60 Jahre Börsen-Zeitung - Partner des Finanzplatzes Frankfurt

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B 2 Brsen-Zeitung Nr. 23EDITORIAL

Sonderbeilage

Donnerstag, 2. Februar 2012

Den Mchtigen auf die Finger sehenQualitativ hochwertig berichten Die Brsen-Zeitung hat in den letzten 60 Jahren Mastbe gesetztTrio: dem damaligen persnlich haftenden Gesellschafter Gnter Lehmann, der mit seinem Plan fr das neue Projekt recht rasch seine beiden Mitgesellschafter, den Verleger Paul Keppler und den Geschftsfhrer der Interessengemeinschaft Frankfurter Kreditinstitute GmbH, Dr. Georg Stein, berzeugte. 1968 folgte Eckhart Thomas als Verleger der Brsen-Zeitung, der mit seinem Vorgnger Gnter Lehmann die Begeisterung fr das Blatt teilte. Thomas Hauptanliegen war es, durch verlegerische Manahmen die Brsen-Zeitung dem Wandel der Wirtschaft entsprechend weiterzuentwickeln. Dabei galt sein besonderes Augenmerk dem internationalen Parkett. Der Unterzeichner schtzt sich glcklich, seit 1993 als Geschftsfhrer der WM Gruppe und als Verleger der Brsen-Zeitung, seit 2000 auch als Herausgeber, die Geschicke des Verlages lenken zu drfen. Der Erfolg der Zeitung ist der Erfolg der Mitarbeiter von Redaktion und Verlag, der Gremien und der Gesellschafter. Ihnen allen danke ich fr ihre Leistung und ihr Engagement. Ihnen, werte Leserinnen und Leser, wnsche ich bei der Lektre dieser Jubilumsbeilage und der tglichen Ausgabe Ihrer Brsen-Zeitung wie seit 60 Jahren auch in Zukunft Lesen mit Gewinn. Brsen-Zeitung, 2.2.2012 Macht, wenn sie den weniger Mchtigen ertrglich bleiben soll, braucht Kontrolle. Groe Macht braucht starke Kontrolle. Deshalb sind demokratische Gesellschaften berall mit einem System von Checks and Balances ausgestattet. In diesem fr jede Demokratie basalen Geflecht ist traditionell die Presse ein wesentliches Instrument, heute sind es die Medien insgesamt. Sie sind denn auch in den Verfassungen mit besonderen Rechten ausgestattet, und ihre Arbeit wird durch spezielle Schutzgesetze gewhrleistet. Verbunden damit ist die Erwartung, die Medien wrden als staatsunabhngige Institutionen den Mchtigen auf die Finger sehen, durch ihre Recherchen Missstnde ans Licht der ffentlichkeit bringen und in ihren Kommentierungen andere Zusammenhnge, Perspektiven und Interpretationen laufender Ereignisse als diejenigen ihrer interessengeleiteten Protagonisten aufzeigen. nationales Medium, das nicht durch ein eigenes Bro, feste oder freie Korrespondenten am Finanzplatz Frankfurt prsent wre. Brse und Banken, nicht zuletzt die Notenbanken des Landes, des Bundes und der Europischen Union haben in den vergangenen beiden Jahrzehnten einen immensen Zuwachs an konomischem, politischem und damit gesamtgesellschaftlichem Von Gewicht zu verzeichPetra Roth nen. Gerade im Augenblick scheint es, als komme den Entscheidungen in den Vorstnden der Banken, den Reaktionen der Investoren Oberbrgermeisterin und den Beschlssen der Zentralbanker grder Stadt ere Relevanz zu als Frankfurt am Main denjenigen der Parlamente und Kabinette. Whrend diese sich jederzeit auf kenden Rezipienten ergnzt durch Publikationen wie die Brsen-Zei- Schritt und Tritt der Beobachtung tung. Dazu der landesweite ffent- der Medien sicher sein knnen, die lich-rechtliche Rundfunk- und Fern- jedes Wort, jedes Lcheln, jeden sehsender, die grte private Rund- Wechsel einer Krawattenfarbe auf funkstation nebst einigen kleineren ihren politischen Gehalt oder einen Sendern und mehreren Nachrichten- auflagentrchtigen, lukrativen Skanagenturen. Sie verbinden die lokale dal hin abklopfen, werden wir von mit der regionalen und beide mit der den Medien mit vergleichbaren kritinationalen und internationalen Be- schen Informationen ber die Entrichterstattung, was fr einen Bal- wicklungen der Finanzbranche weitlungsraum mit internationaler Be- aus krzer gehalten. Fehlentwicklundeutung eine unabdingbare Notwen- gen im Bankwesen haben die Weltdigkeit, wenn nicht sogar eine essen- wirtschaft in eine der schwersten Krizielle Voraussetzung des Fortbe- sen der neueren Geschichte gestrzt und haben einen erheblichen Beistands dieser Bedeutung darstellt. Weniger Stadt und Region als die trag zum rasanten Anstieg der ffentin ihr ansssigen Wirtschaftsunter- lichen Verschuldung geleistet, die nehmen stehen im Blickpunkt einer nun wiederum den Fortbestand eibetrchtlichen Anzahl von Wirt- nes der weltweit grten Whrungsschafts- und Finanzjournalisten. Es rume bedroht und kaum einer hat gibt kaum ein nationales und inter- etwas gemerkt. schaftspolitischer Ausrichtung und zwei Stadtmagazine arbeiten nicht nur die groe Politik auf, sondern berichten in ausfhrlichen Lokalteilen auch aus Frankfurt und seiner Umgebung. Unter wirtschaftspolitischen Aspekten wird ihr Angebot fr den in komplexen Zusammenhngen denFoto: DasPortrait

am Anfang stand eine Idee: ein tglicher Kurszettel mit smtlichen Notierungen von allen acht deutschen Wertpapierbrsen, ergnzt um Marktberichte und Bekanntmachungen der Brsenorgane. So ist die Brsen-Zeitung entstanden, und zwar vor 60 Jahren. Seither hat sie sich einen unverzichtbaren Platz unter den deutschen Wirtschaftsblttern erarbeitet: als Partner der deutschen Wertpapierbrsen, als Stimme des Finanzplatzes Deutschland und als Zeitung fr die Finanzmrkte. Das Geschehen an den Kapitalmrkten steht unverndert im Mittelpunkt dieser einzigen Finanzzeitung Deutschlands: Was die Mrkte bewegt, ist fr die Brsen-Zeitung ein Thema. Diese Sonderbeilage aus Anlass des 60. Geburtstages der Brsen-Zeitung greift in einer Zeit des politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Wandels Themen auf und lsst Autoren zu Wort kommen, die normalerweise selbst im Mittelpunkt der journalistischen Arbeit der Redaktion stehen. Wir freuen uns, dass so viele prominente Persnlichkeiten, die seit vielen Jahren treue Leser der Zeitung sind, zur aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung, zu den Finanzmrkten und zum Finanzplatz und Wirtschaftsstandort Frankfurt Position beziehen. Als Verleger und Herausgeber der Brsen-Zeitung danke ich den Autoren und allen, die daran mitgewirkt haben, ganz herzlich. Keine Zeitung ohne Verlag. Unser Verlag, der in der Entstehungszeit der Brsen-Zeitung 1952 eine offene Handelsgesellschaft war, verdankt die Idee zur Grndung des Blattes einem unternehmerisch denkenden

ihre Vermgen zur Verwaltung anvertrauten? Wer wies auf die Folgen hin, die die Bindung ffentlicher und privater Finanzbewirtschaftung an die Urteile einiger weniger Personen in gerade einmal drei Ratingagenturen haben wrde und deckte die bisweilen beraus interessanten Verflechtungen zwischen Agenturen, deren Auftraggebern und Beurteilungsobjekten auf?

ber Abhilfe nachdenkenWo ist die Pluralitt von Meinungen zu konomischen Themen in Kommentaren und Analysen der Wirtschaftsteile, vergleichbar mit derjenigen in Politik oder Feuilleton? Und wenn der recherchebasierte Journalismus sich in der Wirtschaft in einem Umfeld bewegt, das ihm nicht das Ma an Transparenz und Zugnglichkeit bietet, zu dem Politik und Verwaltung verpflichtet sind, so ist auch dies zu thematisieren, damit Politik und Gesellschaft sich Gedanken ber mgliche Abhilfe machen knnen. Einer Brgerin, besonders aber einer Verantwortungstrgerin in einer Stadt, deren Gegenwart und wohl auch Zukunft wie keine mit dem Sektor der Finanzdienstleistungen und der Whrungspolitik verbunden ist, mag man eine besondere Sensibilitt fr derartige Fragestellungen nachsehen. In dem Augenblick aber, in dem das Schicksal nicht nur einzelner Stdte oder einer Region, sondern ganzer Staaten vom Vertrauen in finanzpolitische Entscheidungen abhngt, wird die Auseinandersetzung mit den Einflssen der Finanzwirtschaft zur Pflicht und damit auch fr die Autoren in den Medien. Sie mssen heute mitdenken, warum sich speculari vom Ausdruck fr den Sehenden zum Schimpfwort entwickelt hat. Denn was investigativer, qualitativ hochwertiger Journalismus zu bewegen vermag, wo seine Aufgaben und seine Mglichkeiten liegen, wei wohl niemand besser als eine Politikerin nach dreiig Berufsjahren an einem Medienstandort wie Frankfurt am Main. Einen Journalismus, der sich intensiv mit dem gegenwrtig wirkungsmchtigsten politisch-konomischen Segment unserer Wirtschaft auseinandersetzt, hat dessen deutsche Hauptstadt nicht nur verdient. Er wird dort dringend gebraucht. Die Brsen-Zeitung hat in den letzten 60 Jahren journalistische Mastbe gesetzt. Ich wnsche mir diese Professionalitt auch fr die knftigen Jahrzehnte. Der Finanzstandort Frankfurt ist darauf angewiesen. Meinen herzlichen Glckwunsch zum runden Geburtstag.

Die vierte GewaltInsofern ist die Bezeichnung der Medien als einer Vierten Gewalt neben Legislative, Exekutive und Judikative durchaus nicht bertrieben, sie wird sowohl dem Anspruch als auch den Mglichkeiten der heutigen Medien gerecht. Mit dieser Bezeichnung verbinden sich auch Erwartungen, die die Brsen-Zeitung in den sechs Jahrzehnten, in denen sie mit der Bundesrepublik gealtert ist, nicht enttuscht hat. Frankfurt ist auch in diesem Zusammenhang in einer privilegierten Situation. Vier bedeutende Tageszeitungen unterschiedlicher gesell-

Ernst Padberg Herausgeber und Verleger

Vorschlge wie am FliebandErst jetzt, auf dem Hhepunkt der Krise, wei jeder, das Wie und Warum, wer daran wie viel Schuld trgt, und die Medien prsentieren Lsungsvorschlge am Flieband. Hier htte man sich mindestens ebenso kritische, analytische und anschauliche, vor allem aber frhzeitige Hintergrundberichte, Reportagen und Portrts gewnscht, wie sie die Politik den Sport und die Welt des Glamours nicht zu vergessen immer wieder ausleuchten. Wo waren die Analysen hochspekulativer Kapitalmarktinstrumente, die Amerikas berhmtester Finanzmagnat schon lange vor Ausbruch der Krise als finanzielle Massenvernichtungswaffen brandmarkte? Wer klrte uns in sensiblen Portrts ber die Motivation und Einstellung jener Menschen auf und der sie umgebenden Strukturen, denen die Brger

AUS DEM INHALTDen Mchtigen auf die Finger sehen Von Dr. Petra Roth B2 Die Banken, das Geld und die Moral Von Wolfgang Kirsch B4 Die Zukunft des Euro was jetzt zu tun ist Von Martin Blessing 2012 und 2013 werden spannend fr die Wertpapieraufsicht Von Karl-Burkhard Caspari Moderne Stadtentwicklung hat viele Facetten Von Bernhard H. Hansen Als Sparringspartner die Wirtschaft begleiten Von Prof. Dr. Udo Steffens Professionelle Standards schaffen Vertrauen in der Finanzwelt Von Susan Spinner B 16

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Bankenmetropole und noch viel mehr Von Prof. Dr. Norbert Winkeljohann B 6 Frankfurt Cloud strkt Innovationskraft des Finanzplatzes Von Hermann-Josef Lamberti B7 Neue Regulierung festigt Verbundgedanken Von Hans-Dieter Brenner Brse hebt den Finanzstandort auf Weltniveau Von Dr. Reto Francioni Anlegerinformationen bedarfsgerecht verpacken Von Heiko Weyand Wie kann ein Finanzplatz the natural choice bleiben? Von Stefan Winter und Joachim von Schorlemer Professionalitt, Transparenz und Erfahrung zahlen sich aus Von Dr. Ulrich Schrder Finanzierungskonzepte fr die Energiewende Von Petra Leue-Bahns Geldpolitik aus Frankfurt hat sich bewhrt Von Dr. Jens Weidmann Krisen verlangen einen beschleunigten Strukturwandel Von Prof. Dr. Michael Hther Frankfurt ist mehr als ein Finanzzentrum Von Peter Kania

