52
Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

VorlesungInformatik & Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle

25.04.2005

Page 2: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 2 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Informatik & Gesellschaft – Kapitel der Vorlesung

1. Soziotechnische Systeme 1.1 Grundlagen (11.04.) 1.2 Der Entwurf soziotechnischer Systeme (18.04.)

2. Kommunikation 2.1 Grundlagen menschlicher Kommunikation (18.04.) 2.2 Medial vermittelte Kommunikation; Klassifizierung von

Kommunikationsmedien (25.04.)

3. Kooperation und Koordination 3.1 Theoretische Grundlagen (02.05.) 3.2 Systeme zur Unterstützung von Koop (CSCW, Joint Editing,

Awareness) (09.05.) 3.3 Systeme zur Unterstützung von Koordination (WMS,

Gruppenkalender) (23.05.)

Page 3: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 3 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Gliederung für die heutige Sitzung

Herausforderungen medial vermittelter Kommunikation

SeeMe

Einbettung

Möglichkeiten der Vagheit

Theorien zur Klassifizierung von Kommunikationsmedien

Media Richness Theory

Media Featured Theory

Social Richness

Media Synchronicity Theory

Page 4: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 4 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

B

aufnehmendes Handeln

Vor-stellung

ent-wickeln

aufnehmenEin-

drucker-

zeugen

demAus-druckfolgen

Idee von BAusdrucks-

abbild

Innerer Kontext von B

RollentauschA

mitteilendes Handeln

mitteilenMittei-lung

konzi-pieren

Idee von A Kommunika-tionskonzept

Innerer Kontext von A

Aus-druck

er-zeugen

Aus-druck

Vor-stellung

ent-wickeln

Partnerbild

Ein kontext-orientiertes Kommunikationsmodell

Partnerbild

Page 5: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 5 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Zusammenfassung 2.1: Die Definition von Kommunikation Eigenschaften menschlicher Kommunikation

Symbolisch vermittelte, soziale Interaktion Nachvollziehen von Vorstellungen (inneren Handlungen), die

den Vorstellungen anderer Menschen ähneln Gegenseitige Anregung zur Vollziehung von Handlungen des

Verstehens Die Ausnutzung von Kontext zur Verkürzung kommunikativer

Mitteilungen Kombination von verbalen und non-verbalen Äußerungen Berücksichtigung und Beeinflussung der sozialen Beziehung

(Aufbau eines Partnerbildes)

... Und NICHT !!! Nachrichtentransport von A nach B Vorhandensein eines stabilen Codierungssystems

Page 6: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 6 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Formen elektronischer Kommunikationsunterstützung

Synchron Telefonie, insbesondere CAT, Voice over IP Mediaspaces Videokonferenzen Chat / Instant Messaging

Asynchron E-Mail Diskussionsforen Annotationen, Kommentare

Page 7: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 7 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

online-vermitteln

IuK-System

äußerer Kontext

Umwelt

direkt gemeinsam wahrnehmbar;abhängig vom Medium reduziert

direkt vonA wahr-nehmbar

direkt vonB wahr-nehmbar

Ausdruck

mitteilendes Handeln

mitteilen

innerer Kontext innerer Kontext

aufnehmendes Handeln

aufnehmen

extra-komm.

Verhalten

extra-komm.

Verhalten

Medial vermittelte Kommunikation

Page 8: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 8 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Medial vermittelte Kommunikation

• Unmittelbare Situation (äußerer Kontext) ist weniger stark wahrnehmbar als bei Face-to-Face-Kommunikation

• Missverständnisse sind wahrscheinlicher und können weniger schnell erkannt werden

• Berücksichtigung, welche Teile des äußeren Kontext wahrgenommen werden können und welche zu explizieren sind

• Nachdem Feedback bei asynchroner Kommunikation langsam ist, möglichst in einem Schritt mehrere Ausdrucksvarianten anbieten

Page 9: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 9 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Date: Fri, 30 May 1997 10:12:24 +0200 To: "Thomas Goesmann" <[email protected]> From: Marcel Hoffmann <[email protected]> Subject: Re: Struktur der MOVE Berichte 2-4 Cc: [email protected], [email protected], [email protected], [email protected]

Hi Thomas,

wenn Du die IWis von Deinem Vorschalg (Freitag IWi, Wochenende ISST) in Kenntnis setzt und die OKAy sagen, bin ich damit einverstanden, so vorzugehen.

