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VIERTELVOR Das Heft fürs Nauwieser Viertel # 8 07/07 kostenlos Nauwieserfest-Programm im Innenteil Titelbild von Andrea Ludwig

Viertelvor Ausgabe 8

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Viertelvor – das Magazin für's Nauwieser Viertel – Ausgabe 8 vom Juli 2007

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VIERTELVORDas Heft fürs Nauwieser Viertel

#807/07kostenlos

Nauwieserfest-Programmim Innenteil

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Willkommen zur 8. Ausgabe von VIERTELVOR!

Der nachwuchsbedingte Ausfall der letzten Winterausgabe hat mir so gut gefallen, dass ich ent-schlossen habe ...nein, nicht jedes Jahr für Nachwuchs zu sorgen... sondern VIERTELVOR nur

noch einmal jährlich erscheinen zu lassen. Die Entscheidung fällt letztendlich auf den benötigtenAufwand zurück, der zwar jedesmal ungeheuer spannend und höchst interessant ist, aber auch sehrzeit- und nervenaufreibend. Deswegen wird nun die doppelte Energie in eine jährlich erscheinen-de Ausgabe gesteckt, die dafür umso anmutiger, aufgeweckter, amüsanter und aufklärerischer seinsoll.

In unserer aktuellen Ausgabe möchten wir unter anderem den etwas anderen „Pirelli-Kalender“ mittollen rechtschaffenen Handwerkermotiven präsentieren – damit kann man die Tage zählen bis zumnächsten Nauwieserfest im Juli 2008 (und damit auch zum nächsten VIERTELVOR, denn viertel nachist ja auch immer viertel vor). Desweiteren möchten wir nicht nur in unserem Kiez verharren, sondernblicken als aufgeschlossene Viertler auch mal über unseren Tellerrand hinaus und berichten von an-sprechenden Veranstaltungen außerhalb, die natürlich auch ihren jeweiligen Bezug zu unserem„Quartier“ haben.

viel Spassss!Ralf Leis

Improvisation statt Kastration!!Regeneration statt Depression!!

Untergrundorganisation statt Kollaboration!!Kontemplation statt Kontamination!!

und

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Inhalt

7 kurzes

10 was fe ltMangel und Lücken im Viertel, von Ralf Leis

16 croissant de luxeInterview mit Fredi Stein und Horst Sander, von Mazze Gaspers und Ralf Leis

25 der viertel-handwerker-kalendermit Fotografien von André Mailänder

32 programm nauwieserfestDas Fest der Feste

42 im zug nach nirgendwoLanoo entzückt die Massen, Reportage von Lars Palomas

50 support your local herosInterview mit Thilo Ziegler, Geschäftsführer vom Rocco del Schlacko, von Ralf Leis

56 poesie aus dem viertelFrau Nachbars Dichtkunst

60 wie gut kennst du dein viertel?von Stefan „Ede“ Grenner

64 impressumWerWieWas

66 nachschlagpräsentiert von Nilani Printz, Naturkost Ringelblume

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LEIS

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Kurzes

♠ Grundgütiger...Am St. Johanner Markt hat sich schon

immer die hippe Crowd versammelt wiedas Cover dieser Single beweist. Gibt’sheute eigentlich auch noch Bands, die denMarkt besingen und wie hört sich das an?

♠ „...und zwar ohne meine Krone undohne Hosen.“

♠ Geburtstag Ider fahrradladen feiert in diesem Jahr

seinen vierteljahrhundertsten Geburtstagund wir möchten dazu herzlich gratulieren.Seit 1982 existiert das Fahrradfachgeschäftnun schon im Nauwieser Viertel. Anfangsin der Blumenstraße angesiedelt, zog derLaden 1990 in den neugegründeten Kultur-und Werkhof um. Auf dass er die nächsten25 Jahre auch noch erfolgreich dort hei-misch sein möge, Prost!

♠ Dadaismus RevisitedDas sagt Wikipedia: Der Dadaismus war

eine künstlerische und literarische Bewe-gung, die 1916 in Zürich gegründet wurdeund sich durch Ablehnung „konventionel-ler“ Kunstformen und überkommener bür-gerlicher Ideale auszeichnete. Im Wesent-lichen war es eine Revolte gegen die Kunstvon Seiten der Künstler selbst, die die Ge-sellschaft ihrer Zeit und deren Wertesystemablehnten.

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Auf dem Weg zu Freifrau Schmidt nahm er noch was zu trinken mit. Robert Gernhardt

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Kurzes

♠ Die Botschaftmag etwas ungelenk formuliert sein,

aber wir verstehen und sehen das ähnlich.

♠ Geburtstag IIHerzlichen Glückwunsch rufen wir

der Mutter aller Viertelszenekneipen, demGasthaus Bingert zu. Und zwar zum 300.Geburtstag! Kleiner Scherz. Dreißig Jahrebehauptet sich die Kneipe nun schon mitan Starrsinn grenzender Beharrlichkeit inunserer Mitte. Am 17. Mai 1977 wurde dasGasthaus über dem Nauwieserviertel abge-worfen und diesen Umstand feierte man imJuni diesen Jahres in guter Tradition miteinem rauschenden Fest. Wir wünschendem Bingert noch ein langes und gesundesLeben!

Wer mehr über die Kneipe erfahrenmöchte, dem sei VIERTELVOR Nr. 6 ansHerz gelegt, dort wird die wahre undlückenlose Geschichte des Bingert erzählt.

♠ Viertel – Rio – Tokio, Neues aus der SeilerstraßeNun, das hätte uns ja mal jemand sagen können. Dass die geplante Verlängerung der

Landebahn vom Flughafen Ensheim bei uns hier in der Seilerstraße stattfinden soll! Dann hät-ten wir uns in der letzten Ausgabe zurückgehalten bezüglich des Bäumefällens. NATÜRLICHhaben dann die Bäume hier nix mehr zu suchen! NATÜRLICH kann man dann auch großzügi-ge Kläranlagen für Hunde installieren. NATÜRLICH muss es dann nachts viel heller sein.Seeehr viel heller sogar. Dass die Vögel dann die Nacht durchzwitschern, weil sie denken, eswär Tag – du meine Güte, Die Zukunftswerkstatt Saarbrücken verlangt halt ein paar Opfer...

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was fe lt?Ja genau, wo herrschen Mangel und Lückenim Viertel? Dazu haben wir uns umgeschautund bei Viertlern umgehört, bei dem kleinenMann auf der Straße...von Ralf Leis

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♠ Wurde mit Abstand von den meistenBefragten genannt: Im Gegensatz zueinem Dixi-Klo fehlt auf dem Max-Ophüls-Platz eine ordentliche Rostwurstbude, mit‘ner vernünftigen Currywurst, verflixt!

♠ Der gemeine Viertler schätzt dielockere gemütliche Lebensart, mag

keine Verbote, lässt sich eh ungern wasvorschreiben, versteht schon gar nichtrestriktive Drogenpolitik. Es fehlt hier

also gar nicht: Ein Rauchverbot.

♠ Fehlt ganz klar:Stammessen im GasthausKlein. Kotelett mit Platt-geschmelzte, Gefillte mitSauerkraut, Schniposa,Hühnerfrikasee... ach.

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♠ „Außergewöhnliche Wohnungenund attraktive Geschäftsräume

für gehobene Ansprüche.“(Irgendwie fühlt man sich einbisschen an „Asterix und die

Trabantenstadt“ erinnert, oder?)

♠ Ein „n“ (Sofern es nichtTschiedermän heißen soll).

♠ Tja, und vielleicht ein paargewöhnliche, nette Wohnungenmit fairen Mieten.

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♠ Es fehlt nicht mehr: derCoca-Cola-Puff. Aber immernoch: das Coca-Cola-Schild.

♠ ...und eine größereAuswahl an

Klamottenläden.

♠ Wird ebenfalls vermisstim Viertel: mehr Clubs mitordentlicher Livemusik.

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♠ Wie in jeder Stadtfehlt es immer und

überall an genügendSpielraum für die Kleinen.

♠ Lebensmittelläden habenmittlerweile einen schwerenStand im Viertel. Der kleine,

aber feine Laden mit persönlicherNote und freundlicher Beratung,in dem man vielleicht sogar einpaar Lebensmittel kaufen kann,

ist offensichtlich out.

♠ Ebenso wünscht man sich mehr Sitz-gelegenheiten als Kommunikationspunkte.

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♠ ... und hier soll bitte ein kleinesSchwimmbad hin. Danke.

(Vielleicht sollte man sich beidieser Gelegenheit auch nochGedanken über ein zweitesmachen, in dem die Omis ihreBahnen ziehen können. Denndieses hier würde wohl verstärktvon Förster-Juz-Kids frequentiertwerden zum Girlies-Tunken...)

...desweiteren wurde bei unserer kleinen Umfrage im Viertel vermisst: ♠ Kiosk/Büdchen (das ruhigbis nachts um 2 geöffnet haben kann), ♠ mehr Litfaßsäulen (wo das wilde Plakatieren doch so bösegeworden ist), ♠ Außenausschank bis 1.00 Uhr, ♠ eine Kunstgalerie, ♠ nachts was Kleines zufuttern (Erinnert sich noch jemand an die Croissants vom Schauss...?), ♠ Wasser, ♠ die Bäume inder Seilerstraße (jaja, das alte Thema, aber ihr wisst doch: Opfer bringen und so...) sowie ♠ einewöchentlich stattfindende Schnitzeljagd durchs Viertel (Diesen Vorschlag unterstützen wir ganzbesonders! Anm. d. Red.).

