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TK will neues Honorarsystem für Ärzte Derzeitige Vergütung ist intransparent Rund 420 Millionen Euro zahlen die ge-setzlichen Krankenkassen jährlich an die niedergelassenen Ärzte im Saarland. Die Gelder werden von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) nach komplizierten Regularien unter den rund 2.000 niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten verteilt. Diese Komplexität gibt immer wieder Anlass für Unfrieden – zwischen Kassen und Ärzten ebenso wie innerhalb der Ärzte- schaft. Und trotz des vielen Geldes haben Patienten Schwierigkeiten, zeit- nah einen Behandlungstermin zu erhalten. Darüber hinaus ist das derzeitige über- wiegend pauschalierte Vergütungssys- tem intransparent, zu komplex und setzt zu wenig Anreize, die richtige Leistung zum richtigen Patienten zu bringen. Ein alternatives Modell mit soge- nannter Einzelleistungsvergütung hat das Berliner IGES Institut für die TK entwickelt. Es sieht eine Trennung der Vergütung in Fixkosten und variable Kosten vor. Die einzelnen Leistungen werden definiert und mit einem Preis versehen, der vor jedem Quartal be- kannt ist und nicht nachträglich reduziert wird. Die variablen Kosten, in denen auch der „Arztlohn“ enthal- ten ist, werden für alle erbrachten Leistungen vergütet, die Fixkosten (z.B. Praxisausstattung) nur so lange, bis sie gedeckt sind. Diese Aufteilung der Kosten senkt den Anreiz für un- nötige Mengenausweitung. Gleich- zeitig erhöht sich die Planbarkeit und Transparenz für die Ärzte. Dieses Modell soll Patienten zu einer besseren Versorgung und Ärzten zu mehr Zufriedenheit verhelfen. Durch die Trennung der Vergütung in Fixkos- ten und variable Kosten werden auch zusätzliche Anreize für Ärzte ge- schaffen, sich in ländlichen Regionen niederzulassen. Das ist auch für das Saarland attraktiv. Die neue Vergütung muss aber so gestaltet sein, dass die Ausgabenentwicklung beherrschbar bleibt. Vorteile erwartet die TK für das gesamte Gesundheitssystem, weil Über- und Unterversorgung seltener auftreten dürften. Zugleich entfällt für die Ärzte dann der Druck, technische Geräte im Rahmen der Behandlung einzusetzen, um höhere Erlöse zu erzielen. Die saarländische Ärzte- schaft hat sich in ersten Gesprächen durchaus positiv zu dem TK-Vorschlag geäußert. Die digitale Pressemappe zur Vor- stellung des IGES-Modells mit dem vollständigen Gutachten finden Sie unter www.tk.de, Webcode 651354. Liebe Leserin, lieber Leser, zum wiederholten Mal steht ein neues Präventionsgesetz auf der politischen Agenda. Zu befürchten ist, dass zur Finanzierung erneut versucht wird, gesamtgesellschaftli- che Aufgaben alleine über die Kran- kenkassen abzudecken. Auch die Länder, andere Träger und die PKV müssen sich hier beteiligen. Dabei sind zusätzliche Investitionen in die Prävention grundsätzlich zu begrüßen. Was wir aber ablehnen ist das Abzweigen von Beitrags- geldern ohne Mitspracherecht der Kassen. Dass die Kassen ihr Geld sinnvoll selbst in der Prävention ein- setzen können, hat nicht zuletzt die TK mit zahlreichen Aktivitäten wie den bundesweiten Großprojekten „Gesunde Kita“ oder „Gesunde Schule“ oder ihrem Engagement im Saarland mit der „Mobbingfreien Schule“ oder dem neuaufgelegten Kinderschutzleitfaden bewiesen. Das Thema „Prävention“ steht üb- rigens auch im Mittelpunkt unseres diesjährigen Herbstempfangs am 8. Oktober im Schloss Halberg in Saarbrücken. Jörn Simon Leiter der TK-Landesvertretung Saarland EDITORIAL Aktualisierter Kinderschutz-Leitfaden vorgestellt Interview mit Professor Dr. Gerd Glaeske TK-Bestandsmarktreport 2014 Nutzen teurer Präparate nicht belegbar spezial Nr. 3 2014 Informationsdienst der Techniker Krankenkasse SAARLAND

