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LIEBES PUBLIKUM, FRÄNKISCHER TAG | VERLAGSBEILAGE | AUSGABE 26 langsam kommt Freude auf, die Vorfreude, bald wieder spielen zu können! In einigen Tagen nehmen wir (selbstver- ständlich unter schützenden Hygieneauflagen) den Proben- betrieb wieder auf und bereiten die ersten drei Produktionen der neuen Spielzeit 2020/21 vor. In dieser leider vorzeitig abgebrochenen Saison haben wir große künstlerische Meriten erfahren. Wir waren zu fünf renommierten überregionalen Festivals eingeladen: nach München, Berlin, Mülheim, Memmingen, Heidelberg. So viele Einladungen hatte kein anderes Theater in Bayern! Und wir hatten einen außerordentlich großen Zuschauer- zuspruch mit einer Auslastung von 90 %, ein Rekordergebnis. Wir spüren also den er- mutigenden Rückenwind aus der Stadt und das gibt uns Kraft, unsere Arbeit mit dem gleichen Herzblut und Leidenschaft fortzuführen. Vor Corona schienen Globalisierung, Digitalisierung, Klimawandel, die Zukunft der De- mokratie, Rechtspopulismus und Rassismus die Herausforderungen der Zeit zu sein. Und nun schafft es ein unberechenbares Virus, die Welt zum Anhalten zu bringen und gleich- zeitig wie ein Brennglas auf eben diese Themen zu fokussieren. Die Situation fordert eine Bestandsaufnahme. Dazu wollen auch wir als Theater beitragen mit einer Spielzeit, die sich unter der Frage- stellung „Wo stehen wir?“ mit unserer Standortbestimmung in gesellschaftspolitischer wie individueller Hinsicht beschäftigt, wie immer anhand zeitgenössischer und klassi- scher Texte, wie immer mit unseren Mitteln, anschaulich, unterhaltend, facettenreich, berührend, künstlerisch anspruchsvoll. Wie haben eigens für unsere Zuschauer*innen einen Videobeitrag gestaltet, in dem un- ser Ensemble mit Spielszenen und die Dramaturg*innen mit einführenden Erläuterungen den Spielplan 2020/21 ausführlich vorstellen. Abrufbar auf: www.theater.bamberg.de. Und wenn wir dann im Oktober die Türen zum Theater mit einem heiteren und beschwing- ten Liederabend wieder öffnen können, dann seien Sie dabei. Wir freuen uns auf Sie! Herzlich Ihre Sibylle Broll-Pape WO STEHEN WIR? JUN | JUL ©Matthias Hoch DIE NEUE SPIELZEIT 2020/21 VIDEO-PRÄSENTATION auf unserer Homepage. Alle Stücke der kommenden Saison ausführlich vorgestellt mit Spielszenen des Ensembles und Einführungen der Dramaturgie. DAS ENSEMBLE DES ETA HOFFMANN THEATERS Wir stehen auf der Bühne. / Wir stehen auf der Straße. / Wir stehen gemeinsam für die Gleichbehandlung aller Menschen ein. Ich stehe am Anfang, / Wir stehen am Anfang! Es gibt viele Sachen, die man noch nicht verstehen kann, sondern verherzen muss. Auf einem blauen Planeten, der sich um einen Feuerball dreht, mit einem Mond, der die Meere bewegt. Gestern waren wir dem Abgrund nahe, heute sind wir einen Schritt weiter … Wir haben die Wahl: mit neuem Blick hinzu- schauen und aktiv zu werden – oder uns überfordert von der nahenden Apokalypse nochmal im Bett umzudrehen! An der Regnitz. Ich hoffe sehr, dass wir kräftig in Bewegung bleiben und aktiv eine Zukunft und Gesellschaft gestalten, die auf Generosität, Mut, Empathie und Verstand beruht – privat und politisch! Ich sitze am Straßenhang. / Der Fahrer wechselt das Rad. / Ich bin nicht gern, wo ich herkomme. / Ich bin nicht gern, wo ich hinfahre. / Warum sehe ich den Radwechsel / mit Ungeduld? (B. Brecht) Wir stehen an einem überfüllten Güterbahnhof bei Sonnenaufgang. Wir stehen mitten im Zwischendrin und in unseren Köpfen ruft es: „Das reicht noch nicht! Da geht noch was!“ Stehen und Bewegen. / Beides in ausgewogenem Maß. / Wann und wohin? Mit Kopf und Bauch. / Beides in ausgewogenem Maß. Mitten in der Welt, am Scheideweg, in der Schlange bei Edeka. Es gibt eine Lehre vom richtigen Leben. Auf festem Boden, denn Wir, das sind viele. ANTONIA BOCKELMANN STEFAN HERRMANN PAUL MAXIMILIAN PIRA MARIE- PAULINA SCHENDEL FLORIAN WALTER KATHARINA BRENNER CLARA KRONECK EWA RATAJ DANIEL SENIUK ERIC WEHLAN DANIEL DIETRICH OLIVER NIEMEIER ANSGAR SAUREN STEPHAN ULLRICH ANNE WEISE WWW.THEATER.BAMBERG.DE

