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Der Heidelberger Katechismus wird im nächsten Jahr 450 Jahre alt. Im Jahr 1563 beauftragte der Pfälzische Kurfürst den Theologen Zacharias Ursimus, aufzuschreiben, was für die Glaubensrichtung, die der Fürst in seinem Fürstentum einschlagen wollte, wichtig ist.
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r e f o r m i e r tBerichte und Bilder aus der Evangelisch-reformierten Kirche
Was musst du wissen...? Was glaubst du...? Was verstehst du...? Woher erkennst du...? Was nützt uns...? Wie wirst du erinnert...? Was erfordert...? Woher kommt denn...? Was tröstet dich...? Was ist der Unter-schied...? Was heißt...? Was nützt es dir...? Warum sagst du...? 450 Jahre Was müssen wir...? Heidelberger Was bekommen wir...? Was will Gott...? Katechismus Was musst du wissen...? Was glaubst du...? Was ver-stehst du...? Woher kennst du...? Was nützt uns...? Wie wirst du erinnert...? Was erfor-dert...? Woher kommt denn...? Was ist der Unterschied...? Was heißt...? Was nützt dir? Was will Gott...? Was tröstet dich...?
v1 reformiert 2013
2013Dezember
Januar
Februar
21 reformiert 2013
Seite 4
Was ist der Heidelberger Katechismus?
Seite 6
Wie feiern wir Gottesdienst?
Seite 8
Welche Frage ist mir wichtig?
Seite 10
Was kann ich lesen?
Lesetipps zum Heidelberger
in der Literatur
Seite 12
„Menso Alting und seine Zeit“ Aus-
stellung in der Reformationsstadt Emden
Seite 14
„Szenenwechsel“
Jugendliche erproben soziale Berufe
Seite 15
Reformierter Glaube:
Die Aufgabe eines Bekenntnisses
Seite 16
Reformierter Reisetipp:
Heidelberg: Stadt des Katechismus
Seite 17
Personen
Seite 18
Aktuelles, Impressum
Seite 20
Position: „Organspende: Ja oder Nein?“
450 Jahre Heidelberger Katechismus
S. 12
S. 16
Die Mitgliedszeitschrift ,reformiert’ wird an alle
Haushalte der Evangelisch-reformierten Kirche kos-
tenlos verteilt. Möchten Sie auch ,reformiert’ lesen?
Tel. 0491 / 91 98 212, E-Mail: [email protected]
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Reformiert, Konto-Nr. 90 60 08
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Titelgrafik: Georg Rieger
Der Heidelberger Katechismus ist im Herbst die-ses Jahres im Neukirchener Verlag neu in fünfter Auflage erschienen.
S. 4-11
Berichte und Bilder zum Jubiläumsjahr 2013
Dass ich mit Leib und Seele im Leben und im Sterben nicht mir, sondern meinem getreuen Heiland Jesus Christus gehöre. Er hat mit seinem teuren Blut für alle meine Sünden vollkom-men bezahlt und Frage 1 mich aus aller Gewalt des Teufels erlöst; und er bewahrt Was ist dein einziger Trost mich so, dass ohne im Leben und im Sterben? den Willen meines Va-ters im Himmel kein Haar von meinem Haupt kann fallen, ja, dass mir alles zu meiner Seligkeit dienen muss. Darum macht er mich auch durch seinen Heiligen Geist des ewigen Lebens gewiss und von Herzen willig und bereit, ihm forthin zu leben.
31 reformiert 2013
Liebe Leserin, lieber Leser,
Frage 1 aus dem Heidelberger Katechismus: „Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?“
Wie viele haben diese Frage im Konfirmandenunterricht auswendig gelernt. Sie auch? Haben Sie noch
mehr Erinnerungen an den Heidelberger, wie der Katechismus in Kurzform genannt wird?
Der wird im nächsten Jahr 450 Jahre alt. Im Jahr 1563 beauftragte nämlich der Pfälzische Kurfürst den
Theologen Zacharias Ursimus, aufzuschreiben, was für die Glaubensrichtung, die der Fürst in seinem
Fürstentum einschlagen wollte, wichtig ist. Und diese Schrift wurde im Laufe der Jahrhunderte zu einem
zentralen Text der evangelisch-reformierten Christen. Ist er das heute auch noch?
Als ich vor einigen Jahren mit dem bevorstehenden Jubiläumsjahr zum Heidelberger Katechismus kon-
frontierte wurde, dachte ich zunächst: Oh – 450 Jahre, das ist ja lange her, wie kann das die Menschen
im 21. Jahrhundert ansprechen. Und inzwischen finde ich allerhand Lesenswertes, Nachdenkliches und
Nachdenkenswertes in dieser Schrift. So dass ich finde: Es lohnt sich, sich auf die Spur der 129 Fragen
und ihrer Antworten zu begeben.
Diese Ausgabe möchte Sie informieren, hinweisen und neugierig machen. Kurz: Das Jubiläumsjahr bietet
neue Anregungen, sich mit Fragen des Lebens und des Glaubens auseinanderzusetzen. Gute Lektüre.
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit
und einen guten Start ins Jahr 2013.
Ihr Ulf Preuß - Pressesprecher der
Evangelisch-reformierten Kirche
41 reformiert 2013
Was
Als im Frühjahr 1563 in Heidelberg ein kleines
Buch die Druckerei verließ, ahnte wohl niemand,
dass es 450 Jahre später noch immer zu kaufen
sein würde: nicht nur in Heidelberg, sondern weit
darüber hinaus und in vielen Sprachen: in Euro-
pa, Amerika, Asien, im südlichen Afrika.
Heute wird es fast überall nach seinem Entste-
hungs- und ersten Druckort „Heidelberger Kate-
chismus“ genannt. Der ursprüngliche Titel laute-
te: „Catechismus oder Christlicher Underricht, wie
der in Kirchen und Schulen der Churfürstlichen
Pfaltz getrieben wirdt“.
Ein Unterrichtsbuch für die Kurpfalz war es
also, damals ein Gebiet zwischen Rhein und
Neckar – und im nordöstlichen Bayern. Als Haupt-
verfasser gilt Zacharias Ursinus, ein junger Theo-
loge aus Breslau, der in Wittenberg bei Martin
Luthers Kollegen Philipp Melanchthon studiert,
auf Studienreisen aber auch die Ansichten der
Schweizer Reformatoren und die Johannes Calvins
schätzen gelernt hatte. Friedrich III., der pfälzi-
sche Kurfürst, hatte ihn an die Universität nach
Heidelberg geholt.
Das in Auftrag gegebene Buch sollte einen
Bildungsschub bringen, in der noch neuen refor-
matorischen Lehre sicherer machen und sie auch
vereinheitlichen; es sollte die Grundlage für ein
gutes, verantwortliches Leben schaffen, nicht
nur für die heranwachsende Generation, sondern
auch für die Unterrichtenden selbst. Hier hatte
der Kurfürst nämlich bei seinem Amtsantritt, so
ist seinem Vorwort zu entnehmen, erhebliche
Mängel festgestellt.
Der Inhalt ist in Form von Frage und Antwort
formuliert – insgesamt sind es 129. Die beiden
ersten Fragen mit ihren Antworten werden als Zu-
sammenfassung des Ganzen angesehen. In ihnen
werden der Grund und das Anliegen des Kate-
chismus genannt: den einen Trost im Leben und
im Sterben zu kennen und was man dafür wissen
muss.
In drei Teilen folgt dann die Entfaltung: „Von
des Menschen Elend“, „Von des Menschen Erlö-
sung“, und „Von der Dankbarkeit“ überschrieben.
