergessen haben, dass man vor siebzig Jahren in einen Schutzbunker fl üchten musste, weil Bomben vom Himmel fi el-en. Viele sind damals gefl üchtet, auch raus aus Österreich, wenn sie konnten. Warum erinnert niemand in Politik und Medien die Leute daran?

Ich frage mich oft, warum manche Bewohner-Innen im Gemeindebau der Ansicht sind, dass alles ihnen gehöre. Auch das Argument „Wir haben das alles aufgebaut“ ist einfach grund-falsch. Die großen Siedlungen in Graz wurden damals wie heute von migrantischen Bauarbei-tern hochgezogen. Zuerst kamen sie aus Italien, dann aus der Türkei und dem ehemaligen Jugo-slawien. Wenn jetzt die Familien dieser Arbeiter hier leben, sind sie die Letzten, denen man das Wohnrecht neidig sein kann. Noch dazu ist das Recht auf Wohnen ein international verbrieftes Menschenrecht!

Luzia, 35 Jahre

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Kommentare zu den Wahlen

Warum hat die FPÖ soviele Stimmen gewon-nen? Politik und Medien reden ständig von den

angeblichen „Ängsten“ in der Bevölkerung.

TATWIRhat einige Meinungen darüber eingeholt.

Diese „Ängste“ sind doch nur eine Ausrede für die PolitikerIn-nen selbst. Sie haben über die Jahrzehnte hinweg verschwie-gen, dass der Wohlstand in den nördlichen Industrieländern mit Kriegen und ungerech-ten Handelsbedingungen ge-genüber dem Rest der Welt ermöglicht wurde. Ich kann nur empfehlen, die Bücher von Jean Ziegler zu lesen. Er spricht von einem Raubtierkapitalis-mus. 500 große Konzerne kon-trollieren 52 Prozent des Welt-sozialprodukts. Es gibt keine Schuldigen, sondern ein men-schenverachtendes System, das geändert werden muss. Darüber sollten PolitikerInnen nachdenken und reden! Woher kommt die Arbeitslosigkeit? Genau aus diesem ungerech-ten System. Die Landwirtschaft könnte das Doppelte der Welt-bevölkerung ernähren, sagen Experten. Aber die gerechte Verteilung fehlt. Wenn man Lö-sungen fi nden will, fi ndet man sie. Aber man muss der Wahr-heit ins Auge sehen wollen.

Francesco, 27 Jahre

Ängste? Der Wohlstand schwindet, das stimmt. Die Kürzungen der Sozialleistungen nehmen zu. Sparen sollen die, die eh schon wenig haben. Ob Arbeitslose hier, ob Griechenlands Finanzminis-ter dort. Die Leute haben Angst, dass sie ihre Existenzgrundlagen verlieren. Wenn es nicht gelingt, die Ursachen dafür zu erklären, werden FPÖ und Co. mit ihren Schuldzuweisungen weiter punkten. Es liegt daran, dass wir in einem System leben, wo es einem/r leicht gemacht wird „nach oben zu buckeln und nach unten zu treten“. Aber ich sehe Veränderung. Es fi nden sich immer mehr Menschen zusammen, die sich gegenseitig unterstützen. Zum Beispiel mit „Kost-nix-Läden“ oder Gründung von Kooperativen, die nicht auf Gewinn ausgerichtet sind, sondern zur Selbstversorgung.

Sabine, 47 Jahre

Ängste? Der Wohlstand schwindet, das stimmt. Die Kürzungen der Sozialleistungen nehmen zu. Sparen sollen die, die eh schon wenig haben. Ob Arbeitslose hier, ob Griechenlands Finanzminis-ter dort. Die Leute haben Angst, dass sie ihre Existenzgrundlagen verlieren. Wenn es nicht gelingt, die Ursachen dafür zu erklären, werden FPÖ und Co. mit ihren Schuldzuweisungen weiter punkten. Es liegt daran, dass wir in einem System leben, wo es einem/r leicht gemacht wird „nach oben zu buckeln und nach unten zu treten“. Aber ich sehe Veränderung. Es fi nden sich immer mehr Menschen zusammen, die sich gegenseitig unterstützen. Zum Beispiel mit „Kost-nix-Läden“ oder Gründung von Kooperativen, die nicht auf Gewinn ausgerichtet sind, sondern zur Selbstversorgung.