Warum das ganze jetzt eilig ist, koenne wir naechste Woche mal besprechen. Die Sorge, dass wir spaeter Probleme mit durch die Struktur bekomme, teile ich nicht, da allen Beteiligten klar ist, dass der heutige Entwurf nicht verbindlich ist. Eine so ungenaue Planung wie Du sie vorschlaegst reicht den Springers eben nicht.

Gruss Marcel

At 10:03 30.05.97 +0200, you wrote: >Content-Description: Plain Text >Content-Type: text/plain ; charset=iso-8859-1 >X-Zm-Decoding-Hint: mimencode -q -u>>Hallo Marcel, >gerade mit Rudi gesprochen: Also,... >machen wir uns nix vor, heute kann nichts passieren: Thorsten ist in Koeln,

Ein E-Mail Beispiel

Page 10: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 10 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

mitteilendes Handeln

Mitteilung konzipieren

mitteilen

Vorwissen der Rezipienten einschätzen

Kontext erschließbar machen

Bekanntes auslassen

geeignete Umschreibungen anbieten

Verständniserfolg zusätzlich prüfen

Unwesentliches verstecken

Mitteilendes Handeln

Page 11: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 11 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

aufnehmen

Eindruck erzeugen

Ggf. weitere Informationenanfordern (statt Imagination!!)

Partnerbild beachten

Inneren Kontext einbeziehen

Zu äußerem Kontextin Bezug setzen

dem Ausdruck folgen

Kontextbezügeidentifizieren

Aufnehmendes Handeln

Page 12: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 12 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

SeeMe

Einbettung und Vagheit

Page 13: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 13 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Formen der Einbettung - Überblick

Über-geordne-tes Element

Sub-Ele-ment

Die Einbettung ist durch einen Farbwechsel hervorzuheben!

Page 14: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 14 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Einbettung in strukturgleiche Elemente (1/2)

Rollen in Rollen Einbettung von Rollen in Rollen kann insbesondere genutzt werden, um die

Binnengliederung einer Rolle, also ihre Organisationsstruktur zu beschreiben.

Die übergeordnete Rolle trägt in der Regel für ihre Sub-Rollen Verantwortung.

Aktivitäten in Aktivitäten Mit den eingebetteten Sub-Aktivitäten werden alle Aktivitäten dargestellt, die

(ggf. nur unter bestimmten Bedingungen) benötigt werden, damit die übergeordnete Super-Aktivität abgeschlossen werden kann.

Sub-Aktivitäten, die nicht durch Relationen verbunden sind, können in beliebiger Reihenfolge ausgeführt werden, sie sind nebenläufig.

Page 15: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 15 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Beispiel: Rollen in Rollen

Leitung

Verwaltungseinheit

SB [1]

Referat [1]

SB [4]

SB [2]

SB [3]

Referat [2]

Die Verwaltungseinheit besteht aus den Hierarchieebenen Leitung, Referat und Sachbearbeiter (SB).

Die interne Struktur von Referat [1] ist im Modell nicht näher spezifiziert, es weist SB[1] und SB[2] an, die von ihm unabhängig existieren.

SB[3] und SB[4] sind spezielle Rollen, deren Existenz an Referat [2] gebunden ist; sie werden direkt von der Leitung kontrolliert.

Page 16: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 16 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Beispiel: Aktivitäten in Aktivitäten

Umfassende Nutzung elektronischer Medien

Kommunikation Kooperation Koordination

Nachvollziehen der Kommunikation und Kooperation

Informations-verteilung

Informationretrieval

Suchen Finden

Die Abbildung zeigt die Aktivitäten, die in der Regel zu einer umfassenden Nutzung elektronischer Medien gehören. Die Durchführung dieser Aktivitäten kann nebenläufig oder sequenziell erfolgen (dies entscheiden hier die ausführenden Rollen), nur zwischen „Suchen“ und „Finden“ gibt es eine vorgegebene Abfolge.