Dieser Aufbau ist mehr als nur eine praktische
Gliederung, er drückt aus, dass es um den Men-
schen geht: Im ersten Teil wird er als erlösungs-
bedürftig von selbst verursachter Gottesferne
und ihren Folgen betrachtet. Im zweiten Teil wird
entlang des Apostolischen Glaubensbekenntnis-
ses die durch Jesus Christus geschehene Erlösung
beschrieben; hier werden auch Taufe und Abend-
mahl erklärt. Im dritten Teil folgt dann, wie der
befreite Mensch sich aus Dankbarkeit bemühen
wird, nach Gottes Willen zu leben; dabei werden
die Zehn Gebote und das UnserVater behandelt.
Um die Aussagen des Katechismus als biblisch
begründet nachlesen zu können, sind Bibelstel-
len angegeben.
Viel Anklang fand das Buch bei den Flüchtlings-
gemeinden aus den spanisch besetzten Gebieten
der damaligen Niederlande, die nicht nur am Nie-
derrhein und in Ostfriesland, sondern auch in der
Pfalz Aufnahme gefunden hatten. Eine erste nie-
derländische Übersetzung entstand schon 1563.
Aber auch in anderen Gegenden war man auf den
Katechismus aufmerksam geworden, so in Ungarn
oder auch in deutschen Territorien. In Bentheim
wurde er 1587 eingeführt, in Lingen 1597/98.
Was musst du wissen...? Was glaubst du...? Was verstehst du...? Woher er-kennst Was ist der du...? Was nützt uns ...? Heidelberger Wie wirst du erinnert...? Was Katechismus? erfordert...? Woher kommt denn...? Was tröstet dich...? Was ist der Unterschied...? Was heißt...? Was nützt es dir...? Warum sagst du...? Was
Eine Synode in der niederländischen Stadt
Dordrecht erklärte ihn 1618/19 sogar zu einem für
reformierte Kirchen geeigneten Bekenntnistext.
Das ist er für viele bis heute geblieben, nicht nur
in Europa, sondern weltweit.
In 450 Jahren wurde kreativ mit ihm umge-
gangen. Es entstanden Kurzausgaben und Be-
reimungen, Auslegungen und Bearbeitungen,
Textrevisionen und Unterrichtshilfen, je nach
Herausforderung und Sichtweise mit ganz unter-
schiedlichen Tendenzen. Er fand Zuspruch und
Widerspruch, Verehrung und Kritik, hat getröstet
und geärgert. Das alles zeigt: Der „Heidelberger“
war und ist ein anregendes Buch!
von Aleida Siller
Weitere Informationen:
www.heidelberger-katechismus.net
Hier finden sich auch Hinweise zu neuer Literatur.
Was musst du wissen...? Was glaubst du...? Was verstehst du...? Woher er-kennst Was ist der du...? Was nützt uns ...? Heidelberger Wie wirst du erinnert...? Was Katechismus? erfordert...? Woher kommt denn...? Was tröstet dich...? Was ist der Unterschied...? Was heißt...? Was nützt es dir...? Warum sagst du...? Was
Kurfürst Friedrich III. am Heidelberger Schloss
Zum Jubiläumsjahr ist eine Postkartense-rie erschienen. Sie war Ideengeber für die grafische Gestaltung dieser Ausgabe. Die Postkarten sind erhältlich über die Pressestelle, Adresse im Impressum.
Foto: Aleida Siller
61 reformiert 2013
Wie
Auf den ersten Blick ist nur die Zeit etwas un-
gewöhnlich. Denn Gottesdienste in der evange-
lisch-reformierten Kirchengemeinde Veldhausen
beginnen eigentlich um 10 Uhr. Am ersten Sonn-
tag im Monat läuten die Glocken aber auch um
8.45 Uhr. Wer rechtzeitig aus den Federn kommt,
den Frühgottesdienst besucht und zur Liedtafel
schaut, der entdeckt noch etwas Ungewöhnli-
ches. Dort hat Küster Bernd Zwafink den „Fahr-
plan“ angeschlagen – und der zeigt, dass es
diesmal in der Predigt nicht um eine Bibelstelle
gehen soll.
Die reformierte Kirchengemeinde Veldhausen
widmet sich in den monatlichen Frühgottesdiens-
ten jeweils einer Frage des Heidelberger Katechis-
mus, der Teil des Gesangbuchs ist. „Früher wurde
hier sogar an jedem Sonntag ein Katechismusgot-
tesdienst gefeiert“, berichtet Bernd Zwafink. Seit
einigen Jahren haben die Niedergrafschafter die-
sen Umfang reduziert, halten aber an der Traditi-
on fest. Dies ist auch den Pastoren Jan Hagmann
und Bernd Roters wichtig, die sich abwechseln
und jeweils sechs Mal im Jahr einen Katechismus-
gottesdienst halten. „Diese Form hat sich bei uns
über einen langen Zeitraum etabliert, auch wenn
der Frühgottesdienst schwächer besucht ist als
der Gottesdienst um 10 Uhr“, sagt Jan Hagmann.
Der Pastor ist 2007 aus dem Rheiderland nach
Veldhausen gewechselt – und empfindet es als
eine angenehme Herausforderung, die Gemeinde
einmal im Monat ausdrücklich mit den Grundfra-
gen des christlichen Glaubens zu konfrontieren.
„Der Ablauf entspricht einem normalen Gottes-
dienst – bis auf den Predigttext“, erklärt er und
betont: „Der Heidelberger Katechismus hat uns
auch heute noch sehr viel zu sagen.“ Allerdings,
räumt Jan Hagmann ein, schöpfe er bei der Aus-
wahl eines geeigneten Themas nicht aus dem
vollen 129-Fragen-Katalog. „Einige Fragen sind
schwer in unsere Zeit zu übertragen“, meint er
Elend
ErlösungDankbarkeit
VorsehungGehorsam
Sünde
Gnade
ohne Verdienst
Gewalt
Strafe
Offenbarung
VermaledeiungLeid
Wie feiern wir Gottesdienst?Feiernde Frühaufsteher im Katechismusgottesdienst in Veldhausen
Der markante Turm der
reformierten Kirche stammt
aus dem 15. Jahrhundert.
Er prägt das Ortsbild von
Veldhausen. Zur Kirchenge-
meinde gehören rund 3400
Mitglieder.
Fotos: Andre Berends
71 reformiert 2013
und denkt zum Beispiel an die Frage 5, in der
dem Menschen ein natürlicher Hass auf Gott und
seinen Nächsten bescheinigt wird. Manche Fra-
gen könnten ohne den historischen Kontext leicht
missverstanden werden, erklärt Jan Hagmann.
Gleichwohl sind es gerade diese Ecken und
Kanten, die ihm an der 450 Jahre alten Sammlung
von Fragen und Antworten gefallen. „Ich mag
den Heidelberger Katechismus, weil er Grundfra-
gen des Glaubens pointiert und gelegentlich so-
gar provozierend beantwortet. Wenn er einfach
nur biblische Aussagen zusammenfassen würde,
bräuchten wir ihn nicht“, meint Jan Hagmann,
dessen Ziel es ist, im Katechismusgottesdienst
Frage und Antwort so auszulegen, dass sie den
Nerv der Zeit treffen – und von den Menschen
verstanden werden. Dabei genieße er die Frei-
heit, auch gelegentlich mal gegen den Katechis-
mus zu sprechen.
Wie nimmt die Gemeinde dieses Angebot an?