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Nauwieserviertel // Cecilienstraße 31 // 66111 Saarbrücken // 06 81-3 55 33

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Das Haus Nr. 29 in der Försterstraße blickt auf eine langeTradition des Bäckerhandwerks zurück und die BäckereiStein kann man mit Fug und Recht als Institution imViertel bezeichnen. Mit „Fredi“ Stein, dem vormaligen,und Horst Sander, dem heutigen Besitzer, haben wiruns über früher und heute unterhalten.von Mazze Gaspers und Ralf Leis, Fotos von Ralf Leis

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Die Backwaren der Bäckerei Stein genießeneinen ausgezeichnetenRuf nicht nur im Vier-

tel, sondern in der ganzen Stadt. Selbst die Zeit-schrift „Der Feinschmecker“, die sich bekannt-lich mit den Fragen des gehobenen Genussesbeschäftigt, empfiehlt die Bäckerei als eine derbesten Deutschlands. Samstagsmorgens stehendurchaus auch mal Menschenschlangen bis aufdie Straße. Darüberhinaus sind Wohnungssu-chende im Viertel gut beraten, ebenfalls dortvorbeizuschauen, denn die Ladentür ist diezentrale Anlaufstelle für Wohnungsanzeigen imNauwieserviertel.

Und da der Name Fredi Stein immer fällt,wenn es um alte Geschichten aus dem Viertelgeht, war es für uns nur logisch, diesem sympha-tischen Herrn, der nicht nur in dem Haus in derFörsterstraße 29 wohnt, sondern sogar dort ge-boren wurde, einen Besuch abzustatten.

Herr Stein, heißen Sie Fredi oder ist das neAbkürzung?

Ich heiße Ferdinand wie mein Vater. Des-wegen haben sie mich immer „Fredi“ gerufenund meinen Vater „Ferd“, damit das nicht ver-wechselt wurde. Hier im Viertel war ich immernur „Steine Fredi“. Wenn irgendwo was kaputtwar oder angestellt wurde, hieß es immer: „DeFredi war beschtimmt dabei, gehn mer mol hin“und dann haben die Leute immer unten imLaden gestanden, haha.

Wie gings los mit der Bäckerei Stein?Das Haus hier wurde schon gebaut von

einem Bäckermeister! Das war der NikolausKessler so um 1906 und mein Vater, ebenfallsBäckermeister, hat die Bäckerei dann 1935 vondem übernommen. Ich bin dann kurz danach,1936, hier auf die Welt gekommen.

Sind Sie dann auch bei Ihrem Vater in dieLehre gegangen?

Ja genau. 1950 war das. 1966 habe ich danndie Bäckerei von meinem Vater übernommen,nachdem ich 3 Jahre Bäcker bei ihm und direktanschließend 3 Jahre Konditor im Café Kiwitt inder Bahnhofstraße gelernt habe. Ich hab dannauch noch beim Kiwitt als Geselle geschafft.Ja, und im Dezember 2001 hat dann der HorstSander die Bäckerei übernommen.

Liegt das Bäckerhandwerk also bei IhrerFamilie in den Genen?

Ach, was heißt Gene, der elterliche Betriebwar halt da und dann war es naheliegend, dassich auch Bäcker lerne. Mein Onkel, der Brudervon meinem Vater, war übrigens Bäckergesellebeim Stübinger. Ich hab dann noch den Kondi-tor gemacht, damit man auch noch was anderesmachen kann wie nur die Bäckerei.

War das damals auch ein Trend – konven-tionelles Backwerk als Grundnahrungsmittelund die Konditorei für den gestiegenen Luxus-bedarf?

Ja schon, in den 50er Jahren haben sich ja

croissantde luxe

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auch die Bedürfnisse geändert. Das sind schon2 verschiedene Berufe, auch wenn die heutigenBäcker schon mehr Feinbäckerei machen. InFrankreich sind die beiden Bereiche ja nochmehr getrennt. Dort gibt’s den Boulanger, densogenannten Pâtissier und den Chocolatier. Dassind vollkommen getrennte Berufe. Als ich da-mals die Konditorlehre angefangen habe, hatder alte Kiwitt gesagt: Egal, was du gelernthast, du lernst 3 Jahre oder gar nicht.

Und dann haben Sie irgendwann IhrenMeister gemacht?

Ja, 1962 glaub ich. Ich hab ja keinenBäckermeister gemacht, sondern Konditor-meister. Für Bäckermeister hatte ich nicht ge-nug Gesellenjahre. Wir waren damals die er-sten, die hier oben in der Mügelsbergschuledie Meisterprüfung abgelegt haben. Der HeinzSchubert hat mit mir zusammen die neugebau-te Backstube da oben eingeweiht. In beidenBerufen darf ich ausbilden, in unserer Prüfunggab es auch zum ersten Mal Pädagogik alsPrüfungsfach.

Hatten Sie viele Auszubildende?Nein, eigentlich nicht, irgendwann hatte ich

die Lust verloren, die hatten immer ihre Rechtegewusst, aber weniger ihre Pflichten, haha. Ichhatte eigentlich immer nur mit einem Bäcker-gesellen zusammengearbeitet und meine Fraustand von morgens bis abends im Laden. 1980

haben wir dann ein Café in der Kronenstraßeam St. Johanner Markt aufgemacht, 10 Jahrebis August 1990 haben wir das gemacht, da hat-ten wir dann auch mehr Angestellte.

Haben Sie jemals gehadert mit IhremBeruf? Ist ja doch ein anstrengendes Geschäft.

Nein, würde ich nicht sagen. Ich backegern! Auch die Konditorei – ich war immer froh,wenn ein Kunde kam mit einem Spezialauftrag,das war dann immer eine besondere Heraus-forderung. Natürlich ist das ein anstrengenderBeruf. Wissen Sie, als ich anfing zu lernen, hat-ten wir Doppelzentner-Mehlsäcke, 100 Kilo!Dann kamen die 50-Kilo-Säcke und heute gibt’s25-Kilo-Säcke. So ein Doppelzentner Zucker,der stand da wie angenagelt, wenn man die jah-relang herumhievt, das merkt man in denKnochen!

Und wann hat der Wecker geklingelt?Um 1 in der Frühe. Und Freitag abends bin

ich immer schon um 8 oder 9 in die Backstube.Ich hatte in meinem ganzen Arbeitsleben kei-nen einzigen 8h-Arbeitstag, da hab ich von ge-träumt! An Feiertagen wie Weihnachten oderOstern gabs auch mal gar keine Nachtruhe!Manchmal haben auch meine Freunde an dieScheibe von der Backstube geklopft und geru-fen: „Wir gehn jetzt heim!“, haha.

Sie haben ja bestimmt durchgängig IhreKundschaft gehabt. Heute ist das ja schwieri-

♠ Der Laden ca. 1935. Von links: Fredi Steins

Schwester Lore, Mutter und Vater Stein, eine

Verkäuferin. Fredi Stein war noch nicht geboren.

♠ Eine Hochzeitstorte von Konditormeister Stein.

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ger mit den ganzen Billigbackheimern.Ja, wir hatten auch viel Kundschaft, die gar

nicht ausm Viertel war. Früher hätte man auchvon der Viertelkundschaft alleine leben können.In jedem Stadtviertel gab es ja mehrere Bäcker,Metzger, Lebensmittelhändler. Wir haben jahauptsächlich Ladengeschäft gehabt und nurwenige Lieferungen für Cafés oder so. Manch-mal kamen auch welche und wollten 300Croissants und dafür noch immense Prozente.Da hab ich gesagt, Arbeit hab ich genug, ichmuss mir nicht noch welche kaufen! Das kannich nicht machen. Unsere Kapazität war voll-kommen ausgelastet und für die Lieferung von300 Croissants mach ich meiner Kundschaftkeine schlechte Ware. Mehr wie arbeiten kannman ja nicht, oder?

Richtig! Sie sind hier geboren, wie sehenSie das Viertel heute, was hat sich verändert?

Wie gesagt, früher gabs ja an jeder EckeLebensmittelgeschäfte. Im Ubu Roi war früherein ASKO und ein EDEKA direkt gegenüber(Im heutigen Humpty. ASKO war damals übri-gens die erste saarländische Supermarkt-Kette.Erinnert sich noch jemand an den Spruch:„Dumm wie ASKO-Brot?“ Anm. d. Red.). Das

SOG-Theater in der Grünstraße war ein reinesKartoffelgeschäft, im Buchladen in der Förster-straße war die Pferdemetzgerei und im heuti-gen Fellini eine normale Metzgerei. Alleinehier in der Ecke gabs 3 Milchgeschäfte und zeit-weise existierten im Viertel bis zu 7 Bäckereiengleichzeitig. Also Essen gabs genug im Viertel,haha.Da hat sich wirklich eine Menge verändert. Daoben wo jetzt das Pflegeheim ist, war eine un-bebaute Fläche, das war das sogenannte „Ei“,da konnten wir als Kinder immer „Messerches“und „Pfeilches“ spielen.

Was ist das denn? Pfeil und Bogen??Nein, da wurde ein Carré auf dem Boden

aufgezeichnet und nebenan beim Bock, einemSchrotthändler, haben wir uns Metallpfeile ge-klaut, möglichst mit einer großen Spitze. Diesewurden dann in das gegnerische Land gewor-fen und wenn der Pfeil steckenblieb, durfte mandem anderen ein Stück von seinem Land ab-schneiden. Das ging so lange, bis das Land voneinem komplett aufgebraucht war. Ja, so habenwir früher gespielt, haha.Früher war hier ja auch jede Straße ein abge-grenzter Bezirk mit seiner eigenen Clique. Die

„Ich hatte inmeinem ganzen

Arbeitslebenkeinen einzigen8h-Arbeitstag,da hab ich von

geträumt!“

♠ Ferdinand Stein,

genannt „SteineFredi“

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Oberförsterstraße wollte z. B. mit der Unter-försterstraße nix zu tun haben. Und mit denenvom Mügelsberg haben wir auch immer imKampf gelegen. Auf der Straße konnte man da-mals auch noch Völkerball spielen oder Fußballaufs Kellerloch. Es gab ja noch so gut wie keineAutos. Beliebt war auch vom Schumannsbergmit dem Schlitten runterfahren. Unten hat einerin der Richard-Wagner-Straße auf die Straßen-bahn aufgepasst und die anderen sind runter-gefahren.

Stimmt, da ist früher ja die Straßenbahndurch die Richard-Wagner-Straße gefahren.

Ja, die ist hochgefahren bis zum Rotenbühlunterhalb vom Totobad, da wo jetzt noch derKreisel ist, und wieder zurück.