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Page 1: VERLAGSBEILAGE - theater.bamberg.de · anderes Theater in Bayern! Und wir hatten einen außerordentlich großen Zuschauer-zuspruch mit einer Auslastung von 90 %, ein Rekordergebnis

LIEBES PUBLIKUM,

F R Ä N K I S C H E R T A G | V E R L A G S B E I L A G E | A U S G A B E 2 6

langsam kommt Freude auf, die Vorfreude, bald wieder

spielen zu können! In einigen Tagen nehmen wir (selbstver-

ständlich unter schützenden Hygieneauflagen) den Proben-

betrieb wieder auf und bereiten die ersten drei Produktionen

der neuen Spielzeit 2020/21 vor.

In dieser leider vorzeitig abgebrochenen Saison haben wir große künstlerische Meriten

erfahren. Wir waren zu fünf renommierten überregionalen Festivals eingeladen: nach

München, Berlin, Mülheim, Memmingen, Heidelberg. So viele Einladungen hatte kein

anderes Theater in Bayern! Und wir hatten einen außerordentlich großen Zuschauer-

zuspruch mit einer Auslastung von 90 %, ein Rekordergebnis. Wir spüren also den er-

mutigenden Rückenwind aus der Stadt und das gibt uns Kraft, unsere Arbeit mit dem

gleichen Herzblut und Leidenschaft fortzuführen.

Vor Corona schienen Globalisierung, Digitalisierung, Klimawandel, die Zukunft der De-

mokratie, Rechtspopulismus und Rassismus die Herausforderungen der Zeit zu sein. Und

nun schafft es ein unberechenbares Virus, die Welt zum Anhalten zu bringen und gleich-

zeitig wie ein Brennglas auf eben diese Themen zu fokussieren. Die Situation fordert eine

Bestandsaufnahme.

Dazu wollen auch wir als Theater beitragen mit einer Spielzeit, die sich unter der Frage-

stellung „Wo stehen wir?“ mit unserer Standortbestimmung in gesellschaftspolitischer

wie individueller Hinsicht beschäftigt, wie immer anhand zeitgenössischer und klassi-

scher Texte, wie immer mit unseren Mitteln, anschaulich, unterhaltend, facettenreich,

berührend, künstlerisch anspruchsvoll.

Wie haben eigens für unsere Zuschauer*innen einen Videobeitrag gestaltet, in dem un-

ser Ensemble mit Spielszenen und die Dramaturg*innen mit einführenden Erläuterungen

den Spielplan 2020/21 ausführlich vorstellen. Abrufbar auf: www.theater.bamberg.de.

Und wenn wir dann im Oktober die Türen zum Theater mit einem heiteren und beschwing-

ten Liederabend wieder öffnen können, dann seien Sie dabei.

Wir freuen uns auf Sie!

Herzlich

Ihre Sibylle Broll-Pape

WO STEHEN WIR?

JUN | JUL

©M

atth

ias

Hoc

h

DIE NEUE SPIELZEIT 2020 / 21

VIDEO-PRÄSENTATIONauf unserer Homepage.

Alle Stücke der kommenden Saison ausführlich vorgestellt mit Spielszenen

des Ensembles und Einführungen der Dramaturgie.