Frankfurt wird fr Versicherungen immer bedeutender Von Prof. Dr. Wolfram Wrabetz B 18 Mainmetropole punktet mit intellektueller Infrastruktur Von Prof. Dr. Wolfgang Knig ING-DiBa ist lieber mittendrin als auf der grnen Wiese Von Roland Boekhout Relevantes Finanzwissen verstndlich vermitteln Von Dr. Lutz Raettig

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Das Alte ehren und das Neue achten Von Michael Schramm B 24 B9 Messen sind ein Schaufenster der (Real-)Wirtschaft Von Wolfgang Marzin

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Qualifikation und Professionalitt haben Prioritt Von Dr. Peter Knig B 26 Xetra-Spezialist bietet deutlichen Mehrwert Von Ingo Kreisinger Was den Finanzplatz mit dem Fuballplatz verbindet Von Oliver Roth

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Drehkreuzfunktion muss erhalten und erweitert werden Von Dr. Stefan Schulte B 28 Individuelle Beratung bleibt die Strke der Privatbanken Von Dr. Oliver Mihm Eine Dekade des Wachstums und der Aktie steht bevor Von Christian Angermayer Streifzug durch die Geschichte der Brsen-Zeitung

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Fondsgesellschaften sind am Main bestens aufgehoben Von Thomas Neie B 15

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Die Banken, das Geld und die MoralPauschalverurteilung vermeiden Entscheidungen mit Augenma sind gefordert Gemeinsames Verstndnis und Miteinander-Reden wichtigBrsen-Zeitung, 2.2.2012 Die Gesellschaft hadert mit ihren Banken. Und die Stimmung gegenber den Bankern wird immer unwirklicher. Vor 60 Jahren war das anders. Im damaligen Nachkriegsdeutschland trauten die Sparbrger eher dem angespannten politischen Umfeld nicht. Immer noch lauern Milliarden an D-Mark in Geldschrnken, Sparstrmpfen oder auf tglich kndbaren Konten nur darauf, sich bei Korea-hnlichen Alarmmeldungen preistreibend auf die Waren zu strzen, schreibt der Spiegel 1952, im Grndungsjahr der Brsen-Zeitung, in dem Deutschland auch IWF-Mitglied wurde und mit der Europischen Gemeinschaft fr Kohle und Stahl (EGKS), der sogenannten Montanunion, der Vorlufer der Europischen Union aus der Taufe gehoben wurde. Die Banken wurden von den Brgern seinerzeit hingegen als wichtiges und zunehmend auch angesehenes Grundelement unserer Wirtschaftsordnung verstanden. gegen die viele Vertreter des Bankgewerbes verstoen haben. Viele Menschen bezweifeln heute, dass sie angesichts der im wahrsten Sinne des Wortes grenzenlosen Finanzgeschfte der Banker nachts noch gut schlafen knnen. Und sie haben das Gefhl, dass in der Finanzwirtschaft die moralisch fundierten Mastbe abhandengekommen sind. Diese Skepsis gilt in Deutschland jedoch nicht mit Blick auf die Soziale Marktwirtschaft als solche. Laut einer Untersuchung des Allensbacher Instituts fr Demoskopie 2010 hat sich die Einstellung der Bevlkerung zur Sozialen Marktwirtschaft sogar eher noch verbessert. Whrend 2006 ber 60 % der Bevlkerung unser Wirtschaftssystem als nicht wirklich sozial beurteilten, war es 2010 noch die Hlfte. Der Anteil derer, die unser marktwirtschaftliches System als sozial empfinden, stieg hingegen von 24 % auf 35 %. Und laut einer Umfrage von Infas vom April 2011 sehen die befragten Brger den grten Zielerreichungsgrad der Sozialen Marktwirtschaft bei der internationalen Wettbewerbsfhigkeit der deutschen Unternehmen, dem Wirtschaftswachstum und dass der Staat die sozial Schwachen untersttzt. Die grundstzliche Zustimmung der Bevlkerung zur Sozialen Marktwirtschaft ist also gegeben, auch weil sie in Deutschland eine Erfolgsstory ist und ber Jahrzehnte gezeigt hat, dass sie glaubwrdig fr den gesellschaftlichen Ausgleich zwischen Arm und Reich steht. In Bezug auf das Bankgewerbe mit seinen zeitweise irrealen Gewinnansprchen ist aber die Vereinbarkeit von Markt und Moral fr viele Menschen nicht mehr eindeutig erkennbar. Der Freiburger koeher abstrakter Mastab fr den Nutzen, den eine wirtschaftliche Ttigkeit fr unbekannte andere stiftet. Das intuitive Moralverstndnis der meisten Menschen misst die ethische Qualitt einer Handlung aber hingegen an dem bewussten Dienst zum Wohle bekannter anderer. Dieses intuitive Moralverstndnis ist auch die Klammer vieler Menschen, die etwa in der Occupy-Bewegung erstmals ihre Unzufriedenheit mit dem Finanzsystem in Protestaktionen zeigen. Hier versammeln sich Menschen, die Banken als Diener der Realwirtschaft erleben wollen und fr ein von gesellschaftlichen Mastben entkoppeltes Renditestreben kein Verstndnis haben. Die Bankenbranche scheint wie keine andere fr den Realittsverlust modernen Wirtschaftens zu stehen und ist teilweise zu Recht, teilweise zu Unrecht zu dem Symbol der Finanzkrise geworden. Mit Bosch-Chef Franz Fehrenbach hat selbst ein Vertreter der Industrie klar formuliert, dass er die Geschftsmethoden vieler Banker fr unertrglich und unmoralisch hlt. Er steht mit dieser Meinung nicht allein. Und er hat in mancherlei Hinsicht auch recht. ken, wie die der Genossenschaftsbanken und Sparkassen, sind von risikoreicheren Geschftsmodellen zu unterscheiden. Gerade die ausufernden Entwicklungen der vergangenen Jahre zeigen diese notwendige Trennung in der Betrachtung deutlich. Denn die realwirtschaftlich fundierten Teile des Bankgeschftes erfllen eine volkswirtschaftliche Funktion. Eine Bank, die einem Mittelstndler einen Kredit gibt, bernimmt eine Aufgabe, die fr das Funktionieren unserer Wirtschaft zwingend notwendig ist. Dieses Bankgeschft ist auch in der Bevlkerung nicht umstritten. Zu dieser positiven Einstellung, etwa gegenber den Genossenschaftsbanken, hat sicherlich beigetragen, dass diese beanspruchen, selbst in einer beispiellosen Krise ihr Schicksal aus eigener Kraft zu gestalten. Als stabilisierendes Element sind sie dabei ihrer Verantwortung fr Brger und Unternehmen in ihrer Region gerecht geworden. Dabei passt nicht nur das genossenschaftlich organisierte Bankgeschft zur Sozialen Marktwirtschaft. Vielmehr ist das Genossenschaftsmodell insgesamt ihr integraler Bestandteil, weil es den Anspruch des Kaufmanns mit dem des Brgers in Einklang bringt. Denn an der Spitze der unternehmerischen Ziele von Genossenschaften steht nicht der Shareholder Value, also der Vermgenszuwachs des Anteilseigners, sondern der Member Value, also der Nutzen des Mitglieds aus den Frderleistungen der Genossenschaft. weile zur Disposition. Vielerorts wird sogar ber die Aufspaltung von Banken in das vermeintlich moralisch gute und risikoarme Kreditund Einlagengeschft und das bse, also risikobehaftete Kapitalmarktgeschft diskutiert. Jetzt schon absehbar ist: Als Ergebnis der derzeitigen Regulierungswelle werden intransparente, unverstndliche Geschftsmodelle von Banken, die keinen realwirtschaftlichen Bezug haben, vor dem Aus stehen.

Von Wolfgang Kirsch

Rechtssicherheit nicht gegebenDas Mehr an Regulierung ist richtig nach den Erfahrungen der letzten Jahre. Es war vom Gesetzgeber klug, das umfangreiche und sehr anspruchsvolle Regelwerk Basel III einzufhren. Falsch ist aber die Wider-

Vorstandsvorsitzender der DZ Bank nom Viktor Vanberg glaubt, dass die Vorbehalte ganz wesentlich dadurch genhrt werden, dass die Rolle des Gewinns in der modernen Marktwirtschaft mit tief verwurzelten moralischen Vorstellungen der Menschen im Widerstreit liege. Seine Erklrung: Der Gewinn im weltweit vernetzten System von Arbeitsteilung und Handel ist zunchst nichts anderes als die Differenz zwischen den Kosten, die man fr die Herstellung der angebotenen Gter aufzuwenden hat, und den von der Zahlungsbereitschaft anderer Marktteilnehmer abhngigen erzielbaren Einnahmen. Der Gewinn wird so natrlich auch zum Erfolgsindikator im Tauschspiel des Marktes. Genau das lsst viele Menschen aber an der ethischen Qualitt des Gewinns zweifeln. Denn er ist ein

Reputation verspieltDiese ber Jahrzehnte gewachsene Reputation hat die Finanzbranche offensichtlich in den vergangenen fnf Jahren verspielt. Warum? In Thomas Manns Lbecker Familiensaga gibt der alte Getreidehndler Johann Buddenbrook seinem Sohn den Rat mit auf den Weg: Sei mit Lust bei den Geschften am Tag, aber mache nur solche, dass wir bei Nacht ruhig schlafen knnen. Und es ist genau diese auf Nachhaltigkeit des Gewinns und der Reputation angelegte Selbstbeschrnkung des klugen und ehrbaren Kaufmanns,

Banken nicht gleich BankenDoch fr wen sind die Banken da? Sind sie die Diener der Realwirtschaft, die sie sein sollen? Oder missbrauchen sie die marktwirtschaftliche Ordnung, um sich in guten Zeiten zu bereichern und sich in schlechten Zeiten vom Steuerzahler retten zu lassen? Banken sind nicht gleich Banken. Risikoarme und realwirtschaftlich fundierte Geschftsmodelle von Ban-

Wir tun somit gut daran, unser Bankensystem wieder an den Anforderungen unserer Kunden auszurichten und neu zu justieren.

Obama bringt es auf den PunktAuf der anderen Seite gibt es das von groen Teilen der Bevlkerung als moralisch verwerflich angesehene Bankgeschft, das ohne Bezug zur Realwirtschaft fr die Gier nach immer mehr steht. Die uns bekannten Auswchse von den Bankerboni bis zur Milliardenwette bestimmen den Reputationsschaden der ganzen Branche. Es macht die

Die Banken mssen wieder auf die Verlsslichkeit von einmal gesetzten Rahmenbedingungen vertrauen knnen.

Brger sprachlos, dass sie zwar nicht verstehen, wofr man diese Art von Geschften braucht, dass sie aber als Steuerzahler einspringen mssen, wenn es schiefgeht. Der amerikanische Prsident Barack Obama hat es jngst auf den Punkt gebracht: Banken knnen nicht konkurrieren auf der Basis versteckter Gebhren, irrefhrender Praktiken oder derivativer Cocktails, die niemand versteht und die die gesamte Wirtschaft enormen Risiken aussetzen.

sprchlichkeit, die durch die nicht nachvollziehbaren und realwirtschaftlich schdlichen Kapitalvorgaben der neu gegrndeten europischen Bankenaufsicht EBA ins Spiel kommt. Selbst die Banken, die eindeutig realwirtschaftlich ausgerichtet sind, werden einer undifferenzierten Behandlung ausgesetzt und berproportional belastet. Das kann nicht im Interesse der Bevlkerung und der Politik sein. Es schadet auch der Sozialen Marktwirtschaft. Die Banken mssen wieder auf die Verlsslichkeit von einmal gesetzten Rahmenbedingungen vertrauen knnen. Denn der Kaufmann lebt auch von der Rechtssicherheit. Und diese ist nicht mehr gegeben. Die Gesellschaft hadert mit ihren Banken. Doch das ist kein Grund fr eine Pauschalverurteilung durch Politik und Bankaufseher. Entscheidungen mit Augenma sind gefordert sowie ein gemeinsames Verstndnis und das Miteinander-Reden. Dann haben wir auch wieder ein Bankensystem, bei dem weder die Funktionsfhigkeit noch die gesellschaftliche Akzeptanz in Frage gestellt werden mssen. Die aktuelle Krise der Eurozone belegt leider eindrucksvoll, wie wichtig ein leistungsfhiges Bankensystem ist, auch und gerade fr die Staaten.