Bei vielen älteren Viertelbewohnern wieIhnen ist eine große Verbundenheit zumViertel zu spüren und viele ältere Menschenvon außerhalb dagegen hatten oft die merk-würdige Vorstellung, dass hier täglich minde-stens 3 Raubmorde passieren...

Ach Gott, da wurde immer viel übertrieben.„Um Himmels willen, das ist ja schlimmer wiein St. Pauli aufm Kiez“ hieß es da. Da ist viel

Mythos dabei. Natürlich gab es da auch einpaar Kneipen, da gings schon ein bisschen rau-her zu. Hier gegenüber z. B., im „Im Viertel“war der „Rommel“. Da saßen schon ein paarJahre Zuchthaus auf einem Haufen zusammen.Der hatte sich eine Sondergenehmigung er-gaunert und durfte bis um 5 Uhr öffnen. Dannkamen da die Zuhälter an mit ihren Autohupen,die Melodien spielten. Wenn sie mich in Ruhelassen – von mir aus...

Ein paar Tage nach unserem Besuch bei HerrnStein suchen wir Horst Sander, den heutigen

Betreiber der Bäckerei auf, um auch mit ihm einbisschen zu plaudern über früher, heute und denFettgehalt von Croissants:

Herr Sander, wie kams zu der Übernahme,kannten Sie die Steins?

Meine Schwester wohnt hier in der Blumen-straße, die hat mich damals auf die Idee ge-bracht. Ich kam ja erst recht spät zum Bäcker-handwerk, 2000 habe ich meinen Gesellenbriefund danach 2001 den Bäckermeister gemacht –als ältester Teilnehmer in meinem Jahrgang

„Das ist keineZauberei. Mehl,Wasser, Meer-salz und Hefe,fertig.“

♠ Horst Sander

bestreitet Hexenkünste.

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und mit dem bestem Abschluss, aber das ist janicht so wesentlich. Ich habe dann hier ange-fragt und es hat letztlich ja auch geklappt.

Gab’s da Vorbehalte seitens der altenKundschaft?

Eigentlich nicht. Die Kunden haben mir vonBeginn an großes Vertrauen entgegengebracht,obwohl am Anfang nicht immer alles rundge-laufen ist. Da der Herr Stein ja einen sehr gutenNamen hatte, war das umso schwieriger, nachund nach hat sich aber alles eingespielt. Mit derZeit habe ich auch neue Produkte aus dem Bio-bereich integriert, was mittlerweile 40% desAngebots ausmacht.

Die Kundschaft ging also schnell mit?Ja schon, ich hab ja weiterhin auch die

konventionellen Backwaren angeboten, umden Kunden die Möglichkeit zu lassen, sichselbst zu entscheiden.

Sie haben die Einrichtung im 50er-Jahre-Stil gehalten, spricht das für eine gewissesTraditionsbewusstsein?

Ja, das wollte ich nicht verändern, weil dasimmer seltener wird. Überall sieht man dieseneuen perfekten Ladeneinrichtungen mit uni-

formierten Mitarbeitern und wir wollten demschon bewusst etwas entgegensetzen. Das ist jaauch ein etwas beengter Laden, da passte dasauch gut, diesen Stil beizubehalten.

Mittlerweile findet man größtenteils nurnoch Brötchen nahe am Schwebezustand.Hier haben die Backwaren noch Gehalt undGewicht, sie lösen sich beim Reinbeißen nichtin krümelige Luft auf, woran liegt das?

Die Brötchen werden noch nach altem Re-zept gemacht mit einer Langzeitführung, d. h.je länger der Teig gerührt wird, desto mehr Ge-schmacksstoffe entwickeln sich. Das ist natür-lich aufwendig und entsprechend kosteninten-siv. Die neumodischen Backmittel enthaltenhalt Zusatzstoffe, die eine lange Teigführungersparen, allerdings bekommen die Brötchendann eben auch eine andere Konsistenz undwerden entsprechend, naja, „luftiger“.

Also werden hier – hoho – keine kleinenBrötchen gebacken und der Fokus liegt haupt-sächlich auf der Qualität?

Ja, das ist das Ausschlaggebende und stän-diger Hintergrund. Da ist auch keine Zaubereidabei, die alten Bäcker können das ja alle noch

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♠ Rund 400 Produkte, darunter ca 15 Brotsorten, ent-

hält das Angebot der Bäckerei.

♠ Auch die Ästhetik ist lecker: Teigrührmaschinen

in ihrem (mindestens) zweiten Frühling.

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und die Zutaten für Brötchen sind auch immernoch die gleichen: Mehl, Wasser, Meersalzund Hefe, fertig.

Der Unterschied zwischen Doppelweckund Tafelweck liegt dann eigentlich nur in derForm, oder?

Die Form spielt eine große Rolle und be-einflusst auch den Geschmack. Durch dasunterschiedliche Teigvolumen und größereOberfläche verändern sich auch Backzeit und-temperatur und das schlägt sich auf die Ge-schmacksentwicklung nieder.

Aha, war mir nicht bewusst. Sie habenviele Demeter-Sachen im Angebot, was be-deutet der Begriff genau?

Demeter ist der Qualitätsbegriff der bio-logisch-dynamischen Landwirtschaft. Den De-meter-Verband gibts weltweit und nur strengkontrollierte Vertragspartner dürfen das Deme-ter- Zeichen nutzen. Da gelten für die Erzeugerund Weiterverarbeiter die strengsten Richt-

linien im Biobereich. Ursprünglich kommt derName von der griechischen Göttin für dieFruchtbarkeit der Erde und des Getreides.

Letzte und wichtigste Frage: Wieviel Butterenthält ein Croissant?

Genug! Haha. Nach den Richtlinien fürKleingebäcke muss der Fettgehalt bei Butter-croissants bei mindestens 40% liegen. Die Her-stellung ist ganz interessant: (holt Stift und Pa-pier, um Skizzen anzufertigen, siehe rechts)Der Teig, der ja auch schon Butter enthält, wirdmehrfach dünn ausgerollt und mit eingearbeite-ten Butterschichten immer wieder zusammen-gefaltet, das nennt man Tourieren. So könnenbis zu 144 Schichten entstehen. Zwischendurchgibt’s dann immer wieder Ruhezeiten. Bei derErhitzung bildet sich dann Luft zwischen denSchichten und diese sorgt für die Lockerheit,ähnlich wie beim Blätterteig.

Interessant! Das wars auch schon, vielenDank für das Gespräch! ♠

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Nauwieserstraße 1966111 Saarbrücken

Telefon 0681/3906600Telefax 0681/3906680www.schreinerei-ott.de

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Butter

Butter

möglicherweiseButter

ButterButter

Butter Butter

♠ Zubereitung von Buttercroissants: Wichtig sind natürlich auch die Zutaten.

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RingelblumeNaturkostCecilienstraße 2366111 SaarbrückenTel: 06 81 / 39 71 35

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Giuseppe Pascale

Nauwieserstraße 9 • Tel: 06 81 / 3 65 71

VALENTESalon

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derviertel

handwerkerkalender

Allerhöchste Zeit, denn den gibt’s noch nicht:den Viertel-Kalender, der von Nauwieserfest zuNauwieserfest reicht. Also hier bitteschön, ex-klusiv zum runterzählen mit (wirklich) coolenMännermotiven.

Fotografien von André Mailänder

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August 07

Montag 30 6 13 20 27

Dienstag 31 7 14 21 28

Mittwoch 1 8 15 22 29

Donnerstag 2 9 16 23 30

Freitag 3 10 17 24 31

Samstag 4 11 18 25

Sonntag 5 12 19 26

September 07

Montag 3 10 17 24

Dienstag 4 11 18 25

Mittwoch 5 12 19 26

Donnerstag 6 13 20 27

Freitag 7 14 21 28

Samstag 1 8 15 22 29

Sonntag 2 9 16 23 30

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Schreinerei Ott, Nauwieserstraße

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Autoservice Bucher, Grünstraße

Oktober 07

Montag 1 8 15 22 29

Dienstag 2 9 16 23 30

Mittwoch 3 10 17 24 31

Donnerstag 4 11 18 25

Freitag 5 12 19 26

Samstag 6 13 20 27

Sonntag 7 14 21 28

November 07

Montag 5 12 19 26

Dienstag 6 13 20 27

Mittwoch 7 14 21 28

Donnerstag 1 8 15 22 29

Freitag 2 9 16 23 30

Samstag 3 10 17 24

Sonntag 4 11 18 25

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Dezember 07

Montag 3 10 17 24 31

Dienstag 4 11 18 25

Mittwoch 5 12 19 26

Donnerstag 6 13 20 27

Freitag 7 14 21 28

Samstag 1 8 15 22 29

Sonntag 2 9 16 23 30

Januar 08

Montag 7 14 21 28

Dienstag 1 8 15 22 29

Mittwoch 2 9 16 23 30

Donnerstag 3 10 17 24 31

Freitag 4 11 18 25

Samstag 5 12 19 26

Sonntag 6 13 20 27

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der fahrradladen, Nauwieserstraße

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Februar 08

Montag 4 11 18 25

Dienstag 5 12 19 26

Mittwoch 6 13 20 27

Donnerstag 7 14 21 28

Freitag 1 8 15 22 29

Samstag 2 9 16 23

Sonntag 3 10 17 24

März 08

Montag 3 10 17 24 31

Dienstag 4 11 18 25

Mittwoch 5 12 19 26

Donnerstag 6 13 20 27

Freitag 7 14 21 28

Samstag 1 8 15 22 29

Sonntag 2 9 16 23 30

Tinos Hundesalon, Richard-Wagner-Straße

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April 08

Montag 7 14 21 28

Dienstag 1 8 15 22 29

Mittwoch 2 9 16 23 30

Donnerstag 3 10 17 24

Freitag 4 11 18 25

Samstag 5 12 19 26

Sonntag 6 13 20 27

Mai 08

Montag 5 12 19 26

Dienstag 6 13 20 27

Mittwoch 7 14 21 28

Donnerstag 1 8 15 22 29

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Samstag 3 10 17 24 31

Sonntag 4 11 18 25

Nauwieser Copier & Offset, Rotenbergstraße

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Juni 08

Montag 2 9 16 23 30

Dienstag 3 10 17 24

Mittwoch 4 11 18 25

Donnerstag 5 12 19 26

Freitag 6 13 20 27

Samstag 7 14 21 28

Sonntag 1 8 15 22 29

Juli 08

Montag 7 14 21 28

Dienstag 1 8 15 22 29

Mittwoch 2 9 16 23 30

Donnerstag 3 10 17 24 31

Freitag 4 11 18 25

Samstag 5 12 19 26

Sonntag 6 13 20 27

GEO Metallbau, Rotenbergstraße

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programm nauwieserfest

Willkommen beim Nauwieser Fest 2007

Auch in diesem Jahr hat es die Initiative Nau-wieser Fest, unterstützt durch den Rockstar

e.V., wieder geschafft, ein attraktives Fest aufdie Beine zu stellen. Ich habe gerne die Schirm-herrschaft dafür übernommen, denn geradediese Veranstaltung ist Jahr für Jahr ein Spiegelder kulturellen Vielfalt unserer Stadt, verstärktdurch das unverwechselbare Flair, das in derLandeshauptstadt nur im Nauwieser Viertel indieser Ausprägung zu finden ist.

