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1 VO am 17.10.13 Roland Harweg Arbeiten und Ideen zur Syntagmatischen Substitution - bezogen auf ein aufeinander Auftreten von Elementen; Substitution= Ersatz Eine Kette von sprachl. Einheiten, die fortwährend durch etwas Neues ersetzt werden -> zB: Gestern leutete ein Mann an meiner Wohnungstür. Er wollte mir etwas verkauften. Der Mann war nicht davon abzubringen … Der best. Artikel weißt nicht immer auf etwas im Text eingeführtes hin zB: Der Mond ist aufgegangen. Der Text ist eine ununterbrochene pronominale Verkettung von sprachlichen Einheiten!pronominal bedeutet hier => irgendetwas das ersetzt, nicht die Wortart “Pronomen” „funktionale Satzperspektive” = Thema, Rhema, eine syntaktische Theorie, aber ihr Interesse geht auch über den Satz hinaus - Bezüge zum Text! Kommunikativer Aspekt! Die Entstehung kann man mit einigen tschechoslowakischen Sprachwissenschaftlern verbinden zB: Mathesius (bezogen auf das Englische), Danes, Sgall, Firbas, … Danes: Modell der “thematischen Progression” -> im Zusammenhang damit spielt die “Thema-Rhema- Gliederung” eine besondere Rolle (er versucht diese Gliederung auf Texte anzuwenden): Ein Satz gliedert sich in alte und neue Information bzw. wäre „Thema” aufzufassen als im Text schon Vorerwähntes und “Rhema” wäre das, was neu in die Kommunikation eingebracht wird! “Thema” = worüber etwas mitgeteilt wird “Rhema” = was darüber mitgeteilt wird! => Danes: „die thematischen Progressionen stellen das Gerüst des Textaufbaus dar! Text ist eine Sequenz von Themata denen Rhemata zugeordnet sind!” Ein Text besteht aus mehreren Sätzen und ein Satz schreitet fort vom Bekannten zum Neuem, also vom Thema zum Rhema und das Rhema wird im nächsten Satz wieder zum Thema! -> zB: Unsere W sucht rationelle Arbeitsverfahren. Rationelles Arbeiten ist aber auch in der Wiss. gefragt. Überhaupt gleicht sich der Wiss.betrieb immer mehr den Strukturen an … Die Thematische Progression tritt selten auf, meist in Märchen zB: Ein König hatte drei Töchter, die eine war schön, die andere schlau und die letzte …

VO am 17.10.13 Roland Harweg - · PDF file2 Semantik bedeutet Textverknüpfungen herzustellen über Bedeutungen! Greimas: „Isotopie-Ansatz _ = die semantisch orientierte Textauffasssung,

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Page 1: VO am 17.10.13 Roland Harweg - · PDF file2 Semantik bedeutet Textverknüpfungen herzustellen über Bedeutungen! Greimas: „Isotopie-Ansatz _ = die semantisch orientierte Textauffasssung,

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VO am 17.10.13

Roland Harweg

Arbeiten und Ideen zur Syntagmatischen Substitution - bezogen auf ein aufeinander Auftreten

von Elementen; „Substitution“ = Ersatz

Eine Kette von sprachl. Einheiten, die fortwährend durch etwas Neues ersetzt werden ->

zB: Gestern leutete ein Mann an meiner Wohnungstür. Er wollte mir etwas verkauften. Der

Mann war nicht davon abzubringen …

Der best. Artikel weißt nicht immer auf etwas im Text eingeführtes hin zB: Der Mond ist

aufgegangen.

„Der Text ist eine ununterbrochene pronominale Verkettung von sprachlichen Einheiten!“

pronominal bedeutet hier => irgendetwas das ersetzt, nicht die Wortart “Pronomen”

„funktionale Satzperspektive”

= Thema, Rhema, eine syntaktische Theorie, aber ihr Interesse geht auch über den Satz hinaus -

Bezüge zum Text! Kommunikativer Aspekt!

Die Entstehung kann man mit einigen tschechoslowakischen Sprachwissenschaftlern verbinden

zB: Mathesius (bezogen auf das Englische), Danes, Sgall, Firbas, …

Danes:

Modell der “thematischen Progression” -> im Zusammenhang damit spielt die “Thema-Rhema-

Gliederung” eine besondere Rolle (er versucht diese Gliederung auf Texte anzuwenden):

Ein Satz gliedert sich in alte und neue Information bzw. wäre „Thema” aufzufassen als im Text

schon Vorerwähntes und “Rhema” wäre das, was neu in die Kommunikation eingebracht wird!

“Thema” = worüber etwas mitgeteilt wird

“Rhema” = was darüber mitgeteilt wird!

=> Danes: „die thematischen Progressionen stellen das Gerüst des Textaufbaus dar! Text ist

eine Sequenz von Themata denen Rhemata zugeordnet sind!” Ein Text besteht aus mehreren

Sätzen und ein Satz schreitet fort vom Bekannten zum Neuem, also vom Thema zum Rhema

und das Rhema wird im nächsten Satz wieder zum Thema! ->

zB: Unsere W sucht rationelle Arbeitsverfahren. Rationelles Arbeiten ist aber auch in der Wiss.

gefragt. Überhaupt gleicht sich der Wiss.betrieb immer mehr den Strukturen an …

Die Thematische Progression tritt selten auf, meist in Märchen zB: Ein König hatte drei Töchter,

die eine war schön, die andere schlau und die letzte …

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Semantik

bedeutet Textverknüpfungen herzustellen über Bedeutungen!

Greimas:

„Isotopie-Ansatz” = die semantisch orientierte Textauffasssung, eine Analyse unterhalb der

Oberfläche;

Isotopie = das wiederholte Auftreten semantischer Merkmale! Die Grundannahme dabei ist,

dass sich Wortbedeutungen in einzelne Bedeutungsmerkmale (Semen) auflösen lassen! ->

zB: „Greis“ = +belebt, +menschlich, +männlich, - jung (= + alt)

=> Semanalyse geht von einer Strukturiertheit der Bedeutung aus! Die Bedeutung lässt sich in

einzelne Komponenten aufsplittern! Auch bei ganzen Wortfeldern, zB: „Rind“ = Stier, Kuh, …

Wenn in einem Text „Greis“ vorkommt und es später wieder aufgenommen wird durch zB „der

Alte” stimmen alle Komponenten überein. Schwierig wird es, wenn sich Verknüpfungen nicht

an expliziten Wortbedeutungen festmachen lassen, zB: Opa zum Enkel: „Heute bin ich schon ein

alter Greis, aber du bist noch ein anbrechender Tag!“

-> die semantische Verknüpfung beruht hier auf +/- jung! Einzelne Bedeutungsmerkmale

genügen um eine solche Isotopie herzustellen!

Die Isotopie liegt vor wenn innerhalb eines Textes mind. 2 Bedeutungen durch das gleiche

Merkmal kompatibel/ semantisch verträglich sind!

Das oft sehr vage Gefühl, dass in einem Text etwas zusammenhängt, kann dadurch bestätigt

werden!

Dabei gibt es mind. 1 Problem: die semantischen Merkmale sind keine wohldefinierten

Größen, sie sind nicht eindeutig klar bestimmbar! Wie ist das System der Bedeutungsmerkmale

genau beschaffen?

Die ursprüngliche Idee, dass sämtliche Wortbedeutungen aus einem begrenzten Inventar von

Semen aufgebaut sein, ist eine Illusion!

zB: „Apfel“ = einigermaßen beschreibar -> + genießbar, - belebt, … möchte man ihn mit „Birne“

vergleichen, wird es schwer = - apfeliger als birne ergibt keinen Sinn!

-> es gibt nur ein begrenztes Inventar, dennoch kommt dem isotopischen Ansatz schon auch ein

gewisser Erklärungsansatz zu Gute!

Präsuppositionen

greifen nur einen Teilaspekt heraus, orientieren sich nicht an syntaktischen Begebenheiten

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sondern sie orientiert sich an semantischen und pragmatischen Einheiten - also an der

Produktion und Reproduktion von Texten.

Welche Rolle spielt das „Mitverstandene“ im Textverlauf? Es sind nicht explizit geäußerte

Elemente, aber als selbstverständlich verstandene Textelemente.

zB: „Wir haben heute kein Wasser, der Installateur kommt morgen!“ -> Zusammenhang

zwischen diesen beiden Sätzen ergibt sich aus etwas nicht explizit Ausgedrücktem, es wird nur

„mitverstanden“! Beim Kommunikationspartner wird ein gewisses Grundverständnis

vorausgesetzt!

Es gibt 2 Arten von Präsuppositionen:

1. Pragmatische/ Gebrauchsgebundene Präsuppositionen:

sprachlich nicht ausformulierte, aber vorausgesetzte Wissensstände bzw. Alltagserfahrungen!

zB: Frau A in der Küche und B im Wohnzimmer - Unterhaltung durch offene Tür: „Ich mache kurz

die Tür zu, die Milch ist übergelaufen!“ -> um Kohärenz herzustellen, muss B eigentlich eine

ganze Menge ergänzen, da aus dem sprachlichen Zusammenhang nicht genug Informationen

hervorgehen! A nimmt einen gewissen Erfahrungsstand bei dem Rezipienten an - sie geht

davon aus, dass B mitdenkt!

=> Präsuppositionen spielen in der Sprache eine ganz wichtige Rolle!

zB: „Ich weiß nicht ob meine Mutter morgen zu uns kommt, der Briefträger war noch nicht da!“ -

> würde man den Sachverhalt genau verbalisieren (erklären) muss man mit Sanktionen

rechnen! Natürlich kann beim Rezipienten auch eine falsche Präsupposition entstehen oder gar

nicht ankommen!