Langfristiger Blick ntigWir tun somit gut daran, unser Bankensystem wieder an den Anforderungen unserer Kunden auszurichten und neu zu justieren. Das ist in erster Linie Aufgabe der Bankmanager selbst. Wir bentigen aber auch den Zuspruch und die Untersttzung von Politik, Aufsicht und Realwirtschaft. Und es braucht dazu bei allen Beteiligten den langfristigen Blick. Dann wird der gemeinsame Erfolg nicht ausbleiben. Mit der Brsen-Zeitung wissen wir dabei, wie in den zurckliegenden 60 Jahren, einen ebenso kundigen wie kritischen Begleiter der Banken an unserer Seite.

Branche zahlt hohen PreisWir zahlen als Branche insgesamt bereits einen hohen Preis fr diese Fehlentwicklung bei vielen Banken: negative Reputation, Stellenabbau und vor allem eine immer umfassendere Regulierung. Ganze Geschftsmodelle von Banken stehen mittler-

Impressum

Brsen-ZeitungSonderbeilage

60 Jahre Brsen-Zeitung Partner des Finanzplatzes FrankfurtAm 2. Februar 2012 Redaktion: Claudia Weippert-Stemmer; Anzeigen: Dr. Jens Zinke (verantwortlich) Technik: Tom Maier; Typografische Umsetzung: Klaus Jung

Verlag der Brsen-Zeitung in der Herausgebergemeinschaft WERTPAPIERMITTEILUNGEN Keppler, Lehmann GmbH & Co. KG, Dsseldorfer Strae 16, 60329 Frankfurt am Main, Tel.: 069/2732-0, (Anzeigen) Tel.: 069/2732-115, Fax: 069/233702, (Vertrieb) 069/234173. Geschftsfhrer: Ernst Padberg Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH; Kurhessenstrae 46, 64546 Mrfelden-WalldorfFotos Titelseite: Alte Brcke - Quelle: www.motorbloeckchen.de; Bulle & Br, Handelssaal neu (unten, links), Handelssaal alt (oben, rechts) und Frankfurter Brse (Head) - Quelle: Deutsche Brse; Altes Brsengebude - Quelle: picture-alliance

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Die Zukunft des Euro was jetzt zu tun istPolitische Union ist der einzig richtige Weg, um die Gemeinschaftswhrung wetterfest zu machen Gipfelbeschlsse vom Dezember schnell umsetzenBrsen-Zeitung, 2.2.2012 Vor 60 Jahren wurde nicht nur die Brsen-Zeitung gegrndet, sondern auch der Vorlufer der Europischen Union die Europische Gemeinschaft fr Kohle und Stahl (EGKS). Nach der Prambel des EGKS-Vertrags, der am 23. Juli 1952 in Kraft trat, handelten die Grndungsvter in dem Bewusstsein, dass Europa nur durch konkrete Leistungen, die zunchst eine tatschliche Verbundenheit schaffen, und durch die Errichtung gemeinsamer Grundlagen fr die wirtschaftliche Entwicklung aufgebaut werden kann. Konkrete Leistungen und tatschliche Verbundenheit scheinen heute umso dringender gefragt, wenn wir nach Lsungen suchen fr die gegenwrtige Staatsschuldenkrise und damit zugleich fr die Zukunft der europischen Einheit. Die Ursachensuche fr die Staatsschuldenkrise beginnt einfach: Es gibt teilweise nicht gengend Investoren, die bereit sind, in bestimmte Anleihen von Lndern der Eurozone zu investieren. In einigen Fllen mgen die Mrkte berreagiert haben. Dennoch hngen die Staaten von der Bereitschaft der Investoren ab, diese Anleihen zu kaufen. Ein Grund fr die Zurckhaltung der Investoren ist die hohe Staatsverschuldung vor allem in einigen europischen Staaten. Sie wchst trendmig mit einigen Unterbrechungen schon seit den siebziger Jahren. Das war auch lange Zeit kein Problem so lange, wie keine Zweifel aufkamen, dass diese Schulden auch fristgerecht bedient wrden. wortlich fr solide nationale Haushalte in der Whrungsunion zu sorgen. Es gibt meines Erachtens vier Grnde fr die Zurckhaltung der Investoren: 1. Staatsanleihen von Euro-Lndern sind nicht mehr risk-free. Der Fall Griechenland hat allen Investoren gezeigt, dass StaatsanleiVon hen der Eurozone zu hoMartin Blessing hen Ausfllen fhren knnen. Waren Staatsschulden von vielen Industrielndern bis vor kurzem noch mndelsicher, so sind sie zu einer spekulativen Anlageklasse mutiert. Auch Vorstandsvorsitzender mssen Anleger heute der Commerzbank damit rechnen, dass sie ihre Investitionen eventuell in einer anderen kehrte sich der Trend jedoch wieder, Whrung als dem Euro zurckund ein gefhrlicher Anreizmecha- erhalten. 2. Privatinvestoren sind nachrannismus des Euro kam zutage. gige Investoren geworden. Durch die Begrenzung des SchuldenVertrauensvorschuss schnitts in Griechenland auf eine Nicht nur gab es in den ersten Auswahl von Glubigern wurde alEuro-Jahren einen Vertrauensvor- len privaten Investoren klar, dass sie schuss in die Stabilitt der jungen im Krisenfall schlechter gestellt werWhrungsunion, was einige Lnder den als ffentliche Investoren. Die zu sehr fr neue ffentliche und pri- Ungleichbehandlung von privaten vate Verschuldung nutzten. Auch Glubigern, die freiwillig verzichgingen die Investoren davon aus, ten sollen, und ffentlichen Glubidass es eine unbegrenzte Solidaritt gern, die nicht betroffen sind, hat der Euro-Lnder und der Europi- eine Zweiklassengesellschaft von schen Zentralbank (EZB) fr einen Investoren entstehen lassen. 3. Staatsanleihen knnen nicht efEuro-Staat in Zahlungsschwierigkeiten geben wrde. Diese Erwartung fektiv gegen Ausfall versichert wereines unbegrenzten Bail-out wurde den. Die Freiwilligkeit des Schuldenjedoch enttuscht, was letztlich auch schnitts verhindert das Auslsen eines Credit Event im Markt fr Credit gut so ist. Denn eine komplette Haftungs- Default Swaps (CDS). Investoren, union mit immer greren Ret- die ihre Anleihen versichert haben tungsschirmen oder einem unlimi- und dafr eine Prmie zahlen , betierten Ankauf von Staatsanleihen kommen von den CDS-Ausstellern durch die EZB wre keine Lsung. Es keine Entschdigung. Als Grund fr wrde letzten Endes nur den Anreiz die Freiwilligkeit werden die unkonder Staaten beseitigen, eigenverant- trollierbaren Folgen eines Credit samt sogar. Sie ging von 72 % im ersten Euro-Jahr bis auf 66 % im Jahr 2007 zurck, was insofern beachtlich ist, als die Staatsschuldenquoten anderer Industrielnder wie in den USA oder Japan im selben Zeitraum stiegen. Seit dem Ausbruch der Finanzmarktkrise verFoto: Claudia Kempf, Commerzbank

Event angefhrt. Doch sollte es einen Versicherungsmarkt geben, der im Schadensfall nicht in der Lage ist zu zahlen, dann sollte man diesen Markt verbieten und ihn nicht durch einen Markteingriff zulasten der Versicherungsnehmer zu retten versuchen. 4. Staatsanleihen mssen nach dem neuesten Stresstest der European Banking Authority (EBA) de facto als Handelsbestnde mark to market bewertet werden. Klassische Langfristinvestoren wie Versicherungen oder Hypothekenbanken erwarben diese Anleihen aber nicht zu Handelszwecken, sondern als langfristige Anlagen mit dem Ziel, sie bis zur Endflligkeit zu halten. Durch die Nullgewichtung dieser Anlageform hat der Regulator das bei den Eigenkapitalanforderungen an Banken ausdrcklich auch so gesehen und untersttzt. Mit dem pltzlichen Schwenk vernderte die EBA jedoch die Spielregeln. Langfristinvestoren werden daher in Zukunft nur noch in sehr begrenztem Umfang in diese Papiere investieren, was die Rckkehr der hoch verschuldeten Staaten an den Markt weiter erschweren wird.

Beim letzten EU-Gipfel im Dezember haben die Regierungschefs in der Tat schon einiges erreicht. Die Gipfelbeschlsse skizzieren den Weg zu einer strkeren politischen Integration einer Fiskalunion mit strengen Regeln fr die Verschuldung und das Finanzgebaren der Staaten. Nur so wird es mglich sein, die Schuldenkrise nachhaltig in den Griff zu bekommen. Der Stabilitts- und Wachstumspakt in seiner bisherigen Form ist leider gescheitert. Daher haben sich die Regierungschefs zunchst einmal auf einen verschrften, rechtlich verbindlicheren Stabilittspakt geeinigt; unter anderem sind neben der Einfhrung von Schuldenbremsen in nationale Verfassungen automatische Sanktionen vorgesehen, wenn gegen die Defizitgrenze von 3 % verstoen wird. Sie knnen nur von einer qualifizierten Mehrheit der Euro-Staaten verhindert werden.

fr die Gesamthhe der Ausgaben und damit ihrer Verschuldung. Werden diese Grenzen berschritten, mssten Souvernittsrechte bis hin zum Budgetrecht abgetreten werden. Denn es geht nun darum, nach der Vergemeinschaftung der Geldpolitik das notwendige Gegenstck dazu zu schaffen: den Anfang einer echten politischen Union. Langfristig wird der Euro meiner Meinung nach nur Bestand haben, wenn wir den Weg der Integration und ihrer Vertiefung entschlossen weitergehen. Einzelne Staaten als Mrkte mit eigener Whrung werden sich im Zeitalter der Globalisierung politisch wie wirtschaftlich schwer tun. Nach 60 Jahren erfolgreicher europischer Integration knnen wir uns

Entschlossen vorgehenDie Staaten sollten jetzt weiter voranschreiten und die Gipfelbeschlsse vom Dezember schnell umsetzen. Denn nur wenn die Investoren Entschlossenheit und einen festen Zeitplan erkennen, werden sie ihre Skepsis aufgeben. Wichtig ist, dass den neuen Regeln nicht schon die Zhne gezogen werden, bevor sie berhaupt beien knnen! Auch sollte die Entwicklung hier nicht stehen bleiben. Die Grenzen fr die Staatsverschuldung knnten sogar noch weiter gehrtet werden, um die Mrkte von dem festen politischen Willen zur Vertiefung der Integration zu berzeugen. Gewiss: die nationalen Parlamente knnten in einer politischen Union nur noch ber die Verwendung und Verteilung der Staatseinnahmen autonom, das heit entsprechend dem Whlerwillen, entscheiden, aber nur innerhalb fester Grenzen

Die nchsten SchritteDas verloren gegangene Vertrauen in die Zukunft der Eurozone kann nur gemeinsam und durch Beitrge aller wiedererlangt werden. Das Fundament mssen allerdings die Schuldner legen, also die Regierungen und Steuerzahler in den hoch verschuldeten Euro-Lndern. Sie mssen mit eigenen Anstrengungen und Selbstverpflichtungen nachweisen, dass sie zur Rckzahlung ihrer Schulden willens und in der Lage sind. Der wohl ehrgeizigste aber auch (einzig) richtige Weg, um den Euro langfristig wetterfest zu machen, ist jedoch die politische Union.

Wichtig ist, dass den neuen Regeln nicht schon die Zhne gezogen werden, bevor sie berhaupt beien knnen!

Die Rolle des EuroWelche Rolle spielte nun der Euro? In den ersten Jahren der Whrungsunion sank die Staatsverschuldung aller Euro-Lnder in Prozent des Bruttoinlandsprodukts insge-

ein Scheitern nicht leisten. Denn eins sollten wir nicht vergessen: Europa und die europische Integration stehen fr das friedliche Miteinander der Staaten ebenso wie fr Wohlstandsfortschritte. Es gilt nun, die zum Teil sehr komplexen Zusammenhnge und kontroversen Positionen mit ebenso viel Sachverstand wie Nchternheit zu erklren und die Diskussion voranzutreiben. Insofern ist und bleibt die Brsen-Zeitung ein wichtiger Standortfaktor.