Jan Hagmann überlegt einen Moment. „Es gibt si-
cherlich einige, die wegen des Katechismus kom-
men“, meint er. „Anderen gefällt gerade die frühe
Uhrzeit“. Eher selten gebe es eine unmittelbare
Reaktion auf die Predigt. Allerdings zeige der Zu-
spruch – besonders von älteren Menschen – ein
stabiles Interesse für Frage und Antwort.
Jan Hagmanns Lieblingsfrage lautet: Was ist
wahrer Glaube? Frage 21. Glaube ist Erkenntnis
und Vertrauen. „Wissen über die Bibel, über
christliche Traditionen und Ethik ist wichtig, aber
Glaube ist mehr. Letztlich ist er nicht verfügbar,
sondern ein Geschenk Gottes“, meint der Veld-
hauser und fügt hinzu: „Wenn ich darüber mit den
Konfirmanden spreche, verstehen sie den Sinn,
aber auch die Grenzen des kirchli-
chen Unterrichts.“ Und letztlich gel-
te dies auch für die Frühaufsteher,
die an jedem ersten Sonntag im
Monat in die Kirche kommen und
auf Antworten hoffen.
von Andre Berends
ErlösungDankbarkeit
Glaube
Mittler
Gewalt
Offenbarung
Opfer
Kraft
Trübsal
Ebenbild
Wahrheit
WohltatKreuz
LeidWie feiern wir Gottesdienst?
Aus der Postkartenserie zum Jubiläumsjahr.
Feiernde Frühaufsteher im Katechismusgottesdienst in Veldhausen
Pastor Jan Hagmann
Die Liedtafel in der refor-
mierten Kirche Veldhausen
zeigt an, dass in der Predigt
des Frühgottesdienstes eine
Frage des Heidelberger Ka-
techismus ausgelegt wird.
81 reformiert 2013
WelcheFrage 60Wie bist du gerecht vor Gott?Allein durch wahren Glauben an Jesus Christus.
Zwar klagt mich mein Gewissen an, dass ich
gegen alle Gebote Gottes schwer gesündigt
und keines je gehalten habe und noch immer zu
allem Bösen geneigt bin. Gott aber schenkt mir
ganz ohne mein Verdienst aus lauter Gnade
die vollkommene Genugtuung, Gerechtigkeit
und Heiligkeit Christi. Er rechnet sie mir an,
als hätte ich nie eine Sünde begangen noch
gehabt und selbst den ganzen Gehorsam voll-
bracht, den Christus für mich geleistet hat,
wenn ich allein diese Wohltat mit gläubigem
Herzen annehme.
Die Frage 60 beschreibt die Wirklichkeit mei-
nes Lebens, meine Fehler und mein Versagen. Sie
beschreibt aber zugleich die Hoffnung und die Zu-
versicht meines Lebens. Gott gibt mir, was eigent-
lich nur Christus zusteht; denn Christus leistet für
mich den Gehorsam, den Gott fordert, damit ich
gerecht vor Gott sein kann.
Das alles muss ich nicht einmal verstehen, son-
dern mit gläubigem Herzen annehmen. Die Fra-
ge 60 bestärkt mich in der Hoffnung, dass jeder
Mensch einen Platz im Himmel haben kann: Er
muss nichts leisten, weil Christus für ihn leistet,
was nötig ist. Er muss nichts verstehen, weil nur
sein Herz das Geschenk Gottes annehmen muss.
Jann Schmidt, geb. 1948, Kirchenpräsident der
Evangelisch-reformierten Kirche
Sabine Dreßler-Kromminga, geb. 1962, Pastorin
der Gemeinde Braunschweig
Frage 21Was ist wahrer Glaube?Wahrer Glaube ist nicht allein eine zuverlässige
Erkenntnis, durch welche ich alles für wahr halte,
was uns Gott in seinem Wort geoffenbart hat,
sondern auch ein herzliches Vertrauen, welches
der Heilige Geist durchs Evangelium in mir wirkt,
dass nicht allein anderen, sondern auch mir
Vergebung der Sünden, ewige Gerechtigkeit und
Seligkeit von Gott geschenkt ist, aus lauter Gna-
de, allein um des Verdienstes Christi willen.
Die Frage 21 ist mir besonders lieb und wert,
weil darin deutlich wird, dass der Glaube den gan-
zen Mensch umfängt, und deshalb der Mensch
seinen Glauben ganzheitlich lebt und ausdrückt:
mit Verstand und Gefühl, mit Kopf und Herz. „Zu-
verlässige Erkenntnis“ und „herzliches Vertrauen“
sind Seiten einer Medaille. Was immer für „refor-
mierte Frömmigkeit“ gehalten werden mag – und
da mag vielen zunächst ein eher schlichter Prag-
matismus und eine gewisse Nüchternheit ein-
fallen: Nach der Überzeugung des Heidelberger
ist sie darüber hinaus viel mehr, und eben darin
vielstimmiger, bunter, umfassender. Und ist dabei
doch „recht bei Trost“, denn in solch lebendigem
Glauben kann der Einzelne versichert und getrös-
tet sein, dass gleich den anderen auch ihm und
ihr Gottes Gerechtigkeit zugesagt ist.
91 reformiert 2013
Heinz-Hermann Nordholt, geb. 1952, Pastor der Gemeinde Nord-
horn und Präses des Synodalverbands Grafschaft Bentheim
Rens Dijkman-Kuhn, geb. 1963 in Dokkum, Niederlande
Pastorin der Nederlandse Kerk in Duitsland
Frage 2Was musst du wissen, damit du in diesem Trost selig leben und sterben kannst?Erstens: Wie groß meine Sünde und Elend ist.
Zweitens: Wie ich von allen meinen Sünden und
Elend erlöst werde.
Drittens: Wie ich Gott für solche Erlösung soll
dankbar sein.
In einer zunehmend leistungsorientierten Ge-
sellschaft hat der dreigliedrige Grundgedanke
des Heidelberger Katechismus wahren thera-
peutischen Charakter: vor Gott darf ich es mir
‚leisten‘, meine Schwächen und Fehler einzuge-
stehen. Trotz allem bin ich von Ihm geliebt und
angenommen. Und nicht Leistungsdruck, sondern
Dankbarkeit befähigt mich zu Taten, die sich se-
hen lassen können.
Frage 129Was bedeutet das Wort: „Amen“?A m e n heißt:
Das ist wahr und gewiss!
Denn mein Gebet
ist von Gott viel gewisser erhört,
als ich in meinem Herzen fühle,
dass ich dies alles von ihm begehre.
Natürlich Frage 1, deren erster Satz alles zu-
sammenfasst, was wichtig ist. Aber das wäre als
Antwort ja zu einfach! Deshalb springe ich ans
Ende des Katechismus. Frage 129 mag ich auch
besonders gern. Und zwar deshalb, weil sie so
warm und zart, fast augenzwinkernd, kommt es
mir vor, noch einmal - wie Frage 1 - von Trost
redet. Dem Trost, der darin liegt, dass bei Gott
alles, was mich bewegt, noch viel besser aufge-
hoben ist, als ich mir das in meinen kühnsten
Träumen vorstellen kann.
Welche Frage ist mir wichtig?
Was ist dein Trost im Leben und im Sterben? Woher erkennst du dein Elend? Hat Gott den Menschen böse und verkehrt erschaffen? Tut Gott dem Men-schen nicht Unrecht, wenn er von ihm fordert, was er nicht halten kann? Ist denn Gott nicht auch barmherzig? Woher weißt du das? Was ist wahrer Glau-be? Warum aber wirst du ein Christ genannt? Warum hat Christus den Tod
erleiden müs-sen? Warum
müssen wir noch sterben, obwohl Christus für uns gestorben ist? Was hilft es dir aber nun, wenn du das alles glaubst? Macht diese Lehre die Men-schen nicht leichtfertig und gewissenlos? Was sind Sakramente? Soll man auch die kleinen Kinder taufen? Was ist für ein Unterschied zwischem dem Abendmahl des Herrn und der päpstlichen Messe? Warum sollen wir gute
Aus der Postkartenserie zum Jubiläumsjahr.