Page 17: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 17 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Einbettung in strukturgleiche Elemente (2/2)

Entitäten in Entitäten

Entitäten bettet man in eine Entität ein, wenn ein enger Zusammenhang zwischen den beiden besteht und die Sub-Entität nicht mit dritten Entitäten im selben Zusammenhang steht.

Die Eigenschaft der übergeordnete Entität sollte die Einbettung der Sub-Entitäten rechtfertigen. Sie kann z.B. aus den Sub-Entitäten zusammengesetzt sein, sie als Container enthalten, in die Sub-Entitäten unterteilt sein. Die Sub-Entitäten können auch Kategorien der übergeordneten Entität repräsentieren.

Page 18: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 18 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Beispiel: Entitäten in Entitäten

Eine vollständige multimediale Präsentation setzt sich aus den Darstellungsarten Text, Bild und Ton zusammen. Den Ton kann man nach den Kategorien Musik, Signale, Sprache und Geräusche differenzieren.

Multimedia Präsentation

Bild

Text

Ton

Sprache

Signale

Geräusche

Musik

Page 19: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 19 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Beispiel: Entitäten in Rollen

Experte

Fachbuch

Kompetenz

Entitäten kann man in Rollen einbetten, wenn sie für den Erhalt oder das

Verhalten dieser Rolle benötigt werden und sie (bzw. eine Instantiierung

der Entität) auch nicht in anderen Rollen enthalten sein kann.

Das implizite Wissen einer Person oder eines Teams kann z.B.

eingebettet werden, um auszudrücken, dass es nicht externalisiert

vorliegt.

Während ein Fachbuch, das die Kompetenz eines Experten beschreibt, auch von anderen wahrgenommen werden kann, gilt dies für die unmittelbar mit der Person verbundenen Handlungskompetenz des Experten nicht. Sie ist als interne Entität eingebettet.

Page 20: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 20 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Beispiel: Entitäten in Aktivitäten

weiterleiten

temporäre Sicherungs-

kopie

E-mailMessage- Transfer-

Agent

Eine Entität sollte in eine Aktivität eingebettet werden, wenn sie

ausschließlich zur Durchführung dieser Aktivität benötigt wird oder

ausschließlich von dieser verändert wird

und wenn keine anderen Aktivitäten auf sie zugreifen,oder wenn sie in sonstiger enger semantischer Verbindung mit der

Aktivität steht (z.B. Schreiben und Schreibmaschine).

Der Message-Transfer-Agent erstellt aus Sicherheitsgründen beim Weiterleiten eine temporäre Sicherungskopie, die gelöscht wird, nach dem die erfolgreiche Weiterleitung bestätigt wurde.

Page 21: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 21 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Beispiel: Aktivitäten in Entitäten

Computergestützter Terminkalender

automatisches Erinnern

automatisch Verknüpfungen vorschlagen

Das Einbetten von Aktivitäten in eine Entität ist sinnvoll, wenn sie ausschließlich genutzt werden, um diese Entität zu verändern oder wenn die Aktivität ausschließlich von dieser Entität ausgeführt wird. Letzteres ist insbesondere der Fall, wenn Aktivität die Zustandsänderungen eines Computersystems beschreibt. Diese Art der Einbettung macht auch Sinn, wenn ein enger, ausschließlicher Zusammenhang zwischen Entität und Aktivität besteht.

Das Einbetten von Aktivitäten ist insbesondere sinnvoll, wenn sie als Leistung eines technischen Systems von diesem automatisch erbracht werden, wie hier die Alarmfunktion eines Terminkalenders oder automatisch erfolgende Vorschläge, die neue Einträge mit bereits vorhandenen Items verknüpfen.

Page 22: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 22 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Ausführen von Aktivitätendurch ein technisches System und durch Rollen

Computer

abfragen

Datenbank

abfragen

Datenbank Web-Schnitt-stelle

Experte

abfragen

Abfragesprache

Datenbank

Experte

Page 23: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 23 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Vagheit - Einführung

1. Ein wesentlicher Aspekt sozio-technischer Systeme besteht darin, dass viele Zusammenhänge und Strukturen nicht formal festgelegt sind, sondern nur informal bestimmt sind. Viele Eigenarten von Strukturen oder Prozessen werden von Fall zu Fall oder von Zeitpunkt zu Zeitpunkt unterschiedlich realisiert. Deshalb ist es wichtig, dass man Vagheit (Unvollständigkeit und Unsicherheit) in den Diagrammen darstellen kann.