Die im Text vorhandenen Sachverhalte, die keinen oberflächlichen Zusammenhang haben,

werden durch Präsuppositionen miteinander verbunden!

2. Zeichengebundene Präsuppositionen:

unterscheiden sich von der ersteren dadurch, dass die selbstverständliche Sinnvoraussetzung

schon im Zeichen selbst vorhanden ist!

Es gibt Existenzpräsuppositionen (vor allem bei Sprachlogikern beliebt zB: „Der gegenwärtige

König von F hat eine Glatze!“ -> es gibt gerade einen König usw) und semant. Präsuppositionen

(ergeben sich aus Semantik einzelner Zeichen zB: „schaffen“ – „Ich habe es nicht geschafft

Blumen zu besorgen!“ -> schließt mit ein, dass ich mich bemüht habe Blumen zu besorgen, aber

ohne Erfolg!)

„Sprechakt-Theorie“

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John Austen und John Searle – „pragmatische Wende“ = starke Bewegung zur Untersuchung

von Verwendungssituationen von Sprache!

Im dt. sprachigen Raum - Wunderlich (1970)!

Sprechen wird als ein Tun, Handeln, eine Tätigkeit angesehen, und mit jeder Satzäußerung

werden mehrere Teilhandlungen vollzogen!

1. Äußerung vollziehen - etwas sagen = lokutiver Akt

2. der Akt der angibt, was diese Äußerung bewirken soll = illokutiver Akt -> zB: etwas

versprechen, androhen, jemanden informieren, …

3. Akt der mit einer Äußerung verbunden ist, Wirkung der Äußerung auf den Hörer =

perlokutiver Akt -> zB: er freut sich, fühlt sich veranlasst etwas zu tun, …

zB: „Würden Sie bitte den letzten Satz wh.?“ -> 1. lokutiver Akt, 2. eine Bitte = illokutiver Akt

und dadurch wird 3. bei Kommunikationspartner eine best. Wirkung ausgelöst, zB: der Bitte

nachzukommen, Verärgerung, ..

Wie kann man diese Theorie auf den Text anwenden? Funktioniert gut auf Satzebene!

zB: „Das Fenster ist offen!“ = nüchterne Feststellung o. Aufforderung o. Vorwurf o. Drohung ->

Bedeutung ergibt sich aus dem Gebrauch!

Komplexe Sprechakte setzten sich aus einzelnen Sprechhandlungen zusammen! Jeder Text hat

ein mehr oder weniger deutliches Gesamtziel und dieses wird über Teilziele erreicht! Man muss

die Hierarchien der einzelnen Illokutionen im Text feststellen!

80er „Kognitive Wende“

Die pragmatische Wende wurde nicht abgelöst, aber das Kognitive spielt nun eine große Rolle!

Kognitiv = Denkprozesse, Wahrnehmen, Erkennen, …

Die Kognitive Linguistik hatte mentale/sprachliche Prozesse die bei Produktion und

Reproduktion ablaufen im Auge! Texte erscheinen als Phänomene mit einer psychischen Ebene

und Texte sind Resultate mentaler Prozesse! -> Kommuniziert jemand, hat er zuvor schon einen

gewissen Erfahrungsschatz und dieser wird bei der Produktion aktiviert! In allen Phasen,

Textvorbereitung und Textverstehen, befindet man sich auf einer mentalen Ebene!

zB: „Wie komme ich zum Stephansdom?“ -> löst jede Menge aus: Bild, eigener Standort,

mehrere Wege uvm. -> Entscheidung für einen Weg -> wird verbalisiert -> wird mitgeteilt!

=> ineinandergreifende mentale Produktionen:

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1. Vorstellen

2. Erinnern

3. Wahrnehmen

4. Vergleichen

5. Entscheiden

6. Verbalisieren (sind noch nicht tatsächliche Laute!)

7. Aktualisieren (Sprechorgane o. Schreibsinne werden aktualisiert!)

Ein Text ist ein Dokument von Entscheidungen an Auswahl- und Konkretisierungsvorgängen!

Deutsches Werk von Beaugrande und Dressler: „Eine kognitiv orientierte Textlinguistik hat die

Aufgabe einen Text prozedural zu beschreiben!“ -> ein Text ist nicht einfach da, sondern

entsteht! Er ist ein Prozess der beim Textproduzenten und -rezipienten stattfindet!

Die Kognitive Textlinguistik geht davon aus, dass Kommunikationsteilhabende über best.

Kenntnissysteme verfügen:

1. enzyklopädisches Wissen: Sachwissen durch Erfahrung und Lernen angeeignet! zB er, sie, es

sind Pronomina!

2. sprachliches Wissen: keine Kenntnisse wie: Satz besteht aus Subjekt und Prädikat (=

enzyklopädisches W.!); es umfasst sprachliches Wissen auf versch. Ebenen wie Lexik, Syntax,

Morphologie, uvm. Dieses Wissen ist nicht ständig präsent, sondern wird intuitiv richtig

verwendet!

zB Wissen syntaktisch in Beziehung setzen

3. interaktives Wissen: Zielgerichtetheit sprachlichen Handelns! zB ges. Konventionen, haben

nicht unbedingt mit sprachlichem Material zu tun!

4. Wissen über globale Textstruktur: hängt mit interaktivem Wissen zusammen!

Textsortenraster - ein und derselbe Inhalt kann in ganz unterschiedlicher Form dargestellt

werden! zB Wissen um Textsorten/ versch. Textmuster, hängt teilweise mit interakt. Wissen

zusammen!

Wie ist sprachliches Wissen strukturiert und wie kommt sprachliches Wissen überhaupt ins

Gedächtnis? -> generative Sprachauffassung! Neurowissenschaft uvm.

Konversationsmaximen:

Sowohl Sprecher als auch Hörer gehen von best. Maximen aus! zB: Sei relevant!

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VO am 24.10.13

Das sprachliche Wissen - Exkurs:

„Peter“ „lesen“ „Buch“ -> Satz formen: „Peter liest ein Buch.“ -> aus lexikalischen Einheiten

einen Satz formulieren!

„Nativismus“ (innerhalb der generativen Grammatik) : die Vertreter gehen davon aus, dass das

sprachliche Wissen dem Menschen von Geburt an grundgelegt ist! Gründet auf Beobachtungen

von dem Spracherwerb! Wie kommt sprachliches Wissen hinein (in unser Gehirn)?

Fakt ist, dass Kinder sehr früh über sprachliches Wissen verfügen! Mit 4 Jahren können Kinder

fast korrekte Sätze formulieren - praktisch in jeder Sprache! Sie wissen auch, wie man

syntaktische Bezüge herstellen muss zB „Er sagt, dass H. nicht spielen will!”

Kinder können Sätze verstehen, die sie noch nie vorher gehört haben!

Also kann das sprachliche Wissen nicht darauf beruhen, dass es nachgeahmt wird!

Der Input/ sprachliches Material mit dem das Kind konfrontiert wird ist zu fehlerhaft

(abgebrochene Sätze, Fehler, …) und zu klein! Es müsste also noch etwas anderes geben, damit

die Sprache in so kurzer Zeit erworben werden kann -> also eine gewisse Anzahl an Regeln und

Prinzipien, mit denen das Kind auf die Welt kommt, die „Universalgrammatik“ (diese These ist

sehr umstritten!)

Die Universalgrammatik ist ein System von Prinzipien, das auf der einen Seite restriktiv genug

und auf der anderen Seite so liberal ist, sodass es zu einer Sprachenvielfalt führen kann!

Sie beinhaltet Parameter - Optionen in der Universalgrammatik, zB eine Struktur kann so

aussehen: entweder A oder B -> wenn A zutrifft hat es best./andere Konsequenzen auf die

Sprache als B …

Das Kind braucht Strukturen, in denen ein bestimmendes und ein bestimmtes Element

vorhanden sind, nicht mehr geliefert bekommen, da die Universalgramm. diese schon enthält!

Ein komplexes Zusammenspiel von Input und Universalgrammatik ermöglicht dem Kind

sprachliches Wissen im kognitiven Bewusstsein zu verankern!

1. Stadium = Pidgin -> ein heilloses Durcheinander, ohne eine durchsichtige Grammatik!

Verständigung mit Händen und Füßen

2. Kreol -> richtige Grammatik, feste Strukturen! Phänomene tauchen auf, die auch beim

Spracherwerb von Kindern auftauchen, zB Übergeneralisierungen - frappierende

Parallelen!

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(Fanselow und Felix: Sprachtheorie)

Konversationsmaximen - Exkurs:

Paul GRICE entwickelte ein System von imperativisch formulierten Anweisungen - einen Katalog

von Eigenschaften, welche eine effiziente Kommunikation aufweisen sollte!

Das Kooperationsprinzip besagt, dass man seine Äußerung so gestalten soll, dass sie dem

Zweck dient, den man mit seinem Kommunikationpartner verfolgt! Es beinhaltet:

- Maxime der Quantität -> Mach deinen Gesprächsbeitrag nur so informativ wie es der

anerkannte Zweck des Gesprächs verlangt!

- Maxime der Qualität -> Versuche einen Gesprächsbeitrag zu leisten, der wahr ist! Sage nichts

wovon du glaubst, dass es falsch ist! Sage nichts wofür du keine hinreichenden Gründe hast!

- Maxime der Relation -> Sage nur relevantes! zB „Mir ist gerade das Benzin ausgegangen!“ –

„Es gibt eine Tankstelle um die Ecke!“ -> ist diese Tankstelle geschlossen, wäre diese

Information irrelevant!