DAS ENSEMBLE DES ETA HOFFMANN THEATERS

Wir stehen auf der Bühne. / Wir stehen auf der Straße. / Wir stehen gemeinsam für die Gleich behandlung aller Menschen ein.

Ich stehe am Anfang, / Wir stehen am Anfang!

Es gibt viele Sachen, die man noch nicht verstehen kann, sondern verherzen muss.

Auf einem blauen Planeten, der sich um einen Feuerball dreht, mit einem Mond, der die Meere bewegt.

Gestern waren wir dem Abgrund nahe, heute sind wir einen Schritt weiter …

Wir haben die Wahl: mit neuem Blick hinzu ­schauen und aktiv zu werden – oder uns über fordert von der nahenden Apokalypse nochmal im Bett umzu drehen!

An der Regnitz.

Ich hoffe sehr, dass wir kräftig in Bewegung bleiben und aktiv eine Zukunft und Gesellschaft gestalten, die auf Generosität, Mut, Empathie und Verstand beruht – privat und politisch!

Ich sitze am Straßenhang. / Der Fahrer wechselt das Rad. / Ich bin nicht gern, wo ich herkomme. / Ich bin nicht gern, wo ich hinfahre. / Warum sehe ich den Radwechsel / mit Ungeduld? (B. Brecht)

Wir stehen an einem überfüllten Güterbahnhof bei Sonnenaufgang.

Wir stehen mitten im Zwischendrin und in unseren Köpfen ruft es: „Das reicht noch nicht! Da geht noch was!“

Stehen und Bewegen. / Beides in ausgewogenem Maß. / Wann und wohin? Mit Kopf und Bauch. / Beides in ausgewogenem Maß.

Mitten in der Welt, am Scheideweg, in der Schlange bei Edeka.

Es gibt eine Lehre vom richtigen Leben.

Auf festem Boden, denn Wir, das sind viele.

ANTONIA BOCKELMANN

STEFANHERRMANN

PAUL MAXIMILIANPIRA

MARIE-PAULINASCHENDEL

FLORIANWALTER

KATHARINABRENNER

CLARAKRONECK

EWARATAJ

DANIELSENIUK

ERICWEHLAN

DANIELDIETRICH

OLIVERNIEMEIER

ANSGARSAUREN

STEPHANULLRICH

ANNEWEISEWWW.THEATER.BAMBERG.DE

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E T A H O F F M A N N T H E A T E R J U N | J U L 2 0 2 0

SCHÖNE AUSSICHTEN!EIN LIEDERABEND MIT TEXTEN VON DANIIL CHARMS U. A.Regie: SIBYLLE BROLL-PAPE

Musikal. Leitung: BETTINA OSTERMEIER

03.10.2020 | GROSSE BÜHNE

Wenn der Pizzabote philosophiert, „wie

leicht die Wünsche anderer zu erfüllen

sind und wie schwer die eigenen Wünsche

zu erfüllen sind“ und auf dem Bamberger

Maxplatz mit dem Pfarrer ins Gespräch

kommt, dann ist die Welt wieder so, wie wir

sie uns wünschen: Voll von (verpassten)

Begegnungen, Sehnsüchten und Musik!

Wir wollen feiern, dass wir wieder bei ein-

an der sein können, herzhaft darüber la-

chen, was uns fehlt(e) und frohen Mutes

davon singen, wie es morgen schon sein

könnte, wenn wir uns endlich wieder be-

gegnen.

Anton Tschechow

DER KIRSCHGARTENRegie: SIBYLLE BROLL-PAPE

09.10.2020 | GROSSE BÜHNE

In dieser feinsinnigen Komödie treffen die

Bewahrer auf blitzgescheite Aufsteiger:

Das Landgut der Ranewskaja ist mit Schul-

den belastet, zu lange hat sie sich nicht

ums Geld geschert, es aber mit vollen Hän-

den ausgegeben. Um das Leben der Adels-

gesellschaft zu retten, könnten dort, wo

der Kirschgarten nur alle zwei Jahre sinn-

und ertraglos blüht, Datschen stehen,

schlägt Kaufmann Lopachin vor. Gut zah-

lende Sommergäste würden die Familie

von ihren finanziellen Sorgen befreien.