Seit Beginn der 80er Jahre sind wir darumbemüht, dieses zentral gelegene Stadtviertel inseiner Grundsubstanz zu bewahren und dieFortentwicklung der Wohnnutzung voranzutrei-ben. Der schön gestaltete Kirchgarten an derJohanniskirche ist das jüngste Beispiel für dieseerfolgreichen Bemühungen. Derzeit wird ausdem Landwehrplatz ein multifunktional nutzba-rer Bürgerplatz.

Die Besucherinnen und Besucher des Nau-wieser Festes erwartet auch diesmal ein an-spruchvolles Bühnen- und Straßenmusikpro-

gramm mit vielen renommierten Gruppen undBands.

Ich bedanke mich sehr herzlich bei denOrganisatoren dieses Festes, die sich immer wie-der der Herausforderung stellen, bei ihrem Festden unterschiedlichsten Kunst- und Kultur-formen „eine Bühne zu geben“ und damit mitgroßer Treffsicherheit ein Fest der besonderenArt schaffen, ein Fest, das die spezifische Le-bensart des Viertels widerspiegelt und gleich-zeitig unsere Stadt von einer besonders liebens-werten Seite zeigt.

Allen Besucherinnen und Besuchern wün-sche ich viel Spaß und interessante Unterhal-tung beim Nauwieser Fest 2007.

Saarbrücken, im Juni 2007

Charlotte BritzOberbürgermeisterin

Grußwort

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Freitag 2 7 . 0 7 . 0 7 Samstag 2 8 . 0 7 . 0 7hauptbühne max-ophüls-platz:p 19.00 UhrThe Wooden LatchZwischen Rock und Alternative, zwischenPosen und Poesie, zwischen Hüttenstadt-kindheit und Hedonismus, zwischen Saarlandund Saargau.

p 20.00 UhrMaddoxKlasse Mixtur aus Indie-Pop und Garage-Rockaus dem Saarland.

p 21.00 UhrLoonyPower Pop meets Hammond Rock.

p 22.15 UhrAqua ArdensDie saarländischen Indie-/Alternative Rock-Durchstarter live und in Farbe!

bleistift, nauwieserstr:p 20.00 UhrVoodoo JackAusgewählte Rockklassiker im Stil der 70er.

karateklub meier, nassauerstr:p 22.30 UhrDie Fahrt von Holzminden nachOldenburgTrio-Coverband, legendär & kultig!

programm

von links: Little Town Blues Band, Crocodile Cowboys, Crippled Flower Garden, Voodoo Jack

hauptbühne max-ophüls-platz:p 18.00 UhrBadNutzHart, prägnant, dynamisch – Blues und HardBlues vom klassischen Stil der 50er bis zurGegenwart.

p 20.00 UhrAnother Guardian AngelFeinster Ska-Punk aus dem Saarland.

p 21.00 UhrStickboyPunkrock für Erwachsene.

p 22.15 UhrLa Place Du KifDynamische und absolut partytaugliche Mixturaus Ska und Ska Punk aus Metz.

bleistift, nauwieserstr:p 18.00 UhrHot Rod RebelsRockabilly vom Feinsten.

p 20.00 UhrCrippled Flower GardenElektrischer Gitarrenrock.

karateklub meier, nassauerstr:p 22.00 UhrKKM-DJ-CREWMusikalische Unterhaltung vom Plattenteller.

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Sonntag 2 9 . 0 7 . 0 7sonstiges:

CD- und SchallplattenbörseSamstag und Sonntag jeweils ab 11.00 Uhrauf dem Max-Ophüls-Platz.

BücherflohmarktSamstag ab 14.00 Uhr im Hinterhof des Buch-ladens in der Försterstrasse. Interessierte mel-den sich bitte bis zum 23. Juli unter 0681-31171beim Buchladen an.

KinderfestRund um den Themenschwerpunkt „Piraten“.Samstag von 14.00 bis 21.00 Uhr und Sonntagvon 12.00 bis 20.00 Uhr im Innenhof des SOSAusbildungs- und Beschäftigungszentrumszwischen Seilerstraße und Nauwieser Platz(Eingang Nummer 9).Während die Eltern überdas Fest schlendern, können Kinder im Altervon 3 bis 12 Jahren unter anderem Schätzesuchen und beim Bau eines Piratenschiffeshelfen.

nauwieserfesthauptbühne max-ophüls-platz:p 12.30 UhrRo Gebhardt & Burdette BecksFrühschoppen mit dem deutschen GitarristenRo Gebhardt und dem Ausnahmesänger undFlötisten Burdette Becks. Auf dem Programmsteht eine Melange aus Latin, Tango, Jazz & Rock.

p 16.30 UhrFred Scholl DJ-SetEntspannte Musik zwischen Jazz, Funk, Soulund moderner Elektronik.

p 20.00 UhrSMHC – Saarbrücker MännerHartChorDer härteste Chor des Saarlands.

p 21.00 UhrSly’n’BoyleDie Original Bitterroot Boys mit Country,Western und Bluegrass.

p 22.00 UhrSedlmeir• 1 Mann • 3 Akkorde • 190 bpm.

kurze eck, nauwieserstr:p 18.00 UhrAfropolarSurfgitarren-Texmex-Rock in scheißcooler Optik.

cafe kostbar, nauwieser str.:p 19.30 UhrDreistElektrischer Gitarrenrock vom Feinsten.

bleistift, nauwieserstr:p 18.00 UhrCrocodile CowboysGerüchteumwitterte Band zwischen Hardrock,Blues, Country and Psychedelic Rock.

p 20.00 UhrLittle Town Blues BandAbwechslungsreicher Blues und Rock.

schirmherrin:oberbürgermeisterincharlotte britz

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Außerdem natürlich wie jedes Jahr ein großesund abwechslungsreiches Angebot an Essens-,Getränke-, Schmuck- und sonstigen Ständenauf dem Max-Ophüls-Platz, in der gesamtenNauwieserstraße und einem Abschnitt derCecilienstraße.

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programm nauwieserfest

Maddox

Maddox ist Rockmusik statt Teil einer Jugendbewegung.Nenn es Indie-Pop oder Garage-Rock, vergleich es mitMotorpsycho, Mclusky, Yellow Press oder den Strokes, sag,dass es schön ist, oder rau, nicke mit dem Kopf oder flippe aus,mach, was Du willst, irgendwie passt das schon...Infos: www.mddx.deFr, 20.00 Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

The Wooden Latch

Vier Jungs, ein Mädchen, irgendwo zwischen Rock undAlternative, zwischen Posen und Poesie, zwischen Hütten-stadtkindheit und Hedonismus, zwischen Saarland undSaargau. Zwischen den Wipers und Cat power... zwischenSzenen und zwischen Stühlen. Zwischen "fairytales", "ber-lin" und "anorexia" liegt das Problem, oder die Lösung.Emotionen ohne Emo, Hass ohne Tiraden und Rock ohneAllüren. Infos: www.thewoodenlatch.deFr, 19.00 Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

Loony

5 Jungs, die immer auf und ab springen, die Energie des Rock'n' Roll und clevere, zeitlose Popsongs im Gepäck. Mal hym-nisch, mal sonnig, mal zickig und das Ganze kombiniert miteiner gehörigen Portion Charme und Nonchalance. Garage-Punk? Power-Pop? Hammond-Rock? The New GrooveSensation?Die Loony-Songs stehen in der Tradition von Bands wie TheKinks, The Jam, The La’s, Charlatans oder Blur. Infos:www.we-are-loony.deFr, 21.00 Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

Aqua Ardens

100 000 Downloads bei My Space sind für den Anfang jawohl nicht schlecht. Die Plattenfirmen & TV-Sender stehenSchlange und es könnte der Anfang einer wundervollenRock´n´Roll-Geschichte sein. Immerhin reiste kürzlich dasRedaktionsteam der Sendung „Project my World“ des US-amerikanischen Fernsehsenders „Channel 101“ ins heimischeSaarland, um die Jungs in bewegten Bildern festzuhalten.Aqua Ardens bestechen durch leckersten Indierock irgendwozwischen Trail of Dead, Starmarket und Bloc Party.Infos: www.aqua-ardens-music.deFr, 22.15 Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

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Another Guardian Angel

Die Band existiert seit 1997. Spielten sie damals noch MelodicCore, so sind sie heute im Ska-Punk zu Hause. Wobei sie sichaber nicht davor scheuen, in anderen Musikstilen zu stöbern.Sie sind jeder Musikrichtung gegenüber aufgeschlossen undlassen ihre dadurch gewonnenen Erfahrungen in ihreKompositionen einfließen. Info: www.aga-online.comSa, 20.00 Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

BadNutz

Vom Blues zum Hard Blues – der Bandsound ist hart, präg-nant und dynamisch. Das Spektrum von BadNutz reicht vomklassischen Stil der 50er bis zur Gegenwart, wobei der eigen-willige Stil von BadNutz von Interpreten wie Van Morrison,Rolling Stones, Doors, Sonny Boy Williamson, George Thoro-good etc. inspiriert wurde. „The buttbeetles beat the Beat ....“Sa, 18.00 Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

