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M anch ein Kunstfreund hat angesichts der des- paraten Wirklichkeit da draußen nur noch Fluchtge- danken; da es kein Leben nur in der Kunst gibt, flüchtet er in die Vision einer geheilten, von Inte- ressengegensätzen und Bosheit gereinigten Welt. Dieser Welt, dieser Freiheit ist er abhold. In der ideologischen Imagination, in der Utopie gibt es, so hofft er, gibt es Besseres. Dem würde er gern dienen, das Vorhandene ist zu banal und lohnt die Mühe des eigenen Engagements nicht. So kann der Typus des welt- flüchtigen Kunstfreundes ent- stehen, der die Agora meidet als Tummelplatz von Leidenschaften und Interessen der Mängelwesen. Sie verbünden sich mit anderen, die Politik erst interessant finden, wenn Visionen und Utopien ver- wirklicht werden sollen. Aber hat nicht gerade das vergangene Jahr- hundert uns gelehrt, am allermeis- ten denen zu misstrauen, die uns die Vision einer erlösten Welt als Politikziel ausgaben? War nicht ihre Vorstellung, sie würden die Endstufe der Ge- schichte kennen, zunächst von großem Reiz gewesen, hatte Mas- sen bewegt „Völker hört die Sig- nale, auf zum letzten Gefecht …“ und hatte dann im Dunkel der Sackgasse geendet? Millionen un- gesühnter Opfer statt einer ge- rechteren oder gar versöhnten Welt – was für ein Ende! Die Uto- pie, so glücksverheißend gestartet, war am Ende nichts gewesen als Flucht aus der Freiheit. Als gebrannte Kinder werden wir Europäer künftig lieber das Schwarzbrot der Realpolitik essen, als zum Zuckerbrot der Ideologen zu greifen. Wir tun gut daran, weniger nach der vollkommenen Gesellschaft zu trachten, sondern stattdessen in mühseliger Arbeit das Bessere – oder wenn Sie so wollen: das weniger Schlechte – zu gestalten. Dies bedeutet nicht, sich der Banalität zu verschreiben, es be- deutet, der Realität standzuhalten. Und damit unsere dürstenden Seelen in den unwirtlichen Ebe- nen der Politik überleben können, haben wir die Künste. Künstler, selbst Mängelwesen, begleiten uns Mängelwesen auf unseren Lebenswegen. Klagen, wo Lob- preis zu Unrecht gefordert wird, preisen das Leben, die Schönheit, wo Zweckmäßigkeit und Nutzen ihr Zepter erhoben haben, trösten, wo Trost fehlt, reden und singen vom Paradies – riechen die Hölle von weit. Und dann geschehen eben die- se Wunder des Überlebens, Auf- stehens, der Wiederentdeckungen der guten Gaben, die oft verges- sen, nie geweckt oder verborgen in uns wohnen. Ich wüsste nicht, wie wir wirklich und endlich an- kommen könnten bei uns selbst ohne diese Begleitung. www.epochtimes.de Syriens Regime wird zu Assads Schleudersitz Seite 7 Virtuelle Cyberspace-Welt Ein Daten-Imperium männlicher Tugendkräfte? Das fragt Roland R. Ropers in seiner Etymosophie-Kolumne mehr auf Seite 11 29. Februar - 6. März 2012 / Nr. 305 / 8. Jahrgang / Preis Deutschland 1,80 € EU und IWF retten Griechenland nicht Seite 4 Der Kandidat für das Bundespräsidentenamt Joachim Gauck mit seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt und seiner Tochter Gesine Lange. „Wir sind eine bunte Familie. Da ist vieles möglich, wenn man sich versteht und gegenseitig Freiräume lässt. Wir Kinder lieben unseren Vater, so wie er ist.“ Mit diesem Satz – Zitat aus Bild am Sonntag – hat sich Gesine Lange selbstsicher in die Herzen vieler Mitbürger eingeschrieben und ihrem Vater einen roten Teppich ins Schloss Bellevue ausgerollt. Lieber das Schwarzbrot der Realpolitik essen FOTO: JOHANNES SIMON/GETTY IMAGES Guter Rat beleidigt das Ohr Seite 8 Offene Machtkämpfe in Chinas KP-Führungsspitze Chinesische Medienberichte decken heftige interne Machtkämpfe im Ständigen Ausschuss des Politbüros der KPCh auf. mehr auf Seite 6 Vereinigte Staaten rüsten für Cyber-Krieg FBI-Direktor Robert Mueller äußerte seine Sorgen. Er sagte: „Letzten Endes ist die Bedrohung durch das Internet, die sich durch alle unsere Programme zieht, die größte Gefahr für unser Land.“ mehr auf Seite 11 DIE NEUE SHOW MIT LIVE-ORCHESTER Berlin: 16.-18. März ICC | Frankfurt: 30.-31. März Jahrhunderthalle Tickets: www.ticketonline.de | Hotline Berlin: 030/609885290 | Hotline Frankfurt: 01805/697469 14 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunkmax.42Cent/Min. Präsentiert vom Deutschen Falun Dafa Verein e.V. RENAISSANCE VON 5000 JAHREN CHINESISCHER KULTUR „Ein außergewöhnliches Erlebnis.“ — Cate Blanchett Oscar- und Golden-Globe-Preisträgerin www. ShenYun2012 .com Erleben Sie die fantastische reiche Kultur des klassischen Chinas, die durch brillant choreografierte Tänze und faszinierende orchestrale Kompositionen zum Leben er- weckt wird. Spitzentänzer in prächtigen Kostümen beleben in poetischen Arrange- ments idyllische Schönheit, imperiale Dramen und den Glanz einer antiken Zivilisation. ANZEIGE Wie gehen wir mit unserem Staatsoberhaupt um? Das fragt besorgt und empört der Chefredakteur des Wirtschaftsreports nach dem Rücktritt von Christian Wulff. Alles eine Medienhysterie? mehr auf Seite 2 Mit einer viel beachteten Festrede hat Joachim Gauck am 27. Juli 2011 die Salzbur- ger Festspiele eröffnet. Wir zitieren einen Auszug daraus. Shen Yun ist mehr als Kunst – eine Art des Lebens Seite 12

The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 29.02.2012

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The Epoch Times Deutschland

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Page 1: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 29.02.2012

Manch ein Kunstfreund hat angesichts der des-paraten Wirklichkeit

da draußen nur noch Fluchtge-danken; da es kein Leben nur in der Kunst gibt, fl üchtet er in die Vision einer geheilten, von Inte-ressengegensätzen und Bosheit gereinigten Welt. Dieser Welt,

dieser Freiheit ist er abhold. In der ideologischen Imagination, in der Utopie gibt es, so hofft er, gibt es Besseres. Dem würde er gern dienen, das Vorhandene ist zu banal und lohnt die Mühe des eigenen Engagements nicht.

So kann der Typus des welt-f lüchtigen Kunstfreundes ent-stehen, der die Agora meidet als Tummelplatz von Leidenschaften und Interessen der Mängelwesen. Sie verbünden sich mit anderen, die Politik erst interessant fi nden, wenn Visionen und Utopien ver-wirklicht werden sollen. Aber hat

nicht gerade das vergangene Jahr-hundert uns gelehrt, am allermeis-ten denen zu misstrauen, die uns die Vision einer erlösten Welt als Politikziel ausgaben?

War nicht ihre Vorstellung, sie würden die Endstufe der Ge-schichte kennen, zunächst von großem Reiz gewesen, hatte Mas-sen bewegt „Völker hört die Sig-nale, auf zum letzten Gefecht …“und hatte dann im Dunkel der Sackgasse geendet? Millionen un-gesühnter Opfer statt einer ge-rechteren oder gar versöhnten Welt – was für ein Ende! Die Uto-

pie, so glücksverheißend gestartet, war am Ende nichts gewesen als Flucht aus der Freiheit.

Als gebrannte Kinder werden wir Europäer künftig lieber das Schwarzbrot der Realpolitik essen, als zum Zuckerbrot der Ideologen zu greifen. Wir tun gut daran, weniger nach der vollkommenen Gesellschaft zu trachten, sondern stattdessen in mühseliger Arbeit das Bessere – oder wenn Sie so wollen: das weniger Schlechte – zu gestalten. Dies bedeutet nicht, sich der Banalität zu verschreiben, es be-deutet, der Realität standzuhalten.

Und damit unsere dürstenden Seelen in den unwirtlichen Ebe-nen der Politik überleben können, haben wir die Künste. Künstler, selbst Mängelwesen, begleiten uns Mängelwesen auf unseren Lebenswegen. Klagen, wo Lob-preis zu Unrecht gefordert wird, preisen das Leben, die Schönheit, wo Zweckmäßigkeit und Nutzen ihr Zepter erhoben haben, trösten, wo Trost fehlt, reden und singen vom Paradies – riechen die Hölle von weit.

Und dann geschehen eben die-se Wunder des Überlebens, Auf-

stehens, der Wiederentdeckungen der guten Gaben, die oft verges-sen, nie geweckt oder verborgen in uns wohnen. Ich wüsste nicht, wie wir wirklich und endlich an-kommen könnten bei uns selbst ohne diese Begleitung.

www.epochtimes.de

Syriens Regime wird zu Assads Schleudersitz Seite 7

Virtuelle Cyberspace-WeltEin Daten-Imperiummännlicher Tugendkräfte?Das fragt Roland R. Ropers in seiner Etymosophie-Kolumne

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29. Februar - 6. März 2012 / Nr. 305 / 8. Jahrgang / Preis Deutschland 1,80 €

EU und IWF retten Griechenland nicht Seite 4

Der Kandidat für das Bundespräsidentenamt Joachim Gauck mit seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt und seiner Tochter Gesine Lange. „Wir sind eine bunte Familie. Da ist vieles möglich, wenn man sich versteht und gegenseitig Freiräume lässt. Wir Kinder lieben unseren Vater, so wie er ist.“ Mit diesem Satz – Zitat aus Bild am Sonntag – hat sich Gesine Lange selbstsicher in die Herzen vieler Mitbürger eingeschrieben und ihrem Vater einen roten Teppich ins Schloss Bellevue ausgerollt.

Lieber das Schwarzbrot der Realpolitik essen

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Guter Rat beleidigtdas Ohr Seite 8

O� ene Machtkämpfe in Chinas KP-FührungsspitzeChinesische Medienberichtedecken heftige interneMachtkämpfe im StändigenAusschuss des Politbüros der KPCh auf.

mehr auf Seite 6

Vereinigte Staaten rüsten für Cyber-KriegFBI-Direktor Robert Muelleräußerte seine Sorgen. Er sagte: „Letzten Endes ist die Bedrohung durch das Internet, die sich durch alle unsere Programme zieht, die größte Gefahr für unser Land.“

mehr auf Seite 11

DIE NEUE SHOWMIT LIVE-ORCHESTER

Berlin: 16.-18. März ICC | Frankfurt: 30.-31. März JahrhunderthalleTickets: www.ticketonline.de | Hotline Berlin: 030�/�609�885�290 | Hotline Frankfurt: 01805�/�69�74�69 14 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunk�max.�42�Cent/Min.

P r ä s e n t i e r t v o m D e u t s c h e n F a l u n D a f a V e r e i n e . V .

RENAISSANCE VON 5000 JAHREN CHINESISCHER KULTUR

„Ein außer gewöhnliches Erlebnis.“ — Cate Blanchett

Oscar- und Golden-Globe-Preisträgerin

www.ShenYun2012.com

Erleben Sie die fantastische reiche Kultur des klassischen Chinas, die durch brillant choreografi erte Tänze und faszinierende orchestrale Kompositionen zum Leben er-weckt wird. Spitzentänzer in prächtigen Kostümen beleben in poetischen Arrange-ments idyllische Schönheit, imperiale Dramen und den Glanz einer antiken Zivilisation.

A N Z E I G E

Wie gehen wir mit unserem Staatsoberhaupt um? Das fragt besorgt und empört der Chefredakteur des Wirtschaftsreports nach dem Rücktritt von Christian Wul� . Alles eine Medienhysterie?

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Mit einer viel beachteten Festrede hat Joachim Gauck am 27. Juli 2011 die Salzbur-ger Festspiele erö� net. Wir zitieren einen Auszug daraus.

Shen Yun ist mehr als Kunst –eine Art des Lebens Seite 12

Page 2: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 29.02.2012

Günter Spahn

Die Frage von Pilatus, „was hat er (Jesus) denn Bö-ses getan?“ (Matthäus 27,

Vers 23), wurde von einer aufgereg-ten Meute beantwortet: „Lasst ihn kreuzigen.“ Auch im Fall des zu-rückgetretenen deutschen Staats-oberhauptes Wulff hatte die Ra-tio, die faire Auseinandersetzung, in einer fast schon hysterischen Mediengesellschaft nicht die Spur einer Chance. Fast jeden Tag wur-de ein neuer „Skandal“ aus dem Hut gezaubert, mit riesigen Über-schriften in der Boulevardpresse wirkungsvoll unter die Menschen gebracht und in Talkshows wur-de scheinheilig die Frage gestellt:

„Darf der Bundespräsident das?“ Der Reihe nach: Zunächst war

die Wahl von Bundespräsident Wulff die Folge einer unverschäm-ten Medienschnoddrigkeit gegen-über seinem Vorgänger Horst Köhler, die dieser wegen dem feh-lenden Respekt vor dem Amt des Staatsoberhauptes nicht mehr dul-den wollte. Er trat daher zurück. Dies wird heute von den Medien und deren Journalisten gerne ver-drängt. Da wurde in einem Spie-gel-Artikel in der Ausgabe 22/2010 Horst Köhler, ein honoriger und kompetenter Mann, den man auch als Finanzfachmann gerade in die-sen Zeiten dringend gebraucht hät-te, in der Überschrift bereits als

„Horst Lübke“ bezeichnet. Dies in Anspielung auf die an-

gebliche sprachliche Unsicherheit von Heinrich Lübke (Bundespräsi-dent von 1959 - 1969). Tapsig sei er, der Bundespräsident Köhler. Das Magazin stellte gar die belei-digende Frage, was ein Präsident, gezielt gemeint war Köhler, nutze, der nicht einmal „unfallfrei“ reden könne? Dieser Spiegel-Bericht war keine Nachricht; er war schlicht kein seriöser Journalismus – er war einfach dreist. Horst Köhler heißt Horst Köhler und nicht, wie be-wusst als Überschrift geschrieben, Horst Lübke, wobei Heinrich Lüb-ke, so ganz nebenbei, durchaus ein guter Bundespräsident war.

Zwei Bundespräsidenten vom Amt gekegeltNach dem provozierten Rücktritt von Bundespräsident Köhler wur-de dann Christian Wulff 2010

Bundespräsident; der von der verei-nigten Medienschar hochgeschrie-bene Gegenkandidat Joachim Gauck, durchaus ein hochanstän-diger Mann, verlor die Wahl. Dies ist aber Demokratie. Fortan wur-de Bundespräsident Wulff kritisch beäugt. Und auch er wurde jetzt von der Bühne des Amtes gekegelt und sage niemand vorschnell, der zurückgetretene Bundespräsident sei „selbst schuld“! Natürlich hat Christian Wulff in den aufgeregten Wochen seit Dezember 2011 Fehler begangen, die er auch einräumte. Aber der Mann wurde systematisch nach allen Regeln der Kunst fertig-gemacht. Sogar als er im Ausland einen Staatsbesuch absolvierte.

Da darf man sich doch nicht wundern, dass auch der Bundes-präsident Nerven zeigte. Dies sollte zwar nicht passieren, aber auch er ist schließlich ein Mensch. Natürlich, keine Frage, haben die Medien Amt und Bundespräsi-dent verletzt. Was da lief, hatte sehr wohl die Charakteristik einer Medienkampagne. Man denke nur an das „Vorführen“ des Prä-sidenten in aller Öffentlichkeit, in-dem man ihm über 400 Fragen schriftlich aus der Zunft der Jour-nalisten stellte, gewissermaßen in einer Zeitachse, in der die Fragen aber bitte schön in den nächsten zwanzig Minuten (dies ist jetzt nur ein Beispiel) zu beantworten seien. Ansonsten – das in Medienkreisen fast schon übliche Drohen – wür-de gedruckt.

So sollte man, liebe Kollegin-nen und Kollegen von der Presse, mit einem Staatsoberhaupt nicht umgehen. Ja, es ist die Pflicht ei-ner kritischen Presse, über Skan-dale und Affären zu berichten. Das ist selbstverständlich. Aber wo sind denn diese Affären im Falle Wulff konkret, wenn man einmal von einer Medienhysterie ohnegleichen absieht? Weder hat unser Staatsoberhaupt Frauen im Amtszimmer belästigt noch kann man ihm bisher konkrete straf-fällige Handlungen nachweisen. Dafür sind immer noch die Ge-richte zuständig und selbst An-fangsverdachte – die Betonung liegt auf Verdacht – eines Staats-anwaltes sind weder ein Beweis noch ein Urteil. Urteile spre-chen in Deutschland Vorsitzende Richter(innen)! Wulff wurde aber vorher systematisch vorverurteilt.

Journalistische DoppelmoralEs kann doch kein Zufall sein, dass plötzlich in geballter Form ein privater Hauskredit, eine an-gebliche Zeitungsanzeige des Un-ternehmers Maschmeyer für ein Buch, bessere Plätze für Wulff in einem Flugzeug, die bereits be-wiesene falsche Behauptung der kostenlosen Benutzung eines klei-nen Geländewagens, verschenk-te Kochbücher an Gäste des

„Nord-Süd-Dialoges“, Berichte

über einen Filmemacher (der in der Amtszeit von Christian Wulff als Ministerpräsident von Nie-dersachsen eine übrigens nicht in Anspruch genommene Bürg-schaft für ein Projekt erhalten haben soll) und andere Dinge ausgegraben wurden. Dahinter steckte doch System, da wurde an niedere Instinkte auch des Neides appelliert.

Da wurde der berühmte Na-sendreck gesucht und anschlie-ßend als Sensation in den Medi-en verbreitet. Recherchiert haben Journalisten. Aber gerade Journa-listen pflegen oft eine Doppelmo-ral; als Gradmesser der höheren Weihen über die wahre Richtig-keit der Welt. Journalisten, die oft und gerne einen 15-prozentigen

„Journalistenrabatt“ beim Neu-wagenkauf billigend annehmen und andere unzählige Privilegien wie kostenlose Hotelunterkünfte (dann wird ein Hotel anschlie-ßend in der Regel gelobt) haben. Journalisten sind es, die mehr-heitlich durchaus gerne „Pres-sereisen“, fast einen Kurzurlaub (auch in das entfernte Ausland) und Pressegeschenke anneh-men: Ledertaschen, hochwerti-ge Schreibgeräte, Anoraks, Wei-ne usw. Alles schon dagewesen. Wer überwacht eigentlich diese Spezies? Chefredakteure oder gar Verleger jedenfalls so gut wie nicht, denn Journalisten sind ja unabhängig und durch die Pres-sefreiheit geschützt. Dies soll zwar auch so sein, aber hinter der Flos-kel „Unabhängigkeit der Presse“ kann man natürlich so gut wie alles verbergen.