Sabine, 47 Jahre

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WILLKOMMENSKULTURin Thal bei Graz

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Grüß Gott, ich bin Thamam aus Syrien, Damaskus, Buchhalter von Beruf und habe in einer großen Fir-ma 3 Jahre gearbeitet. Dann bin ich vor dem Krieg gefl üchtet. Ich bin verheiratet, meine Familie ist in Syrien. Danke für alles, Thal und Sonja.1 Es gibt so viele nette Leute in Thal und alle sind freundlich.

Ein junger Mann stellt sich vor. Rund 70 Leute waren am Abend des 13. Juni gekommen, um die in Thal unterge-brachten Asylsuchenden aus Syrien kennenzulernen und mit ihnen ein Begegnungsfest zu feiern. Nicht das erste Mal; - bereits im Februar hatten die Thaler Grünen zusammen mit der Pfarre eine Willkommensabend ge-staltet.

Eingeladen hatte die Siedlungsgemeinschaft Am Lin-denhof. Franz Sölkner war mit Thamam und seinen Freunden Einkaufen gefahren, denn alle am Buffet an-gebotenen Speisen wurden von ihnen selbst zubereitet.

Bevor es aber ans Kosten ging, stellten sich die Männer vor: Thamam, Chemiestudent aus Aleppo; Evan, Ing-enieur spezialisiert im Ölsektor; Mohamed, 24 Jahre alt, seit 27 Tagen in Österreich; Dschilab, Rechtsanwalt aus dem Nordosten Syriens. Ghanem informiert mit einer Präsentation über den Krieg in Syrien.

Auf die Frage aus dem Publikum, ob sie mit Schlep-pern hergekommen sind, kommt eine Diskussion über Schlepperei auf. Sölkner hat während des Bosnienkriegs mitgeholfen, einen Schwerverletzten über die Grenze nach Österreich zu bringen. „Schleppen ist nicht immer negativ“, meint er, „es kann zu einer Frage der Moral werden“. Im Gegensatz zu Franz, haben die Schlepper von den syrischen Asylsuchenden viel Geld verlangt.

1Gemeint ist Frau Sonja Zettl, die Quartiergeberin aus dem Interview anbei.

Powerpoint Präsentation über Syrien vor einer Wand mit Friedens-fahne und T-Shirt mit der Aufschrift “Asylrecht für Deserteure”.

Jemand will wissen, woher die Familien das viele Geld für die Schlepper hernehmen. “Arabische Familien sind weitläufi g; - alle helfen zusammen, wenn es darum geht Geld für einen zusammenzubringen, der dann fl üchtet. Weil es eben teuer ist, kann nicht die ganze Familie mitkommen, sondern nur ein einziger. Auch darf nicht verschwiegen werden, dass der Krieg in Syrien ein Stellvertreterkrieg ist, in dem es um die Interessen von Großmächten geht“, kommt die Antwort aus dem Pub-likum.

Die Familie dort wartet nachkommen zu können, denn: „Wir hören die Bomben Tag und Nacht. Wenn der Krieg heute noch weiter weg ist, morgen kann er schon bei Dir sein“, sagt Mustafa.

All das verstehen Herr und Frau Zettl gut.Sie haben die Flüchtlinge bei sich aufgenommen. Nach dem Umbau des Hauses hatten sie zwei neu ge-baute Wohnungen zu vermieten. Als sie von den Unter-bringungsproblemen für Flüchtlinge in der Steiermark hörten, haben sie entschieden ihre Wohnungen zur Ver-fügung zu stellen.

Herr Zettl: „Ich habe das bei der Landesregierung ge-sagt. Danach mussten wir einen Antrag abgeben. Je-mand kam und schaute die Wohnungen an. Dann sind eigentlich sofort die ersten Personen gekommen.“Familie Zettl hat seitdem nur die besten Erfahrungen mit den Asylsuchenden gemacht.

