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Sonntagsblatt Donnerstag 28. August 2014 S tell dir vor, Gott hat einen Plan mit dir. Von Anfang an. Und er ist noch nicht am Ende. Dann kommt dein Heute. Du selber erwartest viel- leicht gar nichts besonderes von diesem Tag. Und da platzt Gott unangemeldet herein. Einen Moment lang bist du von dir sel- ber abgelenkt, bist von Gott fas- ziniert, hast deinen Abwehrme- chanismus noch nicht hochge- fahren. Und diesen Augenblick nützt Gott, um deine Aufmerk- samkeit auf sich zu lenken. Du spürst, dass er dich gern hat, dass er sich für dich interessiert, dass er dich begleitet und etwas mit dir vorhat, heute! Unwahr- scheinlich? Zum Beispiel Mose. In einer schwierigen Zeit geboren. Seine Eltern konnten nicht für ihn sor- gen. Er selber hatte eigentlich nur noch wenige Minuten zu le- ben. Und da greift Gott ein, zieht ihn aus dem Wasser, rettet ihn, plaziert ihn trotz ägyptischer Abtreibungspolitik an Pharaos Hof, wo sein Lebensunterhalt und seine Ausbildung grosszügig finanziert und sogar seine Eltern mitversorgt werden. Über viele Jahre. Bis zu diesem Ausraster, wo Mose vom Zorn gepackt ei- nen ägyptischen Aufseher er- schlägt und dann ins Ausland fliehen muss. Es vergehen 40 Jahre, Steppe, Familie, Ziegen und Schafe. Und dann ist Feuer im Busch. Gott taucht auf, ein- fach so. «Ich habe einen Auftrag für dich. Geh zum Pharao. Sag ihm in meinem Namen: Lass mein Volk frei! Und dann führe Israel …» Mose ist inzwischen 80 Jahre alt. Abgesehen davon, dass er sich seine Pensionierung anders vorstellt, wittert er Schwierig- keiten, die Gott anscheinend übersehen hat. «Herr, sssieh mich doddoch an! Iiich stoto- too … Iiiich kann nicht reden!» Und Gott sieht ihn an. Dann sagt er zu Mose: «Jetzt. sieh. mich. Zum Sonntag «Wo ich mich selber disqualifiziere, traut Gott mir alles zu.» an!» –Wir kennen den Rest der Geschichte. Wie verläuft der Tag, das Jahr, das Leben, wenn ich mich selber anschaue oder die Schwierigkei- ten? Wie anders, wenn ich auf Gott schaue, auf ihn höre. Gott sieht mich anders. Wo ich mich selber disqualifiziere, traut er mir alles zu. Ich bin für ihn die Idealbesetzung für seinen Plan. Mit Ihm ist nichts unmöglich. Es braucht nur den einen Au- genblick, in dem ich nicht auf mich schaue, sondern IHN an- sehe. Er meint es ernst: «Sieh mich an!» Mail: [email protected] IMPRESSUM Das «Oberländer Sonntagsblatt» ist eine Wochenbeilage des Verlages G. Maurer AG Spiez. Verantwortliche Redaktorin: Helene Maurer. E-Mail: [email protected] Zum Gedenken Karl Rubin-Berger Därligen 1943–2014 Franz Werren-Zenger Willigen 1968–2014 Lina Wäfler-Wäfler Frutigen 1927–2014 KLAGEN DÜRFEN Ich bin froh, dass Gott an keine Gebetsform gebunden ist. Wir dürfen so zu ihm kommen, wie wir sind, mit allem, was uns beschäftigt. Sabine Herold Ich bringe meine Klagen vor ihn und breite all meine Sorgen vor ihm aus. Psalm 142,3 Selbst wenn niemand mich plante: Gott hat mich gewollt. Ich bin ein Kind des Königs, dem Himmel und Erde gehören. Ruth Heil BERN Die nächste Konferenz des Forum Ehe+Familie findet am 13.September statt unter dem Titel «(K)eine richtige Familie?! – Das Leben ist nicht fair, aber auch nicht verloren, wenn Ideale zerbrechen». Der Traum von Geborgenheit und Erfüllung in einer glückli- chen Familie wird leicht zu ei- nem Alptraum, wenn die Part- nerschaft nicht hält, der Kinder- wunsch nicht erfüllt wird, ein Partner wegstirbt, Kinder alleine erzogen werden müssen oder die Familiengründung zusammen mit den Kindern eines neuen Partners kaum zu meistern ist. Wie geht man mit dem Leben um, wenn nicht gelingt, was wir uns erhofft haben? Wie reagiert das persönliche oder kirchliche Umfeld auf die notvolle Situati- on? Welche Perspektiven eröff- nen sich vom christlichen Glau- ben her? Der Gedanke, dass es mit Gott keine Not, kein Leiden, kein Scheitern geben dürfte, liegt nahe. Aber ist er