Beispiellose Medienhysterie Nein, die Attacken auf Wulff, losgetreten von einer Boulevard-Zeitung, riechen verdammt nach Kampagnenjournalismus. Ein Trommelfeuer sondergleichen. Es ist doch sonnenklar. Irgendetwas wird in der breiten Öffentlichkeit hängen bleiben, wenn man täg-liche Balkenüberschriften liest. BILD gibt ja immerhin in einem

„BILD-Recherche-Protokoll“, ab-gedruckt im Internet, zu, dass vor dem Bericht vom 13. Dezember 2011 im eigenen Blatt, BILD-Re-porter monatelang Wulffs priva-te Hausfinanzierung recherchiert hätten. Warum eigentlich und wie vermessen tritt ein Mitarbeiter der BILD-Redaktion im Bundes-präsidialamt auf, wenn er – wie großzügig – dem Pressechef des Bundespräsidenten mitteilt, man könne die Nachricht zu Wulff noch einen Tag zurückhalten, aber länger nicht! Der Bundes-präsident selbst war wohlgemerkt im Ausland.

Es ist nicht die Aufgabe, etwa des BILD-Chefredakteurs, zu entscheiden, wer Bundespräsi-dent sein darf und welcher Mi-nister unbedingt bleiben soll und

als „Sunnyboy“ hochgeschrieben werden muss. Wie war das eigent-lich mit Karl-Theodor zu Gutten-berg und der BILD-Schlagzeile:

„Ja, wir stehen zu Guttenberg“? Und dies vor dem Hintergrund der Plagiatsvorwürfe, die schließ-lich dazu führten, dass zu Gut-tenberg der Doktortitel von der Universität Bayreuth aberkannt wurde. Wer stand wirklich noch hinter zu Guttenberg? Nicht das Volk, wie die Schlagzeile einsug-gerieren sollte, sondern „abstim-mende“ BILD-Leser. Angeblich, laut BILD, 87(!) Prozent der Le-ser der Zeitung meldeten sich und wollten zu Guttenberg im Amt behalten, nachdem sie ent-sprechend mit Jubelstories, etwa mit einer Kolumne von Franz Jo-sef Wagner, die mit „Lieber Dr. zu Guttenberg“ begann, versorgt wurden …

Auch die Politik zeigt sich von einer schändlichen Seite, wenn für Spitzenrepräsentanten un-terschiedliche Maßstäbe gelten. Ausgerechnet ein Grünen-Spit-zenpolitiker wie Cem Özdemir hat die Moralkeule gegen Wulff gezogen und dabei vergessen, dass er selbst einmal wegen Bo-nusmeilen und einem Kredit von dem PR-Berater Moritz Hunzin-ger für eine gewisse Zeit von der Bildfläche verschwand. Es führt auch nicht weiter, heute noch die Sozialdemokratie in NRW an die zu Zeiten des damaligen

Ministerpräsidenten Rau be-kanntgewordene sogenannte Flugaffäre und an Seilschaften zum verstorbenen langjährigen WestLB-Chef Friedel Neuber zu erinnern. Nur am Rande, auch diese Flugaffäre war maßlos über-trieben. Die Sache ist relativ ein-fach – wie gehen wir mit unseren führenden Repräsentanten um?

Mehr Gelassenheit täte gutWir müssen endlich einmal in Deutschland begreifen und ler-nen, dass bestimmte Funktionen und Berufe eben auch mit ge-wissen Vorteilen verbunden sind. Was geht die Öffentlichkeit ein Privatkredit des Ehepaares Wulff, auch zu besseren Konditionen, an? Und wenn deren Konditio-nen besser sind – na und? Wenn eine Bank, fern von Berlin oder Hannover, Wulff bessere Kondi-tionen einräumte, dann wird des-halb die Bank noch lange keine staatlichen Vorteile erlangen kön-nen. Da gibt es sehr viele Behör-deninstanzen.

Wenn der amerikanische Prä-sident Urlaub auf Hawaii macht, dann fliegt er bevorzugt. Dies ist nun einmal so und warum soll es nicht so sein? Nur Menschen mit einem sehr ausgeprägten Neid-gefühl können sich darüber auf-regen. Über alle Dinge, die jetzt gegen den ehemaligen Bundes-präsidenten Wulff ausgegraben wurden, würde man in den Ver-einigten Staaten in der Öffentlich-keit nur müde lächeln. Ernst wird es dort erst bei sittlichen Verfeh-lungen. Unsere Spitzenrepräsen-tanten – der Bundespräsident ein-geschlossen – sind im Vergleich zu den Repräsentanten im Ausland mit Privilegien eher bescheiden ausgestattet. Eine großartige Frau – voller Pflichterfüllung – ist die Queen als Staatsoberhaupt nicht nur des Vereinigten Königreiches, sondern zum Beispiel unter an-derem von Kanada. Mit Verlaub

– im Vergleich zur Honorierung der Königin (lange hatte sie so-gar auf Staatskosten eine riesige Yacht) gehen unsere Bundesprä-sidenten am Bettelstab.

Nun wird die Justiz entschei-den, ob sich Bundespräsident Christian Wulff strafbar gemacht hat. Warten wir ab. Innerhalb kürzester Zeit hat es die Kultur-nation Deutschland aber fertig-gebracht, zwei Bundespräsiden-ten herauszukegeln. Wer will in unserem Lande eigentlich noch diesen Job? Darüber muss man einmal nachdenken.

Und den ehrenwerten Herrn Gauck kann man bereits jetzt schon bedauern – er ist halt nur zweite Wahl. Dies wollte die Bun-deskanzlerin Gauck nicht antun, aber die inzwischen bedeutungs-los gewordene FDP musste sich endlich, wie sie meinte, profilie-ren. Die Rechnung wird nicht aufgehen.

Unser Gastautor Günter Spahn ist Chefredakteur und Herausgeber vom WirtschaftsReport.

The Epoch Times Deutschland / 29. Februar - 6. März 2012 / Nr. 305DEuTSchlaND2

Impressum

Chefredakteurin Renate Lilge-Stodieck Art Direction Szilvia Akbar, Mihai Bejan (Beratung)Verantwortliche redakteure Renate Lilge-Stodieck (Deutschland), Sebastian Menke (International), Detlef Kossakowski (Wissen), Caroline Chen (Feuilleton), Anke Wang (The Epoch Life)Layout Iris Lindenmaier, Johanna Loebig-Winnefeld, Dima Suchinredaktionelle Übersetzer Eckehard Kunkel, Franz Vogel, Eyline MartiniVerlag und redaktion Epoch Times Europe gGmbH, Kurfürstenstraße 79, 10787 Berlin Tel.: +49(0)30/26395312/13, Fax: +49(0)30/31999684 E-Mail [email protected]

Geschäftsführung Manyan Ng, Zhihong ZhengAnzeigen +49(0)30/26 39 5314 (Berlin Zentral) E-Mail [email protected] Barbara Giesenkirchen, Breslauer Str. 11, D-31275 Lehrte Tel./Fax: +49(0)30/36434994E-Mail [email protected] BVZ Berliner Zeitungsdruck, Am Wasserwerk 11, 10365 Berlin

spendenkonto Bank: Deutsche Bank 24Konto-Nr.: 525 505 401BLZ: 100 700 24BIC/SWIFT: DEUT DE DBBERIBAN: DE 9110 0700 2405 2550 5401

Die Titelseite der Februar-ausgabe des Monatsma-gazins „cicero“, auf der in einer Zeichnung Kopf und hände des Bundespräsi-denten Wulff im holzwürge-griff am Pranger gefesselt sind, von sensationsgieri-gen Journalisten umstellt, erinnert in erschreckender Weise an die Verurteilung und Kreuzigung Jesu.

Wie gehen wir mit unserem Staatsober-haupt um?

„Ja, es ist die Pflicht einer kritischen Presse, über Skan-dale und Affären zu berichten. Das ist selbstverständlich. Aber so sollte man, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Presse, mit einem Staatsober-haupt nicht umge-hen.“

Günter Spahn

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Page 3: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 29.02.2012

Ich bin eher spirituell als reli-giös“ – diesen Satz bejaht die Hälfte der Befragten. Dabei

spielt es keine Rolle, ob sie einer Kirche angehören oder nicht. Das ist ein Ergebnis einer interkultu-rellen Studie der Universität Bie-lefeld und der University of Ten-nessee in Chattanooga, USA. Das Forschungsprojekt soll klären, was Menschen unter den Begriffen Spiritualität und Religiosität ver-stehen, wie dies mit ihrer Persön-lichkeit und Biografie zusammen-hängt und was dies für ihr Leben bedeutet. Das Projekt läuft noch bis Ende 2012.

Teil des Projekts ist eine On-line-Befragung, an der insgesamt 1.886 Personen in Deutschland und den USA teilgenommen ha-ben und deren erste Auswertun-gen jetzt vorliegen. Die Forscher kommen zu einem überraschen-den Ergebnis: Erstaunlich viele Menschen, die keiner Religionsge-meinschaft angehören, aber auch viele, die sich selbst als Atheisten verstehen, bezeichnen sich als spi-rituell.

Atheisten, Nontheisten, AgnostikerDie Online-Befragung dauerte von April 2010 bis Mai 2011. Aus Deutschland nahmen 773 Perso-nen teil, aus den USA 1.113 Perso-nen. Die deutschen Teilnehmen-den waren durchschnittlich 43 Jahre alt, die amerikanischen 34 Jahre. Auffällig ist den Forschern zufolge, dass der Begriff „Spiritu-alität“ auch von Personen für sich

in Anspruch genommen wird, die noch nie einer Religionsgemein-schaft angehört haben oder aus Kirchen und Religionsgemein-schaften ausgetreten sind, darun-ter eine erstaunliche Minderheit, die sich ausdrücklich als Atheis-ten, Nontheisten und Agnostiker bezeichnen.

Unter den Teilnehmern der Studie, die keine Religionszuge-hörigkeit angeben, versteht sich jeder zweite „eher spirituell als religiös“. Bemerkenswert ist laut dem Forscherteam, dass „Spiri-tualität“ auch für eine Mehrheit derjenigen, die einer Religionsge-meinschaft angehören, hohe At-traktivität besitzt.

Abgrenzung von organisierter Religion

„Spiritualität“ erscheint damit ge-nerell als ein Konzept, mit dem sich viele Menschen besser iden-tifizieren können als mit „Religion“

oder „Religiosität“. Einen Grund sehen die Bielefelder Wissen-schaftler in der Mehrdeutigkeit des Begriffs: Manche Menschen nutzen ihn, um sich von organi-sierter Religion abzugrenzen und darauf hinzuweisen, dass sie nicht institutionell gebunden sind, teils auch den Glauben an Gott ableh-nen, aber dennoch wissen, was ih-nen heilig ist.

Für andere ist der Begriff „Spiritualität“ durchaus mit ihrer Konfessionszugehörigkeit und ih-rem Glauben an Gott verbunden. Auch in Kirchen und Religions-gemeinschaften hat die Selbstbe-zeichnung „ich bin mehr spirituell als religiös“ Konjunktur.

Mit biografischen Einzelinter-views wollen die Wissenschaftler jetzt den Zusammenhang von erlebter Spiritualität und eigener Biografie beleuchten. „Spiritu-alität – was immer jemand dar-unter versteht – entwickelt sich

individuell, beeinflusst von prä-genden Erfahrungen, besonderen Lebensereignissen oder bedeuten-den Begegnungen“, sagt die Dip-lom-Psychologin Dr. Barbara Kel-ler, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Projekts Spiritualität, das von der Universität Bielefeld aus koor-diniert wird. Leiter des kulturver-gleichenden Forschungsprojekts ist Professor Dr. Heinz Streib von der Forschungsstelle Biographische Religionsforschung der Universi-tät Bielefeld.

Das Projekt „Spiritualität in Deutschland und den USA“ wird von der Deutschen Forschungs-gemeinschaft gefördert. In einem vorherigen Projekt – der Bielefel-der kulturvergleichenden Dekon-versionsstudie – hatten die Wis-senschaftler erforscht, warum Menschen ihrer Religionsgemein-schaft den Rücken gekehrt haben und welche Folgen dies für sie hat-te. (Jörg Heeren / idw)

The Epoch Times Deutschland / 29. Februar - 6. März 2012 / Nr. 305 DEuTschlaND

a N z E i g E

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Eher spirituell als religiös – in Deutschland

und in den USA

Forscher der universität Bielefeld und der university of Tennessee at chattano-oga veröffentlichen Ergeb-nisse einer Online-Befra-gung in Deutschland und den usa.

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Stonehenge in England. Das zum Weltkulturerbe zählende Monument wurde zwischen 3.000 und 1.600 vor Christus angelegt.

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Page 4: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 29.02.2012

Das vom BMBF geförderte Forschungs- und Entwick-lungsprojekt „Smarte Inno-

vation“ hat nun ein Buch über Inno-vation im Maschinenbau vorgelegt, das selbst eine Innovation darstellt. Es geht um das konkrete Machen von Innovation, und das heißt: um Arbeit und um die Menschen, die diese Arbeit leisten, egal an welcher Station des Produktlebenszyklus sie tätig sind. Was sich daraus nicht nur für den Maschinenbau lernen lässt, zeigt dieses Buch. Es vereint Ein-blicke durch empirische Forschung, Querblicke auf neue Ideen für smar-te Innovation und Ausblicke auf praktische Lösungsansätze.

Ganzheitlicher BlickSmart – das steht für den ganzheitli-chen Blick auf Systeme, Menschen, Antizipation, Ressourcen und Tech-nologie. Unter diesem Akronym hat eine Gruppe von Forscherinnen des In-stituts für Sozialwissenschaftliche For-schung – ISF München gemeinsam mit ingenieur- und sozialwissenschaftlichen

Instituten der RWTH Aachen und fünf Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus dreieinhalb Jahre lang untersucht, wie und unter wel-chen Bedingungen Innovationsarbeit im Maschinenbau wirklich abläuft. Und gemeinsam mit dem Industriever-band VDMA, der IG Metall und der EABB Consulting hat sich das Projekt die praktische Frage gestellt: Wie kann zukünftig jede Station im Produktle-benszyklus ihren Beitrag zur Innovati-on einbringen – von der Entwicklungs-ingenieurin bis zum Servicetechniker?

InnovationsverlaufsanalyseDie Ergebnisse und Anregungen die-ses Projekts sind vielfältig. Das Buch

„Smarte Innovation“ stellt neue Er-kenntnisse zur konkreten Gestaltung von Innovationsarbeit vor, die erst möglich wurden durch eigens entwi-ckelte Methoden: Innovationsverlaufs- analyse, Visualisierung als Hilfsmittel im Interview. Es befasst sich mit den Innovationspotenzialen, die jenseits der F&E-Abteilungen liegen, es dis-kutiert den Einfluss von Tendenzen

zur Standardisierung auf die kreative Innovationstätigkeit und die Belastun-gen, die Innovationsarbeit unter den heutigen Bedingungen mit sich bringt. Aber auch die Herausforderungen von Innovation an berufliche Bildung und Weiterbildung, Personalentwicklung und betriebliche Interessenvertretung werden behandelt. Schließlich wer-den Ansätze wie die Nutzung der aus der Software-Entwicklung bekannten agilen Methoden oder der Einsatz von Web-2.0-basierten Werkzeugen vorge-stellt.

Das Forschungsprojekt hat mit sei-nem ganzheitlichen Blick auf Innova-tion wichtige Ergebnisse generiert und neue Ansätze für Smarte Innovation entwickelt. Nun steht dieses Wissen an-deren Unternehmen und Interessierten aus dem Maschinen- und Anlagenbau und darüber hinaus zur Verfügung.

Zielgruppen des Buchs sind einer-seits SozialwissenschaftlerInnen mit Interesse an arbeits- und industrie-soziologischer sowie technik- und or-ganisationssoziologischer Forschung, andererseits PraktikerInnen der

Organisations-, Kompetenz- und Per-sonalentwicklung sowie aus dem Inno-vationsmanagement.

Das Projekt „Smarte Innovation“ wurde gefördert im Rahmen des For-schungs- und Entwicklungsprogramms

„Arbeiten – Lernen – Kompetenzen entwickeln. Innovationsfähigkeit in ei-ner modernen Arbeitswelt“ aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und aus dem Europä-ischen Sozialfonds der Europäischen Union.

Neli Magdalini Sfingopoulou

Ich glaube, dass für Griechen-lands gegenwärtige Situation beides gilt – sowohl in Hinblick

auf die europäische als auch auf die globale Wirtschaftskrise.

Kürzlich saß ich während eines Fluges neben einer jungen, blonden, blauäugigen Frau und wir fingen an zu plaudern, wie es eben unter Sitz-nachbarn üblich ist. Wir sprachen darüber, wohin wir fliegen und wo-her wir kommen. Sie ist Deutsche und ich bin Griechin.

Wie die meisten Menschen erfuhr sie aus den vielen Presse-meldungen im Laufe der letzten anderthalb Jahre einiges über Grie-chenland. Sie sprach über die kata-strophale Situation der Wirtschaft, die Unruhen und darüber, wie die Welt Griechenland und sein Volk „retten“ musste.

Keine Anerkennung der HilfeAls wir weitersprachen, tauchten die Fragen auf, die jeder stellen

möchte. Zum Beispiel wie die Griechen mit der Krise umge-hen und ob die Situation wirklich so schlimm ist, wie man aus den Medien erfährt.

Ich klärte sie in wenigen Worten über die Situation auf und sie fragte dann: „Ich hörte, dass die Griechen die Hilfe nicht anerkennen, die sie von Deutschland und anderen eu-ropäischen Ländern erhalten. Ist das wahr?“

Ich dachte einen Moment lang nach und überlegte, wie ich antwor-ten sollte.

Ich wollte nicht, dass sie dachte, die Griechen wären nur Revoluti-onäre oder negativ eingestellt trotz der ganzen Hilfe, die das Land er-hält, weil es nicht wahr ist. Aber an-dererseits konnte ich nicht klar be-gründen, warum die Mehrheit der griechischen Bevölkerung die Hilfe tatsächlich nicht anerkennt. Es ist kompliziert, weil es dabei um eine Vielfalt von ethischen, politischen, theoretischen und persönlichen An-sichten geht.

Aber es ist wahr. Die Mehrheit der Griechen erkennt die Hilfe nicht an.

Hilfe zur SelbsthilfeAber hier geht es um mehr. Zum Beispiel meinen viele Menschen, die EU hätte Griechenland viel

früher helfen können, seine Pro-bleme zu lösen und nicht bis jetzt warten sollen. Sie erkannte schon vor langer Zeit, dass die griechi-sche Regierung die Wirtschaft nicht gut behandelte, dass Beste-chung ein großes Problem war und dass viele griechische Politi-ker ihr Wort nicht hielten. Warum

„rettete“ sie die Griechen nicht schon vor fünf Jahren aus dieser Situation? Denn genau die glei-chen Probleme, die wir heute ha-ben, gab es schon vor fünf Jahren.

Ein weiterer Aspekt hierbei be-trifft die Art der „Hilfe“, die Grie-chenland von der Europäischen Union und dem Internationalen Währungsfonds erhält und über die die Medien berichten. Wenn Sie jemanden mit Nahrung versor-gen wollen, geben Sie dieser Person Nahrung oder bringen Sie ihr bei, wie man Fische fängt?

Griechenland hat wirklich viele Möglichkeiten das Angeln zu ler-nen, was viele Leute gar nicht wis-sen. Griechenland produziert vie-les, das ihm bei richtigem Umgang damit eine viel schnellere Rück-zahlung der Schulden ermöglichen könnte als wir denken.

Mögliche PotenzialeZum Beispiel ist Griechenland weltweit das Land Nr. 1 im

Bereich der maritimen Industrie. Es ist die Nr. 1 in der EU, was die Produktion von Aluminium und Bauxit betrifft (findet bei der Her-stellung von Flugzeugen und elek-trischen Geräten Verwendung); 46 Prozent des westeuropäischen Magnesiums werden in Griechen-land produziert. Griechenland hat Nickelminen, es ist der drittgröß-te Oliven- und Olivenölerzeuger und exportiert Safran, Spargel, Baumwolle und Milchprodukte, ganz zu schweigen von einer blü-henden Tourismusindustrie.