"TK spezial" für das Saarland 3-2014

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Page 1: "TK spezial" für das Saarland 3-2014

TK will neues Honorarsystem für Ärzte

Derzeitige Vergütung ist intransparent

Rund 420 Millionen Euro zahlen die ge-setzlichen Krankenkassen jährlich an die niedergelassenen Ärzte im Saarland. Die Gelder werden von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) nach komplizierten Regularien unter den rund 2.000 niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten verteilt. Diese Komplexität gibt immer wieder Anlass für Unfrieden – zwischen Kassen und Ärzten ebenso wie innerhalb der Ärzte- schaft. Und trotz des vielen Geldes haben Patienten Schwierigkeiten, zeit-nah einen Behandlungstermin zu erhalten.

Darüber hinaus ist das derzeitige über-wiegend pauschalierte Vergütungssys-tem intransparent, zu komplex und setzt zu wenig Anreize, die richtige Leistung zum richtigen Patienten zu bringen.

Ein alternatives Modell mit soge-nannter Einzelleistungsvergütung hat das Berliner IGES Institut für die TK entwickelt. Es sieht eine Trennung der Vergütung in Fixkosten und variable Kosten vor. Die einzelnen Leistungen werden definiert und mit einem Preis versehen, der vor jedem Quartal be-kannt ist und nicht nachträglich reduziert wird. Die variablen Kosten, in denen auch der „Arztlohn“ enthal-ten ist, werden für alle erbrachten Leistungen vergütet, die Fixkosten (z.B. Praxisausstattung) nur so lange, bis sie gedeckt sind. Diese Aufteilung der Kosten senkt den Anreiz für un-nötige Mengenausweitung. Gleich-zeitig erhöht sich die Planbarkeit und Transparenz für die Ärzte.

Dieses Modell soll Patienten zu einer besseren Versorgung und Ärzten zu mehr Zufriedenheit verhelfen. Durch die Trennung der Vergütung in Fixkos-ten und variable Kosten werden auch zusätzliche Anreize für Ärzte ge-schaffen, sich in ländlichen Regionen niederzulassen. Das ist auch für das Saarland attraktiv. Die neue Vergütung muss aber so gestaltet sein, dass die

Ausgabenentwicklung beherrschbar bleibt. Vorteile erwartet die TK für das gesamte Gesundheitssystem, weil Über- und Unterversorgung seltener auftreten dürften. Zugleich entfällt für die Ärzte dann der Druck, technische Geräte im Rahmen der Behandlung einzusetzen, um höhere Erlöse zu erzielen. Die saarländische Ärzte-schaft hat sich in ersten Gesprächen durchaus positiv zu dem TK-Vorschlag geäußert.

Die digitale Pressemappe zur Vor-stellung des IGES-Modells mit dem vollständigen Gutachten finden Sie unter www.tk.de, Webcode 651354.

Liebe Leserin,lieber Leser,

zum wiederholten Mal steht ein neues Präventionsgesetz auf der politischen Agenda. Zu befürchten ist, dass zur Finanzierung erneut versucht wird, gesamtgesellschaftli-che Aufgaben alleine über die Kran-kenkassen abzudecken. Auch die Länder, andere Träger und die PKV müssen sich hier beteiligen.

Dabei sind zusätzliche Investitionen in die Prävention grundsätzlich zu begrüßen. Was wir aber ablehnen ist das Abzweigen von Beitrags-geldern ohne Mitspracherecht der Kassen. Dass die Kassen ihr Geld sinnvoll selbst in der Prävention ein-setzen können, hat nicht zuletzt die TK mit zahlreichen Aktivitäten wie den bundesweiten Großprojekten „Gesunde Kita“ oder „Gesunde Schule“ oder ihrem Engagement im Saarland mit der „Mobbingfreien Schule“ oder dem neuaufgelegten Kinderschutzleitfaden bewiesen.