2. Unter Vagheit verstehen wir Unvollständigkeit und/oder Unsicherheit. Unvollständigkeit und Unsicherheit können sich im wesentlichen beziehen auf:• Sub-Elemente eines Basis Elementes• Auf die Verankerung und Spezifizierung von Relationen• Auf die Wertebelegung von Attributen und damit auch auf die

Spezifizierung von Modifikatoren• Auf die Spezifizierung von Konnektoren

Page 24: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 24 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Indikatoren für Vagheit bei Sub-Elementen - Bedeutung

Der leere Halbkreis im linken Diagramm symbolisiert, dass die Festlegung der Sub-Elemente (E1.1 und E1.2) nicht vollständig ist. Die Festlegung weiterer Elemente des gleichen Typs (hier also Entitäten E1.3 etc.) wird nicht als sinnvoll für das Modell erachtet bzw. nicht gewollt.

Die Menge der für E2 festgelegten Sub-Elemente wird dagegen als vollständig angesehen.

E1

E1.1 E1.2

E2

E2.1 E2.2versus

Page 25: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 25 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

E2

E2.1 E2.2

E1

E1.1 E1.2versus

Es gibt verschiedene Gründe, warum man den leeren Halbkreis benutzt: Zum Beispiel

• weil man keine weiteren Elemente für die Darstellung von Zusammenhängen im Modell braucht,

• weil weitere Elemente das Modell unnötig überladen,

• weil die Menge der zu ergänzenden Elemente mit jeder Instantiierung anders aussehen könnte,

• weil man nicht den Aufwand betreiben will, zu untersuchen, welche weiteren Sub-Elemente es gibt.

Indikatoren für Vagheit bei Sub-Elementen - Begründung

Page 26: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 26 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Vage Spezifizierung von Sub-Elementen eines Elementes - Beispiele

Hier geht es nur darum zu zeigen, dass es der Chef ist, der die Strategie im Unternehmen festlegt. Andere Rollen im Unter-nehmen sind daher in diesem Diagramm un-interessant

Kalender

WocheMonat

Jahr

Unternehmen

Chef

Strategie festlegen

Es gibt viele Möglich-keiten, einen Kalender zu unterteilen. Der Modellierer deutet an, dass er dies weiß und dass er sich absichtlich auf die gezeigte Einteilung beschränkt.

denken

vergleichen

einordnen

entscheiden

Es ist offensichtlich, dass es noch weitere Sub-Aktivitäten des Denkens gibt und dass es kaum möglich ist, diese abschließend aufzuzählen.

Page 27: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 27 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Vagheit - Darstellungsprinzipien

gleiche Symbole oder Indikatoren für Unvollständigkeit oder Unsicherheit

Unterscheidung zwischen gewollter und gegebener Vagheit.

Gewollte Vagheit (Unvollständigkeit):Leere Flächen: Der Modellierer will sich nicht um weitere Details kümmern oder

hält deren Festlegung nicht für sinnvoll.Schwarze Flächen: Hinter diesen aktivierbaren Flächen verbergen sich Verweise auf

erweiterte Darstellungen

„+“ : Der Modellerier hat absichtlich nicht mehr dargestellt, weiß aber mehr.

Gegebene Vagheit (Unsicherheit):„...“: Es wäre sinnvoll mehr darzustellen, der Modellierer weiß aber zum

Zeitpunkt der Modellierung nicht mehr.„?“: Das mit Fragezeichen versehene Detail ist eventuell nicht korrekt.„???“: Es ist unsicher, ob man noch weitere Details festlegen müsste oder

nicht.

Page 28: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 28 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Unterschiedliche Arten gewollter Vagheit

+

Zu der bereits dargestellten Definition des leeren Halbkreises ist zu ergänzen, dass der Modellierer mit diesem Symbol auch absichtlich ungeklärt lässt, dass eine Möglichkeit der dargestellten gegebenen Vagheit zutrifft.

Der Modellierer hat zusätzliche Informationen über Sub-Elemente, die er absichtlich nicht zeigt, aber die er mitteilen kann.