Griechenland fördert auch Ener-giequellen wie Erdgas und Öl auf dem südlichen Teil der Insel Kreta. Nach Angaben des Fachbereichs für Bodenschätze der Technischen Uni-versität Kretas könnten die Ener-giequellen auf Kreta in den nächs-ten 25 Jahren bis zu 20 Milliarden Euro (26,3 Milliarden US-Dollar) pro Jahr wert sein. Das griechische Wetter ist perfekt geeignet für den Einsatz von Wind- und Sonnen-energie.

All dies könnte so schnell wie möglich zur Rückzahlung der Schulden verwendet werden, so-dass die Griechen und die Men-schen der ganzen Welt nicht unter dieser globalen Krise leiden müss-ten; es gäbe auch keinen Hunger und keine Wirtschaftskrise.

Die Rettung Griechenlands be-deutet schließlich, den Griechen zu helfen, ihre eigenen Produkte zu verwenden und sich dadurch selbst zu retten.

The Epoch Times Deutschland / 29. Februar - 6. März 2012 / Nr. 305WirTSchaFT4

EU und IWF retten Griechenland nicht

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ihrsg.: Pfeiffer, Sabine / Schütt, Petra / Wühr, Daniela Smarte InnovationErgebnisse und neue ansätze im Maschinen- und anlagenbauVS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. 2012. iSBN: 978-3-531-18437-1 59,95 €

Das Buch zur „Smarten Innovation“ ist da

Schieflagen haben die Griechen schon oft überlebt.

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Es gibt Momente in der Geschichte eines landes, meint unsere griechische autorin, in denen hilfe auch Zerstörung bedeuten kann.

Page 5: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 29.02.2012

Noch bremsen über Funk verbundene Komponen-ten nur ein Fahrrad, bald

schon sollen sie Züge über die Glei-se lotsen. Saarbrücker Informatiker arbeiten daher an mathematischen Methoden, um die Verlässlichkeit solcher Systeme automatisch zu überprüfen. Vom 6. bis zum 10. März präsentieren sie ihre Er-gebnisse am saarländischen For-schungsstand (Halle 26, Stand F34) auf der Computermesse CeBIT in Hannover.

„Drahtlose Netzwerke funktio-nieren nie hundertprozentig, das ist technologisch bedingt“, erklärt Professor Holger Hermanns, der an der Saar-Uni den Lehrstuhl für Verlässliche Systeme und Software leitet und zusammen mit seiner Gruppe die drahtlose Fahrradbremse entwickelte. Den-noch werden immer mehr Syste-me drahtlos realisiert, die, wie eine einfache Fahrradbremse, auf jeden Fall funktionieren müssen. „Kon-krete Pläne existieren zum Beispiel für den künftigen europäischen Zugverkehr“, berichtet Hermanns

und führt weiter aus, dass Expe-rimente mit Zügen und Flugzeu-gen viel zu aufwendig seien und bei Fehlfunktion sogar Menschen gefährden könnten.

Daher erforschen die Saar-In-formatiker mathematische Metho-den, die das Zusammenspiel der Komponenten automatisch über-prüfen. „Die drahtlose Fahrrad-bremse bietet uns die notwendige Spielwiese, um diese Methoden für den Einsatz in weitaus komplexe-ren Systemen zu optimieren“, er-läutert Hermanns.

99,9999999999997 Prozent zuverlässigFür ihre drahtlose Fahrradbrem-se erweiterten die Informatiker Rechenverfahren, die sonst auch bei der Prüfung von Steuersyste-men in chemischen Fabriken zum Einsatz kommen. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass die Bremse zu 99,9999999999997 Prozent zuver-lässig sei. „Das bedeutet, dass drei aus einer Billiarde Bremsversuchen fehlschlagen“, erklärt Hermanns und fügt hinzu: „Das ist nicht per-fekt, aber dennoch akzeptabel.“

Um zu bremsen, muss der Fahr-radfahrer lediglich den rechten Gummigriff am Lenker fest um-greifen. Je stärker er greift, desto stärker bremst wie von Geisterhand

die Scheibenbremse im Vorderrad. Möglich macht dies ein Zusammen-spiel mehrerer elektronischer Kom-ponenten. Im schwarzen Gummi-griff ist ein Drucksensor integriert, der ab einem bestimmten Druck ei-nen kleinen Sender aktiviert. Dieser sitzt in einem blauen Kunststoffkäst-chen von der Größe einer Ziga-rettenschachtel, das ebenfalls an der Lenkstange befestigt ist. Seine

Funksignale gehen unter anderem an einen Empfänger am Ende der Radgabel. Er sorgt dafür, dass eine weitere Komponente das Signal in eine mechanische Bewegung um-setzt, die letztendlich die Scheiben-bremse greifen lässt. Der notwen-dige Strom dazu stammt von einer Batterie, die ebenfalls an der Rad-gabel sitzt.

Mit der aktuellen Ausstattung

schafft es das Fahrrad, spätestens nach 250 Millisekunden zu brem-sen, was bei einer Geschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde ei-nem Reaktionsweg von zwei Me-tern entspricht. Dabei wollen es die Forscher jedoch nicht belassen.

„Es ist jetzt nicht mehr schwer, ein Antiblockiersystem und eine Anti-schlupfregelung zu integrieren. Das ist schnell gemacht.“

Deutsche Forschungs- gemeinschaftDie Arbeiten zu der drahtlosen Fahrradbremse finanziert die Deutsche Forschungsgemein-schaft im Rahmen des Sonder-forschungsbereiches „Automatic Verification and Analysis of Com-plex Systems (AVACS). An ihm sind von der Universität des Saar-landes neben Holger Hermanns die Professoren Reinhard Wilhelm, Sebastian Hack, Jan Reineke und Bernd Finkbeiner sowie die Pro-fessorin Verena Wolf beteiligt. Am Saarbrücker Max-Planck-Institut für Informatik wirken die Profes-soren Kurt Mehlhorn und Chris-toph Weidenbach mit. Von den 2011 erneut bewilligten 8,7 Mil-lionen Euro fließen 3,5 Millionen ins Saarland. Seit 2004 wurde der Sonderforschungsbereich insge-samt mit rund 26 Millionen Euro gefördert, rund 9,5 Millionen er-hielten die Saarbrücker Informa-tikforscher. (idw)

Holger Hermanns, Informatik-Professor an der Universität des Saar-landes, hat die Sicherheit seiner drahtlosen Fahr-radbremse mathematisch bewiesen.

The Epoch Times Deutschland / 29. Februar - 6. März 2012 / Nr. 305 INNovaTIoN

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Die drahtlose FahrradbremseEin Prototyp in besonderer – drahtloser – Mission wird auf der CeBIT 2012 in Hannover vorgestellt werden.

Biobauern müssen ihre Pro-duktion steigern – und dazu auch neue Wege ge-

hen. So ein Fazit der internationa-len Fachtagung „Ecofruit“ an der Universität Hohenheim.

Baden-Württemberg und die Bodenseeregion entwickeln sich zur Hochburg für Bio-Äpfel. Doch der Hunger der Verbrau-cher nach Bio-Obst wächst stär-ker, als die Produktionszuwachs-raten der Biobauern. Durch eine ganzheitlich orientierte

Weiterentwicklung der Anbausys-teme ließe sich jedoch die Produk-tion weiter steigern und die Bio-diversität erhöhen. Möglich sei dies, weil immer mehr biotaugli-che Methoden aus der Forschung inzwischen Praxisreife erreichten. Bei entsprechender Forschung sehen die Experten auch für die Zukunft noch weiteres Potential. Die Fachtagung „Ecofruit“ gilt als die wichtigste Fachveranstaltung zum Öko-Anbau, die derzeit 100 Wissenschaftler aus 18 Ländern in

Hohenheim zusammenführt. Or-ganisiert wird sie in Zusammen-arbeit mit dem Ministerium für Ländlichen Raum und Verbrau-cherschutz Baden-Württemberg.

Speziell für Baden-Württem-berg und die Bodenseeregion hat der Bio-Anbau eine hohe wirt-schaftliche Bedeutung. Am Bo-densee wird auf etwa 1.000 Hek-tar biologisches Obst produziert. Dies entspricht zehn Prozent der Kernobstanbaufläche von Baden-Württemberg.

Trotz der wachsenden An-baufläche müssen derzeit immer noch Bio-Äpfel importiert werden, um Deutschlands Hunger nach Bio-Obst zu stillen. Doch dank neuer Methoden könnten heimi-sche Biobauern ihre Ernteerträge durchaus steigern, so die Meinung der Forscher auf der Fachtagung

„Ecofruit“.„Zwei wichtige Säulen sind ro-

buste neue Sorten und biotaug-liche Methoden zur Schädlings-bekämpfung und Förderung von

Nützlingen“, so Prof. Dr. Claus Zebitz von der Universität Ho-henheim. Gerade bei der Schäd-lingsbekämpfung hätten viele Forschungsergebnisse inzwischen Marktreife erlangt: „Die Band-breite reicht von heimischen Vi-ren und Pilzen, die für Insekten schädlich sind, bis hin zu bekann-ten Pflanzenextrakten wie Neem oder Quassia, die dank neuer For-schung viel gezielter eingesetzt werden können.“

Gleichzeitig sollen auch im

Ökobereich Anbausysteme weiter optimiert werden – dazu werden gerade Langzeitversuche einge-richtet: „Unser Ziel ist es, sowohl ökonomisch als auch ökologisch besser zu werden. Das heißt, hö-here Erträge zu erzielen und uns noch mehr an den Grundlagen des Öko-Anbaus zu orientieren

– etwa, indem wir weiterhin eine hohe Biodiversität gewährleisten“, sagte Reinhard Ortlieb, der Vor-sitzende der Fördergemeinschaft ökologischer Obstbau e. V.. (idw)

Verkaufsschlager Bio-Obst steigert sich weiter

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Page 6: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 29.02.2012

Cheryl Chen

Chinesische Medienberich-te decken heftige interne Machtkämpfe im Ständi-

gen Ausschuss des chinesischen Politbüros auf. Die meisten Mit-glieder wurden in das politische Drama hineingezogen, das von Wang Lijun, dem Polizeichef von Chongqing, ausgelöst wurde. Die-ser hatte sich „krankschreiben lassen“ und fl oh ins US-Konsu-lat von Chengdu. Dort ersuchte er um Schutz vor Parteichef Bo Xilai.

Insider beider Fraktionen be-dienen sich verschiedener Medien, um sensible Informationen an die Öffentlichkeit zu bringen. Dieses ungewöhnliche Phänomen bricht mit der Tradition der Kommu-nistischen Partei Chinas (KPCh), schmutzige Wäsche nicht in der Öffentlichkeit zu waschen.

Chinesische Medien berichte-ten am 18. Februar, dass Lokalpo-litiker in Chongqing entschieden hatten, Tai Zhan zum stellvertre-tenden Minister von Chongqings Parteiausschuss zu ernennen. Er würde den amtierenden Ding Xi-anjun ablösen.

Tai wurde 2011 von der Lan-desverwaltung für Handel und In-dustrie in Beijing in die Verwal-tung für Handel und Industrie nach Chongqing versetzt. Er ist der Sohn von Jiang Zelin, ein Cou-sin des ehemaligen Regimeführers Jiang Zemin. Ding Xianjuns Kar-riere hingegen wurde einst von He Guoqiang, dem Minister der Zent-ralkommission für disziplinäre Un-tersuchungen vorangetrieben.

Am 18. Februar schrieb diegrößte Parteizeitung von Chong-qing, die Chongqing Daily, in ei-nem Leitartikel, dass Guan Hai-xing auf dem Posten des Par-teiministers zur Überwachung

der Sicherheitsarbeit in Chongqing eingesetzt wur-de. Er soll die Kampagne

„Schlagt die Schwarzen“ (eine politische Kampagne, die die Bevölkerung zum Rassismus gegen Farbige aufstachelt) im Frühjahr weiterführen.

Guan war von 1994 bis 2009 ein Parteiarbeiter im Kommunistischen Jugend-verband. Der Kommunisti-sche Jugendverband bildete Hu Jintaos Machtbasis.

Bill Gertz, ein auf natio-nale Sicherheit und Chi-na spezialisierter Journalist,

zitierte in einem Artikel in der Washington’s Free Beacon chinesische Beamte. Diese sagten, dass Zhou Yongkang, Chinas ranghöchster Sicher-heitsbeamter und Mitglied des Ständigen Ausschusses des Politbüros, die Leitung von Chongqing anstelle von Bo Xilai übernommen hat. In jedem Fall hat Zhou den Sicherheitsbehörden in Bei-jing verboten, weiter gegen Bo zu ermitteln oder ihn zu verhaften.

Die staatlich geführte People’s Daily veröffentlichte

am 16. Februar einen Kommen-tar, in dem sie einige lokale Be-amte für ihre Fokussierung auf Prestigeprojekte kritisierte. Sie würden Geld und Arbeitskräf-te verschwenden, nur um auf der Karriereleiter nach oben zu steigen.

Der Kommentar spiegelt wohl die Meinung der obersten Füh-rer der Partei wider, die wahr-scheinlich Propaganda vorbe-reiten, um Bo Xilai anzugreifen, sagte Zhang Weiguo gegenüber Radio Free Asia (RFA). Zhang ist Chefredakteur des Hong Kong’s Trend Magazine.

Der Kommentar echote eine Rede von Xi Jinping im vergan-genen Jahr über die Neuverga-be von Positionen innerhalb des Kaders. Xi deutete an, er habe bereits die Führung der Parteior-ganisationen übernommen sagte Ming Xia, ein Professor für Po-litikwissenschaften an der City University of New York, gegen-über RFA.

Ein weiterer Kommentar in der People’s Daily vom 17. Feb-ruar betonte, dass einige Beamte während des Machtwechsels an der Führungsspitze dazu tendie-ren, Probleme ihrem Nachfolger zu überlassen, anstatt während ihrer eigenen Amtszeit Lösungen zu fi nden.

Der Artikel deute an, dass Hu Jintao sich der Probleme, die Bo und Wang verursacht haben, um-gehend annehmen sollte, heißt es auf der chinesischsprachigen Dis-sidenten-Webseite Boxun. Er soll-te sie nicht der neuen Führung nach dem 18. Parteikongress überlassen.

Das Mingjing Monthly ma-gazine, dem chinesischsprachige Medien eine enge Verbundenheit mit Jiang Zemin nachsagen, hat kürzlich einen Insider zitiert und nannte fünf Beweise, die Bo Xi-lai belasten. In dem Artikel heißt es, „Bo hat einen Zustand des Wahnsinns erreicht und versucht, in den Ständigen Ausschuss des Politbüros zu gelangen. Er ist jetzt bei den höchsten Führern der Partei als der größte Heuchler bekannt.“

Die Betreiber der Mingjing-Webseite waren die ersten, die am 14. Februar einen Artikel ver-öffentlichten, in dem es hieß, dass jedes der neun Mitglieder des Ständigen Ausschusses des Polit-büros zugestimmt hat, eine Task-Force für eine Untersuchung über Bo Xilai zu bilden.

The Epoch Times Deutschland / 29. Februar - 6. März 2012 / Nr. 305INTERNATIONAL6

Fortsetzung

Während der Kulturrevolution wurden viele wegen ihres „guten Verhaltens“ bei den Massakern in die KPCh aufgenommen. Statistiken belegen, dass allein in der Provinz Guangxi über 9.000 Menschen in die Partei aufge-nommen worden waren, nach-dem sie kurz zuvor jemanden um-gebracht hatten. Mehr als 20.000 begingen Morde nach ihrem Ein-tritt in die Partei und mindestens 19.000 Parteimitglieder waren in Mordfälle verwickelt. Allein in dieser Provinz waren etwa 50.000 Mitglieder der KPCh an Mord-fällen beteiligt.

In der Kulturrevolution wird die Klassentheorie auch auf das Schlagen angewendet.

„Ein guter Mensch schlägt ei-nen Bösen, so hat das Böse dies verdient;

Ein böser Mensch schlägt ei-nen Guten, so ist dies für das Gute eine Ehr’;

Ein guter Mensch schlägt ei-nen Guten, so ist dies nur ein Ver-sehen.“

Dieser Spruch von Mao war in den Rebellenbewegungen viel zitiert worden. Wenn es nun so ist, dass die Klassenfeinde jede Form von Gewalt verdienen, kön-nen Gewalt und Mord sich leicht verbreiten.

Vom 13. August bis zum 7. Oktober 1967 ermordeten Miliz-soldaten im Kreis Dao der Pro-vinz Hunan Mitglieder der Or-ganisation „Wind und Sturm am Xiangjiang“ und vermeintliche Angehörige der „Fünf Schwarze Klassen“. Das Gemetzel dauerte 66 Tage; mindestens 4.519 Men-schen wurden in 2.778 Haushal-ten in 468 Brigaden (Dorfverwal-tungen) von 36 Volkskommunen in zehn Bezirken ermordet. In

zehn Landkreisen wurden 9.093 Menschen umgebracht, davon waren 38 Prozent Grundbesit-zer, reiche Bauern, Reaktionäre und „schlechte Elemente“; 44 Prozent waren deren Kinder. Die älteste Person, die ermordet wur-de, war 78 Jahre und die jüngste gerade zehn Tage alt.16 Das hier Geschilderte beschreibt nur einen Vorfall während der Kulturrevo-lution in einer Region. Während der Klassensäuberungsbewegung gegen die „Volksrevolutionspartei der Inneren Mongolei“, die von dem Anfang 1968 gegründeten „Revolutionskomitee“ durchge-führt wurde, waren in der Inneren Mongolei ca. 350.000 Menschen bekämpft und davon über 10.000 Menschen ermordet worden.17 Im Jahr 1968 beteiligten sich in der Provinz Guangxi mehrere zehntausend Menschen an einem Massaker an der „4-22 Rebelli-onsgruppe der Roten Garden“ und töteten mehr als 110.000 Menschen.18

Diese Fälle machen deutlich,

dass die großen und bekannten Massaker während der Kultur-revolution alle unter der direk-ten Anstiftung und Instruktion von KPCh-Führern stattfanden, die zur Ermordung von Bürgern äußerste Gewalt einsetzten und duldeten. Diejenigen, die dieses Schlachten direkt ausführten, wa-ren im Wesentlichen die Armee, die Polizei, die Milizsoldaten und führende Persönlichkeiten der Partei und deren Jugendverban-des.

Wenn es so ist, dass die Land-reform der KPCh dazu dient, die Bauern zu benutzen, um die Grundbesitzer zu stürzen und da-durch Land zu gewinnen; dass die Industrie und Handelsrefor-men der KPCh dazu dienen die Arbeiterklasse zu benutzen, um die Kapitalisten zu stürzen und dadurch Vermögen zu erlangen; dass die Anti-Rechts-Kampagne der KPCh dazu dient, alle In-tellektuelle zum Schweigen zu bringen, die abweichende Mei-nungen äußerten; wozu dient

nun eigentlich die Kulturrevolu-tion? Du kämpfst gegen mich –ich kämpfe gegen dich. In keiner einzigen Klasse konnte man si-cher sein; auch wenn du zur Ar-beiter- oder Bauernklasse, auf die sich die Partei verlassen hatte, gehört hättest – würde sich dein Standpunkt von dem der Partei unterscheiden, wäre dein Leben in Gefahr; wozu diente dies alles schließlich?

KommentarDrei

111.625.515MENSCHEN

haben mit dem Stichtag 25. Februar 2012 ihre Austrittser klärung auf

der Webseitehttp://quitccp.org verö� entlicht.