Doch lieber als eine pragmatische Lösung

zu finden, wird philosophiert und sich der

Liebe hingegeben.

Björn SC Deigner

DIE POLIZEY URAUFFÜHRUNG AUFTRAGSWERKRegie: DANIEL KUNZE

11.10.2020 | STUDIO

Wie legitimiert der Staat das Gewaltmono-

pol der Polizei, wenn Polizist*innen diese

Gewalt missbrauchen? Verbrechen, Ver-

schwörung, die Nacht: dies sind die Zuta-

ten für Schillers Fragment „Die Polizey“,

das Björn SC Deigner mit seinem Stück fort-

schreibt. Bereits zur Geburtsstunde der mo-

dernen Polizei scheint in ihrer Architektur

die Verflechtung von Verbrechen und poli-

zeilicher Arbeit angelegt zu sein. In der

Gegenwart setzen sich diese Verbindungen

aufs Schärfste fort, wenn V-Leute Verhaf-

tungen vereiteln und Rechtsextremisten

im Sicherheitsapparat keine Seltenheit zu

sein scheinen. Hat sich die Polizei zum

Freund und Helfer der Falschen gemacht?

Paul Maar/Ulrich Limmer

HERR BELLO UND DAS BLAUE WUNDERWEIHNACHTSMÄRCHEN AB 5 JAHREN Regie: JANA VETTEN

21.11.2020 | GROSSE BÜHNE

Der Bamberger Kultautor Paul Maar hat

mit den Geschichten von „Herr Bello“ eine

ebenso magische wie verspielte Welt er-

schaffen, in der ganz alltägliche Kinder-

probleme auf amüsante und wunderbar

tierische Weise verhandelt werden.

Der Apotheker Sternheim lebt zusammen

mit seinem Sohn Max und dem Hund Bello.

Seit Kurzem empfindet er für seine Nach-

barin eine gewisse Zuneigung, doch Max

behagt die Vorstellung überhaupt nicht,

eine neue Mutter zu bekommen. Als eine

alte Frau eines Tages einen zauberhaften

blauen Saft in die Apotheke bringt, neh-

men die Verwicklungen ihren Lauf. Hund

Bello ist nämlich so unvorsichtig und

schlabbert die ganze Flasche des blauen

Tranks aus – wodurch er sich blitzschnell in

den Menschen „Herr Bello“ verwandelt…

Miroslava Svolikova

GOTT IST 3 FRAUEN (Gi3F) URAUFFÜHRUNG Regie: JAKOB WEISS

22.01.2021 | STUDIO

Gott ist kein weißer, weiser Mann, Gott ist

drei Frauen. Und sie sieht die Welt: „da

sind seitenzahlen drin und versprechen.

gesten sind drinnen und kleine tränen. die

vergangenheit ist drin, schaut mal, die

zieht sich dahin. die zukunft auch, oder

nein, die ist noch gar nicht da.“ Ab einem

gewissen Punkt kann man dem Leben auf

der Erde nicht mehr zuschauen, findet

Gott. „das mensch“ Jens steht auf der Erde,

prahlt mit Großtaten und winkt, die Erde

dreht sich weiter. In weiblicher Dreifaltig-

keit muss also kurzerhand für das Ende ge-

sorgt werden – oder ist dies der Anfang?

Thomas Köck

PARADIES FLUTEN/HUNGERN/SPIELENKLIMATRILOGIERegie: CILLI DREXEL

31.10.2020 | GROSSE BÜHNE

Die „Klimatrilogie“ erzählt den Klimawan-

del als Ergebnis unseres kapitalistischen

Wirtschaftens in mal traurigen, mal komi-

schen, immer berührenden Geschichten:

von einer Familie von Wendeverlierern in

Ostdeutschland und dem globalen Sieges-

zug des Kapitalismus nach dem Fall der

Mauer; vom zerstörerischen Kautschuk-

boom in Brasilien im 19. Jahrhundert; von

einem chinesischen Paar, das sich mit dem

Zug nach Italien aufmacht, nur um dort in

einer chinesischen Nähfabrik zu landen;

von einer Handvoll Reisender „im ewigen

ICE der spätmoderne“ in einer menschli-

chen Ewigkeitskomödie. „es reisen um die

welt die waren.“ Und: es reisen um die Welt

die Viren!

