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Heft 2 Kurze Originalmitteilungen 47 t957 (Jg. 44) abfliegen und sich unter anderem an der 13ildung der Spinal- ganglien beteiligen. Dieser Vorgang ist aber beitD Neunauge schon seit Tagen abgelaufen, wenn die ersten lV[etanoblasten gichtbar werden, und fiber dem Neuralrohr liegt jetzt, wie die Bilder zeigen, ein zellarmes Gewebe, das histolo~isch wie locke- res Bindegewebe aussieht (Fig. t und 2). In diesem Gewebe treten nun bei den schliipfreifen Larven einzelne, besonders grol3e, mit Auslguiern versehene Zellen auf, in deren Plasma erst helle, spgter nachdunkelnde Pigment- k6rner erscheineI1 (Fig. 1). Diese ersten 15igmentierten Melano- blasten, deren genauere Herkunft noch gekl~rt werden mul3, k6nnen sich schon am Oft ihres Siehtbarwerdens mitotisch teilen (Fig. 2). Die Pigmentk6rner behalten dabei ihre regel- lose Anordnung bei, wenn man davon absieht, dab der zylin- drische Raum zwischer, den beiden Tochterplatten im Stadium der Anaphase verstgndlicherweise pigmentfrei ist (Fig. 2 und 3). ~ber niihere Einzelheiten und iiber das weitere SchieksaI der Melanoblasten werde ich an anderer Stelle ausffihrlich berichten, m/Schte hier aber noch einmal auf die Beobachtung zurtickkommen, dab die letzten typischen Abk6mmlinge der Neuralleiste beiro Neunauge allem Anschein nach schon ab- gewandert sind, wenn die ersten Melanoblasten oberhalb des Neuralrohres sichtbar werden. Nun wird n~mlich auch ver- st/indlich, vJarum KumCFEl~ 3) und DOHm~4), die das Schieksal der Neuralleiste bei Neunaugen und Rochen genauestens histologisch verfolgt haben, in ihrer Schilderung keine Melano- blasten erw~thnen; diese Zellen waren offenbar zu dem Zeit- punkt, an dem die Autoren ihre Untersuchungen abbrachen, noch gar nicht vorhanden. Zoologisches t*~stil*~t der Universilgit, Bonn R. DANNEEL Eingegangen am /0. November t956 1) DuSHANE, G.P., E.M. RAwLES und viele andere. Zusam- menfassung bei S. H6RSTAD~JS: The NeurM CresL London: Oxford University Press 1950. ~) NEWTH, D.R.: J. of Exp. Biol. 28, 247 (1951). ~) Kue~Fs~, C.: Verb. anat. Ges. 9, 105 [~895). ~) DOHR~r A.: Mitt. Zool. Stat. Neapel 1~, 555 (1902). auf die Gipsplatte als positiv in bezug auf ihre L&nge, zeigen also das von f~dig unter Spannung erstarrten Sekreten be- kannte Verhalten. tmbibition mit Anilin und t3enzylalkohot, Fliissigkeiten mit /ihnlich hohem 13rechungsindex, ergibt nur eine geringfiigige Schwgchung der Doppelbreehung; es wirkt dann die positive Eigendoppelbrechung der Micelle. Die Fgden sind in Wasser und neutralen Solventien un- 16slich, 16sen sich aber in S/iuren und Alkalien und lassen sich mit Trypsin verdauen. Kochen der F~den mit Ninhydrin er- zeugt Blauf/irbung, Zusatz yon Natronlauge und Kupfer- sulfat ViolettfS~rbung. Die MItLOxsche und die PAuLYsche Reaktion fallen positiv aus. Chemisches und optisches Verhalten weisen die Substanz als ein Skleroprotein aus, das in allen geprtiiten Reaktionen Fig. Textur und Substanz der Phytonomus-Kokons (Coleopt., Cureul.) Der