BRIEFE AN DIE REDAKTION Bitte senden Sie die Briefe an [email protected] Times Europe GmbH, Kurfürstenstraße 79, 10787 Berlin Tel.: +49 (0) 30 / 263 95 312 / 13, Fax: +49 (0) 30 / 319 99 684

Am 18. November 2004 verö� entlichte „The Epoch

Times“ erstmals die Neun Kommentare über die Kommu-nistische Partei Chinas (KPCh). Darin werden die Geschich-te und das Wesen der KPCh dokumentiert und analysiert. Seitdem erklären täglich rund 42.000 Chinesen ihren Aus-tritt aus der KPCh, dem Kom-munistischen Jugendverband und den Jungen Pionieren. Die per Telefon, Fax oder E-Mail erklärten Austritte werden von drei „Tuidang“ (Austritts-) Centern gesammelt und im Internet auf http://quitccp.orgverö� entlicht.

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Neun Kommentare über die Kommunistische Partei Chinas

Das Buch „Die Neun Kommentare“ trägt zur Aufl ösung der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) bei und verändert China. Die preisgekrönte Epoch Times-Serie

beschreibt die wahre Geschichte und das Wesen der KPCh. Sie erscheint hier als Fortsetzungsbericht.

16 Vgl. Zhang Cheng, Dokumentation über das Dao Xuan-Massaker in der Provinz Hunan vom Spätsommer bis Herbstanfang 1967

17 Vgl. 4. Februar 1998, Unrechtmäßiger Vor-fall der „Volkspartei der Inneren Mongolei“ in der Inneren Mongolei

18 Vgl. Wu Ruoyu, Geheime Akten der KPCh dokumentieren das Guangxi Massaker in der Kulturrevolution, http://www.epochtimes.com/gb/3/7/26/n348894.htm, 19. September 2005

O� ene Machtkämpfe in KP-Führungsspitze

Schmutzige Wä sche in der Ö � entlichkeit wa-schen: Insider beider Fraktionen bedienen sich der Medien, um sensib-le informationen an die Ö � entlichkeit zu bringen.

Der Vorsitzende der KP in Chongqing, Bo Xilai, der zur Clique des ehemaligen Parteichefs Jiang Zemin zählt, wird von der Gruppe um Hu Jintao unter Druck gesetzt.

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Page 7: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 29.02.2012

Alon Ben-Meier

Hochrangige Mitglieder der syrischen Regie-rung wiesen mich vor

mehr als einem Jahrzehnt deut-lich darauf hin, dass Syriens Prä-sident Bashar Assad bei seiner Machtübernahme entschlossen war, einige wichtige politische Reformen durchzuführen. Wa-rum konnte er nicht einmal die Erwartungen der Öffentlichkeit, nach 30-jähriger Herrschaft seines Vaters Veränderungen durchzuführen, erfüllen?

Herr Assad erbte von seinem Vater mehr als nur das Amt der Präsidentschaft. Er erbte ein Regierungssystem – ein fest ver-wurzeltes Regime, das aus der Baath-Parteiführung, den hoch-rangigen Militärs, einem starken Nachrichtendienst (Mukhabarat), der Abteilung für Innere Sicher-heit und Spitzenmanagern be-steht; alle werden von Bashars eigener Alawiten-Minderheit beherrscht, die wohl begründe-te Interessen daran haben, das System um jeden Preis aufrecht-zuerhalten. Herr Assad konnte seine Herrschaft nur unter der stillschweigenden Bedingung aufrechterhalten, den Status quo zu bewahren, was sich schließlich als sein Schleudersitz erwies.

Am Anfang der Aufstände in Syrien vor fast zehn Monaten neigte Herr Assad dazu, immer wieder einige Zugeständnisse zu machen, um die Leute zu beru-higen, wurde aber sofort von der-selben Clique mächtiger Leute überstimmt, die ihn heute um-geben. Zu ihnen zählt auch sein mächtiger Bruder, Maher, der Kommandant der republikani-schen Garde.

Dasselbe Wechselspiel zeigt sich derzeit auch darin, dass Mitglieder des Regimes zusam-menhalten, weil sie wissen, dass wichtige Reformen einen großen Machtverlust bedeuten würden, was sie vermeiden möchten, ob-wohl die Öffentlichkeit darunter leiden muss. Deshalb muss jede praktikable Lösung für Syriens Krise die Beziehungen zwischen den einzelnen Gruppierungen berücksichtigen und innerhalb eines dadurch festgelegten Rah-mens stattfinden.

Die Arabische Liga versagtDer Misserfolg der Mission von Beobachtern der Arabischen Liga war vorhersehbar, weil sie nicht das Mandat oder die Fä-higkeit hatten, sich jederzeit und überall innerhalb des Landes frei zu bewegen. Stattdessen werden ihre Vertreter von den syrischen Behörden an Orte geführt und Ereignisse sehen gelassen, über die sie nach dem Willen der Re-gierung berichten können.

Seitdem die Mission der Beob-achter vor einem Monat begann, haben Regierungsstreitkräfte mehr als fünfhundert Syrier ge-tötet. Nach der Verlängerung der Mission vor zwei Wochen um einen zusätzlichen Monat ent-schied sich die Arabische Liga dafür, die Mission der Beobach-ter aufzugeben, weil die wahllose Tötung von Bürgern weiterging.

Weder die Verlängerung solch einer Mission (die schon da-durch behindert wurde, dass alle Golfstaatenbeobachter Syrien verließen) noch die Aufforderung, Assad solle zurückzutreten und innerhalb von zwei Monaten Neuwahlen abhalten, um eine neue Verfassung zu entwerfen, konnten eine ernsthafte Verän-derung herbeiführen.

Die Entscheidung der Arabi-schen Liga Anfang Februar, sich mit Unterstützung der Vereinig-ten Staaten und der EU an die Vereinten Nationen zu wenden, führte zu einer verwässerten UN-Resolution. Sie kann weder As-sad zum Rücktritt bewegen noch irgendwelche bedeutungsvollen Sanktionen bewirken. Russland stellte seinerzeit schon sehr deut-lich klar, dass es gegen jede Re-solution sein Veto einlegen wird.

Alle Ereignisse in Syrien wir-ken sich nachhaltig auf die gan-ze Region aus. Jede Einmischung von außen muss sorgfältig auf die inneren Verhältnisse und deren weitere Entwicklung abgestimmt werden. Eines bleibt jedoch klar: Wichtige und dauerhafte Verän-derungen lassen sich in Syrien durch keine Art des Gebens und Nehmens mit der gegenwärtigen Regierung herbeiführen, weil das Problem nicht Assad selbst ist, sondern vielmehr die Clique, die ihn umgibt und die bleiben wird, selbst wenn er zurücktritt.

Assad in die Knie zwingenIn dieser Beziehung sollte die Arabische Liga, mit der Unter-stützung anderer wichtiger Part-ner einschließlich der Türkei, eine Strategie entwickeln, die Assad und seine Kohorten in die Knie zwingen wird, obwohl dies vielleicht bis Ende 2012 dauern kann. Diese Strategie sollte aus vier verschiedenen, aber mitein-ander verbundenen Bestandteilen bestehen, die gleichzeitig verfolgt werden müssten.

Erstens: weil Assad befürchtet, das gleiche Schicksal wie Gad-dafi zu erleiden und besorgt ist, er könnte den Anspruch auf die Regierung für immer verlieren, sollte ihm ein sicherer Rücktritt und Immunität vor Strafverfol-gung für sich selbst, seine Familie und die Alawiten-Führer sowie mehrere Dutzende seiner Mili-tärs angeboten werden.

Dies ist besonders dringend, denn man müsste so verfahren, bevor Assad und seine Clique vom Internationalen Strafge-richtshof angeklagt werden, was geschehen könnte, sobald Ankla-gen wegen der Massentötungen gegen sie vorgebracht werden. Denn dann würde er diesen Weg nicht mehr wählen.

Anstatt Assad zu bitten, die

Macht an einen Stellvertreter zu übergeben (ein Plan, der bereits zurückgewiesen und von Syriens Außenminister, Walid al-Mual-lem, „kopiert“ wurde), sollte die Arabische Liga, in Abstimmung mit der Obama-Regierung und der Türkei, deshalb den „siche-ren Rücktritt“ vollständig planen und einfordern. Somit könnte Assad ein sicherer Rückzugsweg angeboten und sein Land davor verschont werden, noch tiefer in den Abgrund zu stürzen.

Die Wahl des „sicheren Rück-tritts“ hat schon im Jemen funkti-oniert und die saudische König-liche Familie würde auch Assad und seiner Clique Zuflucht ge-währen, wie sie es früher auch mit Ugandas Idi Amin und kürz-lich mit Tunesiens Zine El Abidi-ne Ben Ali tat.

Lähmende SanktionenZweitens: falls sich Assad nicht für die erste Möglichkeit entscheiden sollte, würde er wohl hoffen, dass der Iran und Russland ihn weiter-hin gut finanzieren, um den Auf-stand niederschlagen zu können.

Deshalb sollten die Arabi-sche Liga, die Vereinigten Staa-ten, die Europäische Union und die Türkei gemeinsam versuchen, lähmende Sanktionen zu verhän-gen. Diese Sanktionen sollten fol-gendes einschließen: Das Aus-setzen aller Zivilflüge, das Ende des Handels mit mehreren arabi-schen Staaten (einschließlich Jor-daniens und Saudi-Arabiens), die Drohung, Flugverbotszonen mi-litärisch durchzusetzen und einen Cyber-Krieg gegen ihn zu führen.

Im Gegensatz zum Irak, der sich fast vollständig selbst versor-gen kann, hängt Syrien stark von Importen ab. Sanktionen wie die-se wären sehr schmerzhaft und könnten das ganze Regime all-mählich zusammenbrechen las-sen.

Der UN-Sicherheitsrat denkt zurzeit über einen arabisch-eu-ropäischen Resolutionsentwurf nach, der die Anforderungen der Arabischen Liga-Initiative wider-spiegelt, welche Assad auffordert, die Macht an seinen Stellvertre-ter zu übergeben, im Falle seiner Weigerung aber nicht mit Sank-tionen droht.

Trotz russischer Einwände ge-gen den Entwurf könnte Mos-kau im Sinne der Amerikaner

schließlich nachgeben. Denn An-fang Februar wurde ein hochran-giger russischer Gesandter zitiert:

„Russland kann nicht noch mehr für Assad tun“ – eine Äußerung, die Assad ernst nehmen sollte.

Staatsstreich des MilitärsDrittens: Wärend die ersten bei-den Teile der Strategie umge-setzt werden, sollten die hohen Militärs dazu ermutigt werden, einen Staatsstreich durchzufüh-ren. Solch ein Staatsstreich könn-te erfolgen, wenn die hohen Mi-litärs erkennen würden, dass sich das Blatt nicht wendet. Denn die Anzahl der Überläufer nimmt zu und der Staat konnte die jahre-langen Proteste bis jetzt nicht un-terdrücken, obwohl das Gemetzel sogar das Ausmaß von Hama im Februar 1982 übersteigt.

Das Militärkommando könn-te dann über das ägyptische Mo-dell ernsthaft nachdenken. Denn dort wählten die hohen Militärs, die auch selbst überleben wollten, die Möglichkeit, Mubarak und seine unmittelbaren Partner auf-zugeben, indem sie wirkliche Re-formen versprachen und durch-führten.

Das syrische Militär bleibt die stärkste Institution innerhalb des Landes und besitzt die Fähigkeit, seinen Willen durchzusetzen. Für sein Oberkommando würde die Entscheidung, Assad und etwa zwei Dutzend seines Machtzir-kels als Symbol der Tyrannei zu opfern, die Einheit der Armee aufrechterhalten und vor allem das Leben und die Interessen der meisten Mitglieder des Regimes retten.

Dieses Szenario wäre nur ein paar Monate vorher unwahr-scheinlich gewesen, teilweise we-gen der Loyalität des Militärs zu Assads Alawiten-Gemeinschaft und teilweise wegen der Sicher-heitsfirewalls des Regimes, was einen Staatsstreich des Militärs in Syrien in den letzten vier Jahr-zehnten verhindert hat. Aber jetzt haben sich die Bedingungen auf eine dramatische Weise grundle-gend verändert.

Nur eine entscheidende Ak-tion wird das Gemetzel in einer Situation beenden, die direkt zu einem Bürgerkrieg führen kann.

Die Zeit ist umSchließlich hat der Konfessions-

konflikt aus verschiedenen Grün-den bereits begonnen und wird sich wahrscheinlich, wenn nie-mand eingreift, in einen umfas-senden Bürgerkrieg verwandeln. Wenn es wirklich dazu kommt, wird es schließlich zum Sturz des Assad-Regimes führen und nie-mand wird in seiner gegenwär-tigen Machtstruktur überleben. Am Anfang gab es nur vereinzelt Überläufer, jetzt sind es täglich Hunderte, was zur Bildung der Freien Syrischen Armee (FSA) führte. Als eine organisierte und bewaffnete Opposition hat sie die Funktion des militärischen Flügels des Syrischen Nationalen Rats.

Die FSA kontrolliert zwei wichtige Städte, Douma (am nordöstlichen Stadtrand von Damaskus) und Zabadani (in der Nähe der libanesischen Grenze), und zwang damit das Regime in indirekte Verhandlungen, um die Kämpfe zu beenden. Sollte es wirklich so weit kommen, wird es wahrscheinlich ähnlich wie in Libyen verlaufen und eine Stadt nach der anderen eingenommen werden. Dies würde zu einem Abschlachten führen, vor allem dann, nachdem das Regime be-reits damit angefangen hat, Waf-fen in den Alawitengebieten des Landes zu verteilen. Damit sollen einerseits weitere Gewinne der FSA vermieden und die Angst der stillen Mehrheit vor konfes-sionellen Spaltungen geschürt werden, wie es im Irak nach Sad-dams Sturz der Fall war.

Präsident Assads Zeit ist vor-bei. Im Anschluss an die Mas-sentötungen und das Leiden so-wie die Verletzung elementarer Menschenrechte, die das Assad-Regime seinem Volk antat, wird er keinesfalls imstande sein, sei-nen Anspruch auf die Herrschaft weder äußerlich noch innerlich wieder herzustellen, selbst wenn es wieder etwas ruhiger werden sollte.

Ironischerweise könnte As-sad, der als erster Herrscher in Syrien wirklich einige politische Reformen durchführen wollte, durchaus damit enden, der Ers-te zu sein, der wegen des Regimes geopfert wird, das er erbte, aber nicht umkrempeln konnte. Die Dynastie von Assad, wie wir sie kennen, wird sicherlich eine Sa-che der Vergangenheit werden, unabhängig davon, wie lange das dauern kann.

The Epoch Times Deutschland / 29. Februar - 6. März 2012 / Nr. 305 iNTErNATioNAl 7

Syriens Regime ist Assads Schleudersitz

Ein Mitglied der Freien Syrischen Armee patrouilliert in einer zerstörten Stadt.

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Assad konnte seine Herrschaft nur un-ter der stillschwei-genden Bedingung aufrechterhalten, den Status quo zu bewahren.

iAlon Ben-Meir ist Pro-fessor für internationale Beziehungen am Center for Global Affairs in New York. Er lehrt internatio-nale Verhandlungen und Nahost-Studien.

Page 8: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 29.02.2012

The Epoch Times Deutschland / 29. Februar- 6. März 2012 / Nr. 305FEUILLETON8

Weisheiten aus dem alten China

Die Bedeutung der chinesischen Re-densart „Guter Rat beleidigt das

Ohr“ besagt, dass ein aufrichtiger Rat sich oft von den eigenen Anschauungen unter-scheidet. So ist es oft schwierig, diesen zu akzeptieren. Diese Redensart stammt aus den historischen Aufzeichnungen – alter und bekannter Familien. Der ganze Satz lautet: „Guter Rat beleidigt das Ohr, ist je-doch vorteilhaft für die eigene Handlung; wirksame Medizin schmeckt bitter, doch sie ist gut für die Heilung der Krankheit. Ich hoffe, dass du auf das hörst, was Fan Kuai gesagt hatte.“

Im Jahr 207 v. Chr. führte Liu Bang eine Rebellion, die schließlich die Qing Dynastie zu Fall brachte. Nachdem seine Truppe Xianyang, die Hauptstadt in der Qing Dynasty, besetzte, betrat Liu Bang den Qing Palast, um sich dort umzusehen. Er sah viele Gebäude und Schätze. Über-all, wo er hinging, verbeugten sich schöne Frauen vor ihm. Er beschloss also aus Ver-gnügen für eine Weile im Palast zu leben.

Fan Kuai war sein General. Als Fan Kuai herausfand, dass Liu Bang im Pa-last leben wollte, fragte er ihn: „Möch-tet Ihr über das ganze Land herr-schen oder nur ein reicher Mann sein?“Liu Bang antwortete: „Natürlich möchte ich über das ganze Land herrschen.“

Fan Kuai sagte ernsthaft: „Als Ihr den Qing Palast betreten habt, saht Ihr unzäh-lige Schätze und viele schöne Frauen im Palast. Alle diese Dinge waren die Ursache für den Fall der Qing Dynastie. Ich hoffe, dass Ihr so schnell wie möglich zu unserem Basislager zurückkehrt. Ihr sollt nicht im Palast bleiben.“

Doch Liu hörte nicht auf Fan Kuais Rat und hielt daran fest, im Palast zu le-ben. Schließlich sprach sein Berater, Zhang Liang, nachdem er davon gehört hatte, zu Liu: „Der Kaiser von Qing war ungerecht. Das ist der Grund, warum sich das ge-wöhnliche Volk gegen ihn aufgelehnt hat-te und die Qing Armee besiegen konnte. Ihr solltet fl eißig und sparsam sein. Nun habt Ihr gerade den Qing Palast betreten und strebt sogleich nach Spaß und Unter-haltung. Guter Rat beleidigt das Ohr, ist jedoch vorteilhaft für die eigene Handlung; wirksame Medizin schmeckt bitter, doch sie ist gut zur Heilung der Krankheit. Ich hoffe, Ihr werdet auf Fan Kuai hören.“

Liu Bang wachte auf und erkannte sei-nen Fehler. Schnell gab er den Befehl den Palast zu schließen. Dann ritt er mit seiner Truppe zurück zum Basislager.

Guter Rat beleidigt das Ohr

Die Schriftstellerin Carolyn Henderson, Ehefrau und Ma-nagerin des norwegischen Malers Steve Henderson, macht sich über die Abnut-zung des modernen Künstler- und Kunstbegri� s Gedanken.

Von Carolyn Henderson

Als Managerin meines Ehe-manns, eines norwegischen Künstlers, besteht ein Teil

meiner täglichen Arbeit darin, Ver-nissagen zu besuchen und die dort angebotenen Käse und Cracker zu testen. Und dann kommt, während ich mit den Leuten so plaudere, im-mer irgendwie die Frage auf, ob ich nicht auch eine Künstlerin bin.

„Nein“, berichtige ich dann freund-lich, „ich bin eine Schreiberin“.

„Dann sind Sie doch eine Künstlerin“, sprudelt es aus mei-nem Gegenüber heraus, – „eine Wortkünstlerin!“ Da ich es vorzie-he, nicht mit möglichen Kunden zu streiten, widerspreche ich dem natürlich nicht. Ich für meinen Teil wähle mit Bedacht die Bezeich-nung „Schreiber“, weil sie eine

komplexe Sache mit einem Wort auf den Punkt bringt.

Bei einer anderen Ge-legenheit erwähnte ich mal, dass ich gerne stricke.