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2012 und 2013 werden spannend fr die WertpapieraufsichtStrkere europische Orientierung und Bestrebungen, Regularien fr einen einheitlichen Finanzmarkt zu schaffen, prgen die Ttigkeit auch knftigBrsen-Zeitung, 2.2.2012 Die Brsen-Zeitung hat die Wertpapieraufsicht der Bundesanstalt fr Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) durch die zehn Jahre ihres Bestehens begleitet. Bereits in der Zeit davor als Bundesaufsichtsamt fr den Wertpapierhandel (BAWe) lieferte dieser relativ junge Aufsichtszweig Berichtenswertes. Und obgleich er als Nesthkchen unter den Aufsichtsbereichen nicht mit Alter und Reife der Brsen-Zeitung konkurrieren kann, hat er viel Stoff fr eine Rckschau zu bieten. In den vergangenen Jahren hat sich das Arbeitsumfeld der Wertpapieraufsicht immer strker internationalisiert. Die Wertpapieraufsicht ist mittlerweile in mehr als 130 internationalen Gremien und Arbeitsgruppen vertreten, darunter in der Internationalen Vereinigung der Wertpapieraufsichtsbehrden IOSCO (International Organization of Securities CommissiVon ons), dem weltweit anerKarl-Burkhard Caspari kannten Standardsetzer fr die Wertpapiermrkte, und in der neuen, im vergangenen Jahr gegrndeten EuroExekutivdirektor pischen WertpapierWertpapieraufsicht und Marktaufsichtsbein der Bundesanstalt hrde ESMA (European fr FinanzdienstleisSecurities and Markets tungsaufsicht (BaFin) Authority). Die Grndung von ESMA war ein stndigen Strafverfolgungs- und Ge- Meilenstein auf dem Weg zu einem fahrenabwehrbehrden die aufberei- einheitlichen europischen Finanzteten Daten zuzuliefern. Im selben markt, denn diese hat weit gefasste Jahr traten zudem umfassende nde- Eingriffs- und Entscheidungsbefugrungen der gesetzlichen Grundlagen nisse und greift in starkem Mae auf fr die Wertpapieraufsicht in Kraft. Ressourcen der nationalen europiZu nennen ist hier vor allem das schen Aufsichtsbehrden zu. berhaupt bestimmen europineue Wertpapiererwerbs- und bernahmegesetz, das der Aufsicht die sche Gesetzesvorgaben in immer berwachung von bernahmen br- grerem Mae die tgliche Arbeit der BaFin. Mittlerweile ist der bersennotierter Unternehmen zuwies. Seit Mitte 2002 gehrt es darber wiegende Teil der deutschen Finanzhinaus zu den Aufgaben der BaFin, marktregulierung durch europiKurs- und Marktmanipulationen zu sche Richtlinien und Verordnungen verfolgen. Die Wertpapieraufsicht geprgt. So wurde 2004 die MiFID kann zu diesem Zweck umfassend (Markets in Financial Instruments auf einen definierten Datenbestand Directive), die EU-Finanzmarktrichtvon brslich und auerbrslich abge- linie, erlassen. Sie stellt das bedeuschlossenen Transaktionen in Wert- tendste europische Regelungswerk papieren und Derivaten, die im euro- der vergangenen Jahre fr den Kapipischen Wirtschaftsraum brsenno- talmarkt dar und harmonisiert die Bedingungen fr den Wertpapiertiert sind, zugreifen. rungen. Nach dem 11. September 2001 waren zunchst die drei Vorgngerbehrden wie auch nach ihrer Verschmelzung zur Allfinanzaufsicht die BaFin damit befasst, nach aufflligen Finanzgeschften vor und nach den verheerenden Terroranschlgen zu fahnden und den zuhandel europaweit. Ein wichtiges Ziel dieser Richtlinie ist es, den Anlegerschutz in Europa durch neue Verhaltens- und Transparenzpflichten zu verbessern und den Wettbewerb zwischen Handelsplattformen zu frdern. Die MiFID nderte die Regelungen in verschiedenen Gesetzen des deutschen Kapitalmarktrechts. pischen Gesetzgebers, der diese durch eine Verordnung erstmals unter staatliche Aufsicht stellte. Die Verordnung schreibt den Ratingagenturen strenge Verhaltens- und Organisationsregeln vor. Wichtiges Instrumentarium ist das Registrierungsverfahren, denn der erfolgreiche Abschluss dieses Verfahrens berechtigt dazu, EU-weit Ratingttigkeiten auszuben. Die BaFin hat in den Jahren 2010 und 2011 insgesamt acht deutsche Unternehmen registriert. Bei Ratingagenturen, die Teil einer europischen Unternehmensgruppe sind, hat die BaFin die Registrierungsverfahren gemeinsam mit anderen europischen Aufsichtsbehrden in Aufseherkollegien betrieben. Inzwischen ist die Aufsicht ber Ratingagenturen bestimmungsgem an die europische Wertpapieraufsichtsbehrde ESMA bergegangen. Die immer strkere europische Orientierung der Wertpapieraufsicht und die Bestrebungen, Regularien fr einen einheitlichen Finanzmarkt zu schaffen, werden die Aufsichtsttigkeit auch zuknftig prgen. Neue Gesetze ob europisch oder national werden die BaFin weiterhin vor neue Herausforderungen stellen. So gab es durch das neue Anlegerschutz- und Funktionsverbesserungsgesetz bereits im vergangenen Jahr eine Neuerung in der Anlageberatung: ein Informationsblatt, das den Anleger kurz und prgnant ber die empfohlenen Produkte informieren soll. Doch hier stellte die BaFin in einer umfassenden berprfung Verbesserungsbedarf fest. Dies gilt es weiter im Auge zu behalten. Und auch in diesem Jahr werden nderungen folgen: Bereits ab Februar gelten neue Mitteilungspflichten beim Halten von weiteren Finanzinstrumenten und sonstigen Instrumenten, um ein unbemerktes Anschleichen an eine brsennotierte Gesellschaft mit Hilfe derivativer Finanzinstrumente zu verhindern. Der November wird zudem nicht nur die Einfhrung eines Beraterregisters bringen, in dem erstmals Kundenbeschwerden konkreten Anlageberatern von Kreditinstituten und Finanzdienstleistungsunternehmen zugeordnet werden knnen. Auch bei den Leerverkaufsverboten, die in den vergangenen Jahren von einer groen ffentlichen Resonanz begleitet wurden, wird ab diesem Zeitpunkt eine europaweit einheitliche Verordnung gelten, deren Durchsetzung der BaFin obliegen wird.

Europische AusrichtungDie Aufsicht im Asset-Management-Bereich ist ein Beispiel fr die europische Ausrichtung der regulatorischen Bestrebungen. Im Jahr 2004 wurden die richtlinienkonformen Fonds durch die Umsetzung der OGAW-III-Richtlinie (Organismen fr gemeinsame Anlagen in Wertpapieren-III-Richtlinie) neu strukturiert. Einige Jahre spter wurden diese Fonds im Hinblick auf zulssige Anlagegegenstnde und eine Erweiterung des Anlagerahmens durch Derivate europaweit liberalisiert. Auch die Folgerichtlinie OGAW IV, die 2011 in das nationale Investmentgesetz Eingang fand, enthielt etliche Neuregelungen. Die Auswirkungen der Finanzkrise trafen die offenen Immobilienfonds besonders stark. Dies zog legislative nderungen im Investmentbereich nach sich, mit denen der Gesetzgeber auf die verbreiteten Aussetzungen der Rcknahme von Anteilen durch Immobilienfonds reagierte. Das Anlegerschutz- und Funktionsverbesserungsgesetz enthlt beispielsweise neue Regelungen zu Haltefristen von Anteilen an Immobilien- und Immobiliendachfonds und deren Anteilrcknahme. In jngster Zeit rckten Ratingagenturen in das Blickfeld des euro-

Tiefgreifende nderungenErst seit 1995 gibt es eine bundeseinheitliche Wertpapieraufsicht. Damals wurde das BAWe in Frankfurt am Main gegrndet. Anfang Mai 2002 wurde dieses mit den beiden Bundesaufsichtsmtern fr das Kreditwesen und fr das Versicherungswesen zur Allfinanzaufsicht BaFin verschmolzen. Sitz der aus dem BAWe hervorgegangenen BaFin-Sule Wertpapieraufsicht/Asset Management ist nach wie vor die Mainmetropole. Im Fokus der Wertpapieraufsicht standen und stehen die Integritt und Transparenz des Kapitalmarktes. Ging es Mitte der neunziger Jahre zunchst originr darum, in Deutschland die Grundlagen fr eine wirksame Bekmpfung von Insiderhandel zu schaffen und ein funktionierendes Transparenzsystem zu installieren, sind die aufsichtsrechtlichen Bestimmungen seitdem fortlaufend erweitert und der Wertpapieraufsicht damit immer wieder neue Aufgaben bertragen worden. Das vergangene Jahrzehnt stand im Zeichen tiefgreifender Vernde-

Stetiger WandelEin weiterer Meilenstein in der nchsten Zeit wird die Umsetzung der AIFM-Richtlinie (Alternative Investment Fund Managers-Richtlinie) sein, die bis 2013 erfolgen muss. Diese Richtlinie wird zu einer grundlegenden Vernderung der Aufsichtsstruktur im Investmentgeschft fhren. Nicht richtlinienkonforme Fonds, die nach nationalen Regelungen beaufsichtigt werden, und Fonds, die bisher gar nicht unter Aufsicht stehen beispielsweise Private Equity Fonds, Venture Capital Fonds oder geschlossene Fonds , werden knftig durch die harmonisierte Manageraufsicht quasi einer harmonisierten europischen Aufsicht unterliegen. Bereits jetzt kann man sagen, dass nicht nur 2012 spannend wird, auch der Ausblick auf das nchste Jahr 2013 verspricht, dass sich die Wertpapieraufsicht weiterhin in einem stetigen Wandel befinden wird.

Bankenmetropole und noch viel mehrPwC steht seit Jahrzehnten zu Frankfurtder betroffenen Finanzinstitute. Sie kennen die sich verndernden Rahmenbedingungen und gewhrleisten, auf diese rechtssicher, effizient und umfassend vorbereitet zu sein. Dies gilt auch fr Firmenzusammenschlsse und -bernahmen. Hier sind Banken ein gewichtiger Teilnehmer des Transaktionsgeschehens. PwC gehrt zu den gefragten Beratungsgesellschaften, deren Teams fest in der MainmetroVon Norbert Winkeljohann pole verankert sind und von hier aus seit vielen Jahren eine groe Zahl von Transaktionen erfolgreich begleiten. Frankfurt am Main ist der Brsenplatz Deutschlands. Auf dem gleichnaVorstandssprecher migen Platz vor der bei PricewaterhouseBrse in Frankfurt steCoopers hen die in der ganzen Republik bekannten Standorten vertreten. Und keiner ist Wahrzeichen Bulle und Br und zeugen vom Auf und Ab der Kurse. An grer als Frankfurt. Auch wenn PwC als Netzwerk- keiner anderen Brse in Deutschund Partnerorganisation keinen klas- land gibt es so viele Erstemissionen sischen Hauptsitz hat, in Frankfurt wie in Frankfurt. PwC untersttzt am Main laufen viele Fden zusam- Emittenten im gesamten Prozess der men. Hier beschftigen wir mit rund Kapitalbeschaffung. Gleichzeitig ana2 600 Mitarbeitern mehr als ein Vier- lysieren wir das weltweite Brsengetel unserer Belegschaft. Hier sind die schehen regelmig, berichten quarmeisten Zentralfunktionen angesie- talsweise ber die wesentlichen Entdelt. Und von hier aus betreuen un- wicklungen und stellen damit der sere Experten eine lange Liste an Wirtschaft wichtige Informationen zur Verfgung. Mandanten. Doch Frankfurt ist nicht nur FinanzHier schlgt das Herz des Euro metropole, sondern auch Standort von mehr als 50 000 Unternehmen, Mit der Europischen Zentralbank Grokonzernen und vielen mittelschlgt das Herz des Euro in Frank- stndischen Firmen. Diese beeinfurt am Main. Insgesamt sind 218 druckende Zahl macht die Stadt zu Kreditinstitute in der deutschen einem bedeutenden Standort der Finanzmetropole ttig. Viele von ih- Realwirtschaft und auch zu einem nen zhlen zu unseren Mandanten. berregionale DienstleistungszenDie Unternehmen und Institute im trum. Die Expertise unserer MitarBereich der Finanzdienstleistungen beiter wird hier in nahezu allen gehren zur bedeutendsten Kunden- Branchen, Unternehmensformen und gruppe von PwC. Sie unterliegen -gren nachgefragt. Frankfurt und sowohl in ihrem nationalen als auch sein Umland, das Rhein-Main-Geinternationalen Geschftsverkehr biet, sind eine Wirtschaftsregion hochkomplexen Regulierungsvor- Deutschlands und Europas. Der Erschriften. Wie kaum eine andere folg der Stadt kommt dabei nicht Branche mssen sich die Finanz- von ungefhr. In Frankfurt stimmen dienstleister fortwhrend neuen die entscheidenden Faktoren. Als Unternehmen, dessen grtes Anforderungen anpassen, vernderte Bilanzierungsrichtlinien umsetzen Kapital das Wissen, die Erfahrung und erweiterten Berichtspflichten und die Kommunikationsfhigkeit seiner Mitarbeiter sind, sind exzelgengen. Um mit dieser kontinuierlichen lent ausgebildete Fachkrfte ein Entwicklung Schritt zu halten, be- entscheidender Standortfaktor fr darf es international erfahrener Ex- PwC. Wir sind fortwhrend auf der Fortsetzung Seite B 7 perten innerhalb wie auerhalb Brsen-Zeitung, 2.2.2012 Das nchste PwC-Bro ist immer nah. Dieser Satz gilt weltweit. Als fhrende Wirtschaftsprfungs- und Beratungsgesellschaft beschftigt PricewaterhouseCoopers weltweit rund 170 000 Menschen in 158 Lndern. Auch in Deutschland sind wir mit mehr als 9 000 Mitarbeitern an insgesamt 28