Das Thema „Prävention“ steht üb-rigens auch im Mittelpunkt unseres diesjährigen Herbstempfangs am 8. Oktober im Schloss Halberg in Saarbrücken.

Jörn SimonLeiter der TK-LandesvertretungSaarland

EdiTorial

Aktualisierter Kinderschutz-Leitfaden vorgestellt • Interview mit Professor Dr. Gerd Glaeske • TK-Bestandsmarktreport 2014 • Nutzen teurer Präparate nicht belegbar

spezialNr. 3 2014Informationsdienst der Techniker Krankenkasse

SA A R L A N D

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Im Rahmen einer Fachtagung hat das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie zusammen mit der Techniker Krankenkasse (TK) im Rah-men einer Fachtagung die dritte Über-arbeitung des Kinderschutzleitfadens vorgestellt. „Jede Form von Gewalt hinterlässt ihre Spuren im Leben der Kinder und Jugendlichen. Daher geht Kinderschutz uns alle an“, sagte Gesundheitsminister Storm. „Mein Dank gilt allen beteiligten Institutionen und Verbänden, die bei der Überarbei-tung mitgewirkt und die Veröffentli-chung möglich gemacht haben.“

Der vom Ministerium, der TK, der Ärz-tekammer des Saarlandes, dem Berufsverband der Kinder- und Jugend-ärzte und dem saarländischen Ärzte-syndikat herausgegebene Leitfaden greift verschiedene Entwicklungen in den letzten Jahren auf, die den Kinder-schutz in Deutschland nachhaltig ver-bessern sollen. Der Leitfaden richtet sich primär an die ärztliche und zahn-ärztliche Praxis, soll aber auch die Arbeit anderer Einrichtungen und Pro-fessionen unterstützen.

„Gewalt gegen Kinder findet in vielen verschiedenen Formen statt. Kinder und Jugendliche werden körperlich oder seelisch misshandelt, vernachläs-sigt, sexuell missbraucht oder müssen

„Prävention und Früherkennung von Gewalt gegen Kinder und Jugendliche“ vorgestellt

Aktualisierter Leitfaden vorgestellt

Gewalt zwischen Partnern miterleben“, so Storm. „All diese Formen von Gewalt sind in den letzten Jahren in erschreckender Weise offenbar ge-worden. Eine große Rolle spielt dabei die Gewalt in und durch neue Medien und Gewalt in Institutionen.“ Minister Storm appellierte daher an Eltern, Ärzte, Erzieherinnen und Erzieher, aber auch alle anderen, die Umgang mit Kindern und Jugendlichen haben, achtsam zu sein und Kinder vor jeder Form von Gewalt zu schützen.

Möglichkeiten der frühen Hilfen

Im Leitfaden werden die Strukturen der frühen Hilfen und die daraus entstandenen regionalen Angebote beschrieben, aber auch die weite-ren Angebote der Prävention und Intervention im Saarland ausführlich dargestellt. Darüber hinaus wurden der rechtliche Rahmen, das daraus abgeleitete Vorgehen bei Verdacht auf Kindesmisshandlung sowie die Diagnostik und Dokumentation der verschiedenen Formen der Kindes-misshandlung aktualisiert. Die saarlän-dischen Einrichtungen, die Hilfen für Opfer und Angehörige sowie Bera-tungsmöglichkeiten für Ärztinnen und Ärzte, Zahnärztinnen und Zahnärzte anbieten, sind in einem Adressver-zeichnis zusammengefasst.

Wichtige Rolle für Ärztin-nen, Ärzte, Zahnärztinnen und Zahnärzte

„Beim Umgang mit dem Problem ‚Gewalt gegen Kinder und Jugend-liche‘ spielen Ärztinnen, Ärzte, Zahnärztinnen und Zahnärzte eine herausragende Rolle,“ so Jörn Simon, Leiter der TK-Landesvertretung Saar-land: „Sie werden sehr oft als erste mit den entsprechenden körperlichen oder psychischen Anzeichen kon-frontiert. Ihnen wollen wir mit dem überarbeiteten Leitfaden ein aktuelles Werkzeug an die Hand geben.“

TK-Herbstempfang 2014

Am Mittwoch, 8. Oktober 2014, lädt die TK-Landesvertretung Saarland ab 17.00 Uhr ein zu ih-rem diesjährigen Herbstempfang ins Restaurant Schloss Halberg Franz-Mai-Straße 1, 66121 Saar-brücken.