richtig? Das diesjährige Forum Ehe+Familie zeigt Wege auf, wie Menschen in schwierigen Bezie- hungssituationen Gnade erfah- ren und neue Perspektiven ge- winnen können. In Referaten (Psychologe und Psychotherapeut Dr. Manfred Engeli), 7 Workshops, einer Talk- runde mit selber Betroffenen und vielen weiteren Elementen wer- den Betroffene und Interessierte Anregungen erhalten. pd Anmeldeschluss: 29. August! Ort: Fabrikstrasse 12, Bern Weitere Infos: Hansjörg Forster, Arbeitsgemeinschaft «Forum Ehe + Familie», 044 274 84 65, hans- [email protected] (K)eine richtige Familie?! TV-TIPP «Aus dir wird doch nie was!» Das hat sich schon Einstein von seinem Lehrer anhören müssen. Während dies Einsteins Karriere offen- bar nicht geschadet hat, haben diese Worte manch anderem das Leben verbaut. Das kleine Mädchen senkt be- troffen den Kopf. Immer wieder hat man Christine Brudsche ge- sagt: «Du bist dumm!» Sie hat enorme Wissenslücken und ver- lässt die Schule ohne Abschluss. Sie hält sich für einen hoffnungs- losen Fall: «Du kannst nichts und bist nichts wert!» Pascal kämpft seit seiner Kind- heit mit Minderwertigkeitsge- fühlen. Er wächst unter schwieri- gen Bedingungen auf. Die Stim- men in seinem Kopf sagen: «Das kannst du nicht!» Er findet kei- nen Platz in der Gesellschaft. Roger Fistarol bedient im Res- taurant der Stiftung Uetendorf- berg, die Gäste mit grossem En- gagement. Kaum jemand traute dem Hörbehinderten zu, als Ser- viceangestellter zu arbeiten . Worte haben Macht, können entmutigen und Selbstvertrauen rauben. Kehren solche Sätze im- mer wieder, werden sie zu Moti- vationskillern. Scheitern ist vor- programmiert. »Aus dir wird nie was!«, Worte, die wie ein Fluch wirken, wie eine Prophezeiung, die sich selbst erfüllt. pd Aus dir wird doch nie was Fenster zum Sonntag Magazin mit Aline Baumann Samstag, 30.Aug. SRF2: 17.10Uhr, SRF info: 18.30 Uhr Sonntag, 31.Aug. SRF2: 13.10Uhr, SRF info: 17.45 Uhr. online ab Montag 1.September www.sonntag.ch RADIO BEO-TIPP Wie kam es dazu dass die Heilsarmee 1914, zuerst in Frutigen und später in Adelboden, Fuss gefasst hat? pd Sonntag, 31. August 9.00-10.00 Gottesdienst. Christ- kath. Kirche Göttibach Thun, 21.00 WH Kirchenfenster: Dienstag, 2. September 20.00 Kirchenfenster: Seit 100 Jah- ren ist die Heilsarmee im Frutigland unterwegs. Was sind das für Menschen, die bereit sind, sich noch heute gemäss dem Motto der Heilsarmee «Suppe, Seife, Seelen- heil» zu engagieren? Alfred Inniger 22.00 Chilchestübli: Gespräche, Berichte und aktuelle Meldungen www.kibeo.ch Frutigland: «100 Jahre Heilsarmee» UMGANG MIT SCHEIDUNG Seit fünf Jahren besteht im deutschsprachigen Raum der Kurs «lieben – scheitern – leben», der Geschiedenen hilft, ihr Scheitern in der Ehe zu bewältigen. Roger Götz von FamilyLife koordiniert die Angebote. Für Gemeinden sei wichtig im Blick zu halten, dass jeder in einem gewissen Sinn gescheitert ist, sagt er im Livenet-Interview. Livenet: Roger Götz, Sie sind bei FamilyLife unter anderem für den Kurs «lieben – scheitern – le- ben» verantwortlich. Was ist das Ziel dieses Kurses? Roger Götz: In erster Linie wol- len wir in den «lieben – scheitern – leben»-Kursen eine innere Hei- lung bei Menschen, die eine Scheidung hinter sich haben, er- möglichen. Sie sollen nach der gescheiterten Ehe wieder per- sönlich gestärkt werden und Bo- den unter den Füssen kriegen. Unser Fokus ist, dass die Person, die den Kurs besucht, wieder als Single leben kann. Und natürlich wünschen wir uns auch, dass sie die Freude am Leben wiederent- decken kann. Das Leben soll wie- der lebenswert sein. Soll der Kurs «lieben – scheitern – leben» jemanden auch wieder auf eine Beziehung vorbereiten? Das steht nicht im Vordergrund. Natürlich ist es so, dass eine bes- sere Voraussetzung für eine spä- tere Beziehung geschaffen wird, wenn jemand die Vergangenheit gut aufarbeitet und loslässt. Uns geht es aber um eine Aufarbei- tung