Der schwarze Halbkreis beinhaltet Referenzen bzw. Links zu weiteren Information über das Super-Element. Bei computergestützten Präsentationssystemen kann die schwarze Fläche aktiviert werden.

Page 29: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 29 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Unterschiedliche Arten gewollter Vagheit - Beispiel

Der Modellierer möchte in dem Modell nicht die Tatsache vertiefen, dass man über die vollständige Liste der moderierenden Sub-Aktivitäten nicht genügend weiß. Der leere Halbkreis beinhaltet jedoch diese Möglichkeit.

Besprechung moderieren

strukturieren

fragen klären

Bewertung initiieren

Kalendertag

am?

Der Modellierer möchte die zentrale hierarchische Struktur darstellen und geht daher auf Rollen wie Buchhaltung oder Fahrer, die er kennt, nicht ein.

Die vollständige Einteilung des Kalendertags wird gezeigt, wenn man die schwarze Fläche aktiviert.

Meister

Handwerksbetrieb

Geselle

Lehrling

+

Kalendertag

am pm

Page 30: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 30 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Unterschiedliche Arten gegebener Vagheit

Es wurde festgestellt, dass die Menge der festgelegten Sub-Elemente, die vom gleichen Typ wie das Super-Element sind, sicherlich unvollständig ist, man weiß aber nicht, wie man sie vollständig spezifizieren könnte.

...

???

Es kann sein, dass die Menge der festgelegten Sub-Elemente zu erweitern ist, um das Super-Element angemessen zu beschreiben, man ist aber bzgl. dieser Erweiterungsnotwendigkeit nicht sicher.

?

Man vermutet, dass die gewählte Menge der Sub-Elemente bzgl. ihrer Struktur, ihre Umfanges oder bzgl. einzelner Sub-Elemente nicht korrekt ist oder nicht für jede Instantiierung angemessen ist (Unsicherheit).

Page 31: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 31 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Unterschiedliche Arten gegebener Vagheit - Beispiele

Eine verbindliche Liste aller wesentlichen Sub-Aktivitäten des Moderierens (neben den gezeigten Kernaktivitäten) ist nicht bekannt.

Besprechung moderieren

...

fragen

strukturieren

klären

Bewertung initiieren

Software-Ergonomie Kriterien nach DIN

Fehlerrobustheit

Aufgabenangemessenheit

Selbstbeschreibungsfähigkeit

Steuerbarkeit

Erwartungskonformität

???

Qualifikation

Fähigkeit

Fertigkeit

Kenntnisse

Soziale Kompetenz

?

Seit der Diskussion um eine internationale Norm (ISO) wurde die Vollständigkeit der gezeigten DIN-Kriterien in Frage gestellt.

Es gibt so viele Möglichkeiten, das Phänomen Qualifikation zu gliedern, dass man die Angemessenheit der gezeigten Aufteilung bezweifeln kann.

Page 32: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 32 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Vage Verankerung des Start- oder Endpunktes einer Relation

Die Darstellung drückt aus, dass für R1 nicht festgelegt wird wo R1 startet. Der Startpunkt kann bei A insgesamt liegen oder bei A1 und/oder A2. Er kann sogar bei Sub-Elementen von A1 oder A2 liegen. Unter Umständen variieren die Bedingungen für die Verankerung des Startpunktes mit jeder Instantiierung.

Das gleiche gilt für den Endpunkt von R2 bzgl. B, B1 und B2.

A, A1 und A2 müssen vom gleichen Typ sein, ebenso B, B1 und B2.

A1

A

A2

B1

B

B2

Y R2R1

Page 33: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 33 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Vage Verankerung des Start- oder Endpunktes einer Relation – Beispiele

ChefMitar-beiter

Kundengespräch führen

Adresse

Name Ort

verändern

Zusätze

Es ist nicht festgelegt, ob der Chef oder die Mitarbeiter Kundengespräche führen.

Es ist möglich, den Namen eines Basis-Elementes, hier der Rolle, wegzulassen.

Es ist nicht festgelegt, worauf sich „verändern“ bezieht – einzelne Teile einer Adresse können verändert werden, ohne dass die anderen einbezogen sind.