Frau Zettl: „Sie sind alle sehr höfl ich und freundlich, hilfs-bereit. Es ist alles sehr sauber in der Wohnung.“

Herr Zettl streicht hervor, dass es genug Platz für die Leute gibt, sodass sie den Haushalt auch gut führen können. Dass alles neu und schön ist, fi ndet er eine gute Voraussetzung. Die Männer kochen selbst. Es gibt viele Vorteile gegenüber einem großen Asylheim, auch weil es einen Familienanschluss gibt und sich die Nachbarn gut miteinander verstehen.

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„Für die Integration ist das was völlig anderes, weil sie viel besser aufgenommen werden“, meint Frau Zettl.

Ihr Mann ergänzt: „Es wäre sowieso eine tolle Geschich-te, wenn mehrere Leute ein paar Personen aufnehmen würden. Die Kulturen würden vermittelt werden, Inte-gration insgesamt viel besser funktionieren.“Frau Zettl hat über die Asylsuchenden auch einiges ge-lernt, wie zum Beispiel, dass sie einen anderen Glauben respektieren. Sie respektiere auch deren Glauben und erzählt, dass zusammen Weihnachten gefeiert wurde.„Ich habe ihnen gesagt, dass ich meinen Christbaum schmücke. Da wollten sie auch einen haben, mit der Begründung, dass sie jetzt in Österreich sind und ge-meinsam mit uns das Fest feiern wollen.“Mit den Einheimischen in Thal kommen die Asylsuchen-den nicht so viel zusammen, weil es kaum Begeg-nungsmöglichkeiten gibt, zum Beispiel einen Markt, auf dem man sich treffen könnte. Bei den unmittelbaren Nachbarn gab es Anfangs Scheu, aber jetzt sagen alle, das sind tolle Burschen und es passt alles, schildert Herr Zettl.

Vom Vorhaben Frau Mikl-Leitners Asylverfahren zu ver-langsamen, halten die Zettls nichts.„Ich fi nde das für die Burschen schrecklich. Sie können nicht arbeiten, solange sie noch keinen Bescheid ha-ben. Sie müssen Däumchen drehen den ganzen Tag und sind ziemlich verzweifelt, weil die Familien noch in Syrien sind“ sagt Frau Zettl und erwähnt, dass einer der jungen Männer nicht zum Fest gekommen ist, weil es seiner Frau und dem Kind derzeit gar nicht gut geht.Dass manche Leute fragen, warum nur Männer kom-men, versteht sie nicht. „Man kann nicht mit einem klein-en Baby über die Berge in die Türkei. Es muss vielmehr darüber berichtet werden, wie beschwerlich und ge-fährlich so eine Flucht ist“, sagt sie an die Adresse der Medien gerichtet.

Herr Zettl sieht die EU überfordert mit den Menschen, die Zufl ucht suchen. Er nimmt die Politik in die Pfl icht. „Sie muss mit den Gemeinden sprechen, denn es wäre Platz. Wenn dieser drei und jener vier aufnimmt…viele Häuser sind groß und es wohnt nur eine Person drinnen. Man müsste mehr auf die Bevölkerung zugehen.“Bei Familie Zettl war das nicht nötig. Sie haben von sich aus die Initiative ergriffen und ermöglichen den jungen Männern einen positiven Start in ein neues Leben. Ve-ranstaltungen, wie das Begegnungsfest helfen weiter: Prompt haben sich drei BesucherInnen bereiterklärt, den Syrern Sprachunterricht zu geben.

Das Engagement der Familie Zettl und die Begegnungs-feier der BewohnerInnen von Am Lindenhof in Thal bei Graz sind nach Mureck und Leibnitz ein weiteres her-zerwärmendes Beispiel für das Umsichgreifen einer Willkommenskultur in Österreich!

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So lieben wir Dich,oh du heimatbringendes

Österreich!

Bevor es ans arabische Tanzen ging, wurde klassische Musik von drei Musikern aus Minsk (Victoria Belitsch, Querfl öte), Graz (Hans Schmidt, Keyboard) und Lviv (Vitaliy Patsyurkovskyy, Akkordeon) dargeboten.