grolBeh Zahl yon Untersuchungen an Lepidopteren- kokons stehen kaum entsprechende bei Coleopteren gegeniiber. Allerdings tritt hier die Anfertigung solcher Hiitlen aus kSrper- eigenen Substanzen gegeniiber der Zuhilfenahme k6rper- fremder welt in den Hintergrund. Selb,~t die wenigen bei Curculioniden (Riisselkgfern) vorkommendea Sekretkokons sind bislang nur oberflgchlieh beschrieben worden, darunter auch diejenigen der Gattung Phytonomus (Blattnager). Sie werden yon frei auf den Standpflanzen lebenden Larven an ihren Auf- enthaltsorten erzeugt. Zur Anfertigung des Kokons verwendet die Larve ein sehr viskoses, aus der Anal6ffnung hervortretendes, an der Luft schnell erstarrendes Drfisensekret. Sie setzt nach MEIXlVER 1) mit den Mandibeln das Sekret auf ihre lZnterlage auf, fiihrt den sehne11 erhArtenden, unregelmgl3ig dicken Sekretfaden in einem Bogen durch die Lnft und fixiert ihn an anderer Stelle. So entstehen gewissermagen Gnrtb6gen, an deren Innenseite zusgtzliche, in verse hiedenen Riehtungen verlaufende Fgden befestigt werden k6nnen. Durch diese nngteieh starken F/~den wird die Masehenweite des Gespinstes w~rmindert. In ihm finder nach kurzem PrS.pupalstadium ~ie Verwandlnng start; die Puppe ist yon auI3en dnreh die Masctten sichtbar. Es liegt hier bei den Phytonomus-Kokons ein relativ primi- river Kokontyp vor. Die Htille dient lediglich znm Halten der Puppe am Ort der Metamorphose ohne ausgepritgte Sehutz- und Verbergefunktion. Weiter entwiekell:e Kokons anderer Insekten haben eine dicht versponnene, manchmal starke, farblich oft der Umgebung angepaBte Wandnng und hiiufig noeh kristallinische, aus den malpighischen Gefgl3en stam- mende Einlagerungen in gr&Berer oder geringerer Menge. Ni~here Untersuchung der dureh Zug aus dem Sekret ge- bildeten Fgden zeigt eine feine fibrilliire l)ifferenzierung, die erst bei Anwendung polarisierten Lichtes klar erkennbar wird (Fig. t u. 2). Die Sekretfgaen sind stark anisotrop und 16sehen nach der L~,nge aus; sie erweisen sieh gemgg der Einwirkung Fig. 2 Fig. I u. 2. PhytoTcomus rumicis L. Ausschnitt aus der Kokonwand. Fig. 1. im gew6hnliehen Lieht. Fig. 2. zwisehen gekreuzten Polars. 110:1 dem die Seidenf/iden der Lepidopteren bildenden Fibroin ent- spricht, wobei die Polypeptidketten parallel zur Faserachse ausgeriehtet sind. Es wird also in den Kokons der Curculionidengattung -Phytonomus, bei verschiedenen Bildungsstgtten, das gleiche Material wie bei Lepidopteren verwendet. Untersucht wurden die unter sich reeht gleichartigen Kokons yon aPhylo*zomus rumicis L., Ph. meles F., Ph. arator L. nnd Ph. pedestris PAYK. Eine ffir Ph. tri.lineatus MI~SH. angegebene ~) auffaliende Griin- fgrbung des fertigen Kokons bedarf noch der Ergrtindung. Die vergleichende Prt~fung des Baumaterials weiterer Coleopteren- kokons ist vorgesehen. Zoolo#sches Insli~u! de~"Juslus-Liebig-I-Iochschule, Gie/3en H. SCHERF Eingegangen am 22. November 1956 l) MEIXNER, H. : In Handbuch der Zoologie, Bd. IV. 1933--1936. e) URBAN, C.: gut. 131. 25, 132 {~-929),