„Na also doch! Du bist ein Künstlerin, die Fäden zu strukturiertem Gewebe

verarbeitet.“ Und auch hier kom-mentierte ich diese Ausführung nicht, die meiner Ansicht nach keineswegs zur Gleichsetzung mit dem Begriff „Künstler“ berechtigt.

Das Wort „Künstler“ hat mitt-lerweile einen Touch bekommen, der zur Abnutzung und Gering-schätzung des Künstlers an sich führt. Ohne jemanden vor den Kopf stoßen zu wollen: Wurde unter einem Künstler ursprünglich nicht immer ein Maler, Zeichner oder Bildhauer verstanden, egal ob nun Profi oder Amateur? Nur so als Gedankenspiel: Wenn man jemand spontan auffordert, ein paar berühmte Künstler aufzu-zählen, sagt er dann „Leonardo DiCaprio!“ (Filmschauspielkünst-ler), „George Strait!“ (Gesangs-künstler mit ländlichen Themen) und „Jim Carrey!“ ( Bühnenkünst-ler für spontanen Verbal-Humor). Oder doch eher Rembrandt, da Vinci und Michelangelo?

Was ist so verkehrt am „Schau-spieler“, „Country-Sänger“ oder

„Kabarettisten“? Alles Wörter, die direkt sagen, was diese Menschen machen – und das sind ja auch tat-sächlich Kunstformen. Was uns zur zweiten und zweitrangigen Bedeu-tung des Wortes „Künstler“ führt: Jeder, der in kreativer Weise eine bestimmte Kunst ausübt – egal ob Schreiben, Tanzen, Schauspielerei oder Musik. Und an dieser Stelle liegt der Hund begraben.

Aus der gut gemeinten ame-rikanischen Höflichkeit heraus,

niemanden beleidigen zu wollen, trauen wir uns nicht, dem Künst-lerbegriff klare Grenzen zu setzen. Und oft weigern wir uns zuzuge-ben, dass jemand – wenn auch noch so offensichtlich – gar kein Künstler ist.

So kann ein graffi tisprühender Teenie als „politisch oder apoli-tisch motivierter urbaner Künst-ler“ gelten und sich hinter einem

„kinesthetischen Künstler intensiver, kontinuierlicher Bewegungen“ ein Aerobiclehrer verstecken. Ein Koch erschafft logischerweise dreidimen-sionale, kulinarische Kunstwerke aus essbarem Material und ein Buchhalter könnte als ein zahlen-basierter Künstler mathematischer Formeln und Daten durchgehen.

Und was bin dann ich?Ich bin Strickerin, Schreiberin, Managerin, Geschäftsinhaberin und Katzenliebhaberin. Vielem davon gehe ich mit einer gewis-sen künstlerischen Haltung nach

– und bin trotzdem keine Künstle-rin. Die wissenschaftlichen Kreise wären sicher auch empört, wenn ich mich mit der Begründung als Wissenschaftlerin bezeichnen wür-de, dass ich zu Hause in der Küche eine blubbernde chemische Reak-tion aus Essig und Backpulver er-zeugen kann.

Auf dem Gebiet der Kunst ist das aber anders und es scheint, als könnte jeder ein Künstler sein.

„Entfalte den Künstler in dir!“, sagt man den Kindern. Beispiele die fehlen, sind dagegen: „Wecke dei-nen inneren Ingenieur!“ „Verbin-de dich mit dem natürlichen Mi-krobiologen in dir.“ Und: „Finde in deinem Herzen die Wurzel der Differentialrechnung.“

Verwundert es dann noch, dass wir Malen, Zeichnen und Bildhau-erei nicht mehr als akademische Disziplinen betrachten? Natür-lich wird das hinfällig, wenn man annimmt, dass es jeder einfach so kann – ohne Training, ohne zu lernen, ohne nachzulesen und sich Mühe geben zu müssen.

Unsere Maßstäbe auf dem Gebiet der bildenden Künste sind

leider so weit gefallen, dass ein Mensch, der nicht einmal zeichnen kann, der weder Perspektive, Farb-gebung, Schatten und Formgebung beherrscht, Bildschöpfungen ande-rer am Computer zusammenbas-teln darf und das Ergebnis dann auf eine Ebene mit einem Werk Leonardo da Vinci gesehen wird.

Mit dieser generalisierenden Einstellung ist es für die Menschen umso schwieriger, überhaupt eine Lernbereitschaft zu entwickeln, die dem Erschaffen oder der Be-urteilung von Kunst gilt. Und es ist praktisch unmöglich, ein faires Urteilsvermögen zu bekommen, das auf echten und identifi zierba-ren Standards gründet. Eines, mit dem man ehrlich benennen kann, ob Malereien, Zeichnungen oder Skulpturen gut, schlecht oder mit-telmäßig sind. Derzeit sind wir lei-der oft von einer Leinwand, die ein betrunkener Elefant bekleckst hat, genauso angetan, wie von einem durchdacht konstruierten Land-schaftsgemälde, das ein Künstler nach intensivem Studium der Al-ten Meister gemalt hat.

Noch schlimmer ist es, wenn wir von der Elefantenkunst auch noch begeistert sind. Oder begin-nen, so etwas wie Müllskulpturen von Katzen Aufmerksamkeit zu schenken. Mein Sohn schenkte mir neulich als Scherz ein Buch über dieses Thema. Das Trauri-ge daran war, dass die Autoren es ernst meinten.

Kunst, Malerei, Zeichnen und Bildhauerei sind tiefer und größer als bloße Zufallsprodukte. Inhalts-reicher als das sinnentleerte Stre-ben nach irgendetwas, auf das vorher noch niemand gekommen ist, sei es das Leerlassen der Lein-wand oder von Katzen produzier-te Lehm- und sonstige Klumpen. Und es wird Zeit, dass wir der Kunst – und den Künstlern – den Respekt entgegenbringen, den sie verdient haben.

Kunst kommt von Können, von Disziplin und von Leidenschaft. Es ist eben nicht einfach jeder ein Künstler. Das kann doch nicht so schwer zu akzeptieren sein ...

Carolyn Henderson, hier von ihrem Mann portraitiert, sagt, obwohl sie viele Dinge beherrsche, hege sie keinen Anspruch auf die Bezeich-nung Wissenschaftler oder Künstler. „Carolyn mit Holz-kohle von Steve Henderson.

Und es ist doch nicht jeder ein Künstler

Es muss ja nicht gleich ein Ru-bens sein, aber als Kunst und Künstler ist nicht alles Beliebige zu bezeichnen. „Landschaft mit Regenbogen“ von Peter Paul Rubens.

Gute Kunst geschieht nicht wahllos oder zufällig, sie ist das wohldurchdachte Ergebnis der Sachkenntnis, Übung und Leidenschaft eines Künstlers. „Alpiner Frühling“ von Steve Henderson.

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WETTBEWERB

NTD TELEVISION INTERNATIONAL

2012

HAN MODEDESIGN

A N Z E I G E

Eine indisch-britische Liebes-geschichte: Léo Delibes „Lak-mé“ in der Bonner Oper

Bernd und Cecilie Kregel

Zusammenprall der Kultu-ren?“ Das 19. Jahrhundert konnte ein Lied davon sin-

gen – und sogar eine Oper dar-über schreiben. In seinem Werk

„Lakmé“ zeichnet der Franzose Léo Delibes den indisch-briti-schen Wertekonfl ikt musikalisch nach anhand einer Liebesge-schichte zwischen der indischen Bramahnentochter Lakmé (Mi-riam Clark) und dem britischen Offi zier Gérald (Alexandru Ba-dea).

Und dazwischen Lakmés Vater, der Bramahne Nilakantha (Re-natus Meszar), der mit seinem kulturell-religiösen Tugendka-talog diese für ihn undenkbare Verbindung mit allen Mitteln zu verhindern sucht. Und dies nach den Vorstellungen der Autoren Edmond Gondinet und Philippe Gille, deren gesungener Original-text mit deutschen Übertiteln in-haltlich leicht nachzuvollziehen ist.

Nicht immer zum Vorteil. Of-fenbart doch das Libretto, dass die französischen Autoren nur über

ungefähre Vorstellungen von der fernen indischen Kultur mit ih-rem unglaublich vielfältigen Göt-terhimmel verfügten. Doch für Delibes scheint nicht die wissen-schaftlich exakte Kulturhistorie im Vordergrund zu stehen. Viel-mehr nimmt er den Handlungs-gegenstand zum Anlass, um ihn in eine stellenweise zauberhafte Musik umzusetzen.

Allem voran die sogenannte „Glöckchenarie“, das unbestrit-tene Bravourstück der Oper. Ko-loratursopranistin Miriam Clark nimmt sie zum Anlass, um ihre stimmliche Bandbreite zwischen tragfähiger Mittellage bis hinauf in die glockenhellen und lupen-reinen Spitzentöne mit spielerisch anmutender Leichtigkeit unter Beweis zu stellen.

Auch die anderen sängerischen Leistungen können sich hören lassen. Wie beispielsweise Susan-ne Blattert als Mallika, Anjara I. Bartz als Mistress Bentson, Julia Kamenik als Ellen und Charlotte Quadt als Rose. Ebenso Giorgos Kanaris als Frédéric und Carles Prat als Hadji. Schön anzuschau-en auch die drei Tänzerinnen Ste-phanie Blasius, Raquel López Ogando und Nora Vladiguerov.

Sie alle tun ihr Bestes, um die nicht letztlich überzeugende In-szenierung von Paul-Émile Four-ny aufzuwerten. Beeindruckend

auch das Bühnenbild von Benoit Dugardyn (Licht: Max Karbe), das in fein ziseliertem Fatehpur Sikri-Stil die Mogul-Ära Indiens überzeugend heraufbeschwört. Genial die auf der Mitte der Drehbühne installierte tripty-chonartige Trennwand, die durch Öffnen und Schließen der Flügel bei gleichzeitiger Bühnendrehung eine unglaubliche Vielfalt an Ge-staltungsmöglichkeiten bereithält.

Und auch dem Beethoven Or-chester Bonn unter der Leitung von Stefan Blunier ist wie dem Chor des Theaters Bonn (Einstu-dierung: Sibylle Wagner) durch sensible Interpretation die Freu-de an der Ausgestaltung dieser musikalischen Rarität anzumer-ken. Mit begeistertem Applaus bedankt sich das Publikum, das der Aufführung die erkennbaren Schwächen der Inszenierung gern verzeiht.

Helena Chao

Mit seinen rasanten und ner-venzerreisenden Actionszenen und den vielen überraschenden

Wendungen ist „Safe House“ besser als erwartet. Was ihn davor bewahrt, ledig-lich ein weiterer Actionfi lm zu werden, ist die Sorgfalt, mit der Regisseur Daniel Espinosa die Charaktere entwickelt. Für den Aufbau einer Bindung zwischen den Charakteren und dem Publikum hat er genauso viel Zeit aufgewendet, wie für die Szenen selbst.

Denzel Washington ist wahrscheinlich einer der besten Schauspieler seiner Ge-neration. Der zweifache Oscar-Gewin-ner hat immer wieder bewiesen, dass er

schauspielern kann. Das Besondere an ihm aber ist seine verblüffende Fähigkeit sympathisch zu sein, selbst wenn er miese Charaktere spielt.

Die meisten Spionage-Thriller handeln vom Fangen eines Bösewichts, um ihn hin-ter Schloss und Riegel zu bringen. „Safe House“ stellt dieses Konzept auf den Kopf, indem der frei herumlaufende Verdächti-ge, der skrupellose CIA-Agent Tobin Frost (Denzel Washington), sich dem US-Kon-sulat in Kapstadt, Südafrika, ergibt.

Er wird zum Verhör in einen gehei-men Unterschlupf (Safe House) gebracht. Aber die Dinge laufen schief, als eine Gang von Söldnern auftaucht und jeden, bis auf Frost und Matt Weston (Ryan Reynolds), den „Hausmeister“ des Unterschlupfs, tö-tet. Der Neuling Weston bekommt nun

die einmalige Chance sich selbst zu be-weisen, als er die beängstigende Aufgabe bekommt, Frost in einen anderen Unter-schlupf zu bringen und herauszufi nden, wer hinter Frost her ist.

Espinosas hyperrealistische Art Filme zu drehen, ist nichts für schwache Nerven. Oder, wie in diesem Fall, für schwache Mägen. Die Verfolgungsjagd übertrumpft gleich zu Beginn alle Verfolgungsjagden der „Fast and the Furious“-Teile. Und die Kampfszenen sind fast zu intensiv, um sie sich anzuschauen.

Der unterhaltsamste Aspekt des Films neben der Action ist die unberechenbare Dynamik zwischen Frost und Weston. Die Konfrontation zwischen dem abgestumpf-ten Veteranen Frost und dem jungen ide-alistischen Weston ist die Hauptattraktion

des Films. Besonders der Konfl ikt zwi-schen den beiden Männern zwingt sie, ihre Auffassungen von Gut und Böse ge-genüberzustellen.

„Safe House“ ist defi nitiv einer der bes-seren Action-Thriller der letzten Jahre. Dies liegt nicht nur an einer Besetzung mit Sam Shepard, Brendan Gleeson und Vera Farmiga, die jeden Regisseur neidisch machen würde, sondern auch an der wun-derschönen Umgebung von Kapstadt.

Tobin Frost (Denzel Washington) als ehemaliger CIA-Agent und sein Gegenspieler Ryan Rey-nolds („Green Lantern“), Wäch-ter eines Unterschupfs, geraten in eine gemeinsame Flucht durch Kapstadt. Wer ist es, der Frost mundtot machen will?

Unterschlupf und Jagd in Kapstadt

Glöckchenarie in Mogul-Ambiente

Miriam Clark als Lakmé (l.) und Alexan-dru Badea als Gérald.

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iLakme im Opernhaus Bonn:

18.03.2012, 22.03.2012, 01.04.2012, 13.04.2012, 20.04.2012, 12.05.2012, 01.06.2012,

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The Epoch Times Deutschland / 29. Februar - 6. März 2012 / Nr. 305WISSEN10

Cassie Ryan

Die Suppenschildkröten sind besser gegen Klima-schwankungen gerüstet,

als bisher angenommen wurde, geht aus einer neuen Studie her-vor, die im Fachmagazin Procee-dings of the Royal Society B am 25. Januar veröffentlicht wurde.

Die Meeresschildkröten zeigen ein Brutphänomen, das „tempe-raturabhängige Festlegung des Geschlechts“ genannt wird; hier-bei entwickeln sich mehr weibli-che Schlüpflinge, wenn die Inku-bationstemperaturen höher sind. Im Laufe der Zeit könnte es pas-sieren, dass manche Populationen ausschließlich aus Weibchen be-stehen. Wenn es zu wenige Männ-chen gibt, könnte das zu Inzucht und zu Gesundheitsrisiken führen.

Das Forscherteam untersuchte eine Schildkrötenpopulation, die in Nordzypern – dort, wo sich die Kontinente Europa, Asien und Afrika treffen – angesiedelt ist. Wegen der hohen Temperatu-ren im Sommer sind 95 Prozent der Schlüpflinge weiblich und die Wissenschaftler vermuten, dass sich ein Männchen hypothetisch mit mehreren Weibchen vermeh-ren könnte.

Nachdem allerdings DNA-Tests zur Bestimmung der Va-terschaft durchgeführt wurden, stellte das Team fest, dass sich 28 Männchen mit 20 Weibchen gepaart und an diesem Ort Eier erzeugt hatten; das ergab einen

Durchschnitt von 1,4 Männchen pro Weibchen.

Die Forscher beobachteten den Weg der Männchen über Satellit und sahen, dass sie zu je-der Paarungszeit Tausende von Meilen zurücklegen; das bedeutet, dass sie sich auch mit Weibchen aus der Türkei oder Nordafrika paaren könnten.

„Es ist großartig zu wissen, dass es so viele Männchen gibt, die Nachkommen in dieser Popula-tion gezeugt haben“, schrieb die Forschungsleiterin Lucy Wright von der Universität Exeter in England in einer Pressenachricht.

„Wir hatten schon die Sorge, dass es wegen fehlender Männchen in

kleinen Populationen zu Inzucht und somit zu einem Aussterben dieser Gruppen kommen könnte.“

„Unsere Forschungen ergaben jedoch, dass es trotz des zugunsten der Weibchen verschobenen Ge-schlechterverhältnisses dort drau-ßen wesentlich mehr Männchen gibt, als wir angenommen hatten und dass ihr Paarungsverhalten die Population vor einer durch das Klima verursachten mögli-chen Verweiblichung schützt.“

Forschungsprojekte wie diese können dabei helfen, Methoden zu entwickeln, um die Auswirkun-gen der globalen Erwärmung auf die Suppenschildkröte zu mildern.

„Die Klimaänderung bleibt

eine große Bedrohung für die Meeresschildkröten; aber unse-re weiteren Forschungen werden uns dabei helfen, uns auf die we-sentlichen Bereiche zu konzen-trieren, um die Schildkröten zu unterstützen, mit den zukünf-tigen Veränderungen fertigzu-werden“, beendete die Autorin Annette Broderick, ebenfalls von der Exeter Universität, die Pres-senachricht.

Nationalpark in der SuluseeDer Turtle Islands National Park (Taman Negara Pulau Penyu) liegt in der Sulusee 40 Kilome-ter nördlich vor der Insel Sanda-kan in Sabah, Ost-Malaysia. Sie

umfassen zehn Inseln, von denen die drei kleinen Inseln Pulau Se-lingan, Pulau Bakkungan Kecil und Pulau Gulisan zum Natio-nalpark gehören. (Nur auf der In-sel Selingan gibt es Unterkünfte für Besucher.) 1977 wurden die Inseln zum Schutz der Suppen-schildkröten und der echten Ka-rettschildkröten (Eretmochelys imbricata), die dort ihre Brut-plätze haben, zum Nationalpark ernannt.

Pulau Selingan ist der Haupt-brutplatz für die Suppenschild-kröten, während Pulau Gulisan als Brutplatz von den echten Ka-rettschildkröten bevorzugt wird.

Beide Spezies legen ihre Eier dort im Laufe des Jahres ab, ins-besondere aber im Juli und Okto-ber. Dann sind an den Stränden von Seligan bis zu 50 Schildkrö-ten zu beobachten. Allerdings werden die Nationalparkgesetze streng überwacht und Besucher dürfen die Brutplätze nur ge-meinsam mit einem Parkaufse-her beobachten.

Die weiblichen Suppenschild-kröten kriechen an den Strand und graben mit ihren Hinterflos-sen ein tiefes Loch, in das sie 40 bis 190 Eier legen. Dann bede-cken sie diese mit Sand und ver-lassen den Strand wieder.

Parkaufseher sammeln die Eier zum Ausbrüten ein, um sie vor Räubern – zum Beispiel den Waranen – zu schützen.

Die Eier werden zu einer mit Maschendraht geschützten Brut-stelle gebracht, 15 Meter entfernt von der Hochwassermarke. Die Brutzeit dauert 50 bis 60 Tage und das Ausschlüpfen geschieht meistens zur Nachtzeit.

Die Jungen werden im Allge-meinen in den frühen Morgen-stunden freigelassen, damit sie vor den Räubern sicherer sind; allerdings können sie, sobald sie das Wasser erreichen, nicht län-ger beschützt werden.

MA Reto Caluori (Univ. Basel)

Mit weit geöffnetem Maul, den Kopf und den Schwanz stark über

den Rücken gebogen – in dieser Körperhaltung präsentieren sich oft die Skelette von Dinosauriern mit langen Hälsen und Schwän-zen. Diese Haltung fasziniert Pa-läontologen seit über 150 Jahren. Sie bezeichneten sie als „bicycle pose“ oder belegten sie mit dem Fachbegriff Opisthotonus, der auf eine Begleiterscheinung von Starrkrämpfen anspielt: Ausgelöst durch Vitaminmangel, eine Ver-giftung oder eine andere Schädi-gung des Kleinhirns ziehen sich

die Muskeln zusammen und der ganze Körper biegt sich krampf-artig nach hinten.