für die einzelne Person, dass sie wieder Halt bekommt. Wie gehen Gemeinden in der Schweiz mit dem Thema «Scheidung» um? Die Gemeinden werden immer wacher auf diesem Gebiet. Viele Pastoren sind sehr sensibilisiert. Wann immer ich jemanden zu diesem Thema anspreche, höre ich, das ist wichtig, das betrifft uns. Aber gleichzeitig herrscht ei- ne grosse Verunsicherung, weil man oft nicht weiss, wie man mit betroffenen Gemeindegliedern umgehen soll. Oft wird aus dieser Verunsicherung heraus falsch reagiert. Dann werden Men- schen, die eigentlich Hilfe benö- tigen würden, fallen gelassen und dadurch tief verletzt. Der Kurs kann Gemeinden helfen, sich mit diesen Themen auseinanderzu- setzen. Denn es gibt keine Ge- meinde, die nicht betroffen ist. Die Leiter der Gemeinden sind im Zusammenhang mit Schei- dungen ja auch mit dem Thema «Wiederheirat» konfrontiert. Wie sprechen Sie dieses Thema im Kurs an? Wir geben gar keine theologische Lehrmeinung dazu ab. Es würde die Leute nur verwirren, wenn sie im FamilyLife-Kurs eine Mei- nung hören würden, aber ihr Pas- tor eine ganz andere Linie ver- folgt. Deshalb halten wir uns da zurück und überlassen die Beant- wortung dieser Frage der jeweili- gen Gemeindeleitung. Auf diese Art können wir den Kurs auch in unterschiedlichen Gemeinden durchführen. Darauf legt auch die anglikanische «Holy Trinity Brompton Church» in London, die den Kurs ursprünglich entwi- ckelt hat, grossen Wert. Es ist üb- rigens dieselbe Kirche, von der auch das Alphalive-Kurskonzept stammt. Im Kurs geben Sie also keine konkrete Antwort darauf, ob und unter welchen Voraussetzungen es erlaubt ist, wieder zu heira- ten. Aber geben Sie hier im Live- net-Interview Ihre persönliche Meinung dazu Preis? Ja, ich möchte aber nochmals be- tonen, dass dies nur meine per- sönliche Meinung ist. Heute bin ich der Überzeugung, dass eine neue Ehe gesegnet sein kann, wenn eine Scheidung wirklich aufgearbeitet ist und wenn die neue Beziehung oder die Aus- sicht auf eine neue Beziehung nicht schon ein Scheidungsmotiv darstellt. Die Motivation, für eine Ehe zu kämpfen, darf auf keinen Fall untergraben werden. Das Scheiden und erst recht das Wie- derheiraten darf also nicht leicht gemacht werden. Die einfache Grundlage, an die ich glaube, lau- tet: Gott schützt Ehen! Wir müs- sen deshalb alles daran setzen, Interview: «Wir alle sind gescheitert – jeder auf seinem Gebiet» dass Krisen bewältigt und Ehen erhalten werden. Was wünschen Sie sich von den Gemeinden im Umgang mit Ge- schiedenen? Es kann eine wichtige Erkennt- nis für eine Gemeinde sein, dass wir alle «Gescheiterte» sind, je- der von uns auf seinem Gebiet. Das Scheitern in der Ehe wird dann nicht als die speziell grosse Sünde betrachtet, obwohl es na- türlich gravierende Auswirkun- gen hat, ja, es ist und bleibt eine der gravierendsten Formen von Scheitern. Aber wir sollten nicht aus dem Blick verlieren, dass wir alle irgendwo gescheitert sind, sonst bräuchten wir keine Erlö- sung und keine Vergebung. Diese Einsicht verändert auch das Ver- halten gegenüber Geschiedenen, Menschen, die durch Krisen ge- hen, sind oft sehr offen für das Evangelium. Dies eröffnet eine ganz neue Sicht. Wir können Mit- menschen, die durch eine Schei- dung gehen helfen, egal ob sie zur Kirche gehören oder nicht. Jesus ist schliesslich für die Kranken gekommen, nicht für die Gesun- den. Florian Wüthrich, Livenet Roger Götz, 51 Jahre, ist bei Family- Life zuständig für die Kurse «lieben – scheitern – leben» und für die Ehevorbereitungskurse «Paar mit Vision». Er war ursprünglich Ingenieur und hat berufsbeglei- tend seinen Bachelor of Arts in praktischer Theologie am IGW ge- macht. Kurs «lieben - scheitern - leben» www.familylife.ch Zerbrochene Herzen kann und will Gott heilen. Bilder Helene Maurer Sonnenblumen erfreuen das Herz. 10 10 Joachim Hermann ist Pfarrer der ev.-ref. Landes- kirche in Buchen Ansichtssache