- Maxime der Modalität -> Vermeide Unklarheit! Vermeide Mehrdeutigkeit! Vermeide

Ungeordnetheit!

Im Normalfall nimmt der Hörer an, dass der Sprecher alle Maximen beachtet um eine effiziente

Kommunikation zu gewährleisten!

Man kann diese Wissenssysteme nur schwer voneinander trennen! Wir möchten einen

kognitiven, prozeduralen Ansatz finden!

Grundlegung der kognitiv orientierten Textlinguistik:

Man spricht bei Begriffen häufig von Konzepten, die bestimmte relevante Merkmale haben.

Begriffe sind nicht voneinander isoliert im Gedächtnis gespeichert, manche sind besonders eng

aneinander gekoppelt und manche sind besonders lose!

zB das Konzept „Hund“ -> wir verbinden damit die Assoziationen: bellen, Fell, Brief, Post,

schreiben, ziehen, Leine … -> Hund + bellen ist fest aneinander gekoppelt und Hund + ziehen

nicht mehr so stark!

Bei manchen Begriffen ist so eine Koppelung ausgeschlossen, zB Tunnel + blond!

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Welche Relationen herrschen zwischen diesen Begriffen?

1. Innerbegriffliche Relationen -> ergeben sich aus dem Vergleich von semantischen

Merkmalen! Wenn Merkmale untereinander in Beziehung gesetzt werden können zB

Rose + Blume = Relation der Über- und Unterordnung;

Sauer + essig = Qualitätsmerkmal;

schreien + flüstern, Sturm + Wind = Intensität/ komparative Relation;

gut + böse = Kontrastrelation;

2. Zwischenbegriffliche Relationen -> nicht aus den Merkmalen der Begriffe selbst

ableitbar! zB eine Handlungsträgerrelation = Affe + klettern = Affe ist Handlungsträger

des Kletterns, Hammer + schlagen, unterrichten + Schüler = Schüler ist nicht der

Handlungsträger sondern das Objekt usw.

Relationen sind hier an kognitiven Prozessen fest gemacht! Wir können nur aufgrund von

Indizien erschließen -> „Black-Box-Effect“!

Wie kann ein prozedurales, kognitives Modell aussehen?

Beaugrande und Dresslers „Einführung in die Textlinguistik” ist das am meisten diskutierte

Werk zur Textlinguistik und steht auch am Anfang der kognitiv orientierten Textlinguistik!

Es möchte Texterzeugung und -rezeption darstellen!

Textproduktionsphasen:

1. Phase der Planung, wenn ein Text entstehen soll -> Textproduzent entscheidet sich auf

Basis des globalen Textsortenwissens für eine Textsorte!

2. Ideation -> Festlegung des Inhaltskonzepts

3. Entwicklung -> Inhalte werden ausgearbeitet

4. Ausdruck -> Suche nach geeigneten sprachlichen Ausdrücken

5. grammatische Synthese -> Ausdrücke werden in grammatische Beziehung gesetzt,

linear angeordnet

Die Textrezeption verläuft dann in die Gegenrichtung! Unter Umständen gibt es auch eine

Reihe von Komplikationen beim Hörer / Leser! Es gibt verschiedene Gründe, warum das

Verstehen gefährdet ist:

1. Verständnis gelingt dann, wenn es dem Rezipienten gelingt Kohärenz festzustellen! Der

Rezipient versucht schon während dem Verständnisablauf ständig sein eigenes Wissen

einzubringen. Bei bestimmten Operationen konstruiert er Beziehungen zu

verschiedenen Wissensinhalten gleich im Voraus, dieser Vorgang wird Inferenz genannt,

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damit wir das Einbringen von eigenem Wissen verstanden! Eine ständige aktive

Mitarbeit ist eine starke kognitive Arbeit!

zB „Hast du den Film mit Bloom gesehen?” - “Ach, ich gehe nie ins Kino!” - “Ich meinte

den der im Fernsehen lief!” -> Rezipient hat zwar mitgedacht, hat aber falsch gelegen!

Der Textproduzent plant Inferenzen bei der Textproduktion üblicherweise ein!

Textualitätsmerkmale (= Kriterienkatalog, von Beaugrande und Dressler):

Textualität ist die Gesamtheit aller Eigenschaften, die einen Text ausmachen!

7 Merkmale (diese müssen erfüllt sein, damit ein Text kommunikativ ist):

1. Kohäsion -> die Art wie die einzelnen Komponenten des Oberflächentextes miteinander

verbunden sind. Durch grammatische Formen und Konventionen. Zusammengehörigkeit

von Oberflächenelementen!

2. Kohärenz -> der Zusammenhang in semantischer bzw. pragmatischer Art und Weise!

Findet auf der kognitiven Ebene statt! Kohäsion und Kohärenz betreffen direkt das

Textmaterial -> sie sind Textzentriert! Die anderen sind Verwenderzentriert!

(Wichtigstes Merkmal! Präsuppositionen spielen hier auch eine große Rolle!)

3. Intentionalität -> Ziel der Kommunikation, Absicht des Textproduzenten einen

kohäsiven und kohärenten Text zu bilden!

4. Akzeptabilität - >auf der Rezipientenseite! Dieser hat eine bestimmte Einstellung,

erwartet einen kohäsiven und kohärenten Text der für ihn relevant ist!

5. Informativität -> best. Textelemente die zu erwarten sind oder nicht bzw. bekannt sind

oder nicht!

6. Situationalität -> pragmatisches Kriterium; die Faktoren die über Angemessenheit eines

Textes in einer best. Kommunikationssituation entscheiden!

7. Intertextualität -> Faktoren, die die Verwendung von Texten von vorher aufgenommen

Texten innehaben. Etwas darstellen, was der Rezipient schon vorher aufgenommen hat!

-> aber: auch wenn in einem Theaterstück etwas parodiert wird, kann ich mich gut

unterhalten!

VO am 31.10.

1 Kohäsion:

betrifft die Art wie die Komponenten des Oberflächentextes miteinander verbunden sind;

beruht auf grammatischen Abhängigkeiten! Innerhalb der Satzgrenzen sind grammatikalische

Regeln einzuhalten, Kohäsion ist aber auch ein Satzübergreifendes Phänomen! Satzintern ist

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eher die Satzsyntax zuständig!

Bsp: Meine Frau sagt sie hat keine Zeit. Meine Frau will auch nicht mit Ihnen reden! oder Sport

ist gesund. Jeder sollte sich sportlich betätigen -> einfaches Wiederaufnehmen der Information!

Pronominalisierung: Meine Katze ist krank, sie hat sich an einer Maus verschluckt. “sie”

2 Kohärenz:

semantischer bzw. pragmatischer Zusammenhang eines Textes; wie sich die Begriffe, die

unterhalb der Oberflächenstruktur stehen, zueinander verhalten!

Die „Textwelt“ muss nicht mit der realen Welt konform gehen!

Bsp: Elefanten können nicht fliegen und mit den Vögeln spielen -> Kinderbuch “Dumbo” =

Textwelt = Wissenskonformitation der eine eigene Welt zugrunde liegt!

Kohärenz ist etwas wesentlich kognitives!

Bsp: Er hat seinem Chef widersprochen, daher wurde er entlassen. = Element, dass Kohäsion

stiftet -> kausale Relation

und: Er hat seinem Chef widersprochen, danach wurde er entlassen. = kognitive Vorstellung von

Zeit

vs.: Er hat seinem Chef widersprochen, er wurde entlassen -> kein kohäsives Element!!

Textrezipient arbeitet mit seiner Inferenz um eine Verbindung herzustellen, Einbringung des

eigenen Wissens!

Präsuppositionen - Herstellung eines Zusammenhangs indem best. Textelemente ausgespart

werden, da man davon ausgehen kann dass der Textrezipient über ein best. Wissen verfügt.

Bsp: Ich klettere doch nicht auf den Baum, bin doch kein Affe. -> Kohärenz durch Abrufen im

Gedächtnis gespeicherter Relation hergestellt!

Relationen können auch hergestellt werden wenn ein Element noch nicht im kognitiven

bekannt ist! Bsp: wollte schon immer eine exotische Sprache lernen, ich probiere es mal mit

Volov! -> stellen Kohärenz her!

2 Ebenen:

1. Oberfläche - das was wir lesen - Mittel der Kohäsion müssen sinngerecht eingesetzt werden,

sonst sind sie nicht kommunikativ! zB: “dort” stellt Bezug her, aber “Bald ist Ostern!” - “Dort

war ich schon” = Unsinn! In Witzen oft bewusst gegen das Prinzip der korrekten

Pronominalisierung verstoßen.

2. im Kognitiven der Kommunikationspartner - Kohärenz und Kohäsion, kann aber auch eine

Inferenz hergestellt werden! Kein Sinnzusammenhang -> nicht kohärent oder kohäsiv! Bsp

Nicht-Kohärent obwohl sowas wie Kohäsion vorhanden ist: „Wir haben nur weiße Steckdosen.“

– „Schade, ich hätte eine runde gebraucht.“

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3 Intentionalität:

Einstellung des Textproduzenten im Hinblick auf das kommunikative Ziel der Kommunikation!

Sprecher/ Schreiber setzt best. Mittel ein um sein Ziel zu erreichen! Einhaltung der

Kommunikationsmaximen gewährleistet das Erreichen dieses Ziels!

Zeichenwahl, Wortwahl, Verwendung von rhetorischen Mitteln usw.

„Intentionalität besteht auch in der Absicht des Textproduzenten einen kohäsiven und

kohärenten Text zu produzieren!“ -> diese Aussage ist fragwürdig!