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Schaimaa ist Ägypterin. Nach einem Studienaufen-thalt in den USA kam sie mit Erasmus nach Graz, um hier ihr Doktorat in Sportwissenschaften abzuschließen. Ihr Mann und ihre Kinder, ein dreijähriger Sohn und eine fünfjährige Tochter, sind mit dabei, als Schaimaa nach einer Lehrveranstaltung am Abend des 12. Juni nach Hause fährt. Die Familie wohnt in der Nähe vom Lend-platz. Es ist 21 Uhr vorbei, als sie in die Tram Nr. 7 steigen, um zum Jakominiplatz zu fahren.

Schaimaa ist mit ihren Kindern beschäftigt und beachtet den älteren Herrn nicht, der in der letzten Tramwayreihe sitzt, als sie und ihr Mann einsteigen. Schaimaa sitzt mit dem Rücken zum Mann, ihre Tochter ihr gegenüber, daneben Mann und Sohn. Es sind nicht viele Leute in der Staßenbahn. Die Fahrt verläuft wie immer, doch plötzlich wird Schaimaa völlig überraschend von hint-en attackiert. Jemand packt sie an den Haaren, die sie mit einem Kopftuch bedeckt hat, und beginnt wild an ihrem Kopf zu reißen. Schaimaa schreit vor Schreck und Schmerz. Doch der Angreifer lässt nicht locker. Mit vol-ler Gewalt reißt er am an ihrem Kopf herum. Schaimaa hat Todesangst. Sie hat das Gefühl, erwürgt zu werden.

Mifahrende sind durch das Schreien Schaimaas auf die Szene aufmerksam geworden. Dabei ist es nicht nur Schaimaa, die schreit. Der Angreifer – es ist der Mann aus der letzten Reihe - brüllt laut herum. Schaimaa und ihr Mann verstehen ihn nicht. Sie sprechen Englisch, ken-nen keinen österreichischen Dialekt. Ein junger Mann steht auf und rennt zu Schaimaa, um den Angreifer ab-zuwehren. Doch da ist schon der Jakominiplatz erreicht und der Mann verlässt schnell die Straßenbahn. Offen-bar hat er genau kalkuliert, wann er Schaimaa attacki-ert. Ihr Mann ist geschockt und die Kinder weinen laut.

Mit einem Freund gehen sie zur Polizei am Lendplatz. Dort wird ihnen mitgeteilt, dass man gar nichts machen könne, weil keine Verletzung vorläge. Schaimaa sagt, dass sie starke Nacken und Kopfschmerzen hat. Sie soll ins Spital gehen und einen Befund bringen, sagt die Po-lizistin. Shaimaa ist überrascht, dass die Polizei keine No-tizen macht, nicht einmal nach den Namen fragt.

Sie geht ins Spital. Dort wird sie geröngt. Der Arzt dikti-ert alles, was ihm die Familie erzählt, in sein Gerät und schickt Schaimaa nach Hause, mit der Aufl age wie-derzukommen, wenn die Schmerzen zunehmen. Was weiter passiert, weiß Schaimaa nicht. Am nächsten Tag beschließen sie und ihr Mann nochmals zur Polizei zu ge-hen und eine deutschsprachige Kollegin mitzunehmen.

Sie haben den Eindruck, dass ihre Angelegenheit nicht ernst genommen wird. Schaimaa will, dass dieser Mann gefunden und zur Verantwortung gezogen wird. Wer weiß, ob er nicht schon morgen die nächste Frau at-tackiert?

Sie gehen zum Hauptquartier der Polizei. Dort wird ih-nen wieder gesagt, dass man nichts machen könne. Aber die Familie solle sich gedulden, denn wenn das Spital alles aufgenommen habe, werde die Sache ihren Lauf nehmen. Außerdem hätten die Grazer Linien alles gefi lmt und die Aufnahmen würden 2 Monate ges-peichert. Wieder wird die Familie heimgeschickt, ohne dass auch nur irgendein Tatbestand dokumentiert wird.