Textur und Substanz der Phytonomus-Kokons (Coleopt., Curcul.)

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Heft 2 K u r z e Or ig ina lmi t t e i l ungen 47 t957 (Jg. 44)

abf l iegen u n d sich u n t e r a n d e r e m an der 13ildung der Spinal- gangl ien betei l igen. Dieser V o r g a n g is t aber beitD N e u n a u g e schon sei t T a g e n abge laufen , w e n n die e r s t en lV[etanoblasten g ich tbar werden , u n d fiber d e m N e u r a l r o h r l iegt je tz t , wie die Bi lder zeigen, ein ze l la rmes Gewebe, das h is to lo~isch wie locke- res B indegewebe auss i eh t (Fig. t u n d 2).

I n d iesem Gewebe t r e t en n u n bei den schl i ipfreifen L a r v e n einzelne, be sonde r s grol3e, m i t Aus lgu i e rn ve r sehene Zellen auf, in deren P l a s m a ers t helle, spg t e r n a c h d u n k e l n d e P i g m e n t - k6 rne r erscheineI1 (Fig. 1). Diese e r s t en 15igmentierten Melano- b las ten , de ren genaue re H e r k u n f t noch gekl~r t werden mul3, k 6 n n e n s ich s chon a m Of t ihres S i eh tba rwerdens mi to t i s ch te i len (Fig. 2). Die P i g m e n t k 6 r n e r b e h a l t e n dabei ihre regel- lose A n o r d n u n g bei, w e n n m a n d a v o n abs ieht , dab der zylin- dr ische R a u m zwischer, den be iden T o c h t e r p l a t t e n im S t a d i u m der A n a p h a s e vers tgnd l icherweise p igmen t f r e i is t (Fig. 2 u n d 3).

~ b e r ni ihere E inze lhe i t en u n d iiber das wei tere SchieksaI der Me lanob la s t en werde ich an andere r Stelle ausff ihr l ich ber ich ten , m/Schte h ier aber noch e inma l auf die B e o b a c h t u n g z u r t i c k k o m m e n , dab die l e tz ten t y p i s c h e n A b k 6 m m l i n g e der Neura l le i s te beiro N e u n a u g e a l lem Ansche in n a c h schon ab- g e w a n d e r t s ind, w e n n die e r s t en Melanob la s t en oberha lb des Neura l roh re s s i ch t ba r werden . N u n wird n~ml ich auch ver- s t / indlich, vJarum KumCFEl~ 3) u n d DOHm~4), die das Schieksal der Neura l le i s te bei N e u n a u g e n u n d R o c h e n g e n a u e s t e n s h i s to logisch ver fo lg t h a b e n , in ihrer Sch i lde rung ke ine Melano- b l a s t e n erw~thnen; diese Zellen w a r e n o f fenbar zu d e m Zeit- p u n k t , an d e m die A u t o r e n ihre U n t e r s u c h u n g e n abbrachen , n o c h ga r n i ch t v o r h a n d e n .

Zoologisches t*~stil*~t der Universilgit, Bonn R. DANNEEL

Eingegangen am /0. November t956

1) DuSHANE, G.P., E.M. RAwLES und viele andere. Zusam- menfassung bei S. H6RSTAD~JS: The NeurM CresL London: Oxford University Press 1950.

~) NEWTH, D.R.: J. of Exp. Biol. 28, 247 (1951). ~) Kue~Fs~, C.: Verb. anat. Ges. 9, 105 [~895). ~) DOHR~r A.: Mitt. Zool. Stat. Neapel 1~, 555 (1902).

au f die Gipsp la t t e als pos i t iv in bezug auf ihre L&nge, zeigen also das von f~dig u n t e r S p a n n u n g e r s t a r r t en Sekre ten be- k a n n t e Verha l t en . t m b i b i t i o n m i t Anil in u n d t3enzylalkohot, Fl i iss igkei ten mi t / ihnlich h o h e m 13rechungsindex, ergibt n u r eine geringfi igige S c h w g c h u n g der D o p p e l b r e e h u n g ; es w i rk t d a n n die pos i t ive E i g e n d o p p e l b r e c h u n g der Micelle.

Die F g d e n s ind in W a s s e r und n e u t r a l e n Solvent ien u n - 16slich, 16sen sich aber in S/iuren u n d Alkal ien u n d lassen sich m i t T r y p s i n ve rdauen . K o c h e n der F~den m i t N i n h y d r i n er- zeug t Blauf / i rbung, Zusa t z yon N a t r o n l a u g e u n d Ku p fe r - su l fa t ViolettfS~rbung. Die MItLOxsche u n d die PAuLYsche R e a k t i o n fal len pos i t iv aus.

Chemisches u n d op t i sches Verha l t en weisen die Su b s t an z als ein Skleroprote in aus, das in allen gepr t i i ten R e a k t i o n e n

Fig.

Textur und Substanz der Phytonomus-Kokons (Coleopt., Cureul.) Der grolBeh Zahl y o n U n t e r s u c h u n g e n a n Lep idop te ren -

kokons s t e h e n k a u m e n t s p r e c h e n d e bei Coleopteren gegeniiber . Al lerdings t r i t t h ier die A n f e r t i g u n g solcher Hii t len aus kSrper- e igenen S u b s t a n z e n gegeni iber der Z u h i l f e n a h m e k6rper - f r emder wel t in den H i n t e r g r u n d . Selb,~t die wenigen bei Curcu l ion iden (Riisselkgfern) v o r k o m m e n d e a Sekre tkokons s ind b i s l ang n u r oberf lgchl ieh besch r i eben worden , d a r u n t e r auch d ie jenigen der G a t t u n g Phytonomus (Bla t tnager ) . Sie werden y o n frei au f den S t a n d p f l a n z e n l ebenden L a r v e n an ihren Auf- e n t h a l t s o r t e n erzeugt .