Mark Ravenhill

DER STOCK DEUTSCHSPRACHIGE ERSTAUFFÜHRUNGRegie: MATTHIAS KÖHLER

04.12.2020 | STUDIO

Edward steht kurz vor der Pensionierung

als Lehrer, doch es formiert sich Protest,

der den salbungsvollen Abgang verhin-

dert: Vor dem Haus skandieren die Schü-

ler*innen. Sie haben herausgefunden,

dass Edward früher Jungen mit dem Stock

gezüchtigt hat. Schnelle Schläge aus dem

richtigen Winkel, damit die Haut nicht

aufplatzt. Es war damals so. Die sich ver-

meintlich sorgende Mutter, die neolibe rale

Tochter und der alternde Pa triarch im dro-

henden Bedeutungsverlust liefern sich in

gnadenlosen Dialogen einen Schlagab-

tausch, der sich unterhaltsam nicht vor

Härten scheut.

nach Hannah Arendt

DIE BANALITÄT DES BÖSENRegie: CLEMENS BECHTEL

12.03.2021 | STUDIO

Hannah Arendt hat mit ihrem Buch über

den Prozess gegen Adolf Eichmann und dem

Untertitel „Ein Bericht von der Banalität

des Bösen“ weltweit große Empörung aus-

gelöst. Sie befand, dass Eichmann zweifel-

los einer der „größten Verbrecher“ seiner

Zeit gewesen sei und gleichzeitig ein

„Hanswurst“. Ihr wird vorgeworfen, dass

sie einem Theaterspiel Eichmanns im Pro-

zess auf den Leim gegangen sei, der sich

vor Gericht als bloßer „Schreibtischtäter“

nur inszeniert hätte. Nichtsdestotrotz hat

sie der Nachwelt mit der „Banalität des

Bösen“ eine Denkfigur hinterlassen, die bis

heute diskutiert und angewendet wird und

die immer auch mit einem leidenschaftli-

chen Appell für politische Wachsamkeit und

politisches Engagement verbunden ist.

Roland Schimmelpfennig

DER RISS DURCH DIE WELTRegie: SIBYLLE BROLL-PAPE

19.03.2021 | GROSSE BÜHNE

Sue und Tom schwimmen im Geld. Sie be-

kommen Besuch von der jungen Künstlerin

Sophia und ihrem Mitbringsel Jared. Sich

gegenseitig begehrend und verachtend ist

vorherbestimmt, dass diese Abendgesell-

schaft in einer Katastrophe enden wird.

Sophia schwört das Bild eines Flusses

voller Blut, Müll und Kadaver herauf. Die

biblischen Plagen brechen über sie herein

und die einstudierte Besuchsperformance

zerfällt. Rasant kippt die Stimmung von

Champagnerlaune in apokalyptische Düs-

ternis. Ein Glas zerspringt. Rasch muss die

Haushälterin die Scherben aufkehren, da-

mit der Riss übersprungen werden kann.

Ödön von Horváth

KASIMIR UND KAROLINEVOLKSSTÜCK | Regie: STEFAN OTTENI

Musikal. Leitung: BETTINA OSTERMEIER

07.05.2021 | GROSSE BÜHNE

„Als mein Stück 1932 in Berlin urauf-

geführt wurde, schrieb fast die gesamte

Presse, es wäre eine Satire auf München

und auf das dortige Oktoberfest – ich muss

es nicht betonen, dass dies eine völlige

Verkennung meiner Absichten war, eine

Verwechslung von Schauplatz und Inhalt;

es ist überhaupt keine Satire, es ist die

Ballade vom arbeitslosen Chauffeur Kasi-

mir und seiner Braut mit der Ambition,

eine Ballade voll stiller Trauer, durch Hu-

mor gemildert, das heißt durch die alltäg-

liche Erkenntnis ,Sterben müssen wir

alle!‘“, schrieb Ödön von Horváth über sein

vielleicht schönstes Stück voller Liebe,

Sehnsucht und Musik.