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Sonntagsblatt Donnerstag28. August 2014

Stell dir vor, Gott hat einenPlan mit dir. Von Anfangan. Und er ist noch nicht

am Ende. Dann kommt deinHeute. Du selber erwartest viel-leicht gar nichts besonderes vondiesem Tag. Und da platzt Gottunangemeldet herein. EinenMoment lang bist du von dir sel-ber abgelenkt, bist von Gott fas-ziniert, hast deinen Abwehrme-chanismus noch nicht hochge-fahren. Und diesen Augenblicknützt Gott, um deine Aufmerk-samkeit auf sich zu lenken. Duspürst, dass er dich gern hat, dasser sich für dich interessiert, dasser dich begleitet und etwas mitdir vorhat, heute! Unwahr-scheinlich?

Zum Beispiel Mose. In einerschwierigen Zeit geboren. SeineEltern konnten nicht für ihn sor-gen. Er selber hatte eigentlichnur noch wenige Minuten zu le-ben. Und da greift Gott ein, ziehtihn aus dem Wasser, rettet ihn,plaziert ihn trotz ägyptischerAbtreibungspolitik an PharaosHof, wo sein Lebensunterhaltund seine Ausbildung grosszügigfinanziert und sogar seine Elternmitversorgt werden. Über vieleJahre. Bis zu diesem Ausraster,wo Mose vom Zorn gepackt ei-nen ägyptischen Aufseher er-schlägt und dann ins Auslandfliehen muss. Es vergehen 40Jahre, Steppe, Familie, Ziegenund Schafe. Und dann ist Feuerim Busch. Gott taucht auf, ein-fach so. «Ich habe einen Auftragfür dich. Geh zum Pharao. Sagihm in meinem Namen: Lassmein Volk frei! Und dann führeIsrael …»

Mose ist inzwischen 80 Jahrealt. Abgesehen davon, dass ersich seine Pensionierung andersvorstellt, wittert er Schwierig-keiten, die Gott anscheinendübersehen hat. «Herr, sssiehmich doddoch an! Iiich stoto-too… Iiiich kann nicht reden!»Und Gott sieht ihn an. Dann sagter zu Mose: «Jetzt. sieh. mich.