Zur A n f e r t i g u n g des K o k o n s v e r w e n d e t die L a rve ein sehr viskoses , au s der A n a l 6 f f n u n g he rvo r t r e t endes , an der L u f t schnel l e r s t a r r endes Drf isensekre t . Sie se tz t n a c h MEIXlVER 1) m i t den Mand ibe ln das Sekre t au f ihre lZnter lage auf, f i ihr t den sehne11 erhArtenden, unregelmgl3ig d icken Sekre t f aden in e inem Bogen du rc h die L n f t u n d f ixier t ihn an andere r Stelle. So e n t s t e h e n g e w i s s e r m a g e n Gnr tb6gen , an deren Innense i t e zusgtzl iche, in verse h iedenen R i e h t u n g e n ve r l au fende F g d e n befes t ig t werden k6nnen . D u r c h diese nngte ieh s t a r k e n F/~den wird die Masehenwei t e des Gesp ins tes w~rmindert . I n i h m f inder n a c h k u r z e m PrS .pupa l s t ad ium ~ie V e r w a n d l n n g s t a r t ; die P u p p e is t yon auI3en dn reh die Masct ten s ich tbar .

Es l iegt hier bei den Phytonomus-Kokons ein re la t iv p r imi- r iver K o k o n t y p vor. Die Htille d i en t lediglich z n m H a l t e n der P u p p e a m Or t der M e t a m o r p h o s e ohne ausgepr i tg te Sehutz- u n d Verbe rge funk t ion . Wei t e r entwiekell:e K o k o n s andere r I n s e k t e n h a b e n eine d ich t ve r sponnene , m a n c h m a l s tarke , farbl ich oft der U m g e b u n g angepaBte W a n d n n g u n d hiiufig noeh kris ta l l inische, au s den ma l p i gh i s chen Gefgl3en s t a m - m e n d e E i n l a g e r u n g e n in gr&Berer oder ger ingerer Menge.

Ni~here U n t e r s u c h u n g der du reh Zug aus d e m Sekre t ge- b i lde ten F g d e n zeigt eine feine fibrilliire l ) i f ferenzierung, die ers t bei A n w e n d u n g polar is ier ten L ich tes klar e r k e n n b a r wird (Fig. t u. 2). Die Sekre t fgaen s ind s t a rk an iso t rop u n d 16sehen n a c h der L~,nge aus ; sie erweisen sieh g e m g g der E i n w i r k u n g

Fig. 2 Fig. I u. 2. PhytoTcomus rumicis L. Ausschnit t aus der Kokonwand. Fig. 1. im gew6hnliehen Lieht. Fig. 2. zwisehen gekreuzten Polars.

110:1

d e m die Seidenf/iden der Lep idop te ren b i ldenden Fibro in ent - spr icht , wobei die P o l y p e p t i d k e t t e n paral lel z u r Fase rachse ausge r i eh te t sind.

E s wird also in den K o k o n s der C u r c u l i o n i d e n g a t t u n g -Phytonomus, bei ve r sch iedenen B i ldungs s tg t t en , das gleiche Mater ia l wie bei Lep idop te ren ve rwende t . U n t e r s u c h t w u r d e n d i e u n t e r sich r eeh t g le ichar t igen K o k o n s yon aPhylo*zomus rumicis L., Ph. meles F., Ph. arator L. n n d Ph. pedestris PAYK. Eine ffir Ph. tri.lineatus MI~SH. angegebene ~) auf fa l iende Griin- f g rbung des fer t igen K o k o n s bedar f noch der Ergr t indung . Die verg le ichende Prt~fung des B a u m a t e r i a l s wei terer Coleopteren- kokons ist vorgesehen .

Zoolo#sches Insli~u! de~" Juslus-Liebig-I-Iochschule, Gie/3en H. SCHERF

Eingegangen am 22. November 1956

l) MEIXNER, H. : In Handbuch der Zoologie, Bd. IV. 1933--1936. e) URBAN, C.: gu t . 131. 25, 132 {~-929),