Page 34: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 34 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Theorien zur Klassifizierung

von Kommunikationsmedien

Page 35: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 35 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Klassifikation von Kommunikationsmedien - Motivation

Kommunikationsmedien unterscheiden sich hinsichtlich der zuvor genannten Eigenschaften, z.B.

Wahrnehmung des Kommunikationspartners Übertragung von Kontextinformationen Feedback(geschwindigkeit)

Zu deren Klassifikation sind Theorien entstanden Media Richness Theory Media Featured-Oriented Theory Social Richness Media Synchronicity Theory

Page 36: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 36 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Media Richness Theory (MRT)

Erster Versuch der Klassifizierung von Medien (nicht

ausschließlich Kommunikationsmedien!)

Medienwahl abhängig von der Aufgabe

Die Reichhaltigkeit („richness“) eines Mediums lässt sich an

folgenden Faktoren messen:

Möglichkeit des unmittelbaren Feedbacks

Anzahl der verwendeten Kommunikationskanäle

Persönliche/unpersönliche Sprache

Vielfalt der verwendeten Sprache

Autoren: Daft & Lengel (1986)

Page 37: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 37 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Beispiele, klassifiziert nach MRT

Merkmale

Feedback

Anzahl der Kommunikations-kanäle

Persönliche/unpers-önliche Sprache

Vielfalt der verwendeten Sprache

Face-to-Face

+ direkt

+ Sprache, Gestik, Mimik, Audio, Video

+ Übermittlung von Emotionen möglich

+ ausdrucksstark

Briefpost

- mit Verzögerung

- wenig Text

- nicht möglich

+ wenig nur bei vorgefertigten Formularen

reicharm

Page 38: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 38 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Klassifizierung von Aufgaben

Unsichere Aufgaben (uncertainty)

…könnten optimal gelöst werden, wenn alle Informationen

vorhanden wären

Mehrdeutige Aufgaben (equivocality)

… können auch durch sehr viele Informationen nicht gelöst

werden

„equivocality can be seen as a measure of the inability to

reduce uncertainty, or a measure of the absence of knowledge

about a given task“ (Kock 1998)

Page 39: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 39 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Relevanz der Klassifizierung von Aufgaben

Mehrdeutige Aufgaben sind komplexer als unsichere

Aufgaben: bei mehrdeutigen Aufgaben sucht man Variablen, bei

unsicheren Variablenwerte

Verwendung von geeigneten Medien führt zu höherer

Effektivität bei der der Aufgabenbearbeitung

Medienwahl

Mehrdeutige Aufgaben: reiches Medium

Unsichere Aufgaben: ärmeres Medium, aber viel

Informationen vermitteln

Page 40: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 40 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Medienwahl abhängig von der Aufgabe

Bereich

effek

tiver

Kommun

ikatio

n

Over-simplification(unpersönlich,kein Feedback)

Overcomplication(Mehrdeutigkeit, zuviele Neben-informationen)

Media Richness

Komplexität derKommunikationsaufgabe

Face-to-Face Dialog /„Meeting“

Videokommunikation

Telefon /Telefonkonferenz

Voice Mail

Computerkonferenz

Telefax

E-Mail

Briefpost /Dokumentation

Hoch

Mittel

Niedrig

Medium

aus (Reichwald et al. 1998)

Page 41: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 41 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Empirische Untersuchungen der MRT(El-Shinnawy & Markus 1997, 1998)

Untersuchung von V-Mail und E-Mail

E-Mail ist ärmer als V-Mail, überträgt aber mehr Informationen

Vermutung nach MRT

Für unsichere Aufgaben: E-Mail

Für mehrdeutige Aufgaben: V-Mail

Befund: E-Mail wird bevorzugt für

Die Reduktion von Unsicherheiten

Das Ausräumen von Mehrdeutigkeiten

V-Mail: es entstehen weitere Mehrdeutigkeiten

+ bei E-Mail: Ablagemöglichkeiten

besser nachvollziehbareraber + bei V-Mail:

Erstellung von Kommu-nikationsbeiträgen

Page 42: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 42 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Kritikpunkte an der MRT(El-Shinnawy & Markus 1997, 1998)

Unterscheidung von Perspektiven des Senders und

Empfängers ist notwendig „…choose media on the basis of their

communication role“ (El-Shinnawy & Markus 1997, pp. 464)