101 reformiert 2013
Siebelink wurde 1938 in Velp als Sohn eines Gärtners geboren. Er gehört zu den erfolgreichsten Roman-schriftstellern in den Niederlanden.
A U T O R
‚t Hart (geboren1944) ist einer der beliebtesten Schriftsteller aus den Niederlanden, dessen Bücher in viele Sprachen übersetzt werden. Der Heidelberger Katechismus kommt in mehreren seiner Romane vor.
A U T O R
Maarten ‚t Hart: Der FliegerIm Mittelpunkt dieses in den Nachkriegsjahren in
Holland spielenden Romans steht ein theologi-
scher Streit über die Vergebung der Sünden. Der
Erzähler ist ein heranwachsender Junge, dessen
Vater Totengräber ist und der einen katholischen
Friedhof umbetten soll. Er bekommt einen Mit-
arbeiter, der aufgrund eigenständiger Bibelausle-
gung mit der Lehre seiner reformierten Kirchen-
gemeinde in Gegensatz gerät und schließlich aus
ihr entfernt wird. Der Autor – auch sein Vater war
Totengräber - ist bestens vertraut mit Bibel und
Katechismus. Dieses Wissen kommt im Roman
eindrucksvoll zur Geltung.
Jan Siebelink: Im Garten des VatersDer Roman trägt autobiographische Züge und er-
zählt die Geschichte eines Jungen, der der Enge
eines strengen, religiösen Elternhauses entflieht
und einen eigenen Weg geht. Er erlebt Freiheit,
heiratet die Liebe seines Lebens und baut zusam-
men mit seiner Frau eine eigene Gärtnerei auf.
Doch dann schließt er sich mehr und mehr einer
skurrilen reformierten Gruppierung an, die das
Familienleben überschattet und zu einer Belas-
tungsprobe für die Ehe wird. Alle Versuche, von
der Gruppe loszukommen, misslingen.
WasZu theologischen Themen gibt es in der
Regel theologische Literaturempfehlungen.
Diesmal anders: Die Beauftragte für das
Jubiläumsjahr, Aleida Siller, hat die belle-
tristische Literatur durchsucht – und einiges
zusammengestellt. Das Ergebnis überrascht
ein wenig, finden sich doch in den Deutsch-
land erhältlichen Büchern relativ wenige
Spuren. Einen Schwerpunkt bilden die nie-
derländischen Autoren.
111 reformiert 2013
Mak wurde 1946 in Vlaardingen als Sohn eines refor-mierten Pastors geboren. Er ist einer der bekanntesten niederländischen Schriftsteller; er schreibt Romane und Sachbücher, von denen einige zu Bestsellern wurden.
A U T O R
Brandt wurde 1974 in Leer (Ostfriesland) geboren. Er studierte Geschichte und Literaturwissenschaften und wurde an der Deutschen Journalistenschule in München ausgebildet. Erzählungen von ihm erschie-nen bisher in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und in der Süddeutschen Zeitung.
A U T O R
Jan Brandt: Gegen die WeltDer Heidelberger Katechismus wird in der jungen
deutschen Belletristik nicht erwähnt. Eine Aus-
nahme macht der im August 2011 erschienene Ro-
man von Jan Brandt. Er handelt vom Aufbegehren
gegen eine zu enge Welt, in der die Hauptperson
des Romans, „ein schmächtiger, verschlossener
Junge mit viel Fantasie und zu wenigen Möglich-
keiten“, in den siebziger und achtziger Jahren
aufwächst. In einer Szene wird der Konfirmanden-
unterricht geschildert, in dem der Heidelberger
Katechismus eine Rolle spielt.
Geert Mak: Das Jahrhundert meines VatersDas in vielen Auflagen nachgedruckte Buch stellt
biographisch die Geschichte der Niederlande im
20. Jahrhundert dar. Anhand der Geschichte sei-
ner eigenen Familie, die er aufgrund von Briefen,
Fotos und Interviews liebevoll erzählt, gibt der
Autor Einblick in die kirchlichen, politischen und
gesellschaftlichen Ereignisse und Entwicklungen
der Niederlande des letzten Jahrhunderts. Auch
das Leben in den fernöstlichen Kolonien wird da-
bei lebendig.
Mit Leib und Seele ... aus aller Gewalt des Teufels erlöst ... von Natur aus geneigt, Gott und meinen Nächsten zu hassen ... Gott hat den Menschen gut und nach seinem Ebenbild erschaf-fen ... Gott ist wohl barmherzig, er ist aber auch gerecht ... die Sünde wird von den Menschen begangen ... aus dem heiligen Evangelium ... zuerst im Paradies offenbart, dann durch die heiligen Erzväter und Propheten verkündigen lassen ... zuverlässige Erkenntnis ... herzliches Vertrauen ... nicht allein andern, sondern auch mir ... Essen und Trinken, Gesundheit und Krank-heit, Reichtum und Armut ... unser Tod ist nicht eine Bezahlung für unsere Sünde ... Christus hat durch seine Auferstehung den Tod überwun- den, um uns an der Gerech-tigkeit Anteil zu geben ... in aller Trübsal und Verfolgung darf ich mit erhobenem Haupt ... ... von Anbeginn Lesetipps zum Heidelberger in der Literatur der Welt bis ans Ende versammelt, schützt und erhält ... soll auch jeder seine Gaben willig und mit Freuden zum Wohl der anderen gebrauchen ... schon jetzt empfinde ich den Anfang der ewigen Freude in meinem Herzen ... ich gefalle Gott nicht deswegen, weil mein Glaube ein verdienstvolles Werk wäre ... sie gehören
ebenso wie die Erwachsenen in den Bund Gottes und seine Gemeinde ... wie das Wasser bei der Taufe nicht in das Blut Christi verwandelt wird, so wird auch das Brot beim Abend-
mahl nicht der Leib Christi ... wir sollen gute Werke tun nach dem Gesetz Gottes ... Gott will, dass wir ihn in keiner Weise abbilden ... wir weder mit Fluchen oder
mit falschem Eid, noch mit unnötigem Schwören seinen Namen lästern oder missbrauchen ... Gottes Wort lernen ... meinen Nächsten weder mit Ge-
Was kann ich lesen?
Aus der Postkartenserie zum Jubiläumsjahr.
121 reformiert 2013
Das Ostfriesische Landesmuseum Emden und
die Johannes a Lasco Bibliothek erinnern mit der
Gemeinschaftsausstellung „Menso Alting und sei-
ne Zeit. Glaubensstreit – Freiheit – Bürgerstolz“
an einen bedeutenden Kirchenmann der Refor-
mationszeit und der folgenden Zeit der Konfessi-
onalisierung. Am 7. Oktober 2012 jährte sich der
400. Todestag des streitbaren Calvinisten Menso
Alting.
Der Ausstellungsbereich im Ostfriesischen Lan-
desmuseum widmet sich den kulturellen und wirt-
schaftlichen Aspekten jener Emder Epoche, die
von bürgerlicher Selbstbestimmung geprägt war
und später als das „goldene Zeitalter“ der Stadt
deklariert wurde. Die Exponate mit den Themen-
schwerpunkten „Vorreformatorische Zeit“, „Kon-
fessionalisierung“, „Armenwesen“, „Emder Revo-
lution“ und „Bürgerstolz“ sowie „Bilderwelt der
nördlichen Niederlande“ sind in die Daueraus-
stellung integriert. Auch die Rüstkammer, in der
Waffen aus dem Spanisch-Niederländischen Krieg
(1568-1648) gezeigt werden, ist ein Schauplatz.