Schaimaa und ihr Mann sind völlig verunsichert. Sie ha-ben den Eindruck, nicht ernst genommen zu werden. Ist es denn in Österreich, einem Land mit Recht und Ge-setz, egal, wenn eine Frau in der Öffentlichkeit so brutal angegriffen wird? fragt sie sich. Sie hat fünf Tage nach dem Angriff noch immer Nacken- und Kopfschmerzen. Ihre Tochter fragt sie beim Rausgehen: „Mama, wird der Mann wieder kommen, der das bei dir gemacht hat?“ Sie will nicht in den Kindergarten gehen und beide Kinder verweigern in eine Tram einzusteigen.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass so etwas in Öster-reich von der Polizei unbeachtet bleibt, wundert sich ihr Mann. „Ich habe auf das Gesetz in Österreich vertraut. Hätte ich gewusst, dass nichts passiert, hätte ich den Mann verfolgt.“ Schaimaa muss unweigerlich an Mar-wa El-Sherbiny denken. Die schwangere Frau wurde 2009 in einem Gerichtsaal in Deutschland von einem Islamhasser ermordet, weil er sich von ihrem Kopftuch provoziert fühlte.

Zum heutigen Tag wissen wir noch nicht, wie Schaimaa zu ihrem Recht kommen wird. Die Antidiskriminier-ungsstelle wurde eingeschaltet.

Wir berichten im nächsten TATWIR.

auf muslimische Mutter in GrazISLAMFEINDLICHE ATTACKE

auf muslimische Mutter in Graz

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Johanneskapellein Pürgg-Trautenfels

Ein besonderes Ausfl ugsziel für den Sommer

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Wunderschön liegt im Ennstal/Obersteiermark/Bezirk Liezen, das Örtchen Pürgg-Trautenfels. Beim Schloß Trautenfels, das ein Universalmuseum be-herbergt, gibt es eine besondere kleine Kapelle, genannt Johanneskapelle. Sie ist ein Zeugnis mus-limisch-österreichischer Geschichte.

(Man erreicht Pürgg-Trautenfels über die A9 in 1 Stunde 49 Minuten)

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in Pürgg-Trautenfels

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Im Chorbogen der Kirche fi nden sich arabische Schriftzeichen: Zehnmal ist der Schriftzug„ALLAH“ zu lesen.

Die Zeichnung wurde beim Bau der Kirche zwischen 1160 und 1165 angebracht.

Wer mag ausrechnen, seit wann es dieses islamisch-christliche Erbe in der Steiermark gibt?

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Foto: Pürgg Johanneskapelle Altar 01 by Uoaei1 - Own work. Licensed under CC BY-SA 3.0 at via Wikimedia Commons

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Der große Salzsee “Tuz Gölü” in Zentralanatolien liegt auf 905 Meter Höhe über dem Meeresspiegel, ist etwa ein bis zwei Meter tief und hat eine Gesamtfl äche von etwa 1500 Quadratkilometer. Er erhält nur periodisch Wasser durch 250 mm Regenfall pro Jahr in den Winter-monaten, sowie aus den vulkanischen Gebieten und Gebirgsketten im Südosten.

Den besten Ausblick auf den See hat man von Şerefl ikoçhisar an der Hauptstraße von Ankara nach Aksaray. Am Seerand wachsen Binsen. Der größte Teil der türkischen Rosafl amingos nistet hier. Mit etwa 500 Brutpaaren befi ndet sich hier die zweitgrößte Kolonie von Armeniermöwen in der Türkei.

Die winzigen Salinenkrebse (Artemia salina), auch Urzeitkrebse genannt, sollen an der Ostseite des Tuz Gölü an einem zehn Kilometer breiten Küstenstreifen zwischen den Orten Devekonağ und Çalören in aus-schließlich weiblicher Population vorkommen.

Sie reproduzieren sich zwischen April und Juli und gelten als eines der ältesten Wunder der Natur. Sie sol-len seit 195 Millionen Jahren auf der Erde existieren, also seit der Zeit des Brachiosaurus und Stegosaurus, so Wissenschaftler.

Abhängig vom Winkel des einfallenden Lichts kann die Oberfl äche des Sees verschiedene Farben annehmen. In den letzten Jahren gab es ein Projekt zur Speicher-ung von Erdgas unter dem Salzsee.