Bereits vor rund einhundert Jahren diskutierten Forscher da-rüber, ob die überstreckte Hal-tung der Fossilien einen zu Stein gewordenen Ausdruck ihres To-deskampfes darstellt. Später ver-mutete man, dass die verkrampfte Haltung auf das Austrocknen von Sehnen, Bändern und Muskeln oder die Leichenstarre zurück-zuführen sei. Im Jahr 2007 grif-fen die US-Veterinärmedizinerin Cynthia Marshall Faux und der Paläontologe Kevin Padian die Opisthotonus-Hypothese in einer viel beachteten Studie wieder auf und bekräftigten diese mit neuen Erkenntnissen.

Nun haben Wissenschaftler aus der Schweiz und Deutsch-land diese Interpretation erneut überprüft. Dazu benutzten sie eine der „Ikonen“ dieser Todes-krampfthese, ein Fossil des zwei-beinigen, an Land lebenden Dinosauriers Compsognathus longipes, der Mitte des 19. Jahr-hunderts in der Nähe der baye-rischen Ortschaft Solnhofen aus-gegraben wurde. Dort fand der Dinosaurier vor 150 Millionen Jahren sein Grab in den Ablage-rungen einer tropischen Lagune.

„Dass die an Land lebenden Wir-beltiere nach ihrem Tod ins Was-

ser gelangten und ihre Kadaver zum Meeresgrund absanken, war für uns ein ausschlaggebender Punkt“, erklärte der Doktorand Achim Reisdorf vom Geologisch-Paläontologischen Institut der Universität Basel. Reisdorf und Dr. Michael Wuttke vom Refe-rat Erdgeschichte, Mainz, waren überzeugt, dass hier nicht verstei-nerte Todeskrämpfe überliefert sind, sondern dass die bizarren Verbiegungen erst während der Zersetzung der Dinosaurierlei-chen entstanden.

Biomechanik im WassergrabDie beiden Paläontologen mach-ten sich Erkenntnisse der Rechts-

und Veterinärmedizin zunutze und setzten in einem Experiment gerupfte Hühnerhälse unter-schiedlichen Bedingungen aus. Das Eintauchen in Wasser er-brachte einen ersten Lösungsan-satz: Sofort krümmten sich die Hälse um mehr als 90 Grad rück-wärts. Im Laufe der unter Wasser stattfindenden Zersetzung nahm die Krümmung immer stärker zu. Es blieb die Frage, welche anato-mischen Strukturen die Ursache dafür bilden. Sektionen und Prä-parationen der Hühnerhälse führ-ten dann zur Lösung: Verantwort-lich ist ein Band, das sogenannte Ligamentum elasticum, das die Wirbel vom Hals bis zum Schwanz oberseitig miteinander verbindet. Dieses ist so vorgespannt, das es einen starken Zug zwischen den Wirbeln ausübt. Diese Bandstruk-tur ist auch bei Reptilien und Säu-getieren ausgebildet.

„Ein starkes Ligamentum elasticum war für die Dinosauri-er mit ihren langen Hälsen und Schwänzen von großer Bedeu-tung. Das Band half ihnen, Ener-gie zu sparen – andernfalls hätten Hals und Schwanz über Muskel-arbeit gegen die Schwerkraft auf-recht gehalten werden müssen“, erläuterte Wuttke.

Gelangten die Tiere nach ih-rem Tod unter Wasser, konnten sich diese Zugkräfte entfalten,

da im Wasser die Wirkung der Schwerkraft weitgehend aufgeho-ben ist. Mit der voranschreiten-den Zersetzung krümmten sich Kopf und Schwanz der Saurier-leichen immer weiter über den Rücken. All diese Prozesse las-sen sich am teilweise zerfalle-nen Skelett des Compsognathus Schritt für Schritt nachvollzie-hen. „Demzufolge bestimmten nicht Todeskrämpfe, sondern al-lein biomechanische Gesetze die bizarre Haltung der Dinosaurier-skelette in ihrem Wassergrab“, folgerten die Forscher.

Fortpflanzungsmuster der Schildkröten

Bizarre Verkrümmung von Dinosaurierskeletten

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Überstreckte Haltung: Ein Compsognathus longipes aus der Fossillagerstätte bei Solnhofen.

Die Meeresforscher beobachteten über Satellit den Weg der Männchen und stellten fest, dass sie zu jeder Paa-rungszeit Tausende von Meilen zurück-legen.

Eine Suppenschildkröte schwimmt unter Wasser nahe der Insel San Cristóbal der östlichsten der Galapagos-Inseln.

iCompsognathus longipes: Der Compsognathus (Zartkiefer) war ein agiler Räuber, der vor rund 150 Millionen Jahren lebte. Lange Zeit wurde er als der kleinste Dinosauri-er betrachtet; er soll die Größe eines Truthahns erreicht haben. Zu seiner Nahrung gehörten laut einem Knochenfund kleine Echsen. Der Dinosaurier ist wegen seiner geringen Größe populär und im Film „Jurassic Park III“ zu sehen.

Viele fossile Dinosauri-er wurden in einer ver-krümmten Körperhaltung gefunden. Lange haben Wissenschaftler dies als Zeichen von Todes-krämpfen interpretiert. Zwei Forscher aus Basel und Mainz kommen nun zu dem Schluss, dass diese bizarren Verbie-gungen erst während der Zersetzung der Saurier-leichen entstanden.

„Dass die an Land lebenden Wirbel-tiere nach ihrem Tod ins Wasser gelangten und ihre Kadaver zum Mee-resgrund absanken, war für uns ein aus-schlaggebender Punkt.“

Die Wissenschaftler ma-chen sich Sorgen um die Suppenschildkröte. Bei höheren Temperaturen schlüpfen hauptsächlich nur Weibchen, sodass es in Zukunft zu Inzucht kommen könnte.

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The Epoch Times Deutschland / 29. Februar - 6. März 2012 / Nr. 305 WISSEN 11

Vereinigte Staaten rüsten für Cyber-Krieg

Das weltumspannende Internet (www = world wide web), das Kon-zerne, Behörden und Computer-

freaks geknüpft haben, steuert gerade auf die größte Krise seiner Geschichte zu. Wir bewegen uns auf einen weltweiten Wahn-sinn zu. Die Mithörgesellschaft – Facebook & Co., Apple und Google übernehmen un-ser Leben. Die Grenzen der Globalisierung sind weit überschritten und die Krieger mit der Maus sind unsichtbar aktiv.

Das nennen wir „Virtualität“, das an-geblich mit dem lateinischen Wort „vir“ (= Mann) und „virtus“ (= Mannhaftig-keit, Tapferkeit, kriegerischer Mut) zu tun hat. Auch „Virtuosität“ hat ursprünglich

mit männlicher Tüchtigkeit zu tun und negiert die Existenz einer sprachlich bis heute nicht benannten „Mulieriosität“, der wunderbaren Kraft einer Frau. Schon im ersten Korintherbrief des Neuen Testa-ments lesen wir: „Mulieres taceant in ec-clesiis“ (die Frauen mögen in den Kirchen schweigen!). Die virtuelle Welt, die als un-wirklich fehltinterpretiert wird, hat eine enorme Wirkungskraft und ist keine Do-mäne der Männer.

Der Begriff „Cyberspace“ ist die eng-lische Kurzform für „Kybernetik“, von griechisch: „kybernetiké “ (Kunst des Steuermanns) und „space“ (engl.: Raum, Weltraum).

Verwechslung von Daten und InformationWir leben in einem Zeitalter, in dem wir wie nie zuvor täglich aus der ganzen Welt mit sogenannten Informationen bombar-diert werden, die nichts anderes sind als ein gewaltiger Daten-Tornado, den jeder Einzelne für sich selbst in eine vernünfti-ge Ordnung bringen muss, um das tägli-che Leben zu bewältigen. Die Informa-tion kommt nicht von außerhalb. Jeder Mensch bringt auf verschiedene Weise die empfangenen Daten in eine indivi-duelle Form und interpretiert sämtliche Datenimpulse auf seine Art. Einen vor-gegebenen Notentext mit Tausenden von

Zeichen deutet jeder anders, je nach Ver-anlagung und Schulung.

Unser Gehirn empfängt heutzutage 10.000.000.000 Bits (binary digits = kleins-te Informationseinheit) pro Sekunde. Die-se Bits werden sortiert, verdichtet, gespei-chert oder als nicht brauchbar verworfen.

Wir müssen dringend unser inneres Universum erforschen und ergründen, um in unserer Ur-Heimat und Ur-Quel-le Ruhe und Erholung zu finden.

Etymosophie © – exklusive Kolumne für The Epoch Times Deutschland von Roland R. Ropers, Etymosoph und Publizist.

Etymosophie von Roland R. RopersVIRTUELLE

CYBERSPACE WELT

ein Daten-Impe-rium männlicher

Tugendkräfte?

Joshua Phillips

Eine der großen Schlachten des Cyberterrorismus fin-det zwischen israelischen,

iranischen und saudiarabischen Hackern statt, die Kreditkarten-informationen von Zehntausen-den von unschuldigen Beteiligten herunterladen.

Die Auswirkungen der An-griffe auf die Finanzinfrastruk-tur dieser drei Nationen stachel-te Israel zu der Verkündung an, dass Cyberattacken genauso wie Terrorismus geahndet werden. Kurz darauf verkündete die ter-roristische Hamas in E-Mails an Reporter im Gaza-Streifen laut Bericht von The Jerusalem Post, dass Hacken das neue Feld des Widerstandes sei.

Die Regierung der USA fängt nun an, sich zu rüsten, da die physische Bedrohung durch Ter-roristen jetzt beginnt, sich gegen Computer zu richten, die Heime, Regierungsbüros und die weltwei-ten Netzwerke der Militärs mit-einander verbinden. Seit Jahren warnen Militärs wie Hacker vor dieser Gefahr – aber die Zeit ist verstrichen und die Welt noch nicht vorbereitet.

„Niemals zuvor in den fast 49 Jahren meiner Arbeit beim Nach-richtendienst gab es ein so kom-plexes und unabhängiges Spekt-rum an Herausforderungen wie jenes, dem wir heute gegenüber-stehen“, erwähnte der Direktor der Nationalen Sicherheit, James Clapper, laut einem Transkript während des weltweiten Thread Assessment gegenüber dem Si-cherheitskomitee des Senats am 31. Januar.

„Wir befinden uns in einer Cyberwelt, in der Technologi-en entwickelt und implementiert werden, bevor entsprechende Si-cherheitsmaßnahmen eingeleitet werden können“, erklärte der Di-rektor der nationalen Sicherheit, James Clapper.

Die Bedrohung reicht über die Staatsgrenzen hinaus, wobei der Raub von US-Daten durch Russland und China am besorg-niserregendsten ist. Hier handelt es sich um ein wachsendes Seg-

ment, bei dem kleinere Gruppen zunehmend eine Rolle spielen. Clapper sagte, das Web biete „ei-nen einfachen Zugang zu poten-tiell explosiven und sogar lebens-gefährlichen Technologien und Know-how durch diese Gruppen.“

FBI-Direktor Robert Muel-ler äußerte ähnliche Sorgen. Er sagte: „Letzten Endes ist die Be-drohung durch das Internet, die sich durch alle unsere Program-me zieht, die größte Gefahr für unser Land.“

Der FBI bereitet sich darauf vor. Mueller erklärte, dass es drei Hauptpunkte gibt, auf die sich die Agentur konzentriert: Die Änderung ihrer organisatorischen Struktur, die Rekrutierung und Anwerbung von Cyber-Sicher-heitsexperten und die Erkennt-nis über ihre Rolle, um Zugrif-fe untersuchen und abwehren zu können.

Die Nation schützenDie digitale Infrastruktur ist un-glaublich unsicher und Hacker-gruppen – einschließlich Anony-mous-Operations und TeamPoison – machen daraus eine Show; sie greifen fast täglich die Polizei, die Regierung oder große Firmen an.

Aber die Besorgnis um Cyber-terrorismus geht viel tiefer. Die wahre Bedrohung sind die Hacker, die ihre Angriffe nicht ankündi-gen und sich Zugang verschaffen, um Daten zu stehlen und Systeme langfristig zu schädigen.

LulzSec ist bekannt für Angrif-fe auf Webseiten einschließlich PBS, Sony, FBI, CIA und andere. Die Hackergruppe, die 2011 fast täglich Angriffe gegen hochran-gige Ziele führte, fasste ihre Ziele in dem ominösen Statement vom 27. Juni 2011 zusammen.

Dort heißt es: „Was wäre, wenn wir vorher nichts veröf-fentlicht hätten? Und was, wenn wir es heimlich getan hätten? Es würde bedeuten, dass wir uns in diesem Moment innerhalb von FBI-Gesellschaften befänden, in-nerhalb des PBS, innerhalb Sony

… beobachtend … Missbrauch treibend … das ist es, wovor Ihr am meisten Angst haben solltet und nicht davor, dass wir Din-ge an die Öffentlichkeit bringen, sondern davor, dass jemand etwas nicht öffentlich gemacht hat.“

Es wurde gerade aufgedeckt, dass VeriSign, eines der führen-den Unternehmen im Bereich In-ternet-Infrastruktur, 2010 mehr-

fach gehackt wurde und dass Hacker geheime Informationen gestohlen hatten. Die Computer-sicherheitsfirma Avast verkündete am 8. Februar: „Dies hat poten-tiell verheerende Konsequenzen, die sich auf die fundamentale In-ternetsicherheit auswirken könn-ten.“ Dies könnte das Internet, wir es kennen, völlig verändern.

Andere hochrangige Systeme, in die vor Kurzem eingebrochen wurde, sind RSA (ein Unterneh-men, das auf Netzwerksicherheit spezialisiert ist) und der Waffen-entwickler Lockheed-Martin.

Allerdings bleiben industriel-le Systeme die Hauptsorgen. Die meisten nutzen das SCADA-Sys-tem, das die industriellen, infra-strukturellen Systeme und Pro-duktionsprozesse einschließlich der Stromnetze, des Wassersys-tems und sogar persönlicher me-dizinischer Geräte koordiniert. Zwei Forscher dachten, es wäre interessant, sich das SCADA-Sys-tem anzuschauen und entdeck-ten innerhalb von einhundert Ta-gen einhundert Bugs (Fehler oder Mängel in der Programmierung). Weitere 1000 Bugs wurden später gefunden.

Ihre Ergebnisse wurden auf

dem Gipfeltreffen der Kaspersky-Sicherheitsanalysten am 3. Febru-ar präsentiert. Unter den Teilneh-mern war Terry McCorkle, ein Forscher aus der Industrie. Das Problem ist seiner Meinung nach, dass viele der industriellen Steu-ersysteme nicht für den Anschluss an das Internet geplant wurden und leicht zugänglich sind, be-richtete eWeek.

„Wir kamen zu dem Ergebnis, dass die ICS-Sicherheit einfach lachhaft ist“, betonte McCorkle.

„Was wäre, wenn wir nichts vor-her veröffentlicht hätten? Und was, wenn wir es heim-lich getan hätten?“

Hackergruppe LulzSec

Selbst Geräusch- und Bilderkulissen zur Vorbereitung nützen in den „Schlachten der Zukunft“, nichts. Diese werden bereits im Internet geschlagen.

„In den fast 49 Jahren meiner Arbeit beim Nachrichtendienst gab es noch nie ein so kom-plexes und unabhängi-ges Spektrum an Her-ausforderungen, als das, dem wir heute gegen-überstehen.“

James Clapper, Director of National Intelligence

iHackerSchon Mitte des letzten Jahrhunderts ist der Be-griff Hacker verwendet worden. Damals stand „hacking“ noch für die geschickte Steigerung der Leistungsfähigkeit von Funk- oder anderen elek-trischen Geräten. Heute findet er in vielerlei Kon-texten, von den aus den Unis erwachsenen Open Source-Kreisen bis hin zur internationalen Computer-Kriminalität Verwendung.

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The Epoch Times Deutschland / 29. Februar- 6. März 2012 / Nr. 305MENSCHEN & MEINUNGEN12

Shen Yun ist mehr als Kunst – eine Art des Lebens

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wurde diese Funktion erfunden um Rennfahrern das Stoppen

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Französisch, bedeutet Flyback «Retour en vol».

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Shen Yun-Darsteller werden unter den klassischen Spitzen-künstlern der Welt ausgewählt.

Sie haben einen überdurchschnitt-lichen Trainingsstand und Auffüh-rungspraxis, aber das Besondere, das Shen Yun ausmacht, lernen und le-ben sie erst hier.

Eine Aufführung wie Shen Yun fi n-det man heutzutage in China nicht mehr. Deshalb gründeten chinesische Künstler im Jahr 2006 „Shen Yun Per-forming Arts“ in New York.

Nach mehr als 60 Jahren kommu-nistischer Herrschaft in China und be-sonders in der Kulturrevolution ist die traditionelle chinesische Kultur voll-ständig vernichtet worden.

Der Campus von Shen Yun Per-forming Arts wurde rasch zum Anzie-hungspunkt für chinesische Künstler, die auf der Suche nach den Wurzeln ihrer Traditionen sind. Tänzer, Sän-ger und Musiker, die mit Ehrfurcht vor dem arbeiten, was sich in der Kunst als reine und kraftvolle Kultur zeigt.

Die Menschen in China haben früher geglaubt, dass ihre großar-tige Kultur ein Geschenk des Him-mels sei. Kunst war in erster Linie ein Mittel, um die Verbindung zwi-schen den Menschen und dem hö-heren Universum zu erkunden.

Die Künstler kultivierten Tu-gend aus dem Empfi nden heraus, dass sie zunächst ihre innere Schön-heit und Reinheit entwickeln müs-sen, um eine Kunst zu schaffen, die des Göttlichen würdig ist. Shen Yun folgt diesen alten Traditionen. Denn der tieferliegende spirituel-le Kern der alten Kultur mit ihren Werten von Güte, Ehre, Korrektheit, Weisheit und Aufrichtigkeit sowie

die Ehrfurcht vor den Gottheiten und dem Himmel sind unzerstör-bar. Mit Shen Yun wird man diese Kultur wieder wie ein Himmelsge-schenk erleben.

Shen Yun-Künstler glauben, dass allein die Meisterschaft an der Oberfl äche der künstlerischen Dar-stellung nicht genügt, weil das Pub-likum das Herz des Künstlers spürt. Also nehmen sie die Weisheit und die Werte der traditionellen chine-sischen Kultur in ihr eigenes Leben hinein. Diese inspirieren sie, ihre ei-gene Gutherzigkeit zu entwickeln auf ihrem Weg zur künstlerischen Perfektion. Das ist die Kultur von Shen Yun. (rls)

Jedes Jahr kommen chinesische Künstler aus allen Gegenden der Welt zu einem idyllischen Campus im Bundesstaat New York. Und an diesem Platz beginnt eine sehr magi-sche Belebung der wahren chi-nesischen Kultur …

The Epoch Times Deutschland / 29. Februar- 6. März 2012 / Nr. 305MENSCHEN & MEINUNGEN12

Shen Yun ist mehr als Kunst –

Klassischer chinesischer Tanz steht im Mittelpunkt der Shen Yun-Au� ührungen. Die Tänzer verwan-deln eine unglaublich schwierige Kunstform in etwas Schönes und Müheloses.