Die Johannes a Lasco Bibliothek nimmt Al-
ting als politischen Theologen in den Blick. In
der einstigen Großen Kirche verkündigte er seine
reformierte Glaubensauffassung mit einer Vehe-
menz, die letztendlich in die Aufkündigung der
Gefolgschaft zu seinem lutherischen Landesherrn
Edzard II. mündete. Der Besucher erfährt, wie sich
das Täufertum in Emden konstituierte, wie sich
die Diakonie entwickelte, welche Dispute in der
Konsistorienkammer ausgetragen wurden und
welche Geltung Emden als Zentrum des reforma-
torischen Buchdrucks hatte. Zu sehen sind theo-
logische Streitschriften zum Emder Katechismus,
seltene Buchdrucke, Grafiken aus dem Germani-
schen Nationalmuseum Nürnberg und den Luther-
gedenkstätten, Werke aus den Kunstsammlungen
der Universität Göttingen sowie liturgische Ge-
genstände, die den konfessionellen Pluralismus
Ostfrieslands in jener Epoche anschaulich ma-
chen.
von Silke Arends
„Menso Alting und seine Zeit“ Ausstellung in der Reformationsstadt Emden erinnert an streitbaren Calvinisten
Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Rathaus am Delft
Brückstr. 1
26725 Emden
Tel.: 04921 – 87 20 58
Di – So 10 – 18 Uhr,
Mo geschlossen
Johannes a Lasco Bibliothek
Kirchstr. 22
26721 Emden
Tel.: 04921 / 91 50 0
Öffnungszeiten:
Mo – Fr 14 – 17 Uhr
jeden 1. und 3. So 14 – 17 Uhr
Zur Ausstellung findet ein um-
fangreiches Rahmenprogramm mit
Vorträgen, Musikveranstaltungen,
museumspädagogischen Angebo-
ten und historischen Stadtführun-
gen statt.
Zur Ausstellung liegt ein 350 Seiten
starker Katalog vor; im ersten Teil
mit Aufsätzen zu Menso Alting und
zur Geschichte Emdens während
Altings Ära, im zweiten Teil über
die Gemeinschaftsausstellung.
Preis: 19,90 Euro.
www.landesmuseum-emden.de
www.jalb.de
I N F O Austel lung vom 07.10.12 - 31.03.13
Auch in der Gemälde-
galerie des Ostfriesi-
schen Landesmuseums
finden sich Exponate
zur „Menso Alting“-
Ausstellung.
131 reformiert 2013
MENSO ALTING: Als Menso Alting (geboren 1541)
am 10. Juni 1575 in der Emder Gasthauskirche
predigte, ahnte er nicht, dass er wenig später
in der Stadt ansässig werden würde und bis an
sein Lebensende bliebe.
Alting hatte Theologie in Köln studiert, aber
mit der katholischen Lehre gebrochen; ein Grund
dafür war wohl auch der Kontakt zu der dortigen
niederländischen Flüchtlingsgemeinde. Er setzte
seine Studien in Heidelberg fort und kehrte 1566
in seine Heimat zurück, um dort das Evangelium
im Sinne der Reformation predigen zu können.
Doch mit der Verfolgung der Protestanten war
seine Zeit in den Niederlanden vorbei. Er flüch-
tete in die Pfalz und wurde 1573 Hofprediger in
Heidelberg. Dort machte er Bekanntschaft mit
den Größen des Calvinismus.
Nach Emden berufen, machte sich Alting
sogleich daran, die Gemeinde und das Leben in
der Stadt im Sinne eines strengen Calvinismus
zu transformieren. Ziel war es, die Menschen da-
hin zu bringen, dass sie ein gottgefälliges Leben
führen und ihr Leben vollends einer gestrengen
christlichen Ausrichtung unterstellen sollten.
Alting fand unter den Flüchtlingen aus den
Niederlanden einflussreiche Unterstützer und so
gelang es ihm, die Obrigkeit und den Rat der
Stadt von der „um Christi willen“ notwendigen
Kirchenzucht zu überzeugen. Sittenzucht und Kir-
chenzucht wurden zusammengelegt, was bedeu-
tete, dass der Magistrat aufgefordert war, gegen
die Wiedertäufer vorzugehen, gegen Wahrsager,
Juden und auch gegen die Lutheraner. Letzte-
res führte zu Konflikten mit dem lutherischen
Grafenhaus, doch im Kirchenrat fand Alting,
der die Alleinherrschaft der reformierten Kirche
in Ostfriesland zum Ziel hatte, den Rückhalt
und so entwickelte sich die Große Kirche (die
„Moderkerk“) zum geistigem Zentrum der Emder
Revolution von 1595. Der Graf verließ die Stadt,
und Alting war auf dem Zenit seiner politischen
Einflussnahme angekommen. Er hatte die Bür-
gerschaft Emdens geeint, aber diese brauchte
ihn nicht mehr. Der Kirchenrat verlor an Einfluss.
Altings Wirkungsstätte blieb die Große Kirche.
Dort stritt er bis zu seinem Tod im Jahr 1612 für
den Calvinismus und fand ebenda seine letzte
Ruhestätte.
Klaas-Dieter Voß (Johannes a Lasco Bibliothek) und Wolfgang Jahn (Landesmuse-
um Emden) mit einer Lutherbibel von 1541 aus der der Marienbibliothek in Halle.
Das Plakat zur Ausstellung
141 reformiert 2013
Sie kümmerten sich um Kinder und Senioren,
halfen bei Lebensmitteltafeln oder Behinder-
teneinrichtungen. Mehr als 40 junge Menschen
beteiligten sich in den Herbstferien am „Szenen-
wechsel“, einem Projekt, das Schülern Einblicke
in soziale Berufe ermöglicht. Bei einer gemeinsa-
men Abschlussveranstaltung gab es ein eindeu-
tiges Ergebnis: Die Jugendlichen empfanden die
Woche als Bereicherung.
Bei Meike Grüter und Luisa Wulfekuhl, die die
neunte Klasse besuchen, standen in den Ferien
nicht Mathematik oder Deutsch auf dem Stun-
denplan, sondern Begegnungen mit Menschen
mit Behinderung. Denn die Schülerinnen hatten
das Christophorus-Werk in Lingen für ihren Ein-
satz ausgesucht. Am Anfang hatte Meike Grüter
die Befürchtung, dass die Bewohner ihnen ge-
genüber vielleicht abweisend sein könnten. Doch
genau das Gegenteil war der Fall: „Alle haben
sich gefreut, wenn wir gekommen sind“, erzählt
die 14-Jährige. Die beiden Mädchen können sich
gut vorstellen, später beruflich diese Richtung
einzuschlagen.
Genau das ist die Idee hinter dem Projekt „Sze-
nenwechsel“, das in der Grafschaft Bentheim, in
Ostfriesland und im Emsland angeboten wurde.
Im Idealfall gibt das Projekt nicht nur Einblick
in soziale Tätigkeiten, sondern sogar berufliche
Orientierung, erläutert Matthias Lemper von der
Arbeitsstelle Freiwilligendienst des Bistums Osna-
brück, die zusammen mit dem Diakonischen Werk
der Evangelisch-reformier-
ten Kirche und der Diako-
nie in den Evangelisch-lu-
therischen Kirchenkreisen
Emsland-Bentheim und
Leer das Projekt anbietet.
Und das kann natürlich
auch einschließen, dass
sich Teilnehmer für andere
Richtungen entscheiden.
