28
Zürcher Fachhochschule 1 Medientreff NRW - Lokalfunk trifft Zeitgeist, Hörer im Fokus Hörerorientierung: Ansätze und Erfahrungen Bad Honef, 4. September 2012 Prof. Dr. Vinzenz Wyss Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften [email protected]

2012 09 12-medienqualifizierung_ho

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Hörerorientierung im Hörfunk: Auch eine Sache der Qualitätssicherung. Publikumskonzepte im Arbeitsalltag. Bad Honef 2012, Vinzenz Wyss

Citation preview

Page 1: 2012 09 12-medienqualifizierung_ho

Zürcher Fachhochschule 1

Medientreff NRW - Lokalfunk trifft Zeitgeist, Hörer im Fokus

Hörerorientierung: Ansätze und Erfahrungen

Bad Honef, 4. September 2012

Prof. Dr. Vinzenz Wyss

Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften

[email protected]

Page 2: 2012 09 12-medienqualifizierung_ho

Zürcher Fachhochschule

Selbstbeobachtung und Synchronisation von Gesellschaft über die Rezeption journalistischer Kommunikationsangebote durch das Publikums

Religion

Politik

Wissenschaft

Bildung etc.

KunstJournalismus

Public Relations

Demonstration

Film

Forschungs- bericht

Verkündigung

ÖffentlichkeitUrteil

Wirtschaft Recht

Public Relations

Page 3: 2012 09 12-medienqualifizierung_ho

Zürcher Fachhochschule 3

Page 4: 2012 09 12-medienqualifizierung_ho

Zürcher Fachhochschule

Konstruktionen des Publikums als …

• Schutzbedürftige,

• Bürger,

• sozialer Akteur,

• Beurteiler von journalistischer Qualität,

• interpretierende Beteiligte,

• Fan,

• Produzenten von »user generated content«,

• mündige Konsumenten,

• Zielgruppe („coin of exchange“),

• Aggregat von Medienkontakten

(Wyss 2008; Hasebrink 2008: 526; Kiefer 2001; Siegert 1998; Karmasin 1998 Bonfadelli/Meier 1996)

4

ökonomisch

kulturell

publizistisch

politisch

Page 5: 2012 09 12-medienqualifizierung_ho

Zürcher FachhochschuleZürcher Fachhochschule 5

Deutungsmuster / Normen:Selbstverständnis

Publikumskonzept, ErwartungserwartungenRollenbilder, Standards

Fazilitäten / Machtmittel:«Wissen» über das Publikum,

Controlling,Prozesse, z.B.

Planung, Abnahme, Feedback, Kritik

Kommunizieren / Rechtfertigen Macht ausüben

Regeln / Normen Ressourcen

Publikumskonstruktionen als Regeln und Ressourcen Komplex

rekursiver Prozess

Page 6: 2012 09 12-medienqualifizierung_ho

Zürcher Fachhochschule

Modell der Qualitätssicherung

Regeln Ressourcen Output Outcome

Q-Ziele Normen Allokative Autoritative Inhalte Publika

Leitbilder Redaktions-statute Personal Organisations-

struktur Q-Standards:

RelevanzVielfalt

RichtigkeitAktualität

TransparenzNarrativität

Wirkungen:

InformationVerstehen

OrientierungPartizipation

Leitlinien Journalisten-kodex Geld, Technik Hierarche

Konzepte Ethik-Kodex WissenSicherungs-Prozesse

präventiv produktions-begleitend

rückblickend

BriefingAussagewunschThemenplanung

CoachingFact-CheckingAbnahme

FeedbackSelbstkritikPublikumsreaktion

Page 7: 2012 09 12-medienqualifizierung_ho

Zürcher FachhochschuleZürcher Fachhochschule 7

Page 8: 2012 09 12-medienqualifizierung_ho

Zürcher Fachhochschule

Publikumskonstruktionen im Prozess der Qualitätssicherung

Publikum als

Konstrukt

Page 9: 2012 09 12-medienqualifizierung_ho

Zürcher Fachhochschule

Daten – Benchmark 2009-2010

9

Page 10: 2012 09 12-medienqualifizierung_ho

Zürcher Fachhochschule

«Ich habe klare Vorstellungen von unserem Zielpublikum»