ZumSonntag

«Wo ich mich selberdisqualifiziere,traut Gott mir alleszu.»

an!» –Wir kennen den Rest derGeschichte.

Wie verläuft der Tag, das Jahr,das Leben, wenn ich mich selberanschaue oder die Schwierigkei-ten? Wie anders, wenn ich aufGott schaue, auf ihn höre. Gottsieht mich anders. Wo ich michselber disqualifiziere, traut ermir alles zu. Ich bin für ihn dieIdealbesetzung für seinen Plan.Mit Ihm ist nichts unmöglich.Es braucht nur den einen Au-genblick, in dem ich nicht aufmich schaue, sondern IHN an-sehe. Er meint es ernst: «Siehmich an!»

Mail: [email protected]

IMPRESSUM

Das «Oberländer Sonntagsblatt»ist eine Wochenbeilage des VerlagesG. Maurer AG Spiez.

Verantwortliche Redaktorin:Helene Maurer.E-Mail: [email protected]

Zum Gedenken

Karl Rubin-BergerDärligen1943–2014

Franz Werren-ZengerWilligen1968–2014

Lina Wäfler-WäflerFrutigen1927–2014

KLAGEN DÜRFEN

Ich bin froh, dass Gott an keineGebetsform gebunden ist.Wir dürfen so zu ihm kommen,wie wir sind, mit allem, was unsbeschäftigt. Sabine Herold

Ich bringe meine Klagen vor ihnund breite all meine Sorgen vorihm aus. Psalm 142,3

Selbst wenn niemand michplante: Gott hat mich gewollt.Ich bin ein Kind des Königs,dem Himmel und Erdegehören. Ruth Heil

BERN Die nächste Konferenzdes Forum Ehe+Familie findetam 13.September statt unterdem Titel «(K)eine richtigeFamilie?! – Das Leben ist nichtfair, aber auch nicht verloren,wenn Ideale zerbrechen».

Der Traum von Geborgenheitund Erfüllung in einer glückli-chen Familie wird leicht zu ei-nem Alptraum, wenn die Part-nerschaft nicht hält, der Kinder-wunsch nicht erfüllt wird, einPartner wegstirbt, Kinder alleineerzogen werden müssen oder dieFamiliengründung zusammenmit den Kindern eines neuenPartners kaum zu meistern ist.

Wie geht man mit dem Lebenum, wenn nicht gelingt, was wiruns erhofft haben? Wie reagiertdas persönliche oder kirchlicheUmfeld auf die notvolle Situati-on? Welche Perspektiven eröff-

nen sich vom christlichen Glau-ben her? Der Gedanke, dass esmit Gott keine Not, kein Leiden,kein Scheitern geben dürfte, liegtnahe. Aber ist er richtig?

Das diesjährige ForumEhe+Familie zeigt Wege auf, wieMenschen in schwierigen Bezie-hungssituationen Gnade erfah-ren und neue Perspektiven ge-winnen können.

In Referaten (Psychologe undPsychotherapeut Dr. ManfredEngeli), 7 Workshops, einer Talk-runde mit selber Betroffenen undvielen weiteren Elementen wer-den Betroffene und InteressierteAnregungen erhalten. pd

Anmeldeschluss: 29. August!Ort: Fabrikstrasse 12, BernWeitere Infos: Hansjörg Forster,Arbeitsgemeinschaft «Forum Ehe +Familie», 044 274 84 65, [email protected]

(K)eine richtige Familie?!TV-TIPP «Aus dir wird dochnie was!» Das hat sich schonEinstein von seinem Lehreranhören müssen. Währenddies Einsteins Karriere offen-bar nicht geschadet hat, habendiese Worte manch anderemdas Leben verbaut.

Das kleine Mädchen senkt be-troffen den Kopf. Immer wiederhat man Christine Brudsche ge-sagt: «Du bist dumm!» Sie hatenorme Wissenslücken und ver-lässt die Schule ohne Abschluss.Sie hält sich für einen hoffnungs-losen Fall: «Du kannst nichts undbist nichts wert!»