Dr. sportwiss. Harald Schmid, ehe-maliger Weltklasse-Leichtathlet, referiert zum Thema „Das Leben ist kein Leistungssport – gesund im Stresszeitalter“. Darüber hinaus stellt Jörn Simon, Leiter der TK-Landesvertretung Saarland, unter dem Titel „Gesund per Gesetz? – Prävention aus Sicht der TK“ die Meinung der TK zum geplanten Präventionsgesetz vor.

Fachtagung „die Kranken-hauslandschaft im Um-bruch – Strukturwandel durch mehr Qualität?“

Am 20. November ab 15 Uhr veranstaltet die TK-Landesvertre-tung Saarland im Sitzungssaal der Ärztekammer des Saarlandes, Faktoreistraße 4, 66111 Saar-brücken eine Fachtagung mit dem Titel „Die Krankenhauslandschaft im Umbruch – Strukturwandel durch mehr Qualität?“.

Referieren und diskutieren werden Andreas Storm, Minister für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie, Dr. Christof Veit, Ge-schäftsführer des BQS-Instituts für Qualität und Patientensicherheit, Dr. Josef Mischo, Präsident der Ärztekammer des Saarlandes, sowie Bernd Beyrle, Fachbereichs-leiter Stationäre Versorgung bei der Techniker Krankenkasse.

inFormaTion

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Für den Gebrauch von Antibiotika gibt es umfangreiche Leitlinien. Trotzdem werden Antibiotika zu häufig und unkri-tisch verordnet. Heute ist unumstritten, dass das Antibiotika-Verordnungsver-halten und der sorglose Umgang mit Antibiotika in den vergangenen Jahren zu schwerwiegenden Resistenzent-wicklungen geführt haben.

Das Volumen der von den niedergelas-senen Ärzten im Saarland verschriebe-nen Antibiotika ist von 2011 auf 2013 um rund neun Prozent gestiegen. Das geht aus einer aktuellen TK-Auswer-tung hervor, die die Arzneimittelver-ordnungen der bei der TK versicherten Personen ab dem 18. Lebensjahr, bereinigt um das Versichertenwachs-tum der TK, analysiert.

TK spezial | „So schmal wie möglich, so breit wie nötig – so kurz wie mög-lich, so lange wie nötig“, lautet eine all-gemeine Empfehlung in Bezug auf den Antibiotika-Einsatz. Ein Satz, der noch Gültigkeit hat?

Prof. dr. Glaeske | Nach wie vor hat dieser Satz nicht an Gültigkeit verloren. Viren oder Bakterien sind die häufigste Ursache für die Entstehung von Infek-ten. Gerade zu Beginn einer Erkran-kung ist es jedoch nicht immer eindeu-tig, ob es sich um einen bakteriellen oder viralen Infekt handelt, da sich die Krankheitszeichen sehr ähneln können. Die Einnahme eines Antibiotikums ist aber nur bei einer bakteriellen Infektion sinnvoll. Mandelentzündungen oder

auch Blasenentzündungen werden häufig durch Bakterien verursacht, wäh-rend beispielsweise die meisten Erkäl-tungskrankheiten durch Viren hervorge-rufen werden. Gegen Viren sind Anti-biotika allerdings machtlos.

TK spezial | Wie ernst wird die Anti-biotika-Empfehlung tatsächlich in Deutschland genommen?

Prof. dr. Glaeske | In der Praxis wird leider noch viel zu schnell nach einem Antibiotikum „als Wunderwaffe“ gegriffen, unabhängig von der Art des Infektes. Dabei wird vermutet, dass nicht zuletzt auch die positive Einstel-lung der Patienten zur Antibiotika-Therapie (Einnahme eines Antibioti-kums = schnellere Genesung) ein wesentlicher Einflussfaktor ist. Allein in Deutschland werden ca. 250 bis 300 Tonnen Antibiotika jährlich an Patientinnen und Patienten verordnet, 85 Prozent davon in der ärztlichen Praxis. Damit gehören sie zu einer der verordnungsstärksten Arzneimittel-gruppen in der ambulant-ärztlichen Versorgung.