• Vorstellungs-Diskrepanz- angenommene vs. tatsächliche- individuelle vs. redaktionelle

• 2 von 10 Redaktionen habenein detailliertes Publikums-Konzept

• 6 von 10 kommunizierenErgebnisse der Publikums-forschung (vertrauliche Werbedaten,«frustrierende Effekte»)

10

Page 11: 2012 09 12-medienqualifizierung_ho

Zürcher Fachhochschule 11

Page 12: 2012 09 12-medienqualifizierung_ho

Zürcher Fachhochschule 12

Page 13: 2012 09 12-medienqualifizierung_ho

Zürcher Fachhochschule

«Wir stützen unsere Vorstellungen auf Daten der Publikumsforschung»

• alle untersuchen Redaktionen verfügen über Daten der Markt- & Publikumsforschung

• aber:Ergebnisse führen nur selten zu revidierten Publikumskonzeptionen(2 von 10 Redaktionen), weil Daten z.T. nicht brauchbar (quantitative Reichweitendaten)

13

Page 14: 2012 09 12-medienqualifizierung_ho

Zürcher Fachhochschule

«Bei der Vorbereitung eines Beitrags gehe ich vom Nutzen für das Publikum aus»

-Vage Vorstellung

-Primär ökonomische Orientierung (Zielpublikum, Soziodemographie etc.)

14

Relevanz

Nutzen

Interesse

Page 15: 2012 09 12-medienqualifizierung_ho

Zürcher Fachhochschule

Der Aussagewunsch

Zum Beispiel:

«Die Hörerinnen/Hörer sollen miterleben, warum der gehbehinderte Herr X immer noch gerne zur Arbeit geht, obwohl er dabei jeden Tag einen Spießrutenlauf absolvieren muss.»

Der Aussagewunsch ist eine verbindliche Vereinbarung zwischen der Redaktion und dem Autor über das Ziel des Beitrages. Dabei wird explizit ein Bezug zum Publikum hergestellt. Der Beitrag wird auf eine klar fokussierte Geschichte reduziert.

15

Page 16: 2012 09 12-medienqualifizierung_ho

Zürcher Fachhochschule

Satzteil Bedeutung der Satzteile

„Die Hörerinnen und Hörer sollen…

Der Adressat des Aussagewunsches ist immer das Publikum, nicht die Macherin oder der Macher. Dieser erste Teil des Satzes bleibt immer gleich.

…miterleben / erfahren / verstehen / kennenlernen / erkennen etc. …

Das erste Verb (im Aktiv) gibt bereits einen wichtigen Hinweis auf die Art des Beitrags: Geht es um Information, Wissensvermittlung, Mitreisen, Beobachten…?

…warum / dass / weshalb / ob / wie / wieviel etc. …

Das Bindewort zum Nebensatz spezifiziert die inhaltliche Ausrichtung. Es ist ein Unterschied, ob wir einen Sachverhalt („dass“) umschreiben oder etwas herausfinden wollen („warum“).

… Herr X / Frau Y / die Gruppe X / die Sache Z etc. …

Das Subjekt des Nebensatzes bezeichnet in der Regel den Handlungsträger oder die Heldin der Geschichte.

… gehbehindert / die Sache, das Ereignis, den Sachverhalt, Protagonist A etc. …

Das Objekt bezeichnet den Sachverhalt oder das Problem.

… gerne / schwierig / stockend / gut / erfolgreich / entschieden etc. …

Adverbien und Adjektive geben einen Hinweis auf die emotionale Richtung oder Wertigkeit der Geschichte.

… zur Arbeit geht / lebt / sich entwickelt / Regie führt / weiterlebt etc. …

Das zweite Verb schliesst den Satz ab und bezeichnet die Bewegung des Subjekts.

… obwohl / trotzdem / auch wenn er … etc.

Lässt sich ein präzisierender/ relativierender dritter Satzteil anfügen, kann dadurch schon die Fallhöhe / der Widerpart / der Konflikt sichtbar werden.

Page 17: 2012 09 12-medienqualifizierung_ho

Zürcher Fachhochschule

Die 'umgekehrte Pyramide'

H

Einzelheite

n

Quelle

Kern-Aussage

Page 18: 2012 09 12-medienqualifizierung_ho

Zürcher Fachhochschule

'Andockmodell'

Quelle: KROPF, Thomas (2011): Pyramide und Andockmodell: Form und kommunikative Verankerung.