Pascal kämpft seit seiner Kind-heit mit Minderwertigkeitsge-fühlen. Er wächst unter schwieri-gen Bedingungen auf. Die Stim-men in seinem Kopf sagen: «Daskannst du nicht!» Er findet kei-nen Platz in der Gesellschaft.

Roger Fistarol bedient im Res-taurant der Stiftung Uetendorf-berg, die Gäste mit grossem En-gagement. Kaum jemand trautedem Hörbehinderten zu, als Ser-viceangestellter zu arbeiten .

Worte haben Macht, könnenentmutigen und Selbstvertrauenrauben. Kehren solche Sätze im-mer wieder, werden sie zu Moti-vationskillern. Scheitern ist vor-programmiert. »Aus dir wird niewas!«, Worte, die wie ein Fluchwirken, wie eine Prophezeiung,die sich selbst erfüllt. pd

Aus dir wird doch nie was

Fenster zum Sonntag Magazinmit Aline Baumann

Samstag, 30.Aug. SRF2: 17.10Uhr,SRF info: 18.30 UhrSonntag, 31.Aug. SRF2: 13.10Uhr,SRF info: 17.45 Uhr.online ab Montag 1.September

www.sonntag.ch

RADIO BEO-TIPP Wie kam esdazu dass die Heilsarmee 1914,zuerst in Frutigen und später inAdelboden, Fuss gefasst hat? pd

Sonntag, 31. August9.00-10.00 Gottesdienst. Christ-kath. Kirche Göttibach Thun,21.00 WH Kirchenfenster:Dienstag, 2. September20.00 Kirchenfenster: Seit 100 Jah-ren ist die Heilsarmee im Frutiglandunterwegs. Was sind das fürMenschen, die bereit sind, sichnoch heute gemäss dem Motto derHeilsarmee «Suppe, Seife, Seelen-heil» zu engagieren? Alfred Inniger22.00 Chilchestübli: Gespräche,Berichte und aktuelle Meldungen

www.kibeo.ch

Frutigland:«100 JahreHeilsarmee»

UMGANG MIT SCHEIDUNG Seit fünf Jahren besteht im deutschsprachigen Raum der Kurs «lieben – scheitern – leben», der Geschiedenen hilft, ihr Scheiternin der Ehe zu bewältigen. Roger Götz von FamilyLife koordiniert die Angebote. Für Gemeinden sei wichtig im Blick zu halten, dass jeder in einem gewissen Sinngescheitert ist, sagt er im Livenet-Interview.

Livenet: Roger Götz, Sie sind beiFamilyLife unter anderem fürden Kurs «lieben – scheitern – le-ben» verantwortlich. Was ist dasZiel dieses Kurses?Roger Götz: In erster Linie wol-len wir in den «lieben – scheitern– leben»-Kursen eine innere Hei-lung bei Menschen, die eineScheidung hinter sich haben, er-möglichen. Sie sollen nach dergescheiterten Ehe wieder per-sönlich gestärkt werden und Bo-den unter den Füssen kriegen.Unser Fokus ist, dass die Person,die den Kurs besucht, wieder alsSingle leben kann. Und natürlichwünschen wir uns auch, dass siedie Freude am Leben wiederent-decken kann. Das Leben soll wie-der lebenswert sein.Soll der Kurs «lieben – scheitern– leben» jemanden auch wiederauf eine Beziehung vorbereiten?Das steht nicht im Vordergrund.Natürlich ist es so, dass eine bes-sere Voraussetzung für eine spä-tere Beziehung geschaffen wird,wenn jemand die Vergangenheitgut aufarbeitet und loslässt. Unsgeht es aber um eine Aufarbei-tung für die einzelne Person, dasssie wieder Halt bekommt.Wie gehen Gemeinden in derSchweiz mit dem Thema«Scheidung» um?Die Gemeinden werden immerwacher auf diesem Gebiet. VielePastoren sind sehr sensibilisiert.Wann immer ich jemanden zudiesem Thema anspreche, höreich, das ist wichtig, das betrifftuns. Aber gleichzeitig herrscht ei-ne grosse Verunsicherung, weilman oft nicht weiss, wie man mit