Da die in einem Satz dahinterstehende Intention meist erkennbar ist, auch wenn Kohäsion oder

Kohärenz gestört sind!

4 Akzeptabilität:

Text soll so beschaffen sein, damit er vom Texrezipienten akzeptiert werden kann!

Einhaltung der Konversationsmaximen, die Aussage der „Textrezipient erwartet einen

kohärenten und kohäsiven Text!“ ist hier wieder fragwürdig:

Wenn der Fragende seinen Beitrag so inkohäsiv gestaltet, dass mir jedes Verstehen unmöglich

ist, so hilft es auch nichts, wenn die Intentionalität gegeben ist, die Aussagen sind nicht mehr

nachvollziehbar -> Text ist nicht mehr akzeptabel für Rezipienten!

5 Informativität:

was sich beim Sprecher, Hörer, Leser kognitiv abspielt. Textmaterial ist für Rezipienten

entweder unbekannt/ bekannt oder unerwartet/ erwartet.

Jeder Text ist ja eigentlich informativ, aber:

1. Extrem: ein Text kann nicht kommunikativ werden, wenn er nichts enthält, was für den Leser

unbekannt/bekannt oder unerwartet/erwartet ist!

2. Extrem: wenn zu vieles an Unerwarteten oder Unbekannten darin steht!

Texte weisen verschiedene Informationsgrade auf! Texte brauchen ein stabiles Verhältnis,

wenn sich Elemente mit verschiedenen Informationsgraden abwechseln!

Es gibt Elemente, die vorhersagbar sind - erhalten wenig Aufmerksamkeit - Artikel,

Präpositionen, … diese enthalten keine Informationen, sie sind völlig unauffällig!

Bsp: Mein Hund ist ein Hund. -> geringe Informativität! Dem Rezipienten wird etwas präsentiert

das bekannt ist.

Informativität ist keine statische Größe, sie kann sich auch verändern!

Mittlere Informativität, wenn es sich nicht um Triviales, ohnehin erwartetes handelt! Das ist

meist der Normalfall!

Hohe Informativität, wenn es völlig unerwartet ist! Bsp: Das Meer besteht nicht aus Wasser.

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2 Gruppen von Fällen, wo Probleme auftauchen:

1. Diskontinuitäten -> wenn dem Rezipienten Material fehlt, um einen Zusammenhang

herstellen zu können! Bsp: Deutschprof sagt: „Das ist frau Prof. Müller, Expertin für

anorganische Chemie!“

2. Diskrepanzen -> „Das Meer besteht nicht aus Wasser.“ -> diese Aussage stimmt nicht mit

unserem bisher gespeicherten Wissen/ lexikalischen Wissen überein!

Die Informativitätsstufen sind nicht fest! Es gibt Versuche zu begründen warum ein best.

Textelement verwendet wurde, Versuche eine Motivation für einen Redebeitrag zu finden! zB:

„Das ist frau Prof. Müller, Expertin für anorganische Chemie, sie hat ein Buch zur Textlinguistik

geschrieben.“

„Abwertung“ findet statt, wenn etwas zunächst völlig Unerwartetes durch Fortsetzung

abgewertet wird. Fügt sich in Zusammenhang ein! Im Allgemeinen versucht ein Textrezipient,

der ja immer einen Sinn herstellen möchte, vom Augenblick des Empfangs einer Information

eine solche Abwertung vorzunehmen! Kann auf mehrere Arten geschehen im Kognitiven:

- Versuch die Motivation in früheren „Vorkommensverhältnissen“ zu suchen, das ist eine

Abwertung nach rückwärts!

- beim Zuhörer (kognitiv in Gang gesetzt) wie „bin gespannt was Prof. Müller mit Textlinguistik

zu tun hat!” -> man rechnet damit, dass der Sprecher die Information in einem späteren Textteil

abwertet, das ist eine Abwertung nach vorwärts!

- man sucht die Erklärung für Diskontinuität außerhalb. „jetzt ist er völlig übergeschnappt!” ->

völlig abgewertet! Das wäre eine Abwertung nach außen!

Der Rezipient gibt sich mit der höchsten Informativitätsstufe nicht zufrieden und versucht diese

abzuwerten!

„Das Meer besteht nicht aus Wasser.“ -> Diskrepanz! ABER: „Das Meer besteht nicht aus

Wasser, in Wirklichkeit ist es eine Lösung aus verschiedenen Basen und Salzen.“ -> hier ist der

Sinn wieder hergestellt, entweder durch eigenes Gedächtnis, vorherige Textinpute oder

Abwertung auf folgende Elemente oder Außerhalb!

Die Abwertung ist wünschenswert, da Informativität sehr hoch sein kann!

„Mein Hund ist ein Hund.“ -> „Der braucht im Winter keinen Pullover, sein Fell reicht aus!“ =

eine „Aufwertung” -> Haben ein Element von niedriger Informativitätsstufe auf eine mittlere

gebracht! Vermutlich hat Rezipient immer versucht diese Aufwertung vorzunehmen! Entweder

rückwärts oder vorwärts oder nach außen, zB: jemand hätte den Hund des Sprechers für eine

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anderes Tier gehalten!

Ein Text enthält meist untersch. Elemente an Informativität und der Rezipient versucht durch

ständige Ab- und Aufwertung diese aufzunehmen.

Bsp: Im Normalfall wären wir sicher überrascht, wenn uns die Post einen Scheck über einen

hohen Betrag zu stellte. -> Rückerinnern an möglichen Lottoschein, abwarten auf Auflösung

oder denken, dass es sich um einen Irrtum handelt!

6 Situationalität:

Gesamtheit aller Faktoren die einen Text für eine Kommunikationssituation relevant machen!

Ort, Zeit, Konstellation der Gesprächspartner, soz. Rollenverteilung, … -> all das übt Einfluss auf

die Textgestaltung aus!

Bsp: Vorlesung um 19:00: „Guten Morgen, meine Damen!“ -> diese Äußerung ist nicht relevant,

außer ich möchte eine bestimmte Äußerung damit auslösen zB zum Aufwecken schlummernder

Studierender ^^

Autofahrer mit Panne am Straßenrand wird unterschiedlich reagieren auf Komm.partner -

5jähriger vs. Polizist als Gesprächspartner, er wird es unterschiedlich formulieren!

ein und derselbe Mitteilungsinhalt kann unterschiedlich vertextet werden!

7 Intertextualität:

die Faktoren die die Verwendung eines Textes vom Wissen der Komm.partner abhängig

machen bzw. von der Erkenntnis früher aufgenommener Texte. Dabei findet ein Bezug auf die

Textsorten statt!

zB. man erwartet von einem Kochrezept best. formale Kriterien und Eigenschaften!

im Radio: “Vorsicht, der Geisterfahrer ist immer noch unterwegs!” -> diese lakonische Meldung

ist nicht hilfreich, voll relevant wäre er nur, wenn wir erfahren wo er genau unterwegs ist!

Diese Elemente werden dann noch in der Textphorik genauer behandelt!

(Bedenken, ob sie sinnvoll auf das Phänomen Text anwendbar sind! Ist ein nicht-komm. Text ein

Nicht-Text? Wird offen gelassen!

Intentionalität ist vielfach eine Voraussetzung für Komm. überhaupt und für Akzeptabilität gilt

ähnliches…

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Bei der Kohäsion gibt es anscheinend Korrektive, da ein Text trotz kohäsiver Mangel

kommunikativ sein kann!

Ein völlig inkohärentes Gebilde ist nicht-kommunikativ und kann daher tatsächlich als Nicht-

Text bezeichnet werden! Es gibt aber Texte die bewusst auf Kohärenz verzichten zB: Gedichte,

zeitgenössische Literatur

es gibt immer nur den Einzelfall und keine generelle Beurteilbarkeit! )

„Ein schöner Katalog, der aber durchaus relativiert werden kann!” - Patocka

wir wollen eigentlich nur erfolgreich kommunizieren und deshalb stellen wir zwischen den

einzelnen Elementen einen Sinnzusammenhang her!

Phänomen der Referenz:

„Referenz” ist der Bezug auf Außersprachliches

in einem Text gibt es auch Koreferenzen ,die auf den selben Referenten verweisen!

semantisch-pragmatischer Sinnzusammenhang

„Rekoränz“ ist die Wiederaufnahme, es gibt versch. Arten:

totale Rekoränz ( = direkte Wiederaufnahme) und partielle Rekoränz!

„Parallelismus“ ist eine Wiederholung, ein wiederholtes Auftreten, so ähnlich wie eine

syntaktische Rekoränz, häufig in best. Textsorten

Paraphrase bzw. Substitution durch Autosemantika

„Neugeborene brauchen viel Körperkontakt, außerdem brauchen die Sprösslinge…”

Autosemantika haben eine kontextunabhängige lexikal. Bedeutung.

VO am 14. 11. 13

Es gibt in natürlichen Sprachen keine hundertprozentige Synomie völlige Identität -> sonst

wären sie überall gleich einbaubar, zB in Redewendungen usw.

„Oberbegriff und Unterbegriff” -> zuerst ein OB und dann mehrere UB.

zB: Hauptstädte - und dann Paris, Berlin, Wien, … hat viel mit Kohärenz zu tun! zB: „Die

Bevölkerung von Paris wächst deutlich, während die Bevölkerung von Wien weniger wird,

insgesamt verhalten sich die Hauptstädte…“ -> umgekehrt zuerst Hyponyme und dann

Hyperonyme!