MRT ist nicht auf „neue“ computervermittelte Medien

übertragbar; vielmehr ist die Wahl von „Features“ beeinflusst:„The ability of communicators to handle equivocality may depend, not only

on the richness of their media but also on other media features and

functionalities such as communication mode and filing/retrieval

capabilities“ (El-Shinnawy & Markus 1997, pp. 464)

Entwicklung der Media Featured-Oriented Theory

Page 43: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 43 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Media Feature-Oriented Theory (MFT)

Starker Einfluss der Features eines Mediums auf die Wahl eines

Kommunikationsmediums; beeinflussende Funktionalitäten:

Möglichkeit, eine bestimmte Nachricht zu versenden

Qualität der Übertragung (bei v-mail in der Studie

Übertragungsschwierigkeiten)

Möglichkeit, die Kommunikation zu dokumentieren und Dokumente

abzulegen

Handhabbarkeit:

Anstrengungen, die zur Nutzung des Mediums notwendig sind

eine leichte Handhabbarkeit beeinflusst die Auswahl eines

Mediums positiv

Page 44: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 44 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Ein anderer Ansatz: Social Richness (SR)

Social richness Häufigkeit des Gebrauchs(Camino et al. 1998)

Wahl einer Kommunikationsunterstützung abhängig von der jeweiligen Situation und auch von der kritischen Masse( critical mass theory)

Medienwahl abhängig von symbolischen und situationsbedingten Einflüssen (Rice 1992) Normen des Informationsbereiches Status eines Mediums Individuelle Wahl der übergeordneten Hierarchiestufe

neue Medien testen im Vergleich mit anderen, bereits vorhandenen Medien

Page 45: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 45 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Laterale, vertikale und diagonale KommunikationHinds & Kiesler (1995)

lateral (42%)Telefon ist ausreichend; schnelles Feedback!!!

vertikal(30%)

Abhängig von oberer

Hierarchie-stufe

Diagonal (28%)Medium mit vielen Kanälen

Page 46: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 46 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Media Synchronicity Theory (MST) Dennis & Valacich (1998)

Kritik an MRT MRT klingt plausibel, die empirischen Untersuchungen bislang

nicht überzeugend waren. Studien zu MRT basieren auf Wahrnehmungen der Eignung von

Medien für Aufgaben, nicht aber auf echter Nutzung

Ansatz der MRT ist zu grob; nicht die Aufgabe, sondern der Kooperationsprozess bestimmt die Medienwahl

Unterscheidung zweier Prozesse: Divergente Prozesse: Verteilung von Informationen Konvergente Prozesse: Verdichtung von Informationen, um zu

einem gemeinsamen Verständnis zu kommen.

Page 47: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 47 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Konvergente und divergente Prozesse

Problemanalyse undRedefinition

Ideengenerierung Ideenbewertung und -auswahl

aus (Schwabe 1999)

Divergenter ProzessBezug zu MRT: Reduktion

von Unsicherheiten

Konvergenter ProzessBezug zu MRT: Reduktion

von Mehrdeutigkeiten

Page 48: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 48 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

MST: Eigenschaften von Kommunikationsmedien

Geschwindigkeit des Feedbacks: Wie schnell kann ein Kooperationspartner auf Nachrichten antworten?

Symbolvarietät: Auf wie viele Weisen kann eine Information übermittelt werden (vgl. Anzahl der Kanäle bei MRT)

Parallelität der Kommunikation: wie viele Kanäle stehen gleichzeitig zur Verfügung?

Überarbeitbarkeit eines Kommunikationsbeitrages (relevant für Mitteilenden)

Wiederverwendbarkeit eines Kommunikationsbeitrages (relevant für Rezipienten)

X

X

Page 49: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 49 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

MST: Kommunikationsmedien und -prozesse

Hohe Geschwindigkeit des Feedbacks und geringe Parallelität = hohe Synchronität

Divergente Prozesse: Medien mit geringer Synchronität

Konvergente Prozesse: Medien mit hoher Synchronität Höhere Wiederverwendbarkeit führt zu besseren Ergebnissen

Überarbeitungsleistung hat positiven Einfluss auf Ergebnis

Einfluss der Gruppe!!!: Etablierte Gruppen benötigen weniger Synchronität Der Bedarf an Synchronität nimmt im Laufe der Zeit ab, da sich ein

gemeinsames Grundverständnis entwickelt.