Das gilt vermutlich für Si-
mon Legtenborg, der die
zehnte Klasse der Real-
schule besucht. Dennoch
empfand er die Woche im
Kindergarten Arche Noah
als wichtige Erfahrung. Die Wahl seines Einsatz-
ortes war ihm auch deshalb leicht gefallen, weil
er in seiner Kirchengemeinde den Kindergottes-
dienst mitgestaltet. „Man muss sich auf jedes
Kind einstellen und Geduld haben“, ist eine sei-
ner Erfahrungen. Außerdem hat er Respekt vor
dem Beruf der Erzieherin gewonnen.
Zufrieden waren die Teilnehmer auch mit der
Vorbereitung und dem Abschluss ihres Einsatzes.
Alle erhielten ein Zertifikat aus den Händen von
Bruno Krenzel, Leiter des Diözesanjugendamtes,
und Wolfgang Wagenfeld, Geschäftsführer des Di-
akonischen Werkes. Die Teilnehmer hätten Flexi-
bilität und Mobilität gezeigt, sagte Bruno Krenzel:
„Das bekommt man mit Büffeln und Theorie nicht
hin.“ Und Wolfgang Wagenfeld kündigte an, auch
im nächsten Jahr den Szenenwechsel anzubieten.
www.szenenwechsel-info.de
„Szenenwechsel“Jungendliche erproben soziale Berufe
Szenenwechslerin Lea Bednorz im Kindergarten St. Josef in Emsbüren
Foto Kerstin Ostendorp/Kirchenbote
151 reformiert 2013
Das erste christliche Bekenntnis lautete: „Jesus ist der Herr.“ Die Bekenner zeigen damit, dass sie etwas
von Gottes Tun für uns verstanden hatten. Auch heute hat jedes Bekenntnis diese Aufgabe: „Wir haben
etwas von Gottes Handeln verstanden – und loben damit Gott.“ Manche Bekenntnisse sind deshalb Zu-
sammenstellungen der wesentlichen Inhalte des christlichen Glaubens (etwa das Apostolikum oder der
Heidelberger Katechismus). Aufgabe ist es dabei auch, falsch und richtig beim Namen zu nennen. In der
Reformationszeit hieß das: Falsch ist es, sich einen Platz im Himmel verdienen zu können. Und richtig:
Gott macht uns gerecht. In der Zeit des Nationalsozialismus, im Dritten Reich hieß es falsch, in der Kir-
che menschliche Autoritäten neben Gott haben zu wollen. Und richtig, dass in der Kirche alle Brüder und
Schwestern sind (so die Barmer Theologische Erklärung).
Und auch wenn wir merken, dass die Bekenntnisse in einer bestimmten Zeit entstanden sind und nicht
immer „modern“ klingen, treten sie an uns heran mit der Erwartung: „Ihr stimmt dem doch zu, oder?“ Und
dabei weisen sie uns den Weg zur Heiligen Schrift. Der Anspruch der Bekenntnisses ist es, weiterzugeben
was unsere Väter und Mütter im Glauben als schriftgemäß erkannt haben – mit dem Auftrag: „Prüfet alles,
und das Gute behaltet.“
Unsere Kirche hat in ihrer Verfassung drei Texte aus der Alten Kirche, den Heidelberger Katechismus und
die Barmer Theologische Erklärung als Bekenntnisse aufgenommen. Sie hat das mit der Zuversicht getan,
dass gerade diese Texte unverzichtbare biblische Einsichten formulieren und heute wichtige Hilfe für unse-
ren Glauben und insbesondere für unser Lehren und Predigen sind. Sie wollen uns helfen, unseren Glau-
ben zu formulieren, unsere Gedanken zu ordnen und biblische Linien zusammen zu führen. Bekenntnisse
sind Glaubenshilfen. Es ist deshalb gut, sich mit ihnen zu beschäftigen – denn wenn wir unseren Glauben
bekennen, zeigen wir damit, dass wir den, an den wir glauben, verstanden haben. Jedenfalls ein bisschen.
Und das ist schon sehr viel…
von Georg Plasger
In diesen Bekenntnisschrif-
ten sieht die Evangelisch-
reformierte Kirche – vor-
behaltlich weiterführender
schriftgemäßer Glaubens-
erkenntnis – maßgebliche
Zeugnisse für ihre kirchliche
Verantwortung (aus der
Verfassung, § 1, Abs. 4).
Georg Plasger ist Profes-
sor für Systematische und
ökumenische Theologie an
der Universität Siegen. Er
ist berufenes Mitglied der
Gesamtsynode der Evange-
lisch-reformierten Kirche
Reformierter GlaubeGeorg Plasger über die Aufgabe eines Bekenntnisses
„Prüfet alles, und das Gute behaltet“
ApostolicumNicaeno-Constantinopolitum Athanasianum Heidelberger KatechismusTheologische Erklärung von Barmen
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Das Schloss und die Universität prägen die
Stadt am Neckar, die dem Heidelberger Katechis-
mus seinen Namen gab. Oberhalb von Fluss und
Altstadt ist die Schlossruine von weitem sichtbar,
die 1386 gegründete Ruprecht-Karls-Universität,
älteste Hochschule Deutschlands, prägt mit den
25.000 Studenten das Bild der Stadt.
Heidelberg als kurpfälzische Residenzstadt
machte eine wechselvolle konfessionelle Ge-
schichte zwischen Luthertum, Calvinismus und
Katholizismus durch. Kurfürst Ottheinrich führte
ab 1556 in der Kurpfalz zunächst die lutherische
Reformation ein. Sein Nachfolger Friedrich III.
neigte mehr einer calvinistischen Richtung zu.
In seiner Zeit entstand 1563 der „Heidelberger
Katechismus“ und die Stadt zog Studenten und
Wissenschaftler aus ganz Westeuropa an. Gegen
Ende des Jahrhunderts wurden in Heidelberg eine
Vielzahl prächtiger Renaissancebauten errichtet,
das Schloss erweitert und zu einer neuzeitlichen
Residenz umgestaltet. Nachdem Heidelberg seinen
Status als Residenzstadt 1720 verlor, verfiel das
Schloss zusehends.
Gutes Beispiel für den konfessionellen Wandel
der Stadt ist die Heiliggeistkirche zu Füßen des
Schlosses. Sie wurde 1706 durch eine Mauer ge-
teilt, den Protestanten gehörte das Kirchenschiff,
der Chor gehörte der katholischen, ab 1874 der
altkatholischen Kirche.
Zum Jubiläumsjahr des Heidelberger Katechis-
mus gibt es in Heidelberg eine große Doppelaus-
stellung. Unter dem Titel „Macht des Glaubens“
stellt das Kurpfälzische Museum die Schrift in den
Kontext ihrer Entstehungszeit. Das Schloss wid-
met sich den Kurfürsten, ihrer Politik und höfi-
schen Lebensformen der Zeit.