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Verallgemeinerung: „Die Lampe brennt nicht, der Strom war unterbrochen“ -> Ursache und

Wirkung, Kausalanknüpfung!

diagnostische Anknüpfung zB „Es hat Frost gegeben, die Heizungsröhren sind gesprungen“.

zeitliche Abfolge: Vor-, Nach- und Gleichzeitigkeit, zB: „in Gsk wiederholten wir den Stoff der

letzten Woche, dann lasen wir in dem Buch, zum Schluss fragte Prof. das und das ….“

Kontrast zB: „Peter ist ein freundlicher Mensch, sein Bruder dagegen!“

Gradation = semantische Steigerung, zB „Das große Karthago führte 3 Kriege. Es war noch

mächtig nach dem ersten, noch bewohnbar nach dem 2 und nicht mehr auffindbar nach dem

3.“

Best. Artikel weist vll auf einen Text hin, der vorher vll durch einen unbest. Artikel eingeführt

wurde, zB: „Gestern stand ein Bettler vor meiner Tür, daraufhin gab ich *einem/ dem Bettler

Almosen!“ -> mit best. Artikel weitergeführt! = Textdeixis! - Wir finden im Text selbst,

woraufhin der best. Artikel weist! = Suchanweisung, es gibt etwas auf den das betreffende

Element hinweist -> suche im Text selbst danach! „Die Königin von E hält morgen ihre

Parlamentsrede.“ -> hier ist best. Artikel durch Einmaligkeit begründet = (Vor-) Wissensdeixis!

wir suchen das Wissen in unserem Vorwissen!

Proformen haben immer mit Textdeixis zu tun zB Pronomen ist verbunden mit so einer

Suchanweisung, Proform ist koräferent! zB „Meine Frau ist nicht da, sie lässt Sie aber grüßen!“

„Paris ist so toll, ich war aber noch nie dort!“

Junktionen stark mit Kohäsionen und Kohärenz verbunden.

Konjunktion ist hier nicht nur als Wortart gemeint, sondern als ganz bestimmter Bestandteil!

Disjunktionen - Dinge mit alternativen Status verbunden “oder” nur eines davon kann wahr

sein zB „lebt er noch oder ist er schon verstorben“!

Kontrajunktion - “aber, dennoch” Verbindung von Dingen die unvereinbar scheinen, auch bei

Antithesen zB „Peter ist ein netter Mensch, sein Bruder dagegen ist …“

zeitliche Junktion - “dann, darauf, nachher, vorher, …” relativ häufig!

Situationsdeixis (= 3. Art der Deixis)

„Endlich fand er eine Zigarette in der Tasche, leider war sie abgebrochen“ = Textdeixis

„Sag mal, kannst du die Zig. nicht ordentlich ausdämpfen?” = Situationsdeixis. Information ist

hier außerhalb zu suchen! Hat häufig mit gesprochener Sprache zu tun, best. nonverbale Mittel

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(Mimik, Gestik usw.) begleiten diese Deixis, bzw. machen sie sinnvoll! auch zB

Gebrauchsanweisungen usw. -> man hat das Element auf das bezogen wird aus der Situation in

der es gebraucht wird zu erschließen!

Ellipse = Ersparung von Oberflächenelementen, hat ähnliche Funktion wie Proformen zB „eine

Frau Müller hat mich angerufen!“ – „Kenn ich nicht!“ = Unvollständiger Satz -> man kann das

fehlende Glied leicht durch den Vorgängersatz ergänzen! Gerade das Fehlen von etwas wirkt

extrem stark textverknüpfend!!!!! sehr starkes anaphorisches Verflechtungsmittel =

zurückweisend! wieder eine Art der Suchanweisung -> suche in der vorangehenden

Textumgebung nach etwas, das die Leerstelle füllen kann!

zB: „Heine gefällt mir sehr gut, Schiller überhaupt nicht.“ -> 2. Sequenz ist eigentlich

unvollständig, ungrammatisch, die Korrektheit ergibt sich aber aus dem Zusammenhang mit

Vorgängermaterial! Das Vorangegangene nach Lückenfüllern absuchen! zB: „M. hat heute keine

Zeit, ihre Kinder sind krank, Peter übrigens auch nicht.“ -> geht noch, aber Abstand zwischen

Sequenzen darf nicht zu groß werden, sonst kritisch!

Ellipse ist in Dialogen so normal, dass eine Ausformulierung oft schwachsinnig wirkt! zB „Wie

heißt du?“ -> Die Standardantwort ist: „Hugo!“ und nicht: „Mein Name ist Hugo!“

Metakommunikative bzw. Explizite Textverknüpfung

liegt dann vor, wenn der Textproduzent explizit auf eine best. Stelle im Text verweist! Er gibt

selber die Suchanweisung vor! zB: „Wie bereits auf S. 3 angedeutet, ist dieser Sachverhalt…

siehe unten …“ -> Verweise auf den Text selbst und eine best. Stelle darin! Diese Verknüpfung

macht den Text selber zum Thema = Metatextuell/ kommunikativ. Wenn zwischen den

Elementen eine größere Distanz steht. Suchanweisung: im Text ist etwas, worauf du deine

Aufmerksamkeit lenken solltest, du findest es da und dort.

Textübung:

(1) Bei Versuchen mit Neugeborenen kam Dr. Clements aus London zu folgender Erkenntnis;

(2) Dem Türenschlagen und ähnlichen Geräuschen schenken die Sprösslinge keinerlei Beachtung.

(3) Gänzlich anders verhalten sie sich jedoch, wenn ihnen Platten mit klassischer Musik

vorgespielt werden.

(4) Vivaldi und Mozart bereiten den Babys besonders Vergnügen.

(5) Vor allem die Flötentöne - dabei lächeln sie.

-> Verflechtungsrichtung (anaphorisch vs. kataphorisch und deren konkrete Mittel!)?

Verflechtungsabstand (anaphorisch oder kataph. wirksame Elemente werden so eingesetzt das

etwas in 2 aufeinanderfolgenden Sequenzen steht, es kann aber auch eine größere Distanz

sein! “Nachbarbindung und Distanzbindung”)? Verflechtungsstelle (von anaph. und kataph.

Elementen! Syntax: wo stehen anaph. bevorzugte Elemente im Satz - am Anfang. Direkt nach

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finitem Verb stehen gerne Pronomina - ich habs dir ja gesagt = enklitische Form, kataphor.

Elemte stehen bevorzugterweise weiter rechts!) ? Rekurrenz, Parallelismus uÄ. ? Substitution

durch Autosemantika ( Verallgemeinerungen, Spezialisierungen enthalten) ? Antithesen,

Kausalanknüpfungen? zeitl. Anknüpfungen? Gradationen? Proformen (in welcher Funktion -

anaph. kataphorisch etc.) ? Junktionen (vor allem die, die nicht innerhalb von Sätzen

vorkommen!) ? Ellipse (wie wirkt sie hier tatsächlich? was wäre, wenn man das ausgesparte

Material voll ausformuliert? pragmatische Brauchbarkeit?) ?

Textübung:

(1) Bei Versuchen mit Neugeborenen kam Dr. Clements aus London zu folgender

Erkenntnis;(kataphorisch)

(2) Dem Türenschlagen und ähnlichen Geräuschen schenken (=finites/konjugiertes Verb) die

Sprösslinge (anaphor. Element Verfelchtungsstelle) keinerlei Beachtung (Relation, semantische

Antithese, Gradation).(anaphorisch, “Neugeborene”)

(3) Gänzlich anders verhalten sie (Verflechtungsstelle) sich jedoch (Dejunktion?), wenn ihnen

(Verf.stelle anaphorisches Element) Platten mit klassischer Musik (durch Vivaldi und Mozart

aufgenommen - hierarchisch gemeint!) vorgespielt werden. (anaphorisch und kataphorisch,

weckt Erwartung auf folgendes! sie und ihnen -> Bezug auf etwas Vorangeganes)

(4) Vivaldi und Mozart bereiten den Babys (beide Positionen einer anaph. Verflechtungsstelle

ausgenutzt) besonders Vergnügen (Relation, semantische Antithese, Gradation) . (anaphorisch

mit Bezug auf klassische Musik)

(5) Vor allem die Flötentöne (spezialisierung) (= Ellipse) (anaphorisch- Zusammenhang mit

klass. Musik) - dabei (Proadverb/ Proform) lächeln sie. (anaphorische Elemente)

anaphorische Stränge: 1. Neugeborene, die Sprößlinge - sie, ihnen, den Babys, … = Proformen

und 2. Vivaldi und Mozart, klass. Musik, Flötentöne

Synonyme! mit best. Artikel wieder aufgenommen, den Babys = verallgemeinernd gemeint!

Rekurrenz und Parallelismus nicht vorhanden! Verflechtungsstelle: bei anaphorischen

Elementen entweder im Vorfeld oder direkt nach finitem Verb! bei kataphorischen Elementen

am Ende -> streben nach rechts!

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VO am 21. 11. 13

Funktionale Satzperspektive

Forschungsrichtung der Funkt. Satzperspektive auf Satzebene.

Schlagwörter: Thema und Rhema. Ist etwas kommunikatives semantisches, geht es über die

Forschung der formalen Satzstruktur hinaus!

Eigentlicher Begründer: Tscheche - Vilem Mathesius: „Ein Satz ist hinsichtlich eines

Mitteilungswertes in 2 Teile gegliedert!“ -> Thema und Rhema! Es gibt eine Aussagebasis =

Thema, das Bekannte, worüber etwas ausgesagt wird und etwas Neues = Rhema, das was

darüber gesagt wird!

Thema und Rhema werden oft unterschiedlich aufgefasst!

Auffassungsunterschiede:

1. Thema = die bekannte Info und Rhema = die neue Info

2. T als Vorerwähntes (kann dann zB anaphorisch aufgenommen werden) und R als das noch

nicht Vorerwähnte!