Philipp Gärtner

GOLDRegie: WILKE WEERMANN

14.05.2021 | STUDIO

Hier geht der Spätkapitalismus märchen-

haft und fulminant unter. Wo Sterntaler

noch friedlich ihr Nachthemd aufhalten

konnte, bringen die herabfallenden Gold-

klumpen Tod und Verderben. Tilda rettet

sich in die Kanalisation, in der Sandra

schon länger einen besseren Ort abseits

des falschen Systems oben gefunden hat.

Sie bewegen sich aufeinander zu und

können in eine grandiose Zukunft blicken:

Alles, was Sandra verabscheut und Tilda in

den Ruin getrieben hat, ist kaputt; wäh-

rend auch der Pizzalieferant, die Maklerin,

Nissan und Mazda und Tildas Hochstapler-

vater oben heiter ums Überleben kämpfen.

William Shakespeare

WAS IHR WOLLTCALDERÓN-SPIELE Regie: MIA CONSTANTINE

03.07.2021 | ALTE HOFHALTUNG

Herzog Orsino von Illyrien ist ganz krank

vor Liebe zur Gräfin Olivia, die aber in

Trauer um ihren verstorbenen Bruder jeg-

licher Gesellschaft abgeschworen hat. Orsi-

no schickt seinen charismatischen Diener

Cesario zu Olivia, um seine Liebesbot-

schaften zu übermitteln. Und tatsächlich

verliebt sich Olivia, aber nicht in den Her-

zog, sondern in den Boten Cesario. Cesario

ist aber in Wirklichkeit Viola, eine junge

Frau, die nach einem Schiffbruch in Illyri-

en gestrandet ist und sich zum Schutz als

Mann verkleidet hat. Noch komplizierter

wird alles, weil Viola sich Hals über Kopf in

Orsino verliebt hat. Und irgendwann tritt

auch noch Violas verschollen geglaubter

Zwillingsbruder Sebastian auf.

Gabriele Tergit

EFFINGERSBearbeitung: REMSI AL KHALISI

Regie: SIBYLLE BROLL-PAPE

30.01.2021 | GROSSE BÜHNE

„Effingers“ ist ein großer Roman über das

Schicksal zweier jüdischer Familien von

den 1880er Jahren der Gründerzeit in

Franken und Berlin bis zu ihrer Deporta-

tion in die Vernichtungslager 1942. Ihr

Leben wird bestimmt durch Arbeit, Gewin-

ne, Verluste und begleitet von glänzenden

Festen, Theaterbesuchen und kleinen und

großen persönlichen Krisen. Die Enkel-

generation in der Weimarer Zeit stellt die

materiellen Werte ihrer Eltern in Frage, sie

sind offen für andere Sichtweisen auf den

Fortschritt, die Geschlechterrollen und die

soziale Frage. Nicht alle ahnen, wie sehr

sich neue Ideen auch in menschenverach-

tende Ideologie entwickeln. Erst 2019 ist

dieses vergessene Meisterwerk von 1951

wieder in einer Neuauflage erschienen.

PREMIEREN DER SPIELZEIT 2020/21

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E T A H O F F M A N N T H E A T E R J U N | J U L 2 0 2 0

Nicht alle Projekte des Jungen ETA muss-

ten in den letzten Monaten stillstehen. Die

Proben der Spielclubs fanden online als

Videokonferenzen statt. Die diesjährigen

Präsentationen werden daher in diesem

Jahr in ungewohnter Form veröffentlicht

werden, als Hörspiele und Videos.

Der Spielclub Frauen aus aller Welt setzte

sich mit verschiedenen Pionierinnen aus-

einander. Eine davon ist die Göttin Hera,

die sich nicht so leicht von ihrem Ehemann

Zeus an der Nase herumführen lässt.

Der Spielclub Generation beschäftigte

sich intensiv mit Märchen und hat sich ent-

schieden ein ganz eigenes zu schreiben,

in dem die Vorherrschaft der guten und

bösen Mächte im Märchenwald verhandelt

wird.