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Frankfurt Cloud strkt Innovationskraft des FinanzplatzesEine solche Initiative kann die Entwicklung einer Zukunftstechnologie mageblich mitbestimmen und an den Bedrfnissen der Akteure ausrichtenBrsen-Zeitung, 2.2.2012 Die 60 Jahre, in denen die BrsenZeitung das Wirtschaftsgeschehen in Frankfurt begleitet, stehen fr den Aufstieg des Finanzplatzes zu einem der fhrenden Handelspltze im internationalen Finanzgeschft. Neben der gnstigen geografischen Lage waren es vor allem das hervorragende Know-how der im Kredit- und Brsengeschft ttigen Akteure sowie deren Innovationsfhigkeit und -bereitschaft, die den Standort zu dem gemacht haben, was er heute ist. Getrieben wurde diese Entwicklung insbesondere auch durch die groen Fortschritte in der Informationstechnologie. Innovationen im Bankgeschft waren und sind in der Regel technologiegetrieben; man denke an Online-Banking und Brokerage oder die modernen elektronischen Handels- und Zahlungsverkehrssysteme. Infrastrukturpool zugreifen, der gemeinsam von mehreren verschiedenen Anwendungen genutzt wird. Fr Institutionen wie zum Beispiel die Universitt Frankfurt, die mit den vielfltigen Forschungsvorhaben ihrer 16 Fachbereiche ber ein sehr heterogenes Anwendungsportfolio vermensbereich noch nicht von der Stange eingekauft werden. Fr offene Fragen wie Lastverhalten und Kapazittssteuerung, Zugriffs- und Eigentumsrechte, Datenschutz sowie regulatorische und rechtliche Aspekte gilt es erst noch Erfahrungen zu sammeln und Lsungen zu entwickeln. Genau dies war die Zielsetzung bei der Grndung der ForVon schungsgemeinschaft. In Hermann-Josef einer Testumgebung solLamberti len Anwender zunchst in fr sie nicht (geschfts-)kritischen Bereichen Erfahrungen mit Mitglied des Cloud-Technologien Vorstandes und des sammeln, gemeinsam Group Executive an Lsungen arbeiten Committee der und damit das notwenDeutschen Bank dige Vertrauen aufbauen, bevor sie Cloud Compufgt, bietet dieses Konzept erhebli- ting im greren Umfang nutzen. che Vorteile hinsichtlich Kosten und In der ersten Phase lag der SchwerFlexibilitt. Durch die gemeinsame punkt auf der Erprobung der techniNutzung von Ressourcen werden schen Realisierbarkeit. Mittels eines keine berkapazitten mehr aufge- sehr heterogenen Anwendungsportbaut, und fr kurzzeitige Lastspitzen folios wurden die Grenzen der Beknnen Rechenkapazitten flexibel lastbarkeit der Cloud-Infrastruktur und schnell zugewiesen werden. ausgetestet. Die Erfahrungen sind Als erste Nutzer der im Oktober positiv. Wir konnten gleich zu An2010 in Betrieb gegangenen Cloud- fang eine hohe Nutzung verzeichnen Infrastruktur knnen die Fachberei- und die initiale Cloud-Infrastruktur che der Goethe-Universitt heute schnell unter Volllast betreiben. Daber ein Online-Selbstbedienungs- bei erwies sich die Cloud im vollautoportal innerhalb von ca. 10 Minuten matischen Selbstbedienungsbetrieb die bentigten Kapazitten bezie- als vollkommen stabil. Um weitere hen. Frher dauerte es Wochen oder Nutzer aufnehmen zu knnen, Monate, bis zustzliche Hardware in- wurde bereits im Frhjahr 2011 stalliert war und in Betrieb gehen dank eines Sponsorings von HP die konnte; vorausgesetzt, die Finanzie- Kapazitt der Cloud verdoppelt. rung war gesichert. Derzeit nutzen ber 20 Forschungsprojekte der Goethe-Universitt und der Gesellschaft fr SchwerionenforErfahrungen sammeln Blickt man auf die Angebote der groen IT-Firmen, die sich mit einer Vielzahl von Cloud-Angeboten fr Privat- und Geschftsanwender auf dem fr sie vielversprechenden Cloud-Computing-Markt positionieren, knnte man denken, dass einer schnellen Verbreitung dieses Konzepts nichts im Wege steht. Hufig laufen jedoch der Marketinganspruch und der tatschliche Reifegrad der Angebote stark auseinander. Anders als bei Privatanwendern, die mit E-Mail-Diensten und Web-Office-Anwendungen bereits im erheblichen Umfang Cloud-basierte Services nutzen, knnen kommerzielle Lsungen im Unternehschung (GSI) die Cloud. Die Anwendungsszenarien reichen von Simulationen mathematischer und statistischer Modelle, zum Beispiel fr Klimamodellberechnungen, bis hin zur Analyse umfangreicher Datenbestnde. In einem Gemeinschaftsprojekt arbeiten Historiker und Informatiker beispielsweise an einer Analyse der Entwicklungsgeschichte sozialer Netzwerke wie zum Beispiel Wikipedia. Ein weiteres Projekt befasst sich mit der Untersuchung von Eintrgen der Mikroblogging-Plattform Twitter auf ihre Nutzung als Echtzeitindikator fr die Reputation von Unternehmen. freundlichkeit bei der Bestellung und Bereitstellung von IT-Services. Erwartet wird von den Nutzern ein offenes System, das ihnen die flexible Nutzung verschiedener Technologien ermglicht. Die Erfahrungen zeigen, dass die Interoperabilitt zwischen verschiedenen Herstellertechnologien grundstzlich machbar ist, jedoch einen Integrationsaufwand erfordert. Es sind derzeit noch keine Standardschnittstellen verfgbar, die eine einfache Kombination verschiedener Herstellertechnologien ermglichen. Auf Basis der in der ersten Phase gesammelten Erfahrungen haben wir angefangen, diese zunchst fr die Forschung spezialisierte Cloud fr eine kommerzielle Nutzung zu erweitern. Um die unterschiedlichen Anforderungen der Anwender hinsichtlich Leistungs- und Preisgestaltung abbilden zu knnen, wurde beispielsweise damit begonnen, ber einen gestuften Architekturansatz Lsungen aufzubauen, bei denen sich die Kosten nach den jeweiligen Anforderungen der Nutzer an die Servicequalitt, die Sicherheit sowie die Verfgbarkeit der Anwendungen und Daten richten. schaft und ffentlicher Verwaltung bedeutet dies den Zugang zum wissenschaftlichen Know-how der Universitt, whrend diese ihre Forschung mit Anwendungsszenarien in der Praxis verbinden kann. Die Deutsche Bank mchte die Cloud als Entwicklungs- und Testumgebung nutzen und wird ihre umfangreichen Erfahrungen in der Bereitstellung virtualisierter DesktopUmgebungen einbringen. Diese Lsung, bei der lokal installierte Computer durch einen aus dem Rechenzentrum bereitgestellten sogenannten Desktop on Demand ersetzt werden, hat die Bank erfolgreich im Rahmen ihres neuen Brokonzepts weltweit eingefhrt auch in den renovierten Deutsche-Bank-Trmen in Frankfurt.

Wertvolle AnsatzpunkteDie GSI nutzt die Cloud als Ergnzung ihrer eigenen internen Cloud und hat dabei erfolgreich den berlauf einzelner Simulationsberechnungen von der internen in die Frankfurt Cloud getestet. Aus dem Testbetrieb ergaben sich viele wertvolle Erfahrungen und Ansatzpunkte fr die Weiterentwicklung der Technologie und deren kommerzielle Umsetzung. Es wurde deutlich, dass der Reifegrad der auf dem Markt verfgbaren Lsungen hchst unterschiedlich ist. Getestet wurden beispielsweise verschiedene Cloud-Management-Lsungen, ber die die Nutzer Zugang zur Cloud erhalten. Unter den getesteten Produkten hat sich nur eines als erfolgreich erwiesen, andere waren nach der Installation nicht verwendbar. Alle getesteten Produkte haben noch einen lngeren Entwicklungsprozess vor sich. Gleiches gilt fr die Etablierung von Standards. Eines der Versprechen von Cloud Computing ist die Endbenutzer-

Entscheidende VorteileDie regionale Ausrichtung der Frankfurt Cloud bietet fr eine kommerzielle Nutzung einige entscheidende Vorteile. Neben der Einbindung in das deutsche Rechtssystem sind vor allem regulatorische Aspekte ausschlaggebend. Eine regionale Cloud bedeutet regionale Daten, das heit, die beteiligten Partner knnen gegenber ihren jeweiligen Aufsichtsbehrden stets angeben, wo sich ihre Daten befinden. Fr die Innovationskraft des Finanzplatzes sind Initiativen wie die Frankfurt Cloud sehr wichtig. Durch sie knnen wir die Entwicklung einer Zukunftstechnologie mageblich mitbestimmen und an den Bedrfnissen der Akteure ausrichten. Weitere Informationen zur Frankfurt Cloud finden sich unter: www.frankfurt-cloud.com.

Digitales DrehkreuzTechnologisch trennen uns heute Welten von der Zeit vor 60 Jahren, und vielen ist es vielleicht gar nicht bewusst, ber welch hervorragende Standortbedingungen Frankfurt in der IT verfgt. Mit dem Internetknoten DE-CIX ist Frankfurt ein digitales Drehkreuz, ber das mehr als 85 % des deutschen sowie ca. 40 % des europischen Internetverkehrs laufen. Die Region Frankfurt RheinMain bietet den ansssigen Unternehmen eine ausgezeichnete Rechenzentrumsinfrastruktur und verfgt mit dem Hochleistungsrechner des Loewe Center for Scientific Computing ber einen der schnellsten Computer Europas. Die ber 7 000 IT- und Dienstleistungsunternehmen, die sich hier angesiedelt haben, verdeutlichen die Attraktivitt des Standortes und das hier konzentrierte Know-how. Diese hervorragenden Rahmenbedingungen waren mit ein Grund, warum sich die Deutsche Bank zusammen mit der Goethe-Universitt, dem Rechenzentrumsbetreiber Interxion und weiteren Partnern vor ber einem Jahr entschlossen hat, in einer Forschungsgemeinschaft eines der groen Trendthemen der IT, das Cloud-Computing-Konzept, in einer Testumgebung zu erproben. Cloud Computing bedeutet, dass Anwendungen nicht mehr auf jeweils fest zugeordneten Rechnern betrieben werden, sondern flexibel auf einen

Plne fr 2012Die kommerzielle Frankfurt Cloud soll im Laufe von 2012 mit weiteren ffentlichen und privatwirtschaftlichen Partnern in Betrieb gehen. Die noch zu grndende GmbH wird quasi einen Know-how-Pool aller beteiligten Partner bilden. Die Universitt Frankfurt wird Teil dieses Pools bleiben und die Cloud-Infrastruktur weiterhin kostenlos nutzen knnen. Fr die knftigen Partner aus Wirt-