Stickboy

STIL: Punkrock, GEGRÜNDET: 2002, BESETZUNG:Nietenkaiser (Gitarre, Gesang), Werner Diehl (Schlagzeug),Anja Diehl (Gitarre, Gesang), James Boyle (Bass, Gesang),NAMEDROPPING: Konzerte/Touren mit Briefs, Spermbirds,Steakknife, Left Over Crack, Ultimate Fakebook, Removalu.v.a. Infos: www.stickboy.deSa, 21.00 Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

La Place Du Kif

Absolut tighte Rhythmus-Section, scharfe Bläsersätze und dy-namischer Gesang sind die wichtigsten Merkmale der Band.Seit 2005 besteht die Formation und von Konzert zu Konzertsteigerte sich ihr Ruf als fantastischer Live-Act. Mittlerweileteilten sie die Bühne mit vielen repräsentativen französischenSka-Bands (La Ruda, Two Tone Club, K2R Riddim, Los TresPuntos...) Infos: www.laplacedukif.tkSa, 22.15 Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

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DJ Fred Scholl

Seine Karriere begann in der Saarbrücker Clubszene, führteihn 2004 nach Wien zum Vienna Scientists-Label und mittler-weile durch viele europäische Länder, um den Wiener Dub-funk, Dancefloor Jazz, Lounge, Brasil- und Afrohouse undweitere organische Clubmusik aufzulegen.Infos: www.markus-scholl.comSo, 16.30 Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

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programm nauwieserfest

Dreist

Dreist formierte sich 1993 in Saarbrucken. „Es gibt nicht vieleBands, die unprätentiös unterhalten“, erkannten Thomas Blug(git) und Piet Eifel (voc, bass, harm) „und gleichzeitigexquisit rocken können“. Zusammen mit Micky Meyer (dr)wurden sie ihrem Anspruch, eine Art „göttliche Dreifaltigkeit“im Rock zu sein, mehr als gerecht. Infos: www.dreist.orgSo, 19.30 Café Kostbar, Nauwieserstraße

SMHC – Saarbrücker MännerHartChor

Rund 15 Männer, stimmgewaltig und gutaussehend, vieledavon weiblich. Thematisch liegt der SMHC genau zwischenAbba und Zappa, hat also mit beiden nichts zu tun. Mittel-fristiges Ziel ist die Umzingelung der Fischer-Chöre, langfri-stig ist die Errichtung eines Pur-Terrorregimes angedacht.Infos: www.smhc.deSo, 20.00 Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

Afropolar

Don Tómbolas, El O' Quent, Mondo Sanchez und San Sacapulposzaubern einen ordentlichen Retrobeat mit Surfgitarrenriffs undpsychedelischem Outerspace Texmex-Rock aus dem Hut ... undzwar in scheißcooler Optik.Infos: www.afropolar.comSo, 18.00 Kurze Eck, Nauwieserstraße

Sly’n’Boyle

Zwei waschechte Cowboys, die beides machen: Country undWestern. Neben Klassikern wie „Ring of Fire“ interpretierensie die größten Hits der letzten Jahrzehnte in flotter Country-Manier. Darunter Lieder, deren ganze Schönheit sich erst of-fenbart, wenn sie mit lockerem Bluegrass-Jodeln gewürztsind. Infos: www.slyandboyle.comSo, 21.00 Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

Sedlmeir

• 1 Mann • 3 Akkorde • 190 bpm. Im KoordinatensystemEntertainment und Soundtracks für Leistungsverweigererdaheim, stolziert SEDLMEIR zwischen dreckigem Rock'n'Rollund großer Schnulze hin und her. Die Beatbox bollert zumGitarrenriff, unter gelegentlichem Einsatz von spratzelnderElektronik legen nonchalante Texte dem Strebertum dieSchlinge um den Hals. Infos: www.sedlmeir-rock.deSa, 22.00 Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

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im zug nachnirgendwo

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An dieser Stelle wollen wir nun regelmässig überunseren kulturellen Viertelrand hinausschauen. Es gibtja schließlich auch interessante Veranstaltungen im Um-land und man soll’s ja auch nicht übertreiben mit demLokalpatriotismus. Die Scheuklappen lüften wird für unsalso unser geschätzter Viertler Lars Palomas und begin-nen wollen wir mit einer wunderschönen Reportage überein Konzert in Dillingen von niemand geringerem als:LANOO – besser bekannt als Christian Anders.Text und Fotos von Lars Palomas und ebenso Fotos von Herrn Maretto

Christian Anders war einst berühmt für seineFönwelle, für seinen Charme und für Lieder

über vergangene Liebe. Wer erinnert sich nichtgerne an den „Zug nach Nirgendwo“ oder „Gehnicht vorbei als wär nichts gescheh’n“. Dannkam es zu einem nicht näher spezifizierten neu-ronalen Problem, was zunächst dazu führte, dasssich Christian Anders als Karatekämpfer, in ei-ner weiteren Ausbauphase als Wanderprediger,und schließlich als Mönch „Lanoo“ versuchte.Als solcher sah er das Ende von Welt, Euro undPapst kommen und somit beste Chancen, seinemittlerweile aufgestauten Geldsorgen zu behe-ben. Als große Fans des wirren Wandergitar-risten wollten Herr Maretto und ich dabei selbst-verständlich helfen, und so begab es sich, dasswir – nur für einen Abend – auch mal unser klei-nes gemütliches Viertel verließen und hinauszo-gen in die weite Welt, um Liebe zu empfangen.

Neben dem Hauptmönch standen weitereSchlagerstars wie Christian Franke und Frances-co Napoli auf dem Programm, die aber keinMensch kennt. Ehrlich, die Namen hat noch nie-mand je gehört. Wer jetzt denkt, das sagt mirwas, der irrt. Bestenfalls im Zusammenhang mitPasta, keinesfalls mit Musik (im weitestenSinne).

Der große Tag war gekommen, unruhigsuchte ich noch die passende Kleidung zu-sammen, eine weiße Glanzhose hatte ich mir jabereits gekauft. Ich probierte diese und jeneKombination aus, versuchte es als weißer Frie-

densmönch, klassisch, im Anzug, unauffällig,neonfarben und entschied mich schließlich füreine Kombination aus meinem besten Zwirn undmeiner neuen Hose, die sich meinen Beinenwurstpellenartig anschmiegte. Mein Mitreisen-der, Herr Maretto, selbstverständlich mit gehöri-ger Verspätung angereist, hatte seinerseits eingepflegtes Äußeres, dass thematisch irgendwozwischen der Christian Anders’schen Karate-und Mönchsphase lag: Zeitloser Anzug, Casio-Armbanduhr, digital, sowie ein Einhornketten-anhänger schmückten seinen in Vorfreudeversunkenen Körper. Als Anreisemethode ent-schieden wir uns für den Zug nach Nirgendwobzw. Dillingen.

Der gesamte bisherige Tag war geprägt vonSpekulationen, ob uns dort mehrere hundertoder doch mehrere tausend Menschen erwartenwürden. Wie sich herausstellte, waren beideSchätzungen weit überzogen und so fühlten wiruns bald als Teil einer gut gemeint zweihundertFans starken Menge. Diese jedoch hatte es insich, vor allem aber um sich rum, die Halle näm-lich. Sie war eindrucksvoll dekoriert, an ihrerSeite, nicht etwa am Kopfende, stand die Bühne,gut abgeschirmt von zwei greisen Wärtern, alsojedermann frei zugängig. Über unseren Köpfenhing eine Diskokugel gigantischen Ausmaßes,das ganze Areal war abgeschirmt durch denFangzaun der Eishockeyzone. Gegenüber derBühne versorgten mehrere Getränke- und Nah-rungsstände das nimmersatte Publikummit kuli-

der palomasreport

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narischen Hochgenüssen wie Lasagne und Spa-ghetti, für die Francesco Napoli auf der Bühne(namentlich) warb. Je fünf Besuchern war eineServicekraft zugeteilt, was die Alkoholaufnahmeunsererseits stark beschleunigte. Kreisförmig umdie Bühne aufgestellt waren dutzende Biertischeund -bänke, fast alle schon reserviert und folg-lich für den restlichen Abend für uns unzugäng-lich. Dieses Vorgehen war dem Publikum imVerlauf etlicher Pauschalurlauben indoktriniertworden: Steh mitten in der Nacht auf, leg deinHandtuch auf eine noch freie Liege und amNachmittag gehört sie Dir! Unser Fehler, klarerFall.

Gott sei dank hatte man darauf verzichtet,die Eisfläche beizubehalten, denn der Abenddauerte etwas länger und fand für uns haupt-sächlich stehend statt. Stehplätze gab es genü-gend, und so liegt auch der Verdacht nahe, dassdie Servicekraft-zu-Besucher-Quote zuvor ehermit 1:50 kalkuliert worden war.

Den visuellen Orgasmus stellte das an dieBühne angegliederte DJ-Pult und insbesondereder darauf befindliche DJ nebst Arschkriecherdar. Dieser war für die musikalische Gestaltungder Pausen, insbesondere aber für das Anschal-ten der Playbackdateien auf seinem Rechner zu-ständig. Diese Aufgabe erledigte er in etwa 90%der Fälle fehlerfrei, die anderen 10% führtendazu, dass wir das eine oder andere Christian-Franke-Lied auch noch ein zweites mal zu hörenbekamen.

Das Publikum war bunt gemischt, von jun-gen Damen bis hin zu der Generation Mitte 50,die früher zu der Musik des Abends in ihrerDisko getanzt hatte. Naja, zumindest zu der vonChristian Anders. Manchen sah man sehr deut-lich an, dass sie auf ein bestimmtes Lied war-teten, zu dem sie ihre heutige Frau 1970 zumersten mal geküsst hatten, andere hingegen wa-ren Freunde von Christian Andersens Bruder, fürdessen Freilassung sich der Hauptinterpret sei-nerzeit nackent am Knast ankettete. Diesewilde Melange kam jedoch bestens miteinanderaus. Während die Alten tanzten, träumten dieJungen von Christian Franke, dem unbedeuten-den Idol ihrer Zeit, der später die Masse fürChristian Anders anheizen durfte, oder kauftensich bunte Wedelleuchten, deren Batterieleis-tung rechtzeitig zum Auftritt des Meisters versa-gen sollte.