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Shen Yun bedeutet „Göttliche Schönheit“.Und der Name ist ihre Mission.Exilchinesen bewahren im Ausland ihre kulturel-len Überlieferungen und halten sie wie ein Welt-kulturerbe am Leben. Die Epoch Times begleitet seit 2007 als Medienpartner die Welttourneen von Shen Yun.

Karten sofort bestellen16. März 2012, 19:30 Uhr17. März 2012, 19:30 Uhr18. März 2012, 15:00 UhrICC BERLIN, SAAL 1Preise: 40 € bis 100 €Hotline: 030 / 609 88 52 90 oder 01805 / 44 70 000www.mein-ticket.com und an allen Vorverkaufsstellen in Berlin

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Page 13: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 29.02.2012

29. Februar - 6. März 2012 / Nr. 305www.epochtimes.de

Fit durch Fasten Seite 14

Wenn Blinde wirklich wieder sehen Seite 15

„Blitztabelle“im Zwielicht Seite 18

Einen ausführlichen Textbericht des Volvo S60 D5 lesen Sie auf www.drive-and-style.de

Andreas Burkert

Schon immer eilte dem Volvo der Ruf voraus, ein sicheres Auto zu sein. Dafür war er be-

liebt. Das kantige Design nahm man gern in Kauf. Mit dem Volvo S60 D5 hat der schwedisch-chinesische Hersteller nun ein sportlich-elegan-tes Fahrzeug entwickelt – sicherer ist als jemals zuvor. Denn zahlreiche

Volvo S60: Auf der sicheren SeiteFahrerassistenzsysteme schützen weit vorausschauend vor einem Unfall. Wir haben den 205 PS starken Diesel ein-mal quer durch die Republik gefah-ren und waren überrascht, wie oft wir durch das Piepen der Fahrerassistenz-systeme gemahnt wurden.

Neben ESP und Xenonscheinwer-fern mit Kurvenlichtfunktion verfügt der S60 serienmäßig über einen Brems-assistenten, der bei einer Notbremsung die Bremslichter automatisch mit ho-

her Frequenz blinken lässt. Bei ei-ner Geschwindigkeit unter

30 km/h schaltet sich bei einer Vollbremsung

die Warnblinkan-lage ein. Doch beeindrucken-der ist das City-Safety-System.

Es vermeidet innerstädtische Auffahr-unfälle durch autonome Bremsungen. Zentrales Element ist das radarbasier-te ACC-System. Es hält nicht nur bei einem vorgewählten Tempo den nö-tigen Abstand zum Vordermann ein, sondern bremst autonom in einer er-kannten Notsituation. Und das selbst bei Fußgängern oder Radfahrern.

Wird etwa die Stellung des Gaspe-dals einige Zeit nicht verändert und nicht gebremst, ertönt zunächst eine akustische Warnung: es leuchtet eine rote Lampe gegen die Frontscheibe. Reagiert man dann immer noch nicht, bremst der S60 selbst. Bei einem Zulie-ferer konnten wir das System an einem Dummy testen. Bis kurz vor dem letzt-möglichen Augenblick wägt der Com-puter ab und überlässt dem Fahrer bis dahin alle Möglichkeiten, selbst zu

bremsen. Erst im allerletzten Moment bleibt der Wagen vor dem Fußgänger stehen. Die „Pedestrian Detection“ re-agiert bei niedrigen Geschwindigkeiten von unter 35 km/h.

Gegen Aufpreis liefert Volvo auch einen Totwinkel-Assistent. Das mit zwei Kameras arbeitende System er-kennt von hinten heranfahrende Fahr-zeuge und warnt vor einem Spurwech-sel. Auch für den Spurassistenten muss zusätzlich etwas bezahlt werden. Er warnt akustisch vor einem unbeabsich-tigten Verlassen der Spur. Geschieht dies zu oft, erscheint im Display ein Hinweis auf eine Pause.

Der Volvo S60 D5 hält nicht nur bei einem vorgewähl-ten Tempo den nötigen Abstand zum Vordermann ein, sondern bremst autonom in einer erkannten Notsitua-tion. Auch bei Fußgängern oder Radfahrern.

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Stephen Odell, als er noch Volvo-Chef war,

in einem S60.

Alto Ticino – das unbekannte Tessin Seite 16

Page 14: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 29.02.2012

manche brauchen Medikamente für Bluthochdruck nicht mehr. Wichtig ist beim Fasten der ganzheitliche An-satz. Viele sehen durch Fasten ihre Aufgaben im Leben klarer.“

Nicht für jeden geeignetAnders als in Russland und den USA, wo aktuelle Fastentrends ihren Ur-sprung nahmen, haben sie in der deut-schen Ausprägung nach Otto Buchin-ger und Hellmut Lützner sowie in der österreichischen nach Franz-Xaver Mayer kaum Exklusivitätsanspruch.

„Die günstigste Form ist, sich ein Fas-tenbuch zu kaufen. Doch auch eine Fastenbegleitung im Alltag ist nicht teuer und fördert nachhaltige Effek-te. Ausgebildete und geprüfte Fasten-Coaches helfen jedem, das jeweilige Optimum herauszuholen“, erklärt Borovnyak.

Spinka rät auch aus medizinischer Sicht zur Begleitung. Einerseits sei es wichtig, das Fasten auf den jeweiligen Menschentyp abzustimmen, zudem sei das Fasten rein körperlich nicht für jeden der richtige Weg. Anderer-seits helfe die Begleitung beim Durch-halten. „Gelingt die im Alltag oft zu oberflächliche Selbstwahrnehmung durch das Fasten wieder, kann dies neue Prozesse auslösen. Dabei sind auch plötzliche Schmerzen möglich, die eine geschulte Führung besser erklären kann.“ Die Gruppe sei da-rüber hinaus ein zusätzlicher, unter-stützender Faktor. (pressetext / mcd)

Das „typgerechte“ Angebot für Fastenwillige wächst. Ulrike Borov-nyak, Fastentrainerin und GGF-Ge-schäftsführerin berichtet: „Der ruhige Urlaub in Form von Fastenwochen liegt im Trend. Man kommt bei die-ser Auszeit von rein körperlichen Zie-len wie etwa der Gewichtsabnahme ab und verfolgt zunehmend die see-lisch-geistige Veränderung.“ Hin-tergrund sei die Getriebenheit im Alltag, die für viele zur Überforde-rung wird.

Ruhe für den Darm„Fasten lässt den Körper von äußeren Reizen ruhen“, erklärt Martin Spin-ka, ärztlicher Leiter der Kneipp-Kur-betriebe. Das betrifft vor allem den Darm. „Der Magen-Darm-Trakt bil-det die größte Fläche des Menschen, die mit der Außenwelt in Berührung kommt. Seine Schleimhäute sind meistens chronisch entzündet. Eine Zeit des Fastens ohne feste Nahrung hebt die Belastung auf und hilft da-bei, die gestörten Funktionen wieder zu heilen.“

Verbreitete Methoden sind Heil-fasten, Früchtefasten, Suppenfasten und Basenfasten. Eine schulmedizini-sche Erklärung der dabei ablaufenden Prozesse gibt es nicht. Zumindest sei-en vielfältige positive und anhaltende Folgen dokumentiert, betont Spinka. „Bei manchen ist nach dem Fasten eine Allergie verschwunden, bei an-deren chronische Schmerzsymptome,

The Epoch Times Deutschland / 29. Februar - 6. März 2012 / Nr. 30514 Fitness

Das Frühjahr steht vor der Tür und damit steigt auch wieder der Trend zum Fasten. Doch

ist die Entsorgung des Winterspecks bei Weitem nicht das alleinige Ziel des Fas-tens, vielmehr steigert der Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel über einen festgelegten Zeitraum das allgemeine Wohlbefinden, bringt geistige Klarheit und dient der Entschlackung. Weiter-hin wird die Durchblutung gefördert, die Haut glatter und das Gehirn pro-duziert eine Vielzahl an Glückshormo-nen. Jeder, der das Fasten richtig an-wendet, fühlt nach schon kurzer Zeit eine größere körperliche Vitalität und Fitness.

Sich wieder auf das Wesentliche konzentrierenVertreter der Österreichischen Ge-sellschaft für Gesundheitsförderung (GGF) legten kürzlich auf einer Pres-sekonferenz in Wien dar, dass eine re-gelmäßige Auszeit durch Fasten die Gesundheit stärken und dabei helfen kann, sich besser auf das Wesentliche im Leben zu konzentrieren. Die Ex-perten aus Medizin und Psychologie präsentieren das Fasten als Antwort auf den Verlust des Lebensrhythmus durch die zunehmende Beschleuni-gung im Alltag.

Fasten ist der Frühjahrsputz für Körper, Seele und Geist.

Ein viel wichtige-rer Aspekt als das Abnehmen ist die zunehmende Vitalität und bessere Fitness.

Fit durch Fasten

Fastenurlaub am Meer. Früchte sind genau das Richtige für alle, die gern Süßes essen und auf warme Mahlzeiten problemlos verzichten können.

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Page 15: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 29.02.2012

Schneider war sich sicher, eines Ta-ges sehen zu können.

Die Bates-Methode Im jungen Erwachsenenalter hörte Schneider von dem amerikanischen Augenheilkundigen W.H. Bates. Die-ser hatte in den frühen Jahren des 19. Jahrhunderts ein System von Au-genübungen und -techniken entwi-ckelt. Schneider verschrieb sich dieser Methode. Er übte „sonnen”, „verde-cken” und führte sowohl Vorstellungs- als auch Gedächtnisübungen durch. Auf der Webseite der britischen Ba-tes-Organisation seeing.org finden sich einige interessante Sehspiele zum Ausprobieren.

Inzwischen kann Schneider gut ge-nug sehen, um in seinem amerikani-schen Führerschein keinen Eintrag in Bezug auf die Benutzung einer Seh-hilfe beim Fahren zu finden. Er hat den Doktor der Anatomie erworben und leitet in San Francisco eine Schule zur Selbstheilung, die sich auf Mas-sagen, Bewegung und Sehverbesse-rung spezialisiert hat. Er rühmt sich, Tausenden von Leuten zu besserem

The Epoch Times Deutschland / 29. Februar - 6. März 2012 / Nr. 305 Gesundheit 15

Sehen verholfen zu haben, sich von Verletzungen zu heilen, Lähmungen zu überwinden und viele Probleme verhindert zu haben. Momentan bil-det er andere aus, um mehr Menschen erreichen zu können.

Augenkundige, Augenchirurgen und Optiker, die seine Augen mit oder ohne Refraktor untersuchten, sind überwältigt. Die Refraktor-Messung zeigt die Menge des Licht-einfalls am Augenhintergrund. Dies ist für eine Diagnose entscheidend. Aufgrund Schneiders Linsenvernar-bung kann Licht nur gestreut durch die Netzhaut fallen d.h., dem mo-mentanen wissenschaftlichen Stand zufolge gilt Schneider nach wie vor als blind. Und doch kann er gut ge-nug sehen, um lesen oder ohne Bril-le Auto fahren zu können. Er ist im Widerspruch zum populären Glau-ben der Beweis, dass eine Diagnose visueller Beeinträchtigung mit den herkömmlichen Messtechniken nicht notwendigerweise ein Anzeiger für die Sehschärfe ist.

Einige hochrangige Augenkund-ler sind soweit, Schneiders Methoden zu rühmen und darauf hinzuweisen, dass seine Ideen neu betrachtet wer-den sollten. Schneider ist fest davon überzeugt, dass alles, was er mit sei-nen Augen angestellt hat, wiederholbar ist. „Das Problem liegt darin, dass die Leute nicht die richtige Unterstützung haben, wenn sie an ihrem Sehvermö-gen arbeiten wollen. Sie brauchen ein bisschen Anleitung.”

Mastoor Kahn

Wenn man beim Besuch ei-nes Optikers die Frage äu-ßert, ob es Möglichkeiten

gibt, das eigene Sehen zu verbes-sern, mag man riskieren, ausgelacht zu werden. Optiker haben den Glau-ben, dass die Sehkraft eines Erwach-senen nicht mehr verbessert werden kann, sie kann nur schlechter werden.

Eine mit mir befreundete Ärztin sagte immer, dass Medizin für vie-le Ärzte eine Religion sei. Sie meinte damit nicht den üblichen Chirurgen-Gottes-Komplex. Es war auch nicht das gemeint, was ein Weißkittel samt Stethoskop in vielen auslöst. Erst als ich über alternative Heilmethoden zu schreiben begann, verstand ich, was sie meinte.

Ein Treffen mit dem ehemals blin-den sechsundfünzigjährigen Meir Schneider, dessen Eltern taub sind, wäre für jeden Optiker mit Forscher-drang äußerst lohnenswert.

Fünf traumatische Operationen am grauen Star in der Kindheit schlugen fehl und führten zur Ver-narbung der Augenlinsen. Jahrelang wurde ihm von Ärzten und Optikern erzählt, dass sich sein Sehvermögen niemals verbessern würde, doch

Es gibt eine kleine Anzahl von sehr gut ausgebildeten Bateslehrern in Großbritannien und in Amerika.

Kurzsichtigkeit bei Augenkun-digen und OptikernViele der gelernten Fachkräfte im Optikerbereich räumen ein, sich nur wenig mit der natürlichen Sehverbes-serung beschäftigt zu haben. Geoff Roberson vom Verband der Optiker erläutert, warum die Bates-Metho-de nur flüchtig erwähnt wird: „Wir glauben nicht, dass es dafür eine wis-senschaftliche Grundlage gibt. Wenn die Bates-Technik tatsächlich einen Nutzen hätte, würden wir sie alle ver-wenden“.

Meir Schneider: „Das liegt daran, dass die Weichen, wie unser Auge ar-beiten soll, im 18. Jahrhundert von den Vätern der Augenheilkunde gestellt wurden. Man dachte, dass das Auge wie eine statische Kamera funktioniere und das Sehen vom Auge zum Gehirn erfolge.” Geht man nach Bates, ist das Sehen jedoch viel komplexer. Schnei-der: „Es liegt an Menschen wie Ihnen, diese Information weiterzugeben. Je-der Versuch, sich an die Industrie zu wenden, war fruchtlos.“

„Wir machen Physiotherapie für das Auge. Die Optiker wollen ihre Lehrbücher nicht neu schreiben. Wie finden Sie das, vier Jahre an der Uni-versität verkehrte Theorien gelernt zu haben und dann ihr ganzes Arbeits-leben lang den Kunden falsche Hin-weise zu geben?”

iDas jüngste Buch von Meir Schneider „Movement for Self-Healing“ ist auf amazon.com erhältlich. Seine Webseite: Self-Healing.org

Mastoor Khan Er ist freiberuflicher Journa-list mit besonderem Interes-se an Präventivmedizin.

Wenn Blinde wirklich wieder sehenDie Bates-Methode verbessert die Sehkraft.

Der Mediziner Meir Schneider verhalf Tausenden zu einer verbesserten Sehkraft.

Er übte „sonnen”, „verdecken” und führte sowohl Vor-stellungs- als auch Gedächtnisübun-gen durch.

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Page 16: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 29.02.2012

The Epoch Times Deutschland / 29. Februar - 6. März 2012 / Nr. 30516 Reise

Alto Ticino – das unbekannte Tessin

Elke Backert

Als Sonnenstube der Schweiz ist das Tessin bekannt, der fünft-größte und südlichste Kanton

der Helvetischen Republik. Voralpine Berg- und liebliche Seenlandschaft, majestätische Palmen vor schneebe-deckten Gipfeln, italienische Küche, schweizerische Präzision und ein

„Wetter aus Samt und Seide“, wie Erich Kästner es einmal formulierte – reizvolle Kontraste, die typisch sind für das Tessin, in dem Italienisch die Landessprache ist.

Der San Gottardo, der St. Gott-hard, ist mit seinen 2091 Metern für die Schweizer das Dach Euro-pas, die Mutter aller Massive und mit vier Flüssen und vier Bergpäs-sen die mythische Mitte der Schweiz. Selbst Goethe passierte dreimal den Pass, zuletzt 1797. Am St.Gotthard scheiden sich Wasser, Klima, Kultur und Sprache. Er gilt den Schweizern als Schicksalsberg, mystisch wie ihre Seele.

Wer nicht den schnellen 17 Kilo-meter langen und längsten Tunnel der Welt durchfährt, der die Alpen regelrecht „beseitigt“, findet noch im-mer eine Genießerstrecke vor, die ih-resgleichen sucht, die alte Passstraße Tremola. Selbst die Kilometersteine aus dem 19. Jahrhundert sind noch erhalten, an jeder Kehre eine neue Aussicht. Oben angekommen, muss man aussteigen und Landschaft und Luft mit Mund, Nase, Augen einsau-gen, das kleine Gotthard-Museum

besuchen und vielleicht in der Al-bergo San Gottardo oder im Hospiz absteigen.

Nostalgischer FahrenMan fühlt sich um ein Jahrhundert zu-rückversetzt, wenn einem da oben eine Postkutsche begegnet, begleitet von Postillon, Kondukteur und einem Ge-spann von vier Pferden. Nein, das ist keine Fata Morgana. Eine solche Nost-algie-Fahrt ist heiß begehrt, obwohl sie mit 597 Schweizer Franken zu Buche schlägt. In einem nachgebauten Acht-sitzer Coupé-Landauer überqueren Nostalgiker den St.Gotthard-Pass vom Höhenkurort Andermatt (1.444 Meter) im Kanton Uri nach Airolo. Die Postkutsche benutzt die alte Passstra-ße Tremola, jene Serpentine, auf der die Gotthardpost im Rekordjahr 1875 72.030 Reisende transportierte und die der Maler Rudolf Koller aus Zürich im Bild festhielt – es hängt im Zür-cher Kunsthaus und eine Kopie davon im Gotthardmuseum. Zwischen Ende Juni und Mitte September veranstaltet die Historische Reisepost täglich sol-che Fahrten. Das ließe sich vielleicht bei einer der nächsten Reisen in die Schweiz einplanen.

Diese malerische Serpentinenstra-ße mit 24 Kehren zwischen Airolo und der Passhöhe kann ab 2013 auch CO2-neutral mit dem Alpmobil befahren werden, ohne die Umwelt zu belasten.

Touristisch weniger bekannt ist das obere Tessin, das Alto Ticino, das gleich hinter dem Gotthard-Tunnel und südlich der Alpen beginnt. Es wird auch „Bellinzona e Tre Valli“ genannt,

weil zu ihm die drei Täler Leventina, Blenio und Riviera gehören, an deren südlichem Ende die Hauptstadt Bel-linzona liegt.

Das erste Dorf im Alto Ticino ist Airolo. 1154 Meter hoch liegt der Ort am Eingang zum Valle Leventina, durch das der Fluss fließt, der dem Kanton seinen Namen gab: Ticino, Tessin. Man sollte auf der Kantonstra-ße Nr. 2 weiterfahren, um die spekta-kulären Felsformationen, Schluchten, Wasserfälle, die wie verkohlt aussehen-den Holzhäuser, die Kirchen mit dem frei stehenden italienischen Campanile und die von Rino Tami konzipierten kühnen Brückenkonstruktionen der Autobahn, die sich auf 180 Meter hohen Stelzen über das Tal spannen, betrachten zu können.

Im malerischen Piotta mit auffal-lend vielen schönen Brunnen, in dem abseits des Ortes eine vom berühm-ten Schweizer Architekten Mario Botta konzipierte Autobahnraststät-te steht, ist es angebracht, auf die Ri-tom-Standseilbahn zu wechseln. Sie ist eine der ältesten und mit 88 Pro-zent Steigung steilsten der Welt, aber nicht geeignet für Höhenängstliche. Sie bringt Gäste zum malerisch gele-genen Ritóm-Stausee und zu schönen Wanderwegen.