TK spezial | Welche Aspekte haben in der Vergangenheit noch zu einer Fehl- und Überversorgung von Antibiotika in Deutschland geführt und damit eine Resistenz begünstigt?

Prof. dr. Glaeske | Ursache war und ist häufig der sorglose Umgang mit Anti-biotika. Das Arzneimittel wird zu früh abgesetzt, oder aber der Patient hält sich nicht an die Einnahmevorschriften. Dadurch begünstigt man die Entste-hung widerstandsfähiger Bakterien, die überleben und gegen den Wirkstoff unempfindlich, also resistent, werden. Aus diesem Grund ist es gerade bei Antibiotika so wichtig, diese Arzneimit-tel nach der vorgeschriebenen Dosie-rung im richtigen zeitlichen Abstand über den festgelegten Behandlungs-zeitraum einzunehmen. Auch der unkri-tische Einsatz von Antibiotika bei Krank-heiten, bei denen die Anwendung eher kontraproduktiv statt sinnvoll ist, kann eine Resistenz begünstigen. So wer-den Antibiotika häufig bei unkomplizier-ten Erkältungskrankheiten eingesetzt, obwohl hinter dem Infekt oft Viren ste-cken. Die Verschreibung von sogenann-ten Breitspektrum-Antibiotika, die gegen viele bakterielle Krankheitserre-

Interview mit Professor Dr. Gerd Glaeske vom Zentrum für Sozialpolitik (ZES) der Universität Bremen

„Es wird viel zu schnell nach einem antibiotikum gegriffen“

Prof. Dr. rer. nat. Gerd Glaeske

Professor für Arzneimittelversor-gungsforschung im Zentrum für Sozialpolitik (ZeS) der Universität Bremen. Seit 2007 Co-Leiter der Abteilung für Gesundheitsökono-mie, Gesundheitspolitik und Versor-gungsforschung im ZeS.

Funktionen und Mitgliedschaften: Seit 2010 Hauptgeschäftsführer und Mitglied des geschäftsführen-den Vorstands des Deutschen Netz-werks Versorgungsforschung; Mit-glied der Fachgesellschaft für Arz-neimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie (GAA); seit 2003 Mitglied im Wis-senschaftlichen Beirat der BZgA; Mitglied in der Deutschen Gesell-schaft für Epidemiologie, in der WHO-Drug Utilization Research Group, in der Deutschen Pharma-zeutischen Gesellschaft und in der Gesellschaft für klinische Pharma-kologie; seit 2009 Mitglied des Aus-schusses für den rationalen Einsatz von Arzneimitteln des Arzneimittel-beirates beim Bundesministerium für Gesundheit in Wien; 2003 bis 2009: Mitglied im Sachverständi-genrat zur Begutachtung der Ent-wicklung im Gesundheitswesen.

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ger eingesetzt werden können, fördert die Resistenzbildung ebenso. Schmal-spektrum-Antibiotika wären hingegen in manchen Fällen ausreichend, da sie zwar nur gegen eine bestimmte Bakte-rien-Art wirksam sind, dafür diese aber gezielt bekämpfen. Blut-, Urin- oder Speichelproben können Aufschluss dar-über geben, ob Viren oder Bakterien für die Infektion verantwortlich sind und ob bzw. welches dann das geeignete Anti-biotikum ist.

TK spezial | Wo sehen Sie die Chan-cen und Möglichkeiten für einen ver-antwortungsvolleren Umgang mit Anti-biotika?