3. T als das worüber etwas ausgesagt wird und R als das was darüber ausgesagt wird. zB der

Mond = T ist aufgegangen = R

4. Jan Firbas: ein Satz besteht nicht aus einem starren Thema o. Rhema, sondern aus Elementen

von unterschiedlichen Mitteilungswerten, eine Abstufung – „kommunikative Dynamik“ oder CD

(comm. Dynamisem) zB „er hat gestern seinen Regenschirm vergessen“ -> er = niedriger

Mitteilungswert, gestern = bringt was neues aber eigentlicher Mitteilungskern ist seinen

Regenschirm vergessen!

Bsp: Er (Thema, Pronomen -> geringer Mitteilungswert) ist Schriftsteller (Rhema)

Wer hat den Wein ausgetrunken? (Thema) - Den hat Markus (Rhema) ausgetrunken! -> Rest

des Satzes = thematisch, aus dem Vorgängersatz erschließbar!

Danes

Thema/Rhema Gliederung hat auch etwas mit dem Text zu tun -> thematische Progression -

Thema ist wichtig für Information, wenn nur Neues vorkommt ist die Informativität zu hoch und

unerträglich! Thema gehört zu den Kohäsion und Kohärenz stiftenden Elementen!

Ein Text ist eine Sequenz von Themen und semantischen Relationen = themat. Progression,

diese ist das Gerüst des Textaufbaus!

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5 Haupttypen der themat. Progression:

1. Rhema des ersten Satzes wird zum Thema des folgenden Satzes! = einfache lineare

Progession! Neues an gerade eingeführtes Bekanntes angeschlossen! 1993 Deming Kong: diese

themat. Progression sei in Märchen dominierend!

Bsp: Ich (T) hatte einmal einen Trabi (R). Dieses Gefährt (T) stammte von einem

Gebrauchtwagenhändler (R). Der (T) hat mir dann auch die Ersatzteile (R ) besorgt.

2. Thema bleibt konstant im Sinne einer Koreferenz und es werden immer neue Aussagen dazu

gemacht = Progression mit durchlaufendem Thema! Charakteristisch bei Fachtexten,

verbunden mit starker Wiederaufnahme!

1. Satz: Thema und Rhema 2.Satz: erstes Thema ist verbunden mit einem neuen Rhema. 3. Satz:

das erste Thema wird wieder mit einem neuem Rhema verbunden. Bsp: Dieses Bild (T) ist

einfach scheußlich (R). Es (T) wirkt wie von einem Affen gemalt (R). Das (T) kommt mir nicht ins

Haus.

3. Die einzelnen Themen sind implizit auf ein übergeordnetes Thema bezogen = Progression

mit abgeleiteten Themen! Übergeordnetes Thema = Volkskundemuseum = Hyperthema - von

diesem sind mehrere Teilthemata abgeleitet! Teilthema1 schreitet zum Rhema1 fort usw. Es

muss ein Bezug zwischen Hyperthema und abgeleiteten Themen hergestellt werden! Museum -

Renovierung = kognitiv rechtfertigbar; Museum - Wiedereröffnung = liegt nahe Eröffnung des

Museums; Museum - Trachtensammlung = mithilfe des Weltwissens ist es nachvollziehbar!

Bezüge intern zB zwischen Renovierung und Wiedereröffnung! ebenso bei bis auf weiteres

geschlossen und Wiedereröffnung -> stark verbunden!!! Bsp: Das Volkskundemuseum

(Hyperthema) bleibt bis auf weiteres geschlossen (R). Eine Renovierung (Teilthema1) ist

dringend Notwendig geworden (R1). Die Wiedereröffnung (Teilthema2) ist für Februar 2014

(R2) vorgesehen. Die Trachtensammlung (Teilthema3) ist aber weiterhin für Besucher

zugänglich (R3) .

Bsp: Die Temp. liegt heute zwischen 5 und 10 Grad. Die Luftfeuchtigkeit steigt weiter an. Der

Wind dreht von Nord auf West. =>Hyperthema “Wetter” scheint nicht explizit auf, muss erst

aus dem Textvorgang erschlossen werden!

4. Progression mit gespaltenem Rhema! Oder auch Entfaltung des Rhemas. Bsp: Ich (T) habe

ein gespaltenes Verhältnis zu klass. Komponisten (R). Rossini (T) ist nett aber zu verspielt (R).

Bach (T) ist virtuos aber zu mathematisch (R). Und Mozart (T) ist mir einfach zu perfekt (R)! =>

das 1. Rhema wird aufgespalten und bildet die neuen Themata! und das Thema wird in

Rhemata aufgespalten! “Rossini ist..” = 1. Aufspaltung usw.

5. Progression mit thematischem Sprung! Bsp: Sie zeigte mir ihr neues Auto. Allein die Felgen

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müssen ein Vermögen gekostet haben. / Vorige Woche war ich bei einer Hochzeit. Das

Brautkleid war umwerfend! => Präsuppositionen! Manche Begriffe sind miteinanander

abgespeichert/ gekoppelt! = so wie eine einfache lineare Progr. , bei der dazwischen etwas fehlt

und vom Rezipienten dazugedacht werden muss.

Textsorten

Texte sind eine Mischung aus verschiedenen Progressionstypen!

VO am 28.11.13

Textsortenproblematik - Einblick in Gesprächslinguistik!

Textlinguistik hat die Aufgabe, die Textsorten zu ermitteln, die auch gesellschaftlich relevant

sind. Sie soll Merkmale ermitteln, die die Texte voneinander unterscheiden.

Eine Liste von Textsorten zu erstellen ist ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen!

Sprachwiss. kann ihre Gegenstände nicht klar definieren! zB: es gibt mehrere Definitionen für

“Wort” -> ähnlich bei “Textsorten”

Um etwas zu begründen, braucht man zugrundeliegende Kriterien, diese sind sehr umstritten!

Textproduzent und Rezipient haben sowas wie ein Textsortenwissen, wie ein mündlicher oder

schriftlicher Kommunikationsbeitrag formal aussehen sollte! Sprecher/ Schreiber möchte

seinen Beitrag so gestalten, dass er seiner Mitteilungsabsicht genau entspricht. Man ist

bestrebt best. lexikalische, graphische, stilistische, syntaktische usw Konventionen einzuhalten,

bei zB einer Todesanzeige. Spielraum ist vorhanden, aber bei jeder Textsorte unterschiedlich zB

bei Todesanzeige relativ gering!

Globales Textsortenwissen - mit ungefähren Vorstellungen verbunden! Alltagsprachlich

aufgefassten Merkmalskonventionen, die meisten Merkmale werden nicht systematisch

wahrgenommen!

Es wird versucht tragfähige Modelle, auf Basis der traditionellen Textlinguistik, zu entwickeln,

die mit der Intuition der Sprachverwender im Einklang sind.

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Barbara Sandig 1972 einen viel beachteten aber unterschiedlich bearbeiteten Katalog für

Gebrauchstexte aufgestellt! Sehr frühes Stadium der Textlinguistischen Forschung!

3 Merkmale stehen als hierarchisch an der Spitze:

1. plus/minus gesprochen

2. plus/minus spontan

3. plus/minus monologisch

zB: “Interview”: + gesprochen, +/- spontan, - monologisch, +/- räumlicher Kontakt, + zeitliche

Kontinuität, +/- typische Anfänge und Ende, - aufbauend, + thematisch, - Gleichberechtigung

“Arztrezept”: - gesprochen, - spontan, + monologisch, - räuml. Kontakt, - zeitliche Kontinuität, +

typische Anfänge und Enden, + konditioneller Textaufbau, + thematisch, keine

Gleichberechtigung

“Vorlesung”: + gespr. , +/- spontan, + monologisch, +/- räumlicher Kontakt, +/- zeitl. Kontinuität,

+ anfang, +/- Ende, - kondit. Aufbau, + thematisch, - Gleichberechtigung

“Gebrauchsanweisung”: - gesprochen, - spontan, + monologisch, - räuml. Kontakt, - zeitl. Kont.,

+/- typische Anfänge und Enden, +/- Aufbau, + thematisch, - Gleichberechtigung

Anderer Versuch von Bernhard Helbig :

1. monologisch - dialogisch (alternierend)

2. spontan - nicht spontan

a. nicht spontan, gedanklich vorgeformt, sprachlich vorher nicht fixiert

b. nicht spontan, gedanklich vorgeführt, sprachlich vorher fixiert

3. Partner präsent oder nicht

4. Zahl der Sprechparnter

5. Öffentlichkeit der sprachlichen Äußerung

6. Spezifiziertheit der Sprechpartner (Zugehörigkeit zu best. gesellschaftlichen Gruppen)

7. Gesprochen - Geschrieben

8. Mobilität der Themenbehandlung (zB: erörternd, deskriptiv, argumentativ, assoziativ,)

VO am 5.12.13.

Ein weiteres Textsortenmodell von Klaus Brinker: Wenn wir Texte produzieren, produzieren

wir auch best. Textsorten! Nach Brinker sind Textsorten als komplexe Muster sprachlicher

Kommunikation zu betrachten! Eine Textsorte entspricht und folgt best. kommunikativen

Bedürfnissen und hängt mit Entwicklung menschl. Kommunikation zusammen!

