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316 Wurtz: Ueber den Cyans%ure-Aether XLII. Ueber den Cyan&we- Aether und dessen Derivate. VOII Ad. Wurt~. CCompt. rend. XXVZZ, Ml.) Der cynnsaure Aether hildet sich zu gleicher Zeit mit dem cyauursauren, wenn man cyansaures Kali mit Btherschwefelsau- rem Kali destillirt. Es ist sehr leicht, heide Aetherarten vou einander zu trcnnen; der erstere ist sehr fliichtig, der mit ihm isomere kocht hei einer sehr hohen Temperatur. Durch mehrere Rectificationen fiber Chlorcalcium gereinigt, stellt der cyansaure Aether eine sehr leicht bewegliche, stark lichtbrechende Fliissigkeit dar, von sehr reizendem Geruche, der das heftigste Thrrincn hervorruft. Er ist leichter als Wasser; seine Dampfdichte ist gefunden zu 2,4; seine Zusammensetzung wird ausgedrtickt durch CsH,NO, = C,NO, C,H,O = 4 Vol. Dampf. Behandelt man den cyansauren Aether mit fliissigem Aetzam- moniak, so l&t er sich unter Wirmeentwickelung auf und durch Verdunstung der Fllissigkeit erhiilt man sch6ne prismatische Krystaile, welche bestehen aus C,HsN20.,; es sind also einfach die Elemente desAmmoniakshinzugetreten, ohne dass eine Aus- scheidung von Wasser stattgefunden hztte. Die Krystalle sind sehr leicht schmelzbar, sehr l&lich in Wasser und Alkohol; mit kochendem Kali behandelt, entwickeln sie Ammoniak. Durch das Wasser wird der cyansaureAether auf eine sehr merkwfirdige Weise verlndert , welche gewissermaassen an die Umwandlung erinnert, welche die Cyan&re selbst erleidet. Es entwickelt sich KohlensLiure und der Aether verwandelt sich in eine krystallinische Masse, welche durch Aull6sung in Alkohol oder Wasser leicht zu reinigen ist. Die Zusammensetzung die- ses neuen Staffs wird ausgedtickt durch die Formel C, oH,, w42~ Die Reaction, die durch denselhen entsteht, kann leicht durch folgende Gleichuug erklirt werden :

Ueber den Cyansäure-Aether und dessen Derivate

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316 Wurtz: Ueber den Cyans%ure-Aether

XLII.

Ueber den Cyan&we- Aether und dessen Derivate.

VOII

Ad. Wurt~.

CCompt. rend. XXVZZ, Ml.)

Der cynnsaure Aether hildet sich zu gleicher Zeit mit dem cyauursauren, wenn man cyansaures Kali mit Btherschwefelsau- rem Kali destillirt. Es ist sehr leicht, heide Aetherarten vou einander zu trcnnen; der erstere ist sehr fliichtig, der mit ihm isomere kocht hei einer sehr hohen Temperatur.

Durch mehrere Rectificationen fiber Chlorcalcium gereinigt, stellt der cyansaure Aether eine sehr leicht bewegliche, stark lichtbrechende Fliissigkeit dar, von sehr reizendem Geruche, der das heftigste Thrrincn hervorruft. Er ist leichter als Wasser; seine Dampfdichte ist gefunden zu 2,4; seine Zusammensetzung wird ausgedrtickt durch CsH,NO, = C,NO, C,H,O = 4 Vol. Dampf.

Behandelt man den cyansauren Aether mit fliissigem Aetzam- moniak, so l&t er sich unter Wirmeentwickelung auf und durch Verdunstung der Fllissigkeit erhiilt man sch6ne prismatische Krystaile, welche bestehen aus C,HsN20.,; es sind also einfach die Elemente des Ammoniaks hinzugetreten, ohne dass eine Aus- scheidung von Wasser stattgefunden hztte. Die Krystalle sind sehr leicht schmelzbar, sehr l&lich in Wasser und Alkohol; mit kochendem Kali behandelt, entwickeln sie Ammoniak.

Durch das Wasser wird der cyansaure Aether auf eine sehr merkwfirdige Weise verlndert , welche gewissermaassen an die Umwandlung erinnert, welche die Cyan&re selbst erleidet. Es entwickelt sich KohlensLiure und der Aether verwandelt sich in eine krystallinische Masse, welche durch Aull6sung in Alkohol oder Wasser leicht zu reinigen ist. Die Zusammensetzung die- ses neuen Staffs wird ausgedtickt durch die Formel C, oH,,

w42~ Die Reaction, die durch denselhen entsteht, kann leicht durch folgende Gleichuug erklirt werden :

und dessen Deriveto. 317

ZC,H,NO, + 2H0 = 2C0, + C,oH,aN,O,. Ich hahe gleichfalls einen cyansauren Holzlther gefunden

= C,H,NO, = C,NO, C,HsO. Man erhalt die Verbindung durch Destillation von cyansaurem Kali mit holzatherschwefel- saurem Alkali. Es ist ein sehr fltichtiger K&per, den man gleich- falls durch Destillation von dem gleichzeitig sich bildenden, vie1 weniger lhichtigen cyanursauren Metbyloxyd trennen kann. Mit Ammoniak giebt such dieser Aether eine krystallisirende Verbindung C,,H,N,O, ; Wasser zerlegt ihn sofort in Kohlensiure und einen festen, krystallisirbaren Korper, der mit dem ammoniakalischen cyansauren Aether isomerisch ist.