Page 50: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 50 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Zusammenfassung: Differenzierungsmöglichkeiten für Kommunikationsunterstützung

Synchron vs. asynchron („Feedback“; MRT & MST)

Anzahl der Kommunikationskanäle

MRT, zusätzlich: persönliche Sprache, Vielfalt der Sprache

Hinds & Kiesler: Unterscheidung abhängig von

Kommunikationsart (lateral, vertikal, diagonal)

Möglichkeit zur Erstellung/Wiederverwendung

Aufwand der Erstellung von Kommunikationsbeiträgen

(MFT, MST)

Wiederverwendbarkeit von Kommunikationsbeiträgen

(MFT, MST)

Page 51: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 51 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Zusammenfassung: Differenzierungsmöglichkeiten für Kommunikationsunterstützung

Art der zu unterstützenden Aufgaben

Unsicherheit/Mehrdeutigkeit (MRT)

Divergente/konvergente Prozesse (MST)

Kommunikation in oder zwischen Hierarchiestufen (SR)

Art der Teilnehmer

Unterscheidung von Mitteilender und Rezipient (MFT)

Hinds & Kiesler: bezüglich Hierarchiestufen in Unternehmen

(SR)

Gruppen etabliert/nicht etabliert (MST)

Bevorzugte Kommunikationsmedien vorhanden? (Rice)

Page 52: Vorlesung Informatik & Gesellschaft Dr. Andrea Kienle 25.04.2005

Seite 52 / 52

Informatik &Gesellschaft

Dr. Andrea Kienle: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 25.04.2005

Literatur zum Weiterlesen Camino, Beatrice M.; Milewski, Allen E.; Millen, David R.; Smith, Thomas M. (1998): Replying to email with

structured responses. In: International Journal Human-Computer Studies (1998), 48. S. 763-776. Daft, Richard L.; Lengel, Robert H. (1986): Organizational Information Requirements, Media Richness and

Structural Design. In: Management Science, Vo. 32, No. 5. S. 554-571. Dennis, Alan R.; Valacich, Joseph S. (1999): Rethinking Media Richness: Towards a Theory of Media

Synchronicity. In: Proceedings of the 32nd Hawaii International Conference on System Sciences, 1999. El-Shinnawy, Maha; Markus, Lynne M. (1997): The poverty of media richness theory: explaining people´s choice

of electronic mail vs. voice mail. In: International Journal of Human-Computer Studies, Vol. 46 (1997). S. 443 - 467.

El-Shinnawy, Maha; Markus, M. Lynne (1998): Acceptance of Communication Media in Organizations: Richness or Features? In: IEEE Transactions on Professional Communication, Vol. 41, No. 4, Dec. 1998. S. 242-253.

Hinds, Pamela; Kiesler, Sara (1995): Communication across Boundaries: Work, Structure, and Use of Communication Technologies in a Large Organization. In: Organization Science, Vol. 6, No. 4, July-August 1995. S. 373-393.Kock, Ned (1998): Can communication medium limitations foster better group outcomes? An action research study. In: Information & Managment Vol. 34 (1998). Elsevier. S. 295-305.

Reichwald, R.; Möslein, K.; Sachenbacher, H.; Englberger, H.; Oldenburg, S. (1998): Telekooperation, Verteilte Arbeits- und Organisationsformen.: Springer.

Rice, Ronald E. (1992): Task analyzability, use of new media, and effectiveness: a multi- site exploration of media richness. In: Organization science, Vol 3, No. 4 November 1992. S. 475- 500.

Schwabe, Gerhard (1999): Telekooperation für den Gemeinderat. Habilitationsschrift. Schwabe, Gerhard (2001): Theorien zur Mediennutzung bei der Gruppenarbeit. In: Schwabe, G. ; Streitz, N.;

Unland, R. (2001): CSCW-Kompendium. Heidelberg: Springer. Winograd, Terry (1988): A Language/Action Perspective on the Design of Cooperative Work. In: GREIF, I. (ed.)

(1988): Computer-Supported Cooperative Work: A Book of Readings. San Mateo, California: Morgan Kaufmann Publishers. pp. 623-653