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„Alltagssprachlicher Textsortenbegriff/ Vorwiss. Textsortenbegriff”: Textsorten nach

wissenschaftlich brauchbaren Kriterien, aber nicht zu weit entfernen vom alltagssprachlichen

Erkenntnis - die Textsorten die man alltagssprachlich voneinander unterscheidet, sind im

wesentlichen durch 3 Kriterien bestimmt:

1. Textfunktion: Rezipienten zu einer Handlung zu veranlassen, Einstellung hervorrufen,

Rezipienten informieren, Übernahme von best. Verpflichtung ausdrücken (zB Vertrag und

Garantie) -> hat viel mit Illokution und perlokativen Akt zu tun

2. Textinhalt: zB Wetterbericht, Reisebericht, Sportbericht, … Kochrezept, Arztrezept, …

3. Kommunikationssituation in der ein Text entsteht: zB Hörfunksendung -> Medium wird

genannt … räumliche oder zeitliche Einordnung/ Kontakt zwischen Kommunikationspartnern zB

Vorstellungsgespräch oder Telefongespräch = geprächt durch räumliche Distanz und zeitliche

Unmittelbarkeit

Textfunktion nimmt wichtigste Rolle ein!

sprachliche Merkmale spielen hier kaum eine besondere Rolle - Komm.partner wissen aufgrund

ihres Textsortenwissens sehr wohl, dass best. Merkmale vorhanden sind, scheint aber nicht

wichtig bei Textsortensortierung zu sein!

Bsp: Ein Text wird Versuchspersonen vorgelegt, wo alle Bedeutungseinheiten durch semantisch

leere Worthülsen ersetzt werden ->

“Spurzmöffe, glaunt: 4 neilige Spurzmöffe, Zumm, Roppe, 2 Krühe, Mulgwosel

Die Spurzmöffe granen, am Schwick einmöhnen ….. Knauen Brax!“

=> Kochrezept!!! Aufgrund syntaktischer Einbettung erkannt! “Schweinsschnitzel, gebacken”

auch gute Erfoge bei Wetterberichten, Todesanzeigen, Spielanleitungen, …

Brinker versucht straffere Systematik anzulegen zwischen Textsorten und Linguistik!

2 hauptsächliche Forschungsrichtungen im Bezug auf Textsortenproblematik:

1. Sprachsystematisch orientierter Ansatz

2. Kommunikationsorientierter Ansatz

Textsortendefinition: TS sind konditionell geltende Muster für komplexe sprachliche

Handlungen. Sie lassen sich beschreiben durch situative, kontextuelle, funktionale und

strukturelle Merkmale.

Brinker geht von einer hierarchischen Struktur aus, oben steht die Textfunktion = Basiskriterium

-> weitere Differenzierungen:

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Textfunktion:

- kontextuelle/ situative Kriterien: 1. Kommunikationsform (Komm.richtung, Art des

Kontaktes, sprachliche Manifestationsform = schriftlich, mündlich)

2. Handlungsbereich

- strukturelle Kriterien: 1. Art des Texthemas

2. Form der thematischen Entfaltung

Basiskriterium Textfunktion:

5 Textklassen je nach Textfunktion:

1. Informationstexte: Textproduzent will Rezipienten über etwas bestimmtes Wissen

vermitteln zB Bericht, Sachbuch - möchte nicht lenken, eingreifen oder zu einer Handlung

auffordern, vermittelt nur Information!

2. Appelltexte: zB Kochrezept, Werbeanzeigen,

3. Obligationstexte: Produzent gibt Rezipient zu verstehen, dass dieser sich verpflichtet eine

best. Handlung zu vollziehen zB Verträge, Kostenvoranschlag (hat vll aber auch etwas

informierendes oder appellatives!)

4. Kontakttexte: zB Glückwunschkarten, “Liebe Grüße aus Mallorca!” -> Produzent gibt

Rezipient zu verstehen, dass er einen persönlichen Kontakt herstellen oder erhalten will!

5. Deklarationstexte: Produzent gibt Rezipient zu verstehen, dass dieser Text eine neue Realität

schafft zB Kriegserklärung, Testament, Ernennungsurkunde -> sind meist an best.

gesellschafliche Institutionen gebunden zB Behörden! Explizite Ausdrucksweise!

Kontextuelle/ situative Kriterien:

Kommunikationsform:

1. Kommunikationsrichtung: kann monologisch oder dialogisch sein!

2. Art des Kontakts: zeitlich unmittelbar oder getrennt bzw räumlich unmittelbar oder getrennt

3. sprachliche Manifestationsform: gesprochen oder geschrieben!

je nach Medium verschiedene Formen: face-to-face usw. verschiedene Mischungen!

-> monologisch, zeitlich unmittelbar und räumlich getrennt = Anruf auf Sprachbox,

Wetterbericht

-> monologisch, zeitlich getrennt, räumlich getrennt und geschrieben = Zeitungsberichte

Wetterbericht ist eigentlich eine prototypisch erscheinende Textsorte, nicht eindeutig greifbar!

Handlungsbereich:

Rollenverständnis zwischen Komm.partnern

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1. Privat: Komm. in der Funktion als Privatperson

2. Offiziell: Komm in offizieller Rolle - Geschäftspartner, Behörden untereinander oder mit

Einzelpersonen

3. Öffentlich: Komm. findet in Öffentlichkeit statt - Massenmedien: Presse, Hörfunk, Fernsehen

Bsp: Brief als Textsorte ist zu allgemein, nicht eindeutig greifbar!

“Lieber Rudi, bitte verzeih mir, ich wusste nicht, dass du so verletzt bist. Bitte verzeih mir, in

Liebe deine Klara!” -> Appellfunktion, privat, …

“Betreff: Wohnungsansuchung

Sehr geehrte Damen und Herren, …”

Manche Textsorten sind expliziter festgelegt zB Ansichtskarte vs Verordnung!

Strukturelle Kriterien:

Art des Textthemas:

Thema-Rhema-Gliederung ist hier nicht gemeint!!! sondern Thema als inhaltlicher Kern!

Wie sich das Thema relativ zum Komm.zeitpunkt verhält zB Vorzeitigkeit (Brief über letzten

Urlaub, Nachrichten), Gleichzeitigkeit (Live-Reportage), Nachzeitigkeit (Testament, Horoskop).

Wie schaut die Relation zwichen Produzent bzw Rezipient und Thema selbst aus? Thema kann

der Produzent oder der Rezipient selber sein, es kann auch außerhalb der Komm.partner liegen.

zB Nachrichten - Thema liegt außerhalb; Autobiographie - Thema ist Produzent; Horoskop -

Thema ist Rezipient;

Form der thematischen Entfaltung:

1. deskriptiv: weitgehend ohne subjektive Komponente und eingeordnet in räumliche und

zeitliche Zusammenhänge zB Bericht, Kochrezept, … vor allem informative Texte aber nicht nur!

2. narrativ: typisch für literarische Produkte, Alltagserzählungen. Thema soll

Ungewöhnlichkeitsbedingungen erfüllen “Interessantheitskriterium” wird vom Rezipienten

erwartet! Typische Entfaltungsschritte:

- Darstellung der Ereignisse

- Auflösungen

- Bewertung

- Stellungnahme

- Einschätzung des Erzählers

- Orientierung in Zeit und Raum

- Moral

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Bsp: Zeitungsbericht - rein deskriptiv: Gestern ereignete sich im Bereich der Wiener Oper ein

folgenschwerer Unfall. Ein Auto krachte in eine Straßenbahn …”

-> narrativ dargestellt, zB durch eine Freundin am Telefon erzählt: “Stell dir vor was ich gestern

gesehen habe, als ich bei der Oper vorbeiging….Fahrer war nicht mehr zu retten, ich nehme an

er war betrunken, man kann im Verkehr nicht genug aufpassen!”

3. explikativ: folgeentwicklung, weil ,deswegen, danach...

4. argumentativ: sehr apellativ! zuerst wird eine These fomuliert, diese wird mit

Hauptargumenten weitergeführt! Denen können jede Menge untergeordnete Argumente

folgen!

Bsp. Testament:

Textfunktion = neue Realität geschaffen! Deklarationstext

kontextuelle/situative Kriterien:

Komm.form/ richtung = monologisch

Kontaktart = zeitlich und räumlich getrennt

sprachl. Form = geschrieben

Handlungsbereich = offiziell

strukturelle Kriterien:

zeitl. Aspekt = nachzeitlich

Relation zw. Thema und Komm.partner = Doppelzuordnung zu Prod. und Rezipient und Notar

ist der Mittler!

narrative Entfaltung = deskriptiv aber nicht besonders klar!

sprachliche Charakteristika = relativ stark bestimmte Formulierungsweisen, vor allem wenn sie

institutionell abgehandelt worden sind

Bsp. Predigt:

Textfunktion = oft appellative Funktion, soll best. Haltung/Handlung bei Hörern auslösen! Kann

auch informativ sein...

kontextuelle/situative Kriterien:

Komm.form/ richtung = monologisch

Kontaktart = zeitlich räumlich direkt/ unmittelbar

sprachl. Form = gesprochen

Handlungsbereich = offiziell mit öffentlichem Charakter

strukturelle Kriterien:

zeitl. Aspekt = vor-, nach- und gleichzeitig ist möglich!

Form der narrativen Entfaltung = kann deskriptiv, narrativ, argumentativ usw sein

Relation zw. Thema und Komm.partner =

sprachliche Charakteristika = welche vorhanden aber nicht stark vorgeschrieben

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VO am 12.12.13

Gesprächsanalyse

Die Gesprächsforschung ist ungefähr so alt wie Textlinguistik, es ist verwunderlich, dass bei

beiden Disziplinen nur selten die Gemeinsamkeiten angeschnitten wird. Gesprächsforschung ist

von Textlinguistik stark inspiriert!

Das Gespräch ist die prototypische Form der Sprachhandelnden! Große Bedeutung!