Ganz vorne waren hingegen folgende bei-den Herren: Der jüngere der beiden war soetwas wie der einsame Wolf, der seit 20 Jahrendie Musikgeschichte verschlafen hat. Für ihnendete diese mit der dritten Hitsingle vonChristian Anders. Ihm konnte kaum etwas schö-neres passieren, als seinen Star hautnah in sei-ner Heimat zu haben, er hatte ihn schon etwa35 mal auf seinen Bühnen begleitet. Der anderehingegen war seiner Frau abgehauen. Neinnein, nicht im Sinne von Scheidung oder so, eswar mehr ein „Entlaufen“. Den Kopf voller Seni-lität reichten seine Gedanken gerade noch, um

♠ Aus Angst vor Repressalien bleiben zwei Drittel

dieser Illustration unkommentiert. Links im Bild:

Engelbert Humperdinck, der Freund des DJs.

♠ Knisteratmosphäre: Napoli, die alte Nudel, animiert

das junge Gemüse. Links im Bild: Maite Kelly.

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die alte Mundharmonika aus der Schachtel zunehmen und sich damit aus der Wohnung zuschleichen, mitten hinein in das Konzert von die-sem Dings, wie hieß der nochmal? Mundharmo-nika, Junge, ach irgendwie halt, war aber zu-mindest die gleiche Zeit. Und so blies er diesemPlaybackhasen auf der Bühne, in der ersten„Reihe“ stehend, das ganze Konzert hindurchsein Instrument um die Ohren, forderte ihnLAUTSTARK auf, endlich das gewünschte Liedzu präsentieren und überreichte ihm schließlich,als dieser aufgab und das fremde Lied, welchessich zufällig in der Karaokesammlung befand,spielte, seine Tröte und wollte ihn spielen sehen.Angewidert, soviel darf ich von dem Konzertvorweg nehmen, machte Christian Anders eini-ge Andeutungen von Harmonikaspielen, etwaso, wie wenn man die Sandsuppe „probiert“, diedie Kinder im Sandkasten „gekocht“ haben, undgab die Sabberpfeife zurück. Der Greis war nunselig, was er in der nächsten Sekunde allerdingsschon nicht mehr wusste, und Christian Andersfragte sich, warum er eigentlich noch arbeitenmuss.

Im Prinzip wäre es auch nicht all zu kompli-ziert, auf die Gäste einzeln einzugehen, aberlieber lass ich’s sein und rede fortan über dasKonzert selbst... Der erste Künstler, den wir zuGesicht bekamen, war ein gewisser Herr wie-auchimmer. Dieser war wie sich herausstellteoffensichtlich in seiner Hauptfunktion ein Dillin-ger Eisdielenbesitzer, der sein Hobby zum Hob-

by machte und nun auch mal singen durfte. Wieoft im Leben er derart große Bühnen betritt, istnicht überliefert, mangelndes Engagement kanndem guten Mann jedoch nicht nachgesagt wer-den. Wie ein wild gewordener Stier stand er ein-fach so auf der Bühne herum und sang. Er sangvon Liebe, er sang von Schmerzen, er hatteSchmerzen. Weitere Themengebiete waren ins-besondere Heimat, Kindheit, wieder Liebe undbesonders großer Schmerz, wahrscheinlich Tren-nungsgeschichten. Ganz genau wurde dies nichtklar, da wir beide des Italienischen nicht mäch-tig sind. Vor soviel Leid, wie es der coverndeEisbecher-Romeo versprühte, schoss neben demSchmerz auch noch eine Unmenge an Schweißaus ihm heraus, mitten hinein in seine unglaub-

♠ Die Grenzen zwischen

Hobby- und Zweite-Wahl-

Sänger sind fließend.

Einzig die gekonntere

Mikrofonpositionierung

weist Kollege Franke

(unten) als intimen Kenner

der Schlager-Oberliga aus.

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liche Jacke, die in bunt gut in Sgt. PeppersKapelle gepasst hätte. Mit ihm endete auchschon das Aufwärmprogramm, auch wenn erspäter noch einmal mit einem der „echten“„Stars“ Singen spielen durfte, und der Abendkam zu den großgedruckten Namen auf derKarte, allen voran Christian Franke. Diesergründet seine Existenzberechtigung sehr wahr-scheinlich darauf, dass er vor Jahren mal beiSuper RTL im Schlagerklub einen trällern durfte.Auch seiner eigenen Homepage ist nur weniginteressantes zu entnehmen, außer dass er seinLebensziel („Star werden“) auf ganzer Linieverfehlt hat. Wie bereits erwähnt, wurde ebenjener Franke erstes Opfer des DJ’schen Unver-mögens, was um ein Haar dazu geführt hätte,dass er ein Lied zweimal hätte singen müssen.Wütend fuhr er den armen, unfähigen Compu-terbediener an, so dass sich folgendes Fazit er-gibt: Christian Franke ist ein verbittertes, vomLeben enttäuschtes Arschloch.

Drum schnell weiter mit Künstler Nummer 3,und damit dem unmittelbaren Vorprogramm vonChristian Anders: Francesco Napoli, dem Rober-to Blanco unter den Deutsch-Italienern. Jessy,wie seine Fans oder zumindest ich ihn jetzt malnenne, ist, was Herr Eisdielenbesitzer erst nochwerden muss. Er ist ein Charmeur, Frauenlieb-haber und -versteher. Wunderbar schleimig lei-tete er durch den Abend und holte als besonde-res Highlight mehrere junge Damen auf dieBühne, die er nach Oberweite wahllos auswähl-

te, um mit ihnen zusammen seinen größten Hitzu performen. Bei einer der Damen gab es offen-bar eine „freundschaftliche“ Beziehung zu de-ren Mutter („Ah, du bisse, habbe dich garnichterkannt, was machte die Maama?“), die anderenmachten mit, weil sie ohnehin keine Freundehatten.Den Höhepunkt der Performance schließ-lich bildete eine nicht enden wollende Versionvon „vamos a la playa“. Das Publikum war ver-zückt und wir entsetzt, denn die Uhr zeigte mitt-lerweile eine Zeit deutlich jenseits von 1 Uhr an.

Die Nacht wurde länger und länger. HerrMaretto und ich klauten aus Langeweile unab-hängig voneinander noch schnell 2 FlaschenRotwein, denn irgendwie fehlte der Nerven-kitzel. Niemand wollte uns rauswerfen und auchunser äußeres Erscheinungsbild passte viel zugut zu dem der restlichen Gäste. Irgendwannmacht es dann auch keinen Spaß mehr, demAuditorium zu erzählen, wie toll doch ChristianAnders ist und sich mit ihnen über sein Gesamt-kunstwerk zu verständigen. Durch das langeWarten hatten sich unsere Zungen inzwischenvom Zustand des Gelockertseins weiterentwik-kelt zu grenzenloser Laberei.

Als wir schon nicht mehr daran glaubenmochten – die Uhr schritt unaufhaltsam der 2

♠ Der Junge mit der Mundharmonika erfüllte

sich einen Jugendtraum – nur auf der falschen

Veranstaltung. Rechts im Bild: Pocahontas.

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entgegen – ergriff der DJ das Mikrofon, dochniemand hörte mehr hin, die Massen sprangenRichtung Arena, die ersten Reihen waren binnenSekunden besetzt und es erforderte einiges anDreistigkeit unsererseits, um uns den gewünsch-ten Platz zu sichern. Nebel zog über die Bühne,Lichter zuckten, aus dem Himmel herabge-stiegen nur für diesen einen Abend kam er an-geschwebt. Ladys und Gentleman: ChristianAnders!!!

Die Masse kreischte derart laut, dass unsereaus tiefster Seele dringenden „Lanoooo“-Rufeunterzugehen drohten. Da war er, direkt aus an-deren Sphären, eins siebzig groß und mit Turn-schuhen, hoppla, er war ein Mensch. Aber wasfür einer. Er spielte sie alle, all seine Hits, wir be-kamen zunächst aber nichts von alldem mit, wirmussten weiter und weiter Lanoo brüllen. Diesnahm er wahr, er wusste, wo seine wahren Jün-ger standen. Die anderen nicht ganz so wahrenJünger resp. Fans des Sängers Christian Andershingegen waren mehr und mehr entnervt vondem Gebrülle aus unserer Ecke und versuchtensich unserer mit Hieben und Schubsern zu entle-digen. Wir hingegen ölten unsere Stimmen mitdem eben errungenen Messwein und brülltenweiter. Zwei einzelne junge Damen wagtendann doch die Frage, was um Himmels Willenwir den da riefen. Wir erklärten es kurz und fuh-ren fort.

Zu „Geh nicht vorbei als wär´ nichts gesche-hen“ riss er sich unter dem frenetischen Jubel

des Publikums sein Haarband aus dem Schopf.Wir unterbrachen die Lanoo-Rufe nur, um seineHits mitzusingen. Ein Feuerwerk an Licht undNebeleffekten hüllte die Bühne in biblischesAmbiente. Uns war klar: Die Halle wird nichtohne ein Bild mit dem Meister verlassen. Einharscher Versuch in die erste Reihe vorzustoßenendete mit blauen Flecken und so versuchtenwir unser Glück am Rande der Bühne. Dann pas-sierte das, was einfach passieren musste: Sämt-liche Batterien in beiden Fotoapparaten gingengleichzeitig zur Neige.