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TUZ GÖLÜ Der Salzseetatwir AUsfLUg

TUZ GÖLÜ TUZ GÖLÜ

Moscheen BOSNIENSBosnien ist nicht sehr bekannt für seine Mos-cheen, aber dafür für seine Nationalspezialitäten wie: Burek, Cevape oder Janjetina. Jedoch gibt es auch sehr sehenswerte Moscheen in Bosnien, die für mich einen großen Wert haben. Eine da-von liegt in der Stadt Rijeka.

Das liegt zwar in Kroatien. Aber es gehen tausende von Bosniern dorthin um das wunder-schöne Gebetshaus zu besichtigen und dort drinnen das Gebet zu verrichten.

IslamischesZentrumRijeka

Eine weitere bekannte Moschee in Bosnien ist die Gazi-Husrev-Beg Moschee in Sarajevo. Es ist eine alte Moschee, die im Jahre 1532 errich-tet wurde.

Die allerletzte Moschee, die ich sehr wertschätze ist die Ali-Pascha Mo-schee, die sich ebenfalls in Sarajevo befi ndet. Sie wurde im Jahre 1561 im Osmanischen Baustil errichtet.

E.B., Schülerin

wertschätze ist die schee,

im Osmanischen Baustil errichtet.

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Der Salzseetatwir rezePT

Tatlı yiyelim, tatlı konuşalım…Süß lass uns essen, süß lass uns reden

willst Du wissen,wer diese leckere Süßspeise erfunden hat?

Tja, das kann niemand so genau sagen… Tatsache ist, dass Baklava im arabischen und asiatischen Raum, in den Balkanländern, sogar in Griechenland und Italien zum traditionellen Gebäck gehört.

Einige gehen davon aus, dass aufgrund des Blätter-teigs die Herkunft in Zentralasien liegt. Das Wort selbst hat eine Verwandtschaft zum mongolischen Begriff für „Wickeln”. Charakteristisch für die nomadische Lebens-weise ist die Schichtung von in Pfannen gebackenen dünnen Teigfl aden, die sogenannten Yufka.

Andere meinen, dass Baklava auf Grund der Zubere-itung im Ofen in einer sesshaften Kultur entstanden sein muss. So hätten die Assyrer (im heutigen Irak) schon im 8. Jahrhundert v. Chr. Baklava gebacken.

Der Ursprung könnte auch in Persien oder Kleinasien liegen. Im Kochbuch des Muhammad bin Hasan al-Baghdadi aus dem Jahr 1226 wird eine Süßspeise na-mens Lauzinaq aufgeführt,die dem Baklava sehr ähn-lich ist.

Die heute bekannte Variante mit mehreren Schich-ten aus sehr dünnem Filo-Teig ist wahrscheinlich nach dem 16. Jahrhundert im Topkapı-Palast in Istanbul er-funden worden. Die Janitscharen (die Elitetruppe der osmanischen Arme) bekamen jedes Jahr vom Sultan nach dem Fastenmonat zum Ramadanfest unzählige Bleche mit frisch zubereitetem Baklava als Zeichen sein-er Anerkennung spendiert. Wenn die Soldaten mit ihrer Besoldung und der Regierung zufrieden waren, nah-men sie dieses Geschenk auch dankbar an, ansonsten gingen die vollen Bleche zurück an den Hof. Für die Her-stellung von Baklava wurden im Serail immer nur Meis-terköche eingestellt. Bei ihrer Neueinstellung mussten sie auch Baklava backen, um ihr Geschick unter Beweis zu stellen.

Ein türkisches Sprichwort lautet Tatlı yiyelim, tatlı konuşalım (Süß lass uns essen, süß lass uns reden). Be-sonders wenn man mit einem Paket Baklava in das Haus der Zukünftigen geht und um die Hand seiner Braut anhält. Es ist Gang und Gebe bei freudigen Anläs-sen wie Hochzeiten, Geburten oder religiösen Festlich-keiten Baklava an Freunde, Bekannte und Nachbarn zu verteilen.

Auch Österreich hat historisch etwas vom Baklava-Genuß mitbekommen. Den STRUDEL!