Definition: Es ist eine in der Regel sprachliche Interaktionsform, an der mehrere

Gesprächspartner beteiligt sind, somit fällt das „Selbstgespräch” heraus -> mind. 2 Partner

müssen beteiligt sein! Zeitlicher Kontakt muss gegeben sein, räumlich durch moderne

Techniken nicht mehr unbedingt. Bestimmt durch die Wechselrede zwischen Partnern. Partner

arbeiten an der Organisation der gesamten Sprachmitteilungen mit - zuhören und zeigen, dass

man zuhört, Hörer einen bevorstehenden Sprecherwechsel antizipiert -> Zeitpunkt kann man

ableiten, ab wann er vom Hörer zum Sprecher wird!

-> Gespräch besteht nicht aus fertigen vorproduzierten monologischen Sequenzen!!!

Es muss ein best . Gesprächsthema vorhanden sein - im Brennpunkt der komm.

Aufmerksamkeit der Handlungsbeteiligten steht!

Als linguistischer Forschungsgegenstand seit 70er des 20.Jhdt! Durch Pragmatische Wende,

wurde die Rolle des Menschen als sprachhandelndes Wesen in die Sprachwissenschaftliche

Forschung mit einbezogen. Sprachliche Produkte sind in best. Situationen hineingestellt und

auch davon beeinflusst.

Die Sprechakttheorie stellt auch eine vorläufige Gesprächsanalyse dar! Ist ein wichtiger

Ideenlieferant, zieht aber nicht auf das Ziel der Gesprächsforschung ab. Bei Sp.theorie steht im

Wesentlichen die Position des Sprechers im Mittelpunkt, Hörer ist nur ein Beteiligter! Sie hat

ihre best. Methoden. Möchte man ein konkretes Gepräch analysieren muss man es

1. Aufzeichnen zB Beobachterparadoxon (man will etwas aus sprachlicher Realität festhalten,

dass, damit keine Verfälschungen auftreten, so aufgezeichnet werden soll, als ob es nicht

beobachtet werden würde!) ->

2. Trankskipieren/ Verschriftlichten des Gesprächsverlaufs. Jeder Ton- und Bildträger kann die

Realität nur ausschnittsweise festhalten, Teile des Aufgezeichneten sind oft nicht zu verstehen!

Wichtig ist die Lesbarkeit, aber nicht in Hochsprache festhalten wenn es umgangssprachlich

gesagt wurde -> Zusatzzeichen! Muss mehr als bloßen Wortlaut des Gesprächs festhalten -

Sprechpausen, Hörersignale, Tonhöhenverlauf, Lautstärke, Akzentuierungen, Sprechtempo, …

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Henne und Rehbock “Einführung in die Gesprächsanalyse”

Schank und Schoenthal “Gesprochene Sprache”

VO am 9. 1. 14

Gespräch = gesprochene Gesprächsform mit 2 oder mehreren Beteiligten. Ein und derselbe

Partner fungiert einmal als Sprecher und einmal als Hörer! Hörer muss zeigen, dass er zuhört.

Das Gespräch ist ein interaktives Handeln, besteht nicht aus Monologen! Es muss ein

Gesprächsthema vorhanden sein, es kann sich auch eines entwickeln! Die Sprechakttheorie ist

ein Vorläufer der Gesprächsforschung, aber sie hat in erster Linie den Sprecher im Auge und der

Hörer als Reagierender ist nebensächlich. Ist die, im täglichen Leben, wichtigste

Kommunikationsform! Bei Aufzeichnungen -> Transkipieren -> Kennzeichnung von

Sprecherwechsel, Hörersignale, Sprechpausen, Tonhöhenverlauf, Akzentuierungen,

Sprechtempo, Nonverbales (Gestik, Mimik) uvm.

Sprecherwechsel

Hörer wird zum Sprecher und umgekehrt = dialogisch! Wenn tatsächlich nur 2 miteinander

reden = Dyolog! Der einzelne Redebeitrag = turn! Sprecherwechsel = turntaking!

Damit turntaking funktioniert ist eine Koperation zwischen den Gesprächspartnern notwendig!

Meist werden weitgehend unbewusste Regeln eingehalten, werden diese nicht befolgt,

entsteht eine Situation die als kommunikativ unangenehm empfunden wird.

Fremdwahl: Sprechender bestimmt auf wer als nächster als Sprechender zu fungieren hat -

Frage, Aufforderung, namentlicher Aufruf, … häufig auch der Inhalt oder Ende des

Gesprächsbeitrags zB: Priester in der Runde - “Und was meint nun die Kirche dazu?”

Selbstwahl: jemand nimmt sich das Rederecht selbst! - Sprecher hat seinen turn selbst beendet

oder wird bald beenden und keiner ist durch Fremdwahl zum Sprecher vorbestimmt -> man

muss genau abschätzen können, ob der turn wirklich beendet ist oder ob niemand sonst das

Redevorrecht hat! nicht einhalten der geltenden Regel: Nachdenkpause wird als Beendigung

missgedeutet und das Wort wird ergriffen, gleichzeitig spricht der erste Redner wieder weiter -

> beide gleichzeitig! => Unterbrechungne, Entschuldigungsfloskeln -> Panne ist reparierbar!

Zeitpunkt des Sprecherwechsels:

- Sprecherwechsel ohne/kurze kaum wahrnehmbare Pause = glatter Wechsel! Sprecher A

endet und Sprecher B setzt ohne Problem ein - hat aktiv mitgedacht und Beendigungssignale

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(Intonation, Mimik…) richtig interpretiert.

- Sprecherwechsel mit kurzer Überlappung = sehr häufig und eine Art der Variante des glatten

Wechsels! ist noch keine Unterbrechung! Parnter B arbeitet sehr aktiv mit, Einsatz ist etwas

früher. In der Regel werden die Überlappungen kaum wahrgenommen

- Turntaking erfolgt zu früh = Unterbrechung! Art der Selbstwahl wird als störend empfunden,

Sprecher A kann wahrscheinlich wesentliche Inhalte seines Beitrages nicht mehr realisieren! Ist

aber nicht immer gleich unangenehm -> Unterbrechung kann als grober Verstoß oder als

Übergang interpretiert werden = Situations- und Rollenbezogen - Wirtshaus vs.

Prüfungsgespräch.

- längere Pause - gewisse kritische Pausenlänge nach einem turn kann zu einem Unbehagen

führen, von verschiedenen Faktoren abhängig, was noch als normale oder unüblich lange Pause

gilt. Faktoren können Länge beeinflussen - Bekanntheitsgrad der Partner usw. kann auch

erforderlich sein -> Informationsverarbeitung!

Rolle des Sprechers:

- hat das “Rederecht” -> von Faktoren abhängig wie lange man es haben darf!

- Signale mit denen er zum Ausdruck bringen kann, dass er das Rederecht behalten will

(Intonation, Haltung des Blickkontakts zum Hörer, best. Gliederungssignale, … ) und welche,

dass ein Ende des turns bevorsteht ( deutlich fallende Intonation, leiser werdende Stimme,

verbale Schlussphrasen… ) Signale, dass man sein Rederecht nicht abgeben möchte

(Stimmerhebung, langsameres und skandierendes Sprechen, nonverbale/ verbale Signale …)

Rolle des Hörers:

- zuzuhören ohne irgendeine Regung -> wahrscheinlicher Zusammenbruch der Kommunikation

- best. Signale vom Hörer erwartet: Feedbackverhalten! Aufmerksamkeitsbezeugende (man

bestätigt den Sprecher in seiner Rolle und demonstriert seine eigene Aufmerksamkeit -

Kopfnicken, Mimik, Blickkontakt, Lächeln, akustische Signale die nicht als Unterbrechung

aufgefasst werden ) und kommentierende Signale (was der Sprecher sagt) !

Das Gespräch an sich:

- Öffnungsphase: wird nonverbal/ verbal eröffnet - Begrüßung, Blickkontakt, … -> viel

Gestaltugsraum, Umfang der Phase kann unterschiedlich sein.

zB: mehrere Geschäftspartner treffen sich zu einer Sitzung - Eröffnungsphase kann sehr lang

sein - Begrüßung, Vorstellung, Smalltalk, Sitzordnung festlegen, Absprachen, Wahl eines

Protokollführers, Kaffee anbieten, Tagesordnung, Absprache über Länge uvm.

Ist der Bekanntheitsgrad hoch ist die Eröffnungsphase relativ kurz!

charakteristisch ist, das relativ feste ritualisierte Handlungen vorgenommen werden. Je weniger

privat das Gespräch ist, desto stärker ritualisiert!

- Kernphase: Themen können sich auch im Zuge des Gesprächs ergeben - Plauderei in einer

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Pause uÄ. Ist ein Thema im vorhinein festgelegt, führen die Partner wegen diesem Thema ein

Gespräch. Ist keines festgelegt, führen sie event. ein Gespräch um des Gespräches willen.

- Beendigungsphase: schließt an Kernphase an. charakteristische Gesprächshandlungen und

nonverable. Handlungsbereich spielt auch hier eine große Rolle - privat, offiziell, öffentlich.

Typische Signale des Übergangs in Beendigungsphase: verbale (Floskeln), nonverbale

(Händeschütteln, Schweigen, Papiere zusammenpacken …)... -> eines ist obligatorisch ->

Grußfloskeln!

selbst mit Gesprächen von minimalem Umfang sind immer alle 3 Phasen vorhanden!

Die Kernphase muss nicht immer die relevanteste sein zB kurze zufällige Treffen im

Stress! Es gibt auch bloß kontaktive Akte zB Grüßen im vorbeifahren!