Bankenmetropole und mehrFortsetzung von Seite B 6 Suche nach jungen, hochqualifizierten Professionals, die mit ihrer Erfahrung unsere weiter zunehmende Spezialisierung auf einzelne Branchen und Mrkte untersttzen. Quantitativ noch deutlich grer ist unser Bedarf an Hochschulabsolventen. Seit Jahren bieten wir jhrlich rund 1 500 Akademikern hervorragende Karriereperspektiven. Unser Werben um die Studenten beginnt dabei schon whrend des Studiums. In jedem Jahr ermglichen wir eine groe Zahl von Praktika und bieten so wichtige Erfahrungen und den Einblick in unser Unternehmen. Seit vielen Jahren sind wir ein enger Kooperationspartner der Goethe-Universitt. Mit ihr hat Frankfurt eine attraktive und leistungsfhige Hochschule. Ich selbst halte dort regelmig Vorlesungen zur Rechnungslegung und -prfung bei kapitalmarktorientierten Unternehmen. Mit der Grndung der School of Finance & Management hat Frankfurt die Attraktivitt seiner Hochschullandschaft ber die Universitt hinaus weiter gesteigert. Mit dieser international anerkannten Hochschule hat Frankfurt ein besonderes Bildungskapitel aufgeschlagen und seine Anziehungskraft fr den akademischen Nachwuchs mit wirtschaftswissenschaftlichem Schwerpunkt noch einmal deutlich gesteigert. Fr PwC bieten sich so noch attraktivere Rekrutierungsmglichkeiten in der Region. Aktuelle Umfragen unter Studierenden und Absolventen besttigen uns immer wieder, dass PwC zu den attraktivsten Arbeitgebern Deutschlands zhlt. Auch in Frankfurt ist dies zu spren. Denn viele der Hochschulabsolventen entscheiden sich fr einen Berufseinstieg bei uns. Auch jenseits der Universitt ist Frankfurt ein wichtiger Ausbildungsstandort fr PwC. Deutlich mehr junge Menschen als in jeder anderen Niederlassung beginnen hier eine Berufsausbildung. Unser Beruf als Wirtschaftsprfer und Berater erfordert eine groe Bereitschaft zur Mobilitt nicht nur im In-, sondern zunehmend auch im Ausland. Auch in diesem Zusammenhang ist Frankfurt als internationales Drehkreuz des Flugverkehrs ein idealer Standort. Die hervorragende Verkehrsinfrastruktur mit dem Flughafen im Mittelpunkt und der erstklassigen Bahnanbindung fr Inlandsreisen bietet uns entscheidende Vorteile: Aus dem Herzen Deutschlands heraus sind fast alle Winkel der Republik kurzfristig, schnell und unkompliziert erreichbar. Die Top-Entscheider der Wirtschaft nutzen Zwischenlandungen in Rhein-Main gerne fr Besprechungstermine, und auch im PwC-eigenen weltweiten Netzwerk steht Frankfurt als gut erreichbarer, gastfreundlicher Treffpunkt fr wichtige Konferenzen hoch im Kurs. Die Bilanz der Wirtschaftsmetropole Frankfurt fllt fr uns als fhrende deutsche Wirtschaftsprfungsund Beratungsgesellschaft ausgesprochen positiv aus. Die Stadt liefert uns immer wieder gute Grnde, unser seit Jahrzehnten geltendes Bekenntnis zum Standort zu erneuern. Teil dieses Bekenntnisses ist auch, dass wir uns jngst zum Umzug in die Frankfurter Innenstadt entschieden haben. Im gerade fertiggestellten Tower 185, sozusagen am Eingang zum neuen Europaviertel, haben bereits rund 1 300 unserer Frankfurter Kollegen ihre neuen Bros bezogen. Der Umzug der noch im Mertonviertel verbliebenen 1 300 Mitarbeiter wird im April abgeschlossen sein. Dann steht auch der Umzug des Vorstands aus den provisorischen in die regulren Bros an. Aus der 49. Etage haben wir dann den freien Blick auf eine der wichtigsten Finanzmetropolen der Welt, einen der besten Wirtschaftsstandorte in Deutschland auf eine schlichtweg tolle Stadt.

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Neue Regulierung festigt VerbundgedankenHelaba verfolgt das strategische Ziel, sich als eine fhrende Verbundbank in der deutschen Sparkassenorganisation zu positionierenBrsen-Zeitung, 2.2.2012 Eine feste Verbindung von unterschiedlichen Stoffen und Bauteilen zu einer stabilen Einheit dafr steht im technischen Bereich der Begriff Verbund. Die Parallelen zu Verbnden in der Sparkassen-Finanzgruppe sind offensichtlich. Hier gehen mit Sparkassen und Landesbanken grundstzlich unterschiedliche Institute Kooperationen ein. Diese Zusammenarbeit strkt die einzelnen Verbundpartner in ihrer geschftlichen Ausrichtung und Stabilitt. Gleichzeitig entstehen Verbnde, die in sich stabil sind und erfolgreich am Markt agieren. Im Idealfall wie in der Region Hessen-Thringen agieren die Verbundpartner als wirtschaftliche Einheit. Ein erfolgreiches Verbundkonzept allein stellt allerdings noch kein zukunftsfhiges Geschftsmodell dar. Vielmehr ist ein Verbundkonzept ein strategisch wichtiger Bestandteil einer nachhaltigen Geschftsstrategie. risch bedingt agieren Landesbanken als Sparkassenzentralbanken bzw. als Kommunal- und Staatsbanken fr die Bundeslnder, in denen sie ansssig sind. Das bedeutet aber nicht, dass auch alle Landesbanken ffentlich-rechtliche Institute sind, ffentliches Frdergeschft betreiund groer Nhe zur Realwirtschaft weniger anfllig fr Marktschwankungen sind. Bei der Frage, wie Verbundzusammenarbeit zu organisieren ist, stehen sich zwei Denkmodelle gegenber. Zum einen eine zentrale Lsung, bei der ein Spitzeninstitut bundesweit fr das Verbundangebot zustndig ist. Fr diesen Ansatz steht das Modell im genossenVon schaftlichen Sektor. Hans-Dieter Brenner Zum anderen das Modell des regionalen Finanzverbundes im Sparkassensektor. Hier haben sich unter dem berbegriff Verbundmodell Vorstandsvorsitzender unterschiedlichste Forder Helaba Landesbank men der Zusammenarbeit von Landesbanken Hessen-Thringen und Sparkassen etabliert. So steht die sdliben oder ber eine integrierte Lan- che Region fr einen vertraglichen desbausparkasse verfgen. Gemein Leistungsverbund. Im Norden dageist den meisten Landesbanken je- gen wird die Verbundzusammenardoch, dass das Verbundgeschft ei- beit ber einen Rahmenvertrag zwinen hohen und strategischen Stellen- schen den Verbnden und der Lanwert hat. Es gewhrt den Landesban- desbank sowie Einzelvertrge zwiken als Produktlieferant und Dienst- schen den Sparkassen und der Lanleistungsplattform eine unmittel- desbank geregelt. Das nach meiner bare geschftliche Verbindung zum berzeugung am weitesten entwiRetailgeschft der Sparkassen. ckelte Verbundkonzept besteht in der Sparkassen-Finanzgruppe Hessen-Thringen. Vorteil in der Finanzkrise Kernelement dieses Verbundes ist Diese Verbindung ist noch enger, das Geschftsmodell der wirtschaftlisofern wie in Hessen-Thringen chen Einheit zwischen der Helaba der Fall die regionale Landesbau- und den Sparkassen. Es basiert auf sparkasse sowie eine wettbewerbs- einem arbeitsteiligen Marktauftritt, neutral arbeitende Frderbank unter einem gemeinsamen Risikomanagedem Dach der Landesbank angesie- ment, einem regionalen Haftungsdelt sind. Dadurch verfgen die Spar- fonds sowie einer Verbundrechenkassen und die Helaba ber ein brei- schaftslegung auf konsolidierter Bates, diversifiziertes Geschftsportfo- sis. Das Konzept bndelt die Strken lio und ein starkes Standbein im der Verbundunternehmen, ohne dePrimrgeschft ihrer Heimatregion. ren dezentrale unternehmerische Das hat sich insbesondere auch als Selbstndigkeit in Frage zu stellen. Vorteil in der Finanzkrise erwiesen. Auf Basis dieser Merkmale ergibt Hier zeigte sich, dass Banken mit ei- sich eine gelebte Verbundphilosonem gemischten Geschftsportfolio phie, die sich in einem Satz zusammenfassen lsst: Die Helaba versteht sich als Partner der Sparkassen, nicht als deren Konkurrent! Ziel der Zusammenarbeit ist es, die Sparkassen beim Erhalt bzw. beim Ausbau ihrer Marktposition zu untersttzen. Entsprechend konzentriert sich die Helaba in der Zusammenarbeit mit den Sparkassen ausschlielich auf ihre Verbundbankfunktion. Keine Sparkasse muss deshalb befrchten, ber die Zusammenarbeit mit der Helaba die Kontrolle ber Teile ihres Marktes bzw. ihres Kundengeschftes zu verlieren. bindenden zu Eigenkapital entlastenden Geschftsmodellen. Diesen Weg geht auch die Helaba. Bereits seit 2008 richtet sich die Bank verstrkt auf weniger kapitalintensive Geschftsfelder aus: Mit der Helaba Invest verfgt die Bank ber eine marktfhrende Kapitalanlagegesellschaft, und mit der Frankfurter Bankgesellschaft ist die Helaba als erfolgreiche Privatbank als bundesweiter Partner fr die Sparkassen am Markt aktiv. Darber hinaus hat die Helaba mit ihrem Verbundgeschft bereits seit Langem ein angestammtes Kerngeschftsfeld, in dem das Eigenkapital nicht der limitierende Faktor ist. Die Kunden- und Verbundorientierung ist und bleibt fr die Helaba der zentrale Eckpfeiler fr alle strategischen Entwicklungsoptionen. Strategisches Ziel ist es, die Helaba als eine fhrende Verbundbank in der deutdie produktbezogene Leistungsfhigkeit, die gewnschte Stabilitt und auch die gewnschte Rentabilitt sicherstellt. Eine integrierte Universalbank mit starkem regionalen Fokus und risikoarmen Geschftsprofil bietet hierfr beste Voraussetzungen. Es zeichnet sich aus durch eine starke Verzahnung mit der realen Wirtschaft und einen entsprechend hohen Anteil des Kundengeschfts sowohl in der Kernregion als auch in ausgewhlten internationalen Geschftsfeldern.

Ratings wieder besttigtMit diesem erfolgreichen Geschftsmodell der wirtschaftlichen Einheit hat die Sparkassen-Finanzgruppe Hessen-Thringen als einzige in der deutschen Sparkassenorganisation von den beiden Ratingagenturen Standard & Poors und Fitch Investors Service ein echtes Verbundrating erhalten, das fr alle Verbundinstitute (Helaba, Sparkassen) unmittelbar gilt und durch die Finanzmarktkrise hinweg stabil auf hohem Niveau (A/A +) geblieben ist. Erst vor Kurzem wurden diese Ratings wieder besttigt. Mit einem Viability Rating von Fitch rangiert die Sparkassen-Finanzgruppe in vorderster Position. Im Zuge der Vernderungen im regulatorischen Umfeld gewinnt die Verbundzusammenarbeit nochmals an strategischer Bedeutung. Die neuen Kapital- und Liquidittsanforderungen in Kombination mit den stndig steigenden Bankstrukturkosten wie Bankenabgabe, Stresstestkosten oder Kosten durch mehrfache Rechnungslegung belasten nachhaltig die Rentabilitt der Kreditinstitute. Die Eigenkapitalrenditen in der Branche gehen zurck. In der Konsequenz rckt das kundenorientierte Geschft ins Zentrum. Der Weg fhrt deshalb weg von Eigenkapital

Eigenes DirektkundengeschftEine derart konzipierte Landesbank mit eigenem Direktkundengeschft ist die natrliche und notwendige Ergnzung zum Privat- und Mittelstandsgeschft der Sparkassen. Zudem ist es fr die Leistungsfhigkeit im Verbundgeschft und fr die Stabilitt des Geschftsmodells sehr hilfreich, wenn eine Landesbank in einem Ballungsraum mit hoher Wettbewerbsintensitt im Bankensektor wie zum Beispiel der Rhein-MainRegion zugleich ber ein eigenes Standbein im Privatkunden- und Mittelstandsgeschft verfgt.

Unterschiedliche Modelle ntigEin Geschftsmodell gibt Antworten auf drei Fragen: Welchen Nutzen und Wert stiftet das Unternehmen fr Kunden und strategische Partner? Wie wird der Nutzen fr diese Kunden und diese strategischen Partner generiert? Womit wird Geld verdient? Schon aus diesen Fragestellungen heraus wird deutlich, dass es je nach Rechtsform und Schwerpunkt der Geschftsttigkeit unterschiedliche Modelle geben muss. Es reicht hierbei nicht aus, zwischen privaten, genossenschaftlichen und ffentlich-rechtlichen Instituten zu unterscheiden. Auch in den einzelnen Sulen unseres Bankensystems gelingt es bekanntermaen nicht, eine einheitliche Antwort auf die Frage nach dem erfolgreichen Geschftsmodell zu finden. Offensichtlich wird dies insbesondere im Landesbankensektor. Histo-

Ein Verbundkonzept kann jedoch nur erfolgreich sein, wenn auch die beteiligte Landesbank ber ein nachhaltiges Geschftsmodell verfgt.schen Sparkassenorganisation zu positionieren. Ein weiterer Schritt in diese Richtung ist die beschlossene Aufnahme konkreter Gesprche zur Integration des Verbundgeschftes der WestLB Mitte 2012. Ein Verbundkonzept kann jedoch nur erfolgreich sein, wenn auch die beteiligte Landesbank ber ein nachhaltiges Geschftsmodell verfgt. Es bedarf eines Geschftsmodells, das

Keine Blaupause fr andereDas Geschftsmodell der Helaba ist keine Blaupause fr andere Kreditinstitute des ffentlich-rechtlichen Bankensektors. Vielmehr ist es die Antwort auf die Frage, wie Landesbanken und Sparkassen sowohl in einem wettbewerbsintensiven und wachstumsstarken Ballungsraum wie dem Rhein-Main-Gebiet als auch in der Flche erfolgreich zusammenarbeiten knnen. Der Finanzplatz Frankfurt und der Kernmarkt Hessen-Thringen und eventuell knftig auch Nordrhein-Westfalen bieten eine gute Basis, das Geschftsmodell der Helaba als integrierte Universalbank weiter auszubauen.