Für reformierte Spurensucher sind in der Nähe
das Melanchthon-Haus in Bretten interessant so-
wie die evangelisch-katholische Stiftskirche in
Neustadt an der Weinstraße, in der der Verfasser
des Katechismus, Zacharias Ursinus, 1583 beige-
setzt wurde.
von Ulf Preuß
Heidelberg: Stadt des Katechismus
Heidelberg Tourist Information
Willy-Brandt-Platz 1
69115 Heidelberg
Tel. 06221 / 58 444 44,
E-Mail: [email protected]
www.heidelberg-marketing.de
Kurpfälzisches Museum
Öffnungszeiten Di-So 10.00 bis 18.00 Uhr
www.museum-heidelberg.de
Schloss Heidelberg
Öffnungszeiten Mo-So 10.00 bis 18.00 Uhr
www.schloss-heidelberg.de
www.machtdesglaubens2013.de
I N F O
(1) Blick auf die Altstadt und das Schloss
(2) Heiliggeistkirche in der Innenstadt
(3) Neckarbrücke
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Foto: Hans Lohninger
Foto: Heidelberg Marketing
Foto: Heidelberg Marketing
171 reformiert 2013
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ENKonfirmanden aus Schüttorf
Zehn Jugendliche aus der Gemeinde Schüttorf ha-
ben ihre ihre Partnergemeinde in Südafrika be-
sucht. Vom 18. Oktober bis 6. November trafen
sie in Lavender Hill Konfirmanden der dortigen
Kirchengemeinde, zu denen sie seit drei Jahren
Briefkontakt haben. Eine Woche lang arbeiteten
die Jugendlichen im Sozial- und Trainingszent-
rum New World Foundation mit. “Ach, wenn man
doch ein Stück Südafrika mit nach Hause neh-
men könnte“, sagte ein Jugendlicher zum Ende
der Reise.
Jugendliche aus Schüttorf und Lavender Hill vor dem Daisy-
Hostel in Kapstadt
Harald VogelEhemaliger Landeskirchenmusikdirektor
Der ehemalige Landeskirchenmusikdirektor Ha-
rald Vogel hat einen Echo-Klassik-Preis erhalten.
Er wurde als Orgelinstrumentalist des Jahres aus-
gezeichnet und bekam den Preis für eine CD-Ein-
spielung von Werken des niederländischen Kom-
ponisten Jan Pieterszoon Sweelinck. Vogel war
von 1983 bis 2006 Landeskirchenmusikdirektor,
in dieser Zeit hat er sich um die Restaurierung
vieler historischer Orgeln verdient gemacht und
das Organeum in Weener gegründet.
Neu im AmtGuy Cliqué (1) ist neuer Pastor in der Evangelisch-
reformierten Gemeinde Schwabach. Die Gemein-
de hat nach langer Krankheits- und Vakanzzeit
wieder einen eigenen Seelsorger und Prediger.
Sie wählte fast einstimmig mit dem 53-Jährigen
einen Theologen mit hugenottischen Vorfahren.
Christina Klasink (2) ist neue Pastorin der Kir-
chengemeinden Eddigehausen und Reyershau-
sen. Die beiden Gemeinden im Synodalverband
Plesse wählten die 30-jährige Theologin einstim-
mig. Klasink nimmt ihren Dienst im Dezember auf
und wird am 3. Advent im Gottesdienst einge-
führt.
Miriam Richter (3) ist neue persönliche Referentin
von Kirchenpräsident Jann Schmidt. Die 30-Jäh-
rige wechselte nach ihrem 2. Examen aus Laar
(Grafschaft Bentheim) ins Landeskirchenamt nach
Leer. Neben ihrer Tätigkeit als Referentin über-
nimmt Richter Vertretungsdienste als Pastorin im
Synodalverband Südliches Ostfriesland.
Ahlerich OstendorpPastor in Nordhorn
Ahlerich Ostendorp ist in den Rat der Vereinten
Evangelischen Mission (VEM) gewählt worden.
Die VEM-Vollversammlung wählte den 61-Jäh-
rigen im Oktober im indonesischen Berastagi
zusammen mit zwölf anderen Vertretern in das
Leitungsgremium. Die VEM mit Hauptsitz in Wup-
pertal ist eine internationale Gemeinschaft von
36 gleichberechtigten Kirchen in Afrika, Asien und
Deutschland. Die Evangelisch-reformierte Kirche
ist über ihre Partnerschaft mit der indonesischen
Karo-Batak-Kirche Mitglied der VEM.
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Foto: Arp Schnitger Gesellschaft
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Foto: epd/Norbert Neetz
Weltgemeinschaft zieht nach HannoverDie Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK) verlegt ihren Sitz von Genf nach Hannover. Das gab
der Generalsekretär der Organisation, Setri Nyomi, Anfang November am Rande der EKD-Synode in
Timmendorfer Strand bekannt. Durch hohe Wechselkursverluste zum starken Schweizer Franken gehe
seit Jahren ein großer Teil der Einnahmen verloren, da der größte Teil der Mitgliedsbeiträge aus Kirchen
in Euro-Ländern und den USA stammt. „Auf Dauer hätte die Weltgemeinschaft diese Kursverluste nicht
verkraften können“, sagte deren Präsident, Jerry Pillay aus Südafrika. Nyomi bezifferte die Einsparun-
gen der Organisation durch den Umzug auf 166.000 Euro pro Jahr, bei einem Gesamthaushalt von 1,4
Millionen Euro.
Sowohl Bundeskanzlerin Merkel als auch Niedersachsens Ministerpräsident McAllister begrüßten in
einer Pressemitteilung die Organisation in Deutschland. Hannovers Oberbürgermeister Weil sprach
von einer Ehre für die Stadt Hannover. Der Schweizerische Evangelische Kirchenbund sprach von einer
Fehlentscheidung.
Die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen setzt sich aus 226 reformierten, presbyterianischen und
kongregationalistischen sowie unierten Kirchen in 108 Staaten zusammen. Zu ihnen gehören etwa 80
Millionen Christen weltweit, damit ist die WGRK die größte protestantische Weltorganisation.
Generalsekretär Setri Nyomi sprach bei der
Synode der Evangelischen Kirche in Deutsch-
land (EKD) Anfang November ein Grußwort.
Chronik zum PosaunenjubiläumZum Jubiläum der Posaunenarbeit ist die Chro-
nik „125 Jahre Posaunenchöre in der Evangelisch-
reformierten Kirche“ erschienen. Im Mai feierte
mit dem Posaunenchor Gildehaus der älteste der
Landeskirche sein 125-jähriges Bestehen. Auf fast
300 Seiten werden die Posaunenchöre sowie die
Geschichte der Posaunenarbeit ausführlich ge-
würdigt. Das Buch ist zum
Preis von 22,90 Euro über
den Internetshop erhältlich.
www.reformiert.de/
bestellshop.html
Freizeitheim in Oberwaiz saniertDas Tagungshaus der Reformierten in Bayern ist
saniert und modernisiert worden. Das Haupthaus
„Altes Forsthaus“ erhielt neue Fenster und eine
neue Brandschutzanlage. Außerdem wurden die
Sanitäranlagen modernisiert. Nach der Fertigstel-
lung wirbt die Einrichtung jetzt mit einem neuen
Infoflyer um neue Gäste. Nach Angaben von Prä-
ses Simon Froben eignet sich das Haus in der
Nähe von Bayreuth sehr gut für Presbyteriums-
Tagungen.
www.reformiert-bayern.de
Logo der Weltgemeinschaft
Reformierter Kirchen
191 reformiert 2013
191 reformiert 2013
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Kirchentag: Treffpunkt FerdinandstraßeWährend des Kirchentags in Hamburg im Mai
2013 wird das Gemeindezentrum Ferdinandstra-
ße der Hamburger Gemeinde zum Treffpunkt
für Kirchentagsteilnehmer der Reformierten, Ol-
denburgischen und Bremischen Kirche. Die drei
Landeskirchen und der Reformierte Bund richten
dort ein Café und ein italienisch-waldensisches
Abendrestaurant ein. Am Donnerstag-, Freitag-
und Samstagabend gibt es ein Kulturprogramm,
danach lädt das „Gute-Nacht-Café“ ein. Am Frei-
tagnachmittag diskutieren die leitenden Theolo-
gen der Kirchen zum Thema „Was brauche ich
wirklich? - Glaube im Alltag“, abends findet ein
Feierabendmahl statt. Der Kirchentag in Hamburg
dauert vom 1. bis 5. Mai 2013.