betroffenen Gemeindegliedernumgehen soll. Oft wird aus dieserVerunsicherung heraus falschreagiert. Dann werden Men-schen, die eigentlich Hilfe benö-tigen würden, fallen gelassen unddadurch tief verletzt. Der Kurskann Gemeinden helfen, sich mitdiesen Themen auseinanderzu-setzen. Denn es gibt keine Ge-meinde, die nicht betroffen ist.Die Leiter der Gemeinden sindim Zusammenhang mit Schei-dungen ja auch mit dem Thema«Wiederheirat» konfrontiert.Wie sprechen Sie dieses Themaim Kurs an?Wir geben gar keine theologischeLehrmeinung dazu ab. Es würdedie Leute nur verwirren, wenn sieim FamilyLife-Kurs eine Mei-

nung hören würden, aber ihr Pas-tor eine ganz andere Linie ver-folgt. Deshalb halten wir uns dazurück und überlassen die Beant-wortung dieser Frage der jeweili-gen Gemeindeleitung. Auf dieseArt können wir den Kurs auch inunterschiedlichen Gemeindendurchführen. Darauf legt auchdie anglikanische «Holy TrinityBrompton Church» in London,die den Kurs ursprünglich entwi-ckelt hat, grossen Wert. Es ist üb-rigens dieselbe Kirche, von derauch das Alphalive-Kurskonzeptstammt.Im Kurs geben Sie also keinekonkrete Antwort darauf, ob undunter welchen Voraussetzungenes erlaubt ist, wieder zu heira-ten. Aber geben Sie hier im Live-

net-Interview Ihre persönlicheMeinung dazu Preis?Ja, ich möchte aber nochmals be-tonen, dass dies nur meine per-sönliche Meinung ist. Heute binich der Überzeugung, dass eineneue Ehe gesegnet sein kann,wenn eine Scheidung wirklichaufgearbeitet ist und wenn dieneue Beziehung oder die Aus-sicht auf eine neue Beziehungnicht schon ein Scheidungsmotivdarstellt. Die Motivation, für eineEhe zu kämpfen, darf auf keinenFall untergraben werden. DasScheiden und erst recht das Wie-derheiraten darf also nicht leichtgemacht werden. Die einfacheGrundlage, an die ich glaube, lau-tet: Gott schützt Ehen! Wir müs-sen deshalb alles daran setzen,

Interview: «Wir alle sind gescheitert– jeder auf seinem Gebiet»

dass Krisen bewältigt und Ehenerhalten werden.Was wünschen Sie sich von denGemeinden im Umgang mit Ge-schiedenen?Es kann eine wichtige Erkennt-nis für eine Gemeinde sein, dasswir alle «Gescheiterte» sind, je-der von uns auf seinem Gebiet.Das Scheitern in der Ehe wirddann nicht als die speziell grosseSünde betrachtet, obwohl es na-türlich gravierende Auswirkun-gen hat, ja, es ist und bleibt eineder gravierendsten Formen vonScheitern. Aber wir sollten nichtaus dem Blick verlieren, dass wiralle irgendwo gescheitert sind,sonst bräuchten wir keine Erlö-sung und keine Vergebung. DieseEinsicht verändert auch das Ver-halten gegenüber Geschiedenen,Menschen, die durch Krisen ge-hen, sind oft sehr offen für dasEvangelium. Dies eröffnet eineganz neue Sicht. Wir können Mit-menschen, die durch eine Schei-dung gehen helfen, egal ob sie zurKirche gehören oder nicht. Jesusist schliesslich für die Krankengekommen, nicht für die Gesun-den. Florian Wüthrich, Livenet

Roger Götz, 51 Jahre, ist bei Family-Life zuständig für die Kurse «lieben– scheitern – leben» und für dieEhevorbereitungskurse «Paar mitVision». Er war ursprünglichIngenieur und hat berufsbeglei-tend seinen Bachelor of Arts inpraktischer Theologie am IGW ge-macht.

Kurs «lieben - scheitern - leben»www.familylife.ch

Zerbrochene Herzen kann und will Gott heilen. Bilder Helene Maurer

Sonnenblumen erfreuen das Herz.

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JoachimHermann istPfarrer derev.-ref. Landes-kirche in Buchen

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