Page 19: 2012 09 12-medienqualifizierung_ho

Zürcher Fachhochschule

Andockmodell: Verstehen

'Welt-Wissen'

Information 1 Information 2

hilft

ver

steh

en

hilft

ver

steh

en

wird Teil von

wird Teil von

Page 20: 2012 09 12-medienqualifizierung_ho

Zürcher Fachhochschule

Pyramide vs. Andockmodell

Pyramidenmodell

INHALTS-orientiert

Es blendet das Publikum aus.

Die zentrale Frage: Was ist neu?

'Neues' kommt vor 'verstehen'

Andockmodell KOMMUNIKATIONS-orientiert

Die zentrale Frage: Wie muss das Neue transportiert werden, damit es verstanden wird?

'verstehen' kommt vor 'Neues'

20

Page 21: 2012 09 12-medienqualifizierung_ho

Zürcher Fachhochschule

Pyramide vs. Andockmodell

Pyramidenmodell

Das Amtsgericht Olten-Gösgen hat im Fall der Pensionskassen-Stiftungen "Vera" und "Pevos" ein Urteil gefällt. Die sieben Verantwortlichen der beiden Stiftungen wurden freigesprochen und erhalten nun Genugtuungs-Zahlungen.

Andockmodell Es war das bisher grösste Pensionskassen-Debakel in der Schweiz:

Mitte der 90er-Jahre gerieten die beiden Oltner Pensionskassen-Stiftungen "Vera" und "Pevos" in den Strudel der Immobilien-krise.

21

Page 22: 2012 09 12-medienqualifizierung_ho

Zürcher Fachhochschule

Pyramidenmodell vs. Andockmodell

Page 23: 2012 09 12-medienqualifizierung_ho

Zürcher Fachhochschule 23

Page 24: 2012 09 12-medienqualifizierung_ho

Zürcher Fachhochschule

«Die Publikumsperspektive wird bei der Sendungskritik jeweils thematisiert»

• Diskrepanz- Selbsteinschätzung vs. Beobachtungen- implizit vs. explizit («das interessiert doch die Leute jetzt»)

• An Kritikrunden sind Publikumsvertreter so gut wie nie eingeladen

Publikumsperspektive in der redaktionellen Diskussions- und Kritik-Kultur nicht institutionalisiert

24

Page 25: 2012 09 12-medienqualifizierung_ho

Zürcher Fachhochschule 25

Page 26: 2012 09 12-medienqualifizierung_ho

Zürcher Fachhochschule 26

„Orientierung“, Publikum kennenSeismograph „Demokratisierung“

„Inspirationsquellen“ „Personalisierung“

„Kontrollmöglichkeit“ Barometer „Inspirationsquelle“„Inputs“, Kontakt zu Publikum

Kontakt mit dem Publikum (Online)

Publikum

Kommentarfunktion Social Media?Ambivalenz

Forumseintrag/Kommentar

„Klick“-Referenz

Social Media /„Facebook“ etc.

„aufwändig“, „aufgeregt“ „keine Schranken“, „Reflexe“„Affekt„Geschwätz“,

+ -

„Müll“, Valenzproblem, „zeitaufwändig“

Interaktion bleibt eher einseitig, Potenzial der Inklusion wenig ausgeschöpft erhöhter Ressourcenbedarf, erhöhte Anforderungen an Professionalität

„Anpassungsdruck“„gefährliches Tool“ Nivellierung

Page 27: 2012 09 12-medienqualifizierung_ho

Zürcher Fachhochschule

Publikumsrat –institutionalisiertes externes Feedback

• In regelmäßigem Turnus werden (relevante) Hörer rekrutiert, die frei oder nach Wunschkriterien ein paar Sendungen begutachten.

• Ein bewusst zusammengesetztes Gremium trifft sich in regelmässigen Abständen zur Besprechung der Programmqualität.

• Ombudsstelle / Umgang mit Beanstandungen

27

Page 28: 2012 09 12-medienqualifizierung_ho

Zürcher Fachhochschule

Publikumskonstruktionen im Prozess der Qualitätssicherung

Publikum als

Konstrukt