2C,H,NO, + 2110 = 2C0, + C,H,N,O,. Man sieht, beide Aetherarten geben Verbindungen , welche

bis auf einen gewissen Punct dem Harnstoff in der Zusammen- setznng sich n;ihern. Tritt niimlich zu dem Harnstoff ein Aeq. Methylen C,H, oder clessen Elemente, so entsteht daraus der KBrper C,H,N,O,, welcher dem Harnstoff in der Essigreihe entspricht. Es wtirde diess ein dem Harnstoff homologer Kor- per sein. Die Krystalle, welche entstehen durch Behandlung des cyansauren Methyloxyds mit Ammoniak, sind nichts Anderes. Fti- gen wir zu dieser Verbindun, v noclr einmal die Elemente des Methylens t&H,, so steigen wir in der’Reihe der Homologen eine Stufe hoher, wir erhalten CeHsNsO,, den Harnstoff der Meta- cetylreihe. Diese Verbindung wird auf die beiden oben angege- benen Arten erhalten. Durch Behandlung des cyansauren Aethers mit Wasser entsteht der dem Harnstoff homologe KBrper der Valerianreihe.

Man sieht, dass diese Stoffe eine Reihe bilden, die sich sehr leicht urn zwei Glieder vermehren l&St, wenn man das. cyan- saure Amyloxyd darstellt. Wenn man indessen diese Stoffe von der Seite ihrer Constitution und ihrer chemiscben Eigenschaften betrachtet, so erscheint es zweifelbaft , dass die Analogie, welche die Formeln uns darbieten, sich erhalte. Ich fand mimlich, dass die Verhindung, welche man durch Zerlegung des cyan- sauren Aethers durch Ammoniak und die des cyansauren Me- thyloxyds durch Wasser erhat, trotz ihrer gleichen Zusammen- setzung nicht identisch sind ; sie sind nur einander isomer. Ich mochte die erstere Verbindung dem Harnstoff anreihen, die zweite in die, Classe der K&per setzen, welche man unter dem

318 Preisaufgnben.

Namen der Amethanc bezeichnet und welche, wie die Aether, mit einem Amidid verbunden zu hetrachtcn sind.

Die Formel C,H,NsO, kann auf folgende zmei Arten zer- legt werden :

&HO, C,H,O, NH, ; C,NO, C&1,0, C,H, (NH,). Die erste dieser Formeln ist die des Harnstoffs, in welcher

1 Aeq. Wasser ersetzt ist durch 1 Aeq. Aether; die zweite ist tine Verhindung von cyansaurem ~Icthyloxpd , verbunden mit Methylamid. Ehen so kann man die Verbindung C,,H,,N,O, hetrachten als cyansaures Aethyloxyd, mit Aetberamid verbunden, = t&NO, C,H,O, C,H, (ND,).

Harnstoff = C,H,N,O, = &NO, HO, RII,; Ammonik. cyans. Methyloxyd = C,H6N20, = f&NO, C,II,O,

NH, (Acetylharnstoff?) ; Ammoniak. cyans.Aethyloxyd = C,H,N,Oa = C,NO, C,H,O,

NH, (Jletacetylharustoff?); Metl~ylcyametl~an = C,H,NsO, = C,H,NO, + C,H, (NH,); Aethylcyametban = CIoH, ,N,Os = C,H,NO, + C,H, (NH,).

XLIII.

Preisaufgaben.

Die physikalisch-matbematische Classe der KiSniglichen Acade- mie der Wissenschaften zu Berlin wtinscht eine genaue chemi- sche Untersuchung und Vergleichung van Frtichtcn im unreifen und reifcn Zustande. Es erscbeint zweckmfissig, solche Friichte auszuwlhlen’, welche in beiden Zustiinden auffalletide Yerschie- denheiten zeigen. Zuerst wird eine genaue chemische Unter- snchung reifer und unreifer Friichte im Allgemeineru, ued zwar derselhen Pllanze, verlangt. Dann eine Nachweisung, in welchen Theilen der Frucht die gefundenen Bestandtheile oorlcommeu ; such welche Verrinderungeu die festen und flfissigen Theile beim Reifen m6gen erlitten haben; und endlich physiologische Beob- achtungen, welche Einwirkungen durcb W&me, Licht , Feuchtig- keit’, Entblltlerung, Bingela und Einschnitte in das Holz des