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Brse hebt den Finanzstandort auf WeltniveauWeit mehr als ein nationaler Kassamarkt Fortschritt durch Diversifizierungs-, Kundenorientierungs- und InternationalisierungsstrategieBrsen-Zeitung, 2.2.2012 Die Struktur von Brsenbetreibern wie der Deutsche Brse AG und von Finanzpltzen wie ihrem Heimatstandort Frankfurt hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten dramatisch gewandelt: Beide definieren sich nicht lnger ber ihre rumlichen Grenzen, wie etwa den Handelssaal oder das Bankenviertel, sondern ber ihre Position im virtuellen Netzwerk der globalen Finanzmrkte. ein international ttiger und breit aufgestellter Infrastrukturanbieter fr die Finanzindustrie. Neben unserem Heimatstandort sind wir an 18 weiteren Standorten weltweit vertreten. Wir decken die gesamte Prozesskette des Wertpapierhandels ab, vom Aktien- und Terminhandel ber die Verrechnung (Clearing) und Abwicklung (Settlement) der Auftrge, die Verwahrung und Verwaltung von Wertpapieren (Custody) sowie die Bereitstellung der Marktinformationen bis hin zur Entwicklung und zum Betrieb der elektronischen Systeme. Der Erfolg dieser Strategie kommt auch unserem Heimatstandort zugute: Der Finanzplatz Frankfurt dient nicht mehr allein der Kapitalbeschaffung fr die heimische Wirtschaft, sondern ist zu einem wichtigen Knotenpunkt in einem globalen Netzwerk von Finanzpltzen geworden, das bestimmt wird von traditionellen Mega-Standorten wie New York oder London und aufstrebenden Finanzpltzen wie Singapur oder Schanghai. dingungen vor Ort auch von seiner Vernetzung mit anderen Finanzzentren ab. Die Deutsche Brse ist Schrittmacher der Vernetzung fr den Finanzplatz Frankfurt. ber unsere Handelssysteme bringen wir diesen in das Bro unserer Kunden sind unbegrndet, wie der Erfolg von Eurex und Xetra zeigt. Stichwort Diversifizierung: Unser Modell einer Integration des kompletten Handelsgeschfts von der Ordereingabe bis zur Verwahrung der Wertpapiere wird inzwischen auch von unseren Wettbewerbern kopiert. In der Vergangenheit war die Deutsche Brse immer wieder Vorreiter bei Erschlieung neuer Wachstumssegmente, wie beispielsweise beim europischen Handel mit Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETF). Mit einem durchschnittlichen monatlichen Handelsvolumen von 16 Mrd. Euro und dem grten ETF-Angebot in Europa ist unsere in Frankfurt angesiedelte Xetra-Plattform Marktfhrerin in diesem schnell wachsenden Segment der europischen Kapitalmrkte. durchschnittlich um 80 % gestiegen und hat 2011 die 100-Mrd.-EuroGrenze deutlich berschritten. Das Clearing dieser Geschfte findet bei der in Frankfurt angesiedelten zentralen Gegenpartei der Deutsche Brse, der Eurex Clearing, statt. Diese leistet damit wichtige Beitrge zum Risikomanagement unserer Nutzer und fr die Stabilitt des Finanzsystems. Sie wird auch in Zukunft weiter ausgebaut. Damit kann Frankfurt seine Rolle als globales Zentrum fr Risikomanagement strken mit Eurex Clearing im Verein mit Institutionen wie der Europischen Zentralbank, dem Europischen Ausschuss fr Systemrisiken oder der europischen Versicherungsaufsicht. Stichwort Internationalisierung: Die Tatsache, dass der Bund-Future bis in den 1990er Jahre hinein vornehmlich in London gehandelt wurde, zeigt, wie globalisiert das Brsengeschft bereits damals war. Dass es unserer Derivatebrse spter gelang, diesen Handel nicht nur komplett ausgerichtete Strategie in sich birgt. Heute hat unsere Derivatebrse rund 430 Teilnehmer aus aller Welt, einschlielich der USA und Asien. Xetra wiederum verfgt ber rund 240 Teilnehmer in 18 Lndern. Mehr als 4 700 zugelassene Hndler sind an Xetra angeschlossen. All dies wird ergnzt durch das weltweite Post-Trading-Angebot von Clearstream und durch das weltweite Angebot von Marktdaten und Indizes, unter anderem durch unser Tochterunternehmen Stoxx.

Von Reto Francioni

Wenige groe WettbewerberDie Ursachen fr diesen Wandel sind sowohl technologischer als auch regulatorischer Natur: Technologische Entwicklungen haben die Kosten fr den Handel gesenkt und die Geschwindigkeit von Transaktionen bis in den Bereich von Millisekunden beschleunigt. Im Zuge dieser Entwicklung sind neue Angebote entstanden, die Qualitt und Sicherheit der Transaktionen haben sich weiter erhht, und das Preis-Leistungs-Verhltnis hat sich zu Gunsten der Kunden verschoben. Gleichzeitig greift die nationale und europische Politik immer strker in die Wettbewerbssituation auf den Kapitalmrkten ein. Das Resultat dieser Entwicklungen ist paradoxerweise zum einen eine Reduzierung der Bedeutung der rumlichen Grenzen, zum anderen eine Konzentration auf wenige groe Wettbewerber, sowohl bei den Brsenbetreibern als auch bei den Finanzpltzen. Die Deutsche Brse hat mit ihrer konsequenten Diversifizierungs-, Kundenorientierungs- und Internationalisierungsstrategie auf diese Vernderungen reagiert und ist heute weit mehr als ein nationaler Kassamarkt: Sie ist

Voneinander profitierenVon beidem, der Diversifizierung und der Internationalisierung der Deutschen Brse, profitiert auch der Finanzplatz Frankfurt. Die global erfolgreiche Brse hebt den Finanzplatz auf Weltniveau. Gleichzeitig tragen auch die Standortvorteile Frankfurts zum dauerhaften Erfolg der Deutschen Brse bei. Durch seine Bankenlandschaft, seine Internationalitt und nicht zuletzt durch seine Verkehrsanbindung sowie die zentrale Lage ist Frankfurt ein attraktiver Finanzstandort, ohne allein vom Finanzsektor abhngig zu sein (wie etwa London). Die traditionelle Strke der deutschen Industrie und des deutschen Mittelstandes ist daher auch die Strke der Deutschen Brse. Unser Kerngeschft wird deswegen auch in Zukunft der Kassamarkt mit seiner Primrfunktion fr die Volkswirtschaft sein. Und die Strke des Standortes wird umgekehrt auch vom Erfolg und der Strke der Deutschen Brse deutlich beeinflusst. Wir alle mssen also ein Interesse an einer substanziellen Brse mit hoher internationaler Reichweite haben.

Vorstandsvorsitzender der Deutsche Brse AG in aller Welt, ob in New York, London oder Singapur. Gerade die Vernderungen der letzten Jahre, etwa neue Anforderungen an das Liquiditts- und Risikomanagement im Gefolge der Finanzkrise oder die zunehmende Verlagerung der wirtschaftlichen Gewichte nach Asien, zeigen die Mglichkeiten, die durch Diversifizierung und Internationalisierung sowohl fr die Deutsche Brse als auch fr den Finanzplatz Frankfurt weiterhin entstehen. Solche Vernderungen bieten Chancen, provozieren aber immer auch Befrchtungen bei denen, die sich dem Wettbewerb nicht gewachsen fhlen. Das war bereits so, als die Deutsche Brse gegrndet wurde. Das war so, als die Eurex gegrndet wurde. Und das war so, als Xetra eingefhrt wurde. Solche Befrchtungen mssen respektiert werden, doch sie

GC Pooling gefragtIn jngster Zeit kamen innovative neue Angebote in den Bereichen des Liquiditts- und Risikomanagement hinzu. General Collateral (GC) Pooling, die gemeinsam von unseren Tochterunternehmen Eurex Repo, Eurex Clearing und Clearstream Banking betriebene, integrierte Plattform fr den Interbankenmarkt, ist insbesondere seit dem Beginn der Finanzkrise stark nachgefragt. GC Pooling bietet Marktteilnehmern in Kooperation mit den Zentralbanken die Mglichkeit einer sicheren und anonymen Beschaffung von Liquiditt und untersttzt dabei, angespannte Mrkte zu beruhigen und die eingesetzten Sicherheiten effizient zu verwalten. Seit dem Start im Jahr 2005 ist das ausstehende Volumen auf GC Pooling pro Jahr

Win-win-SituationenDie Konkurrenz zwischen diesen Finanzzentren ist kein reiner Verdrngungswettbewerb, auch wenn das viele glauben. Im Gegenteil: Die globale Vernetzung schafft Win-winSituationen, wenn die einzelnen Wettbewerber miteinander kooperieren. Denn die Strke eines Finanzplatzes hngt heute neben den Be-

Wir alle mssen also ein Interesse an einer substanziellen Brse mit hoher internationaler Reichweite haben.nach Frankfurt zu holen, sondern darber hinaus eine der weltweit bedeutendsten Terminbrsen aufzubauen, zeigt aber auch, welches Erfolgspotenzial eine innovative, auf internationale Kundenbedrfnisse

Anlegerinformationen bedarfsgerecht verpackenAus gesetzlicher Pflicht eine Kr machenmentarische Ausschuss beeinflusst mageblich die Gesetzgebung rund um den Anlegerschutz in Deutschland. Aber was genau ist darunter zu verstehen? Was knnen Banken leisten, damit mehr Transparenz auch sinnstiftend wirkt? Und welche Innovationen sind notwendig, um diese Ziele zu erreichen? Das groe Schlagwort Transparenz konkretisiert sich in dem DreiVon klang aus ProdukttransHeiko Weyand parenz, Handelsqualitt und Informationsklarheit. Alles zusammengenommen fhrt unvermeidlich zu einem herausragenden Kundenservice. Zur ProduktDirektor, Derivatives transparenz kann beiPublic Distribution spielsweise eine berbei HSBC Trinkaus sichtliche Angebotspalette eines Emittenten gehren, die kontinuieretwa weitere Produktstrukturen, lich gepflegt wird. Das mag in einem sondern eine didaktisch sinnvolle Land mit extrem niedrigen EmissiWissensvermittlung, eine klare Risi- onskosten seltsam klingen, hat aber koaufklrung und vollstndige den Hintergrund, Anleger vorneweg Transparenz. Wie das beispielhaft nicht mit einem allzu unbersichtlifunktionieren kann, zeigt die deut- chen Produktangebot zu berforsche Zertifikatebranche. Denn der dern. Marktnahe Emissionen und DeFinanzplatz Deutschland setzt sich listings von nicht gehandelten bzw. besonders durch die direkte Anspra- veralteten Wertpapieren sollten zum che der Privatanleger deutlich von Alltag gehren. Mehr und mehr den brigen Mrkten ab. Emittenten kommen dieser VorgeEs gibt zwei Gruppen von Zertifi- hensweise bereits heute nach. Dies katekufern in Deutschland: Diejeni- kann auch direkt die Systemstabiligen Anleger, die in der Bankfiliale tt beeinflussen, welche ein nicht zu ein Kapitalschutzzertifikat oder eine unterschtzendes Qualittsmerkmal Kapitalschutzanleihe von ihrem Bankberater empfohlen bekommen, und einzelner Emittenten darstellt. Brsen-Zeitung, 2.2.2012 Unter den Anbietern von Finanzprodukten herrscht ein immer strkerer Innovationsdruck. Im Wettbewerb um Anlegergelder denken sich viele Huser stetig neue Produktstrukturen aus. Doch hier ist Vorsicht geboten. Denn: Anleger brauchen nicht diejenigen Anleger, die selbst entscheiden, welches Wertpapier sie sich ins Depot legen. Zuletzt genannter Anlegertyp greift eher auf Bonusund Discountzertifikate zu, auf Aktienanleihen und auch Hebelprodukte. Die Frage darf also gestellt werden, mit welchen Mitteln man diese aufgeklrten Anleger fr Zertifikate begeistern kann. Angesichts der Finanz- und Schuldenkrise kmpfen Filialbanken, Fondsgesellschaften und Zertifikateemittenten erneut um das Vertrauen ihrer Bestandsund Neukunden. Doch der Weg dorthin (zurck) ist verschlungen. Der Pfad der Transparenz scheint in vielerlei Hinsicht der nachhaltigste Weg zurck ins Depot der Anleger zu sein. Kunden vertrauen auf qualitative Beratung und transparente Produkte, meint dazu Dr. Birgit Reinemund (FDP) als Vorsitzende des Finanzausschusses des deutschen Bundestages. Der parla-