Prof. dr. Glaeske | Ein verantwor-tungsvoller Umgang mit Antibiotika setzt hilfreiche und verständliche Informationen voraus. Der Patient muss sensibilisiert werden für diese beson-dere Gruppe von Arznei-mitteln. Sowohl die ärztliche Praxis als auch die Apotheke müssen hier ihrer Beratungspfl icht nachkommen und den Patienten auf die richtige Einnahme hinweisen. Gerade für kleinere Kinder, chronisch kranke Personen sowie für ältere Menschen können Antibioti-ka-Resistenzen ernst zu nehmende Fol-gen haben. Nicht nur, dass Infektionen länger andauern und sich die medika-mentöse Therapie schwieriger gestal-tet, im schlimmsten Fall können eigent-lich gut behandelbare bakterielle Erkrankungen lebensbedrohlich wer-den. Inzwischen gibt es Infektionen, für die kaum noch wirksame Antibiotika einsetzbar sind. Für solche Fälle stehen

Reserve-Antibiotika zur Verfügung, die ihrerseits starke Nebenwirkungen haben und auch unwirksam gegenüber Erregern werden können.

TK spezial | Was sagen Sie zu der Deutschen Antibiotika-Resistenzstrate-gie des Bundesministeriums für Gesundheit?

Prof. dr. Glaeske | Jetzt gilt es, die ent-wickelten Resistenzstrategien – gerade auch im Hinblick auf den Antibiotika-Ver-brauch in der Tiermedizin – konsequent umzusetzen. Denn nicht nur beim Men-schen, sondern auch bei Tieren können sich Resistenzen gegen Antibiotika ent-wickeln. Der Einsatz bestimmter Anti-biotika in der Tiermedizin wird schon seit Langem sehr kritisch gesehen, da diese Wirkstoffe als „Reserve-Antibio-

tika“ für den Men-schen von großer Bedeutung sind. So begünstigt der Einsatz

von Antibiotika in der landwirtschaftli-chen Tierhaltung die Resistenzentwick-lung sowie die Ausbreitung von resis-tenten Bakterien. Die Entwicklung neuer Antibiotika ist außerdem ein wichtiges Ziel forschender Pharma-unternehmen. Viele stecken allerdings noch in ihren Kinderschuhen, befi nden sich also zunächst noch in früheren Stadien der klinischen und vorklini-schen Entwicklung. So besteht mehr denn je ein großer Bedarf an neuen Antibiotika, weil sich auch in Zukunft die Resistenzentwicklung weiter ver-schärfen dürfte. Reserve-Antibiotika müssen Reserve-Antibiotika bleiben!

Sowohl die ärztliche Praxis als auch die Apotheke müs-sen ihrer Beratungspfl icht nachkommen.“

Sowohl die ärztliche Praxis als auch die Apotheke müs-

TK-Bestandsmarktreport 2014Nutzen teurer Präparate nicht belegbar

Patentgeschützte Medikamente haben oft keinen Zusatznutzen für die Patienten. Zu diesem Ergebnis kommt das Team um Professor Dr. Gerd Glaeske vom Zentrum für Sozialpolitik der Uni Bremen. Die Wissenschaftler hatten mit Unter-stützung der Techniker Krankenkasse (TK) 17 Wirkstoffe – unter anderem neue Mittel gegen Diabetes und Blutgerinnungshemmer – anhand von Kriterien der evidenzbasierten Medizin und auf Basis von TK-Ver-ordnungsdaten analysiert. Glaeske: „Keiner der untersuchten Wirkstoffe hat es in der Ampel-Bewertung auf ‚Grün‘ geschafft. Die Präparate sind sehr teuer, haben häufi g aber ge-genüber bisher verfügbaren Mitteln keinen wesentlichen Zusatznutzen für den Patienten. Damit sind auch höhere Preise nicht gerechtfer-tigt.“ Im Ländervergleich liegt das Saarland bei den Verordnungen der untersuchten Präparate meist in der Spitzengruppe.

Die digitale Pressemappe zur Vorstellung des Bestandsmarkt- reports mit dem vollständigen Report unter www.presse.tk.de, Webcode 656576.