Die Predigt war beendet, ich sprang auf dieBühne, um den Meister abzufangen. Diesenhatte Herr Maretto unterdessen bereits aufge-halten und so luden sich die Batterien bei einerHandberührung mit ihm wie durch ein Wunderwieder auf. Es war vollbracht, wir hatten diegewünschten Fotografien erstellt, unser Herz-schlag hatte ein Maximum erreicht, unserePflicht war erfüllt! Betrunken vor Glück fielenwir aus der Halle in die Nacht der Nächte. Nachder anschließenden Taxifahrt wurde uns dannauch sehr schnell bewusst, dass wir uns sehrweit von unserem Viertel entfernt hatten. DerFahrpreis hätte schlank zur Deckung der PUR-Karten gereicht. Aber für solche Fälle gibt’s jaGeburtstagsgeschenke. Ende Juli geht´s los… ♠

Die ganze Story ungekürzt und mit würzigen Fotos:

www.palomasreport.de

Auch lustig: www.christiananders.de

♠ Einssiebzig, Turnschuhe und umringt von Fans:

Lanoo gibt sich volksnah. Könnte aber auch an der

überforderten Security gelegen haben.

♠ Freunde für´s Leben: Lanoo und Herr Palomas.

Dahinter die Security, die freundlich darauf wartet,

einen davon von der Bühne werfen zu dürfen.

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Im Viertel links oben

InfoCafé / WahlkreisbüroHans-Kurt Hill (MdB)66111 Saarbrücken,Dudweiler Straße 51Tel. 06 81-9 38 13 94 www.saar-partei.de

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Good old Nauwieserviertel ist nicht nur unserheimeliges Zuhause, sondern auch Basis

und Quelle für Jugendkultur undMusikszene imSaarland. Sehr lebendig dabei die Indie-Alter-nativ-Punkrock-Szene, die sich an verschiede-nen Stellen ihren Output sucht. Stellvertretendfür viele andere haben wir uns zu diesem Themamit Thilo Ziegler, einem von zwei Geschäfts-führern des Rocco del Schlacko-Festivals überdie Hintergründe des Open-Airs unterhalten.

Mit ihrem Büro residierendie Roccos zwar imViertel-Randgebiet in der Ursulinenstraße, sindaber sozial und kulturell ganz und gar hier ver-haftet. Mit Thilo treffen wir uns Mitte Mai zumlockeren Plausch, wobei die Lockerheit vor eini-gen Tagen so noch nicht möglich gewesen wäre.„Mittlerweile ist die erste Organisationswelleabgeklungen, das Ticketing steht einigermaßen,das Booking ja auch im Großen und Ganzenschon länger, aber vor ner Woche gings ganzschön rund“, erklärt Thilo und lächelt mit viel-sagendem Blick.

Als alte Festival-Veranstalter-Hasen könnteman sie mittlerweile bezeichnen, tun sie sichden Stress nun schon seit 1999 an. Damals nochals Köllerbacher/Püttlinger Buben, die dem aus

ihrer Sicht mangelnden Kulturangebot ein Mini-Festival an einer Püttlinger Schlackenhalde mitfünf lokalen Bands aus der Punkrock-/Hardcore-Ecke entgegenstellten. Eintrittspreis damals:4,- DM, Besucherzahl: 600.

Aus diesem Bierlaunenhauruck-Spaß wurdemittlerweile ein straff durchorganisiertes bun-desweit angesagtes Open-Air-Festival mit deut-schen und internationalen Top-Bands wie Beat-steaks, Sportfreunde Stiller, Millencolin oderTrail of Dead.

Thilo, erzähl mal, wie ging die Sache los?Tja, wir kannten viele regionale saarländi-

sche Bands, die recht wenig Auftritte hattenund wir haben uns irgendwann gedacht, wirmachen das einfach mal: ein Open-Air mit undfür die regionale Musikszene. Wir hatten da ‘nekleine Bretterbühne, Eintritt und Getränke zumSelbstkostenpreis. Da kamen dann ein paarhundert Leute, für uns ein voller Erfolg damals.Die Reaktionen waren durchaus positiv, was unsnatürlich motivierte und zum Weitermachenveranlasste.

Und die vor Ort ansässigen Bauern samtInfrastruktur wurden einfach eingebunden?

Haha, genau, wobei mein Vater vor Ort an-

supportyourlocal heros

Interview mit Thilo Ziegler, Viertelbewohner undeiner der Macher des renommierten PüttlingerOpen-Air-Festivals Rocco del Schlacko. Es gehtum Punkrock, Subkultur und Kuhwiesen.Text und Portrait-Foto von Ralf Leis

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sässiger Bauer ist! Wir hatten damals im Prinzipkeine Ausgaben, weil wir uns alles aus dem Ortzusammengeschnorrt hatten.

Kleiner Zeitsprung: Das Ganze wurde jarelativ schnell ziemlich groß. Wie lief das mitLogistik und Finanzierung?

Wir sind eigentlich langsam mit der Ent-wicklung des Festivals gewachsen, unsere inter-ne Struktur und Infrastruktur haben wir an dieEntwicklung des Festivals von Jahr zu Jahr an-gepasst. Der erste große Sprung war 2001, alsdie Spermbirds zum ersten Mal seit längererZeit wieder mit Lee Hollis auftraten und erst-mals über 2000 Leute kamen. Der nächste Mei-lenstein war dann 2003, als die SportfreundeStiller kamen, da haben wir dann alle Rekordegebrochen und waren mit 6000 Leuten ausver-kauft. Weiter gings 2004/05 auf neuem Geländeinnerorts und seit letztem Jahr sind wir ganzneu aufgestellt. Wir sind wieder raus in diePeripherie, ‘ne wunderschöne Waldlichtung,weil wir ein 2-Tagesfestival werden wollten,somit Camping anbieten können und dadurchauch mehr Festivalcharakter aufkommt.

Könnt Ihr mittlerweile davon leben?Leider nicht. Wir sind noch Studenten und

sehen zu, dass wir das als 2-Tages-Festival aufsichere Füße stellen. Im letzten Jahr wurde auf-grund des miserablen Wetters sehr viel Gelddraufgelegt, was aber durch externe Hilfe auf-

gefangen werden konnte. Es ist halt auchschwierig, speziell im Saarland ein Festival zumachen, weil das Einzugsgebiet aufgrund derNähe zu Frankreich ein Halbkreis ist und keinKreis. Andererseits sind wir mit unserem Stand-ort zufrieden, weil das Festival hier breiteAkzeptanz findet und wir mittlerweile überallgelistet sind, was bedeutet, dass wir wenigerÜberzeugungskraft und Qualitätsnachweisebrauchen, um an gute Bands zu kommen.

Mit wieviel Leuten organisiert Ihr dasFestival im Vorfeld?

Das Kernteam besteht aus 8 Mitarbeitern.4 Leute sind eigentlich immer rund um die Uhrim Büro, 4-6 bearbeiten einzelne Themen undwir haben eine Auszubildende.

Ihr seid Studenten und dürft ausbilden???Ja, wir bilden eine Veranstaltungskauffrau

aus. Das ist in der Tat etwas außergewöhnlich,aber da gibt’s wohl irgendwo die Vorgabe, dassman mehrere Jahre geschäftsführend in einemUnternehmen tätig sein muss, dass Projektemacht, die die Ausbildung rechtfertigen. Unddiese Vorgabe erfüllen wir natürlich.

Habt Ihr eigentlich noch diese ursprüng-lichen Bezüge zur regionalen Musikszene?

Mit lokalen Bands haben wir angefangenund die gehören immer noch dazu. Klar, verfol-gen wir Ansprüche mit dem Festival, dass manauch wirklich mal nen Zuschlag von Bands wie

♠ Was Grafik und Stagediving angeht, waren die ersten

Ausgaben des Rocco 1999 und 2000 noch eher „basic“...

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Beatsteaks usw. bekommt. Unser Anspruch istganz klar, überregional zu funktionieren, aberder Kontext ist die Region. Unsere Identität istim Prinzip die regionale Musikszene, da kom-men wir her und deshalb haben wir’s gemacht.In der Vergangenheit ist auch immer ein CD-Sampler produziert und in einer Auflage von5000 Stück verschenkt worden. D. h. die ganzenHeadliner – Sportfreunde, Wir Sind Helden,Kettcar – haben alle mitgemacht, aber auch 10regionale Bands waren da drauf. Einfach um si-cherzustellen, dass die auch etwas mehr Gehörfinden. Für uns ist die Szene auch wichtig, weilman da auch erkennt, in welche Richtung sichdie Musik entwickelt.

Wie siehst du die Konzertsituation hier inSaarbrücken?

Es ist ein Segen, dass es hier die Garagegibt, den kleinen Klub im Neugässchen unddas Roxy. Das sind drei Läden in verschiedenenGrößenordnungen, die alles im Rock- undAlternativ-Musik-Bereich abdecken können.Die Garage als toller großer Live-Club imInnenstadtbereich, das können viele andereStädte nicht vorweisen und im kleinen Klubhaben auch kleine Bands, die nicht unbedingtkommerziell funktionieren, eine Chance.

Wie ist der Kontakt unter euch Konzert-veranstaltern? Arbeitet ihr zusammen odermacht da jeder sein Ding?

Es macht zwar jeder sein Ding, aber klar,wir tauschen uns natürlich aus und helfen unsuntereinander. Ob das nun Trixi/Garage oderKai und Andreas von Rockstar sind. Das läuftauch mit Ingo Popp so (Konzertveranstalter ausTrier. Anm. d. Red.).

Ihr lebt hier im Viertel und organisiert dasFestival von hier aus. Was sind für euch dieBezugspunkte hier?

Rex Rotari ist ein Bezugspunkt, Karateklubist ein Bezugspunkt und auch Café Exodus. DasExodus ist auch logistisch komplett eingebun-den. Das ist die Basis! Ordner, Stagehands, Auf-und Abbau, Werbung machen, die kompletteGastro läuft komplett ehrenamtlich und dieseLeute triffst du im Exodus, im Karateklub. Klar,Beschallung, Bühnenbau, Lichttechnik machennatürlich Firmen, aber es steckt einfach auchsehr viel ehrenamtliches Engagement dahinter.

Spielt das Försterjuz in dieser Hinsichtauch eine Rolle?

Leider nicht, warum auch immer. Dort hat jaeher der HipHop Einzug gehalten. Die für unsrelevante Szene hat sich doch eher im KleinenKlub etabliert.