Mittelalterliches TessinSeit jeher ein Transittal, hat die Le-ventina viele Kämpfe überstanden, etwa im Jahre 1478 die Schlacht Sas-si Grossi in Giornico, in der die Le-ventiner zusammen mit den Eidge-nossen gegen die Mailänder kämpften.

Von Weingärten umgeben: San Nico-lao in Giornico, Leventina ist die ältes-

te romanische Kirche der Schweiz.

Auf Touren im Tessin: Mit der Ritom-Stand-seilbahn oder roman-tisch mit der histori-schen Postkutsche.

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Page 17: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 29.02.2012

The Epoch Times Deutschland / 29. Februar - 6. März 2012 / Nr. 305 Reise 17

www.gottardo.ch www.leventinaturismo.chwww.bellinzonaturismo.chwww.ritom.ch www.alpmobil.ch

Giornico entpuppt sich als wahrer Augenschmaus. Seine zwei romani-schen Steinbogenbrücken verbinden die Dorfteile, die der Fluss trennt. Sie stammen aus dem 12. Jahrhundert und waren bis 1500 Teil des Gott-hard-Säumerwegs. Diesen romanti-schen Spitzenplatz wählte sich eine uri-ge Gastwirtschaft für ihre Gäste, das Grotto dei due Ponti. Viele Grotti, die ehedem Weinkeller waren, locken mit bäuerlicher Küche zur Einkehr.

Mitten im Ort steht der ehemalige Wohnturm des Bischofs Atto von Mai-land, es sind Reste einer mittelalterli-chen Wehranlage. Auffällig ist ein be-maltes Haus aus dem 14. Jahrhundert, damals ein Wirtshaus, heute ein klei-nes Museum zur Geschichte des Tals. Das Familienwappen und die Fresken zeugen von den zahlreichen Reisenden auf dem Weg zum Gotthard.

Das bedeutendste Bauwerk und eines der wichtigsten romanischen Bauwerke im Tessin überhaupt ist die Kirche San Nicola. Von Weingärten umgeben, sind die mit Fresken aus-gemalte Apsis und die offene Krypta sehenswert. Hat man das große recht-eckige Hauptschiff durchquert, steigt man hinunter zur Hallenkrypta. Die acht Säulen tragen ungewöhnliche Kapitelle mit verschiedenen Tierfigu-ren. Man lese und staune: Das aus dem 12. Jahrhundert stammende sechsecki-ge romanische Taufbecken wurde lan-ge Zeit als Dorfbrunnen benutzt.

Burgen mit Unesco- Welterbe-statusIm Jahr 2000 wurden die drei Burgen von Bellinzona – Castelgrande, Mon-tebello und Sasso Corbaro – zum Unesco-Welterbe erhoben, was die Be-kanntheit der Stadt sehr förderte. Sie gehören zu den bedeutendsten mittel-alterlichen Wehranlagen der Schweiz. Mit ihren Mauern, Türmen, Zinnen

und Toren löst diese imposante, das ganze Tal abschließende Befestigungs-anlage, die die Herzöge von Mailand im 15. Jahrhundert gegen das kriege-rische Vordringen der Eidgenossen errichten ließen, auch beim heutigen Betrachter Erstaunen aus.

Castelgrande diente der Bevölke-rung als Fluchtburg. Vorbildlich durch den Architekten Aurelio Galfetti res-tauriert und mit einem Lift im Felsen zu erreichen, ist heute das kulinarisch hochstehende Burgrestaurant gleichen Namens eine gute Adresse. Den Burg-hof hat Galfetti „als Stätte der Begeg-nung“ wiederbelebt.

Auch das mit 279 Metern höchstge-legene Castello di Sasso Corbare aus dem Jahre 1479 lockt mit gutem Essen in seine Osteria im Innenhof.

Zugbrücken und Türme machen das Castello di Montebello, 90 Meter hoch über der Stadt, zu einem mittelal-terlichen Erlebnis. Faszinierende Aus-blicke genießt man von allen dreien.

Prächtige Bürgerhausfassaden aus dem 18. Jahrhundert und zahllose Fas-sadenmalereien sind in der Altstadt zu bewundern. Ein imposanter Trep-penaufgang führt zur Renaissance-Kirche der Heiligen Petrus und Ste-fan, der „Collegiata“. Im Mittelpunkt der „Stadt der Türme“ erhebt sich das Rathaus mit drei Geschossen in histo-rischem Stil und mit südländischem Innenhof. Die Graffiti in den Bögen der Loggien zeigen Episoden aus der Geschichte Bellinzonas.

Regionale spezialitäten probierenJedes Jahr seit 1986 lädt der ganze Wonnemonat Mai gastronomisch in das Alto Ticino ein zum „Maggio Gas-tronomico“. Etwa 40 Gaststätten be-teiligen sich und servieren regionale Produkte ab 20 Schweizer Franken für ein Tellergericht und ab 43 Franken

Noch ist Winter und der Pass ge-sperrt. Wer aber Winterfreuden genie-ßen will, vertraue sich den mehr als 550 Kilometer Ski- und Snowboardpisten, über 200 Kilometer Langlaufloipen, 200 Schneeschuhtrails, 300 Winter-wanderwegen, Schlittelpisten, Freeri-de-Hängen, dem Avalanche Training Center und den Snowparks an. Das al-les und noch mehr finden Wintersport-ler in der Region San Gottardo vor.

für ein dreigängiges Menü. So auch die Osteria Altanca im gleichnamigen Ort 1419 Meter über dem Meer und mit herrlichem Panoramablick. Pro-bieren muss man den Piora, den be-rühmtesten Käse des Tessin, natürlich mit einem Glas Merlot. Beides auch als Mitbringsel geeignet.

Um einen größeren Bekanntheits-grad zu erreichen, wollen die Erschlie-ßer des Tourismus im Alto Ticino mit ihren drei Nachbarn, dem Walliser Goms, der Graubündner Surselva und dem Kanton Uri als Region San Gottardo gemeinsame Sache machen. Im Herzen der Schweiz gelegen, ist die Region San Gottardo aus allen vier Himmelsrichtungen per Bahn oder Auto gut erreichbar.

Leibliches Wohl und geistige erfrischung: Antipasti, Wein und der berühmteste Käse des Tessin, der Piora, der täglich mit Salzwasser gewa-schen wird, verwöhnen den Gaumen. Kulturstätten und Burgen die zum UNESco-Welterbe erklärt wurden, erquicken den Geist.

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The Epoch Times Deutschland / 29. Februar - 6. März 2012 / Nr. 30518 Bildung

„Blitztabelle“ im Zwielicht

Füllen Sie das Raster so aus, dass in jeder Zeile, in jeder Spalte und in jedem umran-deten 3x3 Quadrat alle Zahlen von 1 bis 9 erscheinen, und zwar so, dass jede Zahl nur einmal vorkommt.

Marietta Fuhrmann-Koch/idw

Gewinnt der Beste oder der Sympathischste? Der Faktor Mensch verfälscht die Er-

gebnisse: Die Methode der Abstim-mung per „Blitztabelle“ erscheint im Zwielicht.

Die „Blitztabelle“ in der Zu-schauer-Abstimmung der Casting-Show „Unser Star für Baku“ birgt die Gefahr, dass am Ende nicht der beliebteste Sänger gewinnt. Zu die-sem Ergebnis kommt ein an der Uni Heidelberg entwickeltes Modell, mit

dem man das Abstimmen nach-spielen kann. Wesentliches Ele-ment dieses Modells ist die

Annahme, dass das Echtzeit-Voting die Fans der anfänglichen Verlierer stärker motiviert anzuru-

fen, als die der eigentlich im Mei-nungsbild ganz vorn liegenden

Sänger. „Dadurch kommt es relativ häufi g vor, dass der-jenige, der eigentlich der Beste gewesen wäre, nicht weiterkommt“, erklärt Ág-

nes Horvát vom Interdiszi-plinären Zentrum für Wissen-

schaftliches Rechnen. Unter http://www.agneshorvat.info/Blitztabelle/ kann man das Voting nachstellen und mitverfolgen, wie sich die Chancen

Erst Rampenlicht dann Zwielicht? Ein mathematisches Modell der Universität Heidelberg zeigt Probleme des Echtzeit-Votings bei „Unser Star für Baku“.

Thomas D suchte und fand „Unseren Star für Baku“, Roman Lob wird in Aserbaidschan antreten. Da seine Fans am enga-giertesten anriefen, gewann er.

mung per „Blitztabelle“ erscheint im Zwielicht.

Die „Blitztabelle“ in der Zu-schauer-Abstimmung der Casting-Show „Unser Star für Baku“ birgt die Gefahr, dass am Ende nicht der beliebteste Sänger gewinnt. Zu die-sem Ergebnis kommt ein an der Uni Heidelberg entwickeltes Modell, mit

dem man das Abstimmen nach-spielen kann. Wesentliches Ele-ment dieses Modells ist die

Annahme, dass das Echtzeit-Voting die Fans der anfänglichen Verlierer stärker motiviert anzuru-

fen, als die der eigentlich im Mei-nungsbild ganz vorn liegenden

Sänger. „Dadurch kommt es relativ häufi g vor, dass der-jenige, der eigentlich der Beste gewesen wäre, nicht weiterkommt“, erklärt Ág-Beste gewesen wäre, nicht weiterkommt“, erklärt Ág-Beste gewesen wäre, nicht

nes Horvát vom Interdiszi-plinären Zentrum für Wissen-

schaftliches Rechnen. Unter http://www.agneshorvat.info/Blitztabelle/ kann man das Voting nachstellen und mitverfolgen, wie sich die Chancen

Thomas D suchte und fand „Unseren Star für BakuRoman Lob wird in Aserbaidschan antreten. Da seine Fans am enga-giertesten anriefen, gewann er.

Viele chinesische Schriftzeichen haben tiefgehende historische und philosophische Hintergründe. Einige ihrer Rätsel werden hier entzi� ert.

義 hat umfassende Bedeutungen wie Ge-rechtigkeit, Rechtscha� enheit, Treue

und Einhalten eigener Versprechen. Das Zeichen setzt sich aus dem oberen Zeichen 羊 (Schaf) und dem unteren Zeichen 我 (Ich) zusammen. Das Schaf ist gefügig und gutherzig, das Lammfl eisch schmeckt gut und ist nahrhaft. Das Schaf ist daher im alten China ein Symbol von Glück und Wohl. Die Menschen verwendeten Lammfl eisch als Op-fergabe, um sich bei der Erde, dem Himmel und den Gottheiten zu bedanken.

„我“ (Ich) kommt ursprünglich aus der Orakelknocheninschrift und war dort ein Kampfgerät mit Sägezahn. „義“ - „我 (Ich bin ein Schaf)“, bedeutet, dass man sich für die Gerechtigkeit opfern kann, so wie man einer Gottheit das Lammfl eisch als Opfer dar-bringt. Mit dem chinesischen Schriftzeichen 義 sollen die Menschen erkennen, wie man leben soll. 義 gehört deshalb zur Kategorie der chinesischen Schriftzeichen der „Zhiyi“ („Vereinigung der Bedeutungen“)-Zeichen, die aus zwei oder mehr Zeichen mit ver-schiedenen Bedeutungen zusammengesetzt sind und deren Inhalt mit dem sich daraus ergebenden Gesamtinhalt zusammenhängt.

義 ist ein Zentralbegri� im ersten chine-sischen historischen Roman mit gereimten Kapitelüberschriften „Die Drei Reiche“ von Lao Guanzhong aus der Ming-Dynastie. Durch unterschiedliche Geschichten in der Zeit der Drei Reiche (220-280 n. Chr.) wurden die ver-schiedenen Aspekte des Inhalts des Begri� s 義 widergespiegelt. So sind beispielsweise in der ersten Geschichte des Romans „桃園三結義“ die Aspekte der Treue zu Freunden und das Einhalten von Versprechen zwischen den drei Hauptpersonen Liu Bei, Guan Yu und Zhang Fei, dargestellt. Die tiefgründige chine-sische Kultur von Gerechtigkeit wurde durch diese Dynastie der Drei Reiche manifestiert und über lange Zeit weitergegeben. (red)

義 (Yi) – Gerechtigkeit, Rechtscha� enheit, Treue, Einhalten von Versprechen

Chinesische Schriftzeichen

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The Epoch Times Deutschland / 29. Februar - 6. März 2012 / Nr. 305 Bildung 19

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der eigentlichen Favoriten durch das Echtzeit-Voting ändern können.

In der TV-Casting-Show kamen am Ende jeder Sendung die Best-platzierten weiter, die jeweils von den Zuschauern durch Anrufe be-stimmt wurden. Bereits während der Sendung wurden dabei life die ak-tuellen Prozentzahlen gezeigt. „Es war zunächst zu erwarten, dass die-se große Transparenz dafür sorgen würde, dass die Zahlen noch genauer werden, der Beliebteste auch wirklich der Sieger wird“, so die Informati-kerin Dr. Zweig. Tatsächlich hatten aber am Ende der ersten Sendung, als von zehn Kandidaten die ersten fünf weiterkamen, fast alle eine gleich große Zahl von Anrufen. In der Mi-nute der Entscheidung lag der Un-terschied zwischen dem fünften und dem sechsten Kandidaten und damit zwischen Gewinner und Verlierer bei nur 0,2 Prozent. Beide späteren Fi-nalisten waren in ihrer jeweils ersten Sendung noch kurz vor Schluss auf den Plätzen fünf und sechs.

„Genau dieses merkwürdige Resul-tat hat uns interessiert – wieso kommt es zu diesem Ergebnis?“, so Zweig. Sie entwickelte mit der Physikerin und Filmwissenschaftlerin Horvát ein

Modell, mit dem sie berechnen konn-ten, wie oft Kandidaten in die nächs-te Runde weiterkommen, die nicht zu den fünf zählen, die zuvor als die Bes-ten markiert worden waren. In diesem Modell kann man für jeden Teilneh-mer eine feste Fanbasis bestimmen, wobei die Eingaben als Absolutwer-te interpretiert und intern in Prozent-zahlen konvertiert werden. Der Teil-nehmer mit der höchsten Prozentzahl wäre somit der eigentliche Gewinner. Im Modell rufen nun in verschiedenen Durchgängen nur diejenigen Fans an, deren Kandidat gerade auf Platz 6 oder schlechter liegt, so dass sich die Platzierungen ändern und plötzlich einige Sänger auf dem Siegertrepp-chen stehen, die vorher auf der Verlie-rerseite waren. „Mit diesem Basismo-

dell sieht man genau das

Muster, das wir in den Shows verfolgen konnten, nämlich dass fast alle Sänger eine annähernd gleiche Prozentzahl an Anrufen erzielen und es ständig wilde und scheinbar unvorhersehbare Wechsel auf den oberen Plätzen gibt“, so Horvát.

Durch die Simulationen können die Wissenschaftler berechnen, wie groß beim Echtzeit-Voting die Gefahr ist, dass der eigentlich Beste am Ende scheitert: „Selbst wenn es wie bei unse-ren Anfangszahlen einen ausgeprägten Favoriten gibt, kann dieser, je nachdem wann das Voting beendet wird, in 4 von 25 Fällen nicht mitgenommen werden. Und in über der Hälfte der Fälle ist der Sechstbeliebteste in der nächsten Sen-dung – und hat einen der fünf Besten damit vom Siegertreppchen gestoßen“, sagt Zweig.

Gewinnt der Sympathische oder der Beste? Forscherinnen entdecken den Faktor, der Echtzeit-Voting spannend macht.

dell sieht man genau das

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The Epoch Times Deutschland / 29. Februar- 6. März 2012 / Nr. 30520 Fundstücke

Gustav Parthey (1798 - 1872)

Eines Winters erhielt die Herzo-gin den Besuch ihrer zweiten Tochter, der Fürstin von Ho-

henzollern-Hechingen mit dem Erb-prinzen Konstantin, der ungefähr in meinem Alter war (geb. 1801, gestor-ben 1869). Anfangs hatte ich einen großen Respekt vor ihm und wagte bei meiner angeborenen Zurückhal-tung kaum, ihn anzureden. Als ich sah, daß er ein Mensch sei wie alle an-dern, so faßte ich bald mehr Mut, und wir spielten sehr vergnügt zusammen.

Fliegt der erste MorgenstrahlDurch das stille Nebeltal,Rauscht erwachend Wald und Hügel:Wer da fl iegen kann, nimmt Flügel!

Und sein Hütlein in die LuftWirft der Mensch vor Lust und ruft:Hat Gesang doch auch noch Schwingen,Nun, so will ich fröhlich singen!

Hinaus, o Mensch, weit in die Welt,Bangt dir das Herz in krankem Mut;Nichts ist so trüb in Nacht gestellt,Der Morgen leicht macht’s wieder gut.

Joseph von Eichendor�   (1788 - 1857)

Der Morgen

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Kriegsrecht im 19. JahrhundertWeil aber allen Knaben die Kampf-lust angeboren ist und sie ihre Kräfte gegeneinander versuchen wollen, so kam es auch zwischen uns sehr bald zum Balgen und Ringen, das ich in der Schule zwar weniger als andre, aber doch geübt hatte. Dabei galt es nun als höchst unwürdig, gegen alles Kriegs- und Völkerrecht verstoßend, einander in den Haaren zu raufen.Ich setzte dies als stillschweigende Bedingung bei meinem fürstlichen Gegner voraus; da er indessen, als ich einmal im Vorteil war, mir in die Haare fuhr, so tat ich dasselbe mit solcher Vehemenz, daß er in ein

fürchterliches Geschrei ausbrach. Der ganze Salon eilte herbei, die Fürstin von Hohenzollern fand ih-ren Sohn in Tränen, ich stand, ei-nen Flausch seiner blonden Haare haltend, sehr verlegen daneben und erwartete ein schreckliches Strafge-richt. Aber o Wunder! nachdem ich die Sache wahrheitsgetreu erzählt und der Prinz nicht leugnen konnte, daß er mir zuerst in die Haare gefah-ren sei, so ward ich von seiner Mutter mit Liebkosungen überhäuft, dafür, daß ich ihrem ungezogenen Sohne gezeigt, wie er sich nicht alles gegen andere erlauben dürfe.

„Siehst du wohl, Konstantin“, so schloß sie ihren Sermon an den zer-zausten Erbprinzen, „wer ausgibt, der muß auch einnehmen!“

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Beim Wiener Opernball wird einmal im Jahr die Wiener Staatsoper zum festlichsten und berühmtesten Ballsaal der Welt. Mit viel Glanz, Ballgefl üster und 144 Debütan-ten-Paaren ist am 16. Februar der diesjährige 56. Wiener Opernball erö� net worden. Die Damen haben im großen langen Abendkleid zu erscheinen und die Herren im Frack. Die Tradition des Opernballes entstand in der Zeit von 1814/15 in der Zeit des Wiener Kon-gresses, als über die Zukunft Europas ver-handelt wurde. Die Künstler veranstalteten anschließend an dieses politische Ereignis Tanzvergnügen in der Hofoper. Ein Opernball am heutigen Standort fand erstmals als Hof-opern-Soirée am 11. Dezember 1877 statt. Die Einnahmen aus dieser Veranstaltung kamen dem Opernpensionsfonds zugute.

iGustav Parthey, Philologe und Buchhändler (geb. 1798 in Berlin, gest. 1872 in Rom)Originaltext aus: Jugenderin-nerungen. Handschriften für Freunde. 1. Teil. Hgg. Von Ernst Friedel, Ernst Frensdor� Berlin 1907

Allgäuer Alpen. Entlang auf dem Heilbronner Weg, die Mädelgabel im Rücken und den Blick auf den Großen Krottenkopf (2.657 m) gerichtet.