KUrZ GESaGT

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impressum

Herausgeber | Techniker Krankenkasse, Landesvertretung Saarland

Verantwortlich | Jörn Simon redaktion | Thomas Jochum Telefon | 06 81 - 948 87 0 Telefax | 06 81 - 948 87 78E-mail | [email protected] Twitter | www.twitter.com/TKinSL internet | www.tk.de/lv-saarland

Ministerium und TK überreichen Schatzkisten an Kitas

Gesundheitsstaatssekretärin Gaby Schäfer, Jörn Simon, Leiter der Tech-niker Krankenkasse – Landesvertre-tung Saarland, und Franz Gigout, Geschäftsführer der Landesarbeits-gemeinschaft für Gesundheitsförde-rung Saarland (LAGS), haben Zertifi-kate und Schatzkisten an Teilnehmer der Fortbildungsreihe „Schatzsuche“ überreicht. Insgesamt wurden Erzie-herinnen und Erzieher aus acht saarlän-dischen Kindertagesstätten ausgebil-det, das Elternprogramm Schatzsuche in ihren Einrichtungen durchzuführen. „Statistiken und Berichte insbesondere der Krankenkassen zeigen, dass psy-chische Auffälligkeiten bei Kindern in den letzten Jahren immer mehr zuneh-men. Diese Entwicklung zu bremsen und vorbeugend zu wirken, dazu bietet die Lebenswelt der Kindertageseinrich-tungen hervorragende Möglichkeiten. Hier können wir die Eltern gemeinsam

TK fördert Kindergesundheit im Saarland

Franz Gigout, Geschäftsführer der LAGS (erste Reihe Erster von rechts), Jörn Simon, Leiter der TK-Landesvertretung Saarland (erste Reihe Zweiter von rechts), und Gesundheitsstaats-sekretärin Gaby Schäfer (erste Reihe Dritte von rechts) mit den ausgebildeten Erzieherinnen.

mit anderen Partnern bei der Förde-rung der seelischen Entwicklung ihrer Kinder unterstützen“, so Staatssekretä-rin Gaby Schäfer.

Die Fortbildungsreihe soll Grundlagen-wissen vermittelt, um in Einrichtungen ein Elternprogramm anzubieten, das den Blick der Eltern auf ihre Kinder ver-ändern soll. Das Sozialministerium hat die Anschaffung der Materialien in sogenannten „Schatzkisten“ mit 2.500 Euro übernommen, die TK hat die Fort-bildungen mit 20.000 Euro finanziert.

10.500 Euro für die Albert-Schweitzer-Gemeinschafts schule

Jeder dritte Schüler über zehn Jahre leidet nach Expertenmeinung unter Stress. Allein im Saarland sind damit rund 22.000 Kinder und Jugendliche betroffen. Viele leiden unter Schlafstö-rungen, Kopf- und Rückenschmerzen und sind gereizt. Die Albert-Schweit-zer-Gemeinschaftsschule Spiesen-El-versberg hat dieses Problem erkannt:

In Zusammenarbeit mit der Techniker Krankenkasse (TK) absolvierten die Schüler der achten und neunten Klassenstufe das Anti-Stress-Training „SNAKE“ (SNAKE = Stress nicht als Katastrophe erleben).

Mit großem Erfolg, wie Schulleiter Jörn Ludt bestätigt: „Obwohl die meis-ten Schülerinnen und Schüler natürlich zunächst einmal skeptisch sind, erwei-sen sich die erlernten Stressbewälti-gungstechniken als sehr nützlich. Sie helfen den Schülern, sich bei Stress zu beruhigen, und lassen Konflikte erst gar nicht aufkommen. SNAKE ist aus meiner Sicht absolut empfehlenswert und fördert den Umgang der Schüler miteinander und damit das gesamte Klassenklima“.

Bei SNAKE arbeitet die TK mit der Landesarbeitsgemeinschaft für Ge-sundheitsförderung Saarland (LAGS) zusammen. Das Programm wurde bis jetzt an 36 Schulen und insgesamt in 121 Klassen im Saarland erfolgreich eingesetzt. Für „SNAKE“ an der Albert-Schweitzer-Gemeinschaftsschu-le Spiesen-Elversberg stellte die TK 10.500 Euro zur Verfügung.

Schulleiter Jörn Ludt (links) und Thomas Jochum (rechts) von der TK-Landesver-tretung Saarland bei der symbolischen Übergabe des Förderbetrages zusammen mit Kursleitern und Schülern.