Das Viertel hatte ja schon immer ein Herzfür die Subkultur. Das zeigt sich vielleicht auchin der Affinität zu Indie, Hardcore, Punkrock?

Tja, das sind so lokale Phänomene. DasViertelfest z. B. haut mit seinem Musikangebot

♠ Links: Local heros beim Festival 2000 ♠ Mitte: Mister Lee Hollis mit den Spermbirds sorgt 2001 für

eine volle Wiese ♠ Rechts: Mit Sportfreunde Stiller im Jahr 2003 steigt das Festival in eine neue Liga auf.

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ja auch in diese Kerbe und das ist nicht „vonoben“ draufgesetzt worden, sondern wird javon Leuten organisiert, die hier im Viertelunterwegs sind, bildet dieses insofern auchwirklich ab. Im Prinzip hat ja jede regionaleBand mindestens ein Bandmitglied hier imViertel wohnen.

Anfang der Neunziger haben sich Stadt-planer ja auch übers Viertel Gedanken ge-macht, als die mit ihrem Konzept „SozialeStadt“ Subkultur quasi „von oben“ ermöglich-ten, was Projekte wie den Werkhof Nauwieser19 und ähnliches entstehen ließ. Dieser subkul-turelle Viertel-Charakterzug wurde also auchschon von höherer Stelle erkannt...

Du studierst Raum- und Umweltplanung inKaiserslautern, das hilft dir wohl auch bei derFestivalplanung?

Ja genau. Ein Festival funktioniert wie einStadtviertel ökonomisch, ökologisch und sozial.Man muss genug Kohle aufbringen und verdie-nen, damit’s funktioniert, das soziale Gefügemuss stimmen, damit’s Spaß macht und auf dieUmwelt muss auch entsprechend Rücksicht ge-nommen werden. Man baut sozusagen eine mo-bile Stadt auf. Die komplette Infrastruktur füralle Bedürfnisse wird aus dem Boden gestampft.Essen, Trinken, Unterhaltung, Bett, Sanitäres,alles wird benötigt wie zuhause. Wir legen da-bei besonderen Wert auf ökologischen Umgang

mit der Natur, damit das für alle Beteiligten –Besucher UND Natur – glimpflich vonstattengeht. Die Stromzufuhr läuft nicht über Aggre-gat, sondern es werden extra Leitungen verlegt,das Gelände wird sinnvoll abgegrenzt, damitman nicht mehr Platz als unbedingt notwendigin Anspruch nimmt undsoweiter.

Es gab viel positives Feedback fürs Roccovon Bands wie u. a. Wir sind Helden. Die fan-den das Familiäre angenehm. Pflegt ihr das?Ja schon. Unser Backstagebereich ist keineKantine, sondern da wird ein Gartenfest ge-feiert, zusammen gegrillt, Blödsinn gemacht.Essen wird von uns selbst zubereitet und wirverhalten uns einfach normal. Wenn die Bandszu uns kommen, sind sie keine Nummer, wer-den aber auch nicht zu sehr verwöhnt. Wir den-ken, das ist der richtige Mittelweg und trägt zurAuthentizität bei. Das merkt auch der normaleFestivalbesucher, wenn er von seinesgleichendas Bier mit Spaß über die Theke gereicht be-kommt. Es ist halt irgendwo immer noch dieseregionale Nummer, die es auch bleiben wird. ♠

Rocco del Schlacko:

24. + 25. August 2007 in Püttlingen/Köllerbach,

mit Beatsteaks, Sportfreunde Stiller, Millencollin,

Trail Of Dead, Turbostaat, Das Pop u.a.

www.rocco-del-schlacko.de

♠ Links: Die Sache wird größer: Headliner beim Festval 2004 The

(International) Noise Conspiracy ♠ Mitte: Backstageschwenken

mit Pola Roy von Wir sind Helden ♠ Rechts: Thees Uhlmann beim

Auftritt von Tomte 2006

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Nauwieserstraße 48

Billard / DartÖffnungszeiten:

Mo-Fr 16.00 - 1.00 UhrSa- So 18.00 - 1.00 Uhr

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In Mietshäusern verhält es sich ja eher so,dass man seine Nachbarn weniger bis gar

nicht kennt und der Kontakt beschränkt sich oftauf kurzes Zunicken, wenn man sich beim Müll-runtertragen im Treppenhaus trifft.

Man fragt sich vielleicht durchaus, wasdas eigentlich für Granaten sind, die da im er-sten Stock wohnen, aber das entspringt dochmehr einer gewissen Neugier als wirklichemInteresse an seinen direkten Mitmenschen odergar christlicher Nächstenliebe wie es eigentlichder Fall sein sollte.

Alle Alarmglocken sollten allerdings läuten,wenn der bis dato nicht näher bekannte Nachbarden Kontakt sucht in Form von weißem DIN A4,80g, Schriftgröße Times 12 pt. Oft zielt dieseKommunikation dann nämlich nicht auf Erwide-rung oder gar dauerhaftem interessiertem Ge-

dankenaustausch ab, sondern soll einzig und al-lein der strikten Einhaltung von Grundregelnmenschlichen Zusammenlebens dienen.

Rechts sehen wir ein besonders interessantesBeispiel dieser Art aus der Schmollerstraße. DassFrau Nachbarin das Problem gerne für alle lösenmöchte, klingt zwar etwas beängstigend, abergrundsätzlich mangelt es nicht an Charme,Poesie und kreativer Ausdruckskraft!

Allerdings auch nicht an Missverständnis-sen. Der verwunderte Empfänger dieser kulti-vierten Zeilen hatte nämlich des nachts garkeine Möbel gerückt, wie die offensichtlichschlaftrunkene Dame vermutete. Vielmehr han-delte es sich um beflissene Putzfrauen, die dasLokal im Erdgeschoss reinigten. ♠

Danke an Olli Neuhauss fürs Zurverfügungstellen

Poesieaus dem Viertel

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Keine Reklame !

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wie gut

Ordne die Personen den Lokalitäten zu.Wenn du schon einmal im Viertel warst,dürfte das eigentlich kein Problem sein...

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von Stefan „Ede“ Grenner

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kennst dudein viertel?

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wieviel fehler sind indiesem bild versteckt?

von Stefan „Ede“ Grenner

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Hier hängen sie immer rum wie die faule Bandevon Langnese. Aber Moment, stimmt hier wirklichalles? Also wo, denkst du, gibt es auf diesem BildUnstimmigkeiten?

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impressum♠ Herausgeber, Gestaltung, Redaktion:

Ralf LeisSchmollerstraße 566111 Saarbrücken> [email protected]

♠ Konzept, Idee:Ralf Leis und Frank Schilling

♠ Mitwirkende – danke, sie warn bezaubernd!♠ André Mailänder♠ Lars Palomas♠ Stefan „Ede“ Grenner♠ Mazze Gaspers

♦ VIERTELVOR erscheint einjährlich kostenlos, nächste Ausgabe im Juli 2008.

♦ Für Anzeigenschaltung fordern Sie bitte unsere Mediadaten an: 0681-965 23 28 oder> [email protected].

ausgeze i chne tmi t demsaar länd i s chenStaatspre i s fürDes ign 2005

16.00 Uhr 19.00 Uhr

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♦ Die bereits erschienenen Ausgaben von VIERTELVOR sind kostenlos erhältlich im Buchladen inder Försterstraße und natürlich bei uns: [email protected] – solange Vorrat reicht!

♦ Auflage: 10.000

♦ Druck: repa druck, Ensheim

♥ Danke für Bravsein, Feedback, Inspiration, Korrekturlesen, Cheerleading, Stressglätten,Mitdenken, Modell stehen, Unterstützung, Bildmaterial und Anzeigenakquise:Anna+Jakob, Fasi Akef, Gisela Bunge, István Csík, Norbert Gerwert, Martin Heuer, AndreaLudwig, Oliver Neuhauss, Michael Ott, Nilani Printz, Saartoto, Horst Sander, Rainer Schmitt,Markus Spang, Markus Spohn, Fredi Stein, Thilo Ziegler.

♥ Ebenso bedanken wir uns bei unseren Anzeigenkunden, die dieses Projekt ermöglicht haben.

♦ Alle Rechte vorbehalten. Abdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren oderdes Herausgebers.

#1 #2 #3 #4 #5 #6 #7 #8

leidervergriffen!

Kleine Bildergeschichte vom Nauwieserfest 2006

von Andrea Ludwig

23.00 Uhr 7.30 Uhr

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Nachschlag

von Nilani Printz – Naturkost Ringelblume:

cannelloni mitspinatZutaten für 4 Personen600g Blattspinat, 1 große Zwiebel, 200g Schafskäse (Feta), 50g schwarzeOliven, 4 EL Butter, 2 EL Mehl, 1/2 l Milch, 250g Cannelloni (ohne Vorkochen),125g Mozzarella, 1 Knoblauchzehe, Pfeffer, Muskatnuss, Salz, frisches Basilikum.

Zubereitung1 Aufgetauten Spinat ausdrücken, klein schneiden. Zwiebel würfeln. Schafskäse zerbröckeln.Oliven klein schneiden. 1 EL Butter erhitzen, Zwiebel glasig dünsten. Spinat mitdünsten. Schafs-käse und Oliven untermischen. Mit Pfeffer, Muskat und Salz würzen. 2 Form einfetten. Spinat-masse in die Cannelloni füllen, in die Form setzen. 3 Mozzarella würfeln. Basilikum fein schnei-den. 2 EL Butter erhitzen, Mehl einrühren. Milch dazugießen, unter Rühren aufkochen, 3 Minutenköcheln lassen. Hälfte des Käses darin schmelzen, Knoblaucch dazudrücken, würzen, Basilikumeinrühren. Über die Nudeln gießen, Käse darüberstreuen. Bei 200°C 30 Minuten backen

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Auto-ServiceBUCHER

KFZ-Meisterbetrieb

Inh. Norbert Gerwert e.K.Grünstraße 11-1366111 SaarbrückenTel: 06 81 / 3 49 74

Fax: 06 81 / 3 90 54 68

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Afropolar , Sonntag, 29. Juli 07, 18.00 Uhr vorm

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