Der Spielclub Jugend widmete sich in

dieser Spielzeit gleich drei klassischen

Werken. Deren Figuren treffen in einer

Gruppentherapiesitzung mit ihren ganz

eigenen Problemen aufeinander. So versu-

GROSSE EHRE FÜR DAS ETA HOFFMANN THEATER!

DAS DEUTSCHLAND

BUNBURY ERNST SEIN IST ALLES!

DER REICHSKANZLER VON ATLANTIS

Eingeladen zu den Bayerischen Theatertagen | Regie: Sebastian Schug

Eingeladen zu den 45. Mülheimer Theatertagen, zum Festival „radikal.jung“

und zu den Autorentheatertagen am Deutschen Theater Berlin | Regie: Bonn Park

Gleich drei Inszenierungen wurden zu fünf renommierten Festivals eingeladen:

Eingeladen zum Heidelberger Stückemarkt | Regie: Brit Bartkowiak

WAHL-ABO 4+4Alle Angebote des Jungen ETA finden Sie

in unserer neuen Broschüre. Gerne schi-

cken wir Ihnen diese digital oder per Post

zu. Kontakt:

[email protected]

Die Spielclubs improvisieren, erfinden und recherchieren digital weiter.

Normalerweise bist du Theaterpädagogin am ETA Hoffmann Theater, aktuell aber in der Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) tätig. Wie kam es dazu?Zu Beginn der Corona-Krise wurden medizi-

nische Hilfslieferungen bei uns im Theater

kommissioniert und von den Kolleg*innen

an die Bedarfsträger geliefert. Meine Kolle-

gin Saskia Zink und ich waren dabei für die

Organisation im Theater zuständig. Als im-

mer mehr Material für immer mehr Bedarfs-

träger ankam, zog das Lager um und ich

wurde gebeten in der FüGK die Leitung der

Kommissionierung zu übernehmen.

Wie unterscheidet sich deine aktuelle Arbeit von der als Theaterpädagogin?Sehr! Ich arbeite momentan nur mit Er-

wachsenen, überwiegend am Schreibtisch

und auf eine andere Art und Weise kreativ.

Ich habe sehr viel über Tabellenkalkulation

und strukturierte Büroarbeit gelernt – Din-

ge, vor denen ich mich bisher immer drü-

cken konnte, da sie in dem Maße für meine

Arbeit am Theater nicht nötig sind. Aber ich

bin dankbar dafür, dass ich meine Arbeits-

RAMONA PARINOV I E R F R A G E N A N . . .

beizustehen. Sicherlich wird mich auch der

geänderte Blickwinkel auf verschiedene Din-

ge nachhaltig beeinflussen. Ganz besonders

wird mir die Offenheit der Kolleg*innen in

Erinnerung bleiben und die Bereitschaft,

mir geduldig sehr viele Fragen zu beantwor-

ten.

Worauf freust du dich am meisten, wenn das Theater wieder geöffnet wird?Auf den Moment kurz vor der Öffnung des

großen Saals am ersten Premierenabend,

wenn hoffentlich viele Menschen gespannt

darauf warten, dass auf der Bühne endlich

wieder das Licht angeht. Aber auch auf mei-

ne Gruppen, auf die etwa 70 Menschen aus

den Projekten in der BasKIDhall und der

Alevitischen Gemeinde, auf den Spielclub

Generation und die Frauen aus aller Welt.

Theaterbegeisterte Menschen, die mir wirk-

lich ans Herz gewachsen sind! Was mir aber

am Theater fehlen wird, ist der momentan

allmorgendliche Blick auf die vor meinem

FüGK-Bürofenster im 2. OG auftauchende

Drehleiter der Feuerwehr!

Die Fragen stellte

Peter Krauch

T H E A T E R PÄ D A G O G I N

kraft hilfreich investieren kann, während es

gerade kaum möglich ist, meinen eigentli-

chen Beruf auszuüben.

Welche Erfahrungen nimmst du mit zu-rück in deine Tätigkeit am Theater? Definitiv die vielen Begegnungen, die ich

in der FüGK hatte. Ich durfte eine Menge

Menschen kennenlernen, die bereit sind ihre

gesamte Energie einzusetzen, um der Stadt

und ihren Bewohner*innen in einer Krise

chen beispielsweise Luise und Ferdinand

aus Friedrich Schillers „Kabale und Liebe“

ihre Beziehungsprobleme in der Gruppe zu

lösen.