Spreu trennt sich vom WeizenDiese Handelsqualitt ist fr Anleger insbesondere in sehr volatilen Marktphasen von groer Bedeutung. In solchen Marktphasen trennt sich bei den Anbietern die Spreu vom Weizen: Wer trotz volatiler Brsen mit stabilen Spreads und verlsslich handelbaren Ordergren ber seine gesamte Produktpalette hinweg punkten kann, erarbeitet sich bei Anlegern einen langfristigen Vertrauensvorteil. In einem Markt, der kaum von Neukundenwachstum geprgt ist, kann auf diese Art die Bestandskundschaft bedient und erweitert werden. Zudem konkretisiert sich an dieser Stelle der zunehmend harte Wettbewerb um den Kunden innerhalb eines schrumpfenden Marktes. Gerade der enge und von vielen Anbietern umworbene Derivatemarkt Fortsetzung Seite B 10

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Sonderbeilage

Donnerstag, 2. Februar 2012

Wie kann ein Finanzplatz the natural choice bleiben?Neben wettbewerbsfhigen infrastrukturellen Standortbedingungen sind attraktive rechtliche und vor allem steuerliche Voraussetzungen erforderlichMglichkeit wurde vielfach genutzt und fhrte zu einer zunehmenden Prsenz von Auslandsbanken in Deutschland und in Frankfurt. Mitte 2011 zhlte die Deutsche Bundesbank allein in Frankfurt 154 Auslandsbanken mit einem Geschftsvolumen von 403,8 Mrd. Euro (Stand 2010). Insbesondere seit den ersten Verwerfungen auf den Finanzmrkten Von in den Jahren Stefan Winter . . . 2007/2008 ndert sich jedoch die Finanzwelt nachhaltig, unter anderem auf Grund der neuen regulatorischen Vorstandsvorsitzender Vorgaben. Bei vielen international aufgestelldes Verbands ten Finanzinstituten der Auslandsbanken fhrt dies zu einer berin Deutschland e. V. prfung der internationalen Positionierung Sitz der heutigen EZB bestimmt. Hin- und zur Thematisierung von Standtergrund fr den Slogan war unter ortfragen, also auch zur Errterung, anderem, neben den guten Standort- welcher Finanzplatz knftig the nabedingungen des Finanzplatzes, das tural choice ist. Argument der geografischen Lage Frankfurts in der Mitte Europas. Die Hrden nicht unberwindbar EZB wurde so zu einem weiteren Baustein fr den Finanzplatz und daEin wesentlicher Punkt hierbei ist mit ein zustzlicher Anziehungs- die aktuell durch die Staatsschuldenpunkt fr international ttige Finanz- krise angestoene knftige Ausrichinstitute, sich am hiesigen Finanz- tung Europas. Vieles deutet auf eine platz niederzulassen. weitere Europisierung in Form eiEbenfalls vorteilhaft wirkten sich ner Wirtschafts- und, bis zu einem weitere Erleichterungen im Auf- gewissen Grade, Fiskalunion hin. sichtsrecht aus, wie beispielsweise Die damit verbundenen Fragen und der nur zwei Jahre spter einge- deren Lsungen sind hochpolitisch, fhrte europische Pass fr Banken, unberwindbar sind diese Hrden der es ermglicht, von einem euro- aber nicht. Der Weg zur heutigen pischen Standort aus in ganz Union war schon immer geprgt Europa Zweigniederlassungen zu durch Hindernisse. etablieren, ohne ein aufwndiges Als Beleg dafr kann man durchProzedere zu durchlaufen. Diese aus auch auf den 1. Februar 1952 zuBrsen-Zeitung, 2.2.2012 The natural choice war der Marketingslogan der Vertreter Deutschlands und Frankfurts bei den hochpolitischen Verhandlungen ber den Sitz der Europischen Zentralbank (EZB). Man war erfolgreich: Am 29. Oktober 1993 wurde Frankfurt zum rckschauen, also den Geburtstag der hier zu feiernden Brsen-Zeitung: An diesem Tag legte der Bundesrat zahlreiche Empfehlungen zur Annahme des Vertrags zur Grndung der Montanunion (EGKS) vor, mit dem der Schuman-Plan und damit einer der wesentlichen Grundpfeiler der Europischen Union, wie wir sie heute kennen, umgesetzt wurde. Der Bundesratsbeschluss thematisierte neben der Zusammenarbeit im Bereich Kohle und Stahl die Behandlung Westberlins, des Saarlandes sowie eine eventuelle Wiedervereinigung Deutschlands, mithin Sachverhalte von recht nationaler Bedeutung. Da diese Fragen gelst und heute vielen nur noch in schwacher Erinnerung sind, mag dies als Beleg dafr dienen, dass auch die aktuellen Fragestellungen im Sinne einer Weiterentwicklung der Union und des Binnenmarktes lsbar sind. Zentraler Bestandteil wird hierbei die Bewltigung der Staatsschuldenkrise sein, da sie nicht nur alle Marktteilnehmer verunsichert, sondern ferner dazu fhrt, dass vermehrt europische Errungenschaften der letzten Jahrzehnte hinterfragt werden, aktuell insbesondere die Gemeinschaftswhrung. So wurde vor gut einem Monat das zehnjhrige Jubilum der Euro-Bargeldeinfhrung gefeiert, das vielen Laudatoren Anlass zu einer Rckschau und Ausschau gab. Neben der Staatsschuldenkrise wurde einerseits oft die auch heute noch zu hrende Ansicht thematisiert, dass die Einfhrung des Euro zu erheblichen Preissteigerungen gefhrt habe, auch wenn die Statistiken diese Einwnde mit einer durchschnittlichen jhrlichen Inflationsrate von 1,5 % in Deutschland und im Euroraum von 2 % widerlegen. Andererseits wurde vielfach ten Monaten offensichtlich wurden, wiegen diese jedoch nicht die Vorteile auf, sondern sollten vielmehr Ansporn sein, die Errungenschaften der Vergangenheit zu erhalten und den Binnenmarkt weiter auszubauen. Ein guter Ansatzpunkt sind insoweit sowohl die in den vergangenen Wochen gefassten Gipfelbeschlsse als auch die in vielen EuroStaaten angestoene Konsolidierungs- und Reformpolitik, die nun entschlossen und entschieden umgesetzt werden muss, um die Finanzmrkte zu beruhigen und so Ausstrahlungen auf andere Bereiche der Volkswirtschaft zu vermeiden. man sich in Zukunft global aufstellt. Dabei ist auch zu beachten, dass die Diskussion anderer Themen, denen unternehmensstrategische Bedeutung zukommt, noch nicht abgeschlossen ist: In Grobritannien wird mit dem Vickers-Bericht vorgeschlagen, verschiedene Bereiche von Banken strker als bisher voneinander zu trennen. In den USA ist die Umsetzung des Dodd-Frank Act noch nicht in allen Details erfolgt. In Europa wird in Krze ein Richtlinienvorschlag zu organisatorischen Manahmen vor und im Krisenfall erwartet. Diese Aufzhlung ist beileibe nicht abschlieend, absehbar ist aber, dass von diesen Projekten auch abhngen wird, wie sich international agierende Institute knftig aufstellen. Die Frage ist also: Wie kann ein Finanzplatz angesichts dieser strategischen berlegungen weiterhin the natural choice bleiben? Erforderlich sind naturgem, neben wettbewerbsfhigen infrastrukturellen Standortbedingungen auch attraktive rechtliche und insbesondere steuerliche Rahmenbedingungen. Beispielsweise im Hinblick auf letztere sollte Deutschland den Vorschlag der Kommission fr eine Gemeinsame Konsolidierte Krperschaftsteuer-Bemessungsgrundlage (GKKB) konstruktiv begleiten, um eine einheitliche Bemessungsgrundlage fr EU-Konzerne festzusetzen und nur noch eine zentrale Finanzbehrde als Ansprechpartner zu haben. Smtliche EU-Krperschaften und damit auch EU-weit aufgestellte Institutsgruppen knnten so Verrechnungspreisprobleme innerhalb der EU erheblich verringern und einen grenzberschreitenden Verlustausgleich nutzen.

. . . und Joachim von Schorlemer

Stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Verbands der Auslandsbanken in Deutschland e. V. aber auch zutreffend herausgestellt, dass nicht nur fr die deutsche, sondern auch fr die europische Volkswirtschaft im globalen Wettstreit kaum ein Weg an einem starken Europa mit weitgehend identischen Wettbewerbsbedingungen vorbeifhrt.

Groe HerausforderungenDenn auch ohne die aktuellen Verwerfungen steht die gesamte Finanzindustrie angesichts der Umsetzung der zahlreichen, infolge der Finanzkrise verabschiedeten und noch anstehenden Regulierungsprojekte schon vor groen Herausforderungen, um auch weiterhin ihrer Funktion im Wirtschaftskreislauf gerecht zu werden. Keine Frage, es hat hier in der Vergangenheit Fehlentwicklungen gegeben, die nicht zuletzt im eigenen Interesse der Finanzindustrie zu beheben sind; gleichwohl sind Implikationen nicht zu negieren. Unter anderem sind in den kommenden Jahren die strengeren Eigenkapitalanforderungen (Basel III) zu erfllen. Die Deutsche Bundesbank hatte allein fr die deutschen Institute einen Bedarf in Hhe von 50 Mrd. Euro an zustzlichem hartem Kernkapital kalkuliert. Fr die groen Banken Europas sehen die europischen Bankenaufseher sogar einen zustzlichen Kapitalbedarf von 263 Mrd. Euro. Hinzu kommen weitere neue Parameter wie die Leverage Ratio, die Liquidity Coverage Ratio und die Net Stable Funding Ratio. In Bezug auf letztere, also die Sicherstellung der Liquiditt einer Bank in einer Stresssituation mit einer Dauer von mindestens einem Monat, geht beispielsweise die Beratung Oliver Wyman in einer Studie vom November 2011 fr die europischen Banken von einer zustzlichen Belastung in Hhe von 1 Bill. Euro aus. Hinzu kommen zahlreiche weitere Anforderungen, unter anderem im Bereich des Risiko- und Liquidittsmanagements. Die Implementierung all dieser Manahmen ist in vielen international agierenden Banken mit berlegungen ber die eigene strategische Ausrichtung verbunden, wo und wie

Errungenschaften erhaltenDie politischen und volkswirtschaftlichen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte in Europa sind unbersehbar. Der Binnenmarkt ohne nennenswerte Barrieren und Grenzen hat nicht nur die Prosperitt Europas an sich, sondern auch die der einzelnen Staaten und ihrer jeweiligen Finanzstandorte gefrdert. Auch wenn es sicherlich einige Fehlentwicklungen gab, die in den letz-

Fortentwicklung vorantreibenAber auch insgesamt sollte die Fortentwicklung des europischen Binnenmarktes von deutscher Seite vorangetrieben werden. Denn nur mit weitgehend harmonisierten Rahmenbedingungen wird ein Finanzplatz im internationalen Wettbewerb bestehen knnen, da grenzberschreitende Aktivitten immer mit effizienten Unternehmensstrukturen verbunden sind. Es sollte daher kein Zweifel aufkommen, dass Deutschland weiterhin einer der Vorreiter der europischen Integration bleibt. Denn trotz im internationalen Vergleich recht positiver volkswirtschaftlicher Aussichten in Deutschland hngt die Attraktivitt fr den Finanzplatz auch hiervon ab.

AnlegerinformationenFortsetzung von Seite B 9 sorgt also dafr, dass sich die Handelsqualitt deutlich verbessert. Doch falsch verstandene Transparenz kann auch des Guten zu viel werden. Alle Details eines Wertpapiers offen zu kommunizieren wrde die meisten Anleger berfordern: Wer ein Auto kauft, muss nicht das Wissen eines Ingenieurs haben, sollte aber wissen, wie man das Fahrzeug zum Beispiel sicher und zuverlssig bedient und pflegt oder welche Kosten es verursacht. Ebenso verhlt es sich bei der Geldanlage, wobei die Risiken anders als im Straenverkehr nicht gleich lebensbedrohliche Auswirkungen haben. Emittenten und Bankberater sollten also eine unverstndliche berinformation der Anleger vermeiden. samt erteilt sie den Banken keine Bestnote in der PIB-Umsetzung, rgte besonders Mngel in puncto Verstndlichkeit und mahnte Zweifel an, dass ein Vergleich unterschiedlicher Wertpapiere fr Anleger nur schwer mglich sei. Die Banken und Wertpapieranbieter sind gemeinsam aufgefordert, diese politisch geforderten Ziele der Verstndlichkeit und Vergleichbarkeit zu erreichen. Nur mit der klaren Ausrichtung auf die Bedrfnisse der Kunden und Anleger knnen Kooperationen vollzogen und Toleranz untereinander gebt werden. Innovationen wie eine Darstellung der PIBKennzahlen in Echtzeit und eine Einbindung in die Erklrtexte erhhen die Verstndlichkeit und konkretisieren die Wirkungsweise des Wertpapiers. Neben den Inhalten kommt es dabei auch auf die Art der bermittlung an: deutsche Worte statt englischer Fachbegriffe, kurze Stze statt verschachtelter Konstruktionen und eine verstndliche Sprache anstelle des sogenannten Juristendeutsch. Aufgru