Nach der Eroberung von Konstantinopel (Istanbul) im Jahr 1453 kommt das Baklava über den Balkan nach Wien. Die Speise diente als Marschverpfl egung, da sie lange haltbar war. Zu Zeiten der Donaumonarchie kam der Apfelstrudel (ungarisch: Almás rétes) aus Ungarn nach Wien.

Während der osmanischen Belagerungen im 16. und 17. Jahrhundert erlernte man in Ungarn die Zubere-itung des hauchdünnen von Hand gezogenen Teiges. Im Jahre 1696 wurde der Apfelstrudel erstmals schriftlich erwähnt.

Kochbuchaus dem10.Jhdt.

Irak.

Übrigens: In Deutschland gibt es einen Apfelstrudel-Tag. Bäckereien verkaufen an diesem Tag ihre Blätter-teigspeisen und spenden davon für einen guten Zweck.

Eine Idee für den im Ramadan?Dann rasch an die Arbeit, Baklava-BäckerInnen in der Steiermark!

Quelle: Wikibooks, Wikipedia

Die Geschichte des unwiderstehlichen BAKLAVA

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Foto: natali sayin @fl ikr CC BY 2.0

Foto: tumblr

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BAKLAVA REZEPTZubereitung Baklava mit Walnüssen

tatwir rezePT

1. Honig, Zitronensaft, Wasser und Zucker in einem Topf aufkochen. Die Masse zu einem Sirup köcheln lassen, immer wieder rühren!

2. Den Backofen auf 180 °C vorheizen. Walnüsse sehr klein haken. 100g Butter in einer Pfanne zerlassen & die Nüsse zufügen, alles gut mischen. Die restliche Butter schmelzen.

3. Ein Blech einfetten. Ein Teigblatt auf den Boden des Bleches legen und mit der fl üssigen Butter bestreichen. Drei weitere Teigblätter darüber legen (jedes mit Butter bestreichen). Die Nüsse darauf verteilen.

4. Nun nach belieben weitere Teigblät-ter auf die Nussmischung legen (jedes mit But-ter bestreichen!) Das letzte Teigblatt wird dick mit Butter bestrichen. Jetzt die Baklava in die gewünschte Form schneiden.

5. Die Baklava 30min backen. Die Temper-atur auf 150 °C reduzieren und weitere 45min backen. Direkt nach dem backen den Sirup über die heiße Baklava verteilen und abkühlen lassen.

Danke für das Rezeptan zwei backbegabte Schülerinnen:

Amra & Melisa

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LEARNING STATION AugassePLUSAugasse’de kı ÖĞRENME YERINE GELINSTANICA UČENJA AugassePLUS

JEDEN MONTAGUND DONNERSTAG

von 15:00 BIS 18:00 Uhrim alten Schlecker(Hintereingang!)

Every MONDAY and THURSDAY from 15:00 until 18:00pmat the old Schlecker building (back entrance)

Bırlekte, her PAZERTESI ve PERSEMBE saat 15:00 den 18:00 kadar eskı Schlecker bınasında toplanıyoruz (arka gırış)

Svaki PONEDELJAK i ČETVRTAK od 15:00 do 18:00 satiu staroj zgradi Schlecker-a (zadnji ulaz)

Gemeinsam• machen wir Hausübungen• lernen• jausnen

Together• we do homework• study• eat a snack

Beraber ödevlerimizi yapıyoruz• öğreniyoruz• Beslenme• yiyoruz

Zajedno• izrađujemo zadaće• učimo• ručamo

Für Eltern gibt es Infos rundum Schule und Ausbildung.

Eltern und Kinderherzlich willkommen!

For parents there is informationenabout schools and education.Parents and their children are welcome!

Ebeveynler için okul ve eğitimle ilgili bilgi veriliyor.Ebeveynler ve coçuklar hoşgeldiniz !

Roditelji mogu se informisati o skolovanju.Roditelji i Djeca - Dobro Dosli!

Helga, Irmgard, Waltraud, Meltem, Klaus, Zakia...in Partnerschaft mit dem Verein Himmelspforte

in partnership with Verein HimmelspforteOrtaklığında Himmelspforte Derneği’ndeu suradnji sa Udruženjem Himmelspforte

Page 36: Tatwir Ausgabe 2

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