THEATER IN DER PRAXIS – AUCH DIGITALSeit 2015 unser Seminar am Institut für Germanistik der Otto-Friedrich-Univer-sität. Nachricht in den Chat: „@markus, dein

mikrofon ist noch ausgeschaltet.“ Im

briefmarkengroßen Videofenster lächelt

der Student und schüttelt, über sich selbst

belustigt, den Kopf. Das kleine rote Sym-

bol neben seiner Schulter erlischt, jetzt

können wir ihn alle hören. Er beschreibt,

wie er den Horror in Bonn Parks Stück

„DAS DEUTSCHLAND“ in dem überdimensi-

onalen Marmeladenglas entdeckt. Wie Blut

mute die Marmelade an, wenn Emulie das

Messer ableckt.

Seit 2015 besteht zwischen der Otto-Fried-

rich-Universität Bamberg und dem ETA

Hoffmann Theater eine wertvolle Koopera-

tion und wir freuen uns, dass das studenti-

sche Publikum ab Oktober wieder Vorstel-

lungen bei uns besuchen kann. Nicht nur

die Studierenden des Seminars „Theater in

der Praxis – Schwerpunkt Dramaturgie“,

das von Remsi Al Khalisi und Victoria Weich

geleitet wird, können dann endlich wieder

live Theater erleben. Im Sommersemester

wurde der Kurs – wie das ganze Vorle-

sungsprogramm – kurzerhand ins Digitale

überführt. So haben die Studierenden ge-

lernt, Mitschnitte zu analysieren, disku-

tiert wurde per Videokonferenz – und das

mit großer Freude. Dass das „richtige“

Theatererlebnis natürlich nur stattfinden

kann, wenn sich Publikum und Schauspie-

ler*innen in einem Raum befinden, wurde

im Seminar auch besprochen. Hoffentlich

haben wir miteinander den Blick auf die

Einzigartigkeit des Mediums Theater ge-

schärft, bestimmt aber

große Vorfreude auf das

Gemeinschaftserlebnis

Theater gucken geweckt!

Remsi Al Khalisi Victoria Weich

Sie wollen sich nicht auf Termine festlegen und trotzdem regelmäßig ins Theater?

4 Stücke auf der großen Bühne und 4 Stücke im Studio.

Das Abo ist übertragbar und auch mit mehreren Personen nutzbar.

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E T A H O F F M A N N T H E A T E R J U N | J U L 2 0 2 0

ABONNEMENTS, RESERVIERUNG UND VORVERKAUF Öffnungszeiten Theaterkasse: Di - Fr 11.00 - 14.00 Uhr Mi zusätzl. 16.00 - 18.00 UhrTelefon: 0951 87 30 30E-Mail: [email protected] auf www.theater.bamberg.de

WEITERE VORVERKAUFSSTELLENbvd Kartenservice, Tel: 0951 980 82 20, Bamberg Tourismus & Kon gress Service, Tel: 0951 297 62 00, bei allen Geschäftsstellen des Fränkischen Tages

THEATERKASSE ETA Hoffmann Theater E.T.A.-Hoffmann-Platz 1 96047 Bamberg

Das ETA Hoffmann Theater ist ein gemeinnütziger Regiebetrieb der Stadt Bamberg und wird kontinuierlich gefördert vom Freistaat Bayern und dem Bezirk Oberfranken.

IMPRESSUMVerantwortlich für den Inhalt: Remsi Al Khalisi, Victoria Weich, Dominik Huß, Ramona Parino,Peter Krauch, Saskia Zink

Gestaltung: Designbüro Schönfelder

Druck: Druckzentrum Oberfranken

WIR VERLOSEN EINEN GUTSCHEIN!Welche Frage steht als Motto über der Spielzeit 20/21?

Gewinnen Sie einen Theater-Gutschein für zwei Personen.

Einsendeschluss ist der 13. Juli 2020.

Ihre Antworten richten Sie an: [email protected]