Wahlbeteiligung gesteigertAn den Wahlen in den evangelisch-reformierten
Kirchengemeinden haben sich mehr Menschen
als vor sechs Jahren beteiligt. Das ergeben ers-
te Ergebnisse aus den Gemeinden. 2006 lag die
Wahlbeteiligung bei durchschnittlich 15,1 Prozent.
Die höchste Wahlbeteiligung meldete die Ge-
meinde Laar in der Grafschaft Bentheim mit 57,4
Prozent. Insgesamt wurden am 18. November 520
Personen in die Kirchenräte oder Presbyterien ge-
wählt, 640 in die Gemeindevertretungen. Noch
im Dezember findet die Amtseinführung der Neu-
gewählten statt. Danach werden auch die
Vertreter für die Synodalverbandssynoden
und die Ge- samtsynode neu gewählt.
Kirchenpräsident scheidet 2013 aus
Kirchenpräsident Jann Schmidt beim Ostfriesischen Kirchentag
Kirchenpräsident Jann Schmidt scheidet im Herbst
2013 aus seinem Amt. Er wird dann 65 und tritt
damit verfassungsgemäß in den Ruhestand.
Ein Versuch, die Verfassung der Evangelisch-re-
formierten Kirche in diesem Punkt zu ändern und
die Ruhestandsgrenze für den leitenden Theolo-
gen an die gesetzliche Altersgrenze anzupassen,
erreichte zweimal in der Gesamtsynode nicht die
notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit. Dann wäre es
möglich gewesen, die Amtszeit von Schmidt um
ein Jahr zu verlängern. Damit wäre vermieden
worden, die Wahl eines neuen Kirchenpräsiden-
ten oder einer Kirchenpräsidentin unmittelbar
nach der Neuzusammensetzung einer Gesamtsy-
node stattfinden zu lassen. Nach den Gemeinde-
wahlen im November kommt die neue Gesamt-
synode erstmals im Mai 2013 zusammen. In der
Synode scheiterte ebenfalls ein Änderungsantrag,
der dem Vizepräsidenten in Gesamtsynode und
kirchenleitendem Moderamen Stimmrecht zuge-
sprochen hätte.
Reformiert: ,reformiert’ ist die Mitgliedszeitung der Evangelisch reformierten Kirche.
Herausgeberin: Evangelisch- reformierte Kirche, Saarstraße 6, 26789 Leer, www.reformiert.de
Verantwortlich: Jann Schmidt
Redaktion: Ulf Preuß, Pressesprecher, Tel. 0491 / 91 98-212, E-Mail: [email protected]
Redaktionsbeirat: Klaus Bröhenhorst, Antje Donker, Andreas Flick, Matthias Lefers, Günter Plawer, Steffi Sander, Jann Schmidt, Burkhart Vietzke
Konzeption, Gestaltung und Layout: Designagentur projektpartner, Leer, www.projektpartner.info
Druck und Vertrieb: SKN Druck und Verlag, Norden www.skn-druck.de
Auflage: 130.000 Exemplare
Foto: Ulf Preuß
Plakat: 34. Deutscher Evangelischer Kirchentag in Hamburg
Gemeindewahlen am 18.11.2012 www.gemeindewahlen.reformiert.de
MeineKirche!
„Organspende: Ja oder Nein?“
Fragen an Gretchen Ihmels-Albe
Haben Sie einen Organspendeausweis?Nein, bis heute nicht. Oder besser gesagt noch nicht. Ich werde mir aber einen besorgen und mich ge-gen eine Organspende entscheiden. Grundsätzlich ist das ein schwieriges Thema, ein sehr persönliches und es gibt nicht die eine richtige Entscheidung.
Warum ist es hilfreich, den Organspendeausweis zu haben?Damit erspare ich im Ernstfall meinen Angehörigen, dass sie für mich entscheiden und mit ihrer Ent-scheidung dann auch weiter leben müssen. Das ist die so genannte „Erweiterte Zustimmungslösung“. Ich kann für Klarheit und Entlastung sorgen. Ich kann für mich sagen, was ich will. Meine Entscheidung muss aber nicht endgültig sein. Ich kann sie jederzeit widerrufen.
Gibt es so etwas wie eine moralische Verpflichtung zur OrganspendeNein. Sie ist meine persönliche Entscheidung. Andere haben sie zu respektieren. Allerdings wird durch das Wort „Spende“ „Geschenk des Lebens“, „Rettung“ ein moralischer Druck erzeugt. Die Evange-lische und Katholische Kirche in Deutschland sprechen sogar von einem „Akt der Nächstenliebe“. Theologisch muss an dem Thema gearbeitet werden. Menschen in den Gemeinden brauchen Hilfestel-lungen. Das ist mein Eindruck.
Gibt es auch gute Gründe, sich gegen eine Organspende zu entscheiden?Die gibt es. „Organspende schenkt Leben.“ So wird geworben. Das stimmt ja auch. Und das ist gut. Und ich freue mich mit und für die vielen Menschen, denen so geholfen werden kann. Ich habe großen Respekt vor Menschen, die ihre Einwilligung zur Organspende geben. Persönlich oder als Angehöriger. Das ist eine, wie ich finde, sehr mutige Entscheidung. Eine Entscheidung mit Konsequenzen. Im Aus-weis steht der Satz: Für den Fall, dass nach meinem Tod eine Spende ...infrage kommt, erkläre ich... Genau diese Formulierung nach meinem Tod ist das Problem. Einem sterbenden Menschen dürfen kei-ne Organe entnommen werden. Spenden kann ich nur, wenn ich hirntot bin. Der Hirntod aber ist nicht der Tod des Menschen. Das Herz schlägt noch. Der Mensch ist warm, weich. So wird er in die Hände der Transplantationsmediziner übergeben. Entnommen werden lebendige Organe aus einem lebenden Körper. Die Angehörigen können keine Sterbebegleitung machen. Sie müssen den Raum verlassen, wenn der Hirntod festgestellt worden ist. Erstarrt. Kalt. Ausgenommen kommt der Tote zurück aus dem OP. Eine hoch belastende Situation für die Angehörigen, aber auch für die Ärzte und Pflegekräften in den Krankenhäusern. Will ich das, muss ich mich fragen?
Was raten Sie den Menschen, die sich bei der Frage, ob sie ein Organ spenden wollen oder nicht, unsicher sind?Nicht vorschnell eine Entscheidung zu treffen. Informieren Sie sich ausreichend. Bedenken Sie, was für Sie Leben, Tod und Sterben bedeuten. Reden Sie mit anderen, besonders in der Familie darüber, damit sie wissen, wer sich wie entscheiden will.
Evangelisch-reformierte Kirche
Landeskirchenamt - Saarstraße 6 - 26789 LeerPostvertrieb DPAG Entgelt bezahlt
Am 1. November ist das neue Transplanta-
tionsgesetz in Deutschland in Kraft getre-
ten. Um die Bereitschaft zur Organspende
zu erhöhen, informieren zukünftig die
Krankenkassen die Versicherten alle zwei
Jahre über die Möglichkeiten der Spende.
Es bleibt aber in Deutschland bei der Re-
gelung, dass eine Organspende ohne eine
Einwilligung nicht möglich ist.
Gretchen Ihmels-Albe ist Pastorin für Frau-
enarbeit und Pastorin von zwei Kirchen-
gemeinden im Rheiderland und sieht zum
Thema Organspende viel Gesprächsbedarf.
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